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„Festung Hohentwiel“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Burg
{{Koordinate Artikel|47_45_53_N_08_49_08_E_type:landmark_region:DE-BW| 47° 45′ 53" N, 08° 49′ 08" O}}
|Name =
[[bild:Hohentwiel-luftbild.jpg|thumb|350px|Der Hohentwiel vom Flugzeug aus]]
|Bild = Aerial image of the Hohentwiel Castle (view from the south).jpg
Die [[Ruine]]n der '''Festung Hohentwiel''' befinden sich auf dem [[Hohentwiel]], einem der ausgeprägten vulkanischen Kegel im [[Hegau]] am Bodensee. Diese sehr steilen Kegel überragen als Reste der [[Schlot]]e von [[Vulkan]]en die Ebene nordwestlich des [[Bodensee]]s. Der ''Hohentwiel'' ist der südlichste dieser ehemaligen Vulkane und erhebt sich mit 686 m über [[Normalnull|NN]] 260 m über die zu seinen Füßen liegende Stadt [[Singen (Hohentwiel)|Singen am Hohentwiel]].
|Bildbeschreibung = Luftbild der Festung Hohentwiel
[[Image:Singen Hohentwiel Pano.jpg|thumb|350px|right|Panorama-Blick auf die Festung und hinunter nach Singen]]
|Alternativname =
|Entstehungszeit = Um 914
|Typologie n. geo. Lage = Höhenburg, Gipfellage
|Erhaltungszustand = Ruine
|Ständische Stellung =
|Mauerwerksmerkmale =
|Heutiger Ortsname = [[Singen (Hohentwiel)]]
|Breitengrad = 47/45/53/N
|Längengrad = 8/49/8/E
|Region-ISO = DE-BW
|Poskarte =
|Höhenordinate = 686
|Höhe-Bezug = DE-NHN
}}
[[Datei:Singen Hohentwiel Pano.jpg|mini|297px|Panorama vom Kirchturm: Eugensbastion und Singen]]
[[Datei:Festung Hohentwiel, Singen (Landkreis Konstanz).jpg|mini|297px|Ansicht von Singen aus]]


Die '''Festung Hohentwiel''' ist eine ehemalige [[Gipfelburg]] und [[Festung]] auf der [[vulkan]]ischen [[Lavadom|Quellkuppe]] des [[Hohentwiel]] im [[Hegau]], in der Nähe des [[Bodensee]]s. Die Felsen überragen die am östlichen Fuß des Berges gelegene Stadt [[Singen (Hohentwiel)|Singen]] um 260 Meter. Mit einer Fläche von neun [[Hektar]] stellt die für Besucher zugängliche Festung die größte Burgruine Deutschlands dar. Seit 1990 wurde die Anlage jedes Jahr von über 80.000 Menschen besucht, das Maximum lag 2002 bei 126.520 Besuchern. Im Bereich der Festungsanlage findet jährlich das Hohentwiel-Festival statt.
== Herzogsresidenz im Frühen Mittelalter ==


In ihrer Geschichte war die Festung [[frühmittelalter]]licher Herzogssitz und einfache [[hochmittelalter]]liche Burg. Erstmals erwähnt wird die Befestigung auf dem Hohentwiel im Jahr 915. In der Folgezeit war der Hohentwiel im Besitz verschiedener [[Adel]]sfamilien, darunter der [[Zähringer]] und [[Klingenberg (Adelsgeschlecht)|Klingenberger]]. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts kam der Hohentwiel mehr und mehr unter Einfluss und Herrschaft der [[Haus Württemberg|Württemberger]]. Damit war die Burg wieder Herzogssitz. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Anlage zur württembergischen Staatsfestung ausgebaut und im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] fünfmal erfolglos belagert. Im Anschluss folgte eine Nutzung als Staatsgefängnis, bis die Anlage 1801 im [[Zweiter Koalitionskrieg|Zweiten Koalitionskrieg]] [[Schleifung|geschleift]] wurde. Nach der Zerstörung wurden die [[Ruine]]n schnell zum Anziehungspunkt für Touristen.
Die Ursprünge der [[Festung|Befestigungen]] auf dem Berg sind im frühen Mittelalter zu finden und zwar im Rahmen der Wiederbegründung des [[Herzogtum Schwaben]]. Im Jahre 914 wurde der Berg erstmal von [[Burchard II. (Schwaben)]] befestigt und musste sich bereits ein Jahr später in einer Belagerung gegen König [[Konrad I. (Ostfrankenreich)|Konrad I.]] bewähren.
Burchard konnte sich als Herzog von Schwaben behaupten und nachdem er Zürich gegen die Burgunder behaupten konnte wurde er nach 920 auch von Konrad I. offiziell mit dem Herzogtum belehnt.
Unter seinem Sohn, Herzog Burkhard III. wurde der Hohentwiel in der Mitte des 10.Jahrhunderts zur schwäbischen Herzogsresidenz mit Kloster ausgebaut. Ob diese Residenz und Kloster auf dem Berg, oder aber auf der sogenannten Hohentwiel-Terrasse im Bereich der heutigen Gaststätte zu finden war, sich auf dem Berg also lediglich eine mit Pallisaden befestigte Fliehburg befand, ist archäologisch nicht belegt. Diese letzte These wird von Günter Restle vertreten.


== Lage und Umgebung ==
Hadwig, die Witwe von Herzog [[Burchard III. (Schwaben)|Burkhard III. von Schwaben]], berief um 973 [[Ekkehard II. (St. Gallen)|Ekkehard II.]] aus Sankt Gallen auf den Hohentwiel, um sie in Latein zu unterrichten. Ekkehards Leben wird im historischen Roman Ekkehard aus dem Jahr 1855 von [[Joseph Victor von Scheffel]] beschrieben.
Der Vulkan Hohentwiel mit der Festung liegt im Süden [[Baden-Württemberg]]s auf der Gemarkung der Stadt Singen im [[Landkreis Konstanz]]. Die Stadt befindet sich direkt unterhalb der Ostseite des Berges am Ufer der [[Radolfzeller Aach]]. Im Westen befindet sich in drei Kilometer Entfernung [[Hilzingen]]. Zehn Kilometer in südöstlicher Richtung entfernt liegt der Bodensee. Im Nordwesten und Norden befinden sich die ebenfalls auf markanten Vulkanresten gelegenen Ruinen von [[Ruine Hohenstoffeln|Hohenstoffeln]], [[Burg Hohenkrähen]] und [[Burg Mägdeberg]].


== Namensherkunft ==
Wie der Übergang von einer Herzogspfalz zu einer Adelsburg vonstatten ging lässt sich nicht nachvollziehen. Die Eigentumsrechte sind nicht belegt. Im Jahr 1005 verlegte König [[ Heinrich II. (HRR)|Heinrich II]] (Kaiser ab 1014) das Kloster Sankt Georg nach [[Stein am Rhein]].
Erstmals erwähnt wird die Burg in der [[Fürstabtei St. Gallen|St. Galler]] Klosterchronik [[Ekkehard IV. (St. Gallen)|Ekkehards&nbsp;IV.]] (um 980–1060) als ''castellum tuiel,'' das 915 belagert wurde. Früher unterstellte die Forschung [[Kelten|keltische]] Wurzeln des Namens. Nach neuesten Erkenntnissen der Sprachwissenschaft wird wegen des Anlautes von einem [[Alamannen|alemannischen]] Ursprung ausgegangen. Das Wort könnte dann auf den [[Indogermanische Ursprache|indogermanischen]] Stamm ''*tú'' oder ''tuo'' mit der Bedeutung „schwellen“ zurückgehen. Gesichert ist diese Annahme nicht.<ref>Casimir Bumiller: ''Hohentwiel.'' S. 16f.</ref> [[Latein|Latinisiert]] erscheint der Name in Urkunden als ''Duellium'' oder ''Duellum''. Seit dem Übergang vom [[Spätmittelalter]] zur [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]] ist neben „Tuiel“ oder „Twiel“ auch der Name ''Hohentwiel'' gebräuchlich. Erstmals belegt ist er für 1521.<ref>Roland Kessinger: ''Schwäbische Herzogsresidenz – Der frühe Twiel.'' In: ''Hohentwiel Buch.'' S. 19.</ref>


== Geschichte ==
== Mittelalterliche Adelsburg ==
=== Anfänge als Herzogssitz ===
Die nächsten urkundlichen Erwähnungen erfolgten im Zusammenhang mit dem [[Investiturstreit]] . Im Jahre 1079 gehörte der Hohentwiel offensichtlich den [[Zähringer|Zähringern]]. Adelheid, die Frau des Gegenkönigs [[ Rudolf von Rheinfelden]] und Schwiegermutter von Berthold von Zähringen starb in diesem Jahr auf dem Hohentwiel. Im Jahre 1086 konnte Abt Ulrich von Sankt Gallen die Burg von Berthold erobern. Diese kommt jetzt in die Hände von Ortsadeligen, wie sie zu diesem Zeitpunkt im ganzen Reich, aber ganz besonders im Südwesten auftauchen. In unserem Fall sind dies die Herren von Singen. Diese tauchen um 1087 im Umfeld der Zähringer auf. Nach 1122 nennen sich diese dann Herren von Twiel.
[[Datei:Hadwig (Schwaben).jpg|mini|Fresko 1437: Hadwig und Burkhard&nbsp;III. als Gründer des Klosters 970]]


Im Gegensatz zu den anderen Hegaubergen konnten auf dem Hohentwiel keine Spuren einer [[Fliehburg]] nachgewiesen werden. Die Ursprünge der [[Festung|Befestigungen]] auf dem Berg liegen im frühen Mittelalter, und zwar im Zusammenhang mit der Wiederbegründung des [[Herzogtum Schwaben|Herzogtums Schwaben]]. Im Jahre 914 wurde der Berg von [[Burchard II. (Schwaben)|Burchard&nbsp;II.]] während seines Aufstands gegen König [[Konrad I. (Ostfrankenreich)|Konrad&nbsp;I.]] befestigt und im Jahr darauf von Konrad erfolglos belagert. Burchard konnte sich durchsetzen und wurde um 920 von Konrads Nachfolger [[Heinrich I. (Ostfrankenreich)|Heinrich]]&nbsp;I. offiziell mit dem Herzogtum belehnt. Unter seinem Sohn, Herzog [[Burchard III. (Schwaben)|Burchard&nbsp;III.]], wurde der Hohentwiel in der Mitte des 10.&nbsp;Jahrhunderts zur schwäbischen Herzogsresidenz ausgebaut.
Es taucht aber auch ein Heinrich von Twiel auf, den sich der oben genannte Abt Ulrich von Sankt Gallen als Nachfolger aufgebaut hatte. Dieser wurde auch 1122 gewählt und vom Kaiser bestätigt, aber schon kurz nach der Wahl wurde er von Konrad von Zähringen (1111-1152) verjagt und floh auf die Burg Zeil in Oberschwaben. Es ist wohl kaum anzunehmen, dass bei den gegebenen poltischen Konstellationen eine Familienübereinstimmung zwischen dieser Familie von Twiel und den von Singen bestand. Wir kennen nur diesen einen Vertreter, dieser wohl vom Abt von Sankt Gallen auf dem Twiel eingesetzten Familie.


970 wurde damit begonnen, auf dem Twiel ein [[Kloster]] zu errichten. Es war dem [[Georg (Heiliger)|hl. Georg]] geweiht und verfügte über eine angeschlossene Klosterschule. 973 starb Burchard&nbsp;III. und wurde im [[Kloster Reichenau]] bestattet. Seine Witwe [[Hadwig (Schwaben)|Hadwig]] konnte danach noch 21&nbsp;Jahre lang, bis zu ihrem Tod 994, ihre Stellung auf dem Twiel behaupten und wurde sogar in königlichen Urkunden als ''dux'' (dt.: „Herzog“) bezeichnet. Dies ist insofern bemerkenswert, als es zu ihren Lebzeiten zwei weitere legitime Herzöge gab. Um 973 berief sie [[Ekkehard II. (St. Gallen)|Ekkehard&nbsp;II.]] aus der [[Fürstabtei St. Gallen|Abtei St. Gallen]] auf den Hohentwiel, um sich von ihm in Latein unterrichten zu lassen. Ekkehards Leben wurde 1855 in dem historischen Roman ''Ekkehard'' von [[Joseph Victor von Scheffel]] beschrieben ([[Festung Hohentwiel#Ekkehard-Roman|siehe unten]]).
Die Herren von Singen wurden nach deren Vertreibung wohl von den Zähringern eingesetzt. Restle, der ja die Annahme vertritt auf dem Twiel befand sich bis zu diesem Zeitpunkt nur eine Fliehburg setzt in diese Zeit den Ausbau des Hohentwiel zur Höhenburg. Wie dies um diese Zeit im gesamten Reich und insbesonders in der unmittelbaren Nachbarschaft stattfand: [[Nellenburg]] (1056), [[Burgruine Wartenberg (Donau)|Wartenberg]] (1090) der Herren von Geisingen, Tudoburg bei [[Eigeltingen|Honstetten]], [[Hilzingen|Hohenstoffeln]] und der Turm bei [[Aach (Hegau)|Aach]] (alle ca. 1100), Homburg (1162), [[Hohenhewen]] (1174), Fürstenberg (1175), Langenstein (1174), Hohenkrähen (1190), Staufen bei Hilzingen und Hohenklingen bei Stein am Rhein als weitere Zähringergründungen noch am Ende des 12. Jhd. und Mägdeberg bei Mühlhausen und das Friedinger Schlössle zu Beginn des 13. Jhd.


Nach dem Tod Hadwigs begab sich Kaiser [[Otto III. (HRR)|Otto&nbsp;III.]] zum Twiel, um dort die Erbschaft zu regeln und die von Hadwig angemaßten Rechte am Königsgut wieder für sich zu beanspruchen. Im Jahr 1000 weilte der Kaiser ein zweites Mal auf dem Twiel, was auf einen komfortablen Ausbau der Burg schließen lässt, aber auch Ottos Bestreben erkennen lässt, seine Besitzansprüche durchzusetzen.<ref>Roland Kessinger: ''Schwäbische Herzogsresidenz – Vom Frankenreich zum Deutschen Reich.'' In: ''Hohentwiel Buch.'' S. 20ff.</ref>
Laut Restle stammt die älteste nachweisbare Bausubstanz auf dem Hohentwiel aus dem 12. Jahrhundert , eine 30*23 Meter große Anlage mit bis zu 2,30 Meter dicken Mauern, die später im Herzogsschloss aufging.


=== Mittelalterliche Adelsburg ===
Die Herren von Twiel tauchen nur noch vereinzelt in Urkunden auf, im Jahr 1267 zeichnete ein Junker Ulrich von Klingen als „von Twiel“. In welcher Beziehung er zu den Singener Herren von Twiel steht ist nicht bekannt. Am 16. Februar 1300 verkaufte Ulrich von Klingen die Burg Hohentwiel für 940 Mark Silber an Albrecht von Klingenberg.
Um 1005 wurde das Kloster nach [[Stein am Rhein]] verlegt, worauf der Twiel an Bedeutung verlor. Die nächsten urkundlichen Erwähnungen stehen im Zusammenhang mit dem [[Investiturstreit]]. Im Jahre 1079 gehörte der Hohentwiel offensichtlich den [[Zähringer]]n. Adelheid, die Frau des Gegenkönigs [[Rudolf von Rheinfelden]] und Schwiegermutter [[Berthold II. (Zähringen)|Bertholds&nbsp;II.]] von Zähringen, starb in diesem Jahr auf dem Hohentwiel.


In diesem Zusammenhang tauchen zwei Familien auf, die sich beide nach dem Twiel benannten, aber auf Grund der politischen Konstellation nicht identisch sein können: eine vom Abt von Sankt Gallen eingesetzte und eine aus dem Umfeld der Zähringer. [[Ulrich von Eppenstein]], Abt des [[Fürstabtei St. Gallen|Klosters St. Gallen]] konnte Berthold 1086 den Twiel abnehmen, der danach über drei Jahrzehnte im Einflussbereich des Abtes blieb. Nach dem Tod des Abtes 1121 nahmen dann die, in Zähringer Diensten stehenden, [[Herren von Singen]] den Twiel in Besitz (vermutlich frühestens 1122, spätestens aber 1132) und nannten sich fortan „Herren von Twiel“. 1214 ist ein Gibizo de Twiel und 1230 ein Heinrich von Twiel nachgewiesen. Heinrich ist der letzte nachgewiesene Herr von Twiel. Ob diese Personen den Twiel in Eigenbesitz hatten, ist ungeklärt; er könnte auch Königs- oder Herzogsgut gewesen sein. Dann wären die Genannten mit dem Twiel [[Lehnswesen|belehnt]] gewesen.<ref>Klaus-Michael Peter: ''Der Abstieg zur Adelsburg – Die Herren von Twiel – 2 Herren eines Namens?'' In: ''Hohentwiel Buch.'' S. 32ff.</ref>
Die Klingenberger waren damals auf einem Gipfel ihrer Macht. Albrecht von Klingenberg war Reichsvogt in Konstanz, sein Bruder Heinrich war Bischof von Konstanz, Abt der Reichenau und Kanzler des Reiches, Ulrich von Klingenberg war ebenfalls Vogt in Konstanz und der vierte Bruder Konrad, Bischof von Freising. Ihr Aufstieg fällt in die Zeit des Aufstiegs Habsburgs im Reich. Unter Caspar von Klingenberg (+ 1439) Hauptmann der Rittergesellschaft vom Sankt Georgenschild, und kaiserlicher Rat bei Kaiser [[Sigismund (HRR)|Sigismund]], war der Höhepunkt erreicht: Hohentwiel mit den Orten Arlen und Worblingen, die Städte Blumenfeld, Möhringen und Dettigkofen. Güter und Zehntrechte verteilt über das Hegau, den Thurgau und am Untersee. Sie hatten dem König Geld leihen können und besaßen deshalb Pfandrechte auf die Reichssteuern von Ravensburg, Memmingen, Biberach, Kaufbeuren, Buchhorn und Leutkirch. Zusätzlich erwarb Caspar von Klingenberg von den Herren von Klingen die Herrschaft Hohenklingen mit der Stadt Stein am Rhein und das dortige Kloster Sankt Georg.


Aus dem Jahr 1267 existiert eine von Ulrich [[Klingen (Adelsgeschlecht)|von Klingen]] unterzeichnete Urkunde. Nachdem 1218 die Zähringer ausgestorben waren, könnten sich die [[Klingen (Adelsgeschlecht)|Herren von Klingen]] den Twiel angeeignet und die Herren von Twiel auf den [[Rosenegg (Berg)|Rosenegg]] versetzt haben. Ein weiterer Ulrich von Klingen verkaufte den Twiel am 16.&nbsp;Februar 1300 für 940&nbsp;[[Mark (Gewicht)|Mark]] Silber<ref>''Neue Hohentwiel Chronik''. (S. C22).</ref> an Albrecht von [[Klingenberg (Adelsgeschlecht)|Klingenberg]]. Für sieben Generationen verblieb der Twiel im Besitz der Klingenberger. 1419 und 1433 kaufte Caspar von Klingenberg die Herrschaft über Hohenklingen und die [[Vogt#Kirchenvögte|Vogtei]] über das Kloster St. Georg. Damit war nach über 400&nbsp;Jahren der Herr von Twiel wieder Schutzherr über das Kloster.<ref name="Ritterfeste Twiel">Roland Kessinger: ''Die Ritterfeste Twiel.'' In: ''Hohentwiel Buch.'' S. 41ff.</ref>
Infolge der Pestjahre 1348/50 kam es zu einem beachtlichen Bevölkerungsrückgang und in Verbindung mit einer entsprechenden Landflucht, zu einem Sinken der Agrarproduktion. Dadurch und durch die verringerten Einnahmen aus dem Zehnten sank das Einkommen des Adels. Hinzu kam die Aufteilung dieses geringen Einkommens auf immer mehr Köpfe infolge der Realteilung. Und zuletzt die Kosten des Fehdewesens, indem sich die Klingenberger in Streithändel verwickeln ließen, die zu ihrem Niedergang beitrugen.


1464 begann eine [[Fehde]] zwischen Eberhard von Klingenberg und Johann [[Werdenberg (Adelsgeschlecht)|von Werdenberg]]. Der Werdenberger hatte einen Knecht Eberhards gefangen genommen und gefoltert. Im Zuge der Geschehnisse bildeten sich zwei Koalitionen: Die Werdenberger mit der Rittergesellschaft [[Sankt Jörgenschild]] sowie den Grafen [[Württemberg#Grafschaft bis 1495|von Württemberg]] auf der einen und Eberhard mit [[Hans von Rechberg]], Wolf von Asch und Schweizer [[Reisläufer]]n auf der anderen Seite. Auf letztere konnte Eberhard zurückgreifen, da er 1463 in das [[Ausburger|Bürgerrecht]] der Stadt [[Luzern]] getreten war. Nachdem alle Vermittlungsversuche fehlgeschlagen waren, begann am 11.&nbsp;Oktober die Belagerung der Twieler Burg durch die Werdenberger zusammen mit der Rittergesellschaft. Über größere Kämpfe während des Geschehens am Twiel ist nichts bekannt. Auch die Burgen des Rechbergers wurden belagert. Im Laufe einer solchen Belagerung kam Hans von Rechberg am 11.&nbsp;November zu Tode, worauf sich Eberhard mit der Bitte um Vermittlung an [[Erzherzog]] [[Siegmund (Österreich-Tirol)|Siegmund]] von Österreich wandte. Daraufhin kam es am 28.&nbsp;Januar 1465 zu einem Friedensschluss in [[Biberach an der Riß|Biberach]]. Zuvor hatte Eberhard am 12.&nbsp;Januar zugestanden, dass die Herren von Klingenberg für 200&nbsp;[[Gulden]] [[Lehnswesen|Dienstmänner]] des Erzherzogs wurden.<ref name="Ritterfeste Twiel"/>
[[bild:Hohentwiel im Schwabenkrieg.jpg|thumb|350px|Der Hohentwiel im Schwabenkrieg]]


Nachdem verschiedene Mitglieder der Klingenberger erbliche Herrschaftsansprüche auf die [[Ganerbenburg]] Twiel erhoben hatten, kam es im Jahr 1475 zu einem [[Burgfrieden]]: Zwischen Eberhard, Kaspar dem Älteren und dem Jüngeren, Albrecht und Heinrich wurde vereinbart, die Burg nicht zu verkaufen, was sich wegen der finanziellen Schwierigkeiten der Familie angeboten hätte. Geldnot führte jedoch dazu, dass Albrecht und Kaspar&nbsp;d.&nbsp;Ä. 1483 für sechs Jahre in den Dienst [[Eberhard I. (Württemberg, Herzog)|Eberhards&nbsp;d.&nbsp;Ä. von Württemberg]] traten. Dieser erlangte damit das Recht, die Anteile der beiden am Twiel zu nutzen. 1486 schloss Bernhard von Klingenberg einen Dienstvertrag mit dem Württemberger, wodurch dieser bei Bedarf über das Schloss verfügen konnte. Dagegen schloss sich Kaspar&nbsp;d.&nbsp;Ä. 1485 dem österreichischen Erzherzog an, was diesem den Anteil Kaspars am Twiel sicherte. 1489 tat es ihm Albrecht gleich. Diese Situation war insofern prekär, als die Interessen Württembergs und Habsburgs, die beide versuchten, ihre Territorien mit ihren jeweiligen Besitzungen im Elsass und in Burgund zu vereinigen, im Hegau aufeinanderstießen.<ref group="Anm.">Siehe auch die Auseinandersetzung zwischen Württemberg und Habsburg um den benachbarten [[Burg Mägdeberg|Mägdeberg]].</ref> Im Rahmen des [[Schwabenkrieg|Schweizerkriegs]] 1499 wurde der Twiel trotz zahlreicher Kampfhandlungen im Hegau nicht angegriffen.<ref name="Ritterfeste Twiel"/>
Dem sinkenden Einkommen suchten diese kleinen Adeligen entgegenzukommen indem sie sich bei den sich zur selben Zeit sich etablierenden Territorialfürsten als „Beamte“, damals Räte genannt, andienten. In dieser Region boten sich hier das Erzherzogtum Österreich, bzw. Württemberg an, aber auch der Königs-/Kaiserhof. Hier konnte man sich, den alten ritterlichen Idealen verpflichtet, auch in Kriegszügen bewähren. Vertreter der Klingenberger finden wir so als Gefallene in jenen Schlachten, die wir aus heutiger Sicht als Beispiele für die Unterlegenheit der hergebrachten Ritterheere gegenüber den neuen Kampftechniken und Organisationsformen betrachten: Johann von Klingenberg, gefallen am 26. August 1346 in der [[Schlacht von Crécy]], Sigmund von Klingenberg am 9. Juli 1386 in der [[Schlacht bei Sempach]], zusammen mit Martin Malter, dem Schwager von Hans, genannt Schoch von Klingenberg, der wiederum am 9. April 1388 in der [[ Schlacht bei Näfels]] fiel. An dieser Schlacht nahm auch dessen Neffe Hans von Klingenberg, Ritter zu Stein teil, dem wir in der sogenannten Klingenberger Chronik eine Beschreibung dieser Schlacht verdanken. Am 17. Juni 1405 fiel Hans von Twiel, der Sohn des Schoch, in der [[ Appenzellerkriege|Schlacht am Stoss]].


=== Württembergische Festung ===
Als Reaktion auf den gesellschaftlichen Wandel gründete der schwäbische Adel den Ritterbund mit Sankt Georgenschild. Sein erster Hauptmann war der oben bereits erwähnte Caspar von Klingenberg (+ 1439). Dessen Enkel, ebenfalls Caspar genannt, fiel im [[Schwabenkrieg]] 1499 bei Rielasingen.
[[Datei:Hohentwiel 1588.jpg|mini|Älteste realistische Darstellung der Festung 1588 ([[Hans Dorn (Maler)|Hans Dorn]])]]


1511 bekam Herzog [[Ulrich (Württemberg)|Ulrich von Württemberg]] das [[Öffnungsrecht]] für den Twiel-Teil des Hans Heinrich von Klingenberg. In der Folge kam es zu familiären Streitigkeiten, in deren Verlauf Hans Heinrich immer mehr Teile am Twiel gewann. Als Herzog Ulrich 1519 vor dem [[Schwäbischer Bund|Schwäbischen Bund]] fliehen musste, erlaubte ihm sein Öffnungsrecht, Zuflucht auf dem Twiel zu nehmen. 1521 erwarb Ulrich das Nutzungsrecht für den Twiel, um ihn als Standort für die Rückeroberung Württembergs zu nutzen. Der Vertrag sah vor, dass der Twiel zwei Jahre nach der erfolgreichen Rückeroberung an Hans Heinrich zurückfallen sollte. Außerdem wurden darin dem Klingenberger hohe finanzielle Versprechungen gemacht. Die Unruhen des [[Deutscher Bauernkrieg|Bauernkriegs]] suchte Herzog Ulrich für seine Zwecke der Rückeroberung seines Landes zu nutzen. Anfang 1525 lagen auf dem Hohentwiel 500&nbsp;Schweizer [[Söldner]], die Ulrich dabei unterstützen sollten. Insgesamt hatte Ulrich in der näheren Umgebung zwischen 6000 und 8000 Soldaten zusammengezogen. Der Feldzug wurde aber vor Stuttgart wieder abgebrochen, da der französische König bei [[Pavia]] gefangen genommen worden war und die Schweizer Söldner deshalb zurückgerufen wurden.
Nach dem Tod Caspars von Klingenberg, dem Hauptmann des Ritterbundes mit Sankt Georgenschild begann der Abstieg der Familie. Bedingt durch die Realteilung befanden sich teilweise bis zu fünf Familien auf dem Hohentwiel. Es wurde vereinbart, dass die Tore mit fünf Schlüsseln zu sichern seien, so dass niemand ohne Einverständnis der anderen Familien Zutritt erlangen solle. Wie fruchtlos sich solche Regelungen erweisen sollten, selbst in Fällen da sich nur zwei Parteien die Burg teilten beweist folgende Episode: Der Knecht Heinrich Beck des Heinrich von Klingenberg beschwerte sich am 16. November 1464, dass er an der Tränke vor der Burg von Belagerern der Burg beschossen worden sei, obwohl die Fehde, die Ursache der Belagerung war, Eberhard von Klingenberg und nicht seinen Herren betraf.


Nachdem Ulrich neun Jahre später sein Herzogtum wieder zurückgewonnen hatte, kam es nicht zur vereinbarten Rückgabe der Burg. Stattdessen erwarb Ulrich am 24.&nbsp;Mai 1538 den Hohentwiel vollständig. Er bezahlte dafür 12.000&nbsp;Gulden.<ref>Roland Kessinger: ''Der Ausbau zur Landesfestung''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 65ff).</ref> Ulrich wollte nach den Erfahrungen seiner Vertreibung, bei der all seine Burgen gefallen waren, sieben Landesfestungen erbauen, eine davon auf dem Hohentwiel. Finanziert wurde der Ausbau der Burg mit finanzieller Unterstützung durch den französischen König [[Franz I. (Frankreich)|Franz&nbsp;I.]] Der zeitliche Umfang der Arbeiten ist nicht bekannt. 1550 ließ Herzog [[Christoph (Württemberg)|Christoph]], der Nachfolger Ulrichs, die Festung erweitern. Dazu wurde der ''Bruderhof'' von Singen gekauft, um eine Domäne zur Versorgung der Festung zu bekommen. 1593 kam der ''Bergmaierhof'' hinzu.<ref name="Staatsfestung">Roland Kessinger: ''Der Ausbau zur Landesfestung.'' In: ''Hohentwiel Buch.'' S. 65ff.</ref>
Casimir Bumiller beschreibt zwei beispielhafte Ereignisse die die damalige Situation der Klingenberger, aber auch der Ritterschaft im Hegau allgemein darstellen.


=== Dreißigjähriger Krieg ===
Am 14. Mai 1449 überfielen Graf Heinrich von Lupfen und Hans von Rechberg am Kattenhorn, östlich von Stein am Rhein, zwei Kaufmannsschiffe, die Waren von der Messe in Genf ansportierten. Ein Teil der Ware im Wert von 20.000 Gulden wurde direkt auf den Hohehewen, der Burg Heinrichs von Lupfen gebracht. Hierzu waren 50 Bauern und 200 Pferde notwendig. Die restliche Ware im Wert von 100.000 Gulden wurde in das klingenbergische Stein am Rhein gebracht. Hans und Albrecht von Klingenberg, die Erben Caspars, brachten die Ware umgehend nach Konstanz um nicht in den Verdacht der Mittäterschaft zu geraten. 200 Bauern waren für den Transport notwendig. Am 9. Oktober des selben Jahres machten sich 22 Reichsstädte unter der Führung Ulms zu einer Strafexpedition auf. 6000 Mann Fußvolk und 1000 Reiter zogen von Überlingen heran. Die Schrotzburg, des Werner von Schienen wurde am 29. Oktober, nachdem die 100-köpfige Besatzung geflohen war, geschleift. Das Dorf Horn, dEs Hans von Rechberg wurde verbrannt und am 10. November der Turm des Herren von Randegg bei Hilzingen verbrannt. Das Schloss Staufen des Hans von Rechberg wurde geplündert. Der Stadtherr von Engen, Sigismund von Lupfen bot einen rechtlichen Vergleich an, so dass die Stadt verschont blieb. Die Wasserburg von Honstetten, die von Clarana von Reischach, der Frau von Veit von Asch mit 6 Mann verteidigt wurde, konnte nicht gerettet werden. Die Städter zogen weiter nach Stein am Rhein, wo es den beiden Klingenbergbrüdern aber gelang ihre Unschuld zu beschwören. Bei einem zweiten Strafzug im Frühjahr 1442 wurden aber einige ihrer Dörfer bei Engen verbrannt. Unter Vermittlung von König Friedrich III. wurde die Fehde am 19. April 1445 beigelegt.
[[Datei:Hohentwiel Belagerung 1641 Merian.JPG|mini|Darstellung der Belagerung 1641 durch [[Matthäus Merian|Merian]]]]
{{Hauptartikel|Seekrieg auf dem Bodensee 1632–1648}}
[[Datei:Hohentwiel Ansicht 1643 Merian.JPG|mini|Ansicht des Hohentwiel 1643, ebenfalls Merian]]


Die alte Rivalität zwischen dem nun protestantischen Württemberg und dem katholischen Habsburg fand im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] ihre Fortsetzung. Zwischen 1627 und 1634 wurde die Festung weiter verstärkt. Württemberg verfolgte nach seiner anfänglichen Niederlage in der [[Schlacht bei Wimpfen]] 1622 zunächst eine Politik der Neutralität. Das 1629 von Kaiser [[Ferdinand II. (HRR)|Ferdinand&nbsp;II.]] erlassene [[Restitutionsedikt]], nach dem alle geistlichen Güter, die zum Zeitpunkt des [[Passauer Vertrag]]es vom 1. August 1552 nicht protestantisch gewesen waren, wieder in katholische Hände kommen sollten, vereinte die protestantischen Stände jedoch wieder, und sie verbündeten sich im [[Heilbronner Bund]] mit dem schwedischen König [[Gustav II. Adolf (Schweden)|Gustav Adolf&nbsp;II.]] Nach ihrer Niederlage in der [[Schlacht bei Nördlingen]] am 6.&nbsp;September 1634 stand Württemberg den Feinden offen. Eberhard floh mit seinem Hofstaat nach [[Straßburg]]. Alle Landesfestungen bis auf den Hohentwiel wurden von den Kaiserlichen erobert. Ferdinand&nbsp;III. betrachtete Württemberg als von Habsburg erobertes Gebiet und verwaltete es entsprechend. Die protestantischen Stände verbündeten sich nun mit Frankreich. 1635 übernahm [[Bernhard von Sachsen-Weimar|Bernhard von Weimar]] das Kommando über die protestantischen Truppen, aber im Mai 1635 schloss der Kurfürst von Sachsen, dem sich später die meisten anderen Reichsstände anschlossen, den [[Prager Frieden (1635)|Frieden von Prag]] mit dem Kaiser. Das Restitutionsedikt wurde zurückgenommen, die Katholische Liga löste sich auf und es sollte nur noch eine [[Reichsarmee]] gegen äußere Feinde (Schweden, Frankreich) aufgestellt werden. Ausdrücklich ausgenommen waren aber die Mitglieder des Heilbronner Bundes. Bernhard von Weimar stellte sich daraufhin in französische Dienste. Frankreich trat offen in den Krieg ein und Südwestdeutschland wurde zu einem der Hauptschauplätze des Krieges. 1638 erhielt Herzog Eberhard&nbsp;III. einen Teil seines Herzogtums zurück, die von Ferdinand&nbsp;II. verschenkten Ämter verblieben aber bei Habsburg.
Das zweite Ereignis ist, was auch in der klingenbergischen Geschichte als Werdenbergfehde bezeichnet wurde. Die Klingenberger waren ein süddeutsches Adelsgeschlecht, das in mehreren Familienlinien im oberen Rheintal und im Alb/Bodenseeraum sehr aktiv war und berüchtigt war für seine Streitlust, so dass sich die Linien im oberen Rheintal in Streitereien mit ihren Nachbarn, aber oft auch in Streitereien mit eigenen Nebenlinien, zum Zeitpunkt unserer Betrachtung, nahezu aufgerieben hatten. Allein die Linie Heiligenberg-Sigmaringen-Trochtelfingen, blieb erfolgreich und betrieb eine aggresive Expansionspolitik auf Kosten seiner Nachbarn. Wobei es ihnen zusätzlich gelang wichtige Schlüsselpositionen auf lokaler Ebene und auf Reichsebene einzunehmen. So besaßen sie jetzt die Hauptmannschaft im Ritterbund zum St. Jörgenschild.


Die Festung Hohentwiel spielte nun eine maßgebliche Rolle als wichtiger Stützpunkt der mit Frankreich verbündeten Gegner Habsburgs. [[Konrad Widerholt]] wurde 1634 zum Kommandanten ernannt. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte es, wieder Disziplin herzustellen und die Versorgung zu sichern. Der erhaltene Schriftverkehr zwischen Widerholt und Herzog Eberhard in Straßburg dreht sich hauptsächlich um die Besorgung von Geld und Lebensmitteln. Geld konnte teilweise auf dem Umweg über die Schweiz besorgt werden, im Allgemeinen war aber Widerholt auf sich allein gestellt. 1635 ließ er auf der Festung eine Windmühle mit horizontalen Flügeln errichten, eine Idee, die er vermutlich aus Venedig mitgebracht hatte. „Unnütze“ Personen, das heißt Frauen und Kinder, ließ er von der Festung entfernen, er dachte sogar zeitweise darüber nach, die Mannschaft von 124 auf 45 Mann zu reduzieren.<ref>Casimir Bumiller: ''Hohentwiel''. (S. 147f).</ref>
1446 setzte Graf Johann von Werdenberg drei Knechte des Eberhard von Klingenberg gefangen und folterte diese. Die Ursache hierfür ist unbekannt. Daraufhin sagte Eberhard von Klingenberg dem Werdenberger die Fehde an. Eberhard und sene Helfer, Hans von Rechberg und Wolf von Asch, hatten praktisch den gesamten Ritterbund gegen sich. Zusätzlich verhielten sich die Grafen von Württemberg (das Land war damals geteilt in eine Stuttgarter und eine Uracher Linie) nicht neutral, sondern unterstützten die Werdenberger. Eberhard von Klingenberg war zwischenzeitlich auch in das Bürgerrecht von Luzern eingetreten, so dass er auch einige schweizer [[Reisläufer]] zur Verfügung hatte. Im Laufe des Jahres waren Versöhnungsversuche unabhängiger Vermittler gescheitert und eine Lösung auf gerichtlichem Weg ausgeschlagen worden, als am 25. September 1464 ein Vertrag zwischen den Werdenbergern und dem Ritterbund vom St. Jörgenschild und denn Grafen von Württemberg festlegte, dass letztere die Burgen Schalksburg und Schramberg des Hans von Rechberg belagern sollte, Johann von Werdenberg und der Ritterbund aber den Hohentwiel. Die Streitmacht versammelte sich in Hilzingen und die Burg Staufen wurde zum Hauptquartier bestimmt. In Kürze wurden 120 Ochsen als Proviant dorthin geliefert und auch aus dem Umland bediente man sich. So beschwerte sich die Stadt Stein, immerhin klingenbergisch, dass Ware die für ihren Markt bestimmt war von den Belagerern geplündert wurden. Die Belagerung des Twiels mag wahrscheinlich erfolglos geblieben sein, aber am 11. November 1464 wurde Hans von Rechberg bei einem Ausfall von seiner Burg in Schramberg von einem Pfeil verwundet, an welcher Verletzung er zwei Tage später in Villingen erlag. Daraufhin verhandelte Eberhard von Klingenberg mit Unterstützung von [[Siegmund (Tirol)|Herzog Sigmund von Österreich]] am 28. Januar 1465 in Biberach einen Frieden mit dem Klingenbergern und dem Ritterbund. Am 12. Januar hatte er sich mit seiner Burg Twiel in den Dienst von Sigmund begeben.


Ein Mittel zur Geldbeschaffung waren Entführungen. Im Februar 1635 wurde der [[Sulz am Neckar|Sulzische]] Amtmann Kullig in [[Jestetten]] entführt, was 3700&nbsp;Gulden einbrachte. Der fürstenbergische Major von Salis, der in [[Aach (Hegau)|Aach]] gefangen genommen wurde, brachte 20&nbsp;Pferde. Die Entführung des Bischofs von Konstanz, der sich bei einem Jägermahl in [[Bohlingen]] aufhielt, gelang zwar nicht, aber die dabei erbeuteten Pferde reichten aus, um 39&nbsp;Mann, die bei einem Gefecht um den Hohenkrähen gefangen genommen worden waren, wieder auszulösen. Dennoch betrugen die Soldrückstände Mitte 1635 bereits 3000&nbsp;Gulden.<ref>Casimir Bumiller: ''Hohentwiel''. (S. 148).</ref>
== Der Hohentwiel in württembergischen Händen ==
Dies war nicht die letzte Fehde in die die Klingenberger verwickelt waren. 1479 unterstützten sie die Herren von Friedingen in einer Fehde gegen Württemberg und gerieten darüber in die Reichsacht. Österreich mischte sich ein, da es gegenüber Württemberg Rechte auf dem Mägdeberg geltent machten wollte. Der Konflikt zwischen Österreich und Württemberg sollte sich über die nächsten Jahre hinziehen. Hier im Hegau kreuzten sich ihre Interessen jeweils zwischen ihren Herrschaftsgebieten eine Landbrücke zu errichten. Württemberg nach [[Württemberg-Mömpelgard (Grafschaft)|Mömpelgard]] in der [[Burgundische Pforte|Burgundischen Pforte]], Österreich nach dem Breisgau.


Vom August 1635 bis zum Februar 1636 wurde die Festung zum ersten Mal belagert. Zur gleichen Zeit breitete sich die [[Pest]] im Hegau aus, auch die Festung war mit 150&nbsp;Toten betroffen. Die erste Belagerung endete mit einem Vertrag, nach dem die Raubzüge eingestellt werden sollten und dafür die Versorgung der Festung zugesichert wurde. 1637 wollte Herzog [[Eberhard III. (Württemberg, Herzog)|Eberhard&nbsp;III. von Württemberg]] den Hohentwiel an den Kaiser übergeben, um wieder als Herzog eingesetzt zu werden, dies scheiterte jedoch an der Weigerung Widerholts. Stattdessen stellte Widerholt sich unter das Kommando von [[Bernhard von Sachsen-Weimar]], der in der Folge Eroberungen in Südwestdeutschland machen konnte. Zwischen Juli und Oktober 1639 wurde die Festung von [[Gottfried Huyn von Geleen]] zum zweiten Mal belagert, vermutlich wurde dabei auch kurzzeitig der Vorhof eingenommen. Immer noch sollte Widerholt die Festung übergeben, was er aber nicht tat, obwohl ihm Straffreiheit und eine hohe Geldsumme in Aussicht gestellt wurden. Im September 1640 erfolgte die dritte Belagerung durch spanische Truppen, im Winter 1641/42 die vierte Belagerung durch die Kaiserlichen unter [[Ernst Georg von Sparr]] und [[Gilles de Haes]]. Dabei näherten sich die Angreifer so weit, dass sie die Festung aus der Nähe beschießen konnten, erlitten jedoch durch die winterliche Witterung hohe Verluste und brachen die Belagerung ab, als bekannt wurde, dass [[Entsatz]]truppen unter [[Johann Ludwig von Erlach]] anrückten. Danach wurden die Verteidigungsanlagen weiter verstärkt. 1644 kam es zur fünften und letzten Belagerung durch [[Franz von Mercy]]. Die Festung wurde dabei nicht direkt angegriffen, sondern weiträumig abgeriegelt. Auch diese Belagerung endete erfolglos.
Heinrichs Sohn Hans Heinrich gewährte am 6. Januar 1511 Herzog Ulrich von Württemberg ein Öffnungsrecht für „seinen“ Teil des Hohentwiels. Es gelang Hans Heinrich immer mehr die andere Familienhälfte aus der Burg zu verdrängen. Eberhard, den wir aus der Beschreibung der obigen Fehden kennen, war 1511 gestorben. Dessen Bruder Albrecht weilte als österreichischer Rat zumeist in Innsbruck, seine Frau Dorothea wurde von Hans Heinrich regelrecht aus der Burg gemobbt. Herzog Ulrich war im Mai 1519 vom Schwäbischen Bund aus seinem Land vertrieben worden. Er bemühte sich nun in der Schweiz Unterstützung zu finden. Er erlangte in Luzern und Solothurn Bürgerrecht. Er machte von seinem Öffnugsrecht auf dem Hohentwiel gebrauch und setzte sich dort fest. Albrecht hatte nun gar keinen Zugang mehr zu „seinem“ Teil der Burg. Am 7. Mai 1521 verkaufte Albrecht seine Hälfte der Burg an Hans Heinrich. Dieser verkaufte am 23. Mai 1521 die Burg wiederum an Herzog Ulrich von Württemberg, einen Schritt den er schon bald bereuen sollte. Die Bezahlung war eher schleppend, zu einem großen Teil finanziert von König Franz I. von Frankreich. Der Verkauf von 1521 war ein bedingter Verkauf: Zwei Jahre nach einer erfolgreichen Wiedereroberung seines Landes sollte die Burg wieder an Klingenberg zurückfallen.


Am 14.&nbsp;März 1647 wurde zwischen Frankreich und Bayern in Ulm ein Separatfrieden geschlossen. Am 24.&nbsp;Oktober 1648 endete der Dreißigjährige Krieg mit dem Westfälischen Frieden. Schon am 29.&nbsp;November 1648 stellte Widerholt seinem Herzog die Rückgabe der Festung in Aussicht, die feierliche Übergabe erfolgte aber erst am 10.&nbsp;August 1650. Am 12.&nbsp;August 1650 dankte Obrist Konrad Widerholt ab. Am 17.&nbsp;August kam Herzog Eberhard&nbsp;III. selbst auf die Festung. Konrad Widerholt wurde mit dem Rittergut Neidlingen belehnt und starb am 13.&nbsp;Juni 1667 als Obervogt von [[Kirchheim unter Teck]].<ref>Casimir Bumiller: ''Hohentwiel'' (S. 167).</ref>
Herzog Ulrich übernahm noch eine typische mittelalterliche Burg. Anhand von Inventarlisten, rekonstruiert Casimir Bumiller die Gestalt der Burg unter den Klingenbergern.:


=== Staatsgefängnis bis zur Schleifung ===
Durch ein „torhuß“ gelangte man in einen Vorhof. Über eine „brugken und steg“ gelangte man zu einem „ussern torren“ (äußeren Turm), der den Eingang zum eigentlichen „sloß“ sicherte. Dieses umfasste das bereits erwähnte Areal von 30*23 Metern, dessen hinteres Ende mit einem mehrgeschossigen Gebäude von 11*22 Metern belegt war. Hier macht er anhand der Inventarlisten folgende Räume aus: Eine niedere Kammer mit Vorkammer, ein Frauenzimmer und eine Jungfrauenkammer; über einen Gang erreichte man eine Stube, einen Raum vor der Bubenkammer und die Bubenkammer, sowie eine Brunnenkammer; ein rundum gedeckter Wehrgang von dem man in eine Pfaffenkammer gelangt; eine kleine und große Kammer, eine Briefkammer (Archiv), Herrn Albrechts Kammer mit Frauenzimmer, eine gute Stube, ein kleines Kämmerlein und die Kunkelkammer (Spinnstube). Nicht erwähnt werden die Burgkapelle, die es, wie die Pfaffenkammer beweist, sicherlich gab und die Burgküche. Das Inventar zählte hauptsächlich die Betten, die überall standen außer in den Stuben. Insgesamt 44 Stück. Selbst in der Brunnenkammer standen zwei und auf dem Wehrgang elf breite Bettstellen, die offensichtlich für Mehrfachbelegung ausgelegt waren. Wir dürfen uns die Schlafplätze der (Kriegs-)knechte wohl eher wie das Matrazenlager einer Berghütte vorstellen. Rechnet man mit bis zu 20 Betten für die Burgherren und ihre Gäste (die Zimmerische Chronik berichtet, dass im Pestjahr 1518/19 Johannes Werner von Zimmern mit einigen vom Adel auf dem Twiel Zuflucht fanden), verbleiben 24 Betten für Knechte und Mägde. Doppelbelegungen von Betten war damals die Regel, bei den 11 extra breiten Betten können wir von einer bis zu 3-fach Belegung ausgehen. Auch bei den Adelsbetten können wir teilweise von einer Doppelbelegung ausgehen, bei den Kindern sowieso, bei den Gästen oft ebenfalls. Ca. 50-80 Personen auf der Burg dürften normal gewesen sein. Im Inventar finden wir 50 Paar Hausschuhe aufgeführt. Die Waffenkammer sah 1475 folgendermaßen aus:
[[Datei:Hohentwiel Ansicht 1690.JPG|mini|Ansichten des Hohentwiel 1690]]
* 4 Armbrüste mit 4 Winden
[[Datei:Hohentwiel Ansicht bis Oktober 1800.JPG|mini|Die [[Veste]] Hohentwiel bis zur Schleifung]]
* Garn zu Sehnen
[[Datei:Hohentwiel Ansicht Nach 1801.JPG|mini|Der Hohentwiel nach der Schleifung 1801]]
* 2000 Pfeile
* 5 Handbüchsen
* 5 [[Hakenbüchse|Hakenbüchsen]]
* 150 kg Pulver
* 100 kg Zentner Blei
Bereits 1521 setzte eine rege Bautätigkeit auf dem Hohentwiel ein. 20 Werkleute aus Mömpelgard errichteten ein großes Gewölbe. Am 23. Oktober 1523 beobachtete ein österreichischer Kundschafter wie 200 Mann und 16 Reiter die Mannschaft auf der Burg verstärkten. 1524 lagen auf dem Twiel ca. 500 Mann. Das Arsenal, welches jetzt zusammengetragen wurde zeigt die Aufrüstung gegenüber 1475, aber auch den rapiden Wandel in der damaligen Wehrtechnik:
* 34 messingene Hakenbüchsen
* 16 eiserne Hakenbüchsen
* 6 Handbüchsen
* 6 [[Nepper (Waffe)|Nepper]]
* 1250 kg Eisenkugeln
* 25 Armbrüste
* 2 Stahlbogen
* 13 Köcher
* 12 Schweinespieße
* 1 Hellebarde
* 2 Javelinen (Katapult zum Verschießen von Speeren?)
* 2 große [[ Feldschlange|Schlangen ]] (Kanonen)
* 11 Falkonen
* 2000 kg Pulver
* 200 kg Salpeter
* 150 kg Schwefel
* 2000 kg Blei


In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Erweiterungen der Festung, so 1653, 1700 und 1735. In diesem Jahr wurde die maximale Ausbaustufe erreicht. Ab 1658 nutzte das Herzogtum Württemberg die Festung als [[Festungshaft|Staatsgefängnis]], aber auch als sichere Zufluchtstätte für die herzogliche Familie. Während des [[Spanischer Erbfolgekrieg|Spanischen Erbfolgekriegs]] wurde auf dem Hohentwiel von 1701 bis 1714 Verteidigungsbereitschaft hergestellt, es kam aber zu keinen Kampfhandlungen. Herzog [[Eberhard Ludwig (Württemberg)|Eberhard Ludwig]] weilte am 17.&nbsp;März 1702 auf der Festung. Zwischen August und Oktober 1741 waren der junge württembergische Herzog [[Carl Eugen (Württemberg)|Carl Eugen]] sowie die Prinzen [[Ludwig Eugen (Württemberg)|Ludwig Eugen]] und [[Friedrich Eugen (Württemberg)|Friedrich Eugen]] auf Grund des [[Österreichischer Erbfolgekrieg|Österreichischen Erbfolgekriegs]] zu ihrem Schutz auf dem Hohentwiel untergebracht. Von 1759 bis 1764 war [[Johann Jacob Moser]] politischer Gefangener im Staatsgefängnis. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verlor die Festung zunehmend an militärischer Bedeutung, was sich am Abriss und nicht durchgeführten Wiederaufbau von Gebäuden in der Unteren Festung zeigte. Nach 1787 waren Mitglieder der [[Hannikel]]-Räuberbande Gefangene im Gefängnis. 1799 hielt sich Herzog [[Friedrich I. (Württemberg, König)|Friedrich&nbsp;II.]] zum letzten Mal in der unzerstörten Festung auf.<ref>Roland Kessinger: ''Staatsfestung und Staatsgefängnis''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 165ff).</ref>
Österreich baute ab 1521 den Hohenkrähen, den sie 9 Jahre zuvor zerstört hatten als moderne Festung und Beobachtungsposten aus. Man versuchte durch Bestechung den Twiel einzunehmen und in der Umgebung kam es schnell zu Reibereien zwischen Einheimischen, Schweizern und den Burgbesatzungen, zumal sich aus Geldmangel die hohentwielische Besatzung an vorbeiziehenden Handelszügen gütlich hielten.


Im Zuge der durch die [[Französische Revolution]] ausgelösten [[Koalitionskriege|Revolutionskriege]] wurde der Hohentwiel 1798 von den Österreichern inspiziert. Als 1799 die Franzosen in den Hegau einmarschierten, blieb der Hohentwiel zunächst unbehelligt. Am 1.&nbsp;Mai 1800 zogen sich die Österreicher aus Singen zurück, nachdem die Franzosen den Rhein überquert hatten. Soldaten der [[Division (Militär)|Division]] [[Dominique Joseph Vandamme|Vandamme]] gelangten vor die Festung. Die durch einen Trompeter geforderte Übergabe der Festung lehnten die Kommandanten des Hohentwiel Bilfinger und Wolf zunächst ab und beriefen sich auf die Neutralität Württembergs. Schließlich unterschrieben sie aber um 23&nbsp;Uhr im Singener Pfarrhaus die Kapitulation. Am nächsten Tag folgten der freie Abzug der Besatzung und die Plünderung der Festung durch die Franzosen. Im August 1800 wurde in Paris die [[Schleifung]] des Hohentwiels beschlossen. Geschleift wurde die Festung ab Oktober bis März 1801.<ref>Roland Kessinger: ''Revolution, Napoleon und Koalitionskriege''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 199ff).</ref>
Herzog Ulrich hielt sich eher selten auf dm Hohentwiel auf. Belegt sind Zeiten im Oktober/November 1519, nach seiner Vertreibung und Oktober/November 1524. Meistens war er unterwegs in der Eidgenossenschaft oder in Frankreich um Geld und Unterstützung zu beschaffen. Im Zusammenhang mit den Unruhen des Bauernkrieges konnte im Dezember 1524 sich der Unterstützung der Schwarzwälder, Hegauer und Klettgauer Bauern versichern. In der Schweiz warb er, trotz des obrigkeitlichen Verbots, 20 Fähnlein mit zusammen 5000 Mann Reisläufer an. Die Truppen des Schwäbischen Bundes waren in Oberitalien im Krieg mit Franz I. gebunden. Dieser hatte Ulrich in einem Schreiben zum Losschlagen ermuntert. Am 23. Februar zogen die Schweizer und die verbündeten Bauern von Hilzingen aus los. Am 1. März erreichte man Balingen, am 9. März Stuttgart. Aber dann erreicht die Nachricht der Niederlage Franz I. bei Pavia die Truppen. Am 12. März traf aus der Schweiz die Aufforderung an die Reisläufer ein, unverzüglich in die Schweiz zurückzukehren, worauf diese den Rückzug antraten. Die Belagerung Stuttgarts musste aufgegeben werden und am 22. März traf Ulrich wieder auf dem Hohentwiel ein. Nach der Niederlage der Bauern bei Böblingen am 12. Mai war an eine Rückeroberung nicht mehr zu denken. Einige der bäurischen Anführer, die der Schlacht bei Hilzingen am 2. Juni 1525 entkommen, gewährt er Unterschlupf auf dem Twiel.


=== Spätere Neuzeit ===
Gerade in Ulrichs Abwesenheit versuchte Österreich durch Anzettelung von Meutereien dem Hohentwiel habhaft zu werden. Hans Link von Ebringen bezahlte seinen Versuch die Mannschaft mit Geld zu bestechen, sein Schwiegersohn diente auf dem Twiel, mit dem Leben. Er wurde vom Schmittenfelsen gestürzt. Darüber hinaus versuchten beide Seiten, in bester Geheimdienstmanier, mit gegenseitigen Mordbrenneraktionen gezielt einzelne Führungspersönlichkeiten auszuschalten.
1804 erfolgte eine notdürftige Instandsetzung für einen Besuch Friedrichs&nbsp;II. 1810 kam das Umland durch den [[Vertrag von Paris (1810)|Vertrag von Paris]] an [[Baden (Land)|Baden]], während der Hohentwiel als [[Krongut]] bei Württemberg verblieb. Verhandlungen zur Lösung der [[Exklave]]n-Problematik scheiterten 1847. Nach 1821 wurde immer wieder erwogen, die Festung wiederaufzubauen. 1849 kam der Hohentwiel zur Stadt [[Tuttlingen]]. Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] war von 1915 bis 1918 eine Fliegerwache auf dem Hohentwiel stationiert. Auch im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] war eine solche Wache auf dem Berg. Als die [[Alliierte#Hauptalliierte|Alliierten]] sich 1945 dem Hohentwiel und Singen näherten, wurde die Festung als Schutzunterkunft für Bürger geöffnet. Durch französische Panzer wurde die Festung am 27.&nbsp;April mehrmals beschossen, wobei das Rondell Augusta und die Wilhelmswacht Schaden nahmen.


Am 1.&nbsp;Januar 1969 kam der Hohentwiel offiziell zu Singen.<ref>''Neue Hohentwiel Chronik''. (S. C30ff).</ref>
Ulrich gelang nach seinem Eintreten für die Reformation und der Unterstützung Phillips von Hessen 1534 die Rückerobeung seines Landes. Nach seiner Niederlage im Schmalkaldischen Krieg floh er nochmals Weihnachten/Neujahr 1546/47 auf den Hohentwiel. Mit dem Eintritt in den Schmalkaldischen Krieg hatte Ulrich den Kaadener Vertrag gebrochen, der nach der Wiedereroberung seines Landes die Friedensbedingungen regelte. Die Unabhängigkeit Württembergs und auch der Besitz des Hohentwiels standen auf dem Spiel. Mit dem Passauer Vertrag von 1552 gelang es seinem Sohn [[Christoph (Württemberg)|Christoph]] die Württemberger Position abzusichern.


== Baugeschichte ==
[[Datei:Festung Hohentwiel Baudetail02.JPG|mini|Ältester Mauerteil (Rechts des Busches)]]


Die Baugeschichte des Hohentwiel kann analog zur Funktion der Bauwerke in drei Abschnitte gegliedert werden: 500&nbsp;Jahre lang war der Berg mit einer Burg befestigt. Mit dem Ende des Mittelalters erfolgte unter Württemberg der Ausbau zur Festung. Diese existierte knapp 300&nbsp;Jahre, bevor sie zerstört wurde. Aber auch an der Ruine wurde seitdem gearbeitet, vor allem um sie für Besucher sicherer zu machen.
=== Der Hohentwiel als Festung ===
Der Kauf von 1521 war ein bedingter Verkauf gewesen. Zwei Jahre nach Rückeroberung seines Landes sollte Ulrich die Burg wieder an die Klingenberger zurückgeben. Deshalb erfolgte der endgültige Verkauf auch erst 1538, als Hans Caspar, der Sohn Hans Heinrichs den Hohentwiel um 12.000 Gulden an Württemberg verkaufte.


In seiner größten Ausdehnung ab 1735 umfasste das Areal der Festung 9&nbsp;[[Hektar|Hektar (ha)]] und 92&nbsp;[[Ar (Einheit)|Ar (a)]]. Die Obere Festung war 2&nbsp;ha und 18&nbsp;a, die Untere Festung 2&nbsp;ha und 12&nbsp;a groß. Die restlichen 5&nbsp;ha und 62&nbsp;a entfielen auf die umgebenden Erdbefestigungen.<ref>Roland Kessinger: ''Staatsfestung und Staatsgefängnis''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 186).</ref>
Zunächst wurde versucht die wirtschaftliche Grundlage zur Selbstversorgung der Festung zu schaffen. Der Hohentwiel lag ja als Exklave weit in feindlichem (vorderösterreichischem) Gebiet. Ein Zustand der erst am 1. Januar 1969 endgültig beseitigt wurde, als der Hohentwiel, der bis dahin verwaltungsmäßig zu Tuttlingen gehörte, mit der Stadt Singen vereinigt wurde. Der Kern dieser Versorgungseinheit bildete der sogenannte Bruderhof bei Remlishof, der bereits von den Klingenbergern übernommen wurde mit ausgedehntem Waldbesitz. Durch Kauf wurde versucht dieses Gebiet mit dem Hohentwiel zu verbinden. Dazu diente der Erwerb der Güter des ehemaligen Klosters Paradies in Remlishof und Singen von der Stadt Schaffhausen 1553. Aus dem selben Besitzkomplex wurde 1557 der Oberhof des ehemaligen Klosters Worblingen erworben. Der Kauf von Singen selbst wurde damals ausgeschlagen, da es zu unbedeutend war und die Besitzverhältnisse, wie damals oft üblich, zudem zu aufgesplittet waren. Zudem wurden die Weinberge am Hang des Twiels durch Zukauf weiter ausgebaut. Wein und Holz dienten der Einkommenssicherung. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln hingegen war unbefriedigend. Der Bruderhof wurde mit dem 1553 erworbenen Gereuthof zusammengelegt und umfasste 45 ha Ackerland und Wiesen. Am Fuß des Hohentwiels wurde der Meierhof gebaut. Dennoch war der Hohentwiel immer von der weiteren Versorgung aus den Ämtern Tuttlingen, Balingen, Ebingen und Tübingen angewiesen.


=== Burg ===
Nachdem Herzog Ulrich bei seiner Vertreibung erleben musste, dass sich keine seiner Burgen halten konnte, baute er nach seiner Rückkehr 1534 ein System von 7 Landesfestungen auf, die systematisch ausgebaut wurden. : Hohenasperg, Hohentübingen, Schorndorf, Kirchheim, Hohenneuffen, Hohenurach und Hohentwiel. Der Festungsbau verbrauchte fast 1/3 der Staatseinnahmen.
Der erste Nachweis einer Befestigung am oder auf dem Hohentwiel bezieht sich auf das Jahr 914. Über den Zustand der damaligen Anlagen gibt es nur Spekulationen. Vermutlich waren es Konstruktionen aus Holz und Erde. Auch ob die Anlagen schon vor diesem Datum existierten, ist nicht bekannt. Wo sich die Herzogsresidenz Burkhards&nbsp;III. befand, ist ebenfalls nicht geklärt. 970 wurde das Kloster St.&nbsp;Georg gegründet. Es ist archäologisch nicht belegt, ob Residenz und Kloster auf dem Berg selbst oder auf der sogenannten Hohentwiel-Terrasse – im Bereich der heutigen Domäne – zu finden waren und sich auf dem Berg lediglich eine mit [[Palisade]]n befestigte [[Fliehburg]] befand.<ref group="Anm.">Günter Restle (''Die mittelalterliche Burg auf dem Hohentwiel''. In: Hegau-Geschichtsverein: ''Hegau Jahrbuch''. Band 44/45, 1986/87. (S. 19–43)) vertritt diese These. Casimir Bumiller (''Hohentwiel''. (S. 38ff)) sieht die Annahme, dass Residenz und Kloster auf dem Berggipfel lagen, nicht ausdrücklich widerlegt.</ref> Im Bereich der heutigen „Herzogsburg“-Westwand sind Mauerstrukturen erhalten, die dem 14. oder 15. Jahrhundert zugerechnet werden.<ref>''Neue Hohentwiel Chronik''. (S. C20ff).</ref>


'''Burg im 15. Jahrhundert'''
Auf dem Hohentwiel wurden bereits 1521 umfangreiche Umbauten vorgenommen. Baumeister aus Mömpelgard bauten zwei 60 Meter lange, überwölbte Keller mit Getreideschütten. 1523 wurden drei neue Zisternen angelegt. Die Versorgung hatte erste Priorität. Vorarbeiten zu den Kassematten entlang der Außenmauern gehen ebenfalls bereits auf diese Zeit zurück. Der Schwerpunkt des Ausbaus fiel aber in die Regierungszeit Herzog Christophs. Unter dem Baumeister Auberlin Tretsch wurde die mittelalterliche Burg (die oben bereits erwähnte 30*23 Meter große Anlage) in ein dreiflügeliges Renaissanceschloß mit Innenhof umgwandelt. Der Schlussstein der nördlichen Toreinfahrt trägt das Datum 1554.
Herzog Ulrich hatte bereits umfangreiche Bastionsarbeiten geplant. Das mächtige Rondel Augusta dürfte aber kaum vor dem endgültigen Erwerb der Burg gefallen sein. Unter Herzog Christoph war der Ausbau zur Festung weitgehend abgeschlossen. Sein Nachfolger Herzog Ludwig ließ von seinem Baumeister Heinrich Schickhardt von sämtlichen Festungen Bauaufnahmen machen. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges wurden nur noch die Bastionen am Schmittenfelsen, also am Zugang zur Festung, verstärkt und eine sternenförmige Bastion vorelagert. Im Mai 1616 lagerten auf dem Hohentwiel
*47 schwere Geschütze und
*612 Handfeuerwaffen.


Anhand der Urkunde des Burgfriedens von 1475 und einer Inventarliste, welche am 21.&nbsp;Juni 1521 anlässlich des Verkaufs der Burg an Herzog Ulrich von Württemberg erstellt wurde, lässt sich die Gestalt der spätmittelalterlichen Burg rekonstruieren.<ref name="cb88">Casimir Bumiller: ''Hohentwiel''. (S. 88).</ref>
==== Dreißigjähriger Krieg ====
Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] konnte die Festung fünf Belagerungen widerstehen, ihr Kommandant [[Konrad Widerholt]] übergab die Anlage [[1650]] unbezwungen seinem Landesherren.


Durch ein ''torhuß'' ([[Torhaus]]) gelangte man in einen Vorhof. Über eine ''brugken und steg'' (Brücke und Steg) ging es zu einem ''ussern torren'' (äußeren Turm), der den Eingang zum eigentlichen ''sloß'' (Schloss) sicherte. Dieses umfasste ein Areal von 30 × 23&nbsp;Metern, dessen hinteres Ende mit einem mehrgeschossigen Gebäude mit einer Größe von 11 × 22&nbsp;Metern bebaut war. Darin können anhand der Inventarlisten folgende Räume bestimmt werden: Eine niedere Kammer&nbsp;(1<ref group="Anm.">Die Nummerierung folgt Bumiller (''Hohentwiel''. (S. 86f.)) und dient weiter unten zur Unterscheidung der Wohnbereiche der beiden Familien Albrechts von Klingenberg und Hans Heinrichs von Klingenberg.</ref>) mit Vorkammer&nbsp;(2), eine große Kammer&nbsp;(3), ein Frauenzimmer&nbsp;(4) und eine Jungfrauenkammer&nbsp;(5); über einen Gang erreichte man eine Stube&nbsp;(6), einen Raum vor der Bubenkammer&nbsp;(8) und die Bubenkammer&nbsp;(7), sowie eine Brunnenkammer&nbsp;(9); ein rundum gedeckter [[Wehrgang]]&nbsp;(10), von dem man in eine Pfaffenkammer&nbsp;(11) gelangte; eine kleine&nbsp;(13) und große Kammer&nbsp;(12), eine Briefkammer (Archiv)&nbsp;(14), Herrn Albrechts Kammer&nbsp;(15) mit Frauenzimmer&nbsp;(16), eine gute Stube&nbsp;(17), ein kleines Kämmerlein&nbsp;(18) und die [[Spinnstube|Kunkelkammer]] (Spinnstube)&nbsp;(19). Nicht erwähnt werden die Burgkapelle, die es, wie die Pfaffenkammer beweist, sicherlich gab, und die Burgküche. Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass das Inventar vornehmlich die Unterbringungsmöglichkeiten erfasste. Deshalb wurden hauptsächlich die Betten aufgezählt, die überall, außer in den Stuben, standen – insgesamt 44&nbsp;Stück. Selbst in der Brunnenkammer standen zwei und auf dem Wehrgang befanden sich elf breite Bettstellen, die offensichtlich für Mehrfachbelegung ausgelegt waren. Im [[Burgfrieden]] von 1475 wird erwähnt, dass jede der beiden Parteien zu bestimmten Gelegenheiten 15&nbsp;Knechte zu stellen hatte, und auch bei der Dokumentation von Kriegsdiensten am Ende des 14.&nbsp;Jahrhunderts traten die Klingenberger zumeist mit etwa 15&nbsp;Kriegsknechten auf. Das Mobiliar bestand aus ''trögen'' ([[Truhe]]n). Es gab einen ''Kasten'' (Schrank) und mehrere ''kensterlin'' (kleine, verschließbare Schränkchen). Tische standen nur in den Stuben. Der Tisch in Albrecht von Klingenbergs Stube ist ausdrücklich als Schreibtisch ausgewiesen. In den beiden Nebenräumen zu dieser Stube befanden sich zwei Reisetruhen des in österreichischen Diensten stehenden Rates. Bumiller weist die Raumfolge 3–7 Hans Heinrich von Klingenberg, seiner Frau Susanna von Rotberg, den Töchtern Susanna und Clara und dem Sohn Hans Caspar zu. Die Raumfolge 14–18 rechnet er Albrecht von Klingenberg und seiner Frau Dorothea von Ottingen zu. Die übrigen Räume waren für das Gesinde bestimmt oder wurden, wie Küche und Brunnenstube, gemeinsam genutzt. Die Beschreibung deutet darauf hin, dass sich beide Komplexe über mehrere Stockwerke erstreckten. Wenn man davon ausgeht, dass sich Brunnenstube und Küche sowie weitere Vorratsräume im Erdgeschoss befanden, könnte der Wohntrakt aus drei Geschossen bestanden haben.<ref name="cb88"/>
==== Niedergang ====
In den folgenden Jahrhunderten verkam die Festung mehr und mehr zu einem Gefängnis, in dem vor allem politische Häftlinge einsaßen. Sie wurde in den Jahren [[1800]] und [[1801]] durch [[Frankreich|französische]] Truppen [[Schleifung|geschleift]]. In ihren Grundzügen erinnert die Festung stets an eine mittelalterliche [[Burg]]


Der Brunnen führte kein Grundwasser, sondern war eine [[Zisterne]]. Das Wasser wurde täglich vom Eselsbrunnen am westlichen Aufstieg zur Burg mit Eseln auf die Burg transportiert. Damit erklären sich auch die reichhaltigen Weinvorräte auf der Burg – laut Inventar von 1475 4&nbsp;[[Fuder]] (ungefähr 7000&nbsp;Liter). Das Inventar zählt weiter zehn Schweine auf, die ständig auf der Burg gehalten wurden, drei Zentner Schmalz, jeweils 6&nbsp;Zentner Erbsen, Linsen, Bohnen, Mußmehl und Gerste, 300&nbsp;Zentner Getreide (halb Dinkel, halb Roggen) und zehn Scheiben Salz.
Folgende [[Fachbegriffe Festungsbau|Werke]] haben die [[Schleifung]] als sichtbare Anlage überstanden:
* Alexander-Tor
* Ludwigs-Tor
* Karls-Bastion
* Eugens-Bastion
* Eugens-Tor
* Ludwigs-Bastion
* Alexander-Bastion
auf dieser Ebene befinden sich weitere Gebäudereste wie Kasernen, Bäckereien, eine Apotheke und dergleichen mehr.
* Weg zur oberen Festung mit einer [[Zugbrücke]]
* Schilderhaus, genannt „Wer-Da“
* Eine weitere Zugbrücke
* Friedrichs-Bastion
* Neues Portal mit Brücke
* Herzogs-Bastion
* Im Inneren Waffenplatz, Kirche, Zeughaus und das Governementsgebäude
* Rondell Augusta
* Als höchster Punkt des Berges die [[Altane]], genannt „Scharfes Eck“


Zur Instandhaltung der Burg wurden auch jeweils ein komplettes Maurer- und Zimmermannsgeschirr vorgehalten. Im Inventar von 1521 findet sich zusätzlich ein vollständiges Schmiedegeschirr.
Die Reihenfolge der ''Werke'' stellt sich in der Art und Weise dar, wie ein Besucher die Festung erstmalig betritt.


Zwischen 1475 und 1521 war es zu einer Aufrüstung auf der Burg gekommen, was sich sowohl im Waffenarsenal als auch in der Menge der Versorgungsgüter widerspiegelt: 173&nbsp;Maß [[Schmalz]], 37&nbsp;[[Speck]]seiten, Fleisch in größeren Mengen, 81&nbsp;Käse, 161&nbsp;Pfund Salz, 196&nbsp;Pfund Schweineschmer, 20&nbsp;Fuder (rund 35.000&nbsp;Liter) Wein, drei Fässer [[Olivenöl|Baumöl]]. Das Inventar gibt dadurch auch Hinweise auf weitere Wirtschaftsgebäude, die sich heute nicht mehr zuordnen lassen. Neben den drei Weinkellern befanden sich in einem oberen Kornhaus 72&nbsp;Malter Roggen (ca. 210&nbsp;Zentner) und in „Junkers“, also Hans Heinrichs Kornhaus, 72&nbsp;Malter Roggen, 60&nbsp;Malter Müllerkorn und drei Malter Gerste. In Ställen und auf Weiden um den Berg befanden sich 15&nbsp;Rinder, sieben Kälber, 17&nbsp;Schweine, 10&nbsp;(Arbeits-)Pferde mit Karren und Geschirr und sechs Esel.<ref>Casimir Bumiller: ''Hohentwiel''. (S. 90).</ref>
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Image:Hohentwiel im Schwabenkrieg.jpg|Der Hohentwiel im Schwabenkrieg


Das [[militär]]ische [[Inventar]] spiegelt sowohl die sich verändernde Kriegstechnik als auch die Aufrüstung der Burg wider. 1475 war die Burg mit vier Winden-[[Armbrust|Armbrüsten]] und 2000 dazugehörigen Pfeilen ausgerüstet. Dazu kamen fünf [[Handrohr]]e und [[Arkebuse]]n mit drei [[Zentner]]n [[Schießpulver]] und zwei Zentnern [[Blei]]<ref name="Ritterfeste Twiel"/>. 1521 waren es 25&nbsp;Armbrüste, dazu sechs Handrohre und 54&nbsp;Arkebusen sowie große [[Geschütz]]e in Form von zwei [[Feldschlange]]n und elf kleineren Falkonen. Damit vergrößerte sich auch der Vorrat an Munition: 40&nbsp;Zentner [[Schwarzpulver]], vier Zentner [[Nitrate#Salpeter|Salpeter]], drei Zentner [[Schwefel]] und 40&nbsp;Zentner Blei.<ref name="Staatsfestung"/> Später, 1616, zur Zeit der Festung, waren es dann 47&nbsp;schwere Geschütze und 612&nbsp;Handfeuerwaffen.
Image:Hohentwiel 1588.jpg|Hohentwiel 1588


=== Festung ===
Image:Hohentwiel 1591.JPG|Hohentwiel 1591
→ ''Siehe: [[Liste der Gebäude auf dem Hohentwiel zwischen 1591 und 1735]]''
[[Datei:Hohentwiel Plan 1591.JPG|mini|Erster Plan der Festung 1591]]


Der Umbau vom Adelssitz zur Festung und [[Garnison]] erfolgte ab 1521 durch Herzog Ulrich. Damit wandelte sich auch die primäre Funktion von einem Wirtschafts- und Verwaltungssitz zu einer vornehmlich militärischen Anlage, wobei die zunehmende Verbreitung von [[Feuerwaffe]]n in der [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]] entsprechende Anpassungen der Verteidigungsanlagen erforderlich machte. In den ersten Jahren wurde der Ausbau von [[Werkmeisterbücher|Werkmeistern]] aus [[Montbéliard]] geleitet. In der ''Oberen Festung'' wurden 1522 ein 220x60&nbsp;[[Fuß (Einheit)|Fuß]] großer Keller und ein 200x24&nbsp;Fuß großes Gewölbe gebaut. 1523 entstanden ein weiteres Gewölbe, ein Graben mit Schütte für Getreide und drei [[Zisterne]]n. Die Burg der Klingenberger auf dem Gipfel wurde komplett erneuert, nur der zentrale Bau blieb erhalten. Seine Mauern wurden später zur Innenmauer der Herzogsburg. Das umliegende Gelände wurde eingeebnet, so dass zwei Plateaus entstanden. Auf dem östlichen fand der [[Kaserne]]nbau seinen Platz, mit dessen Aushubmaterial das westliche Plateau aufgeschüttet wurde. Die Flächen wurden anschließend mit einer Mauer umzogen, die den gesamten Gipfel umschloss. Auf der Südost- und der Nordostseite der Mauer entstanden um 1526 zwei Geschütztürme: „Wilhelmsturm“ und „Gutgenug“. Dadurch wurde die relativ flache Ostseite des Hohentwiel verstärkt. Von der Kaserne aus waren die Türme durch einen überdachten Gang erreichbar. Auf der Westseite entstand der Geschützturm „Scharfes Eck“. Auch eine [[Windmühle]] wurde bis 1527 auf dem Gipfel erbaut, sie funktionierte jedoch nie richtig. Wann der Klingenberger Vorhof zur ''Unteren Festung'' ausgebaut wurde, ist nicht bekannt; 1588 war er durch eine Mauer mit Halbschalentürmen für kleine Geschütze befestigt. Ebenfalls unklar ist der Zeitpunkt der Befestigung des „Schmittefelsens“, welche in die frühe Bauphase gefallen sein könnte.<ref>Roland Kessinger: ''Der Ausbau zu Landesfestung – Ausbau des Hohentwiel zur frühneuzeitlichen Festung''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 76f).</ref>
Image:Konrad Widerholt.JPG|Konrad Widerholt, Kommandant der Festung Hohentwiel während des Dreißigjährigen Krieges


Image:Hohentwiel Belagerung 1641.JPG|Hohentwiel Belagerung 1641
[[Datei:Hohentwiel Plan 1655.JPG|mini|Plan der Festung 1655]]
Zwischen 1550 und 1557 gab Ulrichs Sohn Christoph 45.000&nbsp;Gulden für Baumaßnahmen auf dem Hohentwiel aus. 1553 bis 1554 ließ er die alte Klingenberger Burg zu einem [[Renaissance]]schloss, der heutigen Herzogsburg, umbauen. Auf einer nahezu rechteckigen Grundfläche umschlossen ihre drei Flügel einen Innenhof. 1559 wurde am Vorhof als weiterer Repräsentationsbau ein Tor errichtet, möglicherweise im Zusammenhang mit der oben genannten Umfriedung des Vorhofs. Unter Christoph wurden außerdem ein [[Kelterhaus]] und ein Gebäude zur Unterbringung von [[Wagen]] gebaut. Die Entstehungszeit des „Rondells Augusta“ ist nicht geklärt. Durch seine Lage beherrschte es das westliche Vorfeld und machte somit das „Scharfe Eck“ überflüssig. Von daher kann man schließen, dass das Rondell wohl frühestens unter Christoph, vielleicht sogar erst unter dessen Nachfolger Ludwig entstand. Das Rondell ist ein Geschützturm mit 25&nbsp;Metern Durchmesser. 1593 entstand ein erster [[Meierhof]] unterhalb der Festung.<ref>Roland Kessinger: ''Der Ausbau zu Landesfestung – Ausbau der Festung Hohentwiel unter den Herzögen Christoph und Ludwig''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 91f).</ref>


Image:Hohentwiel Blockade 1644.JPG|Hohentwiel Blockade 1644
[[Datei:Hohentwiel-Plan 1735.jpg|mini|Maximale Ausbaustufe 1735]]
In der Frühphase des Dreißigjährigen Krieges, als keine Kampfhandlungen im Hegau stattfanden, wurde der Hohentwiel erneut ausgebaut. Zwischen 1627 und 1634 wurde die Obere Festung mit [[Bastion]]en verstärkt, besonders wiederum die Ostseite. Hier entstanden zwei Bastionen und der „Schmittefelsen“ wurde ebenfalls zur Bastion ausgebaut.<ref>Roland Kessinger: ''Der 30-jährige Krieg – Der Hohentwiel in der ersten Phase des Krieges – Baumaßnahmen''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 110f).</ref> 1635 ließ Kommandant Widerholt eine Windmühle bauen. Es folgte zwischen 1639 und 1645 der Bau einer Kirche, deren Inventar in der Umgebung zusammengeraubt wurde.<ref>Roland Kessinger: ''Der 30-jährige Krieg – Baumaßnahmen unter Widerholt''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 147).</ref> Nach Kriegsende wurde die im Krieg mehrmals zerstörte Untere Festung wiederaufgebaut. Das Torgebäude wurde erneuert und in den inneren Bereich zurückgezogen. Etwas weiter nach Westen wurde das „Eugenstor“ erbaut. Ferner entstand eine neue Kellerei, die später als Offiziers-Unterkunft diente. Außerdem kam es zu einer Erweiterung der Wirtschaftsgebäude und Wohnunterkünfte. Neu errichtet wurden ein Wohngebäude, aus dem später eine Apotheke wurde, und ein Wirtshaus. Um die Festung besser zu sichern, wurde der Zugang verändert: Es wurde ein [[Kronwerk]] (sein westlicher Teil ist die heutige „Karlsbastion“) um den Vorhof angelegt, und der Eingang in die Festung erfolgte über das neue Karlstor.<ref>Roland Kessinger: ''Staatsfestung und Staatsgefängnis – Ausbau nach dem 30-jährigen Krieg''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 170ff).</ref> Auf Druck Österreichs, das den Ausbau kritisch beobachtete, mussten bereits begonnene Arbeiten zu einem Fort im Bereich der Unteren Festung eingestellt werden.


Bei einer Inspektion der Verteidigungsanlagen im Jahre 1727 wurde ein desolater Zustand der Mauern festgestellt. Daraufhin wurden noch im August des Jahres Ausbesserungen durchgeführt. In den folgenden Jahren gab es nochmals Erweiterungen: Auf der Oberen Festung wurde zwischen der kleinen Bastion („Triangel“) im Süden und dem Rondell Augusta der Verteidigungsring fortgesetzt. Dadurch entstand eine Verteidigungsterrasse („St. Erdmann“), auf der zunächst ein Baumgarten angelegt wurde. Neue Gebäude wurden kaum mehr gebaut, stattdessen wurden bestehende Gebäude anders genutzt: Die Kirche diente zusätzlich als Lagerhaus, und das ehemalige Mühlengebäude wurde zu einer Soldatenunterkunft. Aus der Wilhelmswacht wurde eine [[Marketender]]ei. Neu errichtet wurden nur einige kleinere Häuser, ein Windmühlenturm sowie ein Turm am Herzogssitz. Auch in der Unteren Festung wurde eine Marketenderei gebaut sowie ein Hospital errichtet. Auf der Ludwigsbastion auf der Südseite wurde ein Garten angelegt, vermutlich, um die Festung in Belagerungszeiten [[Autarkie|autarker]] zu machen. Der Eingang wurde durch den Bau des Alexandertors verstärkt.<ref>Roland Kessinger: ''Staatsfestung und Staatsgefängnis – Der Herbotsche Plan von 1735''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 170ff).</ref> 1735 erreichte die Festung ihren maximalen Ausbaustand.
Image:Hohentwiel-Plan Mitte 17. Jhd.jpg|Hohentwiel-Plan Mitte 17. Jhd


=== Ruine ===
Image:Hohentwiel-Ansicht 1692.JPG|Hohentwiel-Ansicht 1692
[[Datei:Festung Hohentwiel Baumassnahmen.JPG|mini|hochkant|Baumaßnahmen 2009 am ''Schmittefelsen'']]


Die Baumaßnahmen, die nach der Schleifung 1801 in der Ruine vorgenommen wurden, lassen sich heute zum großen Teil nicht mehr rekonstruieren. Während und nach der Schleifung wurde von der Bevölkerung viel Material entwendet. Für den Besuch Friedrichs II. 1804 räumte man die Festung auf. Dabei musste großflächig Schutt abgefahren und potentielle Gefahren durch lockere Steine in den Mauern beseitigt werden. Die Wege wurden für Wagen befahrbar und die Brücken zur Oberen Festung passierbar gemacht. Die Kosten für diese Maßnahmen beliefen sich auf 2.496&nbsp;Gulden. Um 1845 wurde der Kirchturm instand gesetzt, der als Aussichtsturm diente, und die erste Aussichtsplattform errichtet. 1847 erfolgte die Sperrung der Brücken, die 1849 in verkleinerter Form erneuert wurden. Um 1900 wurde die marode Treppe des Rondells Augusta instand gesetzt. 1912 renovierte man die Südmauer der Oberen Festung. Auch an der Karlsbastion wurde gebaut, sie wurde 1920 durch den Bau einer Geländermauer für Besucher sicherer gemacht.<ref>Roland Kessinger: ''1100 Jahre Baugeschichte – Weitere Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen nach der Zerstörung der Festung.'' In: ''Hohentwiel Buch.'' S. 234f.</ref>
Image:Hohentwiel-Merian.jpg|Merian: Hohentwiel


Die Problematik der Hohentwieler Bausubstanz ist, dass aus dem historischen Mauerwerk der Mörtel durch Regen ausgewaschen wird und die Mauern dadurch an Stabilität verlieren. Zudem greift [[Frostsprengung]] die Mauern an. Auch der Bewuchs mit [[Gemeiner Efeu|Efeu]] und Bäumen zerstört die Bausubstanz. Den Zerfall zu verhindern ist die Aufgabe der Bauarbeiten bis in die heutige Zeit. Dabei müssen die Mauern auch gegen ein Abrutschen gesichert werden. Sie werden beispielsweise künstlich miteinander verbunden oder mit [[Anker (Bauwesen)|Bohrankern]] im Fels verankert. Zwischen 1978 und 2000 wurden etwa 5&nbsp;Millionen&nbsp;[[Deutsche Mark|DM]] für Instandhaltungsarbeiten aufgewendet. Bis 2007 standen vom Land Baden-Württemberg weitere 2,4&nbsp;Millionen&nbsp;Euro zur Verfügung.<ref>Gunther Braun: ''1100 Jahre Baugeschichte – Denkmalpflege am Hohentwiel.'' In: ''Hohentwiel Buch.'' S. 240ff.</ref> Seit 1974 wurden bis 2009 in die Sicherung der Ruine 4,76&nbsp;Millionen&nbsp;Euro investiert.<ref name="Südkurier">''Hohentwiel wird aufgemöbelt.'' In: ''[[Südkurier]]'' vom 29. Mai 2009.</ref>
Image:Hohentwiel-Plan 1735.jpg|Hohentwiel-Plan 1735


== Bewohnerentwicklung ==
Image:Hohentwiel 1799.JPG|Hohentwiel 1799
Angaben über Bewohnerzahlen existieren seit dem Beginn der Festungszeit. Dass Frauen und Kinder in der Festung lebten, ist erstmals für 1594 nachgewiesen. Bei Bedarf konnte die Festung jedoch deutlich mehr Soldaten Unterkunft gewähren. So waren bereits während des Bauernkrieges 1524 500&nbsp;Soldaten in der Festung stationiert.

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| 1522 || align="center" | 50 || align="center" | – || align="center" | – || align="center" | –
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! Zivilisten
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| 1594 || align="center" | ca. 30 || align="center" | – || align="center" | 8 || align="center" | 25
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| 1800 || align="center" | 106 || align="center" | 27 || align="center" | 54 || align="center" | 93
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== „Willkommbuch“ ==
Bei der feierlichen Wiederinbesitznahme durch Eberhard III. im Juni 1652, als er sich mit großem Gefolge und vielen Gästen auf dem Hohentwiel aufhielt, stiftete er ein in Leder gebundenes Gästebuch aus hochwertigem, in Zürich hergestelltem Papier. Im Laufe von 148&nbsp;Jahren nahm es rund 900&nbsp;Reime und Sinnsprüche auf Deutsch, Französisch, Latein, aber auch Griechisch und Hebräisch von Besuchern der Festung auf. Das Gästebuch knüpfte an eine von Herzog Ulrich begründete Tradition an, wonach jeder Besucher der Festung die Pflicht hatte, 40&nbsp;Pfund Steine auf den Berg zu tragen, ihm dafür aber oben ein Willkommenstrunk aus einem goldenen Becher zustand.

Eberhard III. eröffnete das Buch mit dem französischen Wahlspruch ''Tout avec Dieu'' ([[Deutsche Sprache|dt.]] „Alles mit Gott“). Die drei späteren großen Fürstenbesuche sind jeweils mit einer Vielzahl von Einträgen dokumentiert: Am 17.&nbsp;März 1702 [[Eberhard Ludwig (Württemberg)|Eberhard Ludwig]], 1734 [[Karl Alexander (Württemberg)|Karl Alexander]] mit großem Gefolge und 1741, infolge des Österreichischen Erbfolgekrieges, der junge Herzog [[Carl Eugen (Württemberg)|Carl Eugen]] mit seinen Brüdern [[Ludwig Eugen (Württemberg)|Ludwig Eugen]] und [[Friedrich Eugen (Württemberg)|Friedrich Eugen]].

Viele der Eintragungen beziehen sich auf den Brauch des Steinetragens: „Ich trug ein Stein auf Hohentwiel / Von 50 Pfund ist gar nicht viel, / Doch tranke aus dem Becher Wein, / Gott woll mir weiter gnädig seyn“, schrieb am 12.&nbsp;April 1697 ein Freiherr von Ow, worauf ein Graf von Forstner erwiderte: „Ich hab getragen gar nicht schwer, / Hergegen gesoffen desto mehr.“ Andererseits spiegelt der Eintrag des Sekretärs und Geheimen Registrators Johann Christoph Knab, der 1741 die drei herzoglichen Brüder begleitete, die Beklemmung der Flucht: „Wenn jemand mich in Stuttgardt sucht, / So sprecht ich sey mit in der Flucht, / Zu Hohen Twiel, auf Felß und Stein, / Wo rauhe Lufft und saurer Wein, / Vergnügenheit mein ganz vergißt, / Den hol der Fuchs, so schuld dran ist.“

Neben solchen Eintragungen finden sich solche von Offizieren der Festung, von Pfarrern und geistlichen Würdenträgern und im 17.&nbsp;Jahrhundert von vielen jungen Adeligen aus Schweden, Pommern, Sachsen oder Westfalen, die auf ihrer [[Grand Tour|Kavalierstour]] den Hohentwiel besuchten. Ab 1734 finden sich die ersten Eintragungen von Frauen und im 18.&nbsp;Jahrhundert von Bürgerlichen.<ref>Casimir Bumiller: ''Hohentwiel''. (S. 172ff).</ref>

== Ekkehard-Roman ==
[[Datei:Singen (0BW) - Bismarck + Scheffel-Dkm 2.JPG |mini|Inschrifttafel in den Ruinen des Zeughauses]]

Im Jahr 1855 erschien [[Joseph Victor von Scheffel]]s [[Roman]] ''[[Ekkehard (Roman)|Ekkehard]]'', der zu Scheffels Lebzeiten noch 89&nbsp;Mal neu aufgelegt wurde. Den Mittelpunkt der Erzählung bildet die Liebesgeschichte des Mönchs [[Ekkehard II. (St. Gallen)|Ekkehard&nbsp;II.]] mit [[Hadwig (Schwaben)|Hadwig]], der Witwe des Herzogs [[Burchard III. (Schwaben)|Burchard&nbsp;III.]] Am Anfang des Romans reist Hadwig nach [[St. Gallen]] und trifft dort auf Ekkehard. Vom Bildungs-Inventar des Klosters angetan, fordert sie vom Abt Ekkehard als Latein-Lehrer. Auf seiner Reise nächtigt er im [[Kloster Reichenau]] und bekommt Streit mit den dortigen Mönchen. Es folgt ein Einfall der Hunnen, die bei einer Schlacht vor dem Hohentwiel geschlagen werden. An der Schlacht nimmt auch Ekkehard teil. Nachdem Ekkehard einen belgischen Mönch ausgelacht hat, rächt sich dieser mit einer Schmähschrift, die von den Reichenauern der Herzogin zugespielt wird. Dies und seine Ablehnung ihres Werbens, zuletzt aber sein Annäherungsversuch im falschen Moment bringt ihn in das Schlossverlies. Ekkehard kann flüchten und versteckt sich bei Almbauern im [[Säntis]]-Gebiet. Hier schreibt er das „Walthari-Lied“ und reist danach in die Welt, um unbekannte Abenteuer zu erleben.

Anders als im Roman war Ekkehard&nbsp;II. lediglich Hadwigs Lehrer und Vertrauter. Dem „Einfall der Hunnen“ entsprachen in der Realität die [[Ungarneinfälle]]. Dabei kamen die Ungarn 913, 915 und 917 in den Hegau, die Rolle des Hohentwiel dabei ist nicht bekannt. Das Walthari-Lied entspricht der realen lateinischen [[Waltharius]]-Heldendichtung, die um das 10.&nbsp;Jahrhundert entstanden ist. Allerdings ist ihr Verfasser nicht bekannt. Scheffel übersetzte die Dichtung aus dem Lateinischen ins Deutsche. Für seinen Roman hat Scheffel die um 1850 verfügbaren Quellen ausgiebig genutzt, so dass Teile des Romans sich eng an die historische Realität anlehnen.

Die Darstellungen des zeitweise ungeheuer populären Romans beeinflussten lange Zeit die Wahrnehmung der Geschichte des Hohentwiel. Von vielen Lesern wurden sie als Wirklichkeit aufgefasst. Dies wirkte sich auch auf die Ruinen aus. An manchen Gebäuden wurden unter dem Eindruck des Romans fehlerhafte Schilder angebracht, beispielsweise ''Kloster, später Kaserne'' oder ''Ekkehardsturm''. Dabei sind aus dem 10.&nbsp;Jahrhundert bisher keine Spuren in den Ruinen gefunden worden.<ref>Klaus-Michael Peter: ''Romantik und Realismus – Hadwig und Ekkehards Hohentwiel lassen wir uns nicht nehmen''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 253ff).</ref>

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Singen (0BW) - Bismarck + Scheffel-Dkm 4a.JPG |Bismarck-Reliefmedaillon von [[Theodor Bausch]]
Singen (0BW) - Bismarck + Scheffel-Dkm 5a.JPG |Pendant: Scheffel-Relief von Theodor Bausch
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== Festung heute ==
[[Datei:Hohentwiel Heute.svg|mini|Festung heute]]

Bei einem Rundgang durch die erhaltenen Teile der Festung, ausgehend von der heutigen „Domäne Hohentwiel“, erreicht man zunächst durch das ''Alexandertor''&nbsp;(1), einen Tunnel, die Untere Festung. Es folgt das stark zerstörte ''Karlstor''&nbsp;(2) vor der ''Karlsbastion''&nbsp;(3). Durch das ''Eugenstor''&nbsp;(4) gelangt man in das Innere der Unteren Festung. Vorbei am Torgebäude ''Radschinen''&nbsp;(5), dem ''Stabsoffiziersbau''&nbsp;(6) und der ''Alten Kelter''&nbsp;(7) passiert man die ''Apotheke''&nbsp;(8), die ''Marketenderei''&nbsp;(9) und die ''Kaserne''&nbsp;(10). Im Aufstieg zur Oberen Festung sieht man die ''Bäckerei''&nbsp;(11) und ein ''Wirtschaftsgebäude''&nbsp;(12). Im oberen Teil des Weges trifft man auf Reste eines Torturms, das ''Salzbüchsle''&nbsp;(13), auf welches die ''Schmiede''&nbsp;(14) folgt. Den nördlichsten Teil der Festung bildet die ''Friedrichsbastion''&nbsp;(15) auf dem ''Schmittefelsen''. Im Anschluss daran gelangt man durch ein ''Portal''&nbsp;(16) in die Obere Festung. Diese beginnt mit dem ''Langen Bau''&nbsp;(17, Kaserne) in dem sich der ''Laubengang'' befindet. Beherrscht wird der Ostteil der Oberen Festung durch den ''Paradeplatz''&nbsp;(18), auf dem sich die ''Zisternen''&nbsp;(19) befinden. Vom Platz gibt es einen Durchgang zum Geschützturm ''Gutgenug''&nbsp;(20). In der Kaserne ist ein Abgang zur ''Wilhelmswacht''&nbsp;(21), der östlichen Bastion. Am südlichen Ende des Ostteils liegt die ''Obere Bäckerei''&nbsp;(22), an die sich nördlich das ''Langhaus der Kirche''&nbsp;(23) anschließt. Im Westteil der oberen Festung befindet sich die ''Herzogsburg''&nbsp;(24) mit dem ''Badehaus''&nbsp;(25). Der südlichste Punkt wird begrenzt durch die ''Eberhardswacht''&nbsp;(26), die nach Westen hin in das ''Rondell Augusta''&nbsp;(27) übergeht. Nördlich davon befindet sich das ''Zeughaus''&nbsp;(28).<ref>''Rundgang durch die Festung''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 272ff).</ref>
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Hohentwiel Ruine Karlsbastion Stabsoffizierwohnung.JPG|Untere Festung: Stabsoffizierswohnungen und Karlsbastion
Hohentwiel Ruine Marketenderei Kaserne.JPG|Untere Festung: Marketenderei und Kaserne
Hohentwiel Ruine Rondell Augusta.JPG|Obere Festung: <br />Rondell Augusta
Festung Hohentwiel Herzogsburg02.JPG|Obere Festung: <br />Herzogsburg
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== Festspiele und Festivals ==
[[Datei:Hohentwiel Festival 2007.jpg|miniatur|Hohentwiel-Festival 2007]]

Schon um das Jahr 1900 wollte die Stadt Singen ''Hohentwiel-[[Theaterfestival|Festspiele]]'' begründen. Zu diesem Zweck wurde eine Festspielhalle unter dem Hohentwiel erbaut, in der 1906 und 1907 zwei Festspiele stattfanden. In den Folgejahren erwies sich das Projekt jedoch als Fehlschlag, und die Halle wurde 1918 abgerissen. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einer Wiederbelebung der Festspielidee. An einem Wochenende im August 1921 fanden erneut Festspiele statt, dieses Mal direkt auf dem Hof der Herzogsburg. 1922 wurden daraus die ''Volksfestspiele'', die sechs Wochen liefen. Ort der Aufführungen war die Karlsbastion, mit der Unteren und Oberen Burg als „natürlicher“ Kulisse. Mit wechselndem finanziellen Erfolg wurden die Festspiele jährlich bis zur [[Weltwirtschaftskrise]] 1929 fortgesetzt. Von 1935 bis 1939 gab es ''Deutsche Festspiele'' unter [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischer]] Federführung und mit Förderung durch [[Joseph Goebbels]].<ref>Klaus-Michael Peter: ''Freund und Leid um den Hohentwiel''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 265ff).</ref>

Als der Hohentwiel 1969 zur Stadt Singen kam, wurde aus diesem Anlass eine ''Sonderfestwoche'' im Sommer veranstaltet. Unter anderem gab es ein Burgfest mit Feuerwerk. Die Festwochen wurden 1970 wiederholt, allerdings ohne Programmpunkte in der Festung selbst. 1975 fand auf der Karlsbastion ein ''Jazzfestival'' statt, das in der Folge regelmäßig veranstaltet wurde. 1980 vergrößerte es sich, so dass die Untere Festung mit einbezogen wurde. Im selben Jahr gab es einen ''Kultursonntag'' mit dreizehn in der Festung verteilten Spielstätten und 20.000&nbsp;Besuchern. Ab 1981 verlängerte sich das Jazzfestival auf zwei Spieltage, und der Kultursonntag wurde zum ''Bergfest''. 1990 trat [[Miles Davis]] beim Festival auf, das sich dadurch auch international etablieren konnte. 1998 führten Einsparungen im Singener Stadthaushalt dazu, dass das Festival nur noch mit privaten Partnern möglich war. Im Jahr 2000 fanden wegen der [[Landesgartenschau]] keine Veranstaltungen auf dem Berg statt. Seitdem findet das Festival jährlich statt. Heute dauert das Festival eine Woche und findet im Juli statt.<ref>Walter Möll: ''Festival-Festung Hohentwiel''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 279ff).</ref> Veranstalter des Festivals ist die Stadt Singen in Kooperation mit [[KOKO & DTK Entertainment]] aus Konstanz.

== Tourismus ==
[[Datei:Hohentwiel Besucherzahlen bis 2007.PNG|mini|Ausgewählte Besucherzahlen zwischen 1935 und 2007]]

[[Tourismus in Baden-Württemberg|Touristische]] Besucher des Hegaus und des Hohentwiels gab es schon seit Anfang des 18.&nbsp;Jahrhunderts; so kamen beispielsweise [[Johann Georg Keyßler]] und [[Johann Georg Sulzer]]. Ohne Erlaubnis des Hofes in Stuttgart durfte die Festung jedoch nicht betreten werden. Lediglich zum Gottesdienst war dies möglich. Nach der Schleifung der Burg zu Beginn des 19.&nbsp;Jahrhunderts war der württembergische Herzog 1804 der erste Besucher. In der Folge konnte die Festung kostenlos betreten werden, für die Besteigung des Kirchturms mussten 12&nbsp;[[Kreuzer (Münze)|Kreuzer]] bezahlt werden. Eine „touristische“ Maßnahme war die Aufforstung des Hohentwiels nach 1890, welche dem Berg ein „freundlicheres Aussehen“ verleihen sollte. Im Mai 1906 besuchte Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm&nbsp;II.]] den Hohentwiel. 1994 wurde in einer Remise der Domäne ein Informationszentrum mit Kartenverkauf, Dauerausstellung und Multimedia-Show eingerichtet. Die Besucherzahlen der Festung liegen seit den 1950er Jahren bei über 50.000&nbsp;Besuchern pro Jahr, seit 1990 bei mehr als 80.000&nbsp;Besuchern jährlich. 1990 und 2002 wurde mit 120.412 beziehungsweise 126.520&nbsp;Besuchern sogar die Marke von 120.000&nbsp;Besuchern überschritten.<ref>Klaus-Michael Peter: ''Das Informationszentrum Hohentwiel''. In: ''Hohentwiel Buch''. (S. 303).</ref> Im Jahr 2008 besuchten 86.000 Menschen die Ruinen.<ref name="Südkurier"/> Betreut wird die Festungsruine von der Einrichtung [[Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg]].


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Carl von Martens|Karl von Martens]]: ''Geschichte von Hohentwiel.'' J. B. Metzler, Stuttgart 1857 ({{Digitalisat |GB=CZMAAAAAcAAJ&pg=frontpage}})
Casimir Bumiller: Hohentwiel, die Geschichte einer Burg zwischen Festungsalltag und grosser Politik, Konstanz 1990
* Herbert Berner (Hrsg.): ''Hohentwiel, Bilder aus der Geschichte des Berges.'' 2. Auflage. Thorbecke, Konstanz 1957.
* [[Casimir Bumiller (Historiker)|Casimir Bumiller]]: ''Hohentwiel: Die Geschichte einer Burg zwischen Festungsalltag und großer Politik.'' 2. Auflage. Stadler, Konstanz 1997, ISBN 3-7977-0370-8.
* Roland Kessinger, Klaus-Michael Peter (Hrsg.): ''Hohentwiel Buch – Kaiser, Herzöge, Ritter, Räuber, Revolutionäre, Jazzlegenden.'' MarkOrPlan, Singen (Hohentwiel)/Bonn 2002, ISBN 3-933356-17-2
* Roland Kessinger, Klaus-Michael Peter (Hrsg.): ''1. Anhang 2004/05 zum Hohentwiel Buch.'' MarkOrPlan, Singen (Hohentwiel)/Bonn 2004, ISBN 3-933356-27-X
* Roland Kessinger, Klaus-Michael Peter (Hrsg.): ''Neue Hohentwiel Chronik'' (2. Anhang 2009/10 zum Hohentwiel Buch). MarkOrPlan, Singen (Hohentwiel) 2009, ISBN 978-3-933356-55-0.
* [[Eberhard Fritz]]: ''Konrad Widerholt, Kommandant der Festung Hohentwiel (1634-1650). Ein Kriegsunternehmer im europäischen Machtgefüge.'' In: ''Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte,'' 76 (2017), S. 217–268.
* Eberhard Fritz: ''Der Dreißigjährige Krieg in Südwestdeutschland. Quellen aus Oberschwaben, dem westlichen Allgäu, der Bodenseeregion mit dem Hegau, den fürstenbergischen Herrschaften und dem Herzogtum Württemberg, 1635-1638''. Cardamina-Verlag, Koblenz 2024. ISBN 978-3-86424-655-5
* Hugo Siefert: ''Der Hohentwiel. Zur Geschichte eines baden-württembergischen Zankapfels.'' In: ''Rottweiler Heimatblätter,'' 83. Jahrgang (2022), Nr. 5.


== Besichtigung ==
== Siehe auch ==
* [[Liste von Burgen und Schlössern im Regierungsbezirk Freiburg#Landkreis Konstanz|Liste von Burgen und Schlössern im Regierungsbezirk Freiburg]]
Die Burgruine kann zu den folgenden Zeiten besichtigt werden:
* [[Burgenweg (Hegau)#3 – Hohentwiel → Staufen → Hilzingen → Hohentwiel|Burgenweg 3]]


== Weblinks ==
16. März - 31. März: 8 - 19 Uhr,
{{Commonscat}}
1. April - 15. September: 8 - 20:00 Uhr,
{{Wikisource|Singen (Hohentwiel)#Hohentwiel|Hohentwiel}}
16. September - 31. Oktober: 10 - 18 Uhr,
* {{HLS|7070|Hohentwiel|Autor= Casimir Bumiller}}
1. November - 15. März: 10 - 17 Uhr.
* [https://www.festungsruine-hohentwiel.de Festungsruine Hohentwiel] auf dem Internetauftritt der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
Letzter Einlass ist jeweils eine halbe Stunde vor Ende der jeweiligen Öffnungszeiten.
* [http://www.p-stein.de/hohentwiel-rundgang71.htm Virtueller Hohentwiel-Rundgang]
Führungen bzw. Sonderführungen sind nach vorheriger Vereinbarung möglich.
* [http://www.hohentwielfestival.de/ Offizielle Website des Hohentwiel-Festivals]
* Illustration von [[Daniel Meisner]] von 1626: ''Hohenwyhl. Periculo alieno sapere'' ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-93719}})
* [https://sketchfab.com/3d-models/festung-hohentwiel-54743c52ebc447d8a3aa98e8699c7778 3D-Modell der Festung Hohentwiel]


== Anmerkungen ==
Eintritt:
<references group="Anm." />
Erwachsene 2,80 €,
Ermäßigte 1,00 €,
Familienkarte 5,00 €,
Gruppen ab 20 Personen 1,00 €,
Jahreskarte 10,00 €.


== Einzelnachweise ==
''Siehe auch:'' [[Liste der Burgen und Schlösser]], [[Liste von Festungen]]
<references />


{{Lesenswert|13. Juli 2009|62056319}}
==Weblinks==
{{Normdaten|TYP=g|GND=4241279-1|LCCN=sh/95/1111|VIAF=316594408|REMARK=Ansetzungsform GND: „Burg Hohentwiel“.}}
*[http://www.dhs.ch/externe/protect/textes/d/D7070.html Artikel ''Hohentwiel''] im [[Historisches Lexikon der Schweiz|Historischen Lexikon der Schweiz]]


{{Navigationsleiste Burgen und Schlösser im Landkreis Konstanz}}
*[http://www.p-stein.de/hohentwiel-rundgang.htm Virtueller Hohentwiel Rundgang]


[[Kategorie:Burg in Baden-Württemberg|Hohentwiel, Festung]]
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[[Kategorie:Kulturdenkmal in Singen (Hohentwiel)]]

Aktuelle Version vom 8. Juli 2025, 23:19 Uhr

Festung Hohentwiel
Luftbild der Festung Hohentwiel

Luftbild der Festung Hohentwiel

Staat Deutschland
Ort Singen (Hohentwiel)
Entstehungszeit Um 914
Burgentyp Höhenburg, Gipfellage
Erhaltungszustand Ruine
Geographische Lage 47° 46′ N, 8° 49′ OKoordinaten: 47° 45′ 53″ N, 8° 49′ 8″ O
Höhenlage 686 m ü. NHN
Festung Hohentwiel (Baden-Württemberg)
Festung Hohentwiel (Baden-Württemberg)
Panorama vom Kirchturm: Eugensbastion und Singen
Ansicht von Singen aus

Die Festung Hohentwiel ist eine ehemalige Gipfelburg und Festung auf der vulkanischen Quellkuppe des Hohentwiel im Hegau, in der Nähe des Bodensees. Die Felsen überragen die am östlichen Fuß des Berges gelegene Stadt Singen um 260 Meter. Mit einer Fläche von neun Hektar stellt die für Besucher zugängliche Festung die größte Burgruine Deutschlands dar. Seit 1990 wurde die Anlage jedes Jahr von über 80.000 Menschen besucht, das Maximum lag 2002 bei 126.520 Besuchern. Im Bereich der Festungsanlage findet jährlich das Hohentwiel-Festival statt.

In ihrer Geschichte war die Festung frühmittelalterlicher Herzogssitz und einfache hochmittelalterliche Burg. Erstmals erwähnt wird die Befestigung auf dem Hohentwiel im Jahr 915. In der Folgezeit war der Hohentwiel im Besitz verschiedener Adelsfamilien, darunter der Zähringer und Klingenberger. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts kam der Hohentwiel mehr und mehr unter Einfluss und Herrschaft der Württemberger. Damit war die Burg wieder Herzogssitz. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Anlage zur württembergischen Staatsfestung ausgebaut und im Dreißigjährigen Krieg fünfmal erfolglos belagert. Im Anschluss folgte eine Nutzung als Staatsgefängnis, bis die Anlage 1801 im Zweiten Koalitionskrieg geschleift wurde. Nach der Zerstörung wurden die Ruinen schnell zum Anziehungspunkt für Touristen.

Lage und Umgebung

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Der Vulkan Hohentwiel mit der Festung liegt im Süden Baden-Württembergs auf der Gemarkung der Stadt Singen im Landkreis Konstanz. Die Stadt befindet sich direkt unterhalb der Ostseite des Berges am Ufer der Radolfzeller Aach. Im Westen befindet sich in drei Kilometer Entfernung Hilzingen. Zehn Kilometer in südöstlicher Richtung entfernt liegt der Bodensee. Im Nordwesten und Norden befinden sich die ebenfalls auf markanten Vulkanresten gelegenen Ruinen von Hohenstoffeln, Burg Hohenkrähen und Burg Mägdeberg.

Erstmals erwähnt wird die Burg in der St. Galler Klosterchronik Ekkehards IV. (um 980–1060) als castellum tuiel, das 915 belagert wurde. Früher unterstellte die Forschung keltische Wurzeln des Namens. Nach neuesten Erkenntnissen der Sprachwissenschaft wird wegen des Anlautes von einem alemannischen Ursprung ausgegangen. Das Wort könnte dann auf den indogermanischen Stamm *tú oder tuo mit der Bedeutung „schwellen“ zurückgehen. Gesichert ist diese Annahme nicht.[1] Latinisiert erscheint der Name in Urkunden als Duellium oder Duellum. Seit dem Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit ist neben „Tuiel“ oder „Twiel“ auch der Name Hohentwiel gebräuchlich. Erstmals belegt ist er für 1521.[2]

Anfänge als Herzogssitz

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Fresko 1437: Hadwig und Burkhard III. als Gründer des Klosters 970

Im Gegensatz zu den anderen Hegaubergen konnten auf dem Hohentwiel keine Spuren einer Fliehburg nachgewiesen werden. Die Ursprünge der Befestigungen auf dem Berg liegen im frühen Mittelalter, und zwar im Zusammenhang mit der Wiederbegründung des Herzogtums Schwaben. Im Jahre 914 wurde der Berg von Burchard II. während seines Aufstands gegen König Konrad I. befestigt und im Jahr darauf von Konrad erfolglos belagert. Burchard konnte sich durchsetzen und wurde um 920 von Konrads Nachfolger Heinrich I. offiziell mit dem Herzogtum belehnt. Unter seinem Sohn, Herzog Burchard III., wurde der Hohentwiel in der Mitte des 10. Jahrhunderts zur schwäbischen Herzogsresidenz ausgebaut.

970 wurde damit begonnen, auf dem Twiel ein Kloster zu errichten. Es war dem hl. Georg geweiht und verfügte über eine angeschlossene Klosterschule. 973 starb Burchard III. und wurde im Kloster Reichenau bestattet. Seine Witwe Hadwig konnte danach noch 21 Jahre lang, bis zu ihrem Tod 994, ihre Stellung auf dem Twiel behaupten und wurde sogar in königlichen Urkunden als dux (dt.: „Herzog“) bezeichnet. Dies ist insofern bemerkenswert, als es zu ihren Lebzeiten zwei weitere legitime Herzöge gab. Um 973 berief sie Ekkehard II. aus der Abtei St. Gallen auf den Hohentwiel, um sich von ihm in Latein unterrichten zu lassen. Ekkehards Leben wurde 1855 in dem historischen Roman Ekkehard von Joseph Victor von Scheffel beschrieben (siehe unten).

Nach dem Tod Hadwigs begab sich Kaiser Otto III. zum Twiel, um dort die Erbschaft zu regeln und die von Hadwig angemaßten Rechte am Königsgut wieder für sich zu beanspruchen. Im Jahr 1000 weilte der Kaiser ein zweites Mal auf dem Twiel, was auf einen komfortablen Ausbau der Burg schließen lässt, aber auch Ottos Bestreben erkennen lässt, seine Besitzansprüche durchzusetzen.[3]

Mittelalterliche Adelsburg

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Um 1005 wurde das Kloster nach Stein am Rhein verlegt, worauf der Twiel an Bedeutung verlor. Die nächsten urkundlichen Erwähnungen stehen im Zusammenhang mit dem Investiturstreit. Im Jahre 1079 gehörte der Hohentwiel offensichtlich den Zähringern. Adelheid, die Frau des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden und Schwiegermutter Bertholds II. von Zähringen, starb in diesem Jahr auf dem Hohentwiel.

In diesem Zusammenhang tauchen zwei Familien auf, die sich beide nach dem Twiel benannten, aber auf Grund der politischen Konstellation nicht identisch sein können: eine vom Abt von Sankt Gallen eingesetzte und eine aus dem Umfeld der Zähringer. Ulrich von Eppenstein, Abt des Klosters St. Gallen konnte Berthold 1086 den Twiel abnehmen, der danach über drei Jahrzehnte im Einflussbereich des Abtes blieb. Nach dem Tod des Abtes 1121 nahmen dann die, in Zähringer Diensten stehenden, Herren von Singen den Twiel in Besitz (vermutlich frühestens 1122, spätestens aber 1132) und nannten sich fortan „Herren von Twiel“. 1214 ist ein Gibizo de Twiel und 1230 ein Heinrich von Twiel nachgewiesen. Heinrich ist der letzte nachgewiesene Herr von Twiel. Ob diese Personen den Twiel in Eigenbesitz hatten, ist ungeklärt; er könnte auch Königs- oder Herzogsgut gewesen sein. Dann wären die Genannten mit dem Twiel belehnt gewesen.[4]

Aus dem Jahr 1267 existiert eine von Ulrich von Klingen unterzeichnete Urkunde. Nachdem 1218 die Zähringer ausgestorben waren, könnten sich die Herren von Klingen den Twiel angeeignet und die Herren von Twiel auf den Rosenegg versetzt haben. Ein weiterer Ulrich von Klingen verkaufte den Twiel am 16. Februar 1300 für 940 Mark Silber[5] an Albrecht von Klingenberg. Für sieben Generationen verblieb der Twiel im Besitz der Klingenberger. 1419 und 1433 kaufte Caspar von Klingenberg die Herrschaft über Hohenklingen und die Vogtei über das Kloster St. Georg. Damit war nach über 400 Jahren der Herr von Twiel wieder Schutzherr über das Kloster.[6]

1464 begann eine Fehde zwischen Eberhard von Klingenberg und Johann von Werdenberg. Der Werdenberger hatte einen Knecht Eberhards gefangen genommen und gefoltert. Im Zuge der Geschehnisse bildeten sich zwei Koalitionen: Die Werdenberger mit der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild sowie den Grafen von Württemberg auf der einen und Eberhard mit Hans von Rechberg, Wolf von Asch und Schweizer Reisläufern auf der anderen Seite. Auf letztere konnte Eberhard zurückgreifen, da er 1463 in das Bürgerrecht der Stadt Luzern getreten war. Nachdem alle Vermittlungsversuche fehlgeschlagen waren, begann am 11. Oktober die Belagerung der Twieler Burg durch die Werdenberger zusammen mit der Rittergesellschaft. Über größere Kämpfe während des Geschehens am Twiel ist nichts bekannt. Auch die Burgen des Rechbergers wurden belagert. Im Laufe einer solchen Belagerung kam Hans von Rechberg am 11. November zu Tode, worauf sich Eberhard mit der Bitte um Vermittlung an Erzherzog Siegmund von Österreich wandte. Daraufhin kam es am 28. Januar 1465 zu einem Friedensschluss in Biberach. Zuvor hatte Eberhard am 12. Januar zugestanden, dass die Herren von Klingenberg für 200 Gulden Dienstmänner des Erzherzogs wurden.[6]

Nachdem verschiedene Mitglieder der Klingenberger erbliche Herrschaftsansprüche auf die Ganerbenburg Twiel erhoben hatten, kam es im Jahr 1475 zu einem Burgfrieden: Zwischen Eberhard, Kaspar dem Älteren und dem Jüngeren, Albrecht und Heinrich wurde vereinbart, die Burg nicht zu verkaufen, was sich wegen der finanziellen Schwierigkeiten der Familie angeboten hätte. Geldnot führte jedoch dazu, dass Albrecht und Kaspar d. Ä. 1483 für sechs Jahre in den Dienst Eberhards d. Ä. von Württemberg traten. Dieser erlangte damit das Recht, die Anteile der beiden am Twiel zu nutzen. 1486 schloss Bernhard von Klingenberg einen Dienstvertrag mit dem Württemberger, wodurch dieser bei Bedarf über das Schloss verfügen konnte. Dagegen schloss sich Kaspar d. Ä. 1485 dem österreichischen Erzherzog an, was diesem den Anteil Kaspars am Twiel sicherte. 1489 tat es ihm Albrecht gleich. Diese Situation war insofern prekär, als die Interessen Württembergs und Habsburgs, die beide versuchten, ihre Territorien mit ihren jeweiligen Besitzungen im Elsass und in Burgund zu vereinigen, im Hegau aufeinanderstießen.[Anm. 1] Im Rahmen des Schweizerkriegs 1499 wurde der Twiel trotz zahlreicher Kampfhandlungen im Hegau nicht angegriffen.[6]

Württembergische Festung

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Älteste realistische Darstellung der Festung 1588 (Hans Dorn)

1511 bekam Herzog Ulrich von Württemberg das Öffnungsrecht für den Twiel-Teil des Hans Heinrich von Klingenberg. In der Folge kam es zu familiären Streitigkeiten, in deren Verlauf Hans Heinrich immer mehr Teile am Twiel gewann. Als Herzog Ulrich 1519 vor dem Schwäbischen Bund fliehen musste, erlaubte ihm sein Öffnungsrecht, Zuflucht auf dem Twiel zu nehmen. 1521 erwarb Ulrich das Nutzungsrecht für den Twiel, um ihn als Standort für die Rückeroberung Württembergs zu nutzen. Der Vertrag sah vor, dass der Twiel zwei Jahre nach der erfolgreichen Rückeroberung an Hans Heinrich zurückfallen sollte. Außerdem wurden darin dem Klingenberger hohe finanzielle Versprechungen gemacht. Die Unruhen des Bauernkriegs suchte Herzog Ulrich für seine Zwecke der Rückeroberung seines Landes zu nutzen. Anfang 1525 lagen auf dem Hohentwiel 500 Schweizer Söldner, die Ulrich dabei unterstützen sollten. Insgesamt hatte Ulrich in der näheren Umgebung zwischen 6000 und 8000 Soldaten zusammengezogen. Der Feldzug wurde aber vor Stuttgart wieder abgebrochen, da der französische König bei Pavia gefangen genommen worden war und die Schweizer Söldner deshalb zurückgerufen wurden.

Nachdem Ulrich neun Jahre später sein Herzogtum wieder zurückgewonnen hatte, kam es nicht zur vereinbarten Rückgabe der Burg. Stattdessen erwarb Ulrich am 24. Mai 1538 den Hohentwiel vollständig. Er bezahlte dafür 12.000 Gulden.[7] Ulrich wollte nach den Erfahrungen seiner Vertreibung, bei der all seine Burgen gefallen waren, sieben Landesfestungen erbauen, eine davon auf dem Hohentwiel. Finanziert wurde der Ausbau der Burg mit finanzieller Unterstützung durch den französischen König Franz I. Der zeitliche Umfang der Arbeiten ist nicht bekannt. 1550 ließ Herzog Christoph, der Nachfolger Ulrichs, die Festung erweitern. Dazu wurde der Bruderhof von Singen gekauft, um eine Domäne zur Versorgung der Festung zu bekommen. 1593 kam der Bergmaierhof hinzu.[8]

Dreißigjähriger Krieg

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Darstellung der Belagerung 1641 durch Merian
Ansicht des Hohentwiel 1643, ebenfalls Merian

Die alte Rivalität zwischen dem nun protestantischen Württemberg und dem katholischen Habsburg fand im Dreißigjährigen Krieg ihre Fortsetzung. Zwischen 1627 und 1634 wurde die Festung weiter verstärkt. Württemberg verfolgte nach seiner anfänglichen Niederlage in der Schlacht bei Wimpfen 1622 zunächst eine Politik der Neutralität. Das 1629 von Kaiser Ferdinand II. erlassene Restitutionsedikt, nach dem alle geistlichen Güter, die zum Zeitpunkt des Passauer Vertrages vom 1. August 1552 nicht protestantisch gewesen waren, wieder in katholische Hände kommen sollten, vereinte die protestantischen Stände jedoch wieder, und sie verbündeten sich im Heilbronner Bund mit dem schwedischen König Gustav Adolf II. Nach ihrer Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 stand Württemberg den Feinden offen. Eberhard floh mit seinem Hofstaat nach Straßburg. Alle Landesfestungen bis auf den Hohentwiel wurden von den Kaiserlichen erobert. Ferdinand III. betrachtete Württemberg als von Habsburg erobertes Gebiet und verwaltete es entsprechend. Die protestantischen Stände verbündeten sich nun mit Frankreich. 1635 übernahm Bernhard von Weimar das Kommando über die protestantischen Truppen, aber im Mai 1635 schloss der Kurfürst von Sachsen, dem sich später die meisten anderen Reichsstände anschlossen, den Frieden von Prag mit dem Kaiser. Das Restitutionsedikt wurde zurückgenommen, die Katholische Liga löste sich auf und es sollte nur noch eine Reichsarmee gegen äußere Feinde (Schweden, Frankreich) aufgestellt werden. Ausdrücklich ausgenommen waren aber die Mitglieder des Heilbronner Bundes. Bernhard von Weimar stellte sich daraufhin in französische Dienste. Frankreich trat offen in den Krieg ein und Südwestdeutschland wurde zu einem der Hauptschauplätze des Krieges. 1638 erhielt Herzog Eberhard III. einen Teil seines Herzogtums zurück, die von Ferdinand II. verschenkten Ämter verblieben aber bei Habsburg.

Die Festung Hohentwiel spielte nun eine maßgebliche Rolle als wichtiger Stützpunkt der mit Frankreich verbündeten Gegner Habsburgs. Konrad Widerholt wurde 1634 zum Kommandanten ernannt. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte es, wieder Disziplin herzustellen und die Versorgung zu sichern. Der erhaltene Schriftverkehr zwischen Widerholt und Herzog Eberhard in Straßburg dreht sich hauptsächlich um die Besorgung von Geld und Lebensmitteln. Geld konnte teilweise auf dem Umweg über die Schweiz besorgt werden, im Allgemeinen war aber Widerholt auf sich allein gestellt. 1635 ließ er auf der Festung eine Windmühle mit horizontalen Flügeln errichten, eine Idee, die er vermutlich aus Venedig mitgebracht hatte. „Unnütze“ Personen, das heißt Frauen und Kinder, ließ er von der Festung entfernen, er dachte sogar zeitweise darüber nach, die Mannschaft von 124 auf 45 Mann zu reduzieren.[9]

Ein Mittel zur Geldbeschaffung waren Entführungen. Im Februar 1635 wurde der Sulzische Amtmann Kullig in Jestetten entführt, was 3700 Gulden einbrachte. Der fürstenbergische Major von Salis, der in Aach gefangen genommen wurde, brachte 20 Pferde. Die Entführung des Bischofs von Konstanz, der sich bei einem Jägermahl in Bohlingen aufhielt, gelang zwar nicht, aber die dabei erbeuteten Pferde reichten aus, um 39 Mann, die bei einem Gefecht um den Hohenkrähen gefangen genommen worden waren, wieder auszulösen. Dennoch betrugen die Soldrückstände Mitte 1635 bereits 3000 Gulden.[10]

Vom August 1635 bis zum Februar 1636 wurde die Festung zum ersten Mal belagert. Zur gleichen Zeit breitete sich die Pest im Hegau aus, auch die Festung war mit 150 Toten betroffen. Die erste Belagerung endete mit einem Vertrag, nach dem die Raubzüge eingestellt werden sollten und dafür die Versorgung der Festung zugesichert wurde. 1637 wollte Herzog Eberhard III. von Württemberg den Hohentwiel an den Kaiser übergeben, um wieder als Herzog eingesetzt zu werden, dies scheiterte jedoch an der Weigerung Widerholts. Stattdessen stellte Widerholt sich unter das Kommando von Bernhard von Sachsen-Weimar, der in der Folge Eroberungen in Südwestdeutschland machen konnte. Zwischen Juli und Oktober 1639 wurde die Festung von Gottfried Huyn von Geleen zum zweiten Mal belagert, vermutlich wurde dabei auch kurzzeitig der Vorhof eingenommen. Immer noch sollte Widerholt die Festung übergeben, was er aber nicht tat, obwohl ihm Straffreiheit und eine hohe Geldsumme in Aussicht gestellt wurden. Im September 1640 erfolgte die dritte Belagerung durch spanische Truppen, im Winter 1641/42 die vierte Belagerung durch die Kaiserlichen unter Ernst Georg von Sparr und Gilles de Haes. Dabei näherten sich die Angreifer so weit, dass sie die Festung aus der Nähe beschießen konnten, erlitten jedoch durch die winterliche Witterung hohe Verluste und brachen die Belagerung ab, als bekannt wurde, dass Entsatztruppen unter Johann Ludwig von Erlach anrückten. Danach wurden die Verteidigungsanlagen weiter verstärkt. 1644 kam es zur fünften und letzten Belagerung durch Franz von Mercy. Die Festung wurde dabei nicht direkt angegriffen, sondern weiträumig abgeriegelt. Auch diese Belagerung endete erfolglos.

Am 14. März 1647 wurde zwischen Frankreich und Bayern in Ulm ein Separatfrieden geschlossen. Am 24. Oktober 1648 endete der Dreißigjährige Krieg mit dem Westfälischen Frieden. Schon am 29. November 1648 stellte Widerholt seinem Herzog die Rückgabe der Festung in Aussicht, die feierliche Übergabe erfolgte aber erst am 10. August 1650. Am 12. August 1650 dankte Obrist Konrad Widerholt ab. Am 17. August kam Herzog Eberhard III. selbst auf die Festung. Konrad Widerholt wurde mit dem Rittergut Neidlingen belehnt und starb am 13. Juni 1667 als Obervogt von Kirchheim unter Teck.[11]

Staatsgefängnis bis zur Schleifung

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Ansichten des Hohentwiel 1690
Die Veste Hohentwiel bis zur Schleifung
Der Hohentwiel nach der Schleifung 1801

In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Erweiterungen der Festung, so 1653, 1700 und 1735. In diesem Jahr wurde die maximale Ausbaustufe erreicht. Ab 1658 nutzte das Herzogtum Württemberg die Festung als Staatsgefängnis, aber auch als sichere Zufluchtstätte für die herzogliche Familie. Während des Spanischen Erbfolgekriegs wurde auf dem Hohentwiel von 1701 bis 1714 Verteidigungsbereitschaft hergestellt, es kam aber zu keinen Kampfhandlungen. Herzog Eberhard Ludwig weilte am 17. März 1702 auf der Festung. Zwischen August und Oktober 1741 waren der junge württembergische Herzog Carl Eugen sowie die Prinzen Ludwig Eugen und Friedrich Eugen auf Grund des Österreichischen Erbfolgekriegs zu ihrem Schutz auf dem Hohentwiel untergebracht. Von 1759 bis 1764 war Johann Jacob Moser politischer Gefangener im Staatsgefängnis. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verlor die Festung zunehmend an militärischer Bedeutung, was sich am Abriss und nicht durchgeführten Wiederaufbau von Gebäuden in der Unteren Festung zeigte. Nach 1787 waren Mitglieder der Hannikel-Räuberbande Gefangene im Gefängnis. 1799 hielt sich Herzog Friedrich II. zum letzten Mal in der unzerstörten Festung auf.[12]

Im Zuge der durch die Französische Revolution ausgelösten Revolutionskriege wurde der Hohentwiel 1798 von den Österreichern inspiziert. Als 1799 die Franzosen in den Hegau einmarschierten, blieb der Hohentwiel zunächst unbehelligt. Am 1. Mai 1800 zogen sich die Österreicher aus Singen zurück, nachdem die Franzosen den Rhein überquert hatten. Soldaten der Division Vandamme gelangten vor die Festung. Die durch einen Trompeter geforderte Übergabe der Festung lehnten die Kommandanten des Hohentwiel Bilfinger und Wolf zunächst ab und beriefen sich auf die Neutralität Württembergs. Schließlich unterschrieben sie aber um 23 Uhr im Singener Pfarrhaus die Kapitulation. Am nächsten Tag folgten der freie Abzug der Besatzung und die Plünderung der Festung durch die Franzosen. Im August 1800 wurde in Paris die Schleifung des Hohentwiels beschlossen. Geschleift wurde die Festung ab Oktober bis März 1801.[13]

Spätere Neuzeit

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1804 erfolgte eine notdürftige Instandsetzung für einen Besuch Friedrichs II. 1810 kam das Umland durch den Vertrag von Paris an Baden, während der Hohentwiel als Krongut bei Württemberg verblieb. Verhandlungen zur Lösung der Exklaven-Problematik scheiterten 1847. Nach 1821 wurde immer wieder erwogen, die Festung wiederaufzubauen. 1849 kam der Hohentwiel zur Stadt Tuttlingen. Im Ersten Weltkrieg war von 1915 bis 1918 eine Fliegerwache auf dem Hohentwiel stationiert. Auch im Zweiten Weltkrieg war eine solche Wache auf dem Berg. Als die Alliierten sich 1945 dem Hohentwiel und Singen näherten, wurde die Festung als Schutzunterkunft für Bürger geöffnet. Durch französische Panzer wurde die Festung am 27. April mehrmals beschossen, wobei das Rondell Augusta und die Wilhelmswacht Schaden nahmen.

Am 1. Januar 1969 kam der Hohentwiel offiziell zu Singen.[14]

Ältester Mauerteil (Rechts des Busches)

Die Baugeschichte des Hohentwiel kann analog zur Funktion der Bauwerke in drei Abschnitte gegliedert werden: 500 Jahre lang war der Berg mit einer Burg befestigt. Mit dem Ende des Mittelalters erfolgte unter Württemberg der Ausbau zur Festung. Diese existierte knapp 300 Jahre, bevor sie zerstört wurde. Aber auch an der Ruine wurde seitdem gearbeitet, vor allem um sie für Besucher sicherer zu machen.

In seiner größten Ausdehnung ab 1735 umfasste das Areal der Festung 9 Hektar (ha) und 92 Ar (a). Die Obere Festung war 2 ha und 18 a, die Untere Festung 2 ha und 12 a groß. Die restlichen 5 ha und 62 a entfielen auf die umgebenden Erdbefestigungen.[15]

Der erste Nachweis einer Befestigung am oder auf dem Hohentwiel bezieht sich auf das Jahr 914. Über den Zustand der damaligen Anlagen gibt es nur Spekulationen. Vermutlich waren es Konstruktionen aus Holz und Erde. Auch ob die Anlagen schon vor diesem Datum existierten, ist nicht bekannt. Wo sich die Herzogsresidenz Burkhards III. befand, ist ebenfalls nicht geklärt. 970 wurde das Kloster St. Georg gegründet. Es ist archäologisch nicht belegt, ob Residenz und Kloster auf dem Berg selbst oder auf der sogenannten Hohentwiel-Terrasse – im Bereich der heutigen Domäne – zu finden waren und sich auf dem Berg lediglich eine mit Palisaden befestigte Fliehburg befand.[Anm. 2] Im Bereich der heutigen „Herzogsburg“-Westwand sind Mauerstrukturen erhalten, die dem 14. oder 15. Jahrhundert zugerechnet werden.[16]

Burg im 15. Jahrhundert

Anhand der Urkunde des Burgfriedens von 1475 und einer Inventarliste, welche am 21. Juni 1521 anlässlich des Verkaufs der Burg an Herzog Ulrich von Württemberg erstellt wurde, lässt sich die Gestalt der spätmittelalterlichen Burg rekonstruieren.[17]

Durch ein torhuß (Torhaus) gelangte man in einen Vorhof. Über eine brugken und steg (Brücke und Steg) ging es zu einem ussern torren (äußeren Turm), der den Eingang zum eigentlichen sloß (Schloss) sicherte. Dieses umfasste ein Areal von 30 × 23 Metern, dessen hinteres Ende mit einem mehrgeschossigen Gebäude mit einer Größe von 11 × 22 Metern bebaut war. Darin können anhand der Inventarlisten folgende Räume bestimmt werden: Eine niedere Kammer (1[Anm. 3]) mit Vorkammer (2), eine große Kammer (3), ein Frauenzimmer (4) und eine Jungfrauenkammer (5); über einen Gang erreichte man eine Stube (6), einen Raum vor der Bubenkammer (8) und die Bubenkammer (7), sowie eine Brunnenkammer (9); ein rundum gedeckter Wehrgang (10), von dem man in eine Pfaffenkammer (11) gelangte; eine kleine (13) und große Kammer (12), eine Briefkammer (Archiv) (14), Herrn Albrechts Kammer (15) mit Frauenzimmer (16), eine gute Stube (17), ein kleines Kämmerlein (18) und die Kunkelkammer (Spinnstube) (19). Nicht erwähnt werden die Burgkapelle, die es, wie die Pfaffenkammer beweist, sicherlich gab, und die Burgküche. Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass das Inventar vornehmlich die Unterbringungsmöglichkeiten erfasste. Deshalb wurden hauptsächlich die Betten aufgezählt, die überall, außer in den Stuben, standen – insgesamt 44 Stück. Selbst in der Brunnenkammer standen zwei und auf dem Wehrgang befanden sich elf breite Bettstellen, die offensichtlich für Mehrfachbelegung ausgelegt waren. Im Burgfrieden von 1475 wird erwähnt, dass jede der beiden Parteien zu bestimmten Gelegenheiten 15 Knechte zu stellen hatte, und auch bei der Dokumentation von Kriegsdiensten am Ende des 14. Jahrhunderts traten die Klingenberger zumeist mit etwa 15 Kriegsknechten auf. Das Mobiliar bestand aus trögen (Truhen). Es gab einen Kasten (Schrank) und mehrere kensterlin (kleine, verschließbare Schränkchen). Tische standen nur in den Stuben. Der Tisch in Albrecht von Klingenbergs Stube ist ausdrücklich als Schreibtisch ausgewiesen. In den beiden Nebenräumen zu dieser Stube befanden sich zwei Reisetruhen des in österreichischen Diensten stehenden Rates. Bumiller weist die Raumfolge 3–7 Hans Heinrich von Klingenberg, seiner Frau Susanna von Rotberg, den Töchtern Susanna und Clara und dem Sohn Hans Caspar zu. Die Raumfolge 14–18 rechnet er Albrecht von Klingenberg und seiner Frau Dorothea von Ottingen zu. Die übrigen Räume waren für das Gesinde bestimmt oder wurden, wie Küche und Brunnenstube, gemeinsam genutzt. Die Beschreibung deutet darauf hin, dass sich beide Komplexe über mehrere Stockwerke erstreckten. Wenn man davon ausgeht, dass sich Brunnenstube und Küche sowie weitere Vorratsräume im Erdgeschoss befanden, könnte der Wohntrakt aus drei Geschossen bestanden haben.[17]

Der Brunnen führte kein Grundwasser, sondern war eine Zisterne. Das Wasser wurde täglich vom Eselsbrunnen am westlichen Aufstieg zur Burg mit Eseln auf die Burg transportiert. Damit erklären sich auch die reichhaltigen Weinvorräte auf der Burg – laut Inventar von 1475 4 Fuder (ungefähr 7000 Liter). Das Inventar zählt weiter zehn Schweine auf, die ständig auf der Burg gehalten wurden, drei Zentner Schmalz, jeweils 6 Zentner Erbsen, Linsen, Bohnen, Mußmehl und Gerste, 300 Zentner Getreide (halb Dinkel, halb Roggen) und zehn Scheiben Salz.

Zur Instandhaltung der Burg wurden auch jeweils ein komplettes Maurer- und Zimmermannsgeschirr vorgehalten. Im Inventar von 1521 findet sich zusätzlich ein vollständiges Schmiedegeschirr.

Zwischen 1475 und 1521 war es zu einer Aufrüstung auf der Burg gekommen, was sich sowohl im Waffenarsenal als auch in der Menge der Versorgungsgüter widerspiegelt: 173 Maß Schmalz, 37 Speckseiten, Fleisch in größeren Mengen, 81 Käse, 161 Pfund Salz, 196 Pfund Schweineschmer, 20 Fuder (rund 35.000 Liter) Wein, drei Fässer Baumöl. Das Inventar gibt dadurch auch Hinweise auf weitere Wirtschaftsgebäude, die sich heute nicht mehr zuordnen lassen. Neben den drei Weinkellern befanden sich in einem oberen Kornhaus 72 Malter Roggen (ca. 210 Zentner) und in „Junkers“, also Hans Heinrichs Kornhaus, 72 Malter Roggen, 60 Malter Müllerkorn und drei Malter Gerste. In Ställen und auf Weiden um den Berg befanden sich 15 Rinder, sieben Kälber, 17 Schweine, 10 (Arbeits-)Pferde mit Karren und Geschirr und sechs Esel.[18]

Das militärische Inventar spiegelt sowohl die sich verändernde Kriegstechnik als auch die Aufrüstung der Burg wider. 1475 war die Burg mit vier Winden-Armbrüsten und 2000 dazugehörigen Pfeilen ausgerüstet. Dazu kamen fünf Handrohre und Arkebusen mit drei Zentnern Schießpulver und zwei Zentnern Blei[6]. 1521 waren es 25 Armbrüste, dazu sechs Handrohre und 54 Arkebusen sowie große Geschütze in Form von zwei Feldschlangen und elf kleineren Falkonen. Damit vergrößerte sich auch der Vorrat an Munition: 40 Zentner Schwarzpulver, vier Zentner Salpeter, drei Zentner Schwefel und 40 Zentner Blei.[8] Später, 1616, zur Zeit der Festung, waren es dann 47 schwere Geschütze und 612 Handfeuerwaffen.

Siehe: Liste der Gebäude auf dem Hohentwiel zwischen 1591 und 1735

Erster Plan der Festung 1591

Der Umbau vom Adelssitz zur Festung und Garnison erfolgte ab 1521 durch Herzog Ulrich. Damit wandelte sich auch die primäre Funktion von einem Wirtschafts- und Verwaltungssitz zu einer vornehmlich militärischen Anlage, wobei die zunehmende Verbreitung von Feuerwaffen in der Frühen Neuzeit entsprechende Anpassungen der Verteidigungsanlagen erforderlich machte. In den ersten Jahren wurde der Ausbau von Werkmeistern aus Montbéliard geleitet. In der Oberen Festung wurden 1522 ein 220x60 Fuß großer Keller und ein 200x24 Fuß großes Gewölbe gebaut. 1523 entstanden ein weiteres Gewölbe, ein Graben mit Schütte für Getreide und drei Zisternen. Die Burg der Klingenberger auf dem Gipfel wurde komplett erneuert, nur der zentrale Bau blieb erhalten. Seine Mauern wurden später zur Innenmauer der Herzogsburg. Das umliegende Gelände wurde eingeebnet, so dass zwei Plateaus entstanden. Auf dem östlichen fand der Kasernenbau seinen Platz, mit dessen Aushubmaterial das westliche Plateau aufgeschüttet wurde. Die Flächen wurden anschließend mit einer Mauer umzogen, die den gesamten Gipfel umschloss. Auf der Südost- und der Nordostseite der Mauer entstanden um 1526 zwei Geschütztürme: „Wilhelmsturm“ und „Gutgenug“. Dadurch wurde die relativ flache Ostseite des Hohentwiel verstärkt. Von der Kaserne aus waren die Türme durch einen überdachten Gang erreichbar. Auf der Westseite entstand der Geschützturm „Scharfes Eck“. Auch eine Windmühle wurde bis 1527 auf dem Gipfel erbaut, sie funktionierte jedoch nie richtig. Wann der Klingenberger Vorhof zur Unteren Festung ausgebaut wurde, ist nicht bekannt; 1588 war er durch eine Mauer mit Halbschalentürmen für kleine Geschütze befestigt. Ebenfalls unklar ist der Zeitpunkt der Befestigung des „Schmittefelsens“, welche in die frühe Bauphase gefallen sein könnte.[19]

Plan der Festung 1655

Zwischen 1550 und 1557 gab Ulrichs Sohn Christoph 45.000 Gulden für Baumaßnahmen auf dem Hohentwiel aus. 1553 bis 1554 ließ er die alte Klingenberger Burg zu einem Renaissanceschloss, der heutigen Herzogsburg, umbauen. Auf einer nahezu rechteckigen Grundfläche umschlossen ihre drei Flügel einen Innenhof. 1559 wurde am Vorhof als weiterer Repräsentationsbau ein Tor errichtet, möglicherweise im Zusammenhang mit der oben genannten Umfriedung des Vorhofs. Unter Christoph wurden außerdem ein Kelterhaus und ein Gebäude zur Unterbringung von Wagen gebaut. Die Entstehungszeit des „Rondells Augusta“ ist nicht geklärt. Durch seine Lage beherrschte es das westliche Vorfeld und machte somit das „Scharfe Eck“ überflüssig. Von daher kann man schließen, dass das Rondell wohl frühestens unter Christoph, vielleicht sogar erst unter dessen Nachfolger Ludwig entstand. Das Rondell ist ein Geschützturm mit 25 Metern Durchmesser. 1593 entstand ein erster Meierhof unterhalb der Festung.[20]

Maximale Ausbaustufe 1735

In der Frühphase des Dreißigjährigen Krieges, als keine Kampfhandlungen im Hegau stattfanden, wurde der Hohentwiel erneut ausgebaut. Zwischen 1627 und 1634 wurde die Obere Festung mit Bastionen verstärkt, besonders wiederum die Ostseite. Hier entstanden zwei Bastionen und der „Schmittefelsen“ wurde ebenfalls zur Bastion ausgebaut.[21] 1635 ließ Kommandant Widerholt eine Windmühle bauen. Es folgte zwischen 1639 und 1645 der Bau einer Kirche, deren Inventar in der Umgebung zusammengeraubt wurde.[22] Nach Kriegsende wurde die im Krieg mehrmals zerstörte Untere Festung wiederaufgebaut. Das Torgebäude wurde erneuert und in den inneren Bereich zurückgezogen. Etwas weiter nach Westen wurde das „Eugenstor“ erbaut. Ferner entstand eine neue Kellerei, die später als Offiziers-Unterkunft diente. Außerdem kam es zu einer Erweiterung der Wirtschaftsgebäude und Wohnunterkünfte. Neu errichtet wurden ein Wohngebäude, aus dem später eine Apotheke wurde, und ein Wirtshaus. Um die Festung besser zu sichern, wurde der Zugang verändert: Es wurde ein Kronwerk (sein westlicher Teil ist die heutige „Karlsbastion“) um den Vorhof angelegt, und der Eingang in die Festung erfolgte über das neue Karlstor.[23] Auf Druck Österreichs, das den Ausbau kritisch beobachtete, mussten bereits begonnene Arbeiten zu einem Fort im Bereich der Unteren Festung eingestellt werden.

Bei einer Inspektion der Verteidigungsanlagen im Jahre 1727 wurde ein desolater Zustand der Mauern festgestellt. Daraufhin wurden noch im August des Jahres Ausbesserungen durchgeführt. In den folgenden Jahren gab es nochmals Erweiterungen: Auf der Oberen Festung wurde zwischen der kleinen Bastion („Triangel“) im Süden und dem Rondell Augusta der Verteidigungsring fortgesetzt. Dadurch entstand eine Verteidigungsterrasse („St. Erdmann“), auf der zunächst ein Baumgarten angelegt wurde. Neue Gebäude wurden kaum mehr gebaut, stattdessen wurden bestehende Gebäude anders genutzt: Die Kirche diente zusätzlich als Lagerhaus, und das ehemalige Mühlengebäude wurde zu einer Soldatenunterkunft. Aus der Wilhelmswacht wurde eine Marketenderei. Neu errichtet wurden nur einige kleinere Häuser, ein Windmühlenturm sowie ein Turm am Herzogssitz. Auch in der Unteren Festung wurde eine Marketenderei gebaut sowie ein Hospital errichtet. Auf der Ludwigsbastion auf der Südseite wurde ein Garten angelegt, vermutlich, um die Festung in Belagerungszeiten autarker zu machen. Der Eingang wurde durch den Bau des Alexandertors verstärkt.[24] 1735 erreichte die Festung ihren maximalen Ausbaustand.

Baumaßnahmen 2009 am Schmittefelsen

Die Baumaßnahmen, die nach der Schleifung 1801 in der Ruine vorgenommen wurden, lassen sich heute zum großen Teil nicht mehr rekonstruieren. Während und nach der Schleifung wurde von der Bevölkerung viel Material entwendet. Für den Besuch Friedrichs II. 1804 räumte man die Festung auf. Dabei musste großflächig Schutt abgefahren und potentielle Gefahren durch lockere Steine in den Mauern beseitigt werden. Die Wege wurden für Wagen befahrbar und die Brücken zur Oberen Festung passierbar gemacht. Die Kosten für diese Maßnahmen beliefen sich auf 2.496 Gulden. Um 1845 wurde der Kirchturm instand gesetzt, der als Aussichtsturm diente, und die erste Aussichtsplattform errichtet. 1847 erfolgte die Sperrung der Brücken, die 1849 in verkleinerter Form erneuert wurden. Um 1900 wurde die marode Treppe des Rondells Augusta instand gesetzt. 1912 renovierte man die Südmauer der Oberen Festung. Auch an der Karlsbastion wurde gebaut, sie wurde 1920 durch den Bau einer Geländermauer für Besucher sicherer gemacht.[25]

Die Problematik der Hohentwieler Bausubstanz ist, dass aus dem historischen Mauerwerk der Mörtel durch Regen ausgewaschen wird und die Mauern dadurch an Stabilität verlieren. Zudem greift Frostsprengung die Mauern an. Auch der Bewuchs mit Efeu und Bäumen zerstört die Bausubstanz. Den Zerfall zu verhindern ist die Aufgabe der Bauarbeiten bis in die heutige Zeit. Dabei müssen die Mauern auch gegen ein Abrutschen gesichert werden. Sie werden beispielsweise künstlich miteinander verbunden oder mit Bohrankern im Fels verankert. Zwischen 1978 und 2000 wurden etwa 5 Millionen DM für Instandhaltungsarbeiten aufgewendet. Bis 2007 standen vom Land Baden-Württemberg weitere 2,4 Millionen Euro zur Verfügung.[26] Seit 1974 wurden bis 2009 in die Sicherung der Ruine 4,76 Millionen Euro investiert.[27]

Bewohnerentwicklung

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Angaben über Bewohnerzahlen existieren seit dem Beginn der Festungszeit. Dass Frauen und Kinder in der Festung lebten, ist erstmals für 1594 nachgewiesen. Bei Bedarf konnte die Festung jedoch deutlich mehr Soldaten Unterkunft gewähren. So waren bereits während des Bauernkrieges 1524 500 Soldaten in der Festung stationiert.

Jahr Soldaten Zivilisten Frauen Kinder
1522 50
1539 21
1550 30
1551 29
1556 27
1587 30
Jahr Soldaten Zivilisten Frauen Kinder
1594 ca. 30 8 25
1692 236 37 141 237
1735 117
1744 123
1768 111
1800 106 27 54 93

„Willkommbuch“

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Bei der feierlichen Wiederinbesitznahme durch Eberhard III. im Juni 1652, als er sich mit großem Gefolge und vielen Gästen auf dem Hohentwiel aufhielt, stiftete er ein in Leder gebundenes Gästebuch aus hochwertigem, in Zürich hergestelltem Papier. Im Laufe von 148 Jahren nahm es rund 900 Reime und Sinnsprüche auf Deutsch, Französisch, Latein, aber auch Griechisch und Hebräisch von Besuchern der Festung auf. Das Gästebuch knüpfte an eine von Herzog Ulrich begründete Tradition an, wonach jeder Besucher der Festung die Pflicht hatte, 40 Pfund Steine auf den Berg zu tragen, ihm dafür aber oben ein Willkommenstrunk aus einem goldenen Becher zustand.

Eberhard III. eröffnete das Buch mit dem französischen Wahlspruch Tout avec Dieu (dt. „Alles mit Gott“). Die drei späteren großen Fürstenbesuche sind jeweils mit einer Vielzahl von Einträgen dokumentiert: Am 17. März 1702 Eberhard Ludwig, 1734 Karl Alexander mit großem Gefolge und 1741, infolge des Österreichischen Erbfolgekrieges, der junge Herzog Carl Eugen mit seinen Brüdern Ludwig Eugen und Friedrich Eugen.

Viele der Eintragungen beziehen sich auf den Brauch des Steinetragens: „Ich trug ein Stein auf Hohentwiel / Von 50 Pfund ist gar nicht viel, / Doch tranke aus dem Becher Wein, / Gott woll mir weiter gnädig seyn“, schrieb am 12. April 1697 ein Freiherr von Ow, worauf ein Graf von Forstner erwiderte: „Ich hab getragen gar nicht schwer, / Hergegen gesoffen desto mehr.“ Andererseits spiegelt der Eintrag des Sekretärs und Geheimen Registrators Johann Christoph Knab, der 1741 die drei herzoglichen Brüder begleitete, die Beklemmung der Flucht: „Wenn jemand mich in Stuttgardt sucht, / So sprecht ich sey mit in der Flucht, / Zu Hohen Twiel, auf Felß und Stein, / Wo rauhe Lufft und saurer Wein, / Vergnügenheit mein ganz vergißt, / Den hol der Fuchs, so schuld dran ist.“

Neben solchen Eintragungen finden sich solche von Offizieren der Festung, von Pfarrern und geistlichen Würdenträgern und im 17. Jahrhundert von vielen jungen Adeligen aus Schweden, Pommern, Sachsen oder Westfalen, die auf ihrer Kavalierstour den Hohentwiel besuchten. Ab 1734 finden sich die ersten Eintragungen von Frauen und im 18. Jahrhundert von Bürgerlichen.[28]

Inschrifttafel in den Ruinen des Zeughauses

Im Jahr 1855 erschien Joseph Victor von Scheffels Roman Ekkehard, der zu Scheffels Lebzeiten noch 89 Mal neu aufgelegt wurde. Den Mittelpunkt der Erzählung bildet die Liebesgeschichte des Mönchs Ekkehard II. mit Hadwig, der Witwe des Herzogs Burchard III. Am Anfang des Romans reist Hadwig nach St. Gallen und trifft dort auf Ekkehard. Vom Bildungs-Inventar des Klosters angetan, fordert sie vom Abt Ekkehard als Latein-Lehrer. Auf seiner Reise nächtigt er im Kloster Reichenau und bekommt Streit mit den dortigen Mönchen. Es folgt ein Einfall der Hunnen, die bei einer Schlacht vor dem Hohentwiel geschlagen werden. An der Schlacht nimmt auch Ekkehard teil. Nachdem Ekkehard einen belgischen Mönch ausgelacht hat, rächt sich dieser mit einer Schmähschrift, die von den Reichenauern der Herzogin zugespielt wird. Dies und seine Ablehnung ihres Werbens, zuletzt aber sein Annäherungsversuch im falschen Moment bringt ihn in das Schlossverlies. Ekkehard kann flüchten und versteckt sich bei Almbauern im Säntis-Gebiet. Hier schreibt er das „Walthari-Lied“ und reist danach in die Welt, um unbekannte Abenteuer zu erleben.

Anders als im Roman war Ekkehard II. lediglich Hadwigs Lehrer und Vertrauter. Dem „Einfall der Hunnen“ entsprachen in der Realität die Ungarneinfälle. Dabei kamen die Ungarn 913, 915 und 917 in den Hegau, die Rolle des Hohentwiel dabei ist nicht bekannt. Das Walthari-Lied entspricht der realen lateinischen Waltharius-Heldendichtung, die um das 10. Jahrhundert entstanden ist. Allerdings ist ihr Verfasser nicht bekannt. Scheffel übersetzte die Dichtung aus dem Lateinischen ins Deutsche. Für seinen Roman hat Scheffel die um 1850 verfügbaren Quellen ausgiebig genutzt, so dass Teile des Romans sich eng an die historische Realität anlehnen.

Die Darstellungen des zeitweise ungeheuer populären Romans beeinflussten lange Zeit die Wahrnehmung der Geschichte des Hohentwiel. Von vielen Lesern wurden sie als Wirklichkeit aufgefasst. Dies wirkte sich auch auf die Ruinen aus. An manchen Gebäuden wurden unter dem Eindruck des Romans fehlerhafte Schilder angebracht, beispielsweise Kloster, später Kaserne oder Ekkehardsturm. Dabei sind aus dem 10. Jahrhundert bisher keine Spuren in den Ruinen gefunden worden.[29]

Festung heute

Bei einem Rundgang durch die erhaltenen Teile der Festung, ausgehend von der heutigen „Domäne Hohentwiel“, erreicht man zunächst durch das Alexandertor (1), einen Tunnel, die Untere Festung. Es folgt das stark zerstörte Karlstor (2) vor der Karlsbastion (3). Durch das Eugenstor (4) gelangt man in das Innere der Unteren Festung. Vorbei am Torgebäude Radschinen (5), dem Stabsoffiziersbau (6) und der Alten Kelter (7) passiert man die Apotheke (8), die Marketenderei (9) und die Kaserne (10). Im Aufstieg zur Oberen Festung sieht man die Bäckerei (11) und ein Wirtschaftsgebäude (12). Im oberen Teil des Weges trifft man auf Reste eines Torturms, das Salzbüchsle (13), auf welches die Schmiede (14) folgt. Den nördlichsten Teil der Festung bildet die Friedrichsbastion (15) auf dem Schmittefelsen. Im Anschluss daran gelangt man durch ein Portal (16) in die Obere Festung. Diese beginnt mit dem Langen Bau (17, Kaserne) in dem sich der Laubengang befindet. Beherrscht wird der Ostteil der Oberen Festung durch den Paradeplatz (18), auf dem sich die Zisternen (19) befinden. Vom Platz gibt es einen Durchgang zum Geschützturm Gutgenug (20). In der Kaserne ist ein Abgang zur Wilhelmswacht (21), der östlichen Bastion. Am südlichen Ende des Ostteils liegt die Obere Bäckerei (22), an die sich nördlich das Langhaus der Kirche (23) anschließt. Im Westteil der oberen Festung befindet sich die Herzogsburg (24) mit dem Badehaus (25). Der südlichste Punkt wird begrenzt durch die Eberhardswacht (26), die nach Westen hin in das Rondell Augusta (27) übergeht. Nördlich davon befindet sich das Zeughaus (28).[30]

Festspiele und Festivals

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Hohentwiel-Festival 2007

Schon um das Jahr 1900 wollte die Stadt Singen Hohentwiel-Festspiele begründen. Zu diesem Zweck wurde eine Festspielhalle unter dem Hohentwiel erbaut, in der 1906 und 1907 zwei Festspiele stattfanden. In den Folgejahren erwies sich das Projekt jedoch als Fehlschlag, und die Halle wurde 1918 abgerissen. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einer Wiederbelebung der Festspielidee. An einem Wochenende im August 1921 fanden erneut Festspiele statt, dieses Mal direkt auf dem Hof der Herzogsburg. 1922 wurden daraus die Volksfestspiele, die sechs Wochen liefen. Ort der Aufführungen war die Karlsbastion, mit der Unteren und Oberen Burg als „natürlicher“ Kulisse. Mit wechselndem finanziellen Erfolg wurden die Festspiele jährlich bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 fortgesetzt. Von 1935 bis 1939 gab es Deutsche Festspiele unter nationalsozialistischer Federführung und mit Förderung durch Joseph Goebbels.[31]

Als der Hohentwiel 1969 zur Stadt Singen kam, wurde aus diesem Anlass eine Sonderfestwoche im Sommer veranstaltet. Unter anderem gab es ein Burgfest mit Feuerwerk. Die Festwochen wurden 1970 wiederholt, allerdings ohne Programmpunkte in der Festung selbst. 1975 fand auf der Karlsbastion ein Jazzfestival statt, das in der Folge regelmäßig veranstaltet wurde. 1980 vergrößerte es sich, so dass die Untere Festung mit einbezogen wurde. Im selben Jahr gab es einen Kultursonntag mit dreizehn in der Festung verteilten Spielstätten und 20.000 Besuchern. Ab 1981 verlängerte sich das Jazzfestival auf zwei Spieltage, und der Kultursonntag wurde zum Bergfest. 1990 trat Miles Davis beim Festival auf, das sich dadurch auch international etablieren konnte. 1998 führten Einsparungen im Singener Stadthaushalt dazu, dass das Festival nur noch mit privaten Partnern möglich war. Im Jahr 2000 fanden wegen der Landesgartenschau keine Veranstaltungen auf dem Berg statt. Seitdem findet das Festival jährlich statt. Heute dauert das Festival eine Woche und findet im Juli statt.[32] Veranstalter des Festivals ist die Stadt Singen in Kooperation mit KOKO & DTK Entertainment aus Konstanz.

Ausgewählte Besucherzahlen zwischen 1935 und 2007

Touristische Besucher des Hegaus und des Hohentwiels gab es schon seit Anfang des 18. Jahrhunderts; so kamen beispielsweise Johann Georg Keyßler und Johann Georg Sulzer. Ohne Erlaubnis des Hofes in Stuttgart durfte die Festung jedoch nicht betreten werden. Lediglich zum Gottesdienst war dies möglich. Nach der Schleifung der Burg zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der württembergische Herzog 1804 der erste Besucher. In der Folge konnte die Festung kostenlos betreten werden, für die Besteigung des Kirchturms mussten 12 Kreuzer bezahlt werden. Eine „touristische“ Maßnahme war die Aufforstung des Hohentwiels nach 1890, welche dem Berg ein „freundlicheres Aussehen“ verleihen sollte. Im Mai 1906 besuchte Kaiser Wilhelm II. den Hohentwiel. 1994 wurde in einer Remise der Domäne ein Informationszentrum mit Kartenverkauf, Dauerausstellung und Multimedia-Show eingerichtet. Die Besucherzahlen der Festung liegen seit den 1950er Jahren bei über 50.000 Besuchern pro Jahr, seit 1990 bei mehr als 80.000 Besuchern jährlich. 1990 und 2002 wurde mit 120.412 beziehungsweise 126.520 Besuchern sogar die Marke von 120.000 Besuchern überschritten.[33] Im Jahr 2008 besuchten 86.000 Menschen die Ruinen.[27] Betreut wird die Festungsruine von der Einrichtung Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.

  • Karl von Martens: Geschichte von Hohentwiel. J. B. Metzler, Stuttgart 1857 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DCZMAAAAAcAAJ%26pg%3Dfrontpage~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)
  • Herbert Berner (Hrsg.): Hohentwiel, Bilder aus der Geschichte des Berges. 2. Auflage. Thorbecke, Konstanz 1957.
  • Casimir Bumiller: Hohentwiel: Die Geschichte einer Burg zwischen Festungsalltag und großer Politik. 2. Auflage. Stadler, Konstanz 1997, ISBN 3-7977-0370-8.
  • Roland Kessinger, Klaus-Michael Peter (Hrsg.): Hohentwiel Buch – Kaiser, Herzöge, Ritter, Räuber, Revolutionäre, Jazzlegenden. MarkOrPlan, Singen (Hohentwiel)/Bonn 2002, ISBN 3-933356-17-2
  • Roland Kessinger, Klaus-Michael Peter (Hrsg.): 1. Anhang 2004/05 zum Hohentwiel Buch. MarkOrPlan, Singen (Hohentwiel)/Bonn 2004, ISBN 3-933356-27-X
  • Roland Kessinger, Klaus-Michael Peter (Hrsg.): Neue Hohentwiel Chronik (2. Anhang 2009/10 zum Hohentwiel Buch). MarkOrPlan, Singen (Hohentwiel) 2009, ISBN 978-3-933356-55-0.
  • Eberhard Fritz: Konrad Widerholt, Kommandant der Festung Hohentwiel (1634-1650). Ein Kriegsunternehmer im europäischen Machtgefüge. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, 76 (2017), S. 217–268.
  • Eberhard Fritz: Der Dreißigjährige Krieg in Südwestdeutschland. Quellen aus Oberschwaben, dem westlichen Allgäu, der Bodenseeregion mit dem Hegau, den fürstenbergischen Herrschaften und dem Herzogtum Württemberg, 1635-1638. Cardamina-Verlag, Koblenz 2024. ISBN 978-3-86424-655-5
  • Hugo Siefert: Der Hohentwiel. Zur Geschichte eines baden-württembergischen Zankapfels. In: Rottweiler Heimatblätter, 83. Jahrgang (2022), Nr. 5.
Commons: Festung Hohentwiel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Hohentwiel – Quellen und Volltexte
  1. Siehe auch die Auseinandersetzung zwischen Württemberg und Habsburg um den benachbarten Mägdeberg.
  2. Günter Restle (Die mittelalterliche Burg auf dem Hohentwiel. In: Hegau-Geschichtsverein: Hegau Jahrbuch. Band 44/45, 1986/87. (S. 19–43)) vertritt diese These. Casimir Bumiller (Hohentwiel. (S. 38ff)) sieht die Annahme, dass Residenz und Kloster auf dem Berggipfel lagen, nicht ausdrücklich widerlegt.
  3. Die Nummerierung folgt Bumiller (Hohentwiel. (S. 86f.)) und dient weiter unten zur Unterscheidung der Wohnbereiche der beiden Familien Albrechts von Klingenberg und Hans Heinrichs von Klingenberg.

Einzelnachweise

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  1. Casimir Bumiller: Hohentwiel. S. 16f.
  2. Roland Kessinger: Schwäbische Herzogsresidenz – Der frühe Twiel. In: Hohentwiel Buch. S. 19.
  3. Roland Kessinger: Schwäbische Herzogsresidenz – Vom Frankenreich zum Deutschen Reich. In: Hohentwiel Buch. S. 20ff.
  4. Klaus-Michael Peter: Der Abstieg zur Adelsburg – Die Herren von Twiel – 2 Herren eines Namens? In: Hohentwiel Buch. S. 32ff.
  5. Neue Hohentwiel Chronik. (S. C22).
  6. a b c d Roland Kessinger: Die Ritterfeste Twiel. In: Hohentwiel Buch. S. 41ff.
  7. Roland Kessinger: Der Ausbau zur Landesfestung. In: Hohentwiel Buch. (S. 65ff).
  8. a b Roland Kessinger: Der Ausbau zur Landesfestung. In: Hohentwiel Buch. S. 65ff.
  9. Casimir Bumiller: Hohentwiel. (S. 147f).
  10. Casimir Bumiller: Hohentwiel. (S. 148).
  11. Casimir Bumiller: Hohentwiel (S. 167).
  12. Roland Kessinger: Staatsfestung und Staatsgefängnis. In: Hohentwiel Buch. (S. 165ff).
  13. Roland Kessinger: Revolution, Napoleon und Koalitionskriege. In: Hohentwiel Buch. (S. 199ff).
  14. Neue Hohentwiel Chronik. (S. C30ff).
  15. Roland Kessinger: Staatsfestung und Staatsgefängnis. In: Hohentwiel Buch. (S. 186).
  16. Neue Hohentwiel Chronik. (S. C20ff).
  17. a b Casimir Bumiller: Hohentwiel. (S. 88).
  18. Casimir Bumiller: Hohentwiel. (S. 90).
  19. Roland Kessinger: Der Ausbau zu Landesfestung – Ausbau des Hohentwiel zur frühneuzeitlichen Festung. In: Hohentwiel Buch. (S. 76f).
  20. Roland Kessinger: Der Ausbau zu Landesfestung – Ausbau der Festung Hohentwiel unter den Herzögen Christoph und Ludwig. In: Hohentwiel Buch. (S. 91f).
  21. Roland Kessinger: Der 30-jährige Krieg – Der Hohentwiel in der ersten Phase des Krieges – Baumaßnahmen. In: Hohentwiel Buch. (S. 110f).
  22. Roland Kessinger: Der 30-jährige Krieg – Baumaßnahmen unter Widerholt. In: Hohentwiel Buch. (S. 147).
  23. Roland Kessinger: Staatsfestung und Staatsgefängnis – Ausbau nach dem 30-jährigen Krieg. In: Hohentwiel Buch. (S. 170ff).
  24. Roland Kessinger: Staatsfestung und Staatsgefängnis – Der Herbotsche Plan von 1735. In: Hohentwiel Buch. (S. 170ff).
  25. Roland Kessinger: 1100 Jahre Baugeschichte – Weitere Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen nach der Zerstörung der Festung. In: Hohentwiel Buch. S. 234f.
  26. Gunther Braun: 1100 Jahre Baugeschichte – Denkmalpflege am Hohentwiel. In: Hohentwiel Buch. S. 240ff.
  27. a b Hohentwiel wird aufgemöbelt. In: Südkurier vom 29. Mai 2009.
  28. Casimir Bumiller: Hohentwiel. (S. 172ff).
  29. Klaus-Michael Peter: Romantik und Realismus – Hadwig und Ekkehards Hohentwiel lassen wir uns nicht nehmen. In: Hohentwiel Buch. (S. 253ff).
  30. Rundgang durch die Festung. In: Hohentwiel Buch. (S. 272ff).
  31. Klaus-Michael Peter: Freund und Leid um den Hohentwiel. In: Hohentwiel Buch. (S. 265ff).
  32. Walter Möll: Festival-Festung Hohentwiel. In: Hohentwiel Buch. (S. 279ff).
  33. Klaus-Michael Peter: Das Informationszentrum Hohentwiel. In: Hohentwiel Buch. (S. 303).