„Katholizität“ – Versionsunterschied
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'''Katholizität''' (von {{grcS|καθολικός|katholikós}} ‚das Ganze betreffend‘, ‚allgemein‘) steht in der [[Christentum|christlichen]] [[Ekklesiologie]] für die Einhaltung der katholischen Lehre in der [[Universalität]] und Einheit der Kirche unter ihrem Haupt [[Jesus Christus]]. Im [[Nicäno-Konstantinopolitanum]] genannt, gehört sie als [[Notae ecclesiae|Wesens- und Erkennungsmerkmal]] der Kirche zum gemeinsamen Glaubensbekenntnis aller Christen: In der Kirche wird die ganze Fülle des christlichen Glaubens vollständig und allumfassend an alle Menschen verkündet, ohne einen Bestandteil des Glaubens oder einen Teil der Menschen auszulassen. Die [[konfession]]sübergreifende Gesamtheit der Kirche Jesu Christi wird daher als '''katholische Kirche''' oder '''Universalkirche''' im Sinne des mystischen [[Leib Christi|Leibes Christi]] bezeichnet, ebenso einzelne Kirchen im konfessionellen Sinne, in denen die Katholizität verwirklicht ist. |
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{{Dieser Artikel| behandelt den theologischen Begriff „katholische Kirche“ im Allgemeinen. Näheres zur [[Römisch-Katholische Kirche|Römisch-Katholischen Kirche]] findet sich im eigenen Artikel. Zu weiteren Bedeutungen siehe [[Katholische Kirche (Begriffsklärung)]].}} |
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In den verschiedenen Kirchen herrschen jedoch unterschiedliche Auffassungen über Einzelfragen zur Definition der Katholizität und ihrer Anwendbarkeit auf andere Gemeinschaften. |
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Im [[Konfession|konfessionellen Sinne]] ist vereinfachend mit „katholisch“ meist die [[römisch-katholische Kirche]] gemeint. |
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Das Wort '''katholisch''' kommt von griechisch καθολικος (''katholikos'') und bedeutet ''das Ganze betreffend, allgemein gültig''. |
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== Begriffsgeschichte == |
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== Der Begriff „katholisch“ == |
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Das griechische {{lang|grc|καθολικός|katholikós}} leitet sich vom Adverb {{lang|grc|καθόλον|katholon}} ab, eine Zusammensetzung aus der Präposition {{lang|grc|κατά|katá}} ‚in Bezug auf‘ und dem Adjektiv {{lang|grc|ὅλον|hólon}} ‚das Ganze‘.<ref name="GEMOLL">{{Literatur |Autor=[[Wilhelm Gemoll]] |Titel=Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch |Ort=München/Wien |Datum=1965 |ISBN=}}</ref><ref name="müller:orthodox:etymologie">{{Literatur |Autor=Theodor Nikolaou |Hrsg=Wolfgang W. Müller |Titel=Die Katholizität der Kirche: Eine Demonstration der Kircheneinheit aus orthodoxer Sicht |Sammelwerk=Katholizität – eine ökumenische Chance |Verlag=Theologischer Verlag Zürich |Datum=2006 |ISBN=978-3-290-20031-2 |Seiten=38}}</ref> Als Begriff für Mehreres, vielen Dingen Gemeinsames taucht es schon bei [[Aristoteles]] und [[Polybios]] auf als Gegensatz zu {{lang|grc|καθ’ ἕκαστον|kath’ ekaston}} für das Besondere, Einzelne.<ref name="müller:orthodox:etymologie" /><ref name="cathencyclopedia:catholic">{{Literatur |Autor=Herbert Thurston |Titel=Catholic |Sammelwerk=The Catholic Encyclopedia |Band=Vol. 3 |Verlag=Robert Appleton Company |Ort=New York |Datum=1908 |Online=[https://www.newadvent.org/cathen/03449a.htm Online bei New Advent] |Abruf=2015-07-27}}</ref> Später festigte sich die Bedeutung von ‚gänzlich, allgemein‘, die Wortbedeutung von „Katholizität“ reicht daher von ‚das Allgemeine, das Ganze Betreffende‘, auch im Sinne von ‚das Integere, Ganzheitliche‘ bis zur ‚Fülle‘<ref name="müller:orthodox:etymologie" /> als Gegensatz zu {{lang|grc|μερικός|merikos}} ‚teilweise‘ und {{lang|grc|ίδιος|idios}} ‚besonders, speziell‘.<ref name="cathencyclopedia:catholic" /> Die ersten christlichen Schriftsteller gebrauchten es noch eher in seiner Ursprungsbedeutung, beispielsweise die „katholische Auferstehung“ bei [[Justin der Märtyrer]], „die katholische Güte Gottes“ bei [[Tertullian]] oder die „vier katholischen Winde“ bei [[Irenäus von Lyon]]. In dieser Bedeutung stehen auch die [[Katholische Briefe|katholischen Briefe]], die nicht an bestimmte Ortskirchen, sondern die gesamte Kirche als Ganzes gerichtet sind.<ref name="cathencyclopedia:catholic" /> Aus dem Adjektiv entwickelte sich bald ein Nomen und Eigenname als Bezeichnung für die wahre Kirche in Abgrenzung zu häretischen Splittergruppen und ist seither in nahezu jeder Sprache gebräuchlich.<ref name="bythissign">{{Literatur |Autor=Ted Byfield |Titel=By This Sign. From the Decian Persecution to the Constantine era |Reihe=The Christians. Their First Two Thousand Years |BandReihe=Band 3: ''A.D. 250 to 350'' |Datum= |ISBN=978-0-9689873-2-2 |Kapitel=Kapitel 3 ''Catholic. The gradual evolution of the word.'' |Seiten=65ff. |Online=[http://www.christianhistoryproject.org/to-the-constantine-era/catholic/ Online im Christian History Project]}}</ref> |
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Als früheste Belegstelle für die Verwendung des Begriffs kann [[Ignatius von Antiochien]] (35 - 117) angeführt werden: „Denn da, wo Jesus Christus ist, ist auch die katholische Kirche“ (Smyrn. 8,2). |
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Das Substantiv „Katholizität“ ({{grcS|καθολικότης|katholikótes}} beziehungsweise {{laS|catholicitas}}) kommt erst spät in der Theologie auf, möglicherweise ist es erst in der Neuzeit entstanden.<ref name="müller:orthodox:etymologie" /> Im Französischen ist es Mitte des 16. Jahrhunderts als akademischer Begriff aufgekommen.<ref>{{Literatur |Hrsg=Alain Rey |Titel=[[Dictionnaire historique de la langue française]] |Verlag=Le Robert |Datum=1998 |Seiten=655}}</ref> |
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Im weitesten Sinne versteht man heute unter der katholischen Kirche die von [[Jesus Christus]] begründete Gemeinschaft aller Christen. Sie ist abstrakt gesehen die von Christus gewollte, eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche und als solche die eine Kirche Christi oder Mutterkirche aller Christen. Während im ersten Jahrtausend die Kirche noch relativ einig war, begann mit der [[Morgenländisches Schisma|ersten Kirchenspaltung]] im Jahre [[1054]] zugleich die theologische Kontroverse über die Frage, in welcher der jeweiligen Teilkirchen die katholische Kirche in diesem Sinne zu finden sei. Der Hintergrund ist, dass es nur eine einzige allgemeine Kirche geben kann. In der Folge der [[Reformation]] hat diese Frage an Komplexität gewonnen, so dass der Begriff von den verschiedenen christlichen Kirchen und Gemeinschaften unterschiedlich interpretiert wird. |
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Die ursprüngliche Bedeutung von „katholisch“ hat sich im [[Griechische Sprache|Griechischen]] bis heute erhalten, es bedeutet dort „universell“, sofern kein weiteres Adjektiv es einschränkt. |
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In einem engeren Sinne, vor allem seit der Reformation, versteht man im Deutschen unter katholische Kirche die [[Römisch-Katholische Kirche]], welche jedoch selbst in ihrem Selbstverständnis nicht mit der oben beschriebenen, einen Kirche Christi einfach identifiziert werden kann. |
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In dieser engeren Verwendung, die sich in der Folge der Reformation entwickelt hat, bezeichnet „katholische Kirche“ also eine bestimmte [[Konfession]]. In der [[Ökumene|ökumenischen Bewegung]] wird heute manchmal statt dem Wort ''katholisch'' das Wort ''sobornost'' verwendet, das die russische Übersetzung des griechischen Wortes katholikos ist, um die allgemeine Kirche zu bezeichnen, ohne die mit dem Wort katholisch verbundene Assoziation „römisch-katholische Kirche“. |
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=== Frühchristliche Quellen === |
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Wenn man von der ''Katholischen Kirche'' spricht, kann man meinen: |
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In den [[Bibel|biblischen Schriften]] taucht der Begriff nicht wörtlich auf, die dort beschriebene „allgemeine, die umfassende und einzigartige Herrschaft des Messias“ über alle Völker der Erde entspricht aber dem Wortsinne und steht im Gegensatz zur besonderen, exklusiven Herrschaft Gottes über das auserwählte [[Volk Israel]] im [[Judentum]].<ref name="müller:orthodox:etymologie" /> |
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Als früheste Belegstelle für die theologische Verwendung des Begriffs als Attribut der Kirche gilt der [[Brief des Ignatius an die Smyrnäer]], in dem er um das Jahr 110 die Christen in [[Izmir|Smyrna]] dazu auffordert, die Einheit mit dem Bischof zu wahren:<ref name="jrgs:193">{{Literatur |Autor=Joseph Ratzinger |Hrsg=Gerhard Ludwig Müller |Titel=Universalität und Katholizität |Sammelwerk=Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften |Band=Band 8: ''Kirche – Zeichen unter den Völkern.'' Schriften zur Ekklesiologie und Ökumene |Verlag=Herder |Datum=2010 |ISBN=978-3-451-30218-3 |Seiten=193 und 200f. |Kommentar=Ausschnitt zur ''Katholizität als Wesensmoment von Kirche'' |Online=[http://www.institut-papst-benedikt.de/nc/ergebnisausgabe/schriften/katholisch-katholizitaet/text/katholizitaet-als-wesensmoment-von-kirche.html institut-papst-benedikt.de]}}</ref><ref name="cathencyclopedia:catholic" /> |
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# die [[Römisch-Katholische Kirche]], siehe eigenen Artikel |
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{{Zitat |
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# in einem umgangssprachlichen Sinn („der Zölibat der Katholischen Kirche“) die [[Lateinische Kirche]], deren größte Teilkirche. Daneben gehören jedoch noch die mit Rom [[Unierte Kirchen (katholisch)|unierten Kirchen östlichen Ritus]] dazu, siehe eigenen Artikel |
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|Text=Wo immer der Bischof sich zeigt, da sei auch das Volk, so wie da, wo Jesus Christus ist, auch die katholische Kirche ist. |
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# im [[Apostolisches Glaubensbekenntnis|Apostolischen Glaubensbekenntnis]] katholischer Kirchen die Gesamtheit aller [[Christentum|Christen]] |
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|Autor=[[Ignatius von Antiochien]] |
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|Quelle=''[[Brief des Ignatius an die Smyrnäer]]'' 8,2 |
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|ref=<ref>{{Literatur |Autor=[[Ignatius von Antiochien]] |Titel=[[Brief des Ignatius an die Smyrnäer]] |Datum= |Kapitel=Kapitel 8,2 |Kommentar=um 110 |Online=[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel11-8.htm unifr.ch]}}</ref>}} |
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Die Bezeichnung „die katholische Kirche“ ({{lang|grc|ἡ καθολικὴ ἐκκλησία|he katholike ekklesia}}) für die universale Kirche als Gesamtheit der [[Ortskirche]]n (zu denen die Gemeinde in Smyrna gehört) scheint zu diesem Zeitpunkt Anfang des zweiten Jahrhunderts bereits etabliert; Ignatius verwendet sie ganz selbstverständlich und scheint sie als bekannt vorauszusetzen.<ref name="jrgs:193" /><ref name="srawley">{{Literatur |Autor=J.H. Srawley |Titel=The Epistles of St. Ignatius, Bishop of Antioch |Band=Band II |Datum= |Seiten=41–42}}</ref> |
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Sehr selten wird der Begriff ohne weitere Qualifizierung für folgende Gruppen benutzt: |
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Als die beiden wesentliche Elemente der Katholizität sind die Zugehörigkeit zu Christus und die Universalität erkennbar, die untrennbar verbunden sind: Nur Christus kann das Ganze zusammenhalten und einen.<ref name="jrgs:193" /> Er betrachtete die Vertreter des [[Doketismus]] nicht als Christen, weil sie nicht an die reale [[Menschwerdung Gottes]] glaubten.<ref>{{Literatur |Autor=[[Ignatius von Antiochien]] |Titel=[[Brief des Ignatius an die Smyrnäer]] |Datum= |Kapitel=Kapitel 2 |Kommentar=um 110 |Online=[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel11-2.htm unifr.ch]}}</ref> |
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Weitere frühchristliche Quellen aus der Folgezeit greifen den Begriff ebenso selbstverständlich auf. Spätestens ab dem 3. Jahrhundert hat sich die technische, ekklesiologische Bedeutung in der theologischen Literatur etabliert und im 4. Jahrhundert gegenüber der ursprünglichen Grundbedeutung durchgesetzt.<ref name="cathencyclopedia:catholic" /> Im ''[[Martyrium des Polykarp]]'' (um 156) wird sowohl die gesamte Kirche (''Universalkirche'') als auch jede einzelne Ortskirche als katholische und vollwertige [[Gemeinde Gottes|Kirche Gottes]] genannt, wie schon in den Apostelbriefen beschrieben {{Bibel|1 Kor|1,2}}. Diese doppelte Bedeutung wird auch bei den [[Kirchenväter]]n verwendet.<ref name="müller:orthodox:etymologie" /> In gleicher Bedeutung schreibt [[Justin der Märtyrer]] in seinem ''[[Dialog mit dem Juden Tryphon]]'' (zwischen 155 und 160 n. Chr.) von der „allgemeinen und sogenannten ewigen Auferstehung“.<ref>{{Literatur |Autor=Justin der Märtyrer |Titel=Dialog mit dem Juden Tryphon |Datum= |Kapitel=Kapitel 81,4 |Kommentar=zwischen 155 und 160 |Originaltitel=Dialogus cum Tryphone Judaeo |Originalsprache=la |Online=[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel100-80.htm unifr.ch]}}</ref> [[Clemens von Alexandria]] (150–215) bezeichnet das Aposteldekret {{B|Apg|15|22–29}} als „katholischen Brief“ aller Apostel, also den „gemeinsamen Brief aller Apostel“.<ref>[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel231.htm Stromateis, IV. Buch, XV. Kapitel, 97.3] in der [[Bibliothek der Kirchenväter]]<br />{{LThK|Knut Wenzel|Katholisch|3|5|1345}}</ref> Über die Kirche stellt er weiterhin fest: |
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# die [[Orthodoxe Kirchen|Orthodoxen Kirchen]], die sich selbst rechtgläubige (''orthodox'', ''pravoslav'') katholische Kirche nennen |
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{{Zitat |
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# die [[Alt-Katholische Kirche]] bzw. die Mitgliedskirchen der [[Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen]]; in Deutschland nennt diese Kirche sich „Katholisches Bistum der Alt-Katholiken“, ihr Bischof ist nach dem Recht einiger Länder auf Grund eines Staatsvertrages von 1873 ausdrücklich als „katholischer Bischof“ anerkannt. |
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|Text=Wir behaupten also, daß die alte und allgemeine Kirche ihrem Wesen, ihrem Begriff, ihrem Anfang und ihrer überragenden Bedeutung nach nur eine einzige ist. |
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# die [[Anglikanische Kirche]] |
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|Autor=[[Clemens von Alexandria]] |
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# Viele selbständige [[Nationalkirche]]n wie die [[Polnische Nationale Katholische Kirche]] in den USA oder die [[Philippine Independent Church|Unabhängige Kirche der Philippinen]], sofern sie nicht schon zur Utrechter Union gehören |
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|Quelle=''[[Stromateis]]''. VII. Buch, XVII. Kapitel, Vers 107.3 |
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# die [[Alt-Heilig-Katholische Kirche]] |
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|ref=<ref>[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel291-1.htm Stromateis, VII. Buch, XVII. Kapitel, 107.3] in der [[Bibliothek der Kirchenväter]]</ref>}} |
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# die [[Chinesische Katholisch Patriotische Vereinigung]] ([[Volksrepublik China]]) |
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# die [[Erneuerte Kirche]] (Kirche der Glorie) |
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# die [[Freikatholische Kirche]] |
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# die [[Neuchristen]] (Gemeinschaft um den Schwert-Bischof) |
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# die [[Palmarianisch-Katholische Kirche]] |
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# die [[Mariaviten]] |
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# die [[Liberale Katholische Kirche]] ([[Theosophie]]) |
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# [[Gallikanismus]] |
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# [[Deutschkatholizismus]] (deutschkatholische und christkatholische Gemeinden) |
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# die [[Katholisch-Reformierte-Kirche]] (in Österreich entstandene Gemeinschaft) |
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Die Entwicklung des Begriffs fasst [[Kyrill von Jerusalem]] im vierten Jahrhundert in seiner ''Katechese an die Täuflinge''<ref>{{Literatur |Autor=[[Kyrill von Jerusalem]] |Titel=XVIII. Katechese an die Täuflinge. Über die Worte: „und an eine heilige, katholische Kirche, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben“ |Datum= |Kapitel=Kapitel 23 |Originaltitel=Procatechesis et Catecheses ad illuminandos |Originalsprache=la |Online=[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2757-22.htm unifr.ch]}}</ref> zusammen: „[Die Kirche] wird also katholisch genannt, weil sie in der ganzen Ökumene vom (einen) Ende bis ans (andere) Ende der Erde ist und weil sie umfassend und lückenlos alle Dogmen lehrt, die zur Kenntnis der Menschen gelangen müssen.“ Er verweist dabei ausdrücklich auf eine innere, qualitative Bedeutung (Rechtgläubigkeit) und eine äußere, quantitative Bedeutung (Globalität).<ref name="müller:orthodox:etymologie:41">{{Literatur |Autor=Theodor Nikolaou |Hrsg=Wolfgang W. Müller |Titel=Die Katholizität der Kirche: Eine Demonstration der Kircheneinheit aus orthodoxer Sicht |Sammelwerk=Katholizität – eine ökumenische Chance |Verlag=Theologischer Verlag Zürich |Datum=2006 |ISBN=978-3-290-20031-2 |Seiten=41}}</ref> „Katholisch“ drückte damit sowohl den rechten Glauben im Gegensatz zur [[Häresie]] als auch die organisatorische Einheit im Gegensatz zum [[Schisma]] aus.<ref>{{Literatur |Autor=Joseph Barber Lightfoot |Titel=The Apostolic Fathers, Part II |Verlag=MacMillan and Co. |Ort=London |Datum= |Seiten=414f., 621f. (Band 1) und 310–312 (Band 2) |Kommentar=1885–89}}</ref> Diese erweiterte Bedeutung hatte sich ab der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts entwickelt und wurde damit begründet, dass sich die katholische Kirche auf die Verkündigung der ganze Wahrheit und Repräsentation der ganzen Kirche berufen kann, während Häresien durch die Überbewertung einzelner Wahrheiten entstehen und in erster Linie lokal auftreten.<ref name="srawley" /> Die Bezeichnung „katholische Kirche“ entwickelte sich damit zu einem Eigennamen für die wahre durch Jesus Christus gegründete Kirche in Abgrenzung gegenüber [[Sondergemeinschaft]]en.<ref name="cathencyclopedia:catholic" /> In diesem Sinne schrieb Bischof [[Pacian von Barcelona]] um 370 im ''Ersten Brief an Sempron'' ({{lang|la|''Epistula I ad Sempron''}}), in dem er den [[Novatianismus]] kritisierte: |
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Es gibt eine Reihe weiterer [[Christentum|christlicher]] Kirchen, deren Bezeichnung das Wort '''katholisch''' enthält. |
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{{Zitat |
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|Text=Christianus mihi nomen est, catholicus vero cognomen. |
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|Autor=[[Pacian von Barcelona]] |
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|Quelle=''Epistula I ad Sempron'' |
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|lang=la |
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|Übersetzung=Mein Name ist Christ, mein [[Cognomen]] (Beiname, Nachname) aber Katholisch. |
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|ref=<ref name="cathencyclopedia:catholic" />}} |
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Schon bei [[Cyprian von Karthago]] tritt neben die attributhafte Verwendung auch eine Wortbedeutung als [[Eigenname]], beispielsweise im Titel seines Hauptwerks {{lang|la|''[[de ecclesiae catholicae unitate]]''}} („Über die Einheit der katholischen Kirche“, 251) und vielen Phrasen wie {{lang|la|''catholica fides''}} („der katholische Glaube“, Ep. xxv; ed. Hartel, II, 538), {{lang|la|''catholica unitas''}} („die katholische Einheit“, Ep. xxv, p. 600) oder {{lang|la|''catholica regula''}} („die katholische Regel“, Ep. lxx, p. 767).<ref name="cathencyclopedia:catholic" /> Auch die substantivische Verwendung {{lang|la|''catholica''}} als Kurzform von {{lang|la|''ecclesia catholica''}} findet sich im [[Kanon Muratori]] (um 170) sowie bei Tertullian in ''[[de praescriptione haereticorum]]'' („Vom prinzipiellen Einspruch gegen die Häretiker“, XXX) und anderen christlichen Autoren, insbesondere in Nordafrika.<ref name="cathencyclopedia:catholic" /> |
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Darüberhinaus verstehen sich auch alle Kirchen, die die altkirchlichen [[Glaubensbekenntnis]]se anerkennen (z.B. [[Protestantismus|Protestantische Kirchen]]), als neben der römischen Kirche gleichwertige Teile der „einen heiligen katholischen Kirche“. Nach ihrem Selbstverständnis bilden die verschiedenen Kirchen – auch die römische – eine durch den Glauben an Jesus Christus von Gott gestiftete Einheit. Der Anspruch auf Allgemeingültigkeit spielt bei diesen allerdings keine so große Rolle. Auf die aus der Reformation hervorgegangen Kirchen wird der Begriff „katholisch“ jedoch seltener angewandt, um Verwechslungen mit der römisch-katholischen Kirche zu vermeiden. |
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Praktische Bedeutung erhielt das Konzept der universalen Katholizität erstmals in den Auseinandersetzungen mit den [[Donatisten]] Anfang des vierten Jahrhunderts. Anders als die meisten häretischen Gruppierungen vertraten sie keine christologischen Sonderlehren, sondern stießen mit ihrem Kirchenverständnis auf Widerstand. Sie beanspruchten, die wahre Kirche Jesu Christi zu vertreten, und legten bestimmte Wesensmerkmale der Kirche fest, welche sie nur bei sich selbst erfüllt sahen. Ihre Gegner stellten jedoch heraus, dass der Titel „katholisch“, unter dem die Kirche allgemein bekannt war, zuverlässigere Kriterien erfordere und nicht auf eine örtlich beschränkte Splittergruppe anwendbar sei. In dieser Auseinandersetzung entwickelten die Kirchenlehrer [[Optatus von Mileve]] und [[Augustinus von Hippo]] ihre Ekklesiologie und hoben dabei den universalen Charakter der Katholizität hervor, da die Kirche nach den Schriften des Alten und Neuen Testaments über die ganze Welt verbreitet sei.<ref name="cathencyclopedia:catholic" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Joseph Turmel]] |Titel=Histoire de la théologie positive |Band=I |Datum=1904 |Seiten=162–166}}</ref> |
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Der Katholizität im ursprünglichen Wortsinn kommt im ökumenischen Dialog eine besondere Bedeutung zu. |
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=== Glaubensbekenntnisse === |
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== Das Glaubensbekenntnis == |
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In vielen christlichen Gemeinden, auch in Alexandria, Karthago und Rom, kam es zu bitteren Streitigkeiten über die korrekte Glaubenslehre, teilweise gab es mehrere konkurrierende Bischöfe, die sich und ihre Lehre als rechtmäßig betrachteten. Streitpunkt waren im dritten Jahrhundert vor allem [[Christologie|christologische]] Fragen über die Natur Christi und die Dreifaltigkeit. Darauf hatten [[Modalismus]], [[Adoptionismus]], [[Markionismus]], [[Doketismus]], [[Subordinatianismus]] und [[Arianismus]] oder Synkretismen wie [[Gnostizismus]] und [[Manichäismus]] unterschiedliche Antworten.<ref name="bythissign" /> Für die Christen war diese Diversität an Glaubensüberzeugungen inkonsistent, der gemeinsame Glaube an Jesus Christus konnte schließlich nicht auf verschiedenen Wahrheiten beruhen. Die Theologen der ersten Jahrhunderte suchten daher nach der universalen Kernbedeutung, was den christlichen Glauben wirklich ausmacht. Während manche dieser Lehren eher unbedeutend blieben, erfuhren andere eine größere Verbreitung, blieben aber lokal beschränkt, waren meist kurzlebig, veränderten sich oder zerfielen in noch kleinere Untergruppen. Es zeigte sich aber eine deutliche Konsistenz der Glaubenslehre unter nahezu allen Bischöfen und der großen Mehrheit der Christen, die der heidnische Autor und Kritiker des Christentums [[Kelsos]] schon Ende des zweiten Jahrhunderts als „die Große Kirche“ beschrieb.<ref name="bythissign" /> Diese wurde fortan zunehmend mit dem Attribut „katholisch“ versehen. Zwar konnte damit schon unterschieden werden, was nicht dem katholischen christlichen Glauben entsprach, dennoch war damit dessen genauer Inhalt noch immer nicht verbindlich definiert. |
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Neben anderen Schriftzeugnissen kommt den ersten ökumenischen Konzilien eine besondere Bedeutung zu. Das [[Nicäno-Konstantinopolitanum]] hat in seinem Glaubensbekenntnis, welches seither die grundlegende Glaubensformel fast aller Christen ist, die wesentlichen Merkmale der von Jesus Christus errichteten Kirche ausgesprochen: |
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Die Bischöfe der [[Alte Kirche|Alten Kirche]] kamen auf ersten beiden [[Ökumenisches Konzil|ökumenischen Konzilien]] zusammen, um die christologischen Differenzen zwischen [[Trinitarismus]] und [[Arianismus]] zu beenden. Im [[Erstes Konzil von Nicäa|ersten Konzil von Nicäa]] (325) legten sie das [[Bekenntnis von Nicäa]] fest, das den Arianismus ablehnte und auch eine Referenz auf die „katholische Kirche“ als Garant des Glaubens enthält. Im nachfolgenden [[Erstes Konzil von Konstantinopel|ersten Konzil von Konstantinopel]] (381) wurde das Glaubensbekenntnis als [[Nicäno-Konstantinopolitanum]] erweitert, welches seither die grundlegende Glaubensformel fast aller Christen ist, und die wesentlichen Merkmale der von Jesus Christus errichteten Kirche ausgesprochen: |
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'''„Credo in unam, sanctam, catholicam et Apostolicam Ecclesiam“'''<br> |
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„Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“<br> |
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oder vollständig eingedeutscht übersetzt:<br> |
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„Ich glaube an eine, heilige, allgemeine und von Gottgesandten herrührende Gemeinde“ |
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{{Zitat |
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In manchen evangelischen Gottesdiensten (z.B. in der [[Evangelische Kirche in Deutschland|EKD]]) wird der Begriff "katholisch" im Glaubensbekenntnis in die Landessprache übersetzt, etwa: |
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|Text=Wir glauben an (…) die eine, heilige, ''katholische'' und apostolische Kirche[.] |
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|Quelle=[[Erstes Konzil von Konstantinopel]], 381 |
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|ref=<ref>Im griechischen Text des [[Nicäno-Konstantinopolitanum|Nicäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses]] steht der Plural {{lang|grc|πιστεύομεν|pisteúomen}} „wir glauben“, in der lateinischen Fassung aber der Singular ''credo'' „ich glaube“ (''[[Enchiridion Symbolorum]]'' Nr. 150). Im christlichen Gottesdienst kommt in der Regel die Plural-Fassung zur Geltung, wenn das Nicäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis gesprochen wird: „Wir glauben an den einen Gott …“ ([[Gotteslob]] Nr. 356 (katholisch), [[Evangelisches Gottesdienstbuch]], 2. Aufl. 2001, S. 105). Verbreiteter ist im deutschen Sprachraum das sogenannte [[Apostolisches Glaubensbekenntnis|Apostolische Glaubensbekenntnis]] in der „Ich“-Form. (''Enchiridion Symbolorum'' Nr. 10–30, [[Gotteslob]] Nr. 2, 5)</ref>}} |
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Sprachlich möglich ist auch eine Übersetzung des griechischen Wortes, im Deutschen „allgemein“ statt „katholisch“. Im deutschen Sprachraum machen davon ausschließlich reformierte Kirchen Gebrauch. In den evangelischen Kirchen in Deutschland (z. B. in der [[Evangelische Kirche in Deutschland|EKD]]) wird der Begriff „katholisch“ im Glaubensbekenntnis mit „christlich“ oder „allgemein“ wiedergegeben. |
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„Ich glaube an die eine, heilige, ''christliche'' und apostolische Kirche“, bisweilen auch:<br> |
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„Ich glaube an die eine, heilige, ''allgemeine'' und apostolische Kirche“. |
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In seiner ''Katechese an die Täuflinge'' führt [[Kyrill von Jerusalem]] über das Glaubensbekenntnis und die Abgrenzung von häretischen Lehren aus: |
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{{Zitat |
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|Text=Das Wort {{lang|grc|ἐκκλησία|ekklēsia}} wird in verschiedenem Sinne gebraucht. So heißt es z. B. von der im Theater zu Ephesus versammelten Menge: ‚Nachdem er dies gesagt hatte, entließ er die {{lang|grc|ἐκκλησία|ekklēsia}}.‘<ref>{{Bibel|Apg|19, 40}}</ref> Mit Grund könnte also jemand behaupten: Die Versammlung der ruchlosen Häretiker, der [[Marcioniten]] und [[Manichäer]] usw. sind tatsächlich auch eine Kirche. Deshalb versichert dir nun das Glaubensbekenntnis: ‚und an eine heilige, katholische Kirche‘. Die häßlichen Versammlungen der Häretiker sollst du nämlich meiden, der heiligen, katholischen Kirche aber, in der du wiedergeboren wurdest, stets treu anhangen! Kommst du in eine Stadt, dann frage nicht einfach: ‚Wo ist das Haus des Herrn?‘ Denn die gottlosen Häretiker erkühnen sich, auch ihre Spelunken Haus des Herrn zu nennen. Auch frage nicht einfach: ‚Wo ist die Kirche?‘, sondern: ‚Wo ist die katholische Kirche?‘ Denn dies ist der spezielle Name für unsere heilige Kirche, für unser aller Mutter, die da ist die Braut unseres Herrn Jesus Christus, des eingeborenen Sohnes Gottes. |
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|Autor=[[Kyrill von Jerusalem]] |
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|Quelle=''XVIII. Katechese an die Täuflinge'', Kapitel 26 |
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|ref=<ref>{{Literatur |Autor=[[Kyrill von Jerusalem]] |Titel=XVIII. Katechese an die Täuflinge. Über die Worte: „und an eine heilige, katholische Kirche, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben“ |Datum= |Kapitel=Kapitel 26 |Originaltitel=Procatechesis et Catecheses ad illuminandos |Originalsprache=la |Online=[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2757-25.htm Bibliothek der Kirchenväter]}}</ref>}} |
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Während die meisten christlichen römischen Kaiser mit dem [[Arianismus]] sympathisiert hatten, erklärte [[Theodosius I.]] 380 im [[Dreikaiseredikt]] das nicäanische Glaubensbekenntnis als maßgeblich und „nur diejenigen, die diesem Gesetz folgen, sollen […] katholische Christen heißen dürfen“. Alle anderen sollten als Häretiker gelten. |
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Wenig später hebt auch [[Augustinus von Hippo]] in seiner Schrift ''[[Gegen den Brief des Manichäus]]'' die „katholische Kirche“ als Gegensatz zu häretischen Gruppen hervor: „Und schließlich [sorgt dafür] schon allein der Name ‚katholisch‘, den die Kirche nicht ohne Grund trotz so vieler Häresien bewahrt hat; so dass, obwohl alle Häretiker wünschen Katholiken genannt zu werden, wenn ein Fremder fragt, wo die katholische Kirche zusammenkommt, wird kein Häretiker es wagen, auf seine eigene Kapelle oder Haus zu zeigen.“<ref>{{Literatur |Autor=[[Augustinus von Hippo]] |Titel=Gegen den Brief des Manichäus |Datum= |Kapitel=Kapitel 4: ''Beweise des katholischen Glaubens'' |Originaltitel=Contra epistulam Manichaei quam vocant fundamenti |Originalsprache=la}}</ref> |
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Sein Zeitgenosse [[Vinzenz von Lérins]] schrieb 434 in seinem Werk ''[[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]]'': |
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{{Zitat |
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|Text=Darüber hinaus müssen wir in der katholischen Kirche selbst alle mögliche Sorgfalt anwenden, dass wir uns an den Glauben halten, der überall, immer, von allen geglaubt wurde. |
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|Autor=[[Vinzenz von Lérins]] |
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|Quelle=[[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]], Abschnitt 6, Kapitel II}} |
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=== Konfessionelle Bedeutung === |
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Während sich alle christlichen [[Konfession]]en auf die Katholizität berufen, tragen einige die Bezeichnung „katholisch“ im Namen. Auf die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen wird der Begriff ''katholisch'' jedoch seltener angewandt, um Verwechslungen mit der römisch-katholischen Kirche zu vermeiden. |
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Die im konfessionellen Sinne gebrauchte Bezeichnung „katholische Kirche“ oder „römisch-katholische Kirche“ entstand erst im Gefolge der Reformation zur einfacheren Unterscheidung der gespaltenen christlichen Bekenntnisse und meint die Kirche, die den Primat des [[Papst]]es als Oberhaupt und Stellvertreter Christi anerkennt. In der Regel bezeichnet sich die Kirche selbst nur als „die Kirche“ oder „die katholische Kirche“, im [[Ökumenische Bewegung|ökumenischen]] Dialog wird wohl aus Vereinfachungsgründen bisweilen auch die Bezeichnung „römisch-katholisch“ verwendet. |
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{{Siehe auch|Römisch-katholische Kirche#Bezeichnung|titel1=römisch-katholische Kirche: Zur Bezeichnung}} |
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Auch eine Reihe weiterer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften, die in der Tradition der Westkirche stehen, aber von dieser getrennt sind, tragen als Referenz auf ihre Katholizität „katholisch“ im Namen. |
|||
* [[Altkatholische Kirche]]n |
|||
* [[Freikatholische Kirche]] |
|||
* [[Katholisch-apostolische Gemeinden]] |
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* [[Katholische Kirche der Mariaviten]] |
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* [[Palmarianisch-Katholische Kirche]] |
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{{Siehe auch|Liste christlicher Konfessionen}} |
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=== Ökumenische Verwendung === |
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In der [[Ökumenische Bewegung|ökumenischen Bewegung]] wird heute manchmal auch {{lang|ru|''sobornost''}} verwendet, die russische Übersetzung des griechischen ''katholikos'', um die allgemeine Kirche zu bezeichnen, ohne die mit dem Wort katholisch verbundene Assoziation auf die römisch-katholische Kirche zu beschränken. |
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== Universalkirche == |
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Die verschiedenen [[Kirche (Organisation)|Kirchen]], die die altkirchlichen [[Glaubensbekenntnis]]se anerkennen, verstehen sich als eine durch den Glauben an Jesus Christus von Gott gestiftete Einheit, die katholische ''Universalkirche'' als mystischer [[Leib Christi]]. Zu deren Wesens- und Erkennungsmerkmalen ([[Notae ecclesiae]]) gehören neben der Katholizität die Einheit, [[Heiligkeit]] und [[Apostolizität]], wie es im [[Nicäno-Konstantinopolitanum]] festgelegt wurde: „Wir glauben an (…) die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“. |
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Selbst die [[Protestantismus|evangelischen Kirchen]] sehen sich als Teile der „einen heiligen allgemeinen bzw. christlichen (= katholischen) Kirche“ und können daher auch als ''katholisch'' bezeichnet werden,<ref>''Rheinischer Präses: „Wir sind evangelisch-katholisch“. Die evangelische Kirche hat nicht nur eine 500-jährige Geschichte.'' idea-Pressedienst vom 23. Oktober 2007.</ref> was jedoch im konfessionellen Sinne zu Missverständnissen führen kann. |
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Der Katholizität kommt im ökumenischen Dialog eine besondere Bedeutung zu. |
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== Wesensmerkmale der Katholizität == |
== Wesensmerkmale der Katholizität == |
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Die Katholizität |
Die Katholizität gehört zu den Wesensmerkmalen der christlichen Kirche, die den irdischen [[Leib Christi]] darstellt. |
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{{Zitat |
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* wegen der Allgemeinheit der Lehre, die in ihr verkündet wird ([[Kyrill von Jerusalem]], Catecheses) |
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|Text=Diese Katholizität ist der Kirche als Gabe vom Herrn her gegeben und bildet eines der Kennzeichen, an denen wir sie erkennen können. Aber sie bleibt doch immer Aufgabe, auf die hin wir uns ausstrecken, und so Auftrag, den wir nie ganz einholen. |
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* wegen der Allgemeinheit aller Tugenden, die in ihr geübt werden ([[Franciscus Suárez]]) |
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|Autor=[[Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]] |
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* wegen der Dauer von Adam bis zum Ende der Welt ([[Augustinus]]) |
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|Quelle=Universalität und Katholizität |
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* wegen ihrer Veranlagung, das Leben aller Menschen in allen Lebenslagen und zu allen Zeiten zu heiligen, |
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|ref=<ref name="jrgs:193" />}} |
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* wegen ihrer zeitlichen Ausdehnung über die ganze Welt und der Menge ihrer Glieder aus allen Völkern. |
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Die Allgemeinheit drückt sich in der Kirche in mehreren Punkten aus: |
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Eine häufig verwendete Definition stammt von [[Vinzenz von Lérins]], die oft zitiert wird: ''Darüber hinaus müssen wir in der katholischen Kirche selbst alle mögliche Sorgfalt anwenden, dass wir uns an den Glauben halten, der überall, immer, von allen geglaubt wurde.'' |
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* Allgemeinheit der Lehre, die in ihr verkündet wird ([[Kyrill von Jerusalem]], ''Catecheses'') |
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* Allgemeinheit aller Tugenden, die in ihr geübt werden ([[Francisco Suárez]]) |
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* Dauer von Adam bis zum Ende der Welt ([[Augustinus]]) |
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* Veranlagung, das Leben aller Menschen in allen Lebenslagen und zu allen Zeiten zu heiligen |
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* die Ausdehnung über die ganze Welt |
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* die Menge ihrer Glieder aus allen Völkern |
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Die Bedeutung des Begriffs war während der gesamten Theologiegeschichte Gegenstand der Diskussion. Er bekam eine besondere Bedeutung durch die Kirchenspaltungen des 2. |
Die Bedeutung des Begriffs war während der gesamten Theologiegeschichte Gegenstand der Diskussion. Er bekam eine besondere Bedeutung durch die Kirchenspaltungen des 2. Jahrtausends, als sich die getrennten Kirchen ihrer tatsächlichen Partikularität bewusst wurden. Deshalb bereitet die Verwendung des Begriffs im allgemeinen Sprachgebrauch Schwierigkeiten. |
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=== Quantitative Katholizität === |
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Die Katholische Lehre, die sich als Maßstab unter den christlichen Lehren versteht und z. B. der gemeinsamen [[Eucharistie]] mit anderen Kirchen entgegen steht, wird als '''Orthodoxie''' bezeichnet. |
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Die quantitative Komponente der Katholizität beschreibt das äußere Wirken: Der Auftrag der Kirche richtet sich an alle Menschen, unabhängig von Zeit und Ort oder persönlichen Eigenschaften und gilt damit allumfassend.<ref name="müller:orthodox:etymologie:kap2">{{Literatur |Autor=Theodor Nikolaou |Hrsg=Wolfgang W. Müller |Titel=Die Katholizität der Kirche: Eine Demonstration der Kircheneinheit aus orthodoxer Sicht |Sammelwerk=Katholizität – eine ökumenische Chance |Verlag=Theologischer Verlag Zürich |Datum=2006 |ISBN=978-3-290-20031-2 |Kapitel=Kapitel 2: ''Die quantitative Katholizität'' |Seiten=42ff.}}</ref> Der griechische Name {{lang|grc|ἐκκλησία|ekklēsía}} („die Herausgerufene“) bezieht sich darauf, dass „durch sie alle Menschen berufen und vereint werden“,<ref>{{Literatur |Autor=[[Kyrill von Jerusalem]] |Titel=XVIII. Katechese an die Täuflinge. Über die Worte: „und an eine heilige, katholische Kirche, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben“ |Datum= |Kapitel=Kapitel 24 |Originaltitel=Procatechesis et Catecheses ad illuminandos |Originalsprache=la |Online=[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2757-23.htm Online in der Bibliothek der Kirchenväter]}}</ref> entsprechend dem [[Missionsbefehl]] Jesu: {{"|Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.|{{B|Mt|28|19f|EU}}}} |
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Durch die zeitliche Indifferenz umschließt die Kirche also auch Menschen, die vor Christus gelebt haben, sofern sie nach dem Gesetz und der Vernunft gelebt und bei Gott „Gefallen gefunden haben“.<ref name="müller:orthodox:etymologie:kap2" /> Diese Argumentation kann gleichfalls auch für Menschen nach Christus, die die christliche Botschaft nicht empfangen haben, angewandt werden.<ref name="müller:orthodox:etymologie:kap2" /> |
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=== Kennzeichen der Katholizität === |
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Die Katholizität wird im allgemeinen mit den folgenden theologischen Merkmalen gekennzeichnet: |
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Kennzeichen der Katholizität sind nach dem Verständnis der [[Vorreformatorische Kirchen|vorreformatorischen Kirchen]] (mit gewissen Einschränkungen inklusive der Kirchen der anglikanischen Tradition): |
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* [[Apostolische Sukzession]] |
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* [[apostolische Sukzession]] |
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* Betonung der [[Sakramente]] |
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* Betonung der [[Sakrament]]e |
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* Wertschätzung der [[Heilige]]n (darunter auch [[Maria (Mutter Jesu)|Mariä]]) |
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* Anerkennung der kirchlichen |
* Anerkennung der kirchlichen Überlieferung ([[Tradition]]) neben der [[Bibel|Heiligen Schrift]] als [[Offenbarung]]squelle (beispielsweise die [[Apostolische Väter|apostolischen Väter]]) |
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* Anerkenntnis der Ergebnisse der allgemein anerkannten [[Ökumenische Konzile| |
* Anerkenntnis der Ergebnisse der allgemein anerkannten [[Ökumenische Konzile|ökumenischen Konzile]]: |
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:# [[Erstes Konzil von Nicäa]] |
:# [[Erstes Konzil von Nicäa]] |
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:# [[Erstes Konzil von Konstantinopel]] |
:# [[Erstes Konzil von Konstantinopel]] |
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:# [[Zweites Konzil von Nicäa]] |
:# [[Zweites Konzil von Nicäa]] |
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Die einzelnen sich als katholisch in diesem Sinne verstehenden Kirchen unterscheiden sich in einigen Punkten in ihrem Selbstverständnis |
Die einzelnen sich als katholisch in diesem Sinne verstehenden Kirchen unterscheiden sich in einigen Punkten in ihrem Selbstverständnis. |
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== Verständnis einzelner Kirchen == |
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== Auffassung der [[Reformation]] == |
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Während das Christentum in der [[Alte Kirche|Alten Kirche]] noch relativ geeinigt war, begann mit der Entfremdung von West- und Ostkirche ([[Morgenländisches Schisma]]) zugleich die theologische Kontroverse über die Frage, in welcher der jeweiligen Teilkirchen die „katholische Kirche“ in diesem Sinne zu finden sei, wo es ja nur eine einzige allgemeine Kirche geben kann. In der Folge der [[Reformation]] hat diese Frage an Komplexität gewonnen und die Katholizität wird von den verschiedenen christlichen Kirchen und Gemeinschaften unterschiedlich interpretiert. |
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=== Römisch-katholische Kirche === |
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Die Katholizität wird im allgemeinen mit den folgenden theologischen Merkmalen gekennzeichnet: |
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Nach ihrem Selbstverständnis kann die römisch-katholische Kirche nicht mit der einen Kirche Christi identifiziert werden und erfüllt nicht als einzige die Katholizität, aber in ihr ist sie am adäquatesten verwirklicht.<ref name="hell">{{Internetquelle |autor=Silvia Hell |url=https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/570.html |titel=Katholizität” der Kirche. Dimension der Weltweite oder enger Konfessionalismus? Befreiende Perspektiven im Umgang mit dem anderen |datum=2005-05-10 |zugriff=2015-07-19}}</ref> Laut der Dogmatischen Konstitution über die Kirche ''[[Lumen gentium]]'' des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanums]] ist die universale Kirche „verwirklicht in ({{lang|la|''subsistit in''}}) der [römisch-]katholischen Kirche“.<ref>''Lumen gentium'' 8</ref> In der Enzyklika ''[[Ut unum sint]]'' sagt Papst [[Johannes Paul II.]], dass in anderen Gemeinschaften nicht die ganze Fülle der Elemente der Heilung und Wahrheit zu finden ist, sondern nur in der römisch-katholischen Kirche.<ref name="hell" /> Gleichwohl verweist er darauf, dass auch in anderen Gemeinschaften „gewisse Aspekte des christlichen Geheimnisses bisweilen sogar wirkungsvoller zutage treten“ können.<ref>[[Johannes Paul II.]]: ''[[Ut unum sint]]. Über den Einsatz für die Ökumene.'' Nr. 14 in: ''Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 121'' 25. Mai 1995.</ref><ref>Vgl. auch [[Lothar Bossle]]: ''Die Erhaltung des Katholizitätsprinzips als Sauerteig im 21. Jahrhundert. Helmut Serrand zum 65. Geburtstag.'' In ''Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung.'' Band 36/37, 2017/2018, S. 253–263 (postum).</ref> |
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* Anerkennung der [[Bibel|Hl. Schrift]] als [[Offenbarung]]squelle |
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* Anerkenntnis der Ergebnisse der allgemein anerkannten [[Ökumenische Konzile|Ökumenischen Konzile]] (s.o.) |
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=== Evangelische Kirchen === |
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Durch die Reformation wurde der Kirchenbegriff konfessionalisiert, so dass Unterschiede in der kirchlichen Lehre keinen Einfluss auf die Katholizität haben. Die katholische Kirche im Sinn der einen Kirche Christi setzt sich aus verschiedenen Bekenntnissen zusammen. Vgl. auch [[Unterschiede katholische und evangelische Kirche (Deutschland)]]. |
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==== Lutherische Kirchen ==== |
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Die lutherische Reformation verstand sich als innerkatholische Reformbewegung. Dieser Sachverhalt findet seine Begründung und Entfaltung zunächst im 7. und 8. Artikel des [[Augsburger Bekenntnis]]ses aus dem Jahr 1530. Dort wird festgehalten, dass „allezeit müsse eine heilige christliche Kirche sein und bleiben.“ Der lateinische Text als der dogmatisch verbindliche bekennt und definiert die Kirche als {{lang|la|''una sancta ecclesia''}}. |
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Kennzeichen der einen heiligen katholischen und apostolischen Kirche sind demnach die reine Lehre ({{lang|la|''pure docetur''}}) und die einsetzungsgemäße Spendung der Sakramente ({{lang|la|''recte administrantur sacramenta''}}). Menschliche Traditionen, Riten oder Zeremonien sind zur wahren Einheit der Kirche nicht notwendig. |
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== Von Rom unabhängige, nach eigenem Selbstverständnis katholische Kirchen == |
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Dogmatisch wird von der {{lang|la|''una sancta catholica et apostolica''}} auch als Kirche im weiteren Sinn ({{lang|la|''large dicta''}}) gesprochen, die ihre sichtbar verfasste Gestalt in der reinen Lehre und der einsetzungsgemäßen Spendung der Sakramente erfährt und hierdurch erkennbar wird. Dennoch bleibt sie die eine katholische Kirche. Die eine heilige katholische und apostolische Kirche ist für die lutherische Kirche ein Glaubensartikel, wie sie es auch in den drei altkirchlichen Symbolen und den Bekenntnisschriften bekennt. |
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=== Mitglieder von [[Weltkirchenrat]] und Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland === |
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*[[Alt-Katholische Kirche]] |
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*[[Anglikanische Kirche]] |
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*Mitgliedskirchen der [[Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen]] |
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*[[Orthodoxe Kirchen]] |
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*Viele selbständige [[Nationalkirche]]n wie die [[Polnische Nationale Katholische Kirche]] in den USA oder die [[Philippine Independent Church|Unabhängige Kirche der Philippinen]], sofern sie nicht schon zur Utrechter Union gehören |
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Die reine Lehre und das Verständnis der einsetzungsgemäßen Verwaltung der Sakramente wird in den lutherischen Kirchen in den [[Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche]] dargelegt, weil die dort verfasste Lehre mit der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments übereinstimme. Lehren und Lehrer, so die [[Konkordienformel]] in ihrem 1. Artikel, die der Heiligen Schrift widersprechen, stehen außerhalb der katholischen Kirche. Die im [[Konkordienbuch]] zusammengestellten Bekenntnisschriften verstehen sich selbst als katholisch in dem Sinne, dass die dort gemachten verbindlichen Aussagen von der Einen heiligen katholischen und apostolischen Kirche zu allen Zeiten und allen Orten geglaubt und bekannt werde. Die lutherischen Bekenntnisschriften sehen sich demnach nicht als konfessionsspezifische Lehre, sondern als rechte Lehre im Sinne der Katholizität. |
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=== Kirchen außerhalb des [[Weltkirchenrat]]s === |
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*[[Alt-Heilig-Katholische Kirche]] |
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*[[Chinesische Katholisch Patriotische Vereinigung]] ([[Volksrepublik China]]) |
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*[[Erneuerte Kirche]] (Kirche der Glorie) |
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*[[Neuchristen]] (Gemeinschaft um den ''Schwert-Bischof Nikolaus Schneider'']) |
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*[[Palmarianisch-Katholische Kirche]] |
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*[[Mariaviten]] |
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*[[Katholisch-Reformierte-Kirche]] (in Österreich entstandene Gemeinschaft) |
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Deutlich wird die Katholizität der lutherischen Kirchen auch in ihrem Weiheverständnis, wie es z. B. in der [[SELK|Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche]] zu finden ist: |
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=== Kirchen in anderer Tradition, die sich ebenfalls katholisch nennen === |
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*[[Liberale Katholische Kirche]] ([[Theosophie]]) |
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{{Zitat |
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=== Kirchen und Bewegungen der Vergangenheit === |
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|Text=Nach dem von dir abgelegten Ordinationsgelübde überantworte ich als berufener und verordneter Diener unseres Herrn Jesus Christus dir hiermit das heilige Amt des Wortes und der Sakramente und weihe dich zu einem Diener der ‚Einen, heiligen, christlichen Kirche‘, im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. |
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* [[Gallikanismus]] |
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|ref=<ref>Aus: ''Agende der Evangelisch-Lutherischen Kirche Altpreußens.'' 1935</ref>}} |
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* [[Deutsch-Katholische Bewegung]] |
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In dieser lutherischen Weiheformel wird der Begriff „katholisch“ mit „christlich“ wiedergegeben. |
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''(Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)'' |
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==== Reformierte Kirchen ==== |
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Die [[Reformierte Kirchen|reformierte]] Theologie der Reformationszeit stimmt in diesen Punkten im Wesentlichen mit der lutherischen Theologie überein. Auch [[Johannes Calvin]] definierte in seiner Antwort an Kardinal [[Jacopo Sadoleto|Sadolet]] die Kirche als „die Gemeinschaft aller Heiligen, welche, über den ganzen Erdkreis und durch alle Zeiten zerstreut, doch durch die eine Lehre Christi und den einen Geist verbunden ist und an der Einheit des Glaubens und brüderlicher Eintracht festhält und sie pflegt“.<ref>''Calvin-Studienausgabe.'' Band 1: ''Reformatorische Anfänge (1533–1541).'' Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1994, S. 369; vgl. hierzu auch [[Eva-Maria Faber]]: [http://www.calvin09.org/media/pdf/theo/080326_Faber_EinheitKirche.pdf ''Calvin und die Einheit der Kirche''], abgerufen am 30. Juli 2015.</ref> Weil Einheit und Katholizität an die Übereinstimmung mit der Lehre Christi gebunden sind, ergibt sich gerade hieraus der stärkste Impuls zur Reformation. Im Genfer Katechismus von 1545 erklärte er das Attribut „katholisch“ so: |
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{{Zitat |
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|Text=So wie es nur ein Haupt der Gläubigen gibt, so müssen sie alle in einen Leib zusammenwachsen, damit es eine Kirche sei, die über den ganzen Erdkreis ausgebreitet ist und nicht viele. |
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|ref=<ref>''Calvin-Studienausgabe.'' Band 2: ''Gestalt und Ordnung der Kirche.'' Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1997, S. 45</ref>}} |
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Auch die ''[[Confessio Helvetica posterior]]'' handelt in ihrem 17. Kapitel von der „catholica et sancta Dei Ecclesia“ und stellt fest: „Deshalb nennen wir sie die katholische christliche Kirche, weil sie allumfassend ist, sich über alle Teile der Welt und über alle Zeiten erstreckt und weder durch Ort noch Zeit eingeschränkt ist.“ |
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==== Neuere evangelische Ekklesiologie ==== |
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Die von den in der [[Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa]] zusammengeschlossenen lutherischen, reformierten, methodistischen und unierten Kirchen 1994 verabschiedete Studie ''Die Kirche Jesu Christi'' nahm die reformatorischen Grundentscheidungen auf und unterstrich: |
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{{Zitat |
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|Text=Die Kirche ist ''katholisch (allumfassend)'' kraft ihres Ursprungs. Weil die Kirche ihren Ursprung im Wort Gottes als dem Heil der ganzen Welt hat, ist sie nicht durch natürliche menschliche Gemeinschaften begrenzt, sondern als von Gott geschaffene Gemeinschaft allumfassend (katholisch). Das Leben der Kirche ist Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott. Christen und Kirchen stehen damit vor der Aufgabe, diese Gabe Gottes in der Gestaltung ihres Lebens erfahrbar zu machen in der Überschreitung nationaler, rassischer, sozialer, kultureller und mit der Geschlechtszugehörigkeit gegebener Grenzen. In ihrer Katholizität ist die Kirche die Verheißung einer alle Menschen umfassenden Gemeinschaft. |
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|ref=<ref>[[Michael Bünker]], [[Martin Friedrich]] (Hrsg.): ''Die Kirche Jesu Christi/The Church of Jesus Christ'' (= Leuenberger Texte 1). 4. Auflage. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 2012, S. 37 f.</ref>}} |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* [[Hans Urs von Balthasar]]: ''Katholisch: Aspekte des Mysteriums''. Johannes-Verlage, Freiburg (Breisgau) 1993, ISBN 3-89411-072-4. |
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* Berkhof |
* [[Hendrikus Berkhof]]: ''Die Katholizität der Kirche.'' EVZ, Zürich 1964. |
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* Hochkirchliche Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses: ''Um die eine Kirche: evangelische Katholizität'' |
* [[Hochkirchliche Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses]]: ''Um die eine Kirche: evangelische Katholizität.'' Festschrift für [[Hans-Joachim Mund]] zum 70. Geburtstag. Werk-Verlag [[Edmund Banaschewski]], München-Gräfelfing 1984, ISBN 3-8040-0337-0. |
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* J. N. D. Kelly u. a.: ''Katholizität und Apostolizität: Theologische Studien einer Gemeinsamen Arbeitsgruppe zwischen der Römisch-Katholischen Kirche und dem Ökumenischen Rat der Kirchen.'' In: ''Kerygma und Dogma.'' Beiheft 2. Verlag Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1971, ISBN 3-525-56133-4. |
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* Gert Kelter: ''Das Luthertum als inner-(römisch)-katholische Reformbewegung. Ein ökumenischer Weg?'' In: ''Lutherische Beträge.'' Band 4. 2007/2008. |
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* Steinacker, Peter: ''Die Kennzeichen der Kirche: eine Studie zu ihrer Einheit, Heiligkeit, Katholizität und Apostolizität''; Berlin - New York: de Gruyter, 1982; ISBN 3-11-008493-7 |
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* [[Gerhard Kardinal Müller]]: ''Was ist katholisch?'' Herder, Freiburg im Breisgau 2021, ISBN 978-3-451-39074-6. |
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* [[Peter Steinacker]]: ''Die Kennzeichen der Kirche: eine Studie zu ihrer Einheit, Heiligkeit, Katholizität und Apostolizität.'' Verlag de Gruyter, Berlin / New York 1982, ISBN 3-11-008493-7. |
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== Weblinks == |
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* [http://www.theologie-systematisch.de/ekklesiologie/8wesen.htm Literaturliste ''Die Wesenseigenschaften der Kirche''] |
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* [https://www.katholisch.de/de/katholisch/video/video_details.php?id=1262 Video Begriffserklärung auf katholisch.de] |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4163477-9}} |
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[[Kategorie:Katholische Kirche|!]] |
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{{SORTIERUNG:Katholizitat}} |
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[[cs:Katolická církev]] |
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[[Kategorie:Kirchenwesen]] |
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[[en:catholic]] |
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[[Kategorie:Ekklesiologie]] |
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[[et:Katoliku kirik]] |
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[[it:Chiesa cattolica]] |
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[[lb:Kathoulesch Kierch]] |
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[[nrm:Égllise catholique]] |
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[[pl:Kościół katolicki]] |
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[[ro:Biserica Catolică]] |
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[[sk:Katolícka cirkev]] |
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[[sv:Katolsk]] |
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[[tl:Katoliko]] |
Aktuelle Version vom 7. April 2025, 10:46 Uhr
Katholizität (von altgriechisch καθολικός katholikós ‚das Ganze betreffend‘, ‚allgemein‘) steht in der christlichen Ekklesiologie für die Einhaltung der katholischen Lehre in der Universalität und Einheit der Kirche unter ihrem Haupt Jesus Christus. Im Nicäno-Konstantinopolitanum genannt, gehört sie als Wesens- und Erkennungsmerkmal der Kirche zum gemeinsamen Glaubensbekenntnis aller Christen: In der Kirche wird die ganze Fülle des christlichen Glaubens vollständig und allumfassend an alle Menschen verkündet, ohne einen Bestandteil des Glaubens oder einen Teil der Menschen auszulassen. Die konfessionsübergreifende Gesamtheit der Kirche Jesu Christi wird daher als katholische Kirche oder Universalkirche im Sinne des mystischen Leibes Christi bezeichnet, ebenso einzelne Kirchen im konfessionellen Sinne, in denen die Katholizität verwirklicht ist. In den verschiedenen Kirchen herrschen jedoch unterschiedliche Auffassungen über Einzelfragen zur Definition der Katholizität und ihrer Anwendbarkeit auf andere Gemeinschaften.
Im konfessionellen Sinne ist vereinfachend mit „katholisch“ meist die römisch-katholische Kirche gemeint.
Begriffsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das griechische καθολικός katholikós leitet sich vom Adverb καθόλον katholon ab, eine Zusammensetzung aus der Präposition κατά katá ‚in Bezug auf‘ und dem Adjektiv ὅλον hólon ‚das Ganze‘.[1][2] Als Begriff für Mehreres, vielen Dingen Gemeinsames taucht es schon bei Aristoteles und Polybios auf als Gegensatz zu καθ’ ἕκαστον kath’ ekaston für das Besondere, Einzelne.[2][3] Später festigte sich die Bedeutung von ‚gänzlich, allgemein‘, die Wortbedeutung von „Katholizität“ reicht daher von ‚das Allgemeine, das Ganze Betreffende‘, auch im Sinne von ‚das Integere, Ganzheitliche‘ bis zur ‚Fülle‘[2] als Gegensatz zu μερικός merikos ‚teilweise‘ und ίδιος idios ‚besonders, speziell‘.[3] Die ersten christlichen Schriftsteller gebrauchten es noch eher in seiner Ursprungsbedeutung, beispielsweise die „katholische Auferstehung“ bei Justin der Märtyrer, „die katholische Güte Gottes“ bei Tertullian oder die „vier katholischen Winde“ bei Irenäus von Lyon. In dieser Bedeutung stehen auch die katholischen Briefe, die nicht an bestimmte Ortskirchen, sondern die gesamte Kirche als Ganzes gerichtet sind.[3] Aus dem Adjektiv entwickelte sich bald ein Nomen und Eigenname als Bezeichnung für die wahre Kirche in Abgrenzung zu häretischen Splittergruppen und ist seither in nahezu jeder Sprache gebräuchlich.[4]
Das Substantiv „Katholizität“ (altgriechisch καθολικότης katholikótes beziehungsweise lateinisch catholicitas) kommt erst spät in der Theologie auf, möglicherweise ist es erst in der Neuzeit entstanden.[2] Im Französischen ist es Mitte des 16. Jahrhunderts als akademischer Begriff aufgekommen.[5]
Die ursprüngliche Bedeutung von „katholisch“ hat sich im Griechischen bis heute erhalten, es bedeutet dort „universell“, sofern kein weiteres Adjektiv es einschränkt.
Frühchristliche Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den biblischen Schriften taucht der Begriff nicht wörtlich auf, die dort beschriebene „allgemeine, die umfassende und einzigartige Herrschaft des Messias“ über alle Völker der Erde entspricht aber dem Wortsinne und steht im Gegensatz zur besonderen, exklusiven Herrschaft Gottes über das auserwählte Volk Israel im Judentum.[2]
Als früheste Belegstelle für die theologische Verwendung des Begriffs als Attribut der Kirche gilt der Brief des Ignatius an die Smyrnäer, in dem er um das Jahr 110 die Christen in Smyrna dazu auffordert, die Einheit mit dem Bischof zu wahren:[6][3]
„Wo immer der Bischof sich zeigt, da sei auch das Volk, so wie da, wo Jesus Christus ist, auch die katholische Kirche ist.“
Die Bezeichnung „die katholische Kirche“ (ἡ καθολικὴ ἐκκλησία he katholike ekklesia) für die universale Kirche als Gesamtheit der Ortskirchen (zu denen die Gemeinde in Smyrna gehört) scheint zu diesem Zeitpunkt Anfang des zweiten Jahrhunderts bereits etabliert; Ignatius verwendet sie ganz selbstverständlich und scheint sie als bekannt vorauszusetzen.[6][8] Als die beiden wesentliche Elemente der Katholizität sind die Zugehörigkeit zu Christus und die Universalität erkennbar, die untrennbar verbunden sind: Nur Christus kann das Ganze zusammenhalten und einen.[6] Er betrachtete die Vertreter des Doketismus nicht als Christen, weil sie nicht an die reale Menschwerdung Gottes glaubten.[9]
Weitere frühchristliche Quellen aus der Folgezeit greifen den Begriff ebenso selbstverständlich auf. Spätestens ab dem 3. Jahrhundert hat sich die technische, ekklesiologische Bedeutung in der theologischen Literatur etabliert und im 4. Jahrhundert gegenüber der ursprünglichen Grundbedeutung durchgesetzt.[3] Im Martyrium des Polykarp (um 156) wird sowohl die gesamte Kirche (Universalkirche) als auch jede einzelne Ortskirche als katholische und vollwertige Kirche Gottes genannt, wie schon in den Apostelbriefen beschrieben (1 Kor 1,2 EU). Diese doppelte Bedeutung wird auch bei den Kirchenvätern verwendet.[2] In gleicher Bedeutung schreibt Justin der Märtyrer in seinem Dialog mit dem Juden Tryphon (zwischen 155 und 160 n. Chr.) von der „allgemeinen und sogenannten ewigen Auferstehung“.[10] Clemens von Alexandria (150–215) bezeichnet das Aposteldekret Apg 15,22–29 EU als „katholischen Brief“ aller Apostel, also den „gemeinsamen Brief aller Apostel“.[11] Über die Kirche stellt er weiterhin fest:
„Wir behaupten also, daß die alte und allgemeine Kirche ihrem Wesen, ihrem Begriff, ihrem Anfang und ihrer überragenden Bedeutung nach nur eine einzige ist.“
Die Entwicklung des Begriffs fasst Kyrill von Jerusalem im vierten Jahrhundert in seiner Katechese an die Täuflinge[13] zusammen: „[Die Kirche] wird also katholisch genannt, weil sie in der ganzen Ökumene vom (einen) Ende bis ans (andere) Ende der Erde ist und weil sie umfassend und lückenlos alle Dogmen lehrt, die zur Kenntnis der Menschen gelangen müssen.“ Er verweist dabei ausdrücklich auf eine innere, qualitative Bedeutung (Rechtgläubigkeit) und eine äußere, quantitative Bedeutung (Globalität).[14] „Katholisch“ drückte damit sowohl den rechten Glauben im Gegensatz zur Häresie als auch die organisatorische Einheit im Gegensatz zum Schisma aus.[15] Diese erweiterte Bedeutung hatte sich ab der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts entwickelt und wurde damit begründet, dass sich die katholische Kirche auf die Verkündigung der ganze Wahrheit und Repräsentation der ganzen Kirche berufen kann, während Häresien durch die Überbewertung einzelner Wahrheiten entstehen und in erster Linie lokal auftreten.[8] Die Bezeichnung „katholische Kirche“ entwickelte sich damit zu einem Eigennamen für die wahre durch Jesus Christus gegründete Kirche in Abgrenzung gegenüber Sondergemeinschaften.[3] In diesem Sinne schrieb Bischof Pacian von Barcelona um 370 im Ersten Brief an Sempron (Epistula I ad Sempron), in dem er den Novatianismus kritisierte:
“Christianus mihi nomen est, catholicus vero cognomen.”
„Mein Name ist Christ, mein Cognomen (Beiname, Nachname) aber Katholisch.“
Schon bei Cyprian von Karthago tritt neben die attributhafte Verwendung auch eine Wortbedeutung als Eigenname, beispielsweise im Titel seines Hauptwerks de ecclesiae catholicae unitate („Über die Einheit der katholischen Kirche“, 251) und vielen Phrasen wie catholica fides („der katholische Glaube“, Ep. xxv; ed. Hartel, II, 538), catholica unitas („die katholische Einheit“, Ep. xxv, p. 600) oder catholica regula („die katholische Regel“, Ep. lxx, p. 767).[3] Auch die substantivische Verwendung catholica als Kurzform von ecclesia catholica findet sich im Kanon Muratori (um 170) sowie bei Tertullian in de praescriptione haereticorum („Vom prinzipiellen Einspruch gegen die Häretiker“, XXX) und anderen christlichen Autoren, insbesondere in Nordafrika.[3]
Praktische Bedeutung erhielt das Konzept der universalen Katholizität erstmals in den Auseinandersetzungen mit den Donatisten Anfang des vierten Jahrhunderts. Anders als die meisten häretischen Gruppierungen vertraten sie keine christologischen Sonderlehren, sondern stießen mit ihrem Kirchenverständnis auf Widerstand. Sie beanspruchten, die wahre Kirche Jesu Christi zu vertreten, und legten bestimmte Wesensmerkmale der Kirche fest, welche sie nur bei sich selbst erfüllt sahen. Ihre Gegner stellten jedoch heraus, dass der Titel „katholisch“, unter dem die Kirche allgemein bekannt war, zuverlässigere Kriterien erfordere und nicht auf eine örtlich beschränkte Splittergruppe anwendbar sei. In dieser Auseinandersetzung entwickelten die Kirchenlehrer Optatus von Mileve und Augustinus von Hippo ihre Ekklesiologie und hoben dabei den universalen Charakter der Katholizität hervor, da die Kirche nach den Schriften des Alten und Neuen Testaments über die ganze Welt verbreitet sei.[3][16]
Glaubensbekenntnisse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In vielen christlichen Gemeinden, auch in Alexandria, Karthago und Rom, kam es zu bitteren Streitigkeiten über die korrekte Glaubenslehre, teilweise gab es mehrere konkurrierende Bischöfe, die sich und ihre Lehre als rechtmäßig betrachteten. Streitpunkt waren im dritten Jahrhundert vor allem christologische Fragen über die Natur Christi und die Dreifaltigkeit. Darauf hatten Modalismus, Adoptionismus, Markionismus, Doketismus, Subordinatianismus und Arianismus oder Synkretismen wie Gnostizismus und Manichäismus unterschiedliche Antworten.[4] Für die Christen war diese Diversität an Glaubensüberzeugungen inkonsistent, der gemeinsame Glaube an Jesus Christus konnte schließlich nicht auf verschiedenen Wahrheiten beruhen. Die Theologen der ersten Jahrhunderte suchten daher nach der universalen Kernbedeutung, was den christlichen Glauben wirklich ausmacht. Während manche dieser Lehren eher unbedeutend blieben, erfuhren andere eine größere Verbreitung, blieben aber lokal beschränkt, waren meist kurzlebig, veränderten sich oder zerfielen in noch kleinere Untergruppen. Es zeigte sich aber eine deutliche Konsistenz der Glaubenslehre unter nahezu allen Bischöfen und der großen Mehrheit der Christen, die der heidnische Autor und Kritiker des Christentums Kelsos schon Ende des zweiten Jahrhunderts als „die Große Kirche“ beschrieb.[4] Diese wurde fortan zunehmend mit dem Attribut „katholisch“ versehen. Zwar konnte damit schon unterschieden werden, was nicht dem katholischen christlichen Glauben entsprach, dennoch war damit dessen genauer Inhalt noch immer nicht verbindlich definiert.
Die Bischöfe der Alten Kirche kamen auf ersten beiden ökumenischen Konzilien zusammen, um die christologischen Differenzen zwischen Trinitarismus und Arianismus zu beenden. Im ersten Konzil von Nicäa (325) legten sie das Bekenntnis von Nicäa fest, das den Arianismus ablehnte und auch eine Referenz auf die „katholische Kirche“ als Garant des Glaubens enthält. Im nachfolgenden ersten Konzil von Konstantinopel (381) wurde das Glaubensbekenntnis als Nicäno-Konstantinopolitanum erweitert, welches seither die grundlegende Glaubensformel fast aller Christen ist, und die wesentlichen Merkmale der von Jesus Christus errichteten Kirche ausgesprochen:
„Wir glauben an (…) die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche[.]“
Sprachlich möglich ist auch eine Übersetzung des griechischen Wortes, im Deutschen „allgemein“ statt „katholisch“. Im deutschen Sprachraum machen davon ausschließlich reformierte Kirchen Gebrauch. In den evangelischen Kirchen in Deutschland (z. B. in der EKD) wird der Begriff „katholisch“ im Glaubensbekenntnis mit „christlich“ oder „allgemein“ wiedergegeben.
In seiner Katechese an die Täuflinge führt Kyrill von Jerusalem über das Glaubensbekenntnis und die Abgrenzung von häretischen Lehren aus:
„Das Wort ἐκκλησία ekklēsia wird in verschiedenem Sinne gebraucht. So heißt es z. B. von der im Theater zu Ephesus versammelten Menge: ‚Nachdem er dies gesagt hatte, entließ er die ἐκκλησία ekklēsia.‘[18] Mit Grund könnte also jemand behaupten: Die Versammlung der ruchlosen Häretiker, der Marcioniten und Manichäer usw. sind tatsächlich auch eine Kirche. Deshalb versichert dir nun das Glaubensbekenntnis: ‚und an eine heilige, katholische Kirche‘. Die häßlichen Versammlungen der Häretiker sollst du nämlich meiden, der heiligen, katholischen Kirche aber, in der du wiedergeboren wurdest, stets treu anhangen! Kommst du in eine Stadt, dann frage nicht einfach: ‚Wo ist das Haus des Herrn?‘ Denn die gottlosen Häretiker erkühnen sich, auch ihre Spelunken Haus des Herrn zu nennen. Auch frage nicht einfach: ‚Wo ist die Kirche?‘, sondern: ‚Wo ist die katholische Kirche?‘ Denn dies ist der spezielle Name für unsere heilige Kirche, für unser aller Mutter, die da ist die Braut unseres Herrn Jesus Christus, des eingeborenen Sohnes Gottes.“
Während die meisten christlichen römischen Kaiser mit dem Arianismus sympathisiert hatten, erklärte Theodosius I. 380 im Dreikaiseredikt das nicäanische Glaubensbekenntnis als maßgeblich und „nur diejenigen, die diesem Gesetz folgen, sollen […] katholische Christen heißen dürfen“. Alle anderen sollten als Häretiker gelten.
Wenig später hebt auch Augustinus von Hippo in seiner Schrift Gegen den Brief des Manichäus die „katholische Kirche“ als Gegensatz zu häretischen Gruppen hervor: „Und schließlich [sorgt dafür] schon allein der Name ‚katholisch‘, den die Kirche nicht ohne Grund trotz so vieler Häresien bewahrt hat; so dass, obwohl alle Häretiker wünschen Katholiken genannt zu werden, wenn ein Fremder fragt, wo die katholische Kirche zusammenkommt, wird kein Häretiker es wagen, auf seine eigene Kapelle oder Haus zu zeigen.“[20]
Sein Zeitgenosse Vinzenz von Lérins schrieb 434 in seinem Werk Commonitorium:
„Darüber hinaus müssen wir in der katholischen Kirche selbst alle mögliche Sorgfalt anwenden, dass wir uns an den Glauben halten, der überall, immer, von allen geglaubt wurde.“
Konfessionelle Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während sich alle christlichen Konfessionen auf die Katholizität berufen, tragen einige die Bezeichnung „katholisch“ im Namen. Auf die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen wird der Begriff katholisch jedoch seltener angewandt, um Verwechslungen mit der römisch-katholischen Kirche zu vermeiden.
Die im konfessionellen Sinne gebrauchte Bezeichnung „katholische Kirche“ oder „römisch-katholische Kirche“ entstand erst im Gefolge der Reformation zur einfacheren Unterscheidung der gespaltenen christlichen Bekenntnisse und meint die Kirche, die den Primat des Papstes als Oberhaupt und Stellvertreter Christi anerkennt. In der Regel bezeichnet sich die Kirche selbst nur als „die Kirche“ oder „die katholische Kirche“, im ökumenischen Dialog wird wohl aus Vereinfachungsgründen bisweilen auch die Bezeichnung „römisch-katholisch“ verwendet.
Auch eine Reihe weiterer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften, die in der Tradition der Westkirche stehen, aber von dieser getrennt sind, tragen als Referenz auf ihre Katholizität „katholisch“ im Namen.
- Altkatholische Kirchen
- Freikatholische Kirche
- Katholisch-apostolische Gemeinden
- Katholische Kirche der Mariaviten
- Palmarianisch-Katholische Kirche
Ökumenische Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der ökumenischen Bewegung wird heute manchmal auch sobornost verwendet, die russische Übersetzung des griechischen katholikos, um die allgemeine Kirche zu bezeichnen, ohne die mit dem Wort katholisch verbundene Assoziation auf die römisch-katholische Kirche zu beschränken.
Universalkirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die verschiedenen Kirchen, die die altkirchlichen Glaubensbekenntnisse anerkennen, verstehen sich als eine durch den Glauben an Jesus Christus von Gott gestiftete Einheit, die katholische Universalkirche als mystischer Leib Christi. Zu deren Wesens- und Erkennungsmerkmalen (Notae ecclesiae) gehören neben der Katholizität die Einheit, Heiligkeit und Apostolizität, wie es im Nicäno-Konstantinopolitanum festgelegt wurde: „Wir glauben an (…) die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“.
Selbst die evangelischen Kirchen sehen sich als Teile der „einen heiligen allgemeinen bzw. christlichen (= katholischen) Kirche“ und können daher auch als katholisch bezeichnet werden,[21] was jedoch im konfessionellen Sinne zu Missverständnissen führen kann.
Der Katholizität kommt im ökumenischen Dialog eine besondere Bedeutung zu.
Wesensmerkmale der Katholizität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Katholizität gehört zu den Wesensmerkmalen der christlichen Kirche, die den irdischen Leib Christi darstellt.
„Diese Katholizität ist der Kirche als Gabe vom Herrn her gegeben und bildet eines der Kennzeichen, an denen wir sie erkennen können. Aber sie bleibt doch immer Aufgabe, auf die hin wir uns ausstrecken, und so Auftrag, den wir nie ganz einholen.“
Die Allgemeinheit drückt sich in der Kirche in mehreren Punkten aus:
- Allgemeinheit der Lehre, die in ihr verkündet wird (Kyrill von Jerusalem, Catecheses)
- Allgemeinheit aller Tugenden, die in ihr geübt werden (Francisco Suárez)
- Dauer von Adam bis zum Ende der Welt (Augustinus)
- Veranlagung, das Leben aller Menschen in allen Lebenslagen und zu allen Zeiten zu heiligen
- die Ausdehnung über die ganze Welt
- die Menge ihrer Glieder aus allen Völkern
Die Bedeutung des Begriffs war während der gesamten Theologiegeschichte Gegenstand der Diskussion. Er bekam eine besondere Bedeutung durch die Kirchenspaltungen des 2. Jahrtausends, als sich die getrennten Kirchen ihrer tatsächlichen Partikularität bewusst wurden. Deshalb bereitet die Verwendung des Begriffs im allgemeinen Sprachgebrauch Schwierigkeiten.
Quantitative Katholizität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die quantitative Komponente der Katholizität beschreibt das äußere Wirken: Der Auftrag der Kirche richtet sich an alle Menschen, unabhängig von Zeit und Ort oder persönlichen Eigenschaften und gilt damit allumfassend.[22] Der griechische Name ἐκκλησία ekklēsía („die Herausgerufene“) bezieht sich darauf, dass „durch sie alle Menschen berufen und vereint werden“,[23] entsprechend dem Missionsbefehl Jesu: „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,19f EU) Durch die zeitliche Indifferenz umschließt die Kirche also auch Menschen, die vor Christus gelebt haben, sofern sie nach dem Gesetz und der Vernunft gelebt und bei Gott „Gefallen gefunden haben“.[22] Diese Argumentation kann gleichfalls auch für Menschen nach Christus, die die christliche Botschaft nicht empfangen haben, angewandt werden.[22]
Kennzeichen der Katholizität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kennzeichen der Katholizität sind nach dem Verständnis der vorreformatorischen Kirchen (mit gewissen Einschränkungen inklusive der Kirchen der anglikanischen Tradition):
- apostolische Sukzession
- Betonung der Sakramente
- Anerkennung der kirchlichen Überlieferung (Tradition) neben der Heiligen Schrift als Offenbarungsquelle (beispielsweise die apostolischen Väter)
- Anerkenntnis der Ergebnisse der allgemein anerkannten ökumenischen Konzile:
Die einzelnen sich als katholisch in diesem Sinne verstehenden Kirchen unterscheiden sich in einigen Punkten in ihrem Selbstverständnis.
Verständnis einzelner Kirchen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während das Christentum in der Alten Kirche noch relativ geeinigt war, begann mit der Entfremdung von West- und Ostkirche (Morgenländisches Schisma) zugleich die theologische Kontroverse über die Frage, in welcher der jeweiligen Teilkirchen die „katholische Kirche“ in diesem Sinne zu finden sei, wo es ja nur eine einzige allgemeine Kirche geben kann. In der Folge der Reformation hat diese Frage an Komplexität gewonnen und die Katholizität wird von den verschiedenen christlichen Kirchen und Gemeinschaften unterschiedlich interpretiert.
Römisch-katholische Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach ihrem Selbstverständnis kann die römisch-katholische Kirche nicht mit der einen Kirche Christi identifiziert werden und erfüllt nicht als einzige die Katholizität, aber in ihr ist sie am adäquatesten verwirklicht.[24] Laut der Dogmatischen Konstitution über die Kirche Lumen gentium des Zweiten Vatikanums ist die universale Kirche „verwirklicht in (subsistit in) der [römisch-]katholischen Kirche“.[25] In der Enzyklika Ut unum sint sagt Papst Johannes Paul II., dass in anderen Gemeinschaften nicht die ganze Fülle der Elemente der Heilung und Wahrheit zu finden ist, sondern nur in der römisch-katholischen Kirche.[24] Gleichwohl verweist er darauf, dass auch in anderen Gemeinschaften „gewisse Aspekte des christlichen Geheimnisses bisweilen sogar wirkungsvoller zutage treten“ können.[26][27]
Evangelische Kirchen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lutherische Kirchen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die lutherische Reformation verstand sich als innerkatholische Reformbewegung. Dieser Sachverhalt findet seine Begründung und Entfaltung zunächst im 7. und 8. Artikel des Augsburger Bekenntnisses aus dem Jahr 1530. Dort wird festgehalten, dass „allezeit müsse eine heilige christliche Kirche sein und bleiben.“ Der lateinische Text als der dogmatisch verbindliche bekennt und definiert die Kirche als una sancta ecclesia.
Kennzeichen der einen heiligen katholischen und apostolischen Kirche sind demnach die reine Lehre (pure docetur) und die einsetzungsgemäße Spendung der Sakramente (recte administrantur sacramenta). Menschliche Traditionen, Riten oder Zeremonien sind zur wahren Einheit der Kirche nicht notwendig.
Dogmatisch wird von der una sancta catholica et apostolica auch als Kirche im weiteren Sinn (large dicta) gesprochen, die ihre sichtbar verfasste Gestalt in der reinen Lehre und der einsetzungsgemäßen Spendung der Sakramente erfährt und hierdurch erkennbar wird. Dennoch bleibt sie die eine katholische Kirche. Die eine heilige katholische und apostolische Kirche ist für die lutherische Kirche ein Glaubensartikel, wie sie es auch in den drei altkirchlichen Symbolen und den Bekenntnisschriften bekennt.
Die reine Lehre und das Verständnis der einsetzungsgemäßen Verwaltung der Sakramente wird in den lutherischen Kirchen in den Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche dargelegt, weil die dort verfasste Lehre mit der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments übereinstimme. Lehren und Lehrer, so die Konkordienformel in ihrem 1. Artikel, die der Heiligen Schrift widersprechen, stehen außerhalb der katholischen Kirche. Die im Konkordienbuch zusammengestellten Bekenntnisschriften verstehen sich selbst als katholisch in dem Sinne, dass die dort gemachten verbindlichen Aussagen von der Einen heiligen katholischen und apostolischen Kirche zu allen Zeiten und allen Orten geglaubt und bekannt werde. Die lutherischen Bekenntnisschriften sehen sich demnach nicht als konfessionsspezifische Lehre, sondern als rechte Lehre im Sinne der Katholizität.
Deutlich wird die Katholizität der lutherischen Kirchen auch in ihrem Weiheverständnis, wie es z. B. in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche zu finden ist:
„Nach dem von dir abgelegten Ordinationsgelübde überantworte ich als berufener und verordneter Diener unseres Herrn Jesus Christus dir hiermit das heilige Amt des Wortes und der Sakramente und weihe dich zu einem Diener der ‚Einen, heiligen, christlichen Kirche‘, im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“[28]
In dieser lutherischen Weiheformel wird der Begriff „katholisch“ mit „christlich“ wiedergegeben.
Reformierte Kirchen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die reformierte Theologie der Reformationszeit stimmt in diesen Punkten im Wesentlichen mit der lutherischen Theologie überein. Auch Johannes Calvin definierte in seiner Antwort an Kardinal Sadolet die Kirche als „die Gemeinschaft aller Heiligen, welche, über den ganzen Erdkreis und durch alle Zeiten zerstreut, doch durch die eine Lehre Christi und den einen Geist verbunden ist und an der Einheit des Glaubens und brüderlicher Eintracht festhält und sie pflegt“.[29] Weil Einheit und Katholizität an die Übereinstimmung mit der Lehre Christi gebunden sind, ergibt sich gerade hieraus der stärkste Impuls zur Reformation. Im Genfer Katechismus von 1545 erklärte er das Attribut „katholisch“ so:
„So wie es nur ein Haupt der Gläubigen gibt, so müssen sie alle in einen Leib zusammenwachsen, damit es eine Kirche sei, die über den ganzen Erdkreis ausgebreitet ist und nicht viele.“[30]
Auch die Confessio Helvetica posterior handelt in ihrem 17. Kapitel von der „catholica et sancta Dei Ecclesia“ und stellt fest: „Deshalb nennen wir sie die katholische christliche Kirche, weil sie allumfassend ist, sich über alle Teile der Welt und über alle Zeiten erstreckt und weder durch Ort noch Zeit eingeschränkt ist.“
Neuere evangelische Ekklesiologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die von den in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa zusammengeschlossenen lutherischen, reformierten, methodistischen und unierten Kirchen 1994 verabschiedete Studie Die Kirche Jesu Christi nahm die reformatorischen Grundentscheidungen auf und unterstrich:
„Die Kirche ist katholisch (allumfassend) kraft ihres Ursprungs. Weil die Kirche ihren Ursprung im Wort Gottes als dem Heil der ganzen Welt hat, ist sie nicht durch natürliche menschliche Gemeinschaften begrenzt, sondern als von Gott geschaffene Gemeinschaft allumfassend (katholisch). Das Leben der Kirche ist Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott. Christen und Kirchen stehen damit vor der Aufgabe, diese Gabe Gottes in der Gestaltung ihres Lebens erfahrbar zu machen in der Überschreitung nationaler, rassischer, sozialer, kultureller und mit der Geschlechtszugehörigkeit gegebener Grenzen. In ihrer Katholizität ist die Kirche die Verheißung einer alle Menschen umfassenden Gemeinschaft.“[31]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Urs von Balthasar: Katholisch: Aspekte des Mysteriums. Johannes-Verlage, Freiburg (Breisgau) 1993, ISBN 3-89411-072-4.
- Hendrikus Berkhof: Die Katholizität der Kirche. EVZ, Zürich 1964.
- Hochkirchliche Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses: Um die eine Kirche: evangelische Katholizität. Festschrift für Hans-Joachim Mund zum 70. Geburtstag. Werk-Verlag Edmund Banaschewski, München-Gräfelfing 1984, ISBN 3-8040-0337-0.
- J. N. D. Kelly u. a.: Katholizität und Apostolizität: Theologische Studien einer Gemeinsamen Arbeitsgruppe zwischen der Römisch-Katholischen Kirche und dem Ökumenischen Rat der Kirchen. In: Kerygma und Dogma. Beiheft 2. Verlag Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1971, ISBN 3-525-56133-4.
- Gert Kelter: Das Luthertum als inner-(römisch)-katholische Reformbewegung. Ein ökumenischer Weg? In: Lutherische Beträge. Band 4. 2007/2008.
- Gerhard Kardinal Müller: Was ist katholisch? Herder, Freiburg im Breisgau 2021, ISBN 978-3-451-39074-6.
- Peter Steinacker: Die Kennzeichen der Kirche: eine Studie zu ihrer Einheit, Heiligkeit, Katholizität und Apostolizität. Verlag de Gruyter, Berlin / New York 1982, ISBN 3-11-008493-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. München/Wien 1965.
- ↑ a b c d e f Theodor Nikolaou: Die Katholizität der Kirche: Eine Demonstration der Kircheneinheit aus orthodoxer Sicht. In: Wolfgang W. Müller (Hrsg.): Katholizität – eine ökumenische Chance. Theologischer Verlag Zürich, 2006, ISBN 978-3-290-20031-2, S. 38.
- ↑ a b c d e f g h i j Herbert Thurston: Catholic. In: The Catholic Encyclopedia. Vol. 3. Robert Appleton Company, New York 1908 (Online bei New Advent [abgerufen am 27. Juli 2015]).
- ↑ a b c Ted Byfield: By This Sign. From the Decian Persecution to the Constantine era (= The Christians. Their First Two Thousand Years. Band 3: A.D. 250 to 350). ISBN 978-0-9689873-2-2, Kapitel 3 Catholic. The gradual evolution of the word., S. 65 ff. (Online im Christian History Project).
- ↑ Alain Rey (Hrsg.): Dictionnaire historique de la langue française. Le Robert, 1998, S. 655.
- ↑ a b c d Joseph Ratzinger: Universalität und Katholizität. In: Gerhard Ludwig Müller (Hrsg.): Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften. Band 8: Kirche – Zeichen unter den Völkern. Schriften zur Ekklesiologie und Ökumene. Herder, 2010, ISBN 978-3-451-30218-3, S. 193 und 200 f. (institut-papst-benedikt.de – Ausschnitt zur Katholizität als Wesensmoment von Kirche).
- ↑ Ignatius von Antiochien: Brief des Ignatius an die Smyrnäer. Kapitel 8,2 (unifr.ch – um 110).
- ↑ a b J.H. Srawley: The Epistles of St. Ignatius, Bishop of Antioch. Band II, S. 41–42.
- ↑ Ignatius von Antiochien: Brief des Ignatius an die Smyrnäer. Kapitel 2 (unifr.ch – um 110).
- ↑ Justin der Märtyrer: Dialog mit dem Juden Tryphon. Kapitel 81,4 (unifr.ch – Latein: Dialogus cum Tryphone Judaeo. zwischen 155 und 160).
- ↑ Stromateis, IV. Buch, XV. Kapitel, 97.3 in der Bibliothek der Kirchenväter
Knut Wenzel: Katholisch. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996, Sp. 1345. - ↑ Stromateis, VII. Buch, XVII. Kapitel, 107.3 in der Bibliothek der Kirchenväter
- ↑ Kyrill von Jerusalem: XVIII. Katechese an die Täuflinge. Über die Worte: „und an eine heilige, katholische Kirche, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben“. Kapitel 23 (unifr.ch – Latein: Procatechesis et Catecheses ad illuminandos.).
- ↑ Theodor Nikolaou: Die Katholizität der Kirche: Eine Demonstration der Kircheneinheit aus orthodoxer Sicht. In: Wolfgang W. Müller (Hrsg.): Katholizität – eine ökumenische Chance. Theologischer Verlag Zürich, 2006, ISBN 978-3-290-20031-2, S. 41.
- ↑ Joseph Barber Lightfoot: The Apostolic Fathers, Part II. MacMillan and Co., London, S. 414 f., 621 f. (Band 1) und 310–312 (Band 2) (1885–89).
- ↑ Joseph Turmel: Histoire de la théologie positive. Band I, 1904, S. 162–166.
- ↑ Im griechischen Text des Nicäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses steht der Plural πιστεύομεν pisteúomen „wir glauben“, in der lateinischen Fassung aber der Singular credo „ich glaube“ (Enchiridion Symbolorum Nr. 150). Im christlichen Gottesdienst kommt in der Regel die Plural-Fassung zur Geltung, wenn das Nicäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis gesprochen wird: „Wir glauben an den einen Gott …“ (Gotteslob Nr. 356 (katholisch), Evangelisches Gottesdienstbuch, 2. Aufl. 2001, S. 105). Verbreiteter ist im deutschen Sprachraum das sogenannte Apostolische Glaubensbekenntnis in der „Ich“-Form. (Enchiridion Symbolorum Nr. 10–30, Gotteslob Nr. 2, 5)
- ↑ (Apg 19, 40 EU)
- ↑ Kyrill von Jerusalem: XVIII. Katechese an die Täuflinge. Über die Worte: „und an eine heilige, katholische Kirche, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben“. Kapitel 26 (Bibliothek der Kirchenväter – Latein: Procatechesis et Catecheses ad illuminandos.).
- ↑ Augustinus von Hippo: Gegen den Brief des Manichäus. Kapitel 4: Beweise des katholischen Glaubens (Latein: Contra epistulam Manichaei quam vocant fundamenti.).
- ↑ Rheinischer Präses: „Wir sind evangelisch-katholisch“. Die evangelische Kirche hat nicht nur eine 500-jährige Geschichte. idea-Pressedienst vom 23. Oktober 2007.
- ↑ a b c Theodor Nikolaou: Die Katholizität der Kirche: Eine Demonstration der Kircheneinheit aus orthodoxer Sicht. In: Wolfgang W. Müller (Hrsg.): Katholizität – eine ökumenische Chance. Theologischer Verlag Zürich, 2006, ISBN 978-3-290-20031-2, Kapitel 2: Die quantitative Katholizität, S. 42 ff.
- ↑ Kyrill von Jerusalem: XVIII. Katechese an die Täuflinge. Über die Worte: „und an eine heilige, katholische Kirche, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben“. Kapitel 24 (Online in der Bibliothek der Kirchenväter – Latein: Procatechesis et Catecheses ad illuminandos.).
- ↑ a b Silvia Hell: Katholizität” der Kirche. Dimension der Weltweite oder enger Konfessionalismus? Befreiende Perspektiven im Umgang mit dem anderen. 10. Mai 2005, abgerufen am 19. Juli 2015.
- ↑ Lumen gentium 8
- ↑ Johannes Paul II.: Ut unum sint. Über den Einsatz für die Ökumene. Nr. 14 in: Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 121 25. Mai 1995.
- ↑ Vgl. auch Lothar Bossle: Die Erhaltung des Katholizitätsprinzips als Sauerteig im 21. Jahrhundert. Helmut Serrand zum 65. Geburtstag. In Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018, S. 253–263 (postum).
- ↑ Aus: Agende der Evangelisch-Lutherischen Kirche Altpreußens. 1935
- ↑ Calvin-Studienausgabe. Band 1: Reformatorische Anfänge (1533–1541). Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1994, S. 369; vgl. hierzu auch Eva-Maria Faber: Calvin und die Einheit der Kirche, abgerufen am 30. Juli 2015.
- ↑ Calvin-Studienausgabe. Band 2: Gestalt und Ordnung der Kirche. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1997, S. 45
- ↑ Michael Bünker, Martin Friedrich (Hrsg.): Die Kirche Jesu Christi/The Church of Jesus Christ (= Leuenberger Texte 1). 4. Auflage. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 2012, S. 37 f.