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„Zugbrücke“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Drawbridge.gif|mini|240px|<!-- fixe Grösse nicht entfernen, es ergeben sich sonst manchmal Darstellungsfehler -->Prinzip der Zugbrücke]]
Eine '''Zugbrücke''' ist die bewegliche [[Brücke]] einer [[mittelalter]]lichen [[Burg]]. Sie wurde zur [[Sicherung]] oder als zusätzliche Verstärkung der [[Eingang|Eingänge]] von [[Burg]]en über [[Graben|Gräben]] oder natürliche [[Gewässer]] errichtet.
[[Datei:Festung Minden03.jpg|mini|hochkant|Zugbrücke der [[Festung Minden]] aus dem 19.&nbsp;Jahrhundert]]
Eine '''Zugbrücke''' (auch: ''[[Fallbrücke]]'') ist eine [[bewegliche Brücke]], die mit Hilfe einer mechanischen Vorrichtung hochgeklappt werden kann, um ein physikalisches Hindernis (wie Graben oder Gewässer) temporär zu überbrücken oder einen [[Verkehrsweg]] (wie Wasserstraße) nur temporär zu blockieren. Der als Brückenklappe bezeichnete bewegliche Teil der Brücke dreht sich um eine waagerechte [[Drehachse]] oder um ein [[Scharnier]]. Hochgezogen wird die Brücke mit Seilen oder Ketten, die am äußeren Ende der Brückenklappe ansetzen. Meistens führte die Zugbrücke über einen Graben, der manchmal auch mit Wasser gefüllt war.


== Zugbrücken im Wehrbau ==
Bei der Zugbrücke dreht sich die Brückenfahrbahn um eine [[Drehachse]] oder an einem [[Scharnier]]. Hierbei wird die [[Fahrbahn]] vom Inneren der [[Burg]] mit [[Seil]]en; später mit [[Kette]]n hochgezogen, im Gegensatz zu [[Klappbrücke]]n, die wie eine [[Wippe]] funktionieren.
[[Datei:Kuessaburg 02a.jpg|mini|Rekonstruierte, funktionsfähige Zugbrücke der [[Küssaburg]]]]
Zur Sicherung eines Tores wurden Zugbrücken bei mittelalterlichen [[Burg]]en und Stadtbefestigungen sowie auch noch bei vielen neuzeitlichen [[Festung]]en eingesetzt. Zugbrücken sind bereits aus dem Hochmittelalter überliefert, waren im deutschsprachigen Raum jedoch erst im Spätmittelalter weiter verbreitet.


Bei Burgen und ähnlichen Wehrbauten war das Tor ein besonderer Schwachpunkt und wurde deshalb oft durch verschiedene bauliche Vorrichtungen geschützt. Mithilfe einer Zugbrücke vor dem Tor konnte der Zugang über den [[Burggraben]] effektiv und schnell unterbrochen werden. Während zu diesem Zweck auch feste Holzbrücken gebaut wurden, die im Fall einer Belagerung beseitigt werden konnten, erlaubte die Zugbrücke eine flexiblere Kontrolle über den Zugang und konnte darüber hinaus auch für schnelle [[Ausfall (Militär)|Ausfälle]] genutzt werden. Die Brückenklappe bot im hochgezogenen Zustand zusätzlichen Schutz für die Toröffnung. Damit Angreifer die Brückenklappe nicht mit Haken herunterziehen konnten, wurde oft eine Mauervertiefung um das Tor herum angelegt, in die die Brücke bündig einschlagen konnte.
Jede Zugbrücke besteht aus einer um eine waagerechte Achse drehbare [[Klappe]], welche mittels Seilen oder Ketten aufgezogen und niedergelassen werden kann.


Bei mittelalterlichen Zugbrücken waren zwei unterschiedliche Grundkonstruktionen für den Aufziehmechanismus verbreitet:
Auch in die späteren [[Festung]]en wurden vor den Eingangstoren Zugbrücken eingebaut. Ihre Funktion entsprach im wesentlichen der bereits oben beschriebenen. Im 20. Jahrhundert kam dann eine weitere Bauart auf, für die es kein entsprechendes Vorbild gab. Diese Zugbrücken wurden einige Meter hinter den Eingängen der Festung eingebaut und konnten im Bedarfsfalle um einige Meter abgesenkt werden, so dass ein neuer [[Graben]] innerhalb der Festung gebildet wurde.
* Ketten- oder Seilbrücke. Bei dieser Bauweise führen zwei parallele Seile oder Ketten vom äußeren Ende der Brückenplatte in einer [[Diagonale (Geometrie)|diagonalen]] Linie durch zwei Maueröffnungen über dem Tor in das Innere des Torhauses, wo sie mit einer [[Seilwinde|Winde]] eingeholt werden können. Um das Heraufziehen zu erleichtern, können Gegengewichte am Ende der Ketten angebracht sein, oder auch an einer Verlängerung der Brückenbahn hinter der Drehachse.
* Schwungrutenbrücke. Diese Konstruktion nutzt die [[Hebelgesetz|Hebelwirkung]] aus, indem die Ketten an zwei sogenannten ''Schwungruten'' oder ''Wippbäumen'' angebracht sind, die parallel zur Brückenklappe verlaufen und im Inneren des Torhauses hinter der Drehachse weitergeführt werden. Die hinteren Hälften der Schwungruten sind durch eine stabile Rahmenkonstruktion miteinander verbunden, auf der zusätzliche Gegengewichte angebracht sein können. Die Brücke wird hochgezogen, indem das hintere Ende der Schwungruten nach unten bewegt wird.<ref>Rudolf Huber, Renate Rieth: Burgen und Feste Plätze. Der Wehrbau vor Einführung der Feuerwaffen. Tübingen 1977 (Glossarium Artis), S.&nbsp;66–75.</ref>
<gallery>
Porte.Villeneuve.sur.Yonne.png|Zugbrücke mit dia&shy;go&shy;nal geführten Ketten u. Gegengewicht, Schnittzeichnung von [[Eugène Viollet-le-Duc|Viollet-le-Duc]]
Reddition de Marguerite de Clisson (1420).jpg|Eine Szene aus der [[Belagerung]] von [[Champtoceaux]] ([[1420]]) in einer [[Buchmalerei]] von [[Pierre Le Baud]]. Links ist die [[Zitadelle]] der Stadt mit herun&shy;ter&shy;gelassener Zugbrü&shy;cke zu sehen. Die hölzerne Konstruktion auf der Mauer darü&shy;ber sind die Schwung&shy;ruten mitsamt ihrer Rahmenkonstruktion.
</gallery>


== Zugbrücken im Verkehrswegebau ==
Eine derartige Zugbrücke ist beispielsweise in [[Fort Eben-Emael]] zu sehen.
=== Zugbrücken im Wasserbau ===
[[Datei:Vincent Willem van Gogh 070.jpg|mini|Zugbrücke bei Arles ([[Vincent van Gogh]])]]
[[Datei:Nottekanal Brücke Am Amtsgarten 01.jpg|mini|Rad- und Fußgänger-Stahl-Zugbrücke in [[Königs Wusterhausen]]]]
Im [[Wasserbau]] werden Zugbrücken eingesetzt, um Schiffen die Durchfahrt durch einen [[Kanal (Wasserbau)|Kanal]] zu ermöglichen, falls der Mast oder Schornstein des Schiffes über die Ebene der Brückenbahn hinausragt. Meist werden dafür zwei einander zugewandte Zugbrücken gebaut, die im hochgeklappten Zustand die Durchfahrt in der Mitte des Kanals gestatten. Die Brücken verfügen in der Regel über Schwungruten (siehe oben).
Den gleichen Zweck erfüllen auch verschiedene andere bewegliche Brückenkonstruktionen, beispielsweise [[Klappbrücke]]n oder [[Hubbrücke]]n.
Im Rotterdamer Stadtteil Schiedam gibt es eine Zugbrücke aus Holz, die noch per Handkurbel bedient werden muss. Ein weiteres Beispiel für einen manuellen und funktionsfähigen Klappmechanismus ist die [[Wiecker Brücke]] in [[Greifswald]].


=== Zugbrücken für Bahnübergänge von Einschienenbahnen ===
[[Kategorie:Brücke]]
[[Datei:Lartigue Monorail old 016.jpg|mini|Bahnübergang mit Hilfe einer Zugbrücke]]
[[Kategorie:Burg]]
Einschienenbahnen sind meist aufgeständert und stellen somit ein physisches Hindernis für eine Kreuzung mit anderen Verkehrsmitteln dar. Um eine Einschienenbahn zu kreuzen, gibt es neben Über- und Unterführungen die Möglichkeit einer höhengleichen Kreuzung mit Zugbrücke. Ein Beispiel hierfür ist der [[Bahnübergang]] für die Trasse der [[Listowel and Ballybunion Railway#Fahrweg|Listowel and Ballybunion Railway]].
[[Kategorie:Festung]]

== Literatur ==
* Christofer Herrmann: ''Fallgatter und Zugbrücken.'' In: [[Joachim Zeune]] (Hrsg.): ''„Dem Feind zum Trutz“. Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen'' (= ''Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung e.&nbsp;V. Reihe B: Schriften.'' Band&nbsp;14). Deutsche Burgenvereinigung, Braubach 2015, ISBN 978-3-927558-38-0, S.&nbsp;153–158 ([https://www.academia.edu/35993316/Christofer_Herrmann_Fallgatter_und_Zugbr%C3%BCcken_in_J._Zeune_Hg._Dem_Feind_zum_Trutz_Wehrelemente_an_mittelalterlichen_Burgen_Braubach_2015_S._153-158 Digitalisat]).

== Weblinks ==
{{Commonscat|Drawbridges|Zugbrücken}}
{{Wiktionary}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=s|GND=4276530-4}}

{{SORTIERUNG:Zugbrucke}}
[[Kategorie:Teil einer Befestigungsanlage]]
[[Kategorie:Bauform (bewegliche Brücke)]]
[[Kategorie:Teil einer Burg]]

Aktuelle Version vom 19. März 2025, 10:02 Uhr

Prinzip der Zugbrücke
Zugbrücke der Festung Minden aus dem 19. Jahrhundert

Eine Zugbrücke (auch: Fallbrücke) ist eine bewegliche Brücke, die mit Hilfe einer mechanischen Vorrichtung hochgeklappt werden kann, um ein physikalisches Hindernis (wie Graben oder Gewässer) temporär zu überbrücken oder einen Verkehrsweg (wie Wasserstraße) nur temporär zu blockieren. Der als Brückenklappe bezeichnete bewegliche Teil der Brücke dreht sich um eine waagerechte Drehachse oder um ein Scharnier. Hochgezogen wird die Brücke mit Seilen oder Ketten, die am äußeren Ende der Brückenklappe ansetzen. Meistens führte die Zugbrücke über einen Graben, der manchmal auch mit Wasser gefüllt war.

Zugbrücken im Wehrbau

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Rekonstruierte, funktionsfähige Zugbrücke der Küssaburg

Zur Sicherung eines Tores wurden Zugbrücken bei mittelalterlichen Burgen und Stadtbefestigungen sowie auch noch bei vielen neuzeitlichen Festungen eingesetzt. Zugbrücken sind bereits aus dem Hochmittelalter überliefert, waren im deutschsprachigen Raum jedoch erst im Spätmittelalter weiter verbreitet.

Bei Burgen und ähnlichen Wehrbauten war das Tor ein besonderer Schwachpunkt und wurde deshalb oft durch verschiedene bauliche Vorrichtungen geschützt. Mithilfe einer Zugbrücke vor dem Tor konnte der Zugang über den Burggraben effektiv und schnell unterbrochen werden. Während zu diesem Zweck auch feste Holzbrücken gebaut wurden, die im Fall einer Belagerung beseitigt werden konnten, erlaubte die Zugbrücke eine flexiblere Kontrolle über den Zugang und konnte darüber hinaus auch für schnelle Ausfälle genutzt werden. Die Brückenklappe bot im hochgezogenen Zustand zusätzlichen Schutz für die Toröffnung. Damit Angreifer die Brückenklappe nicht mit Haken herunterziehen konnten, wurde oft eine Mauervertiefung um das Tor herum angelegt, in die die Brücke bündig einschlagen konnte.

Bei mittelalterlichen Zugbrücken waren zwei unterschiedliche Grundkonstruktionen für den Aufziehmechanismus verbreitet:

  • Ketten- oder Seilbrücke. Bei dieser Bauweise führen zwei parallele Seile oder Ketten vom äußeren Ende der Brückenplatte in einer diagonalen Linie durch zwei Maueröffnungen über dem Tor in das Innere des Torhauses, wo sie mit einer Winde eingeholt werden können. Um das Heraufziehen zu erleichtern, können Gegengewichte am Ende der Ketten angebracht sein, oder auch an einer Verlängerung der Brückenbahn hinter der Drehachse.
  • Schwungrutenbrücke. Diese Konstruktion nutzt die Hebelwirkung aus, indem die Ketten an zwei sogenannten Schwungruten oder Wippbäumen angebracht sind, die parallel zur Brückenklappe verlaufen und im Inneren des Torhauses hinter der Drehachse weitergeführt werden. Die hinteren Hälften der Schwungruten sind durch eine stabile Rahmenkonstruktion miteinander verbunden, auf der zusätzliche Gegengewichte angebracht sein können. Die Brücke wird hochgezogen, indem das hintere Ende der Schwungruten nach unten bewegt wird.[1]

Zugbrücken im Verkehrswegebau

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Zugbrücken im Wasserbau

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Zugbrücke bei Arles (Vincent van Gogh)
Rad- und Fußgänger-Stahl-Zugbrücke in Königs Wusterhausen

Im Wasserbau werden Zugbrücken eingesetzt, um Schiffen die Durchfahrt durch einen Kanal zu ermöglichen, falls der Mast oder Schornstein des Schiffes über die Ebene der Brückenbahn hinausragt. Meist werden dafür zwei einander zugewandte Zugbrücken gebaut, die im hochgeklappten Zustand die Durchfahrt in der Mitte des Kanals gestatten. Die Brücken verfügen in der Regel über Schwungruten (siehe oben). Den gleichen Zweck erfüllen auch verschiedene andere bewegliche Brückenkonstruktionen, beispielsweise Klappbrücken oder Hubbrücken. Im Rotterdamer Stadtteil Schiedam gibt es eine Zugbrücke aus Holz, die noch per Handkurbel bedient werden muss. Ein weiteres Beispiel für einen manuellen und funktionsfähigen Klappmechanismus ist die Wiecker Brücke in Greifswald.

Zugbrücken für Bahnübergänge von Einschienenbahnen

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Bahnübergang mit Hilfe einer Zugbrücke

Einschienenbahnen sind meist aufgeständert und stellen somit ein physisches Hindernis für eine Kreuzung mit anderen Verkehrsmitteln dar. Um eine Einschienenbahn zu kreuzen, gibt es neben Über- und Unterführungen die Möglichkeit einer höhengleichen Kreuzung mit Zugbrücke. Ein Beispiel hierfür ist der Bahnübergang für die Trasse der Listowel and Ballybunion Railway.

  • Christofer Herrmann: Fallgatter und Zugbrücken. In: Joachim Zeune (Hrsg.): „Dem Feind zum Trutz“. Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen (= Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung e. V. Reihe B: Schriften. Band 14). Deutsche Burgenvereinigung, Braubach 2015, ISBN 978-3-927558-38-0, S. 153–158 (Digitalisat).
Commons: Zugbrücken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Zugbrücke – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Rudolf Huber, Renate Rieth: Burgen und Feste Plätze. Der Wehrbau vor Einführung der Feuerwaffen. Tübingen 1977 (Glossarium Artis), S. 66–75.