„Galeone“ – Versionsunterschied
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[[Bild:Galeon turystyczny a4 ubt.jpeg|250px|thumb|Galeone]] |
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[[Datei:Spanish Galleon Firing its Cannon.jpg|mini|hochkant|Darstellung einer spanischen Galeone (Cornelis Verbeeck, ca. 1618/1620)]] |
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Die '''Galeone''' ist ein [[Segelschiff]]styp, der sich in der ersten Hälfte des [[16. Jahrhundert]]s herausbildete und bis zum Beginn des [[17. Jahrhundert]]s stark weiterentwickelt wurde. Galeonen waren große Kriegsschiffe, die mit zahlreichen Kanonen bewaffnet waren. Ihre drei oder vier Masten trugen überwiegend [[Rahsegel]]. |
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Die '''Galeone''' war ein ursprünglich im Spanien des 16. Jahrhunderts entwickelter meist dreimastiger [[Segelschiff]]styp. Entgegen der landläufigen Meinung handelt es sich bei der Galeone nicht um ein schwerfälliges Handelsschiff, sondern um ein für die damalige Epoche schnelles, wendiges und hochseetaugliches Kriegsschiff. Aufgrund ihrer überlegenen militärischen Eigenschaften wurde die Galeone von nahezu allen seefahrenden Nationen Europas übernommen und eigenständig weiterentwickelt. |
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Ende des 16. Jahrhunderts und weit in das 17. Jahrhundert hinein war die Galeone der dominierende Kriegsschifftyp und wurde in sehr unterschiedlichen Größen und Ausprägungen gebaut. Für Galeonen typisch ist das [[Galion]], eine vorspringende Plattform am [[Bug (Schiffbau)|Bug]] der Schiffe, die das Bedienen des [[Blinde (Segel)|Blindensegels]] am [[Bugspriet]] erleichterte. Dieses Merkmal wurde von anderen Schiffstypen des 17. Jahrhunderts, wie den [[Orlogschiff]]en, der [[Fleute]], dem [[Pinassschiff]] und vielen weiteren übernommen. Deshalb werden diese Schiffstypen leicht mit Galeonen verwechselt. |
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== Verbreitung und Einsatz == |
== Verbreitung und Einsatz == |
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Galeonen waren zunächst vor allem in [[Spanien]], [[Königreich Portugal|Portugal]] und später in anderen Ländern als hochseetaugliche Kriegs- und Freibeuterschiffe verbreitet. Die Spanier benutzten Galeonen unter anderem, um Truppen und Ausrüstung nach [[Neuspanien]] (Amerika) und in den fernen Osten zu transportieren. Da die mit Schätzen beladenen spanischen Schiffe auf der Rückreise immer wieder den Angriffen vor allem englischer, französischer und niederländischer [[Piraterie|Piraten]] und [[Piraterie|Freibeuter]] ausgesetzt waren, gingen die Spanier dazu über, große Kriegsschiffe, wehrhafte Galeonen, als Transporter einzusetzen. Zunehmend bauten die Spanier zu diesem Zweck sehr große Galeonen wie die [[Manila-Galeone]]n. Diesem Umstand ist geschuldet, dass die Galeone oft fälschlicherweise als Handelsschiff interpretiert wird. |
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Galeonen waren zunächst vor allem in [[Spanien]], [[Portugal]] und [[England]] verbreitet. |
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So ist es nicht verwunderlich, dass die Spanier ihre großen '''Galeonen''' benutzten, um Truppen und Ausrüstung für die Eroberung [[Amerika (Kontinent)|Amerikas]] westwärts über den Atlantik zu transportieren. Auf ihren Fahrten in der Gegenrichtung waren die Konvois mit erbeuteten [[Gold]]schätzen beladen und weckten immer wieder die Begehrlichkeiten vor allem englischer und französischer [[Pirat]]en und [[Freibeuter]]. |
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In England bildete sich gleichzeitig ein deutlich kleinerer Galeonentyp heraus, dessen Hauptaufgabe rein militärisch zu betrachten ist. Diese Schiffe waren sehr wendig und für den Einsatz der aufkommenden weitreichenden Kanonen optimiert. Im Jahr 1588 trafen diese sehr unterschiedlichen Ausprägungen der Galeone auf dem Ärmelkanal aufeinander. |
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Auch die [[Armada]], die große Flotte, die Spaniens König [[Philipp II. (Spanien)|Philipp II.]] 1588 zum Angriff auf England ausschickte, bestand zum Teil aus Galeonen. Die Spanier wurden allerdings trotz zahlenmäßiger Überlegenheit in einer Seeschlacht im Ärmelkanal von der englischen Flotte besiegt, da die kleineren englischen Galeonen wendiger und seetüchtiger waren und ihre Kanonen besser zum Einsatz bringen konnten. |
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Die [[Spanische Armada]] wurde dabei trotz zahlenmäßiger Überlegenheit von der agileren englischen Flotte besiegt, da die kleineren englischen Galeonen wendiger und seetüchtiger waren und ihre weitreichenden Kanonen bereits auf Distanz zum Einsatz bringen konnten. Mit den englischen Galeonen begann somit die Zeit der modernen Seekriegsführung, die auf überlegene Artillerie und das Seegefecht über Distanz setzt. |
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Zu Beginn des |
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte sich die Galeone als Kriegsschiff so weit durchgesetzt, dass die Bezeichnung Galeone als Klassifizierung allmählich außer Gebrauch kam. Die letzten Schiffe, die noch gelegentlich als ''Galeonen'' bezeichnet werden, sind die englische ''Prince Royal'' (1610), die französische ''Saint Louis'' (1626) und die schwedische ''[[Vasa (Schiff)|Vasa]]'' (1628). Danach ging man dazu über, Schiffe nach ihrer Größe oder ihrem Verwendungszweck zu unterscheiden, wie etwa [[Orlogschiff]], [[Linienschiff]] oder [[Ostindienfahrer]]. |
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⚫ | Lediglich spanische Schiffe, die Handelswaren und Schätze aus den Kolonien nach Europa beförderten, wurden noch im 18. Jahrhundert ''Galeonen'' genannt. Mit diesem Begriff wurde allerdings kein bestimmter Schiffstyp mehr bezeichnet, sondern jedes große spanische Schiff, das in dieser Funktion unterwegs war. |
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== Entwicklung und Merkmale == |
== Entwicklung und Merkmale == |
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⚫ | Der Ursprung der Galeone liegt im Dunkeln. Der Schiffstyp dürfte aus der Fusion der Kampfkraft der großen [[Karacke]]n mit den guten Segeleigenschaften der kleineren [[Karavelle]]n in Spanien oder Portugal entstanden sein. Auch über den Ursprung des Wortes ''Galeone'' selbst ist nichts Gesichertes bekannt. Gemutmaßt wird aber, dass sich die Bezeichnung vom [[Galion]] ableitet, das ein wesentliches Merkmal des Schiffstyps darstellt. |
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[[Bild:Spanish_Galeon.jpg|left|thumb|250px|hist. Darstellung einer spanischen Galeone]] |
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⚫ | Der Ursprung der Galeone liegt im Dunkeln. Der Schiffstyp |
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Die großen Karacken dieser Zeit waren wie nahezu alle Kriegsschiffe seit der Antike strategisch auf die Übertragung des Landkrieges auf Seegefechte ausgerichtet. Es ging im Wesentlichen darum, gegnerische Schiffe zu entern und mit überlegener Mannschaft im Nahkampf zu erobern. Geschütze dienten dabei lediglich zur Dezimierung der gegnerischen Mannschaft kurz vor dem Entern des Feindes. Allein das Laden und Abfeuern dieser Kanonen dauerte bis zu 30 Minuten. |
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Im Vergleich zu den älteren [[Karacke]]n hatten die Galeonen einen schlankeren Rumpf. Das Verhältnis von ''Länge über alles : Kiellänge : Breite'' betrug bei den Galeonen etwa 4:3:1, während es sich bei den Karacken auf 3:2:1 belief. Die Aufbauten an Bug und Heck der Schiffe folgten bei den Galeonen den Linien des Rumpfes und verjüngten sich nach oben hin stark. Sie waren auch wesentlich niedriger als die blockhaften und vorspringenden Vorder- und Achterkastelle, die bei den Karacken auf die Rümpfe aufgesetzt wurden. |
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Wichtig waren unter diesen Voraussetzungen hohe, burgenähnliche Vorder- und Achterkastelle, die schwer zu erobern waren und aus denen der Gegner beschossen werden konnte. Diese Schiffe waren jedoch sehr seitenwindanfällig, schwer zu manövrieren und extrem topplastig. Für den aufkommenden Hochseeeinsatz im Atlantik zwischen Spanien und Neuspanien erwiesen sich die Karacken schlicht als ungeeignet und im Bau und Unterhalt als viel zu teuer. Mit der Konstruktion der Galeone wurden diese Mängel der Karacke im Atlantikeinsatz durch folgende konstruktiven Veränderungen behoben: |
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* Durch die drastische Reduzierung der Aufbauten wurde der Windwiderstand verringert. |
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Während das Heck der Karacken rund gestaltet war (Rundgatt), verfügten die Galeonen wie die [[Karavelle]]n über ein [[Plattgatt]] oder Spiegelheck. |
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* Mit dieser Reduzierung verlagerte sich auch der Schwerpunkt des Schiffes nach unten, was der Stabilität beim Segeln zugutekam. |
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Ein wesentliches Merkmal der Galeonen ist die Existenz eines [[Galion]]s. Diese Plattform am Bug der Schiffe erleichterte das Bedienen des [[Blindensegel]]s am [[Bugspriet]]. |
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* Im Vergleich zur Karacke hatten die Galeonen einen deutlich schlankeren Rumpf. Das Verhältnis ''[[Länge über alles|Länge]] : Breite'' wurde bei den Galeonen von etwa 3:1 auf 4:1 erhöht. Mit der damit verbundenen Reduktion des Wasserwiderstandes, die auch durch eine überarbeitete Rumpfform erreicht wurde, waren die Galeonen nicht nur schneller, sondern auch wendiger und kursstabiler als ältere Schiffsformen. |
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Im 16. Jahrhundert waren die Galeonen oft mit einfachen geometrischen Mustern in verschiedenen Farben bemalt und trugen Wappenschilde an der Reling. Mit Beginn des 17. Jahrhunderts wurden sie vor allem am Heck immer prächtiger mit Schnitzereien verziert, die zum Teil sogar vergoldet wurden. |
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* Galeonen verfügten wie die [[Karavelle]]n über ein [[Plattgatt]] oder Spiegelheck. Dies verringerte Sprünge und Risse im stark gebogenen Bereich der Planken am Heck von Rundgattschiffen in warmen tropischen Gewässern deutlich. Zusätzlich wurde durch das Galion, eine Plattform am Bug des Schiffes, die Bedienung des [[Blinde (Segel)|Blindensegels]] am [[Bugspriet]] erheblich erleichtert. |
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⚫ | Dreimastige Galeonen trugen an [[Fockmast|Fock-]] und [[Großmast]] [[Rahsegel]], am [[Besanmast]] ein [[Lateinersegel]]. Bei viermastigen Galeonen kam ein weiteres Lateinersegel am [[Bonaventurmast]] dazu. Alle Galeonen hatten zumindest an den Vormasten [[Marssegel]], die größeren auch [[Bramsegel]], auf dem [[Bugspriet]] eine [[Blinde (Segel)|Blinde]] und später auch oft eine Oberblinde. |
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⚫ | Zur Bauzeit der frühen Galeonen hatten Kanonen |
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[[Datei:Pieter Bruegel d. Ä. 112.jpg|mini|hochkant|Detail: ''[[Großer Turmbau zu Babel|Turmbau zu Babel]];'' Pieter Bruegel d. Ä., 1563]] |
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⚫ | Als sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts Kanonen durchsetzten, deren Kugeln auch eine Schiffswand durchschlagen konnten, waren die Zeiten des Enterkampfschiffes gezählt. Ein Schiff mit überlegener Artillerie konnte seinen Gegner auf Abstand halten, so dass dessen vielleicht größere Entermannschaft gar nicht erst zum Einsatz kam. In der Folge wurden die Galeonen niedriger gebaut und erhielten eine immer stärkere Bestückung mit schweren Geschützen. |
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⚫ | Zur Bauzeit der frühen Galeonen hatten Kanonen meist kleine und unterschiedliche Kaliber und waren nicht sehr treffsicher. Seeschlachten wurden noch im Enterkampf entschieden, wobei die Kämpfer auf einem größeren und höheren Schiff deutlich im Vorteil waren. Daher waren die älteren Galeonen (und die spanischen bis zur Armadaschlacht) etwas mehr in die Höhe gebaut, was sie allerdings schwerfälliger und noch nicht so seetüchtig machte. |
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⚫ | Als sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts Kanonen durchsetzten, deren Kugeln auch eine Schiffswand durchschlagen konnten, waren die Zeiten des Enterkampfschiffes gezählt. Ein Schiff mit überlegener Artillerie konnte seinen Gegner auf Abstand halten, so dass dessen vielleicht größere Entermannschaft gar nicht erst zum Einsatz kam. In der Folge wurden die Galeonen niedriger gebaut und erhielten eine immer stärkere Bestückung mit schweren Geschützen. |
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Bekanntheit bis in höfische Kreise erlangten kunstvolle Schiffsmodelle wie die [[Mechanische Galeone]] des Kurfürsten August. |
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== Siehe auch == |
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* [[San Juan Bautista (Schiff)]] |
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* [[Roter Löwe (Schiff, 1597)]] |
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* [[Batavia (Schiff, 1628)]] |
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* [[La Couronne (Schiff, 1636)]] |
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* [[Adler von Lübeck]] |
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* [[Vasa (Schiff)]] |
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== Literatur == |
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* {{BibISBN|3763754709}} |
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* {{BibISBN|3763752390}} |
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* Nelson, Arthur: ''The Tudor Navy. The ships, men and organisation 1485–1603''. Conway Maritime, London 2001, ISBN 0-85177-785-6. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Galleons|Galeone}} |
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* [https://nautarch.tamu.edu/shiplab/index_00main.htm Universitäre Seite über Rekonstruktionen von iberischen Schiffswracks des 16. Jahrhunderts] (englisch) |
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* [https://nautarch.tamu.edu/shiplab/01George/Fernandez.htm Seite mit einer schiffbautechnischen Darstellung einer Galeone aus:] Fernandez, Manoel: ''Livro de traças de carpintaria'' 1616. Facsimile, Lisboa: Academia de Marinha, 1989. |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4195302-2}} |
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[[Kategorie:Segelschiffstyp]] |
[[Kategorie:Segelschiffstyp]] |
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[[Kategorie:Galeone| ]] |
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[[Kategorie:Dreimaster]] |
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[[Kategorie:Vollschiff]] |
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[[Kategorie:Militärschiffstyp]] |
[[Kategorie:Militärschiffstyp]] |
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[[Kategorie:16. Jahrhundert]] |
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[[bs:Galeon]] |
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[[da:Galeon]] |
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[[en:Galleon]] |
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[[es:Galeón]] |
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[[et:Galeoon]] |
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[[fr:Galion]] |
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[[is:Galíasi]] |
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[[ja:ガレオン船]] |
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[[nl:Galjoen (Zeilschip)]] |
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[[pl:Galeon]] |
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[[ru:Галеон]] |
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[[sh:Galeon]] |
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Aktuelle Version vom 11. Januar 2025, 23:51 Uhr

Die Galeone war ein ursprünglich im Spanien des 16. Jahrhunderts entwickelter meist dreimastiger Segelschiffstyp. Entgegen der landläufigen Meinung handelt es sich bei der Galeone nicht um ein schwerfälliges Handelsschiff, sondern um ein für die damalige Epoche schnelles, wendiges und hochseetaugliches Kriegsschiff. Aufgrund ihrer überlegenen militärischen Eigenschaften wurde die Galeone von nahezu allen seefahrenden Nationen Europas übernommen und eigenständig weiterentwickelt.
Ende des 16. Jahrhunderts und weit in das 17. Jahrhundert hinein war die Galeone der dominierende Kriegsschifftyp und wurde in sehr unterschiedlichen Größen und Ausprägungen gebaut. Für Galeonen typisch ist das Galion, eine vorspringende Plattform am Bug der Schiffe, die das Bedienen des Blindensegels am Bugspriet erleichterte. Dieses Merkmal wurde von anderen Schiffstypen des 17. Jahrhunderts, wie den Orlogschiffen, der Fleute, dem Pinassschiff und vielen weiteren übernommen. Deshalb werden diese Schiffstypen leicht mit Galeonen verwechselt.
Verbreitung und Einsatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Galeonen waren zunächst vor allem in Spanien, Portugal und später in anderen Ländern als hochseetaugliche Kriegs- und Freibeuterschiffe verbreitet. Die Spanier benutzten Galeonen unter anderem, um Truppen und Ausrüstung nach Neuspanien (Amerika) und in den fernen Osten zu transportieren. Da die mit Schätzen beladenen spanischen Schiffe auf der Rückreise immer wieder den Angriffen vor allem englischer, französischer und niederländischer Piraten und Freibeuter ausgesetzt waren, gingen die Spanier dazu über, große Kriegsschiffe, wehrhafte Galeonen, als Transporter einzusetzen. Zunehmend bauten die Spanier zu diesem Zweck sehr große Galeonen wie die Manila-Galeonen. Diesem Umstand ist geschuldet, dass die Galeone oft fälschlicherweise als Handelsschiff interpretiert wird.
In England bildete sich gleichzeitig ein deutlich kleinerer Galeonentyp heraus, dessen Hauptaufgabe rein militärisch zu betrachten ist. Diese Schiffe waren sehr wendig und für den Einsatz der aufkommenden weitreichenden Kanonen optimiert. Im Jahr 1588 trafen diese sehr unterschiedlichen Ausprägungen der Galeone auf dem Ärmelkanal aufeinander. Die Spanische Armada wurde dabei trotz zahlenmäßiger Überlegenheit von der agileren englischen Flotte besiegt, da die kleineren englischen Galeonen wendiger und seetüchtiger waren und ihre weitreichenden Kanonen bereits auf Distanz zum Einsatz bringen konnten. Mit den englischen Galeonen begann somit die Zeit der modernen Seekriegsführung, die auf überlegene Artillerie und das Seegefecht über Distanz setzt.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte sich die Galeone als Kriegsschiff so weit durchgesetzt, dass die Bezeichnung Galeone als Klassifizierung allmählich außer Gebrauch kam. Die letzten Schiffe, die noch gelegentlich als Galeonen bezeichnet werden, sind die englische Prince Royal (1610), die französische Saint Louis (1626) und die schwedische Vasa (1628). Danach ging man dazu über, Schiffe nach ihrer Größe oder ihrem Verwendungszweck zu unterscheiden, wie etwa Orlogschiff, Linienschiff oder Ostindienfahrer. Lediglich spanische Schiffe, die Handelswaren und Schätze aus den Kolonien nach Europa beförderten, wurden noch im 18. Jahrhundert Galeonen genannt. Mit diesem Begriff wurde allerdings kein bestimmter Schiffstyp mehr bezeichnet, sondern jedes große spanische Schiff, das in dieser Funktion unterwegs war.
Entwicklung und Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ursprung der Galeone liegt im Dunkeln. Der Schiffstyp dürfte aus der Fusion der Kampfkraft der großen Karacken mit den guten Segeleigenschaften der kleineren Karavellen in Spanien oder Portugal entstanden sein. Auch über den Ursprung des Wortes Galeone selbst ist nichts Gesichertes bekannt. Gemutmaßt wird aber, dass sich die Bezeichnung vom Galion ableitet, das ein wesentliches Merkmal des Schiffstyps darstellt.
Die großen Karacken dieser Zeit waren wie nahezu alle Kriegsschiffe seit der Antike strategisch auf die Übertragung des Landkrieges auf Seegefechte ausgerichtet. Es ging im Wesentlichen darum, gegnerische Schiffe zu entern und mit überlegener Mannschaft im Nahkampf zu erobern. Geschütze dienten dabei lediglich zur Dezimierung der gegnerischen Mannschaft kurz vor dem Entern des Feindes. Allein das Laden und Abfeuern dieser Kanonen dauerte bis zu 30 Minuten. Wichtig waren unter diesen Voraussetzungen hohe, burgenähnliche Vorder- und Achterkastelle, die schwer zu erobern waren und aus denen der Gegner beschossen werden konnte. Diese Schiffe waren jedoch sehr seitenwindanfällig, schwer zu manövrieren und extrem topplastig. Für den aufkommenden Hochseeeinsatz im Atlantik zwischen Spanien und Neuspanien erwiesen sich die Karacken schlicht als ungeeignet und im Bau und Unterhalt als viel zu teuer. Mit der Konstruktion der Galeone wurden diese Mängel der Karacke im Atlantikeinsatz durch folgende konstruktiven Veränderungen behoben:
- Durch die drastische Reduzierung der Aufbauten wurde der Windwiderstand verringert.
- Mit dieser Reduzierung verlagerte sich auch der Schwerpunkt des Schiffes nach unten, was der Stabilität beim Segeln zugutekam.
- Im Vergleich zur Karacke hatten die Galeonen einen deutlich schlankeren Rumpf. Das Verhältnis Länge : Breite wurde bei den Galeonen von etwa 3:1 auf 4:1 erhöht. Mit der damit verbundenen Reduktion des Wasserwiderstandes, die auch durch eine überarbeitete Rumpfform erreicht wurde, waren die Galeonen nicht nur schneller, sondern auch wendiger und kursstabiler als ältere Schiffsformen.
- Galeonen verfügten wie die Karavellen über ein Plattgatt oder Spiegelheck. Dies verringerte Sprünge und Risse im stark gebogenen Bereich der Planken am Heck von Rundgattschiffen in warmen tropischen Gewässern deutlich. Zusätzlich wurde durch das Galion, eine Plattform am Bug des Schiffes, die Bedienung des Blindensegels am Bugspriet erheblich erleichtert.
Dreimastige Galeonen trugen an Fock- und Großmast Rahsegel, am Besanmast ein Lateinersegel. Bei viermastigen Galeonen kam ein weiteres Lateinersegel am Bonaventurmast dazu. Alle Galeonen hatten zumindest an den Vormasten Marssegel, die größeren auch Bramsegel, auf dem Bugspriet eine Blinde und später auch oft eine Oberblinde.

Zur Bauzeit der frühen Galeonen hatten Kanonen meist kleine und unterschiedliche Kaliber und waren nicht sehr treffsicher. Seeschlachten wurden noch im Enterkampf entschieden, wobei die Kämpfer auf einem größeren und höheren Schiff deutlich im Vorteil waren. Daher waren die älteren Galeonen (und die spanischen bis zur Armadaschlacht) etwas mehr in die Höhe gebaut, was sie allerdings schwerfälliger und noch nicht so seetüchtig machte.
Als sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts Kanonen durchsetzten, deren Kugeln auch eine Schiffswand durchschlagen konnten, waren die Zeiten des Enterkampfschiffes gezählt. Ein Schiff mit überlegener Artillerie konnte seinen Gegner auf Abstand halten, so dass dessen vielleicht größere Entermannschaft gar nicht erst zum Einsatz kam. In der Folge wurden die Galeonen niedriger gebaut und erhielten eine immer stärkere Bestückung mit schweren Geschützen.
Bekanntheit bis in höfische Kreise erlangten kunstvolle Schiffsmodelle wie die Mechanische Galeone des Kurfürsten August.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Manila-Galeone
- San Juan Bautista (Schiff)
- Roter Löwe (Schiff, 1597)
- Batavia (Schiff, 1628)
- La Couronne (Schiff, 1636)
- Adler von Lübeck
- Vasa (Schiff)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Kirsch: Die Galeonen: grosse Segelschiffe um 1600. Bernard & Graefe, Koblenz 1988, ISBN 3-7637-5470-9.
- Frank Howard: Segel-Kriegsschiffe: 1400–1860. Bernard & Graefe, München 1989, ISBN 3-7637-5239-0.
- Nelson, Arthur: The Tudor Navy. The ships, men and organisation 1485–1603. Conway Maritime, London 2001, ISBN 0-85177-785-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Universitäre Seite über Rekonstruktionen von iberischen Schiffswracks des 16. Jahrhunderts (englisch)
- Seite mit einer schiffbautechnischen Darstellung einer Galeone aus: Fernandez, Manoel: Livro de traças de carpintaria 1616. Facsimile, Lisboa: Academia de Marinha, 1989.