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„Azteken-Salbei“ – Versionsunterschied

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| Taxon_Name = Azteken-Salbei
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! '''{{Taxonomy}}'''
| Taxon2_Rang = Gattung
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! [[Nomenklatur (Biologie)|Wissenschaftlicher Name]]
|-
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'''''Salvia divinorum''''', zu deutsch "Salbei der Heiligen", wird auch Wahrsagersalbei, Zaubersalbei, Aztekensalbei, Hojas de la Pastora ''(spanisch "Blätter der Schäferin")'', Hierba de la Virgen ''(spanisch "Kraut der Jungfrau")'', Ska Maria Pastora ''(mazatekisch "Blätter der Schäferin Maria")'' oder einfach '''Salvia''' genannt. Es ist eine psychoaktive [[Salbei]]art, deren Heimat die [[Sierra Mazateka]] im [[Mexiko|mexikanischen]] Bundesstaat [[Oaxaca]] ist.
Dort wird es von den dort lebenden [[Mazateken]] seit langer Zeit in [[Schamanismus|schamanischen]] Zeremonien verwendet. Salvia divinorum wird von [[Curandero]]s, den mazatekischen Heilern, auf zwei Arten verwendet. In niedrigen, nicht halluzinogenen Dosierungen dient es der Behandlung diverser körperlicher Beschwerden. In deutlich höheren Dosierungen dient es der Induktion eines Rauschzustandes mit lebhaften [[Vision]]en. Salvia divinorum wird von den Mazateken nur im Rahmen dieser Heil- und Wahrsagerituale eingesetzt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist der Wahrsagesalbei identisch mit der rituellen Pflanze [[Pipiltzitzintl]] der Azteken.


Der '''Azteken-Salbei''' (''Salvia divinorum''), auch '''Götter-Salbei''' oder '''Wahrsage-Salbei''' genannt, ist eine [[Art (Biologie)|Pflanzenart]] aus der artenreichen Gattung [[Salbei]] (''Salvia'') innerhalb der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Lippenblütler]] (Lamiaceae). Es handelt sich um eine [[Psychotrope Substanz|psychoaktiv]] wirkende Salbeiart.
Bekannter als der rituelle Gebrauch von Salvia divinorum ist bei diesem Volk die Einnahme [[psilocybin]]haltiger Pilze. Beide Rituale ähneln sich stark im Ablauf, und Salvia wird in der pilzarmen Zeit gelegentlich als eine Art Ersatz benutzt.
In der westlichen Welt ist seit den 1980er Jahren ein deutlicher Anstieg des Interesses an Salvia divinorum zu beobachten. Im [[Ethnobotanik|ethnobotanischen]] Fachhandel sind frische und getrocknete Blätter sowie konzentrierte Extrakte der Pflanze erhältlich.
Bekannte Erforscher von Salvia divinorum sind u.a. [[Richard Gordon Wasson]] und [[Albert Hofmann]]. Hofmann schreibt in seinem Buch "[[Lysergsäurediethylamid|LSD]], mein Sorgenkind" auch über seine Suche nach dem Salvia divinorum.


== Botanik ==
== Trivialnamen ==
Weitere [[Trivialname]]n sind ''Zauber-Salbei'', ''hojas de la pastora'' (spanisch, „Blätter der Schäferin“), ''hierba de la virgen'' (spanisch, „Kraut der Jungfrau“), ''ska Maria Pastora'' ([[mazatekisch]], „Blätter der Schäferin Maria“). Gängigere englische Bezeichnungen im Szenejargon sind ''Sally D'' (in Anspielung auf ''[[LSD|Alice D.]]'') und ''Magic Mint'' („Zauber-Minze“).
[[Bild:Salvia_divinorum_-_Herba_de_Maria.jpg|left|150px]]
Die Pflanze ist an ihrem charakteristischen viereckigen Stängel zu erkennen, der bei größeren Pflanzen unten holzig ist.
Seit vielen Jahrhunderten wird Salvia divinorum an versteckten Stellen von den Mazateken durch [[Steckling]]e kultiviert. Lange ging man davon aus, das Salvia divinorum eine reine Kulturpflanze sei, die sich nicht über Samen fortpflanzt. Neuere Forschungen stellen dies jedoch in Frage und zeigen, dass geschlechtlich gezeugte Nachkommen möglich sind. Festzustellen bleibt aber, dass sich die Pflanze am häufigsten über Stecklinge verbreitet und nur wenige genetisch unterschiedliche [[Klon]]e bekannt sind.
In Europa gab es eine lange Zeit nur zwei verschiedene [[Mutterpflanze]]n, was sich allerdings durch den höheren Bekanntheitsgrad der Pflanze verändert hat. Die Pflanzen in Europa unterscheiden sich kaum voneinander, da sie sehr selten über Samen gezogen werden, als Stecklinge sehr weniger Mutterpflanzen also genetisch weitgehend identisch sind.


== Beschreibung ==
== Inhaltsstoffe und Wirkung ==
[[Datei:Salvia divinorum -1.jpg|mini|Blütenstand]]
[[Datei:Salvia Divinorum.jpg|mini|''Salvia divinorum'' als Topfpflanze]]
''Salvia divinorum'' ist eine ausdauernde [[krautige Pflanze]], die im [[Vegetationsperiode|vegetativen Stadium]] Wuchshöhen von meist 0,5 bis 1,5 Metern und im generativen Stadium von 1 bis 2 (selten 3) Metern erreicht. Die grünen, vierkantigen [[Stängel]] wachsen meist aufrecht und verzweigen sich. Ältere Pflanzen können unten schwach verholzen. Die gegenständigen, gestielten [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind elliptisch bis eiförmig, 10 bis 25 (bis 30) Zentimeter lang und 5 bis 10 Zentimeter breit. Der Blattrand ist unregelmäßig gesägt, aber an der Blattbasis glatt.


Die aufrechten, [[Traube|traubigen]] [[Blütenstand|Blütenstände]] sind 30 bis 40 Zentimeter lang, mit 2 bis 4 Zentimeter langen [[Internodium (Botanik)|Internodien]]; sie weisen ungestielte, meist violette [[Hochblätter]] auf. Die behaarten, violetten Blütenstiele sind 4 bis 9 Millimeter lang. Die zwittrigen [[Blüte]]n sind [[zygomorph]] und fünfzählig mit doppelter [[Blütenhülle]] (Perianth). Die fünf violetten [[Kelchblätter]] sind zu einem 10 bis 12 Millimeter langen Kelch verwachsen. Die intensiv behaarte, blaue Krone ist 28 bis 32 Millimeter lang. Im [[Herbarium|Herbarmaterial]] ist sie braun. Die Kronröhre ist 19 bis 22 Millimeter lang, 2 Millimeter hoch und 1,5 Millimeter breit. Der weiße Griffel ist 27 bis 32 Millimeter lang. Die dunkelbraunen Nüsschen sind 1,8 bis 2 Millimeter lang und etwa 1 Millimeter breit.<ref>{{Internetquelle |url=http://sagewisdom.org/amended.html |titel=Amended Description of Salvia divinorus |abruf=2013-06-21 |sprache=en}}</ref>
Salvia divinorum enthält die [[Terpenoide|terpenoide]]n [[Salvinorin]]e, von denen sechs Derivate bekannt sind, diese wurden mit den Buchstaben A bis F gekennzeichnet. Das Salvinorin A ist ein hochpotentes [[Halluzinogen]]. Ab 0,25 mg sind deutliche Wirkungen zu erwarten. Es wirkt als kappa-[[Opioid]]-Agonist<!--Quelle: siehe Lemma Salvinorin-->. Die Pharmakologie der aktiven Inhaltsstoffe unterscheidet sich deutlich von der anderer Halluzinogene. <!--Zu Salv. C bitte erst wissenschaftliche Quellen nennen! (bei en.WP rangiert es unter "inaktiv") Erst die Quellen, danach hier reinschreiben!--> Insgesamt enthalten die Blätter von Salvia divinorum durchschnittlich zwischen 1 und 4 mg Salvinorin in 1 g Trockensubstanz.


Die [[Chromosomenzahl]] beträgt 2n = 22.<ref name="IPCN" />
Der Konsum kann völligen Realitätsverlust sowie "spirituelle Erscheinungen" zur Folge haben.<!--Quelle?--> Es wird von Erfahrungen berichtet, die dem Erleben autistischer Wahrnehmung nahekommen.<!--Quelle?--> Andere Konsumenten berichten von wachtraumartigen Zuständen. Es kommt im Laufe der Salvinorinwirkung zu Einschränkungen der Koordinationsfähigkeit von Bewegungen.
Häufig treten "gefühlte" anwesende Personen/Wesen auf, die häufig einen bekannten Charakter haben, aber doch völlig fremdartig erscheinen. Im Gegensatz zu Halluzinogenen anderen Wirktyps ([[LSD]], [[Psilocybin]] (beide serotonerg), [[Muscimol]] ([[Fliegenpilz]])), wird vor allem die [[Wahrnehmung]] und das logische Denken, aber kaum die [[Emotion]] verändert. So genannte [[Horrortrip]]s scheinen viel seltener vorzukommen als bei anderen Halluzinogenen. Die Hauptphase des Rausches ist eher kurz, in gerauchter Anwendung dauert der stark veränderte Zustand nur wenige Minuten.<!--Nachwirkungen beschreiben, man ist danach nicht wieder auf "null"!-->


Die Pflanzen sind nicht [[winterhart]], sie müssen frostfrei überwintern können.<ref>https://www.gardenguides.com/104518-care-salvia-divinorum.html</ref>
Bei der Einnahme geringer Mengen kann es zu einem Zustand zwischen Rausch und Realität kommen. So kommt es vor, dass man direkt nach der Einnahme bei Beginn der Wirkung in normaler Umgebung etwas vollkommen Unsinniges erkennt, es aber für normal hält. Erst später, nach ein paar Minuten, merkt man dann, was man da gesehen hat. Auf Dauer kann solch ein Trip aber Probleme hervorrufen, da man nicht wirklich zuordnen kann, was echt ist und was nicht.
Ebenso muss es nicht unbedingt zu visuellen Wahrnehmungsstörungen kommen. Darüber hinaus kann auch das Gehör sehr empfindlich werden, sodass Schritte oder herabfallende Blätter sehr laut und deutlich zu hören sind.


== Einnahme ==
== Verbreitung und Nutzung ==
Der Azteken-Salbei ist ursprünglich in der [[Sierra Mazateca]] im [[Mexiko|mexikanischen]] Bundesstaat [[Oaxaca]] beheimatet. Dort wird er von den einheimischen [[Mazateken]] seit langer Zeit in [[Schamanismus|schamanischen]] Zeremonien verwendet. Von den [[Curandero]]s, den mazatekischen Heilern, wird er auf zwei Arten verwendet. In niedrigen, nicht-halluzinogenen Dosierungen dient er der Behandlung diverser körperlicher Beschwerden. In deutlich höheren Dosierungen dient er der Induktion eines Rauschzustandes mit lebhaften [[Halluzination|Visionen]].<ref name="standard12">''[http://derstandard.at/1332323449103/Halluzinogen-Wie-der-Wahrsagesalbei-funktioniert Wie der Wahrsagesalbei funktioniert.]'' In: ''[[Der Standard]]'', 22. März 2012.</ref> Die Blätter werden in dieser Absicht zudem als [[Räucherwerk]] genutzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.raeucherguru.info/raeucherstoffe/raeucherkraeuter/salbei-white-sage-salvia-divinorum/ |titel=Salbei (Weißer Salbei, Wahrsagesalbei etc.) |abruf=2016-03-17}}</ref>


In der westlichen Welt ist seit den 1980er Jahren ein deutlicher Anstieg des Interesses an ''Salvia divinorum'' zu beobachten. Im [[Ethnobotanik|ethnobotanischen]] Fachhandel sind frische und getrocknete Blätter sowie konzentrierte Extrakte der Pflanze erhältlich. Bekannte Erforscher des Aztekensalbeis sind [[R. Gordon Wasson]] und [[Albert Hofmann]]. Hofmann schreibt in seinem Buch ''[[Albert Hofmann#Schriften|LSD – mein Sorgenkind]]'' auch über seine Suche nach ''Salvia divinorum''. Der psychoaktive [[Wirkstoff]] der Pflanze ist das [[Salvinorin A]], ein [[Terpen|Diterpen]], das schon in geringen Mengen eine starke [[halluzinogen]]e Wirkung auslösen kann. Salvinorin A gilt als das potenteste natürlich vorkommende Halluzinogen.<ref name="standard12" />


== Züchtungen ==
Es gibt einige Möglichkeiten der Einnahme von Salvinorin, jedoch wird es meistens geraucht, gekaut, als Flüssig[[extrakt]] und in sehr seltenen Fällen als [[Zäpfchen]] verwendet. Viele Konsumenten berichten, dass sie auf die eine Konsumart besser reagieren als auf die andere. Es gibt wenige Erfahrungen zu den Konsumarten über Pappen, festen Extrakt und Zäpfchen, da diese selten genutzt werden. In jedem Falle kann Salvinorin ausschließlich über die [[Schleimhaut|Schleimhäute]] aufgenommen werden und zerfällt wirkungslos im Magen.
Seit vielen Jahrhunderten wird ''Salvia divinorum'' an versteckten Stellen von den Mazateken durch [[Steckling]]e ([[vegetative Vermehrung]]) kultiviert. Lange ging man davon aus, dass ''Salvia divinorum'' eine reine Kulturpflanze sei, die sich nicht über Samen fortpflanzt. Neuere Forschungen stellen dies jedoch in Frage und zeigen, dass geschlechtlich gezeugte Nachkommen möglich sind. Festzustellen bleibt aber, dass die Pflanze am häufigsten über Stecklinge vermehrt wird und genetisch unterschiedliche [[Klonen#In der Landwirtschaft|Klone]] unmöglich sind.


In Europa gab es eine lange Zeit nur zwei verschiedene [[Mutterpflanze]]n, den Wasson-Hofmann- und den Blosser-Klon, was sich allerdings durch den höheren Bekanntheitsgrad der Pflanze verändert hat. Die Pflanzen in Europa unterscheiden sich kaum voneinander, da sie selten über Samen gezogen werden, als Stecklinge weniger Mutterpflanzen also genetisch weitgehend identisch sind.
[[Bild:Salvia_divinorum_drug.jpg|thumb|right|Geschnittenes und getrocknetes Salvia divinorum]]
=== Rauchen ===


Es gibt unter anderem folgende Züchtungen: ‘Blosser’, ‘Cerro Quemado’, ‘Green Witch Queen’, ‘Julieta’, ‘La Fuerza’, ‘Luna’ (diese Form hat besonders rundliche Blätter, daher der Name Luna ([[lat.]] Mond)), ‘Owens’, ‘Paradox’, ‘Wasson/Hofmann’.
Der Hauptwirkstoff der Pflanze, das [[Salvinorin]], kann durch [[Rauchen]] des Materials des Wirkstoffes über die Lungenschleimhaut aufgenommen werden. Der Rausch beim Rauchen setzt innerhalb einiger Sekunden ein und wirkt 5 - 15 Minuten. Der Höhepunkt liegt bei etwa 2 Minuten, in dem die Realität völlig auf den Kopf gestellt werden kann. Danach klingt der Rausch mit [[Halluzination]]en und leicht veränderter Realität aus. Der Wirkungszeitraum ist also viel kürzer als bei den meisten anderen Halluzinogenen, die üblicherweise mehrere Stunden bis ganze Tage wirken. Beim Rauchen von Salvia divinorum muss mit einer hohen Temperatur gearbeitet werden, da das Salvinorin A, eine schwerflüchtige Substanz, sonst nicht verdampfen kann. Daher wird Salvia divinorum meist in so genannten [[Bong]]s geraucht. Salvia divinorum sollte möglichst schnell geraucht werden, deswegen wird von vielen die Einnahme als unangenehm empfunden. Dieser Umstand kann durch spezielle Eisbongs oder flüssige Extrakte der Pflanze, der auf die Blätter getropft wird, vermindert werden. Solche rauchbaren Extrakte werden von verschiedenen Firmen hergestellt und sind im Wesentlichen zerkleinertes Blattwerk, welches bei der Extraktion einer wesentlich größeren Menge Blattwerk im Flüssigextrakt zur Trocknung belassen wurden und somit die Wirkstoffe des gesamten extrahierten Materials enthalten.<br />Menschen, die ansonsten nicht rauchen, haben mehr Probleme mit dieser Art der Einnahme. Alternativ kann deshalb auch ein [[Vaporisator]] (Verdunster) verwendet werden, welcher das Material lediglich erhitzt, jedoch keine Verbrennung stattfinden lässt. Handelsübliche Vaporisatoren (zumeist die teureren Versionen oder jene, mit einem Feuerzeug als Hitzequelle zu betreibende) sind in der Lage, die für Salvinorin benötigten Temperaturen (Siedepunkt ca. 238° Celsius) zu erreichen, und ermöglichen so eine rauchfreie Aufnahme des verdunsteten Wirkstoffes.


Alle Klone, außer dem Wasson-Hofmann-Klon, sind selten und werden kaum angeboten. Da die Pflanze selten Samen ausbildet, ist es schwer, die [[genetische Vielfalt]] zu erhöhen. Daher ist davon auszugehen, dass diese angeblichen Varianten weitgehend identisch sind.
=== Kauen ===


== Inhaltsstoffe und Wirkung ==
Alternativ kann auch die traditionelle Aufnahmemethode genutzt werden, die darin besteht, reichlich frische Blätter zu einem Ball oder einer Art Zigarre geformt im Mund zu zerkauen. Der austretende Saft, also ein wässriges Flüssigextrakt, muss dabei mindestens 15 Minuten im Mund behalten werden, da der Wirkstoff nur über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Die Magensäure zerlegt das Salvinorin in andere, unwirksame Bestandteile. Durch das Kauen können viel längere, aber auch weniger intensive Rauschzustände als beim Rauchen/Verdunsten ausgelöst werden. Für die meisten Konsumenten dürfte jedoch der Vorgang des Kauens der Blätter eher unangenehm sein, da diese extrem bitter sind und entsprechend viel Speichel produziert wird.
Der Azteken-Salbei enthält [[terpenoide]] [[Salvinorin]]e, von denen sechs Derivate (A–F) bekannt sind.<ref name="PMID16426651">C. M. Bertea, P. Luciano, S. Bossi, F. Leoni, C. Baiocchi, C. Medana, C. M. Azzolin, G. Temporale, M. A. Lombardozzi, M. E. Maffei: ''PCR and PCR-RFLP of the 5S-rRNA-NTS region and salvinorin A analyses for the rapid and unequivocal determination of Salvia divinorum.'' In: ''Phytochemistry.'' Band 67, Nummer 4, Februar 2006, {{ISSN|0031-9422}}, S.&nbsp;371–378, [[doi:10.1016/j.phytochem.2005.12.006]], PMID 16426651.</ref><ref>{{Literatur |Autor=Thomas E. Prisinzano |Hrsg=Elsevier |Titel=Psychopharmacology of the hallucinogenic sage Salvia divinorum |Reihe=Life Science |BandReihe=Bd. 78 |Datum=2005 |Seiten=527–531 |Online=http://www.sagewisdom.org/prisinzano.pdf |Format=PDF |KBytes=115 |Abruf=2013-06-21 |PMID=16213533}}</ref> Das Salvinorin A ist ein potentes [[Dissoziativum|dissoziatives]] [[Halluzinogen]] mit einer [[Wirkdosis]] ab 0,2 mg.<ref name="PMID7526076">D. J. Siebert: ''[http://www.sagewisdom.org/siebertjep94.pdf Salvia divinorum and salvinorin A: new pharmacologic findings. (PDF; 39&nbsp;kB)]'' In: ''Journal of ethnopharmacology.'' Band 43, Nummer 1, Juni 1994, {{ISSN|0378-8741}}, S.&nbsp;53–56, PMID 7526076.</ref> Die Pharmakologie des Salvinorin A unterscheidet sich deutlich von [[Lysergsäurediethylamid|LSD]]-artigen Halluzinogenen: Es wirkt als [[Opioid#Rezeptoren|κ-Opioid-Rezeptor]]-[[Agonist (Pharmakologie)|Agonist]].


In Deutschland warnte 1999 die Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker dringend vor der Beschaffung und Abgabe von ''Salvia divinorum''.<ref>{{Literatur |Hrsg=Govi-Verlag |Titel=Pharmazeutische Zeitung |Nummer=10, 144. Jahrgang |Datum=1999-03-11}}</ref>
=== Fester Extrakt ===


== Rechtliche Situation ==
Eine weitere Methode, einen Rauschzustand zu erreichen, ist, einen festen Salvia-Extrakt (Blackwax) [[sublingual]] über die Mundschleimhaut zu konsumieren. Diese Konsumtechnik verursacht einen ebenso starken Rausch wie das Kauen (wenn die selbe Menge Salvinorin im Material enthalten ist). Der Rausch dauert wie beim Kauen bis zu 2 Stunden an. Für den Konsumenten angenehmer dürfte sein, dass keine großen Mengen sehr bitteren Salvia- divinorum-Blattwerkes über längere Zeit zu zerkauen und auszulaugen sind. Doch je nach Herstellungsmethode des Extraktes wird auch dieses Vorgehen mit einem extrem bitteren Geschmack einhergehen.
In Deutschland empfahl der Sachverständigenausschuss für Apothekenpflicht des [[Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte|Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte]] (BfArM) 2006, ''Salvia divinorum'' der [[Apothekenpflicht]] zu unterstellen, wobei keine Unterscheidung zwischen Extrakten und Blättern gemacht wurde.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Gremien/Apothekenpflicht/Protokolle/protokoll_060516.html |titel=Protokoll der Sitzung vom Mai 2006 |abruf=2013-09-17 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150914175446/http://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Gremien/Apothekenpflicht/Protokolle/protokoll_060516.html |archiv-datum=2015-09-14 |offline=ja }}</ref> Mit der 21. BtMÄndV wurde ''Salvia divinorum'' (Pflanzen und Pflanzenteile) wirksam zum 1. März 2008 in Anlage 1 des [[Betäubungsmittelgesetz (Deutschland)|Betäubungsmittelgesetz (BtMG)]] aufgenommen und damit rechtlich ein nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/btmg_1981/gesamt.pdf |titel=Gesetz über den Verkehr mit Betäubungsmitteln |hrsg=[[Bundesministerium der Justiz]] |datum=2013-06-10 |seiten=30 |abruf=2013-06-21 |format=PDF; 180&nbsp;kB}}</ref>


Strafbar ist der Besitz und Verkauf unter anderem in [[Israel]] (2003), [[Australien]] (2004), [[Italien]] (2005),<ref>{{Internetquelle |url=http://gazzette.comune.jesi.an.it/2005/54/2.htm |titel=Gazzetta Ufficiale Serie Generale N. 54 vom 7. März 2005 |hrsg=MINISTERO DELLA SALUTE |abruf=2013-06-21 |sprache=it}}</ref> [[Schweiz]] (2010),<ref>[https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20101220/index.html Verordnung des EDI über die Verzeichnisse der Betäubungsmittel, psychotropen Stoffe, Vorläuferstoffe und Hilfschemikalien (Betäubungsmittelverzeichnisverordnung, BetmVV-EDI, SR 812.121.11)].</ref> [[Dänemark]] und den meisten Bundesstaaten der [[Vereinigte Staaten|USA]].<ref>[https://www.erowid.org/plants/salvia/salvia_law.shtml ''Legal Status of Salvia divinorum''] auf Erowid, abgerufen am 21. Juni 2014.</ref>
=== Flüssigextrakt ===


In [[Frankreich]] und [[Spanien]] ist lediglich der Handel verboten. In [[Norwegen]], [[Finnland]], [[Estland]] und [[Island]] ist ''Salvia divinorum'' verschreibungspflichtig.
Bei der sublingualen Einnahme eines flüssigen Extrakts sollte unbedingt das [[Lösungsmittel]] bekannt sein, da die flüssigen Extrakte oft auf [[Aceton]] basieren und dann nicht direkt eingenommen werden dürfen, sondern zur Anreicherung von vorhandenem Blattwerk oder zur Herstellung von Salvinorin-Pappen dienen sollten. Verdunsteter Extrakt aus Aceton, der dann nachträglich in DMSO aufgelöst wird, ist schon in wenigen Tropfen stark wirksam (vgl.Gartz).


Zu ''Salvia divinorum'' gibt es in [[Liechtenstein]], [[Österreich]] und [[Niederlande]] keine gesetzliche Reglementierung.
Da die Substanz Salvinorin weitgehend unlöslich in Ethanol ist, entspricht die Wirkung dieser Extrakte weitgehend einem (alkoholischen) Placebo.


=== Pappen ===
== Siehe auch ==
* [[Liste von Pflanzen mit psychotropen Wirkstoffen]]

Es können auch kleine Pappen (eigentlich Löschpapier oder ähnlich saugfähiges Material) verwendet werden. Flüssiger Extrakt wird mehrmals in Abständen (zur Zwischentrocknung) auf die Pappe getropft und die Pappe schließlich unter die Zunge gelegt. Das Lösungsmittel, mit dem die Extraktion durchgeführt wird, muss vor der Einnahme vollständig verdunstet sein. Die bei Zimmertemperatur festen Bestandteile, darunter das Salvinorin, können nicht verdunsten und bleiben auf der Pappe zurück.

=== Zäpfchen ===

Die Konsumform als Zäpfchen ist wohl die am wenigsten verbreitete. Dabei wird der Wirkstoff über die Schleimhaut des [[Mastdarm]]s aufgenommen, was eine der effektivsten Möglichkeiten der Einbringung von Wirkstoffen ist. Die Wirkung tritt nach 10 bis 20 Minuten ein und wird als sehr langsam anflutend mit einem sehr starken Maximum und einer sehr langen Gesamtwirkdauer beschrieben. Die Zäpfchen selbst bestehen aus eingetrocknetem Flüssigextrakt und einem gut wasserlöslichen [[Füllstoff]]. Es ist derzeit kein kommerzieller Hersteller von Salvinorin-Zäpfchen bekannt.

== Züchtungen ==

Es existieren unter anderem folgende Züchtungen:
*Wasson/Hofmann
*Blosser
*Luna
*Cerro Quemado
*Julieta
*La Fuerza
*Owens
*Paradox
*Green Witch Queen

Jede Art hat ihre Besonderheiten, wie z.&nbsp;B. Luna mit ihren besonders rundlichen Blättern, daher der Name Luna (lat. Mond). Alle Klone, außer der Wasson/Hofmann-Klon, sind selten und werden kaum angeboten. Da die Pflanze sehr selten Samen ausbildet, ist es schwer, die [[genetische Vielfalt]] zu erhöhen. Daher ist anzunehmen, daß diese angeblichen Varianten weitgehend identisch sind.

== Warnhinweise ==

Es wird allgemein davor gewarnt, Salvia divinorum einzunehmen, ohne die Gegenwart einer nüchternen Begleitperson. Durch die rasch einsetzende veränderte Wahrnehmung könnten, für den Fall dass es geraucht wird, unbeabsichtigt Brände verursacht werden, der Konsument könnte Gegenstände umwerfen oder sich durch Anstoßen an Möbeln verletzen. Wenn Salvia probiert wird, sollte dies nicht unvorbereitet geschehen. Der Rausch kann ein sehr erschütterndes Erlebnis sein. [[Psychose]]n können bei einem Halluzinogen nicht ausgeschlossen werden, da vereinzelt auch schon kurze [[Horrortrip]]s aufgetreten sind. Angstgefühle können aber durch einen einfühlsamen [[Tripsitter]] entschärft und verhindert werden. Bei der Aufnahme durch Rauchen wird die Lunge geschädigt. Andere Langzeitschäden sind bis jetzt nicht erforscht.

Salvia ist keine [[Partydroge]]. Auf dem Höhepunkt zieht man sich zurück, erlebt eine komplett andere Realitätswahrnehmung und ist nicht in der Lage, auf die Umwelt zu reagieren. Nach dem Höhepunkt fühlt man sich, wenn man unter vielen Menschen ist, beobachtet, und Gespräche wirken aufgrund des sensibilisierten Gehörs störend. Es ist zwar möglich, dass mit kleinerer Dosis ein heftiger Drang zu lachen einsetzt ("[[Flash (Drogenkonsum)|Lachflash]]") und nur leichte Halluzinationen zustandekommen, aber wer nur das kurze Vergnügen sucht, sollte Salvia auf keinen Fall nehmen. Die Dosis lässt sich schlecht abschätzen. Anstelle von Gelächter und leichten Halluzinationen könnte man zum falschen Zeitpunkt sehr starke Halluzinationen bekommen. Es kann auch zu Verfolgungswahn oder zu wechselndem Wärme- und Kälteempfinden führen.

Die sehr prägenden und kaum [[Euphorie|euphorischen]] Halluzinationen sorgen dafür, dass die Pflanze ein eher niedriges [[Suchtpotenzial]] hat. Nach einem Rausch braucht man einige Zeit, um ihn zu verarbeiten, und hat keinerlei Verlangen nach Wiederholung des Konsums. Der Konsum führt nicht zur [[Toleranz (Medizin)|Toleranzbildung]]; es wird im Gegenteil sogar davon berichtet, dass die Dosis bei mehrmaliger Anwendung (zur Erzielung der selben Effektstärke) verringert werden kann (sogenannte umgekehrte Toleranzbildung, engl. "reverse tolerance").

== Rechtliches ==
Zu Salvia divinorum gibt es in [[Deutschland]], der [[Schweiz]], [[Liechtenstein]], [[Österreich]] und den meisten anderen Ländern der Welt keine strafgesetzliche Reglementierung, somit sind Besitz und Konsum legal.Der legale Status wurde eingeschränkt bzw. aufgehoben in [[Australien (Kontinent)|Australien]] (2004), [[Israel]] (2003) und [[Dänemark]]. In [[Norwegen]] ist 'Salvia divinorum' verschreibungspflichtig.

Zur Zeit wird in Deutschland diskutiert Salvia divinorum den [[Arzneimittelgesetz_(Deutschland) | AMG]] und/oder dem [[Betäubungsmittelgesetz_(Deutschland) | BTMG]] zu unterstellen.<!--== Quellen == <references/>Unbedingt Quellen per ref-tag angeben!-->


== Literatur ==
== Literatur ==
* Jochen Gartz: ''Salvia divinorum – Die Wahrsagesalbei.'' Nachtschatten Verlag, Verlagsort 2001, 80 Seiten, ISBN 3-907080-28-9.

*Jochen Gartz: ''Salvia divinorum - Die Wahrsagesalbei'', [http://www.nachtschatten.ch/ Nachtschatten Verlag] 2001, 80 Seiten, ISBN 3-907080-28-9
* Bastian Borschke: ''Salvia Divinorum und andere psychoaktive Salbeiarten.'' Grüne Kraft, 2002, 32 Seiten, ISBN 3-930442-55-8.
* ''Salvia divinorum.'' In: ''Entheogene Blätter.'' 16, 09/2003 ([http://files.entheogene.com/pre-09-2003.pdf PDF; 1,5&nbsp;MB]), {{ISSN|1610-0107}}.
*Bastian Borschke: ''Salvia Divinorum und andere psychoaktive Salbeiarten'', [http://www.gruenekraft.net/ Grüne Kraft] 2002, 32 Seiten, ISBN 3-930442-55-8
*[http://www.entheogene.de/ Entheogene Blätter]: ''Salvia divinorum'', [http://files.entheogene.com/pre-09-2003.pdf Ausgabe #16 - 09/2003], ISSN 1610-0107


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Salvia divinorum|{{PAGENAME}}}}
{{Commons|Salvia divinorum|Azteken-Salbei (''Salvia divinorum'')}}
* {{Erowid|plants/salvia}}
* {{Erowid|plants/salvia}}
* [https://www.heise.de/tp/features/Salvia-ist-keine-Eskapisten-Droge-3421378.html Interview] des Onlinemagazins [[Telepolis]] mit dem Forscher Daniel J. Siebert
* [http://www.sagewisdom.org/fertility.html Selbststerilität bei ''S. divinorum'']
* {{Cite web| title = Salvia divinorum| publisher = EMCDDA| accessdate = 2011-05-07| url = http://www.emcdda.europa.eu/publications/drug-profiles/salvia|language=en}}
* [http://www.drogenwiki.de/wiki/index.php/Aztekensalbei ausführlicher Artikel bei DrogenWiki.de]

* http://www.psykick.de/salvia/ - Umfangreicher FAQ, Wirkung, Tripberichte
== Einzelnachweise ==
* [http://www.bongard.net/salvia_divinorum_mazateken/ Ska María Pastora - Salvia divinorum in Mexiko] - Ethnologische Arbeit zur Verwendung durch die [[Mazateken]]
<references>
* http://www.salvia-community.net - Die Salviacommunity
<ref name="IPCN">
* http://sagewisdom.org - The Salvia divinorum Research and Information Center (engl.)
{{Tropicos|ID=50003023|WissName=Salvia divinorum|ProjektID=9}}
* [http://www.everything2.com/index.pl?node_id=1286573 How to keep Salvia legal] - Ethische Hinweise zum Umgang mit Salvia (engl.)
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</references>

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[[Kategorie:Lippenblütler]]
[[Kategorie:Halluzinogen]]
[[Kategorie:Pflanzliche Droge]]


[[Kategorie:Salbei]]
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[[Kategorie:Pflanze mit psychotropem Wirkstoff]]
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[[Kategorie:Entheogen]]
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[[Kategorie:Betäubungsmittel (BtMG Anlage I)]]
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[[fr:Sauge des devins]]
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[[sv:Profetsalvia]]
[[tr:Salvia divinorum]]

Aktuelle Version vom 31. März 2025, 10:26 Uhr

Azteken-Salbei

Azteken-Salbei (Salvia divinorum)

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Nepetoideae
Gattung: Salbei (Salvia)
Art: Azteken-Salbei
Wissenschaftlicher Name
Salvia divinorum
Epling & Játiva

Der Azteken-Salbei (Salvia divinorum), auch Götter-Salbei oder Wahrsage-Salbei genannt, ist eine Pflanzenart aus der artenreichen Gattung Salbei (Salvia) innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Es handelt sich um eine psychoaktiv wirkende Salbeiart.

Weitere Trivialnamen sind Zauber-Salbei, hojas de la pastora (spanisch, „Blätter der Schäferin“), hierba de la virgen (spanisch, „Kraut der Jungfrau“), ska Maria Pastora (mazatekisch, „Blätter der Schäferin Maria“). Gängigere englische Bezeichnungen im Szenejargon sind Sally D (in Anspielung auf Alice D.) und Magic Mint („Zauber-Minze“).

Blütenstand
Salvia divinorum als Topfpflanze

Salvia divinorum ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die im vegetativen Stadium Wuchshöhen von meist 0,5 bis 1,5 Metern und im generativen Stadium von 1 bis 2 (selten 3) Metern erreicht. Die grünen, vierkantigen Stängel wachsen meist aufrecht und verzweigen sich. Ältere Pflanzen können unten schwach verholzen. Die gegenständigen, gestielten Laubblätter sind elliptisch bis eiförmig, 10 bis 25 (bis 30) Zentimeter lang und 5 bis 10 Zentimeter breit. Der Blattrand ist unregelmäßig gesägt, aber an der Blattbasis glatt.

Die aufrechten, traubigen Blütenstände sind 30 bis 40 Zentimeter lang, mit 2 bis 4 Zentimeter langen Internodien; sie weisen ungestielte, meist violette Hochblätter auf. Die behaarten, violetten Blütenstiele sind 4 bis 9 Millimeter lang. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle (Perianth). Die fünf violetten Kelchblätter sind zu einem 10 bis 12 Millimeter langen Kelch verwachsen. Die intensiv behaarte, blaue Krone ist 28 bis 32 Millimeter lang. Im Herbarmaterial ist sie braun. Die Kronröhre ist 19 bis 22 Millimeter lang, 2 Millimeter hoch und 1,5 Millimeter breit. Der weiße Griffel ist 27 bis 32 Millimeter lang. Die dunkelbraunen Nüsschen sind 1,8 bis 2 Millimeter lang und etwa 1 Millimeter breit.[1]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[2]

Die Pflanzen sind nicht winterhart, sie müssen frostfrei überwintern können.[3]

Verbreitung und Nutzung

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Der Azteken-Salbei ist ursprünglich in der Sierra Mazateca im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca beheimatet. Dort wird er von den einheimischen Mazateken seit langer Zeit in schamanischen Zeremonien verwendet. Von den Curanderos, den mazatekischen Heilern, wird er auf zwei Arten verwendet. In niedrigen, nicht-halluzinogenen Dosierungen dient er der Behandlung diverser körperlicher Beschwerden. In deutlich höheren Dosierungen dient er der Induktion eines Rauschzustandes mit lebhaften Visionen.[4] Die Blätter werden in dieser Absicht zudem als Räucherwerk genutzt.[5]

In der westlichen Welt ist seit den 1980er Jahren ein deutlicher Anstieg des Interesses an Salvia divinorum zu beobachten. Im ethnobotanischen Fachhandel sind frische und getrocknete Blätter sowie konzentrierte Extrakte der Pflanze erhältlich. Bekannte Erforscher des Aztekensalbeis sind R. Gordon Wasson und Albert Hofmann. Hofmann schreibt in seinem Buch LSD – mein Sorgenkind auch über seine Suche nach Salvia divinorum. Der psychoaktive Wirkstoff der Pflanze ist das Salvinorin A, ein Diterpen, das schon in geringen Mengen eine starke halluzinogene Wirkung auslösen kann. Salvinorin A gilt als das potenteste natürlich vorkommende Halluzinogen.[4]

Seit vielen Jahrhunderten wird Salvia divinorum an versteckten Stellen von den Mazateken durch Stecklinge (vegetative Vermehrung) kultiviert. Lange ging man davon aus, dass Salvia divinorum eine reine Kulturpflanze sei, die sich nicht über Samen fortpflanzt. Neuere Forschungen stellen dies jedoch in Frage und zeigen, dass geschlechtlich gezeugte Nachkommen möglich sind. Festzustellen bleibt aber, dass die Pflanze am häufigsten über Stecklinge vermehrt wird und genetisch unterschiedliche Klone unmöglich sind.

In Europa gab es eine lange Zeit nur zwei verschiedene Mutterpflanzen, den Wasson-Hofmann- und den Blosser-Klon, was sich allerdings durch den höheren Bekanntheitsgrad der Pflanze verändert hat. Die Pflanzen in Europa unterscheiden sich kaum voneinander, da sie selten über Samen gezogen werden, als Stecklinge weniger Mutterpflanzen also genetisch weitgehend identisch sind.

Es gibt unter anderem folgende Züchtungen: ‘Blosser’, ‘Cerro Quemado’, ‘Green Witch Queen’, ‘Julieta’, ‘La Fuerza’, ‘Luna’ (diese Form hat besonders rundliche Blätter, daher der Name Luna (lat. Mond)), ‘Owens’, ‘Paradox’, ‘Wasson/Hofmann’.

Alle Klone, außer dem Wasson-Hofmann-Klon, sind selten und werden kaum angeboten. Da die Pflanze selten Samen ausbildet, ist es schwer, die genetische Vielfalt zu erhöhen. Daher ist davon auszugehen, dass diese angeblichen Varianten weitgehend identisch sind.

Inhaltsstoffe und Wirkung

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Der Azteken-Salbei enthält terpenoide Salvinorine, von denen sechs Derivate (A–F) bekannt sind.[6][7] Das Salvinorin A ist ein potentes dissoziatives Halluzinogen mit einer Wirkdosis ab 0,2 mg.[8] Die Pharmakologie des Salvinorin A unterscheidet sich deutlich von LSD-artigen Halluzinogenen: Es wirkt als κ-Opioid-Rezeptor-Agonist.

In Deutschland warnte 1999 die Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker dringend vor der Beschaffung und Abgabe von Salvia divinorum.[9]

Rechtliche Situation

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In Deutschland empfahl der Sachverständigenausschuss für Apothekenpflicht des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 2006, Salvia divinorum der Apothekenpflicht zu unterstellen, wobei keine Unterscheidung zwischen Extrakten und Blättern gemacht wurde.[10] Mit der 21. BtMÄndV wurde Salvia divinorum (Pflanzen und Pflanzenteile) wirksam zum 1. März 2008 in Anlage 1 des Betäubungsmittelgesetz (BtMG) aufgenommen und damit rechtlich ein nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel.[11]

Strafbar ist der Besitz und Verkauf unter anderem in Israel (2003), Australien (2004), Italien (2005),[12] Schweiz (2010),[13] Dänemark und den meisten Bundesstaaten der USA.[14]

In Frankreich und Spanien ist lediglich der Handel verboten. In Norwegen, Finnland, Estland und Island ist Salvia divinorum verschreibungspflichtig.

Zu Salvia divinorum gibt es in Liechtenstein, Österreich und Niederlande keine gesetzliche Reglementierung.

  • Jochen Gartz: Salvia divinorum – Die Wahrsagesalbei. Nachtschatten Verlag, Verlagsort 2001, 80 Seiten, ISBN 3-907080-28-9.
  • Bastian Borschke: Salvia Divinorum und andere psychoaktive Salbeiarten. Grüne Kraft, 2002, 32 Seiten, ISBN 3-930442-55-8.
  • Salvia divinorum. In: Entheogene Blätter. 16, 09/2003 (PDF; 1,5 MB), ISSN 1610-0107.
Commons: Azteken-Salbei (Salvia divinorum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Amended Description of Salvia divinorus. Abgerufen am 21. Juni 2013 (englisch).
  2. Salvia divinorum bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  3. https://www.gardenguides.com/104518-care-salvia-divinorum.html
  4. a b Wie der Wahrsagesalbei funktioniert. In: Der Standard, 22. März 2012.
  5. Salbei (Weißer Salbei, Wahrsagesalbei etc.). Abgerufen am 17. März 2016.
  6. C. M. Bertea, P. Luciano, S. Bossi, F. Leoni, C. Baiocchi, C. Medana, C. M. Azzolin, G. Temporale, M. A. Lombardozzi, M. E. Maffei: PCR and PCR-RFLP of the 5S-rRNA-NTS region and salvinorin A analyses for the rapid and unequivocal determination of Salvia divinorum. In: Phytochemistry. Band 67, Nummer 4, Februar 2006, ISSN 0031-9422, S. 371–378, doi:10.1016/j.phytochem.2005.12.006, PMID 16426651.
  7. Thomas E. Prisinzano: Psychopharmacology of the hallucinogenic sage Salvia divinorum. Hrsg.: Elsevier (= Life Science. Band 78). 2005, S. 527–531, PMID 16213533 (sagewisdom.org [PDF; 115 kB; abgerufen am 21. Juni 2013]).
  8. D. J. Siebert: Salvia divinorum and salvinorin A: new pharmacologic findings. (PDF; 39 kB) In: Journal of ethnopharmacology. Band 43, Nummer 1, Juni 1994, ISSN 0378-8741, S. 53–56, PMID 7526076.
  9. Govi-Verlag (Hrsg.): Pharmazeutische Zeitung. 10, 144. Jahrgang, 11. März 1999.
  10. Protokoll der Sitzung vom Mai 2006. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. September 2015; abgerufen am 17. September 2013.
  11. Gesetz über den Verkehr mit Betäubungsmitteln. (PDF; 180 kB) Bundesministerium der Justiz, 10. Juni 2013, S. 30, abgerufen am 21. Juni 2013.
  12. Gazzetta Ufficiale Serie Generale N. 54 vom 7. März 2005. MINISTERO DELLA SALUTE, abgerufen am 21. Juni 2013 (italienisch).
  13. Verordnung des EDI über die Verzeichnisse der Betäubungsmittel, psychotropen Stoffe, Vorläuferstoffe und Hilfschemikalien (Betäubungsmittelverzeichnisverordnung, BetmVV-EDI, SR 812.121.11).
  14. Legal Status of Salvia divinorum auf Erowid, abgerufen am 21. Juni 2014.