„Amische“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
K →Einleitung: int. Link |
|||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:Amish - On the way to school by Gadjoboy-crop.jpg|mini|Kinder einer amischen Gemeinde auf dem Weg zur Schule (2006)]] |
|||
{{überarbeiten|In weiten Teilen ein Essay, aber kein Enzyklopädieartikel}} |
|||
Die '''Amischen''' ({{enS|Amish}} [{{IPA|'ɑːmɪʃ}}]) sind eine [[täufer]]isch-[[Protestantismus|protestantische]] [[Glaubensgemeinschaft]], die überwiegend in den [[Vereinigte Staaten|USA]] lebt. Die Bezeichnung leitet sich vom Namen ihres Begründers [[Jakob Ammann]] (1644–1730) ab. Die Amischen haben ihre Wurzeln in der reformatorischen Täuferbewegung Mitteleuropas, vor allem der [[Schweiz]] und [[Süddeutschland]]s. Vom Hauptstrom der Täufer, den [[Mennoniten]], trennten sich die Amischen 1693. |
|||
[[Bild:DSCN4624_holmescountyamishbuggy_e.jpg|thumb|Amisches Paar im Pferdewagen im ländlichen [[Holmes County (Ohio)|Holmes County]], [[Ohio]] ([[26. September]] [[2004]])]] |
|||
Die '''Amischen''' (engl. ''Amish'' ['a:mɪʃ]) sind eine [[Christentum|christlich]]e [[Religionsgemeinschaft]]. Sie haben ihre Wurzeln in der [[täufer|Täuferbewegung]] des 16. Jahrhunderts. Im Jahre 1693 spalteten die Amischen sich von der Gruppe der [[Mennoniten]] ab. Heute leben sie in 26 Staaten der USA in zwölfhundert Siedlungen. |
|||
Wenn heute von Amischen gesprochen wird, sind fast immer die Amischen alter Ordnung gemeint. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spalteten sich die Amischen in verschiedene Untergruppen auf, von denen die Amischen alter Ordnung nur etwa ein Drittel ausmachten. Die meisten anderen Untergruppen haben im Lauf der Zeit ihre amischen Eigenarten verloren und sich der amerikanischen Gesellschaft angeglichen. Neben den Amischen alter Ordnung haben sich die [[Kauffman Amish Mennonites]], die [[Beachy-Amische]]n und die [[Amische neuer Ordnung|Amischen neuer Ordnung]] einige Teile der alten amischen Kultur bewahrt. Die [[Konservative Mennoniten|konservativen Mennoniten]], von denen viele amischen Ursprungs sind, haben Traditionen bewahrt, die sowohl mennonitisch als auch amisch sind. Die Amischen alter Ordnung sind heute in mehr als vierzig Untergruppen aufgeteilt, die sich teilweise erheblich unterscheiden. |
|||
Sie führen ein stark im Agrarbereich verwurzeltes Leben und sind bekannt dafür, dass sie den technischen [[Fortschritt]] in vielen Fällen ablehnen und Neuerungen nur nach sorgfältiger Überlegung akzeptieren. |
|||
Die Amischen legen großen Wert auf Familie, Gemeinschaft und Abgeschiedenheit von der Außenwelt. Sie stammen überwiegend von Deutschschweizern und südwestdeutschen Dialektsprechern ab und sprechen untereinander deutsche Mundart. |
|||
Amische alter Ordnung führen ein stark in der Landwirtschaft verwurzeltes Leben und sind bekannt dafür, dass sie bestimmte moderne Techniken ablehnen und Neuerungen nur nach sorgfältiger Prüfung der Auswirkungen übernehmen. Die Amischen legen großen Wert auf eine Familie mit klar vorgegebenen [[Geschlechterrolle]]n,<ref>{{Internetquelle |autor=Eva Stanzl |url=https://www.tagblatt-wienerzeitung.at/themen_channel/wissen/mensch/438556_Pandora-kriegt-die-Buechse-nicht-zu.html |titel=Pandora kriegt die Büchse nicht zu |werk=[[Wiener Zeitung]] |datum=2012-02-22 |abruf=2014-08-31}}</ref> Gemeinschaft und Abgeschiedenheit von der Außenwelt. Wie andere täuferische Kirchen praktizieren die Amischen ausschließlich die [[Gläubigentaufe|Bekenntnistaufe]] und lehnen entsprechend der [[Bergpredigt]] Gewalt und das Schwören von Eiden ab. |
|||
==Namensgebungen== |
|||
Der Name „Amish“, „Amische“, „Amischen“ entwickelte sich von [[Jakob Ammann]], der Ältester (Gemeindeleiter) einer Mennonitengemeinde in der Schweiz war und sich [[1693]] mit Gleichgesinnten vom Hauptzweig der Mennoniten abtrennte. |
|||
Die Amischen stammen überwiegend von Südwestdeutschen oder Deutschschweizern ab und sprechen untereinander meist [[Pennsylvania Dutch (Sprache)|Pennsylvaniadeutsch]], kleinere Untergruppen sprechen stattdessen einen [[elsässisch]]en oder einen [[Berndeutsch|berndeutschen Dialekt]]. Im Jahre 2015 lebten etwa 300.000 Amische in 32 Staaten der [[Vereinigte Staaten|USA]] sowie im [[Kanada|kanadischen]] [[Ontario]] in etwa 500 Siedlungen und 2.200 Gemeindedistrikten.<ref name="www2.etown.edu">{{Internetquelle |url=https://groups.etown.edu/amishstudies/files/2016/06/Population_Change_2010-2015.pdf |titel=Amish Population Change 2010-2015 |hrsg=Young Center for Anabaptist and Pietist Studies, Elizabethtown College |format=PDF |abruf=2017-11-16}}</ref> |
|||
Im Englischen werden die Amischen als „Amish“ bezeichnet, wobei das „A“ wie das deutsche A ausgesprochen wird. Korrekterweise müsste von „Old Order Amish“ gesprochen werden, da dies die Gruppierungen kennzeichnet, die allgemein mit diesem Begriff assoziiert werden, denn „Amish“ alleine bezieht sich auch auf liberale Gruppen wie zum Beispiel „Beachy Amish“. |
|||
Old Order Amish bezeichnen sich selbst als „Altamische“ oder „amische Leit“. |
|||
Die oft gehörte Bezeichnung „Amish people“ (Englisch ausgesprochen) wird aus Unkenntnis weitergegeben. In allen Gebieten, in denen Amische leben, sagen auch die nichtamischen Bewohner Amish mit einem deutschen A. |
|||
In den letzten Jahrzehnten wurden die Amischen ein beliebtes Thema der [[Populärkultur]], wobei vor allem die [[Massenmedien]] ein von der Wirklichkeit oft stark abweichendes Bild der Amischen zeichnen. Bestes Beispiel einer stark verzerrten Darstellung der Amischen ist die Fernsehserie [[Amish Mafia]].<ref>{{Internetquelle |url=http://lancasteronline.com/article/local/777587_Discovery-Channel-s-next-reality-series---Amish-Mafia-.html |titel=Discovery Channel’s next reality series: “Amish Mafia” – News |hrsg=LancasterOnline.com |datum=2013-01-05 |abruf=2015-08-09 |offline=yes |archiv-url=https://web.archive.org/web/20130328040236/http://lancasteronline.com/article/local/777587_Discovery-Channel-s-next-reality-series---Amish-Mafia-.html |archiv-datum=2013-03-28 }}</ref><ref>{{Internetquelle|url=http://www.newsmax.com/TheWire/amish-mafia-dispute-reality/2012/12/11/id/467251 |titel=Experts Dispute Existence of 'Amish Mafia' as Reality Show Debuts |hrsg=Newsmax.com |datum=2012-12-11 |abruf=2015-08-09}}</ref><ref>[http://blog.pennlive.com/go/2013/03/there_is_no_amish_mafia_says_a.html Blog.pennlive.com: There is no Amish mafia' says Amish expert]</ref> |
|||
== Gründe der Entstehung und Abspaltung == |
|||
Die Vorgeschichte der Amischen ist in der [[Reformation]]szeit verankert. Neben dem bekannten Reformator [[Martin Luther]] gab es noch weitere. Sein Aufbegehren gegen das Papsttum gab die Initialzündung für andere Personen, die sich mit ähnlichen Fragen beschäftigt hatten oder durch ihn erst darauf gekommen waren, sich ebenfalls aktiv für eine Kirchenreform einzusetzen. So sind die Reformatoren [[Zwingli]] und [[Calvin]] besonders zu nennen und das damit verbundene [[Wiedertäufer]]tum. |
|||
Aus der Wiedertäuferbewegung entstand im Laufe der Zeit die Religionsgemeinschaft der [[Mennoniten]], zu denen sich im 17. Jahrhundert auch die Gemeinden zählten, die in der Schweiz als Reste der verfolgten Wiedertäufer sich als „Schweizer Brüder“ bezeichneten. Diese hatten das Dordrechter Bekenntnis der Mennoniten der Niederlande/Norddeutschlands 1632 angenommen, praktizierten aber viele darin genannte Punkte nicht so streng. |
|||
Schließlich entstand, verursacht durch die strenge Interpretation des Schweizer Ältesten Jakob Ammann, Unruhe in den schweizer und nahen elsässischen Gemeinden. |
|||
== Namen == |
|||
Jakob Ammann stritt sich mit dem Mennonitenbischof [[Hans Reist]] über die Frage, wer gerettet werden könne, wer also in den Himmel käme. Viele Nichtmennoniten halfen damals den Mennoniten, die verfolgt wurden, indem sie sie versteckten oder andere Hilfe zukommen ließen und retteten ihnen dadurch das Leben. Hans Reist meinte, dass diese so genannten „Treuherzigen“ auch gerettet werden könnten, obwohl sie nicht in die „Gemeinde Gottes“ eintraten (die eigene Gemeinde wurde als die einzige richtige Gemeinde verstanden). Viele dieser „Treuherzigen“ standen auch den mennonitischen Glaubenslehren sehr nahe, doch die Umstände hinderten viele, sich ihnen anzuschließen (Angst vor dem Verlust des Lebens etc.). Jakob Ammann sah dies viel rigoroser: Er verlangte einen vollständigen Übertritt zum Mennonitentum, mitsamt dem Ertragen aller Konsequenzen. Die wahren Gläubigen sollten ''das Kreuz auf sich nehmen wie das Vorbild'' und hätten dann eine ''lebendige Hoffnung auf Rettung'', während die Zweifler, Weichlinge, diejenigen, die sich eben nicht klar für ihre Gruppe entschieden, weil sie ''diese Welt eben doch noch mehr lieb haben als den Herrn'', nicht Gnade erwarten können. Dies war einer der Hauptpunkte des Streites. |
|||
Der Name „Amische“ entwickelte sich aus dem Nachnamen von [[Jakob Ammann]] aus [[Erlenbach im Simmental]], der [[Ältester]] (Gemeindeleiter) einer Mennonitengemeinde im [[Elsass]] war und sich 1693 mit Gleichgesinnten vom Hauptzweig der Mennoniten abtrennte. |
|||
Daneben hatte Jakob Ammann unter anderem spezifische Ansichten über das Aussehen des Gläubigen, über die Handhabung der Gemeindezucht und betonte sehr strenge Kleidungsregeln und den Bart. |
|||
Durch Jakob Ammanns Betonung starker Äußerlichkeiten kamen viele legalistische Elemente in die neu sich formende Gruppe hinein. Begründet fand er diese Punkte zum Beispiel in dem Bekenntnis von 1632, aber auch in der Heiligen Schrift, wo von einem demütigen Lebenswandel gesprochen wird und deren Worte er dann zeitbezogen so auslegte, dass zum Beispiel kein Oberlippenbart erlaubt sei, weil er an Militärpersonen erinnere. |
|||
All diese Streitpunkte endeten in einer Spaltung. Es entstanden die „Ammannschen Leute“, die Gemeinde Jakob Ammanns, die sich als die rechte Gemeinde ansah. Dabei ging die Spaltung von Jakob Ammann aus: Wer mit Jakob Ammann nicht übereinstimmte, den bannte er und forderte von der Gemeinde die strenge [[Meidung]] desselben. Dies bedeutete auch das Meiden innerhalb der Familie: Mann und Ehefrau haben sich fortan ihrer ehelichen Pflichten zu enthalten und dürfen nicht am selben Tisch essen. |
|||
Später kam er zu der Einsicht, dass seine Verfahrensweise zu rigide war und bannte zur Strafe sich selbst. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt die Spaltung schon zu weit verfestigt, als dass sie hätte rückgängig gemacht werden können. |
|||
So gab es im süddeutschen, elsässischen und schweizerischen Raum ab 1693 zwei getrennte Formationen der Schweizer Brüder oder Mennoniten. |
|||
Im Englischen werden die Amischen als ''Amish'' bezeichnet, wobei das ''A'' meist mit dem englischen A wie in ''father'' ausgesprochen wird (welches dunkler als das standarddeutsche A ist).<ref name="MW">[https://media.merriam-webster.com/soundc11/a/amish002.wav Merriam-Webster: Aussprache „Amish“] ([[RIFF WAVE|WAV]]; 6 kB)</ref> Im amerikanischen Englisch gibt es auch die selteneren Aussprachen mit A wie in ''cat'' /æˑ/ und wie in ''fate'' /eɪ/, im britischen Englisch /eɪ/.<ref>[https://www.merriam-webster.com/dictionary/Amish]</ref><ref>{{Webarchiv|url=https://www.lexico.com/en/definition/Amish |wayback=20220703065159 |text=Archivierte Kopie }}</ref><ref>{{Webarchiv|url=https://www.lexico.com/definition/amish |wayback=20220703065158 |text=Archivierte Kopie }}</ref> Die Amischen selbst sprechen auf Deutsch und Pennsylvaniadeutsch ''Amisch'' meist mit kurzem A, wie die Aussprache von (Jakob) Ammann, dessen erstes ''A'' ebenfalls kurz ist. |
|||
== Verfolgung und Auswanderung == |
|||
Die Gruppe der Amischen wahrte eine strenge Disziplin innerhalb ihrer Gemeinschaft und sah sich aufgrund dessen zunehmend Feindseligkeiten und Verfolgungen ausgesetzt. Ein beachtlichter Teil der Amischen lebte im frühen 17. Jahrhundert im [[Elsass]]. Dieses Gebiet geriet ab 1648 allmählich unter französische Kontrolle. Der König von Frankreich duldete keine anderen Bekenntnisse neben der Römisch-Katholischen Kirche. Dies führte dazu, dass ein Teil der Amischen in die reichsdeutschen Gebiete ''Mömpelgard'' (heute ''[[Montbéliard]]''), [[Lothringen]], [[Saarland]] und in die [[Kurpfalz|Pfalz]] auswanderten, wo sie sich allmählich den lokalen Mennoniten anschlossen. Die letzte amische Gemeinde in Europa war ''Luxemburg'', welche sich 1941 den Mennoniten anschloss.nn |
|||
== Geschichte == |
|||
==Pennsylvania und Amerika== |
|||
=== Entstehung der Täufer === |
|||
Der Großteil der Amischen wanderte im [[18. Jahrhundert]] nach [[Pennsylvania]] in die USA aus, weil sie dort nicht verfolgt wurden. |
|||
[[William Penn]], [[Quäker]] und Namensgeber des Staates Pennsylvania, wollte in Amerika ein „holy experiment“ starten und lud alle Glaubensverfolgten ein, nach Amerika zu kommen. |
|||
Dies war für viele Gruppen die einzige Möglichkeit, in Ruhe und Frieden zu leben, so dass ab 1683 auch die deutsche Einwanderung in Amerika offiziell begann, mit 13 Krefelder Quäker- und Mennonitenfamilien nach dem später genannten Germantown, Pa. (heute Stadtteil von [[Philadelphia]]). |
|||
In deutschen Landen waren damals Flugblätter im Umlauf und Werber unterwegs, die dazu aufriefen, das Land zu verlassen. Viele Kleinstaatenfürsten ließen ihre Bevölkerung gerne gehen, nahmen ihnen aber auch vieles vorher ab. Die ersten bedeutenden Gruppen erreichten [[Lancaster County (Pennsylvania)|Lancaster County]] zwischen [[1720]] bis [[1730]]. Noch heute findet man in Lancaster County eine große Siedlungsdichte an Amischen (ca. 25.000). |
|||
Von diesem Landkreis aus begann die Besiedlung anderer Gebiete Amerikas, so z. B. auch die nur wenig später entstandenen Siedlungen in Ohio ([[Holmes County]], [[Wayne County]], [[Tuscarawas County]], [[Stark County]] und die nächstgroße Siedlung in [[Geauga County]], [[Ohio]]) sowie [[LaGrange County]], [[Indiana]]. |
|||
Mittlerweile sind Amische in über zwanzig US-Staaten und [[Ontario]], [[Kanada]] zu finden. Außerhalb Nordamerikas gab es Versuche in [[Mittelamerika]] und in [[Paraguay]] Siedlungen zu bilden, diese waren aber zumeist nicht von langer Dauer. |
|||
{{Hauptartikel|Täufer}} |
|||
In den Siedlungen fällt allgemein auf, dass bestimmte Nachnamen überwiegen. Dies lässt darauf schließen, dass ganze Sippen mit ihren Namensträgern von den Erstsiedlungen auszogen. Damit ist natürlich auch ihr [[Genpool]] mitgewandert. |
|||
Die Vorgeschichte der Amischen ist in der [[Reformation]]szeit verankert. Neben dem bekannten Reformator [[Martin Luther]] gab es noch weitere, wie [[Ulrich Zwingli]], in dessen Umfeld in [[Zürich]] die Täuferbewegung entstand. Luthers Aufbegehren gegen das Papsttum gab die Initialzündung für andere Personen, sich ebenfalls aktiv für eine Kirchenreform einzusetzen. So sind sowohl die Reformatoren [[Thomas Müntzer]], Ulrich Zwingli und der etwas spätere [[Johannes Calvin]] zu nennen als auch die zeitgleich aufkommende [[Radikale Reformation|radikal-reformatorische]] [[Täuferbewegung]] (despektierlich auch Wiedertäufer genannt) mit ihren eigenen Reformatoren wie z. B. [[Felix Manz]], [[Konrad Grebel]] oder [[Menno Simons]]. |
|||
So überwiegen in Lancaster County zu 25% der Name Stoltzfus/Stoltzfoos, dann kommen die Namen Byler, Fisher, Petersheim, Lapp und King. In LaGrange, Indiana überwiegen Borntrager, Miller und Schrock usw., in den [[schweizerdeutsch]]en Siedlungen in Allen County, Adams County, Indiana die Nachnamen Graber, Grabill/Kraybill oder Schwartz. |
|||
Aus der Täuferbewegung entstand im Laufe der Zeit die evangelische Religionsgemeinschaft der [[Mennoniten]], zu denen im 17. Jahrhundert auch die Gemeinden zählten, die sich in der Schweiz und Süddeutschland als Reste der verfolgten Täufer als [[Schweizer Brüder]] bezeichneten. Diese hatten – soweit sie im Elsass lebten – das [[Dordrechter Bekenntnis]] der Mennoniten der Niederlande und Norddeutschlands aus dem Jahre 1632 angenommen, praktizierten aber die dort geforderte Absonderung von der Welt und Gemeindebann bei Uneinsichtigkeit nach Verstößen gegen die Ordnung nicht so streng, weil vor allem in der Schweiz aufgrund der dortigen Verfolgung eine strikte Unterscheidung zwischen Amischen und nicht-amischen Helfern ihre Existenz bedroht hätte. |
|||
==Das Leben der Amischen== |
|||
=== Glaubensgründe für die Isolation und das Regelwerk === |
|||
Als ''Old Order Amish'', „Amischen“, „Amish“ usw. bezeichnet man eine von den Mennoniten abgespaltene Gruppe, die sich starke Restriktionen hinsichtlich der Akzeptanz technischer Neuerungen auferlegt. |
|||
=== Entstehung der Amischen === |
|||
Diese selbst auferlegten Verbote liegen zum einen darin begründet, dass sie theologisch betonen, „in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt zu sein“ und damit immer wieder gefordert werden zu erklären, was „weltlich gesinnt“ sei und was nicht. Zudem spielt es eine Rolle, sich „den Himmel auf Erden“ verdienen zu müssen. Amische selbst sagen dazu: „Mir misse unser Glaawe ausschaffe“. Man nennt dies eine legalistische Theologie, die betont, dass die Einhaltung von Gesetzen und Lebensmaximen den Eingang in den Himmel verspricht. |
|||
Ende des 17. Jahrhunderts sorgte die strenge Anwendung des Dordrechter Bekenntnisses durch den mennonitischen Ältesten Jakob Ammann für Unruhe in den Schweizer und nahen [[Elsass|elsässischen]] Gemeinden, wobei der stärkere Kontakt der elsässischen Mennoniten mit den [[Niederlande]]n und die Ähnlichkeit der Verhältnisse in beiden Gegenden, nämlich eine relativ große Toleranz von staatlicher Seite, eine Rolle spielten. Hauptgegner in dieser Auseinandersetzung war der schweizerische mennonitische Älteste [[Hans Reist]], mit dem sich Ammann auch über die Frage stritt, wer gerettet werden könne, wer also in den Himmel käme. |
|||
Es gibt für Andersdenkende durchaus nachvollziehbare Überlegungen, warum die Amischen dies und das verboten/verbieten. Die Entwicklung der Verbote ist ein ständiger Prozess, der ebenso alte Verbote aufheben kann. So wird der Einfluss des Fernsehens und vieler Neuerungen auf das Familien- und Gruppenleben kritisch gesehen. In dieser Hinsicht spielen soziologische Gründe eine Rolle. Amische haben hierbei teilweise erahnt, welchen Einfluss bestimmte Neuerungen haben könnten, andererseits jedoch auch erst später reagiert. Die Maxime ist: „Gruppenerhalt und Gruppenleben gehen vor individueller Verwirklichung“. Zur individuellen Verwirklichung werden ihrer Meinung nach ausreichend Freiräume gelassen. |
|||
In der Schweiz halfen damals viele Nichtmennoniten den verfolgten Mennoniten, indem sie sie versteckten oder ihnen andere Hilfe zukommen ließen, und retteten ihnen dadurch das Leben. Hans Reist meinte, dass diese so genannten Treuherzigen auch gerettet werden könnten, obwohl sie nicht in die Gemeinde Gottes eintraten; die eigene Gemeinde wurde als die einzige richtige Gemeinde verstanden. Viele dieser Treuherzigen standen auch den mennonitischen Glaubenslehren sehr nahe, doch die Umstände hinderten viele daran, sich ihnen anzuschließen, etwa die Angst vor dem Verlust des Lebens. |
|||
All diese Regeln und Verbote führen zu deutlich von außen erkennbaren Merkmalen – in z. B. materiellen Bereichen, Verhaltensweisen, im beruflichen Spektrum, in der Kultur: Die Amischen alter Ordnung (die Old Order Amish, die Altamischen) fahren z. B. Pferdekutschen (in verschiedenen Farben, je nach der Gruppe: grau, schwarz, gelb, weiß, braun), deren Räder Stahlmäntel haben und keine Gummibereifung (dies erlauben andere Gruppen), was ebenso übertragen wird auf den Einsatz von Traktoren (zumeist im stationären Betrieb), aber z. B. auch auf Fahrräder (verboten in Lancaster County, erlaubt außerhalb lancastrianischer Siedlungen); erwachsene (getaufte oder verheiratete) Männer tragen einen Vollbart ohne Schnurrbart; Frauen tragen als Kopfbedeckung eine „Kappe“ oder (beim Ausgehen) einen „Strohhut“ (Bonnet); es wird einfarbiges Tuch für die Kleidung verwendet, gemusterte Stoffe werden vermieden. Amische Kleidung ist zumeist einfach, jedoch qualitativ hochwertig gehalten. Es ist nicht gestattet, Knöpfe an Mänteln anzubringen – sie müssen Kleidernadeln und/oder Haken mit Ösen verwenden. |
|||
Es werden jedoch durchaus auch synthetische Stoffe vernäht, wodurch zeitaufwändiges Bügeln reduziert werden kann. Zumeist wird die Kleidung selbst gefertigt, wobei Hemden jedoch auch in Läden gekauft und Mäntel als Spezialarbeit an besonders fähige Näherinnen vergeben werden. |
|||
Amische Haushalte besitzen keinen Anschluss an das Elektrizitätsnetz, sondern verwenden gasbetriebene Lampen oder erzeugen für einige Geräte eigene Elektrizität. Batterien sind z. T. erlaubt, mancherorts wird ein Hydraulikbetrieb genutzt. Auch das Fotografieren ist nach dem Glauben der Amische untersagt. |
|||
Ammann sah dies viel rigoroser: Er verlangte einen vollständigen Übertritt zum Mennonitentum mit allen Konsequenzen. Die wahren Gläubigen sollten ''das Kreuz auf sich nehmen wie das Vorbild'' und hätten dann eine ''lebendige Hoffnung auf Rettung'', während Zweifler und Unentschlossene, die diese Welt eben doch noch mehr |
|||
Ein Beispiel für ein Verbot: Anfangs des 20. Jahrhunderts kam langsam das Auto in Mode, mehr und mehr Menschen schafften es sich an, besonders seitdem mit dem relativ preiswerten [[Ford Model T|Ford Tin Lizzy Modell]] breitere Volkskreise es sich erlauben konnten. Amische alter Ordnung reagierten darauf mit einem Verbot, weil das Auto „automatische Mobilität“ (nach Donald B. Kraybill in „Das Rätsel der Amish“) bedeutete, damit es dem einzelnen erlaubte, einfach wegzufahren, außerhalb des Kontroll- und Sichtbereiches der Gemeinde zu verweilen und die nahen Verbindungsstrukturen auseinander zu brechen drohten. Zudem wurde das Auto als unnötiges Statussymbol angesehen, als ein weltliches „schnelles Element“. Das Eignen wurde also verboten, aber dessen Nutzung wurde nicht verboten, doch ungern gesehen (so besteht ein radikales Nutzungsverbot außer in Notfällen noch immer bei den Swartzentruber Amischen fort). Im Laufe der Zeit etablierte sich eine „Amish driver industry“, ein Fahrdienst durch „Englische“, der die Amischen teils auf langen Strecken, vermehrt aber auf kurzen Strecken kutschiert, so dass das Verbot des Eignens noch immer bestehen bleiben konnte und blieb, indessen die Nutzung als Taxinutzer anstieg. |
|||
lieb haben als den Herrn, keine Gnade erwarten können. Dies war einer der Hauptpunkte des Streites. |
|||
[[Datei:Amish people.jpg|mini|Im Pferdewagen ([[Buggy (Fuhrwerk)|Buggy]])]] |
|||
Dieses ist nicht unumstritten, da man mittlerweile z.B. in Lancaster County auch Kurzstrecken dazu nutzt, anstatt einige Meilen mit dem „Dachwägle“ (der Kutsche) zu fahren. Der Taxidienst wuchs aber nicht nur aus Bequemlichkeit an, sondern auch, um bei dem angestiegenen Verkehrsaufkommen in den älteren Siedlungen sich nicht Unfallgefahren auszusetzen (Pferde scheuen, das schwierige Überqueren der Straßen etc.). |
|||
Begründet im Dordrechter Bekenntnis von 1632 und der Bibel, wo von einem demütigen Lebenswandel gesprochen wird, forderte Ammann auch eine strenge Handhabung der Gemeindezucht und die Einhaltung bestimmter Regeln über Kleidung und Barttracht der Gläubigen. Dadurch wurden viele strenge Elemente in der sich neu formenden Gruppe auch tatsächlich umgesetzt. |
|||
All diese Streitpunkte endeten in einer Spaltung. Es entstanden die ''ammannschen Leute'', die Gemeinde Ammanns. Dabei ging die Spaltung von Ammann aus: Wer mit Ammann nicht übereinstimmte, den bannte er und forderte von der Gemeinde, den Kontakt mit ihm abzubrechen ([[Meidung]]). Dies galt auch innerhalb der Familie: Mann und Ehefrau hatten sich fortan ihres ehelichen Geschlechtslebens zu enthalten und durften nicht am selben Tisch essen. |
|||
Liberale amische Gruppen erlaubten relativ schnell Autos, verlangen aber z.T. eine totalschwarze Lackierung, auch der Stoßstangen, als Zeichen der Demut. |
|||
Später sah Jakob Ammann ein, dass seine Verfahrensweise zu rigide war, und bannte zur Strafe sich selbst. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt die Spaltung schon zu weit verfestigt, als dass sie hätte rückgängig gemacht werden können. So gab es im süddeutschen, elsässischen und schweizerischen Raum ab 1693 zwei getrennte Formationen der Schweizer Brüder oder Mennoniten. |
|||
Das Eignungsverbot des Autos und dessen geforderte sorgsam abgewogene Inanspruchnahme als Nutzer ist durch die frühe Entscheidung am Anfang des 20. Jahrhundert gegen seinen Besitz in die „heilige Ordnung“ eingegliedert worden. Diese Ordnung, die letztlich ein Regelwerk ist, was der Gemeinde und seinen Mitgliedern erlaubt ist, erlaubt bei Verstößen das Gemeindeglied zu bestrafen. So wird, falls das altamische Mitglied es nicht rückgängig machen will, der Kauf eines Autos mit dem Bann geahndet, das Mitglied verliert seine Heilshoffnung (nach Verständnis der Gemeinde) und hat gemieden zu werden. |
|||
=== Verbreitung in Europa im 18. und 19. Jahrhundert === |
|||
In Anbetracht aber des sehr häufigen Nutzens von Fremdfahrzeugen als Insasse und dem regelmäßigen, in vielen Fällen schon terminlich auf Monate festgelegten Nutzen eines „English drivers“ bei Weiterbestehen des Eignungsverbotes ist eine Grauzone zwischen Eigentum und Nutzen entstanden, da sich viele „Englische“ bewusst einen Zweitwagen anschaffen, um Chauffierdienste zu übernehmen und ihre Kundschaft durchgängig zu den „plain people“-Gruppen gehört. |
|||
Neben der Schweiz lebte im frühen 17. Jahrhundert ein beachtlicher Teil der Amischen im [[Elsass]], wo wesentlich größere religiöse Toleranz bestand als in der Schweiz. Dieses Gebiet geriet ab 1648 allmählich unter französische Kontrolle. [[Ludwig XIV.]], der König von Frankreich, duldete keine anderen Bekenntnisse neben der römisch-katholischen Kirche, so dass ein Teil der Amischen aus dem französisch gewordenen Elsass in die reichsdeutschen Gebiete [[Württemberg-Mömpelgard (Grafschaft)|Mömpelgard]], [[Lothringen]], [[Saarland]], [[Hessen]] und [[Bayern]] auswanderte sowie in starkem Maße in die [[Kurpfalz|Pfalz]], wo schon seit 1688 Mennoniten lebten, die nach 1693 Amische wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Hermann Hage |Titel=Amische Mennoniten in Bayern |Ort=Regensburg |Datum=2009 |ISBN=978-3-939112-45-7}}</ref> |
|||
=== Erste Auswanderungswelle nach Amerika === |
|||
Liberalere Gruppen sind äußerlich noch immer als Amische zu erkennen, die Unterschiede sind zumeist nur für die Gruppen untereinander hinsichtlich kleiner Unterschiede in den Kleidungsschnitten, den Farbgebungen, den Arten der Kappen und wieweit diese über Ohren getragen werden usw. zu erkennen. |
|||
Bereits 1683 hatten deutschsprachige Mennoniten aus [[Krefeld]] mit [[Germantown (Philadelphia)|Germantown]] (''Deitscheschteddel'') eine Siedlung in Pennsylvania gegründet. Im Jahre 1709 begann dann eine [[Massenauswanderung der Pfälzer (1709)|Auswanderungswelle von Pfälzern]] nach Nordamerika, die erst mit der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] endete.<ref>Leroy Beachy: ''Unser Leit.'' S. 126.</ref> Mit dieser Welle aus der Pfalz kamen etwa 500 Amische, das heißt etwa 100 Familien, nach [[Pennsylvania]], wo eine eigene deutsche Kultur mit einem eigenen, pfälzisch geprägten Dialekt entstand, die Kultur der Pennsylvania-Deutschen, die englisch [[Pennsylvania Dutch]] genannt werden. Die ersten dieser amischen Einwanderer, die dokumentiert sind, kamen im Jahre 1737 mit dem Schiff ''Charming Nancy'' in Philadelphia an.<ref>Karen M. Johnson-Weiner: ''New York Amish.'' S. 15.</ref> Die Amischen fanden in Pennsylvania, wo der [[Quäker]] [[William Penn]] [[Glaubensfreiheit]] garantierte, günstigere Bedingungen vor als in Europa, wo Religionsfreiheit im Wesentlichen erst im 19. Jahrhundert eingeführt wurde.<ref>Steven M. Nolt: ''A History of the Amish.'' 2. Auflage. Intercourse, PA 2003, S. 172–195.</ref> |
|||
Beachy Amische haben z.B. einen getrimmten Vollbart (ohne Schnauzer). |
|||
Die Akzeptanz technischer Errungenschaften variiert von Gruppe zu Gruppe. Über eine Annahme/Nutzung kann folgendermaßen entschieden werden: Sie wird ohne weiteres Aufsehen zu verursachen durch die Gruppe akzeptiert, indem einer nach dem anderen ohne Widerspruch sich diese Neuerung zulegt, kann jedoch später, sollte Widerspruch aufkommen, verboten werden. Oder sie wird durch einen einstimmigen Gemeindebeschluss offiziell erlaubt. Bei von vornherein sinnlos oder gar gefährlich scheinenden Neuerungen (z. B. Fernsehen) kann eine Nutzung von vornherein verboten werden, ohne dass sie erst Eingang in die Gemeinschaft gefunden hat. Wird keine Einigkeit erzielt, können neue Splittergruppen entstehen. Dies kann zu liberaleren (zumeist bei den Amischen) oder konservativeren Gruppen (zumeist bei den Mennoniten alter Ordnung/Old Order Mennonites, dies sind verwandte Gruppierungen) führen. |
|||
=== Zweite Auswanderungswelle nach Amerika === |
|||
== Religiöses Leben == |
|||
Eine zweite Auswanderungswelle begann 1815, nachdem die Wirren der Napoleonischen Kriege ausgeklungen waren, und dauerte bis zum Ersten Weltkrieg an. Nach 1860 kamen aber nur noch sehr wenige Amische nach Amerika, so dass das Ende dieser Welle oft um 1860 angesetzt wird. Die Einwanderer dieser zweiten Welle kamen nicht mehr nur aus der [[Kurpfalz|Pfalz]], sondern auch aus der Schweiz und dem Elsass und den oben genannten Gebieten. Weil nicht selten fast vollständige Gemeinden auswanderten, lösten sich die zurückgebliebenen Restgemeinden oft auf, beispielsweise in Hessen und Bayern.<ref>Steven M. Nolt: ''A History of the Amish.'' 2. Auflage. Intercourse, PA 2003, S. 118–156.</ref> |
|||
=== Entstehung der Amischen alter Ordnung === |
|||
Die Amischen sind ursprünglich eine Religionsgemeinschaft, die mit den deutschen Einwanderern nach Amerika kam, einen Teil der Pennsylvania Dutch Kultur und Volksgruppe bildete und nun fast gänzlich mit einigen tausend Anhängern konservativer Mennonitengruppen diese Volksgruppe bildet. Man kann heute sagen, dass Amische und Pennsylvania Dutch ziemlich identisch geworden ist, da der weltliche Teil sich ans Englische assimilierte und lediglich noch kulturelle Reste tradiert. |
|||
Zwischen den Jahren 1862 und 1878 kam es in Nordamerika zu sogenannten Dienerversammlungen, das heißt Versammlungen von amischen Gemeindeleitern, um Fragen der Modernisierung zu erörtern und die Einheit der Amischen zu bewahren. Diese Versammlungen scheiterten aber im Jahre 1865 insofern, als kein Kompromiss mit den Traditionalisten gefunden werden konnte, so dass diese sich aus den Versammlungen zurückzogen und sich in den nächsten Jahrzehnten als ''Amische alter Ordnung'' organisierten. Die Modernisierer dagegen, die etwa zwei Drittel der Amischen ausmachten und sich Amish Mennonites nannten, bewegten sich zunehmend in Richtung der amerikanischen Mehrheitsgesellschaft und vereinigten sich vor allem im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts mit den Mennoniten, nachdem sie schrittweise alle amischen Besonderheiten verloren hatten.<ref>Steven M. Nolt: ''A History of the Amish.'' 2. Auflage. Intercourse, PA 2003, S. 157–178.</ref> |
|||
Daher ist es rechtens auch schon heute „the Dutch“ mit Amischen gleichzusetzen. |
|||
Diese Amischen treffen sich alle zwei Wochen reihum zu einem Hausgottesdienst (lediglich in Wilmington, Pennsylvania, trifft man sich in einem Gemeindehaus). Das Haus wird für diesen über vierstündigen Gottesdienst am Sonntag zugerüstet, z.B. Zwischenwände verschoben, die große Wohnküchenstube freigeräumt, die Bänke hineingebracht oder z.B. im Sommer in der Scheune Platz geschaffen oder ein Keller genutzt. |
|||
Sonntagmorgen kommen die Gläubigen mitsamt ihren Kindern und Säuglingen mit „Dachwägle“ zum Haus des diessonntäglichen Gottesdienstbeherbergers und versammeln sich geschlechtergetrennt. Die Kutschen werden von den Männern angebunden, man geht in die Männerrunde und geht reihum begrüßen, redet über dies und jenes, soll aber nicht so viel über Geschäftliches an einem Sonntag reden. |
|||
Schließlich geht man in das Haus, legt die Hüte ab, setzt sich auf bestimmte Bänke, Männer und Frauen getrennt. Die Frauen haben bei sich die kleinsten Kinder, die auch teilweise unter den Bänken auf Decken schlafen, wenn sie müde werden, sie bekommen auch in einem Nebenraum die Windeln gewechselt etc. |
|||
Es fängt an mit einem Lied aus dem Ausbund, dem ältesten protestantischen Gesangbuch, welches in einem Gesang sehr lang gestreckt gesungen wird, teilweise ist die Melodie schwer zu hören. Das zweite Lied ist das Loblied. Während dieses Liedersingens kommen die Prediger hinzu. |
|||
Die Predigt beginnt mit dem so genannten kleinen Teil, der über nicht spezifische Glaubensthesen geht sondern einen Rundumriss durch das Alte und Neue Testament zieht, danach folgt der Hauptteil, eine Predigt, die über eine Stunde dauert. Dazwischen gibt es eine Schriftlesung durch den Almosenpfleger, dem katholischen Diakon vergleichbar. |
|||
Insgesamt dauert das sehr gesangartige Predigen über zwei Stunden, es sind Lieder enthalten, die extrem lang gezogen werden und melodiös schwer zu erkennen sind (der Mythos sagt, dass sie im Passauer Gefängnis die Lieder langsamer und langsamer zu singen begannen, weil die Wärter begannen zu den Täuferliedern zu tanzen, was nicht Sinn für die Gläubigen war Lieder zu singen). Traditionelle Amischgemeinden singen bis zu 25 Minuten an einem ganzen Lied, welches vielleicht aus zehn Strophen besteht, liberalere werden schneller und sehr liberale, wie die Beachy Amischen, gehen auch wegen des Sprachwechsels zu ganz anderem Liedgut über. |
|||
Der Prozess der Teilung war ein langsamer Prozess des Sortierens und es dauerte etwa 50 Jahre, bis sich alle Amischen gemäß ihrer Einstellung auf die verschiedenen amischen Gruppen verteilt hatten.<ref>Steven M. Nolt: ''A History of the Amish.'' 2. Auflage. Intercourse, PA 2003, S. 174.</ref> |
|||
Der Almosenpfleger, der aus der Schrift einen Teil vorliest, gibt in gewisser Weise das Predigtthema vor. Dieser Schriftteil wurde im Versammlungsraum der Dienerschaft, dem so genannten Abrat, ausgewählt. Man geht auch Vers für Vers den Schriftteil später durch, doch wird die ganze Predigt begleitet durch Einfügungen aus erinnerten Bibelgeschichten, Verweisen auf das Verhältnis zur Welt draußen (dies ist eine Zentrallehre), einem notwendigen demütigen und einfachen Leben usw. |
|||
Man muss sich die Predigt anders vorstellen als in deutschen Freikirchen, in denen die Gläubigen mit einer Bibel in der Hand zu Querverweisnachschlägen aufgefordert werden, der Prediger auch diese Querverweise zieht usw. und sie im gewisser Weise Bibelstudium betreiben. Dieses findet so unter den ganzen Gemeinden der „plain people“ nicht statt. |
|||
Im Verlauf dieses Prozesses entstanden weitere amische Untergruppen, beispielsweise die Egli-Amischen und die Stuckey-Amischen, die sich schließlich ebenfalls völlig assimilierten, sowie die Kauffman-Amischen, die dem ''[[Schlafprediger]]'' Johannes D. Kauffman (1847–1913) folgten und sich als einzige der amischen Modernisierer weitgehend ihre amische Kultur erhalten haben. Eine Mittelgruppe zwischen Modernisierern und Traditionalisten entwickelte sich langsam zu sehr konservativen Mennoniten, die nur teilweise assimiliert sind. Diese gründeten im Jahre 1910 die ''Conservative Amish Mennonite Conference'', die im Jahre 1957 das Wort Amish aus ihrem Namen strich.<ref>Steven M. Nolt: ''A History of the Amish.'' 2. Auflage. Intercourse, PA 2003, S. 178–189.</ref> |
|||
Nach dem Gottesdienst gehen zuerst die Männer heraus, die Frauen bleiben drinnen und bereiten den Mittagsimbiss zu. Die Männer essen reihum zuerst, während die Frauen Wasser nachschenken, es geht in Reihen heraus und herein zum Essen. Zuletzt essen die Frauen selbst und waschen ab. |
|||
Danach ist der Gottesdienst vorbei, man fährt entweder heim, geht andere besuchen oder geht wie die Jugendlichen zu sportlichen Veranstaltungen, die man selber gestaltet, z.B. Baseball. |
|||
Die meisten der Einwanderer des 19. Jahrhunderts schlossen sich den Modernisierern an, nur wenige aus der Schweiz und dem Elsass wurden Amische alter Ordnung. Zu diesen wenigen gehören die Amischen im [[Adams County (Indiana)|Adams]] und [[Allen County (Indiana)|Allen County]] in Indiana mit ihren Tochtersiedlungen, die heute noch Schweizer bzw. elsässische Dialekte sprechen. Diese sogenannten Swiss Amish, die nicht [[Pennsylvaniadeutsch]], sondern Dialekte ihrer alten Heimat sprechen, stellen heute etwa sieben Prozent der Amischen. |
|||
Das religiöse Leben zu Hause ist weniger intensiv. Man lebt stark nach Glaubensprinzipien, indessen findet kein privates Bibelstudium statt, es wird aber jeden Tag aus der Bibel gelesen, z.B. beim morgendlichen Frühstück, abends wird gemeinsam aus einem Gebetsbuch gelesen. Hier variieren deutlich die Verfahrensweisen der Familien. |
|||
Indessen ist deutlich, dass eine private „Sonntagsschule“, eine tiefes schriftkundiges Studium nicht stattfindet, dies wird auch stark abempfohlen. |
|||
[[Datei:Mennokate 10.jpg|mini|Gedenkstein der früheren amischen Gemeinde in [[Herzogtum Nassau|Nassau]] an der [[Mennokate]]]] |
|||
== Bildung == |
|||
In Europa fand keine entsprechende Teilung mit dem Auszug der Traditionalisten statt. Hier bewegten sich alle amischen Gemeinden in Richtung der Mehrheitsgesellschaft und schlossen sich früher oder später den lokalen Mennoniten an oder wurden zu Mennoniten-Gemeinden. Die letzte amische Gemeinde in Deutschland bestand bis 1937 in [[Ixheim]], die letzte Gemeinde in Europa, die die amische [[Fußwaschung]] praktizierte, befand sich bis 1941 in [[Luxemburg]]. Beide Gemeinden schlossen sich schließlich auch Mennoniten-Gemeinden an.<ref>Steven M. Nolt: ''A History of the Amish.'' 2. Auflage. Intercourse, PA 2003, S. 193–230.</ref> |
|||
Kinder der ''Old Order Amish'' besuchen heutzutage zumeist keine öffentlichen Bildungseinrichtungen mehr, sondern gesonderte private Schulen, in denen sie von jungen unverheirateten Frauen unterrichtet werden. Diese so genannten „one-room schools“ (Ein-Raum-Schulen) verteilen sich über das Siedlungsgebiet und werden durch Schulgelder der Eltern finanziert – nicht durch die amerikanischen Schulbehörden. |
|||
Die eigenen Schulen erlauben die Kontrolle der Unterrichtsinhalte und konditionieren und sozialisieren die Kinder stärker in Richtung des späteren Beitritts zur eigenen Gruppe. In diesen Schulen werden die Basisfähigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens gelehrt, nicht aber Biologie (besonders nicht Sexualkunde), keine wissenschaftlichen/erdgeschichtlichen Lehren oder gar die Evolutionstheorie. |
|||
Hinsichtlich des Wissens über „die drei Rs“ (reading, writing, 'rithmetic) können amische Schüler mit ihren amerikanischen Gleichaltrigen in öffentlichen Schulen mithalten. In amischen Schulen herrscht große Disziplin, vieles wird durch Stillarbeit erlernt. Es wird ebenfalls Deutsch unterrichtet (wofür angepasstes Schulmaterial entwickelt wurde), damit die religiösen Texte gelesen werden können. |
|||
Das amische Schulwesen ist stark identitätsstiftend, einige Soziologen sehen in ihm sogar den größten Faktor für das Überleben der Amischen als eigene Gruppe, da Religion nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse in argumentative Beweisnot gerät und andere Lebensoptionen weder gezielt angesprochen noch gefördert werden. (Ähnlich verhält es sich mit der wachsenden Anzahl des amerikanischen „home-schoolings“, deren Entstehungen ebenfalls zumeist auf religiöse Gründe zurückzuführen sind.) |
|||
=== 20. Jahrhundert === |
|||
== Jugendzeit bis zur Taufe == |
|||
Obwohl es im 19. Jahrhundert in [[Mifflin County]], Pennsylvania, zu Spaltungen zwischen den Amischen alter Ordnung kam, dauerte eine große Spaltung unter den Amischen bis etwa zum [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]. Zu dieser Zeit entstanden zwei sehr konservative Verbindungen – die [[Swartzentruber Amische|Swartzentruber-Amischen]] in [[Holmes County (Ohio)|Holmes County, Ohio]], und die Buchanan-Amischen in Iowa. Den Buchanan-Amischen schlossen sich bald gleichgesinnte Gemeinden in den ganzen USA an. |
|||
Mit dem Ersten Weltkrieg kam die massive Unterdrückung der deutschen Sprache in den USA, die schließlich zu einem [[Sprachwechsel (Linguistik)|Sprachwechsel]] der meisten Deutschsprachigen in Pennsylvania führte, so dass die Amischen und andere Gemeinden alter Ordnung bis zum Ende des 20. Jahrhunderts fast als die einzigen Sprecher übrig geblieben waren. Dadurch entstand eine Sprachbarriere um die Amischen, die es in dieser Form vorher nicht gegeben hatte. |
|||
Die Zeit zwischen Schulende und dem (möglichen und frei zu wählenden) Beitritt als Erwachsener in die Gemeinde (durch die sog. „Übersprengtaufe“) ist als die Zeit des „Rumspringa“ bekannt. Währenddessen tolerieren Eltern viele Freiheiten, die nach dem Beitritt nicht mehr geduldet würden. |
|||
In den späten 1920er Jahren löste sich die eher veränderungsorientierte Fraktion der Amischen alter Ordnung, die das Auto übernehmen wollte, vom Mainstream und organisierte sich unter dem Namen [[Beachy-Amische]]. |
|||
Was ist ''Rumspringa''? |
|||
Amische Jugendliche wachsen nicht als Kirchenmitglieder auf, sondern werden dazu erzogen, dem Beispiel der Eltern freiwillig zu folgen. Sie wachsen in die Kirche hinein, kennen die Abläufe und erleben, dass ihre Eltern ''ihre'' Gemeinde als die rechte ansehen. |
|||
Doch sollen die Jugendlichen nicht nur hineinwachsen, sie sollten freiwillig hineinkommen wollen und deshalb vor ihrer Taufe „die Welt kennen lernen, um sich von der Welt zu bekehren“. Manche der Jugendlichen toben sich dabei regelrecht aus, was nicht so gewollt ist, jedoch toleriert wird. |
|||
Dabei kommt es auch zu Exzessen. In der Dokumentation „Devil´s Playground“ (auf DVD erschienen) werden alkoholische Exzesse gezeigt, vor Jahren waren Drogenexzesse weltbekannt geworden. In großen Siedlungen gibt es zumeist verschiedene Jugendcliquen, die sich Namen geben und im breiten Spektrum von konservativen bis zu liberalen Gruppen zu finden sind. So gibt es Jugendliche, die z. B. weiter Kutsche fahren und als Gegensatz dazu die in Autos rasenden Amischen mit modernstem Haarschnitt. Mädchen sind in dieser Zeitspanne zumeist eher zurückhaltend in ihrer Selbstfindung. |
|||
Während des Zweiten Weltkriegs kam die alte Frage des Militärdienstes für die Amischen wieder auf. Weil amische Männer im Allgemeinen den [[Militärdienst]] verweigerten, landeten sie im [[Civilian Public Service|Wehrersatzdienst]], wo sie hauptsächlich in der Forstwirtschaft und in Krankenhäusern arbeiteten. Die Tatsache, dass viele junge Männer in Krankenhäusern arbeiteten, wo sie viel Kontakt mit fortschrittlicheren Mennoniten und der Außenwelt hatten, führte dazu, dass viele dieser Männer nie den amischen Gemeinden beitraten, in denen sie groß geworden waren. |
|||
Diese Zugeständnisse erlauben auch eine gewisse sexuelle Freizügigkeit. Zwar wird Enthaltsamkeit betont und auch bei der Taufe gefragt, ob gesündigt wurde, doch gibt es in diesem Bereich sicherlich eine große Dunkelziffer. Da zudem Verhütungsmittel bekannt sind, kann nun im Geheimen das getan werden, was früher zu Schwangerschaften führte und damit der Gemeinschaft bekannt wurde. Doch ist Sexualität vor der Ehe weiterhin mit einem moralischen Makel behaftet und die Erziehung zur sittlichen Reinheit nicht fruchtlos. |
|||
Deswegen ist es um so erstaunlicher, dass es bei extrem traditionellen Gruppen wie den Swartzentrubern noch immer das sog. „[[Bundling]]“ gibt. |
|||
Hierbei handelt es sich um einen alten Brauch aus Europa. Besuchte ein junger Mann seine Freundin, so war oftmals als einziger Raum im Winter nur die Schlafkammer des Mädchens vorhanden, in dem sie sich ungestört unterhalten konnten. So stiegen sie angezogen gemeinsam unter die Decke, blieben warm und redeten miteinander. Natürlich blieb es in vielen Fällen nicht nur beim Reden. Es gibt sogar amische Gruppen auf der extrem konservativen Seite, die vor der Ehe verlangen, dass der Mann bei der Frau sexuelle Erfahrungen machen soll als Versuch, eventuelle Eheprobleme von vornherein auszuschließen. Andererseits sollte es natürlich nicht zu vorehelichen Schwangerschaften kommen. Kommt es dennoch dazu, werden die Betreffenden durch eine schnelle Eheschließung „entsündigt“. |
|||
Die Amischen neuer Ordnung (New Order Amish) in Ohio haben sich u.a. wegen des Bundlings abgespalten, da sie zwar liberaler in technischen Dingen, jedoch strenger hinsichtlich der Moral sind. |
|||
In den 1950er Jahren wandelte sich die Beachy Amischen zu einer eher [[Evangelikalismus|evangelikalen]] Gemeinde. Diejenigen, die die alten Traditionen der Beachy Amischen bewahren wollten, unter anderem die deutsche Sprache, organisierten sich neu als Old Beachy-Amische. |
|||
Die meisten Jugendlichen entscheiden sich für das Leben als Amische. Dies hängt davon ab, wie konservativ die Gruppe ist: Liberalere Gemeinden können z.T. nur 40 % der Jugendlichen halten (der Rest tritt eher mennonitischen Gruppen bei), die extrem konservativen Swartzentruber sollen 95 % halten. In Lancaster County sagen die Zahlen, dass 85 % beitreten. |
|||
Bis etwa 1950 besuchten fast alle amischen Kinder kleine, lokale öffentliche Schulen, oft Ein-Raum-Schulen, danach führte jedoch die Einrichtung großer Schulzentren und die [[Schulpflicht]] über die achte Klasse hinaus zu Widerstand der Amischen, die deswegen eigene Schulen einrichteten. Der Konflikt um die Schulpflicht über die 8. Klasse hinaus dauerte bis 1972, als der [[Oberster Gerichtshof der Vereinigten Staaten|Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten]] amische Schüler nach der achten Klasse von der Schulpflicht befreite. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts besuchten dann fast alle amischen Kinder von den Amischen selbst eingerichtete und verwaltete Schulen, die fast immer Ein-Raum-Schulen oder wenig größere Schulen sind. |
|||
Nach der Zeit des Ausprobierens von mehr oder weniger (elterlich übersehenen) Freizügigkeiten kann der amische Jugendliche sich schließlich bewusst von der Welt abkehren und die Mitgliedschaft in seiner Religionsgruppe beanspruchen. Er kleidet sich wieder bewusst amisch, verhält sich gesittet und fragt um die Mitgliedschaft an. Durch das Zeremoniell der Übersprengtaufe wird er schließlich ein Mitglied der „Gemeinde Gottes“ und erkennt deren Regeln an. Dies bedeutet auch, dass von nun an Vergehen (auch durch die letztlich angewandte Strafe des Banns, der ausgesprochen wird, wenn nichts mehr zum Einhalten der Regeln überzeugt und den Verlust des sozialen Umfeldes bewirkt) geahndet werden. Eine Rückkehr in Reue wird jedoch gegeben. |
|||
Selbst wildeste amische „Rumspringer“ werden zumeist zu sehr gehorsamen Gemeindegliedern, doch kann wohl davon ausgegangen werden, dass sie dazu neigen, liberaler gesinnt zu sein. |
|||
Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts verließen immer mehr amische Männer die traditionelle Arbeit in der Landwirtschaft und gründeten kleine Unternehmen, da der Druck auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft stets zugenommen hatte. Obwohl es unter den Amischen die unterschiedlichsten Unternehmen gibt, liegt ein Schwerpunkt ihrer Unternehmen im Bauhandwerk – in den USA meist [[Holzbau]] – und in holzverarbeitenden Betrieben. In vielen Siedlungen der Amischen, vor allem in den größeren, sind Bauern heute eine Minderheit. Ungefähr 12.000 der 40.000 [[Milchproduktion|Milchviehbetriebe]] in den Vereinigten Staaten waren 2018 im Besitz von Amischen. |
|||
== Erwerbsleben == |
|||
Bis ungefähr zum Ersten Weltkrieg war die Identität der Amischen alter Ordnung nicht mit der Verweigerung des Einsatzes von neuester Technologien verbunden, da die Amischen alter Ordnung und ihre ländlichen Nachbarn die gleichen Farm- und Haushaltstechnologien verwendeten. Auch spielten Fragen nach dem Einsatz von Technologien bei der Teilung der Amischen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts keine Rolle. |
|||
Nach ihrer Schulzeit arbeiteten die amischen Jugendlichen früher meistens auf der Farm ihrer Familie, bis sie heirateten. Sie übernahmen sodann mit Hilfe der Eltern eine eigene „Bauerei“ und blieben im landwirtschaftlichen Erwerbsbereich. |
|||
Telefone waren die erste wichtige Technologie, die von den Amischen alter Ordnung breitflächig abgelehnt wurde, bald folgte die Ablehnung von Autos, [[Traktor]]en, [[Radio]]s und vielen anderen technologischen Erfindungen des 20. Jahrhunderts. |
|||
Heute hat sich das berufliche Spektrum der Amischen erweitert, da es nicht mehr genügend Farmen zu kaufen gibt und diese teilweise extrem teuer wurden, z. B. in den alten Siedlungsgebieten, die stark vom Tourismus frequentiert werden und in welchen die Amischen mit Bauspekulanten, Hinzuziehenden um den vorhandenen erwerbbaren Boden in Konkurrenz treten. |
|||
Früher ist man bei nicht vorhandenen Kaufsmöglichkeiten von Farmen in andere Gebiete ausgewandert, so dass sich die Verbreitung der Amischen auf mehr und mehr Staaten erstreckte. Dies findet heute auch noch statt, allerdings ist diese Tendenz in den großen Siedlungen stark abnehmend. Die Amischen gelten in diesen Gebieten als sehr bodenverhaftet und wollen am heimatlichen Ort bleiben. Somit wich man aus in zuerst landwirtschaftsnahe Berufe, in denen eine Nische zu finden war und erweiterte diese zunehmend bis zum Klein- und Großkaufmannswesen. |
|||
Berufe wie Maurer, Schreiner, Holzwerker etc. werden nun vielfach durch Amische besetzt, sie arbeiten in so genannten „construction crews“, sind oftmals auf Montage. Daneben wächst die Schicht amischer Geschäftsleute, entweder im produzierenden Gewerbe oder im reinen Handel. |
|||
=== 21. Jahrhundert === |
|||
Wie schon beschrieben hat die Tendenz des „Aussiedelns“ abgenommen (im Gegensatz zu den Altmennoniten). Amische, die heutzutage aus den Großsiedlungen noch aussiedeln und woanders nach billigem Land suchen, bringen entweder eine sehr starke Bindung an die Landwirtschaft mit oder wollen den liberalisierenden Tendenzen in den großen Siedlungen entfliehen, woanders unter einer strengeren, nach ihrem Ermessen gottgemäßeren Ordnung, mehr abgesondert von der „Welt“ leben. So kann davon gesprochen werden, dass das konservative Element vermehrt aussiedelt und noch immer den Pioniergeist früherer Generationen besitzt. |
|||
Die beiden größten Siedlungen der Amischen bestehen heute in [[Lancaster County (Pennsylvania)|Lancaster County]] in Pennsylvania, sowie einer mehrere Counties umfassenden Siedlung in [[Holmes County (Ohio)|Holmes County]], [[Wayne County (Ohio)|Wayne County]], [[Tuscarawas County]] und [[Stark County (Ohio)|Stark County]] in [[Ohio]]. Die drittgrößte amische Siedlung befindet sich im [[Elkhart County|Elkhart]] und [[LaGrange County]] in [[Indiana]], die viertgrößte Siedlung in [[Geauga County]] in Ohio. Mittlerweile sind Amische in über dreißig US-Staaten und in den [[Kanada|kanadischen]] Provinzen [[Ontario]], [[Manitoba]] und [[Prince Edward Island]] zu finden. Außerhalb Nordamerikas gab es Versuche, in [[Mittelamerika]] und in [[Paraguay]] Siedlungen zu bilden, diese waren aber meist nicht von langer Dauer. |
|||
Viele der amischen Neusiedlungen sind nicht unbedingt erfolgreich. In einem Buch „Amish Settlement That Failed“ sind an die hundert Siedlungen aufgelistet und beschrieben, die in den letzten Dekaden nicht erfolgreich waren. Dabei gibt es sogar amische Siedler die mehrfach in neue Siedlungen zogen. |
|||
Die Amischen leben nicht in geschlossenen Siedlungen bzw. Dörfern. Zwar gibt es Gebiete, in denen es viele Amische gibt und wo sie die Landschaft prägen, aber fast immer leben sie neben englischen Nachbarn. |
|||
Das ausgeweitete berufliche Spektrum wird durchaus kritisch und positiv gesehen. Einerseits verschafft es Amischen mehr und mehr Möglichkeiten in ihrer Parallelgesellschaft zu verbleiben und dort ihre Einkäufe und Reparaturbedürfnisse zu befriedigen, ohne viel „Weltkontakt“ zu haben. So wird dies noch positiv bewertet in „The Riddle of Amish Culture“, andererseits gibt es mittlerweile eine amische „lunch bag-culture“, eine Kultur, in der der Vater morgens aus dem Hause geht, abends erst oder sogar bei Montagearbeiten Tage später erst nach Hause zurückkehrt und sein familiäres Leben und seine Einflussmöglichkeiten abnehmen (z. B. dem Sohn direkt ein Handwerk zu vermitteln). Darüber hinaus sind die vermehrt außerhalb Arbeitenden und die Geschäftsleute einem hohen Einfluss der Außenwelt ausgesetzt, was durchaus ihre Sichtweise der „Welt“ positiv beeinflusst, aber wohl auch das Gemeinschaftsgefühl und -leben auf einer tradierten Grundlage gefährdet. |
|||
In den Siedlungen fällt allgemein auf, dass bestimmte Nachnamen überwiegen. Dies lässt darauf schließen, dass ganze Sippen mit ihren Namensträgern von den Erstsiedlungen auszogen. Damit ist auch ihr [[Genpool]] mitgewandert. So überwiegt in Lancaster County zu 25 Prozent der Name Stoltzfus (alternative Schreibweise: Stoltzfoos), dann kommen die Namen Byler, Fisher, Petersheim, Lapp und King. In LaGrange, Indiana, überwiegen Borntrager, Miller und Schrock, in den [[schweizerdeutsch]]en Siedlungen in Allen County, Adams County, Indiana die Nachnamen Graber, Grabill/Kraybill oder Schwartz. |
|||
== Sprache == |
|||
== Immaterielle Merkmale amischer Kultur == |
|||
Die meisten Amischen sind dreisprachig. Untereinander sprechen sie in der Mehrzahl einen deutschen Dialekt, das sog. [[Pennsylvaniadeutsch]], in einigen Countys Indianas auch [[Schweizerdeutsch|Schwyzerdütsch]]. |
|||
Pennsylvaniadeutsch war früher die Alltagssprache des gesamten südöstlichen Pennsylvanias und umfasste rund 800.000 Personen bis ca. zur Mitte des 20. Jahrhunderts, danach assimilierten die meisten sich sprachlich und nur die konservativen Altamischen und altmennonitischen Gruppen verblieben beim Pennsylvaniadeutsch als Umgangssprache untereinander. Damit wurde die Sprache auch Schutz vor der Außenwelt und Abgrenzungsmittel zur „sündigen, englischen Welt“. |
|||
„Pennsylfaanisch Deitsch“ (so eine andere Schreibweise) basiert auf dem pfälzischen Deutsch und beinhaltet aufgrund der Vermischung der Sprachen viele englische [[Lehnwort]]e. So gibt es auch Eigenwortschöpfungen und direkte Übersetzungen in den Dialekt wie z. B. „Ich geb nichts drum!“ oder „Wie bischt?“ (How are you?). |
|||
Die wenigen Schweizerdeutsch verwendenden amischen Gemeinden stammen aus Einwanderungsschüben im 19. Jahrhundert direkt aus dem Berner Oberland und siedelten sich in Indiana in eigenen Gemeinden an. Sie unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Gemeindeordnungen von Gruppen, die schon vorher in Amerika ansässig waren. |
|||
Während des Gottesdienstes benutzen Amische ein stark dialektal gefärbtes, gemischtes Hochdeutsch, welches auch englische Lehnwörter enthält: z. B. „Wenn mir realize (gespr. ri-ä-lei-ße), des mir arme Sinner uff seller Erd sind ...“ (Penna.dt.) |
|||
=== Grundlagen === |
|||
Die englische Sprache gebrauchten Amische vormals lediglich, um mit der Außenwelt zu kommunizieren. Aufgrund zunehmender beruflicher Anbindung an die Außengesellschaft verstärkt sich jedoch der Gebrauch des Englischen, was sehr kritisch gesehen wird. |
|||
Obwohl die äußerlichen Kennzeichen amischer Kultur zuerst ins Auge fallen, sind sie doch nur Ausdruck der geistlichen Grundlagen der Amischen, die vor allem in den Werten des [[Neues Testament|Neuen Testaments]] verankert sind. Nach Ansicht von John S. Oyer ist die Kultur der Amischen gelebte Theologie. Im Gegensatz zu den meisten Strömungen des Christentums verfügen die Amischen nämlich nur über wenige schriftlich fixierte theologische Texte.<ref>John S. Oyer: ''Is there an Amish Theology'' in Lydie Hege et Christoph Wiebe: Les Amish: origine et particularismes 1693–1993, The Amish: origin and characteristics 1693–1993, Ingersheim 1996, S. 300.</ref> |
|||
Die [[Schleitheimer Artikel]] von 1527 und das [[Dordrechter Bekenntnis]] von 1632 zählen zu den wenigen ausformulierten Bekenntnisschriften der Amischen (und Mennoniten). Wichtig sind auch die Schriften von [[Menno Simons]], auf dessen Vornamen die Bezeichnung der Mennoniten zurückgeht. Des Weiteren ist das amische Liederbuch [[Ausbund (Gesangbuch)|Ausbund]] aus dem Jahre 1564 wichtig, sowie das Gebetbuch ''Ernsthafte Christenpflicht'' aus dem Jahre 1708.<ref>Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: ''The Amish''. Baltimore 2013, S. 59–64.</ref><ref>[https://gameo.org/index.php?title=Ernsthafte_Christenpflicht ''Ernsthafte Christenpflicht''] bei gameo.org.</ref><ref>[https://groups.etown.edu/amishstudies/religion/beliefs/ Amish Studies – The Young Center: ''Beliefs''.]</ref> Die wichtigste moderne Quelle bezüglich amischer Theologie ist nach Oyer das Buch ''1001 Questions and Answers on the Christian Life'' aus dem Jahre 1992.<ref>''1001 Questions and Answers on the Christian Life, written by 20 members of the Amish ministry and lay people in various communities'', erschienen bei Pathway Publishers, Aylmer, Ontario und Lagrange, Indiana 1992.</ref><ref>[https://amishamerica.com/1001-questions-answers-on-the-christian-life/ ''1001 Questions & Answers On The Christian Life''] auf amishamerica.com.</ref> |
|||
Eine Sprachprobe als Letztes (obiger Absatz in Penna.dt.): Die englisch Sproch hen Amische ebbmols juscht ge´just far mit die outside Welt zu kommunikäte. Dieweil sie nau immer mehr mit die outside Welt verbunne sin, ischt der Use vun die englisch Sproch ge´wochse, was een Deel Leit critical sehne. |
|||
Wichtige Elemente des Glaubens der Amischen und anderer Täufer sind die [[Gläubigentaufe]] (daher der Name Täufer), die Absonderung von der Welt nach Johannes 17,11–18 und 15,19 (''in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt''), Römer 12,2, 2. Korinther 6,14–17, 1. Johannes 2,15, [[Gewaltlosigkeit]], das [[Eucharistie|Abendmahl]] als reines Gedächtnismahl nur für Gläubige, das heißt in der Praxis nur für Gemeindemitglieder, die strikte [[Trennung zwischen Staat und religiösen Institutionen|Trennung von Staat und Kirche]] und die [[Eid#Christentum|Verweigerung des Eides]]. |
|||
==Mennoniten und Amische== |
|||
Weitere wichtige Konzepte sind [[Demut]] und [[Gelassenheit]].<ref>John A. Hostetler: ''Amish Society.'' Baltimore und London 1993, S. 306, 389–90.</ref><ref>Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: ''The Amish.'' Baltimore 2013, S. 64–66.</ref> |
|||
Die Mennoniten und die Amischen teilen miteinander die gleichen historischen Wurzeln und in vielerlei Hinsicht die gleiche Theologie. Amische sind grundsätzlich (wenn man dies vergleichen will) strenger in ihrer Handhabung des Glaubens, wobei ihnen einige mennonitische, später entstandene Gruppen in dieser Hinsicht sehr ähneln. |
|||
=== Glaubensgründe für die Isolation und die Ordnung === |
|||
Da jede Gemeinde, sofern sie nicht in einer Konferenz organisiert ist, über ihre eigenen Belange entscheidet, bildeten und bilden sich immer neue Gruppen, auch besonders durch viele Spaltungen. Insofern existieren sehr liberale und auch sehr konservative Gemeinden. |
|||
Die selbst auferlegte Ordnung liegt zum einen darin begründet, dass die Amischen mit Bezug auf die [[Apostel]] [[Paulus von Tarsus|Paulus]] und [[Johannes (Apostel)|Johannes]] betonen, ''in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt zu sein'', und damit immer wieder gefordert werden, zu erklären, was weltlich gesinnt sei und was nicht. Wichtig sind dabei vor allem folgende Bibelstellen: {{B|Römer|12|2}}, {{B|2 Kor|6|14–17}} und {{B|1 Joh|2|15–17}}. |
|||
Es gibt für Andersdenkende durchaus nachvollziehbare Überlegungen zu der amischen Ordnung. Die Maxime ist: Gruppenerhalt und Gruppenleben gehen vor individueller Verwirklichung. So wird der Einfluss des [[Fernsehen]]s und vieler Neuerungen auf das Familien- und Gruppenleben kritisch gesehen. |
|||
Zuweilen werden bestimmte Mennonitengruppen mit den Amischen verwechselt, dazu gehören besonders jene, die wie die Amischen alter Ordnung (Altamischen) mit Pferdefuhrwerken fahren. Gemeinhin bezeichnet man diese Mennonitengruppen als „Old Order Mennonites“ (Altmennoniten nach Mary Ann Horst). |
|||
Diese Gruppen erreichen z. T. Mitgliederzahlen von bis zu 15.000, es gibt aber auch Kleinstgruppen mit nur bis zu drei Leuten, die sich ebenfalls als eine Kirche verstehen. Die größte dieser Gruppen ist die Groffdale Conference (andere Bezeichnungen: Fuhremennischte, Wenger Mennonites usw.). |
|||
=== Gemeindeorganisation und Ordnung === |
|||
Eine deutliche Unterscheidung der Amischen und Mennoniten findet sich in der Örtlichkeit ihrer Gottesdienste. Amische treffen sich dazu fast durchweg im Wechsel in ihren Häusern, wogegen Mennoniten meist Gemeindehäuser errichten. Kleinstgruppen versammeln sich natürlich in ihren Wohnhäusern, doch sobald die Gemeinde eine bestimmte Größe erreicht hat, wird ein Gemeindehaus errichtet. Wird eine amische Gemeinde zu groß, teilen sie sich, um weiterhin die Treffen in den Wohnhäusern abhalten zu können. Diese Gemeinden (die sich zwar teilen, jedoch nicht voneinander spalten) leben dann „in fellowship with each other“ (in Gemeinschaft miteinander). So tauschen sie z. B. Prediger aus oder erlauben das Heiraten untereinander. |
|||
Amische Gemeinden sind autonom und können mit Mehrheitsbeschluss ihre Ordnung, die über weite Strecken die Lebensführung regelt, ändern. Zweimal im Jahr findet eine sogenannte Ordnungsgemeinde statt, ein Sonntagsgottesdienst, in dem über die Ordnung verhandelt werden kann. Ein normalerweise zwei Wochen später stattfindender Abendmahlsgottesdienst kommt nur zustande, wenn Einigkeit über die Ordnung erzielt wird. |
|||
Einigkeit kann bei abweichenden Meinungen auch dadurch erreicht werden, dass die kleinere Gruppe die bestehende Ordnung einstweilen akzeptiert, oft in der Hoffnung, dass sich die Mehrheitsverhältnisse in absehbarer Zeit verändern werden. Sind nur eine oder sehr wenige Familien abweichender Meinung, besteht die Lösung oft darin, dass diese Familien umziehen und sich Gemeinden anschließen, deren Ordnung ihren Vorstellungen entspricht. |
|||
==Gegenwart== |
|||
[[Image:Amish vs modern transportation.jpg|thumb|Traditionelle und moderne Fortbewegungsmittel im Kontrast; PA, U.S.A.]] |
|||
Zurzeit gibt es etwa 225.000 Amische, die größtenteils in 250 Gemeinschaften in 26 Bundesstaaten der USA und in [[Ontario]], Kanada leben. |
|||
Es gibt viele Dutzende amische Gemeinschaften, die sich voneinander unterscheiden, insbesonders durch die unterschiedlich hohe Akzeptanz technischer Neuerungen oder auch durch die Handhabung der „strengen [[Meidung]]“ (Verhalten gegenüber Ausgeschlossenen: z. B. Transaktionsverbot von Geschäften). Einige sind nur regional vertreten und haben keine bundesstaatweiten Verbindungen. Die Vielfalt der Gruppen kann verwirren und ist zudem schwer zu erfassen. |
|||
Kann trotz der oben genannten Lösungsmöglichkeiten dauerhaft keine Einigkeit erzielt werden, bleibt als Lösung nur eine Spaltung, die dann normalerweise zur Entstehung einer neuen Untergruppe der Amischen führt. |
|||
Von extrem konservativ bis sehr liberal gibt es (in Auswahl) folgende Gruppen: |
|||
Diese Gemeindeautonomie führt dazu, dass es eine sehr große Zahl verschiedener lokaler Ordnungen gibt. Gemeinden mit ähnlicher Ordnung und meist gemeinsamer Geschichte bilden Gemeindebünde (englisch: ''affiliations''), innerhalb derer Prediger und Gemeindemitglieder die jeweiligen Ortsgemeinden frei wechseln können. Gemeinden, die ihre Ordnung zu sehr ändern, indem sie beispielsweise den Besitz von Autos zulassen, werden nicht mehr als zu den Amischen alter Ordnung zugehörig betrachtet. |
|||
Nebraska Amish / White-top Amish / Old School Amish (mehrere Untergruppen); Swartzentruber Amish; Andy Weaver Amish; New Order Amish; New Order Fellowship; Old Order Amish / Altamische / Amische alter Ordnung; Beachy Amish / Byler Amish usw. |
|||
=== Gemeindeleitung === |
|||
Es gibt auch Mennonitengruppen mit historischen Amisch-Ursprüngen. Diese waren zumeist liberale Abspaltungen, die immer liberaler wurden, dann den Namen „Amish“ als einengend ablegten und sich mennonitischen Positionen näherten wie z. B. die Western Ontario Mennonite Conference; Association des églises évangéliques mennonites de France. |
|||
Die Gemeindeleitung liegt in den Händen von Männern, die in einem Verfahren aus Wahl und Los bestimmt werden. Üblicherweise hat eine amische Gemeinde etwa 150 Mitglieder, einen Bischof (völliger Diener), zwei Prediger (Diener zum Buch) und einen Diakon (Armendiener). Um ein solches Amt zu besetzen, gibt es eine Wahl, bei der jedes Gemeindemitglied einen Mann benennen kann, den er oder sie für fähig hält. Die Namen aller, die eine Mindeststimmenzahl erhalten haben, kommen in ein Los, aus dem dann der Name des neuen Amtsträgers gezogen wird. Auf diese Weise bestimmte Männer können das Amt nicht ablehnen und sind auf Lebenszeit bestellt. Sie erhalten für ihr Amt weder eine Bezahlung noch eine besondere Ausbildung. Viele beten, dass das Los an ihnen vorbeigehen möge.<ref>John A. Hostetler: ''Amish Society.'' 4. Auflage. Baltimore und London 1993, S. 105–111.</ref> |
|||
=== Gottesdienst und Sonntagsaktivitäten === |
|||
Der Zuwachs der Amischen beläuft sich von 2004 auf 2005 auf ca. drei bis vier Prozent (4,5 % für 2004), alle 20 bis 25 Jahre verdoppelt sich ihre Mitgliederzahl. Einige amische Gemeinden wie z. B. die Swartzentrubers haben 12 bis 16 Kinder pro Familie, also ca. 57 Geburten auf 1.000 Einwohner und verdoppeln sich alle 15 Jahre. (Zum Vergleich: Deutschland hat 9 Geburten auf 1.000 Einwohner). |
|||
Die Amischen treffen sich alle zwei Wochen reihum zu einem Hausgottesdienst, mit wenigen Ausnahmen.<ref group="A">Im [[Somerset County (Pennsylvania)|Somerset County]] in [[Pennsylvania]] und in [[Wilmington (Delaware)]] treffen sich die Amischen aus historischen Gründen in einem Versammlungshaus, in [[Unity (Maine)]] und eventuell auch in Manton (Michigan), um bescheidenere Einzelwohnhäuser zu ermöglichen, da für den Hausgottesdienst relativ große Einzelwohnhäuser notwendig sind.</ref> Das Haus wird für diesen drei- bis vierstündigen [[Gottesdienst]] am Sonntag zugerüstet, zum Beispiel werden Zwischenwände verschoben, wird die große Wohnküchenstube freigeräumt, werden die Bänke hineingebracht oder wird etwa im Sommer in der Scheune Platz geschaffen oder ein Keller genutzt. Für die Bänke gibt es einen speziellen Wagen. |
|||
Am Sonntagmorgen kommen die Gläubigen mitsamt ihren Kindern und Säuglingen mit dem ''Dachwägle'' meist schon eine halbe bis eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes um neun Uhr zum Haus des sonntäglichen Gottesdienstbeherbergers und versammeln sich getrennt nach Geschlecht. Die Kutschen werden von den Männern angebunden, man geht in die Männerrunde und begrüßt sich reihum. Schließlich geht man in das Haus, legt die Hüte ab, setzt sich auf bestimmte Plätze, Männer und Frauen getrennt. Die Frauen haben die kleinsten Kinder bei sich, die auch teilweise unter den Bänken auf Decken schlafen, wenn sie müde werden. |
|||
==Zukunftsaussichten und -prognosen== |
|||
Der Gottesdienst beginnt mit einem Lied aus dem ältesten täuferischen Gesangbuch [[Ausbund (Gesangbuch)|Ausbund]]; es folgt das Loblied. Während dieses Liedersingens kommen die Prediger hinzu. Die [[Predigt]] beginnt mit dem sogenannten kleinen Teil, der nicht besondere Glaubensthesen betrifft, sondern einen Rundumriss durch das [[Altes Testament|Alte]] und [[Neues Testament|Neue Testament]] zieht. Danach folgt der Hauptteil, eine Predigt, die meist über eine Stunde dauert. Dazwischen gibt es eine Schriftlesung des Almosenpflegers. Insgesamt dauert die Predigt meist über zwei Stunden. |
|||
Frühere Prognosen, die Amischen würden im „melting pot“ aufgehen, erwiesen sich als falsch, allerdings findet natürlich eine Anpassung an die Umgebungsgesellschaft statt. So kann gesagt werden, dass die Amischen des 21. Jahrhundert nicht die des 20. Jahrhunderts sein werden, sondern sich ständig verändern. |
|||
Es gibt gegenwärtig in den großen Siedlungen Tendenzen des Aufbruchs der Strukturen. |
|||
Der amische Historiker Abner Beiler berichtete in einem Interview, dass er die Zukunft der Amischen in Lancaster County nicht als positiv sieht. Dies war der Bericht eines Mannes, der die amische Gemeinschaft damals schon seit über siebzig Jahre kannte. |
|||
In manchen sehr konservativen amischen Gruppen wird noch in einer Art Singsang gepredigt, einer Vortragsweise, die auch in der katholischen Kirche bekannt ist und auch von etlichen [[Altkolonier-Mennoniten]] praktiziert wird. Die Lieder im Gottesdienst werden in extrem langsamem Tempo mit etlichen Noten auf einer Silbe gesungen. Traditionelle amische Gemeinden singen daher bis zu 25 Minuten an einem Lied mit zehn Strophen. Liberalere Amische singen schneller und sehr liberale, wie die Beachy-Amischen, gehen auch wegen des Sprachwechsels zu ganz anderen Liedern über. Amische singen ohne instrumentale Begleitung ([[a cappella]]), traditionelle Gruppen einstimmig, liberalere Gruppen, beispielsweise die Beachy-Amischen, meist vierstimmig. |
|||
Durch die zunehmende Hineinverwebung in das amerikanische Geschäftsleben und den wachsenden Umgang mit „Englischen“ beginnen einige zusammenhaltende Werte zu erodieren. |
|||
Der Teil der [[Bibel|Schrift]], den der Almosenpfleger vorliest, gibt in gewisser Weise das Predigtthema vor. Dieser Schriftteil wurde bei der Versammlung der Gemeindeleiter in einem eigenen Raum, dem so genannten Abrat, ausgewählt. Man geht auch Vers für Vers den Schriftteil später durch, doch wird die ganze Predigt begleitet von Einfügungen aus erinnerten Bibelgeschichten, Verweisen auf das Verhältnis zur Welt draußen (dies ist eine Zentrallehre), auf die Notwendigkeit eines demütigen und einfachen Lebens und Weiteres. Die Predigt ist anders strukturiert als etwa in deutschen Freikirchen, in denen die Gläubigen mit einer Bibel in der Hand zu Querverweisnachschlägen aufgefordert werden, der Prediger diese auch nennt und in gewisser Weise [[Bibelstudium]] betrieben wird. |
|||
Donald B. Kraybill, ein Soziologe, berichtete, dass der zunehmende Wohlstand der Amischen die größte Herausforderung sein wird. Es wird abzuwarten sein, wie sich der zunehmende Wohlstand einer amischen Geschäftsleuteschicht auswirkt auf die Gemeinderegeln, denn gerade jene neigen vermehrt zur Liberalität. |
|||
Nach dem Gottesdienst gehen zuerst die Männer hinaus, die Frauen bleiben drinnen und bereiten den Mittagsimbiss zu. Die Männer essen reihum zuerst, während die Frauen Wasser nachschenken, es geht in Gruppen hinaus und hinein zum Essen. Zuletzt essen die Frauen selbst und waschen ab. Der Gottesdienst dauert so bis in den frühen Nachmittag hinein. Danach fährt man entweder heim oder geht andere besuchen. Jugendliche gehen danach nicht selten zu sportlichen Veranstaltungen, die sie selbst gestalten, klassischerweise [[Volleyball]]. |
|||
a) im eigenen geschäftlichen Bereich: fortschrittlicherer Maschinenpark, etwaig von außen kommende Elektrizität doch zu akzeptieren, wenn es wirtschaftlicher ist usw., |
|||
Abends treffen sich dann alle Unverheirateten über 16 Jahre zu einem gemeinsamen Singen, meist von 20 bis 22 Uhr, im Hause der Familie, die den Gottesdienst beherbergt hat. |
|||
b) hinsichtlich der Doktrin von der Trennung von der Außenwelt, denn ihre Kunden bleiben bei längerem Kontakt nicht nur die „Englischen“, sondern werden teilweise zu engen Freunden, man sieht auch das Gute draußen, man ist mit anderen Werten und Gedanken konfrontiert und bekommt andere Gedankenanstöße etc., |
|||
An den Sonntagen, an denen kein Gottesdienst stattfindet, werden traditionellerweise Freunde und Verwandte besucht, was oft auch mit einem Gottesdienstbesuch in einer anderen amischen Gemeinde, die gerade an diesem Sonntag Gottesdienst hat, verbunden wird. |
|||
c) in dem, was ein Mensch braucht und haben könnte, denn ihre zunehmende Akkumulation von geldlichen Werten fördert den Wunsch nach Konsum, wie z.B. in Bezug auf „pleasure trips“, „amusement trips“ von denen eigentlich abgeraten wird. |
|||
=== Häusliches religiöses Leben === |
|||
Die amische Gemeinschaft war früher grundsätzlich agrarisch geprägt, dies wird oft noch heute betont, doch nimmt die Schicht der Landwirte immer mehr ab, so dass andere Erwerbsbereiche, die gezwungenermaßen einen viel offeneren Umgang mit der Außenwelt pflegen müssen, zunehmen. Dadurch bricht die tradierte Gesellschaftsstruktur auseinander, so dass nicht mehr von einer auf einem Stand eher verharrenden Generationenfolge gesprochen werden kann. |
|||
Man lebt stark nach Glaubensprinzipien, privates Bibelstudium findet jedoch meist nicht statt, es gibt aber meistens häusliche Morgenandachten. Es wird aber jeden Tag aus der Bibel gelesen, beispielsweise beim Frühstück, abends liest man gemeinsam aus einem [[Gebetbuch]]. Hier variieren die Gebräuche der Familien deutlich. Indessen ist deutlich, dass eine private Sonntagsschule, ein tiefes schriftkundiges Studium, nicht stattfindet, davon wird auch abgeraten. |
|||
== Sichtbare Merkmale der amischen Kultur == |
|||
Die Prognosen für die großen Siedlungen deuten darauf hin, dass sich die Geschäftsleuteschicht abspalten und sich diese Personengruppe der amischen Identität entledigen wird (auch äußerlich) und in mennonitischen konservativen Gruppen sich sammelt. |
|||
Bis etwa zum Ende des 19. Jahrhunderts unterschieden sich die Amischen äußerlich nur wenig von der ländlichen Bauernbevölkerung ihrer Umgebung. Zwar war die Kleidung der Amischen schlichter und auch sonst verzichteten die Amischen auf jeden unnötigen Luxus, im Gebrauch von Technik gab es bis dahin jedoch kaum Unterschiede. Auch bei der Teilung in Amische alter Ordnung und Amish Mennonites war nicht die Technik, sondern waren andere Aspekte amischen Lebens der Grund für die Spaltung. Erst mit dem Aufkommen des Telefons und etwas später von Autos traten Fragen des Technikgebrauchs in den Mittelpunkt. Über den Gebrauch des Telefons bei den Amischen hat Diane Zimmerman Umble ein ganzes Buch geschrieben: ''Holding the Line. The Telephone in Old Order Mennonite and Amish Life.''<ref>Silke Langwasser: ''Die Old Order Amish: Eine Glaubensgemeinschaft zwischen Beharrlichkeit und Entwicklung.'' Marburg 2008, S. 68–69.</ref> |
|||
=== Telefon, Fernsehen und Internet === |
|||
Wie sich die bestehende Bauerngruppe und agrarnahe Gruppe dann entwickeln wird, wird abzuwarten sein. |
|||
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zog langsam das [[Telefon]] in den USA auch in ländliche Gebiete ein. Da es zu Anfang keine Bestimmungen bezüglich des Telefons in der Ordnung gab, legten sich auch Mitglieder der Amischen alter Ordnung Telefone zu, was jedoch zu Spannungen in den Gemeinden führte. In den Jahren 1909/10 spaltete sich deswegen etwa ein Fünftel der Mitglieder der Amischen alter Ordnung im Lancaster County in Pennsylvania vom Rest ab und erlaubte ausdrücklich das Telefon und den Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Diese Spaltung verhärtete die Einstellung der Konservativeren gegen das Telefon. Im Laufe der Zeit bildeten sich dann in anderen Gegenden ebenfalls Gruppen, die das Telefon und andere Neuerungen erlaubten. Diese Gruppen vereinigten sich später zu den [[Beachy-Amische]]n. Als dann in den 1950er Jahren langsam das [[Fernsehen]] ländliche Gebiete erreichte, wurde es so gut wie überall von Anfang an von den Amischen alter Ordnung verboten. Gleiches gilt für das Internet.<ref>Silke Langwasser: ''Die Old Order Amish: Eine Glaubensgemeinschaft zwischen Beharrlichkeit und Entwicklung.'' Marburg 2008, S. 69.</ref><ref>Charles E. Hurst und David L. McConnell: An Amish Paradox, Baltimore 2010, S. 106–7.</ref> |
|||
Eine andere Veränderung wird sich in der Frauenrolle ergeben. Zunehmend betreiben amische Frauen Geschäfte und dadurch erwerben sie Kompetenzen in vielerlei Hinsicht: |
|||
a) einen freieren Umgang mit der Außenwelt, |
|||
b) eine finanzielle Unabhängigkeit zu einem gewissen Sinne, |
|||
c) darausfolgend auf jeden Fall starke Mitspracherechte, |
|||
d) und eine starke wirtschaftliche Gewichtung in den Gemeinden und so weiter. |
|||
Während zwar die Installation eines Telefons im Hause verboten wurde, war jedoch die Benutzung von Telefonen an sich nicht verboten, was dazu führte, dass Amische bei dringendem Bedarf das Telefon von englischen Nachbarn benutzen. Auch die Benutzung öffentlicher Telefone blieb erlaubt, was dazu führte, dass oft in der Nähe amischer Häuser öffentliche Telefonhäuschen errichtet wurden. Da für das moderne Wirtschaftsleben das Telefon immer wichtiger wurde, erlaubten schließlich etliche amische Untergruppen die Installation von Telefonen in Scheunen oder anderen Geschäftsräumen, nicht zuletzt, um die englischen Nachbarn nicht zu sehr in Anspruch nehmen zu müssen. Nicht selten sind solche Scheunentelefone mit Anrufbeantwortern ausgerüstet, die der Besitzer einmal am Tag abhört, um dann zurückzurufen. Telefone in den Wohnhäusern sind nur bei den liberalsten Gruppen erlaubt. Insgesamt will man das Telefon möglichst an einen Ort verbannen, an dem es nicht das Leben dominieren kann. In Notfällen ist der Gebrauch des Telefons bei allen, auch den strengsten Gruppen erlaubt.<ref>Charles E. Hurst und David L. McConnell: An Amish Paradox, Baltimore 2010, S. 204–205.</ref> |
|||
Wie sich dies weiterentwickeln wird in der stark patriarchalisch geprägten amischen Kirche, wird ebenso abzuwarten sein. |
|||
Mit dem Aufkommen von Handys und Smartphones erreichte eine weitere Herausforderung die Amischen alter Ordnung. Besonders Jugendliche, die der Ordnung noch nicht unterstehen, weil sie noch nicht getauft sind, schaffen sich Handys und Smartphones an, die sich auch relativ leicht verbergen lassen. Selbst unter getauften Erwachsenen hielten Smartphones mehr oder minder heimlich Einzug. Vor allem in der Frühzeit des Smartphones gab es noch keine Regeln der Ordnung bezüglich dieser neuen Technik.<ref>Charles E. Hurst und David L. McConnell: An Amish Paradox, Baltimore 2010, S. 52–53.</ref> |
|||
==Gesundheit== |
|||
=== Fortbewegung === |
|||
Die Amischen legen sehr großen Wert auf gesundheitliche Versorgung, wobei sie, weil sie nicht in einer Versicherung sind, privat und durch die Gemeinde ihre Arztkosten ausgleichen. Zudem werden alte Hausrezepte weitervererbt. |
|||
[[Datei:Amish - two ways to get there by Gadjoboy.jpg|mini|Amische in Pennsylvania benutzen statt Fahrrädern häufig [[Tretroller]].]] |
|||
Die meisten Amischen alter Ordnung reagierten auf die zunehmende Verbreitung von Autos zwischen den beiden Weltkriegen mit einem Verbot. Diejenigen Amischen alter Ordnung, die den Besitz von Autos erlaubten, wurden zu Beachy-Amischen. Das Verbot erfolgte, weil das Auto ''automatische Mobilität''<ref>nach Donald B. Kraybill in ''Das Rätsel der Amish''</ref> bedeute und diese Mobilität den lokalen Gruppenzusammenhalt schwäche. Zudem wurde das Auto als unnötiges [[Statussymbol]] angesehen. |
|||
Verboten wurde jedoch nur der Besitz von Autos, nicht jedoch die Nutzung von Autos eines anderen. Ein radikales Nutzungsverbot außer in Notfällen besteht nur bei den Swartzentruber-Amischen und ähnlichen besonders konservativen Gruppen. Weil unter allen Amischen alter und neuer Ordnung der Besitz, jedoch nicht die Benutzung von Autos verboten ist, sind in allen amischen Siedlungsgebieten Taxidienste entstanden, die Amische gegen Bezahlung mit dem Auto befördern. |
|||
Allerdings gibt es unter den Amischen verschiedene, doch auffällig auftretende erbliche [[Gendefekt]]e. Da fast alle modernen Amish von wenigen Gründerfamilien (es gibt insgesamt nur um die 130 amische Nachnamen und in den verschiedenen Siedlungen treten davon nur eine bestimmte Menge auf) aus dem 18. Jahrhundert abstammen, treten durch die Heirat untereinander viele mitgetragene, rezessive Gendefekte auf, d.h. gleiche Erbträger treffen aufeinander und bewirken, dass Krankheiten, die durch die Heirat Nichtverwandter unterdrückt blieben, nun ausbrechen. |
|||
Einige dieser Störungen sind sehr selten wie z.B. die [[Morbus_Hirschsprung|Hirschsprung-Krankheit]] oder sogar einzigartig und gravierend genug, um die Sterblichkeitsrate unter Amishkindern zu erhöhen. Die Mehrheit der Amish akzeptiert dies als „Gottes Wille“ und sie kümmern sich rührend und integrierend um diese kranken Menschen. |
|||
Da die Amischen nur untereinander heiraten und dies zumeist nur innerhalb der eigenen Siedlung, stellen sie für Genforscher wie einige europäische Gebirgstäler ein einzigartiges Feld für Forschung über genetische Krankheiten dar. Viele Erkenntnisse sind über Erbkrankheiten daher auch gewonnen worden, doch hat dies nicht unbedingt Auswirkungen auf ihr Heiratsverhalten, denn dieses bedingt innerhalb der eigenen Gruppe zu heiraten (auch außerhalb der Siedlungen, so lange andere Gemeinden mit ihnen in „fellowship“ sind und es „im Herrn“ bleibt). |
|||
Sie lehnen jegliche Gentests vor der Hochzeit ab, die ein Vorhandensein dieser Störungen aufdecken könnte, ebenso wie Tests an Föten, die genetische Störungen am Kind zeigen könnten. Selbst in diesen Fällen wird das Kind ausgetragen, da Abtreibung als Kindsmord gilt und ein ethisches Tabu ist. |
|||
Im täglichen Leben werden Kutschen benutzt, die je nach Gruppe ein graues, schwarzes, gelbes, weißes oder braunes Verdeck haben. Die Räder sind entweder Stahlreifen oder haben Gummibereifung, je nach Untergruppe. Landwirtschaftliche Geräte werden ebenfalls von Pferden gezogen, auch wenn sie motorbetrieben sind. Traktoren werden von vielen Untergruppen eingesetzt, meist jedoch im stationären Betrieb, nur wenige Untergruppen erlauben den Einsatz von Traktoren als Zugmaschine zur Feldarbeit. An den Kutschen kann man auch sehen, dass Amische nicht grundsätzlich gegen technische Neuerungen sind: Ein großer Wagner stellte 2024 auch Kutschen mit hydraulischen Scheibenbremsen und Navis her.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Dirk Rohrbach |url=https://www.ardaudiothek.de/episode/radiofeature/warum-die-amish-sich-gegen-die-moderne-welt-stemmen/bayern-2/13083755/ |titel=Warum die Amish sich gegen die moderne Welt stemmen |werk=ARD Audiothek |datum=2024-01-19 |sprache=de |abruf=2024-12-28}}</ref> |
|||
Es gibt ein wachsendes Bewusstsein unter den Amish, dass [[Exogamie]] genetischen Krankheiten vorbeugen kann, allerdings sind sie durch die religiöse Doktrin eingeengt, wie man dies erreichen könnte, denn es ist nur erlaubt innerhalb der gleichen Gruppe zu heiraten. Erkrankungen, die in einer Gemeinde in einer Siedlung besonders häufig auftreten, treten vielleicht in anderen Gemeinden nicht auf und zeigen, dass dort der Grad der Inzucht noch nicht zu stark ist. So versucht man, was heute einfacher ist durch die Nutzung der Autos zu Verwandtenbesuchsfahrten in anderen Siedlungen, den jungen Leuten mehr Kontaktmöglichkeiten zu bieten, um die Gefahren abzumildern. Allerdings schafft auch hier die räumliche Distanz Probleme, die den dauerhaften Kontakt erschwert und generell wählen amische Jugendliche noch immer zumeist ihre Ehepartner in der nächsten Umgebung, aus der nahen „peer group“, die zu den gleichen „singings“ geht. |
|||
Unter den Amischen ist es durch die Gemeindeordnung verboten, näher als „second cousins“ zu heiraten, d.H. Vettern und Kusinen dürfen nicht heiraten, erst deren Kinder könnten heiraten, dadurch sind sie erst durch die gleichen Urgroßeltern verwandt. |
|||
Die Benutzung von Zügen und öffentlichen Bussen ist erlaubt, Flugreisen sind jedoch bei fast allen Untergruppen verboten. Fahrräder sind teilweise erlaubt, teilweise nicht, zum Beispiel sind sie in [[Lancaster County (Pennsylvania)|Lancaster County]] verboten. Relativ weit verbreitet, vor allem unter Kindern und Jugendlichen, sind [[Tretroller]] und [[Rollschuh]]e. |
|||
Einige Siedlungen sind zudem völlig miteinander unverwandt, so beispielsweise die Gründerfamilien der Lancaster County Amish mit den Gründern der Perth County Amish Siedlung in Kanada. Räumliche Distanz und z.T. ideologische Gräben (eine andere Gemeindeordnung erlaubt keine Heirat untereinander) lassen aber diese exogame Heiratmöglichkeit innerhalb der amischen Gruppen nicht zu. |
|||
[[Datei:DSCN4624 holmescountyamishbuggy e.jpg|mini|Amisches Paar im Pferdewagen (Dachwägle) im ländlichen [[Holmes County (Ohio)|Holmes County]], [[Ohio]] (2004)]] |
|||
Die Amischen schließen keine Versicherungen ab, haben aber mittlerweile amische Selbsthilfeorganisationen gegründet, z.B. Amish Aid, um Krankenkosten, die ein enormes Maß erreichen, zu decken. Alle Kosten werden durch Spenden der Amischen untereinander getragen. Zuerst versuchen die Familien, die Kosten selbst zu tragen, wenn dies zu viel wird oder abzusehen sein wird, geht man zum Almosenpfleger, dem Diakon in der eigenen Gemeinde, und trägt sein Anliegen vor. Dieser verkündet die anstehenden Kosten an einem Sonntag öffentlich, so dass er in der nächstfolgenden Woche herumgehen kann und die Spenden einsammelt. Reicht dies noch immer nicht, so wird etwaig der Kreis der Angesprochenen ausgeweitet und andere Nachbargemeinden werden angesprochen. |
|||
Im Laufe der Zeit hat sich eine Amish driver industry etabliert, ein Fahrdienst durch ''Englische'', die Amische gegen Geld dorthin fahren, wo es mit der Kutsche nicht möglich ist, beispielsweise zu Hochzeiten und Beerdigungen in entfernten Siedlungen. |
|||
Daneben helfen auch Nachbarn sich gegenseitig, nicht nur durch Geld, sondern besonders durch emotionale Unterstützung. |
|||
Bisher hat diese [[Subsidiarität]] gut funktioniert. |
|||
=== Kleidung und Haartracht === |
|||
Ein unter den plain-people-Gruppen (dazu gehören dann auch ähnlich konservativ ausgerichtetet Mennoniten- und Brüdergemeinden) noch immer teilweise vorhandenes Brauchtum ist das Powwowing oder der Gang zum „Brauchdoktor“. Aus dem alten Europa mit herüber genommen, gibt es noch immer Heilpraktiker, die mit Hilfe von Gebeten, dem Wegsprechen und überlieferten Heilrezepten Patienten behandeln. Dieses findet aber sehr im Verborgenen statt und ist fast ausgestorben, in anderer Hinsicht nutzen die Amischen aber viel die homöopathischen Heilverfahren. |
|||
Kleidung und Haartracht der Amischen bringen den amischen Glauben, vor allem die Demut, zum Ausdruck und sind zumeist einfach. Die Kleidung soll weder durch Schnitt noch Farbe die Aufmerksamkeit auf den Träger ziehen. Einigen Untergruppen sind Knöpfe an Mänteln nicht gestattet, nur Kleidernadeln oder Haken mit Ösen. |
|||
Die Männer tragen traditionell geschnittene Anzugjacken mit Stehkragen. Die Hosen haben keine Falten oder [[Hosenaufschlag|Hosenaufschläge]]. Gürtel werden nicht getragen, sondern Hosenträger. Vorn haben die Hosen eine klappenartige Öffnung, die man mit Knöpfen verschließt. Die amischen Hausfrauen schneidern Hosen aus Mischfaserstoffen, die aus Polyester, Baumwolle und Viskose bestehen. Diese Gewebe sind haltbarer als reine Baumwolle und daher für Arbeitskleidung besser geeignet. |
|||
== Spiel- und Dokumentarfilme == |
|||
Auch Hemden sind nicht aus reiner Baumwolle, sondern haben einen hohen Polyesteranteil, der das Waschen, Trocknen und Bügeln erleichtert, weniger Fäden zieht und weniger knittert. |
|||
Über die Amischen wurden fast ausschließlich in den USA Spielfilme gedreht: |
|||
<!--Es werden jedoch durchaus auch synthetische Stoffe vernäht, um zeitaufwändiges Bügeln zu reduzieren. Zumeist wird die Kleidung selbst gefertigt, wobei Hemden jedoch auch in Läden gekauft und Mäntel als Spezialarbeit von besonders fähigen Näherinnen bezogen werden. -->Für die Kleidung wird einfarbiges Tuch in gedeckten Farben verwendet, wohingegen gemusterte Stoffe vermieden werden. |
|||
*[[Der einzige Zeuge]] |
|||
*[[Die Glut der Gewalt]] |
|||
*[[Gebot des Schweigens]] |
|||
*[[Mord im Schilf]] |
|||
Früher wurde sämtliche Oberbekleidung von den Frauen selbst hergestellt. Heute gibt es Firmen, wie zum Beispiel ''Weaver’s Apparel'', die sich auf die Herstellung von Kleidung für Amische spezialisiert haben. So müssen die Amischen nicht alle Kleider selbst herstellen. Das Gewicht der Stoffe ist von großer Bedeutung. Sie dürfen nicht zu schwer, aber auch nicht zu dünn sein. Es wird darauf geachtet, dass die Kleidung nicht zu eng anliegt und schön fällt. |
|||
*[[Zum Teufel mit den Millionen]] |
|||
[[Datei:Lancaster County Amish 02.jpg|mini|Frauen in einfarbigen Kleidern und weißen Schürzen]] |
|||
*[[Kingpin (Film)|Kingpin]] |
|||
Die Frauen tragen traditionelle, einfarbige Kleider (meist gedeckte dunklere Farben, in liberaleren Gruppen auch Pastellfarben) mit langen Ärmeln und einer schwarzen, passenden, kontrastierenden oder weißen Schürze. Die Kleider sind niemals ärmellos, jedoch erlauben weniger konservative Gruppen kurze Ärmel. Die Schnittdetails und die Länge der Kleider werden durch die Kleiderordnung der jeweiligen Gemeinde vorgegeben. Die Länge variiert zwischen Knie- und Knöchellänge. |
|||
*[[David im Wunderland]] |
|||
Strümpfe und Schuhe sind schwarz. Frauen tragen flaches Schuhwerk. Vor allem Kinder, aber teilweise auch Jugendliche und Erwachsene, vorwiegend Frauen, gehen während der Sommermonate oft bis permanent [[Barfüßigkeit|barfuß]]. In jüngerer Vergangenheit hat sich im Sommer das Tragen von [[Sandale]]n, [[Flip-Flop]]s oder [[Clog]]s als Alternative zum Barfußgehen etabliert. |
|||
==Weitere Filme== |
|||
Die typische Kopfbedeckung der männlichen Amischen sind steife, breitkrempige Filzhüte. Die Breite der Krempe und die Form der Hutspitze variieren von Gruppe zu Gruppe. Je breiter die Krempe und je länger das Haupthaar, umso konservativer ist normalerweise eine amische Untergruppe. Die sehr konservativen Swartzentruber-Amischen haben wegen ihrer langen Haare den Spitznamen ''Knuddelwolle''. Im Sommer tragen die meisten Männer Strohhüte. |
|||
Im Jahre 2004/5 wurde eine Art „Amish Big Brother“ in den USA gezeigt, „Amish in the City“, die herausfinden sollte, ob die amischen „Rumspringer“ nicht letztlich im engen Beisammenhocken mit Weltlichen doch lieber „den American Way of Life“ wählten. Jene echten amischen Jugendlichen standen aber nicht mehr vor dieser Frage, sondern hatten sich schon für die Außenwelt entschieden. |
|||
Frauen tragen Häubchen, deren Größe und Art durch die Ordnung der jeweiligen Gruppe bestimmt wird. Eine amische Frau verlässt das Haus nicht ohne Kopfbedeckung. Schon im Teenageralter fangen die Mädchen an, die Häubchen zu tragen. In vielen Siedlungsgebieten werden weiße Häubchen getragen. Ledige Frauen bis zu ca. 40 Jahren tragen sonntags schwarze Häubchen. |
|||
Darüber hinaus gibt es unzählige Dokumentationen: |
|||
*„Amish – Ein Bauernhof für unsere Kinder“, |
|||
[[ORF]] 1998 von [[Eva Maria Bauer]]. Diese Dokumentation behandelt explizit die Lancaster County Amischen, dauert etwa 60 Min., enthält soziologische Bewertungen durch [[Donald B. Kraybill]]. |
|||
Von verheirateten Männern wird das Tragen eines Bartes verlangt. Schnurrbärte hingegen sind fast überall verboten, da diese an das Militär erinnern. Die Form des Haarschnitts der Männer ist von der Untergruppe abhängig, normalerweise sind die Haare umso länger, je konservativer die Gruppe ist. Das Haar von Mädchen und Frauen wird niemals abgeschnitten; sie tragen die Haare aufgesteckt oder im Haarknoten unter einer Kopfbedeckung, die als ''Prayer cap'' bekannt ist. Jegliche Art von Schmuck und Verschönerung ist untersagt, dazu gehört auch das Tragen von Ringen und Make-up. |
|||
*„Die Amish - alte Werte in der neuen Welt“, |
|||
[[3sat]] 1999 von Wegener. Diese Dokumentation handelt ebenfalls von den Amischen in Lancaster County und enthält Interviews (z. B. mit dem Eisproduzenten von Lapp´s Valley Farm) mit Beach Amischen und New Order Amischen. |
|||
=== Elektrizität und Kleingeräte === |
|||
Amerikanische Dokumentarfilme sind u.a.: |
|||
Amische Haushalte sind, mit Ausnahme einiger Gemeinden neuer Ordnung, nicht an das [[Elektrizität]]snetz angeschlossen, sondern verwenden gasbetriebene Lampen oder erzeugen für einige Geräte eigene Elektrizität, meistens mit Dieselgeneratoren. Batterien sind teilweise erlaubt, in vielen amischen Untergruppen wird zum Antrieb von Geräten und Werkzeugen [[Hydraulik]] oder [[Pneumatik]] (Pressluft) genutzt, die mit Dieselmotoren erzeugt wird. So gibt es in fast allen Untergruppen auf diese Weise motorgetriebene Waschmaschinen. Nach der Ordnung ist es verboten, sich vor der Kamera zum [[Fotografie]]rtwerden zu präsentieren; nicht verboten ist es, das Fotografieren stillschweigend zuzulassen. Wenn sich ein Individuum heraushebt, wird das als mangelnde Demut angesehen und daher abgelehnt. |
|||
* The Riddle of the Amish |
|||
* Amish – A People of Preservation |
|||
* The Amish and US |
|||
* The Amish Riddle |
|||
* The Devil´s Playground |
|||
== |
== Sozialisation == |
||
=== Bildung === |
|||
[[Datei:HwD 2016 1-2 Title.jpg|mini|Zeitschrift in [[Pennsylvania Dutch (Sprache)|Pennsylvaniadeutsch]]]] |
|||
Bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gingen amische Kinder zusammen mit den meisten anderen Kindern in ländlichen Gebieten in kleine Ein-Raum-Schulen. Als man jedoch begann diese Ein-Raum-Schulen aufzulösen und größere Schulzentren einzurichten, zu denen die Kinder in Bussen gebracht wurden, begannen Amische ihre eigenen Schulen aufzubauen. Heute besuchen die Kinder der Amischen alter Ordnung zumeist keine öffentlichen Bildungseinrichtungen mehr, sondern gesonderte amische Schulen, in denen sie meist von jungen, unverheirateten amischen Frauen unterrichtet werden. |
|||
Diese selbstverwalteten Schulen, in denen Kinder verschiedener Klassen- und Leistungsstufen gemeinsam unterrichtet werden, verteilen sich über das Siedlungsgebiet und werden durch Schulgelder der Eltern finanziert – nicht durch die amerikanischen Schulbehörden. Religiöse Inhalte, die über Schulgebet und das Lesen von Bibeltexten hinausgehen, werden in amischen Schulen nicht vermittelt, da dies als Aufgabe der Familie angesehen wird. |
|||
Ein recht bekanntes Lied mit dem Titel ''Amish Paradise'' stammte von [[Weird Al Yankovic]]. Dieses ist eigentlich eine Parodie auf Coolios ''Gangsta's Paradise''. Hierbei wurden die [[Gangsta]] durch Amische ersetzt und ihr Lebensstil in einer recht humorvollen – nicht ganz ernstzunehmenden – Art und Weise zur Schau gestellt. |
|||
Die eigenen Schulen erlauben die Kontrolle der [[Curriculum (Pädagogik)|Unterrichtsinhalte]] und sozialisieren die Kinder stärker in Richtung des späteren Beitritts zur eigenen Gruppe. Auch sind solche Schulen für den Erhalt des [[Pennsylvaniadeutsch]]en wichtig, das alle Kinder in der Schule beherrschen. In diesen Schulen werden Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt, nicht aber [[Biologie]] (besonders nicht [[Sexualkunde]]), [[wissenschaft]]liche oder [[Erdgeschichte|erdgeschichtliche]] Lehren oder gar die [[Evolutionstheorie]]. |
|||
== Siehe auch == |
|||
Beim Wissen über die drei ''R''s (reading, writing, ’rithmetic = Lesen, Schreiben, Rechnen) können amische Schüler mit ihren amerikanischen Gleichaltrigen in öffentlichen Schulen mithalten. In amischen Schulen herrscht große Disziplin, vieles wird durch Stillarbeit erlernt. Auch Deutsch wird unterrichtet, wofür angepasstes Schulmaterial entwickelt wurde, damit die religiösen Texte gelesen werden können. |
|||
* [[Ausbund (Gesangbuch)]], Gesangbuch der [[Täufer|Täuferbewegung]] (16. Jahrhundert), das heute noch bei den Amischen im Gebrauch ist |
|||
* [[Pennsylvania Dutch]] |
|||
Das amische Schulwesen ist stark identitätsstiftend, sehen einige Soziologen in ihm sogar den größten Faktor für das Überleben der Amischen als eigene Gruppe, da Religion nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse in Beweisnot gerät und andere Lebensoptionen weder gezielt angesprochen noch gefördert werden. Ähnlich verhält es sich mit dem zunehmenden amerikanischen home-schooling, das ebenfalls zumeist auf religiöse Gründe zurückzuführen ist. |
|||
=== Rumspringa – Jugendzeit bis zur Heirat === |
|||
[[Datei:Amish children playing baseball, Lyndonville NY.jpg|mini|Amische Jungen beim Baseball]] |
|||
Die Zeit zwischen der Vollendung des 16. Lebensjahrs bis zum eventuellen Beitritt zur Gemeinde und zur Heirat ist als die Zeit des ''Rumspringa'' ([[Pennsylvania Dutch (Sprache)|Pennsylvaniadeutsch]] für ''Herumspringen'') bekannt. In dieser Zeit wird davon ausgegangen, dass die Eltern keine volle Kontrolle mehr über ihre Kinder haben. Die Gemeinde hat ebenfalls keine Handhabe gegen Nichtmitglieder, so dass amische Jugendliche in dieser Zeit etliche Freiheiten haben, beispielsweise um ausgelassene Partys zu feiern.<ref>Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish, Baltimore 2013, S. 213–214.</ref> |
|||
Die Eltern sind meist nicht besonders glücklich über das wilde Treiben ihrer Kinder, vermeiden es aber weitgehend einzugreifen, um ihre Kinder nicht der Gemeinde ganz zu entfremden. Einige strengere Untergruppen haben jedoch genaue Regeln, bei welchen schweren Ausschweifungen die Eltern die Kinder des Elternhauses verweisen müssen. Das Vorkommen solcher schwereren Ausschweifungen ist aber weitgehend auf wenige große amische Siedlungen beschränkt. In den kleineren Siedlungen gibt es nicht genügend Jugendliche, um ganz wilde Jugendgruppen zu bilden, weil die meisten Jugendlichen es doch nicht ganz so wild treiben.<ref>Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish, Baltimore 2013, S. 214.</ref> |
|||
In den größeren Siedlungen mit vielen Dutzenden oder sogar hunderten von Jugendlichen im Rumspringa-Alter bilden die Jungen Gruppen von mehreren Dutzend bis zu 200 Mitgliedern. Diese ''buddy bunch'' (deutsch etwa Kumpel-Haufen) genannten Gruppen bilden ein Spektrum von relativ konservativen Jungen, die weiterhin amische Kleidung tragen und Kutsche fahren, bis hin zu sehr wilden Gruppen autofahrender Jugendlicher in modischer Kleidung, die exzessive Partys mit viel Alkohol und nicht selten Drogenkonsum feiern. Die Mädchen schließen sich den Gruppen ihrer Freunde oder Brüder an.<ref>Richard A. Stevick: Growing up Amish – The Teenage Years, Baltimore 2007, S. 154–156.</ref><ref>Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish, Baltimore 2013, S. 217–221.</ref> |
|||
Der Dokumentarfilm ''Devil’s Playground'' von [[Lucy Walker (Regisseurin)|Lucy Walker]] befasst sich mit der Erscheinung ''Rumspringa'' in den großen amischen Siedlungen in Nord-Indiana. Vor allem durch diesen Film wurde das Phänomen Rumspringa weiteren Kreisen bekannt. In diesem Film werden Jugendliche begleitet, die eine extrem wilde Form vom Rumspringa praktizieren, die nicht nur Alkoholexzesse, sondern auch Drogenkonsum und Konflikte mit der Polizei umfasst.<ref>Richard A. Stevick: Growing up Amish – The Teenage Years, Baltimore 2007, S. 152–153.</ref> |
|||
Mädchen sind in der Rumspringa-Zeit meist wesentlich zurückhaltender als die Jungen, so tragen fast alle Mädchen während dieser Zeit ihre traditionelle amische Kleidung, während viele amische Jungen in dieser Zeit mehr oder minder modische Kleidung der Mehrheitsgesellschaft tragen. Auch erwerben die meisten amischen Jungen den Führerschein und nicht wenige besitzen in dieser Zeit ein Auto.<ref>Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish, Baltimore 2013, S. 224.</ref> |
|||
Die Tradition der Amischen erlaubt eine gewisse, begrenzte Freiheit für junge unverheiratete Paare, zu der bei traditionellen Gruppen auch das sogenannte [[Bundling]] gehört, bei dem das verliebte Paar ein Bett teilen darf, ohne jedoch völlig unbekleidet zu sein. Ebenfalls erlaubt ist das gemeinsame Sitzen auf einem Schaukelstuhl, wobei das Mädchen auf dem Schoß des Jungen sitzt. Allgemein wird jedoch Geschlechtsverkehr vor der Ehe als Makel empfunden.<ref>Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish, Baltimore 2013, S. 221–223.</ref> |
|||
Die meisten Jugendlichen entscheiden sich nach der Zeit des Rumspringa für das Leben als Amische. Durch die Gläubigentaufe werden sie Mitglieder der Gemeinde und erkennen deren Regeln an. Dies bedeutet auch, dass von nun an Vergehen geahndet werden, im Extremfall mit Bann und Meidung. Eine Rückkehr nach glaubhafter Reue ist jedoch auch nach schwersten Vergehen möglich.<ref>Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish, Baltimore 2013, S. 226–228.</ref> |
|||
=== Erwerbsleben === |
|||
[[Datei:Lancaster County, Pennsylvania. This Old-Order Amish farmer is mending a harness. Mustaches are ne . . . - NARA - 521065.tif|mini|Lancaster County, Pennsylvania, 1941: Ein amischer Vater stellt ein Pferdegeschirr her, sein Sohn sieht bei der Arbeit zu]] |
|||
Nach ihrer Schulzeit arbeiteten die amischen Jugendlichen früher meistens auf der Farm ihrer Familie, bis sie heirateten. Sie übernahmen mit Hilfe der Eltern eine eigene ''Bauerei'' oder blieben in der Landwirtschaft. |
|||
Heute hat sich das berufliche Spektrum der Amischen erweitert, da es nicht mehr genügend Farmen zu kaufen gibt und diese teilweise extrem teuer wurden, etwa in den alten Siedlungsgebieten, die stark vom Tourismus frequentiert werden, und in denen die Amischen mit Bauspekulanten und Hinzuziehenden um den vorhandenen erwerbbaren Boden in Konkurrenz treten. |
|||
Früher war man bei nicht vorhandenen Kaufmöglichkeiten von Farmen in andere Gebiete ausgewandert, so dass sich die Verbreitung der Amischen auf mehr und mehr Staaten erstreckte. Dies findet heute auch noch statt, allerdings ist diese Tendenz in den großen Siedlungen stark abnehmend. Die Amischen gelten in diesen Gebieten als sehr bodenverhaftet und wollen am heimatlichen Ort bleiben. Somit wich man zuerst in landwirtschaftsnahe Berufe aus, in denen eine Nische zu finden war, und erweiterte diese zunehmend bis zum Klein- und Großkaufmannswesen. Berufe wie Maurer, Schreiner, Holzwerker etc. werden nun vielfach durch Amische besetzt, sie arbeiten in so genannten construction crews, sind oftmals auf Montage. Daneben wächst die Schicht amischer Geschäftsleute, entweder im produzierenden Gewerbe oder im reinen Handel. Die Amischen sind als hervorragende Schreiner und Zimmerleute berühmt. In [[Elkhart (Indiana)|Elkhart]] (Indiana) entstand so das Zentrum des Wohnmobilbaus in den USA.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.crossroadstrailers.com/blog/rv-capital-of-the-world-elkhart-indiana/ |titel=RV Capital Of The World: Elkhart, Indiana |werk=Crossroad Trailers |datum=2024 |sprache=en |abruf=2024-12-28}}</ref><ref name=":0" /> Ein weiterer Erwerbszweig sind die Amisch-Möbel (Amish furniture), Massivholzmöbel im traditionellen Stil. Ab den 1920er Jahren wurden diese Möbel beliebt wegen ihrer Qualität und der Schlichtheit ihres Designs. Sie werden handwerklich hergestellt, heute meist im ''Mission'' oder Shaker Stil, ''Mission'' ist etwas modernen mit klaren Linien, ''Shaker'' traditioneller.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.martinsamishfurniture.com/history-of-amish-furniture/ |titel=History of Amish Furniture |werk=Martin’s Amish Furniture |datum=2024 |sprache=en |abruf=2024-12-30}}</ref> |
|||
Die Gründung neuer Siedlungen erfolgt auf Privatinitiative. Meist sucht eine Gruppe aus mehreren Familien preiswertes Land, das nicht allzu weit von einer nicht allzu großen Stadt entfernt ist, in der wichtige Dinge erledigt werden können, vom Besuch von Ärzten über Geschäfte, die Dinge verkaufen, die die Amischen nicht selbst herstellen, bis zu Märkten für ihre Produkte. |
|||
Amische, die heutzutage aus den bestehenden Siedlungsgebieten aussiedeln und woanders nach preiswertem Land suchen, bringen meistens entweder eine sehr starke Bindung an die Landwirtschaft mit oder wollen den liberalisierenden Tendenzen in den großen Siedlungen entfliehen, woanders unter einer strengeren, nach ihrem Ermessen gottgemäßeren Ordnung, in stärkerem Maße abgesondert von der Welt leben. So kann das konservative Element vermehrt aussiedeln. |
|||
Nicht alle amischen Neusiedlungen sind erfolgreich. In dem Buch ''Amish Settlements that Failed'' sind an die hundert Siedlungen aufgelistet und beschrieben, die nicht erfolgreich waren. Dabei gibt es sogar amische Siedler, die mehrfach in neue Siedlungen zogen. |
|||
Das ausgeweitete berufliche Spektrum wird durchaus kritisch und positiv gesehen. Einerseits verschafft es Amischen mehr und mehr Möglichkeiten, in ihrer Parallelgesellschaft zu verbleiben und dort ihre Einkäufe und Reparaturbedürfnisse zu befriedigen, ohne viel Weltkontakt zu haben. So wird dies noch positiv bewertet in „The Riddle of Amish Culture“, andererseits gibt es mittlerweile eine amische lunch bag-culture, in der der Vater morgens aus dem Hause geht, abends oder (bei Montagearbeiten) sogar erst Tage später nach Hause zurückkehrt und sein familiäres Leben und seine Einflussmöglichkeiten abnehmen (z. B. dem Sohn direkt ein Handwerk zu vermitteln). Darüber hinaus sind die vermehrt außerhalb Arbeitenden und die Geschäftsleute einem hohen Einfluss der Außenwelt ausgesetzt, was durchaus ihre Sichtweise der Welt positiv beeinflusst, aber wohl auch das Gemeinschaftsgefühl und -leben auf einer überlieferten Grundlage gefährdet. |
|||
== Untergruppen == |
|||
Die Amischen alter und neuer Ordnung sind zwar durch ihren Glauben, ihre Kultur und ihre Traditionen, ihre Sprache und vielfältige Verwandtschaftsbeziehungen verbunden, sie stellen jedoch keineswegs eine einheitliche Gruppe dar, sondern zerfallen in mehr als 40 Untergruppen. Diese Untergruppen bildeten sich zuerst aufgrund geographischer Gegebenheiten, das heißt in verschiedenen Gegenden bildeten sich eigene Untergruppen. Die drei größten Gruppen sind heute die Untergruppe der aus dem Lancaster County in Pennsylvania stammenden Amischen, die aus dem Holmes County und Umgebung in Ohio stammenden und die aus den Counties Elkhart und Lagrange in Indiana stammenden. |
|||
Mit der zweiten Einwanderungswelle von Amischen im 19. Jahrhundert bildeten sich Untergruppen aufgrund unterschiedlicher, gegenseitig kaum verständlicher Dialekte. So bilden die Berndeutsch-sprechenden und die Elsässisch-sprechenden Amischen eigene Untergruppen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bildeten sich auch eigene Untergruppen aufgrund von unterschiedlichen Lebensauffassungen, wobei sich meistens konservative Gruppen abspalteten. So spalteten sich die Beiler-Amischen 1849 ab, die Renno-Amischen 1863 und die Nebraska-Amischen 1881. In der Zeit des Ersten Weltkrieges bildeten sich dann die beiden größten extrem konservativen Untergruppen, die Swartzentruber-Amischen in Ohio und die Buchanan-Amischen in Iowa. |
|||
In den 1920er Jahren trennten sich dann die Beachy-Amischen in der Auseinandersetzung über die Frage, ob der Besitz von Autos erlaubt sein soll, von den Amischen alter Ordnung. Die Beachy-Amischen haben jedoch, außer der Kleidung und dem Namen, so gut wie alle amischen Besonderheiten verloren. In den 1960er Jahren entstanden dann die Amischen neuer Ordnung, die sowohl eine stärker evangelikale Spiritualität als auch mehr moderne Technik wollten. Die Amischen neuer Ordnung halten im Gegensatz zu den Beachy-Amischen an der deutschen Sprache und an Pferdekutschen fest. |
|||
Amische Untergruppen unterscheiden sich nicht nur, was den Gebrauch moderner Technik angeht, sondern auch in der Strenge von Bann und Meidung, in ihrer Spiritualität (mehr oder weniger evangelikal), in der Ablehnung großer Siedlungen sowie in der Kinderzahl und in der Rate der Jugendlichen, die in die amische Gemeinschaft eintreten, wobei sowohl die Kinderzahl als auch die sogenannte ''retention rate'' normalerweise umso größer ist, je konservativer die Untergruppe ist, was dazu führt, dass die konservativsten sehr schnell wachsen, die liberalsten, das heißt vor allem die Amischen neuer Ordnung nur sehr langsam wachsen, stagnieren oder sogar schrumpfen (Amische neuer Ordnung mit Elektrizität). |
|||
Donald Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven Nolt listen in ihrem Buch ''The Amish'' aus dem Jahre 2011 die folgenden Gemeindebünde, geordnet nach der Zahl der Distrikte, auf: |
|||
{| class="wikitable sortable zebra" |
|||
|- |
|||
! data-sort-type="text"|Gemeindebund |
|||
! data-sort-type="number"|Entstehungs-<br />datum |
|||
! data-sort-type="text"|Ursprungs-<br />staat |
|||
! data-sort-type="number"|Staaten |
|||
! data-sort-type="number"|Sied-<br />lungen |
|||
! data-sort-type="number"|Kirchen<br />distrikte |
|||
|- |
|||
|| Lancaster || 1760 || Pennsylvania || 8 || 37 || 291 |
|||
|- |
|||
|| Elkhart-LaGrange || 1841 || Indiana || 3 || 9 || 177 |
|||
|- |
|||
|| Holmes Old Order || 1808 || Ohio || 1 || 2 || 147 |
|||
|- |
|||
|| Buchanan || 1914 || Indiana || 19 || 67 || 140 |
|||
|- |
|||
|| Geauga I || 1886 || Ohio || 6 || 11 || 113 |
|||
|- |
|||
|| [[Swartzentruber Amische|Swartzentruber]] || 1913 || Ohio || 15 || 43 || 119 |
|||
|- |
|||
|| Geauga II || 1962 || Ohio || 4 || 27 || 99 |
|||
|- |
|||
|| Schweizer (Adams) || 1850 || Indiana || 5 || 15 || 86 |
|||
|- |
|||
|| Troyer || 1931 || Ohio || 6 || 17 || 53 |
|||
|- |
|||
|| Schweizer (Allen) || 1852 || Indiana || 7 || 17 || 46 |
|||
|- |
|||
|| Dover, Delaware || 1915 || Delaware || 10 || 16 || 42 |
|||
|- |
|||
|| [[Andy Weaver Amish]] || 1955 || Ohio || 1 || 4 || 40 |
|||
|- |
|||
|| Nappanee, Indiana || 1841 || Indiana || 1 || 1 || 37 |
|||
|- |
|||
|| New Order ohne Elektrizität || 1967 || Ohio || 7 || 13 || 35 |
|||
|- |
|||
|| Arthur, Illinois || 1864 || Illinois || 2 || 4 || 31 |
|||
|- |
|||
|| New Wilmington, Pennsylvania || 1847 || Pennsylvania || 2 || 6 || 28 |
|||
|- |
|||
|| Daviess County, Indiana || 1868 || Indiana || 1 || 1 || 26 |
|||
|- |
|||
|| Kenton, Ohio || 1953 || Indiana || 6 || 13 || 25 |
|||
|- |
|||
|| Ashland County, Ohio || 1954 || Ohio || 6 || 9 || 23 |
|||
|- |
|||
|| Jamesport/Bloomfield || 1953 || Missouri || 3 || 5 || 20 |
|||
|- |
|||
|| [[Michigan Churches]] || 1970 || Michigan || 3 || 15 || 20 |
|||
|- |
|||
|| Nebraska || 1881 || Pennsylvania || 2 || 5 || 19 |
|||
|- |
|||
|| Renno || 1863 || Pennsylvania || 2 || 4 || 19 |
|||
|- |
|||
|| New Order mit Elektrizität || 1972 || Pennsylvania || 6 || 16 || 17 |
|||
|- |
|||
|| Fredericktown || 1972 || Ohio || 2 || 4 || 15 |
|||
|- |
|||
|| Kalona, Iowa || 1846 || Iowa || 1 || 3 || 13 |
|||
|- |
|||
|| Kansas/Oklahoma || 1883 || Kansas || 3 || 6 || 12 |
|||
|- |
|||
|| Milverton, Ontario || 1824 || Ontario || 1 || 4 || 12 |
|||
|- |
|||
|| Missouri/Illinois || 1960 || Missouri || 2 || 9 || 11 |
|||
|- |
|||
|| Somerset County, Pennsylvania || 1772 || Pennsylvania || 3 || 6 || 10 |
|||
|- |
|||
|| Tobe Hostetler || 1940 || Ohio || 1 || 4 || 10 |
|||
|- |
|||
| Milroy/West Union || 1969 || Indiana || 3 || 3 || 9 |
|||
|- |
|||
|| Guys Mills/Fredonia || 1972 || Pennsylvania || 2 || 4 || 7 |
|||
|- |
|||
|| Aylmer, Ontario || 1953 || Ontario || 1 || 3 || 5 |
|||
|- |
|||
|| Byler || 1849 || Pennsylvania || 2 || 1 || 5 |
|||
|- |
|||
|| New Order-Tobe || 1967 || Ohio || 1 || 1 || 5 |
|||
|- |
|||
|| Abe Miller || 1970 || Tennessee || 2 || 3 || 4 |
|||
|- |
|||
|| New Order Fellowship || 1983 || Ohio || 3 || 4 || 4 |
|||
|- |
|||
|| Turbotville || 1970 || Pennsylvania || 1 || 1 || 3 |
|||
|- |
|||
| Kokomo, Indiana || 1848 || Indiana || 1 || 1 || 2 |
|||
|- |
|||
|| '''Zwischensumme''' || '''n/a''' || '''n/a''' || || '''410''' || '''1.780''' |
|||
|- |
|||
|| Unklassifiziert || '''n/a''' || '''n/a''' || || || 133 |
|||
|- |
|||
|| '''Summe''' || '''n/a''' || '''n/a''' || || || '''1.913''' |
|||
|} |
|||
=== Unterschiede im Technikgebrauch === |
|||
Die Akzeptanz technischer Errungenschaften variiert von Gruppe zu Gruppe. Über eine Annahme oder Nutzung kann folgendermaßen entschieden werden: Sie wird ohne weiteres Aufsehen von der Gruppe akzeptiert, indem einer nach dem anderen ohne Widerspruch sich diese Neuerung zulegt; sie kann jedoch später, sollte Widerspruch aufkommen, verboten werden. Oder sie wird mit einem einstimmigen Gemeindebeschluss offiziell erlaubt. Bei von vornherein sinnlos oder gar gefährlich scheinenden Neuerungen, z. B. dem Fernsehen, kann eine Nutzung sofort verboten werden, ohne dass sie erst Eingang in die Gemeinschaft gefunden haben. |
|||
Die vergleichsweise große Bandbreite in den beiden Untergruppen Elkhart-LaGrange und Schweizer Amische aus dem [[Adams County (Indiana)|Adams County in Indiana]] rührt daher, dass es in diesen Gruppen kaum zu Spaltungen kam, sondern der unterschiedliche Technikgebrauch in verschiedenen Gemeindedistrikten geduldet wird. Obwohl die aus dem [[Lancaster County (Pennsylvania)|Lancaster County in Pennsylvania]] stammende Untergruppe oft als die Muster-Amischen angesehen wird und sie zusammen mit den Untergruppen aus dem Holmes County und Elkhart/LaGrange den amischen Mainstream bilden, gehören sie doch zu den liberalsten Gruppen, was den Technikgebrauch angeht. |
|||
<div style="font-size:.9em"> |
|||
{| class="wikitable" |
|||
|- |
|||
! Untergruppe !! <small>Traktor zur Feld­arbeit</small> !! <small>Boden­fräse</small> !! <small>Motor­rasen­mäher</small> !! <small>Propan­gas</small> !! <small>Melk­maschine</small> !! <small>Milch­kühl­tank</small> !! <small>Kühl­schrank</small> !! <small>[[Ballenpresse (Landwirtschaft)|Ballen­presse]]</small> !! <small>Statio­närer Traktor</small> !! <small>Bade­wanne mit fließend Wasser</small> !! <small>Innen­toilette mit Spülung</small> !! <small>Pneuma­tische Werk­zeuge</small> !! <small>Motor­säge</small> !! <small>Gas­lampe</small>!! <small>Wasch­maschine</small> |
|||
|- |
|||
| Prozentsatz des Gebrauchs || style="text-align: center;" | 6 || style="text-align: center;" | 20 || style="text-align: center;" | 25 || style="text-align: center;" | 30 || style="text-align: center;" | 35 || style="text-align: center;" | 35 || style="text-align: center;" | 40 || style="text-align: center;" | 50 || style="text-align: center;" | 70 || style="text-align: center;" | 70 || style="text-align: center;" | 70 || style="text-align: center;" | 70 || style="text-align: center;" | 75 || style="text-align: center;" | 90 || style="text-align: center;" | 97 |
|||
|- |
|||
| Schweizer Amische (Adams) || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} |
|||
|- |
|||
| [[Swartzentruber Amische|Swartzentruber]] || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| Nebraska || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Nein-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| Buchanan || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Nein-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| Milverton, Ontario || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| Dover, Delaware || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| [[Andy Weaver Amish|Andy Weaver]] || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}}* || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| Aylmer, Ontario || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| Geauga I || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| Elkhart-LaGrange || {{Nein-Feld}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| Holmes Old Order || {{Nein-Feld}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Nein-Feld}}{{FN|*}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| Renno || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| Lancaster || {{Nein-Feld}} || {{Nein-Feld}} || {{Teilweise-Feld|Einige}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| Nappanee || {{Nein-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| Arthur, Illinois || {{Nein-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| New Order ohne Elektrizität || {{Nein-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| Somerset County, Pennsylvania || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|- |
|||
| Kalona, Iowa || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} || {{Ja-Feld}} |
|||
|} |
|||
</div> |
|||
{{FNZ|*|Erdgas erlaubt<ref>[https://amishamerica.com/amish-technology-friendliness/ “Amish Technology Use in Different Groups”] auf amishamerica.com</ref>}} |
|||
=== Sprache === |
|||
{{Hauptartikel|Pennsylvaniadeutsch}} |
|||
Die meisten Amischen alter Ordnung sind dreisprachig. Untereinander sprechen sie alle einen deutschen Dialekt, das sogenannte [[Pennsylvaniadeutsch]], in einigen Countys Indianas auch [[Schweizerdeutsch]], genauer eine Form des [[Berndeutsch]]en im [[Adams County (Indiana)|Adams County]], sowie [[niederalemannisch]]es [[Elsässisch]] im [[Allen County (Indiana)|Allen County]] sowie in den Tochtersiedlungen dieser beiden Countys. |
|||
Pennsylvaniadeutsch war früher die Alltagssprache des gesamten südöstlichen Pennsylvanias und umfasste rund 800.000 Personen bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts, danach assimilierten sich die meisten sprachlich, und nur die konservativen Amischen und Mennoniten alter Ordnung blieben dem Pennsylvaniadeutsch als Umgangssprache untereinander treu. Damit wurde die Sprache auch Abgrenzungsmittel zur Welt der Englischen. |
|||
Die wenigen erhaltenen [[Berndeutsch]] (Eigenbezeichnung: „[[Shwitzer]]“<ref>Anja Hasse, [[Guido Seiler]]: ''Social factors in mixed language emergence: solving the puzzle of Amish Shwitzer.'' In: Silvia Ballarè, Guglielmo Inglese (Hrsg.): ''Sociolinguistic and Typological Perspectives on Language Variation'' (= ''Trends in Linguistics. Studies and Monographs.'' Band 374). De Gruyter Mouton, Berlin/Boston 2023, S. 85–120.</ref><ref>Anja Hasse, Guido Seiler: ''Die Sprache(n) der Schweizer Täufer in Nordamerika.'' In: [[Elvira Glaser]], [[Johannes Kabatek]], [[Barbara Sonnenhauser]] (Hrsg.): ''Sprachenräume der Schweiz.'' Band 1: ''Sprachen.'' Narr Francke Attempto, Tübingen 2024, ISBN 978-3-381-10401-7 ([[doi:10.24053/9783381104024]]), S. 296–316.</ref>) und [[Elsässisch]] sprechenden amischen Gemeinden stammen aus Einwanderungsschüben im 19. Jahrhundert aus dem [[Kanton Bern]] (via [[Freigrafschaft Burgund]]) beziehungsweise aus dem [[Elsass]] und siedelten sich in Indiana in eigenen Gemeinden an. Gruppen dieser späten Einwanderer, die sich in gemischten Siedlungen mit Pennsylvaniadeutsch-Sprechenden niederließen, wurden von Letzteren assimiliert. Diese späten Einwanderer unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Gemeindeordnungen von Gruppen, die schon vorher in Amerika ansässig waren. |
|||
Während des Gottesdienstes benutzen Amische ein stark dialektal gefärbtes, gemischtes Hochdeutsch, welches auch englische Lehnwörter enthält. Die englische Sprache gebrauchen Amische vor allem, um mit der Außenwelt zu kommunizieren. |
|||
== Gesundheit == |
|||
[[Datei:A Farm in Amish Country by Ardyiii.jpg|mini|Eine amische Farm in Pennsylvania]] |
|||
Die Amischen schließen prinzipiell keine Versicherungen ab. Auch von der unter dem US-amerikanischen Präsidenten [[Barack Obama]] eingeführten Krankenversicherungspflicht wurden die Amischen 2012 ausgenommen.<ref>{{Mennonitisches Lexikon|amische || Autor=Donald B. Kraybill|Typ=top}}</ref> Anfallende Gesundheitskosten werden ausschließlich durch Spenden der Amischen untereinander getragen. In der Regel ist es zunächst die Familie, die für die Gesundheitskosten eines Familienmitgliedes aufzukommen bemüht ist. Werden diese zu hoch, wird das Anliegen dem Diakon der Gemeinde vorgetragen. Dieser verkündet die anstehenden Kosten an einem Sonntag öffentlich und sammelt in der nächstfolgenden Woche die Spenden ein. Reicht dies noch immer nicht, werden eventuell Nachbargemeinden angesprochen. Nachbarliche Hilfe geschieht nicht nur durch Geld, sondern besonders durch emotionale Unterstützung. Bisher hat diese Form der [[Subsidiarität]] gut funktioniert. Mittlerweile haben sich aber auch amische Selbsthilfeorganisationen wie ''Amish Aid'' gegründet, um beispielsweise Krankenkosten, die ein enormes Maß erreichen, zu decken. |
|||
Unter den [[plain-people]]-Gruppen (dazu gehören auch ähnlich konservativ ausgerichtete Mennoniten- und Brüdergemeinden) hat sich das [[Powwow]]ing oder der Gang zum ''Brauchdoktor'' noch immer teilweise erhalten. Aus dem alten Europa mitgenommen, gibt es noch immer Heilpraktiker, die mit Hilfe von Gebeten, dem Wegsprechen und überlieferten Heilrezepten Patienten behandeln. Dies findet aber im Verborgenen statt und ist heute fast ausgestorben. Daneben nutzen die Amischen die homöopathischen Heilverfahren. |
|||
Allerdings gibt es unter den Amischen verschiedene, doch auffällig auftretende erbliche [[Gendefekt]]e. Da fast alle modernen Amischen von wenigen Gründerfamilien (es gibt insgesamt nur um die 130 amische Nachnamen, und in den verschiedenen Siedlungen tritt davon nur eine bestimmte Menge auf) aus dem 18. Jahrhundert abstammen, treten durch die Fortpflanzung untereinander viele mitgetragene, rezessive Gendefekte auf, das heißt, gleiche Erbträger ([[Konduktor]]en) zeugen gemeinsame Kinder, bei denen [[Erbkrankheit]]en, die durch die Fortpflanzung Nichtverwandter meist unterdrückt blieben, nun manifest werden. |
|||
Die enge Verwandtschaft innerhalb der Amischen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Träger des gleichen Gendefekts Kinder bekommen, die dann mit Behinderungen geboren werden. Dieser Gründereffekt hilft Genforschern, die genetische Ursache für diese sonst seltenen Erbkrankheiten zu finden.<ref>[[Sascha Karberg]]: {{Webarchiv |url=http://www.bild-der-wissenschaft.de/bdw/bdwlive/heftarchiv/index2.php?object_id=32152425 |text=''Goldgrube im Amish-Land.'' In: ''Bild der Wissenschaft.'' 2/2010, S. 19. |wayback=20140901084511 }}</ref> Einige dieser Störungen sind sehr selten, wie etwa die [[Morbus Hirschsprung|Hirschsprung-Krankheit]], oder sogar einzigartig und gravierend genug, um die relative Sterblichkeitsrate unter amischen Kindern zu erhöhen. Die Mehrheit der Amischen akzeptiert dies als Gottes Wille und kümmert sich integrierend um diese kranken Menschen. Die [[Säuglingssterblichkeit]] der Amischen insgesamt ist jedoch weder höher noch geringer als in der nicht-amischen ländlichen Bevölkerung der Region.<ref>{{Literatur |Autor=L. S. Acheson |Titel=Perinatal, infant, and child death rates among the Old Order Amish |Sammelwerk=American Journal of Epidemiology |Band=139 |Nummer=2 |Datum=1994-01-15 |Seiten=173–183 |PMID=8296784}}</ref> |
|||
Da die Amischen fast nur untereinander heiraten und dies zumeist nur innerhalb der eigenen Siedlung, stellen sie wie einige europäische Gebirgstäler für Genforscher eine Möglichkeit zur Forschung über genetische Krankheiten dar. Viele Erkenntnisse über Erbkrankheiten sind daher gewonnen worden, doch hat dies nicht unbedingt Auswirkungen auf ihr Heiratsverhalten, denn dieses bedingt innerhalb der eigenen Gruppe zu heiraten (auch außerhalb der Siedlungen, solange andere Gemeinden mit ihnen in fellowship sind und es ''im Herrn'' bleibt). Dem wachsenden Bewusstsein unter den Amischen, dass [[Exogamie]] genetischen Krankheiten vorbeugen kann, stehen nach wie vor einengende Heiratsvorschriften gegenüber. Wo sich Erkrankungen auf eine Gemeinde oder eine Siedlung beschränken, kann das bedeuten, dass an anderen Orten die Inzucht noch nicht so ausgeprägt ist. Im Zeitalter der wachsenden Mobilität werden auch Autofahrten zum Verwandtenbesuch in anderen Siedlungen organisiert. Allerdings erschwert auch hier die räumliche Distanz dauerhaften Kontakt. Generell wählen amische Jugendliche ihre Ehepartner noch immer zumeist in der nächsten Umgebung, aus der nahen Peer group, die zu den gleichen Singings geht. |
|||
Dass die Amischen auf nur wenige Gründerfamilien zurückgehen und fast nur untereinander heiraten, hat nicht nur negative Auswirkungen. Auch positive [[Genmutation]]en werden so in der Gemeinschaft angehäuft. Forscher entdeckten beispielsweise ein mutiertes [[Gen]] unter den Amischen in Indiana, das den Trägern ein im Durchschnitt um zehn Jahre längeres Leben bei besserer Gesundheit beschert.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.stern.de/gesundheit/religionsgemeinschaft-der-amish--mutiertes-gen-sorgt-fuer-laengeres-leben-7701676.html |titel=Mutiertes Gen beschert Amischen längeres Leben. |werk= [[Stern]] |datum=2017-11-17 |abruf=2018-05-15}}</ref> |
|||
Unter den Amischen ist es durch die Gemeindeordnung verboten, Cousins und Cousinen zu heiraten. Erst deren Kinder könnten dies tun, dadurch sind sie erst durch dieselben Urgroßeltern verwandt. Einige Siedlungen sind zudem miteinander völlig unverwandt, so beispielsweise die Gründerfamilien der Lancaster-County-Amischen mit den Gründern der Perth-County-Amischen-Siedlung in Kanada. Räumliche Distanz und teilweise unterschiedliche Glaubensvorstellungen (eine andere Gemeindeordnung erlaubt keine Heirat untereinander) lassen aber diese exogame Heiratsmöglichkeit innerhalb der amischen Gruppen nicht zu. |
|||
== Bevölkerungszahl und Verbreitung == |
|||
[[Datei:Amish population in US-States in 2019.png|mini|Amische Bevölkerung je US-Bundesstaat im Jahre 2019.]] |
|||
[[Datei:Counties with Amish settlements 2021.png|mini|US-Bezirke mit amischen Siedlungen im Jahre 2021.]] |
|||
Im Jahre 2022 gab es 373.620 Amische alter Ordnung, die in über 500 Siedlungen in 32 Bundesstaaten der USA und drei kanadischen Provinzen sowie je einer Gemeinde in Bolivien und Paraguay leben.<ref>[https://groups.etown.edu/amishstudies/files/2022/07/Amish-Population-by-State-2021.pdf Amish Studies: “Amish Population by State 2021”]</ref> |
|||
Im Folgenden die Staaten mit mehr als 1500 Amischen im Jahre 2021: |
|||
{| style="width:60%" |
|||
| style="width:30%" valign="top"| |
|||
# [[Pennsylvania]]: 84.500 |
|||
# [[Ohio]]: 80.240 |
|||
# [[Indiana]]: 60.960 |
|||
# [[Wisconsin]]: 23.195 |
|||
# [[New York (Bundesstaat)|New York]]: 21.725 |
|||
# [[Michigan]]: 17.695 |
|||
# [[Missouri]]: 14.610 |
|||
# [[Kentucky]]: 14.215 |
|||
| style="width:30%" valign="top"| |
|||
# <li value="9">[[Iowa]]: 9.845 |
|||
# [[Illinois]]: 7.565 |
|||
# [[Minnesota]]: 4.935 |
|||
# [[Tennessee]]: 3.560 |
|||
# [[Kansas]]: 2.135 |
|||
# [[Delaware]]: 1.795 |
|||
# [[Maryland]]: 1.695 |
|||
# [[Virginia]]: 1.620 |
|||
|} |
|||
Insgesamt gab es 2021 in den USA 355.660 Amische und etwa 6.000 in Kanada. In Bolivien gab es etwa 150 und Argentinien 50 Amische, bei denen es sich um Konvertiten handelt, die die [[Russlandmennoniten|Russland-Mennoniten]] verlassen haben um Amisch zu werden.<ref>[https://groups.etown.edu/amishstudies/files/2022/07/Amish-Population-by-State-2021.pdf Amish Studies: “Amish Population by State 2021”]</ref> |
|||
== Mennoniten und Amische == |
|||
Die [[Mennoniten]] süddeutsch-schweizerischer Herkunft und die Amischen teilen miteinander die gleichen historischen Wurzeln und vertreten die gleichen theologischen Positionen bei Glaubenstaufe, Ablehnung des Eides und Militärdienst-Verweigerung. Das Spektrum der amischen Gruppen ist grundsätzlich strenger in der Handhabung des Glaubens und was die Nutzung technischer Neuerungen angeht. |
|||
Es gibt aber auch unter Mennoniten ein ganzes Spektrum von Gruppen, das von extrem konservativ auch hin bis zu extrem liberalen Gruppen reicht. So gibt es beispielsweise Gruppen von [[Mennoniten alter Ordnung]] (Noah Hoover Mennoniten und ''Orthodox Mennonites''), die bei moderner Technik so konservativ sind wie einige der strengsten Amischen, wie etwa die Swartzentruber. Insgesamt ist aber die Hauptmasse der Mennoniten wesentlich weniger konservativ als die Amischen. |
|||
Da jede Gemeinde, sofern sie nicht in einer Konferenz organisiert ist, über ihre eigenen Belange entscheidet, bildeten und bilden sich immer neue Gruppen, auch besonders durch viele Spaltungen. Insofern existieren sehr liberale und auch sehr konservative Gemeinden. |
|||
Zuweilen werden bestimmte Mennonitengruppen mit den Amischen verwechselt; dazu gehören besonders jene, die wie die Amischen alter Ordnung mit Pferdefuhrwerken fahren. Im Englischen bezeichnet man diese Mennonitengruppen als Old Order Mennonites (im Deutschen als [[Mennoniten alter Ordnung]], auch ''Altmennoniten'' nach Mary Ann Horst). Diese Gruppen erreichen zum Teil Mitgliederzahlen von bis zu 10.000, es gibt aber auch eine ganze Anzahl kleinerer Gruppen, die sich ebenfalls als eigenständige Kirchen verstehen. Die größte dieser Gruppen ist die Groffdale Conference (auch ''Wenger Mennonites''). |
|||
Eine deutliche Unterscheidung der Amischen und der Mennoniten findet sich in der Örtlichkeit ihrer Gottesdienste. Amische treffen sich dazu fast durchweg im Wechsel in ihren Häusern, Scheunen oder Werkstätten, wohingegen Mennoniten meist Versammlungshäuser errichten. Gemeinden, die noch nicht ihre volle Größe erreicht haben, versammeln sich in ihren Wohnhäusern, doch sobald die Gemeinde eine bestimmte Größe erreicht hat, wird ein Versammlungshaus errichtet. Wird eine amische Gemeinde zu groß, teilt sie sich, um weiterhin die Treffen in den Wohnhäusern abhalten zu können. Diese Gemeinden (die sich zwar teilen, jedoch nicht voneinander spalten) leben dann ''in fellowship with each other'' (in Gemeinschaft miteinander). So tauschen sie zum Beispiel Prediger aus oder erlauben das Heiraten untereinander. |
|||
== Filmografie == |
|||
=== Spielfilme === |
|||
Spielfilme, in denen Amische vorkommen, wurden fast ausschließlich in den USA gedreht: |
|||
* [[Der einzige Zeuge]] (''Witness'') – 1985, Vereinigte Staaten; zwei [[Oscar]]s |
|||
* [[Gebot des Schweigens]] (''A Stoning in Fulham County'') – 1988, Vereinigte Staaten |
|||
* [[Die Glut der Gewalt (1996)|Die Glut der Gewalt]] (''Harvest of Fire'') – 1996, USA |
|||
* [[Kingpin (Film)|Kingpin]] – 1996, USA |
|||
* [[Zum Teufel mit den Millionen]] (''For Richer or Poorer'') – 1997, Vereinigte Staaten |
|||
* [[David im Wunderland]] – 1998, Deutschland |
|||
* [[Mord im Schilf]] (''Plain Truth'') – 2004, USA, Kanada |
|||
* [[Saving Sarah Cain]] – 2007; nach einem Roman von [[Beverly Lewis]], der erfolgreichsten Autorin von ''Amish Romance Novels'' |
|||
* [[Spritztour (Film)|Spritztour]] (''Sex Drive'') – 2008, Vereinigte Staaten |
|||
* [[The Shunning]] – 2011; Fernsehfilm, ebenfalls nach einem Roman von [[Beverly Lewis]] |
|||
* ''Rumspringa – Ein Amish in Berlin'' – 2022, Deutschland; [[Netflix]] |
|||
=== Filme mit teilweise dokumentarischem Charakter === |
|||
* ''How much Wood would a Woodchuck chuck… – Beobachtungen zu einer neuen Sprache'', 1976, 44 Min., von [[Werner Herzog]]. In dieser für das deutsche Fernsehen produzierten Dokumentation stellt der Regisseur das Leben der Amischen den Vorgängen einer Schnellsprechweltmeisterschaft von Viehauktionatoren gegenüber. |
|||
* ''[[Penn’a Du]]'', 1982, 60 Min., ein Filmessay des deutschen Regisseurs [[Georg Brintrup]]. In diesem für den [[WDR]] produzierten Film geht es besonders um die Sprache, das Pennsylvaniadeutsch. 1982 trat zum ersten Mal ein amischer Schullehrer vor eine Filmkamera. |
|||
* Im Jahre 2004/5 wurde eine Serie in den Vereinigten Staaten gezeigt, ''Amish in the City'', die der Idee nachgehen sollte, ob die amischen Rumspringer nicht letztlich im engen Kontakt mit Weltlichen doch lieber den American Way of Life wählten. Jene amischen Jugendlichen standen zum Zeitpunkt der Aufnahmen aber nicht mehr vor dieser Frage, sondern hatten sich schon für die Außenwelt entschieden. |
|||
* Am 2. Oktober 2006 schoss ein Mann in der [[Massaker an der Amischen-Schule von Nickel Mines|Schule der Amischen in Nickel Mines]] (Pennsylvania) auf zehn amische Mädchen, von denen fünf überlebten, danach erschoss er sich selbst. Die Amischen vergaben dem Täter und kümmerten sich auch um seine Witwe, die mit drei kleinen Kindern zurückblieb. Über dieses Massaker schrieb der Soziologe [[Donald Kraybill]] gemeinsam mit Steven M. Nolt und David L. Weaver-Zercher das Buch ''Amish Grace: How Forgiveness Transcended Tragedy''. Auf Grundlage dieses Buches entstand der in Teilen dokumentarische Fernsehfilm ''[[Amish Grace]]'', der 2010 erstmals im [[Lifetime Movie Network]] ausgestrahlt wurde.<ref name="lifetime">{{cite news|title=Amish Grace|work=myLifetime|date=2010-04-05|url=http://www.mylifetime.com/movies/amish-grace|accessdate=2010-04-05|archiveurl=https://web.archive.org/web/20100330142755/http://www.mylifetime.com/movies/amish-grace|archivedate=2010-03-30}}</ref> |
|||
=== Dokumentarfilme === |
|||
Es gibt eine Reihe von Dokumentationen über die Amischen: |
|||
* ''Amish – Ein Bauernhof für unsere Kinder'', Produktion: [[ORF]], 1998, 60 Min., von Eva Maria Berger. Diese Dokumentation behandelt explizit die Lancaster-County-Amischen und enthält soziologische Bewertungen von [[Donald B. Kraybill]]. Siehe Donald B. Kraybill und Steven M. Nolt: ''Amish Enterprise – From Plows to Profits'' unter der Rubrik ''Literatur''. |
|||
* ''Die Amish – alte Werte in der neuen Welt'', [[3sat]], 1999, von Wolfgang Wegner. Diese Dokumentation handelt ebenfalls von den Amischen in Lancaster County und enthält Interviews (z. B. mit dem Eisproduzenten von Lapp’s Valley Farm) mit Beachy-Amischen und New-Order-Amischen. |
|||
* ''Amish People – Leben in einer anderen Welt.'' Dokumentation, Frankreich, 2005, 53 Min., Regie: Alexandre Fronty, Produktion: [[ARTE|arte]], Reihe: WunderWelten. |
|||
* [[3sat]], 2009, ''Kreuz & Quer: Amish People'' von Alexandre Fronty, schildert das Leben der Amischen der alten und neuen Ordnung in einem Dorf in Pennsylvania |
|||
* {{Mediathek |autorin=Mélanie Van der Ende |url=https://www.3sat.de/kultur/kultur-in-3sat/die-welt-der-amish-102.html |titel=Die Welt der Amish – Tradition und Versuchung |typ=Video |laufzeit=44 |sender=[[3sat]] |vdatum=2027-02-28}}, 2022 |
|||
Amerikanische Dokumentarfilme sind unter anderem: |
|||
* ''The Riddle of the Amish'' |
|||
* ''Amish – A People of Preservation'' |
|||
* ''The Amish and US'' |
|||
* ''The Amish Riddle'' |
|||
* ''The Devil’s Playground'' |
|||
=== Pseudo-Dokumentationen === |
|||
* ''[[Amish Mafia]]'' ist eine US-amerikanische [[Scripted Reality|Scripted-Reality]]-[[Fernsehserie]] und damit reine Erfindung. Die Serie wurde von führenden Wissenschaftlern, die sich mit den Amischen beschäftigen, heftig kritisiert. Ähnliches gilt für ''Breaking Amish'' und ''Amish: Out of Order''. |
|||
* ''Die Amischen sind gelandet'', Originaltitel: ''Meet the Amish'' bzw. ''Amish: World’s Squarest Teenagers'', Dokusoap GB 2011. [https://www.imdb.com/title/tt1697786/combined imdb.com], ebenfalls eine gestellte Dokumentation. |
|||
== Siehe auch == |
|||
{{Portal|Täuferbewegung}} |
|||
* [[Amische Literatur]] |
|||
== Literatur == |
== Literatur == |
||
=== Wissenschaftliche Primärliteratur === |
|||
* John A. Hostetler: ''Amish Society |
* John A. Hostetler: ''Amish Society'' (4. Auflage), Baltimore und London 1993. (Der wissenschaftliche Klassiker zu den Amischen) |
||
* Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: ''The Amish.'' Baltimore 2013. (Das aktuelle wissenschaftliche Standardwerk zu den Amischen) |
|||
* Donald B. Kraybill: ''The Riddle of Amish Culture'' (durchgesehene Neuauflage), Baltimore und London 2001. (Der wissenschaftliche Klassiker von Kraybill) |
|||
* Steven M. Nolt: ''A History of the Amish.'' Intercourse 1992. (Das wissenschaftliche Standardwerk zur Geschichte der Amischen) |
|||
* Charles E. Hurst und David L. McConnell: ''An Amish Paradox.'' Baltimore 2010. (Das wissenschaftliche Werk eines Professors und eines Hochschullehrers) |
|||
* Donald B. Kraybill und Marc A. Olshan (Hrsg.): ''The Amish Struggle with Modernity.'' Hanover, NH 1994. |
|||
* Richard A. Stevick: '' Growing up Amish – The Teenage Years.'' Baltimore 2007. (Wissenschaftliches Werk über amische Teenager und ''Rumspringe'') |
|||
* Donald B. Kraybill und C. Nelson Hostetter: ''Anabaptist World USA.'' Scottdale, PA und Waterloo, Ontario 2001. (Statistikwerk zu den Täufern in den USA) |
|||
* Donald B. Kraybill: ''Concise Encyclopedia od Amish, Brethren, Hutterites and Mennonites''. (Ein Lexikon zu den Täufern) |
|||
* Donald B. Kraybill, Steven M. Nolt: ''Amish Enterprise – From Plows to Profits.'' 2. Auflage. Baltimore 2004 (Über den wirtschaftlichen Wandel der Amischen). |
|||
* Thomas J. Meyers und Steven M. Nolt: ''An Amish Patchwork.'' Bloomington und Indianapolis 2005. (Wissenschaftliches Werk über die Amischen in Indiana) |
|||
* Diane Zimmerman Umble: ''Holding the Line. The Telephone in Old Order Mennonite and Amish Life.'' Baltimore 2000. |
|||
=== Weitere Werke === |
|||
* Peter Ester: ''Die Amish People – Überlebenskünstler in der modernen Gesellschaft.'' Patmos Verlag, ISBN 3-491-72487-2 |
|||
* Joe Mackall: ''Plain Secrets: An Outsider among the Amish.'' Boston, Mass. 2007. (Persönlicher Bericht eines Literaturprofessors über seine Freundschaft mit einer amischen Familie) |
|||
* Ira Wagler: ''Growing up Amish.'' Carol Stream; Illinois 2011. (Persönlicher Bericht eines Aussteigers aus einer amischen Gemeinde) |
|||
* Jeff Smith: ''Becoming Amish.'' Cedar, Michigan 2016. (Bericht einer Familie, die letztendlich vergeblich versuchte, den Amischen beizutreten) |
|||
* [[Bernd G. Längin]]: ''Die Amischen. Vom Geheimnis des einfachen Lebens.'' München 1990, ISBN 3-471-78049-1. (Sicht eines Journalisten mit persönlichen Akzenten) |
|||
* Emma Gingerich: ''Runaway Amish Girl: The Great Escape.'' Progressive Rising Phoenix Press, 2014, ISBN 1-940834-76-7. (Persönlicher Bericht einer Amisch-Aussteigerin) |
|||
* Silke Langwasser: ''Die Old Order Amish: Eine Glaubensgemeinschaft zwischen Beharrlichkeit und Entwicklung.'' Marburg 2008. (Wissenschaftliche Arbeit zum Thema) |
|||
* Hermann Hage: ''Amische Mennoniten in Bayern''. Edition vulpes, Regensburg 2009, ISBN 978-3-939112-45-7. (Historisches Werk, hauptsächlich über das 19. Jhdt.) |
|||
== |
== Verweise == |
||
{{Commonscat|Amish|Amische|audio=1|video=0}} |
|||
* [http://www.800padutch.com/amish.shtml The Amish & Plain People] (Englisch) |
|||
{{Portal|Täuferbewegung}} |
|||
* {{Commons|Category:Amish|Amische}} |
|||
* {{DNB-Portal |4001720-5 |TEXT=Literatur zum Schlagwort}} |
|||
* {{Mennonitisches Lexikon |amische || Autor=[[Donald B. Kraybill]] |Typ=top}} |
|||
* ''[https://www.loc.gov/rr/program/journey/amish.html Amish Resources]'', [[Library of Congress]] |
|||
* ''[http://www.hiwwe-wie-driwwe.de/ Hiwwe wie Driwwe – Die pennsylvanisch-deitsch Zeiding]'' |
|||
* ''[https://gameo.org/index.php?title=Amish_Mennonites Amish Mennonites]'' engl. (Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online) |
|||
* ''[https://lancasterpa.com/amish The Amish & Plain People]'' (Englischer Führer für Touristen) |
|||
* {{Mediathek |url=https://www.arte.tv/de/videos/111822-000-A/das-leben-der-amish/ |autorin=[[Barbara Völkel]] |titel=Das Leben der Amish |typ=Dokumentarfilm |laufzeit=43 |sender=[[arte]] |vdatum=2027-01-30}} |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
<references /> |
|||
== Anmerkungen == |
|||
<references group="A" /> |
|||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4001720-5|LCCN=sh85004511}} |
|||
[[Kategorie:Christentum in den Vereinigten Staaten]] |
|||
[[Kategorie:Deutsche Auswanderer]] |
|||
[[Kategorie:Mennoniten]] |
|||
[[Kategorie:Deutsche in den Vereinigten Staaten]] |
|||
[[als:Amische]] |
|||
[[Kategorie:Täuferbewegung]] |
|||
[[da:Amish]] |
|||
[[Kategorie:Ethnisch-religiöse Gruppe]] |
|||
[[pdc:Amisch]] |
|||
[[Kategorie:Protestantismus in den Vereinigten Staaten]] |
|||
[[en:Amish]] |
|||
[[eo:Amiŝismo]] |
|||
[[es:Amish]] |
|||
[[et:Amišid]] |
|||
[[fi:Amishit]] |
|||
[[fr:Amish]] |
|||
[[he:איימיש]] |
|||
[[it:Amish]] |
|||
[[ja:アーミッシュ]] |
|||
[[ko:아미시파]] |
|||
[[nl:Amish]] |
|||
[[no:Amish]] |
|||
[[pdc:Amisch]] |
|||
[[pl:Amisze]] |
|||
[[pt:Amish]] |
|||
[[sv:Amish]] |
|||
[[zh:阿米什人]] |
Aktuelle Version vom 20. April 2025, 23:51 Uhr

Die Amischen (englisch Amish [ ]) sind eine täuferisch-protestantische Glaubensgemeinschaft, die überwiegend in den USA lebt. Die Bezeichnung leitet sich vom Namen ihres Begründers Jakob Ammann (1644–1730) ab. Die Amischen haben ihre Wurzeln in der reformatorischen Täuferbewegung Mitteleuropas, vor allem der Schweiz und Süddeutschlands. Vom Hauptstrom der Täufer, den Mennoniten, trennten sich die Amischen 1693.
Wenn heute von Amischen gesprochen wird, sind fast immer die Amischen alter Ordnung gemeint. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spalteten sich die Amischen in verschiedene Untergruppen auf, von denen die Amischen alter Ordnung nur etwa ein Drittel ausmachten. Die meisten anderen Untergruppen haben im Lauf der Zeit ihre amischen Eigenarten verloren und sich der amerikanischen Gesellschaft angeglichen. Neben den Amischen alter Ordnung haben sich die Kauffman Amish Mennonites, die Beachy-Amischen und die Amischen neuer Ordnung einige Teile der alten amischen Kultur bewahrt. Die konservativen Mennoniten, von denen viele amischen Ursprungs sind, haben Traditionen bewahrt, die sowohl mennonitisch als auch amisch sind. Die Amischen alter Ordnung sind heute in mehr als vierzig Untergruppen aufgeteilt, die sich teilweise erheblich unterscheiden.
Amische alter Ordnung führen ein stark in der Landwirtschaft verwurzeltes Leben und sind bekannt dafür, dass sie bestimmte moderne Techniken ablehnen und Neuerungen nur nach sorgfältiger Prüfung der Auswirkungen übernehmen. Die Amischen legen großen Wert auf eine Familie mit klar vorgegebenen Geschlechterrollen,[1] Gemeinschaft und Abgeschiedenheit von der Außenwelt. Wie andere täuferische Kirchen praktizieren die Amischen ausschließlich die Bekenntnistaufe und lehnen entsprechend der Bergpredigt Gewalt und das Schwören von Eiden ab.
Die Amischen stammen überwiegend von Südwestdeutschen oder Deutschschweizern ab und sprechen untereinander meist Pennsylvaniadeutsch, kleinere Untergruppen sprechen stattdessen einen elsässischen oder einen berndeutschen Dialekt. Im Jahre 2015 lebten etwa 300.000 Amische in 32 Staaten der USA sowie im kanadischen Ontario in etwa 500 Siedlungen und 2.200 Gemeindedistrikten.[2]
In den letzten Jahrzehnten wurden die Amischen ein beliebtes Thema der Populärkultur, wobei vor allem die Massenmedien ein von der Wirklichkeit oft stark abweichendes Bild der Amischen zeichnen. Bestes Beispiel einer stark verzerrten Darstellung der Amischen ist die Fernsehserie Amish Mafia.[3][4][5]
Namen
Der Name „Amische“ entwickelte sich aus dem Nachnamen von Jakob Ammann aus Erlenbach im Simmental, der Ältester (Gemeindeleiter) einer Mennonitengemeinde im Elsass war und sich 1693 mit Gleichgesinnten vom Hauptzweig der Mennoniten abtrennte.
Im Englischen werden die Amischen als Amish bezeichnet, wobei das A meist mit dem englischen A wie in father ausgesprochen wird (welches dunkler als das standarddeutsche A ist).[6] Im amerikanischen Englisch gibt es auch die selteneren Aussprachen mit A wie in cat /æˑ/ und wie in fate /eɪ/, im britischen Englisch /eɪ/.[7][8][9] Die Amischen selbst sprechen auf Deutsch und Pennsylvaniadeutsch Amisch meist mit kurzem A, wie die Aussprache von (Jakob) Ammann, dessen erstes A ebenfalls kurz ist.
Geschichte
Entstehung der Täufer
Die Vorgeschichte der Amischen ist in der Reformationszeit verankert. Neben dem bekannten Reformator Martin Luther gab es noch weitere, wie Ulrich Zwingli, in dessen Umfeld in Zürich die Täuferbewegung entstand. Luthers Aufbegehren gegen das Papsttum gab die Initialzündung für andere Personen, sich ebenfalls aktiv für eine Kirchenreform einzusetzen. So sind sowohl die Reformatoren Thomas Müntzer, Ulrich Zwingli und der etwas spätere Johannes Calvin zu nennen als auch die zeitgleich aufkommende radikal-reformatorische Täuferbewegung (despektierlich auch Wiedertäufer genannt) mit ihren eigenen Reformatoren wie z. B. Felix Manz, Konrad Grebel oder Menno Simons.
Aus der Täuferbewegung entstand im Laufe der Zeit die evangelische Religionsgemeinschaft der Mennoniten, zu denen im 17. Jahrhundert auch die Gemeinden zählten, die sich in der Schweiz und Süddeutschland als Reste der verfolgten Täufer als Schweizer Brüder bezeichneten. Diese hatten – soweit sie im Elsass lebten – das Dordrechter Bekenntnis der Mennoniten der Niederlande und Norddeutschlands aus dem Jahre 1632 angenommen, praktizierten aber die dort geforderte Absonderung von der Welt und Gemeindebann bei Uneinsichtigkeit nach Verstößen gegen die Ordnung nicht so streng, weil vor allem in der Schweiz aufgrund der dortigen Verfolgung eine strikte Unterscheidung zwischen Amischen und nicht-amischen Helfern ihre Existenz bedroht hätte.
Entstehung der Amischen
Ende des 17. Jahrhunderts sorgte die strenge Anwendung des Dordrechter Bekenntnisses durch den mennonitischen Ältesten Jakob Ammann für Unruhe in den Schweizer und nahen elsässischen Gemeinden, wobei der stärkere Kontakt der elsässischen Mennoniten mit den Niederlanden und die Ähnlichkeit der Verhältnisse in beiden Gegenden, nämlich eine relativ große Toleranz von staatlicher Seite, eine Rolle spielten. Hauptgegner in dieser Auseinandersetzung war der schweizerische mennonitische Älteste Hans Reist, mit dem sich Ammann auch über die Frage stritt, wer gerettet werden könne, wer also in den Himmel käme.
In der Schweiz halfen damals viele Nichtmennoniten den verfolgten Mennoniten, indem sie sie versteckten oder ihnen andere Hilfe zukommen ließen, und retteten ihnen dadurch das Leben. Hans Reist meinte, dass diese so genannten Treuherzigen auch gerettet werden könnten, obwohl sie nicht in die Gemeinde Gottes eintraten; die eigene Gemeinde wurde als die einzige richtige Gemeinde verstanden. Viele dieser Treuherzigen standen auch den mennonitischen Glaubenslehren sehr nahe, doch die Umstände hinderten viele daran, sich ihnen anzuschließen, etwa die Angst vor dem Verlust des Lebens.
Ammann sah dies viel rigoroser: Er verlangte einen vollständigen Übertritt zum Mennonitentum mit allen Konsequenzen. Die wahren Gläubigen sollten das Kreuz auf sich nehmen wie das Vorbild und hätten dann eine lebendige Hoffnung auf Rettung, während Zweifler und Unentschlossene, die diese Welt eben doch noch mehr lieb haben als den Herrn, keine Gnade erwarten können. Dies war einer der Hauptpunkte des Streites.

Begründet im Dordrechter Bekenntnis von 1632 und der Bibel, wo von einem demütigen Lebenswandel gesprochen wird, forderte Ammann auch eine strenge Handhabung der Gemeindezucht und die Einhaltung bestimmter Regeln über Kleidung und Barttracht der Gläubigen. Dadurch wurden viele strenge Elemente in der sich neu formenden Gruppe auch tatsächlich umgesetzt.
All diese Streitpunkte endeten in einer Spaltung. Es entstanden die ammannschen Leute, die Gemeinde Ammanns. Dabei ging die Spaltung von Ammann aus: Wer mit Ammann nicht übereinstimmte, den bannte er und forderte von der Gemeinde, den Kontakt mit ihm abzubrechen (Meidung). Dies galt auch innerhalb der Familie: Mann und Ehefrau hatten sich fortan ihres ehelichen Geschlechtslebens zu enthalten und durften nicht am selben Tisch essen.
Später sah Jakob Ammann ein, dass seine Verfahrensweise zu rigide war, und bannte zur Strafe sich selbst. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt die Spaltung schon zu weit verfestigt, als dass sie hätte rückgängig gemacht werden können. So gab es im süddeutschen, elsässischen und schweizerischen Raum ab 1693 zwei getrennte Formationen der Schweizer Brüder oder Mennoniten.
Verbreitung in Europa im 18. und 19. Jahrhundert
Neben der Schweiz lebte im frühen 17. Jahrhundert ein beachtlicher Teil der Amischen im Elsass, wo wesentlich größere religiöse Toleranz bestand als in der Schweiz. Dieses Gebiet geriet ab 1648 allmählich unter französische Kontrolle. Ludwig XIV., der König von Frankreich, duldete keine anderen Bekenntnisse neben der römisch-katholischen Kirche, so dass ein Teil der Amischen aus dem französisch gewordenen Elsass in die reichsdeutschen Gebiete Mömpelgard, Lothringen, Saarland, Hessen und Bayern auswanderte sowie in starkem Maße in die Pfalz, wo schon seit 1688 Mennoniten lebten, die nach 1693 Amische wurden.[10]
Erste Auswanderungswelle nach Amerika
Bereits 1683 hatten deutschsprachige Mennoniten aus Krefeld mit Germantown (Deitscheschteddel) eine Siedlung in Pennsylvania gegründet. Im Jahre 1709 begann dann eine Auswanderungswelle von Pfälzern nach Nordamerika, die erst mit der Französischen Revolution endete.[11] Mit dieser Welle aus der Pfalz kamen etwa 500 Amische, das heißt etwa 100 Familien, nach Pennsylvania, wo eine eigene deutsche Kultur mit einem eigenen, pfälzisch geprägten Dialekt entstand, die Kultur der Pennsylvania-Deutschen, die englisch Pennsylvania Dutch genannt werden. Die ersten dieser amischen Einwanderer, die dokumentiert sind, kamen im Jahre 1737 mit dem Schiff Charming Nancy in Philadelphia an.[12] Die Amischen fanden in Pennsylvania, wo der Quäker William Penn Glaubensfreiheit garantierte, günstigere Bedingungen vor als in Europa, wo Religionsfreiheit im Wesentlichen erst im 19. Jahrhundert eingeführt wurde.[13]
Zweite Auswanderungswelle nach Amerika
Eine zweite Auswanderungswelle begann 1815, nachdem die Wirren der Napoleonischen Kriege ausgeklungen waren, und dauerte bis zum Ersten Weltkrieg an. Nach 1860 kamen aber nur noch sehr wenige Amische nach Amerika, so dass das Ende dieser Welle oft um 1860 angesetzt wird. Die Einwanderer dieser zweiten Welle kamen nicht mehr nur aus der Pfalz, sondern auch aus der Schweiz und dem Elsass und den oben genannten Gebieten. Weil nicht selten fast vollständige Gemeinden auswanderten, lösten sich die zurückgebliebenen Restgemeinden oft auf, beispielsweise in Hessen und Bayern.[14]
Entstehung der Amischen alter Ordnung
Zwischen den Jahren 1862 und 1878 kam es in Nordamerika zu sogenannten Dienerversammlungen, das heißt Versammlungen von amischen Gemeindeleitern, um Fragen der Modernisierung zu erörtern und die Einheit der Amischen zu bewahren. Diese Versammlungen scheiterten aber im Jahre 1865 insofern, als kein Kompromiss mit den Traditionalisten gefunden werden konnte, so dass diese sich aus den Versammlungen zurückzogen und sich in den nächsten Jahrzehnten als Amische alter Ordnung organisierten. Die Modernisierer dagegen, die etwa zwei Drittel der Amischen ausmachten und sich Amish Mennonites nannten, bewegten sich zunehmend in Richtung der amerikanischen Mehrheitsgesellschaft und vereinigten sich vor allem im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts mit den Mennoniten, nachdem sie schrittweise alle amischen Besonderheiten verloren hatten.[15]
Der Prozess der Teilung war ein langsamer Prozess des Sortierens und es dauerte etwa 50 Jahre, bis sich alle Amischen gemäß ihrer Einstellung auf die verschiedenen amischen Gruppen verteilt hatten.[16]
Im Verlauf dieses Prozesses entstanden weitere amische Untergruppen, beispielsweise die Egli-Amischen und die Stuckey-Amischen, die sich schließlich ebenfalls völlig assimilierten, sowie die Kauffman-Amischen, die dem Schlafprediger Johannes D. Kauffman (1847–1913) folgten und sich als einzige der amischen Modernisierer weitgehend ihre amische Kultur erhalten haben. Eine Mittelgruppe zwischen Modernisierern und Traditionalisten entwickelte sich langsam zu sehr konservativen Mennoniten, die nur teilweise assimiliert sind. Diese gründeten im Jahre 1910 die Conservative Amish Mennonite Conference, die im Jahre 1957 das Wort Amish aus ihrem Namen strich.[17]
Die meisten der Einwanderer des 19. Jahrhunderts schlossen sich den Modernisierern an, nur wenige aus der Schweiz und dem Elsass wurden Amische alter Ordnung. Zu diesen wenigen gehören die Amischen im Adams und Allen County in Indiana mit ihren Tochtersiedlungen, die heute noch Schweizer bzw. elsässische Dialekte sprechen. Diese sogenannten Swiss Amish, die nicht Pennsylvaniadeutsch, sondern Dialekte ihrer alten Heimat sprechen, stellen heute etwa sieben Prozent der Amischen.

In Europa fand keine entsprechende Teilung mit dem Auszug der Traditionalisten statt. Hier bewegten sich alle amischen Gemeinden in Richtung der Mehrheitsgesellschaft und schlossen sich früher oder später den lokalen Mennoniten an oder wurden zu Mennoniten-Gemeinden. Die letzte amische Gemeinde in Deutschland bestand bis 1937 in Ixheim, die letzte Gemeinde in Europa, die die amische Fußwaschung praktizierte, befand sich bis 1941 in Luxemburg. Beide Gemeinden schlossen sich schließlich auch Mennoniten-Gemeinden an.[18]
20. Jahrhundert
Obwohl es im 19. Jahrhundert in Mifflin County, Pennsylvania, zu Spaltungen zwischen den Amischen alter Ordnung kam, dauerte eine große Spaltung unter den Amischen bis etwa zum Ersten Weltkrieg. Zu dieser Zeit entstanden zwei sehr konservative Verbindungen – die Swartzentruber-Amischen in Holmes County, Ohio, und die Buchanan-Amischen in Iowa. Den Buchanan-Amischen schlossen sich bald gleichgesinnte Gemeinden in den ganzen USA an.
Mit dem Ersten Weltkrieg kam die massive Unterdrückung der deutschen Sprache in den USA, die schließlich zu einem Sprachwechsel der meisten Deutschsprachigen in Pennsylvania führte, so dass die Amischen und andere Gemeinden alter Ordnung bis zum Ende des 20. Jahrhunderts fast als die einzigen Sprecher übrig geblieben waren. Dadurch entstand eine Sprachbarriere um die Amischen, die es in dieser Form vorher nicht gegeben hatte.
In den späten 1920er Jahren löste sich die eher veränderungsorientierte Fraktion der Amischen alter Ordnung, die das Auto übernehmen wollte, vom Mainstream und organisierte sich unter dem Namen Beachy-Amische.
Während des Zweiten Weltkriegs kam die alte Frage des Militärdienstes für die Amischen wieder auf. Weil amische Männer im Allgemeinen den Militärdienst verweigerten, landeten sie im Wehrersatzdienst, wo sie hauptsächlich in der Forstwirtschaft und in Krankenhäusern arbeiteten. Die Tatsache, dass viele junge Männer in Krankenhäusern arbeiteten, wo sie viel Kontakt mit fortschrittlicheren Mennoniten und der Außenwelt hatten, führte dazu, dass viele dieser Männer nie den amischen Gemeinden beitraten, in denen sie groß geworden waren.
In den 1950er Jahren wandelte sich die Beachy Amischen zu einer eher evangelikalen Gemeinde. Diejenigen, die die alten Traditionen der Beachy Amischen bewahren wollten, unter anderem die deutsche Sprache, organisierten sich neu als Old Beachy-Amische.
Bis etwa 1950 besuchten fast alle amischen Kinder kleine, lokale öffentliche Schulen, oft Ein-Raum-Schulen, danach führte jedoch die Einrichtung großer Schulzentren und die Schulpflicht über die achte Klasse hinaus zu Widerstand der Amischen, die deswegen eigene Schulen einrichteten. Der Konflikt um die Schulpflicht über die 8. Klasse hinaus dauerte bis 1972, als der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten amische Schüler nach der achten Klasse von der Schulpflicht befreite. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts besuchten dann fast alle amischen Kinder von den Amischen selbst eingerichtete und verwaltete Schulen, die fast immer Ein-Raum-Schulen oder wenig größere Schulen sind.
Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts verließen immer mehr amische Männer die traditionelle Arbeit in der Landwirtschaft und gründeten kleine Unternehmen, da der Druck auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft stets zugenommen hatte. Obwohl es unter den Amischen die unterschiedlichsten Unternehmen gibt, liegt ein Schwerpunkt ihrer Unternehmen im Bauhandwerk – in den USA meist Holzbau – und in holzverarbeitenden Betrieben. In vielen Siedlungen der Amischen, vor allem in den größeren, sind Bauern heute eine Minderheit. Ungefähr 12.000 der 40.000 Milchviehbetriebe in den Vereinigten Staaten waren 2018 im Besitz von Amischen.
Bis ungefähr zum Ersten Weltkrieg war die Identität der Amischen alter Ordnung nicht mit der Verweigerung des Einsatzes von neuester Technologien verbunden, da die Amischen alter Ordnung und ihre ländlichen Nachbarn die gleichen Farm- und Haushaltstechnologien verwendeten. Auch spielten Fragen nach dem Einsatz von Technologien bei der Teilung der Amischen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts keine Rolle.
Telefone waren die erste wichtige Technologie, die von den Amischen alter Ordnung breitflächig abgelehnt wurde, bald folgte die Ablehnung von Autos, Traktoren, Radios und vielen anderen technologischen Erfindungen des 20. Jahrhunderts.
21. Jahrhundert
Die beiden größten Siedlungen der Amischen bestehen heute in Lancaster County in Pennsylvania, sowie einer mehrere Counties umfassenden Siedlung in Holmes County, Wayne County, Tuscarawas County und Stark County in Ohio. Die drittgrößte amische Siedlung befindet sich im Elkhart und LaGrange County in Indiana, die viertgrößte Siedlung in Geauga County in Ohio. Mittlerweile sind Amische in über dreißig US-Staaten und in den kanadischen Provinzen Ontario, Manitoba und Prince Edward Island zu finden. Außerhalb Nordamerikas gab es Versuche, in Mittelamerika und in Paraguay Siedlungen zu bilden, diese waren aber meist nicht von langer Dauer.
Die Amischen leben nicht in geschlossenen Siedlungen bzw. Dörfern. Zwar gibt es Gebiete, in denen es viele Amische gibt und wo sie die Landschaft prägen, aber fast immer leben sie neben englischen Nachbarn.
In den Siedlungen fällt allgemein auf, dass bestimmte Nachnamen überwiegen. Dies lässt darauf schließen, dass ganze Sippen mit ihren Namensträgern von den Erstsiedlungen auszogen. Damit ist auch ihr Genpool mitgewandert. So überwiegt in Lancaster County zu 25 Prozent der Name Stoltzfus (alternative Schreibweise: Stoltzfoos), dann kommen die Namen Byler, Fisher, Petersheim, Lapp und King. In LaGrange, Indiana, überwiegen Borntrager, Miller und Schrock, in den schweizerdeutschen Siedlungen in Allen County, Adams County, Indiana die Nachnamen Graber, Grabill/Kraybill oder Schwartz.
Immaterielle Merkmale amischer Kultur
Grundlagen
Obwohl die äußerlichen Kennzeichen amischer Kultur zuerst ins Auge fallen, sind sie doch nur Ausdruck der geistlichen Grundlagen der Amischen, die vor allem in den Werten des Neuen Testaments verankert sind. Nach Ansicht von John S. Oyer ist die Kultur der Amischen gelebte Theologie. Im Gegensatz zu den meisten Strömungen des Christentums verfügen die Amischen nämlich nur über wenige schriftlich fixierte theologische Texte.[19]
Die Schleitheimer Artikel von 1527 und das Dordrechter Bekenntnis von 1632 zählen zu den wenigen ausformulierten Bekenntnisschriften der Amischen (und Mennoniten). Wichtig sind auch die Schriften von Menno Simons, auf dessen Vornamen die Bezeichnung der Mennoniten zurückgeht. Des Weiteren ist das amische Liederbuch Ausbund aus dem Jahre 1564 wichtig, sowie das Gebetbuch Ernsthafte Christenpflicht aus dem Jahre 1708.[20][21][22] Die wichtigste moderne Quelle bezüglich amischer Theologie ist nach Oyer das Buch 1001 Questions and Answers on the Christian Life aus dem Jahre 1992.[23][24]
Wichtige Elemente des Glaubens der Amischen und anderer Täufer sind die Gläubigentaufe (daher der Name Täufer), die Absonderung von der Welt nach Johannes 17,11–18 und 15,19 (in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt), Römer 12,2, 2. Korinther 6,14–17, 1. Johannes 2,15, Gewaltlosigkeit, das Abendmahl als reines Gedächtnismahl nur für Gläubige, das heißt in der Praxis nur für Gemeindemitglieder, die strikte Trennung von Staat und Kirche und die Verweigerung des Eides.
Weitere wichtige Konzepte sind Demut und Gelassenheit.[25][26]
Glaubensgründe für die Isolation und die Ordnung
Die selbst auferlegte Ordnung liegt zum einen darin begründet, dass die Amischen mit Bezug auf die Apostel Paulus und Johannes betonen, in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt zu sein, und damit immer wieder gefordert werden, zu erklären, was weltlich gesinnt sei und was nicht. Wichtig sind dabei vor allem folgende Bibelstellen: Römer 12,2 EU, 2 Kor 6,14–17 EU und 1 Joh 2,15–17 EU.
Es gibt für Andersdenkende durchaus nachvollziehbare Überlegungen zu der amischen Ordnung. Die Maxime ist: Gruppenerhalt und Gruppenleben gehen vor individueller Verwirklichung. So wird der Einfluss des Fernsehens und vieler Neuerungen auf das Familien- und Gruppenleben kritisch gesehen.
Gemeindeorganisation und Ordnung
Amische Gemeinden sind autonom und können mit Mehrheitsbeschluss ihre Ordnung, die über weite Strecken die Lebensführung regelt, ändern. Zweimal im Jahr findet eine sogenannte Ordnungsgemeinde statt, ein Sonntagsgottesdienst, in dem über die Ordnung verhandelt werden kann. Ein normalerweise zwei Wochen später stattfindender Abendmahlsgottesdienst kommt nur zustande, wenn Einigkeit über die Ordnung erzielt wird.
Einigkeit kann bei abweichenden Meinungen auch dadurch erreicht werden, dass die kleinere Gruppe die bestehende Ordnung einstweilen akzeptiert, oft in der Hoffnung, dass sich die Mehrheitsverhältnisse in absehbarer Zeit verändern werden. Sind nur eine oder sehr wenige Familien abweichender Meinung, besteht die Lösung oft darin, dass diese Familien umziehen und sich Gemeinden anschließen, deren Ordnung ihren Vorstellungen entspricht.
Kann trotz der oben genannten Lösungsmöglichkeiten dauerhaft keine Einigkeit erzielt werden, bleibt als Lösung nur eine Spaltung, die dann normalerweise zur Entstehung einer neuen Untergruppe der Amischen führt.
Diese Gemeindeautonomie führt dazu, dass es eine sehr große Zahl verschiedener lokaler Ordnungen gibt. Gemeinden mit ähnlicher Ordnung und meist gemeinsamer Geschichte bilden Gemeindebünde (englisch: affiliations), innerhalb derer Prediger und Gemeindemitglieder die jeweiligen Ortsgemeinden frei wechseln können. Gemeinden, die ihre Ordnung zu sehr ändern, indem sie beispielsweise den Besitz von Autos zulassen, werden nicht mehr als zu den Amischen alter Ordnung zugehörig betrachtet.
Gemeindeleitung
Die Gemeindeleitung liegt in den Händen von Männern, die in einem Verfahren aus Wahl und Los bestimmt werden. Üblicherweise hat eine amische Gemeinde etwa 150 Mitglieder, einen Bischof (völliger Diener), zwei Prediger (Diener zum Buch) und einen Diakon (Armendiener). Um ein solches Amt zu besetzen, gibt es eine Wahl, bei der jedes Gemeindemitglied einen Mann benennen kann, den er oder sie für fähig hält. Die Namen aller, die eine Mindeststimmenzahl erhalten haben, kommen in ein Los, aus dem dann der Name des neuen Amtsträgers gezogen wird. Auf diese Weise bestimmte Männer können das Amt nicht ablehnen und sind auf Lebenszeit bestellt. Sie erhalten für ihr Amt weder eine Bezahlung noch eine besondere Ausbildung. Viele beten, dass das Los an ihnen vorbeigehen möge.[27]
Gottesdienst und Sonntagsaktivitäten
Die Amischen treffen sich alle zwei Wochen reihum zu einem Hausgottesdienst, mit wenigen Ausnahmen.[A 1] Das Haus wird für diesen drei- bis vierstündigen Gottesdienst am Sonntag zugerüstet, zum Beispiel werden Zwischenwände verschoben, wird die große Wohnküchenstube freigeräumt, werden die Bänke hineingebracht oder wird etwa im Sommer in der Scheune Platz geschaffen oder ein Keller genutzt. Für die Bänke gibt es einen speziellen Wagen.
Am Sonntagmorgen kommen die Gläubigen mitsamt ihren Kindern und Säuglingen mit dem Dachwägle meist schon eine halbe bis eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes um neun Uhr zum Haus des sonntäglichen Gottesdienstbeherbergers und versammeln sich getrennt nach Geschlecht. Die Kutschen werden von den Männern angebunden, man geht in die Männerrunde und begrüßt sich reihum. Schließlich geht man in das Haus, legt die Hüte ab, setzt sich auf bestimmte Plätze, Männer und Frauen getrennt. Die Frauen haben die kleinsten Kinder bei sich, die auch teilweise unter den Bänken auf Decken schlafen, wenn sie müde werden.
Der Gottesdienst beginnt mit einem Lied aus dem ältesten täuferischen Gesangbuch Ausbund; es folgt das Loblied. Während dieses Liedersingens kommen die Prediger hinzu. Die Predigt beginnt mit dem sogenannten kleinen Teil, der nicht besondere Glaubensthesen betrifft, sondern einen Rundumriss durch das Alte und Neue Testament zieht. Danach folgt der Hauptteil, eine Predigt, die meist über eine Stunde dauert. Dazwischen gibt es eine Schriftlesung des Almosenpflegers. Insgesamt dauert die Predigt meist über zwei Stunden.
In manchen sehr konservativen amischen Gruppen wird noch in einer Art Singsang gepredigt, einer Vortragsweise, die auch in der katholischen Kirche bekannt ist und auch von etlichen Altkolonier-Mennoniten praktiziert wird. Die Lieder im Gottesdienst werden in extrem langsamem Tempo mit etlichen Noten auf einer Silbe gesungen. Traditionelle amische Gemeinden singen daher bis zu 25 Minuten an einem Lied mit zehn Strophen. Liberalere Amische singen schneller und sehr liberale, wie die Beachy-Amischen, gehen auch wegen des Sprachwechsels zu ganz anderen Liedern über. Amische singen ohne instrumentale Begleitung (a cappella), traditionelle Gruppen einstimmig, liberalere Gruppen, beispielsweise die Beachy-Amischen, meist vierstimmig.
Der Teil der Schrift, den der Almosenpfleger vorliest, gibt in gewisser Weise das Predigtthema vor. Dieser Schriftteil wurde bei der Versammlung der Gemeindeleiter in einem eigenen Raum, dem so genannten Abrat, ausgewählt. Man geht auch Vers für Vers den Schriftteil später durch, doch wird die ganze Predigt begleitet von Einfügungen aus erinnerten Bibelgeschichten, Verweisen auf das Verhältnis zur Welt draußen (dies ist eine Zentrallehre), auf die Notwendigkeit eines demütigen und einfachen Lebens und Weiteres. Die Predigt ist anders strukturiert als etwa in deutschen Freikirchen, in denen die Gläubigen mit einer Bibel in der Hand zu Querverweisnachschlägen aufgefordert werden, der Prediger diese auch nennt und in gewisser Weise Bibelstudium betrieben wird.
Nach dem Gottesdienst gehen zuerst die Männer hinaus, die Frauen bleiben drinnen und bereiten den Mittagsimbiss zu. Die Männer essen reihum zuerst, während die Frauen Wasser nachschenken, es geht in Gruppen hinaus und hinein zum Essen. Zuletzt essen die Frauen selbst und waschen ab. Der Gottesdienst dauert so bis in den frühen Nachmittag hinein. Danach fährt man entweder heim oder geht andere besuchen. Jugendliche gehen danach nicht selten zu sportlichen Veranstaltungen, die sie selbst gestalten, klassischerweise Volleyball.
Abends treffen sich dann alle Unverheirateten über 16 Jahre zu einem gemeinsamen Singen, meist von 20 bis 22 Uhr, im Hause der Familie, die den Gottesdienst beherbergt hat.
An den Sonntagen, an denen kein Gottesdienst stattfindet, werden traditionellerweise Freunde und Verwandte besucht, was oft auch mit einem Gottesdienstbesuch in einer anderen amischen Gemeinde, die gerade an diesem Sonntag Gottesdienst hat, verbunden wird.
Häusliches religiöses Leben
Man lebt stark nach Glaubensprinzipien, privates Bibelstudium findet jedoch meist nicht statt, es gibt aber meistens häusliche Morgenandachten. Es wird aber jeden Tag aus der Bibel gelesen, beispielsweise beim Frühstück, abends liest man gemeinsam aus einem Gebetbuch. Hier variieren die Gebräuche der Familien deutlich. Indessen ist deutlich, dass eine private Sonntagsschule, ein tiefes schriftkundiges Studium, nicht stattfindet, davon wird auch abgeraten.
Sichtbare Merkmale der amischen Kultur
Bis etwa zum Ende des 19. Jahrhunderts unterschieden sich die Amischen äußerlich nur wenig von der ländlichen Bauernbevölkerung ihrer Umgebung. Zwar war die Kleidung der Amischen schlichter und auch sonst verzichteten die Amischen auf jeden unnötigen Luxus, im Gebrauch von Technik gab es bis dahin jedoch kaum Unterschiede. Auch bei der Teilung in Amische alter Ordnung und Amish Mennonites war nicht die Technik, sondern waren andere Aspekte amischen Lebens der Grund für die Spaltung. Erst mit dem Aufkommen des Telefons und etwas später von Autos traten Fragen des Technikgebrauchs in den Mittelpunkt. Über den Gebrauch des Telefons bei den Amischen hat Diane Zimmerman Umble ein ganzes Buch geschrieben: Holding the Line. The Telephone in Old Order Mennonite and Amish Life.[28]
Telefon, Fernsehen und Internet
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zog langsam das Telefon in den USA auch in ländliche Gebiete ein. Da es zu Anfang keine Bestimmungen bezüglich des Telefons in der Ordnung gab, legten sich auch Mitglieder der Amischen alter Ordnung Telefone zu, was jedoch zu Spannungen in den Gemeinden führte. In den Jahren 1909/10 spaltete sich deswegen etwa ein Fünftel der Mitglieder der Amischen alter Ordnung im Lancaster County in Pennsylvania vom Rest ab und erlaubte ausdrücklich das Telefon und den Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Diese Spaltung verhärtete die Einstellung der Konservativeren gegen das Telefon. Im Laufe der Zeit bildeten sich dann in anderen Gegenden ebenfalls Gruppen, die das Telefon und andere Neuerungen erlaubten. Diese Gruppen vereinigten sich später zu den Beachy-Amischen. Als dann in den 1950er Jahren langsam das Fernsehen ländliche Gebiete erreichte, wurde es so gut wie überall von Anfang an von den Amischen alter Ordnung verboten. Gleiches gilt für das Internet.[29][30]
Während zwar die Installation eines Telefons im Hause verboten wurde, war jedoch die Benutzung von Telefonen an sich nicht verboten, was dazu führte, dass Amische bei dringendem Bedarf das Telefon von englischen Nachbarn benutzen. Auch die Benutzung öffentlicher Telefone blieb erlaubt, was dazu führte, dass oft in der Nähe amischer Häuser öffentliche Telefonhäuschen errichtet wurden. Da für das moderne Wirtschaftsleben das Telefon immer wichtiger wurde, erlaubten schließlich etliche amische Untergruppen die Installation von Telefonen in Scheunen oder anderen Geschäftsräumen, nicht zuletzt, um die englischen Nachbarn nicht zu sehr in Anspruch nehmen zu müssen. Nicht selten sind solche Scheunentelefone mit Anrufbeantwortern ausgerüstet, die der Besitzer einmal am Tag abhört, um dann zurückzurufen. Telefone in den Wohnhäusern sind nur bei den liberalsten Gruppen erlaubt. Insgesamt will man das Telefon möglichst an einen Ort verbannen, an dem es nicht das Leben dominieren kann. In Notfällen ist der Gebrauch des Telefons bei allen, auch den strengsten Gruppen erlaubt.[31]
Mit dem Aufkommen von Handys und Smartphones erreichte eine weitere Herausforderung die Amischen alter Ordnung. Besonders Jugendliche, die der Ordnung noch nicht unterstehen, weil sie noch nicht getauft sind, schaffen sich Handys und Smartphones an, die sich auch relativ leicht verbergen lassen. Selbst unter getauften Erwachsenen hielten Smartphones mehr oder minder heimlich Einzug. Vor allem in der Frühzeit des Smartphones gab es noch keine Regeln der Ordnung bezüglich dieser neuen Technik.[32]
Fortbewegung

Die meisten Amischen alter Ordnung reagierten auf die zunehmende Verbreitung von Autos zwischen den beiden Weltkriegen mit einem Verbot. Diejenigen Amischen alter Ordnung, die den Besitz von Autos erlaubten, wurden zu Beachy-Amischen. Das Verbot erfolgte, weil das Auto automatische Mobilität[33] bedeute und diese Mobilität den lokalen Gruppenzusammenhalt schwäche. Zudem wurde das Auto als unnötiges Statussymbol angesehen.
Verboten wurde jedoch nur der Besitz von Autos, nicht jedoch die Nutzung von Autos eines anderen. Ein radikales Nutzungsverbot außer in Notfällen besteht nur bei den Swartzentruber-Amischen und ähnlichen besonders konservativen Gruppen. Weil unter allen Amischen alter und neuer Ordnung der Besitz, jedoch nicht die Benutzung von Autos verboten ist, sind in allen amischen Siedlungsgebieten Taxidienste entstanden, die Amische gegen Bezahlung mit dem Auto befördern.
Im täglichen Leben werden Kutschen benutzt, die je nach Gruppe ein graues, schwarzes, gelbes, weißes oder braunes Verdeck haben. Die Räder sind entweder Stahlreifen oder haben Gummibereifung, je nach Untergruppe. Landwirtschaftliche Geräte werden ebenfalls von Pferden gezogen, auch wenn sie motorbetrieben sind. Traktoren werden von vielen Untergruppen eingesetzt, meist jedoch im stationären Betrieb, nur wenige Untergruppen erlauben den Einsatz von Traktoren als Zugmaschine zur Feldarbeit. An den Kutschen kann man auch sehen, dass Amische nicht grundsätzlich gegen technische Neuerungen sind: Ein großer Wagner stellte 2024 auch Kutschen mit hydraulischen Scheibenbremsen und Navis her.[34]
Die Benutzung von Zügen und öffentlichen Bussen ist erlaubt, Flugreisen sind jedoch bei fast allen Untergruppen verboten. Fahrräder sind teilweise erlaubt, teilweise nicht, zum Beispiel sind sie in Lancaster County verboten. Relativ weit verbreitet, vor allem unter Kindern und Jugendlichen, sind Tretroller und Rollschuhe.

Im Laufe der Zeit hat sich eine Amish driver industry etabliert, ein Fahrdienst durch Englische, die Amische gegen Geld dorthin fahren, wo es mit der Kutsche nicht möglich ist, beispielsweise zu Hochzeiten und Beerdigungen in entfernten Siedlungen.
Kleidung und Haartracht
Kleidung und Haartracht der Amischen bringen den amischen Glauben, vor allem die Demut, zum Ausdruck und sind zumeist einfach. Die Kleidung soll weder durch Schnitt noch Farbe die Aufmerksamkeit auf den Träger ziehen. Einigen Untergruppen sind Knöpfe an Mänteln nicht gestattet, nur Kleidernadeln oder Haken mit Ösen.
Die Männer tragen traditionell geschnittene Anzugjacken mit Stehkragen. Die Hosen haben keine Falten oder Hosenaufschläge. Gürtel werden nicht getragen, sondern Hosenträger. Vorn haben die Hosen eine klappenartige Öffnung, die man mit Knöpfen verschließt. Die amischen Hausfrauen schneidern Hosen aus Mischfaserstoffen, die aus Polyester, Baumwolle und Viskose bestehen. Diese Gewebe sind haltbarer als reine Baumwolle und daher für Arbeitskleidung besser geeignet.
Auch Hemden sind nicht aus reiner Baumwolle, sondern haben einen hohen Polyesteranteil, der das Waschen, Trocknen und Bügeln erleichtert, weniger Fäden zieht und weniger knittert.
Für die Kleidung wird einfarbiges Tuch in gedeckten Farben verwendet, wohingegen gemusterte Stoffe vermieden werden.
Früher wurde sämtliche Oberbekleidung von den Frauen selbst hergestellt. Heute gibt es Firmen, wie zum Beispiel Weaver’s Apparel, die sich auf die Herstellung von Kleidung für Amische spezialisiert haben. So müssen die Amischen nicht alle Kleider selbst herstellen. Das Gewicht der Stoffe ist von großer Bedeutung. Sie dürfen nicht zu schwer, aber auch nicht zu dünn sein. Es wird darauf geachtet, dass die Kleidung nicht zu eng anliegt und schön fällt.

Die Frauen tragen traditionelle, einfarbige Kleider (meist gedeckte dunklere Farben, in liberaleren Gruppen auch Pastellfarben) mit langen Ärmeln und einer schwarzen, passenden, kontrastierenden oder weißen Schürze. Die Kleider sind niemals ärmellos, jedoch erlauben weniger konservative Gruppen kurze Ärmel. Die Schnittdetails und die Länge der Kleider werden durch die Kleiderordnung der jeweiligen Gemeinde vorgegeben. Die Länge variiert zwischen Knie- und Knöchellänge.
Strümpfe und Schuhe sind schwarz. Frauen tragen flaches Schuhwerk. Vor allem Kinder, aber teilweise auch Jugendliche und Erwachsene, vorwiegend Frauen, gehen während der Sommermonate oft bis permanent barfuß. In jüngerer Vergangenheit hat sich im Sommer das Tragen von Sandalen, Flip-Flops oder Clogs als Alternative zum Barfußgehen etabliert.
Die typische Kopfbedeckung der männlichen Amischen sind steife, breitkrempige Filzhüte. Die Breite der Krempe und die Form der Hutspitze variieren von Gruppe zu Gruppe. Je breiter die Krempe und je länger das Haupthaar, umso konservativer ist normalerweise eine amische Untergruppe. Die sehr konservativen Swartzentruber-Amischen haben wegen ihrer langen Haare den Spitznamen Knuddelwolle. Im Sommer tragen die meisten Männer Strohhüte.
Frauen tragen Häubchen, deren Größe und Art durch die Ordnung der jeweiligen Gruppe bestimmt wird. Eine amische Frau verlässt das Haus nicht ohne Kopfbedeckung. Schon im Teenageralter fangen die Mädchen an, die Häubchen zu tragen. In vielen Siedlungsgebieten werden weiße Häubchen getragen. Ledige Frauen bis zu ca. 40 Jahren tragen sonntags schwarze Häubchen.
Von verheirateten Männern wird das Tragen eines Bartes verlangt. Schnurrbärte hingegen sind fast überall verboten, da diese an das Militär erinnern. Die Form des Haarschnitts der Männer ist von der Untergruppe abhängig, normalerweise sind die Haare umso länger, je konservativer die Gruppe ist. Das Haar von Mädchen und Frauen wird niemals abgeschnitten; sie tragen die Haare aufgesteckt oder im Haarknoten unter einer Kopfbedeckung, die als Prayer cap bekannt ist. Jegliche Art von Schmuck und Verschönerung ist untersagt, dazu gehört auch das Tragen von Ringen und Make-up.
Elektrizität und Kleingeräte
Amische Haushalte sind, mit Ausnahme einiger Gemeinden neuer Ordnung, nicht an das Elektrizitätsnetz angeschlossen, sondern verwenden gasbetriebene Lampen oder erzeugen für einige Geräte eigene Elektrizität, meistens mit Dieselgeneratoren. Batterien sind teilweise erlaubt, in vielen amischen Untergruppen wird zum Antrieb von Geräten und Werkzeugen Hydraulik oder Pneumatik (Pressluft) genutzt, die mit Dieselmotoren erzeugt wird. So gibt es in fast allen Untergruppen auf diese Weise motorgetriebene Waschmaschinen. Nach der Ordnung ist es verboten, sich vor der Kamera zum Fotografiertwerden zu präsentieren; nicht verboten ist es, das Fotografieren stillschweigend zuzulassen. Wenn sich ein Individuum heraushebt, wird das als mangelnde Demut angesehen und daher abgelehnt.
Sozialisation
Bildung

Bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gingen amische Kinder zusammen mit den meisten anderen Kindern in ländlichen Gebieten in kleine Ein-Raum-Schulen. Als man jedoch begann diese Ein-Raum-Schulen aufzulösen und größere Schulzentren einzurichten, zu denen die Kinder in Bussen gebracht wurden, begannen Amische ihre eigenen Schulen aufzubauen. Heute besuchen die Kinder der Amischen alter Ordnung zumeist keine öffentlichen Bildungseinrichtungen mehr, sondern gesonderte amische Schulen, in denen sie meist von jungen, unverheirateten amischen Frauen unterrichtet werden.
Diese selbstverwalteten Schulen, in denen Kinder verschiedener Klassen- und Leistungsstufen gemeinsam unterrichtet werden, verteilen sich über das Siedlungsgebiet und werden durch Schulgelder der Eltern finanziert – nicht durch die amerikanischen Schulbehörden. Religiöse Inhalte, die über Schulgebet und das Lesen von Bibeltexten hinausgehen, werden in amischen Schulen nicht vermittelt, da dies als Aufgabe der Familie angesehen wird.
Die eigenen Schulen erlauben die Kontrolle der Unterrichtsinhalte und sozialisieren die Kinder stärker in Richtung des späteren Beitritts zur eigenen Gruppe. Auch sind solche Schulen für den Erhalt des Pennsylvaniadeutschen wichtig, das alle Kinder in der Schule beherrschen. In diesen Schulen werden Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt, nicht aber Biologie (besonders nicht Sexualkunde), wissenschaftliche oder erdgeschichtliche Lehren oder gar die Evolutionstheorie.
Beim Wissen über die drei Rs (reading, writing, ’rithmetic = Lesen, Schreiben, Rechnen) können amische Schüler mit ihren amerikanischen Gleichaltrigen in öffentlichen Schulen mithalten. In amischen Schulen herrscht große Disziplin, vieles wird durch Stillarbeit erlernt. Auch Deutsch wird unterrichtet, wofür angepasstes Schulmaterial entwickelt wurde, damit die religiösen Texte gelesen werden können.
Das amische Schulwesen ist stark identitätsstiftend, sehen einige Soziologen in ihm sogar den größten Faktor für das Überleben der Amischen als eigene Gruppe, da Religion nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse in Beweisnot gerät und andere Lebensoptionen weder gezielt angesprochen noch gefördert werden. Ähnlich verhält es sich mit dem zunehmenden amerikanischen home-schooling, das ebenfalls zumeist auf religiöse Gründe zurückzuführen ist.
Rumspringa – Jugendzeit bis zur Heirat

Die Zeit zwischen der Vollendung des 16. Lebensjahrs bis zum eventuellen Beitritt zur Gemeinde und zur Heirat ist als die Zeit des Rumspringa (Pennsylvaniadeutsch für Herumspringen) bekannt. In dieser Zeit wird davon ausgegangen, dass die Eltern keine volle Kontrolle mehr über ihre Kinder haben. Die Gemeinde hat ebenfalls keine Handhabe gegen Nichtmitglieder, so dass amische Jugendliche in dieser Zeit etliche Freiheiten haben, beispielsweise um ausgelassene Partys zu feiern.[35]
Die Eltern sind meist nicht besonders glücklich über das wilde Treiben ihrer Kinder, vermeiden es aber weitgehend einzugreifen, um ihre Kinder nicht der Gemeinde ganz zu entfremden. Einige strengere Untergruppen haben jedoch genaue Regeln, bei welchen schweren Ausschweifungen die Eltern die Kinder des Elternhauses verweisen müssen. Das Vorkommen solcher schwereren Ausschweifungen ist aber weitgehend auf wenige große amische Siedlungen beschränkt. In den kleineren Siedlungen gibt es nicht genügend Jugendliche, um ganz wilde Jugendgruppen zu bilden, weil die meisten Jugendlichen es doch nicht ganz so wild treiben.[36]
In den größeren Siedlungen mit vielen Dutzenden oder sogar hunderten von Jugendlichen im Rumspringa-Alter bilden die Jungen Gruppen von mehreren Dutzend bis zu 200 Mitgliedern. Diese buddy bunch (deutsch etwa Kumpel-Haufen) genannten Gruppen bilden ein Spektrum von relativ konservativen Jungen, die weiterhin amische Kleidung tragen und Kutsche fahren, bis hin zu sehr wilden Gruppen autofahrender Jugendlicher in modischer Kleidung, die exzessive Partys mit viel Alkohol und nicht selten Drogenkonsum feiern. Die Mädchen schließen sich den Gruppen ihrer Freunde oder Brüder an.[37][38]
Der Dokumentarfilm Devil’s Playground von Lucy Walker befasst sich mit der Erscheinung Rumspringa in den großen amischen Siedlungen in Nord-Indiana. Vor allem durch diesen Film wurde das Phänomen Rumspringa weiteren Kreisen bekannt. In diesem Film werden Jugendliche begleitet, die eine extrem wilde Form vom Rumspringa praktizieren, die nicht nur Alkoholexzesse, sondern auch Drogenkonsum und Konflikte mit der Polizei umfasst.[39]
Mädchen sind in der Rumspringa-Zeit meist wesentlich zurückhaltender als die Jungen, so tragen fast alle Mädchen während dieser Zeit ihre traditionelle amische Kleidung, während viele amische Jungen in dieser Zeit mehr oder minder modische Kleidung der Mehrheitsgesellschaft tragen. Auch erwerben die meisten amischen Jungen den Führerschein und nicht wenige besitzen in dieser Zeit ein Auto.[40]
Die Tradition der Amischen erlaubt eine gewisse, begrenzte Freiheit für junge unverheiratete Paare, zu der bei traditionellen Gruppen auch das sogenannte Bundling gehört, bei dem das verliebte Paar ein Bett teilen darf, ohne jedoch völlig unbekleidet zu sein. Ebenfalls erlaubt ist das gemeinsame Sitzen auf einem Schaukelstuhl, wobei das Mädchen auf dem Schoß des Jungen sitzt. Allgemein wird jedoch Geschlechtsverkehr vor der Ehe als Makel empfunden.[41]
Die meisten Jugendlichen entscheiden sich nach der Zeit des Rumspringa für das Leben als Amische. Durch die Gläubigentaufe werden sie Mitglieder der Gemeinde und erkennen deren Regeln an. Dies bedeutet auch, dass von nun an Vergehen geahndet werden, im Extremfall mit Bann und Meidung. Eine Rückkehr nach glaubhafter Reue ist jedoch auch nach schwersten Vergehen möglich.[42]
Erwerbsleben

Nach ihrer Schulzeit arbeiteten die amischen Jugendlichen früher meistens auf der Farm ihrer Familie, bis sie heirateten. Sie übernahmen mit Hilfe der Eltern eine eigene Bauerei oder blieben in der Landwirtschaft.
Heute hat sich das berufliche Spektrum der Amischen erweitert, da es nicht mehr genügend Farmen zu kaufen gibt und diese teilweise extrem teuer wurden, etwa in den alten Siedlungsgebieten, die stark vom Tourismus frequentiert werden, und in denen die Amischen mit Bauspekulanten und Hinzuziehenden um den vorhandenen erwerbbaren Boden in Konkurrenz treten.
Früher war man bei nicht vorhandenen Kaufmöglichkeiten von Farmen in andere Gebiete ausgewandert, so dass sich die Verbreitung der Amischen auf mehr und mehr Staaten erstreckte. Dies findet heute auch noch statt, allerdings ist diese Tendenz in den großen Siedlungen stark abnehmend. Die Amischen gelten in diesen Gebieten als sehr bodenverhaftet und wollen am heimatlichen Ort bleiben. Somit wich man zuerst in landwirtschaftsnahe Berufe aus, in denen eine Nische zu finden war, und erweiterte diese zunehmend bis zum Klein- und Großkaufmannswesen. Berufe wie Maurer, Schreiner, Holzwerker etc. werden nun vielfach durch Amische besetzt, sie arbeiten in so genannten construction crews, sind oftmals auf Montage. Daneben wächst die Schicht amischer Geschäftsleute, entweder im produzierenden Gewerbe oder im reinen Handel. Die Amischen sind als hervorragende Schreiner und Zimmerleute berühmt. In Elkhart (Indiana) entstand so das Zentrum des Wohnmobilbaus in den USA.[43][34] Ein weiterer Erwerbszweig sind die Amisch-Möbel (Amish furniture), Massivholzmöbel im traditionellen Stil. Ab den 1920er Jahren wurden diese Möbel beliebt wegen ihrer Qualität und der Schlichtheit ihres Designs. Sie werden handwerklich hergestellt, heute meist im Mission oder Shaker Stil, Mission ist etwas modernen mit klaren Linien, Shaker traditioneller.[44]
Die Gründung neuer Siedlungen erfolgt auf Privatinitiative. Meist sucht eine Gruppe aus mehreren Familien preiswertes Land, das nicht allzu weit von einer nicht allzu großen Stadt entfernt ist, in der wichtige Dinge erledigt werden können, vom Besuch von Ärzten über Geschäfte, die Dinge verkaufen, die die Amischen nicht selbst herstellen, bis zu Märkten für ihre Produkte.
Amische, die heutzutage aus den bestehenden Siedlungsgebieten aussiedeln und woanders nach preiswertem Land suchen, bringen meistens entweder eine sehr starke Bindung an die Landwirtschaft mit oder wollen den liberalisierenden Tendenzen in den großen Siedlungen entfliehen, woanders unter einer strengeren, nach ihrem Ermessen gottgemäßeren Ordnung, in stärkerem Maße abgesondert von der Welt leben. So kann das konservative Element vermehrt aussiedeln.
Nicht alle amischen Neusiedlungen sind erfolgreich. In dem Buch Amish Settlements that Failed sind an die hundert Siedlungen aufgelistet und beschrieben, die nicht erfolgreich waren. Dabei gibt es sogar amische Siedler, die mehrfach in neue Siedlungen zogen.
Das ausgeweitete berufliche Spektrum wird durchaus kritisch und positiv gesehen. Einerseits verschafft es Amischen mehr und mehr Möglichkeiten, in ihrer Parallelgesellschaft zu verbleiben und dort ihre Einkäufe und Reparaturbedürfnisse zu befriedigen, ohne viel Weltkontakt zu haben. So wird dies noch positiv bewertet in „The Riddle of Amish Culture“, andererseits gibt es mittlerweile eine amische lunch bag-culture, in der der Vater morgens aus dem Hause geht, abends oder (bei Montagearbeiten) sogar erst Tage später nach Hause zurückkehrt und sein familiäres Leben und seine Einflussmöglichkeiten abnehmen (z. B. dem Sohn direkt ein Handwerk zu vermitteln). Darüber hinaus sind die vermehrt außerhalb Arbeitenden und die Geschäftsleute einem hohen Einfluss der Außenwelt ausgesetzt, was durchaus ihre Sichtweise der Welt positiv beeinflusst, aber wohl auch das Gemeinschaftsgefühl und -leben auf einer überlieferten Grundlage gefährdet.
Untergruppen
Die Amischen alter und neuer Ordnung sind zwar durch ihren Glauben, ihre Kultur und ihre Traditionen, ihre Sprache und vielfältige Verwandtschaftsbeziehungen verbunden, sie stellen jedoch keineswegs eine einheitliche Gruppe dar, sondern zerfallen in mehr als 40 Untergruppen. Diese Untergruppen bildeten sich zuerst aufgrund geographischer Gegebenheiten, das heißt in verschiedenen Gegenden bildeten sich eigene Untergruppen. Die drei größten Gruppen sind heute die Untergruppe der aus dem Lancaster County in Pennsylvania stammenden Amischen, die aus dem Holmes County und Umgebung in Ohio stammenden und die aus den Counties Elkhart und Lagrange in Indiana stammenden.
Mit der zweiten Einwanderungswelle von Amischen im 19. Jahrhundert bildeten sich Untergruppen aufgrund unterschiedlicher, gegenseitig kaum verständlicher Dialekte. So bilden die Berndeutsch-sprechenden und die Elsässisch-sprechenden Amischen eigene Untergruppen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bildeten sich auch eigene Untergruppen aufgrund von unterschiedlichen Lebensauffassungen, wobei sich meistens konservative Gruppen abspalteten. So spalteten sich die Beiler-Amischen 1849 ab, die Renno-Amischen 1863 und die Nebraska-Amischen 1881. In der Zeit des Ersten Weltkrieges bildeten sich dann die beiden größten extrem konservativen Untergruppen, die Swartzentruber-Amischen in Ohio und die Buchanan-Amischen in Iowa.
In den 1920er Jahren trennten sich dann die Beachy-Amischen in der Auseinandersetzung über die Frage, ob der Besitz von Autos erlaubt sein soll, von den Amischen alter Ordnung. Die Beachy-Amischen haben jedoch, außer der Kleidung und dem Namen, so gut wie alle amischen Besonderheiten verloren. In den 1960er Jahren entstanden dann die Amischen neuer Ordnung, die sowohl eine stärker evangelikale Spiritualität als auch mehr moderne Technik wollten. Die Amischen neuer Ordnung halten im Gegensatz zu den Beachy-Amischen an der deutschen Sprache und an Pferdekutschen fest.
Amische Untergruppen unterscheiden sich nicht nur, was den Gebrauch moderner Technik angeht, sondern auch in der Strenge von Bann und Meidung, in ihrer Spiritualität (mehr oder weniger evangelikal), in der Ablehnung großer Siedlungen sowie in der Kinderzahl und in der Rate der Jugendlichen, die in die amische Gemeinschaft eintreten, wobei sowohl die Kinderzahl als auch die sogenannte retention rate normalerweise umso größer ist, je konservativer die Untergruppe ist, was dazu führt, dass die konservativsten sehr schnell wachsen, die liberalsten, das heißt vor allem die Amischen neuer Ordnung nur sehr langsam wachsen, stagnieren oder sogar schrumpfen (Amische neuer Ordnung mit Elektrizität).
Donald Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven Nolt listen in ihrem Buch The Amish aus dem Jahre 2011 die folgenden Gemeindebünde, geordnet nach der Zahl der Distrikte, auf:
Gemeindebund | Entstehungs- datum |
Ursprungs- staat |
Staaten | Sied- lungen |
Kirchen distrikte |
---|---|---|---|---|---|
Lancaster | 1760 | Pennsylvania | 8 | 37 | 291 |
Elkhart-LaGrange | 1841 | Indiana | 3 | 9 | 177 |
Holmes Old Order | 1808 | Ohio | 1 | 2 | 147 |
Buchanan | 1914 | Indiana | 19 | 67 | 140 |
Geauga I | 1886 | Ohio | 6 | 11 | 113 |
Swartzentruber | 1913 | Ohio | 15 | 43 | 119 |
Geauga II | 1962 | Ohio | 4 | 27 | 99 |
Schweizer (Adams) | 1850 | Indiana | 5 | 15 | 86 |
Troyer | 1931 | Ohio | 6 | 17 | 53 |
Schweizer (Allen) | 1852 | Indiana | 7 | 17 | 46 |
Dover, Delaware | 1915 | Delaware | 10 | 16 | 42 |
Andy Weaver Amish | 1955 | Ohio | 1 | 4 | 40 |
Nappanee, Indiana | 1841 | Indiana | 1 | 1 | 37 |
New Order ohne Elektrizität | 1967 | Ohio | 7 | 13 | 35 |
Arthur, Illinois | 1864 | Illinois | 2 | 4 | 31 |
New Wilmington, Pennsylvania | 1847 | Pennsylvania | 2 | 6 | 28 |
Daviess County, Indiana | 1868 | Indiana | 1 | 1 | 26 |
Kenton, Ohio | 1953 | Indiana | 6 | 13 | 25 |
Ashland County, Ohio | 1954 | Ohio | 6 | 9 | 23 |
Jamesport/Bloomfield | 1953 | Missouri | 3 | 5 | 20 |
Michigan Churches | 1970 | Michigan | 3 | 15 | 20 |
Nebraska | 1881 | Pennsylvania | 2 | 5 | 19 |
Renno | 1863 | Pennsylvania | 2 | 4 | 19 |
New Order mit Elektrizität | 1972 | Pennsylvania | 6 | 16 | 17 |
Fredericktown | 1972 | Ohio | 2 | 4 | 15 |
Kalona, Iowa | 1846 | Iowa | 1 | 3 | 13 |
Kansas/Oklahoma | 1883 | Kansas | 3 | 6 | 12 |
Milverton, Ontario | 1824 | Ontario | 1 | 4 | 12 |
Missouri/Illinois | 1960 | Missouri | 2 | 9 | 11 |
Somerset County, Pennsylvania | 1772 | Pennsylvania | 3 | 6 | 10 |
Tobe Hostetler | 1940 | Ohio | 1 | 4 | 10 |
Milroy/West Union | 1969 | Indiana | 3 | 3 | 9 |
Guys Mills/Fredonia | 1972 | Pennsylvania | 2 | 4 | 7 |
Aylmer, Ontario | 1953 | Ontario | 1 | 3 | 5 |
Byler | 1849 | Pennsylvania | 2 | 1 | 5 |
New Order-Tobe | 1967 | Ohio | 1 | 1 | 5 |
Abe Miller | 1970 | Tennessee | 2 | 3 | 4 |
New Order Fellowship | 1983 | Ohio | 3 | 4 | 4 |
Turbotville | 1970 | Pennsylvania | 1 | 1 | 3 |
Kokomo, Indiana | 1848 | Indiana | 1 | 1 | 2 |
Zwischensumme | n/a | n/a | 410 | 1.780 | |
Unklassifiziert | n/a | n/a | 133 | ||
Summe | n/a | n/a | 1.913 |
Unterschiede im Technikgebrauch
Die Akzeptanz technischer Errungenschaften variiert von Gruppe zu Gruppe. Über eine Annahme oder Nutzung kann folgendermaßen entschieden werden: Sie wird ohne weiteres Aufsehen von der Gruppe akzeptiert, indem einer nach dem anderen ohne Widerspruch sich diese Neuerung zulegt; sie kann jedoch später, sollte Widerspruch aufkommen, verboten werden. Oder sie wird mit einem einstimmigen Gemeindebeschluss offiziell erlaubt. Bei von vornherein sinnlos oder gar gefährlich scheinenden Neuerungen, z. B. dem Fernsehen, kann eine Nutzung sofort verboten werden, ohne dass sie erst Eingang in die Gemeinschaft gefunden haben.
Die vergleichsweise große Bandbreite in den beiden Untergruppen Elkhart-LaGrange und Schweizer Amische aus dem Adams County in Indiana rührt daher, dass es in diesen Gruppen kaum zu Spaltungen kam, sondern der unterschiedliche Technikgebrauch in verschiedenen Gemeindedistrikten geduldet wird. Obwohl die aus dem Lancaster County in Pennsylvania stammende Untergruppe oft als die Muster-Amischen angesehen wird und sie zusammen mit den Untergruppen aus dem Holmes County und Elkhart/LaGrange den amischen Mainstream bilden, gehören sie doch zu den liberalsten Gruppen, was den Technikgebrauch angeht.
Untergruppe | Traktor zur Feldarbeit | Bodenfräse | Motorrasenmäher | Propangas | Melkmaschine | Milchkühltank | Kühlschrank | Ballenpresse | Stationärer Traktor | Badewanne mit fließend Wasser | Innentoilette mit Spülung | Pneumatische Werkzeuge | Motorsäge | Gaslampe | Waschmaschine |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Prozentsatz des Gebrauchs | 6 | 20 | 25 | 30 | 35 | 35 | 40 | 50 | 70 | 70 | 70 | 70 | 75 | 90 | 97 |
Schweizer Amische (Adams) | nein | nein | Einige | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | Einige | Einige | Einige | Einige | Einige |
Swartzentruber | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | Einige | nein | nein | ja |
Nebraska | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | Einige | nein | nein | nein | nein | Einige | nein | ja |
Buchanan | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | Einige | nein | ja | ja |
Milverton, Ontario | nein | nein | nein | nein | ja | nein | nein | nein | nein | nein | nein | ja | ja | ja | ja |
Dover, Delaware | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
Andy Weaver | nein | nein | nein | nein* | nein | nein | nein | nein | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
Aylmer, Ontario | nein | nein | ja | nein | nein | ja | nein | nein | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
Geauga I | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | Einige | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
Elkhart-LaGrange | nein | Einige | Einige | Einige | Einige | Einige | Einige | Einige | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
Holmes Old Order | nein | Einige | Einige | nein * | nein | nein | Einige | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
Renno | nein | nein | nein | nein | nein | Einige | Einige | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
Lancaster | nein | nein | Einige | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
Nappanee | nein | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
Arthur, Illinois | nein | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
New Order ohne Elektrizität | nein | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
Somerset County, Pennsylvania | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
Kalona, Iowa | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
Sprache
Die meisten Amischen alter Ordnung sind dreisprachig. Untereinander sprechen sie alle einen deutschen Dialekt, das sogenannte Pennsylvaniadeutsch, in einigen Countys Indianas auch Schweizerdeutsch, genauer eine Form des Berndeutschen im Adams County, sowie niederalemannisches Elsässisch im Allen County sowie in den Tochtersiedlungen dieser beiden Countys.
Pennsylvaniadeutsch war früher die Alltagssprache des gesamten südöstlichen Pennsylvanias und umfasste rund 800.000 Personen bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts, danach assimilierten sich die meisten sprachlich, und nur die konservativen Amischen und Mennoniten alter Ordnung blieben dem Pennsylvaniadeutsch als Umgangssprache untereinander treu. Damit wurde die Sprache auch Abgrenzungsmittel zur Welt der Englischen.
Die wenigen erhaltenen Berndeutsch (Eigenbezeichnung: „Shwitzer“[46][47]) und Elsässisch sprechenden amischen Gemeinden stammen aus Einwanderungsschüben im 19. Jahrhundert aus dem Kanton Bern (via Freigrafschaft Burgund) beziehungsweise aus dem Elsass und siedelten sich in Indiana in eigenen Gemeinden an. Gruppen dieser späten Einwanderer, die sich in gemischten Siedlungen mit Pennsylvaniadeutsch-Sprechenden niederließen, wurden von Letzteren assimiliert. Diese späten Einwanderer unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Gemeindeordnungen von Gruppen, die schon vorher in Amerika ansässig waren.
Während des Gottesdienstes benutzen Amische ein stark dialektal gefärbtes, gemischtes Hochdeutsch, welches auch englische Lehnwörter enthält. Die englische Sprache gebrauchen Amische vor allem, um mit der Außenwelt zu kommunizieren.
Gesundheit

Die Amischen schließen prinzipiell keine Versicherungen ab. Auch von der unter dem US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama eingeführten Krankenversicherungspflicht wurden die Amischen 2012 ausgenommen.[48] Anfallende Gesundheitskosten werden ausschließlich durch Spenden der Amischen untereinander getragen. In der Regel ist es zunächst die Familie, die für die Gesundheitskosten eines Familienmitgliedes aufzukommen bemüht ist. Werden diese zu hoch, wird das Anliegen dem Diakon der Gemeinde vorgetragen. Dieser verkündet die anstehenden Kosten an einem Sonntag öffentlich und sammelt in der nächstfolgenden Woche die Spenden ein. Reicht dies noch immer nicht, werden eventuell Nachbargemeinden angesprochen. Nachbarliche Hilfe geschieht nicht nur durch Geld, sondern besonders durch emotionale Unterstützung. Bisher hat diese Form der Subsidiarität gut funktioniert. Mittlerweile haben sich aber auch amische Selbsthilfeorganisationen wie Amish Aid gegründet, um beispielsweise Krankenkosten, die ein enormes Maß erreichen, zu decken.
Unter den plain-people-Gruppen (dazu gehören auch ähnlich konservativ ausgerichtete Mennoniten- und Brüdergemeinden) hat sich das Powwowing oder der Gang zum Brauchdoktor noch immer teilweise erhalten. Aus dem alten Europa mitgenommen, gibt es noch immer Heilpraktiker, die mit Hilfe von Gebeten, dem Wegsprechen und überlieferten Heilrezepten Patienten behandeln. Dies findet aber im Verborgenen statt und ist heute fast ausgestorben. Daneben nutzen die Amischen die homöopathischen Heilverfahren.
Allerdings gibt es unter den Amischen verschiedene, doch auffällig auftretende erbliche Gendefekte. Da fast alle modernen Amischen von wenigen Gründerfamilien (es gibt insgesamt nur um die 130 amische Nachnamen, und in den verschiedenen Siedlungen tritt davon nur eine bestimmte Menge auf) aus dem 18. Jahrhundert abstammen, treten durch die Fortpflanzung untereinander viele mitgetragene, rezessive Gendefekte auf, das heißt, gleiche Erbträger (Konduktoren) zeugen gemeinsame Kinder, bei denen Erbkrankheiten, die durch die Fortpflanzung Nichtverwandter meist unterdrückt blieben, nun manifest werden.
Die enge Verwandtschaft innerhalb der Amischen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Träger des gleichen Gendefekts Kinder bekommen, die dann mit Behinderungen geboren werden. Dieser Gründereffekt hilft Genforschern, die genetische Ursache für diese sonst seltenen Erbkrankheiten zu finden.[49] Einige dieser Störungen sind sehr selten, wie etwa die Hirschsprung-Krankheit, oder sogar einzigartig und gravierend genug, um die relative Sterblichkeitsrate unter amischen Kindern zu erhöhen. Die Mehrheit der Amischen akzeptiert dies als Gottes Wille und kümmert sich integrierend um diese kranken Menschen. Die Säuglingssterblichkeit der Amischen insgesamt ist jedoch weder höher noch geringer als in der nicht-amischen ländlichen Bevölkerung der Region.[50]
Da die Amischen fast nur untereinander heiraten und dies zumeist nur innerhalb der eigenen Siedlung, stellen sie wie einige europäische Gebirgstäler für Genforscher eine Möglichkeit zur Forschung über genetische Krankheiten dar. Viele Erkenntnisse über Erbkrankheiten sind daher gewonnen worden, doch hat dies nicht unbedingt Auswirkungen auf ihr Heiratsverhalten, denn dieses bedingt innerhalb der eigenen Gruppe zu heiraten (auch außerhalb der Siedlungen, solange andere Gemeinden mit ihnen in fellowship sind und es im Herrn bleibt). Dem wachsenden Bewusstsein unter den Amischen, dass Exogamie genetischen Krankheiten vorbeugen kann, stehen nach wie vor einengende Heiratsvorschriften gegenüber. Wo sich Erkrankungen auf eine Gemeinde oder eine Siedlung beschränken, kann das bedeuten, dass an anderen Orten die Inzucht noch nicht so ausgeprägt ist. Im Zeitalter der wachsenden Mobilität werden auch Autofahrten zum Verwandtenbesuch in anderen Siedlungen organisiert. Allerdings erschwert auch hier die räumliche Distanz dauerhaften Kontakt. Generell wählen amische Jugendliche ihre Ehepartner noch immer zumeist in der nächsten Umgebung, aus der nahen Peer group, die zu den gleichen Singings geht.
Dass die Amischen auf nur wenige Gründerfamilien zurückgehen und fast nur untereinander heiraten, hat nicht nur negative Auswirkungen. Auch positive Genmutationen werden so in der Gemeinschaft angehäuft. Forscher entdeckten beispielsweise ein mutiertes Gen unter den Amischen in Indiana, das den Trägern ein im Durchschnitt um zehn Jahre längeres Leben bei besserer Gesundheit beschert.[51]
Unter den Amischen ist es durch die Gemeindeordnung verboten, Cousins und Cousinen zu heiraten. Erst deren Kinder könnten dies tun, dadurch sind sie erst durch dieselben Urgroßeltern verwandt. Einige Siedlungen sind zudem miteinander völlig unverwandt, so beispielsweise die Gründerfamilien der Lancaster-County-Amischen mit den Gründern der Perth-County-Amischen-Siedlung in Kanada. Räumliche Distanz und teilweise unterschiedliche Glaubensvorstellungen (eine andere Gemeindeordnung erlaubt keine Heirat untereinander) lassen aber diese exogame Heiratsmöglichkeit innerhalb der amischen Gruppen nicht zu.
Bevölkerungszahl und Verbreitung


Im Jahre 2022 gab es 373.620 Amische alter Ordnung, die in über 500 Siedlungen in 32 Bundesstaaten der USA und drei kanadischen Provinzen sowie je einer Gemeinde in Bolivien und Paraguay leben.[52]
Im Folgenden die Staaten mit mehr als 1500 Amischen im Jahre 2021:
Insgesamt gab es 2021 in den USA 355.660 Amische und etwa 6.000 in Kanada. In Bolivien gab es etwa 150 und Argentinien 50 Amische, bei denen es sich um Konvertiten handelt, die die Russland-Mennoniten verlassen haben um Amisch zu werden.[53]
Mennoniten und Amische
Die Mennoniten süddeutsch-schweizerischer Herkunft und die Amischen teilen miteinander die gleichen historischen Wurzeln und vertreten die gleichen theologischen Positionen bei Glaubenstaufe, Ablehnung des Eides und Militärdienst-Verweigerung. Das Spektrum der amischen Gruppen ist grundsätzlich strenger in der Handhabung des Glaubens und was die Nutzung technischer Neuerungen angeht.
Es gibt aber auch unter Mennoniten ein ganzes Spektrum von Gruppen, das von extrem konservativ auch hin bis zu extrem liberalen Gruppen reicht. So gibt es beispielsweise Gruppen von Mennoniten alter Ordnung (Noah Hoover Mennoniten und Orthodox Mennonites), die bei moderner Technik so konservativ sind wie einige der strengsten Amischen, wie etwa die Swartzentruber. Insgesamt ist aber die Hauptmasse der Mennoniten wesentlich weniger konservativ als die Amischen.
Da jede Gemeinde, sofern sie nicht in einer Konferenz organisiert ist, über ihre eigenen Belange entscheidet, bildeten und bilden sich immer neue Gruppen, auch besonders durch viele Spaltungen. Insofern existieren sehr liberale und auch sehr konservative Gemeinden.
Zuweilen werden bestimmte Mennonitengruppen mit den Amischen verwechselt; dazu gehören besonders jene, die wie die Amischen alter Ordnung mit Pferdefuhrwerken fahren. Im Englischen bezeichnet man diese Mennonitengruppen als Old Order Mennonites (im Deutschen als Mennoniten alter Ordnung, auch Altmennoniten nach Mary Ann Horst). Diese Gruppen erreichen zum Teil Mitgliederzahlen von bis zu 10.000, es gibt aber auch eine ganze Anzahl kleinerer Gruppen, die sich ebenfalls als eigenständige Kirchen verstehen. Die größte dieser Gruppen ist die Groffdale Conference (auch Wenger Mennonites).
Eine deutliche Unterscheidung der Amischen und der Mennoniten findet sich in der Örtlichkeit ihrer Gottesdienste. Amische treffen sich dazu fast durchweg im Wechsel in ihren Häusern, Scheunen oder Werkstätten, wohingegen Mennoniten meist Versammlungshäuser errichten. Gemeinden, die noch nicht ihre volle Größe erreicht haben, versammeln sich in ihren Wohnhäusern, doch sobald die Gemeinde eine bestimmte Größe erreicht hat, wird ein Versammlungshaus errichtet. Wird eine amische Gemeinde zu groß, teilt sie sich, um weiterhin die Treffen in den Wohnhäusern abhalten zu können. Diese Gemeinden (die sich zwar teilen, jedoch nicht voneinander spalten) leben dann in fellowship with each other (in Gemeinschaft miteinander). So tauschen sie zum Beispiel Prediger aus oder erlauben das Heiraten untereinander.
Filmografie
Spielfilme
Spielfilme, in denen Amische vorkommen, wurden fast ausschließlich in den USA gedreht:
- Der einzige Zeuge (Witness) – 1985, Vereinigte Staaten; zwei Oscars
- Gebot des Schweigens (A Stoning in Fulham County) – 1988, Vereinigte Staaten
- Die Glut der Gewalt (Harvest of Fire) – 1996, USA
- Kingpin – 1996, USA
- Zum Teufel mit den Millionen (For Richer or Poorer) – 1997, Vereinigte Staaten
- David im Wunderland – 1998, Deutschland
- Mord im Schilf (Plain Truth) – 2004, USA, Kanada
- Saving Sarah Cain – 2007; nach einem Roman von Beverly Lewis, der erfolgreichsten Autorin von Amish Romance Novels
- Spritztour (Sex Drive) – 2008, Vereinigte Staaten
- The Shunning – 2011; Fernsehfilm, ebenfalls nach einem Roman von Beverly Lewis
- Rumspringa – Ein Amish in Berlin – 2022, Deutschland; Netflix
Filme mit teilweise dokumentarischem Charakter
- How much Wood would a Woodchuck chuck… – Beobachtungen zu einer neuen Sprache, 1976, 44 Min., von Werner Herzog. In dieser für das deutsche Fernsehen produzierten Dokumentation stellt der Regisseur das Leben der Amischen den Vorgängen einer Schnellsprechweltmeisterschaft von Viehauktionatoren gegenüber.
- Penn’a Du, 1982, 60 Min., ein Filmessay des deutschen Regisseurs Georg Brintrup. In diesem für den WDR produzierten Film geht es besonders um die Sprache, das Pennsylvaniadeutsch. 1982 trat zum ersten Mal ein amischer Schullehrer vor eine Filmkamera.
- Im Jahre 2004/5 wurde eine Serie in den Vereinigten Staaten gezeigt, Amish in the City, die der Idee nachgehen sollte, ob die amischen Rumspringer nicht letztlich im engen Kontakt mit Weltlichen doch lieber den American Way of Life wählten. Jene amischen Jugendlichen standen zum Zeitpunkt der Aufnahmen aber nicht mehr vor dieser Frage, sondern hatten sich schon für die Außenwelt entschieden.
- Am 2. Oktober 2006 schoss ein Mann in der Schule der Amischen in Nickel Mines (Pennsylvania) auf zehn amische Mädchen, von denen fünf überlebten, danach erschoss er sich selbst. Die Amischen vergaben dem Täter und kümmerten sich auch um seine Witwe, die mit drei kleinen Kindern zurückblieb. Über dieses Massaker schrieb der Soziologe Donald Kraybill gemeinsam mit Steven M. Nolt und David L. Weaver-Zercher das Buch Amish Grace: How Forgiveness Transcended Tragedy. Auf Grundlage dieses Buches entstand der in Teilen dokumentarische Fernsehfilm Amish Grace, der 2010 erstmals im Lifetime Movie Network ausgestrahlt wurde.[54]
Dokumentarfilme
Es gibt eine Reihe von Dokumentationen über die Amischen:
- Amish – Ein Bauernhof für unsere Kinder, Produktion: ORF, 1998, 60 Min., von Eva Maria Berger. Diese Dokumentation behandelt explizit die Lancaster-County-Amischen und enthält soziologische Bewertungen von Donald B. Kraybill. Siehe Donald B. Kraybill und Steven M. Nolt: Amish Enterprise – From Plows to Profits unter der Rubrik Literatur.
- Die Amish – alte Werte in der neuen Welt, 3sat, 1999, von Wolfgang Wegner. Diese Dokumentation handelt ebenfalls von den Amischen in Lancaster County und enthält Interviews (z. B. mit dem Eisproduzenten von Lapp’s Valley Farm) mit Beachy-Amischen und New-Order-Amischen.
- Amish People – Leben in einer anderen Welt. Dokumentation, Frankreich, 2005, 53 Min., Regie: Alexandre Fronty, Produktion: arte, Reihe: WunderWelten.
- 3sat, 2009, Kreuz & Quer: Amish People von Alexandre Fronty, schildert das Leben der Amischen der alten und neuen Ordnung in einem Dorf in Pennsylvania
- Mélanie Van der Ende: Die Welt der Amish – Tradition und Versuchung in der 3sat-Mediathek. Video (44 Min.), abrufbar bis 28. Februar 2027, 2022
Amerikanische Dokumentarfilme sind unter anderem:
- The Riddle of the Amish
- Amish – A People of Preservation
- The Amish and US
- The Amish Riddle
- The Devil’s Playground
Pseudo-Dokumentationen
- Amish Mafia ist eine US-amerikanische Scripted-Reality-Fernsehserie und damit reine Erfindung. Die Serie wurde von führenden Wissenschaftlern, die sich mit den Amischen beschäftigen, heftig kritisiert. Ähnliches gilt für Breaking Amish und Amish: Out of Order.
- Die Amischen sind gelandet, Originaltitel: Meet the Amish bzw. Amish: World’s Squarest Teenagers, Dokusoap GB 2011. imdb.com, ebenfalls eine gestellte Dokumentation.
Siehe auch
Literatur
Wissenschaftliche Primärliteratur
- John A. Hostetler: Amish Society (4. Auflage), Baltimore und London 1993. (Der wissenschaftliche Klassiker zu den Amischen)
- Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish. Baltimore 2013. (Das aktuelle wissenschaftliche Standardwerk zu den Amischen)
- Donald B. Kraybill: The Riddle of Amish Culture (durchgesehene Neuauflage), Baltimore und London 2001. (Der wissenschaftliche Klassiker von Kraybill)
- Steven M. Nolt: A History of the Amish. Intercourse 1992. (Das wissenschaftliche Standardwerk zur Geschichte der Amischen)
- Charles E. Hurst und David L. McConnell: An Amish Paradox. Baltimore 2010. (Das wissenschaftliche Werk eines Professors und eines Hochschullehrers)
- Donald B. Kraybill und Marc A. Olshan (Hrsg.): The Amish Struggle with Modernity. Hanover, NH 1994.
- Richard A. Stevick: Growing up Amish – The Teenage Years. Baltimore 2007. (Wissenschaftliches Werk über amische Teenager und Rumspringe)
- Donald B. Kraybill und C. Nelson Hostetter: Anabaptist World USA. Scottdale, PA und Waterloo, Ontario 2001. (Statistikwerk zu den Täufern in den USA)
- Donald B. Kraybill: Concise Encyclopedia od Amish, Brethren, Hutterites and Mennonites. (Ein Lexikon zu den Täufern)
- Donald B. Kraybill, Steven M. Nolt: Amish Enterprise – From Plows to Profits. 2. Auflage. Baltimore 2004 (Über den wirtschaftlichen Wandel der Amischen).
- Thomas J. Meyers und Steven M. Nolt: An Amish Patchwork. Bloomington und Indianapolis 2005. (Wissenschaftliches Werk über die Amischen in Indiana)
- Diane Zimmerman Umble: Holding the Line. The Telephone in Old Order Mennonite and Amish Life. Baltimore 2000.
Weitere Werke
- Joe Mackall: Plain Secrets: An Outsider among the Amish. Boston, Mass. 2007. (Persönlicher Bericht eines Literaturprofessors über seine Freundschaft mit einer amischen Familie)
- Ira Wagler: Growing up Amish. Carol Stream; Illinois 2011. (Persönlicher Bericht eines Aussteigers aus einer amischen Gemeinde)
- Jeff Smith: Becoming Amish. Cedar, Michigan 2016. (Bericht einer Familie, die letztendlich vergeblich versuchte, den Amischen beizutreten)
- Bernd G. Längin: Die Amischen. Vom Geheimnis des einfachen Lebens. München 1990, ISBN 3-471-78049-1. (Sicht eines Journalisten mit persönlichen Akzenten)
- Emma Gingerich: Runaway Amish Girl: The Great Escape. Progressive Rising Phoenix Press, 2014, ISBN 1-940834-76-7. (Persönlicher Bericht einer Amisch-Aussteigerin)
- Silke Langwasser: Die Old Order Amish: Eine Glaubensgemeinschaft zwischen Beharrlichkeit und Entwicklung. Marburg 2008. (Wissenschaftliche Arbeit zum Thema)
- Hermann Hage: Amische Mennoniten in Bayern. Edition vulpes, Regensburg 2009, ISBN 978-3-939112-45-7. (Historisches Werk, hauptsächlich über das 19. Jhdt.)
Verweise
- Literatur zum Schlagwort Amische im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Donald B. Kraybill: Amische. In: Mennonitisches Lexikon. Band 5 (MennLex 5).
- Amish Resources, Library of Congress
- Hiwwe wie Driwwe – Die pennsylvanisch-deitsch Zeiding
- Amish Mennonites engl. (Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online)
- The Amish & Plain People (Englischer Führer für Touristen)
- Barbara Völkel: Das Leben der Amish in der arte-Mediathek. Dokumentarfilm (43 Min.), abrufbar bis 30. Januar 2027
Einzelnachweise
- ↑ Eva Stanzl: Pandora kriegt die Büchse nicht zu. In: Wiener Zeitung. 22. Februar 2012, abgerufen am 31. August 2014.
- ↑ Amish Population Change 2010-2015. (PDF) Young Center for Anabaptist and Pietist Studies, Elizabethtown College, abgerufen am 16. November 2017.
- ↑ Discovery Channel’s next reality series: “Amish Mafia” – News. LancasterOnline.com, 5. Januar 2013, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 28. März 2013; abgerufen am 9. August 2015.
- ↑ Experts Dispute Existence of 'Amish Mafia' as Reality Show Debuts. Newsmax.com, 11. Dezember 2012, abgerufen am 9. August 2015.
- ↑ Blog.pennlive.com: There is no Amish mafia' says Amish expert
- ↑ Merriam-Webster: Aussprache „Amish“ (WAV; 6 kB)
- ↑ [1]
- ↑ Archivierte Kopie ( vom 3. Juli 2022 im Internet Archive)
- ↑ Archivierte Kopie ( vom 3. Juli 2022 im Internet Archive)
- ↑ Hermann Hage: Amische Mennoniten in Bayern. Regensburg 2009, ISBN 978-3-939112-45-7.
- ↑ Leroy Beachy: Unser Leit. S. 126.
- ↑ Karen M. Johnson-Weiner: New York Amish. S. 15.
- ↑ Steven M. Nolt: A History of the Amish. 2. Auflage. Intercourse, PA 2003, S. 172–195.
- ↑ Steven M. Nolt: A History of the Amish. 2. Auflage. Intercourse, PA 2003, S. 118–156.
- ↑ Steven M. Nolt: A History of the Amish. 2. Auflage. Intercourse, PA 2003, S. 157–178.
- ↑ Steven M. Nolt: A History of the Amish. 2. Auflage. Intercourse, PA 2003, S. 174.
- ↑ Steven M. Nolt: A History of the Amish. 2. Auflage. Intercourse, PA 2003, S. 178–189.
- ↑ Steven M. Nolt: A History of the Amish. 2. Auflage. Intercourse, PA 2003, S. 193–230.
- ↑ John S. Oyer: Is there an Amish Theology in Lydie Hege et Christoph Wiebe: Les Amish: origine et particularismes 1693–1993, The Amish: origin and characteristics 1693–1993, Ingersheim 1996, S. 300.
- ↑ Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish. Baltimore 2013, S. 59–64.
- ↑ Ernsthafte Christenpflicht bei gameo.org.
- ↑ Amish Studies – The Young Center: Beliefs.
- ↑ 1001 Questions and Answers on the Christian Life, written by 20 members of the Amish ministry and lay people in various communities, erschienen bei Pathway Publishers, Aylmer, Ontario und Lagrange, Indiana 1992.
- ↑ 1001 Questions & Answers On The Christian Life auf amishamerica.com.
- ↑ John A. Hostetler: Amish Society. Baltimore und London 1993, S. 306, 389–90.
- ↑ Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish. Baltimore 2013, S. 64–66.
- ↑ John A. Hostetler: Amish Society. 4. Auflage. Baltimore und London 1993, S. 105–111.
- ↑ Silke Langwasser: Die Old Order Amish: Eine Glaubensgemeinschaft zwischen Beharrlichkeit und Entwicklung. Marburg 2008, S. 68–69.
- ↑ Silke Langwasser: Die Old Order Amish: Eine Glaubensgemeinschaft zwischen Beharrlichkeit und Entwicklung. Marburg 2008, S. 69.
- ↑ Charles E. Hurst und David L. McConnell: An Amish Paradox, Baltimore 2010, S. 106–7.
- ↑ Charles E. Hurst und David L. McConnell: An Amish Paradox, Baltimore 2010, S. 204–205.
- ↑ Charles E. Hurst und David L. McConnell: An Amish Paradox, Baltimore 2010, S. 52–53.
- ↑ nach Donald B. Kraybill in Das Rätsel der Amish
- ↑ a b Dirk Rohrbach: Warum die Amish sich gegen die moderne Welt stemmen. In: ARD Audiothek. 19. Januar 2024, abgerufen am 28. Dezember 2024.
- ↑ Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish, Baltimore 2013, S. 213–214.
- ↑ Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish, Baltimore 2013, S. 214.
- ↑ Richard A. Stevick: Growing up Amish – The Teenage Years, Baltimore 2007, S. 154–156.
- ↑ Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish, Baltimore 2013, S. 217–221.
- ↑ Richard A. Stevick: Growing up Amish – The Teenage Years, Baltimore 2007, S. 152–153.
- ↑ Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish, Baltimore 2013, S. 224.
- ↑ Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish, Baltimore 2013, S. 221–223.
- ↑ Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner und Steven M. Nolt: The Amish, Baltimore 2013, S. 226–228.
- ↑ RV Capital Of The World: Elkhart, Indiana. In: Crossroad Trailers. 2024, abgerufen am 28. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ History of Amish Furniture. In: Martin’s Amish Furniture. 2024, abgerufen am 30. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ “Amish Technology Use in Different Groups” auf amishamerica.com
- ↑ Anja Hasse, Guido Seiler: Social factors in mixed language emergence: solving the puzzle of Amish Shwitzer. In: Silvia Ballarè, Guglielmo Inglese (Hrsg.): Sociolinguistic and Typological Perspectives on Language Variation (= Trends in Linguistics. Studies and Monographs. Band 374). De Gruyter Mouton, Berlin/Boston 2023, S. 85–120.
- ↑ Anja Hasse, Guido Seiler: Die Sprache(n) der Schweizer Täufer in Nordamerika. In: Elvira Glaser, Johannes Kabatek, Barbara Sonnenhauser (Hrsg.): Sprachenräume der Schweiz. Band 1: Sprachen. Narr Francke Attempto, Tübingen 2024, ISBN 978-3-381-10401-7 (doi:10.24053/9783381104024), S. 296–316.
- ↑ Donald B. Kraybill: Amische. In: Mennonitisches Lexikon. Band 5 (MennLex 5).
- ↑ Sascha Karberg: Goldgrube im Amish-Land. In: Bild der Wissenschaft. 2/2010, S. 19. ( vom 1. September 2014 im Internet Archive)
- ↑ L. S. Acheson: Perinatal, infant, and child death rates among the Old Order Amish. In: American Journal of Epidemiology. Band 139, Nr. 2, 15. Januar 1994, S. 173–183, PMID 8296784.
- ↑ Mutiertes Gen beschert Amischen längeres Leben. In: Stern. 17. November 2017, abgerufen am 15. Mai 2018.
- ↑ Amish Studies: “Amish Population by State 2021”
- ↑ Amish Studies: “Amish Population by State 2021”
- ↑ Amish Grace ( des vom 30. März 2010 im Internet Archive) In: myLifetime, 5. April 2010
Anmerkungen
- ↑ Im Somerset County in Pennsylvania und in Wilmington (Delaware) treffen sich die Amischen aus historischen Gründen in einem Versammlungshaus, in Unity (Maine) und eventuell auch in Manton (Michigan), um bescheidenere Einzelwohnhäuser zu ermöglichen, da für den Hausgottesdienst relativ große Einzelwohnhäuser notwendig sind.