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„Schütte-Lanz“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Unternehmen
Die Firma '''Luftschiffbau Schütte-Lanz''', gegründet vom Industriellen [[Karl Lanz]] und dem Ingenieur [[Johann Schütte]] am [[22. April]] [[1909]] und angesiedelt in [[Mannheim]], war die größte deutsche Konkurrenz [[Ferdinand von Zeppelin]]s auf dem Gebiet des [[Starrluftschiff]]-Baus vor und während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]]. Obgleich aber die Schütte-Lanz-[[Luftschiff]]e den [[Zeppelin]]en in vielerlei Hinsicht voraus waren, konnte der Luftschiffbauer nie Zeppelins Erfolge feiern.
| Name = Luftschiffbau Schütte-Lanz<br />Finnforest Schütte-Lanz GmbH
| Logo =
| Unternehmensform = [[Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Deutschland)|Gesellschaft mit beschränkter Haftung]]
| Gründungsdatum = 22. April 1909
| Auflösungsdatum = Ende 2007
| Auflösungsgrund =
| Sitz = [[Mannheim]]-[[Mannheim-Rheinau|Rheinau]], [[Brühl (Baden)|Brühl]], [[Deutschland]]
| Leitung =
* [[Karl Lanz]]
* [[Johann Schütte]]
| Mitarbeiterzahl =
| Umsatz =
| Branche = [[Luftschiff]]bau, [[Flugzeughersteller]], [[Kraftfahrzeughersteller|Automobilhersteller]]
| Website =
}}
Das Unternehmen '''Luftschiffbau Schütte-Lanz''' befasste sich ab 1909 mit dem Bau von [[Luftschiff]]en, später auch von Flugzeugen und Automobilen. Es war die größte deutsche Konkurrenz [[Ferdinand von Zeppelin]]s auf dem Gebiet des [[Starrluftschiff]]-Baus vor und während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]]. Obgleich die Schütte-Lanz-Luftschiffe den [[Zeppelin]]en in vielerlei Hinsicht überlegen waren, konnte der Luftschiffbauer nie Zeppelins Erfolge feiern.


== Geschichte ==
Der Hauptunterschied dieser Luftschiffe gegenüber jenen vom Zeppelin-Typ lag in ihrem [[Konstruktionswerkstoff]]. Das Gerippe bestand aus Holz. Erst später wurden für die Nachkriegszeit vier [[Verkehrsluftschiff]]e und ein Forschungsluftschiff geplant, die wie die Zeppelin-Luftschiffe ein [[Duraluminium]]-Skelett erhalten sollten.
Das Unternehmen wurde vom Industriellen [[Karl Lanz]] und dem Ingenieur [[Johann Schütte]] am 22. April 1909 in [[Rheinau (Mannheim)|Rheinau]] gegründet. Die Produktionsstätte wurde in [[Brühl (Baden)|Brühl]] bei [[Mannheim]] angesiedelt und später durch je ein weiteres Werk in [[Zeesen]] und [[Leipzig]] erweitert.<ref>[http://www.morgenweb.de/nachrichten/welt-und-wissen/mannheimer-staunen-uber-die-zigarre-1.1106245 Gründung der Firma] Artikel des [[Mannheimer Morgen]] vom 5. Juli 2013.</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.rhein-neckar-industriekultur.de/objekte/luftschiffwerft-sch%C3%BCtte-lanz-br%C3%BChl |titel=Luftschiffwerft Schütte-Lanz in Brühl |hrsg=Rhein-Neckar-Industriekultur |abruf=2015-02-08}}</ref><ref>[http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/firmen0/firmadet1377.shtml ''Geschichte''] der [[Heinrich Lanz AG]].</ref> Der Hauptunterschied der Luftschiffe gegenüber jenen vom Zeppelin-Typ lag in ihrem Konstruktionswerkstoff. Das Gerippe bestand aus Holz. Erst später wurden für die Nachkriegszeit vier [[Verkehrsluftschiff]]e und ein Forschungsluftschiff geplant, die wie die Zeppelin-Luftschiffe ein [[Duraluminium]]-Skelett erhalten sollten.<ref>J. Bleibler: ''Starrluftschiffprojekte in Deutschland 1908 bis 1914.'' In: W. Meighörner (Hrsg.): ''Luftschiffe die nie gebaut wurden.'' Friedrichshafen 2002, S. 31.</ref>


Bis dahin hatte die ''Luftschiffbau Schütte-Lanz'' allerdings ausschließlich [[Militärluftschiff]]e gefertigt.
[[Bild:SL20 auf Flugplatz.jpg|thumb|250px|Das Schütte-Lanz-Luftschiff ''SL 20'' im Oktober [[1917]]]]
Bis dahin hatte die ''Luftschiffbau Schütte-Lanz'' allerdings ausschließlich [[Militärluftschiff]]e gefertigt. Daher mussten nach dem Krieg [[1922]] gemäß den Bestimmungen des [[Vertrag von Versailles|Versailler Vertrages]] alle ihre [[Luftschiffhalle|Hallen]] abgerissen werden. Dies bedeutete das Aus für die Firma im Luftschiffbau, und die "Luftschiffbau Schütte-Lanz" wurde [[1925]] aufgelöst.


Vom 1. April 1916 bis zum 15. April 1925 befand sich in [[Zeesen]] in [[Brandenburg]] eine Zweigniederlassung mit eigener Luftschiffwerft und Flugzeugbau. Die Abteilung Flugzeugbau wurde hierzu eigens im Frühjahr 1916 vom Hauptwerk in Mannheim-Rheinau nach Zeesen umgesiedelt. In Zeesen wurden insgesamt drei Luftschiffe und über 500 Flugzeuge gebaut. Nach dem Ersten Weltkrieg musste 1919 gemäß den Bestimmungen des [[Friedensvertrag von Versailles|Versailler Vertrages]] die Produktion von Luftschiffen wie auch von Flugzeugen eingestellt werden. Ebenso waren die Luftschiff- und Flugzeughallen abzubauen und an die Siegermächte auszuliefern.
Es gelang jedoch, die technologische Erfahrung aus dem Luftschiffbau auf andere Geschäftsfelder, hauptsächlich im [[Sperrholz]]bau, zu übertragen. Heute ist die Firma als "Finnforest Schütte-Lanz GmbH" mit Sitz in [[Brühl (Baden)|Brühl]] bei Mannheim auf [[Verschalung]]splatten spezialisiert.
[[Datei:Schütte-Lanz-Werke AG 1923.jpg|mini|Aktie über 1000 Mark der Schütte-Lanz-Werke AG in Zeesen vom 11. August 1923]]


Das Unternehmen widmete sich daher in der Folgezeit, da sowohl die Flugzeuge wie auch die Luftschiffe ein Sperrholz-Skelett hatten, zunächst dem Holzbau: Es entstanden Möbel, aber auch Fenster und Türen für den Hausbau. Ab 1920 widmete Schütte-Lanz sich dem Kraftfahrzeugbau und produzierte Kleinwagen. Als dies alles wenig Erfolg zeitigte, wurde das Unternehmen 1925 liquidiert und das Gelände 1926 an die Reichspost verkauft, die in den Gebäuden eine Schule errichtete.
== Schiffstypen ==


Es gelang, die technologische Erfahrung aus dem Luftschiffbau auf andere Geschäftsfelder, hauptsächlich im [[Sperrholz]]bau, zu übertragen. Bis Ende 2007 war die Firma als ''Finnforest Schütte-Lanz GmbH'' mit Sitz in [[Brühl (Baden)|Brühl]] bei Mannheim auf [[Schalung (Verkleidung)|Verschalungsplatten]] spezialisiert. Nach der Einstellung des Betriebs wurden die Produktionsanlagen demontiert. Das Gelände wird derzeit unter dem Namen „Gewerbepark Schütte-Lanz“ vermarktet. Die letzten verbliebenen denkmalgeschützten Hallen von 1911 warten jetzt auf bessere Zeiten. Am 11. Oktober 2013 wurde der Kamin gesprengt, da die zukünftigen Gewerbetreibenden keinen Kamin wollten.<ref>[http://www.morgenweb.de/region/schwetzinger-zeitung-hockenheimer-tageszeitung/fotostrecken/sprengung-des-kamins-1.1239658 morgenweb.de]</ref>
[[Bild:1911.airship.SL1.framework.jpg|thumb|Das Gerüst von ''S.L.1'']]


In [[Berlin-Lichterfelde]] heißt seit 1933 die vormalige Steinstraße ''Schütte-Lanz-Straße''.<ref>{{LuiseLexStr |art=a |bez=12 |id=S492 |zlb98=1795 |kaupert=Schuette-Lanz-Strasse-12209-Berlin |name=Schütte-Lanz-Straße}}</ref> Dort befindet sich der [[Otto Lilienthal|Lilienthalpark]] mit dem [[Fliegeberg|Lilienthal-Denkmal]].
Die Schütte-Lanz-Luftschiffe wurden in die Typen a bis f eingeteilt.


Am ehemaligen Standort in Zeesen wird mit dem „Schütte-Lanz Gewerbepark“ an den früheren Produktionsort erinnert. Die letzten Gebäude des Werks wurden im März 2013 abgerissen.
Zu Typ a gehörte nur ''S.L.1'', der [[Prototyp (Technik)|Prototyp]]. An ihm wurden viele Entwicklungen realisiert und getestet. Die Konstruktion bestand im Gegensatz zu den Zeppelinen aus einem rautenförmigen Gerippe. Die Längsträger liefen dabei schraubenförmig um den Rumpf herum. Durch diese Ausführung sollte ein besonders fester und gleichzeitig stoß- und schwingungsabsorbierender Rumpf geschaffen werden. Die Praxis bestätigt die Vorhersagen jedoch nicht.


== Luftschiffe ==
Ab ''S.L.II'' wurde ein "klassisches" Ring- und Längsträger-Gerippe gebaut. Die Gerippe-Träger von ''S.L.1'' wie auch späterer Schiffe wurden mit Hilfe von auf den Trägern aufgenieteten Laschen und Stahldrähten verspannt.
Für Luftschifftypen, gebaute und geplante Luftschiffe siehe [[Liste der Schütte-Lanz-Luftschiffe]].


== Flugzeuge ==
[[Bild:SchuetteLanz.jpg|thumb|left|Schütte Lanz Luftschiff, innen die Balasttanks]]
Da Luftschiffe im Laufe des Ersten Weltkrieges wegen ihrer Größe und relativ niedrigen Geschwindigkeiten immer verwundbarer wurden, wandte sich Schütte-Lanz in seinem Zweigwerk Zeesen ab 1916 vermehrt dem Flugzeugbau zu. Das Werk erhielt im Oktober 1916 einen Auftrag zum Bau von 250 Stück des Aufklärungsflugzeugs [[AGO C.IV]].<ref>Hafemann, S. 64ff.</ref> Nach den erforderlichen Vorbereitungen konnte Im April 1917 mit dem Bau begonnen werden. Im Mai musste indessen die Produktion angehalten werden, da sich mehrere Abstürze ereignet hatten.<ref>Hafemann, S. 69ff.</ref> Der Baustopp dauerte bis zum Juli 1917, als die Fehlerquellen erkannt und beseitigt waren. Zwar lief die Produktion dann wieder an, indessen war das Flugzeug mittlerweile derart in Verruf geraten, dass der Restauftrag im September 1917 storniert wurde. Die letzten AGO C.IV wurden von Zeesen Mitte Oktober 1917 ausgeliefert.<ref>Hafemann, S. 82.</ref>


Um die anderen Ortes entwickelten viermotorigen Bomber („Riesenflugzeuge“) bauen zu können, wurde von Juli bis September 1917 eine weitere Halle, „Riesenflugzeughalle“ genannt, gebaut.<ref>Hafemann, S. 69.</ref> Der Bau von insgesamt 7 Riesenflugzeugen<ref>Gray/Thetford S. 219.</ref> des Typs [[Zeppelin (Staaken) R.VI]] begann im September 1917, im Oktober 1917 wurde das erste und im Mai 1918 das siebte und letzte Riesenflugzeug fertiggestellt.<ref>Hafemann, S. 80.</ref>
Eine Eigenschaft des Holzes, die Feuchtigkeitsaufnahme und damit Festigkeitsabnahme je nach Witterung, wurde durch mehrfaches [[Lack]]ieren der Struktur verringert, was eine nicht unerhebliche Gewichtszunahme mit sich brachte, konnte jedoch nie ganz verhindert werden.


Es folgte ein Auftrag zum Bau von Schulflugzeugen des Typs [[LVG B-Typen|LVG B.II]], dieser Typ wurde bis etwa Mai 1918 bei Schütte-Lanz produziert. Am 7. März 1918 konnte das 100. Flugzeug, eine LVG B.II, fertiggestellt werden.<ref>Hafemann, S. 95.</ref> Ende Dezember 1917 erhielt das Werk einen Anschlussauftrag zum Bau von 300 Schulflugzeugen [[LVG B-Typen|LVG B.III]], der ab März 1918 ausgeführt wurde. Das 500. Flugzeug, eine LVG B.III, verließ die Hallen am 24. September 1918.<ref>Havemann, S. 98.</ref> Weitere Anschlussaufträge für LVG B.III folgten, dieses Muster wurde bis zum Kriegsende in Serie gebaut.
Die Gaszellen waren bei ''S.L.1'' als Kugelballone ausgebildet. Auch der Raum zwischen den Ballonen wurde mit so genannten Ringballonen genutzt. Diese bewährten sich jedoch nicht und wurden bei den späteren Schiffen weggelassen. Der Ballonstoff stammte von der [[Augsburg]]er Firma ''Riedinger''. Er war relativ gasdicht und bestand aus zwei Lagen Baumwollstoff, deren Kettfäden schräg zueinander verliefen und gummiert waren. Die Vorgabe an den Lieferanten lag bei einem Flächengewicht von maximal 330&nbsp;g/m² und einer Gesamtmasse aller Tragkörper von 5850&nbsp;kg. Die Nähte der Gaszellen waren doppelt ausgeführt und von beiden Seiten abgeklebt. Jede Gaszelle besaß ein Füll- und Ablaßventil, sowie ein Sichtfenster. Weiterhin war ein Überdruckventil vorhanden.


Eine genaue Anzahl der gebauten Flugzeuge ist nicht erhalten, aufgrund der obigen Angaben dürften etwa 600 Flugzeuge bei Schütte-Lanz in Zeesen gebaut worden sein. Hierin eingeschlossen sind die nachfolgenden Eigenentwicklungen, die alle im Prototypen-Stadium verblieben:
== Gebaute Luftschiffe ==
Vorabbemerkung zur Namensgebung.
Auf Feldpostbelegen finden sich immer wieder Namensangaben mit römischen Ziffern. Das widerspricht den Namensangaben auf den Luftschiffen selbst (Bugnummern), obwohl auf Bildern vom Bau des SL 1 eine römische Eins auf Fotos vom Bug erkennbar ist, war aber offensichtlich geläufige Praxis. Im Gegensatz zu den Zeppelin-Luftschiffen waren also Bugnummer und Stempel/Siegelmarke nicht immer einheitlich.


{| class="wikitable"
{| border=1 cellpadding=3 cellspacing=0
! bgcolor=efefef | Nr.
! bgcolor=efefef | Betreiber
! bgcolor=efefef | erste Fahrt
! bgcolor=efefef | Einsätze
! bgcolor=efefef | Verbleib, Bemerkungen
|-----
| S.L.I
| [[Heer]]
| [[1. Oktober]] [[1911]]
| keine (Prototyp)
| im Juli [[1913]] am [[Ankermast]] in [[Schneidemühl]] in einem Sturm zerstört
|-
|-
! Bezeichnung
| S.L.II
! Einsatzzweck
| Heer
! Baujahr
| [[28. Februar]] [[1914]]
| zwei Aufklärungen für [[Österreich]]; vier Angriffsfahrten mit 3554&nbsp;kg Bomben (2×[[Nancy]], [[Compiègne]], [[London]])
| im Mai/Juni [[1915]] um 12&nbsp;m verlängert; am [[10. Januar]] [[1916]] bei [[Luckenwalde]], präzise 6 km östlich bei Gottow gestrandet
|-
|-
| [[Schütte-Lanz D-Typen|Schütte-Lanz D.I]]
| S.L.3
| rowspan="6" | Jagdflugzeug
| [[Marine]]
| [[5. Februar]] 1915
| 1915
| 30 Aufklärungen über [[Nordsee|Nord-]] und [[Ostsee]]; ein erfolgloser Angriff gegen [[England]] mit 150&nbsp;kg Bomben; ein Gefecht mit brit. Unterseeboot
| am [[1. Mai]] 1916 auf dem Mauersee bei Steinort (Masuren/Ermland) notgelandet, abgewrackt. (Steinort heute Sztynort; Mauersee = Jezioro Mamry)
|-
|-
| [[Schütte-Lanz D-Typen|Schütte-Lanz D.III]]
| SL 4
| rowspan="2" | 1916
| Marine
| [[2. Mai]] 1915
| 21 Aufklärungen über Nord- und Ostsee; zwei Angriffe gegen die Insel [[Saaremaa|Ösel]] mit 600&nbsp;kg Bomben
| am [[14. Dezember]] 1915 in der Halle [[Seddin]] durch Sturm zerstört
|-
|-
| [[Schütte-Lanz D-Typen|Schütte-Lanz Dr.I]]
| SL 5
| Heer
| [[21. Mai]] 1915
| keine
| am [[15. Juli]] 1915 nach Notlandung in [[Gießen]] durch Gewitter zerstört
|-
|-
| [[Schütte-Lanz D-Typen|Schütte-Lanz D.IV]]
| SL 6
| rowspan="2" | 1917
| Marine
| [[9. Oktober]] 1915
| 6 Aufklärungen
| am [[10. November]] 1915 kurz nach dem Start in der Nähe von Seddin verbrannt
|-
|-
| [[Schütte-Lanz D-Typen|Schütte-Lanz D.VI]]
| SL 7
| Heer
| [[3. September]] 1915
| drei Aufklärungen über der Ostsee; drei Angriffsfahrten mit 2958&nbsp;kg Bomben ([[La Neufville]], [[Dünamünde]], [[Wenden]])
| am [[6. März]] [[1917]] als veraltet außer Dienst gestellt; abgewrackt in [[Jüterbog]]
|-
|-
| [[Schütte-Lanz D-Typen|Schütte-Lanz D.VII]]
| SL 8
| Marine
| 1918
| [[30. März]] 1916
| 34 Aufklärungen über Nord- und Ostsee; drei Angriffsfahrten mit 4600&nbsp;kg Bomben (Werder, [[Moon]], [[Pernau]])
| am [[20. November]] 1917 als veraltet außer Dienst gestellt; demontiert in Seddin
|-
|-
| Schütte-Lanz D-Typen|Schütte-Lanz G.I
| SL 9
| rowspan="4" | Bomber
| Marine
| 1915
| [[1. November]] 1916
| 13 Aufklärungen; drei Angriffsfahrten mit 4230 kg Bomben ([[Mariehamn]], [[Sworbe]], [[Arensburg]]); erfolglose Teilnahme an einem Geschwaderangriff gegen England am [[24. August]] 1916
| am [[30. März]] 1917 in der Bucht von [[Danzig]] verschollen
|-
|-
| Schütte-Lanz D-Typen|Schütte-Lanz G.III
| SL 10
|
| Heer
| [[17. Mai]] 1916
| eine Aufklärungsfahrt nach [[Zonguldak (Stadt)|Zonguldak]]
| bei versuchter Angriffsfahrt auf [[Sewastopol]] am [[28. Juli]] 1916 über dem [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] verschollen
|-
|-
| Schütte-Lanz D-Typen|Schütte-Lanz G.IV
| S.L.11
|
| Heer
| [[1. August]] 1916
| drei versuchte Angriffsfahrten gegen England; zwei davon mussten abgebrochen werden
| Am [[3. September]] 1916 während des dritten Angriffs unter Hauptmann Wilhelm Schramm über [[London]] von einem Flugzeug in Brand geschossen und abgestürzt
|-
|-
| Schütte-Lanz D-Typen|Schütte-Lanz G.V
| SL 12
| Marine
| [[9. November]] 1916
| 9 Aufklärungen über Nord- und Ostsee
| am [[28. Dezember]] 1916 durch ein verfangenes Halteseil abgestürzt [http://www.luftschiffharry.de/doku/SL_12_Im-Schatten-des-Titanen_Seite112ff.pdf siehe Seite 112 ff. in "Im Schatten des Titanen"]
|-
| SL 13
| Heer
| [[19. Oktober]] 1916
| keine
| am [[8. Februar]] 1917 durch Halleneinsturz in [[Leipzig]] zerstört
|-
| SL 14
| Marine
| [[23. August]] 1916
| zwei Aufklärungen über der Ostsee; zwei Angriffsfahrten mit 2960&nbsp;kg Bomben gegen [[Papensholm]].
| am [[18. Mai]] 1917 nach Unfall in [[Wainoden]] abgewrackt
|-
| SL 15
| Heer
| [[4. November]] 1916
| keine
| im August 1917 ausgemustert weil veraltet; abgewrackt in [[Sandhofen]]
|-
| SL 16
| Heer
| [[18. Januar]] 1917
| keine
| im August 1917 ausgemustert weil veraltet; abgewrackt in [[Spich]]
|-
| SL 17
| Heer
| [[22. März]] 1917
| keine
| im August 1917 ausgemustert weil veraltet; abgewrackt in [[Allenstein]]
|-
| SL 18
| Heer
| align="center" colspan=2 | nicht fertiggestellt
| wurde während des Baus durch einen Einsturz der Halle in Leipzig zerstört
|-
| SL 19
| Heer
| align="center" colspan=2 | nicht fertiggestellt
| Auftrag nach Aufgabe der Heeresluftschiffahrt storniert
|-
| SL 20
| Marine
| [[10. September]] 1917
| zwei Aufklärungen im Zuge der Operation "Albion" (Ösel) über der östlichen Ostsee, ein Angriffsversuch bei der Ösel-Invasion am 8.Oktober 1917 (3 von 5 Motoren ausgefallen)
| (neuer Typ F, Baunummer F-1), am [[5. Januar]] [[1918]] (9 Wochen nach Abnahme) bei Brand und Explosion in Doppelhalle in Ahlhorn mit weiteren Luftschiffen zerstört. Brandursache ungeklärt; es wird von einem Unfall ausgegangen, [[Sabotage]] konnte jedoch nicht ausgeschlossen werden.
|-
| SL 21
| Heer
| [[26. November]] 1917
| keine; weitere Probefahrt am [[28. November]] 1917.
| Trägerbrüche zwangen zur Überholung, nicht wieder in Dienst gestellt, 1918 demontiert
|-
| SL 22
| Marine
| [[5. Juni]] 1918
| keine
| im Sommer [[1920]] demontiert und an Siegermächte übergeben
|
|
|-
|-
| Schütte-Lanz D-Typen|Schütte-Lanz C.I
| SL 23
| Aufklärer
| unklar
| 1915
| nicht fertiggestellt
| keine
| (neuer Typ G, Baunummer G-1) erstes SL-Schiff, daß nicht mehr aus Sperrholz, sondern aus [[Duraluminium]] gefertigt wurde. Quelle: "Der Luftschiffbau Schütte-Lanz 1909 - 1925", Johann Schütte 1926
|-
|-
| [[Schütte-Lanz R.I]]
| SL 24
| unklar
| Bomber
| 1918
| nicht fertiggestellt
| keine
| (neuer Typ H, Baunummer H-1) Quelle: wie SL 23
|}
|}


== Geplante Luftschiffe ==
== Automobilbau ==
Von 1920 bis 1924 baute die ''Schütte-Lanz-Werke AG'' in [[Zeesen]] Karosserien für Automobile unter dem Namen ''S.L.''


=== Ipe und Cyclon ===
Die geplanten Luftschiffe waren abhängig von der späteren Route ausgelegt worden.
Es begann mit einem Kleinwagen der Firma [[Ipe]] im Jahr 1920. Im gleichen Jahr wurden auch Karosserien für die Firma [[Cyklon Maschinenfabrik|Cyclon]] hergestellt.<ref>Hafemann, S. 107–114.</ref>


=== Schütte-Lanz Velox ===
{| border=1 cellpadding=3 cellspacing=0
Ein Schwede namens Gunnar W. Andersson hatte aus der Konkursmasse von Ipe etliches Material erworben. Am 14. Oktober 1921 schloss er einen Vertrag mit Schütte-Lanz zur Lizenzproduktion von Ipe-Kleinwagen im Werk Zeesen. Das Auto sollte ausschließlich in Schweden verkauft werden. Zu ihrem Bau wurde Anfang April 1922 die „Schütte-Lanz Kleinautomobil GmbH Zeesen“ gegründet. Ziel war, im Jahr 1922 75 Autos zu bauen. Zeitgleich wurde zum Vertrieb die „Velocitas Fabrik AB“ in [[Stockholm]] gegründet.<ref>Hafemann, S. 116.</ref>
! bgcolor=efefef | Nr.
! bgcolor=efefef | Name
! bgcolor=efefef | Technische Daten
! bgcolor=efefef | Bemerkungen
|-----
| SL 101
| ''Atlantic''
| 95.000 m³, L=230 m, D=29,5 m, Vmax=130&nbsp;km/h, 10 Motoren mit zusammen 2200 kW
| Nutzlast: 98 Passagiere, 20 t Fracht
|-
| SL 102
| ''Panamerika''
| 205.000 m³, L=298 m, D=38,5 m, Vmax=130&nbsp;km/h, 18 Motoren mit zusammen 3970 kW
|
|-
| SL 103
| ''Pacific''
| 150.000 m³, L=274,5 m, D=35 m, Vmax=128km/h, 13 Motoren mit zusammen 2870 kW,
| Nutzlast: 100 Passagiere, 38 t Fracht
|-
|
| ''Kentucky''
| 114.000 m³, L=244 m, D=31,5 m, Vmax=128km/h, 10 Motoren mit zusammen 2200 kW
|
|-
|
| ''Fram''
| ''wie SL 103''
| geplantes Forschungsschiff, das sich durch eine verstärkte Konstruktion auszeichnete um auch noch widrigeren Wetterbedingungen standzuhalten
|}


In Schweden trugen die Fahrzeuge den Modellnamen „Velox“. Sie wurden in Zeesen ab etwa Mai 1922 in Serie gebaut, im August 1922 waren bereits 20 fertiggestellt, in den nächsten Monaten folgten bis zu 15 Stück monatlich. Gleichwohl ist nicht sicher, ob tatsächlich alle 75 Autos gebaut wurden. Da auch in Schweden das Auto schwer verkäuflich war, suchte der Hersteller vergeblich nach weiteren Absatzmärkten. Die Produktion dürfte Ende 1922 beendet gewesen sein, der Verkauf der Fahrzeuge zog sich bis 1924 hin.<ref>Hafemann, S. 117, S. 123.</ref>
Der Bau von ''[[LZ126|LZ126/ZR-2 „USS Los Angeles“]]'' als Reparationsluftschiff beendete Prof. Schüttes Traum von Verkehrsluftschiffen.

Die Fahrzeuge entsprachen dem Ipe, erhielten jedoch einen anderen wassergekühlten Vierzylindermotor mit ca. 1 Liter Hubraum, der 15 PS leistete und dem Auto eine Höchstgeschwindigkeit von 70&nbsp;km/h verlieh. Das Leergewicht betrug 550&nbsp;kg.<ref>Hafemann, S. 117.</ref>

=== Schütte-Lanz 4/14PS und 5/20 PS ===
Trotz der ausbleibenden Erfolge mit Ipe- und Velox-Fahrzeugen plante Schütte-Lanz den Bau eines eigenen Kleinwagens. Um brauchbare Vorbilder zu haben, wurde 1922 ein Kleinwagen der [[Wanderer-Werke]], vermutlich ein [[Wanderer Puppchen|W8]], erworben und zur Untersuchung der Technik in seine Einzelteile zerlegt, anschließend wieder zusammengesetzt und verkauft. Gleiches geschah anschließend mit einem [[SA Mathis|Mathis]]-Kleinwagen. Am 27. Juli 1923 wurden zum Bau des Kleinwagens die Schütte-Lanz-Werke AG Zeesen gegründet. Die Gründung erfolgte angesichts der damals herrschenden [[Deutsche Inflation 1914 bis 1923|Hyperinflation]] zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Chefkonstrukteur wurde Dr. Ing. Rudolf Urtel, der bislang bei [[Nationale Automobil-Gesellschaft|NAG]] gearbeitet hatte. Im Dezember 1923 ging der Wagen in Serie.<ref>Hafemann, S. 132, 133.</ref>

Das Auto fiel durch einen für einen Kleinwagen sehr langen Radstand (3,10&nbsp;m) auf und hatte vier Sitze. Das Lenkrad war bereits links; der Wagen hatte elektrischen Anlasser, das Getriebe drei Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang. Der von Schütte-Lanz konstruierte wassergekühlte [[Vierzylindermotor]] hatte eine [[Zylinderbohrung|Bohrung]] von 62 und einen [[Kolbenhub|Hub]] von 86&nbsp;mm, woraus sich ein [[Hubraum]] von 1039&nbsp;cm³ errechnet. Die Spurweite betrug 1,15&nbsp;m, die Länge 3,90 und die Breite 1,40&nbsp;m. Das Fahrzeug wog leer 630&nbsp;kg, der Tank fasste 30&nbsp;Liter. Der Verbrauch wird mit 7 bis 8 Liter/100 km angegeben, die Höchstgeschwindigkeit mit 65&nbsp;km/h. Der Verkaufspreis betrug 5750 Reichsmark.<ref>Hafemann, S. 137, 138.</ref>

Schon bald mutierte der 4/14&nbsp;PS zum 5/20&nbsp;PS, woraus zu schließen ist, dass die Motorleistung für das doch recht lange Fahrzeug mit dem ursprünglichen Motor als zu schwach empfunden wurde. Aus der Typenbezeichnung kann auf einen Motor mit etwa 1,3&nbsp;Litern Hubraum und 20&nbsp;PS geschlossen werden, die Höchstgeschwindigkeit betrug jetzt 70&nbsp;km/h. Die Produktion der Kleinwagen dauerte nur wenige Monate und wurde noch während des Jahres 1924 wieder eingestellt. Der Produktionsumfang kann auf 30 bis 50 Fahrzeuge geschätzt werden. Der Verkauf der Fahrzeuge zog sich bis 1925 hin.<ref>Hafemann, S. 140.</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
*[[Liste der Starrluftschiffe]]
* [[Liste von Luftschiffen]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Johann Schütte: ''Der Luftschiffbau Schütte-Lanz 1909–1925.'' Verlag von R. Oldenbourg, München/Berlin 1926; hier: Reprint von 1984, herausgegeben von Johann Friedrich Jahn, Oldenburg i.O.
*''Der Traum vom Fliegen Johann Schütte-Ein Pionier der Luftschifffahrt''; versch. Autoren; Isense Verlag 2000; ISBN 3-89598-693-3
* Dorothea Haaland: ''Der Luftschiffbau Schütte-Lanz – Mannheim-Rheinau (1909–1925).'' Dissertation. In: ''Südwestdeutsche Schriften.'' (4); Institut für Landeskunde und Regionalforschung der Universität, Mannheim 1987, ISBN 3-87804-186-1.
*''Im Schatten des Titanen'' Schütte-Lanz; ; versch. Autoren; Verlag Robert Gessler, Friedrichshafen 2001; ISBN 3-86136-063-2
* Sebastian Wentzler: ''Die Schütte-Lanz-Innovationen – Technische Neuerungen des Luftschiffbaus Schütte-Lanz zwischen 1909 und 1914 im Vergleich zum Luftschiffbau Zeppelin.'' BIS Verlag, Oldenburg 2000, ISBN 3-8142-0718-1 ([http://docserver.bis.uni-oldenburg.de/publikationen/bisverlag/2001/wensch00/wensch00.html online], PDF; 991&nbsp;kB).
*''Der Luftschiffbau Schütte-Lanz - Mannheim-Rheinau (1909 - 1925)''; Dorothea Haaland (Dissertation); Südwestdeutsche Schriften (4); Institut für Landeskunde und Regionalforschung der Universität Mannheim 1987; ISBN 3-87804-186-1
* Sonja Steiner-Welz: ''Schütte-Lanz-Luftfahrzeuge aus Mannheim.'' Band 1. Reinhard Welz Vermittler Verlag, 2006, ISBN 3-936041-94-6.
*''Der Luftschiffbau Schütte-Lanz 1909 - 1925''; Dr. Ing. e.h. Johann Schütte; Verlag von R. Oldenbourg München und Berlin 1926; hier: Reprint von 1984, herausgegeben von Johann Friedrich Jahn, Oldenburg i.O.; keine ISBN
* Ludwig Friedrich, Hans Weihe: ''Schütte-Lanz. Vom Luftschiff zum Sperrholz.'' In: Verein für Heimat- und Brauchtumspflege Brühl/Rohrhof (Hrsg.): ''Brühl und Rohrhof: Das Heimatbuch.'' Brühl 2007.
* J. Bleibler: ''Starrluftschiffprojekte in Deutschland 1908 bis 1914.'' In: W. Meighörner (Hrsg.): ''Luftschiffe die nie gebaut wurden.'' Friedrichshafen 2002, S. 31–53.
* ''Der Traum vom Fliegen Johann Schütte-Ein Pionier der Luftschifffahrt.'' versch. Autoren, Isense Verlag, 2000, ISBN 3-89598-693-3.
* ''Im Schatten des Titanen.'' Schütte-Lanz; versch. Autoren. Verlag Robert Gessler, Friedrichshafen 2001, ISBN 3-86136-063-2.
* ''Deutschlands Krieg in der Luft.'' Ernst von Hoeppner, Berlin 1921.
* [[Werner Oswald (Automobilhistoriker)|Werner Oswald]]: ''Deutsche Autos 1920–1945.'' 10. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-87943-519-7, S. 456, 522 (Automobile und Karosserien der Schütte-Lanz-Werke AG).
* [[Heinz J. Nowarra|Heinz Nowarra]]: ''Die Entwicklung der Flugzeuge 1914–18.'' München 1959.
* Ulrich Boeyng: ''Gigantische Hallen für die „Riesen der Lüfte“ (Teil I). Frühe Zeugnisse der Luftschifffahrt in Baden-Württemberg.'' In: ''Denkmalpflege in Baden-Württemberg.'' Bd. 43 Nr. 1 2014, S. 16–21 ([https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/view/12988/6817 online], PDF; 275&nbsp;kB).
* ''SCHÜTTE-LANZ. Luftschiffe zu Kleinautos!'' In: ''Mannopolis – 100.'' Waldkirch, Mannheim 2022, ISBN 978-3-86476-167-6, S. 68–85.
* Denny Hafemann: ''Hergestellt im Verborgenen – Der Ort Zeesen und seine besondere Industrie- und Militärgeschichte.'' Zeesen Sept. 2023 (keine ISBN!)
* Peter Gray, Owen Thetford: ''German Aircraft of the First World War.'' Putnam, London, reprinted 1992, ISBN 0-85177-809-7.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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*[http://www.uni-oldenburg.de/unternehmen_museum/dewenter/airship/proj-sl2.htm "Das Schütte-Lanz"-Projekt der Universität Oldenburg i.O.]
* {{Webarchiv |url=http://www.luftschiffharry.de/buch.htm |text=''Die Luftschiffwaffe des Heeres.'' |wayback=20080602134959}} Buch in PDF-Dokumenten
*[http://docserver.bis.uni-oldenburg.de/publikationen/bisverlag/2001/wensch00/wensch00.html Airship technology, Schütte-Lanz, Zeppelin. - Die Examensarbeit von Sebastian Wentzler]

*[http://www.aeronauticum.de/aktuelle/htm/03modellslII.htm Das Modell des SL II im Aeronauticum Nordholz]
== Einzelnachweise ==
*[http://www.pilotundluftschiff.de/SchuetteLanz.htm Schütte-Lanz-Luftschiffe bei "Pilot und Luftschiff"]
<references />
*[http://www.luftschiffharry.de/buch.htm "Die Luftschiffwaffe des Heeres" Buch in PDF-Dateien]

*[http://www.schuette-lanz.de/ Finnforest Schütte-Lanz GmbH], das Nachfolgeunternehmen der Luftschiffbaugesellschaft
{{Navigationsleiste Deutsche Automobilmarken von 1919 bis 1945}}


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[[Kategorie:Produzierendes Unternehmen (Rhein-Neckar-Kreis)]]

Aktuelle Version vom 9. Juni 2025, 21:35 Uhr

Luftschiffbau Schütte-Lanz
Finnforest Schütte-Lanz GmbH
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 22. April 1909
Auflösung Ende 2007
Sitz Mannheim-Rheinau, Brühl, Deutschland
Leitung
Branche Luftschiffbau, Flugzeughersteller, Automobilhersteller

Das Unternehmen Luftschiffbau Schütte-Lanz befasste sich ab 1909 mit dem Bau von Luftschiffen, später auch von Flugzeugen und Automobilen. Es war die größte deutsche Konkurrenz Ferdinand von Zeppelins auf dem Gebiet des Starrluftschiff-Baus vor und während des Ersten Weltkriegs. Obgleich die Schütte-Lanz-Luftschiffe den Zeppelinen in vielerlei Hinsicht überlegen waren, konnte der Luftschiffbauer nie Zeppelins Erfolge feiern.

Das Unternehmen wurde vom Industriellen Karl Lanz und dem Ingenieur Johann Schütte am 22. April 1909 in Rheinau gegründet. Die Produktionsstätte wurde in Brühl bei Mannheim angesiedelt und später durch je ein weiteres Werk in Zeesen und Leipzig erweitert.[1][2][3] Der Hauptunterschied der Luftschiffe gegenüber jenen vom Zeppelin-Typ lag in ihrem Konstruktionswerkstoff. Das Gerippe bestand aus Holz. Erst später wurden für die Nachkriegszeit vier Verkehrsluftschiffe und ein Forschungsluftschiff geplant, die wie die Zeppelin-Luftschiffe ein Duraluminium-Skelett erhalten sollten.[4]

Bis dahin hatte die Luftschiffbau Schütte-Lanz allerdings ausschließlich Militärluftschiffe gefertigt.

Vom 1. April 1916 bis zum 15. April 1925 befand sich in Zeesen in Brandenburg eine Zweigniederlassung mit eigener Luftschiffwerft und Flugzeugbau. Die Abteilung Flugzeugbau wurde hierzu eigens im Frühjahr 1916 vom Hauptwerk in Mannheim-Rheinau nach Zeesen umgesiedelt. In Zeesen wurden insgesamt drei Luftschiffe und über 500 Flugzeuge gebaut. Nach dem Ersten Weltkrieg musste 1919 gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages die Produktion von Luftschiffen wie auch von Flugzeugen eingestellt werden. Ebenso waren die Luftschiff- und Flugzeughallen abzubauen und an die Siegermächte auszuliefern.

Aktie über 1000 Mark der Schütte-Lanz-Werke AG in Zeesen vom 11. August 1923

Das Unternehmen widmete sich daher in der Folgezeit, da sowohl die Flugzeuge wie auch die Luftschiffe ein Sperrholz-Skelett hatten, zunächst dem Holzbau: Es entstanden Möbel, aber auch Fenster und Türen für den Hausbau. Ab 1920 widmete Schütte-Lanz sich dem Kraftfahrzeugbau und produzierte Kleinwagen. Als dies alles wenig Erfolg zeitigte, wurde das Unternehmen 1925 liquidiert und das Gelände 1926 an die Reichspost verkauft, die in den Gebäuden eine Schule errichtete.

Es gelang, die technologische Erfahrung aus dem Luftschiffbau auf andere Geschäftsfelder, hauptsächlich im Sperrholzbau, zu übertragen. Bis Ende 2007 war die Firma als Finnforest Schütte-Lanz GmbH mit Sitz in Brühl bei Mannheim auf Verschalungsplatten spezialisiert. Nach der Einstellung des Betriebs wurden die Produktionsanlagen demontiert. Das Gelände wird derzeit unter dem Namen „Gewerbepark Schütte-Lanz“ vermarktet. Die letzten verbliebenen denkmalgeschützten Hallen von 1911 warten jetzt auf bessere Zeiten. Am 11. Oktober 2013 wurde der Kamin gesprengt, da die zukünftigen Gewerbetreibenden keinen Kamin wollten.[5]

In Berlin-Lichterfelde heißt seit 1933 die vormalige Steinstraße Schütte-Lanz-Straße.[6] Dort befindet sich der Lilienthalpark mit dem Lilienthal-Denkmal.

Am ehemaligen Standort in Zeesen wird mit dem „Schütte-Lanz Gewerbepark“ an den früheren Produktionsort erinnert. Die letzten Gebäude des Werks wurden im März 2013 abgerissen.

Für Luftschifftypen, gebaute und geplante Luftschiffe siehe Liste der Schütte-Lanz-Luftschiffe.

Da Luftschiffe im Laufe des Ersten Weltkrieges wegen ihrer Größe und relativ niedrigen Geschwindigkeiten immer verwundbarer wurden, wandte sich Schütte-Lanz in seinem Zweigwerk Zeesen ab 1916 vermehrt dem Flugzeugbau zu. Das Werk erhielt im Oktober 1916 einen Auftrag zum Bau von 250 Stück des Aufklärungsflugzeugs AGO C.IV.[7] Nach den erforderlichen Vorbereitungen konnte Im April 1917 mit dem Bau begonnen werden. Im Mai musste indessen die Produktion angehalten werden, da sich mehrere Abstürze ereignet hatten.[8] Der Baustopp dauerte bis zum Juli 1917, als die Fehlerquellen erkannt und beseitigt waren. Zwar lief die Produktion dann wieder an, indessen war das Flugzeug mittlerweile derart in Verruf geraten, dass der Restauftrag im September 1917 storniert wurde. Die letzten AGO C.IV wurden von Zeesen Mitte Oktober 1917 ausgeliefert.[9]

Um die anderen Ortes entwickelten viermotorigen Bomber („Riesenflugzeuge“) bauen zu können, wurde von Juli bis September 1917 eine weitere Halle, „Riesenflugzeughalle“ genannt, gebaut.[10] Der Bau von insgesamt 7 Riesenflugzeugen[11] des Typs Zeppelin (Staaken) R.VI begann im September 1917, im Oktober 1917 wurde das erste und im Mai 1918 das siebte und letzte Riesenflugzeug fertiggestellt.[12]

Es folgte ein Auftrag zum Bau von Schulflugzeugen des Typs LVG B.II, dieser Typ wurde bis etwa Mai 1918 bei Schütte-Lanz produziert. Am 7. März 1918 konnte das 100. Flugzeug, eine LVG B.II, fertiggestellt werden.[13] Ende Dezember 1917 erhielt das Werk einen Anschlussauftrag zum Bau von 300 Schulflugzeugen LVG B.III, der ab März 1918 ausgeführt wurde. Das 500. Flugzeug, eine LVG B.III, verließ die Hallen am 24. September 1918.[14] Weitere Anschlussaufträge für LVG B.III folgten, dieses Muster wurde bis zum Kriegsende in Serie gebaut.

Eine genaue Anzahl der gebauten Flugzeuge ist nicht erhalten, aufgrund der obigen Angaben dürften etwa 600 Flugzeuge bei Schütte-Lanz in Zeesen gebaut worden sein. Hierin eingeschlossen sind die nachfolgenden Eigenentwicklungen, die alle im Prototypen-Stadium verblieben:

Bezeichnung Einsatzzweck Baujahr
Schütte-Lanz D.I Jagdflugzeug 1915
Schütte-Lanz D.III 1916
Schütte-Lanz Dr.I
Schütte-Lanz D.IV 1917
Schütte-Lanz D.VI
Schütte-Lanz D.VII 1918
Schütte-Lanz G.I Bomber 1915
Schütte-Lanz G.III
Schütte-Lanz G.IV
Schütte-Lanz G.V
Schütte-Lanz C.I Aufklärer 1915
Schütte-Lanz R.I Bomber 1918

Von 1920 bis 1924 baute die Schütte-Lanz-Werke AG in Zeesen Karosserien für Automobile unter dem Namen S.L.

Es begann mit einem Kleinwagen der Firma Ipe im Jahr 1920. Im gleichen Jahr wurden auch Karosserien für die Firma Cyclon hergestellt.[15]

Schütte-Lanz Velox

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Ein Schwede namens Gunnar W. Andersson hatte aus der Konkursmasse von Ipe etliches Material erworben. Am 14. Oktober 1921 schloss er einen Vertrag mit Schütte-Lanz zur Lizenzproduktion von Ipe-Kleinwagen im Werk Zeesen. Das Auto sollte ausschließlich in Schweden verkauft werden. Zu ihrem Bau wurde Anfang April 1922 die „Schütte-Lanz Kleinautomobil GmbH Zeesen“ gegründet. Ziel war, im Jahr 1922 75 Autos zu bauen. Zeitgleich wurde zum Vertrieb die „Velocitas Fabrik AB“ in Stockholm gegründet.[16]

In Schweden trugen die Fahrzeuge den Modellnamen „Velox“. Sie wurden in Zeesen ab etwa Mai 1922 in Serie gebaut, im August 1922 waren bereits 20 fertiggestellt, in den nächsten Monaten folgten bis zu 15 Stück monatlich. Gleichwohl ist nicht sicher, ob tatsächlich alle 75 Autos gebaut wurden. Da auch in Schweden das Auto schwer verkäuflich war, suchte der Hersteller vergeblich nach weiteren Absatzmärkten. Die Produktion dürfte Ende 1922 beendet gewesen sein, der Verkauf der Fahrzeuge zog sich bis 1924 hin.[17]

Die Fahrzeuge entsprachen dem Ipe, erhielten jedoch einen anderen wassergekühlten Vierzylindermotor mit ca. 1 Liter Hubraum, der 15 PS leistete und dem Auto eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h verlieh. Das Leergewicht betrug 550 kg.[18]

Schütte-Lanz 4/14PS und 5/20 PS

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Trotz der ausbleibenden Erfolge mit Ipe- und Velox-Fahrzeugen plante Schütte-Lanz den Bau eines eigenen Kleinwagens. Um brauchbare Vorbilder zu haben, wurde 1922 ein Kleinwagen der Wanderer-Werke, vermutlich ein W8, erworben und zur Untersuchung der Technik in seine Einzelteile zerlegt, anschließend wieder zusammengesetzt und verkauft. Gleiches geschah anschließend mit einem Mathis-Kleinwagen. Am 27. Juli 1923 wurden zum Bau des Kleinwagens die Schütte-Lanz-Werke AG Zeesen gegründet. Die Gründung erfolgte angesichts der damals herrschenden Hyperinflation zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Chefkonstrukteur wurde Dr. Ing. Rudolf Urtel, der bislang bei NAG gearbeitet hatte. Im Dezember 1923 ging der Wagen in Serie.[19]

Das Auto fiel durch einen für einen Kleinwagen sehr langen Radstand (3,10 m) auf und hatte vier Sitze. Das Lenkrad war bereits links; der Wagen hatte elektrischen Anlasser, das Getriebe drei Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang. Der von Schütte-Lanz konstruierte wassergekühlte Vierzylindermotor hatte eine Bohrung von 62 und einen Hub von 86 mm, woraus sich ein Hubraum von 1039 cm³ errechnet. Die Spurweite betrug 1,15 m, die Länge 3,90 und die Breite 1,40 m. Das Fahrzeug wog leer 630 kg, der Tank fasste 30 Liter. Der Verbrauch wird mit 7 bis 8 Liter/100 km angegeben, die Höchstgeschwindigkeit mit 65 km/h. Der Verkaufspreis betrug 5750 Reichsmark.[20]

Schon bald mutierte der 4/14 PS zum 5/20 PS, woraus zu schließen ist, dass die Motorleistung für das doch recht lange Fahrzeug mit dem ursprünglichen Motor als zu schwach empfunden wurde. Aus der Typenbezeichnung kann auf einen Motor mit etwa 1,3 Litern Hubraum und 20 PS geschlossen werden, die Höchstgeschwindigkeit betrug jetzt 70 km/h. Die Produktion der Kleinwagen dauerte nur wenige Monate und wurde noch während des Jahres 1924 wieder eingestellt. Der Produktionsumfang kann auf 30 bis 50 Fahrzeuge geschätzt werden. Der Verkauf der Fahrzeuge zog sich bis 1925 hin.[21]

  • Johann Schütte: Der Luftschiffbau Schütte-Lanz 1909–1925. Verlag von R. Oldenbourg, München/Berlin 1926; hier: Reprint von 1984, herausgegeben von Johann Friedrich Jahn, Oldenburg i.O.
  • Dorothea Haaland: Der Luftschiffbau Schütte-Lanz – Mannheim-Rheinau (1909–1925). Dissertation. In: Südwestdeutsche Schriften. (4); Institut für Landeskunde und Regionalforschung der Universität, Mannheim 1987, ISBN 3-87804-186-1.
  • Sebastian Wentzler: Die Schütte-Lanz-Innovationen – Technische Neuerungen des Luftschiffbaus Schütte-Lanz zwischen 1909 und 1914 im Vergleich zum Luftschiffbau Zeppelin. BIS Verlag, Oldenburg 2000, ISBN 3-8142-0718-1 (online, PDF; 991 kB).
  • Sonja Steiner-Welz: Schütte-Lanz-Luftfahrzeuge aus Mannheim. Band 1. Reinhard Welz Vermittler Verlag, 2006, ISBN 3-936041-94-6.
  • Ludwig Friedrich, Hans Weihe: Schütte-Lanz. Vom Luftschiff zum Sperrholz. In: Verein für Heimat- und Brauchtumspflege Brühl/Rohrhof (Hrsg.): Brühl und Rohrhof: Das Heimatbuch. Brühl 2007.
  • J. Bleibler: Starrluftschiffprojekte in Deutschland 1908 bis 1914. In: W. Meighörner (Hrsg.): Luftschiffe die nie gebaut wurden. Friedrichshafen 2002, S. 31–53.
  • Der Traum vom Fliegen Johann Schütte-Ein Pionier der Luftschifffahrt. versch. Autoren, Isense Verlag, 2000, ISBN 3-89598-693-3.
  • Im Schatten des Titanen. Schütte-Lanz; versch. Autoren. Verlag Robert Gessler, Friedrichshafen 2001, ISBN 3-86136-063-2.
  • Deutschlands Krieg in der Luft. Ernst von Hoeppner, Berlin 1921.
  • Werner Oswald: Deutsche Autos 1920–1945. 10. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-87943-519-7, S. 456, 522 (Automobile und Karosserien der Schütte-Lanz-Werke AG).
  • Heinz Nowarra: Die Entwicklung der Flugzeuge 1914–18. München 1959.
  • Ulrich Boeyng: Gigantische Hallen für die „Riesen der Lüfte“ (Teil I). Frühe Zeugnisse der Luftschifffahrt in Baden-Württemberg. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Bd. 43 Nr. 1 2014, S. 16–21 (online, PDF; 275 kB).
  • SCHÜTTE-LANZ. Luftschiffe zu Kleinautos! In: Mannopolis – 100. Waldkirch, Mannheim 2022, ISBN 978-3-86476-167-6, S. 68–85.
  • Denny Hafemann: Hergestellt im Verborgenen – Der Ort Zeesen und seine besondere Industrie- und Militärgeschichte. Zeesen Sept. 2023 (keine ISBN!)
  • Peter Gray, Owen Thetford: German Aircraft of the First World War. Putnam, London, reprinted 1992, ISBN 0-85177-809-7.
Commons: Schütte-Lanz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gründung der Firma Artikel des Mannheimer Morgen vom 5. Juli 2013.
  2. Luftschiffwerft Schütte-Lanz in Brühl. Rhein-Neckar-Industriekultur, abgerufen am 8. Februar 2015.
  3. Geschichte der Heinrich Lanz AG.
  4. J. Bleibler: Starrluftschiffprojekte in Deutschland 1908 bis 1914. In: W. Meighörner (Hrsg.): Luftschiffe die nie gebaut wurden. Friedrichshafen 2002, S. 31.
  5. morgenweb.de
  6. Schütte-Lanz-Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  7. Hafemann, S. 64ff.
  8. Hafemann, S. 69ff.
  9. Hafemann, S. 82.
  10. Hafemann, S. 69.
  11. Gray/Thetford S. 219.
  12. Hafemann, S. 80.
  13. Hafemann, S. 95.
  14. Havemann, S. 98.
  15. Hafemann, S. 107–114.
  16. Hafemann, S. 116.
  17. Hafemann, S. 117, S. 123.
  18. Hafemann, S. 117.
  19. Hafemann, S. 132, 133.
  20. Hafemann, S. 137, 138.
  21. Hafemann, S. 140.

Koordinaten: 49° 24′ 31″ N, 8° 32′ 16″ O