„Olympische Spiele der Antike“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Boxers Staatliche Antikensammlungen 1538.jpg|mini|Halsamphore um 510–500 v. Chr.<br /> Der rechte Boxer geht zu Boden und gibt mit ausgestreckter Hand und Finger das Zeichen zum Aufgeben. Sein Gegner dringt trotzdem weiter auf ihn ein und wird deshalb vom Kampfrichter mit einer langen Gerte geschlagen.]] |
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Die '''Olympischen Spiele der Antike''' waren das bedeutendste Sportereignis des Altertums und waren Teil der [[Panhellenische Spiele|Panhellenischen Spiele]]. Sie fanden von etwa [[776 v. Chr.]] bis [[393]] n. Chr. alle vier Jahre im Sommer im heiligen Hain von [[Olympia (Griechenland)|Olympia]] in der Landschaft [[Elis]] auf der Halbinsel [[Peloponnes]] statt. |
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Die '''Olympischen Spiele der Antike''' waren ein bedeutendes Sportereignis der [[Antike]] und Bestandteil der [[Panhellenische Spiele|Panhellenischen Spiele]]. Sie fanden alle vier Jahre nach Ablauf einer [[Olympiade]] statt, jeweils im Sommer. Der Austragungsort war der [[Heiliger Hain|Heilige Hain]] von [[Olympia (Griechenland)|Olympia]] in der Landschaft [[Elis]] auf der Halbinsel [[Peloponnes]]. |
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==Ursprung== |
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Nach offizieller Zeitrechnung wurden Olympische Spiele (auch ''elische Olympien'' genannt) von 776 v. Chr. bis 393 n. Chr. abgehalten. [[Archäologie|Archäologisch]] nachweisen lassen sich Wettkämpfe in Olympia aber erst von etwa 700 v. Chr. an. Sie wurden anscheinend auch nach der offiziellen Schließung des Heiligtums im Jahr 393 n. Chr. noch bis ins 6. Jahrhundert ausgetragen, wenn auch nur in bescheidenem Umfang. |
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Der Ursprung der Olympischen Spiele der Antike liegt vermutlich im [[2. Jahrtausend v. Chr.]]. Der Überlieferung nach sollen die ersten Spiele im Jahre [[776 v. Chr.]] stattgefunden haben. Dieser Zeitpunkt wurde im [[4. Jahrhundert v. Chr.]] aus den Siegerlisten rekonstruiert. Ursprünglich gab es nur einen Wettlauf über die Distanz des Stadions (192,27 Meter). Der Sieger durfte das Feuer auf dem Altar vor dem Zeustempel entzünden. Die Spiele fanden alle vier Jahre statt und waren religiöse Feste mit umfangreichem Beiprogramm. Die Periode zwischen zwei Spielen hieß [[Olympiade]]. Die Zählung nach Olympiaden wurde als Zeitmaß in der gesamten griechischen Antike verwendet. |
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An die antike Tradition knüpfte 1894, auf maßgebliche Initiative [[Pierre de Coubertin]]s hin, die Einführung der [[Olympische Spiele|Olympischen Spiele]] der [[Neuzeit]] an. |
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Über die Entstehung der Spiele gibt es unterschiedliche Meinungen. Griechische Mythen erklärten mal [[Herakles]], mal [[Pelops]] zu ihren Begründern. Am Giebel des Zeustempels von Olympia war das Wagenrennen dargestellt, in dem Pelops - nach dem die Halbinsel [[Peloponnes]] benannt ist - den König Oinomaos durch Betrug besiegt und getötet hatte. Angeblich richtete Pelops die Spiele ein, um sich von der Blutschuld am Tod des Königs zu reinigen. Nach neueren Forschungen gilt als wahrscheinlich, dass die Spiele auf kultische Feste zu Ehren [[Rhea (Mythologie)|Rhea]]s, der Mutter von [[Zeus]], zurück gehen. In Olympia befand sich ein Altar der Rhea. |
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== Ursprung == |
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Im [[8. Jahrhundert v. Chr.]] wurden die Spiele durch die Könige [[Iphitos]] von [[Elis]], [[Kleistenes]] von [[Pisa (Griechenland)|Pisa]] und [[Lykurg|Lykurgos]] von [[Sparta]] neu organisiert. Diese garantierten die heilige Waffenruhe, die während der Zeit der Spiele herrschte ([[Ekecheiria]]). Die heiligen Stätten von Olympia durften ohnehin nicht in Waffen betreten werden. Seit dieser Zeit fanden die Spiele alle vier Jahre statt. |
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Nach der traditionellen antiken Zeitrechnung fanden die ersten offiziellen Olympischen Spiele der [[Antike]] im Jahr 776 v. Chr. statt. Schon zuvor soll es nach späten antiken Überlieferungen in Olympia Sportwettkämpfe gegeben haben, doch bereits an der [[Geschichtlichkeit|Historizität]] Olympischer Spiele im 8. Jahrhundert v. Chr. bestehen starke Zweifel. Zwar bestand in Olympia seit dem 11. Jahrhundert v. Chr. ein Kultbetrieb, athletische Wettkämpfe jedoch lassen sich frühestens für etwa 700 v. Chr. archäologisch nachweisen.<ref>{{DNP|2|1175|1176|Olympia|[[Ulrich Sinn]]|und 1183}}</ref> Erst im frühen 6. Jahrhundert v. Chr. gewannen die ursprünglich lokalen Wettkämpfe überregionale Bedeutung. Eine erste Siegerliste, deren Grundlage unbekannt ist, fertigte [[Hippias von Elis]] gegen Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. an.<ref>[[Plutarch]], ''Numa'' 1, 4.</ref> |
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Im Jahr 776 v. Chr. wurden angeblich die Spiele von den Königen [[Iphitos von Elis|Iphitos]] von [[Elis]], [[Kleosthenes von Pisa]] und [[Lykurg (Sparta)|Lykurgos]] von [[Sparta]] durch ein Abkommen geregelt.<ref>So laut [[Phlegon von Tralleis|Phlegon von Tralles]], ''FGrH'' 257 F1.</ref> Diese Herrscher, die um den Vorrang in Olympia rivalisierten, garantierten die heilige Waffenruhe (''[[Olympischer Friede|Ekecheiria]]''). Sie wurde während der Zeit der Spiele eingehalten, um allen Beteiligten eine sichere An- und Abreise zu gewährleisten. Die Waffenruhe galt dabei nur den Athleten, die zu den Spielen reisen wollten. Die heiligen Stätten von Olympia durften ohnehin nicht in Waffen betreten werden, wodurch auch ein sicherer Aufenthalt garantiert war. Seit dieser Zeit fanden die Spiele alle vier Jahre im Monat August statt und waren religiöse Feste mit umfangreichem Beiprogramm. |
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Im Laufe der Zeit wurden die Olympischen Spiele ein sportliches und kulturelles Ereignis von überregionaler Bedeutung. Athleten aus der gesamten griechischsprachigen Welt der Antike traten hier gegeneinander an. Die Teilnehmer kamen aus griechischen Städten und Kolonien von der Cyrenaika und Süditalien bis Kleinasien und dem Schwarzen Meer. Nach der Eroberung Griechenlands durch die Römer im [[2. Jahrhundert v. Chr.]] nahmen auch diese an den Spielen teil. |
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Über die Entstehung der Spiele gibt es unterschiedliche Meinungen. [[Griechische Mythologie|Griechische Mythen]] erklärten teils [[Herakles]], teils [[Pelops]] zu ihren Begründern. Am Giebel des [[Zeustempel (Olympia)|Zeustempels von Olympia]] war das Wagenrennen dargestellt, in dem Pelops – nach dem die Halbinsel [[Peloponnes]] benannt ist – den König [[Oinomaos (König von Pisa)|Oinomaos]] durch Betrug besiegt und getötet hatte. Angeblich richtete Pelops die Spiele ein, um sich von der Blutschuld am Tod des Königs zu reinigen. |
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Als Wettkämpfer waren nur freie Männer zugelassen, die [[Vollbürger]] und ohne [[Blutschuld]] waren. Verheiratete Frauen und Unfreie durften weder als Wettkämpfer noch als Zuschauer teilnehmen. Bei Missachtung dieses Verbots drohte die Todesstrafe. Die einzige Ausnahme bildete die Priesterin der [[Demeter]], die auf der Tribüne der [[Hellanodiken]], der Kampfrichter Platz nahm. Als Schutzmacht der Spiele fungierten [[Spartaner]], wähend die [[Elis|Eleer]] für die Organisation zuständig waren. |
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== Bedeutung == |
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==Entwicklung der Disziplinen== |
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Die Spiele in Olympia waren das älteste der Sportfeste im alten Griechenland. Sie erlangten die größte Bedeutung und überlebten auch am längsten. Zu den [[Panhellenische Spiele|Panhellenischen Spiele]] zählten außerdem die alle vier Jahre in [[Delphi]] zu Ehren [[Apollon]]s abgehaltenen [[Pythische Spiele|Pythischen Spiele]], die alle zwei Jahre veranstalteten [[Nemeische Spiele|Nemeischen Spiele]] zu Ehren von Zeus bei [[Nemea (Heiligtum)|Nemea]] und [[Argos (Stadt)|Argos]] und im selben Turnus die [[Isthmische Spiele|Isthmischen Spiele]] zu Ehren [[Poseidon]]s von [[Korinth (antike Stadt)|Korinth]]. Den Athenern hingegen gelang es niemals, die [[Panathenäen|Panathenäischen Spiele]] bei [[Athen]] ebenfalls in den Reigen der „heiligen Spiele“ einzugliedern. |
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===Laufen=== |
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[[Laufen]] ist die älteste Disziplin. Bei den ersten 13 Olympiaden war der Stadionlauf der einzige Wettbewerb, erst nach 15 Olympiaden kamen andere Disziplinen zu den Laufwettbewerben hinzu. Sämtliche Läufe wurden barfuß durchgeführt und im [[Hochstart]] begonnen, der [[Tiefstart]] war noch unbekannt. Die Länge einer Stadionbahn betrug 192,27 m, was 600 olympischen Fuß entsprach. Fehlstarts sollen mit Stockschlägen geahndet worden sein. |
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[[bild:Olympia-Stadion.jpg|thumb|right|240px|Olympia, Stadion heute]] |
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Auf der Spielstätte verbanden sich Sport und Kult, Weihehandlung und Wettstreit. Die Olympischen Spiele der Antike waren kulturell und politisch von unvergleichbar großer Bedeutung. Sie dienten als politisches Forum, da sowohl das Volk als auch Diplomaten und politische Vertreter aus allen Teilen der griechischen Welt zusammenkamen. Nach den [[Perserkriege]]n kamen die ewig zerstrittenen Griechen zur Einsicht, dass Olympia zum Symbol ihrer innerstaatlichen Eintracht werden sollte, mit [[Orakel]] und Schiedsgericht. |
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'''ab'': |
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* 776 v. Chr. - Kurzstreckenlauf (''Stadionlauf'') über ein Stadion ( also 192,27 m) |
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* 724 v. Chr. - ''diaulos'' - Kurzstreckenlauf doppelter Länge (''Doppellauf'') |
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* 720 v. Chr. - ''dolichos'' - Langstreckenlauf über 20 oder 24 Stadien |
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* 520 v. Chr. - Waffenlauf über zwei Stadien |
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Nicht zu unterschätzen ist die organisatorische Aufgabe der Offiziellen in Olympia selbst, die für den reibungslosen Ablauf des antiken Großereignisses zuständig waren. |
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===Schwerathletik=== |
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Menschen aller Schichten und Berufsgruppen nutzten die Tage als gesellschaftliches Forum und aus wirtschaftlichen Aspekten. Neben den Wettkämpfen gab es dann auch Theateraufführungen und Unterhaltungen zwischen Buden mit Volksfestcharakter wie Darbietungen von Trompetern und Jongleuren. Das ''gemeine'' Volk hauste in einfachen Zeltstädten. |
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Zur [[Schwerathletik]] gehörten die [[Ringkampf|Ring-]] und [[Faustkampf|Faustkämpfe]]. Es soll weder Pausen noch Zeitlimits gegeben haben. Die Entscheidungen fielen durch [[Knockout|K.o.]] oder durch Handsignal des Aufgebenden. |
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== Reglement == |
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'''ab'': |
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=== Teilnehmer === |
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* 708 v. Chr. - [[Ringkampf]] |
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Während der Olympischen Spiele versammelten sich bis zu 100.000 Besucher auf dem Gelände des Heiligtums und den angrenzenden Feldern.<ref>Umberto Pappalardo: ''Zu Ehren des Zeus. Die Olympischen Spiele der Antike'' (= ''[[Antike Welt]]-Sonderheft''). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2020, S. 9.</ref> Die Hänge des Stadions boten Platz für rund 45.000 Zuschauer.<ref>Umberto Pappalardo: ''Zu Ehren des Zeus. Die Olympischen Spiele der Antike''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2020, S. 20.</ref> Bei den eigentlichen Wettkämpfen (''[[Agon (Wettstreit)|Agonen]]'') waren als Zuschauer unverheiratete Frauen und freie Männer und als Wettkämpfer nur Letztere zugelassen, die [[Bürger|Vollbürger]] und ohne [[Blutschuld]], von ''ehrlicher'' Geburt und keines Verbrechens schuldig waren. Auch die Priesterin der [[Demeter]] durfte auf der Tribüne der Kampfrichter (''[[Hellanodiken]]'') den Spielen beiwohnen. Verheiratete Frauen und Unfreie durften weder als Wettkämpfer noch als Zuschauer teilnehmen. Bei Missachtung dieses Verbots drohte die Todesstrafe. Diese soll durch den Sturz vom Felsen Typaion südlich des [[Alfios|Alpheios]] durchgeführt worden sein.<ref>[[Pausanias]] [https://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0160%3Abook%3D5%3Achapter%3D6%3Asection%3D7 5,6,7]; siehe auch Umberto Pappalardo: ''Zu Ehren des Zeus. Die Olympischen Spiele der Antike''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2020, S. 19, und {{Internetquelle |autor=Masanori Aoyagi, Umberto Pappalardo |url=https://antikewelt.de/2021/06/11/die-olympischen-spiele-in-der-antike/3/ |titel=Die Olympischen Spiele in der Antike |werk=[[Antike Welt]] |datum=2021-06-11 |seiten=3 |abruf=2024-02-04}} Die Autoren behaupten allerdings, der Fels hätte „oberhalb des Tempels“ gelegen.</ref> |
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* 688 v. Chr. - [[Boxen]] (''Faustkampf'') |
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* 648 v. Chr. - [[Pankration]] (Allkampf, d.h. alles war erlaubt) |
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* 616 v. Chr. - Ringkampf und Boxen der [[Knabe]]n |
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* 520 v. Chr. - Faustkampf der Knaben |
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* 200 v. Chr. - Pankration der Knaben |
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Dennoch konnten auch Frauen als Olympiasieger geehrt werden, da bei den Wagenrennen nicht dem Wagenlenker, sondern dem Rennstallbesitzer die Siegesehre zugesprochen wurde. Auf diese Weise wurde [[Kyniska]] aus Sparta zweifache Olympiasiegerin. Für alle anderen Frauen gab es eigene, als [[Heraia]] bezeichnete Wettkämpfe, die alle vier Jahre zwischen den Olympischen Spielen stattfanden. Die Siegerinnen wurden dort ebenfalls mit Ölzweigen bekränzt und durften nach diesen Spielen ihr Standbild im Tempel der [[Hera]] weihen. |
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===Pferderennen=== |
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Geritten wurde ohne [[Sattel]] und [[Steigbügel]]. Die Gespanne bei den [[Wagenrennen]] wurden meist von [[Sklave]]n gelenkt. Den Siegesruhm erntete allerdings der "Herr" oder der Rennstallbesitzer. |
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In der Anfangszeit der Olympischen Spiele waren die Wettkämpfer lediglich besonders sportliche freie Männer, später jedoch überwiegend Berufssportler aus eher begüterten Verhältnissen, die sich die langen Trainingszeiten auch finanziell problemlos leisten konnten. |
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'''ab'': |
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* 680 v. Chr. - Viergespann über 72 Stadien |
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* 648 v. Chr. - Galopprennen über 12 Stadien |
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* 500 v. Chr. - Zweigespann mit [[Maultier]]en |
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* 496 v. Chr. - [[Stute]]nrennen über 48 Stadien |
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* 384 v. Chr. - Viergespann mit [[Fohlen]] über 48 Stadien |
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* 268 v. Chr. - Zweigespann mit Fohlen über 18 Stadien |
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* 256 v. Chr. - Fohlenrennen über 6 Stadien |
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=== Wettkampfrichter === |
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Die Wettkampfrichter, [[Hellanodiken]], (altgriechisch Ἑλλανοδίκαι) prüften die Teilnahmeberechtigung der Athleten (''athletes'') und überwachten die Einhaltung der [[Hygiene]], das Training und natürlich die Beachtung der Wettkampfregeln in Olympia. Zu Beginn der Spiele wurden sie und die Athleten vereidigt. Die Zuteilung der Sportler (und Pferde) in Altersklassen – es gab ja keine Geburtsnachweise – nahmen sie nach Augenschein vor. Bei Regelverstößen hatten sie das Recht, körperliche Züchtigung anzuordnen. Auch Frühstartern in den Laufdisziplinen drohte diese Bestrafung, die durch die „Peitschenträger“ vollzogen wurde. |
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Beim antiken Fünfkampf - erstmals olympisch 708 v. Chr. - handelte es sich um eine Kombination von fünf Wettbewerben, die an einem Nachmittag abgehalten wurden. Dies waren in zeitlicher Reihenfolge: |
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* [[Diskos]] |
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* [[Weitsprung]] mit Sprunggewichten (wahrscheinlich Fünfsprung) |
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* [[Speerwerfen]] |
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* [[Stadionlauf]] |
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* [[Ringkampf]] |
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Da der Sieger des Pentathlons nach drei gewonnenen Disziplinen feststand, war es möglich, dass die vierte oder fünfte Disziplin nicht mehr ausgetragen und der Pentathlon frühzeitig beendet wurde. |
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Bei den Wettkämpfen wurden weder Zeiten noch Entfernungen gemessen, denn es zählte einzig und allein, der Erste zu werden. |
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==Reglement und Zeremonien== |
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Durch die größere Anzahl an Wettkämpfen wurden die Spiele im Laufe der Jahrhunderte von einem auf fünf Tage verlängert. |
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=== Strafen bei Regelverletzungen === |
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Zehn Monate vor Beginn der Wettkämpfe wurde in Elis ein Trainingslager eingerichtet. Die Athleten mussten dieses mindestens 30 Tage vor Beginn bezogen haben. |
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Für die Teilnehmer an den Kultspielen galten strenge Regeln, auf die sie zu Beginn eingeschworen wurden. Bei Verstößen gab es folgende Strafen: Entweder der Teilnehmer wurde sofort von den weiteren Wettkämpfen ausgeschlossen und in Unehren in seine Heimatstadt geschickt, oder auf Kosten des Regelverletzers wurden Zeusstatuen angefertigt und am Zugang zum Stadion aufgestellt, an deren Postament der Name und der Herkunftsort des Bestraften verewigt wurden. Diese Statuen heißen [[Zanes]] (Plural für Zeus) und die heutigen Besucher können die Basen dieser Statuen betrachten; insgesamt sind im Lauf der Jahrhunderte aber nur 16 solcher Statuen aufgestellt worden. Gegebenenfalls wurde noch eine öffentliche Auspeitschung durch Sklaven vorgenommen. Dies geschah jedoch sehr selten, da körperliche Strafen (außer der Todesstrafe) lediglich an Sklaven vorgenommen wurden. |
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Die Spiele begannen mit einer Opferzeremonie. Die Athleten legten einen Eid ab, dass sie den Frieden der Spiele sowie ihre Regeln achten werden. Am Nachmittag des ersten Tages fanden die Wettkämpfe in Laufen, Ringen und Faustkampf statt. Am zweiten Tag fanden Wettreiten und Wagenrennen statt. Außerdem wurde der Fünfkampf, der den Höhepunkt der Spiele darstellte, ausgetragen. Am nächsten Tag wurden nach der Opferung eines Stiers die Laufwettbewerbe ausgetragen, zuerst der Langstreckenlauf, dann der einfache Kurzstreckenlauf und schließlich der Doppellauf. Am vierten Tag kämpften die Sportler in den Disziplinen Ringen, Boxen, Pankration und Waffenlauf um den Sieg. Am letzten Tag fanden eine [[Prozession]] der Sieger zum Zeus-Tempel sowie Siegesfeiern statt. |
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Aus heutiger Sicht war der Umstand seltsam, dass ein Athlet, der durch Regelverletzung Sieger wurde, zwar bestraft wurde, aber Titel und Siegerkranz behielt.<ref>M. I. Finley, H. W. Pleket: ''Die Olympischen Spiele der Antike.'' Wunderlich, Tübingen, 1976, ISBN 3-8052-0263-6, S. 118.</ref> |
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Man ist sich nicht einig darüber, ob durch Gewichte, die die Sportler bei einigen Diziplinen trugen, diese erschweren sollten. Die Sprunggewichte beim Weitsprung wurden laut Untersuchungen der [[Sporthochschule Köln]] eingesetzt, um mit Hilfe der speziellen Sprungtechnik eine größere Weite zu erreichen. Bei jedem der fünf Einzelsprünge ergab sich bei dem Test eine jeweils 15-30 cm größere Weite, sodass die einzig historisch belegte Weite von ca. 16 m auch für einen heutigen Sportler möglich wurde. |
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=== Das Bekleidungsverbot in den gymnischen Wettbewerben === |
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Die Sieger wurden mit einem Kranz aus Zweigen vom ''kotinos kallistephanos'' (dem wilden Ölbaum mit seinen heiligen Kränzen), der in der Nähe des Zeustempels stand, geehrt. Für Zweit- und Drittplatzierte gab es im Gegensatz zu den [[Olympische Spiele|Olympischen Spielen der Neuzeit]] keine Ehrung. Nur der beste Sportler wurde gefeiert. Es wird von einige Athleten berichtet, dass sie lieber sterben wollten als Zweiter bei den Olypmischen Spielen zu werden. |
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Die gymnischen Wettbewerbe (''gymnischen Agone'') umfassen diejenigen Sportarten der Antike, bei denen die Athleten nackt antraten (γυμνός = ''gymnos'' = nackt). Dies waren [[Leichtathletik|Leicht-]] und [[Schwerathletik]] einschließlich [[Pentathlon|Fünfkampf]]. Diese Wettkämpfe wurden im [[Stadion]], östlich der ''Altis'', ausgetragen. |
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Sieger bei den Wettkämpfen wurden in ihrer Heimatstadt wie Helden gefeiert. Sie wurden privilegiert durch Bargeld, bürgerliche Ehrenrechte oder große Begräbnisse. |
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Ab den 95. Olympischen Spielen 400 v. Chr. waren nicht nur alle Athleten verpflichtet nackt anzutreten, die Anordnung wurde auch auf die Trainer ausgeweitet. Der Grund war laut Pausanias<ref>Pausanias [https://scaife.perseus.org/reader/urn:cts:greekLit:tlg0525.tlg001.perseus-eng2:5.6.7-5.6.8 5,6,7–8].</ref>, dass sich bei den 94. Olympischen Spielen 404 v. Chr. [[Kallipatira]] als Trainer eingeschlichen hatte. Als ihr Sohn siegte, sprang sie über die Schranke und entblößte sich dabei versehentlich. Auf Grund der Verdienste ihres Vaters, ihrer Brüder und ihres Sohnes, die allesamt Olympiasieger waren, wurde sie dennoch nicht bestraft.<ref>Pausanias [https://scaife.perseus.org/reader/urn:cts:greekLit:tlg0525.tlg001.perseus-eng2:5.6.7-5.6.8 5,6,7–8]. Siehe auch M. I. Finley, H. W. Pleket: ''Die Olympischen Spiele der Antike.'' Wunderlich, Tübingen, 1976, ISBN 3-8052-0263-6, S. 95.</ref> |
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==Niedergang== |
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Politische Konflikte innerhalb Griechenlands und der Einfluss des [[Römisches Reich|Römischen Reichs]] auf das antike Griechenland ab dem [[2. Jahrhundert v. Chr.]] wirkten sich auch auf die Olympischen Spiele aus. |
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Im Jahre [[80 v. Chr.]] ließ der römische General [[Sulla]] die Spiele in Rom austragen, nachdem er Olympia und [[Delphi]] geplündert hatte, um seine Kriege zu finanzieren. |
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Die Goldelfenbein-Statue des Zeus wurde geraubt und nach [[Konstantinopel]] gebracht. |
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Vermutlich zum letzten Mal wurden die Olympischen Spiele der Antike im Jahre [[393|393 n. Chr.]] ausgetragen, bevor der römische Kaiser [[Theodosius I.]] alle heidnischen Zeremonien verbieten ließ. Fest steht, dass die Spiele nicht nach [[426|426 n. Chr.]] ausgetragen werden konnten, da ein Brand den Zeus-Tempel in diesem Jahr zerstörte. |
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Invasionen durch [[Westgoten]], [[Awaren]], [[Vandalen]] und [[Slawen]] sowie Naturkatastrophen wie Erdbeben und Überschwemmungen sind der Grund dafür, dass die antike Spielstätte erst im [[19. Jahrhundert]] gefunden wurde. |
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== Ablauf == |
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Das antike Olympia bestand aus der ''Altis'' (heiliger Hain) sowie den unmittelbar angrenzenden Sportstätten und war schätzungsweise 30 Hektar groß. Als Schutzmacht der Spiele fungierte [[Sparta]], während die [[Elis|Eleier]] für die Organisation zuständig waren. |
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*Athen |
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*Sparta |
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*Rhodos |
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**[[Diagoras]] von Rhodos und seine Söhne |
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**[[Leonidas von Rhodos]] |
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*andere Städte |
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**[[Milon]] von Kroton |
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**[[Theagenes]] aus Thasos |
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*Ausländer: |
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[[Kaiser Nero]] |
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=== Vorbereitung === |
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==Literatur== |
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Zehn Monate vor Beginn der Wettkämpfe wurde in [[Elis (Stadt)|Elis]] ein Trainingslager eingerichtet. Die Athleten mussten dieses mindestens 30 Tage vor Beginn der Spiele bezogen haben. In Olympia dann gab es auch Trainingsräume, Bäder, Herbergen und eine Bibliothek für die Sportler. Sogar eine spezielle Sportnahrung für Leichtathleten war damals schon erfunden. Sie bestand unter anderem aus Gerstenbrot, Weizenbrei und getrockneten Früchten. |
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* Ulrich Sinn: ''Das antike Olympia - Götter, Spiel und Kunst'', München 2004, ISBN 3406515584 |
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* Judith Swaddling: ''Die Olympischen Spiele der Antike'', Stuttgart 2004, ISBN 315018293 |
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=== Sportliches Programm === |
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==Weblinks== |
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[[Datei:Olympia-stadion.jpg|mini|Stadion in Olympia 2004]] |
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*[http://www.oeoc.at/museum/vt_geschichte.asp?mode=antikdetail&antik=25 Die fünf Olympischen Festtage] |
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Lange Zeit gab es als einzige Sportart dort nur einen Wettlauf über die Distanz des [[Stadion]]s (192,27 Meter). Der Sieger entzündete das Feuer auf dem Altar vor dem Zeustempel – dies galt als besondere Ehrung. Innerhalb des 456 v. Chr. fertiggestellten Tempels befand sich die ab 438 v. Chr. geschaffene [[Zeus-Statue des Phidias]] – eines der [[Weltwunder#Die sieben Weltwunder der Antike|sieben antiken Weltwunder]]. |
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*[http://www.oeoc.at/museum/vt_geschichte.asp?mode=antikdetail&antik=24 Blut, Schweiß und Tränen] (Die Olympischen Disziplinen) |
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*[http://www.oeoc.at/museum/vt_geschichte.asp?mode=antikdetail&antik=58 Die Superstars der Antike] |
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*[http://www.oeoc.at/museum/vt_geschichte.asp?mode=antikdetail&antik=26 Das harte Los der Zuschauer] (Anreise, Unterkunft, Hygiene) |
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Durch die größere Anzahl an Wettkämpfen wurden die Spiele im Laufe der Jahrhunderte von einem auf fünf Tage verlängert, woraus sich schließlich folgender Ablauf ergab: |
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[[en:Ancient Olympic Games]] |
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Die Spiele begannen immer zwei Tage vor dem zweiten oder dritten [[Vollmond]] nach der [[Sonnenwende|Sommersonnenwende]] – also im August oder September unserer Monatsrechnung<ref>M. I. Finley, H. W. Pleket: ''Die Olympischen Spiele der Antike.'' Wunderlich, Tübingen, 1976, ISBN 3-8052-0263-6, S. 57.</ref> – am ersten Tag mit einer Opferzeremonie. Die Athleten und Kampfrichter legten einen Eid ab, dass sie den Frieden der Spiele sowie die Wettkampfregeln achten werden. Dann begannen die Wettbewerbe. |
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* Am Nachmittag des ersten Tages fanden die Wettkämpfe der Knaben im Laufen, Ringen und [[Antiker Faustkampf|Faustkampf]] statt. |
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* Am zweiten Tag fanden Wettreiten und Wagenrennen statt. Außerdem wurde der Fünfkampf, der den Höhepunkt der Spiele darstellte, ausgetragen. |
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* Am dritten Tag wurden nach der Opferung eines Stiers weitere Laufwettbewerbe ausgetragen, zuerst der Langstreckenlauf, dann der einfache Kurzstreckenlauf und schließlich der Doppellauf. |
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* Am vierten Tag kämpften die Sportler in den Disziplinen Ringen, Boxen, [[Pankration]] und Waffenlauf um den Sieg. |
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* Am letzten Tag fand eine [[Prozession]] der Sieger zum Zeustempel sowie Siegesfeiern statt. |
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=== Ehrung der Sieger === |
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Die Sieger wurden mit einem Palmzweig, einem Stirnband und einem Kranz aus Zweigen vom ''kotinos kallistephanos'' geehrt (wörtlich etwa „Ölbaum der schönen Kränze“). Dieser wilde [[Olivenbaum|Ölbaum]] stand in der Nähe des Zeustempels.<ref>Siehe Pausanias [https://scaife.perseus.org/reader/urn:cts:greekLit:tlg0525.tlg001.perseus-eng2:5.15.3 5,15,3] mit Michael Blech: ''Studien zum Kranz bei den Griechen'' (= ''Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten''. Band 38). De Gruyter, Berlin/New York 1982, ISBN 3-11-004157-X, S. 127–130.</ref> Das Stirnband und den Kopfkranz durften sie anschließend mit nach Hause nehmen. In ihrer Heimatstadt wurden sie dann als Helden gefeiert. Sie wurden privilegiert durch Steuerbefreiung, Geldprämien, Geschenke, bürgerliche Ehrenrechte oder große Begräbnisse. |
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Für Zweit- und Drittplatzierte gab es im Gegensatz zu den [[Olympische Spiele|Olympischen Spielen der Neuzeit]] keine Ehrung. Nur der beste Sportler wurde gefeiert. Es wird von einigen Athleten berichtet, dass sie lieber sterben wollten, als Zweiter bei den Olympischen Spielen zu werden. |
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Als erster soll [[Hippias von Elis|Hippias aus Elis]] im 5. Jahrhundert v. Chr. eine Liste der Wettkampfsieger angefertigt haben.<ref>[[Plutarch]], ''Numa'' [https://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Plutarch/Lives/Numa*.html 1,4].</ref> |
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== Sportarten == |
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=== Laufwettbewerbe === |
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[[Datei:Greek vase with runners at the panathenaic games 530 bC.jpg|mini|Läufer bei den Panathenäischen Spielen (Vase, ca. 530 v. Chr.). Laufdarstellungen aus Olympia sind nicht bekannt.]] |
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[[Laufsport|Laufen]] (''[[Dromos (Sport)|Dromos]]'') ist die älteste Disziplin. Bei den ersten 13 Olympiaden war der Stadionlauf der einzige Wettbewerb, erst nach 15 Olympiaden kamen andere Disziplinen zu den Laufwettbewerben hinzu. Sämtliche Läufe wurden [[Barfüßigkeit|barfuß]] durchgeführt und im [[Hochstart]] begonnen, der [[Tiefstart]] war noch unbekannt. Fehlstarts sollen mit Stockschlägen geahndet worden sein. |
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Die Laufstrecke im Stadion war zwischen den Rillen auf den Start- und Zielschwellen gemessen 192,28 m lang; üblicherweise entsprach das griechische Längenmaß eines Stadions 600 Fuß, weshalb man für den olympischen [[Fuß (Einheit)|Fuß]] eine Länge von 32,04 cm annimmt. |
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Die Bahnen führten über die gesamte Länge des Stadions geradeaus. Bei den Wettkämpfen wurde in Richtung Zeusaltar, d. h. in Richtung der Altis gestartet. Rundbahnen um ein zentrales Feld gab es in der Antike noch nicht – beim Doppellauf musste jeder Athlet nach halber Distanz um eine Stange auf seiner Bahn wenden. Zum Langstreckenlauf wurde wahrscheinlich jeweils eine Stange an den Anfang und das Ende der Laufbahn gesteckt, um die alle Teilnehmer wenden mussten (Pendellauf). |
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[[Datei:Hoplitodromos Staatliche Antikensammlungen 1471.jpg|mini|Waffenlauf]] |
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Ab: |
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* 776 v. Chr. – ''stadion'' ([[Stadionlauf]]): Kurzstreckenlauf über ein Stadion (also 192,28 m) |
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* 724 v. Chr. – ''diaulos'' (Doppellauf): Kurzstreckenlauf doppelter Länge (ca. 385 m) |
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* 720 v. Chr. – ''dolichos'': Langstreckenlauf über 20 oder 24 Stadien (ca. 3845 m oder 4614 m) |
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* 520 v. Chr. – ''[[hoplitodromos]]'' (Hoplitenlauf): Waffenlauf über zwei Stadien (ca. 385 m) |
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Die Teilnehmer beim Waffenlauf trugen ursprünglich die komplette Ausrüstung eines [[Hoplit]]en, später mussten sie allerdings nicht mehr Speer und Beinschienen anlegen, sondern nur noch Helm und Schild waren vorgeschrieben. |
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=== Fünfkampf === |
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Beim antiken Fünfkampf ([[Pentathlon]]) handelte es sich um eine Kombination von fünf Wettbewerben, die an einem Nachmittag abgehalten wurden. Der antike Pentathlon wurde erstmals 708 v. Chr. abgehalten. |
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Dies waren: |
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* ''[[diskos]]'': antikes [[Diskuswurf|Diskuswerfen]] |
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* ''halma'': antiker [[Weitsprung]] (wahrscheinlich Fünfsprung) mit Sprunggewichten (''halteres'') |
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* ''[[akontion]]'': antikes [[Speerwurf|Speerwerfen]] |
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* ''[[Dromos (Sport)|dromos]]'': antiker [[Stadionlauf]] |
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* ''[[Pale (Ringkampf)|pale]]'': antiker [[Ringen|Ringkampf]] |
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Wie der Sieger im Pentathlon ermittelt wurde, ist nicht eindeutig geklärt. Am wahrscheinlichsten ist aber, dass ein Athlet ausscheiden musste, wenn ein Konkurrent in drei Disziplinen jeweils besser platziert war als er. So konnte der Pentathlon bereits beendet sein, wenn ein Teilnehmer die ersten drei Disziplinen gewonnen hatte. Fiel die Entscheidung erst im Ringkampf, waren trotzdem einige Teilnehmer bereits ausgeschieden. |
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[[Datei:Greek jumping weights.jpg|mini|Griechische Sprunggewichte]] |
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Man ist sich nicht einig darüber, ob Gewichte, die die Sportler bei einigen Disziplinen trugen, diese erschweren sollten. Die Sprunggewichte beim Weitsprung ([[Halter (Sportgerät)|Halteres]]) wurden laut Untersuchungen der [[Deutsche Sporthochschule Köln|Sporthochschule Köln]]<ref>{{Webarchiv | url=http://www.daserste.de/wwiewissen/beitrag_dyn~uid,zl5v5v6bizf051kw~cm.asp | wayback=20120309184823 | text=''Rückschau: Antike Olympioniken auf dem Prüfstand''}}. W wie Wissen auf: DasErste.de vom 21. Juli 2004</ref> sowie der [[Manchester Metropolitan University]]<ref name="Spiegel">[https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/beschleunigungshilfe-antike-weitspringer-schwangen-gewichte-a-222695.html ''Antike Weitspringer schwangen Gewichte'']. Artikel bei Spiegel Online vom 14. November 2002</ref> eingesetzt, um mit Hilfe der speziellen Sprungtechnik eine größere Weite zu erreichen. Die Gewichte wurden beim Absprung aus dem Stand nach vorne gerissen und kurz vor der Landung wahrscheinlich nach hinten gestoßen.<ref name="Spiegel" /><ref>{{Webarchiv | url=http://www.netzeitung.de/wissenschaft/215325.html?Antiker_Weitsprung_mit_Gewicht | wayback=20140112183611 | text=''Antiker Weitsprung mit Gewicht''}}. Artikel auf: netzeitung.de vom 14. November 2002</ref> Der Weitsprung erfolgte wahrscheinlich in fünf hintereinander ausgeführten Einzelsprüngen, sodass die einzig historisch belegte Weite von insgesamt etwa 16 Metern auch für einen heutigen Sportler möglich wird.<ref>[http://homepage.univie.ac.at/elisabeth.trinkl/forum/forum0307/forum42penta.pdf ''Das Pentathlon – Der antike Fünfkampf''] (PDF; 132 kB). In: ''Forum Archaeologiae, Zeitschrift für klassische Archäologie.'' Jahrgang 42, Nummer III, 2007, S. 6.</ref> |
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=== Schwerathletik === |
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Zur [[Schwerathletik]] gehörten der [[Ringen|Ringkampf]] (''pale''), der [[Antiker Faustkampf|Faustkampf]] (''pygme'') und der [[Pankration|Allkampf]] (''pankration''). Beim Pankration war bis auf Beißen und Bohren in den Augen alles erlaubt. Gekämpft wurde, bis ein Gegner aufgab, [[Knockout (Sport)|ausgeknockt wurde]] oder starb. Der antike Ringkampf war der Vorläufer des heutigen [[Griechisch-römisches Ringen]]s, der antike Faustkampf der Vorläufer des heutigen [[Boxen]]s und der antike Allkampf der Vorläufer des heutigen [[Mixed Martial Arts]]. |
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Ab: |
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* 708 v. Chr. – ''pale'': Ringkampf der Männer<ref name="Werner Rudolph">nach Werner Rudolph: ''Olympischer Kampfsport in der Antike. Faustkampf, Ringkampf und Pankration in den griechischen Nationalfestspielen.'' Akademie-Verlag, Berlin 1965, S. 2.</ref> |
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* 688 v. Chr. – ''pygme'': Faustkampf der Männer<ref name="Werner Rudolph" /> |
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* 648 v. Chr. – ''pankration'': Allkampf der Männer<ref name="Werner Rudolph" /> |
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* 632 v. Chr. – ''pale'': Ringkampf der [[Junge]]n<ref name="Werner Rudolph" /> |
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* 616 v. Chr. – ''pygme'': Faustkampf der Knaben<ref name="Werner Rudolph" /> |
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* 200 v. Chr. – ''pankration'': Allkampf der Knaben<ref name="Werner Rudolph" /> |
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=== Pferdesportwettbewerbe === |
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[[Datei:Chariot terma Staatliche Antikensammlungen 1452.jpg|mini|Pseudo-Panathenäische Preisamphora, ca. 500 v. Chr.: Wagenrennen mit Vierergespann (München, Antikensammlungen)]] |
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Die Pferdesportwettbewerbe (hippische Agone) wurden im [[Hippodrom (Antike)|Hippodrom]] neben der ''Altis'' ausgetragen. Geritten wurde ohne [[Reitsattel|Sattel]] und [[Steigbügel (Reiten)|Steigbügel]]. Die Gespanne bei den [[Wagenrennen]] wurden meist von [[Sklaverei|Sklaven]], aber auch Frauen gelenkt. Den Siegesruhm erntete allerdings meistens der „Herr“ oder der Rennstallbesitzer, [[Bilistiche]] als Frau war hierbei eine Ausnahme. Die Rennstallbesitzer waren meistens [[Aristokratie|Aristokraten]]. Pferdesport war kostenaufwendig, dies ist auch heute noch so. |
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Ab: |
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* 680 v. Chr. – ''tethrippon'': Viergespann über 12 Runden (ca. 13.843 m) |
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* 648 v. Chr. – Galopprennen über 2 Runden (ca. 2307 m) |
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* 500 bis 444 v. Chr. – ''apene'': Zweigespann mit [[Maultier]]en |
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* 496 bis 444 v. Chr. – ''calpe'': [[Stute]]nrennen über 8 Runden (ca. 9229 m) |
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* 408 v. Chr. – ''synoris'': zweispänniges Wagenrennen |
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* 384 v. Chr. – Viergespann mit [[Fohlen]] über 8 Runden (ca. 9229 m) |
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* 268 v. Chr. – Zweigespann mit Fohlen über 3 Runden (ca. 3641 m) |
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* 256 v. Chr. – Fohlenrennen über eine Runde (ca. 1154 m) |
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Die Rundenzahlen basieren auf der Annahme, dass die Laufbahn des Hippodroms abzüglich der Startvorrichtung bis zur Wende knapp unter 600 Meter lang war, sodass eine Runde eine Länge von 1154 m hatte (sechs [[Stadion|Stadien]] à 192,27 m). Dies scheint auf Grund der glatten Rundenzahlen logisch, ist allerdings umstritten. |
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== Niedergang der Spiele == |
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Politische Konflikte innerhalb Griechenlands und der Einfluss des [[Römisches Reich|Römischen Reichs]] auf das antike Griechenland ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. wirkten sich auch auf die Olympischen Spiele aus. Im Jahre 80 v. Chr. ließ der römische [[Römischer Diktator|Diktator]] [[Lucius Cornelius Sulla Felix|Sulla]] die Spiele in Rom austragen, nachdem er Olympia und [[Delphi]] geplündert hatte, um seine Kriege zu finanzieren. Kaiser [[Nero]] hatte wiederum den Einfall, den Spielzeitpunkt zu verschieben, damit sie besser in seinen Reiseplan passten: Er besuchte 66 n. Chr. Griechenland und nahm bei dieser Gelegenheit an allen vier panhellenischen Wettkämpfen teil. Andere römische Kaiser sorgten später für einen neuen Aufschwung, indem neue Gebäude und ein Bewässerungssystem gebaut wurden. |
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Vermutlich zum letzten Mal wurden die Olympischen Spiele der Antike im Jahre 393 n. Chr. ausgetragen, bevor der römische Kaiser [[Theodosius I.]] im Jahre 394 alle heidnischen Zeremonien verbieten ließ, zu denen auch diese Spiele gezählt wurden. Wie wirksam dieses Verbot war, ist umstritten. Lange schien eindeutig festzustehen, dass die Spiele zumindest nach 426 n. Chr. nicht mehr ausgetragen wurden, da ein Brand den [[Zeustempel (Olympia)|Zeustempel]] in diesem Jahr vollständig zerstörte. Doch jüngst haben archäologische Untersuchungen Hinweise darauf geliefert, dass in Olympia noch im 6. Jahrhundert Wettkämpfe stattfanden – wenn auch in bescheidenem Maßstab. Invasionen durch Goten und [[Awaren]], vor allem aber ein Einfall der [[Slawen]] bald nach 580, machten dem antiken Olympia dann endgültig den Garaus. |
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Überschwemmungen des [[Kladeos]], Erdrutsche des [[Kronoshügel]]s und Erdbeben sind der Grund dafür, dass die antike Spielstätte erst 1766 wiederentdeckt wurde, bevor 1875 deutsche Ausgrabungen begannen, die rasch dazu führten, Olympia in ganz Europa wieder populär zu machen. Die ersten [[Olympische Spiele|Olympischen Spiele]] der Neuzeit fanden 1896 in [[Athen]] statt. |
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== Präsidenten der Spiele == |
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Obwohl dieser Posten gar nicht existierte, gab es dennoch zwei ''Präsidenten'' der Olympischen Spiele. Das war zum einen ein Rhodier namens M. Cocceius Timasarchus um 200 v. Chr. Zum anderen war es [[Herodes]]. Von Timasarchus wird angenommen, dass er dafür eine entsprechende Spende geleistet hat, von Herodes ist es überliefert. Der Grund für die Spende des Herodes war, dass – bedingt durch die Ermordung [[Gaius Iulius Caesar]]s und der Ausbreitung der [[Römische Bürgerkriege|Römischen Bürgerkriege]] in Richtung Griechenland – nicht nur die Finanzierung der Spiele nicht mehr gesichert war, sondern auch die Teilnehmerzahl signifikant abnahm. Nur dank der großzügigen Spende des Herodes im Jahr 12 v. Chr. konnten die Spiele wieder in gewohntem Umfang aufgenommen werden.<ref>[[Manfred Lämmer]]: ''Eine Propaganda-Aktion des Königs Herodes in Olympia.'' In: ''Perspektiven der Sportwissenschaft. Jahrbuch der Deutschen Sporthochschule Köln'' 1972 (= ''Kölner Beiträge zur Sportwissenschaft.'' Nr. 1), S. 160–173; M. I. Finlex, H. W. Pleket: ''Die Olympischen Spiele der Antike.'' Wunderlich, Tübingen, 1976, ISBN 3-8052-0263-6, S. 161.</ref> |
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== Berühmte Athleten == |
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[[Datei:Olympic victors on Papyrus 1185.jpg|miniatur|hochkant|Antike Liste von Olympiasiegern der 75. bis 78. und 81. bis 83. Olympischen Spiele (480–468 und 456–448 v. Chr.)]] |
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[[Datei:Olympioniken der Antike - berühmt und berüchtigt (CC BY 4.0).webm|mini|Video: Olympioniken der Antike]] |
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{{Siehe auch|Liste der Sieger der Olympischen Spiele der Antike}} |
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Auch in der Antike gab es bereits gefeierte Sportstars: Athleten, die durch ihren Ruhm Geld und Einfluss gewannen und deren sportliche Leistungen legendär waren. |
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Athen |
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* [[Aurelios Zopyros]]: Faustkampf der Junioren |
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* [[Dioxippos]]: kampfloser Sieger im [[Pankration]] 336 v. Chr. |
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Sparta |
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* [[Chionis (Olympionike)|Chionis von Sparta]]: Sieger im Weitsprung, Dreisprung, Laufwettbewerbe (''stadion'', ''diaulos'') |
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* [[Kyniska]]: erste überlieferte weibliche Olympiasiegerin, gewann zwei Pferderennen (''tethrippon'') |
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Rhodos |
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* [[Diagoras von Rhodos]] (Boxer) und seine Söhne Akusilaos (Boxer) und Damagetos (Pankriast) |
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* [[Leonidas von Rhodos]] (Läufer): Stadion-, Doppel-, Waffenlauf |
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Kroton |
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* [[Astylos von Kroton]] (Läufer): Stadion-, Doppel-, Waffenlauf |
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* [[Milon]] von Kroton (Ringkämpfer) |
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* [[Timasitheos von Kroton]] (Ringkämpfer) |
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Andere Städte |
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* [[Koroibos (Olympiasieger)|Koroibos von Elis]], der erste namentlich bekannte Olympiasieger (Stadionlauf) |
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* [[Theogenes (Sportler)|Theogenes von Thasos]] (Pankriast) |
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Rom |
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* Kaiser [[Nero]] (Wagenlenker eines Zehnspänners): gestürzt, doch zum Sieger erklärt |
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== Siehe auch == |
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* [[Olympische Spiele]] (für die Spiele der Neuzeit) |
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* [[Die ersten Athleten – Die Geburt von Olympia]] |
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== Literatur == |
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* [[Hermann Bengtson]]: ''Die Olympischen Spiele in der Antike''. 3. Auflage, Artemis, Zürich/Stuttgart 1983, ISBN 3-7608-4047-7. |
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* [[Kai Brodersen]]: ''Philostratos: Sport in der Antike.'' Marix, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-7374-0961-2. |
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* Paul Christesen: ''Whence 776? The Origin of the Date for the First Olympiad.'' In: ''International Journal of the History of Sport.'' Bd. 26 Nr. 2, 2009, S. 161–182, {{ISSN|0952-3367}}, {{DOI|10.1080/09523360802511029}} (englisch). |
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* [[Olof Gigon]]: ''Olympien.'' In: ''[[Lexikon der Alten Welt]].'' 1990, Band 2, Sp. 2129 f. |
|||
* [[Wolf-Dieter Heilmeyer]], [[Hans-Joachim Gehrke]] (Hrsg.): ''Mythos Olympia. Kult und Spiele in der Antike.'' Prestel, München 2012, ISBN 978-3-7913-5212-1. |
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* [[Horst Hilpert]]: ''Die Olympischen Spiele der Antike und Moderne im Rechtsvergleich.'' Dike, Stuttgart u. a. 2014, ISBN 978-3-03751-643-0. |
|||
* [[Henri Willy Pleket]], [[Moses I. Finley]]: ''Die Olympischen Spiele der Antike.'' Aus dem Englischen von Karl Berisch. Wunderlich, Tübingen 1976, ISBN 3-8052-0263-6. |
|||
* Uwe Mosebach: ''Sportgeschichte. Von den Anfängen bis in die moderne Zeit.'' Meyer & Meyer Verlag, Aachen 2017, ISBN 978-3-8403-7535-4, S. 33–46. |
|||
* Michael B. Poliakoff: ''Kampfsport in der Antike. Das Spiel um Leben und Tod.'' Artemis, Zürich/München 1989, ISBN 3-7608-1015-2. |
|||
* [[Heinz Schöbel]]: ''Olympia und seine Spiele.'' Sportverlag, Berlin 2000, ISBN 3-328-00866-7. |
|||
* [[Ulrich Sinn]]: ''Das antike Olympia – Götter, Spiel und Kunst.'' Beck, München 2004, ISBN 3-406-51558-4. |
|||
* Judith Swaddling: ''Die Olympischen Spiele der Antike.'' Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-018293-X. |
|||
* [[Ingomar Weiler]]: ''Der Sport bei den Völkern der Alten Welt.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1981, ISBN 3-534-07056-9. |
|||
* [[Raimund Wünsche]] (Hrsg.): ''Lockender Lorbeer. Sport und Spiel in der Antike.'' Ausstellungskatalog. Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek, München 2004, ISBN 3-933200-09-1. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Ancient Olympic Games|Olympische Spiele der Antike}} |
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* [http://www.oeoc.at/museum/main.asp?kat1=11&kat2=132&kat3=242&vid=1 Österreichisches Olympiamuseum: ''Die antiken Spiele''] |
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* [http://perseus.mpiwg-berlin.mpg.de/Olympics/ Ausstellung des Perseus Project: ''The Ancient Olympics''] |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Olympische Spiele der Antike| ]] |
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[[Kategorie:Agon]] |
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[[Kategorie:Kult des Zeus]] |
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[[Kategorie:Feste und Brauchtum (antikes Griechenland)]] |
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[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]] |
Aktuelle Version vom 3. April 2025, 22:05 Uhr

Der rechte Boxer geht zu Boden und gibt mit ausgestreckter Hand und Finger das Zeichen zum Aufgeben. Sein Gegner dringt trotzdem weiter auf ihn ein und wird deshalb vom Kampfrichter mit einer langen Gerte geschlagen.
Die Olympischen Spiele der Antike waren ein bedeutendes Sportereignis der Antike und Bestandteil der Panhellenischen Spiele. Sie fanden alle vier Jahre nach Ablauf einer Olympiade statt, jeweils im Sommer. Der Austragungsort war der Heilige Hain von Olympia in der Landschaft Elis auf der Halbinsel Peloponnes.
Nach offizieller Zeitrechnung wurden Olympische Spiele (auch elische Olympien genannt) von 776 v. Chr. bis 393 n. Chr. abgehalten. Archäologisch nachweisen lassen sich Wettkämpfe in Olympia aber erst von etwa 700 v. Chr. an. Sie wurden anscheinend auch nach der offiziellen Schließung des Heiligtums im Jahr 393 n. Chr. noch bis ins 6. Jahrhundert ausgetragen, wenn auch nur in bescheidenem Umfang.
An die antike Tradition knüpfte 1894, auf maßgebliche Initiative Pierre de Coubertins hin, die Einführung der Olympischen Spiele der Neuzeit an.
Ursprung
Nach der traditionellen antiken Zeitrechnung fanden die ersten offiziellen Olympischen Spiele der Antike im Jahr 776 v. Chr. statt. Schon zuvor soll es nach späten antiken Überlieferungen in Olympia Sportwettkämpfe gegeben haben, doch bereits an der Historizität Olympischer Spiele im 8. Jahrhundert v. Chr. bestehen starke Zweifel. Zwar bestand in Olympia seit dem 11. Jahrhundert v. Chr. ein Kultbetrieb, athletische Wettkämpfe jedoch lassen sich frühestens für etwa 700 v. Chr. archäologisch nachweisen.[1] Erst im frühen 6. Jahrhundert v. Chr. gewannen die ursprünglich lokalen Wettkämpfe überregionale Bedeutung. Eine erste Siegerliste, deren Grundlage unbekannt ist, fertigte Hippias von Elis gegen Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. an.[2]
Im Jahr 776 v. Chr. wurden angeblich die Spiele von den Königen Iphitos von Elis, Kleosthenes von Pisa und Lykurgos von Sparta durch ein Abkommen geregelt.[3] Diese Herrscher, die um den Vorrang in Olympia rivalisierten, garantierten die heilige Waffenruhe (Ekecheiria). Sie wurde während der Zeit der Spiele eingehalten, um allen Beteiligten eine sichere An- und Abreise zu gewährleisten. Die Waffenruhe galt dabei nur den Athleten, die zu den Spielen reisen wollten. Die heiligen Stätten von Olympia durften ohnehin nicht in Waffen betreten werden, wodurch auch ein sicherer Aufenthalt garantiert war. Seit dieser Zeit fanden die Spiele alle vier Jahre im Monat August statt und waren religiöse Feste mit umfangreichem Beiprogramm.
Über die Entstehung der Spiele gibt es unterschiedliche Meinungen. Griechische Mythen erklärten teils Herakles, teils Pelops zu ihren Begründern. Am Giebel des Zeustempels von Olympia war das Wagenrennen dargestellt, in dem Pelops – nach dem die Halbinsel Peloponnes benannt ist – den König Oinomaos durch Betrug besiegt und getötet hatte. Angeblich richtete Pelops die Spiele ein, um sich von der Blutschuld am Tod des Königs zu reinigen.
Bedeutung
Die Spiele in Olympia waren das älteste der Sportfeste im alten Griechenland. Sie erlangten die größte Bedeutung und überlebten auch am längsten. Zu den Panhellenischen Spiele zählten außerdem die alle vier Jahre in Delphi zu Ehren Apollons abgehaltenen Pythischen Spiele, die alle zwei Jahre veranstalteten Nemeischen Spiele zu Ehren von Zeus bei Nemea und Argos und im selben Turnus die Isthmischen Spiele zu Ehren Poseidons von Korinth. Den Athenern hingegen gelang es niemals, die Panathenäischen Spiele bei Athen ebenfalls in den Reigen der „heiligen Spiele“ einzugliedern.
Auf der Spielstätte verbanden sich Sport und Kult, Weihehandlung und Wettstreit. Die Olympischen Spiele der Antike waren kulturell und politisch von unvergleichbar großer Bedeutung. Sie dienten als politisches Forum, da sowohl das Volk als auch Diplomaten und politische Vertreter aus allen Teilen der griechischen Welt zusammenkamen. Nach den Perserkriegen kamen die ewig zerstrittenen Griechen zur Einsicht, dass Olympia zum Symbol ihrer innerstaatlichen Eintracht werden sollte, mit Orakel und Schiedsgericht.
Nicht zu unterschätzen ist die organisatorische Aufgabe der Offiziellen in Olympia selbst, die für den reibungslosen Ablauf des antiken Großereignisses zuständig waren. Menschen aller Schichten und Berufsgruppen nutzten die Tage als gesellschaftliches Forum und aus wirtschaftlichen Aspekten. Neben den Wettkämpfen gab es dann auch Theateraufführungen und Unterhaltungen zwischen Buden mit Volksfestcharakter wie Darbietungen von Trompetern und Jongleuren. Das gemeine Volk hauste in einfachen Zeltstädten.
Reglement
Teilnehmer
Während der Olympischen Spiele versammelten sich bis zu 100.000 Besucher auf dem Gelände des Heiligtums und den angrenzenden Feldern.[4] Die Hänge des Stadions boten Platz für rund 45.000 Zuschauer.[5] Bei den eigentlichen Wettkämpfen (Agonen) waren als Zuschauer unverheiratete Frauen und freie Männer und als Wettkämpfer nur Letztere zugelassen, die Vollbürger und ohne Blutschuld, von ehrlicher Geburt und keines Verbrechens schuldig waren. Auch die Priesterin der Demeter durfte auf der Tribüne der Kampfrichter (Hellanodiken) den Spielen beiwohnen. Verheiratete Frauen und Unfreie durften weder als Wettkämpfer noch als Zuschauer teilnehmen. Bei Missachtung dieses Verbots drohte die Todesstrafe. Diese soll durch den Sturz vom Felsen Typaion südlich des Alpheios durchgeführt worden sein.[6]
Dennoch konnten auch Frauen als Olympiasieger geehrt werden, da bei den Wagenrennen nicht dem Wagenlenker, sondern dem Rennstallbesitzer die Siegesehre zugesprochen wurde. Auf diese Weise wurde Kyniska aus Sparta zweifache Olympiasiegerin. Für alle anderen Frauen gab es eigene, als Heraia bezeichnete Wettkämpfe, die alle vier Jahre zwischen den Olympischen Spielen stattfanden. Die Siegerinnen wurden dort ebenfalls mit Ölzweigen bekränzt und durften nach diesen Spielen ihr Standbild im Tempel der Hera weihen.
In der Anfangszeit der Olympischen Spiele waren die Wettkämpfer lediglich besonders sportliche freie Männer, später jedoch überwiegend Berufssportler aus eher begüterten Verhältnissen, die sich die langen Trainingszeiten auch finanziell problemlos leisten konnten.
Wettkampfrichter
Die Wettkampfrichter, Hellanodiken, (altgriechisch Ἑλλανοδίκαι) prüften die Teilnahmeberechtigung der Athleten (athletes) und überwachten die Einhaltung der Hygiene, das Training und natürlich die Beachtung der Wettkampfregeln in Olympia. Zu Beginn der Spiele wurden sie und die Athleten vereidigt. Die Zuteilung der Sportler (und Pferde) in Altersklassen – es gab ja keine Geburtsnachweise – nahmen sie nach Augenschein vor. Bei Regelverstößen hatten sie das Recht, körperliche Züchtigung anzuordnen. Auch Frühstartern in den Laufdisziplinen drohte diese Bestrafung, die durch die „Peitschenträger“ vollzogen wurde.
Bei den Wettkämpfen wurden weder Zeiten noch Entfernungen gemessen, denn es zählte einzig und allein, der Erste zu werden.
Strafen bei Regelverletzungen
Für die Teilnehmer an den Kultspielen galten strenge Regeln, auf die sie zu Beginn eingeschworen wurden. Bei Verstößen gab es folgende Strafen: Entweder der Teilnehmer wurde sofort von den weiteren Wettkämpfen ausgeschlossen und in Unehren in seine Heimatstadt geschickt, oder auf Kosten des Regelverletzers wurden Zeusstatuen angefertigt und am Zugang zum Stadion aufgestellt, an deren Postament der Name und der Herkunftsort des Bestraften verewigt wurden. Diese Statuen heißen Zanes (Plural für Zeus) und die heutigen Besucher können die Basen dieser Statuen betrachten; insgesamt sind im Lauf der Jahrhunderte aber nur 16 solcher Statuen aufgestellt worden. Gegebenenfalls wurde noch eine öffentliche Auspeitschung durch Sklaven vorgenommen. Dies geschah jedoch sehr selten, da körperliche Strafen (außer der Todesstrafe) lediglich an Sklaven vorgenommen wurden.
Aus heutiger Sicht war der Umstand seltsam, dass ein Athlet, der durch Regelverletzung Sieger wurde, zwar bestraft wurde, aber Titel und Siegerkranz behielt.[7]
Das Bekleidungsverbot in den gymnischen Wettbewerben
Die gymnischen Wettbewerbe (gymnischen Agone) umfassen diejenigen Sportarten der Antike, bei denen die Athleten nackt antraten (γυμνός = gymnos = nackt). Dies waren Leicht- und Schwerathletik einschließlich Fünfkampf. Diese Wettkämpfe wurden im Stadion, östlich der Altis, ausgetragen.
Ab den 95. Olympischen Spielen 400 v. Chr. waren nicht nur alle Athleten verpflichtet nackt anzutreten, die Anordnung wurde auch auf die Trainer ausgeweitet. Der Grund war laut Pausanias[8], dass sich bei den 94. Olympischen Spielen 404 v. Chr. Kallipatira als Trainer eingeschlichen hatte. Als ihr Sohn siegte, sprang sie über die Schranke und entblößte sich dabei versehentlich. Auf Grund der Verdienste ihres Vaters, ihrer Brüder und ihres Sohnes, die allesamt Olympiasieger waren, wurde sie dennoch nicht bestraft.[9]
Ablauf
Das antike Olympia bestand aus der Altis (heiliger Hain) sowie den unmittelbar angrenzenden Sportstätten und war schätzungsweise 30 Hektar groß. Als Schutzmacht der Spiele fungierte Sparta, während die Eleier für die Organisation zuständig waren.
Vorbereitung
Zehn Monate vor Beginn der Wettkämpfe wurde in Elis ein Trainingslager eingerichtet. Die Athleten mussten dieses mindestens 30 Tage vor Beginn der Spiele bezogen haben. In Olympia dann gab es auch Trainingsräume, Bäder, Herbergen und eine Bibliothek für die Sportler. Sogar eine spezielle Sportnahrung für Leichtathleten war damals schon erfunden. Sie bestand unter anderem aus Gerstenbrot, Weizenbrei und getrockneten Früchten.
Sportliches Programm

Lange Zeit gab es als einzige Sportart dort nur einen Wettlauf über die Distanz des Stadions (192,27 Meter). Der Sieger entzündete das Feuer auf dem Altar vor dem Zeustempel – dies galt als besondere Ehrung. Innerhalb des 456 v. Chr. fertiggestellten Tempels befand sich die ab 438 v. Chr. geschaffene Zeus-Statue des Phidias – eines der sieben antiken Weltwunder.
Durch die größere Anzahl an Wettkämpfen wurden die Spiele im Laufe der Jahrhunderte von einem auf fünf Tage verlängert, woraus sich schließlich folgender Ablauf ergab:
Die Spiele begannen immer zwei Tage vor dem zweiten oder dritten Vollmond nach der Sommersonnenwende – also im August oder September unserer Monatsrechnung[10] – am ersten Tag mit einer Opferzeremonie. Die Athleten und Kampfrichter legten einen Eid ab, dass sie den Frieden der Spiele sowie die Wettkampfregeln achten werden. Dann begannen die Wettbewerbe.
- Am Nachmittag des ersten Tages fanden die Wettkämpfe der Knaben im Laufen, Ringen und Faustkampf statt.
- Am zweiten Tag fanden Wettreiten und Wagenrennen statt. Außerdem wurde der Fünfkampf, der den Höhepunkt der Spiele darstellte, ausgetragen.
- Am dritten Tag wurden nach der Opferung eines Stiers weitere Laufwettbewerbe ausgetragen, zuerst der Langstreckenlauf, dann der einfache Kurzstreckenlauf und schließlich der Doppellauf.
- Am vierten Tag kämpften die Sportler in den Disziplinen Ringen, Boxen, Pankration und Waffenlauf um den Sieg.
- Am letzten Tag fand eine Prozession der Sieger zum Zeustempel sowie Siegesfeiern statt.
Ehrung der Sieger
Die Sieger wurden mit einem Palmzweig, einem Stirnband und einem Kranz aus Zweigen vom kotinos kallistephanos geehrt (wörtlich etwa „Ölbaum der schönen Kränze“). Dieser wilde Ölbaum stand in der Nähe des Zeustempels.[11] Das Stirnband und den Kopfkranz durften sie anschließend mit nach Hause nehmen. In ihrer Heimatstadt wurden sie dann als Helden gefeiert. Sie wurden privilegiert durch Steuerbefreiung, Geldprämien, Geschenke, bürgerliche Ehrenrechte oder große Begräbnisse.
Für Zweit- und Drittplatzierte gab es im Gegensatz zu den Olympischen Spielen der Neuzeit keine Ehrung. Nur der beste Sportler wurde gefeiert. Es wird von einigen Athleten berichtet, dass sie lieber sterben wollten, als Zweiter bei den Olympischen Spielen zu werden.
Als erster soll Hippias aus Elis im 5. Jahrhundert v. Chr. eine Liste der Wettkampfsieger angefertigt haben.[12]
Sportarten
Laufwettbewerbe

Laufen (Dromos) ist die älteste Disziplin. Bei den ersten 13 Olympiaden war der Stadionlauf der einzige Wettbewerb, erst nach 15 Olympiaden kamen andere Disziplinen zu den Laufwettbewerben hinzu. Sämtliche Läufe wurden barfuß durchgeführt und im Hochstart begonnen, der Tiefstart war noch unbekannt. Fehlstarts sollen mit Stockschlägen geahndet worden sein.
Die Laufstrecke im Stadion war zwischen den Rillen auf den Start- und Zielschwellen gemessen 192,28 m lang; üblicherweise entsprach das griechische Längenmaß eines Stadions 600 Fuß, weshalb man für den olympischen Fuß eine Länge von 32,04 cm annimmt.
Die Bahnen führten über die gesamte Länge des Stadions geradeaus. Bei den Wettkämpfen wurde in Richtung Zeusaltar, d. h. in Richtung der Altis gestartet. Rundbahnen um ein zentrales Feld gab es in der Antike noch nicht – beim Doppellauf musste jeder Athlet nach halber Distanz um eine Stange auf seiner Bahn wenden. Zum Langstreckenlauf wurde wahrscheinlich jeweils eine Stange an den Anfang und das Ende der Laufbahn gesteckt, um die alle Teilnehmer wenden mussten (Pendellauf).

Ab:
- 776 v. Chr. – stadion (Stadionlauf): Kurzstreckenlauf über ein Stadion (also 192,28 m)
- 724 v. Chr. – diaulos (Doppellauf): Kurzstreckenlauf doppelter Länge (ca. 385 m)
- 720 v. Chr. – dolichos: Langstreckenlauf über 20 oder 24 Stadien (ca. 3845 m oder 4614 m)
- 520 v. Chr. – hoplitodromos (Hoplitenlauf): Waffenlauf über zwei Stadien (ca. 385 m)
Die Teilnehmer beim Waffenlauf trugen ursprünglich die komplette Ausrüstung eines Hopliten, später mussten sie allerdings nicht mehr Speer und Beinschienen anlegen, sondern nur noch Helm und Schild waren vorgeschrieben.
Fünfkampf
Beim antiken Fünfkampf (Pentathlon) handelte es sich um eine Kombination von fünf Wettbewerben, die an einem Nachmittag abgehalten wurden. Der antike Pentathlon wurde erstmals 708 v. Chr. abgehalten.
Dies waren:
- diskos: antikes Diskuswerfen
- halma: antiker Weitsprung (wahrscheinlich Fünfsprung) mit Sprunggewichten (halteres)
- akontion: antikes Speerwerfen
- dromos: antiker Stadionlauf
- pale: antiker Ringkampf
Wie der Sieger im Pentathlon ermittelt wurde, ist nicht eindeutig geklärt. Am wahrscheinlichsten ist aber, dass ein Athlet ausscheiden musste, wenn ein Konkurrent in drei Disziplinen jeweils besser platziert war als er. So konnte der Pentathlon bereits beendet sein, wenn ein Teilnehmer die ersten drei Disziplinen gewonnen hatte. Fiel die Entscheidung erst im Ringkampf, waren trotzdem einige Teilnehmer bereits ausgeschieden.

Man ist sich nicht einig darüber, ob Gewichte, die die Sportler bei einigen Disziplinen trugen, diese erschweren sollten. Die Sprunggewichte beim Weitsprung (Halteres) wurden laut Untersuchungen der Sporthochschule Köln[13] sowie der Manchester Metropolitan University[14] eingesetzt, um mit Hilfe der speziellen Sprungtechnik eine größere Weite zu erreichen. Die Gewichte wurden beim Absprung aus dem Stand nach vorne gerissen und kurz vor der Landung wahrscheinlich nach hinten gestoßen.[14][15] Der Weitsprung erfolgte wahrscheinlich in fünf hintereinander ausgeführten Einzelsprüngen, sodass die einzig historisch belegte Weite von insgesamt etwa 16 Metern auch für einen heutigen Sportler möglich wird.[16]
Schwerathletik
Zur Schwerathletik gehörten der Ringkampf (pale), der Faustkampf (pygme) und der Allkampf (pankration). Beim Pankration war bis auf Beißen und Bohren in den Augen alles erlaubt. Gekämpft wurde, bis ein Gegner aufgab, ausgeknockt wurde oder starb. Der antike Ringkampf war der Vorläufer des heutigen Griechisch-römisches Ringens, der antike Faustkampf der Vorläufer des heutigen Boxens und der antike Allkampf der Vorläufer des heutigen Mixed Martial Arts.
Ab:
- 708 v. Chr. – pale: Ringkampf der Männer[17]
- 688 v. Chr. – pygme: Faustkampf der Männer[17]
- 648 v. Chr. – pankration: Allkampf der Männer[17]
- 632 v. Chr. – pale: Ringkampf der Jungen[17]
- 616 v. Chr. – pygme: Faustkampf der Knaben[17]
- 200 v. Chr. – pankration: Allkampf der Knaben[17]
Pferdesportwettbewerbe

Die Pferdesportwettbewerbe (hippische Agone) wurden im Hippodrom neben der Altis ausgetragen. Geritten wurde ohne Sattel und Steigbügel. Die Gespanne bei den Wagenrennen wurden meist von Sklaven, aber auch Frauen gelenkt. Den Siegesruhm erntete allerdings meistens der „Herr“ oder der Rennstallbesitzer, Bilistiche als Frau war hierbei eine Ausnahme. Die Rennstallbesitzer waren meistens Aristokraten. Pferdesport war kostenaufwendig, dies ist auch heute noch so.
Ab:
- 680 v. Chr. – tethrippon: Viergespann über 12 Runden (ca. 13.843 m)
- 648 v. Chr. – Galopprennen über 2 Runden (ca. 2307 m)
- 500 bis 444 v. Chr. – apene: Zweigespann mit Maultieren
- 496 bis 444 v. Chr. – calpe: Stutenrennen über 8 Runden (ca. 9229 m)
- 408 v. Chr. – synoris: zweispänniges Wagenrennen
- 384 v. Chr. – Viergespann mit Fohlen über 8 Runden (ca. 9229 m)
- 268 v. Chr. – Zweigespann mit Fohlen über 3 Runden (ca. 3641 m)
- 256 v. Chr. – Fohlenrennen über eine Runde (ca. 1154 m)
Die Rundenzahlen basieren auf der Annahme, dass die Laufbahn des Hippodroms abzüglich der Startvorrichtung bis zur Wende knapp unter 600 Meter lang war, sodass eine Runde eine Länge von 1154 m hatte (sechs Stadien à 192,27 m). Dies scheint auf Grund der glatten Rundenzahlen logisch, ist allerdings umstritten.
Niedergang der Spiele
Politische Konflikte innerhalb Griechenlands und der Einfluss des Römischen Reichs auf das antike Griechenland ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. wirkten sich auch auf die Olympischen Spiele aus. Im Jahre 80 v. Chr. ließ der römische Diktator Sulla die Spiele in Rom austragen, nachdem er Olympia und Delphi geplündert hatte, um seine Kriege zu finanzieren. Kaiser Nero hatte wiederum den Einfall, den Spielzeitpunkt zu verschieben, damit sie besser in seinen Reiseplan passten: Er besuchte 66 n. Chr. Griechenland und nahm bei dieser Gelegenheit an allen vier panhellenischen Wettkämpfen teil. Andere römische Kaiser sorgten später für einen neuen Aufschwung, indem neue Gebäude und ein Bewässerungssystem gebaut wurden.
Vermutlich zum letzten Mal wurden die Olympischen Spiele der Antike im Jahre 393 n. Chr. ausgetragen, bevor der römische Kaiser Theodosius I. im Jahre 394 alle heidnischen Zeremonien verbieten ließ, zu denen auch diese Spiele gezählt wurden. Wie wirksam dieses Verbot war, ist umstritten. Lange schien eindeutig festzustehen, dass die Spiele zumindest nach 426 n. Chr. nicht mehr ausgetragen wurden, da ein Brand den Zeustempel in diesem Jahr vollständig zerstörte. Doch jüngst haben archäologische Untersuchungen Hinweise darauf geliefert, dass in Olympia noch im 6. Jahrhundert Wettkämpfe stattfanden – wenn auch in bescheidenem Maßstab. Invasionen durch Goten und Awaren, vor allem aber ein Einfall der Slawen bald nach 580, machten dem antiken Olympia dann endgültig den Garaus.
Überschwemmungen des Kladeos, Erdrutsche des Kronoshügels und Erdbeben sind der Grund dafür, dass die antike Spielstätte erst 1766 wiederentdeckt wurde, bevor 1875 deutsche Ausgrabungen begannen, die rasch dazu führten, Olympia in ganz Europa wieder populär zu machen. Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit fanden 1896 in Athen statt.
Präsidenten der Spiele
Obwohl dieser Posten gar nicht existierte, gab es dennoch zwei Präsidenten der Olympischen Spiele. Das war zum einen ein Rhodier namens M. Cocceius Timasarchus um 200 v. Chr. Zum anderen war es Herodes. Von Timasarchus wird angenommen, dass er dafür eine entsprechende Spende geleistet hat, von Herodes ist es überliefert. Der Grund für die Spende des Herodes war, dass – bedingt durch die Ermordung Gaius Iulius Caesars und der Ausbreitung der Römischen Bürgerkriege in Richtung Griechenland – nicht nur die Finanzierung der Spiele nicht mehr gesichert war, sondern auch die Teilnehmerzahl signifikant abnahm. Nur dank der großzügigen Spende des Herodes im Jahr 12 v. Chr. konnten die Spiele wieder in gewohntem Umfang aufgenommen werden.[18]
Berühmte Athleten

Auch in der Antike gab es bereits gefeierte Sportstars: Athleten, die durch ihren Ruhm Geld und Einfluss gewannen und deren sportliche Leistungen legendär waren.
Athen
- Aurelios Zopyros: Faustkampf der Junioren
- Dioxippos: kampfloser Sieger im Pankration 336 v. Chr.
Sparta
- Chionis von Sparta: Sieger im Weitsprung, Dreisprung, Laufwettbewerbe (stadion, diaulos)
- Kyniska: erste überlieferte weibliche Olympiasiegerin, gewann zwei Pferderennen (tethrippon)
Rhodos
- Diagoras von Rhodos (Boxer) und seine Söhne Akusilaos (Boxer) und Damagetos (Pankriast)
- Leonidas von Rhodos (Läufer): Stadion-, Doppel-, Waffenlauf
Kroton
- Astylos von Kroton (Läufer): Stadion-, Doppel-, Waffenlauf
- Milon von Kroton (Ringkämpfer)
- Timasitheos von Kroton (Ringkämpfer)
Andere Städte
- Koroibos von Elis, der erste namentlich bekannte Olympiasieger (Stadionlauf)
- Theogenes von Thasos (Pankriast)
Rom
- Kaiser Nero (Wagenlenker eines Zehnspänners): gestürzt, doch zum Sieger erklärt
Siehe auch
- Olympische Spiele (für die Spiele der Neuzeit)
- Die ersten Athleten – Die Geburt von Olympia
Literatur
- Hermann Bengtson: Die Olympischen Spiele in der Antike. 3. Auflage, Artemis, Zürich/Stuttgart 1983, ISBN 3-7608-4047-7.
- Kai Brodersen: Philostratos: Sport in der Antike. Marix, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-7374-0961-2.
- Paul Christesen: Whence 776? The Origin of the Date for the First Olympiad. In: International Journal of the History of Sport. Bd. 26 Nr. 2, 2009, S. 161–182, ISSN 0952-3367, doi:10.1080/09523360802511029 (englisch).
- Olof Gigon: Olympien. In: Lexikon der Alten Welt. 1990, Band 2, Sp. 2129 f.
- Wolf-Dieter Heilmeyer, Hans-Joachim Gehrke (Hrsg.): Mythos Olympia. Kult und Spiele in der Antike. Prestel, München 2012, ISBN 978-3-7913-5212-1.
- Horst Hilpert: Die Olympischen Spiele der Antike und Moderne im Rechtsvergleich. Dike, Stuttgart u. a. 2014, ISBN 978-3-03751-643-0.
- Henri Willy Pleket, Moses I. Finley: Die Olympischen Spiele der Antike. Aus dem Englischen von Karl Berisch. Wunderlich, Tübingen 1976, ISBN 3-8052-0263-6.
- Uwe Mosebach: Sportgeschichte. Von den Anfängen bis in die moderne Zeit. Meyer & Meyer Verlag, Aachen 2017, ISBN 978-3-8403-7535-4, S. 33–46.
- Michael B. Poliakoff: Kampfsport in der Antike. Das Spiel um Leben und Tod. Artemis, Zürich/München 1989, ISBN 3-7608-1015-2.
- Heinz Schöbel: Olympia und seine Spiele. Sportverlag, Berlin 2000, ISBN 3-328-00866-7.
- Ulrich Sinn: Das antike Olympia – Götter, Spiel und Kunst. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51558-4.
- Judith Swaddling: Die Olympischen Spiele der Antike. Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-018293-X.
- Ingomar Weiler: Der Sport bei den Völkern der Alten Welt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1981, ISBN 3-534-07056-9.
- Raimund Wünsche (Hrsg.): Lockender Lorbeer. Sport und Spiel in der Antike. Ausstellungskatalog. Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek, München 2004, ISBN 3-933200-09-1.
Weblinks
- Österreichisches Olympiamuseum: Die antiken Spiele
- Ausstellung des Perseus Project: The Ancient Olympics
Einzelnachweise
- ↑ Ulrich Sinn: Olympia. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01472-X, Sp. 1175–1176 (und 1183).
- ↑ Plutarch, Numa 1, 4.
- ↑ So laut Phlegon von Tralles, FGrH 257 F1.
- ↑ Umberto Pappalardo: Zu Ehren des Zeus. Die Olympischen Spiele der Antike (= Antike Welt-Sonderheft). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2020, S. 9.
- ↑ Umberto Pappalardo: Zu Ehren des Zeus. Die Olympischen Spiele der Antike. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2020, S. 20.
- ↑ Pausanias 5,6,7; siehe auch Umberto Pappalardo: Zu Ehren des Zeus. Die Olympischen Spiele der Antike. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2020, S. 19, und Masanori Aoyagi, Umberto Pappalardo: Die Olympischen Spiele in der Antike. In: Antike Welt. 11. Juni 2021, S. 3, abgerufen am 4. Februar 2024. Die Autoren behaupten allerdings, der Fels hätte „oberhalb des Tempels“ gelegen.
- ↑ M. I. Finley, H. W. Pleket: Die Olympischen Spiele der Antike. Wunderlich, Tübingen, 1976, ISBN 3-8052-0263-6, S. 118.
- ↑ Pausanias 5,6,7–8.
- ↑ Pausanias 5,6,7–8. Siehe auch M. I. Finley, H. W. Pleket: Die Olympischen Spiele der Antike. Wunderlich, Tübingen, 1976, ISBN 3-8052-0263-6, S. 95.
- ↑ M. I. Finley, H. W. Pleket: Die Olympischen Spiele der Antike. Wunderlich, Tübingen, 1976, ISBN 3-8052-0263-6, S. 57.
- ↑ Siehe Pausanias 5,15,3 mit Michael Blech: Studien zum Kranz bei den Griechen (= Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten. Band 38). De Gruyter, Berlin/New York 1982, ISBN 3-11-004157-X, S. 127–130.
- ↑ Plutarch, Numa 1,4.
- ↑ Rückschau: Antike Olympioniken auf dem Prüfstand ( vom 9. März 2012 im Internet Archive). W wie Wissen auf: DasErste.de vom 21. Juli 2004
- ↑ a b Antike Weitspringer schwangen Gewichte. Artikel bei Spiegel Online vom 14. November 2002
- ↑ Antiker Weitsprung mit Gewicht ( vom 12. Januar 2014 im Internet Archive). Artikel auf: netzeitung.de vom 14. November 2002
- ↑ Das Pentathlon – Der antike Fünfkampf (PDF; 132 kB). In: Forum Archaeologiae, Zeitschrift für klassische Archäologie. Jahrgang 42, Nummer III, 2007, S. 6.
- ↑ a b c d e f nach Werner Rudolph: Olympischer Kampfsport in der Antike. Faustkampf, Ringkampf und Pankration in den griechischen Nationalfestspielen. Akademie-Verlag, Berlin 1965, S. 2.
- ↑ Manfred Lämmer: Eine Propaganda-Aktion des Königs Herodes in Olympia. In: Perspektiven der Sportwissenschaft. Jahrbuch der Deutschen Sporthochschule Köln 1972 (= Kölner Beiträge zur Sportwissenschaft. Nr. 1), S. 160–173; M. I. Finlex, H. W. Pleket: Die Olympischen Spiele der Antike. Wunderlich, Tübingen, 1976, ISBN 3-8052-0263-6, S. 161.