„Church of England“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
K →Geschichte: ß |
K Vorlagen-fix (Farblegende) |
||
(335 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Infobox protestantische Glaubensgemeinschaft |
|||
Die '''Church of England''' ist die Mutterkirche der [[Anglikanische Kommunion|Anglikanischen Kommunion]], so dass sich ihre Geschichte weitestgehend mit derselben deckt und die letzte eigentliche Landeskirche in dieser, die der Autorität des Staatsoberhauptes untersteht ([[Staatskirche]]). |
|||
|name= Church of England |
|||
|andere_namen= C of E |
|||
|logo= Logo of the Church of England-cropped.png |
|||
|logobreite= 200 |
|||
|logounterschrift= Logo der Church of England |
|||
|zweig= |
|||
|glaubensrichtung= [[Anglikanismus]] |
|||
|organisation= [[Episkopalkirche]] |
|||
|struktur= [[Liste der Bistümer der Church of England]] |
|||
|besonderheiten= |
|||
|verbreitung= [[England]], [[Wales]] <small>(Grenzüberschreitende Gemeinden)</small><br />[[Isle of Man]]<br />[[Kanalinseln]]<br />[[Kontinentaleuropa]] |
|||
|leiter_name= [[Charles III.|König Charles III.]] |
|||
|leiter_titel= [[Oberster Gouverneur der Kirche von England]] |
|||
|leiter_name2= [[Erzbischof von Canterbury]] ([[Vakanz|vakant]]) |
|||
|leiter_titel2= Primas von ganz England |
|||
|mitgliedschaft= [[Anglikanische Gemeinschaft]] |
|||
|gruender= |
|||
|gruendungsdatum= |
|||
|gruendungsort= |
|||
|abgespalten_von= [[Römisch-katholische Kirche]]<br />(16. Jahrhundert) |
|||
|nachfolger_von= |
|||
|vereint_mit= |
|||
|abspaltungen= English Dissenters<br />[[Methodistische und Wesleyanische Kirchen|Methodismus]] (18. Jahrhundert)<br />[[Episkopalkirche der Vereinigten Staaten von Amerika|Episkopalkirche (USA)]] (1789)<br />[[Brüderbewegung|Plymouth Brethren]] (1820er Jahre)<br />Free Church of England (1844) |
|||
|mitglieder= 25 Millionen |
|||
(2005) |
|||
|vermutliche_anhaengerschaft= |
|||
|geistliche= |
|||
|missionare= |
|||
|gemeinden= |
|||
|kongregationen= |
|||
|krankenhaeuser= |
|||
|altenheime= |
|||
|schulen= |
|||
|tertiaere_bildung= |
|||
|humanitaere_einrichtungen= |
|||
|steuerstatus= |
|||
|motto= |
|||
|website= [https://www.churchofengland.org/ churchofengland.org] |
|||
}} |
|||
Die '''Church of England''' ({{enS}} für ''Kirche von England'') ist die Mutterkirche der [[Anglikanische Gemeinschaft|Anglikanischen Gemeinschaft]], sodass sich ihre Geschichte weitestgehend mit dieser deckt. Sie ist innerhalb dieser Gemeinschaft die letzte eigentliche Landeskirche ([[Staatskirche]]) und untersteht der Autorität des Staatsoberhauptes. |
|||
Mit etwa 25.000.000 Gläubigen ist sie die größte anglikanische Kirche. Sie erstreckt sich heute über das Gebiet [[England]]s, also ohne [[Schottland]] und [[Wales]], und ist noch immer eine Landeskirche im klassischen Sinne, da an ihrer Spitze der [[Britische Monarchie|britische Monarch]] mit dem Titel ''Supreme Governor of the Church of England'' steht. Auch sind die beiden Erzbischöfe und 24 ältesten Bischofssitze Mitglied im House of Lords. Allerdings sind ihre Mitglieder heute nicht mehr die Mehrheit der Engländer, und sie kämpft mit weiterem Mitgliederschwund. |
|||
Die Church of England ist die mitgliederstärkste aller anglikanischen Kirchen weltweit. Sie erstreckt sich heute über das Gebiet [[England]]s, der [[Kanalinseln]] und der [[Isle of Man]] und ist noch immer eine Landeskirche im klassischen Sinne, da an ihrer Spitze der [[Britische Monarchie|britische Monarch]] mit dem Titel ''[[Oberster Gouverneur der Kirche von England|Supreme Governor of the Church of England]]'' steht. Auch sind die beiden Erzbischöfe sowie 24 weitere Bischöfe Mitglieder im [[House of Lords]]. Allerdings bilden ihre Mitglieder heute nicht mehr die Mehrheit der Engländer und sie kämpft mit weiterem Mitgliederschwund. Bei der Zahl der Gottesdienstbesucher wurde sie Januar 2016 von der römisch-katholischen Kirche in England übertroffen.<ref>Kaya Burgess: [https://www.thetimes.co.uk/tto/faith/article4663370.ece ''Church congregations fall below one million for first time''], The Times, 12. Januar 2016.</ref> In [[Schottland]] und [[Wales]], die nicht zu England gehören, existieren weitere anglikanische Kirchen, die [[Church in Wales]] und die [[Scottish Episcopal Church]]. |
|||
Kirchenintern präsidiert der Landeskirche der [[Erzbischof von Canterbury]] als ''[[Primas]] von'' '''''ganz''''' ''England'', der auch innerhalb der anglikanischen Weltkirchengemeinschaft einen Ehrenvorrang genießt. Der [[Erzbischof von York]] steht als ''Primas von England'' im Ehrenrang an zweiter Stelle. Die Church of England erstreckt sich über zwei [[Kirchenprovinz]]en, nämlich [[Canterbury]] und [[York]], welche zusammen 43 [[Diözese]]n beherbergen. |
|||
[[Datei:Dioceses of Church of England.svg|mini|Bistümer der Church of England {{Farblegende|#ff3|Kirchenprovinz von Canterbury}}{{Farblegende|#f99|Kirchenprovinz von York}}]] |
|||
Innerhalb der Landeskirche steht ihr der [[Erzbischof von Canterbury]] als [[Primas (anglikanisch)|Primas]] von ganz England vor, der auch innerhalb der anglikanischen Weltkirchengemeinschaft einen Ehrenvorrang genießt. Der [[Erzbischof von York]] steht als Primas von England im Ehrenrang an zweiter Stelle. Die ''Church of England'' gliedert sich in zwei [[Kirchenprovinz]]en, [[Province of Canterbury|Canterbury]] und [[Province of York|York]], mit insgesamt 42 [[Diözese]]n. |
|||
==Geschichte== |
|||
Die Kirche von England datiert ihre Geschichte zurück bis in [[Römisches Reich|römische]] Zeit. Die [[Kelten|keltischen]] Stämme in Britannien behielten ihren Glauben nach dem Einfall von [[Angeln (Volk)|Angeln]], [[Sachsen (Volk)|Sachsen]] und [[Jüten]]. Auch England wandte sich nach dem Abzug der Römer wieder dem heidnischen Glauben zu. Mit der Mission von [[Augustinus von Canterbury]] an den Hof von [[Kent]] im Jahr 597 kam die christliche Religion erneut aus Rom nach England. Diese Missionstätigkeit ergänzte sich mit einer Mission durch irische Mönche (siehe [[Kolumban_von_Iona|Columban]]). |
|||
Zur Theologie der ''Church of England'' siehe den Artikel [[Anglikanische Gemeinschaft]].<!--Das ist zwar eine gute Sache, was die Frage aufkommen lässt, ob es sinnvoll ist, die ganze Sache mit Wiederheirat Geschiedener und Homosexuellen und sowas hier oder gesamtanglikanisch zu behandeln--ggf. sollte der Abschnitt "Gegenwart" daher verkürzt/verschoben werden, wenn die Infos nicht nur England-spezifisch sind.--> |
|||
<!--Für das Verständnis der Kirche heute sind diese Details nicht so dringend notwendig--wenn, sollten sie in einem Artikel "Voraussetzungen für die Englische Reformation" oder so ähnlich vorkommen: [[1489]] nahmen [[Ferdinand II. (Aragón)|Ferdinand von Aragonien]], König von [[Spanien]], und [[Heinrich VII. (England)|Heinrich VII.]], König von [[England]] die Verhandlungen um einen Ehevertrag ihrer Kinder auf. Katharina, die künftige Braut aus Spanien, war zu diesem Zeitpunkt drei, der Bräutigam Arthur zwei Jahre alt. Katharinas Vater war auf die Unterstützung Englands gegen [[Frankreich]] aus; Heinrich Tudor suchte die Anerkennung seiner Herrschaft durch die Dynastie in Spanien. Die Aushandlung des Vertrages zog sich bis [[1496]] hin. |
|||
== Geschichte == |
|||
Als Arthur 14 wurde, Ende August [[1501]], reiste [[Katharina von Aragon]] nach England, mit Hofstaat und 100.000 Gulden, einer Anzahlung ihrer Mitgift, nach England. Am [[14. November]] wurden die beiden getraut, jedoch starb Arthur schon fünf Monate später an Schwindsucht. Die Eltern der Eheleute kamen überein, dass Katharina Arthurs jüngeren Bruder Heinrich heiraten sollte. Das Problem: die Kirche verbot die Ehe zwischen Schwager und Schwägerin. Ferdinand bat beim Papst [[Julius II.]] um eine Ausnahme, weil der kränkelnde Arthur Katharina nicht wirklich "zur Frau genommen" hätte. Diese Bitte wurde ihm gewährt. |
|||
Die Kirche von England datiert ihre Geschichte zurück bis in die [[Großbritannien in römischer Zeit|römische Zeit]]. Die seit der [[Konstantinische Wende|konstantinischen Wende]] (313) begonnene Christianisierung [[Britannien]]s setzte sich bei den [[Kelten|keltischen]] Stämmen in Schottland und Irland in Form der [[Iroschottische Kirche|Iro-schottischen Kirche]] eigenständig fort. Nach dem Abzug Roms spätestens 411 siedelten vermehrt [[Angeln (Volk)|Angeln]], [[Sachsen (Volk)|Sachsen]] und [[Jüten]] ins heutige England. Im Gebiet dieser [[Angelsachsen|angelsächsischen Stämme]] wurden zunächst [[Angelsächsische Religion|germanische Kulte]] gepflegt. Erst seit der Mission von [[Augustinus von Canterbury]] an den Hof von [[Kent]] im Jahr 597 fand die katholische Kirche wieder Verbreitung in England. Zeitgleich erfolgte eine Mission durch irische Mönche (siehe [[Columban von Iona|Columban]]). |
|||
Mit der Weigerung von Papst [[Clemens VII. (Papst)|Clemens VII.]], die Ehe von König [[Heinrich VIII. (England)|Heinrich VIII.]] für [[Ehenichtigkeit (Kirchenrecht)|nichtig]] zu erklären, beschlossen die englischen Bischöfe, die Autorität des [[Papst]]es im [[Königreich England]] nicht mehr anzuerkennen, und erklärten am 11. Februar 1531, dass ihr König nunmehr [[Oberster Gouverneur der Kirche von England|Oberhaupt]] ''(Supreme head)'' der katholischen Kirche in England sei.<ref>David Gordon Newcombe: ''Henry VIII and the English Reformation''. Routledge, London 1995, ISBN 0-415-10728-8, S. 45.</ref> Damit wurde die englische [[Reformation]] ausgelöst, die jedoch vorerst wenig Änderungen im liturgischen Leben vorsah, bis auf den Gebrauch der englischen statt der lateinischen Sprache. Die [[Suprematsakte]] wurde 1534 durch das Parlament beschlossen. Feiertage, Reliquienverehrung und Wallfahrten wurden eingeschränkt, alle Klöster bis 1540 geschlossen. Rechtsfreiheiten der Kleriker und Freistätten (sanctuaries) wurden abgeschafft zugunsten einer einheitlichen Rechtsprechung in der Hand des Königs. Die traditionelle Theologie und der [[Zölibat]] wurden dagegen ausdrücklich bekräftigt im ''Act of Six Articles'' 1539. [[Thomas Cromwell, 1. Earl of Essex|Thomas Cromwell]] oblag die Aufsicht, die auch Strafprozesse kannte, der bekannteste richtete sich 1534 gegen [[Thomas Morus|Thomas More]].<ref>{{Literatur |Autor=Michael Maurer |Titel=Kleine Geschichte Englands |Verlag=Bundeszentrale für politische Bildung |Ort=Bonn |Datum=2005 |ISBN=3-89331-653-1 |Seiten=99-104}}</ref> |
|||
Heinrich VII. konnte sich für diese Ehe nicht erwärmen und ließ seinen Sohn Heinrich am [[27. Juni]] [[1505]], dem Vorabend seines 14. Geburtstages, ausrufen, dass dieser die Witwe nicht zur Frau nehmen wollte. Doch in Wirklichkeit war [[Heinrich VIII.]] Katharina zugetan und heiratete sie noch während der Hoftrauer um Heinrich VII. im Februar [[1509]]. Das Paar wurde am [[24. Juni]] vom Volk umjubelt gekrönt. |
|||
Obwohl die dynastischen Probleme Heinrichs VIII. den Anlass für die Abspaltung von [[Vatikanstadt|Rom]] darstellten, müssen auch andere Aspekte für die Entstehung der Anglikanischen Kirche berücksichtigt werden, die ihren Ursprung im [[Mittelalter]] haben: Bereits im [[Hochmittelalter]] wurde gefordert: ''Ecclesia Anglicana libera sit'' („Die Englische Kirche soll frei sein“). Diese Forderung war dann im [[Spätmittelalter]] auch in die Tat umgesetzt: Der englische König hatte schon sehr früh sehr viel mehr Freiheiten in der Besetzung der Bistümer als andere Herrscher. Bereits vor der Abspaltung unter Heinrich VIII. war die Kirche von England von allen Ländern Europas die mit den geringsten Verpflichtungen Rom gegenüber. Die dynastischen Probleme radikalisierten so lediglich eine bereits entstandene Entwicklung. |
|||
Doch Katharina konnte ihrem Mann keinen Thronnachfolger gebären: insgesamt drei Todgeburten gebar sie, einen Jungen, der alsbald starb und Maria, eine gesunde Tochter. Als Heinrich VIII. einsah, dass er von Katharina keinen Thronfolger mehr erwarten konnte, ernannte er den 13-jährigen Heinrich, seinen gemeinsamen Sohn mit seiner Mätresse Mary Boleyn, zum Herzog von Richmond und damit zu seinem Erben. |
|||
Nach dem Tode Heinrichs VIII. leitete der Erzbischof von Canterbury, [[Thomas Cranmer]], zusammen mit [[Richard Hooker]], Craig John Stuart Heselton und [[Matthew Parker]] weitere Reformen ein, darunter die Einführung des ersten [[Book of Common Prayer]]. Mit dem Tod von Heinrichs Nachfolger, [[Eduard VI.]], kam seine Halb-Schwester [[Maria I. (England)|Maria Tudor]] auf den Thron, und die englische Kirche erneuerte ihre Verbindung zu Rom, während viele Theologen der Reformation ihren Tod fanden. Erst nach Marias Ableben wurde die Kirche unter [[Elisabeth I.|Elisabeth I.]] wieder protestantisch. Die Verpflichtung zum [[Zölibat]] wurde mit den 1571 vom Parlament verabschiedeten [[Neununddreißig Artikel|39 Religionsartikeln]] aufgehoben. Seit der Regierung Elisabeths I. ist es üblich, im Unterhaus des Parlamentes anglikanische Gebete zu verlesen. Seit 1660 gibt es das anglikanische Amt des [[Chaplain to the Speaker of the House of Commons|Kaplan des Sprechers]], der jede Sitzung des Unterhauses mit Gebeten beginnt. |
|||
Doch dann betrat Mary Boleyns jüngere Schwester Anne den Hof. Sie verdrehte allen Männern, einschließlich des Königs, den Kopf, ohne jedoch einem ihre Gunst zu erweisen. Sie wollte, das stand für sie fest, die Königin von England werden. |
|||
Der Einfluss der [[Puritanismus|Puritaner]] wuchs in dem folgenden Jahrhundert stetig an, kam jedoch durch die königliche Autorität nie zur vollen Entfaltung. Im 19. Jahrhundert, mit der [[Oxford-Bewegung]] und dem Aufkommen der [[Romantik]], besannen große Teile der Church of England sich wieder auf ihre katholische Erbschaft. |
|||
Heinrich VIII. sah sich der Wahl zwischen der 20-jährigen Anne und der kranken 40-jährigen Katharina gegenüber und wählte die jüngere. Er meinte, dass er mit Katharina eigentlich nicht verheiratet wäre (und seit 18 Jahren in Sünde leben würde) und die von Julius II. erteilte Eheerlaubnis ungültig wäre. Hinter Katharinas Rücken bat er Papst [[Klemens VII.]] [[1527]] um die Annullierung der Ehe. Er wähnte sich siegessicher, weil er dem Papst gegen Frankreich und auch gegen die Ausbreitung der Ideen von [[Martin Luther]] geholfen hatte. |
|||
Infolge der [[Act of Union 1800|Union]] von 1800 zwischen Großbritannien und Irland kam es zur Vereinigung der beiden Staatskirchen der Church of England und der [[Church of Ireland]] als „one Protestant Episcopal church, to be called, the [[United Church of England and Ireland]]“.<ref>{{Literatur |Autor=Danby Pickering |Titel=The Statutes at Large from the Magna Charta, to the End of the Eleventh Parliament of Great Britain, Anno 1761 [continued to 1806]. By Danby Pickering |Verlag=J. Bentham |Datum=1799 |Seiten=653 |Sprache=en |Online=https://books.google.com/books?id=R1pRAQAAMAAJ&pg=PA653}}</ref> Als mittelbare Folge der [[Katholikenemanzipation|katholischen Emanzipation]] wurde die bis dahin bevorrechtigte Stellung der Church of Ireland in [[Irland]] jedoch über die Jahrzehnte aufgeweicht.<ref>[[Francis Stewart Leland Lyons]]: ''Ireland since the famine'', 10. Auflage. Fontana Press, London 1987, ISBN 0-00-686005-2, S. 17.</ref> Diese wurde mit dem [[Irish Church Act 1869]] aus dem Etat der ''Church of England'' herausgenommen, was gegen den erbitterten Widerstand konservativer Kreise in beiden Häusern des Parlaments geschah ([[Antidisestablishmentarianism]]).<ref>John D. Fair: ''The Irish disestablishment conference of 1869.'' Journal of Ecclesiastical History 26.4 (1975): 379-394. (englisch)</ref> Das Gesetz trat am 1. Januar 1871 in Kraft. |
|||
Doch der [[Papst]] saß in der Zwickmühle, denn er hätte etwas für Unrecht erklären müssen, was sein Vorgänger für Recht erklärt hatte, und das wäre nicht gut für die päpstliche Autorität. Außerdem war er zu dieser Zeit praktisch Gefangener von [[Karl V. (HRR)|Karl V.]], der Katharinas Neffe war und einen Beschluss gegen seine Tante nicht zulassen würde. Andererseits zahlte Heinrich viel Geld in die päpstlichen Kassen ein. Der Papst spielte auf Zeit. |
|||
Der Erzbischof von Canterbury [[Charles Thomas Longley]] berief 1867 eine „nationale [[Partikularkonzil|Synode]] der Bischöfe der Anglikanischen Kirche im In- und Ausland“ ein, die unter seiner Führung zusammentreten sollte. Nachdem er sich mit beiden Häusern der ''Convocation of Canterbury'' beraten hatte, willigte Erzbischof Longley ein und rief alle Bischöfe der Anglikanischen Gemeinschaft (damals 144 an der Zahl) zu einem Treffen in [[Lambeth Palace|Lambeth]] ein. Die [[Lambeth-Konferenz]] wurde zu einer nunmehr im zehnjährigen Rhythmus stattfindende Vollversammlung aller [[Bischof|Bischöfe]] der [[Anglikanische Gemeinschaft|Anglikanischen Gemeinschaft]]. |
|||
Sechs Jahre lang stritten sich die Gelehrten und Katharina behauptete ihre Ehre und ihr Recht. Währenddessen wurde Heinrich klar, dass er sich entweder von Anne oder vom Papst trennen musste. Er drohte den Bischöfen Englands und bekam die Anerkennung als Oberhaupt der englischen Kirche, mit dem Zusatz "... sobald Christi Gesetz es zulässt." Dies war noch nicht die Trennung. |
|||
Walisische Politiker, darunter [[David Lloyd George]], forderten, die anglikanische Kirche in Wales von der Church of England zu lösen. Dies geschah durch ein 1914 vom [[Britisches Parlament|britischen Parlament]] verabschiedetes Gesetz, den [[Welsh Church Act 1914]]. Infolge des Ersten Weltkrieges trat das Gesetz erst 1920 in Kraft. Durch den ''Welsh Church Act'' wurde die anglikanische Kirche in Wales selbständig und zugleich ihres Status als etablierte [[Staatskirche]] entkleidet („disestablishment“) – daher auch der Name [[Church in Wales|Church ''in'' Wales]] statt Church ''of'' Wales. |
|||
Im April [[1533]] fiel die Entscheidung. Es ergab sich die Möglichkeit, dass der [[Erzbischof von Canterbury]] die Ehe für nichtig erklären könnte. Bereits im Januar hatte der König Anne geheiratet und damit in Bigamie gelebt. Anne brachte alsbald ein Kind zur Welt, zur Enttäuschung Heinrichs ein Mädchen. |
|||
Im Jahr 1994 ließ die Kirche die [[Frauenordination (Christentum)|Frauenordination]] zu, sodass im März desselben Jahres erstmals Frauen das [[Weihesakrament]] erhielten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.independent.co.uk/news/send-down-your-holy-spirit-upon-your-servant-angela-history-is-made-as-the-church-of-england-ordains-1428835.html |titel='Send down your Holy Spirit upon your servant Angela': History is made |datum=1994-03-13 |sprache=en |abruf=2020-03-24}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=John Darnton |Titel=After 460 Years, The Anglicans Ordain Women |Sammelwerk=The New York Times |Datum=1994-03-13 |ISSN=0362-4331 |Online=https://www.nytimes.com/1994/03/13/world/after-460-years-the-anglicans-ordain-women.html |Abruf=2020-03-24}}</ref> |
|||
Der Papst musste handeln: er erklärte das Urteil des Erzbischofs von Canterbury für ungültig, erhielt aber nur die Dokumente, in dem die Bischöfe Heinrich als Oberhaupt der englischen Kirche anerkannten, diesmal ohne den einschränkenden Zusatz "... sobald Christi Gesetz es zulässt." Damit war die Abspaltung vom Papsttum vollzogen. |
|||
2008 bedauerte die ''Church of England'' ihr Missverstehen (<!-- the Church of England owes you an apology for -->„misunderstanding“<!-- you-->) der darwinschen [[Synthetische Evolutionstheorie|Evolutionstheorie]] und bezeichnet den in einigen „Ecken der Kirche“ herrschenden „anti-evolutionären Eifer“ als Fehler.<ref>[https://www.churchofengland.org/our-views/medical-ethics-health-social-care-policy/darwin/malcolmbrown.aspx Church of England, Rev Dr Malcolm Brown, Director of Mission and Public Affairs: Good religion needs good science]</ref> |
|||
Katharina von Aragon starb am [[7. Januar]] [[1536]], bezeichnet sich immer noch als Königin von England, wurde aber als "Witwe des Prinzen von Wales" beigesetzt; Heinrich VIII. wohnte der Beisetzung nicht bei. Drei Monate später wurde Anne geköpft, angeblich hätte sie Ehebruch begangen. Tags darauf schloss Heinrich mit Jane Seymour die dritte seiner sechs Ehen. Diese schenkte ihm seinen ersehnten Sohn, Eduard, der jedoch mit 15 Jahren starb. Diesen Tod erlebte Heinrich VIII. nicht mehr, er starb fünf Jahre früher 1547. Die Frauen folgen: Katharinas Tochter [[Maria I. (England)|Maria]], "Bloody Mary", versuchte England gewaltsam zur römischen Kirche zurückzuführen. Mit Annas Tochter [[Elisabeth I. (England)|Elisabeth]], der "Virgin Queen", die Englands Großmachtstellung begründete, erlosch die Tudor-Dynastie nach drei Generationen.--> |
|||
Mit der Weigerung von [[Clemens VII. (Papst)|Klemens VII.]], die Ehe von König [[Heinrich VIII.]] zu annulieren, beschlossen die englischen Bischöfe, die Autorität des römischen Bischofs im Königreich England nicht länger anzuerkennen, und erklärten, dass ihr König nunmehr Oberhaupt ("supreme Governor") der Kirche sei. Damit wurde die englische Reformation ausgelöst, die jedoch erst einmal wenig Änderungen im liturgischen Leben vorsahen, bis auf den Gebrauch der englischen statt der lateinischen Sprache. |
|||
== Gegenwart == |
|||
Zu beachten gilt jedoch: Auch wenn die dynastischen Probleme Heinrichs den Anlass für die Spaltung von [[Rom]] darstellten, müssen auch andere Aspekte für die Entstehung der Anglikanischen Kirche berücksichtigt werden, die ihren Ursprung im [[Mittelalter]] haben: Bereits im [[Hochmittelalter]] wurde gefordert: ''Ecclesia Anglicana libera sit'' ("Die Englische Kirche soll frei sein"). Diese Forderung war dann im [[Spätmittelalter]] auch in die Tat umgesetzt: Der englische König hatte schon sehr früh sehr viel mehr Freiheiten in der Besetzung der Bistümer als andere Herrscher. Bereits vor der Abspaltung unter Heinrich VIII. war die Kirche von England von allen Ländern Europas die mit den geringsten Verpflichtungen Rom gegenüber. Die dynastischen Probleme radikalisierten so lediglich eine bereits entstehende Entwicklung. |
|||
Charakteristisch für die Church of England ist die große Bandbreite, die von der katholisierenden [[High Church]] bis zur „[[evangelikal]]en“<ref>So die traditionelle Charakterisierung, das Wort hat inzwischen insbesondere in den USA eine etwas andere Bedeutung bekommen.</ref> [[Low Church]] reicht, zwischen den beiden gibt es noch die [[Broad Church]]. |
|||
=== Mitgliedschaft === |
|||
Nach dem Tode Heinrichs VIII. leitete der Erzbischof von Canterbury, [[Thomas Cranmer]], weitere Reformen ein, darunter die Einführung des ersten [[Book of Common Prayer]]. Mit dem Tode Heinrichs Nachfolgers, [[Eduard VI.]], kam seine Schwester [[Maria I. (England)|Maria Tudor]], die sogenannte "Bloody Mary" auf dem Thron, und die englische Kirche erneuerte ihre Verbindung zu Rom, während viele Theologen der Reformation ihren Tod fanden. Erst nach Marias Ableben wurde die Kirche unter [[Elisabeth I. (England)|Elisabeth I.]] wieder protestantisch. Der Einfluss der [[Puritaner]] wuchs in dem folgenden Jahrhundert stetig an, kam jedoch durch die königliche Autorität nie zur vollen Entfaltung. Im 19. Jahrhundert, mit der [[Oxford-Bewegung]] und dem Aufkommen der [[Romantik]], besannen große Teile der Church of England sich wieder auf ihre katholische Erbschaft.<!--es gibt noch einiges, was man über die fast 500 Jahre nach der Reformation sagen könnte, das hier ist nur ein Anfang!--> |
|||
Die Church of England gibt keine offiziellen Mitgliederzahlen an.<ref>Siehe die [https://www.churchofengland.org/media/1477827/2010_11churchstatistics.pdf Church Statistics 2010/11], die letzte umfassende statistische Darstellung.</ref> Laut der jüngsten Statistik kirchlicher Tätigkeit (''Statistics for Mission'') gibt es in England 32 Millionen Christen (2015), ohne jedoch zu spezifizieren, wie viele davon Anglikaner sind.<ref>{{Webarchiv |url=https://www.churchofengland.org/media/3331683/2015statisticsformission.pdf |text=''Statistics for Mission 2015'' |wayback=20161104015034}}, S. 19.</ref> Dies entspricht in etwa dem Ergebnis der Volkszählung von 2011, die eine Zahl von 31,48 Millionen Christen in England (59,4 % der Bevölkerung) ergab.<ref>Office for National Statistics: [https://www.ons.gov.uk/peoplepopulationandcommunity/culturalidentity/religion/articles/religioninenglandandwales2011/2012-12-11#religious-affiliation-across-the-english-regions-and-wales ''Religion in England and Wales 2011''] (59,3 % in England und Wales insgesamt; 59,4 % nur in England).</ref> Im Gegensatz zu Schottland und Nordirland wurde bei der jüngsten Volkszählung in England (und Wales) nur die Religionszugehörigkeit erhoben und nicht die [[Konfession]]. Die letzten Mitgliederzahlen der Church of England stammen aus dem Jahr 2005 und ergaben damals etwa 25 Millionen Mitglieder.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.timesonline.co.uk/tol/news/article1386939.ece |text=''Catholics set to pass Anglicans as leading UK church'' |wayback=20110918151400}}. In: The Times, 15. Februar 2007.</ref> Da jedes Jahr die Zahl der Sterbefälle die der Taufen übersteigt, dürfte die Mitgliederzahl seitdem deutlich gefallen sein und bei 22–23 Millionen liegen (Stand 2015). |
|||
=== Gottesdienstteilnahme und Empfang der Sakramente === |
|||
== Gegenwart == |
|||
An den Sonntagsgottesdiensten nahmen 2015 durchschnittlich 752.000 Gläubige teil (''Usual Sunday attendance'', die jährliche Zählung erfolgt jeweils an vier Sonntagen im Oktober).<ref>{{Webarchiv |url=https://www.churchofengland.org/media/3331683/2015statisticsformission.pdf |text=''Statistics for Mission 2015'' |wayback=20161104015034}}, S. 24.</ref> Das bedeutet, dass im Durchschnitt aller 16.000 Kirchen der Church of England sonntags 51 Gläubige den Gottesdienst feiern.<ref>{{Webarchiv |url=https://www.churchofengland.org/media/3331683/2015statisticsformission.pdf |text=''Statistics for Mission 2015'' |wayback=20161104015034}}, S. 7.</ref> 1.142.000 Gläubige kamen „regelmäßig“ (definiert als „einmal im Monat oder öfter“) zum Gottesdienst; dieser weitere Kreis wird als „Worshipping Community“ (Gottesdienstgemeinde) bezeichnet.<ref>{{Webarchiv |url=https://www.churchofengland.org/media/3331683/2015statisticsformission.pdf |text=''Statistics for Mission 2015'' |wayback=20161104015034}}, S. 25.</ref> Seit 2005 sank die Zahl der regelmäßigen Gottesdienstbesucher um 11 %.<ref>Pressemitteilung der Church of England: [https://www.churchofengland.org/media-centre/news/2016/10/2015-attendance-statistics-published.aspx ''2015 Attendance Statistics published''], 27. Oktober 2016.</ref> An Weihnachten kamen 2.526.000 Gläubige zur Kirche (2015).<ref>{{Webarchiv |url=https://www.churchofengland.org/media/3331683/2015statisticsformission.pdf |text=''Statistics for Mission 2015'' |wayback=20161104015034}}, S. 6.</ref> |
|||
In der Church of England ist seit [[1993]] die Ordination von Frauen zu Pastorinnen ermöglicht und im Jahre [[2005]] hat die Kirche entschieden, dass Frauen künftig zum Bischofsamt zugelassen sind; diese Entscheidung wurde Juni [[2006]] auf der Generalsynode in [[York]] mehrheitlich für theologisch gerechtfertigt befunden (bei den Laien hatte diese Position allerdings nicht die für die letzendliche Entscheidung notwendige 2/3 Mehrheit bekommen). Eine Arbeitsgruppe bringt in den kommenden Jahren nun eine entsprechende Kirchengesetzgebung auf den Weg. Frühestens [[2012]] könnte dann eine Frau als erste Bischöfin in der Church of England geweiht werden.[http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=/news/2006/07/09/nsynod09.xml&sSheet=/news/2006/07/09/ixuknews.html][http://www.epd.de/index_43726.html] |
|||
Nicht so einfach anzugeben ist der prozentuale Anteil aller Mitglieder, die zu den Gottesdiensten kommen. In der ''Statistics for Mission'' der Church of England für 2015 wird der Anteil der Teilnehmer am Sonntagsgottesdienst (im Sinne der ''Usual Sunday attendance'') mit 2,3 % angegeben, allerdings nicht auf die eigene Mitgliederschaft bezogen, sondern auf die Zahl aller Christen in England. Dies rührt daher, dass die Church of England alle Christen zur Teilnahme einlädt, nicht nur die der eigenen (anglikanischen) Konfession. 2,3 % Gottesdienstteilnahme ist der Durchschnittswert; es gibt beträchtliche regionale Unterschiede. Am stärksten ist der Gottesdienstbesuch in den Diözesen [[Diözese Hereford|Hereford]] (3,5 %) und [[Liste der Bischöfe von Gloucester|Gloucester]] (3,4 %), am schwächsten in [[Liverpool Cathedral|Liverpool]] (1,6 %), [[Kathedrale von Birmingham (anglikanisch)|Birmingham]] (1,4 %) und [[Diözese Durham|Durham]] (1,2 %).<ref>{{Webarchiv |url=https://www.churchofengland.org/media/3331683/2015statisticsformission.pdf |text=''Statistics for Mission 2015'' |wayback=20161104015034}}, S. 29.</ref> |
|||
Rückläufig ist auch der Empfang der [[Sakrament]]e. Im Jahre 2015 wurden 109.000 Kinder [[Taufe|getauft]] (zum Vergleich: 125.000 Kindertaufen im Jahre 2005).<ref>{{Webarchiv |url=https://www.churchofengland.org/media/3331683/2015statisticsformission.pdf |text=''Statistics for Mission 2015'' |wayback=20161104015034}}, S. 30.</ref> 16.700 Gläubige ließen sich im Jahre 2015 [[Firmung|firmen]], 44 % von ihnen waren Erwachsene.<ref>{{Webarchiv |url=https://www.churchofengland.org/media/3331683/2015statisticsformission.pdf |text=''Statistics for Mission 2015'' |wayback=20161104015034}}, S. 35.</ref> |
|||
=== Ökumenische Beziehungen === |
|||
Die ''Church of England'' ist Mitglied der [[Porvoo-Gemeinschaft]] und hat mit diesen Kirchen volle [[Kirchengemeinschaft]] vereinbart. Bereits seit 1931 steht sie mit den [[Altkatholische Kirche|alt-katholischen Kirchen]] der [[Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen|Utrechter Union]] in voller Kirchengemeinschaft. Die Beziehungen zur [[Evangelische Kirche in Deutschland|Evangelischen Kirche in Deutschland]] sind vertraglich in der ''[[Meißener Gemeinsame Feststellung|Meißener Gemeinsamen Feststellung]]'' geregelt.<ref>Evangelische Kirche in Deutschland: [https://www.ekd.de/die-meissener-erklaerung-23807.html ''Die Meißener Erklärung: Einführung zur Meißener Gemeinsamen Feststellung zwischen der Kirche von England und der Evangelischen Kirche in Deutschland''], abgerufen am 8. Dezember 2023.</ref> |
|||
=== Kontroversen der letzten Jahrzehnte === |
|||
==== Ordination von Frauen ==== |
|||
Am 11. November 1992 stimmte die Generalsynode der ''Church of England'' mit knapper Mehrheit für die [[Frauenordination (Christentum)|Zulassung von Frauen zum Priesteramt]].<ref>{{Internetquelle |url=http://news.bbc.co.uk/onthisday/hi/dates/stories/november/11/newsid_2518000/2518183.stm |titel=1992: Church of England votes for women priests |hrsg=BBC News |datum=1992-11-11 |sprache=en |abruf=2017-10-19}}</ref> Am 12. März 1994 wurden die ersten 32 Priesterinnen ordiniert.<ref>{{Webarchiv |url=http://au.encarta.msn.com/encyclopedia_761578580/church_of_england.html |text=MSN-Encarta: Church of England (englisch) |wayback=20050323223402}}, abgefragt am 11. März 2009.</ref> |
|||
Im Juni 2006 entschied die Generalsynode in [[York]] mehrheitlich, Frauen künftig auch zum Bischofsamt zuzulassen; dies sei theologisch gerechtfertigt. Doch wurde dieses Votum zunächst nicht wirksam, da die Beschlussvorlage nicht von allen drei Kammern der Generalsynode (Bischöfe, Priester, Laien) gebilligt wurde: In der Kammer der Laien verfehlte sie die notwendige Zweidrittelmehrheit. |
|||
Die Absicht der Generalsynode, Frauen zum Bischofsamt zuzulassen, veranlasste Priester und Bischöfe, zur römisch-katholischen Kirche überzutreten. [[Vincent Nichols]], katholischer Erzbischof von [[Erzbistum Westminster|Westminster]] und Oberhirte der Katholiken in England und Wales, weihte am 8. Januar 2011 drei bisherige Bischöfe der Church of England, nämlich Andrew Burnham, Keith Newton und John Broadhurst, zu katholischen Priestern. Auch etwa 50 anglikanische Priester traten zur katholischen Kirche über. |
|||
In einem zweiten Anlauf gelang die Zulassung von Frauen zum Amt des Bischofs in der anglikanischen Kirche. Am 14. Juli 2014 fasste die Generalsynode mit der erforderlichen Mehrheit in allen drei Kammern den entsprechenden Beschluss.<ref>[https://www.spiegel.de/panorama/synode-in-england-anglikanische-kirche-laesst-frauen-im-bischofsamt-zu-a-981023.html Synode in England: Anglikanische Kirche lässt Frauen im Bischofsamt zu], Spiegel Online, 14. Juli 2014.</ref> Dabei wurde zugleich die Einrichtung von [[Ombudsrat|Ombudsstellen]] beschlossen, wenn Gemeinden keine Bischöfin akzeptieren wollen. Dieses Zugeständnis hatte sich in den Verhandlungen als nötig erwiesen, um eine ausreichende Zustimmung zu erreichen.<ref>[https://www.spiegel.de/panorama/kirche-von-england-synode-a-934756.html Spiegel.de:'' Synode der Kirche von England: Neuer Anlauf für Frauen im Bischofsamt'']</ref> Nach der entsprechenden Anpassung des Kirchenrechts konsekrierte die Church of England am 26. Januar 2015 die bisherige Vikarin von St Peter’s Hale and St Elizabeth’s Ashley in der Diözese Chester, [[Libby Lane]], im Januar 2015 zur Bischöfin. Unmittelbar vor der Konsekration trat der anglikanische Pfarrer Paul Williams beim namentlichen Aufruf der Kandidatin vor und erhob Widerspruch, in dem er die Konsekration als „unbiblisch“ und das Geschlecht der Kandidatin als „absolutes Weihehindernis“ bezeichnete.<ref>[http://www.telegraph.co.uk/news/religion/11369400/Rev-Libby-Lane-consecrated-as-Church-of-Englands-first-female-bishop.html telegraph.co.uk]</ref> |
|||
==== Haltung zu homosexuellen Paaren ==== |
|||
Seit 2013 erlaubt die Church of England die [[Segnung gleichgeschlechtlicher Paare]] in einem Gottesdienst. |
|||
Im Januar 2013 bekundete die Church of England die Bereitschaft, künftig auch Priester, die in eingetragenen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben, zu Bischöfen zu wählen, unter der Voraussetzung, dass sie sich mit der [[Weihesakrament|Bischofsweihe]] zum [[Zölibat]] verpflichten.<ref>[https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-01/anglikanische-kirche-schwule-bischoefe zeit.de: ''Schwule Priester dürfen in England Bischof werden'']</ref> Im April 2014 ließ sich ein homosexueller anglikanischer Priester [[Gleichgeschlechtliche Ehe|standesamtlich trauen]].<ref>[https://www.bbc.com/news/uk-england-lincolnshire-27008772 BBC:Chaplain defies gay church wedding ban]</ref> Er wurde deshalb entlassen. |
|||
Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare wurde im Januar 2023 von den anglikanischen Bischöfen mit dem Schreiben ''Draft prayers of thanksgiving, dedication and for God’s blessing for same-sex couples published'' bestätigt.<ref>[https://www.churchofengland.org/media-and-news/press-releases/draft-prayers-thanksgiving-dedication-and-gods-blessing-same-sex Draft prayers of thanksgiving, dedication and for God’s blessing for same-sex couples published], 20. Januar 2023.</ref> Dies ist innerhalb der Kirche umstritten, jedoch werden sexuelle Handlungen innerhalb dieser Beziehungen respektiert. Ein zölibatäres Verhalten wird nicht mehr verlangt.<ref>[https://www.bbc.com/news/uk-64313367 BBC: Church of England bishops refuse to back gay marriage], Januar 2023.</ref> |
|||
== Siehe auch == |
|||
* [[Liste der Bistümer der Church of England]] |
|||
* [[Fresh expressions]] |
|||
== Literatur == |
|||
=== Geschichte === |
|||
* Peter Itzen: ''Streitbare Kirche. Die Church of England vor den Herausforderungen des Wandels 1945–1990''. Nomos, Baden-Baden 2012, ISBN 978-3-8329-6608-9. |
|||
* Manfred Jacobs: ''Anglikanische Kirche contra Rom''. Schmid, Durach 2003, ISBN 3-932352-83-1. |
|||
* [[Diarmaid MacCulloch]]: ''Die zweite Phase der englischen Reformation (1547–1603) und die Geburt der anglikanischen Via Media''. Aschendorff, Münster 1998, ISBN 3-402-02979-0. |
|||
* Jeremy Morris: ''A People's Church. A History of the Church of England''. Profile Books, London 2022, ISBN 978-1-78125-249-9. |
|||
=== Theologie === |
|||
* Anna Schneider: ''Dimensionen der Einheit. Ekklesiologische Konzeptionen der Kirche von England im 19. Jahrhundert''. de Gruyter, Berlin 2014, ISBN 978-3-11-031769-5. |
|||
=== Gottesdienst und Frömmigkeit === |
|||
==Diözesen der Kirchenprovinz Canterbury== |
|||
* ''The book of common prayer, and administration of the sacraments, and other rites and ceremonies of the Church according to the use of the Church of England. Together with the proper lessons for sundays and other holydays''. Society for Promoting Christian Knowledge, Oxford 1877. |
|||
{| |
|||
* [[Gustav Adolf Krieg]]: ''Einführung in die anglikanische Kirchenmusik''. Dohr, Köln 2007, ISBN 978-3-936655-44-5. |
|||
| valign=top | |
|||
* Nicholas Sagovsky: ''Die Herausbildung der anglikanischen Spiritualität in den Jahren 1534–1662.'' In: [[Peter Zimmerling]] (Hrsg.): ''Handbuch Evangelische Spiritualität'', Band 1: ''Geschichte''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017, ISBN 978-3-525-56719-7, S. 167–185. |
|||
*[[Diözese Bath & Wells|Bath & Wells]] |
|||
*[[London]] |
|||
*[[Birmingham]] |
|||
*[[Norwich]] |
|||
*[[Oxford]] |
|||
*[[Bristol]] |
|||
*[[Canterbury]] |
|||
*[[Peterborough]] |
|||
*[[Chelmsford]] |
|||
*[[Portsmouth]] |
|||
*[[Chichester]] |
|||
*[[Coventry]] |
|||
*[[Derby]] |
|||
*[[Salisbury]] |
|||
*[[Ely]] |
|||
| valign=top | |
|||
*[[Truro (Cornwall)|Truro]] |
|||
*[[Exeter]] |
|||
*[[Gloucester]] |
|||
*[[Guildford]] |
|||
*[[Hereford]] |
|||
*[[Leicester]] |
|||
*[[Lichfield]] |
|||
*[[Lincoln (Großbritannien)|Lincoln]] |
|||
*[[Worcester]] |
|||
*[[Winchester]] |
|||
*[[Rochester (England)|Rochester]] |
|||
*[[St Albans]] |
|||
*[[Southwark]] |
|||
*[[Bury Saint Edmunds]] & [[Ipswich]] |
|||
*[[Diözese von Gibraltar in Europa|Gibraltar in Europe]] |
|||
|} |
|||
=== Ökumene === |
|||
Eine Sonderstellung nimmt nur die Diözese von Gibraltar in Europa ein. |
|||
* [[Harald Rein]]: ''Kirchengemeinschaft. Die anglikanisch-altkatholisch-orthodoxen Beziehungen von 1870–1990 und ihre ökumenische Relevanz'', 2 Bände. Lang, Frankfurt am Main 1993 und 1994. |
|||
== Varia == |
|||
==Diözesen der Kirchenprovinz York== |
|||
* Mit Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] 1914 wurden in Deutschland lebende britische Staatsangehörige als [[Kriegspartei|Kriegsgegner]] eingestuft und mussten Deutschland verlassen. Das hatte beispielsweise zur Folge, dass die 1899 geweihte Kirche ''[[Kreuzkirche (Weimar)|Saint Michael and all Angels]]'' der Church of England in [[Weimar]] (Baumeister: [[Rudolf Zapfe]]) aufgegeben werden musste und viele Jahre ungenutzt blieb – seit 1928 wird sie als [[Gotteshaus]] der [[evangelisch]]en Kirche genutzt. |
|||
{| |
|||
| valign=top | |
|||
*[[Liverpool]] |
|||
*[[Blackburn]] |
|||
*[[Manchester]] |
|||
*[[Bradford]] |
|||
*[[Newcastle upon Tyne]] |
|||
*[[Carlisle]] |
|||
*[[Chester]] |
|||
| valign=top | |
|||
*[[Ripon (England)|Ripon]] & [[Leeds]] |
|||
*[[Sheffield]] |
|||
*Sodor & Man |
|||
*[[Durham]] |
|||
*[[Wakefield]] |
|||
*[[Southwell]] |
|||
*[[York]] |
|||
|} |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
*[ |
* [https://www.churchofengland.org/ Website der ''Church of England''] |
||
*[http://justus.anglican.org/resources/bcp/Latin1662/BCP_Latin1662.htm Book of Common Prayer von 1662 ( |
* [http://justus.anglican.org/resources/bcp/Latin1662/BCP_Latin1662.htm ''Book of Common Prayer'' von 1662] (lateinisch) |
||
== Belege == |
|||
<references /> |
|||
{{NaviBlock |
|||
{{Navigationsleiste Anglikanische Kirchen}} |
|||
|Navigationsleiste Anglikanische Kirchen |
|||
|Navigationsleiste Bischöfe der Church of England nach Bistümern |
|||
}} |
|||
{{Normdaten|TYP=k|GND=1000922-X|LCCN=n79056234|VIAF=135203514}} |
|||
[[Kategorie:Anglikanische Kirche]] |
|||
[[Kategorie:Christentum in Großbritannien]] |
|||
[[Kategorie:Church of England| ]] |
|||
[[bg:Англиканска църква]] |
|||
[[Kategorie:Mitgliedskirche der Anglikanischen Gemeinschaft|England]] |
|||
[[cs:Anglikánská církev]] |
|||
[[Kategorie:Organisation (England)]] |
|||
[[cy:Eglwys Loegr]] |
|||
[[Kategorie:Mitgliedskirche des Ökumenischen Rates der Kirchen]] |
|||
[[da:Anglikanske kirke]] |
|||
[[ |
[[Kategorie:Christentum in England]] |
||
[[eo:Eklezio de Anglio]] |
|||
[[it:Chiesa Anglicana]] |
|||
[[he:הכנסייה האנגליקנית]] |
|||
[[kw:Eglos Pow Sows]] |
|||
[[la:Ecclesia Anglica]] |
|||
[[ja:イギリス国教会]] |
|||
[[nl:Anglicaanse Kerk]] |
|||
[[no:Den engelske kirke]] |
|||
[[pt:Igreja Anglicana]] |
|||
[[sv:Anglikanska kyrkan]] |
|||
[[vi:Giáo hội Anh]] |
Aktuelle Version vom 6. Mai 2025, 14:19 Uhr
Church of England | |
---|---|
Logo der Church of England | |
Allgemeines | |
Glaubensrichtung | Anglikanismus |
Organisation | Episkopalkirche |
Organisationsstruktur | Liste der Bistümer der Church of England |
Verbreitung | England, Wales (Grenzüberschreitende Gemeinden) Isle of Man Kanalinseln Kontinentaleuropa |
Oberster Gouverneur der Kirche von England | König Charles III. |
Primas von ganz England | Erzbischof von Canterbury (vakant) |
Mitgliedschaft | Anglikanische Gemeinschaft |
Abkunft und Entfaltung | |
Abspaltung von |
Römisch-katholische Kirche |
Abspaltungen |
English Dissenters |
Zahlen | |
Mitglieder | 25 Millionen
(2005) |
Sonstiges | |
Auch genannt: | C of E |
Website | churchofengland.org |
Die Church of England (englisch für Kirche von England) ist die Mutterkirche der Anglikanischen Gemeinschaft, sodass sich ihre Geschichte weitestgehend mit dieser deckt. Sie ist innerhalb dieser Gemeinschaft die letzte eigentliche Landeskirche (Staatskirche) und untersteht der Autorität des Staatsoberhauptes.
Die Church of England ist die mitgliederstärkste aller anglikanischen Kirchen weltweit. Sie erstreckt sich heute über das Gebiet Englands, der Kanalinseln und der Isle of Man und ist noch immer eine Landeskirche im klassischen Sinne, da an ihrer Spitze der britische Monarch mit dem Titel Supreme Governor of the Church of England steht. Auch sind die beiden Erzbischöfe sowie 24 weitere Bischöfe Mitglieder im House of Lords. Allerdings bilden ihre Mitglieder heute nicht mehr die Mehrheit der Engländer und sie kämpft mit weiterem Mitgliederschwund. Bei der Zahl der Gottesdienstbesucher wurde sie Januar 2016 von der römisch-katholischen Kirche in England übertroffen.[1] In Schottland und Wales, die nicht zu England gehören, existieren weitere anglikanische Kirchen, die Church in Wales und die Scottish Episcopal Church.

Innerhalb der Landeskirche steht ihr der Erzbischof von Canterbury als Primas von ganz England vor, der auch innerhalb der anglikanischen Weltkirchengemeinschaft einen Ehrenvorrang genießt. Der Erzbischof von York steht als Primas von England im Ehrenrang an zweiter Stelle. Die Church of England gliedert sich in zwei Kirchenprovinzen, Canterbury und York, mit insgesamt 42 Diözesen.
Zur Theologie der Church of England siehe den Artikel Anglikanische Gemeinschaft.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kirche von England datiert ihre Geschichte zurück bis in die römische Zeit. Die seit der konstantinischen Wende (313) begonnene Christianisierung Britanniens setzte sich bei den keltischen Stämmen in Schottland und Irland in Form der Iro-schottischen Kirche eigenständig fort. Nach dem Abzug Roms spätestens 411 siedelten vermehrt Angeln, Sachsen und Jüten ins heutige England. Im Gebiet dieser angelsächsischen Stämme wurden zunächst germanische Kulte gepflegt. Erst seit der Mission von Augustinus von Canterbury an den Hof von Kent im Jahr 597 fand die katholische Kirche wieder Verbreitung in England. Zeitgleich erfolgte eine Mission durch irische Mönche (siehe Columban).
Mit der Weigerung von Papst Clemens VII., die Ehe von König Heinrich VIII. für nichtig zu erklären, beschlossen die englischen Bischöfe, die Autorität des Papstes im Königreich England nicht mehr anzuerkennen, und erklärten am 11. Februar 1531, dass ihr König nunmehr Oberhaupt (Supreme head) der katholischen Kirche in England sei.[2] Damit wurde die englische Reformation ausgelöst, die jedoch vorerst wenig Änderungen im liturgischen Leben vorsah, bis auf den Gebrauch der englischen statt der lateinischen Sprache. Die Suprematsakte wurde 1534 durch das Parlament beschlossen. Feiertage, Reliquienverehrung und Wallfahrten wurden eingeschränkt, alle Klöster bis 1540 geschlossen. Rechtsfreiheiten der Kleriker und Freistätten (sanctuaries) wurden abgeschafft zugunsten einer einheitlichen Rechtsprechung in der Hand des Königs. Die traditionelle Theologie und der Zölibat wurden dagegen ausdrücklich bekräftigt im Act of Six Articles 1539. Thomas Cromwell oblag die Aufsicht, die auch Strafprozesse kannte, der bekannteste richtete sich 1534 gegen Thomas More.[3]
Obwohl die dynastischen Probleme Heinrichs VIII. den Anlass für die Abspaltung von Rom darstellten, müssen auch andere Aspekte für die Entstehung der Anglikanischen Kirche berücksichtigt werden, die ihren Ursprung im Mittelalter haben: Bereits im Hochmittelalter wurde gefordert: Ecclesia Anglicana libera sit („Die Englische Kirche soll frei sein“). Diese Forderung war dann im Spätmittelalter auch in die Tat umgesetzt: Der englische König hatte schon sehr früh sehr viel mehr Freiheiten in der Besetzung der Bistümer als andere Herrscher. Bereits vor der Abspaltung unter Heinrich VIII. war die Kirche von England von allen Ländern Europas die mit den geringsten Verpflichtungen Rom gegenüber. Die dynastischen Probleme radikalisierten so lediglich eine bereits entstandene Entwicklung.
Nach dem Tode Heinrichs VIII. leitete der Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer, zusammen mit Richard Hooker, Craig John Stuart Heselton und Matthew Parker weitere Reformen ein, darunter die Einführung des ersten Book of Common Prayer. Mit dem Tod von Heinrichs Nachfolger, Eduard VI., kam seine Halb-Schwester Maria Tudor auf den Thron, und die englische Kirche erneuerte ihre Verbindung zu Rom, während viele Theologen der Reformation ihren Tod fanden. Erst nach Marias Ableben wurde die Kirche unter Elisabeth I. wieder protestantisch. Die Verpflichtung zum Zölibat wurde mit den 1571 vom Parlament verabschiedeten 39 Religionsartikeln aufgehoben. Seit der Regierung Elisabeths I. ist es üblich, im Unterhaus des Parlamentes anglikanische Gebete zu verlesen. Seit 1660 gibt es das anglikanische Amt des Kaplan des Sprechers, der jede Sitzung des Unterhauses mit Gebeten beginnt.
Der Einfluss der Puritaner wuchs in dem folgenden Jahrhundert stetig an, kam jedoch durch die königliche Autorität nie zur vollen Entfaltung. Im 19. Jahrhundert, mit der Oxford-Bewegung und dem Aufkommen der Romantik, besannen große Teile der Church of England sich wieder auf ihre katholische Erbschaft.
Infolge der Union von 1800 zwischen Großbritannien und Irland kam es zur Vereinigung der beiden Staatskirchen der Church of England und der Church of Ireland als „one Protestant Episcopal church, to be called, the United Church of England and Ireland“.[4] Als mittelbare Folge der katholischen Emanzipation wurde die bis dahin bevorrechtigte Stellung der Church of Ireland in Irland jedoch über die Jahrzehnte aufgeweicht.[5] Diese wurde mit dem Irish Church Act 1869 aus dem Etat der Church of England herausgenommen, was gegen den erbitterten Widerstand konservativer Kreise in beiden Häusern des Parlaments geschah (Antidisestablishmentarianism).[6] Das Gesetz trat am 1. Januar 1871 in Kraft.
Der Erzbischof von Canterbury Charles Thomas Longley berief 1867 eine „nationale Synode der Bischöfe der Anglikanischen Kirche im In- und Ausland“ ein, die unter seiner Führung zusammentreten sollte. Nachdem er sich mit beiden Häusern der Convocation of Canterbury beraten hatte, willigte Erzbischof Longley ein und rief alle Bischöfe der Anglikanischen Gemeinschaft (damals 144 an der Zahl) zu einem Treffen in Lambeth ein. Die Lambeth-Konferenz wurde zu einer nunmehr im zehnjährigen Rhythmus stattfindende Vollversammlung aller Bischöfe der Anglikanischen Gemeinschaft.
Walisische Politiker, darunter David Lloyd George, forderten, die anglikanische Kirche in Wales von der Church of England zu lösen. Dies geschah durch ein 1914 vom britischen Parlament verabschiedetes Gesetz, den Welsh Church Act 1914. Infolge des Ersten Weltkrieges trat das Gesetz erst 1920 in Kraft. Durch den Welsh Church Act wurde die anglikanische Kirche in Wales selbständig und zugleich ihres Status als etablierte Staatskirche entkleidet („disestablishment“) – daher auch der Name Church in Wales statt Church of Wales.
Im Jahr 1994 ließ die Kirche die Frauenordination zu, sodass im März desselben Jahres erstmals Frauen das Weihesakrament erhielten.[7][8]
2008 bedauerte die Church of England ihr Missverstehen („misunderstanding“) der darwinschen Evolutionstheorie und bezeichnet den in einigen „Ecken der Kirche“ herrschenden „anti-evolutionären Eifer“ als Fehler.[9]
Gegenwart
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Charakteristisch für die Church of England ist die große Bandbreite, die von der katholisierenden High Church bis zur „evangelikalen“[10] Low Church reicht, zwischen den beiden gibt es noch die Broad Church.
Mitgliedschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Church of England gibt keine offiziellen Mitgliederzahlen an.[11] Laut der jüngsten Statistik kirchlicher Tätigkeit (Statistics for Mission) gibt es in England 32 Millionen Christen (2015), ohne jedoch zu spezifizieren, wie viele davon Anglikaner sind.[12] Dies entspricht in etwa dem Ergebnis der Volkszählung von 2011, die eine Zahl von 31,48 Millionen Christen in England (59,4 % der Bevölkerung) ergab.[13] Im Gegensatz zu Schottland und Nordirland wurde bei der jüngsten Volkszählung in England (und Wales) nur die Religionszugehörigkeit erhoben und nicht die Konfession. Die letzten Mitgliederzahlen der Church of England stammen aus dem Jahr 2005 und ergaben damals etwa 25 Millionen Mitglieder.[14] Da jedes Jahr die Zahl der Sterbefälle die der Taufen übersteigt, dürfte die Mitgliederzahl seitdem deutlich gefallen sein und bei 22–23 Millionen liegen (Stand 2015).
Gottesdienstteilnahme und Empfang der Sakramente
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An den Sonntagsgottesdiensten nahmen 2015 durchschnittlich 752.000 Gläubige teil (Usual Sunday attendance, die jährliche Zählung erfolgt jeweils an vier Sonntagen im Oktober).[15] Das bedeutet, dass im Durchschnitt aller 16.000 Kirchen der Church of England sonntags 51 Gläubige den Gottesdienst feiern.[16] 1.142.000 Gläubige kamen „regelmäßig“ (definiert als „einmal im Monat oder öfter“) zum Gottesdienst; dieser weitere Kreis wird als „Worshipping Community“ (Gottesdienstgemeinde) bezeichnet.[17] Seit 2005 sank die Zahl der regelmäßigen Gottesdienstbesucher um 11 %.[18] An Weihnachten kamen 2.526.000 Gläubige zur Kirche (2015).[19]
Nicht so einfach anzugeben ist der prozentuale Anteil aller Mitglieder, die zu den Gottesdiensten kommen. In der Statistics for Mission der Church of England für 2015 wird der Anteil der Teilnehmer am Sonntagsgottesdienst (im Sinne der Usual Sunday attendance) mit 2,3 % angegeben, allerdings nicht auf die eigene Mitgliederschaft bezogen, sondern auf die Zahl aller Christen in England. Dies rührt daher, dass die Church of England alle Christen zur Teilnahme einlädt, nicht nur die der eigenen (anglikanischen) Konfession. 2,3 % Gottesdienstteilnahme ist der Durchschnittswert; es gibt beträchtliche regionale Unterschiede. Am stärksten ist der Gottesdienstbesuch in den Diözesen Hereford (3,5 %) und Gloucester (3,4 %), am schwächsten in Liverpool (1,6 %), Birmingham (1,4 %) und Durham (1,2 %).[20]
Rückläufig ist auch der Empfang der Sakramente. Im Jahre 2015 wurden 109.000 Kinder getauft (zum Vergleich: 125.000 Kindertaufen im Jahre 2005).[21] 16.700 Gläubige ließen sich im Jahre 2015 firmen, 44 % von ihnen waren Erwachsene.[22]
Ökumenische Beziehungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Church of England ist Mitglied der Porvoo-Gemeinschaft und hat mit diesen Kirchen volle Kirchengemeinschaft vereinbart. Bereits seit 1931 steht sie mit den alt-katholischen Kirchen der Utrechter Union in voller Kirchengemeinschaft. Die Beziehungen zur Evangelischen Kirche in Deutschland sind vertraglich in der Meißener Gemeinsamen Feststellung geregelt.[23]
Kontroversen der letzten Jahrzehnte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ordination von Frauen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 11. November 1992 stimmte die Generalsynode der Church of England mit knapper Mehrheit für die Zulassung von Frauen zum Priesteramt.[24] Am 12. März 1994 wurden die ersten 32 Priesterinnen ordiniert.[25]
Im Juni 2006 entschied die Generalsynode in York mehrheitlich, Frauen künftig auch zum Bischofsamt zuzulassen; dies sei theologisch gerechtfertigt. Doch wurde dieses Votum zunächst nicht wirksam, da die Beschlussvorlage nicht von allen drei Kammern der Generalsynode (Bischöfe, Priester, Laien) gebilligt wurde: In der Kammer der Laien verfehlte sie die notwendige Zweidrittelmehrheit.
Die Absicht der Generalsynode, Frauen zum Bischofsamt zuzulassen, veranlasste Priester und Bischöfe, zur römisch-katholischen Kirche überzutreten. Vincent Nichols, katholischer Erzbischof von Westminster und Oberhirte der Katholiken in England und Wales, weihte am 8. Januar 2011 drei bisherige Bischöfe der Church of England, nämlich Andrew Burnham, Keith Newton und John Broadhurst, zu katholischen Priestern. Auch etwa 50 anglikanische Priester traten zur katholischen Kirche über.
In einem zweiten Anlauf gelang die Zulassung von Frauen zum Amt des Bischofs in der anglikanischen Kirche. Am 14. Juli 2014 fasste die Generalsynode mit der erforderlichen Mehrheit in allen drei Kammern den entsprechenden Beschluss.[26] Dabei wurde zugleich die Einrichtung von Ombudsstellen beschlossen, wenn Gemeinden keine Bischöfin akzeptieren wollen. Dieses Zugeständnis hatte sich in den Verhandlungen als nötig erwiesen, um eine ausreichende Zustimmung zu erreichen.[27] Nach der entsprechenden Anpassung des Kirchenrechts konsekrierte die Church of England am 26. Januar 2015 die bisherige Vikarin von St Peter’s Hale and St Elizabeth’s Ashley in der Diözese Chester, Libby Lane, im Januar 2015 zur Bischöfin. Unmittelbar vor der Konsekration trat der anglikanische Pfarrer Paul Williams beim namentlichen Aufruf der Kandidatin vor und erhob Widerspruch, in dem er die Konsekration als „unbiblisch“ und das Geschlecht der Kandidatin als „absolutes Weihehindernis“ bezeichnete.[28]
Haltung zu homosexuellen Paaren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2013 erlaubt die Church of England die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in einem Gottesdienst.
Im Januar 2013 bekundete die Church of England die Bereitschaft, künftig auch Priester, die in eingetragenen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben, zu Bischöfen zu wählen, unter der Voraussetzung, dass sie sich mit der Bischofsweihe zum Zölibat verpflichten.[29] Im April 2014 ließ sich ein homosexueller anglikanischer Priester standesamtlich trauen.[30] Er wurde deshalb entlassen.
Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare wurde im Januar 2023 von den anglikanischen Bischöfen mit dem Schreiben Draft prayers of thanksgiving, dedication and for God’s blessing for same-sex couples published bestätigt.[31] Dies ist innerhalb der Kirche umstritten, jedoch werden sexuelle Handlungen innerhalb dieser Beziehungen respektiert. Ein zölibatäres Verhalten wird nicht mehr verlangt.[32]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Itzen: Streitbare Kirche. Die Church of England vor den Herausforderungen des Wandels 1945–1990. Nomos, Baden-Baden 2012, ISBN 978-3-8329-6608-9.
- Manfred Jacobs: Anglikanische Kirche contra Rom. Schmid, Durach 2003, ISBN 3-932352-83-1.
- Diarmaid MacCulloch: Die zweite Phase der englischen Reformation (1547–1603) und die Geburt der anglikanischen Via Media. Aschendorff, Münster 1998, ISBN 3-402-02979-0.
- Jeremy Morris: A People's Church. A History of the Church of England. Profile Books, London 2022, ISBN 978-1-78125-249-9.
Theologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anna Schneider: Dimensionen der Einheit. Ekklesiologische Konzeptionen der Kirche von England im 19. Jahrhundert. de Gruyter, Berlin 2014, ISBN 978-3-11-031769-5.
Gottesdienst und Frömmigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- The book of common prayer, and administration of the sacraments, and other rites and ceremonies of the Church according to the use of the Church of England. Together with the proper lessons for sundays and other holydays. Society for Promoting Christian Knowledge, Oxford 1877.
- Gustav Adolf Krieg: Einführung in die anglikanische Kirchenmusik. Dohr, Köln 2007, ISBN 978-3-936655-44-5.
- Nicholas Sagovsky: Die Herausbildung der anglikanischen Spiritualität in den Jahren 1534–1662. In: Peter Zimmerling (Hrsg.): Handbuch Evangelische Spiritualität, Band 1: Geschichte. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017, ISBN 978-3-525-56719-7, S. 167–185.
Ökumene
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Harald Rein: Kirchengemeinschaft. Die anglikanisch-altkatholisch-orthodoxen Beziehungen von 1870–1990 und ihre ökumenische Relevanz, 2 Bände. Lang, Frankfurt am Main 1993 und 1994.
Varia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 wurden in Deutschland lebende britische Staatsangehörige als Kriegsgegner eingestuft und mussten Deutschland verlassen. Das hatte beispielsweise zur Folge, dass die 1899 geweihte Kirche Saint Michael and all Angels der Church of England in Weimar (Baumeister: Rudolf Zapfe) aufgegeben werden musste und viele Jahre ungenutzt blieb – seit 1928 wird sie als Gotteshaus der evangelischen Kirche genutzt.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Belege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kaya Burgess: Church congregations fall below one million for first time, The Times, 12. Januar 2016.
- ↑ David Gordon Newcombe: Henry VIII and the English Reformation. Routledge, London 1995, ISBN 0-415-10728-8, S. 45.
- ↑ Michael Maurer: Kleine Geschichte Englands. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2005, ISBN 3-89331-653-1, S. 99–104.
- ↑ Danby Pickering: The Statutes at Large from the Magna Charta, to the End of the Eleventh Parliament of Great Britain, Anno 1761 [continued to 1806]. By Danby Pickering. J. Bentham, 1799, S. 653 (englisch, google.com).
- ↑ Francis Stewart Leland Lyons: Ireland since the famine, 10. Auflage. Fontana Press, London 1987, ISBN 0-00-686005-2, S. 17.
- ↑ John D. Fair: The Irish disestablishment conference of 1869. Journal of Ecclesiastical History 26.4 (1975): 379-394. (englisch)
- ↑ 'Send down your Holy Spirit upon your servant Angela': History is made. 13. März 1994, abgerufen am 24. März 2020 (englisch).
- ↑ John Darnton: After 460 Years, The Anglicans Ordain Women. In: The New York Times. 13. März 1994, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 24. März 2020]).
- ↑ Church of England, Rev Dr Malcolm Brown, Director of Mission and Public Affairs: Good religion needs good science
- ↑ So die traditionelle Charakterisierung, das Wort hat inzwischen insbesondere in den USA eine etwas andere Bedeutung bekommen.
- ↑ Siehe die Church Statistics 2010/11, die letzte umfassende statistische Darstellung.
- ↑ Statistics for Mission 2015 ( vom 4. November 2016 im Internet Archive), S. 19.
- ↑ Office for National Statistics: Religion in England and Wales 2011 (59,3 % in England und Wales insgesamt; 59,4 % nur in England).
- ↑ Catholics set to pass Anglicans as leading UK church ( vom 18. September 2011 im Internet Archive). In: The Times, 15. Februar 2007.
- ↑ Statistics for Mission 2015 ( vom 4. November 2016 im Internet Archive), S. 24.
- ↑ Statistics for Mission 2015 ( vom 4. November 2016 im Internet Archive), S. 7.
- ↑ Statistics for Mission 2015 ( vom 4. November 2016 im Internet Archive), S. 25.
- ↑ Pressemitteilung der Church of England: 2015 Attendance Statistics published, 27. Oktober 2016.
- ↑ Statistics for Mission 2015 ( vom 4. November 2016 im Internet Archive), S. 6.
- ↑ Statistics for Mission 2015 ( vom 4. November 2016 im Internet Archive), S. 29.
- ↑ Statistics for Mission 2015 ( vom 4. November 2016 im Internet Archive), S. 30.
- ↑ Statistics for Mission 2015 ( vom 4. November 2016 im Internet Archive), S. 35.
- ↑ Evangelische Kirche in Deutschland: Die Meißener Erklärung: Einführung zur Meißener Gemeinsamen Feststellung zwischen der Kirche von England und der Evangelischen Kirche in Deutschland, abgerufen am 8. Dezember 2023.
- ↑ 1992: Church of England votes for women priests. BBC News, 11. November 1992, abgerufen am 19. Oktober 2017 (englisch).
- ↑ MSN-Encarta: Church of England (englisch) ( vom 23. März 2005 im Internet Archive), abgefragt am 11. März 2009.
- ↑ Synode in England: Anglikanische Kirche lässt Frauen im Bischofsamt zu, Spiegel Online, 14. Juli 2014.
- ↑ Spiegel.de: Synode der Kirche von England: Neuer Anlauf für Frauen im Bischofsamt
- ↑ telegraph.co.uk
- ↑ zeit.de: Schwule Priester dürfen in England Bischof werden
- ↑ BBC:Chaplain defies gay church wedding ban
- ↑ Draft prayers of thanksgiving, dedication and for God’s blessing for same-sex couples published, 20. Januar 2023.
- ↑ BBC: Church of England bishops refuse to back gay marriage, Januar 2023.