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„Bierbrauen“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Bierbrauer.jpg|thumb|250px|Bierbrauer bei der Arbeit (Holzschnitt von 1568)]]
Das '''Brauen''' ist ein [[Lebensmitteltechnologie|lebensmitteltechnologischer]] [[Prozess]] zur Herstellung von [[Bier]]. Er findet in einer [[Brauerei]] statt.


[[Datei:Bierbrauer.jpg|mini|Bierbrauer bei der Arbeit (Holzschnitt von 1568)]]
== Geschichte ==
'''Bierbrauen''' ist ein [[Lebensmitteltechnologie|lebensmitteltechnischer]] [[Prozess (Technik)|Prozess]] zur Herstellung von [[Bier]]. Es findet normalerweise in einer [[Brauerei]] statt und wird von [[Brauer und Mälzer|Brauern]] durchgeführt.


== Grundverfahren ==
''Hauptartikel: [[Geschichte des Bieres]]''
=== Überblick ===


Das in Europa am häufigsten praktizierte Grundverfahren besteht in Folgendem:
Die frühesten Nachweise für Bier gibt es aus dem [[Mesopotamien|mesopotamischen]] Raum. Bei den Römern hieß das Bier [[Cervisia]], nach der Göttin der Feldfrüchte, [[Ceres (Mythologie)|Ceres]].
[[Datei:Schritte bierbrauenpng.png|mini|336x336px|Wichtige Schritte beim Bierbrauen]]
[[Kloster]]brauereien führten im [[Mittelalter]] zu einem geregelten Braubetrieb. Im Mittelalter galt Bier auch als geeignetes Getränk für Kinder, da es damals einen geringeren Alkoholgehalt als heute hatte und das Bier durch das Kochen des Hopfens weitgehend keimfrei war, was man vom Wasser damals nicht behaupten konnte. Es war ebenfalls wegen seines hohen [[Kalorie]]ngehalts eine wichtige Ergänzung der oft knappen Nahrung. Zu jener Zeit legten die Brauer auch oft Kräuter um den [[Sudkessel]], um böse Geister fern zu halten. Die Herstellung brachte wegen mangelnder Erfahrung und schlechten Fertigungstechniken oftmal nur ein ungenießbares Getränk. Der [[Aberglaube]] schob die Schuld dann auf die "Bier-" oder "Brau[[hexe]]n", die nach alten Quellen <!-- ich weiß nicht welche --> 1591 ausgerottet wurden. Angesichts des hohen Bierkonsums im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war Bier für den städtischen Fiskus und die seit etwa 1500 entstehenden [[Zoll|Landessteuerbehörden]] von großem Interesse. Während dieser Zeit wurden in vielen Gegenden im Durchschnitt 20 Prozent des Lohnes für den Bierkonsum ausgegeben. Bereits im Spätmittelalter wurden fast überall im Reich [[Biersteuer|Produktions- und Verkaufssteuern auf Bier]] erhoben. In [[Deutschland]] darf Bier bis heute grundsätzlich nur nach dem [[Reinheitsgebot]] von [[1516]] gebraut werden, nach dem es nur aus Wasser, Hopfen und Malz bestehen darf.
Aus Getreide (meist [[Braugerste]]) wird [[Braumalz]] hergestellt. Das [[Mälzen]] dient hauptsächlich der Gewinnung von [[Enzym]]en.<ref>[[Ludwig Narziß]], Werner Back: ''Die Bierbrauerei: Band 1: Die Technologie der Malzbereitung''. 8. Auflage. John Wiley & Sons, 2012, ISBN 978-3-527-32532-0, S. 1; [https://books.google.de/books?id=ImB2EZFa0KYC&lpg=PA1&dq=%22der%20Zweck%20des%20M%C3%A4lzens%20ist%20haupts%C3%A4chlich%22&hl=de&pg=PA1#v=onepage&q=%22der%20Zweck%20des%20M%C3%A4lzens%20ist%20haupts%C3%A4chlich%22&f=false books.google.de]</ref> Der eigentliche Brauprozess beginnt mit dem [[Maischen]] – einem [[Fermentation]]sprozess. Dabei wird das [[Schrot (Getreide)|geschrotete]] Braumalz mit Wasser vermischt. Die so entstandene Maische wird unter ständigem Rühren erhitzt. Das Maischen dient dazu, wasserunlösliche Stoffe des Malzes, insbesondere [[Stärke]], durch die Wirkung der Malzenzyme in [[Eigenschaften des Wassers#Wasser als Lösungsmittel|wasserlösliche]] Stoffe umzuwandeln, insbesondere [[Maltose]].<ref>Ludwig Narziß, Werner Back: ''Die Bierbrauerei: Band 2: Die Technologie der Würzebereitung''. 8. Auflage. John Wiley & Sons, 2012, ISBN 978-3-527-32533-7; [https://books.google.de/books?id=KGlULi2NI5gC&lpg=SA2-PA26&dq=%22Malzkornes%2C%20die%20Malzst%C3%A4rke%22%20%22Wirkung%20der%20Malzenzyme%22&hl=de&pg=SA2-PA26#v=onepage&q=%22Malzkornes,%20die%20Malzst%C3%A4rke%22%20%22Wirkung%20der%20Malzenzyme%22&f=false books.google.de]</ref> Daraufhin wird die Maische im Läuterbottich ''geläutert'': Der Malztreber wird aus der ''Würze'' (so nennt man den flüssigen, vergärbaren Teil der Maische) entfernt. Durch Nachgüsse mit heißem Wasser wird noch im [[Treber]] enthaltene Würze daraus herausgespült und mit der vorher gewonnenen Würze vereinigt. Das Ganze wird als ''Vorderwürze'' anschließend in der Kochpfanne mit [[Hopfen]] gekocht. Dieser ''Sud'' wird aus der Pfanne in einen Whirlpool oder durch einen Filter gepumpt, um das geronnene Eiweiß und andere Schwebstoffe von der ''Ausschlagwürze'' zu trennen. Diesen Vorgang nennt man ''Ausschlagen''. Zuletzt wird die Flüssigkeit, ''Anstellwürze'' genannt, in einem Kühler auf die optimale Gärtemperatur abgekühlt und je nach Biersorte wird eine Kultur der passenden ''Hefe'' zugesetzt. [[Obergärige Hefe]]sorten vergären bei Temperaturen zwischen 18&nbsp;°C und 24&nbsp;°C, [[Untergärige Hefe|untergärige]] bei 8&nbsp;°C bis 14&nbsp;°C. Bei der alkoholischen Gärung werden die in der Würze gelösten Zucker von der Hefe zu [[Ethanol]] und [[Kohlenstoffdioxid]] verstoffwechselt. Kohlenstoffdioxid entweicht zum Teil als Gas, teils bleibt es im fertigen Bier unter Druck als [[Kohlensäure]] gebunden. Nach der Hauptgärung, die etwa eine Woche dauert, muss das ''Jungbier'' noch etwa vier bis sechs Wochen nachgären und lagern. Das so gereifte Bier wird nochmals gefiltert und schließlich in Flaschen, Fässer oder [[Bierdose|Dosen]] abgefüllt.

== Grundverfahren ==


=== Malzherstellung ===
=== Malzherstellung ===

==== Keimung und Grünmalz ====
==== Keimung und Grünmalz ====
[[Datei:Rothaus-Brauerei.jpg|mini|Blick auf ein Brauereigebäude mit Mälzereiturm (links)]]
[[Datei:Sjb whiskey malt.jpg|mini|Gemälzte Gerstenkörner]]
Beim ''[[Mälzen]]'' werden in der [[Mälzerei]] [[Gerste]] (oder für Weizenmalz [[Weizen]], als Zutat für Weizenbier mindestens 50 %) unter Zugabe von Wasser zum [[Embryo (Pflanze)|Keimen]] gebracht. Beim Keimprozess wird das zur Stärkespaltung notwendige [[Enzym]] [[Amylase]] im Korn gebildet und angereichert. Nach der etwa sechs- bis achtwöchigen [[Keimruhe]], bei der das Keimgut seine volle Keimfähigkeit ausbildet, wird es in Weichgefäßen etwa zwei Tage lang eingeweicht. Dabei erhöht sich der Wassergehalt auf etwa 45 %. Leere Schalen sowie tote Körner werden aufgeschwemmt. Diese [[Schwimmgerste]] wird abgeschöpft. Nach der ''Weiche'' kommt das Korn in den [[Keimkasten]]. Unter genau eingestellter Temperatur und Frischluftzufuhr beginnt jetzt die ''Keimung'', die sich in verschiedene Phasen unterteilt.


* Phase 1: Am ersten Keimtag durchbricht der Wurzelkeim das Korn. Das Keimgut heißt jetzt in der Fachsprache ''Brechhaufen''.
[[Bild:Rothaus-Brauerei.jpg|thumb|Blick auf eine Brauerei; gut zu erkennen: Mälzereiturm links]]
* Phase 2: Nach drei Tagen teilt sich die Wurzel. Das Keimgut heißt jetzt ''Gabelhaufen''.
Beim [[Mälzen]] werden in einer [[Mälzerei]] [[Gerste|Gerstenkörner]] oder bei Weißbier zusätzlich (mit mindestens 50&nbsp;% Anteil) [[Weizen|Weizenkörner]] unter Zugabe von Wasser zum [[Keim]]en gebracht. Der Keimprozess sorgt dafür, dass die zur Stärkeaufspaltung notwendigen [[Enzym]]e im Korn gebildet beziehungsweise angereichert werden.
* Phase 3: Etwa am fünften Tag sind die Wurzeln der einzelnen Körner so weit gewachsen, dass sie ineinander greifen. Das Keimgut heißt jetzt ''Greifhaufen''.


Mit dem fünften Tag ist die Keimung abgeschlossen. Das Ergebnis der Keimung wird ''[[Grünmalz]]'' genannt.
Nach der etwa 6- bis 8-wöchigen [[Keimruhe]], bei der das Keimgut seine volle Keimfähigkeit ausbildet, wird es in Weichgefäßen circa 2 Tage lang eingeweicht. Dabei erhöht sich der Wassergehalt auf etwa 45 Prozent und leere Schalen sowie tote Körner werden aufgeschwemmt. Diese sogenannte [[Schwimmgerste]] wird abgeschöpft.

Nach der Weiche kommt das Korn in den [[Keimkasten]]. Unter genau eingestellter Temperatur und Frischluftzufuhr beginnt jetzt die Keimung, die sich in verschiedene Phasen unterteilt.

* Phase 1: Am ersten Keimtag durchbricht der Wurzelkeim das Korn. Das Keimgut heißt jetzt in der Fachsprache Brechhaufen.
* Phase 2: Nach 3 Tagen teilt sich die Wurzel. Das Keimgut heißt jetzt Gabelhaufen.
* Phase 3: Etwa am fünften Tag sind die Wurzeln der einzelnen Körner soweit gewachsen, dass sie ineinandergreifen. Das Keimgut heißt jetzt Greifhaufen.

Mit dem fünften Tag ist die Keimung abgeschlossen. Das Ergebnis der Keimung nennt man Grünmalz.


==== Darren ====
==== Darren ====
Beim ''[[Darre]]n'' wird der Keimvorgang durch Erhitzen des Grünmalzes auf 85 bis 100&nbsp;°C beendet, das [[Malz]] trocknet. Das Darren gliedert sich in die zwei Teile ''Schwelken'' und ''Abdarren''. Beim Schwelken erfolgt weitgehend die Festlegung der späteren Farbe des fertigen Malzes, da in Abhängigkeit vom Wassergehalt des Darrgutes vermehrt Ausgangsprodukte für die beim späteren Abdarren ablaufenden [[Maillard-Reaktion]]en gebildet werden. Je höher die Darrgutfeuchte beim Schwelken ist, desto dunkler wird das spätere Darrmalz ausfallen. Im zweiten Teilprozess, dem Abdarren, wird der gewünschte Trocknungsgrad des fertigen Malzes eingestellt. Durch das Erhitzen werden die Malzenzyme inaktiviert. Die Inaktivierung verläuft bei geringeren Feuchtegraden schonender.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.tannzapfenbraeu.ch/page19/page23/index.html |titel=Malz - Darren |abruf=2024-07-26}}</ref>


Das Ergebnis dieser Vorgänge ist das Malz. Dessen Eigenschaften beeinflussen den Geschmack des gebrauten Biers wesentlich. Je nach verarbeiteter Getreidesorte, Dauer und Temperatur der Keimung, Wassergehalt vor dem Abdarren sowie Dauer und Temperatur des Abdarrens entstehen ganz verschiedene Malzsorten. So ergibt zum Beispiel durch sehr hohe Temperaturen beim Abdarren teilweise [[karamell]]isiertes oder [[Köhler|verkohltes]] Malz dunkles, sehr aromareiches Bier mit karamelligem oder [[Rauchbier|rauchigem]] Geschmack.
Beim [[Darren]] wird der Keimvorgang durch Erhitzen des Grünmalzes auf 85° bis 100° Celsius beendet, das Malz getrocknet. Das Darren gliedert sich in die zwei Teile Schwelken und Abdarren.


=== Schroten ===
Beim Schwelken erfolgt weitgehend die Festlegung der späteren Farbe des fertigen Malzes, da in Abhängigkeit vom Wassergehalt des Darrgutes vermehrt Ausgangsprodukte für die beim späteren Abdarren ablaufenden [[Maillard-Reaktion]]en gebildet werden. Je höher die Darrgutfeuchte beim Schwelken ist, desto dunkler wird das spätere Darrmalz ausfallen. Im zweiten Teilprozess, dem Abdarren, wird der gewünschte Trocknungsgrad des fertigen Malzes eingestellt. Die Inaktivierung der Malzenzyme verläuft bei geringeren Feuchtegraden schonender, dunkles Malz besitzt daher gegenüber hellem geringere [[Enzym]]aktivitäten.
==== Schrotmühle ====
[[Datei:Braumalze.Brauerei.Aying.jpg|mini|[[Braumalz]]mischung in der Schüttung der Schrotmühle]]


Das Malz wird mit einer [[Schrotmühle]] zerkleinert ([[Schrot (Getreide)|geschrotet]]), um die spätere Lösung der darin enthaltenen Stoffe im Brauwasser zu erleichtern. Dabei kommt es darauf an, dass vorhandene [[Spelzen]] erhalten bleiben. Sie dienen als Filterschicht während des Läutervorgangs. Der Rest des Malzes sollte in [[Grieß]]e und [[Mehl]]e zerkleinert werden. Unterschieden wird zwischen Schrotmühlen mit zwei Walzen, vier Walzen oder sechs Walzen sowie mit oder ohne Siebung. Weiterhin kann zur Verbesserung des Spelzenvolumens eine [[Konditionierschnecke]] mit [[Abstehbehälter]] über der Schrotmühle installiert werden.
Das Ergebnis dieser Vorgänge ist das [[Malz]]. Dessen Eigenschaften beeinflussen den Geschmack des später gebrauten Biers bereits wesentlich: Je nach verarbeiteter Getreidesorte, Dauer und [[Temperatur]] der Keimung, Wassergehalt vor dem Abdarren sowie Dauer und Temperatur des Abdarrens entstehen ganz verschiedene Malzsorten. So ergibt zum Beispiel durch sehr hohe Temperaturen beim Abdarren teilweise [[Karamell|karamellisiertes]] oder [[Verkohlung|verkohltes]] Malz dunkles, sehr aromareiches Bier mit [[karamell]]igem oder [[Rauchbier|rauchigem]] Geschmack.


=== Schroten ===
==== Hammermühle ====
In einer [[Hammermühle (Technik)|Hammermühle]] wird das Malz komplett zertrümmert. Das durch das „Zerhämmern“ entstandene Schrot ist in seiner Zusammensetzung wesentlich feiner als das in einer Schrotmühle geschrotete, da die Spelzen „zertrümmert“ werden. Da die natürliche Filterdecke der Spelzen nicht mehr vorhanden ist, kommt beim Läutern überwiegend ein [[Maischefilter]] zum Einsatz.

Das Malz wird mit einer [[Schrotmühle]] zerkleinert ([[Schrot|geschrotet]]), um die spätere Lösung der darin enthaltenen Stoffe im Brauwasser zu erleichtern. Dabei kommt es darauf an, dass die [[Spelzen]] (Schalen der Getreidekörner) erhalten bleiben. Sie dienen als Filterschicht während des Läutervorgangs. Der Rest des Malzes sollte in Grieße und Mehle zerkleinert werden.


{{Belege fehlen|Siehe Diskussionsseite, Abschnitt "Zuckergehalt von Malz".|Die folgenden Absätze|Plural=1}}
Man unterscheidet zwischen Schrotmühlen mit 2 Walzen, 4 Walzen oder 6 Walzen und mit oder ohne Siebung. Weiterhin kann zur Verbesserung des Spelzenvolumens eine Konditionierschnecke mit Abstehbehälter über der Schrotmühle installiert werden.


=== Maischen ===
=== Maischen ===
''Maischen'' ist das Lösen von Malzinhaltsstoffen in Wasser durch enzymatische, physikalische und chemische Vorgänge. Die dabei relevanten Malzinhaltsstoffe sind [[Stärke]], [[Protein]]e und Zellwandsubstanzen. Das geschrotete Malz wird nach dem [[Vormaischapparat|Vormaischen]] in einem [[Maischbottich]] mit heißem [[Wasser]] vermischt – das ''Einmaischen''. Zumeist wird bei ca. 30&nbsp;°C eingemaischt. Die so entstandene ''[[Maische]]'' wird unter stetigem Umrühren auf Temperaturen um 45&nbsp;°C gebracht und zunächst gehalten; zum Umrühren wurde früher die [[Maischkrücke]] verwendet. Bei dieser sogenannten ''Eiweißrast'' werden Proteine in [[Aminosäure]]n zerlegt. Anschließend wird die Temperatur im Maischbottich schrittweise auf knapp über 70&nbsp;°C erhöht. Währenddessen sorgt das im Malz enthaltene Enzym [[Amylase]] dafür, dass aus der Getreidestärke [[Gärung|vergärbarer]] Malzzucker ([[Maltose]]) und nicht vergärbare [[Dextrine]] entstehen (Amylaserast). Über 78&nbsp;°C darf nicht erhitzt werden, weil dabei die wertvollen Enzyme [[Denaturierung (Biochemie)|denaturiert]] würden.


Bei diesem Produktionsschritt wird der Geschmack des späteren Biers stark beeinflusst. Die Wahl des Brauwassers entscheidet über den [[Mineral]]stoff- und Salzgehalt des Biers. So ist weiches, kalkarmes Brauwasser besser geeignet für [[International Bitterness Unit#typische werte|herbe Biere]] wie [[Pilsener]]. Werden beim Erhitzen der Maische von 45&nbsp;°C auf knapp über 70&nbsp;°C eine oder mehrere ''Rasten'' eingelegt (das sind Zeiträume, in denen die Temperatur nicht weiter erhöht, sondern auf einer Stufe zwischen 45&nbsp;°C&nbsp;und&nbsp;70&nbsp;°C eine Zeit lang konstant gehalten wird), wird die in der Maische enthaltene Stärke enzymatisch in Zucker umgewandelt. Rasten um 65&nbsp;°C (Maltoserast) produziert vermehrt Maltose, die im nachfolgenden Gärprozess zu Ethanol abgebaut wird. Rasten um 70&nbsp;°C fördert dagegen die Bildung von nicht vergärbaren [[Dextrine]]n, die in vollmundigeren Biersorten erwünscht sind.<ref>{{Literatur |Autor=Hagen Rudolph |Titel=Heimbrauen für Fortgeschrittene |Auflage=2. |Verlag=Verlag Hans Carl |Datum=2008 |ISBN=978-3-418-00789-2}}</ref> Der Maischprozess ist ausschlaggebend für die später entstehende Biersorte und dauert zwei bis vier Stunden.
Das bereits geschrotete Malz wird in einem Sudkessel mit etwa 45 °C heißem [[Wasser]] vermischt - man spricht vom [[Maischen|Einmaischen]]. Die so entstandene [[Maische]] wird unter stetigem Umrühren auf Temperaturen um 45 °C gehalten. Dabei löst sich die [[Stärke (Zucker)|Stärke]] aus dem Malz im Wasser auf. Anschließend wird die Temperatur im Sudkessel auf knapp über 70 °C erhöht. Währenddessen sorgt das [[Enzym]] [[Amylase]] aus dem Malz dafür, dass aus der Getreidestärke vergärbarer Malzzucker ([[Maltose]]) entsteht. Das im Korn vorhandene [[Eiweiß]] wird beim Maischen in Aminosäuren zerlegt. Über 80 °C darf nicht erhitzt werden, da dann die wertvollen Enzyme zerstört werden würden.


Prinzipiell wird beim Maischen zwischen ''Infusionsverfahren'' (der gesamte Inhalt des Sudkessels wird erhitzt) und ''Dekoktionsverfahren'' unterschieden.<ref>Andreas Staudt: [http://braumagazin.de/article/auswahl-maischverfahren/ ''Auswahl eines Maischverfahrens''.], braumagazin.de; abgerufen am 20. November 2016</ref> Während in vielen modernen Brauereien ein mehrstufiges Infusionsverfahren zum Einsatz kommt, wird in britischen Brauereien oftmals noch eine einstufige Infusion in einem Temperaturbereich verwendet, bei der die verschiedenen Amylasen gleichzeitig wirken können. Die oftmals relativ dicke Maische verzuckert vergleichsweise schnell.<ref>{{cite web
Auch bei diesem Produktionsschritt kann der Geschmack des späteren Biers stark beeinflusst werden: Die Wahl des Brauwassers etwa entscheidet über den [[Mineralien]]- und Salzgehalt des Biers. So ist beispielsweise weiches, kalkarmes Brauwasser besser geeignet für herbe Biere wie etwa [[Pilsener]] oder [[Kölsch (Bier)|Kölsch]]. Werden beim Erhitzen der Maische von 45 °C auf knapp über 70 °C eine oder mehrere sogenannte Rasten eingelegt (das sind Zeiträume, in denen die Temperatur nicht weiter erhöht sondern auf einer Stufe zwischen 45 °C und 70 °C eine Zeit lang konstant gehalten wird) löst sich mehr Stärke im Wasser, was zu süßeren, malzigeren Bieren führt. Der Maischprozess ist also ausschlaggebend für die später entstehende Biersorte und dauert 2 bis 4 h.
| url = https://beerandbrewing.com/dictionary/n6lWhwoxVM/
| title = The Oxford Companion to Beer definition of infusion mash
| accessdate = 2022-01-23
| author = Garrett Oliver
| language = englisch
}}</ref>


Prinzipiell unterscheidet man beim Maischen zwischen Infusionsverfahren (der gesamte Inhalt des Sudkessels wird erhitzt) und Dekoktionsverfahren (es werden aus dem hier Maischebottich genannten Behälter Teilmaischen in eine Maischepfanne gezogen und dort gekocht, es kommt zum thermischen Aufschluss der Stärkemoleküle; anschließend wird die Teilmaische zurückgepumpt und erhöht so die Temperatur im Maischebottich zur nächsten Rast). Letzteres Verfahren gilt als das ursprüngliche, denn als man die Pfannen im Sudhaus noch direkt befeuerte war ein genaues Einstellen der [[Temperatur]] nicht möglich.
Bei der zweiten Methode werden aus dem ''Maischebottich'' ''Teilmaischen'' in eine ''Maischepfanne'' gezogen und dort gekocht, dadurch kommt es zum thermischen Aufschluss der Stärkemoleküle. Anschließend wird die Teilmaische zurückgepumpt und erhöht so die Temperatur im Maischebottich zur nächsten Rast. Dieses Verfahren gilt in Deutschland und insbesondere in Bayern als das ursprüngliche. Als die Pfannen im Sudhaus noch direkt befeuert wurden, war ein genaues Einstellen der Temperatur nicht möglich, oftmals auch, weil Thermometer noch nicht erfunden oder noch nicht im Einsatz waren.<ref>{{cite web
| author = Moritz Gretzschel
| title = Verkocht und zugebrüht
| date = 2014
| url = http://braumagazin.de/article/verkocht-und-zugebrueht/
| accessdate = 2022-01-22
}}</ref>


Bei der Dekoktionsmaische wird das Messen der Temperatur durch das Messen von Volumen von Teilmaischen unter Annahme einer ungefähren Anfangstemperatur ersetzt. Auch wenn die genaue Temperatur nicht bekannt ist, bleibt die Temperatur auf den verschiedenen Stufen in einem relativ begrenzten Bereich, solange die Volumenmessung exakt genug ist. Bei der klassischen Dreifach-Dekoktion wird mit drei Teilmaischen von je einem Drittel des Gesamtvolumens gearbeitet, wobei die ersten zwei Teilmaischen Dickmaischen sind (d.&nbsp;h. hauptsächlich aus Malz und nur relativ wenig Flüssigkeit bestehen), und die letzte Teilmaische, die „Lautermaische“, eine Dünnmaische, die nur noch dazu dient, Enzyme in der Maische zu inaktivieren und die Maischetemperatur zu erhöhen. Wird nach diesem Schema vorgangen, so wird bei einem breiten Ausgangstemperaturbereich von 20 bis 35&nbsp;°C die Maischetemperatur nach der ersten Dekoktion eine Temperatur von 45 bis 55&nbsp;°C, nach der zweiten Dekoktion eine Temperatur von 62 bis 68&nbsp;°C und nach der dritten Dekoktion eine Temperatur 73 bis 77&nbsp;°C erreichen. In diesen Temperaturbereichen wirken jeweils die Enzyme Proteinase bzw. Peptidase, Beta-Amylase und Alpha-Amylase nahe ihrem jeweiligen Optimum.<ref>{{cite web
=== Jodprobe ===
| url = https://dafteejit.com/2019/02/why-a-triple-decoction-mash-can-never-fail/
| title = Why a Triple Decoction Mash Can Never Fail
| accessdate = 2022-01-23
| author = Andreas Krennmair
| date = 2019-02-17
| language = englisch
}}</ref>


=== Iodprobe ===
Am Ende des Maischens führt der Brauer die sogenannte [[Iodprobe|Jodprobe]] durch. Er entnimmt der heißen Maische dazu einige Tropfen, um sie mit Jod zu versetzen. Da die Maischeflüssigkeit bräunlich ist, nimmt man dafür idealerweise einen weißen Teller. Verfärbt sich die Jodprobe dunkelblau, so enthält die Maische noch Stärke. Dann muss man den Enzymen noch ein wenig mehr Zeit geben, die Stärke in Malzzucker umzuwandeln. Erst wenn die Jodprobe gelb bleibt und anzeigt, dass in der Maische keine oder kaum noch Stärke enthalten ist, kann zum nächsten Schritt übergegangen werden: dem Läutern.
Das Maischen ist beendet, wenn die Stärke vollständig in Malzzucker gespalten ist. Um das zu erkennen, wird die [[Iodprobe]] durchgeführt. Iod ist ein Indikator für Stärke: Eine Probe des Maische-Ansatzes verfärbt sich mit Iod bei Anwesenheit von Stärke dunkelblau. Verfärbt sie sich nicht mehr, ist die Stärke vollständig vermaischt (zu Malzzucker umgesetzt). Zur Probe werden der heißen Maische einige Tropfen entnommen und mit Iodlösung versetzt. Da die Maischeflüssigkeit bräunlich ist, wird zum besseren Erkennen einer Blaufärbung auf einem weißen Teller beprobt. Verfärbt sich die Probe mit Iod blau, so ist die Maischung noch nicht beendet. Bleibt die Probe gelblich-bräunlich, ist die Stärke vollständig vermaischt und das Läutern kann beginnen.


=== Läutern ===
=== Läutern ===
[[Datei:Brasserie Ratz - 20140926 - Cuve à mélanger.jpg|mini|Aufhacker im Läuterbottich]]
Das Malz kann von der Bierwürze, also der Flüssigkeit, die während des Maischvorgangs entstand, getrennt werden. Der heiße Sud wird in den Läuterbottich umgefüllt. Die „selbstfiltrierende“ Eigenschaft der Maische beruht darauf, dass nach unten sinkende Malzreste (in erster Linie die Spelzen der Getreidekörner) einen Malzkuchen am Boden bilden, welcher als Filterschicht dient. Manche Getreidesorten, die zum Brauen verwendet werden (beispielsweise Weizen), haben keine Spelzen. Daher kann zur Unterstützung des Läuterprozesses Gerste beigemischt werden. Die Flüssigkeit wird langsam aus dem Läuterbottich in einen geeigneten Behälter abgelassen. Der Sud fließt durch den Malzkuchen (Treberkuchen) am Boden des Läuterbottichs, der als Filter wirkt. Alle Feststoffe der Maische scheiden sich als Treber ab, der meist als Viehfutter verwendet wird. Die abfließende klare Flüssigkeit ist die Würze. Während des Läuterns versiegt der Würzestrom und wird mit dem Hackwerk des Läuterbottichs wiederhergestellt. Da die ablaufende Würze die Treber auf die Durchlassschlitze des Senkbodens saugt, sorgt der Flüssigkeitsdruck über dem Treberkuchen für eine kompaktere [[Sedimentation]]. Durch das Aufhacken wird die Durchlässigkeit des Treberkuchens wiederhergestellt.


Die Bezeichnung ''Vorderwürze'' deklariert den aus dem Läutergefäß gewinnbaren flüssigen Teil der Maische. Nachgüsse mit heißem Wasser erfolgen nach Ablauf der Vorderwürze als Wasserzugabe in das Läutergefäß und dienen zum Auswaschen des beim Maischen aufgeschlossenen Extraktes (im Wesentlichen der Eiweiß- und Stärkeabbauprodukte) aus dem Treber. Je nach Menge der Nachgüsse (Gussführung) verändern sich die Konzentrationen von Stärkeabbauprodukten und Malzzucker in der Würze. Dies ist wichtig für den späteren [[Alkoholgehalt]] und die [[Stammwürze]] des Biers. Sobald die Extraktion ökonomisch nicht mehr interessant ist, wird die zuckerarme Flüssigkeit als Glattwasser bezeichnet. Eine Wiederverwendung dieses Glattwassers rechnet sich bei stärkeren Maischen, ist jedoch mit Nachteilen wie erhöhtem Gerbstoffgehalt verbunden.
Das Malz hat nun seinen Zweck erfüllt und kann von der sogenannten '''Bierwürze''', also die Flüssigkeit, die vor dem Zugeben der Hefe im Brauprozess während des Maischvorgangs entsteht, getrennt werden. Dazu wird der heiße Sud in einen sogenannten Läuterbottich umgefüllt. Wenn man danach ein wenig wartet, kann man die Eigenschaft der Maische nutzen, dass sie "selbstfiltrierend" ist: Am Boden des Läuterbottichs bildet sich durch nach unten sinkende Malzreste (in erster Linie die [[Spelzen]] der Getreidekörner) eine Art Malzkuchen. Nun lässt man die Flüssigkeit langsam aus dem Läuterbottich laufen und fängt sie in einem geeigneten Behälter auf. Schließlich soll daraus später das Bier entstehen. Dabei fließt der Sud durch den Malzkuchen am Boden des Läuterbottichs, der wie ein Filter wirkt und die darin enthaltenen Schwebstoffe aus dem Sud herausfiltert. Alle Feststoffe aus der Maische scheiden sich als sogenannter [[Treber]] ab, der meist als Viehfutter verwendet wird. Die so gewonnene, klare Flüssigkeit ist die Würze.


Es gibt alternative Maisch-/Läutermethoden. So ist anstatt des Läuterbottichs die Verwendung eines Maischefilters möglich. Dabei können die Spelzen – da nicht als Filterkuchen erforderlich – vorher abgetrennt und beim Maischen separat verarbeitet werden, um thermisch bedingte Geschmacksnachteile (z.&nbsp;B. Gerbstoffe) durch das Maischekochen zu vermeiden. Eine spätere (mindestens teilweise) Wiederzufuhr eines Extrakts aus den Spelzen zur Gärung ist notwendig, um der Hefe die darin vorwiegend enthaltenen Nährstoffe, z.&nbsp;B. Zink, zur Verfügung zu stellen. Letzteres und die Entleerung/Reinigung des Filters sind schwerer zu automatisieren und daher relativ aufwändig.
Die Bezeichnung "Vorderwürze" deklariert den aus dem Läutergefäß gewinnbaren flüssigen Teil der Maische. Nachgüsse mit heißem Wasser erfolgen nach Ablauf der Vorderwürze als chargenweise oder permanente Wasserzugabe in das Läutergefäß und dienen zum Auswaschen des beim [[Maischen]] aufgeschlossenen Extraktes (im Wesentlichen der Eiweiß- und Stärkeabbauprodukte) aus dem Treber. Auch hier entscheidet sich der Biergeschmack: Je nach Menge der Nachgüsse verändern sich die Konzentrationen von Stärkeabbauprodukten und Malzzucker in der Würze. Dies ist wichtig für den späteren [[Alkohol]]gehalt und die [[Stammwürze]] des Biers.


=== Würzekochen ===
=== Würzekochen ===
[[Datei:Erzquell Brauerei Bielstein Braukessel.JPG|mini|Sudpfannen]]
[[Bild:Sudkessel.jpg|thumb|Sudkessel]]
In der [[Würzepfanne]] oder auch "Sudpfanne" wird die [[Würze]] gekocht (bis zum [[Sieden]]). Dabei wird [[Hopfen]] (ursprünglich in Form von Hopfen[[Dolde|dolden]], mit zunehmender Industrialisierung des Bierbrauens jedoch immer öfter in Form von [[Hopfenpellet| Pellets]] oder [[Extrakt]]) zugegeben und mitgekocht. Durch das Kochen entstehen Temperaturen von über 80° Celsius, wodurch die ursprünglich im Sud enthaltenen Malzenzyme zerstört werden. Sie gerinnen und setzen sich als sogenannter Heißtrub an der Oberfläche der kochenden Würze ab.
In der [[Würzepfanne]] oder „Sudpfanne“ wird die Würze (bis zum [[Sieden]]) gekocht. Dabei wird [[Hopfen]] (ursprünglich in Form von Hopfen[[dolde]]n, mit zunehmender Industrialisierung des Bierbrauens jedoch in Form von [[Hopfenpellet]]s oder [[Drogenauszug|Extrakt]]) zugegeben und mitgekocht. Beim Kochen entstehen Temperaturen von über 80&nbsp;°C, wodurch die ursprünglich im Sud enthaltenen Malzenzyme ([[Amylase]]) denaturiert werden und sich zusammen mit anderen denaturierten Eiweißen als Heißtrub an der Oberfläche der kochenden Würze absetzen.


Sorte und Menge des Hopfens steuern Geschmack und Haltbarkeit des Biers: Mehr Hopfen ergibt eine längere Lagerfähigkeit aber auch einen herberen und bittereren Geschmack des Biers. Und durch das Kochen wird die Würze auf die für jede Sorte spezifische [[Stammwürze]] aufkonzentriert, indem man Wasser verdampfen lässt. Am Ende der Würzekochung erfolgt die Bestimmung der Stammwürze mittels einer [[Bierspindel]] ([[Aräometer|Saccharometer]]). Vor der Erfindung der Sudpfanne erfolgte das Erhitzen durch Einlegen heißer Steine in die Würze (''[[Steinbier]]'').
Sorte und Menge des Hopfens tragen zum Geschmack und zur Haltbarkeit des Biers bei. Mehr Hopfen ergibt eine längere Lagerfähigkeit und einen herben, bitteren Geschmack des Bieres. Durch das Verdampfen des Wassers beim Kochen wird die Würze auf die für jede Sorte spezifische Stammwürze aufkonzentriert. Am Ende der Würzekochung wird mit einer [[Bierspindel]] die Stammwürze bestimmt. Vor der Erfindung der Sudpfanne wurden heiße Steine in die Würze eingelegt (''[[Steinbier]]''), um sie zu erhitzen. Ziele der Würzekochung sind unter anderem die [[Isomerisation]] der im Hopfen vorhandenen alpha-Säuren zu iso-alpha-Säuren, das Absenken des [[pH-Wert]]es, Austreiben von [[Dimethylsulfid]] (DMS), es kommt zu einer Zufärbung durch [[Hydroxymethylfurfural]]-Bildung, Entkeimung der Würze und Einstellen auf den gewünschten Stammwürzegehalt.


=== Ausschlagen ===
=== Ausschlagen ===
Anschließend werden die in der Würze vorhandenen nicht gelösten Hopfenbestandteile und [[Fällungsreaktion|ausgefallenes]] Eiweiß (zusammen heißen sie ''Heißtrub'') aus der Würze entfernt. Dies geschieht im [[Whirlpool (Brauerei)|Whirlpool]] (früher im [[Kühlschiff (Brauerei)|Kühlschiff]]), in dem die Würze durch [[tangential]]es Einleiten in [[Rotation (Physik)|Rotation]] versetzt wird und sich der Trub als [[Kegel (Geometrie)|Kegel]] in der Mitte des Gefäßes absetzt. Anschließend wird seitlich die blanke (klare) Würze abgezogen. Diese wird als ''Ausschlagwürze'' bezeichnet.

Anschließend werden die in der Würze vorhandenen nicht gelösten Hopfenbestandteile und ausgefallenes [[Protein|Eiweiß]] (zusammen heißen sie Heißtrub) aus der Würze entfernt. Dies geschieht im sogenannten Whirlpool (früher im [[Kühlschiff (Brauerei)|Kühlschiff]]), in dem die Würze durch tangentiales Einleiten in [[Rotation]] versetzt wird und sich der Trub aufgrund der [[Zentripetalkraft]] wie ein Kegel in der Mitte des Gefäßes absetzt. Nun kann seitlich die blanke (klare) Würze abgezogen werden. Diese wird dann auch als Ausschlagwürze bezeichnet.


=== Abkühlen ===
=== Abkühlen ===
In einem [[Wärmeübertrager]] wird die klare Würze im [[Gegenstromprinzip (Verfahrenstechnik)|Gegenstromverfahren]] mit Brauwasser und anschließend mit Eiswasser auf die für die Hefezugabe erforderliche Temperatur (''Anstelltemperatur'') gekühlt, mit keimfreier Luft zur Sättigung mit [[Sauerstoff]] begast und in einen Gärtank oder Gärbottich geleitet. Eventuell findet vorher eine Flotation statt. Bei der Herstellung von [[Spontangärung|spontan vergorenen Bieren]] ist die Verwendung eines Kühlschiffes noch gebräuchlich. Kühlschiffe waren vor Erfindung der Kältemaschine das gebräuchliche Mittel um die Würze zu kühlen und anzustellen.

In einem [[Wärmetauscher]] wird die klare Würze im sogenannten Gegenstromverfahren mit Eiswasser auf Anstelltemperatur heruntergekühlt und in steriler Luft zur Sättigung mit [[Sauerstoff]] begast und in einen Gärbottich geleitet. Bei belgischen Bierspezialitäten wie [[Kriek]], [[Lambik]] und [[Gueuze]] ist noch die Verwendung eines sog. [[Kühlschiff (Brauerei)|Kühlschiffes]] gebräuchlich.


=== Hefezugabe und Gären ===
=== Hefezugabe und Gären ===
[[Datei:Cuves de fermentations.jpg|mini|Zylindrokonische Gärtanks einer Mikrobrauerei]]
Hefe wird zugegeben, sobald die Würze die für die jeweilige Hefesorte notwendige Temperatur (zwischen 5&nbsp;°C und 20&nbsp;°C) erreicht hat. Dieser Vorgang wird als ''Anstellen'' bezeichnet. Die Hefe bewirkt die Gärung: In großen Gärtanks, die sich früher in kühlen und dunklen Gärkellern befanden, wird der Zucker in der Würze innerhalb von fünf bis acht Tagen zu Alkohol (Ethanol) und Kohlenstoffdioxid [[Alkoholische Gärung|vergoren]]. Etwa 60 % bis 70 % des Malzzuckers werden auf diese Weise umgesetzt. Das dabei entstehende Kohlenstoffdioxid wird abgesaugt und aufbereitet, um dem Bier am Ende des Brauprozesses (beziehungsweise beim Zapfen) wieder zugesetzt zu werden.


Je nach Hefesorte und Würzerezeptur ergibt die Gärung [[Untergärige Hefe|untergäriges]] oder [[Obergärige Hefe|obergäriges Bier]]. Zumeist werden [[Reinzuchthefe]]n zugegeben. Früher waren es Gemeinschaften aus verschiedenen Hefen und teilweise auch Bakterien. Die Zusammensetzung dieser Gemeinschaften hing von der jeweiligen Brauumgebung ab. So hatte jede Brauerei ihre eigene Mikroflora, die wiederum den Brauprozess bestimmte. Die Hefen wurde entweder von einem ''[[Hefner]]'' gepflegt und der Würze direkt zugegeben, oder die Gärung wurde dem Zufall überlassen. Die Zufallsgärung wird als ''[[Spontangärung]]'' bezeichnet. Vereinzelt wird noch Spontangärung beim Bierbrauen eingesetzt, z.&nbsp;B. bei [[Belgisches Bier|belgischen Bierspezialitäten]] wie [[Lambic]].
Hat die Würze eine Temperatur von unter 10° Celcius erreicht, erfolgt die Zugabe der biologisch aktiven [[Bierhefe]]. Dieser Vorgang wird als Anstellen bezeichnet. Die Hefe sorgt für den Gärprozess: In großen Gärtanks - in der Regel in entsprechend kühlen und dunklen Gärkellern - wird der Zucker in der Würze innerhalb von fünf bis acht Tagen zu [[Alkohol]] ([[Ethanol]]) [[Alkoholische Gärung|vergoren]]. Etwa 60 bis 70 Prozent des Malzzuckers werden auf diese Weise umgesetzt. Das dabei entstehende [[Kohlenstoffdioxid]] wird in der Regel abgesaugt, um dem Bier am Ende des Brauprozesses (beziehungsweise beim Zapfen) wieder zugesetzt zu werden.

Je nach [[Hefe]]sorte und [[Würze]]rezeptur ergibt die Gärung [[untergärig]]es oder [[obergäriges]] Bier. Früher hat man die Gärung dem Schicksal überlassen. Man spricht dann von [[Spontangärung]]. Die [[Kriek|belgischen Flaschenbiere]] werden teilweise noch heute ohne Hefezugabe gebraut.


=== Lagerung ===
=== Lagerung ===
[[Datei:Kalttanks.Weissbier.Brauerei.Aying.jpg|mini|Kalttanks (0 bis 2 °Celsius) zur Nachgärung von obergärigem Weißbier]]

Das Jungbier wird anschließend in Lagertanks geschlaucht, wie der [[Brauer]] sagt. Hier wird nachgegoren: Der noch vorhandene Zucker wird in Alkohol umgesetzt. Die Lagertanks stehen in der Regel unter Druck, so dass das entstehende Kohlenstoffdioxid nicht mehr entweicht, sondern als [[Kohlensäure]] im Bier gebunden wird. Das so entstehende Bier hat in der Regel einen [[PH-Wert|ph-Wert]] von 5 (manche Biersorten bis zu 4). Die Nachgärung kann – je nach Biersorte – zwei Wochen bis drei Monate dauern. Durch die Lagerung erhält das Bier seine Reife und den endgültigen Geschmack. Außerdem setzen sich bei der Lagerung Trübbestandteile ab, womit die darauffolgende Filtration leichter von Statten geht.
Das ''Jungbier'' wird anschließend in Lagertanks ''geschlaucht'', wie der Brauer sagt. Hier wird nachgegoren: Der noch vorhandene Zucker wird in Alkohol umgesetzt. Die Lagertanks sind gasdicht verschlossen, so dass das entstehende Kohlenstoffdioxid nicht entweicht und im Bier gebunden wird. In den Lagertanks entsteht ein Überdruck. Das so entstehende Bier hat vorzugsweise einen [[pH-Wert]] von 4,5 (manche Biersorten bis zu 3,5). Die Nachgärung kann – je nach Biersorte – zwei Wochen bis drei Monate dauern. Durch die Lagerung erhält das Bier seine Reife und den endgültigen Geschmack. Es setzen sich bei der Lagerung Trübbestandteile ab, womit die Filtration leichter vonstattengeht.


=== Filtrieren ===
=== Filtrieren ===
[[Datei:Bierfilteranlage.Brauerei.Aying.jpg|mini|Moderne Filterpresse zur Filterung mit Kieselgur und Tiefenfilter]]

Bei der Mehrzahl der Biere wird das Bier nach der Lagerung gefiltert (Kieselgurfilter, [[Schichtenfiltration|Entkeimungsfilter]]). Dabei wird dann durch letztmalige [[Filtration|Ausfilterung]] von Eiweißgerbstoff-Verbindungen, Hopfenharzen, toten Hefezellen oder bierschädlichen Bakterien die letztendliche Klarheit erreicht, die durch die normale Klärung bei der Lagerung nicht möglich wäre. Bei naturtrüben Bieren entfällt dieser Schritt.
Bei der Mehrzahl der industriell erzeugten Biere wird das Bier nach der Lagerung gefiltert (früher [[Massefilter]], heute [[Kieselgur]]filter, [[Cross-Flow-Filtration|Cross-Flow Filter]], [[Schichtenfiltration|Entkeimungsfilter]]). Dabei wird durch letztmalige [[Filtration (Trennverfahren)|Ausfilterung]] von Eiweißgerbstoff-Verbindungen, Hopfenharzen, Hefezellen und bierschädlichen Bakterien eine Klarheit erreicht, die durch die normale Klärung bei der Lagerung nicht möglich wäre.


=== Abfüllen ===
=== Abfüllen ===
[[Datei:Herstellung Köstritzer Brauerei.JPG|mini|In modernen Brauereien geschieht die [[Getränkeabfüllung|Abfüllung]] vollautomatisch]]
Letztlich wird das Bier in [[Flasche]]n, [[Dose]]n oder [[Fass|Fässer]] abgefüllt. Für industriell gefiltert hergestellte trübe Hefe-Biere wird zuvor abgetötete Hefe zugesetzt. Bei der traditionellen Lagerung in [[Eichen]]fässern wurden diese innen mit [[Brauerpech]] abgedichtet und ausgekleidet, damit das Bier nicht mit dem Holz in Berührung kam. Befüllt wird im Gegendruckverfahren (bei Fässern mit einem [[Isobarometer]]), so dass die Kohlensäure erhalten bleibt. Eine Aufnahme von Sauerstoff wird vermieden, um die Qualität nicht zu beeinträchtigen. Das Bier ist fertig und trinkbar. Der Geschmack des Biers ändert sich nach dem Abfüllen noch mit der Zeit. Die Reifungsprozesse im Bier setzen sich nach dem [[Getränkeabfüllung|Abfüllen]] fort. Licht- und Wärmeeinwirkung bringen Prozesse der Zersetzung und des Zerfalls in Gang.

Je weniger Inhaltsstoffe aus dem Bier herausgefiltert werden, desto mehr geschmacksprägende Aromaträger verbleiben darin.

== Flaschengärung ==
Bei unpasteurisierten Bieren kommt es in der [[Bierflasche]] zu einem letzten Gärprozess, der [[Flaschengärung]]. Da die Lagerung beendet wird, bevor aller Zucker vergoren ist oder das endvergorene Bier mit einer „Speisegabe“ versehen wird (meist gärende Würze im Hochkräusen-Stadium), verbleibt ein Rest Hefe im Bier.

== Berufsbild von Brauern und Mälzern (Deutschland) ==
[[File:Brauerei Wülfel Skulptur.jpg|mini|hochkant=0.8|Skulptur eines Bierbrauers an der [[Brauerei Wülfel]]]]

Für den [[Ausbildungsberuf]] [[Brauer und Mälzer]] sieht die Ausbildungsverordnung seit dem Lehrjahr 2007/2008 die gleichen Inhalte vor. Auf Anregung des Deutschen Brauer-Bundes und des Deutschen Braumeister- und Malzmeister-Bundes sind folgende Inhalte den Ausbildungsberufen hinzugefügt worden:
* die Herstellung alkoholfreier [[Erfrischungsgetränk]]e,
* Wartung, Steuerung und Regelung von Brauereianlagen sowie die Bedienung von Schankanlagen ([[Keg]]s).<ref>''Neuer Lehrstoff.'' In: ''Frankfurter Allgemeine.'' 8. Oktober 2007.</ref>


Mit mittlerem Bildungsabschluss und einer mindestens einjährigen Berufspraxis besteht die Möglichkeit, an der [[Doemens|Doemens-Fachakademie]] eine viersemestrige Ausbildung zum Produktionsleiter für Brauwesen und Getränketechnik zu belegen. An der [[Technische Universität Berlin|TU Berlin]] und der [[Technische Universität München|TU München]] ([[TUM School of Life Sciences]] in [[Weihenstephan]]) kann mit der Hochschulreife ein Studium zum Diplom-Braumeister, Diplom-Ingenieur für Brauwesen oder Master of Science / Bachelor of Science durchgeführt werden.<ref>[https://www.ls.tum.de/ls/studium/studiengaenge/#c4181 ''Life Sciences studieren: Lebensmitteltechnologie, Brauwesen, Getränketechnologie, Bioprozesstechnik, Verfahrenstechnik''.], TUM School of Life Sciences; abgerufen am 9. April 2025</ref> An der [[Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf|Hochschule Weihenstephan-Triesdorf]] ist mit der Hochschulreife ein Studium im Bereich Brau- und Getränketechnologie möglich, mit dem Abschluss Bachelor of Engineering (B.Eng.).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.hswt.de/studium/studiengaenge/bg/profil.html |titel=Profil: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf |abruf=2020-03-25 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20200325144831/https://www.hswt.de/studium/studiengaenge/bg/profil.html |archiv-datum=2020-03-25 |offline=ja |archiv-bot=2024-07-28 01:22:19 InternetArchiveBot }}</ref>
[[Bild:Beer_wuerzburger_hofbraue_v.jpg|thumb|Fertiges Bier]]
Anschließend wird das Bier in [[Flasche]]n oder [[Fass|Fässer]] abgefüllt. Dies erfolgt im Gegendruck-Verfahren (bei Fässern mit einem [[Isobarometer]]), so dass die Kohlensäure erhalten bleibt. Wichtig ist, dass eine Aufnahme von Sauerstoff vermieden wird, der die Qualität beeinträchtigen würde. Das Bier ist nun fertig und trinkbar.


== Siehe auch ==
== Sonderverfahren [[Flaschengärung]] ==
* [[Haus- und Hobbybrauen]]
* [[Mälzen]]


== Literatur ==
Bei einigen Biersorten (zum Beispiel [[Weißbier]]) kommt es in der [[Bierflasche]] noch mal zu einem letzten Gärprozess. Da die Lagerung beendet wird, bevor aller Zucker vergoren ist bzw. da das endvergorene Bier mit einer sogenannten Speisegabe versehen wird (meist gärende Würze im Hochkräusen-Stadium), verbleibt auch ein Rest Hefe im [[Bier]]. Auch von [[Hobbybrauer]]n wird die Flaschengärung oft angewendet.
* {{Literatur
|Autor= [[Ludwig Narziß]]
|Titel=Abriss der Bierbrauerei
|Auflage=7., akt. und erw.
|Verlag=Wiley-VCH
|Ort=Weinheim
|Datum=2005
|ISBN=3-527-31035-5}}
* {{Literatur
|Autor= [[Wolfgang Kunze]]
|Titel=Die Technologie der Brauer und Mälzer
|Auflage=9., aktualisierte
|Verlag=VLB Berlin
|Datum=2007
|ISBN=978-3-921690-56-7}}
* [[Gunther Hirschfelder]], Manuel Trummer: ''Bier. Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute.'' Theiss Verlag – WBG, Stuttgart 2016. ISBN 978-3-8062-3270-7.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Brewing|Bierbrauen|audio=0|video=1}}
{{Wikisource|Die große Brauerey zu Burgfahrenbach in Absicht auf Lage, Structur, Mechanismus, Braumaterialien, Braumethode, Brauproducte, innere und äussere Vortheile und Verhältnisse}}
* {{DNB-Portal|4122920-4|TEXT=Literatur zum Schlagwort}}
* [http://www.hobbybrauer-kompendium.de/ Kleines Brau-Lexikon für Hobbybrauer und Fortgeschrittene; also für alle, die versuchen hochwertiges Bier selbst herzustellen]
* [https://wiki.genealogy.net/Kniesen_Bierbrauer-Zunft Bierbrauer Ordnung von 1668 in dem damaligen Deutschsprachigen Ort Kniesen in der Zips / Oberungarn; heute Hniezdne in der der Slowakei]


== Einzelnachweise ==
{{Commons|Category:Beer-Brewing|Bier brauen}}
<references />
* [http://www.bierundwir.de Informationen zu Rohstoffen und Herstellung von Bier]
* [http://wiki.hobbybrauer.de Hobbybrauer Wiki]
* [http://www.hausgebraut.de Vereinigung der Haus- und Hobbybrauer in Deutschland e.V.]


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[[Kategorie:Brauprozess|!Bierbrauen]]
[[Kategorie:Bier]]


[[Kategorie:Brauen| ]]
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[[en:Brewing]]
[[lt:Alaus darymas]]
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Aktuelle Version vom 11. Juni 2025, 08:02 Uhr

Bierbrauer bei der Arbeit (Holzschnitt von 1568)

Bierbrauen ist ein lebensmitteltechnischer Prozess zur Herstellung von Bier. Es findet normalerweise in einer Brauerei statt und wird von Brauern durchgeführt.

Das in Europa am häufigsten praktizierte Grundverfahren besteht in Folgendem:

Wichtige Schritte beim Bierbrauen

Aus Getreide (meist Braugerste) wird Braumalz hergestellt. Das Mälzen dient hauptsächlich der Gewinnung von Enzymen.[1] Der eigentliche Brauprozess beginnt mit dem Maischen – einem Fermentationsprozess. Dabei wird das geschrotete Braumalz mit Wasser vermischt. Die so entstandene Maische wird unter ständigem Rühren erhitzt. Das Maischen dient dazu, wasserunlösliche Stoffe des Malzes, insbesondere Stärke, durch die Wirkung der Malzenzyme in wasserlösliche Stoffe umzuwandeln, insbesondere Maltose.[2] Daraufhin wird die Maische im Läuterbottich geläutert: Der Malztreber wird aus der Würze (so nennt man den flüssigen, vergärbaren Teil der Maische) entfernt. Durch Nachgüsse mit heißem Wasser wird noch im Treber enthaltene Würze daraus herausgespült und mit der vorher gewonnenen Würze vereinigt. Das Ganze wird als Vorderwürze anschließend in der Kochpfanne mit Hopfen gekocht. Dieser Sud wird aus der Pfanne in einen Whirlpool oder durch einen Filter gepumpt, um das geronnene Eiweiß und andere Schwebstoffe von der Ausschlagwürze zu trennen. Diesen Vorgang nennt man Ausschlagen. Zuletzt wird die Flüssigkeit, Anstellwürze genannt, in einem Kühler auf die optimale Gärtemperatur abgekühlt und je nach Biersorte wird eine Kultur der passenden Hefe zugesetzt. Obergärige Hefesorten vergären bei Temperaturen zwischen 18 °C und 24 °C, untergärige bei 8 °C bis 14 °C. Bei der alkoholischen Gärung werden die in der Würze gelösten Zucker von der Hefe zu Ethanol und Kohlenstoffdioxid verstoffwechselt. Kohlenstoffdioxid entweicht zum Teil als Gas, teils bleibt es im fertigen Bier unter Druck als Kohlensäure gebunden. Nach der Hauptgärung, die etwa eine Woche dauert, muss das Jungbier noch etwa vier bis sechs Wochen nachgären und lagern. Das so gereifte Bier wird nochmals gefiltert und schließlich in Flaschen, Fässer oder Dosen abgefüllt.

Malzherstellung

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Keimung und Grünmalz

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Blick auf ein Brauereigebäude mit Mälzereiturm (links)
Gemälzte Gerstenkörner

Beim Mälzen werden in der Mälzerei Gerste (oder für Weizenmalz Weizen, als Zutat für Weizenbier mindestens 50 %) unter Zugabe von Wasser zum Keimen gebracht. Beim Keimprozess wird das zur Stärkespaltung notwendige Enzym Amylase im Korn gebildet und angereichert. Nach der etwa sechs- bis achtwöchigen Keimruhe, bei der das Keimgut seine volle Keimfähigkeit ausbildet, wird es in Weichgefäßen etwa zwei Tage lang eingeweicht. Dabei erhöht sich der Wassergehalt auf etwa 45 %. Leere Schalen sowie tote Körner werden aufgeschwemmt. Diese Schwimmgerste wird abgeschöpft. Nach der Weiche kommt das Korn in den Keimkasten. Unter genau eingestellter Temperatur und Frischluftzufuhr beginnt jetzt die Keimung, die sich in verschiedene Phasen unterteilt.

  • Phase 1: Am ersten Keimtag durchbricht der Wurzelkeim das Korn. Das Keimgut heißt jetzt in der Fachsprache Brechhaufen.
  • Phase 2: Nach drei Tagen teilt sich die Wurzel. Das Keimgut heißt jetzt Gabelhaufen.
  • Phase 3: Etwa am fünften Tag sind die Wurzeln der einzelnen Körner so weit gewachsen, dass sie ineinander greifen. Das Keimgut heißt jetzt Greifhaufen.

Mit dem fünften Tag ist die Keimung abgeschlossen. Das Ergebnis der Keimung wird Grünmalz genannt.

Beim Darren wird der Keimvorgang durch Erhitzen des Grünmalzes auf 85 bis 100 °C beendet, das Malz trocknet. Das Darren gliedert sich in die zwei Teile Schwelken und Abdarren. Beim Schwelken erfolgt weitgehend die Festlegung der späteren Farbe des fertigen Malzes, da in Abhängigkeit vom Wassergehalt des Darrgutes vermehrt Ausgangsprodukte für die beim späteren Abdarren ablaufenden Maillard-Reaktionen gebildet werden. Je höher die Darrgutfeuchte beim Schwelken ist, desto dunkler wird das spätere Darrmalz ausfallen. Im zweiten Teilprozess, dem Abdarren, wird der gewünschte Trocknungsgrad des fertigen Malzes eingestellt. Durch das Erhitzen werden die Malzenzyme inaktiviert. Die Inaktivierung verläuft bei geringeren Feuchtegraden schonender.[3]

Das Ergebnis dieser Vorgänge ist das Malz. Dessen Eigenschaften beeinflussen den Geschmack des gebrauten Biers wesentlich. Je nach verarbeiteter Getreidesorte, Dauer und Temperatur der Keimung, Wassergehalt vor dem Abdarren sowie Dauer und Temperatur des Abdarrens entstehen ganz verschiedene Malzsorten. So ergibt zum Beispiel durch sehr hohe Temperaturen beim Abdarren teilweise karamellisiertes oder verkohltes Malz dunkles, sehr aromareiches Bier mit karamelligem oder rauchigem Geschmack.

Braumalzmischung in der Schüttung der Schrotmühle

Das Malz wird mit einer Schrotmühle zerkleinert (geschrotet), um die spätere Lösung der darin enthaltenen Stoffe im Brauwasser zu erleichtern. Dabei kommt es darauf an, dass vorhandene Spelzen erhalten bleiben. Sie dienen als Filterschicht während des Läutervorgangs. Der Rest des Malzes sollte in Grieße und Mehle zerkleinert werden. Unterschieden wird zwischen Schrotmühlen mit zwei Walzen, vier Walzen oder sechs Walzen sowie mit oder ohne Siebung. Weiterhin kann zur Verbesserung des Spelzenvolumens eine Konditionierschnecke mit Abstehbehälter über der Schrotmühle installiert werden.

In einer Hammermühle wird das Malz komplett zertrümmert. Das durch das „Zerhämmern“ entstandene Schrot ist in seiner Zusammensetzung wesentlich feiner als das in einer Schrotmühle geschrotete, da die Spelzen „zertrümmert“ werden. Da die natürliche Filterdecke der Spelzen nicht mehr vorhanden ist, kommt beim Läutern überwiegend ein Maischefilter zum Einsatz.

Maischen ist das Lösen von Malzinhaltsstoffen in Wasser durch enzymatische, physikalische und chemische Vorgänge. Die dabei relevanten Malzinhaltsstoffe sind Stärke, Proteine und Zellwandsubstanzen. Das geschrotete Malz wird nach dem Vormaischen in einem Maischbottich mit heißem Wasser vermischt – das Einmaischen. Zumeist wird bei ca. 30 °C eingemaischt. Die so entstandene Maische wird unter stetigem Umrühren auf Temperaturen um 45 °C gebracht und zunächst gehalten; zum Umrühren wurde früher die Maischkrücke verwendet. Bei dieser sogenannten Eiweißrast werden Proteine in Aminosäuren zerlegt. Anschließend wird die Temperatur im Maischbottich schrittweise auf knapp über 70 °C erhöht. Währenddessen sorgt das im Malz enthaltene Enzym Amylase dafür, dass aus der Getreidestärke vergärbarer Malzzucker (Maltose) und nicht vergärbare Dextrine entstehen (Amylaserast). Über 78 °C darf nicht erhitzt werden, weil dabei die wertvollen Enzyme denaturiert würden.

Bei diesem Produktionsschritt wird der Geschmack des späteren Biers stark beeinflusst. Die Wahl des Brauwassers entscheidet über den Mineralstoff- und Salzgehalt des Biers. So ist weiches, kalkarmes Brauwasser besser geeignet für herbe Biere wie Pilsener. Werden beim Erhitzen der Maische von 45 °C auf knapp über 70 °C eine oder mehrere Rasten eingelegt (das sind Zeiträume, in denen die Temperatur nicht weiter erhöht, sondern auf einer Stufe zwischen 45 °C und 70 °C eine Zeit lang konstant gehalten wird), wird die in der Maische enthaltene Stärke enzymatisch in Zucker umgewandelt. Rasten um 65 °C (Maltoserast) produziert vermehrt Maltose, die im nachfolgenden Gärprozess zu Ethanol abgebaut wird. Rasten um 70 °C fördert dagegen die Bildung von nicht vergärbaren Dextrinen, die in vollmundigeren Biersorten erwünscht sind.[4] Der Maischprozess ist ausschlaggebend für die später entstehende Biersorte und dauert zwei bis vier Stunden.

Prinzipiell wird beim Maischen zwischen Infusionsverfahren (der gesamte Inhalt des Sudkessels wird erhitzt) und Dekoktionsverfahren unterschieden.[5] Während in vielen modernen Brauereien ein mehrstufiges Infusionsverfahren zum Einsatz kommt, wird in britischen Brauereien oftmals noch eine einstufige Infusion in einem Temperaturbereich verwendet, bei der die verschiedenen Amylasen gleichzeitig wirken können. Die oftmals relativ dicke Maische verzuckert vergleichsweise schnell.[6]

Bei der zweiten Methode werden aus dem Maischebottich Teilmaischen in eine Maischepfanne gezogen und dort gekocht, dadurch kommt es zum thermischen Aufschluss der Stärkemoleküle. Anschließend wird die Teilmaische zurückgepumpt und erhöht so die Temperatur im Maischebottich zur nächsten Rast. Dieses Verfahren gilt in Deutschland und insbesondere in Bayern als das ursprüngliche. Als die Pfannen im Sudhaus noch direkt befeuert wurden, war ein genaues Einstellen der Temperatur nicht möglich, oftmals auch, weil Thermometer noch nicht erfunden oder noch nicht im Einsatz waren.[7]

Bei der Dekoktionsmaische wird das Messen der Temperatur durch das Messen von Volumen von Teilmaischen unter Annahme einer ungefähren Anfangstemperatur ersetzt. Auch wenn die genaue Temperatur nicht bekannt ist, bleibt die Temperatur auf den verschiedenen Stufen in einem relativ begrenzten Bereich, solange die Volumenmessung exakt genug ist. Bei der klassischen Dreifach-Dekoktion wird mit drei Teilmaischen von je einem Drittel des Gesamtvolumens gearbeitet, wobei die ersten zwei Teilmaischen Dickmaischen sind (d. h. hauptsächlich aus Malz und nur relativ wenig Flüssigkeit bestehen), und die letzte Teilmaische, die „Lautermaische“, eine Dünnmaische, die nur noch dazu dient, Enzyme in der Maische zu inaktivieren und die Maischetemperatur zu erhöhen. Wird nach diesem Schema vorgangen, so wird bei einem breiten Ausgangstemperaturbereich von 20 bis 35 °C die Maischetemperatur nach der ersten Dekoktion eine Temperatur von 45 bis 55 °C, nach der zweiten Dekoktion eine Temperatur von 62 bis 68 °C und nach der dritten Dekoktion eine Temperatur 73 bis 77 °C erreichen. In diesen Temperaturbereichen wirken jeweils die Enzyme Proteinase bzw. Peptidase, Beta-Amylase und Alpha-Amylase nahe ihrem jeweiligen Optimum.[8]

Das Maischen ist beendet, wenn die Stärke vollständig in Malzzucker gespalten ist. Um das zu erkennen, wird die Iodprobe durchgeführt. Iod ist ein Indikator für Stärke: Eine Probe des Maische-Ansatzes verfärbt sich mit Iod bei Anwesenheit von Stärke dunkelblau. Verfärbt sie sich nicht mehr, ist die Stärke vollständig vermaischt (zu Malzzucker umgesetzt). Zur Probe werden der heißen Maische einige Tropfen entnommen und mit Iodlösung versetzt. Da die Maischeflüssigkeit bräunlich ist, wird zum besseren Erkennen einer Blaufärbung auf einem weißen Teller beprobt. Verfärbt sich die Probe mit Iod blau, so ist die Maischung noch nicht beendet. Bleibt die Probe gelblich-bräunlich, ist die Stärke vollständig vermaischt und das Läutern kann beginnen.

Aufhacker im Läuterbottich

Das Malz kann von der Bierwürze, also der Flüssigkeit, die während des Maischvorgangs entstand, getrennt werden. Der heiße Sud wird in den Läuterbottich umgefüllt. Die „selbstfiltrierende“ Eigenschaft der Maische beruht darauf, dass nach unten sinkende Malzreste (in erster Linie die Spelzen der Getreidekörner) einen Malzkuchen am Boden bilden, welcher als Filterschicht dient. Manche Getreidesorten, die zum Brauen verwendet werden (beispielsweise Weizen), haben keine Spelzen. Daher kann zur Unterstützung des Läuterprozesses Gerste beigemischt werden. Die Flüssigkeit wird langsam aus dem Läuterbottich in einen geeigneten Behälter abgelassen. Der Sud fließt durch den Malzkuchen (Treberkuchen) am Boden des Läuterbottichs, der als Filter wirkt. Alle Feststoffe der Maische scheiden sich als Treber ab, der meist als Viehfutter verwendet wird. Die abfließende klare Flüssigkeit ist die Würze. Während des Läuterns versiegt der Würzestrom und wird mit dem Hackwerk des Läuterbottichs wiederhergestellt. Da die ablaufende Würze die Treber auf die Durchlassschlitze des Senkbodens saugt, sorgt der Flüssigkeitsdruck über dem Treberkuchen für eine kompaktere Sedimentation. Durch das Aufhacken wird die Durchlässigkeit des Treberkuchens wiederhergestellt.

Die Bezeichnung Vorderwürze deklariert den aus dem Läutergefäß gewinnbaren flüssigen Teil der Maische. Nachgüsse mit heißem Wasser erfolgen nach Ablauf der Vorderwürze als Wasserzugabe in das Läutergefäß und dienen zum Auswaschen des beim Maischen aufgeschlossenen Extraktes (im Wesentlichen der Eiweiß- und Stärkeabbauprodukte) aus dem Treber. Je nach Menge der Nachgüsse (Gussführung) verändern sich die Konzentrationen von Stärkeabbauprodukten und Malzzucker in der Würze. Dies ist wichtig für den späteren Alkoholgehalt und die Stammwürze des Biers. Sobald die Extraktion ökonomisch nicht mehr interessant ist, wird die zuckerarme Flüssigkeit als Glattwasser bezeichnet. Eine Wiederverwendung dieses Glattwassers rechnet sich bei stärkeren Maischen, ist jedoch mit Nachteilen wie erhöhtem Gerbstoffgehalt verbunden.

Es gibt alternative Maisch-/Läutermethoden. So ist anstatt des Läuterbottichs die Verwendung eines Maischefilters möglich. Dabei können die Spelzen – da nicht als Filterkuchen erforderlich – vorher abgetrennt und beim Maischen separat verarbeitet werden, um thermisch bedingte Geschmacksnachteile (z. B. Gerbstoffe) durch das Maischekochen zu vermeiden. Eine spätere (mindestens teilweise) Wiederzufuhr eines Extrakts aus den Spelzen zur Gärung ist notwendig, um der Hefe die darin vorwiegend enthaltenen Nährstoffe, z. B. Zink, zur Verfügung zu stellen. Letzteres und die Entleerung/Reinigung des Filters sind schwerer zu automatisieren und daher relativ aufwändig.

Sudpfannen

In der Würzepfanne oder „Sudpfanne“ wird die Würze (bis zum Sieden) gekocht. Dabei wird Hopfen (ursprünglich in Form von Hopfendolden, mit zunehmender Industrialisierung des Bierbrauens jedoch in Form von Hopfenpellets oder Extrakt) zugegeben und mitgekocht. Beim Kochen entstehen Temperaturen von über 80 °C, wodurch die ursprünglich im Sud enthaltenen Malzenzyme (Amylase) denaturiert werden und sich zusammen mit anderen denaturierten Eiweißen als Heißtrub an der Oberfläche der kochenden Würze absetzen.

Sorte und Menge des Hopfens tragen zum Geschmack und zur Haltbarkeit des Biers bei. Mehr Hopfen ergibt eine längere Lagerfähigkeit und einen herben, bitteren Geschmack des Bieres. Durch das Verdampfen des Wassers beim Kochen wird die Würze auf die für jede Sorte spezifische Stammwürze aufkonzentriert. Am Ende der Würzekochung wird mit einer Bierspindel die Stammwürze bestimmt. Vor der Erfindung der Sudpfanne wurden heiße Steine in die Würze eingelegt (Steinbier), um sie zu erhitzen. Ziele der Würzekochung sind unter anderem die Isomerisation der im Hopfen vorhandenen alpha-Säuren zu iso-alpha-Säuren, das Absenken des pH-Wertes, Austreiben von Dimethylsulfid (DMS), es kommt zu einer Zufärbung durch Hydroxymethylfurfural-Bildung, Entkeimung der Würze und Einstellen auf den gewünschten Stammwürzegehalt.

Anschließend werden die in der Würze vorhandenen nicht gelösten Hopfenbestandteile und ausgefallenes Eiweiß (zusammen heißen sie Heißtrub) aus der Würze entfernt. Dies geschieht im Whirlpool (früher im Kühlschiff), in dem die Würze durch tangentiales Einleiten in Rotation versetzt wird und sich der Trub als Kegel in der Mitte des Gefäßes absetzt. Anschließend wird seitlich die blanke (klare) Würze abgezogen. Diese wird als Ausschlagwürze bezeichnet.

In einem Wärmeübertrager wird die klare Würze im Gegenstromverfahren mit Brauwasser und anschließend mit Eiswasser auf die für die Hefezugabe erforderliche Temperatur (Anstelltemperatur) gekühlt, mit keimfreier Luft zur Sättigung mit Sauerstoff begast und in einen Gärtank oder Gärbottich geleitet. Eventuell findet vorher eine Flotation statt. Bei der Herstellung von spontan vergorenen Bieren ist die Verwendung eines Kühlschiffes noch gebräuchlich. Kühlschiffe waren vor Erfindung der Kältemaschine das gebräuchliche Mittel um die Würze zu kühlen und anzustellen.

Hefezugabe und Gären

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Zylindrokonische Gärtanks einer Mikrobrauerei

Hefe wird zugegeben, sobald die Würze die für die jeweilige Hefesorte notwendige Temperatur (zwischen 5 °C und 20 °C) erreicht hat. Dieser Vorgang wird als Anstellen bezeichnet. Die Hefe bewirkt die Gärung: In großen Gärtanks, die sich früher in kühlen und dunklen Gärkellern befanden, wird der Zucker in der Würze innerhalb von fünf bis acht Tagen zu Alkohol (Ethanol) und Kohlenstoffdioxid vergoren. Etwa 60 % bis 70 % des Malzzuckers werden auf diese Weise umgesetzt. Das dabei entstehende Kohlenstoffdioxid wird abgesaugt und aufbereitet, um dem Bier am Ende des Brauprozesses (beziehungsweise beim Zapfen) wieder zugesetzt zu werden.

Je nach Hefesorte und Würzerezeptur ergibt die Gärung untergäriges oder obergäriges Bier. Zumeist werden Reinzuchthefen zugegeben. Früher waren es Gemeinschaften aus verschiedenen Hefen und teilweise auch Bakterien. Die Zusammensetzung dieser Gemeinschaften hing von der jeweiligen Brauumgebung ab. So hatte jede Brauerei ihre eigene Mikroflora, die wiederum den Brauprozess bestimmte. Die Hefen wurde entweder von einem Hefner gepflegt und der Würze direkt zugegeben, oder die Gärung wurde dem Zufall überlassen. Die Zufallsgärung wird als Spontangärung bezeichnet. Vereinzelt wird noch Spontangärung beim Bierbrauen eingesetzt, z. B. bei belgischen Bierspezialitäten wie Lambic.

Kalttanks (0 bis 2 °Celsius) zur Nachgärung von obergärigem Weißbier

Das Jungbier wird anschließend in Lagertanks geschlaucht, wie der Brauer sagt. Hier wird nachgegoren: Der noch vorhandene Zucker wird in Alkohol umgesetzt. Die Lagertanks sind gasdicht verschlossen, so dass das entstehende Kohlenstoffdioxid nicht entweicht und im Bier gebunden wird. In den Lagertanks entsteht ein Überdruck. Das so entstehende Bier hat vorzugsweise einen pH-Wert von 4,5 (manche Biersorten bis zu 3,5). Die Nachgärung kann – je nach Biersorte – zwei Wochen bis drei Monate dauern. Durch die Lagerung erhält das Bier seine Reife und den endgültigen Geschmack. Es setzen sich bei der Lagerung Trübbestandteile ab, womit die Filtration leichter vonstattengeht.

Moderne Filterpresse zur Filterung mit Kieselgur und Tiefenfilter

Bei der Mehrzahl der industriell erzeugten Biere wird das Bier nach der Lagerung gefiltert (früher Massefilter, heute Kieselgurfilter, Cross-Flow Filter, Entkeimungsfilter). Dabei wird durch letztmalige Ausfilterung von Eiweißgerbstoff-Verbindungen, Hopfenharzen, Hefezellen und bierschädlichen Bakterien eine Klarheit erreicht, die durch die normale Klärung bei der Lagerung nicht möglich wäre.

In modernen Brauereien geschieht die Abfüllung vollautomatisch

Letztlich wird das Bier in Flaschen, Dosen oder Fässer abgefüllt. Für industriell gefiltert hergestellte trübe Hefe-Biere wird zuvor abgetötete Hefe zugesetzt. Bei der traditionellen Lagerung in Eichenfässern wurden diese innen mit Brauerpech abgedichtet und ausgekleidet, damit das Bier nicht mit dem Holz in Berührung kam. Befüllt wird im Gegendruckverfahren (bei Fässern mit einem Isobarometer), so dass die Kohlensäure erhalten bleibt. Eine Aufnahme von Sauerstoff wird vermieden, um die Qualität nicht zu beeinträchtigen. Das Bier ist fertig und trinkbar. Der Geschmack des Biers ändert sich nach dem Abfüllen noch mit der Zeit. Die Reifungsprozesse im Bier setzen sich nach dem Abfüllen fort. Licht- und Wärmeeinwirkung bringen Prozesse der Zersetzung und des Zerfalls in Gang.

Je weniger Inhaltsstoffe aus dem Bier herausgefiltert werden, desto mehr geschmacksprägende Aromaträger verbleiben darin.

Flaschengärung

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Bei unpasteurisierten Bieren kommt es in der Bierflasche zu einem letzten Gärprozess, der Flaschengärung. Da die Lagerung beendet wird, bevor aller Zucker vergoren ist oder das endvergorene Bier mit einer „Speisegabe“ versehen wird (meist gärende Würze im Hochkräusen-Stadium), verbleibt ein Rest Hefe im Bier.

Berufsbild von Brauern und Mälzern (Deutschland)

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Skulptur eines Bierbrauers an der Brauerei Wülfel

Für den Ausbildungsberuf Brauer und Mälzer sieht die Ausbildungsverordnung seit dem Lehrjahr 2007/2008 die gleichen Inhalte vor. Auf Anregung des Deutschen Brauer-Bundes und des Deutschen Braumeister- und Malzmeister-Bundes sind folgende Inhalte den Ausbildungsberufen hinzugefügt worden:

  • die Herstellung alkoholfreier Erfrischungsgetränke,
  • Wartung, Steuerung und Regelung von Brauereianlagen sowie die Bedienung von Schankanlagen (Kegs).[9]

Mit mittlerem Bildungsabschluss und einer mindestens einjährigen Berufspraxis besteht die Möglichkeit, an der Doemens-Fachakademie eine viersemestrige Ausbildung zum Produktionsleiter für Brauwesen und Getränketechnik zu belegen. An der TU Berlin und der TU München (TUM School of Life Sciences in Weihenstephan) kann mit der Hochschulreife ein Studium zum Diplom-Braumeister, Diplom-Ingenieur für Brauwesen oder Master of Science / Bachelor of Science durchgeführt werden.[10] An der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf ist mit der Hochschulreife ein Studium im Bereich Brau- und Getränketechnologie möglich, mit dem Abschluss Bachelor of Engineering (B.Eng.).[11]

Commons: Bierbrauen – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

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  1. Ludwig Narziß, Werner Back: Die Bierbrauerei: Band 1: Die Technologie der Malzbereitung. 8. Auflage. John Wiley & Sons, 2012, ISBN 978-3-527-32532-0, S. 1; books.google.de
  2. Ludwig Narziß, Werner Back: Die Bierbrauerei: Band 2: Die Technologie der Würzebereitung. 8. Auflage. John Wiley & Sons, 2012, ISBN 978-3-527-32533-7; books.google.de
  3. Malz - Darren. Abgerufen am 26. Juli 2024.
  4. Hagen Rudolph: Heimbrauen für Fortgeschrittene. 2. Auflage. Verlag Hans Carl, 2008, ISBN 978-3-418-00789-2.
  5. Andreas Staudt: Auswahl eines Maischverfahrens., braumagazin.de; abgerufen am 20. November 2016
  6. Garrett Oliver: The Oxford Companion to Beer definition of infusion mash. Abgerufen am 23. Januar 2022 (englisch).
  7. Moritz Gretzschel: Verkocht und zugebrüht. 2014, abgerufen am 22. Januar 2022.
  8. Andreas Krennmair: Why a Triple Decoction Mash Can Never Fail. 17. Februar 2019, abgerufen am 23. Januar 2022 (englisch).
  9. Neuer Lehrstoff. In: Frankfurter Allgemeine. 8. Oktober 2007.
  10. Life Sciences studieren: Lebensmitteltechnologie, Brauwesen, Getränketechnologie, Bioprozesstechnik, Verfahrenstechnik., TUM School of Life Sciences; abgerufen am 9. April 2025
  11. Profil: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. März 2020; abgerufen am 25. März 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hswt.de