„Francis Drake“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|befasst sich mit dem Freibeuter und Entdecker Francis Drake. Zu anderen Personen siehe [[Francis Drake (Begriffsklärung)]].}} |
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[[Bild:Sir Francis Drake (post 1580).png|thumb|300px|Sir Francis Drake, Porträt eines unbekannten Künstlers, nach 1580]] |
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{{Weiterleitungshinweis|Sir Francis Drake|Zur gleichnamigen britischen Fernsehserie siehe [[Sir Francis Drake (Fernsehserie)]].}} |
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[[Datei:Sir Francis Drake (post 1580).png|mini|Sir Francis Drake, Porträt eines unbekannten Künstlers, nach 1580. [[National Portrait Gallery (London)]] |
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[[Datei:Francis Drake Signature.svg|rahmenlos|hochkant|zentriert|klasse=skin-invert-image|Unterschrift von Francis Drake]]]] |
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[[Sir (Anrede)|Sir]] '''Francis Drake''' (* um 1540 in [[Tavistock (Devon)|Tavistock]], [[Devon (England)|Devon]]; † [[28. Januar]] [[1596]] bei [[Portobelo]], [[Panama]]) war ein [[Königreich England|englischer]] [[Freibeuter]] und [[Entdecker]], später [[Vizeadmiral]] und der erste englische [[Weltumsegler]]. |
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[[Datei:Francis Drake by Henry Bone.jpg|mini|Francis Drake in einer Darstellung von [[Henry Bone]], 1829]] |
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=== Kindheit und Jugend === |
=== Kindheit und Jugend === |
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Francis Drake wurde etwa 1540 in [[Crowndale]], England (in der Nähe von [[Tavistock (Devon)|Tavistock]] im [[Borough]] [[West Devon]] der [[Grafschaft (England)|Grafschaft]] [[Devon (England)|Devonshire]]) als ältestes von zwölf Kindern geboren. Sein genaues Geburtsdatum ist, wie bei vielen seiner Zeitgenossen, nicht bekannt.<ref>Die Angaben der Quellen variieren beim Geburtsjahr zwischen 1540 und 1545.</ref> Er wuchs in einer [[protestantisch]]en Bauernfamilie auf, die bei einem katholischen Aufstand von ihrem Land vertrieben wurde und nach [[Upnor]] (nordöstlich von [[Rochester (Kent)|Rochester]] in der Grafschaft [[Kent]]) flüchtete. Da der Bruder Thomas von Drakes Vater Edmund als Erbe vorgesehen war, mussten Francis und seine Brüder bereits in jungen Jahren selbst für ihr Auskommen sorgen. Sein Vater, der in Upnor als [[Pastor]] arbeitete, brachte ihm Lesen und Schreiben bei, bevor Francis mit etwa 13 Jahren seine Ausbildung zum Seemann begann. |
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=== Seemannsausbildung === |
=== Seemannsausbildung === |
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Zunächst als Schiffsjunge, dann als Matrose und schließlich als Steuermann fuhr er auf einem kleinen Küstenschiff zwischen [[Plymouth]] und den |
Zunächst als [[Schiffsjunge]], dann als [[Matrose]] und schließlich als [[Steuermann]] fuhr er auf einem kleinen Küstenschiff zwischen [[Plymouth]], Frankreich und den [[Spanische Niederlande|Spanischen Niederlanden]]. Der Schiffer war kinderlos geblieben und sah in Drake so etwas wie einen [[Adoption|Adoptivsohn]]. Von ihm lernte Drake die Kunst des [[Navigation|Navigierens]]. Bevor der Schiffer verstarb, vermachte er dem jetzt etwa 20-jährigen Drake sein Schiff. Zu diesem Zeitpunkt verhängte Spanien ein [[Embargo]] über die englischen Kaufleute, welche die Niederlande anliefen. Man warf ihnen vor, den [[Protestantismus]] zu verbreiten. Damit war auch Drakes Aussicht auf finanzielle Unabhängigkeit und Wohlstand schlagartig beendet. Er betrieb das geerbte Schiff zwar noch eine Zeit lang, war dann aber wohl gezwungen, es zu verkaufen und sich stattdessen bei seinem Vetter [[John Hawkins (Seefahrer)|John Hawkins]] zu verdingen. So fuhr er auf einem Handelsschiff seines Vetters als [[Zahlmeister]] auf einer Reise nach Nordostspanien (1564). |
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=== Erste Unternehmungen === |
=== Erste Unternehmungen === |
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Wegen Spaniens Embargo stellte Königin [[Elisabeth I.]] englischen Schiffsverbänden [[Kaperbrief]]e aus, die es erlaubten, spanische Schiffe zu [[entern]] und deren Warenbestand – teilweise auch zugunsten der englischen Staatskasse – zu übernehmen. An solchen Aktionen beteiligte sich auch der Kapitän [[James Lovell (Pirat)|James Lovell]]. |
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==== Erfahrungen im Sklavenhandel und Piraterie ==== |
==== Erfahrungen im Sklavenhandel und Piraterie ==== |
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Am 9. November |
Am 9. November 1566 begann Lovells Fahrt zu den [[Kapverdische Inseln|Kapverdischen Inseln]], an der Francis Drake als [[Offizier]] teilnahm. Während dieser Unternehmung wurde eine Reihe spanischer und portugiesischer Schiffe aufgebracht. Diese Akte der [[Piraterie]] bedeuteten für Drake die Erfahrung seines ersten „Seegefechtes“. Das Unternehmen bestand im Wesentlichen aus dem Versuch, das vom spanischen König [[Philipp II. (Spanien)|Philipp II.]] gehaltene [[Monopol]] auf den [[Sklavenhandel]] zu unterlaufen. Im Rahmen des [[Atlantischer Dreieckshandel|atlantischen Dreieckshandels]] wurden an der Küste Westafrikas [[Schwarzafrikaner|schwarzafrikanische]] [[Sklaven]] eingekauft, in Schiffe gepfercht und in die [[Karibik]] transportiert, um sie an die dortigen spanischen Siedler zu verkaufen. |
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Den Siedlern war es seitens der spanischen Krone streng untersagt, mit den englischen Protestanten Handel zu treiben. Das Verbot hatte jedoch nur wenig Wirkung. Fern vom Einfluss des Mutterlandes nahmen die Siedler den Engländern die Sklaven bereitwillig ab. Lovells Reise war dennoch ein finanzieller Fehlschlag, weil sich der zuständige Gouverneur von Rio de la Hacha, der königliche [[Schatzmeister]] Miguel de Castellanos, weigerte, auf das Einfuhrverlangen der Engländer einzugehen. Rio de la Hacha (das heutige [[Riohacha]]) war zwar nur eine winzige Ortschaft an der Küste des heutigen [[Kolumbien]]s, stellte aber damals einen der beiden Zugangspunkte für das [[Anden|kolumbianische Hochland]] dar (der andere war [[Santa Marta]]). |
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==== Erste Konflikte mit Spanien ==== |
==== Erste Konflikte mit Spanien ==== |
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Nicht lange nach |
Nicht lange nach Drakes Rückkehr wurde ein weiteres Unternehmen vorbereitet, diesmal durch seinen Vetter [[John Hawkins (Seefahrer)|John Hawkins]]. Das Ziel war das gleiche wie bei der Fahrt Lovells: die [[Sklaverei|Versklavung]] von Afrikanern, um diese, unter Umgehung des spanischen Handelsmonopols, an die Siedler in Mittelamerika zu verkaufen. Sechs Schiffe verließen den [[Plymouth Sound]] am 2. Oktober 1567 mit insgesamt 408 Personen an Bord. Nachdem in der Nähe der [[Kapverdische Inseln|Kapverdischen Inseln]] die portugiesische [[Karavelle]] ''Gracia Dei'' erobert worden war, übernahm Drake das Kommando über das Schiff. Bei einem Angriff auf eine Siedlung am Fluss Tagarin (heutiger Name [[Freetown Peninsula|Peninsula]]) in [[Sierra Leone]] im Januar 1568 wurden 250 Schwarzafrikaner gefangen genommen und versklavt. Danach segelte die Flotte in die Karibik und lief dort zunächst die kleine Insel [[Dominica]] und anschließend [[Borburata]] (im heutigen [[Venezuela]]) an. Der [[Gouverneur]] weigerte sich jedoch, mit den Engländern zu handeln. |
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Auf der Rückreise gerieten die Schiffe in einen schweren Sturm. Danach war Hawkins' [[Flaggschiff]], die 700 [[Schiffsmaße|Tonnen]] große ''Jesus of Lübeck'', die 1545 von der [[Hanse]] gekauft worden war, kaum noch seetüchtig. Nach schweren Wassereinbrüchen im [[Achtern|Achterschiff]] wurde ein Teil der Aufbauten entfernt. Das Schiff erreichte danach mit Mühe und Not [[San Juan de Uloa]], eine winzige, etwa 250 Meter lange [[Reede]], bestehend aus einigen Häusern, einer [[Kapelle]] und einer Geschützbatterie. Nichtsdestotrotz war diese 'Ortschaft' jedoch einer der Hauptumschlagplätze für die Schiffe der spanischen ''Flota'', der [[Silberflotte]]. Drei Tage vor seiner Ankunft am 15. September 1568 erfuhr Hawkins vom Kapitän eines spanischen Schiffes, dass die [[Silberflotte]] in kürze San Juan de Uloa erreichen würde. |
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Die Engländer wurden zunächst von dem stellvertretenden Gouverneur von [[Vera Cruz]], Martin de Marcana und dem Schatzmeister Francisco de Butamante begrüßt, da diese den neuen Generalgouverneur Don Martin de Enriques erwarteten, der sich an Bord eines der spanischen Silberschiffe befand. Hawkins übernahm die Kontrolle über den Hafen und begann mit der Reparatur seiner Schiffe. Die Spanische ''Flota'', bestehend aus 13 Schiffen, von denen zwei Kriegsschiffe waren, erreichte San Juan de Uloa zwei Tage später. Hawkins weigerte sich zunächst, den spanischen Schiffen den Zugang zum Hafen zu erlauben. Er war sich jedoch auch über die möglichen Konsequenzen im Klaren, sollten den Spaniern aus seiner Handlungsweise irgendwelche ernsthaften Schäden entstehen. Verhandlungen wurden geführt und Geiseln ausgetauscht. Die Spanier durften ihre Schiffe in den Hafen bringen und den Engländern wurde garantiert, dass sie unbehelligt ihre Schiffe reparieren durften. |
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Drake wurde zu diesem Zeitpunkt zum [[Kapitän]] der nur 50 Tonnen großen ''[[Judith (Schiff, 1559)|Judith]]'' ernannt. Im Juni 1568 erreichte die Flotte Rio de la Hacha. Die Spanier feuerten auf die als Vorhut geschickte ''Judith'', worauf Drake das Haus des Gouverneurs beschießen ließ. Die Engländer blockierten nun den Hafen und zwangen den Gouverneur Miguel de Castellanos zum Handel. Hawkins konnte 200 seiner Sklaven verkaufen. Im Juli 1568 lief Hawkins Santa Marta an. Nachdem Hawkins’ [[Musketier]]e in die Luft gefeuert und so einen Angriff vorgetäuscht hatten, gelang es ihm, weitere 110 Sklaven zu verkaufen. Der vermeintliche Angriff sollte den örtlichen spanischen Beamten ermöglichen, sich später geschickt aus der Affäre zu ziehen. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 57 Sklaven an Bord von Hawkins’ Schiffen. Ein Versuch, auch die restlichen Sklaven „loszuwerden“, diesmal in [[Cartagena (Kolumbien)|Cartagena]], misslang. |
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Don Martinez de Enriquez hielt sich jedoch nicht an die Zusagen. Stattdessen wurden 120 Soldaten aus Vera Cruz herbeordert und auf den nun im Hafen liegenden spanischen Schiffen wurden während der Nacht zusätzliche Geschütze in Stellung gebracht. Die Soldaten und örtlichen [[Miliz]]ionäre verbargen sich an Bord der nahe der ''Jesus of Lübeck'' ankernden Schiffe. Beim Gefecht am 23. September 1568 wurden mit Ausnahme der ''Minion'' und der ''Judith'' alle englischen Schiffe vernichtet. Den [[Kanonier]]en der ''Jesus of Lübeck'' gelang die Versenkung des spanischen Admiralsschiffes und eines der Handelsschiffe. Das Vize-Admiralsschiff (Spanisch 'Capitana')wurde in Brand geschossen, wobei 34 Spanier den Tod fanden. Hawkins gelang die Flucht an Bord der ''Minion''. Drake entkam an Bord der ''Judith''. Beide Schiffe gelangten im Januar 1569 zurück nach England. Von den 408 Besatzungsangehörigen der englischen Schiffe überlebte jedoch nur eine Handvoll. Jene, die nicht schon bei dem eigentlichen Gefecht getötet wurden, wurden gefangen genommen und fielen der [[Inquisition#spanischen Inquisition|spanischen Inquisition]] zum Opfer. Von den restlichen Überlebenden kamen während der strapaziösen Rückreise, aufgrund der unzureichenden Wasser- und Lebensmittelbestände oder durch Erschöpfung, die meisten ums Leben. |
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Auf der Rückreise gerieten die Schiffe in einen schweren Sturm. Nach schweren Wassereinbrüchen in Hawkins’ [[Flaggschiff]] erreichte man nur noch mit Mühe und Not den kleinen Hafen von [[San Juan de Ulúa]] (→ [[San Juan de Ulúa#Der Konflikt von San Juan de Ulúa 1568|Der Konflikt von San Juan de Ulúa]]). Nachdem einige Tage später die spanische [[Silberflotte]] in den Hafen eingelaufen war, wurde mit dem an Bord befindlichen neuen Vizekönig von [[Neuspanien]], [[Martín Enríquez de Almansa]], eine Waffenruhe vereinbart, die jedoch von den Spaniern gebrochen wurde. Beim Gefecht am 23. September 1568 wurden mit Ausnahme der ''Minion'' und der ''Judith'' alle englischen Schiffe vernichtet. Das spanische Admiralsschiff und eines der spanischen Handelsschiffe wurden versenkt. Hawkins gelang die Flucht an Bord der ''Minion''. Drake entkam an Bord der ''Judith''. Beide Schiffe gelangten im Januar 1569 zurück nach England. Von den 408 Besatzungsmitgliedern der englischen Schiffe überlebte jedoch nur eine Handvoll. Jene, die nicht schon bei dem eigentlichen Gefecht getötet wurden, wurden entweder gefangen genommen und fielen der [[Spanische Inquisition|spanischen Inquisition]] zum Opfer, oder sie starben an Hunger, Durst und Erschöpfung auf der strapaziösen Rückreise. |
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John Hawkins machte Drake im Nachhinein Vorwürfe und behauptete, er habe ihn und seine Kameraden im Stich gelassen. Es stellt sich jedoch die Frage welche Hilfe Drake mit seiner nur 50 Tonnen großen Schiff, die nur mit sehr leichter Bewaffnung ausgerüstet und ohnehin schon mit Überlebenden der ''Jesus of Lübeck'' überladen war, überhaupt hätte leisten können. Der Zwischenfall hatte damals wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Stimmung in England gegen Spanien wandte. Für Drake war er von entscheidender Bedeutung. Seit dieser Unternehmung hegte Drake einen sehr persönlichen Hass auf König Phillip II. von Spanien und ganz besonders auf dessen [[Statthalter]] in [[Mexiko]], Don Martinez de Enriquez. Man kann davon sprechen, dass sich Drake's [[Aversion]]en nach und nach in einen sehr persönlichen Privat-Krieg gegen Spanien steigerte. |
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[[Datei:AnthonyRoll-6 Jesus of Lübeck.jpg|mini|Die ''Jesus of Lübeck'' auf einer Flottenliste von 1546 ([[Anthony Roll|Anthony’s roll]], [[Samuel Pepys|Pepys Library]], [[Magdalene College|Magdalene College, Cambridge]])]] |
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John Hawkins machte Drake im Nachhinein Vorwürfe und behauptete, er habe ihn und seine Kameraden im Stich gelassen. Die Frage nach den möglichen Hilfen, die Drake mit seinem nur 50 Tonnen schweren Schiff, das nur mit sehr leichter Bewaffnung ausgerüstet und ohnehin schon mit Überlebenden der ''[[Jesus von Lübeck|Jesus of Lübeck]]'' überladen war, überhaupt hätte leisten können, blieb unbeantwortet. Der Zwischenfall trug damals wesentlich dazu bei, dass sich die Stimmung in England gegen Spanien wandte. Für Drake war er für seine zukünftige Einstellung von entscheidender Bedeutung. Seit dieser Unternehmung hegte Drake einen sehr persönlichen Hass auf König [[Philipp II. (Spanien)|Philipp II. von Spanien]] und ganz besonders auf dessen [[Statthalter]] in Neuspanien, den Vizekönig Martín Enríquez de Almansa. Rückblickend kann man davon sprechen, dass sich Drakes [[Aversion]]en nach und nach in einen sehr persönlichen Privatkrieg gegen die spanische Krone steigerten. |
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== Piraterie unter eigenem Kommando == |
== Piraterie unter eigenem Kommando == |
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=== Erste Kaperfahrten ( |
=== Erste Kaperfahrten (1570–1571) === |
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[[Datei:Location colonial roads.jpg|mini|Wichtige koloniale Handelswege in Panama]] |
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Am 4.Juli [[1569]] heiratete Drake in der Kirche zu St. Budeaux in der Nähe von Plymouth. Die Ehe mit Mary Drake blieb kinderlos. [[1570]], nicht lange nach der Hochzeit, bereitete Drake jedoch schon eine erste Kaperfahrt in die Karibik vor. Die Reise selbst war wohl ereignislos. Drake selbst behauptete später, sie habe dem Zweck der Aufklärung gedient. |
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Am 4. Juli 1569 heiratete Drake in der Kirche zu St. Budeaux in der Nähe von Plymouth. Die Ehe mit Mary Drake blieb kinderlos. 1570 bereitete Drake eine erste Kaperfahrt in die Karibik vor. Die Reise selbst war wohl ereignislos. Drake behauptete später, sie habe dem Zweck der Aufklärung gedient. |
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Kurze Zeit später, ebenfalls noch 1570, folgte eine zweite Fahrt. Hierbei verfügte Drake über die winzige ''Swan'' mit 25 Tonnen. |
Kurze Zeit später, ebenfalls noch 1570, folgte eine zweite Fahrt. Hierbei verfügte Drake über die winzige ''Swan'' mit 25 Tonnen. [[Westindische Inseln|Westindien]] erreichte er im Februar 1571. Am 21. desselben Monats griffen Drakes Männer eine spanische „Frigata“ (vom Schiffstyp eines portugiesischen Küstensegelboots mit zwei Masten) an, wobei mehrere Spanier getötet oder verwundet wurden. Drake ließ eine [[Diplomatische Note|Note]] an Bord des ausgeplünderten Schiffes zurück: |
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:: „An den Kapitän und die Besatzung dieser ‚Frigata‘. Wir waren überrascht, dass ihr in dieser Art und Weise vor uns davonlieft, und euch auch später geweigert habt, mit uns unter unserer [[Parlamentärsflagge]] zu sprechen, nachdem ihr uns nun kennt und vor einigen Tagen selber erlebt habt, dass wir unter unserer Parlamentärsflagge niemandem Schaden zufügen, sondern nur wünschten, mit euch zu sprechen. Und da ihr euch geweigert habt, mit uns unter unserer Parlamentärsflagge ohne Bosheit und Schaden zu sprechen, findet ihr euer Schiff nun durch eure eigene Schuld verwüstet. Jenen, die kommen, um unter unserer Parlamentärsflagge höflich mit uns zu reden, tun wir keinen Schaden; und jene, die nicht (mit uns reden) sind selber schuld. Glaubt auch nicht, dass wir uns vor jenen Schiffen [das Wachgeschwader unter Diego Flores de Valdes] fürchten; mit der Hilfe Gottes wird es sie ihr Leben kosten, bevor sie über uns triumphieren. Nun habt ihr den Beweis dafür, dass es besser gewesen wäre, mit uns zu sprechen – denn in eurer ‚Frigata‘ gab es nicht mehr als den Gegenwert von vier Silber-Real. Ausgeführt von Engländern, die wohlgesinnt sind, falls ihnen kein Grund für das Gegenteil gegeben wird. Falls uns ein Grund für das Gegenteil gegeben wird, werden wir eher Teufel als Menschen sein – gez. Francis Drake.“ |
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Als |
Als Nächstes lief Drake [[Venta Cruces]] an, einem Zwischenort für den Transport der spanischen Gold- und Silberausbeute aus Südamerika auf der [[Camino de Cruces]]. Hier erbeutete er ca. 100.000 Pesos in Handelswaren. Anfang Mai erreichte er Bastimentos, wo rund ein Dutzend kleinerer Schiffe ausgeplündert wurden. Hierbei wurden Handelswaren im Wert von weiteren 150.000 Pesos erbeutet. Am 8. Mai 1571 wurde ein spanisches Depeschenboot erobert, wobei zwei Spanier getötet und mindestens sieben verwundet wurden. Ein spanischer Mönch wurde danach nackt ausgezogen und von den englischen Seeleuten verhöhnt. Gegen Ende Mai wurden weitere spanische Schiffe gekapert, wobei die Beute diesmal gut 400.000 Dukaten betrug. Die offizielle Auflistung der angerichteten Schäden belief sich auf 160.000 Pesos, was bei dem damals üblichen Wechselkurs von 8 Schilling 3 Pence dem Gegenwert von 66.000 Pfund in Tudor-Währung entsprach. Zu diesem Zeitpunkt hörte König [[Philipp II. (Spanien)|Philipp II.]] von Spanien zum ersten Mal etwas von Drake und seinem offensichtlichen Privatkrieg. Die Spanier nannten Drake fortan ''El Draque'', was in etwa der spanischen Aussprache des Namens entspricht. Die Reise stellte den Beginn der englischen [[Piraterie]] in der Karibik dar. |
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=== Die zweite große Kaperfahrt in die Karibik ( |
=== Die zweite große Kaperfahrt in die Karibik (1572–1573) === |
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Am 24. Mai |
Am 24. Mai 1572 begann die nächste Unternehmung. Diesmal hatte Drake zwei Schiffe zur Verfügung, die ''Swan'' mit 25 Tonnen und die ''Pasco'' mit 70 Tonnen. Insgesamt befanden sich 73 Personen an Bord beider Schiffe. Darunter waren auch zwei seiner Brüder, John und Joseph. |
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==== Überfall auf Nombre de Dios ==== |
==== Überfall auf Nombre de Dios ==== |
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[[Datei:Nombre de Dios - Project Gutenberg eText 19396.jpg|mini|Nombre de Dios in einer Darstellung von [[Peter Schenk der Ältere|Peter Schenk]] in ''Hecatompolis'', 1702]] |
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Einige Zeit nach der Ankunft der englischen Schiffe in der Karibik traf Drake auf den englischen Kapitän James Raunse. Letzterer hatte an John Hawkins' Unglücksreise nach San Juan de Uloa als Kommandeur des Handelsfahrers ''William and John'' teilgenommen, hatte die Reise jedoch vorzeitig abgebrochen und war nach England zurückgekehrt. Drake und Raunse taten sich zusammen und beschlossen [[Nombre de Dios]] anzugreifen, einen weiteren Hauptknotenpunkt für den Transport von Gold und Silber nach Spanien. Zu diesem Zeitpunkt bestand die englische Streitmacht aus ca. 100 Mann. |
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Einige Zeit nach der Ankunft der englischen Schiffe in der Karibik traf Drake auf den englischen Kapitän James Raunse. Letzterer hatte an John Hawkins’ Unglücksreise nach San Juan de Ulúa als Kommandeur des Handelsfahrers ''William and John'' teilgenommen, hatte die Reise jedoch vorzeitig abgebrochen und war nach England zurückgekehrt. Drake und Raunse taten sich zusammen und beschlossen, [[Nombre de Dios (Panama)|Nombre de Dios]] anzugreifen, einen weiteren Hauptknotenpunkt für den Transport von Gold und Silber nach Spanien. Zu diesem Zeitpunkt bestand die englische Streitmacht aus rund 100 Mann. |
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Der Angriff begann am 28. Juli 1572 um etwa 2-3 Uhr morgens. Nach einem kurzen Scharmützel mit der örtlichen Miliz waren Drake und seine Leute praktisch im Besitz der Ortschaft. Allerdings erlitt Drake selber bei dem Angriff eine Schussverletzung am Bein, die er jedoch zunächst verbarg. In einem Lagerhaus fand sich ein Stapel Silberbarren ''"... 70 Fuß lang, 10 Fuß breit und 12 Fuß hoch ... die einzelnen Barren hatten ein Gewicht von 35 bis 40 Pfund ..."'' Aufgrund des Blutverlustes durch seine Beinwunde brach Drake schließlich zusammen. Daraufhin brachen die Seeleute die Aktion ab, aus Furcht, ohne Drake verloren zu sein. |
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Der Angriff begann am 28. Juli 1572 zwischen 2 und 3 Uhr morgens. Nach einem kurzen Scharmützel mit der örtlichen Miliz waren Drake und seine Leute praktisch im Besitz der Ortschaft. In einem Lagerhaus fand sich ein Stapel Silberbarren, „70 Fuß lang, 10 Fuß breit und 12 Fuß hoch … die einzelnen Barren hatten ein Gewicht von 35 bis 40 Pfund“. |
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Am Morgen des 29. Mai zogen sie sich auf die Insel [[Bastimentos]] zurück. Der Bürgermeister (Alcalde) von Nombre de Dios schickte einen [[Emissär]] und ließ nachfragen, ob es sich bei Drake ‚’“... um den gleichen Drake handele der schon einmal in dieser Gegend gewesen sei, und der durch seine Menschlichkeit einen Ruf erworben habe.“’’ Außerdem wollte er wissen ob die Pfeile der Engländer vergiftet gewesen seien und ob Drake Lebensmittel benötige. Die Antwort war wie folgt: |
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Drake erlitt bei dem Angriff eine Schussverletzung am Bein, die er jedoch zunächst verbarg. Aufgrund des Blutverlustes brach er jedoch zusammen. Daraufhin brachen die Seeleute die Aktion ab, aus Furcht, ohne Drake verloren zu sein. |
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Am Morgen des 29. Juli zogen sie sich auf die Insel [[Bastimentos]] zurück. Der Bürgermeister ([[Alcalde]]) von Nombre de Dios schickte einen [[Emissär]] und ließ nachfragen, ob es sich bei Drake „um denselben Drake handele, der schon einmal in dieser Gegend gewesen sei und der sich durch seine Menschlichkeit einen Ruf erworben habe“. Außerdem wollte er wissen, ob die Pfeile der Engländer vergiftet gewesen seien und ob Drake Lebensmittel benötige. Die Antwort war wie folgt: |
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''"Unser Kapitän, obgleich er glaubte das dieser Soldat nur ein gewöhnlicher Spion sei, behandelte ihn dennoch sehr höflich und antwortete ihm auf die Fragen seines Herren dass er sehr wohl jener Drake sei, und das es nie seine Praxis sei seine Pfeile zu vergiften; die Spanier könnten ihre Verwundeten durch gewöhnliche Medizin heilen ... was die angebotenen Lebensmittel betreffe, so hätte die Insel Bastimentos genug zu bieten, und das ihm lediglich nach etwas von jener besonderen Ware dürste die dieses Land zu bieten habe'' (d.h. Gold und Silber) ''um sich und seine Gesellschaft zu befriedigen. Daher riet er dem Bürgermeister seine Augen offen zu halten, denn falls Gott ihm Leben und Gesundheit verleihe, würde er gerne etwas von dem ernten welches sie'' (die Spanier) ''gesät hätten, welches sie aus der Erde holten um damit Unglück über die gesamte Erde zu bringen".'' |
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:: „Unser Kapitän, obgleich er glaubte, dass dieser Soldat nur ein gewöhnlicher [[Spionage|Spion]] sei, behandelte ihn dennoch sehr höflich und antwortete ihm auf die Fragen seines Herren, dass er sehr wohl jener Drake sei und dass es nie seine Praxis sei, seine Pfeile zu vergiften; die Spanier könnten ihre Verwundeten durch gewöhnliche Medizin heilen … was die angebotenen Lebensmittel betreffe, so hätte die Insel Bastimentos genug zu bieten, und dass ihm lediglich nach etwas von jener besonderen Ware dürste, die dieses Land zu bieten habe“ [Gold und Silber], „um sich und seine Gesellschaft zu befriedigen. Daher riet er dem Bürgermeister, seine Augen offen zu halten, denn falls Gott ihm Leben und Gesundheit verleihe, würde er gerne etwas von dem ernten, welches sie“ [die Spanier] „gesät hätten, welches sie aus der Erde holten, um damit Unglück über die gesamte Erde zu bringen.“ |
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Der Bote wurde zurückgeschickt ''"... so überladen mit englischen Geschenken, dass er erklärte er sei noch nie in seinem Leben so geehrt worden"''. Die Verteidigung in Nombre de Dios wurde nachträglich verstärkt und die benachbarten Ortschaften alarmiert. James Raunse hatte genug und segelte nach Hause. Drake hingegen segelte nach [[Cartagena]]. Am 15. August 1572 fuhr er in den Hafen und erbeutete zwei Schiffe. |
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Der Bote wurde zurückgeschickt „so überladen mit englischen Geschenken, dass er erklärte, er sei noch nie in seinem Leben so geehrt worden“. Die Verteidigung in Nombre de Dios wurde nachträglich verstärkt und die benachbarten Ortschaften alarmiert. James Raunse hatte genug und segelte nach Hause. Drake hingegen segelte nach [[Cartagena (Kolumbien)|Cartagena]]. Am 15. August 1572 fuhr er in den Hafen und erbeutete zwei Schiffe. Da die ''Swan'' jetzt zu einer Belastung wurde, wurde sie versenkt. Drake übertrug das Kommando über die ''Pasco'' seinem Bruder und zog selbst auf eine der mitgeführten kleinen [[Pinasse]]n um. |
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Die ''Swan'' wurde jetzt immer mehr zu einer Belastung. Drake wollte das Schiff aufgeben, wusste jedoch nicht wie er diese Nachricht seinen Brüdern schmackhaft machen sollte. Die beiden hingen an dem kleinen Schiff und Francis wollte ihre Gefühle nicht verletzen. Um ihnen den Schmerz zu ersparen, befahl er dem Zimmermann der ''Pasco'', Thomas Moone, der ein sehr enger Freund Drake’s war (möglicherweise war er bereits mit Drake zusammen an Bord des kleinen Handelsfahrers während dessen Lehrzeit als Schiffsjunge), sich an Bord der ''Swan'' zu schleichen. Er hatte Moone zu absolutem Stillschweigen verpflichtet. An Bord der ''Swan'' schlich er sich unter Deck und bohrte eine Reihe von Löchern in den Boden des Schiffes und stellte dann sicher dass das Wasser nicht zu schnell stieg. Am nächsten Tag ruderte Drake zur ''Swan'' hinüber und fragte ob sein Bruder Lust hätte Angeln zu gehen. Nachdem dieser zugesagt hatte später nachzufolgen, legte er wieder ab, drehte sich dann noch einmal um und fragte ganz harmlos warum die ''Swan'' so tief im Wasser läge. John Drake und seine Besatzung versuchten mehrere Stunden lang das Schiff zu retten; es sank am Ende unter ihren Füßen. Drake übertrug das Kommando über die ''Pasco'' seinem Bruder und zog selber auf eine der mitgeführten kleinen [[Pinasse]]n um. |
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==== Fort Diego und die Blockade von Cartagena ==== |
==== Fort Diego und die Blockade von Cartagena ==== |
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Zu diesem Zeitpunkt entschloss er sich Kontakt mit den [[ |
Zu diesem Zeitpunkt entschloss er sich, Kontakt mit den [[Cimarrones]] aufzunehmen, entflohenen schwarzen Sklaven, auf die er vorher schon vereinzelt gestoßen war und die zu jener Zeit eine erheblich größere Gefahr für die spanischen Kolonisten darstellten als die gelegentlichen Piratenüberfälle oder die Indios, mit denen Drake ebenfalls in Berührung kam. Ein ehemaliger [[Sklave]] namens Diego war in Nombre de Dios geflohen und Drake gefolgt. Er blieb auch weiterhin bei Drake und kehrte mit diesem nach England zurück (Diego nahm später an [[Weltumsegelung des Francis Drake|Drakes Weltreise]] teil und dürfte damit der erste Afrikaner gewesen sein, der eine Weltumsegelung vollbrachte). Dass ein Mensch, der aus seiner Heimat als Sklave von Europäern entführt worden war, sich nach dieser Erfahrung freiwillig einem Mann wie Drake anschloss, belegt, dass Francis Drake [[Abolitionismus|anders dachte]] als sein Vetter John Hawkins, für den Schwarze „nicht einmal Menschen“ waren. Von diesem Zeitpunkt an hatte Drake wohl einen ausgeprägten Respekt vor Menschen anderer Hautfarbe oder Kultur. |
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Drakes Bruder John brach zusammen mit Diego auf, um nach den Cimarrones zu suchen. Nachdem der Kontakt hergestellt war, trafen zwei Gruppen von Cimarrones ein. Am 14. September wurde eine Allianz geformt, und die Ausarbeitung detaillierter Pläne begann. Auf einer Insel einige Seemeilen vor der Küste östlich des Vorgebirges von [[Cativa]] wurde ein Fort errichtet und nach seinem Architekten ''Fort Diego'' getauft. Drake überließ dann das Kommando seinem Bruder John und segelte nach [[Cartagena (Kolumbien)|Cartagena]], um Lebensmittel und Informationen zu beschaffen. Einige Tage später tauchte ein spanisches Schiff auf. John Drake, bewaffnet mit einem abgebrochenen Degen und einem Kissen als Schild, wurde bei dem Versuch, das Schiff zu erobern, von einem spanischen [[Musketier]] angeschossen. |
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Den Herbst 1572 verbrachten Drake und seine Leute damit, den Hafen von Cartagena praktisch zu blockieren. Dabei achtete er immer darauf, dass die Gefangenen sicheres Land erreichten. Dabei mussten |
Den Herbst 1572 verbrachten Drake und seine Leute damit, den Hafen von Cartagena praktisch zu blockieren. Dabei achtete er immer darauf, dass die Gefangenen sicheres Land erreichten. Dabei mussten die Spanier gelegentlich vor dem Hass der Cimarrones geschützt werden. Am 27. Oktober trieb Drake eine spanische „Frigata“ auf den Strand. Das Schiff hatte eine Ladung Gold und Silber an Bord. Der Versuch, das Schiff zu übernehmen, scheiterte jedoch, als mehrere hundert spanische [[Kavallerie|Kavalleristen]] auftauchten. Nach der Rückkehr nach Fort Diego brach unter der Besatzung [[Gelbfieber]] aus. Innerhalb von zehn Tagen starben 10 Besatzungsmitglieder. Am Ende waren fast 40 Prozent der Seeleute der Krankheit zum Opfer gefallen. Unter den Toten befand sich auch Joseph, der zweite von Drakes Brüdern. Zum Schrecken der Seeleute führte Drake in der Hoffnung, eine Todesursache zu ergründen, ergebnislos eine Obduktion an der Leiche seines Bruders durch. |
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==== Überfall auf eine spanische Karawane vor |
==== Überfall auf eine spanische Karawane vor Panamá ==== |
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Drake wandte sich nun seinem eigentlichen Ziel zu. Er plante einen Überfall auf einen der regelmäßigen Karawanentransporte, der über den [[Isthmus |
Drake wandte sich nun seinem eigentlichen Ziel zu. Er plante einen Überfall auf einen der regelmäßigen Karawanentransporte, der über den [[Isthmus von Panama]] Gold und Silber an die Karibikküste zur Verschiffung nach Spanien transportierte. |
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Ungefähr zu diesem Zeitpunkt zeigten die |
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt zeigten die Cimarrones Drake einen hohen Baum, in den sie Kletterrungen eingeschnitten hatten. Der Baum wurde von ihnen als [[Beobachtungsturm]] genutzt. Von diesem Baum konnte Drake auf der einen Seite die Karibik sehen und auf der anderen Seite Panamá und den [[Pazifik|Pazifischen Ozean]]. Er tat in dem Moment einen Schwur: „Er bat den Allmächtigen in seiner Güte darum, ihm (ein langes) Leben zu geben, damit er einst in diesem Ozean in einem englischen Schiff segeln möge.“ |
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Nachdem die |
Nachdem die Cimarrones durch einen Spion herausgefunden hatten, dass der Schatzmeister von [[Lima]] im Begriff war, Panamá mit einer Karawane zu verlassen, bereitete Drake einen Hinterhalt vor. Einige Meilen von Venta Cruces entfernt versteckten die Engländer und ihre Verbündeten sich beidseits des Trampelpfades, der Panamá und Venta Cruces verband. Um sich in der Dunkelheit erkennen zu können, trugen sie weiße Hemden über ihrer Kleidung. Ein betrunkener Seemann namens Robert Pike wanderte jedoch ins Freie, worauf die Spanier flohen. Drakes Männer erbeuteten lediglich einige Lamas, die zur Vorhut gehört hatten. Auf dem Rückweg zur Küste begegneten sie einer Gruppe spanischer Reisender. Bei dem folgenden Scharmützel wurden mehrere Spanier getötet, der Rest floh. Drake selbst wurde verwundet. Man zog sich zunächst nach Venta Cruces zurück. |
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In einem Haus befanden sich mehrere Frauen, die gerade Kinder geboren hatten und sich |
In einem Haus befanden sich mehrere Frauen, die gerade Kinder geboren hatten und sich große Sorgen machten, besonders wegen der Cimarrones. Drake garantierte ihre Sicherheit und ließ sie, um Zwischenfälle zu vermeiden, bewachen. Ein Teilnehmer der Expedition sagte später: „Jenen, die von uns gefangengenommen wurden, taten wir niemals Gewalt an, nachdem sie unter unserer Kontrolle waren, sondern entließen sie entweder sofort in die Freiheit oder hielten sie noch für einige Zeit bei uns … Wir sorgten für ihre Ernährung wie für uns selbst und schützten sie vor der Wut der Cimarrones.“ |
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Am 23. Februar |
Am 23. Februar 1573 kehrten sie zu den Schiffen zurück. Einen Monat später begegneten sie dem französischen Kapitän [[Guillaume Le Testu]], der ihnen von dem [[Bartholomäusnacht|Massaker am Bartholomäustag]] in [[Paris]] berichtete. Drake und le Testu beschlossen, zusammenzuarbeiten. Letzterer war vom Organisationsgrad der Engländer und besonders von deren engen Bindung mit den Cimarrones beeindruckt. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 31 Engländer übrig. Sie hatten außer den Pinassen noch ein spanisches Schiff von etwa 20 Tonnen zur Verfügung, das zwischenzeitlich gekapert worden war. Le Testu besaß ein Schiff von etwa 80 Tonnen mit etwa 70 Mann Besatzung. Man kam überein, in der Nähe des Francisca-Flusses, etwa fünf Meilen östlich von Nombre de Dios, zu landen und die Schiffe zu verstecken. Dann wollte man einen weiteren Hinterhalt legen. Die Beute sollte ehrlich geteilt werden, und die Schiffe bekamen Anweisung, die Korsaren in der Nähe des Francisca-Flusses am 3. April wieder aufzunehmen. Der Marsch begann am 31. März 1573. Am 1. April stießen sie auf drei Maultierkarawanen mit insgesamt etwa 200 Tieren. Die Karawanen wurden von 45 Soldaten begleitet, die jedoch nur schwach bewaffnet waren. Einige der Soldaten liefen barfuß und leisteten nur geringen Widerstand. Ein Cimarrón wurde getötet, und le Testu wurde von einer Kugel in den Bauch getroffen. |
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Die Maultiere transportierten etwa 200.000 Pesos in Gold und Silber: |
Die Maultiere transportierten etwa 200.000 Pesos in Gold und Silber: „Jene, die Kapitän Testu begleiteten, nahmen, soviel sie nur tragen konnten; sogar die Sklaven, die die Tiere führten, feuerten sie an, aus Hass gegen die Spanier, und zeigten ihnen, wo das Gold war, damit sie nicht mit Silber herumspielen mögen. Da gab es Platten aus Gold, wie zwei verschiedene Siegel der Hoch-Kanzlei Frankreichs, manche von kastillianischen Dukaten, andere von Pistoles.“ Etwa 100.000 Pesos in Gold wurden zurück zu den Schiffen gebracht, und 15 Tonnen Silber wurden vergraben. Die Beute belief sich auf etwa 40.000 Pfund in Tudor-Währung. Das entsprach etwa einem Fünftel der jährlichen Steuereinnahmen der englischen Krone. Die Beute wurde wie vereinbart unter den Engländern und Franzosen geteilt. Le Testu war schwer verwundet und konnte nicht mithalten. Er wurde schließlich von den Spaniern eingeholt, die ihn enthaupteten und sein Herz herausschnitten. |
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Drake und seine Leute erreichten den Francisca-Fluss am 3. April, fanden dort aber statt ihrer Schiffe sieben spanische [[Schaluppe]]n mit [[Artillerie]] und 85 Musketieren vor. Drake ließ ein Floß bauen (bezeichnet als |
Drake und seine Leute erreichten den Francisca-Fluss am 3. April, fanden dort aber statt ihrer Schiffe sieben spanische [[Schaluppe]]n mit [[Artillerie]] und 85 Musketieren vor. Drake ließ ein [[Floß]] bauen (bezeichnet als „verrückte Konstruktion“) und machte sich dann zusammen mit einem Engländer und zwei Franzosen auf die Suche nach seinen Schiffen. Sie fanden sie etwa drei Meilen vor der Küste. Wie sich herausstellte, war ein Franzose in Testus Begleitung bei dessen Tod von den Spaniern gefangen genommen worden und hatte den Standort der Schiffe verraten, die daraufhin geflohen waren. Nachdem die restlichen Besatzungsmitglieder aufgenommen und die Beute geteilt worden war, segelten die Franzosen nach Hause. Der betrunkene französische Seemann wurde gefunden und berichtete ihnen von Le Testus Tod. Im Nachhinein wurden noch 13 der versteckten Silberbarren geborgen. Die Schiffe wurden instand gesetzt, und man bereitete sich auf die Rückreise vor. Drake lud die Cimarrones ein, sich Geschenke auszusuchen. Ihr Anführer [[Pedro Mandinga]] wählte ein goldenes Schwert, das Drake von le Testu erhalten hatte. Drake hätte das Schwert gern selbst behalten, schenkte es aber dann bereitwillig Pedro. |
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Die Rückkehr erfolgte am Sonntag, dem 9. August 1573. Sie erregte soviel Aufsehen dass die [[Kongregation]] in der Kirche von St. Andrews mitten in der Messe die Kirche verließ um Drake zu sehen. In der Zwischenzeit hatte sich das Verhältnis zwischen England und Spanien etwas entspannt. Man bedeutete Drake, dass es besser wäre, wenn er eine |
Die Rückkehr erfolgte am Sonntag, dem 9. August 1573. Sie erregte soviel Aufsehen, dass die [[Kongregation (Ordensgemeinschaft)|Kongregation]] in der Kirche von St. Andrews mitten in der Messe die Kirche verließ, um Drake zu sehen. In der Zwischenzeit hatte sich das Verhältnis zwischen England und Spanien etwas entspannt. Man bedeutete Drake, dass es besser wäre, wenn er eine Zeit lang nicht auffiele. Daher ist nicht genau zu ermitteln, wo er sich während des Jahres 1574 aufgehalten hat. Möglicherweise nahm er an einer Handelsreise nach Hamburg teil. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt nahm er seinen Vetter John Drake unter seine Fittiche. Der kinderlose Drake, der während seiner Zeit als Schiffsjunge selbst von seinem Kapitän als Sohn angesehen worden war, tat nun das gleiche für seinen Vetter. |
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== Unterstützung des |
== Unterstützung des Earl of Essex in Irland (1575) == |
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[[Datei:Walter Devereux, 1st Earl of Essex from NPG.jpg|mini|Porträt des Walter Devereux, 1. Earl of Essex, unbekannter Maler, 1572]] |
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Im Jahr [[1575]] war Robert Devereux, der [[Robert Devereux, 2. Earl of Essex|Graf von Essex]] mit einem privaten Unternehmen beschäftigt, welches als Geschäftsinvestition ausgelegt, jedoch auf die Kolonisierung und Besiedelung Nordirlands abzielte. Dabei stieß er auf den erbitterten Widerstand des O'Neill-Clans unter dem Clanführer Turlough O'Neill, sowie dessen angeworbene Söldner des schottischen McDonnell-Clans unter Sorley Boy McDonnell. Nachdem der Widerstand der O'Neills geschwächt war, wandte Devereux sich gegen die Schotten. Diese hielten die zwischen der nordirischen und schottischen Küste gelegenen Insel [[Rathlin|Rathlin Island]] besetzt. Die Anhänger Sorley Boy McDonnels sahen die Insel als sicheren Zufluchtsort für ihre Familien und hatten Frauen und Kinder dorthin geschickt, um sie dem Zugriff der Engländer zu entziehen. |
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Im Jahr 1575 wurde Drake von [[Walter Devereux, 1. Earl of Essex|Walter Devereux]], 1. [[Earl of Essex]], für eine Unternehmung in Irland angeworben. Drake sollte Truppen nach [[Rathlin|Rathlin Island]] transportieren. Dort hatten die Söldner des schottischen [[Clan MacDonnell|McDonnell]]-[[Schottischer Clan|Clans]] unter [[Sorley Boy McDonnell]] ihre Familien versteckt, um sie dem Zugriff der Engländer zu entziehen. Nach Abschluss der Aktion sollte Drake in den Gewässern zwischen der Insel und dem [[Mull of Kintyre]] patrouillieren, um zu verhindern, dass die Schotten in das Geschehen eingreifen bzw. die Insel später wieder einnehmen könnten. Zum Zwecke des Truppentransports stellte Drake drei der kleinen Schiffe zur Verfügung, die er auf seiner Reise nach Panamá den Spaniern abgenommen hatte. |
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Die Vorbereitungen begannen am 1. Mai 1575. Im Juli transportierte Drake den Söldnerführer [[John Norreys]] mit 300 Fuß- und 80 Kavallerie-Soldaten sowie Belagerungsgeräte nach Rathlin Island. Die Landung auf Rathlin Island folgte am 22. Juli, und die schottischen Verteidiger ergaben sich nach kurzer Zeit. Trotz der bedingungslosen Aufgabe ließ der Earl of Essex ein Exempel statuieren. Bei diesem unwürdigen Gemetzel wurden mehr als 600 Menschen grausam getötet. Die meisten von ihnen waren Frauen und Kinder. Verschont wurden lediglich die Söhne einiger schottischer Adliger, die als Geiseln festgehalten wurden. Drake kommandierte zu dieser Zeit eine kleine spanische „Fregata“, die auf den Namen ''Falcon'' getauft worden war. Das Schiff hatte eine Besatzung von 25 Mann inklusive Drake selbst und seines 13-jährigen Stewards John Drake. Daher kann man davon ausgehen, dass Drake mit den militärischen Operationen oder dem Massaker nichts zu tun hatte. Das Massaker wurde damals keineswegs kritisiert, im Gegenteil. Elisabeth gratulierte dem Earl of Essex, und es darf als sicher gelten, dass das Ganze als „abschreckendes Beispiel“ für potentielle Rebellen gedacht war. |
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Der Graf von Essex wollte ein Exempel zu statuieren. Zu diesem Zweck hatte er einen Söldnerführer namens John Norris angeworben, der die militärischen Operationen zu befehligen hatte. Devereux warb auch Drake, auf Empfehlung von John Hawkins, an. Drake's Aufgabe bestand aus dem Transport der Truppen nach Rathlin Island. Danach sollte er in den Gewässer zwischen der Insel und dem [[Mull of Kintyre]] patrouillieren, um zu verhindern das die Schotten in das Geschehen eingreifen bzw. die Insel später wieder einnehmen könnten. Zu diesem Zweck stellte er drei der kleinen Schiffe zur Verfügung, die er auf seiner Reise nach Panama den Spaniern abgenommen hatte. |
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Während seines Aufenthaltes in Irland lernte Drake einen Kaufmann namens James Sydae sowie einen Söldner namens [[Thomas Doughty (Seefahrer)|Thomas Doughty]] kennen. Beide sollten einige Zeit später noch eine Rolle bei der berühmten Weltreise spielen. Drakes Rolle in Irland endete im September 1575, als er aus den Diensten des Earl of Essex entlassen wurde. Anfang 1576 kehrte er jedoch noch einmal zurück. Bei dieser Gelegenheit diskutierte er seine Pläne für eine Reise in den Pazifik mit Doughty und, was bedeutungsvoller war, mit dem Earl of Essex. Letzterer stellte ihm einen Einführungsbrief aus, mit dem er einige Zeit später nach London reiste, um seine Pläne dem führenden Staatsminister [[Francis Walsingham]] zu unterbreiten. Damit begannen die Vorbereitungen für seine berühmte Weltumsegelung. |
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Die Operation verlief reibungslos. Die Vorbereitungen begannen am 1. Mai 1575. Die Landung auf Rathlin Island folgte am 22. Juli und die schottischen Verteidiger ergaben sich nach kurzer Zeit. Was folgte war ein unwürdiges und grausames Gemetzel, bei dem mit Ausnahme der Söhne einiger schottischer Adliger, die als Geiseln festgehalten wurden, mehr als 600 Menschen grausam getötet wurden. Die meisten von ihnen waren Frauen und Kinder. Drake kommandierte zu dieser Zeit eine kleine spanische 'Fregata', die auf den Namen ''Falcon'' getauft worden war. Das Schiff hatte eine Besatzung von 25 Mann inklusive Drake selbst und seines 13-jährigen Stewards John Drake. John Norris brachte 300 Fuß- und 80 Kavallerie-Soldaten sowie Belagerungsgerät nach Rathlin Island. Daher kann man davon ausgehen, das Drake mit den militärischen Operationen oder dem Massaker selbst nichts zu tun hatte. Das Massaker selbst wurde damals keineswegs kritisiert, im Gegenteil. Elisabeth gratulierte dem Grafen von Essex und es darf als sicher gelten, dass das Ganze als 'abschreckendes Beispiel' für potentielle Rebellen gedacht war. |
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== Weltumsegelung ''(The Famous Voyage)'' (1577–1580) == |
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Während seines Aufenthaltes in Irland lernte Drake einen Kaufmann namens James Sydae sowie einen Söldner namens Thomas Doughty kennen. Beide sollten einige Zeit später noch eine Rolle bei der berühmten Weltreise spielen. Drake's Rolle in Irland endete im September 1575, als er aus den Diensten des Grafen von Essex entlassen wurde. Anfang [[1576]] kehrte er jedoch noch einmal zurück. Bei dieser Gelegenheit diskutierte er seine Pläne für eine Reise in den Pazifik mit Doughty und, was bedeutungsvoller war, mit dem Grafen von Essex. Letzterer stellte ihm einen Einführungsbrief aus, mit dem er einige Zeit später nach London reiste um seine Pläne dem führenden Staatsminister [[Francis Walsingham]] zu unterbreiten. Damit begannen die Vorbereitungen für seine berühmte Weltumsegelung. |
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{{Hauptartikel|Weltumsegelung des Francis Drake}} |
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[[Datei:Weltumsegelung des Francis Drake.png|zentriert|600px|Route der Weltumsegelung]] |
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== Weltumsegelung ''(The Famous Voyage)'' (1577-1580)== |
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{{Lückenhaft|Einarbeitung der im Quelltext auskommentierten Passagen -- Welchen Einfluss hatte Elisabeth I. auf das Unternehmen -- Es werden ausführlichere Informationen zum Reiseabschnitt Pazifik benötigt --}} |
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=== Politische und finanzielle Unterstützung === |
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Mit der Empfehlung des Grafen von Essex fand Drake in Francis Walsingham einen mächtigen Förderer seiner Pazifik-Pläne. Walsingham, der unter anderem als Chef des Geheimdienstes über die Absichten der Spanier sehr gut informiert war, vertrat am Elisabethanischen Hof eine harte anti-spanische Linie. Er brachte in den nächsten Wochen und Monaten nach Drake's Besuch eine Reihe von Persönlichkeiten zusammen, die sich an dem geplanten Unternehmen finanziell beteiligten. Unter ihnen so einflussreiche Personen wie [[Robert Dudley]] (der Graf von Leicester), [[Edward Clinton]] (der Graf von Lincoln und Englands Großadmiral) und [[Christopher Hatton|Sir Christopher Hatton]] (den Captain der königlichen Leibgarde). |
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Am 13. Dezember 1577 brach Francis Drake mit der ''Pelican'', die er später in ''[[Golden Hinde]]'' umbenannte, in Begleitung von vier Schiffen und mit über 150 Mann Besatzung zu einer Expedition mit unbekanntem Ziel auf. Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, ob er den sagenumwobenen Südkontinent [[Terra Australis]] suchen oder die spanischen Städte an der Westküste Süd- und Mittelamerikas angreifen sollte. Möglich wäre auch die gezielte Suche nach der [[Nordwestpassage]] vom Pazifik aus. Ob er im Auftrag von [[Elisabeth I.]] handelte oder gar mit einem [[Kaperbrief]] ausgestattet war, lässt sich über die bekannten Quellen nicht eindeutig belegen. |
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Die Unternehmung wurde unter strengster Geheimhaltung geplant und vorbereitet. Hierzu wurde unter anderem eine Genehmigung vom [[Sultan von Alexandria]] für eine Handelsreise nach [[Ägypten]] eingeholt. Wohl einer der Gründe warum die Spanier keinen Verdacht hegten und Gegenmaßnahmen, beispielsweise die Sperrung der [[Magellanstraße]], einleiteten. Bis heute ist jedoch unklar, warum sie die fadenscheinige Nebelwand nicht durchschauten, da ihnen die Vorbereitungen kaum entgangen sein konnten. |
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[[Datei:Capture Of Cacafuego.jpg|mini|Kaperung der ''Cacafuego'', Kupferstich von [[Levinus Hulsius]], 1626]] |
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Unter der Regentschaft Elisabeth I. gab es in England verschiedene Pläne für eine Expedition in den Pazifik bzw. durch die Magellanstraße. Die sich immer wieder ändernde politische Situation hatte jedoch die Folge, dass die Pläne immer wieder in der Versenkung verschwanden, um bei einer Verschlechterung des politischen Klimas wieder hervorgeholt zu werden. So erging es fast allen Pläne, die sich offen gegen die Interessen Spaniens richteten. Daher gab es noch einen anderen wichtigen Grund für die Geheimniskrämerei. Das Unternehmen musste unbedingt vor Elisabeths [[Schatzmeister]] und Berater, [[William Cecil, 1. Baron Burghley|William Cecil]] (Baron von Burghley) verborgen werden. Burghley war Walsinghams Intimfeind. Er hatte mehr als einmal ähnliche Pläne sang und klanglos zu Fall gebracht. Königin Elisabeth war sich über die möglichen Konsequenzen einer offenen Auseinandersetzung mit Spanien im Klaren und verfolgte daher einem vorsichtigen Kurs, der die opportunistische Nutzung von günstigen Gelegenheiten jedoch nicht ausschloss. |
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Drake steuerte zunächst die [[Magellanstraße]] an, musste jedoch schon auf dem Weg dorthin zwei Schiffe an der Ostküste Südamerikas aufgeben. Ein weiterer Zwischenfall betraf den mitsegelnden Adligen Thomas Doughty. Dieser zeigte sich wiederholt unzufrieden mit Drakes Anweisungen und Maßnahmen und versuchte auch die Mannschaft gegen ihren Anführer aufzuwiegeln. Während eines Zwischenstopps auf dem Weg zur Magellanstraße ließ Drake am 1. Juli 1578 in [[Puerto San Julián]] ein [[Weltumsegelung des Francis Drake#Die Affäre Thomas Doughty|Kriegsgerichtsverfahren]] abhalten, in dessen Folge Doughty zum Tode verurteilt wurde. Einen Tag später wurde Doughty an Ort und Stelle exekutiert.<ref>David Hannay: ''The Case of Mr. Doughty.'' In: ''Blackwood's Edinburgh Magazine.'' 163, Jan–Jun 1898, S. 796–808.</ref> |
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Nach der Durchquerung der Magellanstraße im September 1578 sank ein weiteres Schiff, und das verbliebene Geleitschiff trat die Rückreise nach England an, nachdem man sich in stürmischer See aus den Augen verloren und trotz Suche nicht mehr wiedergefunden hatte. Bei dieser Suche entdeckte Drake eine Insel, die er '' Elisabeth Island'' nannte. Die verbreitete Ansicht, er habe damit [[Kap Hoorn]] entdeckt, beruht auf einer Publikation nach 1618, nachdem die Holländer [[Willem Cornelisz Schouten]] und [[Jacob Le Maire]] im Januar 1616 Kap Hoorn umsegelt hatten.<ref>Henry R. Wagner: ''Sir Francis Drake's Voyage Around the World: Its Aims and Achievements.'' 1926. (Reprint: Kessinger Publishing, 2006, ISBN 1-4286-2255-1)</ref><ref>Harry Kelsey: ''Sir Francis Drake; The Queen's Pirate.'' Yale University Press, New Haven 1998, ISBN 0-300-07182-5.</ref> Auf der ''Golden Hinde'' segelte Drake entlang der südamerikanischen Westküste gen Norden. Hierbei kaperte er zahlreiche spanische Schiffe und überfiel und plünderte spanische Siedlungen. Besonders waghalsig erscheint noch heute das Eindringen in den Hafen von [[Callao]] (der Hafen von [[Lima]]), am 15. Februar 1579, in dem rund 30 spanische Schiffe vor Anker lagen. Seine Beute war jedoch gering, vor allem im Vergleich zu der mit Schätzen aus der [[Neue Welt|Neuen Welt]] voll beladenen ''[[Nuestra Señora de la Concepción (1579)|Nuestra Señora de la Concepción]]''. Die auch ''Cacafuego'' („Feuerscheißer“) genannte [[Galeone]] konnte entgegen der in der Geschichtsschreibung häufigen Schilderung ohne große Gegenwehr auf ihrem Weg nach [[Panamá]] gekapert werden. |
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=== Ziele der Reise === |
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Über die genauen Ziele der Reise gibt es in der Geschichtsschreibung zahlreiche abweichende Informationen. Zu einen wird immer wieder die Suche und Erforschung des bis dahin sagenumwobenen südlichen Kontinent ''[[Terra Australis]]'' erwähnt, den man südlich, bzw. auf der pazifischen Seite, der Magellanstraße vermutete. Ebenso sicher erscheint der Auftrag zur Suche der [[Straße von Anián]] (ehemalige spanische Bezeichnung der heutigen [[Nordwestpassage]]) vom Pazifik aus. Drake's Landsmann [[Martin Frobisher]] versuchte zur gleichen Zeit auf drei Entdeckungsreisen (1576-1578) sein Glück vom Atlantik aus. Angeblich hatte Drake auch den Auftrag, die Gewürzinseln (die heutigen [[Molukken]]) geschäftlich zu besuchen. Wiederum andere Geschichtsschreiber meinen, dass Drake beim Anblick der Stadt Panama auf seinem Raubzug gegen die spanische Schatzkarawane 1572 den Entschluss fasste, Panama vom Pazifik aus anzugreifen. Keines dieser Ziele ist bis heute zweifelsfrei bestätigt. |
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Vollbeladen mit den geraubten spanischen Gold- und Silberschätzen, stand Drake vor der Rückkehr in die englische Heimat. Die erneute Durchquerung der [[Magellanstraße]] schloss er aus. Es blieb ihm die Suche nach der [[Nordwestpassage]] in den Atlantischen Ozean und alternativ die Überquerung des Pazifischen Ozeans. Nachdem er die Suche nach der Passage wegen des Kälteeinflusses der hohen [[Geografische Breite|nördlichen]] Breiten auf Mannschaft und Schiff hatte abbrechen müssen, landete er am 5. Juni 1579 an der Westküste Nordamerikas, unweit des heutigen [[San Francisco]] in einer Bucht, die später nach ihm „[[Drakes Bay]]“ benannt wurde. Da die dort lebenden Indianer freundlich auf die Fremden reagierten, nahm Drake das Land für die englische Krone in Besitz und nannte es „Nova Albion“. Der Entdeckung folgte jedoch, auch einige Jahre später, keine englische Besiedlung.<ref>Eine historisch belegte Gedenktafel aus Messing zu Ehren der 1579 erfolgten Landung von Francis Drake wurde 1933 von einigen Kunstexperten gefälscht. Die eigentlich im Umfeld der Vereinigung [[E Clampus Vitus]] als Jux geplante Fälschung wurde erst in den 1970er Jahren aufgeklärt.</ref> |
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=== Vorbereitungen === |
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Schließlich überquerte Drake den [[Pazifischer Ozean|Pazifik]] und segelte über einige Zwischenstationen bis [[Ternate]] auf den Gewürzinseln (den heutigen [[Molukken]]). Dort schloss er einen Handelsvertrag mit dem Sultan von Ternate ab. Nachdem Drake notwendige Reparaturen am Schiff hatte durchführen lassen, machte er sich auf die Rückreise. Ob er dabei an eine eventuelle Suche nach dem sagenhaften Südkontinent [[Terra Australis incognita]] dachte, ist nicht überliefert, es wäre aber möglich. Denn sein Gefolgsmann (lt. G. Sammet), der frühere französische Admiral [[Gaspard II. de Coligny]], hatte den Kartografen [[Guillaume Le Testu]] mit dem Erarbeiten einer Weltkarte beauftragt, die er wohl gekannt hat. Sie erschien 1555 und zeigte in Nordwest-[[Australien]] noch unentdeckte Küsten. |
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==== Die Schiffe ==== |
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Drake hatte einen Zuschuss für den Neubau von Schiffen beantragt und wohl auch erhalten. Insgesamt wurden für die Expedition fünf Schiffe neu gebaut, bzw. angeschafft: |
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* ''Pelican'', 100 Tonnen, 18 Kanonen, ca. 60 Mann Besatzung, Flaggschiff von Francis Drake, (während der Fahrt umbenannt in [[Golden Hinde]] (deut. ''Goldene Hirschkuh'') |
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* ''Elisabeth'', 80 Tonnen, 16 Kanonen, ca. 50 Mann Besatzung, Captian John Winter |
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* ''Swan'', 50 Tonnen, 5 Kanonen, ca. 30 Mann Besatzung, Captian John Chester |
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* ''Marygold'', 30 Tonnen, 16 Kanonen, ca. 20 Mann Besatzung, Captian John Thomas |
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* ''Benedict'', 15 Tonnen, 1 Kanone, ca. 10 Mann Besatzung, Captian Tom Moone |
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Jedenfalls entging Drake nur knapp einer Katastrophe, als sein Schiff auf ein [[Riff (Geographie)|Riff]] lief. Es wurde notdürftig geflickt und man rettete sich nach [[Java (Insel)|Java]] im heutigen Indonesien. Gründlich repariert und proviantiert, begann schließlich die Rückreise in Richtung Afrika. In ununterbrochener Fahrt umrundete Drake am 15. Juni 1580 das [[Kap der Guten Hoffnung]], um am 22. Juli die Küste von [[Sierra Leone]] zu erreichen. Am 26. September 1580 lief er nach 1.018 Tagen in den Sund von Plymouth ein. Er war damit der erste Engländer, dem die [[Weltumrundung#Weltumseglungen im 16. Jahrhundert|Weltumsegelung]] geglückt war, und der erste Kommandeur einer Weltumsegelungsflotte überhaupt, der am Anfangsort der Expedition lebend wieder anlangte. Ein Londoner [[Konsortium]] unter Führung von [[Thomas Gresham]] (dem Begründer der [[Londoner Börse]]), das die Reise finanziert hatte, erzielte über ihre Investition einen Gewinn von 4.700 Prozent. |
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Die ''Pelican'' ist eigens für das Unternehmen gebaut worden. Hierbei lässt sich nicht eindeutig sagen, ob das Schiff von einem englischen oder ausländischen, z. B. holländischen, Schiffbauer gebaut wurde, da keinerlei Bauunterlagen existieren. Die Abmessungen des [[Trockendock]]s, welches später extra für das Schiff gebaut wurde, lassen auf eine Länge von etwa 22,50 Meter, eine Breite von ca. 6 Metern und einen Tiefgang von ca. 2,70 Meter schließen. Sie war mit [[Fock]]- und Vor[[marssegel]], [[Großsegel|Groß]]- und Großmarssegel, Blinde und [[Lateinersegel|Lateinerbesan]] [[Takelage|getakelt]]. Der Bau des Schiffes wurde 1576 begonnen und Anfang 1577 abgeschlossen. |
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== 1581 bis 1585 == |
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Die ''Elisabeth'' wurde in [[Depthford]] neu gebaut. An Bord der beiden großen Schiffe wurden vorgefertigte Einzelteile für insgesamt vier Pinnassen mitgeführt. |
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[[Datei:Francis Drakes portrait in The World Encompassed.jpg|mini|Sir Francis Drake mit seinem Wappen]] |
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[[Datei:Plaque commemorating Drake's Leat, Burrator Dam - geograph.org.uk - 238060.jpg|mini|Diese Gedenktafel feiert den 400. Jahrestag der Verabschiedung eines Gesetzes zum Bau einer Wasserleitung von [[Dartmoor]] nach Plymouth im Jahre 1585, das auf einer Initiative des damaligen Bürgermeisters Sir Francis Drake beruhte]] |
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[[Datei:Francis Drakes 2nd wife Elizabeth Sydenham.jpg|mini|Elisabeth Sydenham, die zweite Ehefrau von Francis Drake]] |
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Am 4. April 1581 besichtigte [[Elisabeth I.]] die ''Golden Hinde'' in [[Deptford (London)|Deptford]], einem Stadtteil im heutigen [[London]]er Stadtbezirk [[London Borough of Lewisham|Lewisham]]. Elisabeth ging über eine [[Planke|Gangplanke]] an Bord, während eine große Menschenmenge sich versammelt hatte, um Drake zu sehen. Als hinter der Königin die Neugierigen an Bord des Schiffes drängten, brach die Gangplanke, und etwa 100 Menschen fielen in den Schlamm unterhalb des Schiffes. Verletzt wurde niemand. An Bord verlor Elisabeth eines ihrer [[Strumpfband|Strumpfbänder]], woraufhin Monsieur de Marchaumont (der Gesandte des [[François-Hercule de Valois, duc d’Alençon|Herzogs von Alençon]]) vortrat, das Band aufhob und es der Königin zurückgab. Elisabeth legte das Strumpfband vor den Augen des Gesandten wieder an und erklärte, sie werde es ihm später als Pfand überlassen, sobald sie es nicht mehr benötige. Nach einem Lunch an Bord des Schiffes kniete Drake mit gesenktem Haupt vor der Königin nieder. Sie nahm das Schwert und flüsterte: „Francis Drake, Ihr seid ein Schurke, und um meiner Ehre willen muss ich mich von Euch lossagen.“ Einen Augenblick später wandte sie sich an den französischen Gesandten „Ich bin überzeugt, dass Monsieur den Ritterschlag mit Freuden für mich ausführen wird.“ Schließlich führte der Gesandte den [[Ritterschlag]] durch, mit dem Drake für seine Verdienste und seine Loyalität gegenüber der englischen Krone geehrt wurde.<ref>W.-U. Cropp: ''Goldrausch in der Karibik.'' 2000, S. 178.</ref> |
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Bei der ''Swan'' handelte es sich um ein 'Dutch Flyboat' (deutsch '[[Vlieboot]]' ([http://www.bruzelius.info/nautica/Etymology/German/Roeding(1793)/Flieboot.html Quelle])). Die holländischen [[Wassergeusen]] verwendeten diese zweimastigen Küstenschiffe bei ihrem Kampf gegen die Spanier. Das Schiff war als schwimmendes Lager und Werkstatt gedacht. |
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Noch im selben Jahr erhielt Drake einen [[Wappenschild]], der auf einem blauen Schild einen gewellten Querbalken zwischen zwei Sternen zeigte, unter dem Motto ''Sic parvis magna'' („Vom Kleinen zum Großen“).<ref>Das zweite Motto auf dem Bild bezog sich auf die erfolgreiche Weltumsegelung: ''Auxilio divino'' („mit göttlicher Hilfe“).</ref> Kurz zuvor, am 19. Dezember 1580, kaufte er die ehemalige Abtei [[Buckland Abbey]], die zu seinem Haupt-Landsitz wurde. Am 1. August 1581 nahmen Drake und seine Frau das Gebäude in Besitz. Diesem Landsitz folgten noch weitere: Yarford, Sampford Spiney und Sherford. Drake entwickelte sich zu einem der größten Landbesitzer in [[Plymouth]]. |
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Die ''Marygold'' war eine '[[Schonerbark|Barque]]', die hauptsächlich mit leichten, drehbaren Hinterlader-Kanonen bewaffnet war. Sie dürfte als schwimmende Batterie vorgesehen gewesen sein. |
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Im September 1581 wurde er für ein Jahr zum Bürgermeister von Plymouth gewählt. Während dieser Zeit war er unter anderem für den Bau einer Wasserleitung nach Plymouth verantwortlich. |
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Bei der ''Benedict'' handelte es sich um eine [[Pinasse]], die teils als Depeschenboot und teils zur Aufklärung dienen sollte. |
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Zwischenzeitlich hatte John Doughty, der Halbbruder des auf der Weltumsegelung hingerichteten Thomas Doughty, seinen Hass auf Drake weiter geschürt. Er versuchte, ein Gerichtsverfahren gegen Drake anzustrengen, doch das Verfahren wurde vom Gericht aufgehoben. Im Mai 1582 legte Drake eine Beschwerde gegen ihn ein, weil er in aller Öffentlichkeit erklärt hatte, dass „die Königin den arrogantesten Schurken, den widerlichsten Halunken, den falschesten Dieb und den grausamsten Mörder geehrt“ habe. Kurz darauf nahm [[Francis Walsingham]]s Geheimdienst einen gewissen Patrick Mason fest, der behauptete, dass der spanische Botschafter ihn angeheuert habe, um Doughty zu rekrutieren. Drake sollte entführt oder ermordet werden. Daraufhin wurde Doughty bis zum späten Oktober 1583 im Gefängnis [[Marshalsea]] inhaftiert. |
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Die an Bord der Schiffe geführten [[Geschütz]]e dürften ausschliesslich aus kleinen Kalibern bestanden haben, mit Sechs-Pfündern in den Unterdecks der großen Schiffe und Drei-Pfündern auf den Oberdecks. Weiterhin waren wohl noch kleine, auf den [[Schanzkleid]]ern in Gabeln montierte Ein- oder Einhalb-Pfündige Kanonen an Bord, die - mit Schrot geladen - gegen die Besatzungen feindlicher Schiffe eingesetzt werden konnten. Weiterhin gab es [[Arkebuse]]n, [[Schaftwaffe]]n, Schwerter, Schilde und Enterbeile, sowie eine große Anzahl verschiedener Spezialwaffen wie '[[Stinktöpfe]]' (primitive Handgranaten) und Brandsätze, die später bei den spanischen Gefangenen große Verwunderung auslösten. |
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1582 traf Drake ein Schicksalsschlag. Sein Vetter John Drake, der ihn auch nach der Weltreise noch begleitet und mit ihm gemeinsam den Königshof besucht hatte, wurde vermisst. John Drake hatte bei einer erneuten Reise, welche von Drake geplant und teilweise finanziert worden war, sein eigenes Schiff erhalten. Nachdem das Schiff in einem Sturm vom Rest der Flotte getrennt worden war, hatte John sich entschlossen, seinem Vetter Francis nachzueifern und eine Wiederholung der Weltreise von 1579 zu versuchen. Dabei war sein Schiff jedoch im [[Río de la Plata]] auf Grund gelaufen. John wurde danach von den Spaniern gefangen genommen. Er wurde zunächst in [[Santa Fe (Argentinien)|Fe Santa]] und [[Lima]] verhört. Er widerrief seinen [[Protestantismus]] und trat zum [[Katholizismus]] über. 1589 ging er im [[Cilicium|Büßerhemd]] in der [[Prozession]] der [[Autodafé]] in [[Cartagena (Kolumbien)|Cartagena]] mit. Sein Name wird zum letzten Mal 1650 in den offiziellen Dokumenten erwähnt. Auch in diesem Jahr ging er im Büßerhemd in der Autodafe-Prozession mit. Zu diesem Zeitpunkt war er 88 Jahre alt. |
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==== Die Besatzung ==== |
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Drake nahm einen persönlichen Stab bestehend aus acht Personen mit. Dazu gehörten sein Sekretär (der [[Vikar]] Francis Fletcher), ein Mundkoch, sein Vetter John als Knappe, Diego (der offiziell als 'Diener' deklariert war, den Drake jedoch als Freund und wichtigen Verbündeten ansah), sowie vier Musiker (unter den Letzteren befand sich der persönliche Trompeter von [[Sir Christopher Hatton|Christopher Hatton]]). Hattons Privatsekretär Thomas Doughty war möglicherweise als Kommandeur der an Bord befindlichen Arkebusiere vorgesehen; er wurde von seinem Halb-Bruder John und seinem Freund Leonard Vicary begleited. |
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1583 starb Drakes Frau Mary. Zwischen 1584 und 1585 saß Drake als Abgeordneter seiner Heimatstadt im englischen Parlament. Gleichzeitig plante er immer wieder neue Unternehmungen, jedoch zumeist mit wenig Erfolg. Am 9. Februar 1585 heiratete er ein zweites Mal. Elisabeth Sydenham war 1562 geboren worden und damit gut 20 Jahre jünger als Drake. |
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Die Crew bestand neben den Seeleuten auch aus zusätzlichen Spezialisten und Handwerkern. So gab es auf der ''Pelican'' auch eine komplette [[Schmiede#Die Feldschmiede|Feldschmiede]]. Insgesamt waren zur Zeit des Auslaufens im September 1577 insgesamt 164 Personen an Bord aller fünf Schiffe. |
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== Erneute Kaperfahrt in der Karibik (1585–1586) == |
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==== Startschwierigkeiten ==== |
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[[Datei:Boazio-Sir Francis Drakes West Indian Voyage.jpg|mini|Sir Francis Drakes Route der Kaperfahrt durch die Karibik, handkolorierter Kupferstich von [[Giovanni Battista Boazio]], 1589]] |
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Die kleine Flotte lief am 15. November [[1577]], um 5 Uhr nachmittags, aus dem Plymouth Sound aus und geriet kurz danach in einen schweren Sturm. Die ''Marygold'' hatte Grundberührung und wurde beschädigt. Auf der ''Pelican'' sah sich die Besatzung gar gezwungen, den [[Großmast]] des Schiffes umzuhacken. Die Schiffe retteten sich zunächst in den Hafen von [[Falmouth (Cornwall)|Falmouth]], um dann für die nötigen Reparaturen nach Plymouth zurückzukehren. Die umfangreichen Arbeiten dauerten bis zum Dezember 1577 an. Das der Großmast der ''Pelican'' über Bord geworfen werden musste, wies auf unzureichenden [[Ballast]] hin. Das erkannte Drake und entließ den für [[Proviant]], und damit auch für den an Bord befindlichen Ballast, verantwortlichen Kaufmann, James Sydae. |
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[[Datei:Boazio-Sir Francis Drake in Santo Domingo.jpg|mini|Angriff auf Santo Domingo, handkolorierter Kupferstich von Giovanni Battista Boazio, 1589]] |
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[[Datei:Boazio-Sir Francis Drake in Cartagena.jpg|mini|Angriff auf Cartagena, handkolorierter Kupferstich von Giovanni Battista Boazio, 1589]] |
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Als das Handelsschiff ''Primrose'' im Juni 1585 England erreichte, trat eine wesentliche Veränderung der politischen Lage ein. Kurz zuvor hatte es in Spanien eine Missernte gegeben. Aufgrund des verbesserten Klimas zwischen Spanien und England und angesichts der Notlage hatte Phillip bei Elisabeth um Hilfe nachgesucht. Daraufhin hatte Elisabeth die gesamte Handelsflotte der Stadt London mit Lebensmitteln nach Spanien beordert. Die Schiffe wurden jedoch kurz nach ihrer Ankunft von spanischen Soldaten gestürmt und beschlagnahmt. Nur der ''Primrose'' war nach einem heftigen Gefecht zwischen Soldaten und der Besatzung des Schiffes die Flucht gelungen. Einer der spanischen Gefangenen, der mit zurück nach England gebracht wurde, war der Gouverneur der Provinz [[Bizkaia]]. Er hatte einen schriftlichen Befehl bei sich gehabt, mit dem die Übernahme angeordnet worden war. Den Engländern war daraufhin klar, dass ein derartiger Befehl nur von Phillip persönlich gegeben worden sein konnte. |
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=== Im Atlantik === |
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Am 13. Dezember liefen die fünf Schiffe zum zweiten Mal aus und erreichten am 27. Dezember die Insel [[Mogador]]. |
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Auf Mogador wurde die erste der fünf mitgeführten Pinassen zusammengebaut und auf den Namen ''Christopher'' getauft. Ein Seemann von der ''Pelican'' wurde von Einheimischen entführt und blieb spurlos verschollen. Als nächstes lief Drake die [[Kapverdische Inseln|Kapverdischen Inseln]] an, um seine Vorräte zu ergänzen. Unterwegs wurden insgesamt sechs spanische und portugiesische Fischerboote erbeutet, wobei Drake die Besatzungen der Schiffe entschädigte. |
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Bei einer dieser Gelegenheiten überließ Drake die Pinnasse ''Benedict'' der Besatzung eines portugiesischen Schiffes. Im Gegenzug behielt er das portugiesische Schiff. Kurz darauf wurde die portugiesische [[Karavelle]] ''Santa Maria'' gekapert und gegen das andere portugiesische Schiff getauscht. Den an Bord befindlichen [[Navigation|Navigator]], [[Nuno da Silva]], behielt Drake als Gefangenen an Bord. |
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Am 1. Juli 1585 erhielt Drake eine Kommission ausgestellt, die ihn zum Angriff auf spanische Häfen und Schiffe berechtigte. Insgesamt 25 Schiffe und acht Pinnassen unterstanden seinem Kommando. Er selbst segelte an Bord der ''Elisabeth Bonaventure''. Auf dieser Unternehmung wurde er von mehreren Veteranen der ''Golden Hinde'' begleitet, darunter seinem Bruder Thomas sowie Tom Moone, dem ehemaligen Schiffszimmermann. Die Schiffe liefen am 14. September 1585 aus und segelten in die Karibik. Drake griff [[Santo Domingo]] an. Hierbei kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Wie schon oft zuvor hatte Drake [[Cimarrón]]es bei sich. Einer von ihnen war ein Junge, den Drake unter einer [[Parlamentärsflagge]] zur spanischen Seite hinüberschickte, um mit den spanischen Beamten Verhandlungen zu führen. Ein spanischer Soldat erkannte in dem Jungen einen Cimmarróne wieder und rammte ihm eine [[Spieß|Pike]] durch den Leib. Der Junge kroch zurück zur englischen Seite und starb vor Drakes Füßen. Drake war außer sich vor Wut. Er ließ zwei dominikanische Mönche hängen und den Spaniern mitteilen, dass er jeden Tag zwei weitere Gefangene hängen lassen werde, wenn der Mörder nicht ausgeliefert werde oder die Spanier ihn nicht selbst aburteilen würden. Der Soldat wurde am nächsten Tag von den Spaniern vor den Augen Drakes erhängt. Daraufhin ließ Drake ein Drittel der Gebäude in Santo Domingo zerstören. Darunter befanden sich Klöster und Kirchen sowie das Schloss. Das Haus des Gouverneurs und die Kathedrale wurden ausgeplündert und alle Schiffe im Hafen in Brand gesteckt. |
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Am 5. April [[1578]] erreichten Drake's Schiffe Brasilien. Hier traf man zum ersten Mal auf [[Indio]]s. Drake hinterließ Geschenke, die an Holzstöcke gehängt wurden, so dass die Indios sie gefahrlos abholen und eigene Geschenke zurücklassen konnten. Auf diese Art und Weise wurde zunächst Vertrauen aufgebaut. Einer der Mitreisenden beschrieb die Indios als ''"... zumeist nackt ... sie hatten lange Haare und hatten ihre Körper rot, weiß und schwarz bemalt und gegen die Kälte eingeölt ... ihr Erscheinungsbild war Furcht einflössend, sie hatten sich kleine Knochen durch Nase und Ohrläppchen gesteckt, waren aber sehr freundlich"''. Diese Eingeborenen hatten eine Vorliebe für Musik, und interessierten sich besonders für die Trommeln und Trompeten der Engländer. Sie führten zu Ehren ihrer Gäste Tänze auf, wobei John Winter (der Kapitän der ''Elisabeth'') "... zum großen Vergnügen seiner Leute ..." sich an einem dieser Tänze beteiligte. Einer der Indios stahl Drake's Kopfbedeckung - eine Kappe aus [[Samt]], die mit einem Goldband verziert war. Drake amüsierte sich nur darüber. Einer der Seeleute, Edward Cliffe, sagte dazu später: ''"(Drake) ließ es nicht zu, dass irgendjemand ihnen auch nur ein Haar krümmte"''. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt entschied sich Drake, die ''Swan'' aufzugeben. Sie wurde [[Abwracken|abgewrackt]], um ihr Eisen[[zeug]] zurückzugewinnen. |
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Als Nächstes griff Drake [[Cartagena (Kolumbien)|Cartagena]] an, wobei 28 Engländer und neun Spanier sowie eine Anzahl von [[Galeerensklave]]n und Indio-Hilfstruppen umkamen. Das Gefängnis von Cartagena wurde gestürmt. Hierbei wurden etwa 100 türkische Gefangene befreit, die später zurück nach England gebracht und zum Zweck der Verbesserung der Beziehungen mit dem [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] an einen Gesandten übergeben wurden. Zu diesem Zeitpunkt war John Drake bereits in Cartagena festgehalten worden. Er muss während des Angriffes aus der Stadt gebracht worden sein. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Francis Drake bereits über die Festsetzung seines Vetters Kenntnis hatte. Offiziell wurde erst 1587 bekannt, dass sich John dort befand. |
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Am 3. Juni 1578 verließen die Schiffe Brasilien und erreichten am 20. Juni Port St. Julian, (spanisch [[Puerto San Julián]]), wo sie ein Überbleibsel der Reise des [[Ferdinand Magellan]] vorfanden: den Galgen den Magellan bei der Hinrichtung zweier [[Meuterei|Meuterer]] benutzte. Drake ruderte in Begleitung von sechs Männern an Land, um nach Trinkwasser zu suchen. Hierbei kam es zu einem schweren Zwischenfall. Einige Eingeborene waren an den Strand gekommen. Sie waren zunächst auch freundlich. So interessierte sich einer von ihnen besonders für den englischen [[Langbogen]], den einer der Seeleute namens Robert Winterhie bei sich trug. Als dieser den Bogen spannte, um ihn vorzuführen, riss die Bogensehne. Der Indio erschrak und schoss Winterhie aus zwei Metern Entfernung einen Pfeil durch den Leib. Der Meisterkanonier der ''Pelican'', Oliver, trug die einzige Muskete. Das Pulver war jedoch nass geworden, und der Indio erschoss ihn ebenfalls. Drake zog die Überlebenden daraufhin am Strand zusammen und befahl denjenigen die Schilde trugen, die anderen damit zu decken. Alle Pfeile die erreicht werden konnten, wurden zerbrochen, um ein wiederverwenden zu verhindern. Drake konnte die Muskete des toten Geschützmeisters erreichen. Er reinigte sie, lud sie neu und tötete den Indio, der die beiden Engländer erschossen hatte. Damit war der Angriff schlagartig beendet. Die restlichen Indios verschwanden im Dschungel. |
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Drake hatte bis zu diesem Zeitpunkt zwei Drittel seiner Mannschaft durch Kämpfe und Krankheiten verloren. Er erkannte, dass Cartagena nur zu halten war, wenn Verstärkung aus England kommen würde. An den geplanten Angriff auf [[Panamá]] war nicht mehr zu denken. Er musste sich zurückziehen und die Heimreise antreten. Auf der Rückfahrt überfiel er noch [[St. Augustine (Florida)|St. Augustine]] an der Ostküste [[Florida]]s. Auch hier war die Beute nur gering. Schließlich segelte er weiter zur Insel [[Roanoke (Kolonie)|Roanoke]]. Hier hatte Sir [[Walter Raleigh]] 1585 versucht, eine englische Kolonie zu gründen. Doch dieser Versuch war fehlgeschlagen (wie auch zwei spätere Unternehmungen). Die Indianer hatten sich unermüdlich gegen die weißen Eindringlinge zur Wehr gesetzt. So nahm Drake die verbliebenen Siedler an Bord und kehrte Ende Juli 1586 nach England zurück. |
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Während des Aufenthaltes in Port St. Julian wurde die ''Mary'' ebenfalls abgewrackt und verbrannt. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Schiffe noch etwa 160 Personen an Bord. |
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Für Drake und die Investoren der Reise war sie finanziell eine Katastrophe; am Ende standen 25 % Verlust zu Buche. Politisch war sie jedoch für die englische Krone ein Erfolg, da die Reise verheerende Auswirkungen auf die spanischen Finanzen hatte. Die Bank von [[Sevilla]] ging bankrott, die Bank von [[Republik Venedig|Venedig]] ging beinahe ebenso zugrunde. [[Papst]] [[Sixtus V.]] und die Herzöge von [[Savoyen]] ([[Karl Emanuel I.]]) und [[Toskana]] ([[Francesco I. de’ Medici|Franz I.]]) verweigerten [[Philipp II. (Spanien)|Philipp II. von Spanien]] weitere Kredite. [[William Cecil, 1. Baron Burghley|Lord Burghley]] bemerkte: „Wahrlich … Sir Francis setzt dem König von Spanien mächtig zu!“ |
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== Störung der Vorbereitungen der spanischen Invasion (1587) == |
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== Versuchte Meuterei durch Thomas Doughty== |
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[[Datei:William Borough Sir Francis Drake in Cadiz.jpg|mini|Skizze des Angriffs auf Cádiz, Arbeit von [[William Borough]], Drakes Stellvertreter beim Angriff auf die Stadt, 1587]] |
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Drake hatte erhebliche Probleme mit der Disziplin unter seinen Besatzungen, jedoch gab es zunächst nur etwas Unmut. Einer der Seeleute an Bord der "Elisabeth" erklärte dem Vizeadmiral der Flotte, John Winter, gegenüber: "Master Drake hat mich für eine Handelsreise nach Alexandria angeheuert. Wenn ich gewusst hätte, dass dies" (er zeigte auf die Küste Marokkos) "Alexandria ist, wäre ich lieber in England aufgehängt worden". |
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Von diesem Moment an wurden die disziplinären Probleme überdeutlich. Thomas Doughty wurde zum neuen Kapitän der "Santa Maria" ernannt. Das Schiff wurde, wahrscheinlich zu Ehren von Drake’s Ehefrau, auf den Namen "Mary" getauft. Kurz darauf kam es zu einem Streit, als Doughty gegenüber Drake’s Bruder Thomas den Vorwurf des Diebstahls erhob. Drake ruderte zu dem Schiff hinüber und erhob seinerseits den Vorwurf Doughty würde absichtlich seine Autorität untergraben in dem er unbewiesene Behauptungen in den Raum stelle. Die Seeleute an Bord der Mary belasteten ihrerseits Doughty, in dessen Besitz sich dann einige portugiesische Münzen, ein paar Handschuhe und ein Siegelring fanden. Drake’s Reaktion auf diese Vorfälle war höchst seltsam: Er versetzte Doughty an Bord der "Pelican", als deren neuer Kommandeur. Hierfür ist bis heute keine eindeutige Erklärung gefunden worden. Immerhin hatte Doughty gestohlen und vorher Drake’s Bruder des Diebstahls bezichtigt. |
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Nachdem er einmal an Bord des Flaggschiffes gelangt war, begann Doughty nun den Schiffer Thomas Cuttle zu 'bearbeiten' um ihn auf seine Seite zu ziehen. Kurze Zeit später sandte Drake den Trompeter John Brewer an Bord der "Pelican". Es kam zu einem wüsten Streit zwischen Doughty und Brewer, der in einer offenen Prügelei endete. Drake hatte genug. Er ließ Doughty und dessen Halbbruder John auf der "Swan" festsetzen. |
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Doughty begann prompt die Offiziere sowie die an Bord befindlichen 'Gentlemen' (d. h., Mitglieder der Oberstände bzw. Landadelige) aufzustacheln. Das Resultat war das der Schiffer der "Swan", Gregory, seine Sachen zusammenpackte und in die Besatzungsquartiere umzog. Drake legte wert darauf, dass auf seinen Schiffen keine Standesunterschiede bestanden. Er verlangte von jedem, ohne Ausnahme, dass er sich an den Alltäglichen Arbeiten beteilige. Das hatte durchaus praktische Gründe: bei Magellans Reise waren am ende kaum noch genügend ausgebildete Seeleute übrig um das Schiff zu segeln. |
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Gregory benutzte seine Autorität als Schiffer um die Offiziersverpflegung in die Besatzungsquartiere umzuleiten. Doughty beschwerte sich beim Kommandeur der "Swan", John Chester. Letzterer zuckte die Schultern und verwies Doughty darauf, dass er halt mit Gregory reden müsse. Als Doughty dies tat, erklärte Gregory ihm das er noch von Glück reden könne: "... Wenn ich darüber zu bestimmen hätte, könnten die Gentlemen die Ruderbänke des Beibootes kauen". Es kam wiederum zu einer Prügelei. Diesmal hatte Drake endgültig die Nase voll. Er ging an Bord der "Swan" um festzustellen was vorginge. Es gab eine weitere Prügelei, diesmal zwischen Doughty und Drake selbst. Drake schleifte ihn zum Großmast des Schiffes und band Doughty an den Mast. (Dies war zu der Zeit eine relativ milde Strafe für Aufrührer, angesichts der Tatsache das Doughty jedoch selber einer der 'Gentlemen' an Bord war - er war ursprünglich von Beruf Rechtsanwalt, und immerhin ein Mitglied des 'Middle Temmple' - war dies eine ausgesprochen ungewöhnliche Maßnahme). |
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Spanien reagierte zunehmend gereizt auf die englischen Angriffe. Die Hinrichtung der katholischen [[Maria Stuart]] (befohlen von Elisabeth I.) am 8. Februar 1587 ließ den Anspruch von Philipp II. auf den englischen [[Thron]] weiter wachsen. Das vom Papst abgefallene England sollte endlich wieder rekatholisiert werden. Philipp II. ließ daher zur [[Invasion (Militär)|Invasion]] rüsten. [[Álvaro de Bazán]], der Marquis von Santa Cruz, erhielt den Befehl zur Vorbereitung der Invasion. Er zog eine große Flotte im Hafen von [[Cádiz]] zusammen. Der englische [[Nachrichtendienst|Geheimdienst]] brachte schnell in Erfahrung, dass mit dem Auslaufen der Flotte bereits im Sommer 1587 zu rechnen sei. |
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Port St Julian |
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Kurze Zeit danach begann das Gerichtsverfahren gegen Doughty. Diesem wurde Hochverrat vorgeworfen. Das Verfahren selber war eine Farce. Das Urteil stand schon fest bevor das 'Gericht' überhaupt zusammengetreten war. Drake versuchte dabei immer wieder von dem Kaperbrief abzulenken den er angeblich besaß. Ohne einen solchen war das Verfahren praktisch ungültig, da Drake nicht für sich in Anspruch nehmen konnte als Stellvertreter der Königin zu agieren. Zu einem Zeitpunkt wurde Drake von den anwesenden aufgefordert den Kaperbrief vorzulegen. Darauf wühlte er in seinen Papieren, um dann treuherzig zu erklären "... Nun habe ich doch tatsächlich genau das in meiner Kabine vergessen was ich ganz besonders mitbringen wollte ...". Er lenkte dann ab, indem er Papiere vorzeigte die Ungereimtheiten in Doughtys Aussage nachwiesen. |
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Das Urteil erfolgte schließlich aufgrund von, zum teil fragwürdigen, Zeugenaussagen, wobei die Aussagen des Schiffszimmermannes der "Pelican", Ned Bright, später von Drake’s Sekretär Francis Fletcher als 'Falsches Zeugnis' kritisiert wurden. |
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Am 1. Juli 1578 erfolgte der Urteilsspruch. Drake und Doughty nahmen ihr Abendmahl gemeinsam ein. |
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Doughty wählte den Tod auf dem Block. Das Urteil wurde am nächsten Tag vollstreckt, nachdem Doughty sich bei den Anwesenden für sein Fehlverhalten entschuldigte. Er umarmte Drake und nannte ihn seinen "guten Captain". Er wurde auf einer der Küste vorgelagerten kleinen Insel neben Robert Winterhie und Oliver beerdigt. |
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Am 11. Juli hielt Drake eine Ansprache an die versammelten Besatzungen seiner Schiffe: |
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"Meine Herren, ich bin kein guter Redner, denn meine Erziehung lag nicht im Lernen. Doch das was ich zu sagen habe soll sich ein jeder gut merken, und es niederschreiben. Denn für alles was ich zu sagen habe werde ich in England geradestehen, sogar ihrer Majestät gegenüber! |
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Nun ist es so, meine Herren, dass wir uns weit von unserem Lande und unseren Freunden befinden. |
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Auf allen Seiten sind wir von unseren Feinden Umgeben, aus welchem Grunde wir uns nicht erlauben können einen der unseren als gering einzuschätzen, denn wir können ihn nicht ersetzen, und wenn wir tausend Pfund für ihn bieten würden. Daher müssen wir diese Meutereien und Zwistigkeiten ansprechen, die sich unter uns verbreitet haben. Denn, beim leben Gottes, es raubt mir die Sinne wenn ich nur daran denke. Hier gibt es eine derartige Kontroverse zwischen den Seeleuten und den Gentlemen, und ein derartiges gehabe zwischen den Gentlemen und den Seeleuten, das es mich schon verrückt macht wenn ich nur davon höre. |
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Jedoch, meine Herren, Ich muss dies beendet wissen. Lasst uns zeigen, dass wir einer einzigen (Reise-)Gesellschaft angehören, und lasst uns unseren Feinden keinen Grund geben sich über unseren Verfall und unsere Niederlage zu freuen. Ich werde denjenigen erkennen der sich weigert ein Tauende anzurühren, aber ich weiß dass es derartige hier nicht gibt. Und da die Gentlemen sehr wichtig sind für das regieren, so habe ich sie an Bord genommen für diesen Zweck und auch aus weiteren Gründen. Und obwohl ich weiß, dass Seeleute zu den eifersüchtigsten Menschen der Welt zählen, und sie ohne Regierung so ungehobelt sind, so komme ich dennoch nicht ohne sie aus. Falls also irgendjemand zurückkehren möchte, so soll er es sagen. Hier ist die "Marygold", ein Schiff auf das ich verzichten kann. Ich gebe sie jenen die zurückkehren wollen, und gebe ihnen was auch immer ich an Ansehen geben kann- entweder schriftlich oder auf andere art und weise. Jedoch täten sie gut daran auch wirklich nach Hause zu segeln. Denn wenn sie mir noch einmal begegnen, so werde ich sie mit Sicherheit versenken. |
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Und nun, meine Herren, sehen wir uns an was wir getan haben: |
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Wir haben drei mächtige Herrscher bei den Ohren zusammengezerrt. Als da wären zunächst ihre Majestät, und sodann die Könige von Portugal und Spanien. Und falls unsere Reise nicht von Erfolg gekrönt sei, so werden wir nicht nur zum Spottobjekt für unsere Feinde werden, sondern auch unserem Lande unendliche Schande zufügen. Was für ein Triumph es für Spanien und Portugal wäre und ein derartiges Unterfangen würde nie wieder versucht werden!" |
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Am 2. April 1587 verließ Drake, mit einer [[Kommission]] zum Angriff auf Cádiz versehen, den Hafen von [[Plymouth]]. An Bord der ''Elizabeth Bonaventure'' und mit einem Gefolge von 23 Schiffen fuhr er am 19. April direkt in den Hafen von Cádiz. Die Engländer kaperten, versenkten und verbrannten nach eigenen Angaben 37 Schiffe. Philipp II. wurde eine Liste mit 24 verlorenen Schiffen im Gesamtwert von 172.000 [[Dukat (Münze)|Dukaten]] vorgelegt. Drake befahl anschließend die Landung in [[Lagos (Portugal)|Lagos]] (Portugal), was jedoch am heftigen Widerstand der Spanier scheiterte. Schließlich ließ er die Burg von [[Sagres]] (Portugal) einnehmen und einen Stützpunkt auf der Halbinsel errichten. Drei Wochen lang kreuzte die englische Flotte vor dem [[Cabo de São Vicente|Kap St. Vinzenz]] und im offenen Meer, um sämtliche Schiffe abzufangen, die zur Ausstattung einer Armada Versorgungsgüter zur portugiesischen Hauptstadt [[Lissabon]] brachten. Weit über 100 [[Barke]]n und kleine [[Karavelle]]n unter 60 Tonnen wurden aufgebracht oder zerstört. Schließlich vernahm Drake das Gerücht von einer wertvollen Prise. Vor den portugiesischen [[Azoren]] fing er die ''São Felipe'' ab, eine portugiesische [[Karacke]] mit 1.400 Tonnen Wasserverdrängung aus [[Ostindische Inseln|Ostindien]]. Waren im Wert von 115.000 [[Pfund Sterling]] wurden erbeutet, das [[Prisenrecht|Prisengut]] brachte weitere 26.000 Pfund. Die englische Königin erhielt davon 40.000 Pfund, Drake 17.000 und der Rest wurde unter den Anteilseignern, den Offizieren und den Mannschaften verteilt.<ref>B. Walker: ''Die Armada.'' 1984, S. 48 ff.</ref> Das konsequente Unternehmen brachte die spanischen Invasionsvorbereitungen zunächst zum Erliegen. |
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=== An der Südspitze Südamerikas === |
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Am 17. August 1578 verließen die ''Pelican'' und die ''Elisabeth'' ihre Ankerplätze und in Richtung Magellanstraße. Am 20. August passierten sie das [[Kap der Jungfrauen]]. Drake ließ eine Zeremonie durchführen, bei der die Schiffe Salut feuerten und die Königin geehrt wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde die ''Pelican'' umgetauft. Der neue Name ''[[Golden Hinde]]'' bezog sich auf den Wappenschild [[Christopher Hatton|Christopher Hatton's]], auf dem eine goldene Hirschkuh dargestellt war. |
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Drake schrieb später: „Ich habe den Bart des spanischen Königs versengt!“ Der Papst urteilte: „Der König spielt mit seiner Armada herum, doch die Königin handelt in Ernsthaftigkeit. Wäre sie nur katholisch … sie wäre unsere meistgeliebte, denn sie ist von großem Wert! Seht nur diesen Drake: Wer ist er? Was für Kräfte hat er? Und dennoch hat er vor [[Gibraltar]] 25 von des Königs Schiffen verbrannt und noch einmal so viele in [[Lissabon]]! Er hat die Flotte beraubt, und [[Santo Domingo]] eingenommen. Sein Ruf ist so groß, dass seine Landsleute zu ihm strömen, um an seiner Beute teilzuhaben … Es tut uns leid, dies sagen zu müssen, aber wir haben keine hohe Meinung von dieser [[Spanische Armada|Spanischen Armada]] und befürchten ein Unglück!“ |
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Zwei Tage später erreichten die Schiffe die Einfahrt der Magellanstraße. Drake ankerte in der Nähe von drei kleinen Inseln, die er nach St. George, St. Bartholomäus und nach der Königin benannte. Keiner der anwesenden, auch Nuno da Silva nicht, war jemals so weit südlich gewesen. Der Pazifik wurde nach 14-tägiger Fahrt, am 6. September 1578, erreicht. |
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== Kampf gegen die Spanische Armada (1588) == |
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Den Kapitänen der Schiffe wurde mitgeteilt, sie sollten nach Drake in der Gegend 30 Grad südlich von Peru suchen, falls sie von der Flotte getrennt würden. Nachdem sie die Straße hinter sich gelassen hatten, drehten die Schiffe nach Nordwesten, und folgten damit den an Bord vorhandenen Karten in der Annahme die südamerikanische Küste läge in dieser Richtung. Etwa zwei Tage später stellte sich heraus, dass die Karten nicht stimmten. Drake bewies später das sich die chilenische Küste Nördlich der Magellanstraße befand, nicht Nordwestlich. Dies war Drake’s erste geographische Entdeckung. Nach weiteren rund 70 Seemeilen gerieten die Schiffe in einen fürchterlichen Sturm. Gegen Ende September ging die ''Marygold'' mit 29 Mann Besatzung an Bord unter. Der Schiffszimmermann Ned Bright war gegen Thomas Moone, der anfänglich als Kommandeur der Pinasse ''Benedict'' agiert hatte, ausgetauscht worden und hatte sich an Bord der ''Marygold'' befunden. Drake’s Sekretär Francis Pretty erklärte daraufhin, dass der Untergang der ''Marygold'' Gottes Strafe für Ned Bright war, der falsches Zeugnis wieder seinen Nächsten abgelegt habe. |
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[[Datei:Untergang der Armada.png|mini|Die Route der Spanischen Armada]] |
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{{Hauptartikel|Spanische Armada}} |
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Ein Jahr später, im August 1588, war Sir Francis Drake als Vizeadmiral unter Lord [[Charles Howard, 1. Earl of Nottingham|Howard von Effingham]] maßgeblich am siegreichen Kampf gegen die Spanische Armada beteiligt. An Bord der ''Revenge'' war Drake für ein Geschwader aus 34 Schiffen verantwortlich. Drakes Glanzleistung während der zehn Tage anhaltenden Seeschlacht bestand unter anderem in der gezielten Ausschaltung der ''Nuestra Señora'' (des [[Flaggschiff]]s von Admiral [[Don Pedro de Valdes]]) sowie der Zerstörung einer weiteren Galeone (''San Salvador''). Er musste sich jedoch auch mangelnde Teamfähigkeit vorwerfen lassen, durch die beinahe das Flaggschiff des Lord High Admiral [[Charles Howard, 1. Earl of Nottingham|Charles Howard]] verloren gegangen wäre. Drake war auch an der [[Seeschlacht von Gravelines]] beteiligt, als er in der Nacht vom 7. zum 8. August [[Brander]] in Richtung der spanischen Flotte treiben ließ, die an der Küste von [[Dünkirchen]] in einer [[Windstille|Flaute]] dalag. Die spanischen Verluste während dieser Schlacht waren so verheerend, dass man sich auf spanischer Seite zu einem (dann noch viel verlustreicheren) Rückzug um die Nordspitze [[Schottland]]s entschloss. |
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== Gegenarmada (1589) == |
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Gegen Ende Oktober wurde die ''Elisabeth'' von der ''Golden Hinde'' getrennt. Sie drehte um und segelte nach Hause. Acht Monate später, im Juni 1579, erreichte sie [[Plymouth]] und brachte erste Nachrichten über Drake’s Schicksal nach England. Dieser stellte in der Zwischenzeit fest, dass die Magellanstraße kein Kanal zwischen zwei Kontinenten war. Südlich der Straße lag kein ''Terra Australis'', sondern eine gebrochene Linie von Inseln, hinter denen sich die offene See erstreckte. Bei der Erkundung wurde eine Insel entdeckt, die, nach unterschiedlichen Angaben der Reiseteilnehmer, entweder 55, 56 oder 57 Grad Nord gelegen haben soll. Dabei könnte es sich um Kap Hoorn gehandelt haben. Der Vikar Fletcher errichtete einen Gedenkstein mit dem Namen der Königin und dem Ankunftsdatum. Drake legte sich am südlichsten Punkt der Insel nieder und erklärte das kein Europäer jemals so weit südlich gewesen sei. |
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{{Hauptartikel|Englische Armada}} |
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Kurz nach der Niederlage der Spanischen Armada unterbreitete Sir Francis Drake der englischen Königin einen Plan, der die spanische Vormachtstellung zur See endgültig brechen sollte. Elisabeth I. willigte in die Unternehmung ein und beteiligte sich als Hauptaktionärin an den hohen Kosten für die Unternehmung. Sir Francis Drake, inzwischen zum Admiral befördert, wurde Befehlshaber einer Flotte aus 150 Schiffen. An Bord der Schiffe waren 18.000 Soldaten unter der Führung von Sir [[John Norreys]]. Zunächst sollten die spanischen Schiffe in [[Santander]], [[San Sebastian]] und anderen Häfen vernichtet werden. Danach sollte in einem kombinierten Land- und Seeangriff [[Lissabon]] erobert werden, um so dem designierten portugiesischen König [[António von Crato]] zur Macht zu verhelfen. (→ [[Geschichte Portugals#Personalunion mit Spanien|Personalunion von Spanien und Portugal]]) |
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Doch Drake hielt sich nicht an den königlichen Befehl. Er überfiel die kleine Stadt [[A Coruña]]. Die Soldaten plünderten ein Weindepot und betranken sich. Drake war mit der Führung einer derartigen Großflotte überfordert. Bei [[Peniche]] (rund 80 Kilometer nordwestlich von Lissabon) wurde Norreys mit seinen Soldaten abgesetzt. Der Fußmarsch zur Hauptstadt dauerte jedoch mehrere Tage. Der Überraschungseffekt war dahin. Drake wollte die Stadt von der Seeseite bombardieren. Er wurde jedoch von widrigen Winden immer wieder abgetrieben. Aus reiner Wut und Verzweiflung ließ er schließlich die Stadt [[Vigo]] dem Erdboden gleichmachen. |
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Am 28. Oktober 1578, nach 50 Tagen, endete der Sturm. Zu diesem Zeitpunkt gab es viele Fälle von [[Skorbut]] an Bord der ''Golden Hinde''. Die Betroffenen erholten sich jedoch alle wieder. |
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Die Unternehmung war ein Fiasko. Eine sturmzerzauste Flotte kehrte nach England zurück. 12.000 Seeleute und Soldaten starben durch Kämpfe oder Krankheiten. Keines der gesteckten Ziele wurde auch nur annähernd erreicht. Elisabeth I. machte Drake zum Sündenbock und ließ ihn fallen. Die nächsten sechs Jahre musste sich Drake mit seinem Abgeordnetenposten im Parlament begnügen.<ref>W.-U. Cropp: ''Goldrausch in der Karibik.'' 2000, S. 239 f.</ref> |
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=== Vor der Westküste Südamerikas === |
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Am 25. November ankerte das Schiff an der Küste der [[Chile]] vorgelagerten Insel [[Mocha (Insel)|Mocha]]. Drake ruderte in Begleitung von zwölf Männern an Land und wurde dort von einer Gruppe Indios begrüßt, die die Engländer zunächst freundlich empfingen. Bei ihnen handelte es sich um [[Mapuche|Araukaner]], die Ureinwohner Chiles, die bereits den spanischen [[Konquistador]]en in ihrem angestammten Sieldungsgebiet heftigen Widerstand leisteten. Am folgenden Tag kehrte Drake mit zehn Mann zur Insel zurück. Die Seeleute Tom Brewer und Tom Flood wurden beauftragt, Trinkwasser zu holen. Kurz darauf wurde das Boot von den Indios mit Pfeilen und Speeren angegriffen, wobei alle Insassen des Bootes verwundet wurden. Hierbei erlitt Drake selbst zwei Kopfverletzungen, wobei ihn unter anderem ein Pfeil im Gesicht, unterhalb des rechten Auges traf. Unter großen Schwierigkeiten legte das Boot wieder ab und erreichte schließlich das Schiff. Drake ließ das Boot nun mit Soldaten besetzen, um nach den beiden vermissten Seeleuten zu suchen, die jedoch bereits tot waren. Die Offiziere an Bord der ''Golden Hinde'' bestürmten Drake, er möge den Befehl zum Abfeuern der Schiffsgeschütze geben. Seine Reaktion war mehr als außergewöhnlich. Er lehnte es rundweg mit der Begründung ab, dass die Indios "''... uns wahrscheinlich für Spanier gehalten haben''" und das eine derartige Handlungsweise die beiden toten Seeleute nicht wieder zum Leben erwecken würde sowie das die Indianer "''... schon genug durch die Hände von Europäern gelitten hätten''". |
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Am 5. Dezember 1578 erreichte die ''Golden Hinde'' [[Valparaíso]], den Hafen, der der Versorgung [[Santiago de Chile]]'s diente. Ein Boot wurde ausgesetzt und man ruderte zu einem im Hafen liegenden spanischen Schiff. Die Spanier erwarteten die Ankunft einiger Würdenträger und verwechselten diese mit Drake's Männern: Die Besatzung des Schiffes war an Deck angetreten, und Drake's Männer wurden mit einem Trommelwirbel begrüßt. Die Engländer kletterten an Bord, und der Zimmermann Tom Moone schlug den erstbesten Spanier mit den Worten ''"Abaxo, Perro!"'' (''"Go down, Dog!"'') nieder. Bei dieser "Machtdemonstration" blieb es. Die Spanier wurden in den Unterraum des Schiffes getrieben und eingesperrt, wobei einem von ihnen jedoch die Flucht gelang. Er schwamm an Land und alarmierte die Einwohner. Drake schickte zwei Boote mit bewaffneten Männern an Land, die jedoch auf keinerlei Widerstand stießen, da die Einwohner geflohen waren. Die Engländer plünderten den Hafen und erbeuteten dabei Mehl, Wein und vier Kisten mit etwa 25.000 Pesos in Gold. Aus einer kleinen Kirche wurden einige Silbergeräte gestohlen. Außerdem wurde ein spanischer Navigator gefangen genommen. Das im Hafen liegende Schiff wurde als Prise mitgenommen. Am Morgen des nächsten Tages segelte Drake weiter. |
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Kurz danach wurde eine der Pinassen zusammengebaut, die sich an Bord der ''Golden Hinde'' befanden. Sie sollte bei der Suche nach den vermissten Schiffen helfen, und um erbeutete Schiffe aus spanischen Häfen herauszuschleppen. Schließlich wurden an Bord der ''Golden Hinde'' Reparaturen durchgeführt, und die schwere Artillerie des Schiffes wurde im Unterdeck aufgestellt. (Bei diesen Geschützen muss es sich um relative kleine Kaliber gehandelt haben, wahrscheinlich 6-Pfünder. Für größere Geschütze wäre kaum genug Raum für den Rücklauf beim Abfeuern geblieben. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die großen Kanonen als Ballast in der [[Bilge]] des Schiffes untergebracht.) |
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In der Zwischenzeit hatte Miguel de Quiroga, der Gouverneur von Chile, ein Schiff mit etwa 100 Soldaten zur Verfolgung Drake's ausrüsten lassen. Außerdem wurde ein Boot nach [[Callao]] geschickt, um die dortigen Behörden vorzuwarnen. Drake suchte immer noch nach den vermissten Schiffen und hoffte auf ein Rendezvous 30 Grad südlich, die Suche wurde noch eine gute Woche lang, um die Insel [[Tongoy]] herum, fortgesetzt. Am 19. Dezember 1578 ankerten sie in einer Bucht südlich von [[Coquimbo]]. Zwölf Mann wurden zur Wassersuche an Land geschickt. Dabei wurden sie von spanischen Soldaten und Kavallerie angegriffen, die durch indianische Hilfstruppen unterstützt wurden. Die Engländer suchten hinter einem Felsbrocken Schutz, jedoch wurde ein Seemann namens Robert Minivy von den Spaniern erschossen. Seine Leiche wurde von den Indios geborgen, die Spanier enthaupteten den Toten und schnitten anschließend sein Herz heraus. Drake segelte in die [[Bucht von Salada]] in der Nähe von [[Coquimbo]]. Die ''Golden Hinde'' wurde wiederum überholt, sowie eine zweite Pinasse zusammengebaut. Sie war groß genug für 40 Mann und konnte eine kleine Kanone im Bug tragen. Die Suche nach den anderen Schiffen erwies sich als fruchtlos. Drake fuhr mit seinen beiden Schiffen Richtung Norden.<!-- Unterwegs wurde unter anderem eine Lama-Karawane mit Silber erbeutet. --> |
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Als nächstes wurde [[Arica]] angelaufen. Dies war eine kleine Ortschaft mit etwa 100 Häusern, die ein Durchgangspunkt für das Silber aus [[Potosi]] war. Drake wurde enttäuscht. Der Hafen wurde am 5. Februar 1579 erreicht. Zwei Schiffe wurden erbeutet, von denen das eine Handelswaren und Wein an Bord hatte, das andere 37 Silberbarren und eine Kassette mit Silbermünzen. Eine der Prisen und deren Navigator wurden mitgenommen, die andere verbrannte, was möglicherweise auf einen Unfall zurückzuführen ist. Das nächste Ziel war der kleine Hafen von [[Chule]]. Die einzige Beute bestand aus einem kleinen Schiff, das lediglich Trinkwasser an Bord hatte. Den Drake's Ankunft war erwartet worden. Das Schiff hatte ursprünglich Gold an Bord, war jedoch in aller Eile entladen worden. Nun wurde die Goldladung an Land von spanischen Soldaten und Indios bewacht. Drake und seine Besatzung wurden von den örtlichen Anwohnern vom Strand aus als Diebe und Piraten beschimpft und verhöhnt, weil sie zu spät gekommen waren. |
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Während der nächsten Tage entließ Drake die beiden Prisen-Schiffe und setzte seine Gefangenen - mit Ausnahme der Navigatoren - auf freien Fuß. Danach wandte er sich erneut in Richtung Callao. Auf der Fahrt dorthin, wurden weitere Prisen genommen. Einer der spanischen Kapitäne berichtete Drake von einem Schiff mit äußerst reicher Ladung, das Callao kurz vorher Richtung Panama verlassen hatte. Es handelte sich um die ''Nuestra Senora de la Concepcion'' (''Unsere liebe Frau der unbefleckten Empfängnis''), die aufgrund ihrer starken Bewaffnung, allerdings recht respektlos, in ''Cacafuego' ('Feuerscheißer') umgetauft worden war. Drake erfuhr, das die ''Cacafuego'' unterwegs mehrere Häfen anlaufen würde. Er schätze, das es möglich wäre, sie einzuholen. |
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Am 15. Februar stahl Drake sich zwischen der Insel [[San Lorenzo (Peru)|San Lorenzo]] und der Küste in den Hafen von Callao, der voller Schiffe war (die niedrigste Schätzung lag bei neun Schiffen, die höchste bei 30). Die Verteidigungsanlagen des Hafens waren aufgrund der Warnung aus Valparaíso ausgebaut worden, aber es war schon zu spät. Drake sandte eine der Pinassen und ein kleines Boot aus und ließ ein Schiff nach dem anderen durchsuchen. Dabei wurde jedoch wenig erreicht. Die Schiffe hatten nichts Wertvolles an Bord. Eines der Schiffe gehörte dem Kaufmann Miguel Angel. Seine beabsichtigte Silberladung lagerte noch in einem Lagerhaus an Land und bestand aus 200.000 Pesos in Silber. Drake lies die Ankerkabel der Schiffe durchschneiden und auf den beiden größten Schiffen die Masten absägen. Die Beute bestand aus Leinenstoff und einer Leder-Kassette, die einige Reals in Silber enthielt. In der Zwischenzeit lief ein weiteres spanisches Schiff, die ''San Christobal'', in den Hafen ein und ging vor Anker. Nun wartete sie auf das spanische Zollboot, nichts ahnend das sich ein englisches Schiff im Hafen versteckte. Die Zollbeamten wiederum verwechselten die ''San Christobal'' im Dunkeln und gingen stattdessen an der ''Golden Hinde'' längsseits. Ein Seemann erklärte ihnen in fließendem Spanisch das es sich um Miguel Angel's Schiff aus Chile handelt, und die Zollbeamten begannen an Bord zu klettern. Dabei fiel einem von ihnen jedoch die Geschütze im Unterdeck des Schiffes auf: Keines der Spanischen Schiffe im Pazifik jedoch trug Artillerie, da normalerweise keinerlei Bedrohung zu erwarten war, die dies notwendig gemacht hätte. Der Zollbeamte sprang zurück in das Boot, deren Besatzung nun verzweifelt versuchte in Richtung Küste zu rudern, um die Behörden zu warnen. Ein englisches Boot konnte sie jedoch abgefangen. Dabei wurde jedoch ein englischer Seemann von einem spanischen Musketier erschossen. Die Flucht des Zollbootes wurde an Bord der ''San Christobal'' bemerkt und so floh die Besatzung, als die ''Golden Hinde'' längsseits ging. Schließlich wurde die ''San Christobal'' als Prise genommen. |
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Der spanische Vizekönig Don Francisco de Toledo wurde vom englischen Angriff am frühen Morgen informiert und ließ die Miliz aufrufen: etwa 200 Mann zu Fuß und zu Pferd. General Diego de Frias Trejo brachte diese Truppen nach Callao und entdeckte Drake vor der Küste. Dieser war mit der Plünderung der ''San Christobal'' beschäftigt. Zwei Schiffe, die ''Nuestra Segnora de la Valle'' unter Frias Trejo und die ''Nao de Muriles'' unter Pedro de Arana, wurden aufgetrieben und mit etwa 300 Mann besetzt. Keines von ihnen hatte Artillerie an Bord, und es gab nur wenige Feuerwaffen. Drake entließ die ''San Christobal'' mit allen derzeitigen Gefangenen (mit Ausnahme von Nuno da Silva) und segelte in Richtung Norden davon. Die Spanier drehten ab. Der Vizekönig war äußerst zornig über das Fiasko und gab seinem General Frias Trejo die Schuld. Er ließ ein Schiff mit 100 Soldaten ausrüsten und gab Pedro Sarmiento de Gamboa den Auftrag, Drake notfalls bis auf die Höhe [[Nicaragua]]s zu verfolgen. Gamboa drehte am Ende jedoch auf der Höhe von [[Panama]] ab und segelte nach Hause. |
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Drake war zwischenzeitlich mit der ''Cacafuego'' beschäftigt. Er erhielt einen Bericht nach dem anderen. Vom Kapitän einer Prise erfuhr er, dass sie drei Tage entfernt wäre. Als man [[Paita]] erreichte, war die Distanz auf zwei Tage geschrumpft. In Paita wurden am 28. Februar 1579 zwei Schiffe erbeutet. Eines davon gehörte dem Kaufmann Benito Diaz de Bravo. Es fanden sich 80 Pfund Gold, etwas Silber, Lebensmittel und Schiffsausrüstung. Diaz Bravo schätzte seine Verluste später auf etwa 18.000 Pesos in Gold und Silber sowie 4.000 Pesos in anderen Waren. Drake ließ das Schiff auf seine Segelfähigkeiten testen, und es sah so aus, als ob er es als Prise behalten wollte. Diaz Bravo erklärte ihm das sein Schiff seine einzige Lebensgrundlage wäre. Er sagte später: ''"Er ... nahm mich bei der Hand und führte mich zum Vorschiff, wo er mir erklärte, das er mir das Schiff lassen werde und mir noch ein Ankertau aus seinem eigenen Lande schenken würde, und er sagte das selbst wenn er sie (das Schiff) nehmen sollte, so würde er mich dafür mit einem Goldstück aus [[Valdivia]] bezahlen."'' Die Seeleute der ''Golden Hinde'' kehrten in einer üblen Laune an Bord zurück und behaupteten, dass Diaz Bravo's Schreiber, Francisco Jacome, über den tatsächlichen Wert der Ladung lüge. |
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Drake nahm gelegentlich schwarze Sklaven, die sich an Bord der spanischen Prisen befanden, mit an Bord. Er bot ihnen an, als Seeleute zum gleichen Lohn wie die Engländer an Bord zu arbeiten. Wahrscheinlich hatte er vor, sie später in [[Panama-Stadt]] bei den [[Cimarrón]]es zurückzulassen. An Bord von Diaz Bravo's Schiff hatten sich ebenfalls einige schwarze Sklaven befunden. Einer von ihnen wollte sich wohl für seine Befreiung erkenntlich zeigen und hatte behauptet, dass Jacome Silber und Gold an Bord versteckt habe. Drake hatte keinen Grund das Wort des Mannes anzuzweifeln. Die Engländer kehrten an Bord des spanischen Schiffes zurück, schleppten Jacome zum Großmast, legten eine Schlinge um seinen Hals und zogen ihn an einer [[Rahnock]] nach oben um ihn so zum sprechen zu bringen. Als dies keine Wirkung hatte, ließen sie den Mann ins Wasser fallen, wo er vom Beiboot der ''Golden Hinde'' aufgefischt wurde. Diaz Bravo mag die Episode später übertrieben dargestellt haben, aber sie war auch so schlimm genug. In jedem Falle war es nicht ratsam, Drake gegenüber den Eindruck zu erwecken, dass man die Unwahrheit sage. |
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===Die Kaperung der ''Cacafuego''=== |
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Drake folgte nun wieder der ''Cacafuego'' und setzte für die Ausguckposten als Preis für die Sichtung eine Goldene Kette aus. Am Nachmittag des 1. März 1579 vor dem Kap von San Francisco, ungefähr vier Seemeilen seewärts, war es für den nun siebzehnjährige John Drake soweit. Für die Sichtung des Schiffes gewann er den Preis. Die ''Cacafuego'' hatte etwa 120 Tonnen und unterstand San Juan de Anton. Letzterer war von [[Peru]] aus losgesegelt ohne über Drake unterrichtet zu sein. Er und seine Offiziere waren daher auch nicht alarmiert, als sie ein fremdes Schiff auf demselben Kurs entdeckten. |
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Drake ließ einige Krüge mit Wasser füllen und als Schleppanker ausbringen. Auf diese Art und Weise konnten auf der ''Golden Hinde'' die [[Schot]]en ausgelassen werden, ohne die Distanz zu schnell zu verringern. Neun Stunden später war man bis auf Rufweite herangekommen. Die englische Pinasse war hinter der ''Golden Hinde'' verborgen geblieben und lief nun nach [[Backbord]] neben das spanische Schiff, während die ''Golden Hinde'' selbst hinter dessen Heck nach [[Steuerbord]] lief und ebenfalls längsseits ging. Die ''Cacafuego'' wurde angerufen: ''"English ship - strike sail!"'' ''("Englisches Schiff - streicht die Segel!")''. Anton wurde aufgefordert, sich zu ergeben, und seine Flagge zu streichen. Er weigerte sich jedoch. Eine Kommandopfeife ertönte, dann ein Trompetensignal. Eine kurze Salve von drei Kanonenschüssen brachte den [[Besanmast]] der ''Cacafuego'' zum Einsturz. Gleichzeitig wurde von der Pinasse eine [[Arkebuse]]nsalve abgegeben, von der ein Soldat an Bord des spanischen Schiffes verletzt wurde. Anton ergab sich nun vorbehaltlos. Die Engländer enterten das Schiff. |
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Der spanische Kapitän wurde an Bord der ''Golden Hinde'' gebracht, wo er Drake beim Ablegen seiner Rüstung antraf. Drake umarmte ihn und begrüßte ihn mit den Worten ''"Habt Geduld.Dies ist der Brauch des Krieges"''. Drake behielt die Prise für eine Woche und sprach während dieser Zeit oft mit Anton. Dabei kam das Schicksal von John Oxenham auf. (Oxenham war mit Drake in Panama gewesen und hatte ebenso wie Drake geschworen eines Tages ein englisches Schiff in den Pazifik zu führen, war jedoch bei dem Versuch von den Spaniern gefangen worden. Er wurde später von ihnen hingerichtet.) Drake reagierte zornig auf das Thema und bat Anton dem spanischen Vizekönig mitzuteilen, dass falls den englischen Gefangenen etwas zustoßen sollte, dies das Leben von 2000 Spaniern kosten würde. Anton beschwichtigte ihn und sagte, das Oxenham und seine Leute wohl lediglich zum Kriegsdienst gezwungen werden würden. Drake gab sich damit zufrieden. |
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In der Zwischenzeit wurde die Ladung der ''Cacafuego'' transferiert. Die Ladung bestand aus 13-14 Kisten mit Silbermünzen, 80 Pfund Gold und 26 Tonnen Silberbarren. Die registrierte Ladung allein wurde später mit 360.000 Pesos angegeben, von denen 106.500 Pesos König Philipp II. gehörten. Der Rest gehörte Privatleuten. In Tudor-Währung sind das 126.000 Pfund, was der Hälfte der Steuereinnahmen des Königreiches England zu jener Zeit entsprach. 40.000 Pesos in (nicht registriertem) ungemünztem Silber ist mit ziemlicher Sicherheit eine untertriebene Angabe der spanischen Kaufleute. (Hierbei dürfte es sich um Silber gehandelt haben, welches die Kaufleute auf eigene Rechnung mehr oder weniger legal transportierten). Schließlich wurde die ''Cacafuego'' freigegeben. Ein Schiffsjunge auf dem spanischen Schiff trat vor Drake und erklärte: "... Wir können unser Schiff jetzt nicht mehr "Cacafuego" ("Feuerscheißer") nennen, sondern es muss von jetzt an "Cacaplata" ("Silberscheißer") heißen. Euer Schiff ist die "Cacafuego" ..."''. Die Bemerkung löste Gelächter aus und wurde später von den Seeleuten an Bord der ''Golden Hinde'' immer wieder als Witz vorgebracht. |
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San Juan de Anton sagte später folgendes aus: ''"Bevor der Engländer mein Schiff freigab, gab er jenen die beraubt worden waren bestimmte Dinge als Geschenke. An Geld gab er jedem 30-40 Pesos, und einige erhielten portugiesisches Tuch und Werkzeuge wie Gartenmesser und Hacken, sowie zwei seiner eigenen verzierten Mäntel. Einem Soldaten namens Victoria schenkte er ein paar Pistolen, und mir eine Muskete die - wie er mir erklärte - aus Deutschland stamme, aus welchem Grunde er sie hoch schätzte. Dem Schreiber schenkte er einen eisernen Schild und ein Schwert, und er sagte er gäbe uns diese damit wir wie Männer unter Waffen aussähen ... Mir gab er zwei Fässer mit Teer, sechs [[Zentner|Quintal]] deutsches Eisen und ein Fässchen Schiesspulver, und einem Kaufmann namens Cuevas gab er einen Beutel mit bunten Schaugläsern und sagte diese wären für seine Frau ... Außerdem schenkte er mir ein vergoldetes Silberbecken mit der Inschrift "Franciscus Draques", und als er uns freigab, gab er mir noch einen Geleitbrief mit seiner Unterschrift und erklärte mir, er gäbe mir diesen für den Fall das ich einem der beiden anderen englischen Schiffe begegnen würde ("Elisabeth" und "Marygold") die hinter ihm wären, so dass mir niemand Schaden zufügen möge oder mich ein zweites mal ausraube ...".'' (Der Geleitbrief ist erhalten geblieben. In ihm werden Captain Winter und Captain Thomas aufgefordert niemandem Schaden zuzufügen und das sie Anton für alles was sie von dem spanischen Schiff nehmen sollten, das doppelte bezahlen sollten, und er fährt fort: ''"... Ich bete zu Gott, der der Beschützer aller in der Welt ist, das er uns erhalten möge, und gebe ihm alle Ehre, Lobpreisung und Ruhm"''. Ihr Schicksal sei in den Händen von ''"... Ihm der uns mit seinem Blute erlöst hat, und ich habe die große Hoffnung, dass uns kein weiteres Unglück zustoßen wird, sondern das er uns in unseren Schwierigkeiten helfen wird und euch für den Leidensweg Christi vorsieht, falls ihr in Gefahr geratet, und das ihr an Gottes Gnade nicht verzweifelt, denn er wird uns vor allem Ungemach beschützen und uns in unseren Hafen bringen."'' Der Brief ist unterschrieben mit ''"Euer Sorgenvoller Captain, dessen Herz für euch schwer ist. Francis Drake"'') |
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=== Verhältnisse an Bord des Schiffes === |
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Bezüglich der Gehorsamkeit seiner Männer und den Umgang Drake's mit Gefangenen sind aufschlussreiche Beschreibungen spanischer Gefangener an Bord der ''Golden Hinde'', sowie des spanischen Navigators Nuno da Silva, überliefert. Dem zufolge waren Drake’s Männer "''... gedrillt wie erfahrene italienische Söldner ... jeder Mann der Besatzung hatte seine Waffen regelmäßig zu reinigen und in Ordnung zu halten.''" Drake legte größten Wert auf Disziplin, und schon kleine Vergehen wurden bestraft. |
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Dem gegenüber wurden die Gefangenen von Drake "''... immer höflich und äußerst zuvorkommend behandelt''", wobei Kranken oder Verletzten besondere Aufmerksamkeit zuteil wurde. Das persönliche Eigentum der spanischen Seeleute blieb dabei weitgehend unangetastet. Drake selber sagte: "''... ich würde nichts nehmen wollen, was nicht entweder König Phillip oder Don Martinez de Enriquez gehört ... ich werde nicht aufhören, bevor ich die zwei Millionen erbeutet habe, die mein Vetter John Hawkins in San Juan de Uloa verloren hat''". |
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An Bord wurde sehr großer Wert auf die Glaubenspraktizierung gelegt, wobei mehrere Stunden am Tag auf religiöse [[Ritus#Religiöse Riten|Zeremonie]]n entfielen. Drake las dabei aus einem Buch mit Geschichten protestantischer [[Märtyrer]] vor und führte die Besatzung beim Singen von Hymnen an. Der kompromisslose [[Protestanten|protestantische]] Geist spiegelt sich auch in den Aussagen der Gefangenen und der betroffenen spanischen [[Kolonist]]en wieder. Demnach wurden Katholische Kirchen und Kapellen geplündert, wobei religiöse Symbole, wie Statuen oder [[Kruzifix]]e, oft zerstört wurden. Mit wenigen Ausnahmen beschränkten sich derartige Aktivitäten jedoch auf Dinge. Den spanischen Kolonisten blieben die damals durchaus üblichen [[Massaker]] und Misshandlungen erspart. |
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Ein interessantes Detail sei in diesem Zusammenhang erwähnt: Einer der Gefangenen führte später an, das es den Seeleuten bei Strafe nicht erlaubt war Drake barhäuptig anzusprechen. Sie hatten einen Hut oder eine andere Kopfbedeckung zu tragen, die nur bei besonderen Gelegenheiten, wie z. B. religiösen Zeremonien, auf Befehl abgenommen werden durfte. Im 16. Jahrhundert wurde jedoch im Allgemeinen sehr darauf geachtet, das die Angehörigen der Unterklassen ehrerbietig und respektvoll den Hut abnahmen, wenn sie sich in der Gegenwart von Vorgesetzten oder von sozial Höhergestellten befanden. Drake wurde als ''Captain Francis'' angesprochen, im Gegensatz zu ''Captain Winter'', ''Captain Chester'' oder ''Captain Thomas''. Dies mag z. T. praktische Gründe gehabt haben, die drei letzteren hießen alle 'John' mit Vornamen, dennoch ist es eher ungewöhnlich, dass die Anrede ''Captain Drake'' von der Besatzung nicht verwendet wurde. Es sagt wohl einiges über Drake’s Führungsqualitäten aus, wenn man weiß, dass der gleiche Gefangene aussagte er habe sich unter den Seeleuten der ''Golden Hinde'' umgehört, um herauszufinden, was diese von Drake hielten. Er fand heraus, das sie Drake regelrecht vergötterten und das trotz der erheblichen Disziplin- und Autoritätsprobleme nur Wochen vorher. Dabei bestand Drake stets darauf, dass jeder an Bord sich an allen anfallenden Arbeiten beteiligte, wobei er selber sich auch an den niedrigsten Tätigkeiten beteiligte und beispielsweise auf Seewache ging. So beobachtete ein anderer Gefangener wie Drake mit einem Boot an Land fuhr und "''... in voller Kleidung und beschuht, ins Wasser sprang, um dann, bis zum Halse im Wasser stehend, Wasserfässer zu schleppen ...''". |
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Auf der Fahrt erstellten Francis Drake und sein Bruder John Skizzen und Malereien der Pflanzen- und Tierwelt, sowie der Landschaft und der Menschen. Nuno da Silva sagte später "''... wenn Drake und sein Vetter in der Kabine waren, so haben sie immer gemalt ...''". |
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=== Die Rückreise === |
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[[Image:Sfdrake42.jpg|thumb|150px|Sir Francis Drake. Miniatur von Nicholas Hilliard, 1581]] |
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==== Nova Albion ==== |
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Für die Rückkehr nach England versuchte er die [[Straße von Anián]] als Verbindung zum Atlantik zu finden, was ihm jedoch nicht gelang. Im Jahr 1579 erhob er im Namen der englischen Krone Anspruch auf ein Land, das er ''Nova Albion'' nannte (das heutige [[Kalifornien]]). In der Gegend des heutigen [[San Francisco]] ließ er ein Fort bauen und sein Schiff ausbessern. Mit diesem Fort beanspruchte er alle von Spaniern und Franzosen unbesetzten Teile [[Geschichte Nordamerikas|Nordamerika]]s für England. Ende Juli 1579 verlies er ''Nova Albion'' segelte nach Westen. Zwei Monate später erreichte er die [[Marianen]]. Mit dem Sultan von [[Ternate]] schließ er einen Handelsvertrag ab. Danach steuerte er die Gewürzinseln an, wo er [[Gewürznelken]] erwarb. Als die ''Golden Hinde'' wenig später auf ein [[Riff]] fuhr, ging jedoch ein Teil der Ladung verloren. Auf [[Java (Indonesien)|Java]] lies Drake sein Schiff reparieren. Im Juni [[1580]] umsegelte er das [[Kap der Guten Hoffnung]]. |
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=== Die Rückkehr === |
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Bei seiner Rückkehr im September [[1580]] wurde er gefeiert als der erste Engländer, dem die [[Weltumrundung#Maritime Weltumrundungen|Weltumsegelung]] geglückt war. Am 4. April 1581 besichtigte [[Elisabeth I. (England)|Elisabeth I.]] die ''Golden Hinde'' in [[Depthford]]. In diesem Rahmen übergab sie ein Schwert an einen französischen Gesandten mit den Worten ''"ich habe (hier) ein vergoldetes Schwert, mit dem ich ihm (Drake) den Kopf abtrennen werde"''. Schließlich führte der Gesandte den [[Ritterschlag]], mit dem Drake für seine Verdienste und seine Loyalität gegenüber der englischen Krone geehrt wurde, durch. |
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Die Weltumsegelung Drake's hatte ein Londoner [[Konsortium]] unter Führung von [[Thomas Gresham]], dem Begründer der [[Londoner Börse]], finanziert. Mit der Rückkehr Drake's erhielten die Teilhaber für jeweils 100 investierte Pfund 4700 Pfund ausgezahlt. |
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Drake wurde Bürgermeister von Plymouth und saß als Vertreter der Stadt von [[1584]] bis [[1585]] im [[Englisches Parlament|englischen Parlament]]. |
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== Kampf gegen die spanische Invasion (1587-1588)== |
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Francis Drake hatte sich durch seine erfolgreiche Weltreise für Höheres empfohlen und wurde deshalb in maßgebliche Kommandopositionen bei der englischen Marine befördert. 1585 brach er wieder in die Karibik auf und zerstörte dort eine größere Anzahl spanischer Ansiedlungen. |
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Spanien reagierte zunehmend gereizt auf die englischen Angriffe. Zudem sah [[Philipp II. (Spanien)|Philipp II. von Spanien]] die Zeit gekommen, das vom [[Papst]] abgefallene England wieder zu rekatholisieren. Er rüstete daher zur Invasion und versammelte eine große Flotte im Hafen von [[Cádiz]]. Dort wurde die Flotte jedoch von englischen Schiffen unter dem Kommando Drakes im Jahre [[1587]] überrascht und teilweise zerstört. Die geplante [[Invasion]] musste verschoben werden. |
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Ein Jahr später, [[1588]], war Drake als Vizeadmiral unter Lord [[Charles Howard, 1st Earl of Nottingham|Howard von Effingham]] maßgeblich am siegreichen Kampf gegen die [[Spanische Armada]] beteiligt. Schlechtes Wetter, mangelhaftes seefahrerisches Können, technische Unterlegenheit und die geschickt agierende englische Flotte, in der Drake eine wichtige Rolle spielte, zwangen die Armada letztlich zum verlustreichen Rückzug um die Nordspitze Schottlands. |
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== Letzte Unternehmungen == |
== Letzte Unternehmungen == |
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[[Datei:John Hawkins.JPG|mini|Sir [[John Hawkins (Seefahrer)|John Hawkins]], Porträt von 1581]] |
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[[1595]] unternahm er erneut einen Beutezug gegen spanische Siedlungen in der Karibik. Er versuchte vergeblich [[Panama-Stadt]] einzunehmen. Auf der Rückfahrt von dieser Unternehmung starb Drake am [[28. Januar]] [[1596]] vor Puerto Bello (dem heutigen [[Portobelo]]) an [[Ruhr (Medizin)|Ruhr]]. |
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1595 unternahm Drake erneut einen Beutezug gegen spanische Siedlungen in der Karibik. Als Anführer einer Streitmacht von 27 Schiffen mit 1500 Seeleuten und weiteren 1000 Soldaten sollte eine gekenterte Schatzgaleone vor [[San Juan (Puerto Rico)|San Juan]] geplündert und die Stadt [[Panama-Stadt|Panamá]] eingenommen werden. Mit dabei war auch Drakes langjähriger Freund und Vetter Sir [[John Hawkins (Seefahrer)|John Hawkins]]. Beide waren jedoch häufig im Streit über den Führungsanspruch, der erst durch den Tod Hawkins’ am 12. November 1595 abrupt ein Ende fand. Der Angriff auf San Juan musste aufgrund heftiger Gegenwehr der Spanier aufgegeben werden. Eine Lösegelderpressung nach der Eroberung [[Riohacha|Rio de la Hachas]] war erfolglos. Drake ließ voller Wut Nombre de Dios niederbrennen und schickte die Soldaten unter Führung [[William Baskerville]]s gen Panamá. Doch auch hier war die Gegenwehr groß. Eine geschlagene Armee kehrte unverrichteter Dinge zurück. Am 28. Januar 1596 starb Drake an Bord der ''Defiance'' vor Puerto Bello (dem heutigen [[Portobelo]]) an [[Dysenterie]] (Ruhr). Drakes Leichnam wurde in einer [[Seebestattung]] in einem Metallsarg dem Meer übergeben. |
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== Historische Bedeutung == |
== Historische Bedeutung == |
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Wenn auch Spanien und Portugal noch für einige Zeit die Weltmeere dominierten, prägte doch Francis Drake maßgeblich das Bild Englands als aufstrebende [[Seemacht]]. Es gelang ihm, den spanischen Welthandel zu stören. Die Spanier waren nun zu kostspieligen Schutzmaßnahmen gegen die englischen [[Kaperbrief|Kaperfahrten]] gezwungen. Er hatte auch Anteil daran, dass die spanische Invasion der Britischen Inseln scheiterte. All dies trug zum Aufstieg Englands zur Seemacht bei. |
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[[Image:Sirfrancisdrake.jpg|thumb|150px|Statue von Sir Francis Drake in Plymouth]] |
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<!--[[Bild:Drake02.jpg|thumb|150px|Frontispiz mit einer Abbildung Drake’s]]--> |
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Zahlreiche Orte tragen zu Ehren Sir Francis Drakes den Namen des Engländers. So heißt die Wasserstraße zwischen der Südspitze Südamerikas ([[Kap Hoorn]]) und der [[Antarktis]] [[Drakestraße]]. Die Wasserstraße zwischen den [[Britische Jungferninseln|Britischen Jungferninseln]] wird [[Sir-Francis-Drake-Kanal]] genannt. Die Insel ''St. Michael’s Island'' im [[Plymouth Sound]] wurde bereits 1583 in [[Drake’s Island]] umbenannt, der [[Drake-Gletscher]] liegt in Antarktika, eine Bucht vor [[San Francisco]] sowie eine Bucht vor [[Costa Rica]] tragen den Namen [[Drakes Bay]]. |
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Wenn auch Spanien und Portugal noch für einige Zeit die Weltmeere dominieren sollten, prägte doch Francis Drake maßgeblich das Bild Englands als aufsteigende [[Seemacht]]. So nahm er den von Franzosen und Spaniern nicht beanspruchten Teil [[Nordamerika]]s für die englische Krone in Besitz und legte damit den Grundstein für den umfangreichen [[Kolonisation|Kolonialbesitz]] Englands in Nordamerika. Zudem gelang es ihm, den spanischen Welthandel mit seinen Nadelstichen zu stören. So trug er maßgeblich dazu bei, die Spanier zu kostspieligen Schutzmaßnahmen gegen die englischen [[Kaperbrief|Kaperfahrten]] zu veranlassen. Auch hatte er Anteil daran, dass die spanische Invasion der britischen Inseln scheiterte. All dies trug zum Aufstieg Englands zur Seemacht bei. |
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Die Wasserstraße zwischen den [[Britische Jungferninseln|Britischen Jungferninseln]] wird ihm zu Ehren [[Sir Francis Drake Kanal]] genannt. Eine Bucht vor [[San Francisco]] und eine Bucht vor [[Costa Rica]] tragen den Namen [[Drakes Bay]]. |
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== Francis Drake als historische Figur == |
== Francis Drake als historische Figur == |
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[[Datei:AmyBrandonThomasinDrake.jpg|mini|[[Amy Brandon-Thomas]] als Elisabeth Sydenham (Lady Drake) und [[Lyn Harding]] als Sir Francis Drake in [[Louis N. Parker]]s ''Drake'' am [[Her Majesty’s Theatre]], London, 1912]] |
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=== Belletristik === |
=== Belletristik === |
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* [[Mac P. Lorne]]: ''Der Pirat. Ein Francis-Drake-Roman.'' Knaur-Verlag, München 2016, ISBN 978-3-426-51748-2. |
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* [[Andreas Venzke]]: ''Tagebuch des Heinrich Hasebeck: [[Gasparan]] oder Die letzte Fahrt des Francis Drake.'' Benziger-Verlag, Zürich 1996, ISBN 3-545-36531-X. (Literarische Darstellung des Freibeuterwesens im elisabethanischen Zeitalter) |
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* [[Hanns Kneifel]]: ''Ich, Francis Drake''. Heyne Verlag, München 2005, ISBN 3-453-87806-X. |
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* In der Heftromanserie ''[[Seewölfe, Korsaren der Weltmeere]]'' aus dem [[Pabel-Moewig|Pabel-Moewig-Verlag]] spielt er in zahlreichen Folgen eine wichtige, wenn auch oft zwiespältige Nebenrolle. |
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* Einige Comics, speziell von [[Don Rosa]], führen Sir Francis Drake als Gründer von Fort [[Entenhausen]] auf. |
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* [[Johannes K. Soyener]], [[Wolfram zu Mondfeld]]: ''Der Meister des Siebten Siegels''. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1996, ISBN 3-404-12586-X. (Francis Drake tritt in diesem Roman als Nebenfigur auf. Behandelt werden im historischen Kontext einige Etappen seines Lebens von der Weltumsegelung über den Ritterschlag bis zum Kampf gegen die Spanische Armada) |
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=== Im Film === |
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* [[Andreas Venzke]]: ''Tagebuch des Heinrich Hasebeck: [[Gasparan]] oder Die letzte Fahrt des Francis Drake'', Benziger-Verlag, Zürich 1996, ISBN 3-545-36531-X (literarische Darstellung des Freibeuterwesens im elisabethanischen Zeitalter). |
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* Im Film ''[[Der Herr der sieben Meere]]'' (''The Sea Hawk'', USA 1940) spielt [[Errol Flynn]] einen Freibeuter, dessen Geschichte deutlich an die Drakes angelehnt ist. |
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* Der Film ''[[Der Pirat der sieben Meere]]'' (''Seven Seas to Calais'', I/USA 1962) mit [[Rod Taylor]] in der Hauptrolle basiert auf Drakes Leben bis zur Seeschlacht gegen die Spanische Armada. |
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Außerdem: |
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* [[Hanns Kneifel]]: ''Ich, Francis Drake'', Heyne Verlag München, 2005, ISBN 3-453-87806-X |
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* Zur Sendereihe ''Sphinx – Geheimnisse der Geschichte'' gehört die 45-minütige Dokumentation ''Piratengold für England. Die Abenteuer des Francis Drake''. |
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* Die Fernsehserie (26 Episoden à 25 Minuten) ''[[Sir Francis Drake (Fernsehserie)|Die Abenteuer des Sir Francis Drake]]'' (''Sir Francis Drake'', Großbritannien 1962/63) handelt von fiktiven Abenteuern Francis Drakes (gespielt von [[Terence Morgan]]). In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Serie 1967 in 13 Episoden und in der DDR 1975 erstmals in sechs Episoden ausgestrahlt. |
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* Der US-amerikanisch-bulgarische Fernsehfilm ''[[Die unglaubliche Reise des Sir Francis Drake]]'' aus dem Jahr 2009 erweitert seine Geschichte nach 1592 um Fantasy-Einflüsse und der fiktiven Tochter ''Isabella''. |
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* Die zweiteilige ZDF-Dokumentation ''Piraten'' aus dem Jahr 2015 befasst sich in der ersten Episode ausführlich mit dem Leben sowie der Weltumsegelung Francis Drakes. |
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=== Im Videospiel === |
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* In der Heftromanserie ''[[Seewölfe, Korsaren der Weltmeere]]'' aus dem [[Pabel-Moewig|Pabel-Moewig-Verlag]] spielt er in zahlreichen Folgen eine wichtige, wenn auch oft zwiespältige, Nebenrolle. |
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* Im Videospiel ''[[Uncharted: Drakes Schicksal]]'' (''Uncharted: Drakes Fortune'', USA 2007, Naughty Dog) stellt Sir Francis Drake den direkten Vorfahren des Videospiel-Helden und Schatzjägers Nathan Drake dar. Es werden diverse Notizen von Francis Drake im Videospiel dargeboten und auch über Kämpfe gegen Spanien berichtet. |
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* Auch im dritten Teil ''[[Uncharted 3: Drake’s Deception]]'' (USA 2011, Naughty Dog) begibt sich der Videospiel-Held Nathan Drake wieder auf die Spuren seines Vorfahren, unter anderem nach Cartagena/Kolumbien. |
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* Im vierten Teil der Serie, ''[[Uncharted 4: A Thief’s End]]'' (USA 2016, Naughty Dog) ist Nathan Drake auf der Suche nach dem verlorenen Piratenschatz von [[Henry Every|Henry Avery]] und dessen Piratensiedlung (New Libertalia). Francis Drake spielt auch hier wieder insofern eine Rolle, da man zahlreiche Notizen von ihm im Spielverlauf finden kann. |
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* Im Videospiel ''[[Assassin’s Creed lV: Black Flag]]'', kann man Kleidung, Pistolen und Schwerter von Francis Drake finden. |
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== Literatur == |
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Wenn nicht anders angegeben, basieren die Ausführungen des Artikels und die wörtlich wiedergegebenen Zitate auf der Biographie, die John Sugden über Sir Francis Drake schrieb und die 1991 veröffentlicht wurde. Weitere Angaben sind durch die Quellen belegt und finden sich ausschließlich in folgenden Büchern: |
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* Im Film ''[[Herr der sieben Meere]]'' (''The Sea Hawk'', USA 1940) spielt [[Errol Flynn]] einen Freibeuter, dessen Geschichte deutlich an die Drake’s angelehnt ist. |
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* Der Film ''[[Der Pirat der sieben Meere]]'' (''Seven Seas to Calais'', GB/I 1962) mit [[Rod Taylor]] in der Hauptrolle basiert auf Drake’s Leben bis zur Seeschlacht gegen die spanische Armada. |
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* Wolf-Ulrich Cropp: ''Goldrausch in der Karibik – Auf den Spuren von Sir Francis Drake.'' Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2000, ISBN 3-7688-1175-1. (ausführliche Biographie Drakes, mit aktuellen Forschungen verknüpft und durch einen Reisebericht auf den Spuren der Weltreise umfassend veranschaulicht) |
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außerdem: |
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* John Hampden (Hrsg.): ''Sir Francis Drake, Pirat im Dienst der Queen.'' Heine, 2001, ISBN 3-453-18719-9. (übersetzte Originaltexte von Drakes Mitreisenden bei der Weltumsegelung (Francis Fletcher und John Cooke), sowie Aufzeichnungen anderer Zeitgenossen) |
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* Die sechsteilige Fernsehserie (26 Episoden a 25 Minuten) ''Die Abenteuer des Sir Francis Drake'' (''Sir Francis Drake'', Großbritannien 1962/63) handelt von fiktiven Abenteuern Francis Drake's (gespielt von [[Terence Morgan]]). In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Serie 1967 und DDR 1975 erstmalig ausgestrahlt. |
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* Hans P. Kraus: [http://www.loc.gov/rr/rarebook/catalog/drake/drake-home.html ''Sir Francis Drake: A Pictorial Biography.''] (englisch; ausführliche Biographie mit zahlreichen Bildern und Scans von Originaldokumenten) |
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* Peter Padfield: ''Armada''. Braunschweig 1988, ISBN 3-07-508985-0. (enthält eine Biographie und ausführliche Informationen zum Wirken Drakes während der Schlacht gegen die Spanische Armada) |
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== Quellen == |
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* John Sugden: ''Sir Francis Drake.'' Touchstone-Book, Simon & Schuster, New York 1991, ISBN 0-671-75863-2. (umfassende Biographie Francis Drakes und wichtigste Quelle für weite Passagen dieses Artikels) |
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* Peter Padfield: ''Armada''. Braunschweig 1988, ISBN 3-07-508985-0 (enthält eine Biographie und ausführliche Informationen zum Wirken Drake's während der Schlacht gegen die spanische Armada) |
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* Bryce Walker: ''Die Armada.'' (= Time-Life Bücherreihe ''Die Seefahrer''). Time-Life Books, New York 1984, ISBN 90-6182-418-4. (reich bebilderte ausführliche Darstellung der Vorgeschichte und der Schlacht gegen die Spanische Armada) |
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* John Sugden: ''Sir Francis Drake''. Touchstone-Book, Simon + Schuster, New York 1991, ISBN 0-671-75863-2 (wichtigste Quelle für weite Passagen dieses Artikels) |
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== Weblinks == |
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* Marko Rösseler: [https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/drake136.html ''28.01.1596 - Todestag des Briten Sir Francis Drake''] [[WDR]] [[ZeitZeichen (Hörfunksendung)|ZeitZeichen]] vom 28. Januar 2021. (Podcast) |
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== Einzelnachweise == |
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Aktuelle Version vom 7. Dezember 2024, 08:18 Uhr


Sir Francis Drake (* um 1540 in Tavistock, Devon; † 28. Januar 1596 bei Portobelo, Panama) war ein englischer Freibeuter und Entdecker, später Vizeadmiral und der erste englische Weltumsegler.
Frühe Karriere

Kindheit und Jugend
Francis Drake wurde etwa 1540 in Crowndale, England (in der Nähe von Tavistock im Borough West Devon der Grafschaft Devonshire) als ältestes von zwölf Kindern geboren. Sein genaues Geburtsdatum ist, wie bei vielen seiner Zeitgenossen, nicht bekannt.[1] Er wuchs in einer protestantischen Bauernfamilie auf, die bei einem katholischen Aufstand von ihrem Land vertrieben wurde und nach Upnor (nordöstlich von Rochester in der Grafschaft Kent) flüchtete. Da der Bruder Thomas von Drakes Vater Edmund als Erbe vorgesehen war, mussten Francis und seine Brüder bereits in jungen Jahren selbst für ihr Auskommen sorgen. Sein Vater, der in Upnor als Pastor arbeitete, brachte ihm Lesen und Schreiben bei, bevor Francis mit etwa 13 Jahren seine Ausbildung zum Seemann begann.
Seemannsausbildung
Zunächst als Schiffsjunge, dann als Matrose und schließlich als Steuermann fuhr er auf einem kleinen Küstenschiff zwischen Plymouth, Frankreich und den Spanischen Niederlanden. Der Schiffer war kinderlos geblieben und sah in Drake so etwas wie einen Adoptivsohn. Von ihm lernte Drake die Kunst des Navigierens. Bevor der Schiffer verstarb, vermachte er dem jetzt etwa 20-jährigen Drake sein Schiff. Zu diesem Zeitpunkt verhängte Spanien ein Embargo über die englischen Kaufleute, welche die Niederlande anliefen. Man warf ihnen vor, den Protestantismus zu verbreiten. Damit war auch Drakes Aussicht auf finanzielle Unabhängigkeit und Wohlstand schlagartig beendet. Er betrieb das geerbte Schiff zwar noch eine Zeit lang, war dann aber wohl gezwungen, es zu verkaufen und sich stattdessen bei seinem Vetter John Hawkins zu verdingen. So fuhr er auf einem Handelsschiff seines Vetters als Zahlmeister auf einer Reise nach Nordostspanien (1564).
Erste Unternehmungen
Wegen Spaniens Embargo stellte Königin Elisabeth I. englischen Schiffsverbänden Kaperbriefe aus, die es erlaubten, spanische Schiffe zu entern und deren Warenbestand – teilweise auch zugunsten der englischen Staatskasse – zu übernehmen. An solchen Aktionen beteiligte sich auch der Kapitän James Lovell.
Erfahrungen im Sklavenhandel und Piraterie
Am 9. November 1566 begann Lovells Fahrt zu den Kapverdischen Inseln, an der Francis Drake als Offizier teilnahm. Während dieser Unternehmung wurde eine Reihe spanischer und portugiesischer Schiffe aufgebracht. Diese Akte der Piraterie bedeuteten für Drake die Erfahrung seines ersten „Seegefechtes“. Das Unternehmen bestand im Wesentlichen aus dem Versuch, das vom spanischen König Philipp II. gehaltene Monopol auf den Sklavenhandel zu unterlaufen. Im Rahmen des atlantischen Dreieckshandels wurden an der Küste Westafrikas schwarzafrikanische Sklaven eingekauft, in Schiffe gepfercht und in die Karibik transportiert, um sie an die dortigen spanischen Siedler zu verkaufen.
Den Siedlern war es seitens der spanischen Krone streng untersagt, mit den englischen Protestanten Handel zu treiben. Das Verbot hatte jedoch nur wenig Wirkung. Fern vom Einfluss des Mutterlandes nahmen die Siedler den Engländern die Sklaven bereitwillig ab. Lovells Reise war dennoch ein finanzieller Fehlschlag, weil sich der zuständige Gouverneur von Rio de la Hacha, der königliche Schatzmeister Miguel de Castellanos, weigerte, auf das Einfuhrverlangen der Engländer einzugehen. Rio de la Hacha (das heutige Riohacha) war zwar nur eine winzige Ortschaft an der Küste des heutigen Kolumbiens, stellte aber damals einen der beiden Zugangspunkte für das kolumbianische Hochland dar (der andere war Santa Marta).
Erste Konflikte mit Spanien
Nicht lange nach Drakes Rückkehr wurde ein weiteres Unternehmen vorbereitet, diesmal durch seinen Vetter John Hawkins. Das Ziel war das gleiche wie bei der Fahrt Lovells: die Versklavung von Afrikanern, um diese, unter Umgehung des spanischen Handelsmonopols, an die Siedler in Mittelamerika zu verkaufen. Sechs Schiffe verließen den Plymouth Sound am 2. Oktober 1567 mit insgesamt 408 Personen an Bord. Nachdem in der Nähe der Kapverdischen Inseln die portugiesische Karavelle Gracia Dei erobert worden war, übernahm Drake das Kommando über das Schiff. Bei einem Angriff auf eine Siedlung am Fluss Tagarin (heutiger Name Peninsula) in Sierra Leone im Januar 1568 wurden 250 Schwarzafrikaner gefangen genommen und versklavt. Danach segelte die Flotte in die Karibik und lief dort zunächst die kleine Insel Dominica und anschließend Borburata (im heutigen Venezuela) an. Der Gouverneur weigerte sich jedoch, mit den Engländern zu handeln.
Drake wurde zu diesem Zeitpunkt zum Kapitän der nur 50 Tonnen großen Judith ernannt. Im Juni 1568 erreichte die Flotte Rio de la Hacha. Die Spanier feuerten auf die als Vorhut geschickte Judith, worauf Drake das Haus des Gouverneurs beschießen ließ. Die Engländer blockierten nun den Hafen und zwangen den Gouverneur Miguel de Castellanos zum Handel. Hawkins konnte 200 seiner Sklaven verkaufen. Im Juli 1568 lief Hawkins Santa Marta an. Nachdem Hawkins’ Musketiere in die Luft gefeuert und so einen Angriff vorgetäuscht hatten, gelang es ihm, weitere 110 Sklaven zu verkaufen. Der vermeintliche Angriff sollte den örtlichen spanischen Beamten ermöglichen, sich später geschickt aus der Affäre zu ziehen. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 57 Sklaven an Bord von Hawkins’ Schiffen. Ein Versuch, auch die restlichen Sklaven „loszuwerden“, diesmal in Cartagena, misslang.
Auf der Rückreise gerieten die Schiffe in einen schweren Sturm. Nach schweren Wassereinbrüchen in Hawkins’ Flaggschiff erreichte man nur noch mit Mühe und Not den kleinen Hafen von San Juan de Ulúa (→ Der Konflikt von San Juan de Ulúa). Nachdem einige Tage später die spanische Silberflotte in den Hafen eingelaufen war, wurde mit dem an Bord befindlichen neuen Vizekönig von Neuspanien, Martín Enríquez de Almansa, eine Waffenruhe vereinbart, die jedoch von den Spaniern gebrochen wurde. Beim Gefecht am 23. September 1568 wurden mit Ausnahme der Minion und der Judith alle englischen Schiffe vernichtet. Das spanische Admiralsschiff und eines der spanischen Handelsschiffe wurden versenkt. Hawkins gelang die Flucht an Bord der Minion. Drake entkam an Bord der Judith. Beide Schiffe gelangten im Januar 1569 zurück nach England. Von den 408 Besatzungsmitgliedern der englischen Schiffe überlebte jedoch nur eine Handvoll. Jene, die nicht schon bei dem eigentlichen Gefecht getötet wurden, wurden entweder gefangen genommen und fielen der spanischen Inquisition zum Opfer, oder sie starben an Hunger, Durst und Erschöpfung auf der strapaziösen Rückreise.

John Hawkins machte Drake im Nachhinein Vorwürfe und behauptete, er habe ihn und seine Kameraden im Stich gelassen. Die Frage nach den möglichen Hilfen, die Drake mit seinem nur 50 Tonnen schweren Schiff, das nur mit sehr leichter Bewaffnung ausgerüstet und ohnehin schon mit Überlebenden der Jesus of Lübeck überladen war, überhaupt hätte leisten können, blieb unbeantwortet. Der Zwischenfall trug damals wesentlich dazu bei, dass sich die Stimmung in England gegen Spanien wandte. Für Drake war er für seine zukünftige Einstellung von entscheidender Bedeutung. Seit dieser Unternehmung hegte Drake einen sehr persönlichen Hass auf König Philipp II. von Spanien und ganz besonders auf dessen Statthalter in Neuspanien, den Vizekönig Martín Enríquez de Almansa. Rückblickend kann man davon sprechen, dass sich Drakes Aversionen nach und nach in einen sehr persönlichen Privatkrieg gegen die spanische Krone steigerten.
Piraterie unter eigenem Kommando
Erste Kaperfahrten (1570–1571)

Am 4. Juli 1569 heiratete Drake in der Kirche zu St. Budeaux in der Nähe von Plymouth. Die Ehe mit Mary Drake blieb kinderlos. 1570 bereitete Drake eine erste Kaperfahrt in die Karibik vor. Die Reise selbst war wohl ereignislos. Drake behauptete später, sie habe dem Zweck der Aufklärung gedient.
Kurze Zeit später, ebenfalls noch 1570, folgte eine zweite Fahrt. Hierbei verfügte Drake über die winzige Swan mit 25 Tonnen. Westindien erreichte er im Februar 1571. Am 21. desselben Monats griffen Drakes Männer eine spanische „Frigata“ (vom Schiffstyp eines portugiesischen Küstensegelboots mit zwei Masten) an, wobei mehrere Spanier getötet oder verwundet wurden. Drake ließ eine Note an Bord des ausgeplünderten Schiffes zurück:
- „An den Kapitän und die Besatzung dieser ‚Frigata‘. Wir waren überrascht, dass ihr in dieser Art und Weise vor uns davonlieft, und euch auch später geweigert habt, mit uns unter unserer Parlamentärsflagge zu sprechen, nachdem ihr uns nun kennt und vor einigen Tagen selber erlebt habt, dass wir unter unserer Parlamentärsflagge niemandem Schaden zufügen, sondern nur wünschten, mit euch zu sprechen. Und da ihr euch geweigert habt, mit uns unter unserer Parlamentärsflagge ohne Bosheit und Schaden zu sprechen, findet ihr euer Schiff nun durch eure eigene Schuld verwüstet. Jenen, die kommen, um unter unserer Parlamentärsflagge höflich mit uns zu reden, tun wir keinen Schaden; und jene, die nicht (mit uns reden) sind selber schuld. Glaubt auch nicht, dass wir uns vor jenen Schiffen [das Wachgeschwader unter Diego Flores de Valdes] fürchten; mit der Hilfe Gottes wird es sie ihr Leben kosten, bevor sie über uns triumphieren. Nun habt ihr den Beweis dafür, dass es besser gewesen wäre, mit uns zu sprechen – denn in eurer ‚Frigata‘ gab es nicht mehr als den Gegenwert von vier Silber-Real. Ausgeführt von Engländern, die wohlgesinnt sind, falls ihnen kein Grund für das Gegenteil gegeben wird. Falls uns ein Grund für das Gegenteil gegeben wird, werden wir eher Teufel als Menschen sein – gez. Francis Drake.“
Als Nächstes lief Drake Venta Cruces an, einem Zwischenort für den Transport der spanischen Gold- und Silberausbeute aus Südamerika auf der Camino de Cruces. Hier erbeutete er ca. 100.000 Pesos in Handelswaren. Anfang Mai erreichte er Bastimentos, wo rund ein Dutzend kleinerer Schiffe ausgeplündert wurden. Hierbei wurden Handelswaren im Wert von weiteren 150.000 Pesos erbeutet. Am 8. Mai 1571 wurde ein spanisches Depeschenboot erobert, wobei zwei Spanier getötet und mindestens sieben verwundet wurden. Ein spanischer Mönch wurde danach nackt ausgezogen und von den englischen Seeleuten verhöhnt. Gegen Ende Mai wurden weitere spanische Schiffe gekapert, wobei die Beute diesmal gut 400.000 Dukaten betrug. Die offizielle Auflistung der angerichteten Schäden belief sich auf 160.000 Pesos, was bei dem damals üblichen Wechselkurs von 8 Schilling 3 Pence dem Gegenwert von 66.000 Pfund in Tudor-Währung entsprach. Zu diesem Zeitpunkt hörte König Philipp II. von Spanien zum ersten Mal etwas von Drake und seinem offensichtlichen Privatkrieg. Die Spanier nannten Drake fortan El Draque, was in etwa der spanischen Aussprache des Namens entspricht. Die Reise stellte den Beginn der englischen Piraterie in der Karibik dar.
Die zweite große Kaperfahrt in die Karibik (1572–1573)
Am 24. Mai 1572 begann die nächste Unternehmung. Diesmal hatte Drake zwei Schiffe zur Verfügung, die Swan mit 25 Tonnen und die Pasco mit 70 Tonnen. Insgesamt befanden sich 73 Personen an Bord beider Schiffe. Darunter waren auch zwei seiner Brüder, John und Joseph.
Überfall auf Nombre de Dios

Einige Zeit nach der Ankunft der englischen Schiffe in der Karibik traf Drake auf den englischen Kapitän James Raunse. Letzterer hatte an John Hawkins’ Unglücksreise nach San Juan de Ulúa als Kommandeur des Handelsfahrers William and John teilgenommen, hatte die Reise jedoch vorzeitig abgebrochen und war nach England zurückgekehrt. Drake und Raunse taten sich zusammen und beschlossen, Nombre de Dios anzugreifen, einen weiteren Hauptknotenpunkt für den Transport von Gold und Silber nach Spanien. Zu diesem Zeitpunkt bestand die englische Streitmacht aus rund 100 Mann.
Der Angriff begann am 28. Juli 1572 zwischen 2 und 3 Uhr morgens. Nach einem kurzen Scharmützel mit der örtlichen Miliz waren Drake und seine Leute praktisch im Besitz der Ortschaft. In einem Lagerhaus fand sich ein Stapel Silberbarren, „70 Fuß lang, 10 Fuß breit und 12 Fuß hoch … die einzelnen Barren hatten ein Gewicht von 35 bis 40 Pfund“. Drake erlitt bei dem Angriff eine Schussverletzung am Bein, die er jedoch zunächst verbarg. Aufgrund des Blutverlustes brach er jedoch zusammen. Daraufhin brachen die Seeleute die Aktion ab, aus Furcht, ohne Drake verloren zu sein.
Am Morgen des 29. Juli zogen sie sich auf die Insel Bastimentos zurück. Der Bürgermeister (Alcalde) von Nombre de Dios schickte einen Emissär und ließ nachfragen, ob es sich bei Drake „um denselben Drake handele, der schon einmal in dieser Gegend gewesen sei und der sich durch seine Menschlichkeit einen Ruf erworben habe“. Außerdem wollte er wissen, ob die Pfeile der Engländer vergiftet gewesen seien und ob Drake Lebensmittel benötige. Die Antwort war wie folgt:
- „Unser Kapitän, obgleich er glaubte, dass dieser Soldat nur ein gewöhnlicher Spion sei, behandelte ihn dennoch sehr höflich und antwortete ihm auf die Fragen seines Herren, dass er sehr wohl jener Drake sei und dass es nie seine Praxis sei, seine Pfeile zu vergiften; die Spanier könnten ihre Verwundeten durch gewöhnliche Medizin heilen … was die angebotenen Lebensmittel betreffe, so hätte die Insel Bastimentos genug zu bieten, und dass ihm lediglich nach etwas von jener besonderen Ware dürste, die dieses Land zu bieten habe“ [Gold und Silber], „um sich und seine Gesellschaft zu befriedigen. Daher riet er dem Bürgermeister, seine Augen offen zu halten, denn falls Gott ihm Leben und Gesundheit verleihe, würde er gerne etwas von dem ernten, welches sie“ [die Spanier] „gesät hätten, welches sie aus der Erde holten, um damit Unglück über die gesamte Erde zu bringen.“
Der Bote wurde zurückgeschickt „so überladen mit englischen Geschenken, dass er erklärte, er sei noch nie in seinem Leben so geehrt worden“. Die Verteidigung in Nombre de Dios wurde nachträglich verstärkt und die benachbarten Ortschaften alarmiert. James Raunse hatte genug und segelte nach Hause. Drake hingegen segelte nach Cartagena. Am 15. August 1572 fuhr er in den Hafen und erbeutete zwei Schiffe. Da die Swan jetzt zu einer Belastung wurde, wurde sie versenkt. Drake übertrug das Kommando über die Pasco seinem Bruder und zog selbst auf eine der mitgeführten kleinen Pinassen um.
Fort Diego und die Blockade von Cartagena
Zu diesem Zeitpunkt entschloss er sich, Kontakt mit den Cimarrones aufzunehmen, entflohenen schwarzen Sklaven, auf die er vorher schon vereinzelt gestoßen war und die zu jener Zeit eine erheblich größere Gefahr für die spanischen Kolonisten darstellten als die gelegentlichen Piratenüberfälle oder die Indios, mit denen Drake ebenfalls in Berührung kam. Ein ehemaliger Sklave namens Diego war in Nombre de Dios geflohen und Drake gefolgt. Er blieb auch weiterhin bei Drake und kehrte mit diesem nach England zurück (Diego nahm später an Drakes Weltreise teil und dürfte damit der erste Afrikaner gewesen sein, der eine Weltumsegelung vollbrachte). Dass ein Mensch, der aus seiner Heimat als Sklave von Europäern entführt worden war, sich nach dieser Erfahrung freiwillig einem Mann wie Drake anschloss, belegt, dass Francis Drake anders dachte als sein Vetter John Hawkins, für den Schwarze „nicht einmal Menschen“ waren. Von diesem Zeitpunkt an hatte Drake wohl einen ausgeprägten Respekt vor Menschen anderer Hautfarbe oder Kultur.
Drakes Bruder John brach zusammen mit Diego auf, um nach den Cimarrones zu suchen. Nachdem der Kontakt hergestellt war, trafen zwei Gruppen von Cimarrones ein. Am 14. September wurde eine Allianz geformt, und die Ausarbeitung detaillierter Pläne begann. Auf einer Insel einige Seemeilen vor der Küste östlich des Vorgebirges von Cativa wurde ein Fort errichtet und nach seinem Architekten Fort Diego getauft. Drake überließ dann das Kommando seinem Bruder John und segelte nach Cartagena, um Lebensmittel und Informationen zu beschaffen. Einige Tage später tauchte ein spanisches Schiff auf. John Drake, bewaffnet mit einem abgebrochenen Degen und einem Kissen als Schild, wurde bei dem Versuch, das Schiff zu erobern, von einem spanischen Musketier angeschossen.
Den Herbst 1572 verbrachten Drake und seine Leute damit, den Hafen von Cartagena praktisch zu blockieren. Dabei achtete er immer darauf, dass die Gefangenen sicheres Land erreichten. Dabei mussten die Spanier gelegentlich vor dem Hass der Cimarrones geschützt werden. Am 27. Oktober trieb Drake eine spanische „Frigata“ auf den Strand. Das Schiff hatte eine Ladung Gold und Silber an Bord. Der Versuch, das Schiff zu übernehmen, scheiterte jedoch, als mehrere hundert spanische Kavalleristen auftauchten. Nach der Rückkehr nach Fort Diego brach unter der Besatzung Gelbfieber aus. Innerhalb von zehn Tagen starben 10 Besatzungsmitglieder. Am Ende waren fast 40 Prozent der Seeleute der Krankheit zum Opfer gefallen. Unter den Toten befand sich auch Joseph, der zweite von Drakes Brüdern. Zum Schrecken der Seeleute führte Drake in der Hoffnung, eine Todesursache zu ergründen, ergebnislos eine Obduktion an der Leiche seines Bruders durch.
Überfall auf eine spanische Karawane vor Panamá
Drake wandte sich nun seinem eigentlichen Ziel zu. Er plante einen Überfall auf einen der regelmäßigen Karawanentransporte, der über den Isthmus von Panama Gold und Silber an die Karibikküste zur Verschiffung nach Spanien transportierte.
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt zeigten die Cimarrones Drake einen hohen Baum, in den sie Kletterrungen eingeschnitten hatten. Der Baum wurde von ihnen als Beobachtungsturm genutzt. Von diesem Baum konnte Drake auf der einen Seite die Karibik sehen und auf der anderen Seite Panamá und den Pazifischen Ozean. Er tat in dem Moment einen Schwur: „Er bat den Allmächtigen in seiner Güte darum, ihm (ein langes) Leben zu geben, damit er einst in diesem Ozean in einem englischen Schiff segeln möge.“
Nachdem die Cimarrones durch einen Spion herausgefunden hatten, dass der Schatzmeister von Lima im Begriff war, Panamá mit einer Karawane zu verlassen, bereitete Drake einen Hinterhalt vor. Einige Meilen von Venta Cruces entfernt versteckten die Engländer und ihre Verbündeten sich beidseits des Trampelpfades, der Panamá und Venta Cruces verband. Um sich in der Dunkelheit erkennen zu können, trugen sie weiße Hemden über ihrer Kleidung. Ein betrunkener Seemann namens Robert Pike wanderte jedoch ins Freie, worauf die Spanier flohen. Drakes Männer erbeuteten lediglich einige Lamas, die zur Vorhut gehört hatten. Auf dem Rückweg zur Küste begegneten sie einer Gruppe spanischer Reisender. Bei dem folgenden Scharmützel wurden mehrere Spanier getötet, der Rest floh. Drake selbst wurde verwundet. Man zog sich zunächst nach Venta Cruces zurück.
In einem Haus befanden sich mehrere Frauen, die gerade Kinder geboren hatten und sich große Sorgen machten, besonders wegen der Cimarrones. Drake garantierte ihre Sicherheit und ließ sie, um Zwischenfälle zu vermeiden, bewachen. Ein Teilnehmer der Expedition sagte später: „Jenen, die von uns gefangengenommen wurden, taten wir niemals Gewalt an, nachdem sie unter unserer Kontrolle waren, sondern entließen sie entweder sofort in die Freiheit oder hielten sie noch für einige Zeit bei uns … Wir sorgten für ihre Ernährung wie für uns selbst und schützten sie vor der Wut der Cimarrones.“
Am 23. Februar 1573 kehrten sie zu den Schiffen zurück. Einen Monat später begegneten sie dem französischen Kapitän Guillaume Le Testu, der ihnen von dem Massaker am Bartholomäustag in Paris berichtete. Drake und le Testu beschlossen, zusammenzuarbeiten. Letzterer war vom Organisationsgrad der Engländer und besonders von deren engen Bindung mit den Cimarrones beeindruckt. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 31 Engländer übrig. Sie hatten außer den Pinassen noch ein spanisches Schiff von etwa 20 Tonnen zur Verfügung, das zwischenzeitlich gekapert worden war. Le Testu besaß ein Schiff von etwa 80 Tonnen mit etwa 70 Mann Besatzung. Man kam überein, in der Nähe des Francisca-Flusses, etwa fünf Meilen östlich von Nombre de Dios, zu landen und die Schiffe zu verstecken. Dann wollte man einen weiteren Hinterhalt legen. Die Beute sollte ehrlich geteilt werden, und die Schiffe bekamen Anweisung, die Korsaren in der Nähe des Francisca-Flusses am 3. April wieder aufzunehmen. Der Marsch begann am 31. März 1573. Am 1. April stießen sie auf drei Maultierkarawanen mit insgesamt etwa 200 Tieren. Die Karawanen wurden von 45 Soldaten begleitet, die jedoch nur schwach bewaffnet waren. Einige der Soldaten liefen barfuß und leisteten nur geringen Widerstand. Ein Cimarrón wurde getötet, und le Testu wurde von einer Kugel in den Bauch getroffen.
Die Maultiere transportierten etwa 200.000 Pesos in Gold und Silber: „Jene, die Kapitän Testu begleiteten, nahmen, soviel sie nur tragen konnten; sogar die Sklaven, die die Tiere führten, feuerten sie an, aus Hass gegen die Spanier, und zeigten ihnen, wo das Gold war, damit sie nicht mit Silber herumspielen mögen. Da gab es Platten aus Gold, wie zwei verschiedene Siegel der Hoch-Kanzlei Frankreichs, manche von kastillianischen Dukaten, andere von Pistoles.“ Etwa 100.000 Pesos in Gold wurden zurück zu den Schiffen gebracht, und 15 Tonnen Silber wurden vergraben. Die Beute belief sich auf etwa 40.000 Pfund in Tudor-Währung. Das entsprach etwa einem Fünftel der jährlichen Steuereinnahmen der englischen Krone. Die Beute wurde wie vereinbart unter den Engländern und Franzosen geteilt. Le Testu war schwer verwundet und konnte nicht mithalten. Er wurde schließlich von den Spaniern eingeholt, die ihn enthaupteten und sein Herz herausschnitten.
Drake und seine Leute erreichten den Francisca-Fluss am 3. April, fanden dort aber statt ihrer Schiffe sieben spanische Schaluppen mit Artillerie und 85 Musketieren vor. Drake ließ ein Floß bauen (bezeichnet als „verrückte Konstruktion“) und machte sich dann zusammen mit einem Engländer und zwei Franzosen auf die Suche nach seinen Schiffen. Sie fanden sie etwa drei Meilen vor der Küste. Wie sich herausstellte, war ein Franzose in Testus Begleitung bei dessen Tod von den Spaniern gefangen genommen worden und hatte den Standort der Schiffe verraten, die daraufhin geflohen waren. Nachdem die restlichen Besatzungsmitglieder aufgenommen und die Beute geteilt worden war, segelten die Franzosen nach Hause. Der betrunkene französische Seemann wurde gefunden und berichtete ihnen von Le Testus Tod. Im Nachhinein wurden noch 13 der versteckten Silberbarren geborgen. Die Schiffe wurden instand gesetzt, und man bereitete sich auf die Rückreise vor. Drake lud die Cimarrones ein, sich Geschenke auszusuchen. Ihr Anführer Pedro Mandinga wählte ein goldenes Schwert, das Drake von le Testu erhalten hatte. Drake hätte das Schwert gern selbst behalten, schenkte es aber dann bereitwillig Pedro.
Die Rückkehr erfolgte am Sonntag, dem 9. August 1573. Sie erregte soviel Aufsehen, dass die Kongregation in der Kirche von St. Andrews mitten in der Messe die Kirche verließ, um Drake zu sehen. In der Zwischenzeit hatte sich das Verhältnis zwischen England und Spanien etwas entspannt. Man bedeutete Drake, dass es besser wäre, wenn er eine Zeit lang nicht auffiele. Daher ist nicht genau zu ermitteln, wo er sich während des Jahres 1574 aufgehalten hat. Möglicherweise nahm er an einer Handelsreise nach Hamburg teil. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt nahm er seinen Vetter John Drake unter seine Fittiche. Der kinderlose Drake, der während seiner Zeit als Schiffsjunge selbst von seinem Kapitän als Sohn angesehen worden war, tat nun das gleiche für seinen Vetter.
Unterstützung des Earl of Essex in Irland (1575)

Im Jahr 1575 wurde Drake von Walter Devereux, 1. Earl of Essex, für eine Unternehmung in Irland angeworben. Drake sollte Truppen nach Rathlin Island transportieren. Dort hatten die Söldner des schottischen McDonnell-Clans unter Sorley Boy McDonnell ihre Familien versteckt, um sie dem Zugriff der Engländer zu entziehen. Nach Abschluss der Aktion sollte Drake in den Gewässern zwischen der Insel und dem Mull of Kintyre patrouillieren, um zu verhindern, dass die Schotten in das Geschehen eingreifen bzw. die Insel später wieder einnehmen könnten. Zum Zwecke des Truppentransports stellte Drake drei der kleinen Schiffe zur Verfügung, die er auf seiner Reise nach Panamá den Spaniern abgenommen hatte.
Die Vorbereitungen begannen am 1. Mai 1575. Im Juli transportierte Drake den Söldnerführer John Norreys mit 300 Fuß- und 80 Kavallerie-Soldaten sowie Belagerungsgeräte nach Rathlin Island. Die Landung auf Rathlin Island folgte am 22. Juli, und die schottischen Verteidiger ergaben sich nach kurzer Zeit. Trotz der bedingungslosen Aufgabe ließ der Earl of Essex ein Exempel statuieren. Bei diesem unwürdigen Gemetzel wurden mehr als 600 Menschen grausam getötet. Die meisten von ihnen waren Frauen und Kinder. Verschont wurden lediglich die Söhne einiger schottischer Adliger, die als Geiseln festgehalten wurden. Drake kommandierte zu dieser Zeit eine kleine spanische „Fregata“, die auf den Namen Falcon getauft worden war. Das Schiff hatte eine Besatzung von 25 Mann inklusive Drake selbst und seines 13-jährigen Stewards John Drake. Daher kann man davon ausgehen, dass Drake mit den militärischen Operationen oder dem Massaker nichts zu tun hatte. Das Massaker wurde damals keineswegs kritisiert, im Gegenteil. Elisabeth gratulierte dem Earl of Essex, und es darf als sicher gelten, dass das Ganze als „abschreckendes Beispiel“ für potentielle Rebellen gedacht war.
Während seines Aufenthaltes in Irland lernte Drake einen Kaufmann namens James Sydae sowie einen Söldner namens Thomas Doughty kennen. Beide sollten einige Zeit später noch eine Rolle bei der berühmten Weltreise spielen. Drakes Rolle in Irland endete im September 1575, als er aus den Diensten des Earl of Essex entlassen wurde. Anfang 1576 kehrte er jedoch noch einmal zurück. Bei dieser Gelegenheit diskutierte er seine Pläne für eine Reise in den Pazifik mit Doughty und, was bedeutungsvoller war, mit dem Earl of Essex. Letzterer stellte ihm einen Einführungsbrief aus, mit dem er einige Zeit später nach London reiste, um seine Pläne dem führenden Staatsminister Francis Walsingham zu unterbreiten. Damit begannen die Vorbereitungen für seine berühmte Weltumsegelung.
Weltumsegelung (The Famous Voyage) (1577–1580)

Am 13. Dezember 1577 brach Francis Drake mit der Pelican, die er später in Golden Hinde umbenannte, in Begleitung von vier Schiffen und mit über 150 Mann Besatzung zu einer Expedition mit unbekanntem Ziel auf. Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, ob er den sagenumwobenen Südkontinent Terra Australis suchen oder die spanischen Städte an der Westküste Süd- und Mittelamerikas angreifen sollte. Möglich wäre auch die gezielte Suche nach der Nordwestpassage vom Pazifik aus. Ob er im Auftrag von Elisabeth I. handelte oder gar mit einem Kaperbrief ausgestattet war, lässt sich über die bekannten Quellen nicht eindeutig belegen.

Drake steuerte zunächst die Magellanstraße an, musste jedoch schon auf dem Weg dorthin zwei Schiffe an der Ostküste Südamerikas aufgeben. Ein weiterer Zwischenfall betraf den mitsegelnden Adligen Thomas Doughty. Dieser zeigte sich wiederholt unzufrieden mit Drakes Anweisungen und Maßnahmen und versuchte auch die Mannschaft gegen ihren Anführer aufzuwiegeln. Während eines Zwischenstopps auf dem Weg zur Magellanstraße ließ Drake am 1. Juli 1578 in Puerto San Julián ein Kriegsgerichtsverfahren abhalten, in dessen Folge Doughty zum Tode verurteilt wurde. Einen Tag später wurde Doughty an Ort und Stelle exekutiert.[2]
Nach der Durchquerung der Magellanstraße im September 1578 sank ein weiteres Schiff, und das verbliebene Geleitschiff trat die Rückreise nach England an, nachdem man sich in stürmischer See aus den Augen verloren und trotz Suche nicht mehr wiedergefunden hatte. Bei dieser Suche entdeckte Drake eine Insel, die er Elisabeth Island nannte. Die verbreitete Ansicht, er habe damit Kap Hoorn entdeckt, beruht auf einer Publikation nach 1618, nachdem die Holländer Willem Cornelisz Schouten und Jacob Le Maire im Januar 1616 Kap Hoorn umsegelt hatten.[3][4] Auf der Golden Hinde segelte Drake entlang der südamerikanischen Westküste gen Norden. Hierbei kaperte er zahlreiche spanische Schiffe und überfiel und plünderte spanische Siedlungen. Besonders waghalsig erscheint noch heute das Eindringen in den Hafen von Callao (der Hafen von Lima), am 15. Februar 1579, in dem rund 30 spanische Schiffe vor Anker lagen. Seine Beute war jedoch gering, vor allem im Vergleich zu der mit Schätzen aus der Neuen Welt voll beladenen Nuestra Señora de la Concepción. Die auch Cacafuego („Feuerscheißer“) genannte Galeone konnte entgegen der in der Geschichtsschreibung häufigen Schilderung ohne große Gegenwehr auf ihrem Weg nach Panamá gekapert werden.
Vollbeladen mit den geraubten spanischen Gold- und Silberschätzen, stand Drake vor der Rückkehr in die englische Heimat. Die erneute Durchquerung der Magellanstraße schloss er aus. Es blieb ihm die Suche nach der Nordwestpassage in den Atlantischen Ozean und alternativ die Überquerung des Pazifischen Ozeans. Nachdem er die Suche nach der Passage wegen des Kälteeinflusses der hohen nördlichen Breiten auf Mannschaft und Schiff hatte abbrechen müssen, landete er am 5. Juni 1579 an der Westküste Nordamerikas, unweit des heutigen San Francisco in einer Bucht, die später nach ihm „Drakes Bay“ benannt wurde. Da die dort lebenden Indianer freundlich auf die Fremden reagierten, nahm Drake das Land für die englische Krone in Besitz und nannte es „Nova Albion“. Der Entdeckung folgte jedoch, auch einige Jahre später, keine englische Besiedlung.[5]
Schließlich überquerte Drake den Pazifik und segelte über einige Zwischenstationen bis Ternate auf den Gewürzinseln (den heutigen Molukken). Dort schloss er einen Handelsvertrag mit dem Sultan von Ternate ab. Nachdem Drake notwendige Reparaturen am Schiff hatte durchführen lassen, machte er sich auf die Rückreise. Ob er dabei an eine eventuelle Suche nach dem sagenhaften Südkontinent Terra Australis incognita dachte, ist nicht überliefert, es wäre aber möglich. Denn sein Gefolgsmann (lt. G. Sammet), der frühere französische Admiral Gaspard II. de Coligny, hatte den Kartografen Guillaume Le Testu mit dem Erarbeiten einer Weltkarte beauftragt, die er wohl gekannt hat. Sie erschien 1555 und zeigte in Nordwest-Australien noch unentdeckte Küsten.
Jedenfalls entging Drake nur knapp einer Katastrophe, als sein Schiff auf ein Riff lief. Es wurde notdürftig geflickt und man rettete sich nach Java im heutigen Indonesien. Gründlich repariert und proviantiert, begann schließlich die Rückreise in Richtung Afrika. In ununterbrochener Fahrt umrundete Drake am 15. Juni 1580 das Kap der Guten Hoffnung, um am 22. Juli die Küste von Sierra Leone zu erreichen. Am 26. September 1580 lief er nach 1.018 Tagen in den Sund von Plymouth ein. Er war damit der erste Engländer, dem die Weltumsegelung geglückt war, und der erste Kommandeur einer Weltumsegelungsflotte überhaupt, der am Anfangsort der Expedition lebend wieder anlangte. Ein Londoner Konsortium unter Führung von Thomas Gresham (dem Begründer der Londoner Börse), das die Reise finanziert hatte, erzielte über ihre Investition einen Gewinn von 4.700 Prozent.
1581 bis 1585



Am 4. April 1581 besichtigte Elisabeth I. die Golden Hinde in Deptford, einem Stadtteil im heutigen Londoner Stadtbezirk Lewisham. Elisabeth ging über eine Gangplanke an Bord, während eine große Menschenmenge sich versammelt hatte, um Drake zu sehen. Als hinter der Königin die Neugierigen an Bord des Schiffes drängten, brach die Gangplanke, und etwa 100 Menschen fielen in den Schlamm unterhalb des Schiffes. Verletzt wurde niemand. An Bord verlor Elisabeth eines ihrer Strumpfbänder, woraufhin Monsieur de Marchaumont (der Gesandte des Herzogs von Alençon) vortrat, das Band aufhob und es der Königin zurückgab. Elisabeth legte das Strumpfband vor den Augen des Gesandten wieder an und erklärte, sie werde es ihm später als Pfand überlassen, sobald sie es nicht mehr benötige. Nach einem Lunch an Bord des Schiffes kniete Drake mit gesenktem Haupt vor der Königin nieder. Sie nahm das Schwert und flüsterte: „Francis Drake, Ihr seid ein Schurke, und um meiner Ehre willen muss ich mich von Euch lossagen.“ Einen Augenblick später wandte sie sich an den französischen Gesandten „Ich bin überzeugt, dass Monsieur den Ritterschlag mit Freuden für mich ausführen wird.“ Schließlich führte der Gesandte den Ritterschlag durch, mit dem Drake für seine Verdienste und seine Loyalität gegenüber der englischen Krone geehrt wurde.[6]
Noch im selben Jahr erhielt Drake einen Wappenschild, der auf einem blauen Schild einen gewellten Querbalken zwischen zwei Sternen zeigte, unter dem Motto Sic parvis magna („Vom Kleinen zum Großen“).[7] Kurz zuvor, am 19. Dezember 1580, kaufte er die ehemalige Abtei Buckland Abbey, die zu seinem Haupt-Landsitz wurde. Am 1. August 1581 nahmen Drake und seine Frau das Gebäude in Besitz. Diesem Landsitz folgten noch weitere: Yarford, Sampford Spiney und Sherford. Drake entwickelte sich zu einem der größten Landbesitzer in Plymouth.
Im September 1581 wurde er für ein Jahr zum Bürgermeister von Plymouth gewählt. Während dieser Zeit war er unter anderem für den Bau einer Wasserleitung nach Plymouth verantwortlich.
Zwischenzeitlich hatte John Doughty, der Halbbruder des auf der Weltumsegelung hingerichteten Thomas Doughty, seinen Hass auf Drake weiter geschürt. Er versuchte, ein Gerichtsverfahren gegen Drake anzustrengen, doch das Verfahren wurde vom Gericht aufgehoben. Im Mai 1582 legte Drake eine Beschwerde gegen ihn ein, weil er in aller Öffentlichkeit erklärt hatte, dass „die Königin den arrogantesten Schurken, den widerlichsten Halunken, den falschesten Dieb und den grausamsten Mörder geehrt“ habe. Kurz darauf nahm Francis Walsinghams Geheimdienst einen gewissen Patrick Mason fest, der behauptete, dass der spanische Botschafter ihn angeheuert habe, um Doughty zu rekrutieren. Drake sollte entführt oder ermordet werden. Daraufhin wurde Doughty bis zum späten Oktober 1583 im Gefängnis Marshalsea inhaftiert.
1582 traf Drake ein Schicksalsschlag. Sein Vetter John Drake, der ihn auch nach der Weltreise noch begleitet und mit ihm gemeinsam den Königshof besucht hatte, wurde vermisst. John Drake hatte bei einer erneuten Reise, welche von Drake geplant und teilweise finanziert worden war, sein eigenes Schiff erhalten. Nachdem das Schiff in einem Sturm vom Rest der Flotte getrennt worden war, hatte John sich entschlossen, seinem Vetter Francis nachzueifern und eine Wiederholung der Weltreise von 1579 zu versuchen. Dabei war sein Schiff jedoch im Río de la Plata auf Grund gelaufen. John wurde danach von den Spaniern gefangen genommen. Er wurde zunächst in Fe Santa und Lima verhört. Er widerrief seinen Protestantismus und trat zum Katholizismus über. 1589 ging er im Büßerhemd in der Prozession der Autodafé in Cartagena mit. Sein Name wird zum letzten Mal 1650 in den offiziellen Dokumenten erwähnt. Auch in diesem Jahr ging er im Büßerhemd in der Autodafe-Prozession mit. Zu diesem Zeitpunkt war er 88 Jahre alt.
1583 starb Drakes Frau Mary. Zwischen 1584 und 1585 saß Drake als Abgeordneter seiner Heimatstadt im englischen Parlament. Gleichzeitig plante er immer wieder neue Unternehmungen, jedoch zumeist mit wenig Erfolg. Am 9. Februar 1585 heiratete er ein zweites Mal. Elisabeth Sydenham war 1562 geboren worden und damit gut 20 Jahre jünger als Drake.
Erneute Kaperfahrt in der Karibik (1585–1586)



Als das Handelsschiff Primrose im Juni 1585 England erreichte, trat eine wesentliche Veränderung der politischen Lage ein. Kurz zuvor hatte es in Spanien eine Missernte gegeben. Aufgrund des verbesserten Klimas zwischen Spanien und England und angesichts der Notlage hatte Phillip bei Elisabeth um Hilfe nachgesucht. Daraufhin hatte Elisabeth die gesamte Handelsflotte der Stadt London mit Lebensmitteln nach Spanien beordert. Die Schiffe wurden jedoch kurz nach ihrer Ankunft von spanischen Soldaten gestürmt und beschlagnahmt. Nur der Primrose war nach einem heftigen Gefecht zwischen Soldaten und der Besatzung des Schiffes die Flucht gelungen. Einer der spanischen Gefangenen, der mit zurück nach England gebracht wurde, war der Gouverneur der Provinz Bizkaia. Er hatte einen schriftlichen Befehl bei sich gehabt, mit dem die Übernahme angeordnet worden war. Den Engländern war daraufhin klar, dass ein derartiger Befehl nur von Phillip persönlich gegeben worden sein konnte.
Am 1. Juli 1585 erhielt Drake eine Kommission ausgestellt, die ihn zum Angriff auf spanische Häfen und Schiffe berechtigte. Insgesamt 25 Schiffe und acht Pinnassen unterstanden seinem Kommando. Er selbst segelte an Bord der Elisabeth Bonaventure. Auf dieser Unternehmung wurde er von mehreren Veteranen der Golden Hinde begleitet, darunter seinem Bruder Thomas sowie Tom Moone, dem ehemaligen Schiffszimmermann. Die Schiffe liefen am 14. September 1585 aus und segelten in die Karibik. Drake griff Santo Domingo an. Hierbei kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Wie schon oft zuvor hatte Drake Cimarrónes bei sich. Einer von ihnen war ein Junge, den Drake unter einer Parlamentärsflagge zur spanischen Seite hinüberschickte, um mit den spanischen Beamten Verhandlungen zu führen. Ein spanischer Soldat erkannte in dem Jungen einen Cimmarróne wieder und rammte ihm eine Pike durch den Leib. Der Junge kroch zurück zur englischen Seite und starb vor Drakes Füßen. Drake war außer sich vor Wut. Er ließ zwei dominikanische Mönche hängen und den Spaniern mitteilen, dass er jeden Tag zwei weitere Gefangene hängen lassen werde, wenn der Mörder nicht ausgeliefert werde oder die Spanier ihn nicht selbst aburteilen würden. Der Soldat wurde am nächsten Tag von den Spaniern vor den Augen Drakes erhängt. Daraufhin ließ Drake ein Drittel der Gebäude in Santo Domingo zerstören. Darunter befanden sich Klöster und Kirchen sowie das Schloss. Das Haus des Gouverneurs und die Kathedrale wurden ausgeplündert und alle Schiffe im Hafen in Brand gesteckt.
Als Nächstes griff Drake Cartagena an, wobei 28 Engländer und neun Spanier sowie eine Anzahl von Galeerensklaven und Indio-Hilfstruppen umkamen. Das Gefängnis von Cartagena wurde gestürmt. Hierbei wurden etwa 100 türkische Gefangene befreit, die später zurück nach England gebracht und zum Zweck der Verbesserung der Beziehungen mit dem Osmanischen Reich an einen Gesandten übergeben wurden. Zu diesem Zeitpunkt war John Drake bereits in Cartagena festgehalten worden. Er muss während des Angriffes aus der Stadt gebracht worden sein. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Francis Drake bereits über die Festsetzung seines Vetters Kenntnis hatte. Offiziell wurde erst 1587 bekannt, dass sich John dort befand.
Drake hatte bis zu diesem Zeitpunkt zwei Drittel seiner Mannschaft durch Kämpfe und Krankheiten verloren. Er erkannte, dass Cartagena nur zu halten war, wenn Verstärkung aus England kommen würde. An den geplanten Angriff auf Panamá war nicht mehr zu denken. Er musste sich zurückziehen und die Heimreise antreten. Auf der Rückfahrt überfiel er noch St. Augustine an der Ostküste Floridas. Auch hier war die Beute nur gering. Schließlich segelte er weiter zur Insel Roanoke. Hier hatte Sir Walter Raleigh 1585 versucht, eine englische Kolonie zu gründen. Doch dieser Versuch war fehlgeschlagen (wie auch zwei spätere Unternehmungen). Die Indianer hatten sich unermüdlich gegen die weißen Eindringlinge zur Wehr gesetzt. So nahm Drake die verbliebenen Siedler an Bord und kehrte Ende Juli 1586 nach England zurück.
Für Drake und die Investoren der Reise war sie finanziell eine Katastrophe; am Ende standen 25 % Verlust zu Buche. Politisch war sie jedoch für die englische Krone ein Erfolg, da die Reise verheerende Auswirkungen auf die spanischen Finanzen hatte. Die Bank von Sevilla ging bankrott, die Bank von Venedig ging beinahe ebenso zugrunde. Papst Sixtus V. und die Herzöge von Savoyen (Karl Emanuel I.) und Toskana (Franz I.) verweigerten Philipp II. von Spanien weitere Kredite. Lord Burghley bemerkte: „Wahrlich … Sir Francis setzt dem König von Spanien mächtig zu!“
Störung der Vorbereitungen der spanischen Invasion (1587)

Spanien reagierte zunehmend gereizt auf die englischen Angriffe. Die Hinrichtung der katholischen Maria Stuart (befohlen von Elisabeth I.) am 8. Februar 1587 ließ den Anspruch von Philipp II. auf den englischen Thron weiter wachsen. Das vom Papst abgefallene England sollte endlich wieder rekatholisiert werden. Philipp II. ließ daher zur Invasion rüsten. Álvaro de Bazán, der Marquis von Santa Cruz, erhielt den Befehl zur Vorbereitung der Invasion. Er zog eine große Flotte im Hafen von Cádiz zusammen. Der englische Geheimdienst brachte schnell in Erfahrung, dass mit dem Auslaufen der Flotte bereits im Sommer 1587 zu rechnen sei.
Am 2. April 1587 verließ Drake, mit einer Kommission zum Angriff auf Cádiz versehen, den Hafen von Plymouth. An Bord der Elizabeth Bonaventure und mit einem Gefolge von 23 Schiffen fuhr er am 19. April direkt in den Hafen von Cádiz. Die Engländer kaperten, versenkten und verbrannten nach eigenen Angaben 37 Schiffe. Philipp II. wurde eine Liste mit 24 verlorenen Schiffen im Gesamtwert von 172.000 Dukaten vorgelegt. Drake befahl anschließend die Landung in Lagos (Portugal), was jedoch am heftigen Widerstand der Spanier scheiterte. Schließlich ließ er die Burg von Sagres (Portugal) einnehmen und einen Stützpunkt auf der Halbinsel errichten. Drei Wochen lang kreuzte die englische Flotte vor dem Kap St. Vinzenz und im offenen Meer, um sämtliche Schiffe abzufangen, die zur Ausstattung einer Armada Versorgungsgüter zur portugiesischen Hauptstadt Lissabon brachten. Weit über 100 Barken und kleine Karavellen unter 60 Tonnen wurden aufgebracht oder zerstört. Schließlich vernahm Drake das Gerücht von einer wertvollen Prise. Vor den portugiesischen Azoren fing er die São Felipe ab, eine portugiesische Karacke mit 1.400 Tonnen Wasserverdrängung aus Ostindien. Waren im Wert von 115.000 Pfund Sterling wurden erbeutet, das Prisengut brachte weitere 26.000 Pfund. Die englische Königin erhielt davon 40.000 Pfund, Drake 17.000 und der Rest wurde unter den Anteilseignern, den Offizieren und den Mannschaften verteilt.[8] Das konsequente Unternehmen brachte die spanischen Invasionsvorbereitungen zunächst zum Erliegen.
Drake schrieb später: „Ich habe den Bart des spanischen Königs versengt!“ Der Papst urteilte: „Der König spielt mit seiner Armada herum, doch die Königin handelt in Ernsthaftigkeit. Wäre sie nur katholisch … sie wäre unsere meistgeliebte, denn sie ist von großem Wert! Seht nur diesen Drake: Wer ist er? Was für Kräfte hat er? Und dennoch hat er vor Gibraltar 25 von des Königs Schiffen verbrannt und noch einmal so viele in Lissabon! Er hat die Flotte beraubt, und Santo Domingo eingenommen. Sein Ruf ist so groß, dass seine Landsleute zu ihm strömen, um an seiner Beute teilzuhaben … Es tut uns leid, dies sagen zu müssen, aber wir haben keine hohe Meinung von dieser Spanischen Armada und befürchten ein Unglück!“
Kampf gegen die Spanische Armada (1588)

Ein Jahr später, im August 1588, war Sir Francis Drake als Vizeadmiral unter Lord Howard von Effingham maßgeblich am siegreichen Kampf gegen die Spanische Armada beteiligt. An Bord der Revenge war Drake für ein Geschwader aus 34 Schiffen verantwortlich. Drakes Glanzleistung während der zehn Tage anhaltenden Seeschlacht bestand unter anderem in der gezielten Ausschaltung der Nuestra Señora (des Flaggschiffs von Admiral Don Pedro de Valdes) sowie der Zerstörung einer weiteren Galeone (San Salvador). Er musste sich jedoch auch mangelnde Teamfähigkeit vorwerfen lassen, durch die beinahe das Flaggschiff des Lord High Admiral Charles Howard verloren gegangen wäre. Drake war auch an der Seeschlacht von Gravelines beteiligt, als er in der Nacht vom 7. zum 8. August Brander in Richtung der spanischen Flotte treiben ließ, die an der Küste von Dünkirchen in einer Flaute dalag. Die spanischen Verluste während dieser Schlacht waren so verheerend, dass man sich auf spanischer Seite zu einem (dann noch viel verlustreicheren) Rückzug um die Nordspitze Schottlands entschloss.
Gegenarmada (1589)
Kurz nach der Niederlage der Spanischen Armada unterbreitete Sir Francis Drake der englischen Königin einen Plan, der die spanische Vormachtstellung zur See endgültig brechen sollte. Elisabeth I. willigte in die Unternehmung ein und beteiligte sich als Hauptaktionärin an den hohen Kosten für die Unternehmung. Sir Francis Drake, inzwischen zum Admiral befördert, wurde Befehlshaber einer Flotte aus 150 Schiffen. An Bord der Schiffe waren 18.000 Soldaten unter der Führung von Sir John Norreys. Zunächst sollten die spanischen Schiffe in Santander, San Sebastian und anderen Häfen vernichtet werden. Danach sollte in einem kombinierten Land- und Seeangriff Lissabon erobert werden, um so dem designierten portugiesischen König António von Crato zur Macht zu verhelfen. (→ Personalunion von Spanien und Portugal)
Doch Drake hielt sich nicht an den königlichen Befehl. Er überfiel die kleine Stadt A Coruña. Die Soldaten plünderten ein Weindepot und betranken sich. Drake war mit der Führung einer derartigen Großflotte überfordert. Bei Peniche (rund 80 Kilometer nordwestlich von Lissabon) wurde Norreys mit seinen Soldaten abgesetzt. Der Fußmarsch zur Hauptstadt dauerte jedoch mehrere Tage. Der Überraschungseffekt war dahin. Drake wollte die Stadt von der Seeseite bombardieren. Er wurde jedoch von widrigen Winden immer wieder abgetrieben. Aus reiner Wut und Verzweiflung ließ er schließlich die Stadt Vigo dem Erdboden gleichmachen.
Die Unternehmung war ein Fiasko. Eine sturmzerzauste Flotte kehrte nach England zurück. 12.000 Seeleute und Soldaten starben durch Kämpfe oder Krankheiten. Keines der gesteckten Ziele wurde auch nur annähernd erreicht. Elisabeth I. machte Drake zum Sündenbock und ließ ihn fallen. Die nächsten sechs Jahre musste sich Drake mit seinem Abgeordnetenposten im Parlament begnügen.[9]
Letzte Unternehmungen
1595 unternahm Drake erneut einen Beutezug gegen spanische Siedlungen in der Karibik. Als Anführer einer Streitmacht von 27 Schiffen mit 1500 Seeleuten und weiteren 1000 Soldaten sollte eine gekenterte Schatzgaleone vor San Juan geplündert und die Stadt Panamá eingenommen werden. Mit dabei war auch Drakes langjähriger Freund und Vetter Sir John Hawkins. Beide waren jedoch häufig im Streit über den Führungsanspruch, der erst durch den Tod Hawkins’ am 12. November 1595 abrupt ein Ende fand. Der Angriff auf San Juan musste aufgrund heftiger Gegenwehr der Spanier aufgegeben werden. Eine Lösegelderpressung nach der Eroberung Rio de la Hachas war erfolglos. Drake ließ voller Wut Nombre de Dios niederbrennen und schickte die Soldaten unter Führung William Baskervilles gen Panamá. Doch auch hier war die Gegenwehr groß. Eine geschlagene Armee kehrte unverrichteter Dinge zurück. Am 28. Januar 1596 starb Drake an Bord der Defiance vor Puerto Bello (dem heutigen Portobelo) an Dysenterie (Ruhr). Drakes Leichnam wurde in einer Seebestattung in einem Metallsarg dem Meer übergeben.
Historische Bedeutung
Wenn auch Spanien und Portugal noch für einige Zeit die Weltmeere dominierten, prägte doch Francis Drake maßgeblich das Bild Englands als aufstrebende Seemacht. Es gelang ihm, den spanischen Welthandel zu stören. Die Spanier waren nun zu kostspieligen Schutzmaßnahmen gegen die englischen Kaperfahrten gezwungen. Er hatte auch Anteil daran, dass die spanische Invasion der Britischen Inseln scheiterte. All dies trug zum Aufstieg Englands zur Seemacht bei.
Zahlreiche Orte tragen zu Ehren Sir Francis Drakes den Namen des Engländers. So heißt die Wasserstraße zwischen der Südspitze Südamerikas (Kap Hoorn) und der Antarktis Drakestraße. Die Wasserstraße zwischen den Britischen Jungferninseln wird Sir-Francis-Drake-Kanal genannt. Die Insel St. Michael’s Island im Plymouth Sound wurde bereits 1583 in Drake’s Island umbenannt, der Drake-Gletscher liegt in Antarktika, eine Bucht vor San Francisco sowie eine Bucht vor Costa Rica tragen den Namen Drakes Bay.
Francis Drake als historische Figur

Belletristik
- Mac P. Lorne: Der Pirat. Ein Francis-Drake-Roman. Knaur-Verlag, München 2016, ISBN 978-3-426-51748-2.
- Andreas Venzke: Tagebuch des Heinrich Hasebeck: Gasparan oder Die letzte Fahrt des Francis Drake. Benziger-Verlag, Zürich 1996, ISBN 3-545-36531-X. (Literarische Darstellung des Freibeuterwesens im elisabethanischen Zeitalter)
- Hanns Kneifel: Ich, Francis Drake. Heyne Verlag, München 2005, ISBN 3-453-87806-X.
- In der Heftromanserie Seewölfe, Korsaren der Weltmeere aus dem Pabel-Moewig-Verlag spielt er in zahlreichen Folgen eine wichtige, wenn auch oft zwiespältige Nebenrolle.
- Einige Comics, speziell von Don Rosa, führen Sir Francis Drake als Gründer von Fort Entenhausen auf.
- Johannes K. Soyener, Wolfram zu Mondfeld: Der Meister des Siebten Siegels. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1996, ISBN 3-404-12586-X. (Francis Drake tritt in diesem Roman als Nebenfigur auf. Behandelt werden im historischen Kontext einige Etappen seines Lebens von der Weltumsegelung über den Ritterschlag bis zum Kampf gegen die Spanische Armada)
Im Film
- Im Film Der Herr der sieben Meere (The Sea Hawk, USA 1940) spielt Errol Flynn einen Freibeuter, dessen Geschichte deutlich an die Drakes angelehnt ist.
- Der Film Der Pirat der sieben Meere (Seven Seas to Calais, I/USA 1962) mit Rod Taylor in der Hauptrolle basiert auf Drakes Leben bis zur Seeschlacht gegen die Spanische Armada.
Außerdem:
- Zur Sendereihe Sphinx – Geheimnisse der Geschichte gehört die 45-minütige Dokumentation Piratengold für England. Die Abenteuer des Francis Drake.
- Die Fernsehserie (26 Episoden à 25 Minuten) Die Abenteuer des Sir Francis Drake (Sir Francis Drake, Großbritannien 1962/63) handelt von fiktiven Abenteuern Francis Drakes (gespielt von Terence Morgan). In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Serie 1967 in 13 Episoden und in der DDR 1975 erstmals in sechs Episoden ausgestrahlt.
- Der US-amerikanisch-bulgarische Fernsehfilm Die unglaubliche Reise des Sir Francis Drake aus dem Jahr 2009 erweitert seine Geschichte nach 1592 um Fantasy-Einflüsse und der fiktiven Tochter Isabella.
- Die zweiteilige ZDF-Dokumentation Piraten aus dem Jahr 2015 befasst sich in der ersten Episode ausführlich mit dem Leben sowie der Weltumsegelung Francis Drakes.
Im Videospiel
- Im Videospiel Uncharted: Drakes Schicksal (Uncharted: Drakes Fortune, USA 2007, Naughty Dog) stellt Sir Francis Drake den direkten Vorfahren des Videospiel-Helden und Schatzjägers Nathan Drake dar. Es werden diverse Notizen von Francis Drake im Videospiel dargeboten und auch über Kämpfe gegen Spanien berichtet.
- Auch im dritten Teil Uncharted 3: Drake’s Deception (USA 2011, Naughty Dog) begibt sich der Videospiel-Held Nathan Drake wieder auf die Spuren seines Vorfahren, unter anderem nach Cartagena/Kolumbien.
- Im vierten Teil der Serie, Uncharted 4: A Thief’s End (USA 2016, Naughty Dog) ist Nathan Drake auf der Suche nach dem verlorenen Piratenschatz von Henry Avery und dessen Piratensiedlung (New Libertalia). Francis Drake spielt auch hier wieder insofern eine Rolle, da man zahlreiche Notizen von ihm im Spielverlauf finden kann.
- Im Videospiel Assassin’s Creed lV: Black Flag, kann man Kleidung, Pistolen und Schwerter von Francis Drake finden.
Literatur
Wenn nicht anders angegeben, basieren die Ausführungen des Artikels und die wörtlich wiedergegebenen Zitate auf der Biographie, die John Sugden über Sir Francis Drake schrieb und die 1991 veröffentlicht wurde. Weitere Angaben sind durch die Quellen belegt und finden sich ausschließlich in folgenden Büchern:
- Wolf-Ulrich Cropp: Goldrausch in der Karibik – Auf den Spuren von Sir Francis Drake. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2000, ISBN 3-7688-1175-1. (ausführliche Biographie Drakes, mit aktuellen Forschungen verknüpft und durch einen Reisebericht auf den Spuren der Weltreise umfassend veranschaulicht)
- John Hampden (Hrsg.): Sir Francis Drake, Pirat im Dienst der Queen. Heine, 2001, ISBN 3-453-18719-9. (übersetzte Originaltexte von Drakes Mitreisenden bei der Weltumsegelung (Francis Fletcher und John Cooke), sowie Aufzeichnungen anderer Zeitgenossen)
- Hans P. Kraus: Sir Francis Drake: A Pictorial Biography. (englisch; ausführliche Biographie mit zahlreichen Bildern und Scans von Originaldokumenten)
- Peter Padfield: Armada. Braunschweig 1988, ISBN 3-07-508985-0. (enthält eine Biographie und ausführliche Informationen zum Wirken Drakes während der Schlacht gegen die Spanische Armada)
- John Sugden: Sir Francis Drake. Touchstone-Book, Simon & Schuster, New York 1991, ISBN 0-671-75863-2. (umfassende Biographie Francis Drakes und wichtigste Quelle für weite Passagen dieses Artikels)
- Bryce Walker: Die Armada. (= Time-Life Bücherreihe Die Seefahrer). Time-Life Books, New York 1984, ISBN 90-6182-418-4. (reich bebilderte ausführliche Darstellung der Vorgeschichte und der Schlacht gegen die Spanische Armada)
Weblinks
- Literatur von und über Francis Drake im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Marko Rösseler: 28.01.1596 - Todestag des Briten Sir Francis Drake WDR ZeitZeichen vom 28. Januar 2021. (Podcast)
Einzelnachweise
- ↑ Die Angaben der Quellen variieren beim Geburtsjahr zwischen 1540 und 1545.
- ↑ David Hannay: The Case of Mr. Doughty. In: Blackwood's Edinburgh Magazine. 163, Jan–Jun 1898, S. 796–808.
- ↑ Henry R. Wagner: Sir Francis Drake's Voyage Around the World: Its Aims and Achievements. 1926. (Reprint: Kessinger Publishing, 2006, ISBN 1-4286-2255-1)
- ↑ Harry Kelsey: Sir Francis Drake; The Queen's Pirate. Yale University Press, New Haven 1998, ISBN 0-300-07182-5.
- ↑ Eine historisch belegte Gedenktafel aus Messing zu Ehren der 1579 erfolgten Landung von Francis Drake wurde 1933 von einigen Kunstexperten gefälscht. Die eigentlich im Umfeld der Vereinigung E Clampus Vitus als Jux geplante Fälschung wurde erst in den 1970er Jahren aufgeklärt.
- ↑ W.-U. Cropp: Goldrausch in der Karibik. 2000, S. 178.
- ↑ Das zweite Motto auf dem Bild bezog sich auf die erfolgreiche Weltumsegelung: Auxilio divino („mit göttlicher Hilfe“).
- ↑ B. Walker: Die Armada. 1984, S. 48 ff.
- ↑ W.-U. Cropp: Goldrausch in der Karibik. 2000, S. 239 f.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Drake, Francis |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Freibeuter, Entdecker, Admiral, erster englischer Weltumsegler |
GEBURTSDATUM | um 1540 |
GEBURTSORT | Tavistock |
STERBEDATUM | 28. Januar 1596 |
STERBEORT | bei Portobelo, Panama |