„Fasti“ – Versionsunterschied
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'''Fasti''', eingedeutscht '''Fasten''', waren ein römisches Verzeichnis der Festtage und besonderer Ereignisse, daher ein früher [[Kalender]]. Abgeleitet ist der Begriff von ''fari'' (sprechen), welches wiederum mit ''fas'' (göttliches Recht) in Verbindung steht. ''Dies fasti'' sind im Gegensatz zu ''dies nefasti'' Werktage, an denen Recht gesprochen wird. Ein ''dies nefastus'' war ein "gesperrter Tag", an dem Markt, Gerichtssitzungen und Bürgerschaftsversammlungen (Komitien) aus religiösen Gründen verboten waren. Ein Festtag (''dies festus'') oder Feiertag (''dies feriatus'') gehörte selbstverständlich zu den ''dies nefasti''. An ''dies fasti'' durfte ein [[Prätor]] gemäß göttlichem Recht Gericht halten. |
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[[Datei:Calendario in marmo, da amiternum.jpg|mini|Rechte Hälfte der [[Fasti Amiterni]] mit den Monaten Juli bis Dezember]] |
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Die '''Fasti''' (auch '''Fasten, F-Tage''') waren ursprünglich eine römische „Liste der Gerichtstage“, der später weitere [[Feriae]] (Festtage) zugefügt wurden. Im Verlauf bildete sich unter Ergänzung besonderer Ereignisse ein früher [[Römischer Kalender|Kalender]] heraus. |
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Abgeleitet ist der Begriff von ''fari'' (sprechen), welches wiederum mit ''fas'' (göttliches Recht) in Verbindung steht. ''[[Dies fastus|Dies fasti]]'' sind im Gegensatz zu ''[[Dies nefastus|dies nefasti]]'' Tage, an denen Recht gesprochen wird. An ''dies fasti'' durfte ein [[Praetur|Prätor]] gemäß göttlichem Recht Gericht halten. |
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Dieses Verzeichnis war ursprünglich nur den Patriziern zugänglich und wurde erst 305 v. Chr. durch [[Gnaeus Flavius]], den Schreiber von [[Appius Claudius Caecus]], veröffentlicht. [[Ovid]] schrieb ein gleichnamiges Werk zwischen 2 und 8 n. Chr. Es handelte sich um einen poetischen Festkalender, der in [[Elegie|elegischen]] [[Distichon|Distichen]] verfasst war. Darin wurden die römischen Feste mit ihren mythologischen Hintergründen und kultische Rituale beschrieben. Es waren zwölf Bücher geplant, jedoch wurden nur sechs vollendet. |
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Die [[Pontifex|Pontifices]] vergaben für jeden Wochentag die Buchstaben |
Dieses Verzeichnis war ursprünglich nur den Patriziern zugänglich und wurde erst 305 v. Chr. durch [[Gnaeus Flavius]], den Schreiber von [[Appius Claudius Caecus]], veröffentlicht. Die [[Pontifex|Pontifices]] vergaben für jeden Wochentag die Buchstaben A–H (''[[Nundinum|Nundialbuchstaben]]''). Die Römer hatten zunächst noch eine „8-Tage-[[Woche]]“, erst später wurde nach dem Vorbild der [[Babylonier]] die „7-Tage-Woche“ eingeführt. Da die Jahreslänge kein Vielfaches von acht Tagen war, markierte jedes Jahr ein anderer Buchstabe den achttäglich stattfindenden Markttag. Ergänzt wurden die Nundialbuchstaben durch die [[Tagescharaktere im römischen Kalender|Tagescharaktere]]: Jeder Tag war mit einem Buchstabenkürzel markiert, das kennzeichnete, an welchem Tag welche kultischen und politischen Handlungen religiös erlaubt waren und an welchem nicht. Außerdem wurden in den ''Fasti'' wichtige Ereignisse wie die Wahl eines Konsuls festgehalten. |
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Aus der Zeit der [[Römische Republik|römischen Republik]] ist nur ein einziges Exemplar eines Kalenders erhalten, nämlich die [[Fasti Antiates maiores]]. Aus der [[Römische Kaiserzeit|Kaiserzeit]] liegen demgegenüber diverse Beispiele vor, sowohl aus Rom selbst als auch aus anderen Regionen Italiens und [[Sicilia (Provinz)|Siziliens]]. Die ''Fasti'' aus Orten außerhalb Roms kombinieren häufig Notizen aus der Hauptstadt und vom Kaiserhof mit lokal relevanten Informationen, so beispielsweise in [[Ostia Antica|Ostia]] die [[Fasti Ostienses]]. Eine literarische Verarbeitung des römischen Kultkalenders schuf der Dichter [[Ovid]] zwischen 2 und 8 n. Chr. mit seinen unvollendet gebliebenen [[Fasti (Ovid)|''Fasti'']]. Es handelt sich dabei um einen poetischen Festkalender in [[Elegie|elegischen]] [[Distichon|Distichen]], in dem die römischen Feste mit ihren mythologischen Hintergründen sowie kultische Rituale beschrieben wurden. In der Spätantike schuf [[Polemius Silvius]] in seinem ''Laterculus'' eine weitere literarische Ausarbeitung des römischen Kalenders. |
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'''Arten''': |
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*''Fasti'': Kalender mit Feiertagen und besonderen Ereignissen |
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*''Fasti commentarii'' |
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[[Datei:Fasti Consularii (detail) - Sala della Lupa - Palazzo dei Conservatori - Musei Capitolini - Rome 2016.jpg|mini|Detail der Fasti consulares]] |
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Ab der der Spätzeit der römischen Republik wurden die ''Fasti'' häufig durch jahrweise geordnete Listen wichtiger [[Magistratur|Magistrate]], etwa der [[Konsulat (Römisches Reich)|Konsuln]], ergänzt. Relativ kurz darauf, schon ab der Zeit des Kaisers [[Augustus]], wurden diese Listen teilweise auch ohne Verbindung mit einem Kalender erstellt und veröffentlicht und wurden dann trotzdem ebenfalls als ''Fasti'' bezeichnet. Berühmte Beispiele dafür sind: |
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* [http://www.attalus.org/translate/fasti.html Fasti Triumphales] – englische Übersetzung |
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* Jörg Rüpke: ''Kalender und Öffentlichkeit. Die Geschichte der Repräsentation und religiösen Qualifikation von Zeit in Rom'' (= ''[[Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten]].'' Band 40). Walter de Gruyter, Berlin/New York 1995, ISBN 3-11-014514-6 (zugleich Habilitationsschrift, Universität Tübingen 1994). |
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Aktuelle Version vom 2. Januar 2025, 12:41 Uhr

Die Fasti (auch Fasten, F-Tage) waren ursprünglich eine römische „Liste der Gerichtstage“, der später weitere Feriae (Festtage) zugefügt wurden. Im Verlauf bildete sich unter Ergänzung besonderer Ereignisse ein früher Kalender heraus.
Abgeleitet ist der Begriff von fari (sprechen), welches wiederum mit fas (göttliches Recht) in Verbindung steht. Dies fasti sind im Gegensatz zu dies nefasti Tage, an denen Recht gesprochen wird. An dies fasti durfte ein Prätor gemäß göttlichem Recht Gericht halten.
Dieses Verzeichnis war ursprünglich nur den Patriziern zugänglich und wurde erst 305 v. Chr. durch Gnaeus Flavius, den Schreiber von Appius Claudius Caecus, veröffentlicht. Die Pontifices vergaben für jeden Wochentag die Buchstaben A–H (Nundialbuchstaben). Die Römer hatten zunächst noch eine „8-Tage-Woche“, erst später wurde nach dem Vorbild der Babylonier die „7-Tage-Woche“ eingeführt. Da die Jahreslänge kein Vielfaches von acht Tagen war, markierte jedes Jahr ein anderer Buchstabe den achttäglich stattfindenden Markttag. Ergänzt wurden die Nundialbuchstaben durch die Tagescharaktere: Jeder Tag war mit einem Buchstabenkürzel markiert, das kennzeichnete, an welchem Tag welche kultischen und politischen Handlungen religiös erlaubt waren und an welchem nicht. Außerdem wurden in den Fasti wichtige Ereignisse wie die Wahl eines Konsuls festgehalten.
Aus der Zeit der römischen Republik ist nur ein einziges Exemplar eines Kalenders erhalten, nämlich die Fasti Antiates maiores. Aus der Kaiserzeit liegen demgegenüber diverse Beispiele vor, sowohl aus Rom selbst als auch aus anderen Regionen Italiens und Siziliens. Die Fasti aus Orten außerhalb Roms kombinieren häufig Notizen aus der Hauptstadt und vom Kaiserhof mit lokal relevanten Informationen, so beispielsweise in Ostia die Fasti Ostienses. Eine literarische Verarbeitung des römischen Kultkalenders schuf der Dichter Ovid zwischen 2 und 8 n. Chr. mit seinen unvollendet gebliebenen Fasti. Es handelt sich dabei um einen poetischen Festkalender in elegischen Distichen, in dem die römischen Feste mit ihren mythologischen Hintergründen sowie kultische Rituale beschrieben wurden. In der Spätantike schuf Polemius Silvius in seinem Laterculus eine weitere literarische Ausarbeitung des römischen Kalenders.

Ab der der Spätzeit der römischen Republik wurden die Fasti häufig durch jahrweise geordnete Listen wichtiger Magistrate, etwa der Konsuln, ergänzt. Relativ kurz darauf, schon ab der Zeit des Kaisers Augustus, wurden diese Listen teilweise auch ohne Verbindung mit einem Kalender erstellt und veröffentlicht und wurden dann trotzdem ebenfalls als Fasti bezeichnet. Berühmte Beispiele dafür sind:
- Fasti consulares, ein Verzeichnis der Konsuln, das an dem Augustusbogen auf dem Forum Romanum angebracht wurde. Es reicht von 508 v. Chr. bis 354 n. Chr. 1546 wurden Reste gefunden (Fasti Capitolini).
- Fasti triumphales: Verzeichnisse der Feldherren, die Triumphe feierten
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fasti Triumphales – englische Übersetzung
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jörg Rüpke: Fasti. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 4, Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-01474-6, Sp. 434–439.
- Jörg Rüpke: Kalender und Öffentlichkeit. Die Geschichte der Repräsentation und religiösen Qualifikation von Zeit in Rom (= Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten. Band 40). Walter de Gruyter, Berlin/New York 1995, ISBN 3-11-014514-6 (zugleich Habilitationsschrift, Universität Tübingen 1994).