„Psychiatrie“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|behandelt die medizinische Fachdisziplin. Zur Psychiatrie im Sinne von [[Psychiatrische Klinik]] siehe dort.}} |
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== Begriff == |
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Der Begriff "'''Psychiatrie'''" wurde 1808 vom Arzt [[Johann Christian Reil]] in Halle geprägt (ursprünglich als "Psychiaterie", wurde später zu "Psychiatrie"). Etymologisch aus griechisch ''"[[Psyche]]" – "die Seele"'' und ''"iatrós" – "der Arzt"'' zusammengesetzt, bedeutet "Psychiatrie" wörtlich übersetzt etwa "Seelenheilkunde". |
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Die '''Psychiatrie''' (auch '''Seelenheilkunde''' genannt) ist die medizinische Fachdisziplin, die sich mit der [[Krankheitsprävention|Vorbeugung]], [[Diagnose|Diagnostik]] und [[Therapie|Behandlung]] von [[Psychische Störung|psychischen Störungen]] beschäftigt. Sie hat sich als eigenständige Disziplin aus der Nervenheilkunde entwickelt, die früher auch das Gebiet der heutigen [[Neurologie]] abdeckte. |
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Der Begriff ''Psychiatrie'' wurde 1808 von dem in [[Halle (Saale)|Halle]] wirkenden Arzt [[Johann Christian Reil]] geprägt,<ref>Mechler: ''Das Wort Psychiatrie.'' In: ''Der Nervenarzt.'' Band 34, 1963, S. 405 f.</ref> der darunter die „therapeutische Funktionalisierung seelischer Wirkungen“ verstand.<ref>Bernhard D. Haage, Wolfgang Wegner: ''Medizin in der griechischen und römischen Antike.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 915–920; hier: S. 918 (zitiert).</ref> Ursprünglich benutzte man (wie Reil erstmals 1808<ref>Biographisches Archiv der Psychiatrie: [https://biapsy.de/index.php/de/9-biographien-a-z/189-reil-johann-christian Reil, Johann Christian].</ref>) das Wort ''Psychiaterie'', das später zu ''Psychiatrie'' umgewandelt wurde und sich aus den [[Altgriechische Sprache|altgriechischen]] Wörtern ψυχή, ''[[Psyche|psyché]]'', deutsch „Seele“, und {{lang|grc|ἰατρός|iatrós|de=Arzt}} zusammensetzt. |
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== Fachbereiche == |
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Innerhalb der Psychiatrie haben sich viele Spezialfächer entwickelt. Das Wesen der Psychiatrie liegt dabei vor allem in der Erkenntnis des Zusammenwirkens biologischer, entwicklungspsychologischer und psychosozialer Faktoren auf den [[Psychopathologischer Befund|psychopathologischen Befund]] des Patienten. Innerhalb der Psychiatrie sind neben den [[Psychologie|psychologischen]] Unterdisziplinen auch Teilgebiete mit biologisch-[[Naturwissenschaft|naturwissenschaftlicher]] Ausrichtung zu finden: |
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!Disziplin |
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!Beschreibung |
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|[[Psychopathologie]] |
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|beschäftigt sich mit der Erfassung der verschiedenen Formen von krankhaft verändertem Erleben und Verhalten. Dazu werden auf psychologischer Ebene Symptome mit Krankheitswert beschrieben, die in ihrer Komplexität dann als Erscheinungsformen psychischer Erkrankungen benannt werden. |
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|Allgemeinpsychiatrie |
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|Klinischer Teil des Faches, welcher sich mit den psychischen Erkrankungen und Störungen des Erwachsenenalters beschäftigt. |
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|[[Akutpsychiatrie]] |
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|behandelt psychiatrische Notfälle. |
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|[[Suchtmedizin]] |
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|behandelt Patienten mit stoffgebundenem ([[Alkoholkonsum|Alkohol]], [[Nikotin]], [[Cannabis als Rauschmittel|Cannabis]], Heroin etc.) oder stoffungebundenem (Spielsucht etc.) Missbrauchs- oder Abhängigkeitsverhalten. |
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|[[Gerontopsychiatrie]] |
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|wird allgemein als Psychiatrie für Menschen im höheren Lebensalter verstanden, wobei das Lebensalter (>60 Jahre) nur eine ungefähre Richtmarke ist. Dabei geht es zum einen um Menschen, die bereits in jüngeren Jahren psychisch erkrankt sind und deren Behandlung unter Berücksichtigung altersbedingter Besonderheiten fortgesetzt werden muss, und zum anderen um Menschen im höheren Lebensalter, deren psychische Erkrankung aus dem Altern selbst resultiert. |
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|[[Forensische Psychiatrie]] |
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|befasst sich mit der Behandlung und Begutachtung von psychisch kranken und suchtkranken Rechtsbrechern (siehe auch [[Maßregelvollzug]]). |
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|[[Psychosomatische Medizin]] |
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|Ursprünglich aus der Psychiatrie hervorgegangen, stellt sie inzwischen ein eigenes Fachgebiet dar und kann als Bindeglied zwischen der [[Innere Medizin|Inneren Medizin]] und der Psychiatrie verstanden werden. Sie beschäftigt sich mit den Psychosomatosen, mit den somatoformen Störungen und den somatopsychischen Anpassungsstörungen, Erkrankungen, bei denen Wechselwirkungen zwischen psychischen und körperlichen Faktoren ''([[Psychosomatik]])'' die zentrale Rolle spielen. Dabei stehen psychotherapeutische Verfahren zur Linderung oder Heilung im Vordergrund. |
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|Biologische Psychiatrie |
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|Sammelbegriff für psychiatrische Forschungsansätze, die auf biologischen Methoden beruhen. Dazu zählen [[Neuroanatomie|neuroanatomische]], [[Neuropathologie|neuropathologische]], [[Neurophysiologie|neurophysiologische]], [[Biochemie|biochemische]] und [[Genetik|genetische]] Ansätze. |
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|[[Kinderpsychiatrie|Kinder- und Jugendpsychiatrie]] |
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|Eigenständiges medizinisches Fachgebiet, das sich mit den psychischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen bis zum 21. Lebensjahr befasst. |
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|Militärpsychiatrie |
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|befasst sich mit geistigen Störungen innerhalb militärischer Konstellationen mit dem Ziel, die Gesundheit von so vielen Militärangehörigen wie möglich sicherzustellen, sowie auch mit der Behandlung der infolge von psychischen Erkrankungen als untauglich angesehenen Armeeangehörigen. |
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|[[Transkulturelle Psychiatrie]] |
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|befasst sich mit den kulturellen Aspekten der [[Ätiologie (Medizin)|Entstehung]], Häufigkeit und Art psychischer Störungen und mit den sogenannten [[Kulturgebundenes Syndrom|kulturgebundenen Syndromen]]. |
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|[[Neuropsychiatrie]] |
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|Die [[Neuropsychiatrie]] beschäftigt sich mit neurologischen Vorgängen bei psychischen Störungen.<ref>S. C. Yudofsky, E. H. Hales: ''Neuropsychiatry and the Future of Psychiatry and Neurology.'' In: ''American Journal of Psychiatry.'' 159 (8), 2002, S. 1261–1264.</ref> Da für immer mehr psychische Störungen organische Wechselwirkungen entdeckt werden, ist sie ein an Bedeutung gewinnender Wissenschaftszweig.<ref>J. B. Martin: ''The integration of neurology, psychiatry, and neuroscience in the 21st century.'' In: ''American Journal of Psychiatry.'' 159 (5), 2002, S. 695–704. [[doi:10.1176/appi.ajp.159.5.695]]. PMID 11986119</ref> Zu psychischen Störungen wie [[Zwangsstörung]], [[Tourette-Syndrom]] und [[Schizophrenie]] gibt es fundierte Erkenntnisse über neurologische Veränderungen.<ref>N. Ozaki, D. Goldman, W. H. Kaye, K. Plotnicov, B. D. Greenberg, J. Lappalainen, G. Rudnick, D. L. Murphy: [http://www.nature.com/mp/journal/v8/n11/full/4001365a.html ''Serotonin transporter missense mutation associated with a complex neuropsychiatric phenotype.''] In: ''Molecular Psychiatry.'' Band 8, 2003, S. 933–936.</ref><ref>W. Goodman: ''What Causes Obsessive-Compulsive Disorder (OCD)?'' In: ''Psych Central.'' 2006. Abgerufen am 4. November 2011 auf {{Webarchiv | url=http://psychcentral.com/lib/2006/what-causes-obsessive-compulsive-disorder-ocd/ | wayback=20120517143542 | text=Archivierte Kopie}}</ref><ref name="Ross Margolis Reading 2006 S139-153">C. A. Ross, R. L. Margolis, S. A. Reading u. a.: ''Neurobiology of schizophrenia.'' In: ''Neuron.'' Band 52, Nr. 1, Oktober 2006, S. 139–153.</ref><ref>Christopher Smith: ''A Tourette syndrome primer for therapists.'' 2008, ISBN 978-0-549-72050-8.</ref><ref>Mary M. Robertson: [http://www.bjhm.co.uk/downloads/BJHM_100_107_Tourette_plus_extra.pdf ''Gilles de la Tourette syndrome: the complexities of phenotype and treatment''] (PDF; 303 kB). In: ''British Journal of Hospital Medicine.'' Band 72, Nr. 2, Februar 2011.</ref> |
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|[[Sozialpsychiatrie]] |
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|Mit dem Begriff [[Sozialpsychiatrie|Sozial- und Gemeindepsychiatrie]] wird das Konzept der sogenannten gemeindenahen psychiatrischen Versorgung umschrieben. Es hat zum Ziel, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen – genauso wie Menschen mit körperlichen Erkrankungen – in der Nähe ihres Wohnortes behandelt werden können. |
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|} |
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== Behandlungsansätze == |
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{{Belege fehlen|Ohne Einzelnachweise sind die folgenden Informationen nur schwer nachzuvollziehen}} |
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Die modernen psychiatrischen Behandlungsansätze sind durch [[Multimodale Therapie|„multimodale“ Konzepte]] gekennzeichnet. Demnach sollen in einer Behandlung alle Lebensbereiche des Patienten berücksichtigt und unterschiedliche Therapieansätze miteinander kombiniert werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.portal-der-psyche.de/behandlungen/verhaltenstherapie/multimodale-therapie/multimodale-therapie.html |titel=Multimodale Therapie|titelerg=Anwendungsgebiete, Funktionsweise|datum=2010-06-16 |sprache=de |abruf=2022-12-07}}</ref> Die wichtigsten Grundsätze moderner psychiatrischer Behandlung sind dementsprechend: |
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* Freiheit ist wichtiger als Gesundheit. Das heißt in erster Linie, dass Patienten das Recht haben, Behandlungen abzulehnen. |
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* Gleichstellung der seelisch und körperlich Kranken. Dieser Grundsatz ist in den Versorgungsstrukturen wichtig, da durch ihn ausreichende Mittel für die Versorgung begründet werden. |
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* Gemeindenahe Versorgung: Patienten haben das Recht, in Kliniken und Einrichtungen behandelt zu werden, die in der Nähe ihres Wohnortes liegen; dies hat in Deutschland zur Einrichtung von kleinen psychiatrischen Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern und zur Auflösung vieler Landeskrankenhäuser geführt. |
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* Das Ziel einer psychiatrischen Behandlung ist nicht nur Heilung, sondern auch Verbesserung der [[Lebensqualität]], d. h. das Leben mit der Krankheit. |
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=== Psychotherapie === |
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== Psychiatrie als medizinische Fachdisziplin == |
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Die [[Psychotherapie]] steht als Oberbegriff für die professionelle Behandlung [[Psychische Störung|psychischer Störungen]] mit psychologischen Mitteln.<ref>Stichwort {{Webarchiv|url=https://portal.hogrefe.com/dorsch/psychotherapie-1/ |wayback=20171029174308 |text=Psychotherapie |archiv-bot=2024-04-20 05:59:43 InternetArchiveBot }} im [[Dorsch – Lexikon der Psychologie|DORSCH]] (Enzyklopädie für Psychologie)</ref> Sie umfasst alle verbalen und nonverbalen psychologischen Verfahren, die auf die Behandlung psychischer und [[Psychosomatik|psychosomatischer Krankheiten]], [[Leidensdruck|Leidenszustände]] oder [[Verhaltensstörung]]en zielen. |
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Als [[Psychiatrie]] bezeichnet man die medizinische Teildisziplin, die sich mit der Behandlung seelischer Erkrankungen befasst. |
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* In der [[Verhaltenstherapie]] steht die Hilfe zur Selbsthilfe für den Patienten im Mittelpunkt, um ihm nach Einsicht in Ursachen und Entstehungsgeschichte seiner Probleme Methoden an die Hand zu geben, mit denen er zukünftig besser zurechtkommt. Beispielsweise versucht die [[kognitive Verhaltenstherapie]], dem Betroffenen seine Gedanken und Bewertungen verständlich zu machen, diese gegebenenfalls zu korrigieren und in neue Verhaltensweisen umzusetzen. |
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* In der [[Tiefenpsychologie]] (z. B. der [[Psychoanalyse]]) und in der [[Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie|tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie]] findet eine Auseinandersetzung mit [[Das Unbewusste|unbewussten]], in der Lebensgeschichte, meist in der Kindheit verankerten Motivationen und Konflikten statt. Das Ziel ist, die unbewussten Hintergründe und Ursachen aktueller Leiden oder sich in der Lebenshistorie wiederholender Konflikte zu klären und diese durch Bewusstmachung aufzulösen oder abzuschwächen. |
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=== Psychopharmaka === |
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Die [[Psychopharmakologie]] und [[Psychopharmakotherapie]] beschäftigen sich mit der Beeinflussung des Seelen- und Gemütszustandes durch Medikamente. [[Psychopharmaka]] machen seit den 1960er Jahren den weitaus größten Teil der „körperlichen“ – also nicht psychotherapeutischen – Behandlungsmethoden in der Psychiatrie aus.<ref>Hans Bangen: ''Geschichte der medikamentösen Therapie der Schizophrenie.'' Berlin 1992, ISBN 3-927408-82-4.</ref> |
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Die Grundzüge der modernen Psychiatrie lassen sich auf wenige Konzepte zurückführen. Wilhelm Griesinger hat mit der These, seelische Erkrankungen seien Erkrankungen des Gehirns die wichtigste Grundlage der modernen Psychiatrie formuliert. Emil Kraepelin hat erstmals in der Geschichte der Psychiatrie ein brauchbares nosologisches Bezugssystem zur Verfügung gestellt. Karl Jaspers Arbeiten zur Allgemeinen Psychopathologie sind grundlegend für die Methodik modernen psychopathologischen Denkens. Die Grundlage des Krankheitsbegriffes in der modernen Psychiatrie bis in die neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts ist das sogenannte triadische System nach Kurt Schneider. Mit der Einführung des ICD 10 wandelt sich das Krankheitsverständnis der Psychiatrie erneut. <br> |
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=== Zwangsbehandlung === |
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{{Hauptartikel|Zwangsbehandlung}} |
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Die Einführung der Neuroleptika und die Durchführung von Katamnesestudien in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts (in Deutschland vor allem durch den Bonner Psychiater Gerd Huber) hat den lange bestehenden therapeutischen Nihilismus der Psychiater vor allem im Falle der Schizophrenie beenden helfen. Mit der Psychiatriereform in den sechziger und siebziger Jahren und der Entwicklung der modernen Sozialpsychiatrie kommt es in den meisten westlichen Ländern zu einer weitgehenden Emanzipation der seelisch kranken Menschen von Bevormundungen durch Dritte. Die moderne Psychiatrie gründet sich demzufolge im wesentlichen auf die Erkenntnisse der biologischen Psychiatrie und die Reformbemühungen der Sozialpsychiatrie. Psychotherapeutische Behandlungsmethoden stehen in der Psychiatrie heute nicht mehr so im Mittelpunkt wie noch vor einigen Jahrzehnten. Trotzdem lernen Psychiater psychotherapeutische Behandlungsverfahren, da die meisten psychiatrischen Patienten von stabilen therapeutischen Beziehungen profitieren. <br> |
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Zwangsbehandlung ist die unabhängig vom aktuellen Willen des Patienten durchgeführte Summe von angewandten Therapien und freiheitsentziehenden Maßnahmen in der Psychiatrie. Sie wird bei selbst- oder fremdgefährdenden Zuständen angewandt und unterliegt richterlicher Kontrolle. Methoden äußeren Zwangs können auch die Selbstbestimmung beschränken. Hierbei steht die Legitimierung sowohl in therapeutischer als auch in juristischer Hinsicht im Vordergrund. |
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=== Behandlungsverfahren === |
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Die modernen psychiatrischen Behandlungsansätze sind durch sogenannte multimodale Konzepte gekennzeichnet: das bedeutet, das alle Lebensbereiche des Patienten in einer Behandlung berücksichtigt werden sollen. Die wichtigsten Leitsätze moderner psychiatrischer Behandlung lassen sich in folgenden Grundsätzen zusammenfassen: <br> |
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* Freiheit ist wichtiger als Gesundheit. Das heißt in erster Linie, das Patienten das Recht haben Behandlungen abzulehnen. <br> |
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* Gleichstellung der seelisch und körperlich Kranken. Dieser Grundsatz ist in den Versorgungsstrukturen wichtig, da durch ihn ausreichende Mittel für die Versorgung begründet werden. <br> |
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* Gemeindenahe Versorgung: Dies bedeutet, das Patienten das Recht haben in Kliniken und Einrichtungen behandelt zu werden, die in der Nähe ihres Wohnortes liegen, was in Deutschland zwingend zur Einrichtung von kleinen psychiatrischen Abteilungen an Allgemeinkrankenhäuser und der Auflösung der Landeskrankenhäuser geführt hat. <br> |
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* das Ziel einer psychiatrischen Behandlung ist nicht nur Heilung, sondern auch Verbesserung der Lebensqualität (Leben mit der Krankheit). <br> |
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* Therapeuten aller Berufsgruppen in der Psychiatrie unterstützen die Anti-Stigma-Initiativen von Betroffenen, indem die Integration von Patienten mit seelischen Erkrankungen in die Gesellschaft auf vielfältige Weise befördert wird (ambulante Behandlung, betreutes Wohnen, beschütztes Arbeiten). |
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== Fachgebietsgrenzen == |
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Die Abgrenzung der Psychiatrie von anderen medizinischen Disziplinen |
Die Abgrenzung der Psychiatrie von anderen medizinischen Disziplinen ist teilweise fließend. In der [[Psychosomatik|psychosomatischen Medizin]] werden vorwiegend Patienten behandelt, bei denen seelische Störungen schwerwiegende Auswirkungen auf das körperliche Befinden haben (z. B. [[Essstörung]]en). Fließend sind die Grenzen der Domänen von [[Neurologie]] und Psychiatrie beispielsweise bei hirnorganischen Psychosyndromen und [[Demenz]]en sowie angesichts der seit Beginn des 21. Jahrhunderts zunehmenden Erkenntnis, dass viele psychische Störungen auch [[neurobiologie|neurobiologisch]]e Ursachen haben können.<ref name="Ross Margolis Reading 2006 S139-153"/> |
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In der [[Kinder- und Jugendpsychiatrie]] werden im deutschsprachigen Raum Patienten unter 21 Jahren mit seelischen Erkrankungen behandelt. Für diese Patientengruppe gibt es auch altersspezialisierte Kliniken. Der Arzt für Psychotherapie und Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters, der Kinder- und Jugendpsychiater, ist eine seit 1993 eigenständige Facharztgruppe, die ihre Ausbildung teilweise in pädiatrischen und psychiatrischen Kliniken überwiegend aber in Kinder- und Jugendpsychiatrischen Fachkliniken absolviert.<ref>{{Internetquelle |autor=Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie |url=https://www.dgkjp.de/weiterbildungsordnungen/ |titel=Weiterbildungsordnungen |hrsg=DGKJP |abruf=2023-09-13}}</ref> Jugendliche Patienten mit seelischen Störungen sollen und werden daher von Kinder- und Jugendpsychiatern [[ambulant]] und gegebenenfalls in kinder- und Jugendpsychiatrischen Krankenhäusern behandelt, gerade wenn die Beschwerden sehr schwerwiegend sind oder plötzlich auftreten.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Fuchs, Andreas Karwautz |Titel=Epidemiologie psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen. In: Neuropsychiatrie. |Sammelwerk=Neuropsychiatrie |Band=31 |Nummer=3 |Datum=2017 |DOI=10.1007/s40211-017-0238-x |Seiten=96–102}}</ref> |
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=== Fachbereiche der Psychiatrie === |
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Die Allgemeinpsychiatrie ist der klinische Teil des Faches, welcher sich mit den psychischen Erkrankungen und Störungen des Erwachsenenalters beschäftigt. Die Akutpsychiatrie behandelt psychiatrische Notfälle. |
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Die [[Psychologie]] ist eine eigenständige [[Empirie|empirische Wissenschaft]], während die Psychiatrie ein Teilgebiet der Medizin ist. Die Psychologie beschreibt und erklärt das Erleben und Verhalten des Menschen, seine Entwicklung im Laufe des Lebens und alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen und Bedingungen. [[Psychologe]]n arbeiten u. a. im Bereich der Diagnostik und Therapie psychischer Störungen. [[Approbation (Heilberufe)|Approbierte]] [[Psychologischer Psychotherapeut|Psychotherapeuten]] sind eigenständig in der Therapie psychischer Störungen tätig. [[Psychologischer Psychotherapeut|Psychologische Psychotherapeuten]] arbeiten im Gegensatz zu [[Ärztlicher Psychotherapeut|Ärztlichen Psychotherapeuten]] nur mit psychotherapeutischen Methoden – nicht mit pharmakologischen, apparativen oder chirurgischen Mitteln.<ref>{{Internetquelle |autor=GBA |url=https://www.g-ba.de/downloads/62-492-2400/PT-RL_2020-11-20_iK-2021-02-18.pdf |titel=Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Durchführung der Psychotherapie |datum=2021-02-18 |format=PDF |abruf=2023-09-13}}</ref> |
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In der Suchtmedizin werden Patienten mit stoffgebundenem (Alkohol, Nikotin, Cannabis, Heroin etc.) oder stoffungebundenem (Spielsucht, Sexsucht etc.) Missbrauchs- oder Abhängigkeitsverhalten behandelt. |
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== Ausbildung in Deutschland == |
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Gerontopsychiatrie wird allgemein als Psychiatrie für Menschen im höheren Lebensalter verstanden, wobei das Lebensalter (60 Jahre) nur eine ungefähre Richtmarke ist. Dabei geht es zum einen um Menschen , die bereits in jüngeren Jahren psychisch erkrankt sind und deren Behandlung unter Berücksichtigung altersbedingter Besonderheiten fortgesetzt werden muss, und |
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Die Führung des Titels ''Arzt oder Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie'' setzt in Deutschland ein abgeschlossenes Medizinstudium voraus. Anschließend muss mindestens fünf Jahre lang als [[Assistenzarzt]] gearbeitet werden. In dieser Zeit muss der Arzt eine bestimmte Anzahl an Untersuchungen und Behandlungen durchführen, um danach zur Facharztprüfung zugelassen zu werden. Nach erfolgreichem Bestehen ist der geprüfte Arzt rechtlich zugelassen, den Titel ''Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie'' zu führen. Entsprechende Spezialisierungen, Weiterbildungen und die [[Habilitation]] können anschließend angestrebt werden. Der ''[[Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie]]'' hat die vorherigen Facharztbezeichnungen „Facharzt für Psychiatrie“ und „Nervenarzt“ (als kombinierte Facharztausbildung aus Psychiatrie und [[Neurologie]]) abgelöst. 1994 wurde die [[Psychotherapie]] verpflichtend in die Facharztausbildung mit aufgenommen. |
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zum anderen um Menschen im höheren Lebensalter, deren psychische Erkrankung aus dem Alterungsprozess resultiert. |
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Wer sich den Titel des Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie erarbeiten möchte, muss hierfür eine Weiterbildungsdauer von insgesamt 6 Jahren berücksichtigen. Die Facharztausbildung muss bei einem Weiterbildungsbeauftragten an einer Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1 der Musterweiterbildungsordnung<ref>Exemplarische Weiterbildungsordnung des Landes Niedersachsen. Weiterbildungsordnung der Ärztekammer Niedersachsen vom 2. April 2020 zuletzt geändert durch Satzung vom 28. November 2020 mit Wirkung zum 1. Januar 2021. ([https://www.aekn.de/fileadmin/inhalte/pdf/weiterbildung/weiterbildungsordnung/WBO_2021/WBO_1_1_2021.pdf Volltext] Auf: aekn.de) hier S. 262–274</ref> absolviert werden. Dabei untergliedert sich die Weiterbildung im Gebiet Psychiatrie und Psychotherapie in folgende Abschnitte von insgesamt 60 Monate, so müssen: |
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Die [[Forensische Psychiatrie]] befasst sich mit der Behandlung und Begutachtung von psychisch kranken Straftätern (siehe auch [[Maßregelvollzug]]). |
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* 12 Monate in der Neurologie und |
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* 24 Monate in der stationären Patientenversorgung abgeleistet werden |
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ferner können: |
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* zum Kompetenzerwerb bis zu 12 Monate Weiterbildungszeit in den Bereichen Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und/oder im Schwerpunkt Forensische Psychiatrie erfolgen bzw. angerechnet werden.<ref>Lukas Hoffmann: [https://aerztestellen.aerzteblatt.de/de/redaktion/facharzt-weiterbildung-psychiatrie-psychotherapie ''Arzt und KarriereFacharzt-Weiterbildung Facharzt-Weiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie: Dauer, Inhalte, Berufsperspektiven.''] 21. Mai 2020</ref><ref>Weiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie: [https://www.praktischarzt.de/arzt/facharztausbildung/weiterbildung-psychiatrie-psychotherapie/ ''Alles zur Facharztausbildung''], auf praktischarzt.de</ref><ref>[https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/MLogbuch-27-FA-Psychiatrie-und-Psychotherapie.pdf ''(Muster-)Logbuch FA Psychiatrie und Psychotherapie''], [[Bundesärztekammer]]</ref> |
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== Geschichte == |
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Die [[Kinderpsychiatrie|Kinder- und Jugendpsychiatrie]] genannte Subdisziplin ist ein eigenständiges medizinisches Fachgebiet geworden. Sie befasst sich mit den psychischen Erkrankungen vom Kindern und Jugendlichen bis zur Volljährigkeit. |
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{{Hauptartikel|Geschichte der Psychiatrie}} |
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=== Antike bis 20. Jahrhundert === |
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Die [[psychosomatische Medizin]] ist aus der Psychiatrie hervorgegangen, stellt aber ein eigenes Fachgebiet dar. Sie beschäftigt sich mit Erkrankungen, bei denen Wechselwirkungen zwischen psychischen und körperlichen Faktoren (''[[Psychosomatik]]'') wesentlich sind. |
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Für psychiatrische (und einige neurologische Erkrankungen) wurden (im Gegensatz zu den damals noch verbreiteten magisch-religiösen Vorstellungen) erstmals im [[Corpus Hippocraticum]] „natürliche“, seinerzeit auf Konzepten der [[Humoralpathologie]] beruhende, Ursachen angenommen.<ref>[[Helmut Siefert]]: ''Psychiatrie.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1190–1193; hier: S. 1190 f. (''Antike'').</ref> |
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In als Hexen bezeichneten bzw. diffamierten Frauen sah der im 16. Jahrhundert tätige Arzt [[Johann Weyer]] geisteskranke bzw. schwachsinnige Patienten, die nicht bestraft, sondern medizinisch behandelt werden sollten.<ref>[[Gerhardt Nissen]]: ''Frühe Beiträge aus Würzburg zur Entwicklung einer Kinder- und Jugendpsychiatrie.'' In: [[Peter Baumgart]] (Hrsg.): ''Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift.'' Degener & Co. (Gerhard Gessner), Neustadt an der Aisch 1982 (= ''Quellen und Beiträge zur Geschichte der Universität Würzburg.'' Band 6), ISBN 3-7686-9062-8, S. 935–949; hier: S. 937.</ref> |
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===Sozial- und Gemeindepsychiatrie=== |
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[[Datei:Philippe_Pinel_à_la_Salpêtrière.jpg | mini | rechts | alternativtext=Ein Gemälde aus dem 18. Jahrhundert zeigt die Befreiung von Menschen mit psychischen Erkrankungen von ihren Ketten und Handschellen durch den französischen Psychiater Philippe Pinel. | Der französische Psychiater Philippe Pinel befreit die Insassen eines Spitals 1795 von ihren Ketten. ]] |
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Die Grundzüge der modernen Psychiatrie lassen sich auf nur wenige Konzepte zurückführen. [[Wilhelm Griesinger]] hatte Mitte des 19. Jahrhunderts mit der These, seelische Erkrankungen seien Erkrankungen des Gehirns, die wichtigste Grundlage der modernen Psychiatrie formuliert. Ein grundlegender Fortschritt in der Psychiatrie war um 1856 die Einführung des [[No restraint|No-restraint-Systems]] durch [[John Conolly]]. Seit den 1880er Jahren machte sich in der Psychiatrie „eine psychologische, einer aktiveren Therapie zustrebende Richtung stärker bemerkbar“.<ref>[[Paul Diepgen]], [[Heinz Goerke]]: ''[[Ludwig Aschoff|Aschoff]]: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin.'' 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 39 und 52.</ref> [[Emil Kraepelin]] hat erstmals in der Geschichte der Psychiatrie ein brauchbares [[Nosologie|nosologisches]] Bezugssystem zur Verfügung gestellt. [[Karl Jaspers]]’ Arbeiten zur Allgemeinen Psychopathologie aus den 1920er Jahren sind grundlegend für die Methodik modernen psychopathologischen Denkens. Die Grundlage des Krankheitsbegriffes in der modernen Psychiatrie bis in die 1990er Jahre ist das sogenannte [[triadisches System|triadische System]] nach [[Kurt Schneider]], das 1931 veröffentlicht wurde. Mit der Einführung des [[ICD-10]] im Jahre 1992, einem weltweit standardisierten Klassifizierungssystem, wandelt sich das Krankheitsverständnis der Psychiatrie erneut. |
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=== Nationalsozialismus === |
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Die [[Sozialpsychiatrie|Sozial- und Gemeindepsychiatrie]] ist die Richtung, |
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In Deutschland wurden im Rahmen der [[Krankenmorde im Nationalsozialismus]] (z. B. der [[Aktion T4]] und der [[Aktion Brandt]]) bis 1945 mehr als 100.000 Menschen getötet, die als psychisch krank erklärt wurden. Dies war nur mit Billigung zahlreicher Ärzte und Kliniken möglich. Diese Verbrechen wurden Jahrzehnte verharmlost. Erst Anfang der 1980er Jahre begann die kritische Erforschung der Rolle der Psychiatrie während der [[Zeit des Nationalsozialismus]]. |
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* die sich mit den '''sozialen''' Bedingungen für die Entstehung und das Weiterbestehen [[Psychische Störung|Psychischer Störungen]] befasst |
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* die den Betroffenen außerhalb der großen Anstalten, d.h. in der '''Gemeinde''' helfen will. |
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2010 richtete die [[Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde]] (DGPPN) eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung ihrer Geschichte ein, die vom Gießener Medizinhistoriker [[Volker Roelcke]] geleitet wurde. Die historische Kommission untersuchte im Rahmen eines zweijährigen Forschungsauftrags den Zeitraum von 1933 bis 1945, in dem unter anderem die zentral geplanten Krankenmorde stattfanden, die von der Berliner [[Tiergartenstraße 4]] aus organisiert wurden (Aktion T4). Zusätzlich fand am 26. November 2010 eine Gedenkveranstaltung „Psychiatrie im Nationalsozialismus – Erinnerung und Verantwortung“ in Berlin statt, bei der sich der damalige DGPPN-Präsident [[Frank Schneider (Mediziner)|Frank Schneider]] stellvertretend für die psychiatrische Fachgesellschaft bei den Opfern und ihren Angehörigen für das erlittene Unrecht und Leid entschuldigte.<ref>Frank Schneider (Hrsg.): ''Psychiatrie im Nationalsozialismus – Gedenken und Verantwortung. Psychiatry in National Socialism. Remembrance and responsibility''. Springer, Berlin 2011, ISBN 978-3-642-20468-5.</ref> |
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=== Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie === |
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Um nach einem absolvierten [[Medizinstudium]] in Deutschland als ''[[Facharzt]] für Psychiatrie und Psychotherapie'' tätig zu werden, bedarf es einer fünfjährigen Weiterbildungszeit, von der ein Jahr Pflichtweiterbildungszeit in der Neurologie ist. |
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* 4 Jahre Psychiatrie und Psychotherapie, davon 2 Jahre Stationsdienst, anrechenbar |
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* 1 Jahr [[Kinderpsychiatrie|Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie]] oder [[Psychosomatische Medizin]] oder |
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* 1/2 Jahr [[Innere Medizin]] und [[Allgemeinmedizin]] oder [[Neurochirurgie]] oder [[Neuropathologie]] |
|||
* 1 Jahr Neurologie |
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Um sich zur Facharztprüfung anmelden zu können, müssen diagnostische Funktionen (wie etwa [[Elektroenzephalografie|EEG]]) sowie Teilnahmen z. B. an [[Balint-Gruppe]]n nachgewiesen werden. |
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=== |
=== Reform der Psychiatrie === |
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{{Belege fehlen|Hier wären einzelne Einzelbelege sinnvoll}} |
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[[Bild:Psychiater.jpg|framed]] |
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Die Einführung der [[Neuroleptika]] und die Durchführung von [[Katamnese]]studien in den 1950er Jahren, in Deutschland vor allem durch den Bonner Psychiater [[Gerd Huber]], hat den lange bestehenden Glauben an die Unheilbarkeit der [[Schizophrenie]] zu beenden geholfen. Nach der [[Psychiatriereform]] in den 1960er und 1970er Jahren und der Entwicklung der modernen [[Sozialpsychiatrie]] kam es in den meisten westlichen Ländern zu einer weitgehenden Emanzipation der seelisch kranken Menschen. |
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Am [[1. Januar]] [[2001]] waren 1.651 Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie registriert, von ihnen waren 587 niedergelassen. 75 übten keine ärztliche Tätigkeit aus. In der Statistik und der Graphik sind die sog. Nervenärzte nicht berücksichtigt. Letztere sind Fachärzte für Psychiatrie und Neurologie, sie haben also beide Facharztausbildungen absolviert und stellen weiter die Mehrheit der psychiatrisch tätigen Ärzte. |
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Die moderne Psychiatrie gründet sich demzufolge im Wesentlichen auf die Reformbemühungen der Sozialpsychiatrie. Übergreifend wird derzeit von einem [[Biopsychosoziale Medizin|bio-psycho-sozialen Krankheitsverständnis]] ausgegangen, das heißt, ein Zusammenspiel von biologischen, psychischen und sozialen Einflüssen wird als ursächlich für die Entwicklung psychischer Störungen angesehen. Daraus ergibt sich auch in der Behandlung ein multimodaler Ansatz, der biologische (v. a. psychopharmakologische), psychotherapeutische, soziale, also auch kontextabhängige Aspekte (bspw. Kontakt zum Täter) enthält. Zusätzliche Impulse kamen von der analytischen, der familientherapeutisch-systemischen sowie der integrativ-verhaltenstherapeutischen [[Psychotraumatologie]].<ref>Ralf Vogt (Hrsg.): ''Täterintrojekte.'' 4. Auflage. Asanger Verlag, 2020, ISBN 978-3-89334-596-0, S. 5.</ref> |
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== Kontroverse Wahrnehmung der Psychiatrie == |
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Die Wahrnehmung der Psychiatrie in der Öffentlichkeit ist häufig von extremen Gegensätzlichkeiten gekennzeichnet. Die Aspekte, die das jeweilige Bild von der Psychiatrie bestimmen, unterscheiden sich erheblich je nach Standpunkt des Betrachters. Z.B.: |
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*wissenschaftlich arbeitender Psychiater; |
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*Patient, der infolge Zwangs[[unterbringung]] mittels [[Fixierung]] gegen seine Willen in einer geschlossene Abteilungen behandelt wird und dem die [[Geschäftsfähigkeit]] abgesprochen wurde; |
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*Opfer eines rückfälligen Sexualstraftäters, der aufgrund eines unzutreffenden psychiatrischen Gutachtens zu früh aus der geschlossenen Unterbringung entlassen wurde. |
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Zu den entstandenen alternativen Behandlungskonzepte gehören die [[Soteria|Soteria-Einrichtungen]], mit 8 Projekten alleine in Deutschland.<ref>[https://soteria-netzwerk.de/soteria-einrichtungen, soteria-netzwerk.de], geladen am 2024-10-22</ref> |
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So imponiert die Psychiatrie völlig widersprüchlich als: |
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*medizinische Erfolgsgeschichte (die es möglich macht, menschliches Leid auf biochemische Veränderungen zurückzuführen, und damit durch Medikamente heilen zu können); |
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*Unterdrückungsinstrument (das es erlaubt, abweichendes Verhalten und Denken als "krank" zu definieren und zu unterdrücken); |
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*als lebensgefährdenden Ansatz der Kuschelpädagogik. |
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== Kritik an psychiatrischer Diagnostik == |
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Betrachtet man die [[Geschichte der Psychiatrie]], so sind diese unterschiedlichen Aspekte seit jeher vorhanden. Es lassen sich stets Belege finden für |
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{{Hauptartikel|Antipsychiatrie}} |
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*'''Humanität und Fortschritt''' (z.B. die sog. "Irrenbefreiung" durch [[Pinel]]; Einführung sanfter Behandlungsmethoden [z.B. Psychotherapie]); |
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*'''Menschenverachtung und Unterdrückung''' (z.B. Zusammenpferchen der "Alienierten" in Asylen; Rolle der Psychiatrie im Nationalsozialismus und in der UdSSR; verstümmelnde "[[Lobotomie]]" im Rahmen einer "[[Psychochirurgie]]" an Schizophreniekranken, Homosexuellen und Kommunisten in den USA der fünfziger Jahre) sowie der Vorwurf der |
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*'''[[Exkulpierung]] von Verbrechern und Perversen'''. |
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Die Psychiater [[Thomas Szasz]] (1920–2012) und [[Ronald D. Laing]] (1927–1989) vertreten wie der [[Soziologe]] [[Michel Foucault]] (1926–1984) die Ansicht, dass Begriffe wie Verrücktheit ([[Psychose]]) und psychische Normalität keine objektiven Diagnosen, sondern subjektive Urteile mit gesellschaftlichen und politischen Wirkungen seien.<ref>Thomas S. Szasz: ''Geisteskrankheit – ein moderner Mythos? Grundzüge einer Theorie des persönlichen Verhaltens.'' Olten/Freiburg i. Br. 1972, S. 11 ff. (englischer Originaltitel: ''The Myth of Mental Illness. Foundations of a Theory of Personal Conduct.'' New York 1961.)</ref> |
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Schon die Herkunft der Psychiatrie aus den "[[Asyl]]en" für Landstreicher, Bettler, Ausgestoßene, sozial Geächtete, Auffällige etc. verdeutlicht die [[Janus]]köpfigkeit: |
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Nach Foucault wird die Abgrenzung zwischen „Normalität“ und „Verrücktheit“ zur gesellschaftlichen Kontrolle benutzt. Die klinische Psychiatrie sei damit nicht mehr nur medizinische Einrichtung, sondern diene als „normstiftende Machtinstanz“.<ref>Michel Foucault: ''Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft.'' Frankfurt am Main 1993, S. 15–21. (französischer Originaltitel: ''Histoire de la folie à l’âge classique – Folie et déraison.'' 1961)</ref> |
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*Entlastung durch Krankenhausaufnahme - Zwangsunterbringung/Internierung |
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*Hilfe zur Anpassung - erzwungene Korrektur an äußere Normen |
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*Verständnis für psychisch kranke Straftäter - entschuldigendes Verstehen aller Perversionen und Verbrechen. |
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== Organisationen == |
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Vgl. hierzu auch [[Michel Foucault]]. |
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; Fachorganisationen: |
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* [[Liste Psychotherapeutischer Fach- und Berufsverbände]] |
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* [[Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde]] (DGPPN) |
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* [[Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie]] (DGSP) |
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* [[Royal College of Psychiatrists]] |
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; Betroffenenorganisationen: |
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==Literatur== |
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* [[Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener]] |
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*Mathias Berger: Psychische Erkrankungen. Klinik und Therapie. Urban und Fischer 2003. |
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* [[Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen]] (BApK) |
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*[[Michel Foucault]]: Histoire de la folie à l'âge classique - Folie et déraison; dt. Ausg.: Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1973. ISBN 3-518-27639-5 |
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* [[BASTA – Das Bündnis für psychisch erkrankte Menschen]] |
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*[[Michel Foucault]]: Maladie mentale et personnalité; reed.1995 Maladie mentale et psychologie; dt. Ausg.: Psychologie und Geisteskrankheit. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1968. ISBN 3-518-10272-9. |
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* Andreas Marneros, F. Pillmann: ''Das Wort Psychiatrie wurde in Halle geboren. Von den Anfängen der deutschen Psychiatrie.'' Schattauer Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-7945-2413-6 |
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== Literatur == |
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* Erwin Heinz Ackerknecht: ''Kurze Geschichte der Psychiatrie.'' 3. Auflage. Enke, Stuttgart 1985, ISBN 3-432-80043-6. |
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*[[Medizin]], [[Psychiater]], [[Psychische Erkrankungen]], [[Psychopathologie]], [[Forensische Psychiatrie]], [[Antipsychiatrie]], [[Psychologie]], [[Psychotherapie]], [[Psychopharmaka]], [[psychiatrische Klinik]], [[Geschichte der Psychiatrie]], [[Zwangsbehandlung]], [[Betreuung]]srecht, [[Patientenverfügung]], [[Patientenrecht]], [[Maßregel der Besserung und Sicherung]], [[Maßregelvollzug]] |
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* Mathias Berger (Hrsg.): ''Psychische Erkrankungen. Klinik und Therapie.'' 2. Auflage. Urban und Fischer, München 2004, ISBN 3-437-22480-8. |
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* Thomas Bock, Hildegard Weigand (Hrsg.): ''Handwerksbuch Psychiatrie.'' Lehrbuch. 5. Auflage. Psychiatrie-Verlag, Bonn 2002, ISBN 3-88414-120-1. |
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* [[Klaus Dörner]]: ''Irren ist menschlich''. 3. überarb. Auflage. 2006, ISBN 3-88414-440-5. ([http://www.socialnet.de/rezensionen/402.php Rezension] von Annemarie Jost. In: socialnet Rezensionen vom 2. Juli 2002) |
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* Gerd Huber: ''Psychiatrie. Lehrbuch für Studium und Weiterbildung.'' Schattauer, Stuttgart/New York 1974, ISBN 3-7945-0404-6, 7. Auflage 2005, ISBN 3-7945-2214-1. |
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* [[Andreas Marneros]], F. Pillmann: ''Das Wort Psychiatrie wurde in Halle geboren. Von den Anfängen der deutschen Psychiatrie.'' Schattauer Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-7945-2413-6. |
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* [[Hans-Jürgen Möller]], Gerd Laux, [[Arno Deister]]: ''Psychiatrie und Psychotherapie.'' 4. Auflage. Thieme, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-13-128544-7. |
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* [[Christian Müller (Mediziner, 1921)|Christian Müller]] (Hrsg.): ''Lexikon der Psychiatrie. Gesammelte Abhandlungen der gebräuchlichsten psychopathologischen Begriffe.'' Springer, Berlin/Heidelberg / New York 1973; neuere Ausgabe ebenda 1986, ISBN 3-540-16643-2. |
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* Ewald Rahn, Angela Mahnkopf: ''Lehrbuch Psychiatrie für Studium und Beruf.'' 3. Auflage. Psychiatrie-Verlag, Bonn 2005, ISBN 3-88414-378-6. |
|||
* [[Heinrich Schipperges]]: ''Von Glanz und Elend psychiatrischer Diagnostik.'' In: [[Christa Habrich]], Frank Marguth, Jörn Henning Wolf (Hrsg.) unter Mitarbeit von [[Renate Wittern-Sterzel|Renate Wittern]]: ''Medizinische Diagnostik in Geschichte und Gegenwart.'' Festschrift für [[Heinz Goerke]] zum sechzigsten Geburtstag. München 1978 (= ''Neue Münchner Beiträge zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften: Medizinhistorische Reihe.'' Band 7/8), ISBN 3-87239-046-5, S. 459–468. |
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* [[Frank Schneider (Mediziner)|Frank Schneider]], Peter Falkai, Wolfgang Maier: ''Psychiatrie 2020 plus: Perspektiven, Chancen und Herausforderungen.'' Springer, Berlin/ Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-28221-8. [http://www.dgppn.de/fileadmin/user_upload/_medien/download/pdf/Flyer/psychiatrie_2020plus.pdf (Volltext, PDF; 3,3 MB)] |
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* Frank Schneider (Hrsg.): ''Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie.'' Springer, Berlin 2012, ISBN 978-3-642-17191-8; Neuauflage ebenda 2017, ISBN 978-3-662-50344-7. |
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* [[Heinz Schott (Medizinhistoriker)|Heinz Schott]], [[Rainer Tölle]]: ''Geschichte der Psychiatrie. Krankheitslehren, Irrwege, Behandlungsformen.'' Beck, München 2006, ISBN 3-406-53555-0. |
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* Reinhold Schüttler: ''Psychiatrische Vorlesungen. Ein Lern- und Lesenbuch.'' 2. Auflage. München/ Bern/ Wien/ New York 1988. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Wiktionary |
{{Wiktionary}} |
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{{Commonscat|Psychiatry|Psychiatrie}} |
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* http://www.dgppn.de/ Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde |
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{{Wikiquote}} |
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*http://www.epsy.de Psychiatrie und Psychologie im Internet |
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{{Wikiversity|Zur Entwicklung der Psychiatrie. Eine Dokumentation.}} |
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*[http://www.ibrp-online.de Individuelle Behandlungs- und Rehaplanung] Hier gibt es Infos zu "Psychische Behinderung" und [[Sozialpsychiatrie#Gemeindepsychiatrie]] |
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{{Wikiversity|Psychogenese versus Somatogenese|Psychogenese versus Somatogenese. Therapeutische Konsequenzen.}} |
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* [http://www.dgppn.de/ Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)] |
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* [http://www.psychiatrie.de/ Psychiatrienetz] (Informationsangebot mehrerer sozialpsychiatrischer Verbände und Verlage) |
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== Einzelnachweise == |
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<references responsive /> |
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[[zh:精神病学]] |
Aktuelle Version vom 28. März 2025, 11:15 Uhr
Die Psychiatrie (auch Seelenheilkunde genannt) ist die medizinische Fachdisziplin, die sich mit der Vorbeugung, Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen beschäftigt. Sie hat sich als eigenständige Disziplin aus der Nervenheilkunde entwickelt, die früher auch das Gebiet der heutigen Neurologie abdeckte.
Der Begriff Psychiatrie wurde 1808 von dem in Halle wirkenden Arzt Johann Christian Reil geprägt,[1] der darunter die „therapeutische Funktionalisierung seelischer Wirkungen“ verstand.[2] Ursprünglich benutzte man (wie Reil erstmals 1808[3]) das Wort Psychiaterie, das später zu Psychiatrie umgewandelt wurde und sich aus den altgriechischen Wörtern ψυχή, psyché, deutsch „Seele“, und ἰατρός iatrós, deutsch ‚Arzt‘ zusammensetzt.
Fachbereiche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Innerhalb der Psychiatrie haben sich viele Spezialfächer entwickelt. Das Wesen der Psychiatrie liegt dabei vor allem in der Erkenntnis des Zusammenwirkens biologischer, entwicklungspsychologischer und psychosozialer Faktoren auf den psychopathologischen Befund des Patienten. Innerhalb der Psychiatrie sind neben den psychologischen Unterdisziplinen auch Teilgebiete mit biologisch-naturwissenschaftlicher Ausrichtung zu finden:
Disziplin | Beschreibung |
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Psychopathologie | beschäftigt sich mit der Erfassung der verschiedenen Formen von krankhaft verändertem Erleben und Verhalten. Dazu werden auf psychologischer Ebene Symptome mit Krankheitswert beschrieben, die in ihrer Komplexität dann als Erscheinungsformen psychischer Erkrankungen benannt werden. |
Allgemeinpsychiatrie | Klinischer Teil des Faches, welcher sich mit den psychischen Erkrankungen und Störungen des Erwachsenenalters beschäftigt. |
Akutpsychiatrie | behandelt psychiatrische Notfälle. |
Suchtmedizin | behandelt Patienten mit stoffgebundenem (Alkohol, Nikotin, Cannabis, Heroin etc.) oder stoffungebundenem (Spielsucht etc.) Missbrauchs- oder Abhängigkeitsverhalten. |
Gerontopsychiatrie | wird allgemein als Psychiatrie für Menschen im höheren Lebensalter verstanden, wobei das Lebensalter (>60 Jahre) nur eine ungefähre Richtmarke ist. Dabei geht es zum einen um Menschen, die bereits in jüngeren Jahren psychisch erkrankt sind und deren Behandlung unter Berücksichtigung altersbedingter Besonderheiten fortgesetzt werden muss, und zum anderen um Menschen im höheren Lebensalter, deren psychische Erkrankung aus dem Altern selbst resultiert. |
Forensische Psychiatrie | befasst sich mit der Behandlung und Begutachtung von psychisch kranken und suchtkranken Rechtsbrechern (siehe auch Maßregelvollzug). |
Psychosomatische Medizin | Ursprünglich aus der Psychiatrie hervorgegangen, stellt sie inzwischen ein eigenes Fachgebiet dar und kann als Bindeglied zwischen der Inneren Medizin und der Psychiatrie verstanden werden. Sie beschäftigt sich mit den Psychosomatosen, mit den somatoformen Störungen und den somatopsychischen Anpassungsstörungen, Erkrankungen, bei denen Wechselwirkungen zwischen psychischen und körperlichen Faktoren (Psychosomatik) die zentrale Rolle spielen. Dabei stehen psychotherapeutische Verfahren zur Linderung oder Heilung im Vordergrund. |
Biologische Psychiatrie | Sammelbegriff für psychiatrische Forschungsansätze, die auf biologischen Methoden beruhen. Dazu zählen neuroanatomische, neuropathologische, neurophysiologische, biochemische und genetische Ansätze. |
Kinder- und Jugendpsychiatrie | Eigenständiges medizinisches Fachgebiet, das sich mit den psychischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen bis zum 21. Lebensjahr befasst. |
Militärpsychiatrie | befasst sich mit geistigen Störungen innerhalb militärischer Konstellationen mit dem Ziel, die Gesundheit von so vielen Militärangehörigen wie möglich sicherzustellen, sowie auch mit der Behandlung der infolge von psychischen Erkrankungen als untauglich angesehenen Armeeangehörigen. |
Transkulturelle Psychiatrie | befasst sich mit den kulturellen Aspekten der Entstehung, Häufigkeit und Art psychischer Störungen und mit den sogenannten kulturgebundenen Syndromen. |
Neuropsychiatrie | Die Neuropsychiatrie beschäftigt sich mit neurologischen Vorgängen bei psychischen Störungen.[4] Da für immer mehr psychische Störungen organische Wechselwirkungen entdeckt werden, ist sie ein an Bedeutung gewinnender Wissenschaftszweig.[5] Zu psychischen Störungen wie Zwangsstörung, Tourette-Syndrom und Schizophrenie gibt es fundierte Erkenntnisse über neurologische Veränderungen.[6][7][8][9][10] |
Sozialpsychiatrie | Mit dem Begriff Sozial- und Gemeindepsychiatrie wird das Konzept der sogenannten gemeindenahen psychiatrischen Versorgung umschrieben. Es hat zum Ziel, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen – genauso wie Menschen mit körperlichen Erkrankungen – in der Nähe ihres Wohnortes behandelt werden können. |
Behandlungsansätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die modernen psychiatrischen Behandlungsansätze sind durch „multimodale“ Konzepte gekennzeichnet. Demnach sollen in einer Behandlung alle Lebensbereiche des Patienten berücksichtigt und unterschiedliche Therapieansätze miteinander kombiniert werden.[11] Die wichtigsten Grundsätze moderner psychiatrischer Behandlung sind dementsprechend:
- Freiheit ist wichtiger als Gesundheit. Das heißt in erster Linie, dass Patienten das Recht haben, Behandlungen abzulehnen.
- Gleichstellung der seelisch und körperlich Kranken. Dieser Grundsatz ist in den Versorgungsstrukturen wichtig, da durch ihn ausreichende Mittel für die Versorgung begründet werden.
- Gemeindenahe Versorgung: Patienten haben das Recht, in Kliniken und Einrichtungen behandelt zu werden, die in der Nähe ihres Wohnortes liegen; dies hat in Deutschland zur Einrichtung von kleinen psychiatrischen Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern und zur Auflösung vieler Landeskrankenhäuser geführt.
- Das Ziel einer psychiatrischen Behandlung ist nicht nur Heilung, sondern auch Verbesserung der Lebensqualität, d. h. das Leben mit der Krankheit.
Psychotherapie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Psychotherapie steht als Oberbegriff für die professionelle Behandlung psychischer Störungen mit psychologischen Mitteln.[12] Sie umfasst alle verbalen und nonverbalen psychologischen Verfahren, die auf die Behandlung psychischer und psychosomatischer Krankheiten, Leidenszustände oder Verhaltensstörungen zielen.
- In der Verhaltenstherapie steht die Hilfe zur Selbsthilfe für den Patienten im Mittelpunkt, um ihm nach Einsicht in Ursachen und Entstehungsgeschichte seiner Probleme Methoden an die Hand zu geben, mit denen er zukünftig besser zurechtkommt. Beispielsweise versucht die kognitive Verhaltenstherapie, dem Betroffenen seine Gedanken und Bewertungen verständlich zu machen, diese gegebenenfalls zu korrigieren und in neue Verhaltensweisen umzusetzen.
- In der Tiefenpsychologie (z. B. der Psychoanalyse) und in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie findet eine Auseinandersetzung mit unbewussten, in der Lebensgeschichte, meist in der Kindheit verankerten Motivationen und Konflikten statt. Das Ziel ist, die unbewussten Hintergründe und Ursachen aktueller Leiden oder sich in der Lebenshistorie wiederholender Konflikte zu klären und diese durch Bewusstmachung aufzulösen oder abzuschwächen.
Psychopharmaka
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Psychopharmakologie und Psychopharmakotherapie beschäftigen sich mit der Beeinflussung des Seelen- und Gemütszustandes durch Medikamente. Psychopharmaka machen seit den 1960er Jahren den weitaus größten Teil der „körperlichen“ – also nicht psychotherapeutischen – Behandlungsmethoden in der Psychiatrie aus.[13]
Zwangsbehandlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwangsbehandlung ist die unabhängig vom aktuellen Willen des Patienten durchgeführte Summe von angewandten Therapien und freiheitsentziehenden Maßnahmen in der Psychiatrie. Sie wird bei selbst- oder fremdgefährdenden Zuständen angewandt und unterliegt richterlicher Kontrolle. Methoden äußeren Zwangs können auch die Selbstbestimmung beschränken. Hierbei steht die Legitimierung sowohl in therapeutischer als auch in juristischer Hinsicht im Vordergrund.
Fachgebietsgrenzen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Abgrenzung der Psychiatrie von anderen medizinischen Disziplinen ist teilweise fließend. In der psychosomatischen Medizin werden vorwiegend Patienten behandelt, bei denen seelische Störungen schwerwiegende Auswirkungen auf das körperliche Befinden haben (z. B. Essstörungen). Fließend sind die Grenzen der Domänen von Neurologie und Psychiatrie beispielsweise bei hirnorganischen Psychosyndromen und Demenzen sowie angesichts der seit Beginn des 21. Jahrhunderts zunehmenden Erkenntnis, dass viele psychische Störungen auch neurobiologische Ursachen haben können.[8]
In der Kinder- und Jugendpsychiatrie werden im deutschsprachigen Raum Patienten unter 21 Jahren mit seelischen Erkrankungen behandelt. Für diese Patientengruppe gibt es auch altersspezialisierte Kliniken. Der Arzt für Psychotherapie und Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters, der Kinder- und Jugendpsychiater, ist eine seit 1993 eigenständige Facharztgruppe, die ihre Ausbildung teilweise in pädiatrischen und psychiatrischen Kliniken überwiegend aber in Kinder- und Jugendpsychiatrischen Fachkliniken absolviert.[14] Jugendliche Patienten mit seelischen Störungen sollen und werden daher von Kinder- und Jugendpsychiatern ambulant und gegebenenfalls in kinder- und Jugendpsychiatrischen Krankenhäusern behandelt, gerade wenn die Beschwerden sehr schwerwiegend sind oder plötzlich auftreten.[15]
Die Psychologie ist eine eigenständige empirische Wissenschaft, während die Psychiatrie ein Teilgebiet der Medizin ist. Die Psychologie beschreibt und erklärt das Erleben und Verhalten des Menschen, seine Entwicklung im Laufe des Lebens und alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen und Bedingungen. Psychologen arbeiten u. a. im Bereich der Diagnostik und Therapie psychischer Störungen. Approbierte Psychotherapeuten sind eigenständig in der Therapie psychischer Störungen tätig. Psychologische Psychotherapeuten arbeiten im Gegensatz zu Ärztlichen Psychotherapeuten nur mit psychotherapeutischen Methoden – nicht mit pharmakologischen, apparativen oder chirurgischen Mitteln.[16]
Ausbildung in Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Führung des Titels Arzt oder Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie setzt in Deutschland ein abgeschlossenes Medizinstudium voraus. Anschließend muss mindestens fünf Jahre lang als Assistenzarzt gearbeitet werden. In dieser Zeit muss der Arzt eine bestimmte Anzahl an Untersuchungen und Behandlungen durchführen, um danach zur Facharztprüfung zugelassen zu werden. Nach erfolgreichem Bestehen ist der geprüfte Arzt rechtlich zugelassen, den Titel Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie zu führen. Entsprechende Spezialisierungen, Weiterbildungen und die Habilitation können anschließend angestrebt werden. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie hat die vorherigen Facharztbezeichnungen „Facharzt für Psychiatrie“ und „Nervenarzt“ (als kombinierte Facharztausbildung aus Psychiatrie und Neurologie) abgelöst. 1994 wurde die Psychotherapie verpflichtend in die Facharztausbildung mit aufgenommen.
Wer sich den Titel des Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie erarbeiten möchte, muss hierfür eine Weiterbildungsdauer von insgesamt 6 Jahren berücksichtigen. Die Facharztausbildung muss bei einem Weiterbildungsbeauftragten an einer Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1 der Musterweiterbildungsordnung[17] absolviert werden. Dabei untergliedert sich die Weiterbildung im Gebiet Psychiatrie und Psychotherapie in folgende Abschnitte von insgesamt 60 Monate, so müssen:
- 12 Monate in der Neurologie und
- 24 Monate in der stationären Patientenversorgung abgeleistet werden
ferner können:
- zum Kompetenzerwerb bis zu 12 Monate Weiterbildungszeit in den Bereichen Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und/oder im Schwerpunkt Forensische Psychiatrie erfolgen bzw. angerechnet werden.[18][19][20]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Antike bis 20. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für psychiatrische (und einige neurologische Erkrankungen) wurden (im Gegensatz zu den damals noch verbreiteten magisch-religiösen Vorstellungen) erstmals im Corpus Hippocraticum „natürliche“, seinerzeit auf Konzepten der Humoralpathologie beruhende, Ursachen angenommen.[21]
In als Hexen bezeichneten bzw. diffamierten Frauen sah der im 16. Jahrhundert tätige Arzt Johann Weyer geisteskranke bzw. schwachsinnige Patienten, die nicht bestraft, sondern medizinisch behandelt werden sollten.[22]

Die Grundzüge der modernen Psychiatrie lassen sich auf nur wenige Konzepte zurückführen. Wilhelm Griesinger hatte Mitte des 19. Jahrhunderts mit der These, seelische Erkrankungen seien Erkrankungen des Gehirns, die wichtigste Grundlage der modernen Psychiatrie formuliert. Ein grundlegender Fortschritt in der Psychiatrie war um 1856 die Einführung des No-restraint-Systems durch John Conolly. Seit den 1880er Jahren machte sich in der Psychiatrie „eine psychologische, einer aktiveren Therapie zustrebende Richtung stärker bemerkbar“.[23] Emil Kraepelin hat erstmals in der Geschichte der Psychiatrie ein brauchbares nosologisches Bezugssystem zur Verfügung gestellt. Karl Jaspers’ Arbeiten zur Allgemeinen Psychopathologie aus den 1920er Jahren sind grundlegend für die Methodik modernen psychopathologischen Denkens. Die Grundlage des Krankheitsbegriffes in der modernen Psychiatrie bis in die 1990er Jahre ist das sogenannte triadische System nach Kurt Schneider, das 1931 veröffentlicht wurde. Mit der Einführung des ICD-10 im Jahre 1992, einem weltweit standardisierten Klassifizierungssystem, wandelt sich das Krankheitsverständnis der Psychiatrie erneut.
Nationalsozialismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Deutschland wurden im Rahmen der Krankenmorde im Nationalsozialismus (z. B. der Aktion T4 und der Aktion Brandt) bis 1945 mehr als 100.000 Menschen getötet, die als psychisch krank erklärt wurden. Dies war nur mit Billigung zahlreicher Ärzte und Kliniken möglich. Diese Verbrechen wurden Jahrzehnte verharmlost. Erst Anfang der 1980er Jahre begann die kritische Erforschung der Rolle der Psychiatrie während der Zeit des Nationalsozialismus.
2010 richtete die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung ihrer Geschichte ein, die vom Gießener Medizinhistoriker Volker Roelcke geleitet wurde. Die historische Kommission untersuchte im Rahmen eines zweijährigen Forschungsauftrags den Zeitraum von 1933 bis 1945, in dem unter anderem die zentral geplanten Krankenmorde stattfanden, die von der Berliner Tiergartenstraße 4 aus organisiert wurden (Aktion T4). Zusätzlich fand am 26. November 2010 eine Gedenkveranstaltung „Psychiatrie im Nationalsozialismus – Erinnerung und Verantwortung“ in Berlin statt, bei der sich der damalige DGPPN-Präsident Frank Schneider stellvertretend für die psychiatrische Fachgesellschaft bei den Opfern und ihren Angehörigen für das erlittene Unrecht und Leid entschuldigte.[24]
Reform der Psychiatrie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einführung der Neuroleptika und die Durchführung von Katamnesestudien in den 1950er Jahren, in Deutschland vor allem durch den Bonner Psychiater Gerd Huber, hat den lange bestehenden Glauben an die Unheilbarkeit der Schizophrenie zu beenden geholfen. Nach der Psychiatriereform in den 1960er und 1970er Jahren und der Entwicklung der modernen Sozialpsychiatrie kam es in den meisten westlichen Ländern zu einer weitgehenden Emanzipation der seelisch kranken Menschen.
Die moderne Psychiatrie gründet sich demzufolge im Wesentlichen auf die Reformbemühungen der Sozialpsychiatrie. Übergreifend wird derzeit von einem bio-psycho-sozialen Krankheitsverständnis ausgegangen, das heißt, ein Zusammenspiel von biologischen, psychischen und sozialen Einflüssen wird als ursächlich für die Entwicklung psychischer Störungen angesehen. Daraus ergibt sich auch in der Behandlung ein multimodaler Ansatz, der biologische (v. a. psychopharmakologische), psychotherapeutische, soziale, also auch kontextabhängige Aspekte (bspw. Kontakt zum Täter) enthält. Zusätzliche Impulse kamen von der analytischen, der familientherapeutisch-systemischen sowie der integrativ-verhaltenstherapeutischen Psychotraumatologie.[25]
Zu den entstandenen alternativen Behandlungskonzepte gehören die Soteria-Einrichtungen, mit 8 Projekten alleine in Deutschland.[26]
Kritik an psychiatrischer Diagnostik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Psychiater Thomas Szasz (1920–2012) und Ronald D. Laing (1927–1989) vertreten wie der Soziologe Michel Foucault (1926–1984) die Ansicht, dass Begriffe wie Verrücktheit (Psychose) und psychische Normalität keine objektiven Diagnosen, sondern subjektive Urteile mit gesellschaftlichen und politischen Wirkungen seien.[27] Nach Foucault wird die Abgrenzung zwischen „Normalität“ und „Verrücktheit“ zur gesellschaftlichen Kontrolle benutzt. Die klinische Psychiatrie sei damit nicht mehr nur medizinische Einrichtung, sondern diene als „normstiftende Machtinstanz“.[28]
Organisationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fachorganisationen
- Liste Psychotherapeutischer Fach- und Berufsverbände
- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
- Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP)
- Royal College of Psychiatrists
- Betroffenenorganisationen
- Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener
- Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK)
- BASTA – Das Bündnis für psychisch erkrankte Menschen
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erwin Heinz Ackerknecht: Kurze Geschichte der Psychiatrie. 3. Auflage. Enke, Stuttgart 1985, ISBN 3-432-80043-6.
- Mathias Berger (Hrsg.): Psychische Erkrankungen. Klinik und Therapie. 2. Auflage. Urban und Fischer, München 2004, ISBN 3-437-22480-8.
- Thomas Bock, Hildegard Weigand (Hrsg.): Handwerksbuch Psychiatrie. Lehrbuch. 5. Auflage. Psychiatrie-Verlag, Bonn 2002, ISBN 3-88414-120-1.
- Klaus Dörner: Irren ist menschlich. 3. überarb. Auflage. 2006, ISBN 3-88414-440-5. (Rezension von Annemarie Jost. In: socialnet Rezensionen vom 2. Juli 2002)
- Gerd Huber: Psychiatrie. Lehrbuch für Studium und Weiterbildung. Schattauer, Stuttgart/New York 1974, ISBN 3-7945-0404-6, 7. Auflage 2005, ISBN 3-7945-2214-1.
- Andreas Marneros, F. Pillmann: Das Wort Psychiatrie wurde in Halle geboren. Von den Anfängen der deutschen Psychiatrie. Schattauer Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-7945-2413-6.
- Hans-Jürgen Möller, Gerd Laux, Arno Deister: Psychiatrie und Psychotherapie. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-13-128544-7.
- Christian Müller (Hrsg.): Lexikon der Psychiatrie. Gesammelte Abhandlungen der gebräuchlichsten psychopathologischen Begriffe. Springer, Berlin/Heidelberg / New York 1973; neuere Ausgabe ebenda 1986, ISBN 3-540-16643-2.
- Ewald Rahn, Angela Mahnkopf: Lehrbuch Psychiatrie für Studium und Beruf. 3. Auflage. Psychiatrie-Verlag, Bonn 2005, ISBN 3-88414-378-6.
- Heinrich Schipperges: Von Glanz und Elend psychiatrischer Diagnostik. In: Christa Habrich, Frank Marguth, Jörn Henning Wolf (Hrsg.) unter Mitarbeit von Renate Wittern: Medizinische Diagnostik in Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Heinz Goerke zum sechzigsten Geburtstag. München 1978 (= Neue Münchner Beiträge zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften: Medizinhistorische Reihe. Band 7/8), ISBN 3-87239-046-5, S. 459–468.
- Frank Schneider, Peter Falkai, Wolfgang Maier: Psychiatrie 2020 plus: Perspektiven, Chancen und Herausforderungen. Springer, Berlin/ Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-28221-8. (Volltext, PDF; 3,3 MB)
- Frank Schneider (Hrsg.): Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Berlin 2012, ISBN 978-3-642-17191-8; Neuauflage ebenda 2017, ISBN 978-3-662-50344-7.
- Heinz Schott, Rainer Tölle: Geschichte der Psychiatrie. Krankheitslehren, Irrwege, Behandlungsformen. Beck, München 2006, ISBN 3-406-53555-0.
- Reinhold Schüttler: Psychiatrische Vorlesungen. Ein Lern- und Lesenbuch. 2. Auflage. München/ Bern/ Wien/ New York 1988.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
- Psychiatrienetz (Informationsangebot mehrerer sozialpsychiatrischer Verbände und Verlage)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mechler: Das Wort Psychiatrie. In: Der Nervenarzt. Band 34, 1963, S. 405 f.
- ↑ Bernhard D. Haage, Wolfgang Wegner: Medizin in der griechischen und römischen Antike. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 915–920; hier: S. 918 (zitiert).
- ↑ Biographisches Archiv der Psychiatrie: Reil, Johann Christian.
- ↑ S. C. Yudofsky, E. H. Hales: Neuropsychiatry and the Future of Psychiatry and Neurology. In: American Journal of Psychiatry. 159 (8), 2002, S. 1261–1264.
- ↑ J. B. Martin: The integration of neurology, psychiatry, and neuroscience in the 21st century. In: American Journal of Psychiatry. 159 (5), 2002, S. 695–704. doi:10.1176/appi.ajp.159.5.695. PMID 11986119
- ↑ N. Ozaki, D. Goldman, W. H. Kaye, K. Plotnicov, B. D. Greenberg, J. Lappalainen, G. Rudnick, D. L. Murphy: Serotonin transporter missense mutation associated with a complex neuropsychiatric phenotype. In: Molecular Psychiatry. Band 8, 2003, S. 933–936.
- ↑ W. Goodman: What Causes Obsessive-Compulsive Disorder (OCD)? In: Psych Central. 2006. Abgerufen am 4. November 2011 auf Archivierte Kopie ( vom 17. Mai 2012 im Internet Archive)
- ↑ a b C. A. Ross, R. L. Margolis, S. A. Reading u. a.: Neurobiology of schizophrenia. In: Neuron. Band 52, Nr. 1, Oktober 2006, S. 139–153.
- ↑ Christopher Smith: A Tourette syndrome primer for therapists. 2008, ISBN 978-0-549-72050-8.
- ↑ Mary M. Robertson: Gilles de la Tourette syndrome: the complexities of phenotype and treatment (PDF; 303 kB). In: British Journal of Hospital Medicine. Band 72, Nr. 2, Februar 2011.
- ↑ Multimodale Therapie. Anwendungsgebiete, Funktionsweise. 16. Juni 2010, abgerufen am 7. Dezember 2022.
- ↑ Stichwort Psychotherapie ( des vom 29. Oktober 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. im DORSCH (Enzyklopädie für Psychologie)
- ↑ Hans Bangen: Geschichte der medikamentösen Therapie der Schizophrenie. Berlin 1992, ISBN 3-927408-82-4.
- ↑ Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie: Weiterbildungsordnungen. DGKJP, abgerufen am 13. September 2023.
- ↑ Martin Fuchs, Andreas Karwautz: Epidemiologie psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen. In: Neuropsychiatrie. In: Neuropsychiatrie. Band 31, Nr. 3, 2017, S. 96–102, doi:10.1007/s40211-017-0238-x.
- ↑ GBA: Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Durchführung der Psychotherapie. (PDF) 18. Februar 2021, abgerufen am 13. September 2023.
- ↑ Exemplarische Weiterbildungsordnung des Landes Niedersachsen. Weiterbildungsordnung der Ärztekammer Niedersachsen vom 2. April 2020 zuletzt geändert durch Satzung vom 28. November 2020 mit Wirkung zum 1. Januar 2021. (Volltext Auf: aekn.de) hier S. 262–274
- ↑ Lukas Hoffmann: Arzt und KarriereFacharzt-Weiterbildung Facharzt-Weiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie: Dauer, Inhalte, Berufsperspektiven. 21. Mai 2020
- ↑ Weiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie: Alles zur Facharztausbildung, auf praktischarzt.de
- ↑ (Muster-)Logbuch FA Psychiatrie und Psychotherapie, Bundesärztekammer
- ↑ Helmut Siefert: Psychiatrie. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1190–1193; hier: S. 1190 f. (Antike).
- ↑ Gerhardt Nissen: Frühe Beiträge aus Würzburg zur Entwicklung einer Kinder- und Jugendpsychiatrie. In: Peter Baumgart (Hrsg.): Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift. Degener & Co. (Gerhard Gessner), Neustadt an der Aisch 1982 (= Quellen und Beiträge zur Geschichte der Universität Würzburg. Band 6), ISBN 3-7686-9062-8, S. 935–949; hier: S. 937.
- ↑ Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 39 und 52.
- ↑ Frank Schneider (Hrsg.): Psychiatrie im Nationalsozialismus – Gedenken und Verantwortung. Psychiatry in National Socialism. Remembrance and responsibility. Springer, Berlin 2011, ISBN 978-3-642-20468-5.
- ↑ Ralf Vogt (Hrsg.): Täterintrojekte. 4. Auflage. Asanger Verlag, 2020, ISBN 978-3-89334-596-0, S. 5.
- ↑ soteria-netzwerk.de, geladen am 2024-10-22
- ↑ Thomas S. Szasz: Geisteskrankheit – ein moderner Mythos? Grundzüge einer Theorie des persönlichen Verhaltens. Olten/Freiburg i. Br. 1972, S. 11 ff. (englischer Originaltitel: The Myth of Mental Illness. Foundations of a Theory of Personal Conduct. New York 1961.)
- ↑ Michel Foucault: Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. Frankfurt am Main 1993, S. 15–21. (französischer Originaltitel: Histoire de la folie à l’âge classique – Folie et déraison. 1961)