„Schaumzikaden“ – Versionsunterschied
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! Schaumzikaden |
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| Taxon_Name = Schaumzikaden |
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| Taxon_WissName = Aphrophoridae |
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| class="taxo-bild" | [[Bild:Aphrophora_major.jpg|thumb|280px|Die [[Alpenschaumzikade]] (''Aphrophora major'') ist mit bis zu 12,5 Millimeter Länge die größte mitteleuropäische Schaumzikade.]] |
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| Taxon_Autor = [[William Harry Evans|Evans]], 1946 |
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! '''{{taxonomy}}''' |
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| Taxon2_WissName = Cercopoidea |
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| Taxon2_Rang = Überfamilie |
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| Taxon3_Name = Rundkopfzikaden |
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| Taxon3_WissName = Cicadomorpha |
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| Taxon3_Rang = Unterordnung |
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| ''{{superclassis}}:'' || [[Sechsfüßer]] (Hexapoda) |
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| Taxon4_Name = Zikaden |
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| Taxon4_WissName = Auchenorrhyncha |
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| ''{{classis}}:'' || [[Insekten]] (Insecta) |
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| Taxon4_Rang = ohne Rang |
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| Taxon5_Name = Schnabelkerfe |
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| ''{{ordo}}:'' || [[Schnabelkerfe]] (Hemiptera) |
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| Taxon5_WissName = Hemiptera |
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| Taxon5_Rang = Ordnung |
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| ''{{subordo}}:'' || [[Rundkopfzikaden]] (Cicadomorpha) |
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| Taxon6_Name = Insekten |
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| Taxon6_WissName = Insecta |
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| ''{{superfamilia}}: || [[Cercopoidea]] |
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| Taxon6_Rang = Klasse |
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| Bild = Aphrophora_major.jpg |
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| ''{{familia}}: || Schaumzikaden |
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| Bildbeschreibung = Die [[Alpenschaumzikade]] (''Aphrophora major'') ist mit bis zu 12,5 Millimeter Länge die größte mitteleuropäische Schaumzikade. |
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! [[Nomenklatur (Biologie)|Wissenschaftlicher Name]] |
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| class="taxo-name" | Aphrophoridae |
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| class="Person" | [[Evans]], 1946 |
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'''Schaumzikaden''' (Aphrophoridae), engl. „spittlebugs“, sind eine Familie der [[Cercopoidea]] innerhalb der Unterordnung der [[Rundkopfzikaden]] (Cicadomorpha, Clypeorrhyncha). |
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'''Schaumzikaden''' (Aphrophoridae), engl. „spittlebugs“, sind eine Familie der [[Cercopoidea]] innerhalb der Unterfamilie der [[Rundkopfzikaden]] (Cicadomorpha, Clypeorrhyncha). Sie sind meist unauffällig strohfarben, bräunlich oder schwarz gefärbt - im Gegensatz zu den [[Blutzikaden]] (Cercopidae), die auffallend schwarz-rot gezeichnet sind. Weiteres kennzeichnendes Merkmal dieser [[Insekten]] ist, dass die [[Larve]]n in oberirdischen, selbst erzeugten Schaumhüllen, dem sogenannten „Kuckucksspeichel“ (engl. „cuckoo-spit“), leben. Daher rührt auch der Familienname. In [[Europa]] gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand 29 Arten in sieben Gattungen. Schaumzikaden und Blutzikaden umfassen zusammengenommen weltweit etwa 1100 beschriebene Arten<ref name="Remane und Wachmann">R. Remane & E. Wachmann: ''Zikaden – kennenlernen, beobachten'' – Naturbuch Verlag, Augsburg 1993. ISBN 3-89440-044-7</ref>. |
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Sie sind meist unauffällig strohfarben, bräunlich oder schwarz gefärbt – im Gegensatz zu den [[Blutzikaden]] (Cercopidae), die auffallend schwarz-rot gezeichnet sind. |
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Ein weiteres kennzeichnendes Merkmal dieser [[Insekten]] ist, dass die [[Larve]]n in oberirdischen, selbst erzeugten, ''[[Kuckucksspucke|Kuckucksspeichel]]'' genannten Schaumhüllen leben; daher der Familienname. |
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Die Schaumzikaden umfassen weltweit etwa 850 beschriebene Arten.<ref>Gernot Kunz: ''Zikaden – die Insekten des 21. Jahrhunderts? (Hemiptera, Auchenorrhyncha).'' In: ''Entomologica Austriaca.'' Band 18, 2011, S. 105–123 ({{ZOBODAT|pfad=pdf/ENTAU_0018_0105-0123.pdf}}).</ref> |
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==Äußere Gestalt== |
== Äußere Gestalt == |
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Schaumzikaden sind im Gegensatz zu den Vertretern ihrer [[Schwestergruppe]], den Blutzikaden (Cercopidae), meist unauffällig strohfarben, bräunlich oder schwarz gefärbt. Die Körperform ist meist länglich- oder breitlänglich-oval. Die behaarten oder unbehaarten [[Flügeldecken]] sind ledrig und mit Punktgruben besetzt. Schaumzikaden werden häufig mit [[Käfer]]n (Coleoptera) verwechselt, sind jedoch leicht an der dachartigen Flügelhaltung als Zikaden erkennbar. Unter den Vorderflügeln liegen die häutigen Hinterflügel. |
Schaumzikaden sind im Gegensatz zu den Vertretern ihrer [[Schwestergruppe]], den Blutzikaden (Cercopidae), meist unauffällig strohfarben, bräunlich oder schwarz gefärbt. Die Körperform ist meist länglich- oder breitlänglich-oval. Die behaarten oder unbehaarten [[Flügeldecken]] sind ledrig und mit Punktgruben besetzt. Schaumzikaden werden häufig mit [[Käfer]]n (Coleoptera) verwechselt, sind jedoch leicht an der dachartigen Flügelhaltung als Zikaden erkennbar. Unter den Vorderflügeln liegen die häutigen Hinterflügel. |
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Die Füße ([[Tarsus|Tarsen]]) der Schaumzikaden sind dreigliedrig. |
Die Füße ([[Tarsus (Gliederfüßer)|Tarsen]]) der Schaumzikaden sind dreigliedrig. |
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Die Schienen des hinteren Beinpaares ([[Tibia (Gliederfüßer)|Tibien]]) sind rund und relativ kurz. |
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Die Schienen der Hinterbeine tragen ein bis zwei kräftige Dornen (außereuropäische Arten zum Teil auch mehr) sowie einen Dornenkranz ([[Meron (Entomologie)|Meron]]) an der Basis. |
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Mit den kräftigen Beinen springen erwachsene Schaumzikaden, im Gegensatz zu den trägen Larven, gut. |
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Die Dornen an den Hinterbeinen geben beim Absprung Halt auf der Unterlage. |
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[[Datei:Neolin.png|mini|links|Grundbauplan der Schaumzikaden (Aphrophoridae)]] |
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Der Kopf der Schaumzikaden ist von oben gesehen |
Der Kopf der Schaumzikaden ist von oben gesehen – im Gegensatz zu den Blutzikaden – in der Regel so breit wie der Halsschild ([[Pronotum]]) und verfügt über zwei Punktaugen ([[Ocellen]]), ein Paar [[Facettenauge]]n und ein Paar kurzer borstenförmiger [[Fühler (Biologie)|Fühler]] (Antennen). |
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Die Stirnplatte ([[Clypeus]]) (Kopfpartie zwischen den Ocellen, siehe Abbildung) ist von vorn und seitlich betrachtet je nach Art mehr oder weniger blasenförmig vorgewölbt. |
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Wie alle Zikaden verfügen auch Schaumzikaden über einen [[Saugrüssel]] zur Nahrungsaufnahme. Die Unterlippe ([[Labium (Insekt)|Labium]]) der Tiere ist als Gleitschiene für die aus den [[ |
Wie alle Zikaden verfügen auch Schaumzikaden über einen [[Saugrüssel]] zur Nahrungsaufnahme. Die Unterlippe ([[Labium (Insekt)|Labium]]) der Tiere ist als Gleitschiene für die aus den [[Mandibel]]n und [[Maxille]]n bestehenden Stechdornen ausgebildet. Innerhalb der [[Lacinia|Lacinien]] (einem Teil der Maxillen) verläuft ein Kanal, durch den gesaugt werden kann, sowie ein Speichelkanal, durch den Speichel in die Fraßstelle geleitet wird. Das [[Cibarium]], ein Teil des Mundvorraums, ist wie bei allen [[Schnabelkerfe]]n zu einer Saugpumpe umgestaltet. |
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==Innerer Bau und Physiologie== |
== Innerer Bau und Physiologie == |
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Die innere [[Anatomie]] und die [[Physiologie]] der Schaumzikaden entspricht weitgehend |
Die innere [[Anatomie]] und die [[Physiologie]] der Schaumzikaden entspricht weitgehend jener der Insekten. |
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In Anpassung an die spezielle Ernährung verfügen Schaumzikaden wie alle Rundkopfzikaden jedoch über eine besondere Konstruktion des Verdauungstraktes, um überschüssiges Wasser beziehungsweise [[Kohlenhydrate]] abzugeben. Der sehr wasserreiche Pflanzensaft der [[Leitungsbahn]]en ([[Xylem]]) ist im Gegensatz zum zuckerreichen [[Phloem]]saft deutlich ärmer an Nährstoffen, weshalb Schaumzikaden, die sich ausschließlich hiervon ernähren, sehr viel davon aufnehmen müssen. Im Darm der Pflanzensaftsauger existiert |
In Anpassung an die spezielle Ernährung verfügen Schaumzikaden, wie alle Rundkopfzikaden, jedoch über eine besondere Konstruktion des Verdauungstraktes, um überschüssiges Wasser beziehungsweise [[Kohlenhydrate]] abzugeben. Der sehr wasserreiche Pflanzensaft der [[Leitungsbahn]]en ([[Xylem]]) ist im Gegensatz zum zuckerreichen [[Phloem]]saft deutlich ärmer an Nährstoffen, weshalb Schaumzikaden, die sich ausschließlich hiervon ernähren, sehr viel davon aufnehmen müssen. Im Darm der Pflanzensaftsauger existiert eine Filterkammer, die eine Übergangsregion zwischen Vorder- und Mitteldarm und dem Hinterdarm herstellt. Sie ermöglicht die direkte Ableitung des überschüssigen Wassers in den Enddarm und der Nahrungssaft wird vor dem Eintritt in den Mitteldarm verdickt.<ref name="Westheide">Wilfried Westheide, Reinhard Rieger (Hrsg.): ''Spezielle Zoologie, Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere.'' Gustav Fischer Verlag, Stuttgart/ Jena/ New York 1996, S. 650–651.</ref> Ferner sind die Zentren der für Insekten typischen [[Strickleiternervensystem]]e bei den Rundkopfzikaden nur noch im Kopf und in der Brust vorhanden; der Hinterleib wird vom Nervenzentrum der Brust versorgt.<ref name="Remane und Wachmann">R. Remane, [[Ekkehard Wachmann|E. Wachmann]]: ''Zikaden – kennenlernen, beobachten'' – Naturbuch Verlag, Augsburg 1993, ISBN 3-89440-044-7.</ref> |
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==Verbreitung und Lebensräume== |
== Verbreitung und Lebensräume == |
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Schaumzikaden sind mit Ausnahme der [[Arktis]] und [[Antarktis]] in allen zoogeographischen Regionen verbreitet. Sie sind besonders in den [[Tropen]] sehr artenreich. Besonders in der [[Neotropis]] werden aktuell neue Arten entdeckt und deren [[Phylogenie|phylogenetische]] Stellung untersucht. |
Schaumzikaden sind mit Ausnahme der [[Arktis]] und [[Antarktis]] in allen zoogeographischen Regionen verbreitet. Sie sind besonders in den [[Tropen]] sehr artenreich. Besonders in der [[Neotropis]] werden aktuell neue Arten entdeckt und deren [[Phylogenie|phylogenetische]] Stellung untersucht. |
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Schaumzikaden besiedeln nahezu alle [[Biotop]]e. Besonders verbreitet sind sie in grasreichen [[Ökosystem]]en wie [[Trockenrasen]] und [[Steppe]]n bis hin zu [[Feuchtwiese|Feucht- und Nasswiesen]] und in [[Sumpf|Sümpfen]] und |
Schaumzikaden besiedeln nahezu alle [[Biotop]]e. Besonders verbreitet sind sie in grasreichen [[Ökosystem]]en wie [[Trockenrasen]] und [[Steppe]]n bis hin zu [[Feuchtwiese|Feucht- und Nasswiesen]] und in [[Sumpf|Sümpfen]] und [[Moor]]en. Sie leben ferner in [[Wald|Wäldern]] und an [[Waldrand|Waldrändern]], von den [[Borealer Nadelwald|borealen Nadelwäldern]] über die [[Laubwald|Laubwälder]] der gemäßigten Breiten bis hin zu den [[Tropischer Regenwald|Regenwäldern]] der Tropen. Schaumzikaden sind den [[abiotisch]]en und [[biotisch]]en Umweltfaktoren ihrer Lebensräume wie Feuchte, Böden oder Vegetationsstrukturen angepasst. Etliche Arten sind [[hydrophil]], das heißt, sie bevorzugen feuchte bis nasse Lebensräume und leben daher an Ufern von Gewässern oder in nassen Wiesen (z. B. die Grasschaumzikade, ''Neophileanus lineatus''). Andere Arten sind dagegen [[xerophil]]. Sie leben in Trockenrasen wie beispielsweise die Steppen-Schaumzikade (''Neophilaenus infumatus''). Etliche Arten besiedeln bevorzugt Sandböden oder [[Moorboden|Moorböden]] aus [[Torf]]. Sie sind also [[psammophil]] beziehungsweise [[tyrphophil]]. Wieder andere Arten benötigen einen bestimmten Aufbau der Vegetation. Einige Arten der Gattung Aphrophora, zum Beispiel die Erlenschaumzikade (''Aphrophora alni''), sind sogenannte „Stratenwechsler“ (sing. Stratum; pl. Straten = Schicht(en)). Während sich die Larven in der Krautschicht entwickeln, wechseln die erwachsenen Tiere in die [[Stratifikation (Ökologie)|Strauch- und Baumschicht]]. Viele der genannten Arten sind [[stenotop]], das heißt, sie kommen nur in wenigen, relativ gleichartigen Lebensräumen vor. Andere Arten sind dagegen [[eurytop]] und kommen in vielen verschiedenen Biotopen vor, wie etwa die [[Wiesenschaumzikade]] (''Philaenus spumarius''). |
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==Lebensweise== |
== Lebensweise == |
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[[Datei:Cercopdae_nymph.png|mini|links|Larve einer Schaumzikade (Aphrophoridae)]] |
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Allen Schaumzikaden gemeinsam ist die saugende Ernährungsweise und die meist gering ausgeprägte Wirtspflanzenspezifität, das heißt etliche Arten sind wenig wählerisch bezüglich ihrer Nährpflanzen. Die Larven leben in oberirdischen Schaumnestern meist in der [[Stratifikation (Ökologie)|Krautschicht]] an [[Süßgräser|Süß-]] und [[Sauergräser |
Allen Schaumzikaden gemeinsam ist die saugende Ernährungsweise und die meist gering ausgeprägte Wirtspflanzenspezifität, das heißt, etliche Arten sind wenig wählerisch bezüglich ihrer Nährpflanzen. Die Larven leben in oberirdischen Schaumnestern meist in der [[Stratifikation (Ökologie)|Krautschicht]] an [[Süßgräser|Süß-]] und [[Sauergräser]]n (z. B. Neophilaenus) sowie [[Krautige Pflanzen|krautigen Pflanzen]] (z. B. Philaenus), zuweilen aber auch an Gehölzen (z. B. Aphrophora). |
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===Ernährung=== |
=== Ernährung === |
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[[Datei:Larve Aphrophora major1.JPG|mini|Larven der [[Alpenschaumzikade]] (''Aphrophora major'') im Schaumnest]] |
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Wie bei allen Zikaden erfolgt die Ernährung der Schaumzikaden durch das Anstechen und Aussaugen bestimmter Pflanzenteile gewissermaßen wie durch einen Strohhalm. |
Wie bei allen Zikaden erfolgt die Ernährung der Schaumzikaden durch das Anstechen und Aussaugen bestimmter Pflanzenteile gewissermaßen wie durch einen Strohhalm. Als [[Xylem]]sauger ernähren sie sich von dem aufsteigenden Saft der Leitungsbahnen. Schaumzikaden sind in der Mehrzahl [[Ernährung (Ökologie)|polyphag bis oligophag]], also wenig wählerisch hinsichtlich ihrer Nahrung. Sie nutzen mehrere Pflanzengattungen oder -familien, was sie von den meisten anderen Zikadenarten unterscheidet. Nährpflanzen sind vor allem [[Gräser]], [[Binsen]] und [[Zweikeimblättrige|dikotyle]] [[krautige Pflanze]]n; die Gattung ''Aphrophora'' saugt auch an Gehölzen. |
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===Fortpflanzung und Entwicklung=== |
=== Fortpflanzung und Entwicklung === |
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Die Männchen der Schaumzikaden sind, wie alle Zikadenmännchen und manchmal auch die Weibchen, in der Lage, rhythmische Gesänge zu produzieren. Diese werden durch spezielle Trommelorgane ([[Tymbal]]organe), die sich an den Seiten des 1. Hinterleibssegmentes befinden, erzeugt. Durch Zug eines kräftigen Singmuskels werden die [[ |
Die Männchen der Schaumzikaden sind, wie alle Zikadenmännchen und manchmal auch die Weibchen, in der Lage, rhythmische Gesänge zu produzieren. Diese werden durch spezielle Trommelorgane ([[Tymbal]]organe), die sich an den Seiten des 1. Hinterleibssegmentes befinden, erzeugt. Durch Zug eines kräftigen Singmuskels werden die [[Schwingungsmembran|Membranen]] der Trommelorgane in Schwingungen versetzt. Das Geräusch wird durch Eindellen (Muskelzug) und Zurückspringen (Eigenelastizität) erzeugt.<ref>W. Westheide, R. Rieger (Hrsg.): ''Spezielle Zoologie, Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere.'' Gustav Fischer Verlag, Stuttgart/ Jena/ New York, 1996, S. 651–652.</ref> |
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;Paarung |
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Die Paarung wird vom Männchen durch Verankerung seiner Genitalarmatur an derjenigen des Weibchens begonnen. Es sitzt dabei während der gesamten [[Begattung|Kopulation]] schräg neben dem Weibchen und hält sich dabei seitlich fest. So entsteht eine für Schaumzikaden sowie weitere Vertreter der Cicadomorpha typische V-Stellung.<ref name="Remane und Wachmann" /> |
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;Entwicklung der Larven |
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Die Paarung wird vom Männchen durch Verankerung seiner Genitalarmatur an derjenigen des Weibchens begonnen. Es sitzt dabei während der gesamten [[Begattung|Kopulation]] schräg neben dem Weibchen und hält sich dabei seitlich fest. So entsteht eine für Schaumzikaden sowie weitere Vertreter der Cicadomorpha typische V-Stellung <ref name="Remane und Wachmann">R. Remane & E. Wachmann: ''Zikaden – kennenlernen, beobachten'' – Naturbuch Verlag, Augsburg 1993. ISBN 3-89440-044-7</ref>. |
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[[Datei:Philaenus spumarius02.jpg|mini|Larven der [[Wiesenschaumzikade]] (''Philaenus spumarius'')]] |
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Schaumzikaden sind [[hemimetabol]]. Sie vollziehen eine unvollständige Verwandlung vom Ei über die Larve direkt (ohne Puppenstadium) zum Vollinsekt ([[Imago (Zoologie)|Imago]]). Die Entwicklung der Larven erfolgt über fünf Stadien, wobei sich mit zunehmendem Alter die Anlagen für die Organe des erwachsenen Tieres (Flügel, Genitalarmatur) bilden und vergrößern. Die verschiedenen Stadien gehen über Häutungen ineinander über. Die Rückenseite der Larven ist im Querschnitt halbkreisförmig hoch gewölbt, die Bauchseite konkav. Der Kopf ist vor den Antennen und Augen stark ausgebuchtet und insgesamt rundlich. Die Larven leben eingehüllt in einem Schaumnest an Stängeln und Blättern krautiger Pflanzen oder Gehölzen. Sie besitzen am Bauch eine Atemhöhle, die im Verlauf der Evolution aus Einfaltungen der Hinterleibsringe entstanden ist. In der Atemhöhle befinden sich die Atemöffnungen (Stigmata), die Einmündungsstellen der [[Trachee (Wirbellose)|Tracheen]] an der Körperoberfläche. Die Tracheen bilden ein System aus Atemröhren, das den ganzen Körper eines Insekts durchzieht und das funktionale Äquivalent zu unserer [[Lunge]] darstellt. Durch rhythmisches Einpumpen von Luftbläschen aus der Atemhöhle in eine eiweißhaltige Flüssigkeit, welche die Larven aus dem After abscheiden, wird der Schaum erzeugt. |
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Dieser Vorgang hält bis zum Verlassen des Exkrets durch die [[Imago (Zoologie)|Imago]] an. |
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Die Konsistenz des Schaumes wird mit Schleimstoffen aus [[Proteoglykan|Glykosaminoglykanen]] (früher ''Mucopolysaccharide'') und [[Protein|Eiweißen]] aufrechterhalten, die aus speziellen Exkretionsorganen im Darm ([[Malpighische Gefäße]]) ausgeschieden werden.<ref name="J.R. Cryan">J. R. Cryan: ''Molecular phylogeny of Cicadomorpha (Insecta: Hemiptera: Cicadoidea, Cercopoidea, and Membracoidea): adding evidence to controversy.'' Systematic Entomology 30 (4), Oktober 2005, S. 563–574.</ref> |
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Der Schaum schützt die darin sitzende Larve auch vor Feinden, erhält aber in erster Linie die für die Weiterentwicklung nötige Feuchtigkeit und Temperatur. |
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Untersuchungen haben gezeigt, dass der Schaum der Wiesenschaumzikade (''Philaenus spumarius'') und der Braunen Weidenschaumzikade (''Aphrophora salicina'') zu 99,30 % bzw. 99,75 % aus Wasser besteht.<ref>Hubert Ziegler, Irmgard Ziegler: ''Über die Zusammensetzung des Zikadenschaumes.'' [[Zeitschrift für vergleichende Physiologie]], Bd. 40, S. 549–555, 1958.</ref> |
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== Phylogenie und Systematik der Aphrophoridae == |
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'''Entwicklung der Larven''' |
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[[Datei:Phylogenetic relationship cicadomorpha1.png|mini|Phylogenetische Beziehungen der Cercopoidea innerhalb der Cicadomorpha (nach Cryan Oktober 2005, vereinfacht)]] |
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[[Bild:Philaenus spumarius02.jpg|thumb|200px|Larven der [[Wiesenschaumzikade]] (''Philaenus spumarius'')]] |
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Nach derzeitiger Auffassung sind die Cercopoidea neben den Membracoidea und den Cicadoidea eine Überfamilie der [[Zikaden|Rundkopfzikaden]] (Cicadomorpha). Sie umfasst die Familien [[Blutzikaden|Cercopidae]], Aphrophoridae (inkl. Epiphygidae), [[Clastopteridae]] und [[Machaerotidae]] (siehe Abbildung rechts). Eine umfassende phylogenetische Analyse der Überfamilie der Cercopoidea anhand der Ermittlung der ribosomalen 18S-r[[Desoxyribonukleinsäure|DNA]], 28S-rDNA und [[Histone]]3 bestätigt die [[Monophylie]] der Überfamilie. Ferner wurde die Familie der Cercopidae als monophyletische Gruppe identifiziert, während ihre Schwestergruppe Aphrophoridae wahrscheinlich ein [[Paraphylie|Paraphyllum]] ist. Eine weitere neotropisch verbreitete Familie, die [[Epiphygidae]], ist kürzlich als Schwestergruppe der Aphrophoridae abgespalten worden, wobei die Larven dieser Familie offenbar keinen Schaum produzieren, aber ansonsten alle kennzeichnenden Merkmale der Cercopoidea besitzen.<ref name="J.R. Cryan" /> Gesichert ist, dass die Larven der Vertreter der Familien Cercopidae, Aphrophoridae und Clastopteridae in Schaumnestern leben. Eine Ausnahme sind die tropischen Machaerotidae, deren Larven in wassergefüllten, selbst erzeugten kalkhaltigen Röhrchen leben.<ref>Christian O. Dietrich: ''Evolution of Cicadomorpha (Insecta, Hemiptera)''. In: ''Zikaden, leafhoppers, planthoppers and cicadas (Insekta, Hemiptera, Auchenorrhyncha)'' 2002, In: ''Denisia'' 4, S. 155–169, 2002, ISBN 3-85474-077-8 ({{ZOBODAT|pfad=pdf/DENISIA_0004_0155-0170.pdf}}).</ref> |
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Schaumzikaden sind [[hemimetabol]]. Sie vollziehen eine unvollständige Verwandlung vom Ei über die Larve direkt (ohne Puppenstadium) zum Vollinsekt ([[Imago]]). Die Entwicklung der Larven erfolgt über fünf Stadien, wobei sich mit zunehmendem Alter die Anlagen für die Organe des erwachsenen Tieres (Flügel, Genitalarmatur) bilden und vergrößern. Die verschiedenen Stadien gehen über Häutungen ineinander über. Die Rückenseite der Larven ist im Querschnitt halbkreisförmig hoch gewölbt, die Bauchseite konkav. Der Kopf ist vor den Antennen und Augen stark ausgebuchtet und insgesamt rundlich. Die Larven leben eingehüllt in einem Schaumnest an Stängeln und Blättern krautiger Pflanzen oder Gehölzen. Sie besitzen am Bauch eine Atemhöhle, die im Verlauf der Evolution aus Einfaltungen der Hinterleibsringe entstanden ist. In der Atemhöhle befinden sich die Atemöffnungen (Stigmata), die Einmündungsstellen der [[Tracheen]] an der Körperoberfläche. Die Tracheen bilden ein System aus Atemröhren, das den ganzen Körper eines Insekts durchzieht und das funktionale Äquivalent zu unserer [[Lunge]] darstellt. Durch rhythmisches Einpumpen von Luftbläschen aus der Atemhöhle in eine eiweißhaltige Flüssigkeit, welche die Larven aus dem After abscheiden, wird der Schaum erzeugt. Dieser Vorgang hält bis zum Verlassen des Exkrets durch die [[Imago]] an. Die Konsistenz des Schaumes kann nur deshalb aufrechterhalten werden, da die Tiere aus speziellen Exkretionsorganen im Darm ([[Malpighische Gefäße]]) Schleimstoffe aus [[Proteoglykan|Glykosaminoglykane]] (früher Mucopolysaccharide) und [[Protein|Eiweiß]]en ausscheiden <ref name="J.R. Cryan">J. R. Cryan: ''Molecular phylogeny of Cicadomorpha (Insecta: Hemiptera: Cicadoidea, Cercopoidea, and Membracoidea): adding evidence to controversy.'' Systematic Entomology 30 (4), Oktober 2005, Seite 563-574.</ref>. Der Schaum schützt die darin sitzende Larve auch vor Feinden, erhält aber in erster Linie die für die Weiterentwicklung nötige Feuchtigkeit und Temperatur. Untersuchungen haben gezeigt, das der Schaum der Wiesenschaumzikade (''Philaenus spumarius'') und der Braunen Weidenschaumzikade (''Aphrophora salicina'') zu 99,30% bzw. 99,75% aus Wasser besteht<ref>Hubert Ziegler & Irmgard Ziegler: ''Über die Zusammensetzung des Zikadenschaumes.'' Zeitschrift für vergleichende Physiologie, Bd. 40, S. 549-555, 1958.</ref>. |
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=== Artenauswahl === |
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==Phylogenie und Systematik der Aphrophoridae== |
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Die Gattungen ''Lepyronia'' und ''Philaenus'' beinhalten in Mitteleuropa Arten mit breitovaler Körperform. Letztere ist ein Standardbeispiel für innerartlichen ''Farb- und Zeichnungs[[polymorphismus]]''. Alle Formen tragen eigene Namen. ''Neophilaenus'' ist die artenreichste Gattung der Aphrophoridae. Die Arten dieser Gattung sind deutlich schlanker als die Arten der zuvor genannten Gattungen. Die Gattung ''Aphrophora'' umfasst vergleichsweise große Arten mit bis zu 12,5 Millimetern Körperlänge. |
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[[Bild:Phylogenetic relationship cicadomorpha1.png|thumb|280px|Phylogenetischen Beziehungen der Cercopoidea innerhalb der Cicadomorpha (nach Cryan Oktober 2005, vereinfacht)]] |
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Nach derzeitiger Auffassung sind die Cercopoidea neben den Membracoidea und den Cicadoidea eine Überfamilie der [[Zikaden|Rundkopfzikaden]] (Cicadomorpha). Sie umfasst die Familien [[Blutzikaden|Cercopidae]], Aphrophoridae (inkl. Epiphygidae), [[Clastopteridae]] und [[Machaerotidae]] (siehe Abbildung rechts). Eine umfassende phylogenetische Analyse der Überfamilie der Cercopoidea anhand der Ermittlung der ribosomalen 18S-r[[Desoxyribonukleinsäure|DNA]], 28S-rDNA und [[Histone]]3 bestätigt die [[Monophylie]] der Überfamilie. Ferner wurde die Unterfamilie der Cercopidae als monophyletische Gruppe identifiziert, während ihre Schwestergruppe Aphrophoridae wahrscheinlich ein [[Paraphylie|Paraphyllum]] ist. Eine weitere neotropisch verbreitete Familie, die [[Epiphygidae]], sind kürzlich als Schwestergruppe der Aphrophoridae abspalten worden, wobei die Larven dieser Familie offenbar keinen Schaum produzieren, aber ansonsten alle kennzeichnenden Merkmale der Cercopoidea besitzen.<ref name="J.R. Cryan">J. R. Cryan: ''Molecular phylogeny of Cicadomorpha (Insecta: Hemiptera: Cicadoidea, Cercopoidea, and Membracoidea): adding evidence to controversy.'' Systematic Entomology 30 (4), Oktober 2005, Seite 563-574.</ref> Gesichert ist, dass die Larven der Vertreter der Unterfamilie Cercopidea, Aphrophoridae und Clastopteridae in Schaumnestern leben. Eine Ausnahme sind die tropischen Machaerotidae, deren Larven in wassergefüllten, selbst erzeugten kalkhaltigen Röhrchen leben.<ref>C.H. Dietrich: ''Evolution of Cicadomorpha (Insecta, Hemiptera)''. In: ''Zikaden, leafhoppers, planthoppers and cicadas (Insekta, Hemiptera, Auchenorrhyncha)'' 2002, In: Denisia 4, S. 155–169, 2002. ISBN 3-85474-077-8</ref> |
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==== Arten in Europa ==== |
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In Europa kommen 29 Arten in 7 Gattungen der Aphrophoridae vor,<ref name="Fauna"/> davon kommen 15 Arten in 4 Gattungen in Mitteleuropa<ref name="Holzinger 2003"/> und 13 Arten in 4 Gattungen in Deutschland vor.<ref name="Nickel 2002"/> Deutsche Artnamen existieren für alle aus Mitteleuropa bekannten Arten.<ref name="Nickel 2002"/><ref>W. E. Holzinger, I. Kammerlander, H. Nickel: ''The Auchenorrhyncha of Central Europe – Die Zikaden Mitteleuropas. Volume 1: Fulgoromorpha, Cicadomorpha excl. Cicadellidae.'' Brill, Leiden 2003, ISBN 90-04-12895-6</ref> |
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Die Gattungen Lepyronia und Philaenus beinhalten in Mitteleuropa Arten mit breitovaler Körperform. Letztere ist ein Standardbeispiel für innerartlichen [[Polymorphie (Biologie)|Farb- und Zeichnungspolymorphismus]]. Alle Formen tragen eigene Namen. Die Gattung Neophilaenus ist die artenreichste Familie der Aphrophoridae. Die Arten dieser Gattung sind deutlich schlanker als die genannten Arten. Die Gattung Aphrophora umfasst vergleichsweise große Arten mit bis zu 12,5 Millimetern Körperlänge. |
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'''Gattung''' '''''Aphrophora''''' |
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====Arten in Europa==== |
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[[Datei:Aphrophoraalni Ausschnitt.jpg|mini|[[Erlenschaumzikade]] (''Aphrophora alni''), 6 bis 9 Millimeter]] |
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In Europa existieren 29 Arten der Aphrophoridae<ref>nach Fauna Europaea [http://www.faunaeur.org/full_results.php?id=15873] abgerufen am 8. August 2006</ref>. Deutsche Artnamen existieren weitgehend nur für die in der Bundesrepublik Deutschland nachgewiesenen Arten<ref>H. Nickel & R. Remane: ''Artenliste der Zikaden Deutschlands, mit Angabe von Nährpflanzen, Nahrungsbreite, Lebenszyklus, Areal und Gefährdung (Hemiptera, Fulgoromorpha et Cicadomorpha).'' – Beiträge zur Zikadenkunde 5/2002. [http://wwwuser.gwdg.de/~hnickel/brdlist.pdf pdf 229 kB]</ref>. Arten, die in Mitteleuropa vorkommen sind nach Holzinger et al. (2003)<ref>W. E. Holzinger, I. Kammerlander, H. Nickel: ''The Auchenorrhyncha of Central Europe – Die Zikaden Mitteleuropas. Volume 1: Fulgoromorpha, Cicadomorpha excl. Cicadellidae.'' – Brill, Leiden 2003, ISBN 90-04-12895-6</ref> gekennzeichnet. |
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[[Datei:Aphrophora pectoralis 01.JPG|mini|Bunte Weidenschaumzikade (''Aphrophora pectoralis'')]] |
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* [[Erlenschaumzikade]], ''Aphrophora alni'' ({{Person|Fallén}}, 1805), Mitteleuropa einschl. Deutschland |
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* [[Kiefernschaumzikade]], ''Aphrophora corticea'' ({{Person|Germar}}, 1821), Mitteleuropa einschl. Deutschland |
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* [[Alpenschaumzikade]], ''Aphrophora major'' {{Person|Uhler}}, 1896, Mitteleuropa einschl. Deutschland |
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* [[Bunte Weidenschaumzikade]], ''Aphrophora pectoralis'' {{Person|Matsumura}}, 1903, Mitteleuropa einschl. Deutschland |
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* [[Braune Weidenschaumzikade]], ''Aphrophora salicina'' ({{Person|Goeze}}, 1778), Mitteleuropa einschl. Deutschland |
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* [[Sibirische Schaumzikade]], ''[[Aphrophora similis]]'' {{Person|Lethierry}}, 1888, Nordostpolen bis Ostpaläarktis |
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'''Gattung''' '''''Lepyronia''''' |
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* [[Wanstschaumzikade]], ''Lepyronia coleoptrata'' ({{Person|Linnaeus}}, 1758), Mitteleuropa einschl. Deutschland |
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'''Gattung''' '''''Mesoptyelus''''' |
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* ''[[Mesoptyelus petrovi]]'' ({{Person|Grigoriev}}, 1910) |
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'''Gattung''' '''''Neophilaenus''''' |
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[[Datei:Neophilaenus lineatus2.jpg|mini|[[Grasschaumzikade]] (''Neophilaenus lineatus''), 4,6 bis 6,8 Millimeter]] |
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* [[Zwenkenschaumzikade]], ''Neophilaenus albipennis'' ({{Person|Fabricius}}, 1798), Mitteleuropa einschl. Deutschland |
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* ''[[Neophilaenus angustipennis]]'' ({{Person|Horváth}}, 1909) |
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* [[Feldschaumzikade]], ''Neophilaenus campestris'' ({{Person|Fallén}}, 1805), Mitteleuropa einschl. Deutschland |
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* [[Waldschaumzikade]], ''Neophilaenus exclamationis'' ({{Person|Thunberg}}, 1784), Mitteleuropa einschl. Deutschland |
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* [[Steppenschaumzikade]], ''Neophilaenus infumatus'' ({{Person|Haupt}}, 1917), Mitteleuropa einschl. Deutschland |
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* [[Krainer Schaumzikade]], ''[[Neophilaenus limpidus]]'' ({{Person|Wagner}}, 1935), Slowenien, Norditalien |
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* [[Grasschaumzikade]], ''Neophilaenus lineatus'' ({{Person|Linnaeus}}, 1758), Mitteleuropa einschl. Deutschland |
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* ''[[Neophilaenus longiceps]]'' ({{Person|Puton}}, 1895) |
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* [[Zwergschaumzikade]], ''Neophilaenus minor'' ({{Person|Kirschbaum}}, 1868), Mitteleuropa einschl. Deutschland |
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* [[Spitzkopf-Schaumzikade]], ''[[Neophilaenus modestus]]'' ({{Person|Haupt}}, 1922), Mitteleuropa |
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* ''[[Neophilaenus pallidus]]'' ({{Person|Haupt}}, 1917) |
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'''Gattung''' '''''Paraphilaenus''''' |
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* ''[[Paraphilaenus notatus]]'' ([[Étienne Mulsant|{{Person|Mulsant}}]] & [[Claudius Rey|{{Person|Rey}}]], 1855) |
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'''Gattung''' '''''Peuceptyelus''''' |
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* ''[[Peuceptyelus coriaceus]]'' ({{Person|Fallén}}, 1826) |
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'''Gattung''' '''''Philaenus''''' |
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* ''[[Philaenus italosignus]]'' {{Person|Drosopoulos}} & {{Person|Remane}}, 2000 |
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* ''[[Philaenus lukasi]]'' {{Person|Drosopoulos}} & {{Person|Asche}}, 1991 |
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* ''[[Philaenus maghresignus]]'' {{person|Drosopoulos}} & {{Person|Remane}}, 2000 |
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* ''[[Philaenus signatus]]'' {{person|Melichar}}, 1896 |
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* [[Wiesenschaumzikade]], ''Philaenus spumarius'' ({{Person|Linnaeus}}, 1758), Mitteleuropa einschl. Deutschland |
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* ''[[Philaenus tarifa]]'' {{Person|Remane}} & {{Person|Drosopoulos}}, 2001 |
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* ''[[Philaenus tesselatus]]'' {{Person|Melichar}}, 1899 |
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==== Arten und Gattungen außerhalb Europas (Auswahl) ==== |
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'''Gattung Aphrophora''' |
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[[Datei:Philaenusspumarius1.jpg|mini|[[Wiesenschaumzikade]] (''Philaenus spumarius''), 5,3 bis 6,9 Millimeter]] |
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* ''[[Amarusa australis]]'' ({{Person|Jacobi}}, 1921) |
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*[[Erlenschaumzikade]], ''Aphrophora alni'' (Fallén, 1805), Mitteleuropa |
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* ''[[Anyllis leiala]]'' {{Person|Kirkaldy}}, 1906 |
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*[[Kiefernschaumzikade]], ''Aphrophora corticea'' (Germar, 1821), Mitteleuropa |
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* ''[[Anyllis spinostylus]]'' {{Person|Liang}}, 2005 |
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*[[Alpenschaumzikade]], ''Aphrophora major'' Uhler, 1896, Mitteleuropa |
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* ''[[Aphrophora cribrata]]'' ({{Person|Walker}}, 1851) |
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*[[Bunte Weidenschaumzikade]], ''Aphrophora pectoralis'' Matsumura, 1903, Mitteleuropa |
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* ''[[Basilioterpa fasciata]]'' ({{Person|Evans}}, 1966) |
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*[[Braune Weidenschaumzikade]], ''Aphrophora salicina'' (Goeze, 1778), Mitteleuropa |
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*''[[ |
* ''[[Basilioterpa pallida]]'' ({{Person|Evans}}, 1966) |
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*''[[ |
* ''[[Bathyllus albicinctus]]'' ({{Person|Erichson}}, 1842) |
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* ''[[Carystoterpa fusiformis]]'' {{Person|Hamilton}} & {{Person|Morales}}, 1992 |
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'''Gattung Lepyronia''' |
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* ''[[Cephisus siccifolius]]'' ({{Person|Walker}}, 1851) |
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*[[Wanstschaumzikade]], ''Lepyronia coleoptrata'' (Linnaeus, 1758), Mitteleuropa |
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* ''[[Interocrea nigrofasciata]]'' ({{Person|Kirkaldy}}, 1906) |
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'''Gattung Mesoptyelus ''' |
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*''[[ |
* ''[[Interocrea regalis]]'' ({{Person|Lallemand}}, 1927) |
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* ''[[Lepyronia quadrangularis]]'' ({{Person|Say}}, 1825) |
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'''Gattung Neophilaenus ''' |
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* ''[[Liorhina loxosema]]'' ({{Person|Hacker}}, 1926) |
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[[Bild:Neophilaenus lineatus2.jpg|thumb|200px|[[Grasschaumzikade]] (''Neophilaenus lineatus''), 4,6 bis 6,8 Millimeter]] |
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* ''[[Novaphrophara tasmaniae]]'' {{Person|Lallemand}}, 1940 |
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*[[Zwenkenschaumzikade]], ''Neophilaenus albipennis'' (Fabricius, 1798), Mitteleuropa |
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*''[[ |
* ''[[Philagra concolor]]'' {{Person|Hacker}}, 1826 |
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* ''[[Philagra fulvida]]'' {{Person|Hacker}}, 1826 |
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*[[Feldschaumzikade]], ''Neophilaenus campestris'' (Fallén, 1805), Mitteleuropa |
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* ''[[Philagra parva]]'' ({{Person|Donovan}}, 1805) |
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*[[Waldschaumzikade]], ''Neophilaenus exclamationis'' (Thunberg, 1784), Mitteleuropa |
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* ''[[Philagra recurva]]'' {{Person|Jacobi}}, 1928<ref>nach NCBI Taxonomy Browser [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/Taxonomy/Browser/wwwtax.cgi], abgerufen am 29. August 2006.</ref><ref>nach M. J. Fletcher: ''Identification Key and Checklists for the Froghoppers and Spittlebugs (Hemiptera: Cercopoidea) of Australia and New Zealand.'' {{Webarchiv|url=http://www.agric.nsw.gov.au/Hort/ascu/cercopid/cerc00.htm |wayback=20060520033429 |text=Archivierte Kopie |archiv-bot=2024-05-04 23:37:53 InternetArchiveBot }}, abgerufen am 29. August 2006.</ref> |
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*[[Steppenschaumzikade]], ''Neophilaenus infumatus'' (Haupt, 1917), Mitteleuropa |
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*''[[Neophilaenus limpidus]]'' (Wagner, 1935), Mitteleuropa |
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*[[Grasschaumzikade]], ''Neophilaenus lineatus'' (Linnaeus, 1758), Mitteleuropa |
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*''[[Neophilaenus longiceps]]'' (Puton, 1895) |
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*[[Zwergschaumzikade]], ''Neophilaenus minor'' (Kirschbaum, 1868), Mitteleuropa |
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*''[[Neophilaenus modestus]]'' (Haupt, 1922), Mitteleuropa |
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*''[[Neophilaenus pallidus]]'' (Haupt, 1917) |
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'''Gattung Paraphilaenus ''' |
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*''[[Paraphilaenus notatus]]'' (Mulsant & Rey, 1855) |
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'''Gattung Peuceptyelus ''' |
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*''[[Peuceptyelus coriaceus]]'' (Fallén, 1826) |
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'''Gattung Philaenus''' |
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*''[[Philaenus italosignus]]'' Drosopoulos & Remane, 2000 |
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*''[[Philaenus lukasi]]'' Drosopoulos & Asche, 1991 |
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*''[[Philaenus maghresignus]]'' Drosopoulos & Remane, 2000 |
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*''[[Philaenus signatus]]'' Melichar, 1896 |
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*[[Wiesenschaumzikade]], ''Philaenus spumarius'' (Linnaeus, 1758), Mitteleuropa |
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*''[[Philaenus tarifa]]'' Remane & Drosopoulos, 2001 |
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*''[[Philaenus tesselatus]]'' Melichar, 1899 |
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== Wirtschaftliche Bedeutung == |
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====Arten und Gattungen außerhalb Europas (Auswahl)==== |
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Die mitteleuropäischen Schaumzikaden sind wirtschaftlich weitgehend bedeutungslos. Es finden sich nur vereinzelt Hinweise auf Schadwirkungen. Es gibt einige Arten, bei denen eine Massenentwicklung mit einer entsprechenden Schaumentwicklung bekannt ist. Häufig sind es die Braune und die Bunte Weidenschaumzikade (''Aphrophora salicina'', ''A. pectoralis'') deren [[Imago (Zoologie)|Imagines]] und Larven im Frühjahr an [[Spross|Trieben]] und [[Zweig]]en von [[Weiden (Botanik)|Weiden]] saugen. Die recht groben Einstiche veranlassen das Pflanzengewebe zur Bildung von Saugnarben ([[Kallus (Botanik)|Wundkallus]]). Wenn massenhaft Zikaden beziehungsweise deren Larven vorhanden sind, entstehen auf diese Weise charakteristische wulstartige Kallusringe, da die Einstiche in Reihen quer zur Längsrichtung der Triebe liegen. Dadurch erhöht sich die Bruchanfälligkeit der Zweige. Die Weibchen legen im Sommer Eier in Rinde und Holz von Weiden. Bei entsprechend dichter Eiablage kann es zum Welken von Trieben kommen, was die Vermehrung rindenpathogener [[Pilze]] nach sich ziehen kann. |
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[[Bild:Philaenusspumarius1.jpg|thumb|200px|[[Wiesenschaumzikade]] (''Philaenus spumarius''), 5,3 bis 6,9 Millimeter]] |
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*''Amarusa australis'', (Jacobi) |
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*''Anyllis leiala'', Kirkaldy |
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*''Anyllis spinostylus'', Liang |
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*''Aphrophora cribrata'', (Walker) |
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*''Basilioterpa fasciata'', (Evans) |
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*''Basilioterpa pallida'', (Evans) |
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*''Bathyllus albicinctus'', (Erichson) |
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*''Carystoterpa fusiformis'', Hamilton & Morales |
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*''Cephisus siccifolius'', (Walker 1851) |
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*''Interocrea nigrofasciata'', (Kirkaldy) |
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*''Interocrea regalis'', (Lallemand) |
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*''Lepyronia quadrangularis'', (Say) |
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*''Liorhina loxosema'', (Hacker) |
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*''Novaphrophara tasmaniae'', Lallemand |
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*''Philagra concolor'', Hacker |
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*''Philagra fulvida'', Hacker |
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*''Philagra parva'', (Donovan) |
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*''Philagra recurva'', Jacobi <ref>nach NCBI Taxonomy Browser [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/Taxonomy/Browser/wwwtax.cgi], abgerufen am 29. August 2006</ref><ref>nach M. J. Fletcher: ''Identification Key and Checklists for the Froghoppers and Spittlebugs (Hemiptera: Cercopoidea) of Australia and New Zealand.'' [http://www.agric.nsw.gov.au/Hort/ascu/cercopid/cerc00.htm], abgerufen am 29. August 2006</ref> |
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In [[Westafrika|West-]] und [[Zentralafrika]] verursacht ''[[Poophilus costalis]]'' ({{Person|Walker}}, 1851) an [[Sorghumhirse]] (''Sorghum bicolor''), [[Mais]] (''Zea mays'') und [[Zuckerrohr]] (''Saccharum officinarum'') bedeutende landwirtschaftliche Schäden. Die Schaumzikade saugt an allen Pflanzenteilen einschließlich der [[Rispe]]n. Dadurch überträgt sie ''[[Colletotrichum camelliae]]'', den Erreger der [[Gelbfleckenkrankheit]]. Junge Blätter und ganze Pflanzen können dadurch absterben.<ref>O. Ajayi & F A. Oboite: ''Importance of spittle bugs, Locris rubens (Erichson) and Poophilus costalis (Walker) on sorghum in West and Central Africa, with emphasis on Nigeria'' Annals of Applied Biology, Volume 136 Page 9 – February 2000 {{doi|10.1111/j.1744-7348.2000.tb00002.x}}.</ref> |
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==Wirtschaftliche Bedeutung== |
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Die mitteleuropäischen Schaumzikaden sind wirtschaftlich weitgehend bedeutungslos. Es finden sich nur vereinzelt Hinweise auf Schadwirkungen. Es gibt einige Arten, bei denen eine Massenentwicklung mit einer entsprechenden Schaumentwicklung bekannt ist. Häufig sind es die Braune und die Bunte Weidenschaumzikade (''Aphrophora salicina'', ''A. pectoralis'') deren [[Imago (Zoologie)|Imagine]]s und Larven im Frühjahr an [[Spross|Trieb]]en und [[Zweig (Botanik)|Zweig]]en von [[Weide (Botanik)|Weide]]n saugen. Die recht groben Einstiche veranlassen das Pflanzengewebe zur Bildung von Saugnarben ([[Kallus (Botanik)|Wundkallus]]). Wenn massenhaft Zikaden beziehungsweise deren Larven vorhanden sind, entstehen auf diese Weise charakteristische wulstartige Kallusringe, da die Einstiche in Reihen quer zur Längsrichtung der Triebe liegen. Dadurch erhöht sich die Bruchanfälligkeit der Zweige. Die Weibchen legen im Sommer Eier in Rinde und Holz von Weiden. Bei entsprechend dichter Eiablage kann es zum Welken von Trieben kommen, was die Vermehrung rindenpathogener [[Pilze]] nach sich ziehen kann. |
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== Besonderheiten == |
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In [[Westafrika|West-]] und [[Zentralafrika]] verursacht ''[[Poophilus costalis]]'' (Walker, 1851) an [[Mohrenhirse]] (''Sorghum bicolor''), [[Mais]] (''Zea mays'') und [[Zuckerrohr]] (''Saccharum officinarum'') bedeutende landwirtschaftliche Schäden. Die Schaumzikade saugt an allen Pflanzenteilen einschließlich der [[Rispe]]n. Dadurch überträgt sie ''[[Colletotrichum camelliae]]'', den Erreger der [[Gelbfleckenkrankheit]]. Junge Blätter und ganze Pflanzen können dadurch absterben.<ref>O. Ajayi & F A. Oboite: ''Importance of spittle bugs, Locris rubens (Erichson) and Poophilus costalis (Walker) on sorghum in West and Central Africa, with emphasis on Nigeria'' Annals of Applied Biology, Volume 136 Page 9 - February 2000 [http://www.blackwell-synergy.com/doi/abs/10.1111/j.1744-7348.2000.tb00002.x], download am 17. August 2006</ref> |
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[[Datei:Genista salzmannii.jpg|mini|Schaumnester an [[Ginster]] (''Genista'')]] |
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Neben der kennzeichnenden Eigenschaft der Schaumnester, in denen sich die Larven der Schaumzikaden entwickeln, gibt es eine Reihe weiterer Besonderheiten in dieser Tiergruppe. Manchmal treten die durch die Larven der Bunten und der Braunen Weidenschaumzikade (''Aphrophora pectoralis, Aphrophora salicina'') erzeugten Schaumflocken in [[Weiden (Botanik)|Weiden]] (''Salix'') so groß und zahlreich auf, dass Flüssigkeit aus ihnen heraustropft und es aus dem Baum gewissermaßen regnet. Landläufig spricht man dann von „tränenden Weiden“. |
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==Besonderheiten== |
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[[Bild:Genista salzmannii.jpg|thumb|200px|Schaumnester an [[Ginster]] (''Genista'').]] |
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Neben der kennzeichnenden Eigenschaft der Schaumnester, in denen sich die Larven der Schaumzikaden entwickeln, gibt es eine Reihe weiterer Besonderheiten in dieser Tiergruppe. Manchmal treten die durch die Larven der Bunten und der Braunen Weidenschaumzikade (''Aphrophora pectoralis, A. salicina'') erzeugten Schaumflocken in [[Weiden (Botanik)|Weiden]] (Salix) so groß und zahlreich auf, dass Flüssigkeit aus ihnen heraustropft und es aus dem Baum gewissermaßen regnet. Landläufig spricht man dann von "tränenden Weiden". |
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Schaumzikaden sind die Weltmeister im Hochsprung. Dieses hat der Forscher Malcolm Burrows auf Hochgeschwindigkeitsfotos entdeckt. Im Verhältnis zur eigenen Körperlänge kann kein Lebewesen so hoch springen wie die Wiesenschaumzikade (''Philaenus spumarius''). Das Insekt ist etwa einen halben Zentimeter lang und erreicht aus dem Stand heraus 70 Zentimeter Höhe. Wir Menschen müssten umgerechnet auf unsere Körpergröße etwa 200 Meter hoch springen können, um mit den Zikaden gleichzuziehen. Die Wiesenschaumzikade besitzt wie jedes Insekt drei Beinpaare; Sprungenergie liefert nur das hinterste Paar. In diesen Beinen kann das Tier wie in einem [[Katapult]] Spannung aufbauen und dann entladen.<ref>Malcolm Burrows: ''Froghopper insects leap to new heights''. In: Nature, vol. 424, p. 509 (31 juli 2003).</ref> |
Schaumzikaden sind die Weltmeister im Hochsprung. Dieses hat der Forscher Malcolm Burrows auf Hochgeschwindigkeitsfotos entdeckt. Im Verhältnis zur eigenen Körperlänge kann kein Lebewesen so hoch springen wie die Wiesenschaumzikade (''Philaenus spumarius''). Das Insekt ist etwa einen halben Zentimeter lang und erreicht aus dem Stand heraus 70 Zentimeter Höhe. Wir Menschen müssten umgerechnet auf unsere Körpergröße etwa 200 Meter hoch springen können, um mit den Zikaden gleichzuziehen. Die Wiesenschaumzikade besitzt wie jedes Insekt drei Beinpaare; Sprungenergie liefert nur das hinterste Paar. In diesen Beinen kann das Tier wie in einem [[Katapult]] Spannung aufbauen und dann entladen.<ref>Malcolm Burrows: ''Froghopper insects leap to new heights''. In: Nature, vol. 424, p. 509 (31 juli 2003).</ref> |
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==Quellen und weiterführende Informationen== |
== Quellen und weiterführende Informationen == |
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=== Einzelnachweise === |
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<references> |
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===Einzelquellen=== |
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<ref name="Fauna">[{{FaunaEuropaea|ID=9147341f-ea42-4422-b44d-1e068130a421|WissName=Aphrophoridae|Rang=Familie|Linktext=nein}} Aphrophoridae] in der {{Webarchiv|url=http://www.faunaeur.org/index.php |wayback=20170608073839 |text=Fauna Europaea |archiv-bot=2024-05-04 23:37:53 InternetArchiveBot }}, Stand: 2. März 2015.</ref> |
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<references/> |
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<ref name="Holzinger 2003">W.E. Holzinger: ''Vorläufiges Verzeichnis der Zikaden Mitteleuropas (Insecta: Hemiptera: Fulgoromorpha et Cicadomorpha); Preliminary checklist of the Auchenorrhyncha (leafhoppers, planthoppers, froghoppers, treehoppers, cicadas) of Central Europe'', Stand 2003 ([https://www.zobodat.at/pdf/Beitraege-zur-Zikadenkunde_1_0043-0062.pdf]; PDF; 122 kB), abgerufen am 8. Mai 2007.</ref> |
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<ref name="Nickel 2002">Herbert Nickel und Reinhard Remane: ''Artenliste der Zikaden Deutschlands, mit Angabe von Nährpflanzen, Nahrungsbreite, Lebenszyklus, Areal und Gefährdung (Hemiptera, Fulgoromorpha et Cicadomorpha).'' Beiträge zur Zikadenkunde, 5, S. 27–64, 2002 [http://wwwuser.gwdg.de/~hnickel/brdlist.pdf Volltext] (PDF, deutsch; 234 kB).</ref> |
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</references> |
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===Weiterführende Literatur=== |
=== Weiterführende Literatur === |
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* R. Biedermann |
* R. Biedermann, R. Niedringhaus: ''Die Zikaden Deutschlands – Bestimmungstafeln für alle Arten.'' Fründ, Scheeßel 2004, ISBN 3-00-012806-9. |
||
* |
* Michel Boulard: ''Diversité des Auchénorhynques Cicadomorphes Formes, couleurs et comportements (Diversité structurelle ou taxonomique Diversité particulière aux Cicadidés).'' In: ''Denisia'' 4, S. 171–214, 2002, ISBN 3-85474-077-8 ({{ZOBODAT|pfad=pdf/DENISIA_0004_0171-0214.pdf}}). |
||
* H. Nickel: ''The leafhoppers and planthoppers of Germany (Hemiptera, Auchenorrhyncha): Patterns and strategies in a highly diverse group of phytophagous insects.'' Pensoft, Sofia and Moskau, 2003, ISBN 954-642-169-3 |
* H. Nickel: ''The leafhoppers and planthoppers of Germany (Hemiptera, Auchenorrhyncha): Patterns and strategies in a highly diverse group of phytophagous insects.'' Pensoft, Sofia and Moskau, 2003, ISBN 954-642-169-3. |
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===Weblinks=== |
=== Weblinks === |
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''' |
'''Bilder''' |
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{{Commonscat|Aphrophoridae|Schaumzikaden (Aphrophoridae)}} |
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*[ |
* [http://bugguide.net/images/cache/IZ1LSZALRZRHIRDZQRDZMRYZMRYZ3LWLQRYZZZ2L3LOZXR0H7RJZMR2LJL6L0ZOLKZELFLALPRKHXZDLSZDL8RBL.jpg&imgrefurl=http://bugguide.net/node/view/145/bgpage&h=94&w=125&sz=20&hl=de&start=9&tbnid=Ok8V9y3_H4ofzM:&tbnh=68&tbnw=90&prev=/images%3Fq%3DLepyronia%2Bquadrangularis%26svnum%3D10%26hl%3Dde%26lr%3Dlang_de%26client%3Dfirefox-a%26rls%3Dorg.mozilla:de:official%26sa%3DG Fotos Aphrophoridae und Cercopidae] |
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* [http://www.reocities.com/brisbane_cicadas/images/wpe18.jpg Foto ''Philagra parva''] |
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*[http://images.google.de/imgres?imgurl=http://mk29.image.pbase.com/u15/larena/small/38820028.o_bathylus_albicinctus.jpg&imgrefurl=http://www.pbase.com/larena/leafhoppers&h=120&w=160&sz=4&hl=de&start=3&tbnid=acrhEdNRA2hb4M:&tbnh=74&tbnw=98&prev=/images%3Fq%3DBathylus%26svnum%3D10%26hl%3Dde%26lr%3Dlang_de%26client%3Dfirefox-a%26rls%3Dorg.mozilla:de:official%26sa%3DN Foto ''Bathylus albicinctus''] |
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* [http://gallery.kunzweb.net/main.php?g2_itemId=262 Schaumzikaden Mitteleuropas] |
|||
*[http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.geocities.com/brisbane_cicadas/images/wpe18.jpg&imgrefurl=http://www.geocities.com/brisbane_cicadas/Spittlebug.htm&h=430&w=600&sz=19&hl=de&start=4&tbnid=kw3OByl5IfVWhM:&tbnh=97&tbnw=135&prev=/images%3Fq%3Daphrophoridae%26svnum%3D10%26hl%3Dde%26lr%3Dlang_de%26client%3Dfirefox-a%26rls%3Dorg.mozilla:de:official%26sa%3DG Foto ''Philagra parva''] |
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'''Weiteres''' |
'''Weiteres''' |
||
*[http://wwwuser.gwdg.de/~hnickel/roteliste_brd1998.pdf Rote Liste der Zikaden Deutschlands, pdf 3,0 |
* [http://wwwuser.gwdg.de/~hnickel/roteliste_brd1998.pdf Rote Liste der Zikaden Deutschlands, pdf 3,0 MB] |
||
*[http://www.kaerntner-landtag.ktn.gv.at/cgi-bin/evoweb.dll/web/akl/17879_DE.pdf Rote Liste der Zikaden Kärntens, 253 KB] |
* [http://www.kaerntner-landtag.ktn.gv.at/cgi-bin/evoweb.dll/web/akl/17879_DE.pdf Rote Liste der Zikaden Kärntens, 253 KB] (PDF-Datei) |
||
*[http://www.waldwissen.net/themen/waldschutz/insekten/bfw_schaumzikade_2005_DE Schaumzikaden an Weiden in den Donauauen] |
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{{Exzellent}} |
{{Exzellent|17. September 2006|21570025}} |
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[[Kategorie:Rundkopfzikaden]] |
|||
[[Kategorie:Schaumzikaden| ]] |
|||
[[fr:Aphrophoridae]] |
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[[it:Aphrophoridae]] |
|||
[[no:Stor skumsikader]] |
Aktuelle Version vom 1. September 2024, 18:06 Uhr
Schaumzikaden | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
![]() Die Alpenschaumzikade (Aphrophora major) ist mit bis zu 12,5 Millimeter Länge die größte mitteleuropäische Schaumzikade. | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Aphrophoridae | ||||||||||||
Evans, 1946 |
Schaumzikaden (Aphrophoridae), engl. „spittlebugs“, sind eine Familie der Cercopoidea innerhalb der Unterordnung der Rundkopfzikaden (Cicadomorpha, Clypeorrhyncha). Sie sind meist unauffällig strohfarben, bräunlich oder schwarz gefärbt – im Gegensatz zu den Blutzikaden (Cercopidae), die auffallend schwarz-rot gezeichnet sind. Ein weiteres kennzeichnendes Merkmal dieser Insekten ist, dass die Larven in oberirdischen, selbst erzeugten, Kuckucksspeichel genannten Schaumhüllen leben; daher der Familienname. Die Schaumzikaden umfassen weltweit etwa 850 beschriebene Arten.[1]
Äußere Gestalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schaumzikaden sind im Gegensatz zu den Vertretern ihrer Schwestergruppe, den Blutzikaden (Cercopidae), meist unauffällig strohfarben, bräunlich oder schwarz gefärbt. Die Körperform ist meist länglich- oder breitlänglich-oval. Die behaarten oder unbehaarten Flügeldecken sind ledrig und mit Punktgruben besetzt. Schaumzikaden werden häufig mit Käfern (Coleoptera) verwechselt, sind jedoch leicht an der dachartigen Flügelhaltung als Zikaden erkennbar. Unter den Vorderflügeln liegen die häutigen Hinterflügel.
Die Füße (Tarsen) der Schaumzikaden sind dreigliedrig. Die Schienen des hinteren Beinpaares (Tibien) sind rund und relativ kurz. Die Schienen der Hinterbeine tragen ein bis zwei kräftige Dornen (außereuropäische Arten zum Teil auch mehr) sowie einen Dornenkranz (Meron) an der Basis. Mit den kräftigen Beinen springen erwachsene Schaumzikaden, im Gegensatz zu den trägen Larven, gut. Die Dornen an den Hinterbeinen geben beim Absprung Halt auf der Unterlage.

Der Kopf der Schaumzikaden ist von oben gesehen – im Gegensatz zu den Blutzikaden – in der Regel so breit wie der Halsschild (Pronotum) und verfügt über zwei Punktaugen (Ocellen), ein Paar Facettenaugen und ein Paar kurzer borstenförmiger Fühler (Antennen). Die Stirnplatte (Clypeus) (Kopfpartie zwischen den Ocellen, siehe Abbildung) ist von vorn und seitlich betrachtet je nach Art mehr oder weniger blasenförmig vorgewölbt.
Wie alle Zikaden verfügen auch Schaumzikaden über einen Saugrüssel zur Nahrungsaufnahme. Die Unterlippe (Labium) der Tiere ist als Gleitschiene für die aus den Mandibeln und Maxillen bestehenden Stechdornen ausgebildet. Innerhalb der Lacinien (einem Teil der Maxillen) verläuft ein Kanal, durch den gesaugt werden kann, sowie ein Speichelkanal, durch den Speichel in die Fraßstelle geleitet wird. Das Cibarium, ein Teil des Mundvorraums, ist wie bei allen Schnabelkerfen zu einer Saugpumpe umgestaltet.
Innerer Bau und Physiologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die innere Anatomie und die Physiologie der Schaumzikaden entspricht weitgehend jener der Insekten. In Anpassung an die spezielle Ernährung verfügen Schaumzikaden, wie alle Rundkopfzikaden, jedoch über eine besondere Konstruktion des Verdauungstraktes, um überschüssiges Wasser beziehungsweise Kohlenhydrate abzugeben. Der sehr wasserreiche Pflanzensaft der Leitungsbahnen (Xylem) ist im Gegensatz zum zuckerreichen Phloemsaft deutlich ärmer an Nährstoffen, weshalb Schaumzikaden, die sich ausschließlich hiervon ernähren, sehr viel davon aufnehmen müssen. Im Darm der Pflanzensaftsauger existiert eine Filterkammer, die eine Übergangsregion zwischen Vorder- und Mitteldarm und dem Hinterdarm herstellt. Sie ermöglicht die direkte Ableitung des überschüssigen Wassers in den Enddarm und der Nahrungssaft wird vor dem Eintritt in den Mitteldarm verdickt.[2] Ferner sind die Zentren der für Insekten typischen Strickleiternervensysteme bei den Rundkopfzikaden nur noch im Kopf und in der Brust vorhanden; der Hinterleib wird vom Nervenzentrum der Brust versorgt.[3]
Verbreitung und Lebensräume
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schaumzikaden sind mit Ausnahme der Arktis und Antarktis in allen zoogeographischen Regionen verbreitet. Sie sind besonders in den Tropen sehr artenreich. Besonders in der Neotropis werden aktuell neue Arten entdeckt und deren phylogenetische Stellung untersucht.
Schaumzikaden besiedeln nahezu alle Biotope. Besonders verbreitet sind sie in grasreichen Ökosystemen wie Trockenrasen und Steppen bis hin zu Feucht- und Nasswiesen und in Sümpfen und Mooren. Sie leben ferner in Wäldern und an Waldrändern, von den borealen Nadelwäldern über die Laubwälder der gemäßigten Breiten bis hin zu den Regenwäldern der Tropen. Schaumzikaden sind den abiotischen und biotischen Umweltfaktoren ihrer Lebensräume wie Feuchte, Böden oder Vegetationsstrukturen angepasst. Etliche Arten sind hydrophil, das heißt, sie bevorzugen feuchte bis nasse Lebensräume und leben daher an Ufern von Gewässern oder in nassen Wiesen (z. B. die Grasschaumzikade, Neophileanus lineatus). Andere Arten sind dagegen xerophil. Sie leben in Trockenrasen wie beispielsweise die Steppen-Schaumzikade (Neophilaenus infumatus). Etliche Arten besiedeln bevorzugt Sandböden oder Moorböden aus Torf. Sie sind also psammophil beziehungsweise tyrphophil. Wieder andere Arten benötigen einen bestimmten Aufbau der Vegetation. Einige Arten der Gattung Aphrophora, zum Beispiel die Erlenschaumzikade (Aphrophora alni), sind sogenannte „Stratenwechsler“ (sing. Stratum; pl. Straten = Schicht(en)). Während sich die Larven in der Krautschicht entwickeln, wechseln die erwachsenen Tiere in die Strauch- und Baumschicht. Viele der genannten Arten sind stenotop, das heißt, sie kommen nur in wenigen, relativ gleichartigen Lebensräumen vor. Andere Arten sind dagegen eurytop und kommen in vielen verschiedenen Biotopen vor, wie etwa die Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius).
Lebensweise
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Allen Schaumzikaden gemeinsam ist die saugende Ernährungsweise und die meist gering ausgeprägte Wirtspflanzenspezifität, das heißt, etliche Arten sind wenig wählerisch bezüglich ihrer Nährpflanzen. Die Larven leben in oberirdischen Schaumnestern meist in der Krautschicht an Süß- und Sauergräsern (z. B. Neophilaenus) sowie krautigen Pflanzen (z. B. Philaenus), zuweilen aber auch an Gehölzen (z. B. Aphrophora).
Ernährung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie bei allen Zikaden erfolgt die Ernährung der Schaumzikaden durch das Anstechen und Aussaugen bestimmter Pflanzenteile gewissermaßen wie durch einen Strohhalm. Als Xylemsauger ernähren sie sich von dem aufsteigenden Saft der Leitungsbahnen. Schaumzikaden sind in der Mehrzahl polyphag bis oligophag, also wenig wählerisch hinsichtlich ihrer Nahrung. Sie nutzen mehrere Pflanzengattungen oder -familien, was sie von den meisten anderen Zikadenarten unterscheidet. Nährpflanzen sind vor allem Gräser, Binsen und dikotyle krautige Pflanzen; die Gattung Aphrophora saugt auch an Gehölzen.
Fortpflanzung und Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Männchen der Schaumzikaden sind, wie alle Zikadenmännchen und manchmal auch die Weibchen, in der Lage, rhythmische Gesänge zu produzieren. Diese werden durch spezielle Trommelorgane (Tymbalorgane), die sich an den Seiten des 1. Hinterleibssegmentes befinden, erzeugt. Durch Zug eines kräftigen Singmuskels werden die Membranen der Trommelorgane in Schwingungen versetzt. Das Geräusch wird durch Eindellen (Muskelzug) und Zurückspringen (Eigenelastizität) erzeugt.[4]
- Paarung
Die Paarung wird vom Männchen durch Verankerung seiner Genitalarmatur an derjenigen des Weibchens begonnen. Es sitzt dabei während der gesamten Kopulation schräg neben dem Weibchen und hält sich dabei seitlich fest. So entsteht eine für Schaumzikaden sowie weitere Vertreter der Cicadomorpha typische V-Stellung.[3]
- Entwicklung der Larven

Schaumzikaden sind hemimetabol. Sie vollziehen eine unvollständige Verwandlung vom Ei über die Larve direkt (ohne Puppenstadium) zum Vollinsekt (Imago). Die Entwicklung der Larven erfolgt über fünf Stadien, wobei sich mit zunehmendem Alter die Anlagen für die Organe des erwachsenen Tieres (Flügel, Genitalarmatur) bilden und vergrößern. Die verschiedenen Stadien gehen über Häutungen ineinander über. Die Rückenseite der Larven ist im Querschnitt halbkreisförmig hoch gewölbt, die Bauchseite konkav. Der Kopf ist vor den Antennen und Augen stark ausgebuchtet und insgesamt rundlich. Die Larven leben eingehüllt in einem Schaumnest an Stängeln und Blättern krautiger Pflanzen oder Gehölzen. Sie besitzen am Bauch eine Atemhöhle, die im Verlauf der Evolution aus Einfaltungen der Hinterleibsringe entstanden ist. In der Atemhöhle befinden sich die Atemöffnungen (Stigmata), die Einmündungsstellen der Tracheen an der Körperoberfläche. Die Tracheen bilden ein System aus Atemröhren, das den ganzen Körper eines Insekts durchzieht und das funktionale Äquivalent zu unserer Lunge darstellt. Durch rhythmisches Einpumpen von Luftbläschen aus der Atemhöhle in eine eiweißhaltige Flüssigkeit, welche die Larven aus dem After abscheiden, wird der Schaum erzeugt. Dieser Vorgang hält bis zum Verlassen des Exkrets durch die Imago an. Die Konsistenz des Schaumes wird mit Schleimstoffen aus Glykosaminoglykanen (früher Mucopolysaccharide) und Eiweißen aufrechterhalten, die aus speziellen Exkretionsorganen im Darm (Malpighische Gefäße) ausgeschieden werden.[5] Der Schaum schützt die darin sitzende Larve auch vor Feinden, erhält aber in erster Linie die für die Weiterentwicklung nötige Feuchtigkeit und Temperatur. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Schaum der Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius) und der Braunen Weidenschaumzikade (Aphrophora salicina) zu 99,30 % bzw. 99,75 % aus Wasser besteht.[6]
Phylogenie und Systematik der Aphrophoridae
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Nach derzeitiger Auffassung sind die Cercopoidea neben den Membracoidea und den Cicadoidea eine Überfamilie der Rundkopfzikaden (Cicadomorpha). Sie umfasst die Familien Cercopidae, Aphrophoridae (inkl. Epiphygidae), Clastopteridae und Machaerotidae (siehe Abbildung rechts). Eine umfassende phylogenetische Analyse der Überfamilie der Cercopoidea anhand der Ermittlung der ribosomalen 18S-rDNA, 28S-rDNA und Histone3 bestätigt die Monophylie der Überfamilie. Ferner wurde die Familie der Cercopidae als monophyletische Gruppe identifiziert, während ihre Schwestergruppe Aphrophoridae wahrscheinlich ein Paraphyllum ist. Eine weitere neotropisch verbreitete Familie, die Epiphygidae, ist kürzlich als Schwestergruppe der Aphrophoridae abgespalten worden, wobei die Larven dieser Familie offenbar keinen Schaum produzieren, aber ansonsten alle kennzeichnenden Merkmale der Cercopoidea besitzen.[5] Gesichert ist, dass die Larven der Vertreter der Familien Cercopidae, Aphrophoridae und Clastopteridae in Schaumnestern leben. Eine Ausnahme sind die tropischen Machaerotidae, deren Larven in wassergefüllten, selbst erzeugten kalkhaltigen Röhrchen leben.[7]
Artenauswahl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gattungen Lepyronia und Philaenus beinhalten in Mitteleuropa Arten mit breitovaler Körperform. Letztere ist ein Standardbeispiel für innerartlichen Farb- und Zeichnungspolymorphismus. Alle Formen tragen eigene Namen. Neophilaenus ist die artenreichste Gattung der Aphrophoridae. Die Arten dieser Gattung sind deutlich schlanker als die Arten der zuvor genannten Gattungen. Die Gattung Aphrophora umfasst vergleichsweise große Arten mit bis zu 12,5 Millimetern Körperlänge.
Arten in Europa
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Europa kommen 29 Arten in 7 Gattungen der Aphrophoridae vor,[8] davon kommen 15 Arten in 4 Gattungen in Mitteleuropa[9] und 13 Arten in 4 Gattungen in Deutschland vor.[10] Deutsche Artnamen existieren für alle aus Mitteleuropa bekannten Arten.[10][11]
Gattung Aphrophora

- Erlenschaumzikade, Aphrophora alni (Fallén, 1805), Mitteleuropa einschl. Deutschland
- Kiefernschaumzikade, Aphrophora corticea (Germar, 1821), Mitteleuropa einschl. Deutschland
- Alpenschaumzikade, Aphrophora major Uhler, 1896, Mitteleuropa einschl. Deutschland
- Bunte Weidenschaumzikade, Aphrophora pectoralis Matsumura, 1903, Mitteleuropa einschl. Deutschland
- Braune Weidenschaumzikade, Aphrophora salicina (Goeze, 1778), Mitteleuropa einschl. Deutschland
- Sibirische Schaumzikade, Aphrophora similis Lethierry, 1888, Nordostpolen bis Ostpaläarktis
Gattung Lepyronia
- Wanstschaumzikade, Lepyronia coleoptrata (Linnaeus, 1758), Mitteleuropa einschl. Deutschland
Gattung Mesoptyelus
- Mesoptyelus petrovi (Grigoriev, 1910)
Gattung Neophilaenus

- Zwenkenschaumzikade, Neophilaenus albipennis (Fabricius, 1798), Mitteleuropa einschl. Deutschland
- Neophilaenus angustipennis (Horváth, 1909)
- Feldschaumzikade, Neophilaenus campestris (Fallén, 1805), Mitteleuropa einschl. Deutschland
- Waldschaumzikade, Neophilaenus exclamationis (Thunberg, 1784), Mitteleuropa einschl. Deutschland
- Steppenschaumzikade, Neophilaenus infumatus (Haupt, 1917), Mitteleuropa einschl. Deutschland
- Krainer Schaumzikade, Neophilaenus limpidus (Wagner, 1935), Slowenien, Norditalien
- Grasschaumzikade, Neophilaenus lineatus (Linnaeus, 1758), Mitteleuropa einschl. Deutschland
- Neophilaenus longiceps (Puton, 1895)
- Zwergschaumzikade, Neophilaenus minor (Kirschbaum, 1868), Mitteleuropa einschl. Deutschland
- Spitzkopf-Schaumzikade, Neophilaenus modestus (Haupt, 1922), Mitteleuropa
- Neophilaenus pallidus (Haupt, 1917)
Gattung Paraphilaenus
- Paraphilaenus notatus (Mulsant & Rey, 1855)
Gattung Peuceptyelus
- Peuceptyelus coriaceus (Fallén, 1826)
Gattung Philaenus
- Philaenus italosignus Drosopoulos & Remane, 2000
- Philaenus lukasi Drosopoulos & Asche, 1991
- Philaenus maghresignus Drosopoulos & Remane, 2000
- Philaenus signatus Melichar, 1896
- Wiesenschaumzikade, Philaenus spumarius (Linnaeus, 1758), Mitteleuropa einschl. Deutschland
- Philaenus tarifa Remane & Drosopoulos, 2001
- Philaenus tesselatus Melichar, 1899
Arten und Gattungen außerhalb Europas (Auswahl)
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- Amarusa australis (Jacobi, 1921)
- Anyllis leiala Kirkaldy, 1906
- Anyllis spinostylus Liang, 2005
- Aphrophora cribrata (Walker, 1851)
- Basilioterpa fasciata (Evans, 1966)
- Basilioterpa pallida (Evans, 1966)
- Bathyllus albicinctus (Erichson, 1842)
- Carystoterpa fusiformis Hamilton & Morales, 1992
- Cephisus siccifolius (Walker, 1851)
- Interocrea nigrofasciata (Kirkaldy, 1906)
- Interocrea regalis (Lallemand, 1927)
- Lepyronia quadrangularis (Say, 1825)
- Liorhina loxosema (Hacker, 1926)
- Novaphrophara tasmaniae Lallemand, 1940
- Philagra concolor Hacker, 1826
- Philagra fulvida Hacker, 1826
- Philagra parva (Donovan, 1805)
- Philagra recurva Jacobi, 1928[12][13]
Wirtschaftliche Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die mitteleuropäischen Schaumzikaden sind wirtschaftlich weitgehend bedeutungslos. Es finden sich nur vereinzelt Hinweise auf Schadwirkungen. Es gibt einige Arten, bei denen eine Massenentwicklung mit einer entsprechenden Schaumentwicklung bekannt ist. Häufig sind es die Braune und die Bunte Weidenschaumzikade (Aphrophora salicina, A. pectoralis) deren Imagines und Larven im Frühjahr an Trieben und Zweigen von Weiden saugen. Die recht groben Einstiche veranlassen das Pflanzengewebe zur Bildung von Saugnarben (Wundkallus). Wenn massenhaft Zikaden beziehungsweise deren Larven vorhanden sind, entstehen auf diese Weise charakteristische wulstartige Kallusringe, da die Einstiche in Reihen quer zur Längsrichtung der Triebe liegen. Dadurch erhöht sich die Bruchanfälligkeit der Zweige. Die Weibchen legen im Sommer Eier in Rinde und Holz von Weiden. Bei entsprechend dichter Eiablage kann es zum Welken von Trieben kommen, was die Vermehrung rindenpathogener Pilze nach sich ziehen kann.
In West- und Zentralafrika verursacht Poophilus costalis (Walker, 1851) an Sorghumhirse (Sorghum bicolor), Mais (Zea mays) und Zuckerrohr (Saccharum officinarum) bedeutende landwirtschaftliche Schäden. Die Schaumzikade saugt an allen Pflanzenteilen einschließlich der Rispen. Dadurch überträgt sie Colletotrichum camelliae, den Erreger der Gelbfleckenkrankheit. Junge Blätter und ganze Pflanzen können dadurch absterben.[14]
Besonderheiten
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Neben der kennzeichnenden Eigenschaft der Schaumnester, in denen sich die Larven der Schaumzikaden entwickeln, gibt es eine Reihe weiterer Besonderheiten in dieser Tiergruppe. Manchmal treten die durch die Larven der Bunten und der Braunen Weidenschaumzikade (Aphrophora pectoralis, Aphrophora salicina) erzeugten Schaumflocken in Weiden (Salix) so groß und zahlreich auf, dass Flüssigkeit aus ihnen heraustropft und es aus dem Baum gewissermaßen regnet. Landläufig spricht man dann von „tränenden Weiden“.
Schaumzikaden sind die Weltmeister im Hochsprung. Dieses hat der Forscher Malcolm Burrows auf Hochgeschwindigkeitsfotos entdeckt. Im Verhältnis zur eigenen Körperlänge kann kein Lebewesen so hoch springen wie die Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius). Das Insekt ist etwa einen halben Zentimeter lang und erreicht aus dem Stand heraus 70 Zentimeter Höhe. Wir Menschen müssten umgerechnet auf unsere Körpergröße etwa 200 Meter hoch springen können, um mit den Zikaden gleichzuziehen. Die Wiesenschaumzikade besitzt wie jedes Insekt drei Beinpaare; Sprungenergie liefert nur das hinterste Paar. In diesen Beinen kann das Tier wie in einem Katapult Spannung aufbauen und dann entladen.[15]
Quellen und weiterführende Informationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gernot Kunz: Zikaden – die Insekten des 21. Jahrhunderts? (Hemiptera, Auchenorrhyncha). In: Entomologica Austriaca. Band 18, 2011, S. 105–123 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ Wilfried Westheide, Reinhard Rieger (Hrsg.): Spezielle Zoologie, Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart/ Jena/ New York 1996, S. 650–651.
- ↑ a b R. Remane, E. Wachmann: Zikaden – kennenlernen, beobachten – Naturbuch Verlag, Augsburg 1993, ISBN 3-89440-044-7.
- ↑ W. Westheide, R. Rieger (Hrsg.): Spezielle Zoologie, Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart/ Jena/ New York, 1996, S. 651–652.
- ↑ a b J. R. Cryan: Molecular phylogeny of Cicadomorpha (Insecta: Hemiptera: Cicadoidea, Cercopoidea, and Membracoidea): adding evidence to controversy. Systematic Entomology 30 (4), Oktober 2005, S. 563–574.
- ↑ Hubert Ziegler, Irmgard Ziegler: Über die Zusammensetzung des Zikadenschaumes. Zeitschrift für vergleichende Physiologie, Bd. 40, S. 549–555, 1958.
- ↑ Christian O. Dietrich: Evolution of Cicadomorpha (Insecta, Hemiptera). In: Zikaden, leafhoppers, planthoppers and cicadas (Insekta, Hemiptera, Auchenorrhyncha) 2002, In: Denisia 4, S. 155–169, 2002, ISBN 3-85474-077-8 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ Aphrophoridae in der Fauna Europaea ( des vom 8. Juni 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Stand: 2. März 2015.
- ↑ W.E. Holzinger: Vorläufiges Verzeichnis der Zikaden Mitteleuropas (Insecta: Hemiptera: Fulgoromorpha et Cicadomorpha); Preliminary checklist of the Auchenorrhyncha (leafhoppers, planthoppers, froghoppers, treehoppers, cicadas) of Central Europe, Stand 2003 ([1]; PDF; 122 kB), abgerufen am 8. Mai 2007.
- ↑ a b Herbert Nickel und Reinhard Remane: Artenliste der Zikaden Deutschlands, mit Angabe von Nährpflanzen, Nahrungsbreite, Lebenszyklus, Areal und Gefährdung (Hemiptera, Fulgoromorpha et Cicadomorpha). Beiträge zur Zikadenkunde, 5, S. 27–64, 2002 Volltext (PDF, deutsch; 234 kB).
- ↑ W. E. Holzinger, I. Kammerlander, H. Nickel: The Auchenorrhyncha of Central Europe – Die Zikaden Mitteleuropas. Volume 1: Fulgoromorpha, Cicadomorpha excl. Cicadellidae. Brill, Leiden 2003, ISBN 90-04-12895-6
- ↑ nach NCBI Taxonomy Browser [2], abgerufen am 29. August 2006.
- ↑ nach M. J. Fletcher: Identification Key and Checklists for the Froghoppers and Spittlebugs (Hemiptera: Cercopoidea) of Australia and New Zealand. Archivierte Kopie ( des vom 20. Mai 2006 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 29. August 2006.
- ↑ O. Ajayi & F A. Oboite: Importance of spittle bugs, Locris rubens (Erichson) and Poophilus costalis (Walker) on sorghum in West and Central Africa, with emphasis on Nigeria Annals of Applied Biology, Volume 136 Page 9 – February 2000 doi:10.1111/j.1744-7348.2000.tb00002.x.
- ↑ Malcolm Burrows: Froghopper insects leap to new heights. In: Nature, vol. 424, p. 509 (31 juli 2003).
Weiterführende Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- R. Biedermann, R. Niedringhaus: Die Zikaden Deutschlands – Bestimmungstafeln für alle Arten. Fründ, Scheeßel 2004, ISBN 3-00-012806-9.
- Michel Boulard: Diversité des Auchénorhynques Cicadomorphes Formes, couleurs et comportements (Diversité structurelle ou taxonomique Diversité particulière aux Cicadidés). In: Denisia 4, S. 171–214, 2002, ISBN 3-85474-077-8 (zobodat.at [PDF]).
- H. Nickel: The leafhoppers and planthoppers of Germany (Hemiptera, Auchenorrhyncha): Patterns and strategies in a highly diverse group of phytophagous insects. Pensoft, Sofia and Moskau, 2003, ISBN 954-642-169-3.
Weblinks
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