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„Gescher“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|befasst sich mit der Stadt Gescher im Regierungsbezirk Münster. Für weitere Bedeutungen siehe [[Gescher (Begriffsklärung)]].}}
'''Gescher''' ist eine Stadt im [[Kreis Borken]], [[Nordrhein-Westfalen]], [[Deutschland]].
{{Infobox Gemeinde in Deutschland
|Art = Stadt
|Wappen = DEU Gescher COA.svg
|Breitengrad = 51/57/25/N
|Längengrad = 7/0/20/E
|Lageplan = Gescher in BOR.svg
|Bundesland = Nordrhein-Westfalen
|Regierungsbezirk = Münster
|Kreis = Borken
|Höhe = 59
|PLZ = 48712
|Vorwahl = 02542, [[Hochmoor (Gescher)|02863]]
|Gemeindeschlüssel = 05554016
|LOCODE = DE GSR
|Gliederung = 6 [[Ortsteil]]e
|Straße = Marktplatz 1
|Website = [https://www.gescher.de/ www.gescher.de]
|Bürgermeister = Anne Kortüm
|Bürgermeistertitel = Bürgermeisterin
|Partei = parteilos
}}


Die [[Liste der Städte und Gemeinden mit Namenszusatz in Nordrhein-Westfalen|Glockenstadt]] '''Gescher''' [{{IPA|ˈgɛʃɐ}}] ([[Niederdeutsche Sprache|plattdeutsch]] ''Gesker'') ist eine [[Kleinstadt]] im [[Münsterland|münsterländischen]] [[Kreis Borken]] in [[Nordrhein-Westfalen]].
[[Fluss (Gewässer)|Fluss]] [[Berkel]].


<div style="float:right;">[[Datei:Gescher, St.-Pankratius-Kirche -- 2014 -- 4108.jpg|mini|Blick auf die Pankratiuskirche, Pfarrgarten und Ortskern mit Gründerzeitvillen]]
* Einwohner: 17.018 (31.12.2003)
[[Datei:Rinder in der Berkelaue zwischen Coesfeld und Gescher.jpg|mini|Berkelaue zwischen Coesfeld und Gescher: saufende Kühe]]</div>
== Sehenswürdigkeiten ==

Die Stadt Gescher ist über ihre Grenzen hinaus für ihre vielzahl an Museen bekannt. <br>Darunter sind das Glockenmuseum, der Museumshof, das Kutschenmuseum und das Torfmuseum.
== Geographie ==
=== Räumliche Lage ===
Durch Gescher fließt die [[Berkel]]. Im Nordosten streift der Fluss [[Dinkel (Fluss)|Dinkel]] das Stadtgebiet und bildet für etwa 3&nbsp;km die Grenze zur Nachbargemeinde [[Rosendahl]]. Gescher liegt rund 3&nbsp;km westlich der Autobahn [[Bundesautobahn 31|A&nbsp;31]], die [[Emden]] mit dem [[Ruhrgebiet]] verbindet. Gescher ist über die Anschlussstelle (33) Gescher-[[Coesfeld]] und die kreuzende [[B 525]], die die deutsch-niederländischen Grenze bei [[Südlohn]]-Oeding mit der Autobahn [[Bundesautobahn 43|A&nbsp;43]] verbindet, an das Fernstraßennetz angeschlossen.

=== Stadtgebiet ===
[[Datei:Ortsteile (rot) und Bauerschaften (orange) von Gescher.png|mini|hochkant|Ortsteile (rot) und Bauerschaften (orange) von Gescher]]
==== Ortsteil Hochmoor ====
Ortsteil, in dem auch Vertriebene nach 1945 eine neue Heimat gefunden haben (Vorwahl: 02863).
Das dort befindliche [[Hochmoor]] wurde erst in den 1960er Jahren mittels Tiefpflug trockengelegt.

==== Bauerschaften ====
* [[Harwick]]
* [[Estern]]
* [[Büren (Gescher)|Büren]]
* [[Tungerloh-Capellen]]
* [[Tungerloh-Pröbsting]]

=== Naturschutzgebiete und Bodendenkmäler ===
[[Datei:Burg Brockhusen.jpg|mini|Zwischen Gescher und Südlohn: Versunkene Burg Brockhusen in der Bauerschaft Estern]]
Auf dem Gebiet der Stadt Gescher, beider Seiten der [[Berkel]] gelegen,<ref>Bundesamt für Naturschutz: [https://geodienste.bfn.de/schutzgebiete?lang=de&stateId=3b34e8bf-601c-4e76-b4e8-bf601c3e7684 Schutzgebiete um Gescher].</ref><ref>OpenStreetMap: [https://www.openstreetmap.org/relation/162733 Stadtgebiet Gescher mit Hochmoor]</ref> befinden sich die vier Naturschutzgebiete [[Berkelaue I]],<ref>OpenStreetMap: [https://www.openstreetmap.org/way/435710921#map=14/51.9399/7.0532 Berkelaue I flussaufwärts der Berkel nach Coesfeld]</ref> [[Berkelaue II]],<ref>OpenStreetMap: [https://www.openstreetmap.org/way/435710922#map=15/51.9536/7.0165 Berkelaue II im nordöstlichen Grüngürtel der Stadt Gescher]</ref> [[Kuhlenvenn]]<ref>OpenStreetMap: [https://www.openstreetmap.org/way/121154638#map=12/51.8757/7.2046 Stadtgebiet Gescher mit Hochmoor] (zwischen [[Hochmoor]] und Gescher, an der Kreisgrenze zu Coesfeld im Quellgebiet des [[Halterner Mühlenbach|Heubachs]])</ref> und nordöstlich von Hochmoor das [[Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie)|Flora-Fauna-Habitat]] [[Fürstenkuhle]].<ref>OpenStreetMap: [https://www.openstreetmap.org/way/121154638#map=13/51.9118/7.1106 Fürstenkuhle, nordöstlich von] [[Hochmoor]]</ref> Nichtregierungsorganisationen, Vereine und Aktivistengruppen wie die ''Biologische Station Zwillbrock''<ref name="NABU">[[NABU]]: [https://web.archive.org/web/20160107214613/http://www.nabu-naturschutzstation-muensterland.de/upload/pdf/NATURZEIT_09.pdf Das Kuhlenvenn – eine Erfolgsgeschichte], S. 15, als [[Web-Archivierung #Begrifflichkeiten|Memento]] gespeichert am 7. Januar 2016</ref> und der ''Naturschutzverein Gescher-Hochmoor''<ref>Naturschutzverein Gescher-Hochmoor: [https://naturschutz-gescher-hochmoor.de/ naturschutz-gescher-hochmoor.de] heruntergeladen am 16. Mai 2020</ref><ref>Gescherblog: [http://www.gescherblog.de/?p=43117 Franz Josef Kunst: ''Neues Gewässer für Moorfrösche in der Fürstenkuhle''], heruntergeladen am 16. Mai 2020</ref> sowie der [[NABU]] betreuen die Schutzgebiete. An der Grenze der Gemarkungen Esten und Eschlohn, westlich von Gescher, liegt als [[Bodendenkmal]] die so genannte ''Versunkene Burg Brockhusen''.<ref>Stadt Gescher: [https://web.archive.org/web/20171114202438/https://www.gescher.de/pics/medien/1_1408365866/B_-_Nr._02_Burg_Brockhusen.pdf Burg Brockhusen „Versunkene Burg“], als Memento gespeichert am 14. November 2017</ref> Östlich von Gescher in der Berkelaue, beim 1816 abgebrannten Haus Hengelborg, in der Nähe einer aufgegebenen Bauernhofstelle (Hofwüstung), finden sich in der Gemarkung Harwick die Überreste eines für das Westmünsterland typischen [[Bergfried#Wehrspeicher und Kirchenburgen|Wehrspeichers]], umgeben von [[Gräfte]]n, datiert auf das 15./16. Jahrhundert, evtl. später.<ref>Stadt Gescher: [https://web.archive.org/web/20171114202436/https://www.gescher.de/pics/medien/1_1408365894/B-_Nr._01Graeftenanlage.pdf Wehrspeichergräfte Gemarkung Harwick], als [[Web-Archivierung #Begrifflichkeiten|Memento]] gespeichert am 14. November 2017</ref>
[[Datei:Gräftenanlage Gescher Harwick.JPG|mini|Berkelaue: typischer Gräften-Wehrspeicher, geschätzt 15./16. Jahrhundert]]

=== Nachbargemeinden/-städte ===
{| style="width:40%; text-align:center;"
|-
|style="width:33%;"| Stadt [[Stadtlohn]]<br />([[Kreis Borken]])
|
|style="width:33%;"| Gemeinde [[Rosendahl]]<br />([[Kreis Coesfeld]])
|-
| Gemeinde [[Südlohn]]<br />([[Kreis Borken]])
| [[Datei:Windrose klein.svg]]
| Stadt [[Coesfeld]]<br />([[Kreis Coesfeld]])
|-
| Stadt [[Velen]]<br />([[Kreis Borken]])
| Gemeinde [[Reken]]<br />([[Kreis Borken]])
|
|}

== Geschichte ==
=== Frühgeschichte und Mittelalter ===
Frühgeschichtlich liegt Gescher an der Stammesgrenze zwischen [[Brukterer]]n und [[Chamaven]]. Die Grenze lag in den Feuchtgebieten im Westen von Gescher (Estern). Entlang dieser Grenzen finden sich auch die Fluchtburgen ''versunkene Borg'', Rauschenburg und Hengelborg. Der Name Gescher leitet sich ab von Gasgare, später dann Gaschari, einem Oberhof des [[Stift Borghorst|Stiftes Borghorst]]. Nach dem Bau einer Kirche durch das Stift um das Jahr 1000 und der Einrichtung der dazugehörenden [[Pfarrei]] entwickelte sich allmählich eine dörfliche Siedlung. Gescher wurde im Feuchtgebiet der Siepen gegründet, wobei diese [[Siepen (Geographie)|Siepen]] nicht trockengelegt oder umgeleitet, sondern überbaut wurden. Noch heute finden sich entsprechende Namen wie ''Waterstegge'' oder ''Armlandstraße'' (ein ehemaliger Knüppeldamm über die Siepe). Es zogen sich Siepen von der Katharinenstraße (Waterstegge) und auch von der Inselstraße in Richtung ''Wenings Feuchtgebiete''. Weitere Siepen aus den südlichen und östlichen Gebieten wurden in der Gräfte gesammelt und von dort unter der Armlandstraße weitergeleitet. Diese verläuft heute noch an der linken Seite der Pankratius-Kirche. Diese Siepen existieren noch immer, teils verrohrt oder als weitläufiges Feuchtgebiet.

=== Neuzeit ===
1570 brannte die Siedlung fast vollständig nieder. Der Wiederaufbau sowie Plünderungen und Einquartierungen während der [[Achtzigjähriger Krieg#Der niederländische Unabhängigkeitskampf|Niederländischen Befreiungskriege]] und des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] behinderten die Entwicklung der Siedlung.

Infolge der [[Französische Revolution|französischen Revolutionskriege]] wurde im Jahr 1803 das [[Hochstift Münster]], zu dessen [[Amt Ahaus]] Gescher gehört hatte, auf dem [[Reichsdeputationshauptschluss]] aufgelöst. Das [[Kirchspiel]] gelangte unter die Herrschaft des [[Fürstentum Salm|Fürsten zu Salm]]. Von 1811 bis 1813 war Gescher Teil [[Erstes Kaiserreich|Frankreichs]] und ab 1816 als Teil des [[Kreis Coesfeld|Kreises Coesfeld]] [[Preußen|preußisch]].

Noch um 1850 sind in Gescher keine großen Industriebetriebe mit sozialer oder wirtschaftlicher Bedeutung beheimatet und so befand es sich noch in der vorindustriellen Entwicklung mit entsprechender Gesellschaftsstruktur. Es ist davon auszugehen, dass in diese Zeit auch Abwanderungen in das nahgelegene und sich in dieser Zeit entwickelnde Ruhrgebiet durch Gescheraner Männer mit ihren Familien stattfanden, um dort als Arbeiter oder Bergleute zu leben. Auch Auswanderungen in die USA, Kanada und Brasilien sind beurkundet.<ref>{{Literatur |Autor=Wimold et al. |Titel=Heimatbuch Gescher |Hrsg=Heimatverein Gescher |Band=2 |Verlag=P.Neumann |Ort=Velen |Datum=1978}}</ref>

Das 1390 erstmals urkundlich erwähnte Haus Hall wurde 1855 durch den Münsteraner Bischof [[Johann Georg Müller (Bischof)|Johann Georg Müller]] in eine Stiftung umgewandelt, als „Erziehungsanstalt für verwahrloste Knaben katholischer Konfession“. Der Auftrag wurde 1929 erweitert um die Betreuung von Menschen mit Behinderung. Der Kirche gehörte Haus Hall seit 1837. Gegen den [[Aktion T4#Widerstand gegen die Aktion|Widerstand des kirchlichen Trägers]] fielen mindestens 27 Jugendliche aus Haus Hall den [[Aktion T4|T4-Mordaktionen der Nationalsozialisten]] zum Opfer.<ref>Bernhard Frings: ''Zu melden sind sämtliche Patienten...- NS-'Euthanasie' und Heil- und Pflegeanstalten im Bistum Münster'', 1994 bei Aschendorff Münster, ISBN 978-3-402-03269-5</ref>

Aus der in Heimarbeit zu leistenden Verarbeitung von [[Flachsfaser|Flachs]] zu [[Vollleinen|Leinen]] erwuchs während des 19. Jahrhunderts die technisierte Textilindustrie, die für das Wirtschaftsleben bis Mitte des 20. Jahrhunderts prägend werden sollte. Hier ist besonders die Gründung der ersten mechanischen Weberei in Gescher, der Textilfabrik Huesker&Co., von 1861 zu nennen. 1861/62 kam es ebenfalls zum Anschluss Geschers an das Straßennetz des Westmünsterlandes. 1875 erfolgt die Errichtung eines Postamts und 1881 einer Gemeindesparkasse in Gescher. Die Versorgung der Gescheraner Bürger mit elektrischem Strom wurde bereits 1899 durch die Firma Huesker sichergestellt. der 1904 wurde die Eisenbahnteilstrecke Coesfeld–Gescher–Borken in Betrieb genommen. Das 1906 gegründete Torfwerk im Süden der Bauerschaft Tungerloh-Pröbsting stellte die Keimzelle des heutigen Ortsteils [[Hochmoor (Gescher)|Hochmoor]] dar.

Vermutlich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts lebten Juden in Gescher.<ref>Henry Rothschild: ''Die jüdische Gemeinde in Gescher im 20. Jahrhundert''. In: ''Unsere Heimat. Jahrbuch des Kreises Borken'', Jg. 1985, S. 108–110, hier S. 108.</ref> Obwohl in das gesellschaftliche Leben vollständig integriert (in den [[Coesfeld#Nachbarschaften|Nachbarschaften]], bei der Feuerwehr, beim Militär und in Kriegervereinen) wurden nach fünfeinhalb Jahren zunehmender Ausgrenzung, Schikane und Bedrohung die jüdischen Familien Geschers Opfer von Ausschreitungen und Gewalt: Die Wohnungen und Geschäfte sowie die Betstube in der Armlandstr. 1a wurden bei den [[Novemberpogrome 1938|Novemberpogromen 1938]] verwüstet und teilweise in Brand gesteckt.<ref>[[Elfi Pracht-Jörns]]: ''Gescher''. In: dies.: ''Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen'', Band 4: ''Regierungsbezirk Münster'' (= Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern von Westfalen, Band 1.2). J.P. Bachem, Köln 2002, ISBN 3-7616-1397-0, S. 88–90 und 152–153, hier S. 89.</ref> Alle männlichen Mitglieder der Familien Stein, Marx und Falkenstein kamen für ein bis drei Wochen im örtlichen Gefängnis in so genannte [[Schutzhaft]].<ref name="lange" /> Im Dezember 1941 wurden alle jüdischen Bewohner Geschers, 20 Personen jeglichen Alters, darunter die zweijährige ''Eleonore Stein'' (* 1. April 1939, ✡ Dezember 1941), ins lettische [[Riga#Zweiter Weltkrieg|Riga]] transportiert, um dort ermordet zu werden.<ref>Martin Wissen: [https://www.heimatverein-gescher.de/veroeffentlichungen/ Ent-deckte Zeichen. Die Juden in Gescher], o.&nbsp;J., Hrsg.: ''Heimatverein Gesche.r'' Band 6.</ref><ref>[[Fred Hertz]]: ''Vierhundersechsundvierzig Jahre und zehn Tage.'' achterland verlags compagnie, Gesamterstellung: Franz Gescher, Vreden, 2002, ISBN 3-933377-71-4.</ref> Der 1867 eröffnete [[Jüdischer Friedhof (Gescher)|jüdische Friedhof]] existiert trotz zweimaliger Verwüstung.<ref name="lange">Hendrik M. Lange: [https://web.archive.org/web/20200519001048/https://www.gescher.de/downloads/datei/OTAwMDAwNDQyOy07L3Vzci9sb2NhbC9odHRwZC92aHRkb2NzL2dlc2NoZXIvZ2VzY2hlci9tZWRpZW4vZG9rdW1lbnRlL2VyaW5uZXJ1bmdlbi5fanVkZW5faW5fZ2VzY2hlci5wZGY%3D Erinnerungen: Juden in Gescher. Impulse zur Beschäftigung mit lokalen Erinnerungsorten], als Memento gespeichert am 19. Mai 2020.</ref>

[[Datei:Gescher Kriegsgrab.jpg|mini|Kriegsgräberstätte]]

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war die bischöfliche Stiftung Haus Hall [[Lazarett|Kriegslazarett]]. Die Bausubstanz in Gescher blieb von Kriegsschäden weitgehend verschont. Am 30. März 1945 ([[Karfreitag]]) übergab [[Bürgermeister]] Niemann die Gemeinde Gescher an die herannahenden englischen Alliierten. Es kam vereinzelt zu kurzen Feuergefechten mit abrückenden deutschen Soldaten. Mr.&nbsp;Ball übernahm als Vertreter der britischen Besatzung die Hoheit über die Stadt.

Im Ortsteil Hochmoor fanden nach 1945 viele [[Vertreibung|Vertriebene]], besonders aus dem katholischen [[Niederschlesien|Schlesien]] Zuflucht im stark erweiterten Ortsteil Hochmoor, der noch bis 1961 kirchlich von St. Andreas in [[Velen]] betreut wurde.<ref>Heimatverein Hochmoor: [https://web.archive.org/web/20200519075914/https://www.heimatverein-hochmoor.info/heimatverein/aktuelles/index.php#488331a5f31044f03 Heimatverein Velen zu Gast in Hochmoor], als Memento heruntergeladen am 19. Mai 2020.</ref>

1980 eröffnete das Glockenmuseum als eines der wichtigsten Aushängeschilder der Stadt; es wurde 2010 umfassend renoviert und erweitert.

Seit dem 8. Juli 2013 trägt Gescher den [[Liste der Städte und Gemeinden mit Namenszusatz in Nordrhein-Westfalen|offiziellen Namenszusatz]] ''Glockenstadt''.

=== Eingemeindungen ===
Am 1. Juli 1969 wurden in der ersten Phase der [[Gebietsreform|Kommunalen Neugliederung]] die Gemeinden Büren, Estern, Gescher, Harwick, Tungerloh-Capellen und Tungerloh-Pröbsting unter Auflösung des Amtes Gescher zur Stadt Gescher zusammengeschlossen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Bünermann |Titel=Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen |Verlag=Deutscher Gemeindeverlag |Ort=Köln |Datum=1970 |Seiten=96}}</ref> Am 1. Januar 1975 kam diese im Zuge des zweiten Neugliederungsprogramms vom Kreis Coesfeld zum Kreis Borken.

=== Einwohnerentwicklung ===

[[Datei:Einwohnerentwicklung von Gescher.svg|mini|400px|Einwohnerentwicklung von Gescher von&nbsp;1834 bis&nbsp;2018 nach nebenstehender Tabelle]]
{| class="wikitable" style="float:left; margin-right:.5em; text-align:right;"
|-
! Jahr
! Einwohner
|-
| 1834 || 3.784
|-
| 1846 || 3.807
|-
| 1849 || 3.790
|-
| 1855 || 3.876
|-
| 1858 || 3.806
|-
| 1864 || 4.002
|-
| 1871 || 3.912
|-
| 1885 || 3.962
|}
{| class="wikitable" style="float:left; margin-right:.5em; text-align:right;"
! Jahr
! Einwohner
|-
| 1890 || 4.048
|-
| 1900 || 4.206
|-
| 1905 || 4.486
|-
| 1914 || 5.219
|-
| 1926 || 5.943
|-
| 1939 || 7.223
|-
| 1950 || 10.177
|-
| 1961 || 10.795
|}
{| class="wikitable" style="float:left; margin-right:.5em; text-align:right;"
! Jahr
! Einwohner
|-
| 1981 || 14.397
|-
| 1990 || 15.092
|-
| 1995 || 16.154
|-
| 2000 || 16.851
|-
| 2005 || 17.146
|-
| 2010 || 17.164
|-
| 2011 || 16.869
|-
| 2012 || 16.889
|}
{| class="wikitable" style="float:left; margin-right:.5em; text-align:right;"
! Jahr
! Einwohner
|-
| 2013 || 16.887
|-
| 2014 || 16.857
|-
| 2015 || 17.118
|-
| 2018 || 17.205<!--Übertrag aus Infobox-->
|-
|2021
|17.186
|-
|2022
|17.361
|}
<div style="clear:left;"></div>

Laut Zensus 2011 wohnten zum Stichtag 9. Mai insgesamt 16.869 Menschen in Gescher.

== Religion ==
=== Kirchen ===
* evangelisch
** Gnadenkirche, Evang. Kirchengemeinde Gescher
* katholisch
** [[St. Mariä Himmelfahrt (Gescher)|St. Mariä Himmelfahrt]], die Kirche ist seit dem Jahr 2011 geschlossen und wurde bis auf eine Kapelle im Turm zu einer Seniorenwohnanlage umgebaut.
** [[St. Pankratius (Gescher)|St. Pankratius, Kath. Kirchengemeinde]]
** St. Stephanus, Kath. Kirchengemeinde (Hochmoor)
** [[St. Antonius Abt (Tungerloh)|St. Antonius]], kath. [[Autobahnkirche|Autobahnkapelle]] mit mittelalterlichem [[Hagioskop]]

<gallery widths="150" heights="160">
St. Pankratius 2020-10-12 Gescher-7789.jpg|Gescher, St. Pankratius
Gescher-Tungerloh, St. Antonius Abt (03).jpg|Autobahnkapelle St. Antonius
Gescher-Tungerloh, St. Antonius Abt (23).jpg|Innenansicht von St. Antonius
Coesfeld Antoniuskapelle Relief.jpg|Relief in St. Antonius
</gallery>

=== Konfessionsstatistik ===
Gemäß der [[Volkszählung in der Europäischen Union 2011|Volkszählung 2011]] waren 11,6 % der Einwohner [[Evangelische Kirche in Deutschland|evangelisch]], 76,7 % [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholisch]] und 11,7 % waren [[konfessionslos]], gehörten einer anderen [[Glaubensgemeinschaft|Religionsgemeinschaft]] an oder machten keine Angabe. Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken. Ende 2018 hatte Gescher 17.205 Einwohner darunter 11.163 (64,9 %) katholische Einwohner.<ref>{{Webarchiv|url=https://www.kath-gescher.de/wir-ueber-uns/statistik-der-pfarrei/ |wayback=20200922105133 |text=Statistik 2018 |archiv-bot=2025-05-07 19:31:57 InternetArchiveBot }}, abgerufen am 18. August 2020</ref>

== Politik ==
Die Kommunalwahlen seit 2004 führten zu den folgenden Ergebnissen:
[[Datei:Gescher Rathaus.jpg|mini|Rathaus Gescher]]

{| class="wikitable" style="text-align:center;"
|-
!
! colspan="2"| 2004
! colspan="2"| [[Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen 2009|2009]]
! colspan="2"| [[Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen 2014|2014]]
! colspan="2"|[[Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen 2020|2020]]<ref>{{Internetquelle |url=https://wahlen.citeq.de/20200913/05554016/html5/index.html |titel=Kommunalwahlen 2020 in der Stadt Gescher - Übersicht |abruf=2020-09-29}}</ref>
|-
! Partei
! Stimmanteil
! Sitze
! Stimmanteil
! Sitze
! Stimmanteil
! Sitze
!Stimmanteil
!Sitze
|-
|style="text-align:left;"| [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] || 40,1 % || 13 || 46,5 % || 16 || 41,7 % || 14
|34,8 %
|13
|-
|style="text-align:left;"| [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] || 27,9 % || 9 || 20,5 % || 7 || 24,2 % || 8
|19,3 %
|7
|-
|style="text-align:left;"| [[Unabhängige Wählergemeinschaft Gescher e. V.|UWG]]|| 16,2 % || 5 || 13,0 % || 4 || 14,6 % || 5
|19,7 %
|8
|-
|style="text-align:left;"| [[Bündnis 90/Die Grünen|GRÜNE]] || {{0}}8,1 % || 2 || 11,4 % || 4 || 13,1 % || 5
|17,6 %
|7
|-
|style="text-align:left;"| [[Freie Demokratische Partei|FDP]] || {{0}}7,7 % || 3 || {{0}}8,6 % || 3 || {{0}}6,3 % || 2
|8,5 %
|3
|-
|style="text-align:left;"| [[DIE LINKE|Die Linke]] || – || – || {{0}}1,4 % || 0 || {{0}}1,8 % || 0
|–
|–
|}

=== Bürgermeister und Stadtdirektoren ===
{|
|valign=top|
|style="width:350px"|
;Bürgermeister der Gemeinden Gescher
* 1832–1835: Bürgermeister Lüders
* 1918–1943: Anton Huesker
* 1945: Bürgermeister Niemann

;Amtsbürgermeister des Amts Gescher
* 1946–1961: [[Heinrich Hörnemann]] (CDU)
* 1961–1969: N.N.

;ehrenamtl. Bürgermeister der Stadt Gescher
* 1956–1969: Anton Cramer (CDU)
* 1969–1977: Heinrich Hörnemann (CDU)
* 1977–1994: Hermann Horstick (CDU)
* 1994–1999: Heiner Theßeling (SPD)
|valign=top|
;Stadtdirektoren der Stadt Gescher
* 1969–1982: Gerhard Willerding
* 1982–1997: Klaus-Peter Schulz-Gadow (CDU)
* 1997–1999: Hans Beuker (CDU)

;hauptamtl. Bürgermeister der Stadt Gescher
* 1999–2009: Heiner Theßeling (SPD)
* 2009–2015: Hubert Effkemann (CDU)
* 2015–2020: [[Thomas Kerkhoff]] (CDU)
* seit 2020: Anne Kortüm (parteilos)
|}
Mit der Auflösung des Amtes Gescher 1969 und dem Zusammenschluss der umliegenden Gemeinden zur Stadt Gescher erlosch das Amt des Amtsbürgermeisters.

Aufgrund der geänderten [[Gemeindeordnung für das Land Nordrhein-Westfalen|Gemeindeordnung]] von 1994 entfiel 1999 die Doppelspitze – [[Stadtdirektor]] und ehrenamtlicher [[Bürgermeister]]. Seitdem gibt es nur noch den hauptamtlichen Bürgermeister. Er wird direkt gewählt. Dieser ist Vorsitzender des Rates, Leiter der [[Stadtverwaltung]] und Repräsentant der Stadt.

=== Wappen und Flagge ===
<gallery widths="90" heights="90" class="float-right">
DEU Gescher COA.svg|Wappen
DEU Alt-Gescher COA.svg|Geschers Wappen von 1937 bis 1969
Flagge Gescher.svg|Flagge
</gallery>
Der Stadt ist mit Urkunde der Bezirksregierung Münster vom 20. Januar 1971 das Recht zur Führung eines Wappens und einer Flagge verliehen worden.

==== Wappen ====
[[Blasonierung]]: „Das Wappen der Stadt Gescher stellt auf grünem Schild zwei voneinander abgekehrte silberne (weiße) Jagdhörner dar.“

Das Wappen geht auf alte Jagdrechte, verliehen durch den Bischof von Münster, zurück. Auch die seit 1421 in Gescher ansässige einflussreiche Familie von der Beeke führte die Jagdhörner im Wappen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.gescher.de/pics/medien/1_1342516381/Hauptsatzung_ab_5.%20Juli%202012.pdf |titel=Hauptsatzung der Stadt Gescher, § 2 |format=PDF |abruf=2013-02-04 |offline=ja }}</ref>

==== Flagge ====
Beschreibung der Flagge: „Die Flagge ist in drei Bahnen im Verhältnis 1 : 3 : 1 von Grün auf Weiß zu Grün längsgestreift (gemeint ist quergestreift) und zeigt in der weißen Bahn das Stadtwappen im Schild.“<ref>{{Internetquelle |url=http://www.gescher.de/pics/verwaltung/1_1191915310/109.pdf |titel=Wappen und Flagge der Stadt Gescher |format=PDF; 664&nbsp;kB |abruf=2013-02-04 |offline=ja }}</ref>
<!-- === Städtepartnerschaften === -->

== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==
=== Glockenstadt ===
[[Datei:Gescher Glockengiesserei.jpg|mini|Glockengießerei]]

Der seit 1790 angesiedelten Glockengießerei [[Petit & Gebr. Edelbrock]] verdankt Gescher den Ruf als „Glockenstadt“. 1980 wurde das westfälische [[Westfälisches Glockenmuseum Gescher|Glockenmuseum]] eröffnet. Eine der wohl berühmtesten und größten Glocken aus Gescher ist die [[Weltjugendtagsglocke]] „Johannes Paul&nbsp;II“ im Geläut der Kölner Basilika von St.&nbsp;Aposteln.

=== Brauchtum ===
'''Äppelken poop Äppelken (Äpfelchen, kleine Äpfelchen)'''

Bei diesem alten [[Heischebrauch]], der jedes Jahr am Tag des [[Michael (Erzengel)|Erzengels Michael]] (29. September) stattfindet, ziehen die Kinder von Haus zu Haus und singen ein altes [[Niederdeutsche Sprache|niederdeutsches]] Lied, worauf hin sie von den Bewohnern des Hauses Süßigkeiten bekommen. Bei diesem alten Brauch wurden den Kindern ursprünglich die Äpfel geschenkt, die als Fallobst oder ihrer geringen Größe wegen nicht brauchbar waren.
[[Datei:Gescher, Brauchtum verbindet met die Katholische Pfarrkirche Sankt Pankratius Dm1 foto10 2016-04-02 10.54.jpg|mini|Blick auf die Pankratiuskirche mit der Bronzeplastik „[[Wurstaufholer|Die Wurstaufholer]]“]]
'''Karneval'''

Der jährliche Karnevalsumzug in Gescher mit dem Ruf ''Gescher Helau!'' findet traditionell zwei Wochen vor Rosenmontag statt. Begründet ist diese alte Tradition im ''[[Vierzigstündiges Gebet|vierzigstündigen Gebet]]'', das im 19. Jahrhundert vielerorts im Münsterland auf den Rosenmontag gelegt wurde, um gegen das Karnevalstreiben vor Beginn der vierzigtägigen Fastenzeit am Aschermittwoch vorzugehen. Die volksfrommen Gescheraner jedoch umgingen durch die Vorverlegung der Fastnacht diese Einschränkung. Auch wenn das vierzigstündige Gebet heute nicht mehr am Rosenmontag stattfindet, hat sich diese Tradition in Gescher über die Jahrzehnte erhalten. Um an die über 200-jährige Karnevals-Gebräuche seit der Franzosenzeit 1810 zu erinnern,<ref>Stadtgemeinschaft der Karnevalisten Gescher e.&nbsp;V.: [https://web.archive.org/web/20200518211705/http://www.karneval-gescher.de/events/aktionen.php „Events: Brauchtum verbindet“ – 2018], Gescheraner Brauchtum in Schlagwörtern</ref> stifteten Gescheraner Karnevalisten die Bronzeplastik „[[Wurstaufholer|Die Wurstaufholer]]“ des Künstlers [[Bernd Heinemann (Künstler)|Bernd Heinemann]] aus [[Salchendorf (Netphen)|Netphen-Salchendorf]].<ref>Borkener Heimatverein e.&nbsp;V.: [https://web.archive.org/web/20190630075713/https://www.borkener-heimatverein.de/portfolio-item/borkener-brauchtum-ueberblick/ Borkener Brauchtum im Jahreslauf – ein Überblick], Brauchtums-Begriffe erklärt</ref> Die Skulptur zeigt zwei Träger mit [[Gaffel]] und [[Schneese]]<ref>Freie Universität Berlin, Institut für Niederlandistik: [http://neon.niederlandistik.fu-berlin.de/de/plattdeutsch/wb?buchstaben=S Westmünsterländische Dialekte Plattdeutsch in der Grenzregion], Wortbedeutung Schneese: ''gerader Stock, an dem Würste u. Schinken im Rauchfang hingen (ca. 1 m lange Stange für 10-15 Würste; lag quer auf den Rundhölzern im Rauchfang)''</ref> zum Aufhängen der Wurstenden. Gegossen wurde die Bronzeplastik von der [[Petit & Gebr. Edelbrock|Glockengießerei Gescher]]. Auch in Gescher wurde anfangs der Karneval ({{laS|carne levare}} ‚Fleisch wegnehmen‘) vor Beginn der [[Fastenzeit]] von der [[Katholische Kirche|Kanzel]] stark bekämpft, weil seit dem Mittelalter sich in derben Fastnachtsspielen inklusive Verkleidung deutlich [[Säkularisation|säkularer]] Spott an der Kirche, verstärkt und inspiriert durch die [[Säkularisation#Rechtsrheinische Gebiete 1803|kirchenfeindliche Franzosenherrschaft]], manifestierte.<ref>Internetpublikation katholisch.de: [https://www.katholisch.de/artikel/24345-verachtung-und-verbindung-die-kirche-und-der-karneval Buntes Treiben sorgte auch für Kritik. Verachtung und Verbindung: Die Kirche und der Karneval]</ref>

'''Schützenfest'''

In Gescher gibt es mehrere Schützenvereine, welche in regelmäßigen Abständen (meist jährlich) feiern:
* St. Ludgerus Schützengilde Harwick 1654 e.&nbsp;V.
* Allgemeine Bürgerschützen Gescher 1605 – St. Pankratius Schützengilde e.&nbsp;V.
* Bürgerschützenverein Hochmoor 1966 e.&nbsp;V.
* St. Johannes Schützengilde Estern 1617 e.&nbsp;V.
* Schützenverein St. Laurentius Estern 1710 e.&nbsp;V.
* St. Hubertus Schützengilde Büren 1654 e.&nbsp;V.
* St. Antonius Schützenbruderschaft Tgl.-Capellen 1662 e.&nbsp;V.

=== Museen ===
[[Datei:Gescher Museumshof.jpg|mini|Museumshof]]
[[Datei:Gescher Imkereimuseum.jpg|mini|Imkereimuseum]]

In der Stadt Gescher befinden sich mehrere Museen:
* [[Westfälisches Glockenmuseum Gescher]]
* Museumshof „Auf dem Braem“
* Torfmuseum
* Westfälisches-Niederländisches Imkereimuseum

=== Baudenkmale ===
Darüber hinaus haben sich in Gescher eine ganze Reihe sehenswerter [[Liste der Baudenkmäler in Gescher|denkmalgeschützter Bauwerke]] erhalten.

== Bildung ==
=== Schulen ===
[[Datei:Gescher Haus Hall.jpg|mini|Haus Hall]]
* Gesamtschule Gescher
* Von-Galen-Schule
* Grundschulverbund Pankratius-Schule und Schule auf dem Hochmoor
* Brüder-Grimm-Schule, Förderschule des Kreises Borken mit dem Förderschwerpunkt Sprache
* [[Haus Hall (Gescher)|Haus Hall]], Priv. Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung

=== Kindergärten ===
* Ev. Kindergarten Garten Gethsemane
* Kindergarten Kleine Welt
* Kindergarten Bunte Welt
* Kindergarten St. Ludgerus
* Kindergarten St. Pankratius
* Kindergarten St. Maria Goretti
* Kindergarten St. Marien
* Kindergarten St. Stephanus
* Kindergarten St. Antonius Haus Hall
<!-- === Musik === -->
<!-- zum Beispiel Orchester, Chöre, Vereine etc. -->
<!-- === Bauwerke === -->
<!-- === Parks === -->
<!-- === Naturdenkmäler === -->
<!-- === Sport === -->
<!-- === Regelmäßige Veranstaltungen === -->
<!-- === Kulinarische Spezialitäten === -->

== Wirtschaft und Infrastruktur ==
=== Verkehr ===
Gescher liegt, mit einer eigenen Abfahrt, an der [[Bundesautobahn 31|A&nbsp;31]] und an der [[Bundesstraße 525|B&nbsp;525]].

[[Datei:Bahnhof Gescher, Kreis Borken - Trans Europ Express (TEE) 1985.jpg|mini|Letzte Bahnfahrt am Bahnhof Gescher am 11. Mai 1985]]
An das Schienennetz ist Gescher heute nicht mehr angeschlossen. Bis 1985 lag der Bahnhof Gescher an der [[Bahnstrecke Empel-Rees–Münster]] ''(Baumbergebahn)'', welche hier demontiert wurde – die heutige [[Schienenpersonennahverkehr|SPNV]]-Linie [[Liste der SPNV-Linien in Nordrhein-Westfalen#Linien 60–69|RB&nbsp;63]] befährt hingegen lediglich den Abschnitt [[Bahnhof Coesfeld (Westf)|Coesfeld]]–[[Münster (Westfalen) Hauptbahnhof|Münster]]. Der Busverkehr wird durch den [[Regionalverkehr Münsterland]] organisiert.

Gescher ist an zahlreiche offizielle und ausgeschilderte regionale [[Radwanderweg]]e angeschlossen, u.&nbsp;a. an die [[100-Schlösser-Route]], die Flamingoroute, die Berkelroute, die Aaroute und die Agri-Cultura-Route.<ref>{{Internetquelle |autor=Münsterland e.&nbsp;V. |url=http://www.muensterland-tourismus.de/721885/radfahren-gescher |titel=Radfahren in Gescher {{!}} Münsterland e.&nbsp;V. Tourismus |abruf=2017-06-09 |archiv-datum=2017-04-23 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20170423174123/http://www.muensterland-tourismus.de/721885/radfahren-gescher |offline=ja |archiv-bot=2025-05-07 19:31:57 InternetArchiveBot }}</ref>

=== Ansässige Unternehmen ===
Die bischöfliche Stiftung [[Haus Hall (Gescher)|Haus Hall]] ist Wohnort und Arbeitsplatz für Menschen mit Behinderung und größter Arbeitgeber in Gescher. Des Weiteren befindet sich in Gescher die Zentrale der [[Huesker]] Synthetic GmbH, eines Herstellers von Geokunststoffen, Agrar- und Industrietextilien. In Gescher-Hochmoor befindet sich der Unternehmenssitz des Maschinenbauunternehmens [[Ruthmann]]. Eine der ältesten Glockengießereien Deutschlands, [[Petit & Gebr. Edelbrock]], ist ebenfalls in Gescher beheimatet.
<!-- === Medien === -->
<!-- === Öffentliche Einrichtungen === -->
<!-- beispielsweise Behörden, Institutionen, Körperschaften etc. -->
<!-- zum Beispiel Universitäten, Fachhochschulen, Schulen etc. -->

== Persönlichkeiten ==
=== Söhne und Töchter der Stadt ===
* [[August Wessing]] (1880–1945), katholischer Geistlicher und NS-Opfer im KZ Dachau
* [[Fabianus Schroer]] (1898–1944), Steyler Missionar und Märtyrer
* [[Heinrich Hörnemann]] (1906–1977), Politiker (CDU)
* [[Winfried Pielow]] (1924–2018), Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Hörspielautor
* [[Josef Schulte (Theologe, 1929)|Josef Schulte]] (1929–2014), Theologe
* [[Claus Werning]] (* 1938), Internist, Hochschulprofessor und Chefarzt
* [[Peter Schmidt (Schriftsteller)|Peter Schmidt]] (* 1944), Schriftsteller
* [[Kurt Kohn]] (* 1944), Linguist
* [[Willi Wiemold]] (* 1948), Heimatforscher und ehemaliger Stadtarchivar von Gescher, Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande (verliehen 2014)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.wmgen.de/presse/695-willi-wiemold-mit-bundesverdienstkreuz-ausgezeichnet |titel=AG Westmuensterland Genealogie – Willi Wiemold mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet |datum=2014-02-04 |sprache=de-de |abruf=2025-04-04}}</ref>
* [[Petra Hermes]] (* 1956), Generalstaatsanwältin
* [[Eva-Maria Horstick]] (* 1958), Fotokünstlerin
* [[Mark Braun (Architekt)|Mark Braun]] (1962–2008), deutscher Architekt
* [[Franz-Josef Höing]] (* 1965), Oberbaudirektor der [[Hamburg|Freien und Hansestadt Hamburg]]
* [[Birgit Dieker]] (* 1969), Künstlerin

=== Ehrenbürger ===
Bisher einziger Ehrenbürger der Stadt Gescher ist Anton Huesker, ehemaliger Textilfabrikant, der wegen seiner besonderen sozialen Leistungen am 25. Juni 1936 zum Ehrenbürger ernannt wurde. Auch der westfälische Textilverband erwähnt in seinen Schriften die herausragenden Leistungen von Anton Huesker.

== Weblinks ==
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{{Wikivoyage}}
{{Wiktionary}}
* [https://www.gescher.de/ Website von Gescher]

== Einzelnachweise ==
<references />


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[[Kategorie:Ort in Nordrhein-Westfalen]]

[[Kategorie:Ort im Kreis Borken]]
[[Kategorie:Ort im Münsterland]]
[[Kategorie:Gescher| ]]
[[Kategorie:Stadt in Nordrhein-Westfalen]]

Aktuelle Version vom 7. Mai 2025, 21:32 Uhr

Wappen Deutschlandkarte
Gescher
Deutschlandkarte, Position der Stadt Gescher hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 57′ N, 7° 0′ OKoordinaten: 51° 57′ N, 7° 0′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Münster
Kreis: Borken
Höhe: 59 m ü. NHN
Fläche: 80,84 km2
Einwohner: 17.433 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 216 Einwohner je km2
Postleitzahl: 48712
Vorwahlen: 02542, 02863Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: BOR, AH, BOH
Gemeindeschlüssel: 05 5 54 016
Stadtgliederung: 6 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 1
48712 Gescher
Website: www.gescher.de
Bürgermeisterin: Anne Kortüm (parteilos)
Lage der Stadt Gescher im Kreis Borken
KarteKreis BorkenNordrhein-WestfalenKreis KleveKreis WeselKreis CoesfeldKreis CoesfeldNiedersachsenKreis SteinfurtNiederlandeRaesfeldHeidenRhedeBocholtBorkenRekenVelenStadtlohnHeekAhausGescherLegdenSchöppingenGronauVredenSüdlohnIsselburg
Karte

Die Glockenstadt Gescher [ˈgɛʃɐ] (plattdeutsch Gesker) ist eine Kleinstadt im münsterländischen Kreis Borken in Nordrhein-Westfalen.

Blick auf die Pankratiuskirche, Pfarrgarten und Ortskern mit Gründerzeitvillen
Berkelaue zwischen Coesfeld und Gescher: saufende Kühe

Räumliche Lage

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Durch Gescher fließt die Berkel. Im Nordosten streift der Fluss Dinkel das Stadtgebiet und bildet für etwa 3 km die Grenze zur Nachbargemeinde Rosendahl. Gescher liegt rund 3 km westlich der Autobahn A 31, die Emden mit dem Ruhrgebiet verbindet. Gescher ist über die Anschlussstelle (33) Gescher-Coesfeld und die kreuzende B 525, die die deutsch-niederländischen Grenze bei Südlohn-Oeding mit der Autobahn A 43 verbindet, an das Fernstraßennetz angeschlossen.

Ortsteile (rot) und Bauerschaften (orange) von Gescher

Ortsteil Hochmoor

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Ortsteil, in dem auch Vertriebene nach 1945 eine neue Heimat gefunden haben (Vorwahl: 02863). Das dort befindliche Hochmoor wurde erst in den 1960er Jahren mittels Tiefpflug trockengelegt.

Naturschutzgebiete und Bodendenkmäler

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Zwischen Gescher und Südlohn: Versunkene Burg Brockhusen in der Bauerschaft Estern

Auf dem Gebiet der Stadt Gescher, beider Seiten der Berkel gelegen,[2][3] befinden sich die vier Naturschutzgebiete Berkelaue I,[4] Berkelaue II,[5] Kuhlenvenn[6] und nordöstlich von Hochmoor das Flora-Fauna-Habitat Fürstenkuhle.[7] Nichtregierungsorganisationen, Vereine und Aktivistengruppen wie die Biologische Station Zwillbrock[8] und der Naturschutzverein Gescher-Hochmoor[9][10] sowie der NABU betreuen die Schutzgebiete. An der Grenze der Gemarkungen Esten und Eschlohn, westlich von Gescher, liegt als Bodendenkmal die so genannte Versunkene Burg Brockhusen.[11] Östlich von Gescher in der Berkelaue, beim 1816 abgebrannten Haus Hengelborg, in der Nähe einer aufgegebenen Bauernhofstelle (Hofwüstung), finden sich in der Gemarkung Harwick die Überreste eines für das Westmünsterland typischen Wehrspeichers, umgeben von Gräften, datiert auf das 15./16. Jahrhundert, evtl. später.[12]

Berkelaue: typischer Gräften-Wehrspeicher, geschätzt 15./16. Jahrhundert

Nachbargemeinden/-städte

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Stadt Stadtlohn
(Kreis Borken)
Gemeinde Rosendahl
(Kreis Coesfeld)
Gemeinde Südlohn
(Kreis Borken)
Stadt Coesfeld
(Kreis Coesfeld)
Stadt Velen
(Kreis Borken)
Gemeinde Reken
(Kreis Borken)

Frühgeschichte und Mittelalter

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Frühgeschichtlich liegt Gescher an der Stammesgrenze zwischen Brukterern und Chamaven. Die Grenze lag in den Feuchtgebieten im Westen von Gescher (Estern). Entlang dieser Grenzen finden sich auch die Fluchtburgen versunkene Borg, Rauschenburg und Hengelborg. Der Name Gescher leitet sich ab von Gasgare, später dann Gaschari, einem Oberhof des Stiftes Borghorst. Nach dem Bau einer Kirche durch das Stift um das Jahr 1000 und der Einrichtung der dazugehörenden Pfarrei entwickelte sich allmählich eine dörfliche Siedlung. Gescher wurde im Feuchtgebiet der Siepen gegründet, wobei diese Siepen nicht trockengelegt oder umgeleitet, sondern überbaut wurden. Noch heute finden sich entsprechende Namen wie Waterstegge oder Armlandstraße (ein ehemaliger Knüppeldamm über die Siepe). Es zogen sich Siepen von der Katharinenstraße (Waterstegge) und auch von der Inselstraße in Richtung Wenings Feuchtgebiete. Weitere Siepen aus den südlichen und östlichen Gebieten wurden in der Gräfte gesammelt und von dort unter der Armlandstraße weitergeleitet. Diese verläuft heute noch an der linken Seite der Pankratius-Kirche. Diese Siepen existieren noch immer, teils verrohrt oder als weitläufiges Feuchtgebiet.

1570 brannte die Siedlung fast vollständig nieder. Der Wiederaufbau sowie Plünderungen und Einquartierungen während der Niederländischen Befreiungskriege und des Dreißigjährigen Krieges behinderten die Entwicklung der Siedlung.

Infolge der französischen Revolutionskriege wurde im Jahr 1803 das Hochstift Münster, zu dessen Amt Ahaus Gescher gehört hatte, auf dem Reichsdeputationshauptschluss aufgelöst. Das Kirchspiel gelangte unter die Herrschaft des Fürsten zu Salm. Von 1811 bis 1813 war Gescher Teil Frankreichs und ab 1816 als Teil des Kreises Coesfeld preußisch.

Noch um 1850 sind in Gescher keine großen Industriebetriebe mit sozialer oder wirtschaftlicher Bedeutung beheimatet und so befand es sich noch in der vorindustriellen Entwicklung mit entsprechender Gesellschaftsstruktur. Es ist davon auszugehen, dass in diese Zeit auch Abwanderungen in das nahgelegene und sich in dieser Zeit entwickelnde Ruhrgebiet durch Gescheraner Männer mit ihren Familien stattfanden, um dort als Arbeiter oder Bergleute zu leben. Auch Auswanderungen in die USA, Kanada und Brasilien sind beurkundet.[13]

Das 1390 erstmals urkundlich erwähnte Haus Hall wurde 1855 durch den Münsteraner Bischof Johann Georg Müller in eine Stiftung umgewandelt, als „Erziehungsanstalt für verwahrloste Knaben katholischer Konfession“. Der Auftrag wurde 1929 erweitert um die Betreuung von Menschen mit Behinderung. Der Kirche gehörte Haus Hall seit 1837. Gegen den Widerstand des kirchlichen Trägers fielen mindestens 27 Jugendliche aus Haus Hall den T4-Mordaktionen der Nationalsozialisten zum Opfer.[14]

Aus der in Heimarbeit zu leistenden Verarbeitung von Flachs zu Leinen erwuchs während des 19. Jahrhunderts die technisierte Textilindustrie, die für das Wirtschaftsleben bis Mitte des 20. Jahrhunderts prägend werden sollte. Hier ist besonders die Gründung der ersten mechanischen Weberei in Gescher, der Textilfabrik Huesker&Co., von 1861 zu nennen. 1861/62 kam es ebenfalls zum Anschluss Geschers an das Straßennetz des Westmünsterlandes. 1875 erfolgt die Errichtung eines Postamts und 1881 einer Gemeindesparkasse in Gescher. Die Versorgung der Gescheraner Bürger mit elektrischem Strom wurde bereits 1899 durch die Firma Huesker sichergestellt. der 1904 wurde die Eisenbahnteilstrecke Coesfeld–Gescher–Borken in Betrieb genommen. Das 1906 gegründete Torfwerk im Süden der Bauerschaft Tungerloh-Pröbsting stellte die Keimzelle des heutigen Ortsteils Hochmoor dar.

Vermutlich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts lebten Juden in Gescher.[15] Obwohl in das gesellschaftliche Leben vollständig integriert (in den Nachbarschaften, bei der Feuerwehr, beim Militär und in Kriegervereinen) wurden nach fünfeinhalb Jahren zunehmender Ausgrenzung, Schikane und Bedrohung die jüdischen Familien Geschers Opfer von Ausschreitungen und Gewalt: Die Wohnungen und Geschäfte sowie die Betstube in der Armlandstr. 1a wurden bei den Novemberpogromen 1938 verwüstet und teilweise in Brand gesteckt.[16] Alle männlichen Mitglieder der Familien Stein, Marx und Falkenstein kamen für ein bis drei Wochen im örtlichen Gefängnis in so genannte Schutzhaft.[17] Im Dezember 1941 wurden alle jüdischen Bewohner Geschers, 20 Personen jeglichen Alters, darunter die zweijährige Eleonore Stein (* 1. April 1939, ✡ Dezember 1941), ins lettische Riga transportiert, um dort ermordet zu werden.[18][19] Der 1867 eröffnete jüdische Friedhof existiert trotz zweimaliger Verwüstung.[17]

Kriegsgräberstätte

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war die bischöfliche Stiftung Haus Hall Kriegslazarett. Die Bausubstanz in Gescher blieb von Kriegsschäden weitgehend verschont. Am 30. März 1945 (Karfreitag) übergab Bürgermeister Niemann die Gemeinde Gescher an die herannahenden englischen Alliierten. Es kam vereinzelt zu kurzen Feuergefechten mit abrückenden deutschen Soldaten. Mr. Ball übernahm als Vertreter der britischen Besatzung die Hoheit über die Stadt.

Im Ortsteil Hochmoor fanden nach 1945 viele Vertriebene, besonders aus dem katholischen Schlesien Zuflucht im stark erweiterten Ortsteil Hochmoor, der noch bis 1961 kirchlich von St. Andreas in Velen betreut wurde.[20]

1980 eröffnete das Glockenmuseum als eines der wichtigsten Aushängeschilder der Stadt; es wurde 2010 umfassend renoviert und erweitert.

Seit dem 8. Juli 2013 trägt Gescher den offiziellen Namenszusatz Glockenstadt.

Eingemeindungen

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Am 1. Juli 1969 wurden in der ersten Phase der Kommunalen Neugliederung die Gemeinden Büren, Estern, Gescher, Harwick, Tungerloh-Capellen und Tungerloh-Pröbsting unter Auflösung des Amtes Gescher zur Stadt Gescher zusammengeschlossen.[21] Am 1. Januar 1975 kam diese im Zuge des zweiten Neugliederungsprogramms vom Kreis Coesfeld zum Kreis Borken.

Einwohnerentwicklung

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Einwohnerentwicklung von Gescher von 1834 bis 2018 nach nebenstehender Tabelle
Jahr Einwohner
1834 3.784
1846 3.807
1849 3.790
1855 3.876
1858 3.806
1864 4.002
1871 3.912
1885 3.962
Jahr Einwohner
1890 4.048
1900 4.206
1905 4.486
1914 5.219
1926 5.943
1939 7.223
1950 10.177
1961 10.795
Jahr Einwohner
1981 14.397
1990 15.092
1995 16.154
2000 16.851
2005 17.146
2010 17.164
2011 16.869
2012 16.889
Jahr Einwohner
2013 16.887
2014 16.857
2015 17.118
2018 17.205
2021 17.186
2022 17.361

Laut Zensus 2011 wohnten zum Stichtag 9. Mai insgesamt 16.869 Menschen in Gescher.

Konfessionsstatistik

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Gemäß der Volkszählung 2011 waren 11,6 % der Einwohner evangelisch, 76,7 % römisch-katholisch und 11,7 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an oder machten keine Angabe. Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken. Ende 2018 hatte Gescher 17.205 Einwohner darunter 11.163 (64,9 %) katholische Einwohner.[22]

Die Kommunalwahlen seit 2004 führten zu den folgenden Ergebnissen:

Rathaus Gescher
2004 2009 2014 2020[23]
Partei Stimmanteil Sitze Stimmanteil Sitze Stimmanteil Sitze Stimmanteil Sitze
CDU 40,1 % 13 46,5 % 16 41,7 % 14 34,8 % 13
SPD 27,9 % 9 20,5 % 7 24,2 % 8 19,3 % 7
UWG 16,2 % 5 13,0 % 4 14,6 % 5 19,7 % 8
GRÜNE 08,1 % 2 11,4 % 4 13,1 % 5 17,6 % 7
FDP 07,7 % 3 08,6 % 3 06,3 % 2 8,5 % 3
Die Linke 01,4 % 0 01,8 % 0

Bürgermeister und Stadtdirektoren

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Bürgermeister der Gemeinden Gescher
  • 1832–1835: Bürgermeister Lüders
  • 1918–1943: Anton Huesker
  • 1945: Bürgermeister Niemann
Amtsbürgermeister des Amts Gescher
ehrenamtl. Bürgermeister der Stadt Gescher
  • 1956–1969: Anton Cramer (CDU)
  • 1969–1977: Heinrich Hörnemann (CDU)
  • 1977–1994: Hermann Horstick (CDU)
  • 1994–1999: Heiner Theßeling (SPD)
Stadtdirektoren der Stadt Gescher
  • 1969–1982: Gerhard Willerding
  • 1982–1997: Klaus-Peter Schulz-Gadow (CDU)
  • 1997–1999: Hans Beuker (CDU)
hauptamtl. Bürgermeister der Stadt Gescher
  • 1999–2009: Heiner Theßeling (SPD)
  • 2009–2015: Hubert Effkemann (CDU)
  • 2015–2020: Thomas Kerkhoff (CDU)
  • seit 2020: Anne Kortüm (parteilos)

Mit der Auflösung des Amtes Gescher 1969 und dem Zusammenschluss der umliegenden Gemeinden zur Stadt Gescher erlosch das Amt des Amtsbürgermeisters.

Aufgrund der geänderten Gemeindeordnung von 1994 entfiel 1999 die Doppelspitze – Stadtdirektor und ehrenamtlicher Bürgermeister. Seitdem gibt es nur noch den hauptamtlichen Bürgermeister. Er wird direkt gewählt. Dieser ist Vorsitzender des Rates, Leiter der Stadtverwaltung und Repräsentant der Stadt.

Wappen und Flagge

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Der Stadt ist mit Urkunde der Bezirksregierung Münster vom 20. Januar 1971 das Recht zur Führung eines Wappens und einer Flagge verliehen worden.

Blasonierung: „Das Wappen der Stadt Gescher stellt auf grünem Schild zwei voneinander abgekehrte silberne (weiße) Jagdhörner dar.“

Das Wappen geht auf alte Jagdrechte, verliehen durch den Bischof von Münster, zurück. Auch die seit 1421 in Gescher ansässige einflussreiche Familie von der Beeke führte die Jagdhörner im Wappen.[24]

Beschreibung der Flagge: „Die Flagge ist in drei Bahnen im Verhältnis 1 : 3 : 1 von Grün auf Weiß zu Grün längsgestreift (gemeint ist quergestreift) und zeigt in der weißen Bahn das Stadtwappen im Schild.“[25]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Glockengießerei

Der seit 1790 angesiedelten Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock verdankt Gescher den Ruf als „Glockenstadt“. 1980 wurde das westfälische Glockenmuseum eröffnet. Eine der wohl berühmtesten und größten Glocken aus Gescher ist die Weltjugendtagsglocke „Johannes Paul II“ im Geläut der Kölner Basilika von St. Aposteln.

Äppelken poop Äppelken (Äpfelchen, kleine Äpfelchen)

Bei diesem alten Heischebrauch, der jedes Jahr am Tag des Erzengels Michael (29. September) stattfindet, ziehen die Kinder von Haus zu Haus und singen ein altes niederdeutsches Lied, worauf hin sie von den Bewohnern des Hauses Süßigkeiten bekommen. Bei diesem alten Brauch wurden den Kindern ursprünglich die Äpfel geschenkt, die als Fallobst oder ihrer geringen Größe wegen nicht brauchbar waren.

Blick auf die Pankratiuskirche mit der Bronzeplastik „Die Wurstaufholer

Karneval

Der jährliche Karnevalsumzug in Gescher mit dem Ruf Gescher Helau! findet traditionell zwei Wochen vor Rosenmontag statt. Begründet ist diese alte Tradition im vierzigstündigen Gebet, das im 19. Jahrhundert vielerorts im Münsterland auf den Rosenmontag gelegt wurde, um gegen das Karnevalstreiben vor Beginn der vierzigtägigen Fastenzeit am Aschermittwoch vorzugehen. Die volksfrommen Gescheraner jedoch umgingen durch die Vorverlegung der Fastnacht diese Einschränkung. Auch wenn das vierzigstündige Gebet heute nicht mehr am Rosenmontag stattfindet, hat sich diese Tradition in Gescher über die Jahrzehnte erhalten. Um an die über 200-jährige Karnevals-Gebräuche seit der Franzosenzeit 1810 zu erinnern,[26] stifteten Gescheraner Karnevalisten die Bronzeplastik „Die Wurstaufholer“ des Künstlers Bernd Heinemann aus Netphen-Salchendorf.[27] Die Skulptur zeigt zwei Träger mit Gaffel und Schneese[28] zum Aufhängen der Wurstenden. Gegossen wurde die Bronzeplastik von der Glockengießerei Gescher. Auch in Gescher wurde anfangs der Karneval (lateinisch carne levare ‚Fleisch wegnehmen‘) vor Beginn der Fastenzeit von der Kanzel stark bekämpft, weil seit dem Mittelalter sich in derben Fastnachtsspielen inklusive Verkleidung deutlich säkularer Spott an der Kirche, verstärkt und inspiriert durch die kirchenfeindliche Franzosenherrschaft, manifestierte.[29]

Schützenfest

In Gescher gibt es mehrere Schützenvereine, welche in regelmäßigen Abständen (meist jährlich) feiern:

  • St. Ludgerus Schützengilde Harwick 1654 e. V.
  • Allgemeine Bürgerschützen Gescher 1605 – St. Pankratius Schützengilde e. V.
  • Bürgerschützenverein Hochmoor 1966 e. V.
  • St. Johannes Schützengilde Estern 1617 e. V.
  • Schützenverein St. Laurentius Estern 1710 e. V.
  • St. Hubertus Schützengilde Büren 1654 e. V.
  • St. Antonius Schützenbruderschaft Tgl.-Capellen 1662 e. V.
Museumshof
Imkereimuseum

In der Stadt Gescher befinden sich mehrere Museen:

Darüber hinaus haben sich in Gescher eine ganze Reihe sehenswerter denkmalgeschützter Bauwerke erhalten.

Haus Hall
  • Gesamtschule Gescher
  • Von-Galen-Schule
  • Grundschulverbund Pankratius-Schule und Schule auf dem Hochmoor
  • Brüder-Grimm-Schule, Förderschule des Kreises Borken mit dem Förderschwerpunkt Sprache
  • Haus Hall, Priv. Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
  • Ev. Kindergarten Garten Gethsemane
  • Kindergarten Kleine Welt
  • Kindergarten Bunte Welt
  • Kindergarten St. Ludgerus
  • Kindergarten St. Pankratius
  • Kindergarten St. Maria Goretti
  • Kindergarten St. Marien
  • Kindergarten St. Stephanus
  • Kindergarten St. Antonius Haus Hall

Wirtschaft und Infrastruktur

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Gescher liegt, mit einer eigenen Abfahrt, an der A 31 und an der B 525.

Letzte Bahnfahrt am Bahnhof Gescher am 11. Mai 1985

An das Schienennetz ist Gescher heute nicht mehr angeschlossen. Bis 1985 lag der Bahnhof Gescher an der Bahnstrecke Empel-Rees–Münster (Baumbergebahn), welche hier demontiert wurde – die heutige SPNV-Linie RB 63 befährt hingegen lediglich den Abschnitt CoesfeldMünster. Der Busverkehr wird durch den Regionalverkehr Münsterland organisiert.

Gescher ist an zahlreiche offizielle und ausgeschilderte regionale Radwanderwege angeschlossen, u. a. an die 100-Schlösser-Route, die Flamingoroute, die Berkelroute, die Aaroute und die Agri-Cultura-Route.[30]

Ansässige Unternehmen

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Die bischöfliche Stiftung Haus Hall ist Wohnort und Arbeitsplatz für Menschen mit Behinderung und größter Arbeitgeber in Gescher. Des Weiteren befindet sich in Gescher die Zentrale der Huesker Synthetic GmbH, eines Herstellers von Geokunststoffen, Agrar- und Industrietextilien. In Gescher-Hochmoor befindet sich der Unternehmenssitz des Maschinenbauunternehmens Ruthmann. Eine der ältesten Glockengießereien Deutschlands, Petit & Gebr. Edelbrock, ist ebenfalls in Gescher beheimatet.

Persönlichkeiten

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Söhne und Töchter der Stadt

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Bisher einziger Ehrenbürger der Stadt Gescher ist Anton Huesker, ehemaliger Textilfabrikant, der wegen seiner besonderen sozialen Leistungen am 25. Juni 1936 zum Ehrenbürger ernannt wurde. Auch der westfälische Textilverband erwähnt in seinen Schriften die herausragenden Leistungen von Anton Huesker.

Commons: Gescher – Sammlung von Bildern
Wikivoyage: Gescher – Reiseführer
Wiktionary: Gescher – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2024 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 18. Juni 2025. (Hilfe dazu)
  2. Bundesamt für Naturschutz: Schutzgebiete um Gescher.
  3. OpenStreetMap: Stadtgebiet Gescher mit Hochmoor
  4. OpenStreetMap: Berkelaue I flussaufwärts der Berkel nach Coesfeld
  5. OpenStreetMap: Berkelaue II im nordöstlichen Grüngürtel der Stadt Gescher
  6. OpenStreetMap: Stadtgebiet Gescher mit Hochmoor (zwischen Hochmoor und Gescher, an der Kreisgrenze zu Coesfeld im Quellgebiet des Heubachs)
  7. OpenStreetMap: Fürstenkuhle, nordöstlich von Hochmoor
  8. NABU: Das Kuhlenvenn – eine Erfolgsgeschichte, S. 15, als Memento gespeichert am 7. Januar 2016
  9. Naturschutzverein Gescher-Hochmoor: naturschutz-gescher-hochmoor.de heruntergeladen am 16. Mai 2020
  10. Gescherblog: Franz Josef Kunst: Neues Gewässer für Moorfrösche in der Fürstenkuhle, heruntergeladen am 16. Mai 2020
  11. Stadt Gescher: Burg Brockhusen „Versunkene Burg“, als Memento gespeichert am 14. November 2017
  12. Stadt Gescher: Wehrspeichergräfte Gemarkung Harwick, als Memento gespeichert am 14. November 2017
  13. Wimold et al.: Heimatbuch Gescher. Hrsg.: Heimatverein Gescher. Band 2. P.Neumann, Velen 1978.
  14. Bernhard Frings: Zu melden sind sämtliche Patienten...- NS-'Euthanasie' und Heil- und Pflegeanstalten im Bistum Münster, 1994 bei Aschendorff Münster, ISBN 978-3-402-03269-5
  15. Henry Rothschild: Die jüdische Gemeinde in Gescher im 20. Jahrhundert. In: Unsere Heimat. Jahrbuch des Kreises Borken, Jg. 1985, S. 108–110, hier S. 108.
  16. Elfi Pracht-Jörns: Gescher. In: dies.: Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Band 4: Regierungsbezirk Münster (= Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern von Westfalen, Band 1.2). J.P. Bachem, Köln 2002, ISBN 3-7616-1397-0, S. 88–90 und 152–153, hier S. 89.
  17. a b Hendrik M. Lange: Erinnerungen: Juden in Gescher. Impulse zur Beschäftigung mit lokalen Erinnerungsorten, als Memento gespeichert am 19. Mai 2020.
  18. Martin Wissen: Ent-deckte Zeichen. Die Juden in Gescher, o. J., Hrsg.: Heimatverein Gesche.r Band 6.
  19. Fred Hertz: Vierhundersechsundvierzig Jahre und zehn Tage. achterland verlags compagnie, Gesamterstellung: Franz Gescher, Vreden, 2002, ISBN 3-933377-71-4.
  20. Heimatverein Hochmoor: Heimatverein Velen zu Gast in Hochmoor, als Memento heruntergeladen am 19. Mai 2020.
  21. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 96.
  22. Statistik 2018 (Memento des Originals vom 22. September 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kath-gescher.de, abgerufen am 18. August 2020
  23. Kommunalwahlen 2020 in der Stadt Gescher - Übersicht. Abgerufen am 29. September 2020.
  24. Hauptsatzung der Stadt Gescher, § 2. (PDF) Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 4. Februar 2013.@1@2Vorlage:Toter Link/www.gescher.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  25. Wappen und Flagge der Stadt Gescher. (PDF; 664 kB) Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 4. Februar 2013.@1@2Vorlage:Toter Link/www.gescher.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  26. Stadtgemeinschaft der Karnevalisten Gescher e. V.: „Events: Brauchtum verbindet“ – 2018, Gescheraner Brauchtum in Schlagwörtern
  27. Borkener Heimatverein e. V.: Borkener Brauchtum im Jahreslauf – ein Überblick, Brauchtums-Begriffe erklärt
  28. Freie Universität Berlin, Institut für Niederlandistik: Westmünsterländische Dialekte Plattdeutsch in der Grenzregion, Wortbedeutung Schneese: gerader Stock, an dem Würste u. Schinken im Rauchfang hingen (ca. 1 m lange Stange für 10-15 Würste; lag quer auf den Rundhölzern im Rauchfang)
  29. Internetpublikation katholisch.de: Buntes Treiben sorgte auch für Kritik. Verachtung und Verbindung: Die Kirche und der Karneval
  30. Münsterland e. V.: Radfahren in Gescher | Münsterland e. V. Tourismus. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. April 2017; abgerufen am 9. Juni 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.muensterland-tourismus.de
  31. AG Westmuensterland Genealogie – Willi Wiemold mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 4. Februar 2014, abgerufen am 4. April 2025 (deutsch).