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„Julius II.“ – Versionsunterschied

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[[Image:09julius.jpg|thumb|Porträt [[Raffael]]s von Papst Julius II.]]
[[Datei:Cacciata di eliodoro dal tempio 03.jpg|mini|hochkant|Papst Julius II., Detail aus der ''Verjagung Heliodors aus dem Tempel'', Fresko in den [[Stanzen des Raffael]]]]
'''Julius II.''', bürgerlich '''Giuliano della Rovere''' (* [[5. Dezember]] [[1443]] in [[Albissola]] bei [[Savona]] ([[Ligurien]]); † [[21. Februar]] [[1513]] in [[Rom]]), war vom [[1. November]] [[1503]] bis zum 21. Februar 1513 [[Papst]].
[[Datei:Raffael 092.jpg|mini|hochkant|Papst Julius II., Detail aus der ''Messe von Bolsena'', Fresko in den [[Stanzen des Raffael]]]]


'''Julius II.''', ursprünglich '''Giuliano [[della Rovere]]''' (* [[5. Dezember]] [[1443]] in [[Albisola Superiore]] bei [[Savona]] ([[Ligurien]]); † [[21. Februar]] [[1513]] in [[Rom]]), war vom 1. November 1503 bis zum 21. Februar 1513 römisch-katholischer [[Papst]]. Er begründete im Jahr 1506 die päpstliche Leibwache [[Päpstliche Schweizergarde|Schweizergarde]] und verstand sein Amt vor allem im Sinne eines italienischen Territorialfürsten. Während seiner Amtszeit berief er das [[Fünftes Laterankonzil|Fünfte Laterankonzil]] ein. Am 18. April 1506 begann er den Bau des [[Petersdom]]s in der Absicht, die größte und prächtigste Kirche des [[Erdkreis]]es zu erbauen.
== Herkunft ==


== Familie ==
Giuliano della Rovere stammte aus ärmlichen Verhältnissen und wurde in Albissola, in der Provinz Savona geboren. Seine Eltern waren Raffaelo della Rovere und dessen Ehefrau Theodora Manerola. Er war ein Neffe von Papst [[Sixtus IV. (Papst)|Sixtus IV.]] (Francesco della Rovere). Bei den Franziskanern erzogen, stattete sein päpstlicher Onkel ihn bereits früh mit Ämtern aus.
Giuliano della Rovere stammte aus adeligen, aber nicht wohlhabenden Verhältnissen und wurde in Albisola in der [[Provinz Savona]] geboren. Seine Eltern waren Raffaele della Rovere und dessen Ehefrau Teodora di Giovanni Manirola. Er war ein Neffe von Papst [[Sixtus IV.]] (Francesco della Rovere). Die della Rovere sind eine italienische Adelsfamilie der Renaissance. Der Familie entstammten neben den Päpsten Sixtus IV. und Julius II. ab 1508/21 die [[Herzogtum Urbino|Herzöge von Urbino]].


Seine uneheliche Tochter [[Felice della Rovere]] (1483 – 27.&nbsp;September 1536) heiratete den römischen Adeligen Gian Giordano Orsini.<ref>Bruce Boucher: [http://www.nytimes.com/2005/09/04/arts/04iht-booklun.html ''The Pope’s Daughter'']; New York Times, Ausgabe vom 5.&nbsp;September 2005.</ref>
== Klerikale Karriere ==
Vom 16. Oktober 1471 bis zum 31. Januar 1472 Bischof von Carpentras (Frankreich), wurde er am [[15. Dezember]] [[1471]] durch seinen Onkel, Papst Sixtus IV., zum [[Kardinal]] mit der [[Titelkirche]] [[San Pietro in Vincoli]] erhoben. Vom 31. Januar 1472 bis zum 13. Januar 1473 war er dann Bischof von Lausanne (Schweiz), 13. Januar 1473 bis zum 23. Mai 1474 Bischof von Catania (Italien), vom 23. Mai 1474 bis zum 11. Juli 1476 Erzbuschof von Avignon, vom 11. Juli 1476 bis zum 3. Dezember 1477 Bischof von Coutances, vom 3. Dezember 1477 bis zum 3. Juli 1478 Bischof von Viviers, vom 3. Juli 1478 bis zum 19. April 1479 Bischof von Mende, vom 19. April 1479 bis zum 31. Januar 1483 Bischof von Sabina, vom 31. Januar 1483 bis zum 3. November 1483 Bischof von Ostia, vom 31. November 1483 bis zum 20. September 1499 Bischof von Bologna, vom 20. September 1499 bis zum 24. Januar 1502 Bischof von Savona und vom 24. Januar 1502 bis zum 1. November 1503, dem Tag seiner Papstwahl, Bischof von Vercelli.


== Kirchliche Laufbahn ==
Durch seine Diözesen besaß Giuliano della Rovere ein beachtliches Einkommen, das er als Freund der schönen Künste für die Errichtung vieler Paläste ausgab. Auch war sein Lebenswandel vor der Papstwahl nicht unbedingt einer, den man aus heutiger Sicht von einem Bischof erwarten würde, denn Giuliano della Rovere war Vater von drei Töchtern.
[[Datei:Melozzo da Forlì 001.jpg|mini|hochkant|[[Sixtus IV. ernennt Platina zum Präfekten der Vatikanischen Bibliothek]] – Giuliano della Rovere ist als Kardinal von San Pietro in Vincoli die vierte Figur von links (stehend im Kardinalspurpur)]]


Nach einer Erziehung bei den Franziskanern wurde ihm schon früh von seinem päpstlichen Onkel eine ganze Serie von Bischofsämtern übertragen, die er vom 16.&nbsp;Oktober 1471 bis zum Tag seiner Papstwahl am 1.&nbsp;November 1503 bekleidete: Er war zuerst [[Bistum Carpentras|Bischof von Carpentras]] (Frankreich) und wurde am 15.&nbsp;Dezember 1471 zum [[Kardinal]] mit der [[Titelkirche]] ''[[San Pietro in Vincoli]]'' erhoben. Vom 31.&nbsp;Januar 1472 bis zum 13.&nbsp;Januar 1473 war er Bischof von [[Bistum Lausanne, Genf und Freiburg#Das ehemalige Bistum Lausanne|Lausanne]] (Schweiz), vom 13.&nbsp;Januar 1473 bis zum 23.&nbsp;Mai 1474 [[Erzbistum Catania|Bischof von Catania]], vom 23.&nbsp;Mai 1474 bis zum 11.&nbsp;Juli 1476 [[Erzbistum Avignon|Erzbischof von Avignon]], vom 11.&nbsp;Juli 1476 bis zum 3.&nbsp;Dezember 1477 [[Bistum Coutances|Bischof von Coutances]], vom 3.&nbsp;Dezember 1477 bis zum 3.&nbsp;Juli 1478 [[Bistum Viviers|Bischof von Viviers]], vom 3.&nbsp;Juli 1478 bis zum 19.&nbsp;April 1479 [[Bistum Mende|Bischof von Mende]], vom 19.&nbsp;April 1479 bis zum 31.&nbsp;Januar 1483 [[Bistum Sabina-Poggio Mirteto|Bischof von Sabina]], vom 31.&nbsp;Januar 1483 bis zum 3.&nbsp;November 1483 [[Bistum Ostia|Bischof von Ostia]], vom 3.&nbsp;November 1483 bis zum 20.&nbsp;September 1499 [[Erzbistum Bologna|Bischof von Bologna]], vom 20.&nbsp;September 1499 bis zum 24.&nbsp;Januar 1502 [[Bistum Savona-Noli|Bischof von Savona]] und vom 24.&nbsp;Januar 1502 bis zum 1.&nbsp;November 1503, dem Tag seiner Papstwahl, [[Erzbistum Vercelli|Bischof von Vercelli]].
Im Juni 1474 bewies er auch sein Geschick als Heerführer, als er im Auftrag der [[Kurie]] ein Heer anführte, um die päpstliche Autorität in [[Umbrien]] wieder herzustellen. Wenig später war er päpstlicher [[Legat (Botschafter)|Legat]] beim [[Frankreich|französischen]] [[König]] [[Ludwig XI. (Frankreich)|Ludwig XI.]]


Aus seinen [[Diözese]]n bezog Giuliano della Rovere ein beachtliches Einkommen, das er als Freund der schönen Künste für die Errichtung vieler Paläste ausgab. Er hatte nicht nur einen ausgeprägten Kunstsinn. Auffällig war auch seine politische und militärische Begabung. Seinen Zeitgenossen erschien er als vitaler Tatmensch, dessen „geistige und körperliche Kraftnatur ungewöhnlichen Ausmaßes“ sie bewunderten. Auch sein Lebenswandel hatte eine vitale Seite, denn Giuliano della Rovere war Vater dreier Töchter, darunter Felice Orsini (um 1483 bis 1536).
Innerhalb der Kurie galt er als Haupt der Opposition gegen Papst Alexander VI.

Im Juni 1474 bewies er sein Geschick als Heerführer, als er im Auftrag der [[Römische Kurie|Kurie]] ein Heer anführte, um die päpstliche Autorität in [[Umbrien]] wiederherzustellen. Wenig später war er [[päpstlicher Legat]] beim [[Frankreich|französischen]] [[König]] [[Ludwig XI.]]

Innerhalb der Kurie galt er als das Haupt der [[Opposition (Politik)|Opposition]] gegen Papst [[Alexander VI.]]


== Pontifikat ==
== Pontifikat ==
=== Wahl ===
[[Datei:Giulio 1503.jpg|mini|hochkant|Wappen der Della Rovere auf einem [[Giulio (Münze)|Giulio]] Julius’ II.]]


Nachdem sein Vorgänger nur 26 Tage im Amt war, wurde Giuliano della Rovere am 1. November 1503 nach einem nur eintägigem [[Konklave]] fast sechzigjährig zum neuen Papst gewählt. Als vitaler Tatenmensch durch [[Simonie]] auf den päpstlichen Thron gelangt, verbot er unter schweren Kirchenstrafen die Erlangung des Papstthrones.
Nachdem sein Vorgänger [[Pius III.]] nur 26 Tage im Amt gewesen war, wurde Giuliano della Rovere am 1.&nbsp;November 1503 nach einem nur eintägigen [[Konklave Oktober 1503|Konklave]] fast sechzigjährig zum neuen Papst gewählt, wobei 37 der 38 Stimmen auf ihn entfielen. Als vitaler Tat- und Machtmensch selber durch vorherige Absprache auf den päpstlichen Thron gelangt, verbot er unter schweren Kirchenstrafen für die Zukunft (erfolgreich) den Erwerb des Papstthrones durch [[Simonie]]. Am 26.&nbsp;November 1503 wurde er zum Papst gekrönt, den Tag hatte er sich von [[Astrologie|Astrologen]] festlegen lassen.<ref>[[Wolfgang Hübner (Altphilologe)|Wolfgang Hübner]]: ''Naturwissenschaften V: Astrologie''. In: ''[[Der Neue Pauly]]'', Bd. 15/1, J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2000, Sp. 840.</ref> Der [[Papstname]] ist eine Abwandlung des Vornamens Julianus, soll möglicherweise aber auch an [[Julius Caesar]] erinnern, bewusst kontrastierend zum Vorgänger. Der persönliche Lebenswandel galt zwar nicht als fromm, aber als im Amt moralisch anständig.


=== Politik ===
Unter seinem [[Pontifikat]] gelang ihm eine Wiederherstellung des [[Kirchenstaat]]es sowie eine Blüte der Kunstförderung in [[Rom]] und im [[Vatikanstadt|Vatikan]]. Die aber erhoffte Reform der Kirche war minimal.
Wie bei anderen Herrschern der Renaissancezeit fließen auch bei Papst Julius II. persönliche und staatsmännische Interessen sowie ein großangelegtes Mäzenatentum ineinander. Julius II. muss weniger als geistliches Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern zuallererst als italienischer Territorialfürst betrachtet werden.
Seine Machtpolitik diente der Rückgewinnung der unter dem Pontifikat [[Alexander VI.|Alexanders VI.]] verlorenen Gebiete sowie einer allgemeinen Stärkung des [[Kirchenstaat]]es. Es darf als sein Verdienst anerkannt werden, dass er mitten in dem Umbruch, in welchem sich das italienische Staatensystem befand, entscheidend dazu beigetragen hat, den Einfluss der verschiedenen europäischen Mächte in Italien einzugrenzen und Italien vor einer vollständigen Fremdherrschaft zu bewahren.


Gleich zu Beginn seiner Herrschaft setzte er [[Cesare Borgia]] gefangen, um verschiedene feste Plätze, die dieser sich unter seinem Vater [[Alexander VI.]] angeeignet hatte, zurückzuerobern.
=== Bautätigkeit ===
Dem vom französischen [[Ludwig XII.|König Ludwig XII.]] und [[Maximilian I. (HRR)|Kaiser Maximilian I.]] am 10.&nbsp;Dezember 1508 in Cambrai unterzeichneten Bündnisvertrag gegen Venedig trat Papst Julius II. im März 1509 bei. Das Ziel dieser [[Liga von Cambrai]], der auch [[Ferdinand II. (Aragón)|Ferdinand II. von Aragon]] angehörte, war es, einerseits die Machtansprüche Venedigs in Norditalien einzudämmen, andererseits den jeweiligen eigenen Einfluss zu stärken. Die verheerende Niederlage der venezianischen Truppen am 14. Mai 1509 beim lombardischen [[Schlacht von Agnadello|Agnadello]] brachte erstmals die Großmachtstellung der Dogenrepublik ins Wanken.
Durch seine Aufträge hat er [[Bramante]] für den Umbau des Vatikanpalastes und den Plan für einen Neubau des [[Petersdom]]s (Grundsteinlegung [[1506]]) gewonnen, [[Michelangelo]] u.a. für das Riesenwerk der Deckenfresken in der [[Sixtinische Kapelle|Sixtinischen Kapelle]] und [[Raffael]] für die Arbeit an den Stanzen im Vatikan. So hat er wesentlich zur Förderung der italienischen [[Renaissance]] beigetragen. Hierzu wurden erstmal "internationale" Ablässe ausgeschrieben, welche also nicht regionale Begrenzung besaßen.
Am 24.&nbsp;Februar 1510 zog Julius II. das [[Interdikt (Kirchenrecht)|Interdikt]] gegen die venezianische Republik zurück. Julius II. hatte die [[Romagna]] von der [[Republik Venedig]] zurückerobert.


Nach der Regelung der Territorialfrage mit [[Republik Venedig|Venedig]] wollte Julius II. nun gegen die Eroberungspolitik Frankreichs in Italien vorgehen und zu diesem Zweck schloss er mit Kaiser [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]], der [[Alte Eidgenossenschaft|Eidgenossenschaft]], der Republik Venedig und König [[Ferdinand II. (Aragón)|Ferdinand II. von Aragón]] am 4.&nbsp;Oktober 1511 die [[Heilige Liga (1511)|Heilige Liga]]. Das politische Ziel dieser neuen Koalition sollte die Vertreibung der Franzosen aus [[Italien]] sein. Abermals wurde Norditalien der Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen: Frankreich gewann zwar unter [[Gaston de Foix (Nemours)|Gaston de Foix]] die [[Schlacht bei Ravenna (1512)|Schlacht bei Ravenna 1512]], konnte aber die von Julius II. betriebene Vertreibung der Franzosen aus Norditalien nicht aufhalten (siehe [[Italienische Kriege]]). Dem Kirchenstaat gelang es abermals, mehrere Städte und Gebiete zurückzugewinnen.
=== Schweizergarde ===


==== Kritik des Kriegsgebarens ====
Zum Schutz seiner Person gründete er eine neue päpstliche Leibwache, die [[Schweizergarde]]. Am [[22. Januar]] [[1506]] zog eine Truppe von 150 [[Schweiz]]ern aus dem [[Kanton Uri]] zum ersten Mal im Vatikan ein.
Seine militärischen Interessen waren sehr ausgeprägt. Weil er keinerlei Hemmung hatte, Menschen zu töten, und keine Gnade kannte, nannte ihn Zeitgenosse [[Martin Luther]] einen „Blutsäufer“.<ref>Martin Luther: [https://www.projekt-gutenberg.org/luther/misc/chap001.html ''An den christlichen Adel deutscher Nation'']</ref> Nachdem er eine Siegesfeier miterlebt hatte, kritisierte Erasmus von Rotterdam in seiner Antikriegsschrift "Antipolemus" scharf das Kriegsgebaren von Papst Julius. 1517 widmete Erasmus ihm anonym die messerscharfe, satirische Schrift „[[Julius vor der verschlossenen Himmelstür]]“<ref>Erasmus, Desiderius. „Ausgewählte Schriften/5 Dialogvs, Ivlivs exclvsvs e coelis= Julius vor der verschlossenen Himmelstür, ein Dialog. Institutio principis christiani= Die Erziehung des christlichen Fürsten [ua].“ Ausgewählte Schriften Ausgabe in acht Bänden, lateinisch und deutsch (1968).</ref>.


==== Schweizergarde ====
Seine militärischen Interessen waren sehr ausgeprägt. Weil er keinerlei Hemmung hatte, Menschen zu töten, und keine Gnade kannte, nannte [[Martin Luther]] ihn „Blutsäufer“.<ref>[http://gutenberg.spiegel.de/luther/misc/andenadl.htm An den christlichen Adel deutscher Nation]</ref>
Zum Schutz seiner Person gründete er eine neue päpstliche [[Leibwache]], die [[Päpstliche Schweizergarde|Schweizergarde]]. Am 22.&nbsp;Januar 1506 zog eine Truppe von 150 [[Schweizer]]n aus dem [[Kanton Uri]] zum ersten Mal im Vatikan ein.


=== Fünftes Laterankonzil ===
==== Fünftes Laterankonzil ====
Der französische König [[Ludwig XII.]] ging nicht nur kriegerisch gegen den Kirchenstaat vor, sondern versuchte auch, die kirchliche Autorität Julius’ II. zu untergraben, indem er u.&nbsp;a. der von französischen Kardinälen geforderten Abhaltung eines allgemeinen Konzils zustimmte. Die schismatische Kirchenversammlung wurde für den 1.&nbsp;September 1511 nach [[Pisa]] einberufen. Die Antwort von Julius II. auf diese Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten. Er berief ein ökumenisches Konzil für den 19.&nbsp;April 1512 in den [[Lateran]] ein. Dieses [[Fünftes Laterankonzil|Fünfte Laterankonzil]] endete jedoch erst unter dem Pontifikat [[Leo X.|Leos X.]] am 16.&nbsp;März 1517. Beschlossen hat dieses Konzil nur eine Reihe von unbedeutenden Reformdekreten, die überdies nie verwirklicht worden sind.


=== Kunst und Kultur ===
Unter den drohenden Zeichen eines neuen [[Schisma]]s berief Julius II. im Jahr [[1512]] das [[Fünftes Laterankonzil|Fünfte Laterankonzil]] ein. Das Ende des Konzils, das bis ins Jahr [[1517]] tagte, sollte Julius II. jedoch nicht mehr erleben. Papst Julius II. verstarb in der Nacht des 20./21. Februar [[1513]] in Rom.
Neben den fortgesetzten Kriegszügen, individuellem und politischem Machtstreben bediente sich Julius II. auch eines großzügigen [[Mäzen]]atentums, um das Ansehen des Papsttums und des Kirchenstaates zu vergrößern, und vor allem, um sich seines ewigen Nachruhms sicher zu sein. Für seinen Ruhm noch zu Lebzeiten und seinen Nachruhm nahm dieser prachtliebende [[Renaissance]]papst die größten Künstler in seine Dienste.


Schon kurz nach seiner [[Inthronisation]] auf den Petrusstuhl bewegten den Papst ehrgeizige Pläne: Er wollte [[Rom]] städtebaulich gänzlich umgestalten und einen Neubau an Stelle der altehrwürdigen, frühchristlichen [[Petersdom|Kirche Alt-St. Peter]] aus dem 4. Jahrhundert errichten, die teilweise baufällig war. Die größte und prächtigste Kirche des Erdkreises sollte Zeugnis von der Macht des Roverepapstes ablegen. Die Mitte dieses gigantisch geplanten Bauwerks sollte von seinem eigenen kolossalen [[Grabmal]] beherrscht werden. Nach drei Jahren der Vorarbeiten nahm Julius II. am 18. April 1506 feierlich die [[Grundsteinlegung]] vor.
== Quellen ==
<references />


Für den Neubau des Petersdoms engagierte er den fast gleichaltrigen [[Donato Bramante]], für das Grabmal [[Michelangelo]], den er auch beauftragte, das Deckengewölbe der [[Sixtinische Kapelle|Sixtinischen Kapelle]] auszumalen, [[Raffael]] gewann er für die Arbeiten in den Privatgemächern im [[Apostolischer Palast|Vatikanpalast]], den [[Stanzen des Raffael|Stanzen]].
== Literatur ==


Immer mehr wurde sein unbeugsamer Machtwille und sein grenzenloser Ehrgeiz sichtbar, denn allen Protesten zum Trotz, auch jenen der Kardinäle, unterstützte er seinen Architekten Bramante und ließ ihm freie Hand. Der jähzornige Papst ließ Gebäude niederreißen, Plätze vergrößern und Straßen neu anlegen. Es ist bezeichnend, dass beide nicht gerade schmeichelnde Beinamen trugen: Julius II.: ''Il terribile'', der Schreckliche, und Bramante: ''Maestro rovinante'', Meister der Zerstörung.
* Viktor Lenz: ''"Papst Julius II."'', Baake Berlin 1894
* Klodt, Olaf: ''"Templi Petri instauracio : die Neubauentwürfe für St. Peter in Rom unter Papst Julius II. und Bramante (1505 - 1513)"'', Verlag an der Lottbek Jensen, 1992, ISBN 3-86130-000-1
* Franz-Joachim Verspohl: ''"Michelangelo Buonarroti und Papst Julius II."'', Wallstein-Verlag Göttingen 2004, ISBN 3-89244-804-3


<gallery class="center" widths="200" heights="180">
== Weblinks ==
Datei:Julius II, Breve.jpg|Das [[Breve (Schriftstück)|Breve]] vom 6. Juli 1511, mit dem Julius II. Lorenzo Parmenio zum Bibliothekar ''(custode)'' der päpstlichen Bibliothek ernannte. Città del Vaticano, Archivio Segreto Vaticano, Cam. Ap., Div. Cam. LVIII, fol. 152r
Datei:Lorenzo Parmenio.jpg|Der Anfang der Vorrede des päpstlichen Bibliothekars Lorenzo Parmenio zu seiner Biographie Julius’ II. im Widmungsexemplar für den Papst, der Handschrift Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. lat. 3702, fol. 1v–2r
Datei:'Moses' by Michelangelo JBU010.jpg|[[Juliusgrabmal]] in der Kirche [[San Pietro in Vincoli]]
</gallery>


=== Tod ===
{{Wikinews|Portal:Papst|Themenportal Papst}}
Julius II. verstarb 69-jährig in der Nacht vom 20. zum 21.&nbsp;Februar 1513 in Rom. Sein [[Kenotaph]], das [[Juliusgrabmal]], befindet sich in [[San Pietro in Vincoli]] (St. Peter in Ketten), wo die weltberühmte [[Mose]]sfigur des [[Michelangelo]] einen Teil des monumentalen Grabmals bildet. Sein Leichnam ruht zusammen mit dem von Sixtus IV. unter einer schlichten Marmorplatte im Petersdom unterhalb des Denkmals für den Papst Clemens X.
* {{BBKL|http://www.bautz.de/bbkl/j/Julius_II.shtml}}
Somit ist es fast ironisch, dass ausgerechnet der Papst, der Sankt Peter für sein prächtiges Grabmal umbauen wollte, eines der schlichtesten, kaum beachteten Grabmäler hat.
*{{CE|http://www.newadvent.org/cathen/08562a.htm}}
* {{PND|118714090}}


Sein sehnlichster Wunsch, nämlich die [[Italienische Halbinsel]] unter der Führung des Papstes zu vereinen, blieb unerfüllt.


== Siehe auch ==
<div class="BoxenVerschmelzen">
* [[Liste der Kardinalskreierungen Julius’ II.]]
{{Navigationsleiste Papst|VG=[[Pius III. (Papst)|Pius III.]]|NF=[[Leo X. (Papst)|Leo X.]]|ZEIT=[[1503]]-[[1513]]}}


== Literatur ==
{{Folgenleiste
* [[Desiderius Erasmus]]: ''Dialogus, Iulius exclusis e coelis'' = ''Julius vor der verschlossenen Himmelstür, ein Dialog'' (= ''His Ausgewählte Schriften.'' Band 5). Latein und Deutsch, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1968, {{OCLC|284648}}.
|VORGÄNGER=[[Guillaume II. d'Estouteville]]
* [[Karl August Fink]]: ''Päpste der Hochrenaissance. Pius III. (1503). Julius II. (1503-1513)''. In: [[Hans-Georg Beck]], Karl August Fink, [[Josef Glazik]], [[Erwin Iserloh]], [[Hans Wolter (Kirchenhistoriker)|Hans Wolter]] (Hrsg.): ''Die mittelalterliche Kirche''. Zweiter Halbband: ''Vom kirchlichen Hochmittelalter bis zum Vorabend der Reformation'' (= [[Handbuch der Kirchengeschichte]], Bd. III/2). Herder, Freiburg im Breisgau 1968, Sonderausgabe 1999, ISBN 3-451-27100-1, S. 667–671.
|NACHFOLGER=[[Oliverio Caraffa]]
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629095825/http://www.bautz.de/bbkl/j/Julius_II.shtml |band=3|spalten=811-815|autor=Herbert Immenkötter|artikel=Julius II}}
|AMT=[[Liste der Bischöfe von Sabina|Bischof von Sabina]]
* [[Olaf Klodt]]: ''Templi Petri instauracio: die Neubauentwürfe für St. Peter in Rom unter Papst Julius II. und Bramante (1505–1513).'' Verlag an der Lottbek, Jensen 1992, ISBN 3-86130-000-1.
|ZEIT=[[1479]] - [[1483]]}}
* Christine Shaw: ''Julius II. The Warrior Pope.'' Oxford 1993. ISBN 978-0-631-20282-0.
* [[Volker Reinhardt (Historiker)|Volker Reinhardt]] (Hrsg.): ''Die großen Familien Italiens'' (= ''[[Kröners Taschenausgabe]].'' Band 485). Kröner, Stuttgart 1992, ISBN 3-520-48501-X.
* [[Franz-Joachim Verspohl]]: ''Michelangelo Buonarroti und Papst Julius II.'' Wallstein-Verlag, Göttingen 2004, ISBN 3-89244-804-3.


== Weblinks ==
{{Folgenleiste
{{Commonscat|Iulius II|Julius II.|audio=0|video=1}}
|VORGÄNGER=[[Philippe Valois d'Alencon]]
* {{DNB-Portal|118714090}}
|NACHFOLGER=[[Oliverio Carafa]]
* {{CE|https://www.newadvent.org/cathen/08562a.htm}}
|AMT=[[Liste der Bischöfe von Ostia|Bischof von Ostia]]
* {{Catholic-hierarchy|Typ=bishop|ID=brov}}
|ZEIT=[[1483]] - [[1503]]}}
* Herwig Katzer: [https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/papstjulius100.html ''21.02.1513 - Todestag von Papst Julius II.''] [[WDR]] [[ZeitZeichen (Hörfunksendung)|ZeitZeichen]] vom 21. Februar 2013, mit [[Klaus Unterburger]]. (Podcast)
</div>


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Mann|Julius II.]]
<references />

{{Personenleiste
|VORGÄNGER=[[Berardo Eruli]]|NACHFOLGER=[[Oliviero Carafa]]|AMT=[[Liste der Bischöfe von Sabina|Kardinalbischof von Sabina]]|ZEIT=1479–1483
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[[simple:Pope Julius II]]
[[sr:Папа Јулије II]]
[[sv:Julius II]]
[[zh:儒略二世]]

Aktuelle Version vom 12. Mai 2025, 17:12 Uhr

Bildnis Papst Julius II. von Raffael in der National Gallery in London
Papst Julius II., Detail aus der Verjagung Heliodors aus dem Tempel, Fresko in den Stanzen des Raffael
Papst Julius II., Detail aus der Messe von Bolsena, Fresko in den Stanzen des Raffael

Julius II., ursprünglich Giuliano della Rovere (* 5. Dezember 1443 in Albisola Superiore bei Savona (Ligurien); † 21. Februar 1513 in Rom), war vom 1. November 1503 bis zum 21. Februar 1513 römisch-katholischer Papst. Er begründete im Jahr 1506 die päpstliche Leibwache Schweizergarde und verstand sein Amt vor allem im Sinne eines italienischen Territorialfürsten. Während seiner Amtszeit berief er das Fünfte Laterankonzil ein. Am 18. April 1506 begann er den Bau des Petersdoms in der Absicht, die größte und prächtigste Kirche des Erdkreises zu erbauen.

Giuliano della Rovere stammte aus adeligen, aber nicht wohlhabenden Verhältnissen und wurde in Albisola in der Provinz Savona geboren. Seine Eltern waren Raffaele della Rovere und dessen Ehefrau Teodora di Giovanni Manirola. Er war ein Neffe von Papst Sixtus IV. (Francesco della Rovere). Die della Rovere sind eine italienische Adelsfamilie der Renaissance. Der Familie entstammten neben den Päpsten Sixtus IV. und Julius II. ab 1508/21 die Herzöge von Urbino.

Seine uneheliche Tochter Felice della Rovere (1483 – 27. September 1536) heiratete den römischen Adeligen Gian Giordano Orsini.[1]

Kirchliche Laufbahn

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Sixtus IV. ernennt Platina zum Präfekten der Vatikanischen Bibliothek – Giuliano della Rovere ist als Kardinal von San Pietro in Vincoli die vierte Figur von links (stehend im Kardinalspurpur)

Nach einer Erziehung bei den Franziskanern wurde ihm schon früh von seinem päpstlichen Onkel eine ganze Serie von Bischofsämtern übertragen, die er vom 16. Oktober 1471 bis zum Tag seiner Papstwahl am 1. November 1503 bekleidete: Er war zuerst Bischof von Carpentras (Frankreich) und wurde am 15. Dezember 1471 zum Kardinal mit der Titelkirche San Pietro in Vincoli erhoben. Vom 31. Januar 1472 bis zum 13. Januar 1473 war er Bischof von Lausanne (Schweiz), vom 13. Januar 1473 bis zum 23. Mai 1474 Bischof von Catania, vom 23. Mai 1474 bis zum 11. Juli 1476 Erzbischof von Avignon, vom 11. Juli 1476 bis zum 3. Dezember 1477 Bischof von Coutances, vom 3. Dezember 1477 bis zum 3. Juli 1478 Bischof von Viviers, vom 3. Juli 1478 bis zum 19. April 1479 Bischof von Mende, vom 19. April 1479 bis zum 31. Januar 1483 Bischof von Sabina, vom 31. Januar 1483 bis zum 3. November 1483 Bischof von Ostia, vom 3. November 1483 bis zum 20. September 1499 Bischof von Bologna, vom 20. September 1499 bis zum 24. Januar 1502 Bischof von Savona und vom 24. Januar 1502 bis zum 1. November 1503, dem Tag seiner Papstwahl, Bischof von Vercelli.

Aus seinen Diözesen bezog Giuliano della Rovere ein beachtliches Einkommen, das er als Freund der schönen Künste für die Errichtung vieler Paläste ausgab. Er hatte nicht nur einen ausgeprägten Kunstsinn. Auffällig war auch seine politische und militärische Begabung. Seinen Zeitgenossen erschien er als vitaler Tatmensch, dessen „geistige und körperliche Kraftnatur ungewöhnlichen Ausmaßes“ sie bewunderten. Auch sein Lebenswandel hatte eine vitale Seite, denn Giuliano della Rovere war Vater dreier Töchter, darunter Felice Orsini (um 1483 bis 1536).

Im Juni 1474 bewies er sein Geschick als Heerführer, als er im Auftrag der Kurie ein Heer anführte, um die päpstliche Autorität in Umbrien wiederherzustellen. Wenig später war er päpstlicher Legat beim französischen König Ludwig XI.

Innerhalb der Kurie galt er als das Haupt der Opposition gegen Papst Alexander VI.

Wappen der Della Rovere auf einem Giulio Julius’ II.

Nachdem sein Vorgänger Pius III. nur 26 Tage im Amt gewesen war, wurde Giuliano della Rovere am 1. November 1503 nach einem nur eintägigen Konklave fast sechzigjährig zum neuen Papst gewählt, wobei 37 der 38 Stimmen auf ihn entfielen. Als vitaler Tat- und Machtmensch selber durch vorherige Absprache auf den päpstlichen Thron gelangt, verbot er unter schweren Kirchenstrafen für die Zukunft (erfolgreich) den Erwerb des Papstthrones durch Simonie. Am 26. November 1503 wurde er zum Papst gekrönt, den Tag hatte er sich von Astrologen festlegen lassen.[2] Der Papstname ist eine Abwandlung des Vornamens Julianus, soll möglicherweise aber auch an Julius Caesar erinnern, bewusst kontrastierend zum Vorgänger. Der persönliche Lebenswandel galt zwar nicht als fromm, aber als im Amt moralisch anständig.

Wie bei anderen Herrschern der Renaissancezeit fließen auch bei Papst Julius II. persönliche und staatsmännische Interessen sowie ein großangelegtes Mäzenatentum ineinander. Julius II. muss weniger als geistliches Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern zuallererst als italienischer Territorialfürst betrachtet werden. Seine Machtpolitik diente der Rückgewinnung der unter dem Pontifikat Alexanders VI. verlorenen Gebiete sowie einer allgemeinen Stärkung des Kirchenstaates. Es darf als sein Verdienst anerkannt werden, dass er mitten in dem Umbruch, in welchem sich das italienische Staatensystem befand, entscheidend dazu beigetragen hat, den Einfluss der verschiedenen europäischen Mächte in Italien einzugrenzen und Italien vor einer vollständigen Fremdherrschaft zu bewahren.

Gleich zu Beginn seiner Herrschaft setzte er Cesare Borgia gefangen, um verschiedene feste Plätze, die dieser sich unter seinem Vater Alexander VI. angeeignet hatte, zurückzuerobern. Dem vom französischen König Ludwig XII. und Kaiser Maximilian I. am 10. Dezember 1508 in Cambrai unterzeichneten Bündnisvertrag gegen Venedig trat Papst Julius II. im März 1509 bei. Das Ziel dieser Liga von Cambrai, der auch Ferdinand II. von Aragon angehörte, war es, einerseits die Machtansprüche Venedigs in Norditalien einzudämmen, andererseits den jeweiligen eigenen Einfluss zu stärken. Die verheerende Niederlage der venezianischen Truppen am 14. Mai 1509 beim lombardischen Agnadello brachte erstmals die Großmachtstellung der Dogenrepublik ins Wanken. Am 24. Februar 1510 zog Julius II. das Interdikt gegen die venezianische Republik zurück. Julius II. hatte die Romagna von der Republik Venedig zurückerobert.

Nach der Regelung der Territorialfrage mit Venedig wollte Julius II. nun gegen die Eroberungspolitik Frankreichs in Italien vorgehen und zu diesem Zweck schloss er mit Kaiser Maximilian I., der Eidgenossenschaft, der Republik Venedig und König Ferdinand II. von Aragón am 4. Oktober 1511 die Heilige Liga. Das politische Ziel dieser neuen Koalition sollte die Vertreibung der Franzosen aus Italien sein. Abermals wurde Norditalien der Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen: Frankreich gewann zwar unter Gaston de Foix die Schlacht bei Ravenna 1512, konnte aber die von Julius II. betriebene Vertreibung der Franzosen aus Norditalien nicht aufhalten (siehe Italienische Kriege). Dem Kirchenstaat gelang es abermals, mehrere Städte und Gebiete zurückzugewinnen.

Kritik des Kriegsgebarens

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Seine militärischen Interessen waren sehr ausgeprägt. Weil er keinerlei Hemmung hatte, Menschen zu töten, und keine Gnade kannte, nannte ihn Zeitgenosse Martin Luther einen „Blutsäufer“.[3] Nachdem er eine Siegesfeier miterlebt hatte, kritisierte Erasmus von Rotterdam in seiner Antikriegsschrift "Antipolemus" scharf das Kriegsgebaren von Papst Julius. 1517 widmete Erasmus ihm anonym die messerscharfe, satirische Schrift „Julius vor der verschlossenen Himmelstür[4].

Zum Schutz seiner Person gründete er eine neue päpstliche Leibwache, die Schweizergarde. Am 22. Januar 1506 zog eine Truppe von 150 Schweizern aus dem Kanton Uri zum ersten Mal im Vatikan ein.

Fünftes Laterankonzil

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Der französische König Ludwig XII. ging nicht nur kriegerisch gegen den Kirchenstaat vor, sondern versuchte auch, die kirchliche Autorität Julius’ II. zu untergraben, indem er u. a. der von französischen Kardinälen geforderten Abhaltung eines allgemeinen Konzils zustimmte. Die schismatische Kirchenversammlung wurde für den 1. September 1511 nach Pisa einberufen. Die Antwort von Julius II. auf diese Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten. Er berief ein ökumenisches Konzil für den 19. April 1512 in den Lateran ein. Dieses Fünfte Laterankonzil endete jedoch erst unter dem Pontifikat Leos X. am 16. März 1517. Beschlossen hat dieses Konzil nur eine Reihe von unbedeutenden Reformdekreten, die überdies nie verwirklicht worden sind.

Kunst und Kultur

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Neben den fortgesetzten Kriegszügen, individuellem und politischem Machtstreben bediente sich Julius II. auch eines großzügigen Mäzenatentums, um das Ansehen des Papsttums und des Kirchenstaates zu vergrößern, und vor allem, um sich seines ewigen Nachruhms sicher zu sein. Für seinen Ruhm noch zu Lebzeiten und seinen Nachruhm nahm dieser prachtliebende Renaissancepapst die größten Künstler in seine Dienste.

Schon kurz nach seiner Inthronisation auf den Petrusstuhl bewegten den Papst ehrgeizige Pläne: Er wollte Rom städtebaulich gänzlich umgestalten und einen Neubau an Stelle der altehrwürdigen, frühchristlichen Kirche Alt-St. Peter aus dem 4. Jahrhundert errichten, die teilweise baufällig war. Die größte und prächtigste Kirche des Erdkreises sollte Zeugnis von der Macht des Roverepapstes ablegen. Die Mitte dieses gigantisch geplanten Bauwerks sollte von seinem eigenen kolossalen Grabmal beherrscht werden. Nach drei Jahren der Vorarbeiten nahm Julius II. am 18. April 1506 feierlich die Grundsteinlegung vor.

Für den Neubau des Petersdoms engagierte er den fast gleichaltrigen Donato Bramante, für das Grabmal Michelangelo, den er auch beauftragte, das Deckengewölbe der Sixtinischen Kapelle auszumalen, Raffael gewann er für die Arbeiten in den Privatgemächern im Vatikanpalast, den Stanzen.

Immer mehr wurde sein unbeugsamer Machtwille und sein grenzenloser Ehrgeiz sichtbar, denn allen Protesten zum Trotz, auch jenen der Kardinäle, unterstützte er seinen Architekten Bramante und ließ ihm freie Hand. Der jähzornige Papst ließ Gebäude niederreißen, Plätze vergrößern und Straßen neu anlegen. Es ist bezeichnend, dass beide nicht gerade schmeichelnde Beinamen trugen: Julius II.: Il terribile, der Schreckliche, und Bramante: Maestro rovinante, Meister der Zerstörung.

Julius II. verstarb 69-jährig in der Nacht vom 20. zum 21. Februar 1513 in Rom. Sein Kenotaph, das Juliusgrabmal, befindet sich in San Pietro in Vincoli (St. Peter in Ketten), wo die weltberühmte Mosesfigur des Michelangelo einen Teil des monumentalen Grabmals bildet. Sein Leichnam ruht zusammen mit dem von Sixtus IV. unter einer schlichten Marmorplatte im Petersdom unterhalb des Denkmals für den Papst Clemens X. Somit ist es fast ironisch, dass ausgerechnet der Papst, der Sankt Peter für sein prächtiges Grabmal umbauen wollte, eines der schlichtesten, kaum beachteten Grabmäler hat.

Sein sehnlichster Wunsch, nämlich die Italienische Halbinsel unter der Führung des Papstes zu vereinen, blieb unerfüllt.

Commons: Julius II. – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

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  1. Bruce Boucher: The Pope’s Daughter; New York Times, Ausgabe vom 5. September 2005.
  2. Wolfgang Hübner: Naturwissenschaften V: Astrologie. In: Der Neue Pauly, Bd. 15/1, J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2000, Sp. 840.
  3. Martin Luther: An den christlichen Adel deutscher Nation
  4. Erasmus, Desiderius. „Ausgewählte Schriften/5 Dialogvs, Ivlivs exclvsvs e coelis= Julius vor der verschlossenen Himmelstür, ein Dialog. Institutio principis christiani= Die Erziehung des christlichen Fürsten [ua].“ Ausgewählte Schriften Ausgabe in acht Bänden, lateinisch und deutsch (1968).
VorgängerAmtNachfolger
Berardo EruliKardinalbischof von Sabina
1479–1483
Oliviero Carafa
Guillaume II. d’EstoutevilleKardinalbischof von Ostia
1483–1503
Oliviero Carafa
Pius III.Papst
1503–1513
Leo X.