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„Brandbekämpfung“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Firefighting exercise.jpg|miniatur|300px|Brandbekämpfung während einer Feuerwehrübung]]
Die '''Brandbekämpfung''' ist das [[Löschen]] von [[Brand|Schadenfeuern]]. Es ist die älteste und bekannteste Aufgabe der [[Feuerwehr]]en.
'''Brandbekämpfung''' nennt man das Löschen von [[Brand|Schadensfeuer]].


== Löschverfahren und Löschwirkungen ==
[[Bild:Feuerwehreinsatz.JPG|thumb|Kühlen eines Kraftstofftanks bei einer Einsatzgroßübung der Feuerwehren im Landkreis Tübingen]] Das am häufigsten eingesetzte [[Löschmittel]] ist das [[Wasser]], das früher in [[Eimer]]n getragen und später mit [[Feuerspritze]]n gepumpt wurde. Heutzutage werden motorgetriebene [[Feuerlöschpumpen]] eingesetzt.
[[Datei:Verbrennungsdreieck.svg|mini|Verbrennungsdreieck]]
[[Datei:Brandbekämpfungsmittel (Leisten).JPG|mini|Brandbekämpfungsmittel auf einem Campingplatz in Mecklenburg]]
[[Datei:Fire inside an abandoned convent in Massueville, Quebec, Canada.jpg|mini|Feuerwehr im Löscheinsatz in Kanada]]


=== Löschverfahren ===
==Löschverfahren und Löschwirkungen==
Damit ein Feuer brennen kann, müssen drei Faktoren [[Brennstoff]], [[Oxidator]] (meist [[Sauerstoff]]) und [[Wärme]] (Entzündungstemperatur), dargestellt im [[Verbrennungsdreieck]], im richtigen Mischungsverhältnis vorhanden sein. Ein [[Katalysator]] kann eine Verbrennung begünstigen, ein [[Inhibitor]] hingegen einen Brand hemmen. Alle Methoden der Brandbekämpfung beruhen darauf, der [[Verbrennung (Chemie)|Verbrennung]] eine oder mehrere ihrer Grundvoraussetzungen zu entziehen.


==== Entfernen des brennbaren Stoffes ====
===Löschverfahren===
Der brennbare Stoff kann normalerweise nicht so einfach aus einem Feuer entfernt werden, jedoch kann manchmal der Nachschub an Brennstoff unterbunden werden. Dies kann beispielsweise das Verschließen einer Gas- oder Ölleitung sein. Auch wird dieses Verfahren oft bei Waldbränden verwendet, indem breite Gräben und [[Brandschneise|Schneisen]] angelegt, also von stehenden Bäumen freigeräumt, werden.
Alle Methoden der Brandbekämpfung beruhen darauf, der [[Verbrennung (Chemie)|Verbrennung]] eine oder mehrere ihrer Grundvoraussetzungen zu entziehen. (siehe [[Verbrennungsdreieck]]).


====Entfernen des brennbaren Stoffes====
==== Abkühlung ====
Ein Feuer erlischt, wenn der brennende Stoff unter seiner [[Zündtemperatur|Mindestverbrennungstemperatur]] abgekühlt wird. Die mit Abstand beste Kühlwirkung bei der Brandbekämpfung wird durch die Verwendung von [[Löschwasser]] bzw. [[Netzwasser]] erzielt. Dabei geht es darum, Energie in Form der für die Verdampfung von Löschwasser erforderlichen [[Verdampfungsenthalpie]] abzuführen.
Der brennbare Stoff kann normalerweise nicht so einfach aus einem Feuer entfernt werden, jedoch kann manchmal der Nachschub an Brennstoff unterbunden werden. Dies kann beispielsweise das Abschiebern einer Gas- oder Ölleitung sein. Dieses Verfahren wird oft bei Waldbränden verwendet, indem breite Gräben und Schneisen angelegt werden.


====Abkühlung====
==== Erstickung und Verdrängung ====
Erstickung erfolgt durch Entzug von Sauerstoff, indem man den Sauerstoff vom brennbaren Stoff fernhält oder ihn verdrängt. Dies kann durch einfaches Abdecken mit einer Decke oder Überziehen mit einer luftundurchlässigen Schicht (beispielsweise [[Löschschaum]]) erfolgen.
Ein Feuer erlöscht, wenn das Brennmaterial unter den [[Flammpunkt]] abgekühlt wird. Als Löschmittel ist ''[[Löschwasser|Wasser]]'' sehr gut geeignet, besonders als [[Tenside|Tensid]].
Das Feuer braucht eine bestimmte Temperatur um brennen zu können! diese Temperatur nennt man auch Entzündungstemperatur


Durch schmelzendes [[Löschpulver]] bildet sich bei Glutbränden eine erstickende Sinterschicht auf dem heißen Brandgut. Bei höheren Temperaturen bilden sich durch die Zersetzung des Pulvers geringe Mengen [[Ammoniak]], welches zusätzlich erstickend auf das Feuer wirkt. [[Gas]]e wie [[Argon]], [[Stickstoff]] oder [[Kohlenstoffdioxid]] sowie Gasgemische wie [[Inergen]] oder [[Argonite]] verdrängen den Sauerstoff. Bei der [[Aktive Brandvermeidung|aktiven Brandvermeidung]] wird dem zu schützenden Bereich vorbeugend durch Stickstoffzufuhr der für die Verbrennung notwendige Sauerstoff entzogen – ein Brand kann nicht mehr entstehen.
====Erstickung====
Erstickung erfolgt durch Entzug von Sauerstoff, indem man den Sauerstoff vom brennbaren Stoff fernhält oder ihn verdrängt. Dies kann durch einfaches Abdecken mit einer Decke, oder Überziehen mit einer luftundurchlässigen Schicht (beispielsweise [[Löschschaum|Schaum]]) erfolgen. [[Gas]]e wie [[Argon]], [[Stickstoff]] oder [[Kohlenstoffdioxid]] sowie Gasgemische wie [[Inergen]] oder [[Argonite]] verdrängen den Sauerstoff. Bei der [[aktive Brandvermeidung|aktiven Brandvermeidung]] wird dem zu schützenden Bereich vorbeugend durch Stickstoffzufuhr der für die Verbrennung notwendige Sauerstoff entzogen - ein Brand kann nicht entstehen


Bei Bränden in elektrischen Anlagen oder Materialien, die durch Wasser beschädigt werden können, wird bei Sprinklern oder mobilen Löschungen auch Kohlendioxid oder flüssiger Stickstoff eingesetzt, deren Wirkung darauf beruht, den Sauerstoff zu verdrängen und das Brandgut zu kühlen.
====Antikatalytische Wirkung====
Die antikatalytische Wirkung (auch Inhibition genannt) beruht u. a. darauf, dass die für die Verbrennung mit [[Flamme]] notwendigen [[Radikal_(Chemie)|Radikale]] durch Rekombination unwirksam gemacht werden. Siehe auch [[Inhibition (Feuerwehr)|Inhibition]].


==== Antikatalytische Wirkung ====
===Hauptlöschwirkung und Nebenlöschwirkungen===
Die antikatalytische Wirkung, auch [[Inhibition (Feuerwehr)|Inhibition]] genannt, beruht u. a. darauf, dass die für die Verbrennung mit [[Flamme]] notwendigen [[Radikal (Chemie)|Radikale]] durch [[Rekombination (Chemie)|Rekombination]] unwirksam gemacht werden.
Die unterschiedlichen [[Löschmittel]] haben meist nicht nur eine, sondern auch mehrere Wirkungen beim Löschen. Die Hauptlöschwirkung ist die, welche den größten Einfluss auf die Verbrennung hat. Bei Wasser ist es die abkühlende Wirkung, bei Schaum hingegen das Ersticken.


==== Verseifung beim Fettbrand ====
Nebenlöschwirkungen wirken zusätzlich zur Hauptlöschwirkung. So deckt das Wasser den brennbaren Stoff mit einem dünnen Film ab, wirkt also leicht erstickend. Der Schaum enthält Wasser, welches somit auch abkühlend wirkt.
Beim [[Fettbrand]] wird durch [[Verseifung]] die brennende Flüssigkeit gelöscht, indem das Löschmittel eine Sperrschicht über dem Öl oder Fett bildet. Dadurch wird die Aufnahme von Sauerstoff unterbunden, zugleich kühlt das Löschmittel die brennende Flüssigkeit unter die [[Selbstentzündung|Selbstzündungstemperatur]] herunter und verhindert somit ein erneutes Aufflammen des Brandes.


=== Beispiel: Löschmittel Wasser ===
==== Gegenfeuer ====
{{Hauptartikel|Kontrolliertes Abbrennen}}
[[Bild:BrandGarage.jpg|thumb|Einsatz von Wasser als Löschmittel]]
Für viele Brände ist Wasser als Löschmittel optimal. Es kostet wenig und lässt sich leicht transportieren, zudem hat es gegenüber anderen Löschmitteln den großen Vorteil, für Menschen und Tiere ungefährlich und nicht umweltschädlich zu sein. Die hohe Verdampfungswärme von
2.5 MJ/kg kühlt das Feuer und der Wasserdampf behindert den Sauerstoffzutritt. Aber es gibt Ausnahmen:
* Metallbrände (Magnesium, Aluminium): die hohen Brandtemperaturen zersetzen das Wasser, es bildet sich explosionsfähiges [[Knallgas]].
* Metallbrände (Alkalimetalle): Alkalimetalle reagieren unmittelbar mit Wasser unter der Bildung von brennbarem Wasserstoff.
* Schornsteinbrände: Aus einem Liter Wasser entsteht die 1700-fache Menge an Wasserdampf, der den Schornstein sprengen kann.
* Heiße Brände in engen Räumen: Hier besteht Verbrühungsgefahr durch die entstehenden großen Mengen Wasserdampf
* Heiße Fette und Öle mit Temperaturen > 100° C: Nach dem Einsinken in die Flüssigkeit verdampft das Wasser schlagartig (Siedeverzug) und verspritzt das Öl, der Ölnebel kann explosionsartig verbrennen.
* Brände in elektrischen Anlagen: Die elektrische Leitfähigkeit von Wasser birgt die Gefahr, mit Hochspannung in Kontakt zu kommen und einen elektrischen Schlag zu erleiden, oder durch einen Kurzschluss weitere Brände auszulösen.


Bei einem Gegenfeuer wird ein Feuer so gelegt, dass es dem zu löschenden Brand den Brennstoff entzieht.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.draeger.com/corporate/content/draegerheft-385-titel-feuer-gegen-feuer.pdf |titel=Drägerheft 385 |titelerg=Feuer gegen Feuer |hrsg=Drägerwerk AG & Co. KGaA |werk=www.draeger.com |datum=2010-06 |archiv-url=http://web.archive.org/web/20230625140746/https://www.draeger.com/corporate/content/draegerheft-385-titel-feuer-gegen-feuer.pdf |archiv-datum=2023-06-25 |format=PDF; 606&nbsp;kB |abruf=2024-01-14 }}</ref>
==Vorgehensweise==
Um einen schnellen und sicheren Erfolg beim Löschen zu erzielen, soll die Brandbekämpfung möglichst stark und gleichzeitig erfolgen. Beim Einsatz von [[Feuerlöscher]]n sollten diese daher gleichzeitig und nicht nacheinander eingesetzt werden. Der zuständige [[Einsatzleiter]] der Feuerwehr trifft die Entscheidung ob ein Innenangriff oder Außenangriff durchgeführt werden kann/ soll.


=== Hauptlöschwirkung und Nebenlöschwirkungen ===
''Beispiel:'' Eine Strohmiete brennt im vollem Umfang. Es werden keine Personen vermisst/ vermutet. Es muss daher keine [[Menschenrettung]] in Kombination mit einem Innenangriff durchgeführt werden. Das Feuer wird durch einen Außenangriff bekämpft. Primär muss versucht werden, dass Feuer auf die Strohmiete zu begrenzen und ein Übergreifen auf nebenstehende Gebäude zu unterbinden. Ein Innenangriff würde an der bereits zerstörten Strohmiete nichts mehr ändern und wäre ein unnötiges Risiko für Einsatzkräfte.
Die unterschiedlichen [[Löschmittel]] haben meist nicht nur eine, sondern auch mehrere Wirkungen beim Löschen. Die Hauptlöschwirkung ist die, welche den größten Einfluss auf die Verbrennung hat. Bei [[Löschwasser|Wasser]] ist es die kühlende Wirkung, bei [[Löschschaum]] hingegen das Ersticken.


Zusätzlich kommen Nebenlöschwirkungen zum Tragen. So deckt das Löschwasser den brennbaren Stoff mit einem dünnen Film ab, wirkt also leicht erstickend. Außerdem zerteilt ein starker Wasserstrahl den brennbaren Stoff und erhöht somit die Angriffsfläche. Der Löschschaum wirkt auch kühlend, da er Wasser enthält.
''Siehe auch: '' [[Feuerwehrgruppe#Gruppe im Löscheinsatz|Die Gruppe im Löscheinsatz]]


== Vorgehensweise der Feuerwehr ==
Speziell bei Zimmerbränden oder Wohnhausbränden unterscheidet man zwei Vorgehensweisen:
[[Datei:Firemen.jpg|mini|Feuerwehr bei der Brandbekämpfung]][[Datei:Cooling tank by water spray jet, German Feuerwehr.jpg|mini|Kühlen eines Kraftstofftanks bei einer Einsatzgroßübung der Feuerwehren im Landkreis Tübingen]]
Die Brandbekämpfung ist die älteste und bekannteste Aufgabe der [[Feuerwehr]].
Das am häufigsten eingesetzte [[Löschmittel]] ist das [[Löschwasser|Wasser]], das früher in [[Eimer]]n getragen und später mit [[Feuerspritze]]n gepumpt wurde. Heutzutage werden motorgetriebene [[Feuerlöschpumpe]]n eingesetzt.


Um einen schnellen und sicheren Erfolg beim [[Löschangriff|Löschen]] zu erzielen, soll die Brandbekämpfung möglichst stark und gleichzeitig erfolgen. Beim Einsatz von [[Feuerlöscher]]n sollten diese daher gleichzeitig und '''nicht''' nacheinander eingesetzt werden. Der zuständige [[Einsatzleitung|Einsatzleiter]] der Feuerwehr trifft die Entscheidung, ob ein Innenangriff oder Außenangriff durchzuführen ist.
===Außenangriff===
[[Bild:Brand der Stadtwerke Münster 2006-08-24 04.jpg|thumb|Außenangriff beim Brand der Stadtwerke Müster]] Beim Außenangriff erfolgt die Brandbekämpfung von außerhalb des Gebäudes, es wird also das [[Löschmittel]] durch Gebäudeöffnungen, wie Fenster, gespritzt. Dies ist für die Feuerwehrleute die sicherere Methode, beispielsweise wenn die [[Standsicherheit]] des Gebäudes eine große Gefahr für die Einsatzkräfte darstellt. Das Risiko eines [[Wasserschaden]]s ist größer, da man bei starker [[Rauch]]entwicklung oft nicht erkennen kann, ob man überhaupt mit dem Wasserstrahl die Brandstelle von außen trifft.


''Beispiel:'' Ein Strohlagerhaus brennt im vollen Umfang. Es werden keine Personen vermisst. Es muss daher keine [[Menschenrettung]] in Kombination mit einem Innenangriff durchgeführt werden. Das Feuer wird durch einen Außenangriff bekämpft. Primär muss versucht werden, das Feuer auf das Lager zu begrenzen und ein Übergreifen auf nebenstehende Gebäude zu unterbinden. Ein Innenangriff könnte den Schaden an dem bereits zerstörten Lagerhaus nicht begrenzen und wäre ein unnötiges Risiko für Einsatzkräfte.
Der Außenangriff sollte nach Möglichkeit die Ausnahme bleiben. Aber gerade kleinere Feuerwehren mit wenig Personal bzw. Ausrüstung, können keinen personal- und geräteintensiven Innenangriff durchführen. Der Grund dafür liegt beispielsweise in der Regelung, dass für jeden Angriffstrupp ein Rettungstrupp bereitstehen muss, sofern keine Menschenrettungsmaßnahmen durchgeführt werden. <br />
Unter "[[Fassadenwäsche]]" versteht man bei der Feuerwehr das unprofessionelle Vorgehen bei der Brandbekämpfung im Außenangriff.


''Siehe auch:'' [[Gruppe (Feuerwehr)#Gruppe im Lösch- und Hilfeleistungseinsatz|Die Gruppe im Löscheinsatz]]
===Innenangriff===
Beim Innenangriff gehen [[Feuerwehrmann|Feuerwehrangehörige]] mit [[Atemschutzgerät]]en, üblicherweise mit [[Pressluftatmer#Pressluftatmer|Pressluftatmer]]n, in das Gebäude vor, um gezielt den [[Brandherd]] zu finden und abzulöschen. Hier ist das Risiko für die Feuerwehrleute größer, jedoch kann das Löschmittel viel effizienter eingesetzt werden.
Im Innenangriff hat sich der Einsatz von [[Druckbelüfter|Druckbelüftern]] bewährt, welcher bei richtigem Einsatz einen leichten Überdruck im Gebäude erzeugt. Der Rauch mitsamt der unverbrannten Gase wird so aus den Innenräumen entfernt, was die Gefahr einer plötzlichen Flammenausbreitung ([[Flashover]]) minimiert und den vorgehenden [[Angriffstrupp]] eine freie Sicht verschafft. Die Annahme, das Feuer würde sich durch die Zufuhr von Sauerstoff in der zugeführten Umgebungsluft schneller ausbreiten, hat sich in der Praxis als nicht richtig erwiesen. Die Vorteile der schnellen Brandbekämpfung und freien Sicht überwiegen. So verringert der Lüfter das Risiko nicht nur für die Feuerwehrleute, sondern auch die Gefahr von übermäßigen Wasserschäden, da der Brandherd schneller lokalisiert und exakter bekämpft werden kann.


Um den Einheitsführern Zeit zur Erkundung (Zugangsmöglichkeit, Ausbreitung des Brandes usw.) zu geben, gibt es den ''Einsatz mit Bereitstellung''. Hier sind nur die Wasserentnahmestelle und die Lage des Verteilers bekannt. Ist die Lage erkundet, so kommt es zum Außenangriff bzw. Innenangriff.
Zur Sicherheit der Feuerwehrleute wird inzwischen empfohlen, neben der vorgeschriebenen [[persönliche_Ausrüstung_eines_Feuerwehrmannes|persönlichen Schutzausrüstung eines Feuerwehrmannes]] auch noch Zusatzmaterial wie ausreichend Beleuchtung (z.B. [[Helmlampe]]), [[Rettungsschlinge]]n, [[Totmannwarner]] und [[Rettungsmesser]] mitzuführen.


===Sonderformen===
=== Außenangriff ===
[[Datei:Brand der Stadtwerke Münster 2006-08-24 04.jpg|mini|Außenangriff beim Brand der Stadtwerke Münster]] Beim Außenangriff erfolgt die Brandbekämpfung von außen durch Gebäudeöffnungen wie Fenster, Türen, Dachluken oder bereits durchgebrannte Gebäudeteile. Dies ist für die Feuerwehrleute die sicherere Methode, wenn beispielsweise die [[Standsicherheit]] des Gebäudes eine große Gefahr für die Einsatzkräfte darstellt. Das Risiko eines [[Wasserschaden]]s ist größer, da man bei starker [[Rauch]]entwicklung oft nicht erkennen kann, ob man überhaupt mit dem Wasserstrahl die Brandstelle von außen trifft.
Bei [[Waldbrand|Wald- und Buschbränden]], wo man nicht leicht die Brandherde erreicht, werden vermehrt auch [[Löschflugzeug]]e oder [[Hubschrauber]] (siehe [[Bambi Bucket]]) zum Löschen und Wassertransport eingesetzt.

Der Außenangriff sollte nach Möglichkeit die Ausnahme bleiben. Aber gerade kleinere Feuerwehren mit wenig Personal bzw. Ausrüstung können keinen personal- und geräteintensiven Innenangriff durchführen. Der Grund dafür liegt beispielsweise in der Voraussetzung, dass für jeden Angriffstrupp ein Rettungstrupp bereitstehen muss, sofern keine Menschenrettungsmaßnahmen durchgeführt werden.

=== Innenangriff ===
[[Datei:Agt schaubild.jpg|mini|Variation von Geräten für den Innenangriff]]
[[Datei:Loeschangriff Demonstration.jpg|mini|Innenangriff mit Schnellangriffsvorrichtung (Demonstration)]]
Beim Innenangriff, auch Regelangriff genannt, gehen [[Atemschutzgeräteträger]] in das Gebäude vor, um gezielt den [[Brandherd]] zu finden und abzulöschen. Hier ist das Risiko größer, jedoch kann das Löschmittel viel effizienter eingesetzt werden.
Im Innenangriff hat sich der Einsatz von [[Druckbelüfter]]n zur [[taktische Ventilation|taktischen Ventilation]] bewährt, welche bei richtigem Einsatz einen leichten Überdruck im Gebäude erzeugen. Der Rauch mitsamt den unverbrannten Gasen wird so aus den Innenräumen entfernt, was die Gefahr einer plötzlichen [[Rauchgasdurchzündung]] oder [[Rauchgasexplosion]] minimiert und dem vorgehenden [[Angriffstrupp]] eine freie Sicht verschafft. Die Annahme, das Feuer würde sich durch die Zufuhr von Sauerstoff in der zugeführten Umgebungsluft schneller ausbreiten, hat sich in der Praxis als nicht richtig erwiesen. Die Vorteile der schnellen Brandbekämpfung und freien Sicht überwiegen. So verringert der Einsatz des Druckbelüfters nicht nur das Risiko für die Feuerwehrleute, sondern auch die Gefahr von übermäßigen Wasserschäden, da der Brandherd schneller lokalisiert und exakter bekämpft werden kann.

Zur Sicherheit der Feuerwehrleute wird inzwischen empfohlen, neben der vorgeschriebenen [[Persönliche Ausrüstung von Feuerwehrangehörigen|persönlichen Schutzausrüstung]] zusätzliche Geräte (z.&nbsp;B. Beleuchtung, [[Bandschlinge|Rettungsschlingen]], [[Totmannwarner]] und [[Rettungsmesser]]) mitzuführen.

Vermehrt werden auch [[Wärmebildkamera]]s eingesetzt, mit denen Brandherde bzw. Personen auch im dichten Rauch feststellbar sind. Hierbei wird der [[Würfelblick]] angewendet.

=== Sonderformen ===
Bei schlecht zugänglichen [[Waldbrand|Wald- und Buschbränden]] werden vermehrt auch [[Löschflugzeug]]e oder [[Hubschrauber]] (siehe [[Bambi Bucket]]) zum Löschen und Wassertransport eingesetzt.


An und für sich fällt zwar auch das Löschen von '''brennenden Ölquellen''' – wie beispielsweise nach dem [[Zweiter Golfkrieg|Zweiten Golfkrieg]] – oder auch Ölförderplattformen auf See eigentlich in den Zuständigkeitsbereich der Feuerwehr, allerdings wird diese Aufgabe von spezialisierten Firmen übernommen (siehe [[Paul Neal Adair]]).
An und für sich fällt zwar auch das Löschen von '''brennenden Ölquellen''' – wie beispielsweise nach dem [[Zweiter Golfkrieg|Zweiten Golfkrieg]] – oder auch Ölförderplattformen auf See eigentlich in den Zuständigkeitsbereich der Feuerwehr, allerdings wird diese Aufgabe von spezialisierten Firmen übernommen (siehe [[Paul Neal Adair]]).


Eine andere Feuerwehrtaktik ist die [[Riegelstellung (Feuerwehr)|Riegelstellung]], bei der das Verhindern des Übergreifens auf benachbarte Bereiche im Vordergrund steht. Diese wird gegebenenfalls auch in Kombination mit der Einsatztaktik ''Aufgeben'' angewandt, bei der das ohnehin vollständig verlorene Objekt dem Brand überlassen wird und sich die Anstrengungen auf andere Aufgaben wie z.&nbsp;B. das eben beschriebene Abriegeln konzentrieren.
Eine andere Feuerwehrtaktik ist die [[Riegelstellung]].


Besonderheiten bei der Brandbekämpfung auf See werden unter [[Maritime Brandbekämpfung]] erklärt.
Besonderheiten bei der Brandbekämpfung auf See werden unter [[Maritime Brandbekämpfung]] erklärt.


Das [[Impulslöschverfahren]] bezeichnet eine Art der Brandbekämpfung.
== Siehe auch ==

=== Hochhausbrand ===
Eine weitere Einsatzkategorie sind Brandeinsätze in [[Hochhaus|Hochhäusern]] oder [[Wolkenkratzer]]n. Entsprechend sind die Vorgesetzten einschließlich des [[Einsatzleitwagen|mobilen Kommandozentrums]] zu alarmieren. Größtes bekanntes Schadensereignis dieser Art war am 11. September 2001 der Brand und Einsturz des früheren [[World Trade Center]]s (WTC) nach einem [[Terroranschläge am 11. September 2001|Terroranschlag]], bei dem das [[New York City Fire Department|New York Fire Department]] ([[Berufsfeuerwehr]] in New York City) tätig war.

== Geschichte ==
=== 19. Jahrhundert ===
Anfang des 19. Jahrhunderts hatten auf dem Land bei ausbrechendem Brand sofort bestimmte Einwohner die [[Feuerspritze]] zu holen. Nicht jedes Dorf besaß eine solche. Ein Feuerläufer hatte erforderlichenfalls eine weitere Löschpumpe anzufordern. In vielen Ortschaften des [[Herzogtum Nassau|Herzogtums Nassau]] hatten bei Wahrnehmung eines Brandes der Lehrer des Ortes [[Sturmläuten|Sturm zu läuten]], der [[Trommel|Ausschusstambour]] Alarm zu schlagen. Der [[Fähnrich|Ausschussfähnrich]] musste durch den Ausschuss (eine etwas militärisch ausgebildete Wachmannschaft) alle Ausgänge des Ortes besetzen lassen, um niemand außer Feuerläufern und den zum Herbeiholen der Spritze Beorderten während des Brandes hinauszulassen. Alle arbeitsfähigen Einwohner hatten mit gefülltem Eimer zur Brandstelle zu eilen und sich in doppelter Reihe nach dem nächsten Wasser (z.&nbsp;B. Bach, Brandweiher) aufzustellen. „Durch die Hände lange Kette um die Wette flog der Eimer.“ Nach ausdrücklichem Befehle der Obrigkeit war darauf zu achten, „dass die mit ihrem Lamentieren nur Konfusion machenden Weibsleute in die Reihen gebracht werden“. Gehorsamsverweigerung dem Kommando gegenüber, unerlaubtes Entfernen von der Brandstätte oder absichtliches Beschädigen der Löschgeräte wurde mit empfindlicher Leibesstrafe geahndet. Die vom Brandorte geretteten Sachen wurden an einem feuersicheren Orte von Mannschaften des Ausschusses scharf bewacht. Wer versuchte, in dem Wirrwarr zu stehlen, wurde im Betretungsfalle von der Wache gebunden, bei den Sachen niedergelegt, um nach dem gelöschten Brande sofort Bestrafung zu empfangen. Doch für den, der sich in dem Rettungswerke durch Eifer, Mut und Unerschrockenheit besonders auszeichnete, war eine Belohnung bis zu vier Talern ausgesetzt.<ref>{{Literatur | Autor=[[Franz-Josef Sehr]] |Titel=Das Feuerlöschwesen in Obertiefenbach aus früherer Zeit |Sammelwerk=Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 1994 |Verlag=Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg |Ort=Limburg |Datum= 1993 |Seiten=151–153}}</ref>

=== Änderungen in der Löschtaktik ===
[[Datei:BrandGarage.jpg|mini|Feuerwehr beim Außenangriff]]
Ein altes Vorurteil lautet: ''Was das Feuer nicht kaputt macht, erledigt das Löschwasser''. Inzwischen haben die Feuerwehren ihre Arbeitsweise konsequent professionalisiert. Es ist bei jeder Art von Einsätzen darauf zu achten, dass nicht nur die unmittelbare Gefahr gebannt wird, sondern dass auch die Folgeschäden (u.&nbsp;a. verursacht durch [[Rauch]] und [[Löschwasser]]), die oft wesentlich die Primärschäden übersteigen, möglichst gering sind. Dadurch wirkt ein Einsatz oft wesentlich unspektakulärer als früher, weil nicht mehr nur die Schnelligkeit, sondern auch ein überlegtes, manchmal langsamer erscheinendes Handeln zählt. Damals galt es bei Brandeinsätzen, so schnell wie möglich das Feuer zu löschen. Die Menge des Löschwassers war dabei unerheblich („Ozeanischer Löscheffekt“). Heute wird ein Außenangriff nach Möglichkeit vermieden, um [[Wasserschaden|Wasserschäden]] zu vermeiden. Durch neue und verbesserte Techniken, z.&nbsp;B. im Bereich des [[Atemschutz]]es und der [[Schaumstrahlrohr|Strahlrohrtechnik]], stehen der Feuerwehr Mittel für eine effizientere Brandbekämpfung zur Verfügung.

Da das Löschwasser durch [[Brandrauch]] und andere giftige Verbrennungsrückstände [[Stoffreinheit#Verunreinigung (Kontamination)|kontaminiert]] wird, ist auch in Hinsicht auf die eventuell notwendige Entsorgung des Löschwassers damit möglichst sparsam umzugehen.

== Siehe auch ==
* [[Löschwasserversorgung]]
* [[Impulse Fire Extinguishing System]] (IFex)

== Literatur ==
* {{Literatur |Autor=Roy Bergdoll, Sebastian Breitenbach |Titel=Verbrennen und Löschen |Reihe=Die Roten Hefte |BandReihe=Heft 1 |Auflage=18 |Verlag=Kohlhammer |Ort=Stuttgart |Datum=2019 |Seiten= |ISBN=978-3-17-026968-2}}
* {{Literatur |Autor=Lothar Schott, Manfred Ritter |Titel=Feuerwehr Grundlehrgang FwDV 2 |Verlag=Wenzel-Verlag |Ort=Marburg |Auflage=21 |Datum=2022 |ISBN=978-3-88293-220-1}}
* Diverse: ''Hamilton – Handbuch für die Feuerwehr''. 21. Auflage. Boorberg Verlag, 2012, ISBN 978-3-415-04560-6.
* Diverse: ''Andreas Pfeiffer – Löschmittel in der Brandbekämpfung''. 1. Auflage. Springer Verlag, 2016. ISBN 978-3-658-12971-2.

== Weblinks ==
{{Wiktionary|Brandbekämpfung}}
{{Wiktionary|Brandbekämpfung}}
{{Commons|Firefighting|Feuerbekämpfung}}
{{Commons|Firefighting|Feuerbekämpfung}}
* [https://www.helipictures.de/sites/100169.asp Bildergalerien zur Brandbekämpfung durch Helikopter aus der Luft]
* [https://www.pbs.org/wgbh/nova/wtc/fire-nf.html US-Ausrüstung bei high-rise-Einsätzen] (engl. mit Abb.; 40 bis 50&nbsp;kg)
* A. Krüger, R. Radusch: [https://www.ffb.kit.edu/download/Krueger_Radusch_Wasserzerstaeubung_im_Strahlrohr.pdf ''Wasserzerstäubung im Strahlrohr.''] Forschungsstelle für Feuerlöschtechnik (Forschungsstelle für Brandschutztechnik, Universität Karlsruhe), Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen 1956.


== Einzelnachweise ==
*[[Feuerwehrgruppe#Gruppe im Löscheinsatz|Die Gruppe im Löscheinsatz]]
<references />
*[[Löschwasserversorgung]]
*[[Portal:Feuerwehr]]
*[[Themenliste Feuerwehr]]
*[[Maritime Brandbekämpfung]]
*[[Ifex]]


{{Normdaten|TYP=s|GND=4125289-5}}
[[Kategorie:Brandschutz]]
{{SORTIERUNG:Brandbekampfung}}
[[Kategorie:Taktik im Feuerwehreinsatz]]


[[Kategorie:Brandschutz]]
[[en:Fire fighting]]
[[Kategorie:Feuerwehreinsatz]]
[[fr:Lutte contre l'incendie]]
[[ja:消防]]

Aktuelle Version vom 22. Februar 2025, 09:41 Uhr

Brandbekämpfung während einer Feuerwehrübung

Brandbekämpfung nennt man das Löschen von Schadensfeuer.

Löschverfahren und Löschwirkungen

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Verbrennungsdreieck
Brandbekämpfungsmittel auf einem Campingplatz in Mecklenburg
Feuerwehr im Löscheinsatz in Kanada

Löschverfahren

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Damit ein Feuer brennen kann, müssen drei Faktoren Brennstoff, Oxidator (meist Sauerstoff) und Wärme (Entzündungstemperatur), dargestellt im Verbrennungsdreieck, im richtigen Mischungsverhältnis vorhanden sein. Ein Katalysator kann eine Verbrennung begünstigen, ein Inhibitor hingegen einen Brand hemmen. Alle Methoden der Brandbekämpfung beruhen darauf, der Verbrennung eine oder mehrere ihrer Grundvoraussetzungen zu entziehen.

Entfernen des brennbaren Stoffes

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Der brennbare Stoff kann normalerweise nicht so einfach aus einem Feuer entfernt werden, jedoch kann manchmal der Nachschub an Brennstoff unterbunden werden. Dies kann beispielsweise das Verschließen einer Gas- oder Ölleitung sein. Auch wird dieses Verfahren oft bei Waldbränden verwendet, indem breite Gräben und Schneisen angelegt, also von stehenden Bäumen freigeräumt, werden.

Ein Feuer erlischt, wenn der brennende Stoff unter seiner Mindestverbrennungstemperatur abgekühlt wird. Die mit Abstand beste Kühlwirkung bei der Brandbekämpfung wird durch die Verwendung von Löschwasser bzw. Netzwasser erzielt. Dabei geht es darum, Energie in Form der für die Verdampfung von Löschwasser erforderlichen Verdampfungsenthalpie abzuführen.

Erstickung und Verdrängung

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Erstickung erfolgt durch Entzug von Sauerstoff, indem man den Sauerstoff vom brennbaren Stoff fernhält oder ihn verdrängt. Dies kann durch einfaches Abdecken mit einer Decke oder Überziehen mit einer luftundurchlässigen Schicht (beispielsweise Löschschaum) erfolgen.

Durch schmelzendes Löschpulver bildet sich bei Glutbränden eine erstickende Sinterschicht auf dem heißen Brandgut. Bei höheren Temperaturen bilden sich durch die Zersetzung des Pulvers geringe Mengen Ammoniak, welches zusätzlich erstickend auf das Feuer wirkt. Gase wie Argon, Stickstoff oder Kohlenstoffdioxid sowie Gasgemische wie Inergen oder Argonite verdrängen den Sauerstoff. Bei der aktiven Brandvermeidung wird dem zu schützenden Bereich vorbeugend durch Stickstoffzufuhr der für die Verbrennung notwendige Sauerstoff entzogen – ein Brand kann nicht mehr entstehen.

Bei Bränden in elektrischen Anlagen oder Materialien, die durch Wasser beschädigt werden können, wird bei Sprinklern oder mobilen Löschungen auch Kohlendioxid oder flüssiger Stickstoff eingesetzt, deren Wirkung darauf beruht, den Sauerstoff zu verdrängen und das Brandgut zu kühlen.

Antikatalytische Wirkung

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Die antikatalytische Wirkung, auch Inhibition genannt, beruht u. a. darauf, dass die für die Verbrennung mit Flamme notwendigen Radikale durch Rekombination unwirksam gemacht werden.

Verseifung beim Fettbrand

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Beim Fettbrand wird durch Verseifung die brennende Flüssigkeit gelöscht, indem das Löschmittel eine Sperrschicht über dem Öl oder Fett bildet. Dadurch wird die Aufnahme von Sauerstoff unterbunden, zugleich kühlt das Löschmittel die brennende Flüssigkeit unter die Selbstzündungstemperatur herunter und verhindert somit ein erneutes Aufflammen des Brandes.

Bei einem Gegenfeuer wird ein Feuer so gelegt, dass es dem zu löschenden Brand den Brennstoff entzieht.[1]

Hauptlöschwirkung und Nebenlöschwirkungen

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Die unterschiedlichen Löschmittel haben meist nicht nur eine, sondern auch mehrere Wirkungen beim Löschen. Die Hauptlöschwirkung ist die, welche den größten Einfluss auf die Verbrennung hat. Bei Wasser ist es die kühlende Wirkung, bei Löschschaum hingegen das Ersticken.

Zusätzlich kommen Nebenlöschwirkungen zum Tragen. So deckt das Löschwasser den brennbaren Stoff mit einem dünnen Film ab, wirkt also leicht erstickend. Außerdem zerteilt ein starker Wasserstrahl den brennbaren Stoff und erhöht somit die Angriffsfläche. Der Löschschaum wirkt auch kühlend, da er Wasser enthält.

Vorgehensweise der Feuerwehr

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Feuerwehr bei der Brandbekämpfung
Kühlen eines Kraftstofftanks bei einer Einsatzgroßübung der Feuerwehren im Landkreis Tübingen

Die Brandbekämpfung ist die älteste und bekannteste Aufgabe der Feuerwehr. Das am häufigsten eingesetzte Löschmittel ist das Wasser, das früher in Eimern getragen und später mit Feuerspritzen gepumpt wurde. Heutzutage werden motorgetriebene Feuerlöschpumpen eingesetzt.

Um einen schnellen und sicheren Erfolg beim Löschen zu erzielen, soll die Brandbekämpfung möglichst stark und gleichzeitig erfolgen. Beim Einsatz von Feuerlöschern sollten diese daher gleichzeitig und nicht nacheinander eingesetzt werden. Der zuständige Einsatzleiter der Feuerwehr trifft die Entscheidung, ob ein Innenangriff oder Außenangriff durchzuführen ist.

Beispiel: Ein Strohlagerhaus brennt im vollen Umfang. Es werden keine Personen vermisst. Es muss daher keine Menschenrettung in Kombination mit einem Innenangriff durchgeführt werden. Das Feuer wird durch einen Außenangriff bekämpft. Primär muss versucht werden, das Feuer auf das Lager zu begrenzen und ein Übergreifen auf nebenstehende Gebäude zu unterbinden. Ein Innenangriff könnte den Schaden an dem bereits zerstörten Lagerhaus nicht begrenzen und wäre ein unnötiges Risiko für Einsatzkräfte.

Siehe auch: Die Gruppe im Löscheinsatz

Um den Einheitsführern Zeit zur Erkundung (Zugangsmöglichkeit, Ausbreitung des Brandes usw.) zu geben, gibt es den Einsatz mit Bereitstellung. Hier sind nur die Wasserentnahmestelle und die Lage des Verteilers bekannt. Ist die Lage erkundet, so kommt es zum Außenangriff bzw. Innenangriff.

Außenangriff beim Brand der Stadtwerke Münster

Beim Außenangriff erfolgt die Brandbekämpfung von außen durch Gebäudeöffnungen wie Fenster, Türen, Dachluken oder bereits durchgebrannte Gebäudeteile. Dies ist für die Feuerwehrleute die sicherere Methode, wenn beispielsweise die Standsicherheit des Gebäudes eine große Gefahr für die Einsatzkräfte darstellt. Das Risiko eines Wasserschadens ist größer, da man bei starker Rauchentwicklung oft nicht erkennen kann, ob man überhaupt mit dem Wasserstrahl die Brandstelle von außen trifft.

Der Außenangriff sollte nach Möglichkeit die Ausnahme bleiben. Aber gerade kleinere Feuerwehren mit wenig Personal bzw. Ausrüstung können keinen personal- und geräteintensiven Innenangriff durchführen. Der Grund dafür liegt beispielsweise in der Voraussetzung, dass für jeden Angriffstrupp ein Rettungstrupp bereitstehen muss, sofern keine Menschenrettungsmaßnahmen durchgeführt werden.

Variation von Geräten für den Innenangriff
Innenangriff mit Schnellangriffsvorrichtung (Demonstration)

Beim Innenangriff, auch Regelangriff genannt, gehen Atemschutzgeräteträger in das Gebäude vor, um gezielt den Brandherd zu finden und abzulöschen. Hier ist das Risiko größer, jedoch kann das Löschmittel viel effizienter eingesetzt werden. Im Innenangriff hat sich der Einsatz von Druckbelüftern zur taktischen Ventilation bewährt, welche bei richtigem Einsatz einen leichten Überdruck im Gebäude erzeugen. Der Rauch mitsamt den unverbrannten Gasen wird so aus den Innenräumen entfernt, was die Gefahr einer plötzlichen Rauchgasdurchzündung oder Rauchgasexplosion minimiert und dem vorgehenden Angriffstrupp eine freie Sicht verschafft. Die Annahme, das Feuer würde sich durch die Zufuhr von Sauerstoff in der zugeführten Umgebungsluft schneller ausbreiten, hat sich in der Praxis als nicht richtig erwiesen. Die Vorteile der schnellen Brandbekämpfung und freien Sicht überwiegen. So verringert der Einsatz des Druckbelüfters nicht nur das Risiko für die Feuerwehrleute, sondern auch die Gefahr von übermäßigen Wasserschäden, da der Brandherd schneller lokalisiert und exakter bekämpft werden kann.

Zur Sicherheit der Feuerwehrleute wird inzwischen empfohlen, neben der vorgeschriebenen persönlichen Schutzausrüstung zusätzliche Geräte (z. B. Beleuchtung, Rettungsschlingen, Totmannwarner und Rettungsmesser) mitzuführen.

Vermehrt werden auch Wärmebildkameras eingesetzt, mit denen Brandherde bzw. Personen auch im dichten Rauch feststellbar sind. Hierbei wird der Würfelblick angewendet.

Bei schlecht zugänglichen Wald- und Buschbränden werden vermehrt auch Löschflugzeuge oder Hubschrauber (siehe Bambi Bucket) zum Löschen und Wassertransport eingesetzt.

An und für sich fällt zwar auch das Löschen von brennenden Ölquellen – wie beispielsweise nach dem Zweiten Golfkrieg – oder auch Ölförderplattformen auf See eigentlich in den Zuständigkeitsbereich der Feuerwehr, allerdings wird diese Aufgabe von spezialisierten Firmen übernommen (siehe Paul Neal Adair).

Eine andere Feuerwehrtaktik ist die Riegelstellung, bei der das Verhindern des Übergreifens auf benachbarte Bereiche im Vordergrund steht. Diese wird gegebenenfalls auch in Kombination mit der Einsatztaktik Aufgeben angewandt, bei der das ohnehin vollständig verlorene Objekt dem Brand überlassen wird und sich die Anstrengungen auf andere Aufgaben wie z. B. das eben beschriebene Abriegeln konzentrieren.

Besonderheiten bei der Brandbekämpfung auf See werden unter Maritime Brandbekämpfung erklärt.

Das Impulslöschverfahren bezeichnet eine Art der Brandbekämpfung.

Eine weitere Einsatzkategorie sind Brandeinsätze in Hochhäusern oder Wolkenkratzern. Entsprechend sind die Vorgesetzten einschließlich des mobilen Kommandozentrums zu alarmieren. Größtes bekanntes Schadensereignis dieser Art war am 11. September 2001 der Brand und Einsturz des früheren World Trade Centers (WTC) nach einem Terroranschlag, bei dem das New York Fire Department (Berufsfeuerwehr in New York City) tätig war.

19. Jahrhundert

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Anfang des 19. Jahrhunderts hatten auf dem Land bei ausbrechendem Brand sofort bestimmte Einwohner die Feuerspritze zu holen. Nicht jedes Dorf besaß eine solche. Ein Feuerläufer hatte erforderlichenfalls eine weitere Löschpumpe anzufordern. In vielen Ortschaften des Herzogtums Nassau hatten bei Wahrnehmung eines Brandes der Lehrer des Ortes Sturm zu läuten, der Ausschusstambour Alarm zu schlagen. Der Ausschussfähnrich musste durch den Ausschuss (eine etwas militärisch ausgebildete Wachmannschaft) alle Ausgänge des Ortes besetzen lassen, um niemand außer Feuerläufern und den zum Herbeiholen der Spritze Beorderten während des Brandes hinauszulassen. Alle arbeitsfähigen Einwohner hatten mit gefülltem Eimer zur Brandstelle zu eilen und sich in doppelter Reihe nach dem nächsten Wasser (z. B. Bach, Brandweiher) aufzustellen. „Durch die Hände lange Kette um die Wette flog der Eimer.“ Nach ausdrücklichem Befehle der Obrigkeit war darauf zu achten, „dass die mit ihrem Lamentieren nur Konfusion machenden Weibsleute in die Reihen gebracht werden“. Gehorsamsverweigerung dem Kommando gegenüber, unerlaubtes Entfernen von der Brandstätte oder absichtliches Beschädigen der Löschgeräte wurde mit empfindlicher Leibesstrafe geahndet. Die vom Brandorte geretteten Sachen wurden an einem feuersicheren Orte von Mannschaften des Ausschusses scharf bewacht. Wer versuchte, in dem Wirrwarr zu stehlen, wurde im Betretungsfalle von der Wache gebunden, bei den Sachen niedergelegt, um nach dem gelöschten Brande sofort Bestrafung zu empfangen. Doch für den, der sich in dem Rettungswerke durch Eifer, Mut und Unerschrockenheit besonders auszeichnete, war eine Belohnung bis zu vier Talern ausgesetzt.[2]

Änderungen in der Löschtaktik

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Feuerwehr beim Außenangriff

Ein altes Vorurteil lautet: Was das Feuer nicht kaputt macht, erledigt das Löschwasser. Inzwischen haben die Feuerwehren ihre Arbeitsweise konsequent professionalisiert. Es ist bei jeder Art von Einsätzen darauf zu achten, dass nicht nur die unmittelbare Gefahr gebannt wird, sondern dass auch die Folgeschäden (u. a. verursacht durch Rauch und Löschwasser), die oft wesentlich die Primärschäden übersteigen, möglichst gering sind. Dadurch wirkt ein Einsatz oft wesentlich unspektakulärer als früher, weil nicht mehr nur die Schnelligkeit, sondern auch ein überlegtes, manchmal langsamer erscheinendes Handeln zählt. Damals galt es bei Brandeinsätzen, so schnell wie möglich das Feuer zu löschen. Die Menge des Löschwassers war dabei unerheblich („Ozeanischer Löscheffekt“). Heute wird ein Außenangriff nach Möglichkeit vermieden, um Wasserschäden zu vermeiden. Durch neue und verbesserte Techniken, z. B. im Bereich des Atemschutzes und der Strahlrohrtechnik, stehen der Feuerwehr Mittel für eine effizientere Brandbekämpfung zur Verfügung.

Da das Löschwasser durch Brandrauch und andere giftige Verbrennungsrückstände kontaminiert wird, ist auch in Hinsicht auf die eventuell notwendige Entsorgung des Löschwassers damit möglichst sparsam umzugehen.

  • Roy Bergdoll, Sebastian Breitenbach: Verbrennen und Löschen (= Die Roten Hefte. Heft 1). 18. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-17-026968-2.
  • Lothar Schott, Manfred Ritter: Feuerwehr Grundlehrgang FwDV 2. 21. Auflage. Wenzel-Verlag, Marburg 2022, ISBN 978-3-88293-220-1.
  • Diverse: Hamilton – Handbuch für die Feuerwehr. 21. Auflage. Boorberg Verlag, 2012, ISBN 978-3-415-04560-6.
  • Diverse: Andreas Pfeiffer – Löschmittel in der Brandbekämpfung. 1. Auflage. Springer Verlag, 2016. ISBN 978-3-658-12971-2.
Wiktionary: Brandbekämpfung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Feuerbekämpfung – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Drägerheft 385. (PDF; 606 kB) Feuer gegen Feuer. In: www.draeger.com. Drägerwerk AG & Co. KGaA, Juni 2010, archiviert vom Original am 25. Juni 2023; abgerufen am 14. Januar 2024.
  2. Franz-Josef Sehr: Das Feuerlöschwesen in Obertiefenbach aus früherer Zeit. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 1994. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg 1993, S. 151–153.