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„VistaVision“ – Versionsunterschied

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[[Datei:VistaVision Logo 001.svg|miniatur|hochkant=1.5|Logo, 1954]]
'''Vistavision''' ist eine [[1954]] von [[Paramount Pictures|Paramount]] eingeführte Technik
'''VistaVision''' war ein 1954 eingeführtes [[Filmformat (Kinematografie)|Filmproduktionsformat]], um [[35-mm-Film|35-mm]]-[[Breitbildformat|Breitwandfilme]] herstellen zu können.
zur Aufnahme von [[Kinofilm]]en im [[Breitbildformat]].

== Funktionsweise ==
Bei diesem Verfahren wird [[35 mm]]-Film benutzt, der jedoch nicht wie üblich vertikal, sondern horizontal durch die [[Filmkamera]] läuft. Dabei werden jeweils zwei 35 mm-[[Bildfeld]]er (über eine Länge von 8 anstatt 4 Perforationslöcher) belichtet, was ein [[Seitenverhältnis (Film)|Seitenverhältnis]] von 1,96:1 ermöglicht. Gegenüber normalen 35 mm-Kinofilm ist die Bildfläche um bis zu 2,66-fach größer, was einen deutlichen Qualitätsgewinn bedeutet.

Zur Wiedergabe in den Kinos wird der Film optisch auf 35 mm-Normalfilm verkleinert. Dadurch kann er mit gewöhnlichen Kinoprojektoren wiedergegeben werden. Teures Wiedergabeequipment wird also nicht benötigt (was diese Technik von vielen anderen Breitbildverfahren der [[1950er]] Jahre unterscheidet, die sich dadurch auch nur wenig verbreiteten). Lediglich zur Aufnahme werden spezielle (oft umgebaute) Kameras benutzt.

In Vistavision gedrehte Filme enthalten nur eine einzige [[Tonspur]], um kompatibel zu den bestehenden Kinos zu sein (was viele andere zu dieser Zeit versuchten Breitwand-Techniken nicht waren). Der Ton ist in Mono, konnte jedoch mit der [[Perspecta]]-Technik ausgestattet werden, die kompatibel zu [[Kino]]s ohne eine geeignete Wiedergabemöglichkeit ist.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Anfang bis Mitte der 1950er Jahre wurde im amerikanischen Kino viel mit neuer Technik experimentiert, um dem Zuschauerschwund durch das neue Medium Fernsehen entgegenzuwirken. Dabei wurde nicht nur, wie bei VistaVision, an Breitwandverfahren gearbeitet, sondern auch mit ersten 3D-Verfahren experimentiert. Neue Technik war jedoch für viele Kinobetreiber ein Problem, da diese normalerweise nicht zu unterschätzende Investitionskosten erforderlich machten. [[Paramount Pictures|Paramounts]] VistaVision-Verfahren war, im Gegensatz zu einigen anderen, [[lizenz]]frei. Da es trotz Verwendung von 35 mm durch die horizontale Projektion und den doppelten Aufwand an Filmmaterial kostenintensiv war, wurde es kaum von anderen [[Filmstudio|Studios]] benutzt.
Das Vistavision-Verfahren war, im Gegensatz zu einigen anderen, [[Lizenz|lizenzfrei]]. Daher und wegen der Verwendung üblichen 35 mm-Films war es sehr kostengünstig, wurde jedoch kaum von anderen [[Filmstudio|Studios]] benutzt.


Das Verfahren wurde von Paramount bis ca. [[1963]] in vielen Filmen - unter anderem in allen [[Alfred Hitchcock|Hitchcock]]-Filmen dieser Zeit wie [[Vertigo - Aus dem Reich der Toten|Vertigo]] ([[1958]]) - angewendet. Zu erkennen sind in Vistavision gedrehte Filme meist an einem zu Beginn eingeblendeten Vistavisionslogo in Form eines V.
Das Verfahren wurde von Paramount bis ungefähr 1963 in vielen Filmen angewendet, unter anderem in allen [[Alfred Hitchcock|Hitchcock]]-Filmen dieser Zeit, wie ''[[Vertigo Aus dem Reich der Toten|Vertigo]]'' (1958). Zu erkennen sind in VistaVision gedrehte Filme meist an einem groß im Vorspann eingeblendeten VistaVision-Logo beziehungsweise dem entsprechenden Schriftzug.


Weitere Filme:
Weitere VistaVision-Filme der Paramount (Auswahl):
* [[Weiße Weihnachten (Film)|Weiße Weihnachten]] (''White Christmas'', 1954), mit [[Danny Kaye]] und [[Bing Crosby]]
* [[Die zehn Gebote (1956)|Die zehn Gebote]] (''The Ten Commandments'', 1956)
* [[Krieg und Frieden (1956)|Krieg und Frieden]] (''War and Peace'', 1956) von [[King Vidor]]
* [[Krieg und Frieden (1956)|Krieg und Frieden]] (''War and Peace'', 1956) von [[King Vidor]]
* [[Der Hofnarr (1956)|Der Hofnarr]] (''The Court Jester'', 1956) mit [[Danny Kaye]]
* [[Der Hofnarr]] (''The Court Jester'', 1956) mit [[Danny Kaye]]
* [[Hausboot (Film)|Hausboot]] (''Houseboat'', 1958) mit [[Cary Grant]]
* [[Hausboot (Film)|Hausboot]] (''Houseboat'', 1958) mit [[Cary Grant]]
und andere.


VistaVision-Filme anderer Studios (Auswahl):
Das Verfahren wurde ab Mitte der 1960er Jahre nicht mehr benutzt, bis es wegen der Qualität der (im Gegensatz zu [[Cinemascope]]) unkomprimierten Bildfläche Mitte der 1970er Jahre von Spezialeffekt-Firmen ([[ILM]] für [[Star Wars]]) wiederentdeckt wurde.
* [[Der Schwarze Falke]] (''The Searchers'', [[Warner Bros.]] 1956)
* [[Die oberen Zehntausend]] (''High Society'', [[MGM]] 1956)
* [[Stolz und Leidenschaft]] (''The Pride and the Passion'', [[United Artists]] 1957)
* [[Der unsichtbare Dritte]] (''North by Northwest'', MGM 1959)
* [[Der Brutalist]] (''The Brutalist'', Focus Features / [[A24 (Unternehmen)]] 2024)

Seit seinem letzten Einsatz im [[Marlon Brando|Marlon-Brando-Film]] ''[[Der Besessene]]'' (''One Eyed Jacks'', 1961) ist das Verfahren praktisch vom [[Vereinigte Staaten|US]]-Markt verschwunden, da zwischenzeitlich besseres Filmmaterial mit feinerer [[Korn (Foto)|Körnung]] erhältlich war und somit das Aufnehmen mit der doppelten Filmmenge aufwendiger war (bei Vistavision wurde immer die Fläche zweier klassischer [[Einzelbild (Film)|Frames]] für ein Bild verwendet). Jedoch wurden die umgebauten VistaVision-Kameras international verkauft, was von den 1960ern bis in die 1980er-Jahre zu einer Anzahl von Filmen von [[Italien]] bis [[Japan]] führte.

Wegen der Qualität der (im Gegensatz zu [[Cinemascope]]) unkomprimierten Bildfläche benutzte 1975 die [[Spezialeffekt]]-Firma [[Industrial Light & Magic|ILM]] für den [[Science-Fiction]]-Film ''[[Star Wars]]'' eine vom Kameramann [[John Dykstra]] umgebaute VistaVision-Kamera, die er dann [[Dykstraflex]] nannte und für die er 1978 einen [[Oscar]] bekam. Für die folgenden 20 Jahre wurde die Technik noch des Öfteren für Spezialeffekte eingesetzt. Obwohl heutzutage die Verwendung von Computern das Spezialeffektegenre dominiert, wurde selbst für den 2008 gedrehten Film [[Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels]] noch für einige Effekte das VistaVision Verfahren benutzt. Das Filmdrama [[Der Brutalist]] wurde 2024 fast vollständig in VistaVision gedreht. Für die analoge Projektion in bestmöglicher Qualität wurden Kopien auf [[70-mm-Film]] gezogen.

== Funktionsweise ==
[[Datei:VistaVision 8 perf 35 mm film.svg|mini|VistaVison-Spezifikationen – graue Fläche: das tatsächlich genutzte Filmbild]]
Bei diesem Verfahren wird 35-mm-Film benutzt, der jedoch nicht wie üblich vertikal, sondern horizontal durch die [[Filmkamera]] läuft. Dabei wird am [[Negativfilm|Negativ]] ein Einzelbild über eine Länge von 8 anstatt 4 [[Perforation #Fotografie und Film|Perforationslöcher]] belichtet, was ein [[Seitenverhältnis]] von etwa 1,5:1 ergibt. Gegenüber normalem 35-mm-Kinofilm ist die Bildfläche am Negativ mehr als doppelt so groß, was einen deutlichen Qualitätsgewinn auch für die [[Filmkopie]]n bedeutet. Paramount setzte das Verfahren erstmals 1954 bei dem [[Bing Crosby|Bing-Crosby]]-Film ''[[Weiße Weihnachten (Film)|Weiße Weihnachten]]'' ein.

Zur Wiedergabe in den Kinos wird der Film für die Kopien optisch auf ''vertikal'' laufenden 35-mm-Normalfilm verkleinert, so dass die Kopie mit gewöhnlichen Kinoprojektoren wiedergegeben werden kann; das Einzelbild auf der Kopie wird dabei nicht in voller Höhe abgenommen, sondern oben und unten maskiert. Spezielle teure Ausrüstung für die Wiedergabe wird nicht benötigt, was diese Technik von vielen anderen Breitbildverfahren der 1950er-Jahre unterscheidet, die sich dadurch auch nur wenig verbreiteten. Lediglich zur Aufnahme werden spezielle, oftmals umgebaute, [[Filmkamera|Kameras]] benutzt. Die Filme können durch passende Einstellung des Projektors sowohl im Seitenverhältnis 1,66:1 (die Mindestbreite ergibt sich mit der Maskierung) als auch in 1,85:1 und 2:1 gezeigt werden.

In VistaVision gedrehte Filme enthalten nur eine einzige [[Tonspur]], um kompatibel zu den bestehenden [[Kino]]s zu sein, was viele andere zu dieser Zeit entwickelten Breitwand-Techniken nicht waren. Der Ton ist in [[Monophonie (Elektroakustik)|Mono]], konnte jedoch mit der [[Perspecta]]-Technik ausgestattet werden, die eine Stereo- bzw. 3-Kanal-Wiedergabe simulierte, die kompatibel zu Kinos ohne eine geeignete Wiedergabemöglichkeit ist. Dies half, diese Technik ohne große Kosten in die Kinos zu bringen.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Liste von Filmen in VistaVision|US-amerikanische VistaVision-Filme]]
* [[Cinemiracle]]
* [[Britische Breitwandfilme in VistaVision|Britische VistaVision-Filme]]
* [[Cinerama]]
* [[Todd-AO]]
* [[Cinemascope]]
* [[Techniscope]]
* [[Seitenverhältnis]]
* [[Perforationsschritt]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www.widescreenmuseum.com/widescreen/wingvv1.htm Widescreen Museum (engl.)]
* [http://www.widescreenmuseum.com/widescreen/wingvv1.htm VistaVision] auf widescreenmuseum.com (englisch)
* [https://www.thewrap.com/the-brutalist-cinematography-vistavision-explained/ What Is VistaVision? How ‘The Brutalist’ Revived a Beautiful but Cumbersome Film Format] auf thewrap.com (englisch)


[[Kategorie:Filmtechnik]]
[[Kategorie:Filmtechnik]]

[[en:VistaVision]]
[[eo:Vistavision]]
[[fi:VistaVision]]
[[it:Vistavision]]
[[ja:ビスタビジョン]]

Aktuelle Version vom 2. Februar 2025, 00:57 Uhr

Logo, 1954

VistaVision war ein 1954 eingeführtes Filmproduktionsformat, um 35-mm-Breitwandfilme herstellen zu können.

Anfang bis Mitte der 1950er Jahre wurde im amerikanischen Kino viel mit neuer Technik experimentiert, um dem Zuschauerschwund durch das neue Medium Fernsehen entgegenzuwirken. Dabei wurde nicht nur, wie bei VistaVision, an Breitwandverfahren gearbeitet, sondern auch mit ersten 3D-Verfahren experimentiert. Neue Technik war jedoch für viele Kinobetreiber ein Problem, da diese normalerweise nicht zu unterschätzende Investitionskosten erforderlich machten. Paramounts VistaVision-Verfahren war, im Gegensatz zu einigen anderen, lizenzfrei. Da es trotz Verwendung von 35 mm durch die horizontale Projektion und den doppelten Aufwand an Filmmaterial kostenintensiv war, wurde es kaum von anderen Studios benutzt.

Das Verfahren wurde von Paramount bis ungefähr 1963 in vielen Filmen angewendet, unter anderem in allen Hitchcock-Filmen dieser Zeit, wie Vertigo (1958). Zu erkennen sind in VistaVision gedrehte Filme meist an einem groß im Vorspann eingeblendeten VistaVision-Logo beziehungsweise dem entsprechenden Schriftzug.

Weitere VistaVision-Filme der Paramount (Auswahl):

VistaVision-Filme anderer Studios (Auswahl):

Seit seinem letzten Einsatz im Marlon-Brando-Film Der Besessene (One Eyed Jacks, 1961) ist das Verfahren praktisch vom US-Markt verschwunden, da zwischenzeitlich besseres Filmmaterial mit feinerer Körnung erhältlich war und somit das Aufnehmen mit der doppelten Filmmenge aufwendiger war (bei Vistavision wurde immer die Fläche zweier klassischer Frames für ein Bild verwendet). Jedoch wurden die umgebauten VistaVision-Kameras international verkauft, was von den 1960ern bis in die 1980er-Jahre zu einer Anzahl von Filmen von Italien bis Japan führte.

Wegen der Qualität der (im Gegensatz zu Cinemascope) unkomprimierten Bildfläche benutzte 1975 die Spezialeffekt-Firma ILM für den Science-Fiction-Film Star Wars eine vom Kameramann John Dykstra umgebaute VistaVision-Kamera, die er dann Dykstraflex nannte und für die er 1978 einen Oscar bekam. Für die folgenden 20 Jahre wurde die Technik noch des Öfteren für Spezialeffekte eingesetzt. Obwohl heutzutage die Verwendung von Computern das Spezialeffektegenre dominiert, wurde selbst für den 2008 gedrehten Film Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels noch für einige Effekte das VistaVision Verfahren benutzt. Das Filmdrama Der Brutalist wurde 2024 fast vollständig in VistaVision gedreht. Für die analoge Projektion in bestmöglicher Qualität wurden Kopien auf 70-mm-Film gezogen.

VistaVison-Spezifikationen – graue Fläche: das tatsächlich genutzte Filmbild

Bei diesem Verfahren wird 35-mm-Film benutzt, der jedoch nicht wie üblich vertikal, sondern horizontal durch die Filmkamera läuft. Dabei wird am Negativ ein Einzelbild über eine Länge von 8 anstatt 4 Perforationslöcher belichtet, was ein Seitenverhältnis von etwa 1,5:1 ergibt. Gegenüber normalem 35-mm-Kinofilm ist die Bildfläche am Negativ mehr als doppelt so groß, was einen deutlichen Qualitätsgewinn auch für die Filmkopien bedeutet. Paramount setzte das Verfahren erstmals 1954 bei dem Bing-Crosby-Film Weiße Weihnachten ein.

Zur Wiedergabe in den Kinos wird der Film für die Kopien optisch auf vertikal laufenden 35-mm-Normalfilm verkleinert, so dass die Kopie mit gewöhnlichen Kinoprojektoren wiedergegeben werden kann; das Einzelbild auf der Kopie wird dabei nicht in voller Höhe abgenommen, sondern oben und unten maskiert. Spezielle teure Ausrüstung für die Wiedergabe wird nicht benötigt, was diese Technik von vielen anderen Breitbildverfahren der 1950er-Jahre unterscheidet, die sich dadurch auch nur wenig verbreiteten. Lediglich zur Aufnahme werden spezielle, oftmals umgebaute, Kameras benutzt. Die Filme können durch passende Einstellung des Projektors sowohl im Seitenverhältnis 1,66:1 (die Mindestbreite ergibt sich mit der Maskierung) als auch in 1,85:1 und 2:1 gezeigt werden.

In VistaVision gedrehte Filme enthalten nur eine einzige Tonspur, um kompatibel zu den bestehenden Kinos zu sein, was viele andere zu dieser Zeit entwickelten Breitwand-Techniken nicht waren. Der Ton ist in Mono, konnte jedoch mit der Perspecta-Technik ausgestattet werden, die eine Stereo- bzw. 3-Kanal-Wiedergabe simulierte, die kompatibel zu Kinos ohne eine geeignete Wiedergabemöglichkeit ist. Dies half, diese Technik ohne große Kosten in die Kinos zu bringen.

Commons: VistaVision – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien