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„Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Militärische Einheit
{{Bundeswehr}}
|Name= Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr<br />— ZSanDstBw —
Der '''Sanitätsdienst''' der [[Bundeswehr]] ist im Zuge der [[Bundeswehrreform]] seit 2000 in einen eigenen militärischen Organisationsbereich überführt worden. Ausgenommen sind hiervon lediglich kleine Bereiche wie etwa der Bordsanitätsdienst der [[Deutsche Marine|Marine]], der fliegerärztliche Dienst, die sanitätsdienstliche Versorgung der [[Spezialkräfte]] und spezialisierten Kräfte ([[Fallschirmjäger]] und [[Fernspäher]]), sowie die sanitätsdienstlichen Institute von Luftwaffe und Marine.
|Bild= [[Datei:Bundeswehr Logo Sanitaetsdienst with lettering.svg|250px|Logo des Zentralen Sanitätsdienstes]]
|Beschriftung=
|Daten=
|Startdatum= 1. Oktober 2000
|Enddatum= 31. März 2025
|Land= {{DEU}}
|Streitkräfte= [[Datei:Bundeswehr Kreuz.svg|20px|Emblem]] [[Bundeswehr]]
|Teilstreitkraft=
|Truppengattung=
|Typ= [[Militärischer Organisationsbereich]]
|Gliederung=
[[Datei:KdoSan.svg|20px|Internes Verbandsabzeichen Kdo SanDstBw]] [[Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr]]
|Mannstärke= {{nowrap|{{BwPersStärke|ZSanDst|Datum|Ref=0}}}}<br />davon Frauen: {{BwPersStärke|Frauen_ZSanDst}}<br />
[[Reserve (Bundeswehr)|Beorderte Reservisten]]:<br />
13.900 <small>(Soll)</small>
<!-- Kommandeure -->
|Leitung_Bezeichnung= Leitung
|Kommandeur1= [[Generaloberstabsarzt]]&nbsp;[[Ralf Hoffmann (Mediziner)|Ralf Hoffmann]]
|Kommandeur1_Bezeichnung= [[Befehlshaber des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr|Befehlshaber des Zentralen Sanitätsdienstes]]
|Kommandeur2= [[Generalstabsarzt]] [[Johannes Backus]]
|Kommandeur2_Bezeichnung= Stv. Befehlshaber und Kommandeur Gesundheitseinrichtungen
}}
Der '''Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr''' ('''ZSanDstBw''') war einer der [[Militärischer Organisationsbereich|militärischen Organisationsbereiche]] der [[Bundeswehr]]. Der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr leistete für alle Teilbereiche der Bundeswehr, darunter [[Heer (Bundeswehr)|Heer]], [[Luftwaffe (Bundeswehr)|Luftwaffe]], [[Deutsche Marine|Marine]] und der damaligen [[Streitkräftebasis]], den Großteil der [[Militärischer Sanitätsdienst|sanitätsdienstlichen Betreuung]]. Das [[Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr]] (Kdo SanDstBw) war dabei die dem [[Bundesministerium der Verteidigung]] unmittelbar nachgeordnete höhere [[Kommandobehörde]]. Das Sanitätspersonal der Bundeswehr wird als ''SanPers'' abgekürzt.


Die unter Führung der Teilstreitkräfte stehenden sanitätsdienstlichen Kräfte wie der [[Marinesanitätsdienst|Bordsanitätsdienst]] und das [[Schifffahrtmedizinisches Institut der Marine|Schifffahrtmedizinische Institut der Marine]], das [[Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe]] und der [[Sanitätsdienst Heer|Sanitätsdienst des Heeres]] bildeten fachlich mit dem Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr den '''Sanitätsdienst der Bundeswehr'''.
Der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr stellt keine eigene Teilstreitkraft dar, sondern nimmt als militärischer Organisationsbereich querschnittliche Aufgaben für [[Heer]], [[Luftwaffe (Bundeswehr)|Luftwaffe]], [[Marine]] und [[Streitkräftebasis]] wahr.


Am 4. April 2024 gab das Bundesministerium der Verteidigung bekannt, dass der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr im neuen [[Unterstützungsbereich]] unter Führung des [[Unterstützungskommando der Bundeswehr|Unterstützungskommandos der Bundeswehr]] aufgehen und seinen Status als eigener militärischer Organisationsbereich verlieren sollte.<ref name="bmvg240404">{{Internetquelle |url=https://www.bmvg.de/de/aktuelles/bundeswehr-der-zeitenwende-kriegstuechtig-sein-um-abzuschrecken-5765386 |titel=Bundeswehr der Zeitenwende: Kriegstüchtig sein, um abschrecken zu können |werk=bmvg.de |datum=2024-04-04 |abruf=2024-04-04 |kommentar=auch gesprochenes Wort der Pressekonferenz}}</ref>
Die Besonderheit des militärischen Organisationsbereichs (genauso wie der [[Streitkräftebasis]]) ist das Fehlen einer eigenen Uniform und eigener [[Dienstgrad|Dienstgradabzeichen]]. Die Soldaten der Sanitätseinheiten tragen daher weiterhin die Uniformen der Teilstreitkräfte aus denen ihre Einheiten ausgegliedert und in den Zentralen Sanitätsdienst überführt wurden. Um dieser Situation in Dienstvorschriften (zum Beispiel über die Trageweise luftwaffenspezifischer Uniformteile) gerecht werden zu können, wurde der Begriff des "Uniformträgers Heer / Luftwaffe / Marine" geschaffen.

Am 31. März 2025 wurde das [[Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr]] (Kdo SanDstBw) außer Dienst und der damit verbundene Organisationsbereich aufgelöst und am 1. April 2025 in das neue [[Kommando Gesundheitsversorgung der Bundeswehr]] (KdoGesVersBw) überführt.

== Auftrag ==
Auftrag des Zentralen Sanitätsdienstes war es, die Gesundheit der [[Soldat (Deutschland)|Soldaten]] zu schützen, zu erhalten und wiederherzustellen.

Dieser Anspruch galt für das gesamte Spektrum medizinischer Versorgungsleistungen. Der Zentrale Sanitätsdienst stellte mit seinen Kräften und Mitteln auch die medizinische Versorgung und Begutachtung der Soldaten im In- und Ausland sicher. Insbesondere bei [[Auslandseinsätze der Bundeswehr|Auslandseinsätzen]] drohen gesundheitliche Gefahren, denen Soldaten im Inland nicht ausgesetzt sind. Dabei gilt die Maxime, den Soldaten im Falle einer Erkrankung, eines Unfalls oder einer Verwundung im Auslandseinsatz eine medizinische Versorgung zuteilwerden zu lassen, die im Ergebnis dem fachlichen Standard in Deutschland entspricht.


== Aufgaben ==
== Aufgaben ==
[[Datei:Demonstrating a medical evacuation Field hospital.jpg|mini|Übungsaufbau eines [[Feldlazarett]]s]]
[[Image:Unimog_Sanitaeter.jpg|thumb|KrKW mil. des Sanitätsdienst der Bundeswehr]]
* Hochwertige medizinische Versorgung der Soldaten im Frieden und im Einsatz. Im Einsatz gewährleisten einer sanitätsdienstlichen Versorgung, die überall und jederzeit deutscher Ergebnisqualität entspricht
* Medizinische Versorgung der Soldaten im Frieden und im Einsatz. Im Einsatz: Gewährleisten einer sanitätsdienstlichen Versorgung, die überall und jederzeit deutscher Ergebnisqualität entspricht
* Rückführung verletzter oder erkrankter Soldaten aus dem Einsatz oder bei Übungen (STRATAIRMEDEVAC)
* Rückführung verletzter oder erkrankter Soldaten aus dem Einsatz oder bei Übungen ([[MedEvac|STRATAIRMEDEVAC]])
* medizinische Aus- und Fortbildung des gesamten Sanitätspersonals
* medizinische Aus- und Fortbildung des gesamten Sanitätspersonals
* Hilfeleistung für zivile Einsatzdienste, z.&nbsp;B. bei [[Katastrophen]] oder speziellen Einsatzfällen
* Hilfeleistung für zivile Einsatzdienste, z.&nbsp;B. bei [[Katastrophe]]n oder speziellen Einsatzfällen
* Mitwirkung im öffentlichen [[Rettungsdienst]] (z.B. durch die Stellung von [[Notarzt|Notärzten]] und [[Rettungsassistent]]en für die [[Rettungshubschrauber]] der Bundeswehr bzw. ziviler Betreiber)
* Mitwirkung im öffentlichen [[Rettungsdienst]] (z.&nbsp;B. durch die Stellung von [[Notarzt|Notärzten]], [[Rettungsassistent]]en und/oder [[Notfallsanitäter]] für die [[Rettungshubschrauber]] der Bundeswehr bzw. ziviler Betreiber)
* humanitäre [[Auslandshilfe]] im Auftrag der [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]]
* humanitäre Auslandshilfe im Auftrag der [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]]
* Herstellung, Lagerung und Verteilung von Medikamenten und medizinischem Hilfsmaterial
* Herstellung, Lagerung und Verteilung von Medikamenten und medizinischem Hilfsmaterial
* Forschung im Bereich der [[Wehrmedizin]]
* Forschung im Bereich der [[Wehrmedizin]]
* Laboruntersuchungen zur Erfüllung der öffentlich-rechtlichen Aufgaben
* Laboruntersuchungen zur Erfüllung der öffentlich-rechtlichen Aufgaben
*Mitarbeit bei der Tauglichkeitsprüfung (Musterung, spezielle Eignungsprüfungen) und betriebsärztlichen Betreuung
* Mitarbeit bei der Tauglichkeitsprüfung (Musterung, spezielle Eignungsprüfungen) und betriebsärztlichen Betreuung
{{Absatz}}

== Führung und Gliederung ==
[[Datei:Haupteingang Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz.jpg|mini|hochkant=1.3|[[Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz]]]]

Der [[Befehlshaber des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr]] (vor 2024 ''Inspekteur des Zentralen Sanitätsdienstes'') im Rang eines [[Generaloberstabsarzt]]es oder [[Admiraloberstabsarzt]]es führte das [[Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr]] als oberste Kommandobehörde des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr und stellte über dieses Kommando die materielle und personelle Einsatzbereitschaft des Organisationsbereiches sicher. Der Befehlshaber des Sanitätsdienstes unterstand dem [[Generalinspekteur der Bundeswehr]]. Alle anderen Dienststellen des Organisationsbereiches waren dem Kommando Sanitätsdienst mittelbar oder unmittelbar unterstellt. Unmittelbar unterstanden die [[Bundeswehrkrankenhaus|Bundeswehrkrankenhäuser]], das [[Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung]], das [[Kommando Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung]], die [[Sanitätsakademie der Bundeswehr]] und einige weitere sanitätsdienstliche Einrichtungen.

== Ausbildung ==
Jeder [[Soldat (Deutschland)|Soldat]] wird in [[Erste Hilfe|Erster Hilfe]] nach der [[Zentrale Dienstvorschrift|Zentralen Richtlinie]] (ZRL) A2-873/0-0-1 ''Sanitätsausbildung Einsatzersthelfer A/B und Ergänzende Sanitätsausbildung'' ausgebildet. Diese regelt Ausbildungsinhalte und organisatorische Vorgaben für die Sanitätsausbildung der [[Einsatzersthelfer]] A und B. Der Kommandeur/die Kommandeurin Sanitätsakademie der Bundeswehr gibt dazu die ''Anordnung Ausbildungsmaßnahme Einsatzersthelfer A (EH-A)'' heraus.

== Uniform und Dienstgrade ==
{{Mehrere Bilder
| align = right
| Bild1 = Bundeswehr hemdkragen sandienst marine.jpg
| Breite1 = 249
| Untertitel1 = Hemdkragen mit Anstecker (bis 2012)
| Bild2 = HD H 63b Generaloberstabsarzt HM L.svg
| Breite2 = 67
| Untertitel2 = Dienstgrad&shy;abzeichen [[Generaloberstabsarzt|GenOStArzt]]
| Bild3 = MDJA 63b Admiraloberstabsarzt San HM Lu.svg
| Breite3 = 102
| Untertitel3 = Dienstgrad&shy;abzeichen [[Admiraloberstabsarzt|AdmOStArzt]]
}}
Soldaten des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr (ZSanDstBw) trugen Heeres-, Luftwaffen- oder Marineuniform. Die [[Dienstgrade der Bundeswehr|Dienstgradbezeichnungen]] im Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr entsprachen den Dienstgraden in den anderen Bereichen der Bundeswehr. [[Sanitätsoffizier]]e, die besonders häufig im Zentralen Sanitätsdienst dienen, führten je nach Approbation (Humanmedizin, Zahnmedizin, Tiermedizin und Pharmazie) und [[Uniformträgerbereich]] (Luftwaffen- und Heeresuniformträger oder Marineuniformträger) Dienstgrade, die von den Dienstgraden der Offiziere in anderen Laufbahnen abwichen. Anhand ihrer laufbahn- und approbationsspezifischen [[Dienstgradabzeichen der Bundeswehr|Dienstgradabzeichen]], die sich leicht von denen der übrigen Offiziere unterschieden, war ihre Dienstgradbezeichnung abzulesen. [[Soldat (Dienstgrad)|Soldaten im niedrigsten Dienstgrad]] führten die Dienstgradbezeichnung [[Soldat (Sammelbezeichnung für Dienstgrade der Bundeswehr)|Sanitätssoldat]].

Bis 2012 trugen die Angehörigen des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr zudem am Diensthemd einen runden Anstecker mit [[Äskulapstab]] auf Eisernem Kreuz, der auf der rechten Seite des Hemdkragens angebracht wurde. Für Uniformträger des Heeres und der Luftwaffe war er silber-, für die der Marine und für Generale war er goldfarben. Zum 1. Oktober 2012 wurde er nach Entscheidung des Inspekteurs des Sanitätsdienstes abgelegt.

== Geschichte ==
=== Aufbau des Sanitätsdienstes ===
Am 11. April 1956 wurde in der 89. Sitzung im [[Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages|Ausschuss für Verteidigung]] des [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestages]] die Laufbahn der [[Sanitätsoffizier]]e in der [[Bundeswehr]] (Offizierstatus für Ärzte) festgelegt und es folgte eine Entscheidung für ein in den Streitkräften integriertes Sanitätswesen.

1956 erfolgte die Gründung der ''Sanitätstruppenschule des Heeres'' in [[Brannenburg|Degerndorf am Inn]]. Am 1. Oktober 1956 wurde das [[Wehrmedizinalamt]] in [[Beuel]] (heute Stadtteil von [[Bonn]]) mit zunächst drei Abteilungen aufgestellt. Davon befanden sich jeweils eine Abteilung in Beuel, [[Koblenz]] und [[Remagen]]. Zugleich wurde das Sanitätsbataillon 3 in Bad Eilsen (zur [[3. Panzerdivision (Bundeswehr)|3. Panzerdivision]] und das Sanitätsbataillon 5 in [[Brannenburg|Degerndorf am Inn]] zur [[5. Panzerdivision (Bundeswehr)|5. Panzerdivision]]) aufgestellt. Das Sanitätsbataillon 3 wird 1957 in Sanitätsbataillon 1 umbenannt und der [[1. Panzerdivision (Bundeswehr)|1. Panzerdivision]] zugeordnet.

1957 entstanden die ersten „[[Bundeswehrkrankenhaus|Bundeswehrlazarette]]“ zur medizinischen Versorgung der Soldaten der damals noch jungen Bundeswehr in [[Detmold]], [[Gießen]], [[Glückstadt]], [[Hamm]], [[Kempten (Allgäu)]] und [[Koblenz]]. Die Lazarette behandelten grundsätzlich nur Soldaten, nur in Notfällen oder auf Weisung des [[Bundesministerium der Verteidigung|Bundesministers der Verteidigung]] konnten auch zivile Patienten versorgt werden. Die Lazarette wurden anhand der Bettenzahl grob in drei Kategorien (200-/400-/600-Betten-Häuser) unterteilt. In [[Wittlich]] wurde das Sanitätshauptdepot errichtet. Außerdem gab es drei [[Fliegerärztliche Tauglichkeitsuntersuchung|fliegerärztliche Untersuchungsstellen]] u.&nbsp;a. in Hannover und Hamburg.

Im Mai 1957 verlegte die Sanitätstruppenschule des Heeres von Degerndorf am Inn in die [[Luitpoldkaserne (München)|Luitpoldkaserne]] nach München und wurde dabei in „Sanitätsschule der Bundeswehr“ umbenannt. Am 10. Juli 1957 erfolgte die Festlegung des Offiziersstatus für [[Apotheker]], [[Lebensmittelchemiker]], [[Tierarzt|Tierärzte]] und [[Zahnarzt|Zahnärzte]]. 1957 wurde aus der Abteilung II des Wehrmedizinalamts auch das [[Institut für Wehrmedizinalstatistik und Berichtswesen]] (WehrMedStatInstBw) gegründet und war dem Wehrmedizinalamt unterstellt.

Mitte 1957 ging aus der Unterabteilung IV der Abteilung Streitkräfte beim Bundesministerium der Verteidigung die [[Inspektion des Sanitäts- und Gesundheitswesens]] (InSan) hervor. Am 24. August 1957 mit Wirkung vom 2. September 1957 wurde Generalarzt [[Theodor Joedicke]] als erster [[Inspekteur des Sanitätsdienstes|Inspekteur des Sanitäts- und Gesundheitswesens (InspSan)]] der Bundeswehr ernannt. Ab 1958 war der Inspekteur des Fachdienstes oberster [[Fachvorgesetzter]] im Sanitätswesen mit Inspektionsrecht für die direkt unterstellten Zentralen Sanitätsdienststellen der Bundeswehr.

1958 wurde das Bundeswehrlazarett in [[Amberg]] und [[Hamburg-Wandsbek]] eröffnet. 1959 erfolgte die Aufstellung des Bundeswehrlazaretts in [[Bad Zwischenahn]]. Zu den weiteren Einrichtungen die ab 1959 aufgestellt wurden gehörten: das [[Flugmedizinisches Institut der Luftwaffe|Flugmedizinische Institut der Luftwaffe]] (FlMedInstLw) in [[Fürstenfeldbruck]], das Uboot- und Taucherphysiologische Institut der Marine (UTPIM) in [[Kronshagen]], sechs Chemische Untersuchungsstellen (davon eine in München), drei Hygienisch-medizinische Untersuchungsstellen, eine Veterinärmedizinische Untersuchungsstelle in [[München]], sieben Sanitätsdepots, 291 Sanitätsbereiche, 44 Zahnstationen und sechs Röntgenbildschirmtrupps.
[[Datei:Schützenpanzer Kurz (KrKwGep).JPG|mini|Schützenpanzer (kurz) / Krankenkraftwagen gepanzert (KrKwGep)]]
Nach dem [[Erdbeben von Agadir 1960]] verlegt das Sanitätsbataillon 5, zwischenzeitlich nach Koblenz verlegt, mit rund 100 Soldaten im März 1960 nach [[Agadir]], [[Marokko]] und leistete zusammen mit weiteren Bundeswehrkräften Hilfe vor Ort. Es ist der erste Auslandseinsatz der Bundeswehr.

In [[Kronshagen]] öffnete 1961 und in [[Bad Wildbad|Wildbad im Schwarzwald]] 1962 ein weiteres Bundeswehrlazarett.

=== Konsolidierungen ===
Im August 1963 bildete sich ein Wissenschaftlicher Beirat für das Sanitäts- und Gesundheitswesens beim Bundesministerium für Verteidigung. Am 29. Oktober 1963 wurde die Sanitätsschule der Bundeswehr in Akademie des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr (SanAkBw) umbenannt.

Am 1. Februar 1965 folgte die Umbenennung des Wehrmedizinalamtes in [[Sanitätsamt der Bundeswehr]] (SanABw). Als Kommandobehörde war es für Grundsatzangelegenheiten des Sanitäts- und Gesundheitswesens in den [[Militär|Streitkräften]] zuständig und wurde dem [[Inspekteur des Sanitätsdienstes|Inspekteur des Sanitäts- und Gesundheitswesens]] unmittelbar unterstellt. Die Abteilung III wurde in das Institut für Wehrmedizin und Hygiene überführt. Aus der Chemischen Untersuchungsstelle im früheren Wehrbereich VI entstand das Institut für Wehrpharmazie und Lebensmittelchemie.

Zum 1. April 1965 wurde die Chemischen Untersuchungsstellen in das Institut für Wehrpharmazie und Lebensmittelchemie mit den Abteilungen Pharmazie, Lebensmittelchemie und Toxikologie umgegliedert. Zudem erfolgte die Gründung des [[Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr|Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr]] (InstPharmToxBw) in [[Garching bei München]].

Das Institut für Wehrmedizinalstatistik und Berichtswesen wurde ab Februar 1965 ein eigenständiges Institut geführt.

Ab Juli 1965 wurde die 2 Kompanie des gemischten Sanitätslehrbataillons 865 mit der Versorgung der [[Allied Command Europe Mobile Forces]] (AMF) betraut.

Die Laufbahnen der Sanitätsoffiziere und Sanitätsoffizier-Anwärter wurden 1965 erweitert.

1966 wird die Laborgruppe Mikrobiologie an der Sanitätstruppenschule der Bundeswehr gegründet.

Im Januar 1968 folgte die Unterstellung der Bundeswehrlazarette sowie der Medizinischen, Chemischen und Veterinär-Untersuchungsstellen zum [[Sanitätsamt der Bundeswehr]] (SanABw).
[[Datei:ZSanDBw.svg|mini|hochkant|Verbandsabzeichen der Zentralen Sanitätsdienststellen der Bundeswehr]]
Im März 1970 wurde der militärische Organisationsbereich [[Zentrale Sanitätsdienststellen der Bundeswehr]] (ZSanDBw) aus den teilstreitkraftübergreifenden Sanitätseinrichtungen der Bundeswehr geschaffen: aus dem [[Sanitätsamt der Bundeswehr]] (SanABw) und der [[Sanitätsakademie der Bundeswehr|Akademie des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr]] (SanAkBw) sowie der Zusammenfassung der Institute und Sanitätsdienstlichen Untersuchungsstellen zum [[Zentrales Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr|Zentralen Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr]] (ZInstSanBw).

Die ''Bundeswehrlazarette'' wurden in ''[[Bundeswehrkrankenhaus|Bundeswehrkrankenhäuser]]'' (BwKrhs) umbenannt und öffneten sich 1970 zudem auch für zivile Patienten und standen ohne Einschränkung zur Verfügung. Dies diente der so möglichen In-Übunghaltung der Ärzte bei der Behandlung von Krankheiten und Verletzungen, die unter Bundeswehrsoldaten nur selten vorkommen.

Am 1. Oktober 1970 erfolgte die Umbenennung des Zentrallazaretts der Bundeswehr in [[Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz]].

=== Ausbau des Sanitätsdienstes ===
Am 19. Februar 1975 stimmte das Bundeskabinett der Regierung [[Helmut Schmidt]] dem Vorschlag des damaligen Verteidigungsministers [[Georg Leber]] zu, approbierte Ärztinnen, Zahnärztinnen, Tierärztinnen und Apothekerinnen als Sanitätsoffiziere in der Bundeswehr einzustellen. Nach Änderung des [[Soldatengesetz]]es und der [[Wehrdisziplinarordnung]] traten am 1. Oktober 1975 die ersten fünf weiblichen Sanitätsoffiziere ihren Dienst an.

1975 begann zudem der Truppenversuch „Sanitätsmodell“ einen gemeinsamen Sanitätsdienst in der Bundeswehr und für eine raumdeckende sanitätsdienstliche Versorgung.

Ab 1976 nutzte die Bundeswehr auch das einzige atomwaffensichere Sanitätsdepot im [[Isteiner Klotz]] bei [[Efringen-Kirchen]], das 1994 in Sanitätshauptdepot umbenannt und mit Ablauf des Jahres 2005 geschlossen wurde.

Im Dezember 1976 leistete die 2. Kompanie des Sanitätslehrbataillons 865 bei [[Muradiye]] in der Türkei Hilfe nach einem schweren Erdbeben bei [[Çaldıran]]. Nach zwei Tagen wurde die [[Kompanie (Militär)|Kompanie]] zur Versorgung Verletzter an ein Krankenhaus in der Nähe des [[Flughafen Ferit Melen|Flughafens Ferit Melen]] angegliedert.

Im Oktober 1977 wurde im Bundeswehrkrankenhaus Gießen die erste staatlich anerkannte [[Krankenpflegeschule]] der Bundeswehr eröffnet.

=== Neuordnung des Sanitätsdienstes ===
Ab April 1979 erfolgte eine ortsansässige Struktur und Aufstellung von 100 Sanitätszentren im Heer, 35 Sanitätszentren bei der Luftwaffe und Marine und 64 Facharztgruppen in 29 Bundeswehrstandorten.

Nach dem [[Erdbeben von Irpinia 1980]] verlegte des Sanitätslehrbataillon 865 in die Krisenregion.

Ab Oktober 1983 wurden auch Sanitätsoffiziere am Generalstablehrgang bzw. Admiralsstablehrgang zugelassen.

Alle bisherigen Sanitätsmaterialversorgungseinrichtungen erhielten ab Dezember 1983 den Status von Bundeswehrapotheken.

Im Juli 1984 erfolgte die Umgliederung der Akademie des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr und der Einrichtung von drei Instituten in München: [[Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr|Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr]] (InstMikroBioBw), [[Institut für Radiobiologie der Bundeswehr]] (InstRadBioBw) und Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr (InstPharmToxBw).

Ab 1985 erfolgte die Zulassung aller Berufssanitätsoffiziere am Grundlehrgang der Fortbildungsstufe C.

Im Juni 1989 erfolgte die Einstellung der ersten weiblichen Sanitätsoffizier-Anwärter mit der Möglichkeit auch an zivilen Universitäten Humanmedizin, Zahnmedizin, Tiermedizin oder Pharmazie zu studieren und während des Studiums bereits besoldet zu werden. Die Obergrenze von jährlich rund 50 Einstellungen wurde 1992 aufgehoben.

Nach dem [[Manjil-Rudbar-Beben 1990|Manjil-Rudbar-Beben]] mit einer Stärke von 7,7 in den betroffenen iranischen Provinzen [[Gilan]] und [[Zandschan (Provinz)|Zandschan]] erfolgte am 24. Juni 1990 die Verlegung der 2. Kompanie des Sanitätslehrbataillons 851 ([[Allied Command Europe Mobile Forces|AMF]]) mit 61 Soldaten von München nach [[Teheran]], Iran. Ein [[Feldlazarett]] wird am 25. Juni 1990 von der [[Luftwaffe (Bundeswehr)|Bundesluftwaffe]] mit acht [[Transall C-160|C-160 Transall]]-Transportmaschinen nach Teheran geflogen. Eine Landung auf dem Flughafen [[Rascht]] (RAS) war nicht möglich. Der Weitertransport in das ca. 300&nbsp;km entfernte Erdbebengebiet erfolgte mit iranischen Lkw auf dem Landwege. Innerhalb von zwei Wochen wurden im Feldlazarett nahe ca. 3.700 Patienten behandelt. Das Feldlazarett wurde nach drei Wochen und insgesamt 3960 Behandlungen und zehn Operationen den iranischen Gesundheitsbehörden überlassen.

=== Nach der Deutschen Wiedervereinigung ===
Mit der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung Deutschlands]] wurden am 3. Oktober 1990 auch die Soldaten des Sanitätsdienstes der [[Nationale Volksarmee|Nationalen Volksarmee]] (NVA) in die Bundeswehr übernommen, darunter 394 Sanitätsoffiziere. Die [[Militärmedizinische Akademie Bad Saarow]] der NVA wurde 1990 in ein [[Bundeswehrkrankenhaus]] und 1991 in das zivile [[Helios Klinikum Bad Saarow|Klinikum Bad Saarow]] umgewandelt.

Im Januar 1991 erfolgte die Öffnung der Laufbahngruppen für Mannschaften und Unteroffiziere im Sanitäts- und Militärmusikdienst für Frauen. Die Bundeswehrkrankenhäuser in [[Berlin]] und [[Leipzig]] wurden im April 1991 dem Sanitätsamt (SanABw) unterstellt. Das [[Bundeswehrkrankenhaus Berlin]] war bis 1990 das ''Lazarett Berlin-Mitte der Nationalen Volksarmee''.

Von November 1991 bis März 1992 hatte eine Gruppe von Sanitätsoffizieren und Sanitätsunteroffizieren zunächst an der Vorausmission [[United Nations Advance Mission in Cambodia]] (UNAMIC) in [[Kambodscha]] teilgenommen, um das UN-Personal medizinisch zu betreuen und die sanitätsdienstliche Versorgung der nachfolgenden UNTAC-Mission vorzubereiten.

Am 8. April 1992 beschloss die deutsche Bundesregierung aufgrund einer Bitte des Generalsekretärs der Vereinten Nationen [[Boutros Boutros-Ghali]], eine Beteiligung an der Folgemission [[United Nations Transitional Authority in Cambodia]] (UNTAC). Die Aufbauten zu einem Feldlazarett begannen am 22. Mai 1992. Hierfür mussten mehr als 350 Tonnen Material von Deutschland nach Kambodscha transportiert werden, bis das mit dem Betrieb des UNTAC Field Hospital (GE) mit rund 60 Betten am 8. Juni 1992 in [[Phnom Penh]] der klinischen Betrieb mit 130 Soldaten unter der Leitung eines Sanitätsstabsoffizieres aufgenommen werden konnte. Das Deutsche Feldhospital verfügte über zwei Bettenstationen, eine Isolierstation sowie eine [[Intensivstation]] und sieben fachärztliche Abteilungen. Weiterhin betrieb das deutsche Kontingent ein Medical Center in Phnom Penh zur Versorgung des in der Hauptstadt eingesetzten UN-Personals. Die Versorgung der kambodschanischen Bevölkerung – zunächst nur als Ausnahme vorgesehen – wurde zum Schwerpunkt des humanitären Einsatzes der Bundeswehr in Kambodscha. Bereits nach kurzer Zeit wurde das Hospital von der einheimischen Bevölkerung „Haus der Engel“ genannt. Am 31. Oktober 1993 wurde das Feldhospital geschlossen. Im stationären Bereich wurden in 17 Monaten 3.489 Patienten und im Ambulanzbereich 95.409 Patienten behandelt. Am 14. Oktober 1993 kurz vor Missionsende wurde der Feldwebel Alexander Arndt ermordet.

Im April 1993 erließ der Inspekteur des Sanitätsdienstes, [[Gunter Desch]], eine „Fachliche Leitlinie zur sanitätsdienstlichen Versorgung von Verbänden der Bundeswehr außerhalb der Bundesrepublik Deutschland“, die vorsah, dem fachlichen Standard in Deutschland auch im Auslandseinsatz zu entsprechen.

Im Mai 1993 wurde eine Sanitätskompanie mit bis zu 120 Soldaten zum ersten Kontingent des [[Deutscher Unterstützungsverband Somalia|Deutschen Unterstützungsverbandes Somalia]] (DtUstgVbd Somalia) im Rahmen der [[United Nations Operation in Somalia II]] (UNOSOM II) nach [[Beledweyne]] verlegt. In einem Feldlazarett wurden auch zur humanitären Hilfe über 17.000 einheimische Patienten medizinisch behandelt.

1993 wurden das [[Bundeswehrkrankenhaus Detmold]] und das in Osnabrück geschlossen. 1994 folgte die Auflösung der Bundeswehrkrankenhäuser in München und Wildbad. Damit erfolgte eine Reduzierung auf zehn Bundeswehrkrankenhäuser. Gleichzeitig wurde beschlossen, rund 13 Facharztzentren als Außenstellen der verbliebenen Bundeswehrkrankenhäuser zu schaffen. Im Dezember 1995 eröffnete das Herzchirurgische Zentrum im Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz.

[[Datei:DF-SD-02-00755 Emergency room of the German-French Mash Unit at a temporary naval base located in Troger (Trogir), Croatia.jpeg|mini|Notfallaufnahme im deutschen Feldlazarett Trogir in Kroatien 1995]]
Während des Einsatzes im Rahmen der UN geführten [[United Nations Protection Force]] (UNPROFOR) wurde 1995 in [[Trogir]] in [[Kroatien]] ein deutsch-französisches Feldlazarett (DEU/FRA FLaz) mit 50 Betten als deutscher Anteil und weiteren 50 Betten des französischen Anteils, dem Antienne Transit Sanitaire, aufgestellt. Ab 1996 übernahm dieses DEU/FRA FLaz auch die sanitätsdienstliche Versorgung der Behandlungsebene (Role 3) für die von der NATO geführten [[Implementation Force|Implementation Force (IFOR)]] und des deutschen Kontingents GECONIFOR (L) (GErman CONtingent Implementation FORce (Land)) und leistete rund 10.925 ambulante und 2.046 stationäre Behandlungen von Patienten aus 58 Nationen.


1996 waren insgesamt 2.849 Frauen im Sanitätsdienst tätig.
== Uniform, Abzeichen, Dienstgrade ==
Der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr (ZSanDstBw) hat keine eigene Uniform. Angehörige des ZSanDstBw tragen Heeres-, Luftwaffen- oder Marineuniform. Am Diensthemd aller Uniformträger erkennt man die Zugehörigkeit zum ZSanDstBw an einem runden Anstecker mit [[Äskulapstab]] auf Eisernem Kreuz, der auf der rechten Seite des Hemdkragens angebracht wird. Für Uniformträger des Heeres und der Luftwaffe ist er silber, für die der Marine und für Generale ist er goldfarben.


1997 wurde das Bundeswehrkrankenhaus Gießen geschlossen. Im gleichen Jahr erfolgte die Aufstellung der [[Sanitätsakademie der Bundeswehr]] (SanAkBw) in München, die aus der Akademie des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr hervorging. Die Überwachungsinstitute wurden aufgelöst und es folgte die Gründung von vier Instituten des [[Zentrales Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr|Zentralen Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr]] (ZInstSanBw).
[[Bild:anstecker_zsandst.jpg|thumb|100px|Anstecker]]


=== Bundeswehrreform und Neustrukturierung ===
Die Dienstgradbezeichnungen im ZSanDstBw entsprechen denen von Heer, Luftwaffe und Marine. Nur die Sanitätsoffiziere (Ärzte) haben eigene [[Dienstgrad]]bezeichnungen.
[[Datei:BMVg.svg|mini|hochkant|Wappen des Führungsstabes des Sanitätsdienstes (2002–2012)]]
[[Datei:Territoriale Gliederung des Sanitätsdienstes.png|200px|mini|Territoriale Gliederung der [[Sanitätskommando]]s]]
Am 1. Oktober 2000 erfolgte im Rahmen der [[Bundeswehrreform]] die Aufstellung des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr (ZSanDstBw) mit etwa 3.400 Soldaten. Er entstand aus den damaligen Zentralen Sanitätsdienststellen und durch eine weitgehende Zentralisierung [[Militärischer Sanitätsdienst|sanitätsdienstlicher Kräfte]] und Mittel der Teilstreitkräfte. Ausgenommen waren hiervon lediglich kleine Bereiche wie etwa der Bordsanitätsdienst der [[Deutsche Marine|Marine]], der fliegerärztliche Dienst, sowie der [[Sanitätsdienst Heer|Sanitätsdienst des Heeres]] und die sanitätsdienstlichen Institute von Luftwaffe und Marine, die organisatorisch weiter Teil der jeweiligen Teilstreitkraft sind.
Der ''Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr'' stellt keine eigene Teilstreitkraft dar, sondern nimmt als [[militärischer Organisationsbereich]] (milOrgBer) querschnittliche Aufgaben für [[Heer (Bundeswehr)|Heer]], [[Luftwaffe (Bundeswehr)|Luftwaffe]], [[Deutsche Marine|Marine]] und [[Streitkräftebasis]] wahr.


In der neuen Führungsstruktur ist der [[Inspekteur des Sanitätsdienstes|Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr]] der oberste Verantwortliche und führt den am 6. Mai 2002 gegründeten [[Führungsstab des Sanitätsdienstes]] (Fü San) im [[Bundesministerium der Verteidigung]] und ist Leiter des Fachdienstes Sanitätsdienst. Diesem untersteht das [[Sanitätsamt der Bundeswehr]] (SanABw) und das am 3. Juli 2001 aufgestellte [[Sanitätsführungskommando]] (SanFüKdo).
=== Heer und Luftwaffe ===


Das Sanitätsführungskommando (SanFüKdo) in [[Koblenz]] führte als eine der beiden höheren Kommandobehörden des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr (ZSanDstBw) die vier [[Sanitätskommando]]s sowie das [[Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst]] (Kdo SES) mit den Standorten Leer und Schwanewede. Jedem Sanitätskommando unterstanden ein bis zwei [[Bundeswehrkrankenhaus|Bundeswehrkrankenhäuser]], jeweils ein [[Sanitätsregiment|Sanitäts-]] und ein [[Lazarettregiment]] und alle Einrichtungen für die ambulante allgemeinmedizinische und die fachärztliche sowie die zahnärztliche Versorgung.
{| cellpadding="5" border="1"
|Humanmedizin || Zahnmedizin || Pharmazie || Veterinärmedizin|| Entsprechung im Truppendienst
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| [[Stabsarzt]] || [[Stabsarzt]] || [[Stabsapotheker]] || [[Stabsveterinär]] || [[Hauptmann (Offizier)|Hauptmann]]
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| [[Oberstabsarzt]] || [[Oberstabsarzt]] || [[Oberstabsapotheker]] || [[Oberstabsveterinär]] || [[Major]]
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| [[Oberfeldarzt]] || [[Oberfeldarzt]] || [[Oberfeldapotheker]] || [[Oberfeldveterinär]] || [[Oberstleutnant]]
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| [[Oberstarzt]] || [[Oberstarzt]] || [[Oberstapotheker]] || [[Oberstveterinär]] || [[Oberst]]
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| [[Generalarzt]] || [[Generalarzt]] || [[Generalapotheker]] || -- || [[Brigadegeneral]]
|-
| [[Generalstabsarzt]] || -- || -- || -- || [[Generalmajor]]
|-
| [[Generaloberstabsarzt]] || -- || -- || -- || [[Generalleutnant]]
|}


Die Entscheidung des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, [[Admiraloberstabsarzt]] [[Karsten Ocker]], vom 12. Januar 2006, die sanitätsdienstliche Versorgung der Eingreifkräfte an die neuen Einsatzerfordernisse anzupassen und damit den sicherheitspolitischen Veränderungen der letzten Jahre, hier insbesondere in den Bereichen der [[NATO]] (NRF), der [[Europäische Union|Europäischen Union]] (EU BG) und den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] (UN), gerecht zu werden, hat eine Anpassung der Strukturen notwendig gemacht.
=== Marine ===
[[image:GE-NAVY-OF-8 AdmOSA.png|right|thumb|Rangabzeichen eines AdmOSA]]
{| cellpadding="5" border="1"
|Humanmedizin || Zahnmedizin || Pharmazie || Entsprechung im Truppendienst
|-
| [[Stabsarzt]] || [[Stabsarzt]] || [[Stabsapotheker]] || [[Kapitänleutnant]]
|-
| [[Oberstabsarzt]] || [[Oberstabsarzt]] || [[Oberstabsapotheker]] || [[Korvettenkapitän]]
|-
| [[Flottillenarzt]] || [[Flottillenarzt]] || [[Flottillenapotheker]] || [[Fregattenkapitän]]
|-
| [[Flottenarzt]] || [[Flottenarzt]] || [[Flottenapotheker]] || [[Kapitän zur See]]
|-
| [[Admiralarzt]] || [[Admiralarzt]] || [[Admiralapotheker]] || [[Flottillenadmiral]]
|-
| [[Admiralstabsarzt]] || -- || -- || [[Konteradmiral]]
|-
| [[Admiraloberstabsarzt]] || -- || -- || [[Vizeadmiral]]
|}


Vor diesem Hintergrund wurden das Kdo SES (alt) sowie das Sanitätsregiment 12 im Jahr 2007 aufgelöst. Am 1. Juli 2007 wurde daraus nach funktionalen Kriterien ein gemeinsamer Verband an den Standorten [[Leer (Ostfriesland)|Leer]] und [[Schwanewede]] neu aufgestellt. Dieser trägt ebenfalls die bereits im Jahr 2003 gewählte Bezeichnung: [[Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst|Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst „Ostfriesland“]] (Kdo SES). Der Standort Schwanewede wurde bis Ende 2015 aufgelöst.
== Gliederung ==
Der '''[[Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr]]''', derzeit Admiraloberstabsarzt Dr. [[Karsten Ocker]], führt den '''[[Führungsstab des Sanitätsdienstes]]''' (Fü San) im [[Bundesministerium der Verteidigung]]. Diesem untersteht das '''[[Sanitätsamt der Bundeswehr]]''' (als Fachamt) und das '''[[Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr#Sanitätsführungskommando|Sanitätsführungskommando]]''' (SanFüKdo).


Am 12. Oktober 2006 wurde das [[Zentrum für Einsatzausbildung und Übungen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr]] (ZEinsAusbÜbSanDst) in [[Feldkirchen (Niederbayern)|Feldkirchen]]-[[Mitterharthausen]] aufgestellt und der Sanitätsakademie unterstellt, um der zunehmenden Auslandseinsatz-Verwendung der Soldaten der Bundeswehr und der hiermit verbundenen Fürsorgepflicht der Bundeswehr gerecht werden zu können.
=== Sanitätsamt ===
[[Image:Wappen Sanitätsamt.png|thumb|Wappen Sanitätsamt]]
Das '''Sanitätsamt''' in [[München]] ist für die fachliche Organisation des Sanitätsdienstes zuständig. Es erarbeitet die fachlichen Rahmenbedingungen für einen leistungsfähigen Sanitätsdienst und deckt Fach- und Organisationsaufgaben, den Bereich Rüstung, Qualitätsmanagement, Controlling, Ausbildung, Forschung und die Weiterentwicklung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr ab.


=== Neuausrichtung der Bundeswehr ===
Als Überwachungsbehörde der Bundeswehr ist es für öffentlich-rechtliche Aufgaben wie dem Infektionsschutz-, Medizinprodukte-,Tierschutz-, Arzneimittel- oder Lebensmittelbedarfsgegenständegesetz verantwortlich. Dem Fachamt sind über 500 Soldaten zugeordnet. Kommandeur des Sanitätsamtes ist seit 2003 [[Generalstabsarzt]] Dr. med, [[Peter K. Fraps]].
[[Datei:KdoSan.svg|rahmenlos|rechts|140px|verweis=Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr]]
Am 20. September 2011 gab der damalige Bundesverteidigungsminister [[Thomas de Maizière]] bekannt, dass im Rahmen der [[Neuausrichtung der Bundeswehr]] geplant ist, die Anzahl der aktiven Soldaten im zentralen Sanitätsdienst auf maximal 15.120 zu reduzieren. Davon sollen 14.120 Berufssoldaten/Zeitsoldaten und zwischen 500 und 1.000 [[Freiwilliger Wehrdienst|Freiwillig Wehrdienstleistende]] (FWD) sein.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Thomas Wiegold]] |url=http://augengeradeaus.net/2011/09/die-grobstruktur-steht/ |titel=Die Grobstruktur steht |hrsg=Augen geradeaus! |datum=2011-09-21 |abruf=2011-09-21}}</ref> Im Zuge der Neuausrichtung wurde die Gliederung des Organisationsbereiches geändert. Analog der Gliederung von Heer, Luftwaffe, Marine und Streitkräftebasis wurde die oberste Führung des Organisationsbereiches im neu aufgestellten [[Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr]] gebündelt, dessen Kommando der [[Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr]] übernahm. Die bisher verzweigte Führungsstruktur aus [[Führungsstab des Sanitätsdienstes]] und den nachgeordneten [[Sanitätsführungskommando]] und [[Sanitätsamt der Bundeswehr]] entfiel.


Am 1. Oktober 2012 erfolgte die Aufstellung des [[Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr]] (Kdo SanDstBw) in [[Koblenz]]. Das Kommando ist eine dem [[Bundesministerium der Verteidigung]] unmittelbar nachgeordnete [[Kommandobehörde|Höhere Kommandobehörde]] mit truppen-, fachdienstlicher und fachlicher Führungsverantwortung für den Zentralen Sanitätsdienst. Das Kommando ist zugleich [[Stabsstelle|Stab]] des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. Das Kommando Sanitätsdienst hat dabei Teile der Aufgaben des [[Führungsstab des Sanitätsdienstes|Führungsstabes des Sanitätsdienstes]], des am 31. Dezember 2012 aufgelösten [[Sanitätsführungskommando]]s und des zum 31. Dezember 2013 aufzulösende [[Sanitätsamt der Bundeswehr|Sanitätsamtes der Bundeswehr]] übernommen.<ref>[http://augengeradeaus.net/wp-content/uploads/2012/06/RealPl_ZSanDstBw1.pdf augengeradeaus.de: Realisierungsplanung: Marine und Sanitätsdienst] (PDF; 206&nbsp;kB) vom 13. Juni 2012 (abgerufen am 15. Januar 2013)</ref>
==== unterstellte Einrichtungen ====
*[[Sanitätsakademie der Bundeswehr]] [[München]]
*[[Institut für Medizinischen Arbeits- und Umweltschutz]] [[Berlin]]
*[[ 3 Zentrale Institute des Sanitätsdienstes der Bundeswehr]] [[Kiel]], [[Koblenz]], [[München]]
*[[Sportmedizinisches Institut]] [[Warendorf]]
*[[Sanitätsübungszentrum]] [[Weißenfels]]
*[[Sanitätslehrregiment]] [[Feldkirchen]]
*[[Institut für Wehrmedizinalstatistik und Berichtswesen]] [[Andernach]]
* [[Organisation für nachhaltige Untersuchungen der Bundeswehr]] [[Andernach]]
* [[Lungen- und TBC-Fürsorge]] [[Andernach]]
*[[Institut für Radiobiologie]] [[München]]
*[[Institut für Mikrobiologie]] [[München]]
*[[Institut für Pharmakologie und Toxikologie]] [[München]]


Am 1. Januar 2013 wurde das [[Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung]] (Kdo SanEinsUstg) in [[Weißenfels]] aufgestellt. Es ist das truppendienstliche Führungskommando für die Verbände der Sanitätstruppe (Sanitätsregimenter und ehemalige Lazarettregimenter) und nimmt die Truppenstelleraufgaben für den Einsatz und einsatzgleiche Verpflichtungen des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr wahr.
=== Sanitätsführungskommando ===
Ihm unterstellt ist das [[Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst]] (Kdo SES).
[[Image:Wappen Sanitätsführungskommando.png|thumb|100px|left|Wappen Sanitätsführungs-</br>kommando]][[Bild:Territoriale Gliederung des Sanitätsdienstes.png|thumb|200px|Territoriale Gliederung des Sanitätsführungskommandos]]
Das Sanitätsführungskommando in Koblenz führt den überwiegenden Teil des Zentralen Sanitätsdienstes mit insgesamt rund 19.000 Soldaten und 4.500 [[Zivilist|zivilen]] Mitarbeitern. Es gewährleistet mit seinen 4 nachgeordneten Sanitätskommandos u.a. die ambulante und klinische medizinische Versorgung, stellt Personal für alle Einsätze der Bundeswehr und ist Leitkommando für die Rückführung verletzter oder erkrankter Soldaten aus dem Einsatz. Mit dem [[Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst]] [[Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst|(Kdo SES)]] unterstehen ihm unmittelbar hochmobile, zum Teil luftverlegbare Sanitätskräfte für Einsätze im In- und Ausland bzw. zur humanitären Hilfe.


Ebenfalls am 1. Januar 2013 erfolgte die Aufstellung des [[Kommando Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung|Kommandos Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung]] (Kdo RegSanUstg) in [[Diez]]. Es war übergangsweise das truppen- und fachdienstliches Führungskommando für die Fachsanitätszentren in Augustdorf, Bonn, Erfurt, Fritzlar, Idar-Oberstein, Köln-Wahn und Leipzig, die Sanitätszentren in Aachen, Ahlen, Berlin, Burg, Cochem, Dresden, Frankenberg, Bad Frankenhausen, Germersheim, Havelberg, Höxter, Kerpen, Köln, Lahnstein, Merzig, Münster, Rennerod, Rheine, Bad Salzungen, Schwielowsee, Schönewalde, Strausberg, Stadtallendorf, Weißenfels und Zweibrücken. Ab 2014 unterstehen dem Kommando 13 Sanitätsunterstützungszentren an den Standorten Augustdorf, Berlin, Cochem, Erfurt, Hammelburg, Kiel, Köln, Kümmersbruck, München, Munster, Neubrandenburg, Stetten a.k.M. und Wilhelmshaven mit insgesamt 128 Sanitätsversorgungszentren sowie das Sportmedizinische Institut der Bundeswehr (SportMedInstBw) in Warendorf. Es stellt die ambulante ärztliche und zahnärztliche Versorgung der Soldaten im Inland sowie die Ausbildungs- und Übungsunterstützung der Streitkräfte sicher. Darüber hinaus stellt es Kräfte für die sanitätsdienstliche Einsatzversorgung (Ebene/Role 1) bereit. Das Kommando übernahm dabei einen Teil der Aufgaben des aufgelösten Sanitätsamtes der Bundeswehr sowie der aufgelösten bzw. aufzulösenden Sanitätskommandos.
Jedem der vier Sanitätskommandos unterstehen wiederum zwei [[Bundeswehrkrankenhaus|Bundeswehrkrankenhäuser]], jeweils ein Sanitäts- und ein [[Lazarett]]regiment und alle Einrichtungen für die [[Ambulanz|ambulant]]e [[Medizin|allgemeinmedizinische]] und die ambulante fachärztliche sowie die [[Zahnarzt|zahnärztliche]] Versorgung. Kommandeur des Sanitätsführungskommando ist seit 2001 [[Generaloberstabsarzt]] Dr. med. [[Erich Wolfgang Bick]].


Als letzter Baustein der Neuausrichtung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr ist die Neustrukturierung der Institutslandschaft. Ab 2017 (geplant war 2016, was sich aber als nicht realisierbar herausstellte) gibt es nur noch zwei [[Zentrale Institute des Sanitätsdienstes der Bundeswehr]] und zwar in Kiel und München. In Berlin gibt es weiterhin eine Außenstelle des Kieler Institutes und am Standort Koblenz eine Außenstelle vom Münchner Institut. Die Fachinstitute sind die bisherigen Institute für [[Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr|Pharmazie und Toxikologie]], [[Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr|Mikrobiologie]] und [[Institut für Radiobiologie der Bundeswehr|Radiobiologie]], hinzukommen ist das neu gegründete [[Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr]]. Dieses ist aus dem [[Institut für Wehrmedizinalstatistik und Berichtswesen|Institut für Wehrmedizinalstatistik und Berichtswesen der Bundeswehr]], der Laborabteilung IV des Zentralen Institutes der Bundeswehr Koblenz und dem [[Institut für den Medizinischen Arbeits- und Umweltschutz der Bundeswehr]] entstanden.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de/portal/a/sanitaetsdienst/start/service/nachricht/!ut/p/z1/hY_NDoIwEITfiC1EsBxBY4ISlD-VXkxDG6zBljSVePDhLTHhRtzDJDuz-20WCFyBSDqKjhqhJO1t35DgFuO0Sr3Q8yo3xyjJ6xAHyXF_KFZwhsu_EWJjtFARgpJxaCxjvczwoQQChHGnVZKbSQ2XRljtNDVKO4PSpp-Sl9Y2cQSDBrnbGOH5lPuJimBD6tDD2yQuJuCDjvQ979J2ehqaO5Ws5yfVRj9jeO5wlvndFzjREkU!/dz/d5/L2dBISEvZ0FBIS9nQSEh/#Z7_B8LTL2922T1Q80IQU986IOJKR5 |titel=Geburtsstunde mit feierlichem Appell |datum=2017-09-13 |abruf=2017-11-07}}</ref>
==== unterstellte Truppenteile ====
{|{{prettytable}}
! colspan="2" {{highlight2}}|Sanitätskommando I in Kiel
|----
|[[Schleswig-Holstein]], [[Niedersachsen]], [[Mecklenburg-Vorpommern]], [[Hamburg]], [[Bremen]]
|rowspan="5" align="center"|[[Bild:Karte Sanitätskommando I.png|100px]]
|----
|Bundeswehrkrankenhaus Hamburg
|----
|Bundeswehrkrankenhaus Bad Zwischenahn
|----
|Leitsanitätszentrum 110 in Kiel
|----
|Leitsanitätszentrum 120 in Rostock
|----
|Leitsanitätszentrum 130 in Wilhelmshaven
|rowspan="4" align="center"|[[Bild:Wappen Sanitätskommando I.png|50px]]
|----
|Leitsanitätszentrum 140 in Munster
|----
|Lazarettregiment 11 in Breitenburg
|----
|Sanitätsregiment 12 in Fürstenau
|----
| colspan="2"|'''Kommandeur''': Generalarzt Dr. med. [[Arno Roßlau]]
|----
! colspan="2" {{highlight2}}|Sanitätskommando II in Diez
|----
|[[Nordrhein-Westfalen]], [[Rheinland-Pfalz]], [[Hessen]], [[Saarland]]
| rowspan="5" align="center"|[[Bild:Karte Sanitätskommando II.png|100px]]
|----
|Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz
|----
|Bundeswehrkrankenhaus Hamm
|----
|Bundeswehrsanitätszentrum Bonn
|----
|Leitsanitätszentrum 210 in Fritzlar
|----
|Leitsanitätszentrum 220 in Köln-Wahn
| rowspan="4" align="center"|[[Bild:Wappen Sanitätskommando II.png|50px]]
|----
|Leitsanitätszentrum 230 in Lahnstein
|----
|Lazarettregiment 21 in Rennerod
|----
|Sanitätsregiment 22 in Hamm
|----
| colspan="2"|'''Kommandeur''': Generalarzt Dr. med. [[Ingo Patschke]]
|----
! colspan="2" {{highlight2}}|Sanitätskommando III in Weißenfels
|----
|[[Thüringen]], [[Sachsen]], [[Sachsen-Anhalt]], [[Brandenburg]], [[Berlin]]
| rowspan="5" align="center"|[[Bild:Karte Sanitätskommando III.png|100px]]
|----
|Bundeswehrkrankenhaus Berlin
|----
|Bundeswehrkrankenhaus Leipzig
|----
|Leitsanitätszentrum 310 in Berlin
|----
|Leitsanitätszentrum 320 in Weißenfels
|----
|Lazarettregiment 31 in Berlin
| rowspan="2" align="center"|[[Bild:Wappen Sanitätskommando III.png|50px]]
|----
|Sanitätsregiment 32 in Weißenfels
|----
| colspan="2"|'''Kommandeur''': Generalarzt Dr. med. [[Lutz Bandekow]]
|----
! colspan="2" {{highlight2}}|Sanitätskommando IV in Bogen
|----
|[[Bayern]], [[Baden-Württemberg]]
| rowspan="5" align="center"|[[Bild:Karte Sanitätskommando IV.png|100px]]
|----
|Bundeswehrkrankenhaus Ulm
|----
|Bundeswehrkrankenhaus Amberg
|----
|Leitsanitätszentrum 410 in Roth
|----
|Leitsanitätszentrum 420 in Sigmaringen
|----
|Leitsanitätszentrum 430 in Kaufbeuren
| rowspan="3" align="center"|[[Bild:Wappen Sanitätskommando IV.png|50px]]
|----
|Lazarettregiment 41 in Horb am Neckar
|----
|Gebirgssanitätsregiment 42 in Kempten
|----
| colspan="2"|'''Kommandeur''': Generalarzt Dr. med. [[Peter-Klaus Witkowski]]
|----
! colspan="2" {{highlight2}}|[[Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst]] "Ostfriesland" in Leer
|----
| rowspan="2"|'''Kommandeur''': Flottenarzt Dr. med. [[Michael Knabe]]
| align="center"|[[Bild:Leer in Germany.png|100px]]
|----
| align="center"|[[Bild:Wappen Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanität.png|50px]]
|----
|}


== Siehe auch ==
''Siehe auch:'' [[Bundeswehr]], [[Sanitätsdienst]], [[Sanitätsschule der Luftwaffe]], [[Rettungsdienst]], [[Katastrophenschutz]]
* [[Katastrophenschutz]]
* [[Marinesanitätsdienst]]
* [[Sanitätsdienst Heer]]
* [[Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe]]


=== Organigramm ===
== Literatur ==
* Christian Willy (Hrsg.): ''Weltweit im Einsatz – der Sanitätsdienst der Bundeswehr 2010. Auftrag – Spektrum – Chancen.'' Beta, Bonn 2009, 335 Seiten, ISBN 978-3-927603-91-2. Vgl. dazu Reinhard Platzek in: ''Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen.'' Band 8/9, 2012/2013 (2014), S. 568–571.
* ''Reaktionsschnell – Robust – Patienten- und Mitarbeiterorientiert. Interview mit dem Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt [[Ingo Patschke]].'' In: ''Wehrmedizin und Wehrpharmazie.'' 2013, Heft 1, S. 4–8.


== Weblinks ==
<center>[[Image:Struktur Sanitätsdienst neu.png|thumb|700px|none|Organigramm des Sänitätsdienstes der Bundeswehr]]</center>
{{Commonscat|Central Medical Service Bundeswehr|Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr}}
* {{Internetquelle
|url=http://www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de/
|titel=Website des Sanitätsdienstes der Bundeswehr
|werk=www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de
|hrsg=[[Bundesministerium der Verteidigung]], der Leiter des [[Presse- und Informationsstab des Bundesministeriums der Verteidigung|Presse- und Informationsstabes]]
|abruf=2015-12-14}}
* {{DNB-Portal|1033769509}}


== Einzelnachweise ==
==Weblinks==
<references />
* http://www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de
* http://www.bundeswehrkrankenhaus.de


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[[Kategorie:Sanitätswesen (Bundeswehr)]]


[[Kategorie:Organisationsbereich (Bundeswehr)|Sanitatsdienst]]
[[en:Central Medical Services]]
[[Kategorie:Sanitätswesen (Bundeswehr)| ]]
[[no:Zentraler Sanitätsdienst]]
[[Kategorie:Gegründet 2000]]

Aktuelle Version vom 3. Juli 2025, 07:27 Uhr

Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr
— ZSanDstBw —

Logo des Zentralen Sanitätsdienstes
Aktiv 1. Oktober 2000 bis 31. März 2025
Staat Deutschland Deutschland
Streitkräfte Emblem Bundeswehr
Typ Militärischer Organisationsbereich
Gliederung

Internes Verbandsabzeichen Kdo SanDstBw Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr

Stärke 20.364 (April 2025)
davon Frauen: 8.363[1]

Beorderte Reservisten:
13.900 (Soll)

Leitung
Befehlshaber des Zentralen Sanitätsdienstes Generaloberstabsarzt Ralf Hoffmann
Stv. Befehlshaber und Kommandeur Gesundheitseinrichtungen Generalstabsarzt Johannes Backus

Der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr (ZSanDstBw) war einer der militärischen Organisationsbereiche der Bundeswehr. Der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr leistete für alle Teilbereiche der Bundeswehr, darunter Heer, Luftwaffe, Marine und der damaligen Streitkräftebasis, den Großteil der sanitätsdienstlichen Betreuung. Das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr (Kdo SanDstBw) war dabei die dem Bundesministerium der Verteidigung unmittelbar nachgeordnete höhere Kommandobehörde. Das Sanitätspersonal der Bundeswehr wird als SanPers abgekürzt.

Die unter Führung der Teilstreitkräfte stehenden sanitätsdienstlichen Kräfte wie der Bordsanitätsdienst und das Schifffahrtmedizinische Institut der Marine, das Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe und der Sanitätsdienst des Heeres bildeten fachlich mit dem Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr den Sanitätsdienst der Bundeswehr.

Am 4. April 2024 gab das Bundesministerium der Verteidigung bekannt, dass der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr im neuen Unterstützungsbereich unter Führung des Unterstützungskommandos der Bundeswehr aufgehen und seinen Status als eigener militärischer Organisationsbereich verlieren sollte.[2]

Am 31. März 2025 wurde das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr (Kdo SanDstBw) außer Dienst und der damit verbundene Organisationsbereich aufgelöst und am 1. April 2025 in das neue Kommando Gesundheitsversorgung der Bundeswehr (KdoGesVersBw) überführt.

Auftrag des Zentralen Sanitätsdienstes war es, die Gesundheit der Soldaten zu schützen, zu erhalten und wiederherzustellen.

Dieser Anspruch galt für das gesamte Spektrum medizinischer Versorgungsleistungen. Der Zentrale Sanitätsdienst stellte mit seinen Kräften und Mitteln auch die medizinische Versorgung und Begutachtung der Soldaten im In- und Ausland sicher. Insbesondere bei Auslandseinsätzen drohen gesundheitliche Gefahren, denen Soldaten im Inland nicht ausgesetzt sind. Dabei gilt die Maxime, den Soldaten im Falle einer Erkrankung, eines Unfalls oder einer Verwundung im Auslandseinsatz eine medizinische Versorgung zuteilwerden zu lassen, die im Ergebnis dem fachlichen Standard in Deutschland entspricht.

Übungsaufbau eines Feldlazaretts
  • Medizinische Versorgung der Soldaten im Frieden und im Einsatz. Im Einsatz: Gewährleisten einer sanitätsdienstlichen Versorgung, die überall und jederzeit deutscher Ergebnisqualität entspricht
  • Rückführung verletzter oder erkrankter Soldaten aus dem Einsatz oder bei Übungen (STRATAIRMEDEVAC)
  • medizinische Aus- und Fortbildung des gesamten Sanitätspersonals
  • Hilfeleistung für zivile Einsatzdienste, z. B. bei Katastrophen oder speziellen Einsatzfällen
  • Mitwirkung im öffentlichen Rettungsdienst (z. B. durch die Stellung von Notärzten, Rettungsassistenten und/oder Notfallsanitäter für die Rettungshubschrauber der Bundeswehr bzw. ziviler Betreiber)
  • humanitäre Auslandshilfe im Auftrag der Bundesregierung
  • Herstellung, Lagerung und Verteilung von Medikamenten und medizinischem Hilfsmaterial
  • Forschung im Bereich der Wehrmedizin
  • Laboruntersuchungen zur Erfüllung der öffentlich-rechtlichen Aufgaben
  • Mitarbeit bei der Tauglichkeitsprüfung (Musterung, spezielle Eignungsprüfungen) und betriebsärztlichen Betreuung

Führung und Gliederung

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Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz

Der Befehlshaber des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr (vor 2024 Inspekteur des Zentralen Sanitätsdienstes) im Rang eines Generaloberstabsarztes oder Admiraloberstabsarztes führte das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr als oberste Kommandobehörde des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr und stellte über dieses Kommando die materielle und personelle Einsatzbereitschaft des Organisationsbereiches sicher. Der Befehlshaber des Sanitätsdienstes unterstand dem Generalinspekteur der Bundeswehr. Alle anderen Dienststellen des Organisationsbereiches waren dem Kommando Sanitätsdienst mittelbar oder unmittelbar unterstellt. Unmittelbar unterstanden die Bundeswehrkrankenhäuser, das Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung, das Kommando Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung, die Sanitätsakademie der Bundeswehr und einige weitere sanitätsdienstliche Einrichtungen.

Jeder Soldat wird in Erster Hilfe nach der Zentralen Richtlinie (ZRL) A2-873/0-0-1 Sanitätsausbildung Einsatzersthelfer A/B und Ergänzende Sanitätsausbildung ausgebildet. Diese regelt Ausbildungsinhalte und organisatorische Vorgaben für die Sanitätsausbildung der Einsatzersthelfer A und B. Der Kommandeur/die Kommandeurin Sanitätsakademie der Bundeswehr gibt dazu die Anordnung Ausbildungsmaßnahme Einsatzersthelfer A (EH-A) heraus.

Uniform und Dienstgrade

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Hemdkragen mit Anstecker (bis 2012)
Dienstgrad­abzeichen GenOStArzt
Dienstgrad­abzeichen AdmOStArzt

Soldaten des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr (ZSanDstBw) trugen Heeres-, Luftwaffen- oder Marineuniform. Die Dienstgradbezeichnungen im Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr entsprachen den Dienstgraden in den anderen Bereichen der Bundeswehr. Sanitätsoffiziere, die besonders häufig im Zentralen Sanitätsdienst dienen, führten je nach Approbation (Humanmedizin, Zahnmedizin, Tiermedizin und Pharmazie) und Uniformträgerbereich (Luftwaffen- und Heeresuniformträger oder Marineuniformträger) Dienstgrade, die von den Dienstgraden der Offiziere in anderen Laufbahnen abwichen. Anhand ihrer laufbahn- und approbationsspezifischen Dienstgradabzeichen, die sich leicht von denen der übrigen Offiziere unterschieden, war ihre Dienstgradbezeichnung abzulesen. Soldaten im niedrigsten Dienstgrad führten die Dienstgradbezeichnung Sanitätssoldat.

Bis 2012 trugen die Angehörigen des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr zudem am Diensthemd einen runden Anstecker mit Äskulapstab auf Eisernem Kreuz, der auf der rechten Seite des Hemdkragens angebracht wurde. Für Uniformträger des Heeres und der Luftwaffe war er silber-, für die der Marine und für Generale war er goldfarben. Zum 1. Oktober 2012 wurde er nach Entscheidung des Inspekteurs des Sanitätsdienstes abgelegt.

Aufbau des Sanitätsdienstes

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Am 11. April 1956 wurde in der 89. Sitzung im Ausschuss für Verteidigung des Deutschen Bundestages die Laufbahn der Sanitätsoffiziere in der Bundeswehr (Offizierstatus für Ärzte) festgelegt und es folgte eine Entscheidung für ein in den Streitkräften integriertes Sanitätswesen.

1956 erfolgte die Gründung der Sanitätstruppenschule des Heeres in Degerndorf am Inn. Am 1. Oktober 1956 wurde das Wehrmedizinalamt in Beuel (heute Stadtteil von Bonn) mit zunächst drei Abteilungen aufgestellt. Davon befanden sich jeweils eine Abteilung in Beuel, Koblenz und Remagen. Zugleich wurde das Sanitätsbataillon 3 in Bad Eilsen (zur 3. Panzerdivision und das Sanitätsbataillon 5 in Degerndorf am Inn zur 5. Panzerdivision) aufgestellt. Das Sanitätsbataillon 3 wird 1957 in Sanitätsbataillon 1 umbenannt und der 1. Panzerdivision zugeordnet.

1957 entstanden die ersten „Bundeswehrlazarette“ zur medizinischen Versorgung der Soldaten der damals noch jungen Bundeswehr in Detmold, Gießen, Glückstadt, Hamm, Kempten (Allgäu) und Koblenz. Die Lazarette behandelten grundsätzlich nur Soldaten, nur in Notfällen oder auf Weisung des Bundesministers der Verteidigung konnten auch zivile Patienten versorgt werden. Die Lazarette wurden anhand der Bettenzahl grob in drei Kategorien (200-/400-/600-Betten-Häuser) unterteilt. In Wittlich wurde das Sanitätshauptdepot errichtet. Außerdem gab es drei fliegerärztliche Untersuchungsstellen u. a. in Hannover und Hamburg.

Im Mai 1957 verlegte die Sanitätstruppenschule des Heeres von Degerndorf am Inn in die Luitpoldkaserne nach München und wurde dabei in „Sanitätsschule der Bundeswehr“ umbenannt. Am 10. Juli 1957 erfolgte die Festlegung des Offiziersstatus für Apotheker, Lebensmittelchemiker, Tierärzte und Zahnärzte. 1957 wurde aus der Abteilung II des Wehrmedizinalamts auch das Institut für Wehrmedizinalstatistik und Berichtswesen (WehrMedStatInstBw) gegründet und war dem Wehrmedizinalamt unterstellt.

Mitte 1957 ging aus der Unterabteilung IV der Abteilung Streitkräfte beim Bundesministerium der Verteidigung die Inspektion des Sanitäts- und Gesundheitswesens (InSan) hervor. Am 24. August 1957 mit Wirkung vom 2. September 1957 wurde Generalarzt Theodor Joedicke als erster Inspekteur des Sanitäts- und Gesundheitswesens (InspSan) der Bundeswehr ernannt. Ab 1958 war der Inspekteur des Fachdienstes oberster Fachvorgesetzter im Sanitätswesen mit Inspektionsrecht für die direkt unterstellten Zentralen Sanitätsdienststellen der Bundeswehr.

1958 wurde das Bundeswehrlazarett in Amberg und Hamburg-Wandsbek eröffnet. 1959 erfolgte die Aufstellung des Bundeswehrlazaretts in Bad Zwischenahn. Zu den weiteren Einrichtungen die ab 1959 aufgestellt wurden gehörten: das Flugmedizinische Institut der Luftwaffe (FlMedInstLw) in Fürstenfeldbruck, das Uboot- und Taucherphysiologische Institut der Marine (UTPIM) in Kronshagen, sechs Chemische Untersuchungsstellen (davon eine in München), drei Hygienisch-medizinische Untersuchungsstellen, eine Veterinärmedizinische Untersuchungsstelle in München, sieben Sanitätsdepots, 291 Sanitätsbereiche, 44 Zahnstationen und sechs Röntgenbildschirmtrupps.

Schützenpanzer (kurz) / Krankenkraftwagen gepanzert (KrKwGep)

Nach dem Erdbeben von Agadir 1960 verlegt das Sanitätsbataillon 5, zwischenzeitlich nach Koblenz verlegt, mit rund 100 Soldaten im März 1960 nach Agadir, Marokko und leistete zusammen mit weiteren Bundeswehrkräften Hilfe vor Ort. Es ist der erste Auslandseinsatz der Bundeswehr.

In Kronshagen öffnete 1961 und in Wildbad im Schwarzwald 1962 ein weiteres Bundeswehrlazarett.

Konsolidierungen

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Im August 1963 bildete sich ein Wissenschaftlicher Beirat für das Sanitäts- und Gesundheitswesens beim Bundesministerium für Verteidigung. Am 29. Oktober 1963 wurde die Sanitätsschule der Bundeswehr in Akademie des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr (SanAkBw) umbenannt.

Am 1. Februar 1965 folgte die Umbenennung des Wehrmedizinalamtes in Sanitätsamt der Bundeswehr (SanABw). Als Kommandobehörde war es für Grundsatzangelegenheiten des Sanitäts- und Gesundheitswesens in den Streitkräften zuständig und wurde dem Inspekteur des Sanitäts- und Gesundheitswesens unmittelbar unterstellt. Die Abteilung III wurde in das Institut für Wehrmedizin und Hygiene überführt. Aus der Chemischen Untersuchungsstelle im früheren Wehrbereich VI entstand das Institut für Wehrpharmazie und Lebensmittelchemie.

Zum 1. April 1965 wurde die Chemischen Untersuchungsstellen in das Institut für Wehrpharmazie und Lebensmittelchemie mit den Abteilungen Pharmazie, Lebensmittelchemie und Toxikologie umgegliedert. Zudem erfolgte die Gründung des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr (InstPharmToxBw) in Garching bei München.

Das Institut für Wehrmedizinalstatistik und Berichtswesen wurde ab Februar 1965 ein eigenständiges Institut geführt.

Ab Juli 1965 wurde die 2 Kompanie des gemischten Sanitätslehrbataillons 865 mit der Versorgung der Allied Command Europe Mobile Forces (AMF) betraut.

Die Laufbahnen der Sanitätsoffiziere und Sanitätsoffizier-Anwärter wurden 1965 erweitert.

1966 wird die Laborgruppe Mikrobiologie an der Sanitätstruppenschule der Bundeswehr gegründet.

Im Januar 1968 folgte die Unterstellung der Bundeswehrlazarette sowie der Medizinischen, Chemischen und Veterinär-Untersuchungsstellen zum Sanitätsamt der Bundeswehr (SanABw).

Verbandsabzeichen der Zentralen Sanitätsdienststellen der Bundeswehr

Im März 1970 wurde der militärische Organisationsbereich Zentrale Sanitätsdienststellen der Bundeswehr (ZSanDBw) aus den teilstreitkraftübergreifenden Sanitätseinrichtungen der Bundeswehr geschaffen: aus dem Sanitätsamt der Bundeswehr (SanABw) und der Akademie des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr (SanAkBw) sowie der Zusammenfassung der Institute und Sanitätsdienstlichen Untersuchungsstellen zum Zentralen Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr (ZInstSanBw).

Die Bundeswehrlazarette wurden in Bundeswehrkrankenhäuser (BwKrhs) umbenannt und öffneten sich 1970 zudem auch für zivile Patienten und standen ohne Einschränkung zur Verfügung. Dies diente der so möglichen In-Übunghaltung der Ärzte bei der Behandlung von Krankheiten und Verletzungen, die unter Bundeswehrsoldaten nur selten vorkommen.

Am 1. Oktober 1970 erfolgte die Umbenennung des Zentrallazaretts der Bundeswehr in Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz.

Ausbau des Sanitätsdienstes

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Am 19. Februar 1975 stimmte das Bundeskabinett der Regierung Helmut Schmidt dem Vorschlag des damaligen Verteidigungsministers Georg Leber zu, approbierte Ärztinnen, Zahnärztinnen, Tierärztinnen und Apothekerinnen als Sanitätsoffiziere in der Bundeswehr einzustellen. Nach Änderung des Soldatengesetzes und der Wehrdisziplinarordnung traten am 1. Oktober 1975 die ersten fünf weiblichen Sanitätsoffiziere ihren Dienst an.

1975 begann zudem der Truppenversuch „Sanitätsmodell“ einen gemeinsamen Sanitätsdienst in der Bundeswehr und für eine raumdeckende sanitätsdienstliche Versorgung.

Ab 1976 nutzte die Bundeswehr auch das einzige atomwaffensichere Sanitätsdepot im Isteiner Klotz bei Efringen-Kirchen, das 1994 in Sanitätshauptdepot umbenannt und mit Ablauf des Jahres 2005 geschlossen wurde.

Im Dezember 1976 leistete die 2. Kompanie des Sanitätslehrbataillons 865 bei Muradiye in der Türkei Hilfe nach einem schweren Erdbeben bei Çaldıran. Nach zwei Tagen wurde die Kompanie zur Versorgung Verletzter an ein Krankenhaus in der Nähe des Flughafens Ferit Melen angegliedert.

Im Oktober 1977 wurde im Bundeswehrkrankenhaus Gießen die erste staatlich anerkannte Krankenpflegeschule der Bundeswehr eröffnet.

Neuordnung des Sanitätsdienstes

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Ab April 1979 erfolgte eine ortsansässige Struktur und Aufstellung von 100 Sanitätszentren im Heer, 35 Sanitätszentren bei der Luftwaffe und Marine und 64 Facharztgruppen in 29 Bundeswehrstandorten.

Nach dem Erdbeben von Irpinia 1980 verlegte des Sanitätslehrbataillon 865 in die Krisenregion.

Ab Oktober 1983 wurden auch Sanitätsoffiziere am Generalstablehrgang bzw. Admiralsstablehrgang zugelassen.

Alle bisherigen Sanitätsmaterialversorgungseinrichtungen erhielten ab Dezember 1983 den Status von Bundeswehrapotheken.

Im Juli 1984 erfolgte die Umgliederung der Akademie des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr und der Einrichtung von drei Instituten in München: Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr (InstMikroBioBw), Institut für Radiobiologie der Bundeswehr (InstRadBioBw) und Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr (InstPharmToxBw).

Ab 1985 erfolgte die Zulassung aller Berufssanitätsoffiziere am Grundlehrgang der Fortbildungsstufe C.

Im Juni 1989 erfolgte die Einstellung der ersten weiblichen Sanitätsoffizier-Anwärter mit der Möglichkeit auch an zivilen Universitäten Humanmedizin, Zahnmedizin, Tiermedizin oder Pharmazie zu studieren und während des Studiums bereits besoldet zu werden. Die Obergrenze von jährlich rund 50 Einstellungen wurde 1992 aufgehoben.

Nach dem Manjil-Rudbar-Beben mit einer Stärke von 7,7 in den betroffenen iranischen Provinzen Gilan und Zandschan erfolgte am 24. Juni 1990 die Verlegung der 2. Kompanie des Sanitätslehrbataillons 851 (AMF) mit 61 Soldaten von München nach Teheran, Iran. Ein Feldlazarett wird am 25. Juni 1990 von der Bundesluftwaffe mit acht C-160 Transall-Transportmaschinen nach Teheran geflogen. Eine Landung auf dem Flughafen Rascht (RAS) war nicht möglich. Der Weitertransport in das ca. 300 km entfernte Erdbebengebiet erfolgte mit iranischen Lkw auf dem Landwege. Innerhalb von zwei Wochen wurden im Feldlazarett nahe ca. 3.700 Patienten behandelt. Das Feldlazarett wurde nach drei Wochen und insgesamt 3960 Behandlungen und zehn Operationen den iranischen Gesundheitsbehörden überlassen.

Nach der Deutschen Wiedervereinigung

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Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurden am 3. Oktober 1990 auch die Soldaten des Sanitätsdienstes der Nationalen Volksarmee (NVA) in die Bundeswehr übernommen, darunter 394 Sanitätsoffiziere. Die Militärmedizinische Akademie Bad Saarow der NVA wurde 1990 in ein Bundeswehrkrankenhaus und 1991 in das zivile Klinikum Bad Saarow umgewandelt.

Im Januar 1991 erfolgte die Öffnung der Laufbahngruppen für Mannschaften und Unteroffiziere im Sanitäts- und Militärmusikdienst für Frauen. Die Bundeswehrkrankenhäuser in Berlin und Leipzig wurden im April 1991 dem Sanitätsamt (SanABw) unterstellt. Das Bundeswehrkrankenhaus Berlin war bis 1990 das Lazarett Berlin-Mitte der Nationalen Volksarmee.

Von November 1991 bis März 1992 hatte eine Gruppe von Sanitätsoffizieren und Sanitätsunteroffizieren zunächst an der Vorausmission United Nations Advance Mission in Cambodia (UNAMIC) in Kambodscha teilgenommen, um das UN-Personal medizinisch zu betreuen und die sanitätsdienstliche Versorgung der nachfolgenden UNTAC-Mission vorzubereiten.

Am 8. April 1992 beschloss die deutsche Bundesregierung aufgrund einer Bitte des Generalsekretärs der Vereinten Nationen Boutros Boutros-Ghali, eine Beteiligung an der Folgemission United Nations Transitional Authority in Cambodia (UNTAC). Die Aufbauten zu einem Feldlazarett begannen am 22. Mai 1992. Hierfür mussten mehr als 350 Tonnen Material von Deutschland nach Kambodscha transportiert werden, bis das mit dem Betrieb des UNTAC Field Hospital (GE) mit rund 60 Betten am 8. Juni 1992 in Phnom Penh der klinischen Betrieb mit 130 Soldaten unter der Leitung eines Sanitätsstabsoffizieres aufgenommen werden konnte. Das Deutsche Feldhospital verfügte über zwei Bettenstationen, eine Isolierstation sowie eine Intensivstation und sieben fachärztliche Abteilungen. Weiterhin betrieb das deutsche Kontingent ein Medical Center in Phnom Penh zur Versorgung des in der Hauptstadt eingesetzten UN-Personals. Die Versorgung der kambodschanischen Bevölkerung – zunächst nur als Ausnahme vorgesehen – wurde zum Schwerpunkt des humanitären Einsatzes der Bundeswehr in Kambodscha. Bereits nach kurzer Zeit wurde das Hospital von der einheimischen Bevölkerung „Haus der Engel“ genannt. Am 31. Oktober 1993 wurde das Feldhospital geschlossen. Im stationären Bereich wurden in 17 Monaten 3.489 Patienten und im Ambulanzbereich 95.409 Patienten behandelt. Am 14. Oktober 1993 kurz vor Missionsende wurde der Feldwebel Alexander Arndt ermordet.

Im April 1993 erließ der Inspekteur des Sanitätsdienstes, Gunter Desch, eine „Fachliche Leitlinie zur sanitätsdienstlichen Versorgung von Verbänden der Bundeswehr außerhalb der Bundesrepublik Deutschland“, die vorsah, dem fachlichen Standard in Deutschland auch im Auslandseinsatz zu entsprechen.

Im Mai 1993 wurde eine Sanitätskompanie mit bis zu 120 Soldaten zum ersten Kontingent des Deutschen Unterstützungsverbandes Somalia (DtUstgVbd Somalia) im Rahmen der United Nations Operation in Somalia II (UNOSOM II) nach Beledweyne verlegt. In einem Feldlazarett wurden auch zur humanitären Hilfe über 17.000 einheimische Patienten medizinisch behandelt.

1993 wurden das Bundeswehrkrankenhaus Detmold und das in Osnabrück geschlossen. 1994 folgte die Auflösung der Bundeswehrkrankenhäuser in München und Wildbad. Damit erfolgte eine Reduzierung auf zehn Bundeswehrkrankenhäuser. Gleichzeitig wurde beschlossen, rund 13 Facharztzentren als Außenstellen der verbliebenen Bundeswehrkrankenhäuser zu schaffen. Im Dezember 1995 eröffnete das Herzchirurgische Zentrum im Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz.

Notfallaufnahme im deutschen Feldlazarett Trogir in Kroatien 1995

Während des Einsatzes im Rahmen der UN geführten United Nations Protection Force (UNPROFOR) wurde 1995 in Trogir in Kroatien ein deutsch-französisches Feldlazarett (DEU/FRA FLaz) mit 50 Betten als deutscher Anteil und weiteren 50 Betten des französischen Anteils, dem Antienne Transit Sanitaire, aufgestellt. Ab 1996 übernahm dieses DEU/FRA FLaz auch die sanitätsdienstliche Versorgung der Behandlungsebene (Role 3) für die von der NATO geführten Implementation Force (IFOR) und des deutschen Kontingents GECONIFOR (L) (GErman CONtingent Implementation FORce (Land)) und leistete rund 10.925 ambulante und 2.046 stationäre Behandlungen von Patienten aus 58 Nationen.

1996 waren insgesamt 2.849 Frauen im Sanitätsdienst tätig.

1997 wurde das Bundeswehrkrankenhaus Gießen geschlossen. Im gleichen Jahr erfolgte die Aufstellung der Sanitätsakademie der Bundeswehr (SanAkBw) in München, die aus der Akademie des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr hervorging. Die Überwachungsinstitute wurden aufgelöst und es folgte die Gründung von vier Instituten des Zentralen Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr (ZInstSanBw).

Bundeswehrreform und Neustrukturierung

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Wappen des Führungsstabes des Sanitätsdienstes (2002–2012)
Territoriale Gliederung der Sanitätskommandos

Am 1. Oktober 2000 erfolgte im Rahmen der Bundeswehrreform die Aufstellung des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr (ZSanDstBw) mit etwa 3.400 Soldaten. Er entstand aus den damaligen Zentralen Sanitätsdienststellen und durch eine weitgehende Zentralisierung sanitätsdienstlicher Kräfte und Mittel der Teilstreitkräfte. Ausgenommen waren hiervon lediglich kleine Bereiche wie etwa der Bordsanitätsdienst der Marine, der fliegerärztliche Dienst, sowie der Sanitätsdienst des Heeres und die sanitätsdienstlichen Institute von Luftwaffe und Marine, die organisatorisch weiter Teil der jeweiligen Teilstreitkraft sind. Der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr stellt keine eigene Teilstreitkraft dar, sondern nimmt als militärischer Organisationsbereich (milOrgBer) querschnittliche Aufgaben für Heer, Luftwaffe, Marine und Streitkräftebasis wahr.

In der neuen Führungsstruktur ist der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr der oberste Verantwortliche und führt den am 6. Mai 2002 gegründeten Führungsstab des Sanitätsdienstes (Fü San) im Bundesministerium der Verteidigung und ist Leiter des Fachdienstes Sanitätsdienst. Diesem untersteht das Sanitätsamt der Bundeswehr (SanABw) und das am 3. Juli 2001 aufgestellte Sanitätsführungskommando (SanFüKdo).

Das Sanitätsführungskommando (SanFüKdo) in Koblenz führte als eine der beiden höheren Kommandobehörden des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr (ZSanDstBw) die vier Sanitätskommandos sowie das Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst (Kdo SES) mit den Standorten Leer und Schwanewede. Jedem Sanitätskommando unterstanden ein bis zwei Bundeswehrkrankenhäuser, jeweils ein Sanitäts- und ein Lazarettregiment und alle Einrichtungen für die ambulante allgemeinmedizinische und die fachärztliche sowie die zahnärztliche Versorgung.

Die Entscheidung des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Admiraloberstabsarzt Karsten Ocker, vom 12. Januar 2006, die sanitätsdienstliche Versorgung der Eingreifkräfte an die neuen Einsatzerfordernisse anzupassen und damit den sicherheitspolitischen Veränderungen der letzten Jahre, hier insbesondere in den Bereichen der NATO (NRF), der Europäischen Union (EU BG) und den Vereinten Nationen (UN), gerecht zu werden, hat eine Anpassung der Strukturen notwendig gemacht.

Vor diesem Hintergrund wurden das Kdo SES (alt) sowie das Sanitätsregiment 12 im Jahr 2007 aufgelöst. Am 1. Juli 2007 wurde daraus nach funktionalen Kriterien ein gemeinsamer Verband an den Standorten Leer und Schwanewede neu aufgestellt. Dieser trägt ebenfalls die bereits im Jahr 2003 gewählte Bezeichnung: Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst „Ostfriesland“ (Kdo SES). Der Standort Schwanewede wurde bis Ende 2015 aufgelöst.

Am 12. Oktober 2006 wurde das Zentrum für Einsatzausbildung und Übungen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr (ZEinsAusbÜbSanDst) in Feldkirchen-Mitterharthausen aufgestellt und der Sanitätsakademie unterstellt, um der zunehmenden Auslandseinsatz-Verwendung der Soldaten der Bundeswehr und der hiermit verbundenen Fürsorgepflicht der Bundeswehr gerecht werden zu können.

Neuausrichtung der Bundeswehr

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Am 20. September 2011 gab der damalige Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière bekannt, dass im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr geplant ist, die Anzahl der aktiven Soldaten im zentralen Sanitätsdienst auf maximal 15.120 zu reduzieren. Davon sollen 14.120 Berufssoldaten/Zeitsoldaten und zwischen 500 und 1.000 Freiwillig Wehrdienstleistende (FWD) sein.[3] Im Zuge der Neuausrichtung wurde die Gliederung des Organisationsbereiches geändert. Analog der Gliederung von Heer, Luftwaffe, Marine und Streitkräftebasis wurde die oberste Führung des Organisationsbereiches im neu aufgestellten Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr gebündelt, dessen Kommando der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr übernahm. Die bisher verzweigte Führungsstruktur aus Führungsstab des Sanitätsdienstes und den nachgeordneten Sanitätsführungskommando und Sanitätsamt der Bundeswehr entfiel.

Am 1. Oktober 2012 erfolgte die Aufstellung des Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr (Kdo SanDstBw) in Koblenz. Das Kommando ist eine dem Bundesministerium der Verteidigung unmittelbar nachgeordnete Höhere Kommandobehörde mit truppen-, fachdienstlicher und fachlicher Führungsverantwortung für den Zentralen Sanitätsdienst. Das Kommando ist zugleich Stab des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. Das Kommando Sanitätsdienst hat dabei Teile der Aufgaben des Führungsstabes des Sanitätsdienstes, des am 31. Dezember 2012 aufgelösten Sanitätsführungskommandos und des zum 31. Dezember 2013 aufzulösende Sanitätsamtes der Bundeswehr übernommen.[4]

Am 1. Januar 2013 wurde das Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung (Kdo SanEinsUstg) in Weißenfels aufgestellt. Es ist das truppendienstliche Führungskommando für die Verbände der Sanitätstruppe (Sanitätsregimenter und ehemalige Lazarettregimenter) und nimmt die Truppenstelleraufgaben für den Einsatz und einsatzgleiche Verpflichtungen des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr wahr. Ihm unterstellt ist das Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst (Kdo SES).

Ebenfalls am 1. Januar 2013 erfolgte die Aufstellung des Kommandos Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung (Kdo RegSanUstg) in Diez. Es war übergangsweise das truppen- und fachdienstliches Führungskommando für die Fachsanitätszentren in Augustdorf, Bonn, Erfurt, Fritzlar, Idar-Oberstein, Köln-Wahn und Leipzig, die Sanitätszentren in Aachen, Ahlen, Berlin, Burg, Cochem, Dresden, Frankenberg, Bad Frankenhausen, Germersheim, Havelberg, Höxter, Kerpen, Köln, Lahnstein, Merzig, Münster, Rennerod, Rheine, Bad Salzungen, Schwielowsee, Schönewalde, Strausberg, Stadtallendorf, Weißenfels und Zweibrücken. Ab 2014 unterstehen dem Kommando 13 Sanitätsunterstützungszentren an den Standorten Augustdorf, Berlin, Cochem, Erfurt, Hammelburg, Kiel, Köln, Kümmersbruck, München, Munster, Neubrandenburg, Stetten a.k.M. und Wilhelmshaven mit insgesamt 128 Sanitätsversorgungszentren sowie das Sportmedizinische Institut der Bundeswehr (SportMedInstBw) in Warendorf. Es stellt die ambulante ärztliche und zahnärztliche Versorgung der Soldaten im Inland sowie die Ausbildungs- und Übungsunterstützung der Streitkräfte sicher. Darüber hinaus stellt es Kräfte für die sanitätsdienstliche Einsatzversorgung (Ebene/Role 1) bereit. Das Kommando übernahm dabei einen Teil der Aufgaben des aufgelösten Sanitätsamtes der Bundeswehr sowie der aufgelösten bzw. aufzulösenden Sanitätskommandos.

Als letzter Baustein der Neuausrichtung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr ist die Neustrukturierung der Institutslandschaft. Ab 2017 (geplant war 2016, was sich aber als nicht realisierbar herausstellte) gibt es nur noch zwei Zentrale Institute des Sanitätsdienstes der Bundeswehr und zwar in Kiel und München. In Berlin gibt es weiterhin eine Außenstelle des Kieler Institutes und am Standort Koblenz eine Außenstelle vom Münchner Institut. Die Fachinstitute sind die bisherigen Institute für Pharmazie und Toxikologie, Mikrobiologie und Radiobiologie, hinzukommen ist das neu gegründete Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr. Dieses ist aus dem Institut für Wehrmedizinalstatistik und Berichtswesen der Bundeswehr, der Laborabteilung IV des Zentralen Institutes der Bundeswehr Koblenz und dem Institut für den Medizinischen Arbeits- und Umweltschutz der Bundeswehr entstanden.[5]

  • Christian Willy (Hrsg.): Weltweit im Einsatz – der Sanitätsdienst der Bundeswehr 2010. Auftrag – Spektrum – Chancen. Beta, Bonn 2009, 335 Seiten, ISBN 978-3-927603-91-2. Vgl. dazu Reinhard Platzek in: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013 (2014), S. 568–571.
  • Reaktionsschnell – Robust – Patienten- und Mitarbeiterorientiert. Interview mit dem Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Ingo Patschke. In: Wehrmedizin und Wehrpharmazie. 2013, Heft 1, S. 4–8.
Commons: Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bundesministerium der Verteidigung: Personalzahlen der Bundeswehr. Juni 2025, abgerufen am 7. Juni 2025 (Stand: 30. April 2025  Info: Aufgrund der laufenden Umstrukturierung der Bundeswehr ist in den Bereichen SKB, ZSanDst und UBer das Personal im Personalwirtschaftssystem der Bundeswehr noch nicht umgesetzt bzw. zugeordnet. 11.523 Zivilbeschäftigte sind ohne Zuordnung.).
  2. Bundeswehr der Zeitenwende: Kriegstüchtig sein, um abschrecken zu können. In: bmvg.de. 4. April 2024, abgerufen am 4. April 2024 (auch gesprochenes Wort der Pressekonferenz).
  3. Thomas Wiegold: Die Grobstruktur steht. Augen geradeaus!, 21. September 2011, abgerufen am 21. September 2011.
  4. augengeradeaus.de: Realisierungsplanung: Marine und Sanitätsdienst (PDF; 206 kB) vom 13. Juni 2012 (abgerufen am 15. Januar 2013)
  5. Geburtsstunde mit feierlichem Appell. 13. September 2017, abgerufen am 7. November 2017.