„Walter Gotschke“ – Versionsunterschied
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'''Walter Gotschke''' (* [[14. Oktober]] [[1912]] in [[Bennisch]]; † [[28. August]] [[2000]] in [[Rangendingen]]) war ein [[deutscher]] [[Grafiker]] |
'''Walter Gotschke''' (* [[14. Oktober]] [[1912]] in [[Bennisch]]; † [[28. August]] [[2000]] in [[Rangendingen]]) war ein [[deutscher]] [[Grafiker]] und [[Pressezeichner]], der durch seine [[Automobil]]- und [[Formel 1|Grand-Prix]]-[[Illustrationen]] weltweite Bekanntheit erlangte. |
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== Leben == |
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=== Die ersten Jahre === |
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Walter Gotschke wurde am 14. Oktober 1912 als sechstes von sieben Kindern eines Huf- und Wagenschmiedemeisters in [[Bennisch]], Kreis [[Bruntál|Freudenthal]], im damaligen [[Österreichisch-Schlesien]] geboren, das 1918 nach dem verlorenen [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] zur neugebildeten Tschechoslowakei gehörte. Von frühester Kindheit an zeichnete er wie besessen, zuerst die Tiere seiner ländlichen Umgebung, ab seinem 11. Lebensjahr die Automobile der Frühzeit, die er zu sehen bekam. Zwischen 1928 und 1932 studierte Gotschke [[Architektur]], [[Hochbau]] und [[Ingenieurwissenschaften]] an der Baufachschule/Bautechnik in [[Brünn]] (Brno), vor dessen Toren 1930 der erste Masaryk Grand-Prix stattfand. Für das nächstjährige Rennen 1931 gewann er den vom tschechischen [[Verkehrsclub|Automobilclub]] ausgeschriebenen Plakatwettbewerb. Mit der Clubbinde versehen hatte Gotschke jetzt freien Zutritt zu allen Rennveranstaltungen. Seine Skizzen von diesen Rennen wurden in der Tageszeitung veröffentlicht. Nach dem Studium arbeitete Walter Gotschke anstatt in seinem erlernten Architektenberuf als selbständiger Gebrauchsgrafiker. Im Frühjahr 1938 unternahm er, aufgrund der sich zuspitzenden politischen Lage in der Tschechoslowakei nach dem [[Anschluss (Österreich)|Anschluss Österreichs]] ans Deutsche Reich, eine Berufsorientierungs-Rundreise bei Autoherstellern in Deutschland. Zum 1. Juni 1938 bekam er eine Anstellung bei [[Daimler-Benz]] in [[Stuttgart]]. Sein Aufgabengebiet umfasste technische Zeichnungen, Prospekte und Anzeigen für Flug- und Schiffsmotoren. Nach Feierabend entstanden die [[Mercedes-Benz]]-Rennplakate, die nach einem Sieg weltweit verschickt wurden. Ende 1939 heiratete Gotschke die Professorentochter Erika Krohmer (* 18. Juli 1915) aus Brünn, die er zu sich nach Stuttgart holte. 1940 gewann er den firmeninternen Kalenderwettbewerb, bei dessen Ausführung mit [[Gouache]]farben er zu seiner Maltechnik fand, die er lebenslang beibehielt. |
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Walter Gotschke wurde 1912 als fünftes Kind eines Huf- und Wagenschmieds in [[Bennisch]], Kreis [[Bruntál|Freudenthal]], im damals [[Österreichisch-Schlesien]] geboren. Soweit er zurück denken konnte, hatte er immer wie besessen gezeichnet. Seine anfängliche zeichnerische Liebe zu den Tieren seiner ländlichen Umgebung wurde 1922 von Skizzen und Zeichnungen des [[Auto]]s abgelöst. Alles rein spielerisch, ohne die Verfolgung eines Zwecks, aus reiner Neugier und Faszination an der neu auftauchenden Technik, dem [[Automobil]]. Es gab ja nur wenige damals. In Bennisch eins, später ein zweites, ein drittes... Oft wartete er außerorts an der Landstraße, während er am Wegrain die Ziege hütete, sehnsüchtig auf eine Staubwolke weit drüben am Waldrand. Das Zeichen, dass ein Auto nahte. Wenn dann ein besonderes daherkam, ein sehr gepflegtes, Chrom und Lack blitzten nur so, mit [[Chauffeur]] und Herrschaften an Bord, zweiter [[Windschutzscheibe]] und [[Rad|Drahtspeichenrädern]], lief er nach Hause, um es frisch aus dem Gedächtnis zeichnen. Bis zu seinem Studium in der großen Stadt mit ihrem unentgeltlichen Zeitschriftenangebot in den [[Kaffeehaus|Cafehäusern]] hatte er keine Abbildung eines Automobils gesehen, erst hier erfuhr er ihre Namen. |
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Zwischen 1928 und 1932 studierte er [[Architektur]], [[Hochbau]] und Ingenieurwissenschaften an der Baufachschule/Bautechnik in [[Brünn]] ([[Brno]]) -- aus Verlegenheit, auf der Suche nach einem zeichnerischen Beruf. |
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1930 gewann er den vom tschechischen [[Automobilclub]] ausgeschriebenen Plakatwettbewerb für den vor den Toren [[Brünn]]s zum zweiten Mal stattfindenden [[Masaryk]]-Grand Prix. Jetzt trug er die Clubbinde, mit der er überall Zutritt hatte. Jetzt konnte er die gesamte Rennprominenz aus nächster Nähe beobachten, ihre [[Rennwagen]] aus nächster Nähe betrachten. Für Walter Gotschke ein visuelles Abenteuer ohnegleichen. Und dies bis 1937 Jahr für Jahr. Am Ende hatte sich der ganze Modellwechsel zweier Epochen fest in sein Gedächtnis gebrannt, auch kannte er Körperhaltung und Fahrstil eines jeden Rennfahrers ganz genau. |
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Obwohl die Brünner Rennjahre für ihn fast schicksalhafte Bedeutung hatten, waren sie vorerst nur Erlebnis, mit gelegentlichen kleinen Veröffentlichungen seiner Rennskizzen in der Tageszeitung. Über zwei Jahrzehnte später erst sollten sie und die ganze Materie ihren künstlerischen Niederschlag finden. Vorerst hatte [[Gebrauchsgrafik]] Vorrang als soziales und fachliches Fundament. Auch brannte ihm die Dringlichkeit, für seinen Unterhalt selbst aufzukommen, unter den Nägeln. Zwei Jahre zuvor war urplötzlich sein noch junger Vater gestorben und seither wurde er von Mäzenen seiner Heimatstadt [[Bennisch]], die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, unbemittelten, aber begabten Jungen zu helfen, unterstützt.<ref>„''Da hatten wir überhaupt keine [[Existenz]] mehr - - mein ältester Bruder, der [[Erbe]], die Hoffnung - - , die Hoffnung - - , war ja schon weg. Gefallen noch kurz vor Ende des [[1. Weltkrieg]]s. Also wenn ich daran denke, an die ganze Kindheit und Jugend, da graust's mir ja dermaßen. Diese [[Armut]] und Unwissenheit. Da wunder' ich mich nur, dass ich überhaupt was geworden bin.''“</ref> 1933 nach Abschluss seines Hochbau-Studiums machte sich Walter Gotschke in Brünn als [[Grafiker|Werbegrafiker]] selbstständig.<ref>„''Ich arbeitete keinen einzigen Tag in meinem erlernten Beruf - ich hatte nur Zeichnen im Kopf.''“; „''In der [[Familie]] galt er ja als verrückt. Da hat man ihm dieses [[Studium]] ermöglicht, und dann schmiss er alles hin. Und am Ende heiratete er noch eine [[Professor]]entochter!''“ (seine Nichte Trude)</ref> Einer seiner Hauptkunden war [[Bata (Konzern)|Baťa]]-Reifen, sein 'Entdecker' und Förderer Meister Rudolf Kohl, ein weit über die Stadtgrenzen [[Brünn]]s hinaus bekannter Inhaber einer Fein[[buchbinder]]werkstätte. |
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In seinem, nach dem verlorenen [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] und dem Zerfall des Kaisertums [[Österreich-Ungarn]] 1918, zu [[Deutschösterreich]] mutierten Heimatlandes, das ein Jahr später schon gegen den Willen seiner deutschen Bevölkerung in die 1918 neu gegründete [[Tschechoslowakei]] eingegliedert worden war, war die politische Lage für die Deutschen inzwischen immer unerträglicher geworden und die wachsenden Autonomiebestrebungen der [[Sudetendeutsche]]n machten die internen Spannungen immer brisanter. Im März 1938, nach dem [[Anschluss (Österreich)|„Anschluss“ Österreichs]], war die [[Sudeten]]frage der Brennpunkt der europäischen [[Politik]]. |
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Genau zu dem Zeitpunkt, im April, „flüchtete“ Walter Gotschke aus der [[Tschechoslowakei]] (als jetzt tschechischer [[Staatsbürger]] wäre er bei einer [[Mobilmachung]] zur tschechischen Armee einberufen worden) ins [[Deutsche Reich]], unternahm eine Berufs-Orientierungs-Rundreise und noch vor der Besetzung durch die deutschen Truppen Anfang Oktober, landete er am 1. Juni 1938 mit einem Monatsgehalt von 300 [[Reichsmark|RM]] in der Werbeabteilung<ref>„''Ja und dann bin ich natürlich jetzt täglich ins Büro gegangen, in die Werbezentrale. Und da war gar kein Platz für mich. Da hab' ich mich an so einen Ablagetisch gesetzt. Im Hotel hab' ich die Plakate gemacht... Und dann habe ich einen Antrag gestellt, dass ich ein Zimmer bekäme, einen Arbeitstisch und eine Staffelei. Das ist dann in der Firmentischlerei angefertigt worden. Oih je, das war damals - , das war ja damals alles primitiv – Jesses –''“</ref> von [[Daimler-Benz]] in [[Stuttgart]], dem Ziel seiner heimlichen Träume. Sein Aufgabengebiet umfasste Technische Zeichnungen, Prospekte und Anzeigen für Flug- und Schiffsmotoren. Nach Feierabend entstanden, zuerst in seinem Hotelzimmer, dann in seiner kleinen Wohnung, die heute von Automobiliasammlern sehr begehrten [[Mercedes-Benz]] Siegerplakate. Es waren die siegreichen Jahre der [[Silberpfeil]]e.<ref>„''Es wurden Flugrekorde aufgestellt, Weltrekorde gefahren, Zuverlässsigkeits- und Geländefahrten gewonnen und über allem die Siege von [[Rudolf Caracciola]], [[Hermann Lang]] und [[Manfred von Brauchitsch]] auf den [[Rennstrecke]]n der Welt''“, erinnert sich Walter Gotschke. „''Manchmal lag schon frühmorgens um 5 Uhr ein brüllender Sound über der Stadt. Da liefen die Rennmotoren in [[Untertürkheim]] auf dem Prüfstand fauchend in allen [[Drehzahl]]en, bevor sie verladen wurden und auf die Reise gingen.''“</ref> Ende 1939 heiratete er die [[Professor]]entochter Erika Krohmer (geb. 18. Juli 1915) aus [[Brünn]], die er zu sich nach Deutschland holte. 1940 gewann er den firmeninternen Kalenderwettbewerb, wobei er bei der Ausführung desselben mit [[Gouache]]farben (jede Seite war ein gemaltes Motiv) zu seiner Maltechnik fand, die er bis an das Ende seines produktiven Lebens beibehielt. |
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=== Kriegsjahre === |
=== Kriegsjahre === |
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Nach 1940 wurde aufgrund der Produktionsumstellung im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] die Werbetätigkeit bei Daimler-Benz gedrosselt, Walter Gotschke erhielt seine Entlassung. Als selbständiger Grafiker arbeitete er für Buch- und Zeitschriftenverlage, bis er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Im Auftrag der Zeitschrift ''Signal'' begleitete er als Sonderführer der [[Propaganda]]-Kompanie von Juli bis Oktober 1941 ein Panzerregiment im [[Unternehmen Barbarossa]] bis nach [[Sankt Petersburg|Leningrad]], um zeichnerisch darüber zu berichten. 1942 erhielt er den ''[[Carl-Schnebel-Preis]]'' für die beste Kriegs-Pressezeichnung des Jahres. Ab November 1942 zeichnete Walter Gotschke auftragsgemäß in Südfrankreich, unter anderem im [[Marinestützpunkt|Kriegshafen]] von [[Toulon]] die [[Selbstversenkung der Vichy-Flotte]] und in [[Marseille]] die [[Demontage (Reparation)|Demontage]] der französischen Flotte sowie die „Säuberung der Altstadt“. 1943 war er mit einer Serie von sieben Zeichnungen ''Unsere Panzergrenadiere'' auf der [[Große Deutsche Kunstausstellung|Großen Deutsche Kunstausstellung]] in München vertreten. 1943 stellte der ''A. Daehler-Verlag'' im Auftrag des [[Oberkommando des Heeres|OKH]] zum „[[Führergeburtstag|Geburtstag des Führers]]“ eine Mappe mit Gotschke-Originalzeichnungen vom [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Russlandfeldzug]] zusammen. Bei der Überreichung fragte Adolf Hitler nach dem Künstler, woraufhin Gotschke per [[Depesche]] von Frankreich nach Deutschland zurückgefordert wurde. Infolge der sich verschärfenden Kriegsereignisse kam es nicht zum Treffen; Gotschke wurde von [[Generaloberst]] [[Heinz Guderian|Guderian]] empfangen, der ihn zu den [[Panzertruppe von Wehrmacht und Waffen-SS|Panzertruppenschulen]] versetzte. Im Juli 1943 wurde Gotschkes Frau Erika mit den 1941 und 1943 geborenen Töchtern zu Verwandten nach [[Karlovice ve Slezsku|Karlsthal]] ([[Sudetenland]]) evakuiert, wo die Kinder im Januar 1945 durch einen [[Schwelen|Schwelbrand]] an Rauchvergiftung starben. Ende Januar erhielt Erika Gotschke die Erlaubnis, zu ihrem Mann in die [[Kaserne]] nach [[Potsdam]]-[[Krampnitz]] zu fahren. Kurz darauf wurde seine Einheit nach [[Landeck (Tirol)|Landeck]] in Tirol verlegt, wobei ihn seine Frau begleitete. Sie fand eine Unterkunft auf der Wand oberhalb des 30 Kilometer entfernt liegenden Dorfes [[Pfunds]]. Walter Gotschke besuchte sie dort und blieb eines Tages ganz da. Er meldete sich bei einer schwäbischen [[Infanterie]]-Einheit, die in Pfunds stationiert war, half aber den Bauern bei der Beseitigung von Lawinenschutt und hütete ihre Kühe. Nach Kriegsende 1945 kam er zusammen mit der schwäbischen Infanterie-Einheit, die der auf dem Rückzug befindlichen [[Heeresgruppe C|Italienarmee]] zugeschlagen wurde, nach [[Bayern]] in amerikanische Kriegsgefangenschaft, wo er bald entlassen wurde und als heimatloser [[Volksdeutsche]]r aus der Tschechoslowakei nach Tirol zurückkehren durfte. Bei den Bauern nahm er seine Tätigkeit als Kuhhirte wieder auf. Es dauerte nicht lange und es erschienen seine Berg- und Kuhskizzen in der ''Tiroler Tageszeitung''. |
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Nach 1940 wurde durch die Kriegsereignisse die Werbetätigkeit bei [[Daimler-Benz]] gedrosselt, bei Walter Gotschke weitete sich sein Betätigungsfeld in kriegspropagandistische Verlagsbereiche aus, so dass er sich Anfang März 1941 wiederum selbstständig machte. Prompt wurde er zur [[Wehrmacht|Deutschen Wehrmacht]] eingezogen, wo er vom Juli bis Oktober 1941 als Sonderführer der [[Propaganda]]-Kompanie im Auftrag der Zeitschrift 'Signal' im Osten ein Panzerregiment bis nach [[Stalingrad]] begleitete ([[Unternehmen Barbarossa]]), um zeichnerisch darüber zu berichten. Damals glaubte man noch an einen kurzen schnellen Sieg der Deutschen Armee über die Russische. 1942 erhielt er den Karl-Schnebel-Preis für die beste Kriegs-Pressezeichnung des Jahres. |
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Nachdem seine [[Russlandfeldzug 1941 - 1945|Ostfront]]berichte längst ihren Weg durch die Presse genommen hatten, stand Walter Gotschke Ende 1942 qualm- und rauchumhüllt im Kriegshafen von [[Toulon]] in [[Südfrankreich]] und zeichnete die brennenden und explodierenden Schiffe, die die Franzosen selbst zerstörten, damit sie nicht in deutsche Hände fielen ([[Operation Lila]]). Sein zeichnerischer Auftrag führte ihn Anfang 1943 die ganze [[Cote d'Azur|Mittelmeerküste]] entlang, so unter anderem nach [[Marseille]], wo er neben der Demontage der französischen Flotte auch die „Säuberung der Altstadt“ unter seinen Zeichenstift bekam. Gemessen am [[Russlandfeldzug 1941 - 1945|Osteinsatz]] war dieser Beobachtungsposten in Südfrankreich relativ ungefährlich, so dass die Soldaten Ausflüge in die nähere Umgebung unternehmen durften, die [[Côte d'Azur]] entlang bis [[Nizza]]. |
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Der [[Geburtstag des Führers]] am 20. April jeden Jahres, war immer ein besonders festlicher Tag. So auch im Jahre 1943. Gemeinsam mit dem [[OKH]] war der A. Daehler-Verlag in [[Berlin]] auf die Idee gekommen, in einer Mappe einige der besten Gotschke-Originalzeichnungen vom [[Russlandfeldzug 1941 - 1945|Russlandfeldzug]] dem [[Adolf Hitler|Führer]] zu überreichen. „Wo ist der Künstler?“ entfuhr es [[Adolf Hitler|Hitler]]. Daran hatte natürlich niemand gedacht – aber sofort wurde eine [[Depesche]] losgeschickt und Walter Gotschke zurückgeordert. |
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Die sich verschärfenden kriegerischen Ereignisse verhinderten ein Treffen mit dem [[Führer]]. Er wurde von [[Generaloberst]] [[Guderian]] empfangen und gleich dabehalten, wo er auf den [[Panzertruppe]]nschulen ein neues Betätigungsfeld erhielt. |
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Seine Frau Erika hatte inzwischen am 27. Juli 1943 [[Stuttgart]], als besonders luftgefährdetes Gebiet, verlassen und mit den Kindern Karin (geb. 8. September 1941) und Ulricke (geb. -.Januar.43) zu ihren Verwandten nach [[Karlovice ve Slezsku|Karlsthal]] ([[Sudetenland|Sudetengau]]) reisen dürfen, wo sie ab Oktober vom Landkreis [[Bruntál|Freudenthal]] einen Räumungs-Familienunterhalt von monatlich [[Reichsmark|RM]] 447,70 erhielt. Im Winter 1944 starben hier die Kinder an einer Rauchvergiftung, als eines Abends im Schlafzimmer hinter dem [[Kamin]]ofen zum Trocknen aufgeschichtetes feuchtes Holz zu [[Schwelbrand|schwelen]] begann. Ende Januar 1945 erhielt sie die Erlaubnis zu ihrem Mann in die [[Kaserne]] nach [[Potsdam]]-Krampnitz zu fahren. |
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Kurz nach ihrer Ankunft wurde Walter Gotschkes Einheit nach dem Süden verlegt, nach [[Landeck]]. Es war eine abenteuerliche Reise durch zerbombtes Gebiet, in Lastautos mit Plane, zu Fuß des Nachts und -ab [[Bamberg]]- mit dem Zug. Seine Frau Erika immer dabei, unauffällig, von den Soldaten verdeckt, unter den Sitzen versteckt - |
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Ende März passierten von Bayern her [[Franzosen|französische]] und [[US-Amerikaner|amerikanische]] Truppen die Grenzen zum [[Vorarlberg]] und [[Landeck|Tirol]]. In [[Landeck]] erfuhren die in Hotels untergebrachten Soldaten vom Tode [[Franklin D. Roosevelt|Roosevelts]] und dass [[Hitler]] gefallen sei -- sie wussten, der Krieg ist verloren und warteten nur noch auf ihre Gefangennahme. Erika Gotschke machte sich auf die Suche nach einer Unterkunft, in der sie und ihr Mann sich später wiedertreffen könnten. Diese Unterkunft fand sie auf der Wand oberhalb des 30 Kilometer entfernt liegenden Dorfes [[Pfunds]]. |
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Nach einem Besuch bei seiner Frau blieb Walter Gotschke einfach da, [[Deserteur|desertierte]] sozusagen, meldete sich aber später bei einer schwäbischen [[Infanterie]]-Einheit, die in [[Pfunds]] stationierte. Er half den Bauern den [[Lawine]]nschutt wegräumen und hütete ihre Kühe. Seine ersten Kuh- und Bergskizzen entstanden, die später in der [[Tiroler Tageszeitung]] veröffentlicht wurden. Vorerst ging es noch nach Bayern in die amerikanische Gefangenschaft.<ref>„''Man hätte nicht einmal in einer Felsspalte verschwinden können, sie fanden einen überall.''“</ref> Als versprengter Truppenteil wurde er der durchziehenden, auf dem Rückzug befindlichen, [[Heeresgruppe C|Italienarmee]] zugeschlagen. Nach kurzer [[Einquartierung]] in die [[Scheune]] eines [[Bauernhaus]]es durfte er als heimatloser [[Volksdeutscher]] aus der [[Tschechoslowakei]] nach [[Tirol]] zurückkehren, wo er seine Tätigkeit als Kuh[[hirt]]e wieder aufnahm. |
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=== Der Auto-Autodidakt === |
=== Der Auto-Autodidakt === |
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Durch seine Publikationen begann Walter Gotschke bekannt zu werden. Er erhielt Aufträge von Unternehmen und Verlagen und bewohnte ein kleines [[Atelier]] im [[Stubaital]]. Auf der Suche nach Arbeit ständig zwischen Innsbruck und Bregenz unterwegs, sah er eines Tages in Bregenz die amerikanischen Autos, die zur Festwoche aus der Schweiz herüberkamen, und deren Formgebung ihn sehr beeindruckte und nicht mehr losließ. Im Februar 1946 wurde ihm eine dritte Tochter geboren. Daimler-Benz, für die er schon von Tirol aus wieder als Werbegrafiker arbeitete, holte ihn Ende 1949 zurück nach Stuttgart. Dort bekam er Kontakt zu dem Chefredakteur der Zeitschrift [[Auto Motor und Sport|Das Auto]], in der dann 1951 Gotschkes, durch die Formgebung der amerikanischen Autos inspirierter, Artikel ''Automobilarchitektur – Eine fast zu späte Betrachtung der Formprobleme im Automobilbau'' erschien. Der Daimler-Benz-Vorstand empfand den Artikel als öffentliche Kritik an der Formgebung seiner Kraftfahrzeuge, weshalb das Unternehmen Walter Gotschke die Aufträge entzog. 1952 engagierte [[Ford Deutschland]] Gotschke als Grafiker für die Werbedrucksachen ihres neuen ''Taunus M''-Modells. Fallweise arbeitete er außerdem für Schenk-Anhänger, [[MAN Nutzfahrzeuge]], [[Klöckner-Humboldt-Deutz]] ([[Magirus-Deutz]]), [[Kässbohrer Fahrzeugwerke|Kässbohrer]], [[Royal Dutch Shell|Shell]], [[Karl Maybach|Maybach]], [[Goodyear Tire & Rubber Company|Goodyear]], Gulf Benzol, [[Austin Motor Company|Austin]], Ford England, [[Fiat]], [[Nissan (Auto)|Nissan]], Marwitz-Brillen, [[Volkswagen AG|Volkswagen]], Clymer Publications und andere. Im Februar 1955 wurde Gotschke Vater eines Sohnes. Soweit es die Arbeitstermine erlaubten, besuchte Walter Gotschke [[Motorsport|Automobilrennen]]. Ab Mitte 1960 wurden in der Werbung die [[Illustration|Zeichnung]]en vermehrt durch [[Fotografie]]n ersetzt. Gotschke verlegte seinen Arbeitsschwerpunkt deshalb auf Illustrationen zu aktuellen wie historischen Themen des [[Motorsport|Automobilsports]] in [[Zeitschrift|Magazin]]en und Automobilpublikationen wie Motor-Revue, [[Auto, Motor und Sport|ams]], Sports-Illustrated, Quattroroute, Road&Track, Automobile Quarterly und anderen. 1976 starb seine Frau Erika Gotschke an [[Magenkrebs]]. 1981 heiratete Walter Gotschke seine Nichte ''Gerhild Drücker, geb. Klenner'' (* 19. Februar 1938 in [[Nysa|Neisse]], [[Oberschlesien]]), die ihn bei seiner Arbeit unterstützte. Seine publizistischen Arbeiten wurden durch Ausstellungen ergänzt, er wurde Mitglied der ''Automotive Fine Art Society (AFAS)'' in den USA, Autokunstsammler begannen, sich für seine Werke zu interessieren. Nach dem [[Dallas]]-Grand-Prix 1984 irritierten Sehstörungen Gotschke am rechten Auge; das linke war schon vor Jahren durch einen leichten [[Schlaganfall]] erblindet. Im folgenden Jahr erblindete er ganz. Anfang 1990 zog er aufs Land, wo er am 28. August 2000 starb. |
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Ab Sommer 1945 begann für Walter Gotschke das Leben neu. Wieder kamen die Tiere des ländlichen Alltags unter seinen Zeichenstift, durch Illustrationen in Zeitschriften begann er bekannt zu werden und bekam Aufträge als [[Grafiker]] bei [[Firma|Firmen]] und [[Verlag]]en. Er begegnete [[Theo Matejko|Matejko]] und [[Hans Stuck|Stuck]] und [[Ferdinand Porsche|Porsche]]. Der [[Cisitalia]] kam unter seinen Pinsel und der erste [[Porsche-Werk Gmünd|Porsche]] aus [[Gmünd in Kärnten|Gmünd]]. Sein Kundenweg führte ihn von [[Innsbruck]] bis [[Bregenz]]. Und da begegneten ihm zum ersten Mal die „Amerikaner“, die [[Buick]], die [[Cadillac]] und [[Dodge]]<ref>„''Und dann '46, das weiß ich allerdings genau, '46 sah ich die aktuellen ‚Amerikaner‘, den [[Buick]] eight... Also, da war ich platt. Nein sowas von - , sowas Tolles. Die warn eigentlich ganz normal, die Autos. Aber die Blechkrümmungen, die waren so vollkommen. Die waren so fabelhaft. so fantastisch, das war reine Geometrie. - Ein [[Ei]] und eine [[Kartoffel]], die in der Größe und in der Form einander gleichen, aber der Unterschied ist ungeheuer. Die [[Kartoffel]] ist eine hässliche Sache und das [[Ei]] eine vollkommene. Und das sah ich hier zum ersten Mal, und konnt' es mir selbst nicht erklärn. Und das ist ja das Problem, das ich dargestellt hab' -- so richtig verstanden hat das aber keiner.''“ (AQ Vol 6 No 4, 1968)</ref>. Im Rinnstein ist er gelegen, um sie sich von allen Seiten genau anzusehen. Ein neues Element war in sein Leben getreten: das des Auto[[styling]]s, das ihn jahrzehntelang beschäftigen sollte. |
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Von der Wand war er längst weg, bewohnte ein kleines [[Atelier]] im [[Stubaital]], seine Frau hatte ihm Renata Angelica, das „wiedergeborene Engelchen“ (geb. 19. Februar 1946) geschenkt, als [[Daimler-Benz]] ihn 1949 wiederfand und nach [[Stuttgart]] rief. Er war jetzt 37 Jahre alt und wähnte sich zum ersten Mal in seinem Leben sesshaft. Die [[Straße]]n zwischen den [[Ruine]]n waren leer und die wenigen [[Auto]]s erweckten die selben [[Sehnsucht|Sehnsüchte]] wie in dem 12jährigen Jungen 25 Jahre zuvor. Aber diesmal war Walter Gotschke zeichnerisch gerüstet und konnte eine atemberaubende Produktivität entfalten. Seine [[Mercedes-Benz|Mercedes]]-[[Prospekt (Werbung)|Kataloge]] der ersten 50er Jahre erzielen heute bei [[Auktion]]en Preise, wie man sie nur von [[Kunst]]büchern kennt. |
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Die wenigen Menschen, die der Krieg verschont hatte, fanden wieder zusammen. Walter Gotschke traf den Rennsportfotografen Corrado Millanta und den Redakteur Heinz-Ulrich Wieselmann, beide Mitarbeiter der Zeitschrift 'das Auto', (später 'das [[Auto Motor und Sport]]'). Wie schon in [[Österreich]] bei dem Autofachmagazin '[[Austro Motor]]' zierten jetzt Gotschke-Gemälde und -Zeichnungen Titelseiten. Doch nicht nur das. Initiiert durch hitzige abendliche Diskussionen bei den Wieselmanns erschien 1951 Walter Gotschkes [[Artikel]] 'Automobilarchitektur - Eine fast zu späte Betrachtung der Formprobleme im Automobilbau', dessen Inhalt bis Ende der 50er Jahre in heftigen Kontroversen mit der Leserschaft in dieser Zeitschrift ausgetragen wurde und bis in die Auto[[design]]studios [[Amerika]]s hinüberschwappte. Dieser eigentlich ganz allgemein-sachliche Artikel pikierte den Vorsitzenden des Vorstandes der [[Daimler Benz AG]] Dr. Ing. Wilhelm Haspel, der die Einstellung seiner Firma an der Formgebung in der Öffentlichkeit kritisiert fand, derart, dass daraufhin Walter Gotschke von [[Daimler-Benz|DB]] die Aufträge entzogen wurden.<ref>„''... dass Sie als freischaffender Künstler wie jeder andere auch das Recht zur [[Meinungsfreiheit|freien Meinungsäußerung]] haben... Wir möchten Ihnen aber nicht zumuten, aus Erwerbsgründen gegen Ihre innere Einstellung arbeiten zu müssen.''“ W. Haspel, 11. Juni 1951 an Walter Gotschke</ref> |
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Im durch den Krieg zerstörten [[Stuttgart]] war Wohnraum knapp. Bis in die 60er Jahre hinein war eine Miet[[wohnung]] (außer durch Beziehungen und Fördermaßnahmen) nur zu bekommen, mit Leistung eines verloren Baukostenzuschusses. Walter Gotschke war der Zuzug nach Deutschland nur unter Nachweis einer [[Wohnung]] gestattet worden, so hatte er die Verpflichtung eines sehr hohen Baukostenzuschusses zur Herrichtung eines zerbombten Zweifamilien[[haus]]es auf sich genommen. Außerdem war er frischer [[Führerschein]]inhaber und [[Mercedes-Benz W136|Auto]]besitzer, und die [[Wechsel (Urkunde)|Wechsel]] für seinen [[Mercedes-Benz W136|Mercedes 170 D]] mussten pünktlich beglichen werden. Walter Gotschke war von einer sicheren finanziellen [[Basis]] durch Aufträge von [[Daimler-Benz]] ausgegangen, die ihm jetzt schlagartig entzogen waren. |
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Aber der wirtschaftliche Aufschwung in den ersten Nachkriegsjahrzehnten bescherte ihm bald neue Aufträge. 1952 meldete sich [[Ford Motor Company|Ford]] Deutschland, die für das neukonzipierte Taunus M-Modell einen [[Illustrator]] ihrer [[Werbemittel]] suchten. Fallweise arbeitete er außerdem für Schenk-Anhänger, MAN, [[Klöckner-Humboldt-Deutz]], [[Kässbohrer Fahrzeugwerke|Kässbohrer]], [[Royal Dutch Shell|Shell]], [[Karl Maybach|Maybach]], [[Goodyear Tire & Rubber Company|Goodyear]], Gulf Benzol, [[Austin Motor Company|Austin]], [[Ford Motor Company|Ford]] England, [[Fiat]], [[Nissan (Auto)|Nissan]], Marwitz-Brillen, [[Volkswagen AG|Volkswagen]], Clymer Publications...<ref>„''In dieser Zeit arbeitete ich wie ein Besessener. In wenigen Tagen zog ich einen 30-Seiten-Katalog durch. Nach 5 Stunden Schlaf war ich wieder hellwach.''“</ref> Das was damals entstand, sind heute kleine Zeitdokumente. Das Auto wurde als Begleiter des Menschen bei der Arbeit oder in der Freizeit dargestellt, es wurde in eine Beziehung gesetzt zum Menschen, zur Landschaft, zur Architektur. Seine Bilder leben, sie sprühen vor Lebenslust. |
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An Wochenenden freute sich Walter Gotschke immer auf Regentage - die erlaubten ihm, wieder Autos zu zeichnen: aus dem Gedächtnis heraus holte er jene Rennen aufs Papier, die ihn als jungen Menschen faszinierten – und jetzt, mit dem inzwischen erworbenen zeichnerischen Können, gehorchten ihm Pinsel und Farbe. Soweit es seine Termine erlaubten, besuchte Walter Gotschke [[Motorsport|Automobil-Rennen]], denen er dann auch Regenwochenenden widmete. Aus diesem [[Hobby]] ging – nachdem ab Mitte 1960 in der Werbung die [[Illustration|Zeichnung]] der [[Fotografie]] weichen musste – sein letzter „Beruf“<ref>„''Würde man mich nach meinem Beruf fragen – ich wüsste nicht, was ich darauf antworten soll.''“</ref> hervor, wo Aktuelles und Historisches bis zu den Anfängen des [[Motorsport|Automobilsports]] unter seiner Hand lebendig wurde und in [[Zeitschrift|Magazin]]en wie Motor-Revue, [[Auto, Motor und Sport|ams]], Sports-Illustrated, Quatroruote, Road&Track, Automobile Quarterly... in die Welt hinausgetragen wurde. |
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Das Verlags[[honorar]] aber war nicht vergleichbar mit seinen Einnahmen durch Werbeaufträge, so dass seine Frau Erika, nach langen Jahren des Hausherrinnen-Daseins, 1965 beschloss, mit ihrer noch 1940 erworbenen Abschlussprüfung als [[Lehrer]]in für das Lehramt an höheren Schulen, die finanzielle Lebens[[basis]] der Familie zu sichern: das Haus mit dem hohen verlorenen Baukostenzuschuss war inzwischen erworben worden und musste abgezahlt werden, und die Kinder Angelica und Wolfgang (am 17. Februar 1955 hatte sie Ihrem Mann noch einen Sohn geschenkt) waren in Ausbildung... |
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1976 starb Erika Gotschke an [[Magenkrebs]], den man lange nicht erkannte, und als er [[Diagnose|diagnostiziert]] wurde, waren es nur noch wenige Monate bis zu ihrem Tod. Für Walter Gotschke ein nicht geringer [[akute Belastungsreaktion|Schock]]. Tochter Angelica lebte ver[[heirat]]et in [[Norddeutschland]] und Sohn Wolfgang war auf dem Wege zu seinem [[Studium]] ins Art Center nach [[Pasadena (Kalifornien)|Pasadena]]/[[USA]]. Plötzlich stand Walter Gotschke ganz alleine da. Zum ersten Mal erntete er die [[Zwetschge|Pflaume]]n seines [[Garten]]s und brachte sie zum [[Zwetschgenwasser|Schnaps]]brenner. Er intensivierte die Hundespaziergänge mit seiner Nichte Gerhild, mit der schon immer regen Kontakt hatte und der er Anfang der 70er Jahre neben seiner Frau auf dem Stuttgart-Bild ein Denkmal setzte. Nach und nach schlüpfte Gerhild in die Rolle seiner verstorbenen Frau: Sie begleitete ihn zu seinen Auftraggebern, nahm ihm die [[Korrespondenz]] ab und erledigte seine Büroarbeiten. |
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1981 heirateten sie. Walter Gotschke fühlte sich geborgen und das Auto ergriff wieder Besitz von ihm. Zu seinen publizistischen Arbeiten traten jetzt verstärkt auch Ausstellungen, er wurde Mitglied der Automotive Fine Art Society in den USA (AFAS), die ersten Autokunstsammler meldeten sich. Wieder war Walter Gotschke war in seinem Element. Für die verschiedensten Anlässe lebte unter seinem Pinsel das Renngeschehen erneut auf, bis ihn 1984 auf der Höhe seines Schaffens das Schicksal ereilte. Gerade vom [[Dallas]] Grand Prix zurück und im Begriff eine Publikation 'Hundert Jahre Mercedes' abzuschließen, begannen Sehstörungen sein rechtes Auge zu irritieren. Das linke war schon vor Jahren durch einen leichten [[Schlaganfall]] erblindet. Das folgende Jahr verbrachte er fast ganz in [[Klinik]]en, wo man sein Augenlicht nicht retten konnte. |
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Anfang 1990 zog er mit seiner Frau aufs Land, wo er nach einem trotz allem glücklichen Lebensabend am 28. August 2000 starb. Aus ländlicher Stille kommend, in die er im Alter wieder zurückkehrte, und wo es damals zu seiner Zeit mit Autos nicht weit her war, hatte er sich ausgerechnet mit dem [[Auto]] einen Traumberuf geschaffen. |
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== Zitate == |
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<references/> |
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<!-- == Seine Maltechnik == --> |
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== Referenzen == |
== Referenzen == |
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* Harry Niemann: Die Sternenmaler, Motorbuch Verlag, 2008, S. 20–49, ISBN 978-3-613-02864-7. |
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* Automobile Quarterly Magazin: Vol 2 No 2: ''recollection of an enthusiast -- the illustrations of walter gotschke'' |
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* Automobile Quarterly Magazin: Vol 4 No 1: ''RACING IMPRESSIONS'' |
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* Automobile Quarterly Magazin: Vol 24 No 1: ''The power and glory of Mercedes-Benz, as captured by its most gifted witness'' |
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* Automobile Quarterly Magazin: Vol 38 No 3: ''The Grand Prix Cars of the Twenties'' |
* Automobile Quarterly Magazin: Vol 38 No 3: ''The Grand Prix Cars of the Twenties'' |
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* ''The Color and Emotion of Le Mans",'' Sports Illustrated, June 23, 1958, P. |
* ''The Color and Emotion of Le Mans",'' Sports Illustrated, June 23, 1958, P. 20–24. |
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* ''Ich zeichne Autos",'' Herbert Buzas, Die Wochenpost (Österreich), 9. August 1947, S. 5 |
* ''Ich zeichne Autos",'' Herbert Buzas, Die Wochenpost (Österreich), 9. August 1947, S. 5. |
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== Weblinks == |
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* [https://www.gotschke-art.com/archiv_d.html "Walter Gotschke – Bildarchiv"] |
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Aktuelle Version vom 24. Dezember 2024, 07:18 Uhr
Walter Gotschke (* 14. Oktober 1912 in Bennisch; † 28. August 2000 in Rangendingen) war ein deutscher Grafiker und Pressezeichner, der durch seine Automobil- und Grand-Prix-Illustrationen weltweite Bekanntheit erlangte.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ersten Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Walter Gotschke wurde am 14. Oktober 1912 als sechstes von sieben Kindern eines Huf- und Wagenschmiedemeisters in Bennisch, Kreis Freudenthal, im damaligen Österreichisch-Schlesien geboren, das 1918 nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg zur neugebildeten Tschechoslowakei gehörte. Von frühester Kindheit an zeichnete er wie besessen, zuerst die Tiere seiner ländlichen Umgebung, ab seinem 11. Lebensjahr die Automobile der Frühzeit, die er zu sehen bekam. Zwischen 1928 und 1932 studierte Gotschke Architektur, Hochbau und Ingenieurwissenschaften an der Baufachschule/Bautechnik in Brünn (Brno), vor dessen Toren 1930 der erste Masaryk Grand-Prix stattfand. Für das nächstjährige Rennen 1931 gewann er den vom tschechischen Automobilclub ausgeschriebenen Plakatwettbewerb. Mit der Clubbinde versehen hatte Gotschke jetzt freien Zutritt zu allen Rennveranstaltungen. Seine Skizzen von diesen Rennen wurden in der Tageszeitung veröffentlicht. Nach dem Studium arbeitete Walter Gotschke anstatt in seinem erlernten Architektenberuf als selbständiger Gebrauchsgrafiker. Im Frühjahr 1938 unternahm er, aufgrund der sich zuspitzenden politischen Lage in der Tschechoslowakei nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich, eine Berufsorientierungs-Rundreise bei Autoherstellern in Deutschland. Zum 1. Juni 1938 bekam er eine Anstellung bei Daimler-Benz in Stuttgart. Sein Aufgabengebiet umfasste technische Zeichnungen, Prospekte und Anzeigen für Flug- und Schiffsmotoren. Nach Feierabend entstanden die Mercedes-Benz-Rennplakate, die nach einem Sieg weltweit verschickt wurden. Ende 1939 heiratete Gotschke die Professorentochter Erika Krohmer (* 18. Juli 1915) aus Brünn, die er zu sich nach Stuttgart holte. 1940 gewann er den firmeninternen Kalenderwettbewerb, bei dessen Ausführung mit Gouachefarben er zu seiner Maltechnik fand, die er lebenslang beibehielt.
Kriegsjahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach 1940 wurde aufgrund der Produktionsumstellung im Zweiten Weltkrieg die Werbetätigkeit bei Daimler-Benz gedrosselt, Walter Gotschke erhielt seine Entlassung. Als selbständiger Grafiker arbeitete er für Buch- und Zeitschriftenverlage, bis er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Im Auftrag der Zeitschrift Signal begleitete er als Sonderführer der Propaganda-Kompanie von Juli bis Oktober 1941 ein Panzerregiment im Unternehmen Barbarossa bis nach Leningrad, um zeichnerisch darüber zu berichten. 1942 erhielt er den Carl-Schnebel-Preis für die beste Kriegs-Pressezeichnung des Jahres. Ab November 1942 zeichnete Walter Gotschke auftragsgemäß in Südfrankreich, unter anderem im Kriegshafen von Toulon die Selbstversenkung der Vichy-Flotte und in Marseille die Demontage der französischen Flotte sowie die „Säuberung der Altstadt“. 1943 war er mit einer Serie von sieben Zeichnungen Unsere Panzergrenadiere auf der Großen Deutsche Kunstausstellung in München vertreten. 1943 stellte der A. Daehler-Verlag im Auftrag des OKH zum „Geburtstag des Führers“ eine Mappe mit Gotschke-Originalzeichnungen vom Russlandfeldzug zusammen. Bei der Überreichung fragte Adolf Hitler nach dem Künstler, woraufhin Gotschke per Depesche von Frankreich nach Deutschland zurückgefordert wurde. Infolge der sich verschärfenden Kriegsereignisse kam es nicht zum Treffen; Gotschke wurde von Generaloberst Guderian empfangen, der ihn zu den Panzertruppenschulen versetzte. Im Juli 1943 wurde Gotschkes Frau Erika mit den 1941 und 1943 geborenen Töchtern zu Verwandten nach Karlsthal (Sudetenland) evakuiert, wo die Kinder im Januar 1945 durch einen Schwelbrand an Rauchvergiftung starben. Ende Januar erhielt Erika Gotschke die Erlaubnis, zu ihrem Mann in die Kaserne nach Potsdam-Krampnitz zu fahren. Kurz darauf wurde seine Einheit nach Landeck in Tirol verlegt, wobei ihn seine Frau begleitete. Sie fand eine Unterkunft auf der Wand oberhalb des 30 Kilometer entfernt liegenden Dorfes Pfunds. Walter Gotschke besuchte sie dort und blieb eines Tages ganz da. Er meldete sich bei einer schwäbischen Infanterie-Einheit, die in Pfunds stationiert war, half aber den Bauern bei der Beseitigung von Lawinenschutt und hütete ihre Kühe. Nach Kriegsende 1945 kam er zusammen mit der schwäbischen Infanterie-Einheit, die der auf dem Rückzug befindlichen Italienarmee zugeschlagen wurde, nach Bayern in amerikanische Kriegsgefangenschaft, wo er bald entlassen wurde und als heimatloser Volksdeutscher aus der Tschechoslowakei nach Tirol zurückkehren durfte. Bei den Bauern nahm er seine Tätigkeit als Kuhhirte wieder auf. Es dauerte nicht lange und es erschienen seine Berg- und Kuhskizzen in der Tiroler Tageszeitung.
Der Auto-Autodidakt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch seine Publikationen begann Walter Gotschke bekannt zu werden. Er erhielt Aufträge von Unternehmen und Verlagen und bewohnte ein kleines Atelier im Stubaital. Auf der Suche nach Arbeit ständig zwischen Innsbruck und Bregenz unterwegs, sah er eines Tages in Bregenz die amerikanischen Autos, die zur Festwoche aus der Schweiz herüberkamen, und deren Formgebung ihn sehr beeindruckte und nicht mehr losließ. Im Februar 1946 wurde ihm eine dritte Tochter geboren. Daimler-Benz, für die er schon von Tirol aus wieder als Werbegrafiker arbeitete, holte ihn Ende 1949 zurück nach Stuttgart. Dort bekam er Kontakt zu dem Chefredakteur der Zeitschrift Das Auto, in der dann 1951 Gotschkes, durch die Formgebung der amerikanischen Autos inspirierter, Artikel Automobilarchitektur – Eine fast zu späte Betrachtung der Formprobleme im Automobilbau erschien. Der Daimler-Benz-Vorstand empfand den Artikel als öffentliche Kritik an der Formgebung seiner Kraftfahrzeuge, weshalb das Unternehmen Walter Gotschke die Aufträge entzog. 1952 engagierte Ford Deutschland Gotschke als Grafiker für die Werbedrucksachen ihres neuen Taunus M-Modells. Fallweise arbeitete er außerdem für Schenk-Anhänger, MAN Nutzfahrzeuge, Klöckner-Humboldt-Deutz (Magirus-Deutz), Kässbohrer, Shell, Maybach, Goodyear, Gulf Benzol, Austin, Ford England, Fiat, Nissan, Marwitz-Brillen, Volkswagen, Clymer Publications und andere. Im Februar 1955 wurde Gotschke Vater eines Sohnes. Soweit es die Arbeitstermine erlaubten, besuchte Walter Gotschke Automobilrennen. Ab Mitte 1960 wurden in der Werbung die Zeichnungen vermehrt durch Fotografien ersetzt. Gotschke verlegte seinen Arbeitsschwerpunkt deshalb auf Illustrationen zu aktuellen wie historischen Themen des Automobilsports in Magazinen und Automobilpublikationen wie Motor-Revue, ams, Sports-Illustrated, Quattroroute, Road&Track, Automobile Quarterly und anderen. 1976 starb seine Frau Erika Gotschke an Magenkrebs. 1981 heiratete Walter Gotschke seine Nichte Gerhild Drücker, geb. Klenner (* 19. Februar 1938 in Neisse, Oberschlesien), die ihn bei seiner Arbeit unterstützte. Seine publizistischen Arbeiten wurden durch Ausstellungen ergänzt, er wurde Mitglied der Automotive Fine Art Society (AFAS) in den USA, Autokunstsammler begannen, sich für seine Werke zu interessieren. Nach dem Dallas-Grand-Prix 1984 irritierten Sehstörungen Gotschke am rechten Auge; das linke war schon vor Jahren durch einen leichten Schlaganfall erblindet. Im folgenden Jahr erblindete er ganz. Anfang 1990 zog er aufs Land, wo er am 28. August 2000 starb.
Referenzen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Harry Niemann: Die Sternenmaler, Motorbuch Verlag, 2008, S. 20–49, ISBN 978-3-613-02864-7.
- Der Autodidakt Christian Steiger, Mercedes-Benz Classic, 04-2003, S. 34–40.
- Auto-motoviert: Besser als Walter Gotschke fing kein anderer Künstler den Automobilen Zeitgeist ein Reinhard Bogena, Markt, Cabrio Revue, Juni 6/92, S. 36–40.
- Walter Gotschke: Capturing Movement on Paper Jacques Vaucher, VINTAGE motorsport, Nov/Dec 1991, P. 54-55.
- Zeichen der Zeit Corinna Freudig, auto motor und sport, 21/1992, S. 216–219.
- Auf die Tube gedrückt: Automaler aus Leidenschaft Rainer Schneekloth, iwz, 23.–29. März 1985, Titelseite, S. 6–10.
- They were there: Walter Gotschke I DRAW CARS Reinhard Seiffert, christophorus, No. 151/February 1981, P. 22–26.
- "Walter Gotschke: Picasso an der Rennstrecke – Fotos mit dem Malerpinsel", Peter Groshupf, hobby: magazin der technik, 26. Oktober 1981, S. 19–27.
- Autokünstler aus Berufung Reinhard Bogena, Drive International, 10/97, S. 62–65.
- WALTER GOTSCHKE Perhaps the world's greatest automotive artist, John Lamm, ROAD&TRACK, November 1978, P. 20–28.
- Automobile Quarterly Magazin: Vol 2 No 2: recollection of an enthusiast -- the illustrations of walter gotschke
- Automobile Quarterly Magazin: Vol 4 No 1: RACING IMPRESSIONS
- Automobile Quarterly Magazin: Vol 6 No 3: The Grand Prix Cars of The Thirties
- Automobile Quarterly Magazin: Vol 6 No 4: Is Your car an EGG or a POTATO?
- Automobile Quarterly Magazin: Vol 7 No 1: The Caracciola Story
- Automobile Quarterly Magazin: Vol 8 No 1: AUTO UNION RENNWAGEN
- Automobile Quarterly Magazin: Vol 9 No 2: PORSCHE: RACING PORTFOLIO
- Automobile Quarterly Magazin: Vol 11 No 3: The Grand Prix Cars of the Forties
- Automobile Quarterly Magazin: Vol 15 No 4: ADLER The Eagle from Frankfurt
- Automobile Quarterly Magazin: Vol 20 No 1: The Grand Prix Cars of the Fifties
- Automobile Quarterly Magazin: Vol 24 No 1: The power and glory of Mercedes-Benz, as captured by its most gifted witness
- Automobile Quarterly Magazin: Vol 38 No 3: The Grand Prix Cars of the Twenties
- The Color and Emotion of Le Mans", Sports Illustrated, June 23, 1958, P. 20–24.
- Ich zeichne Autos", Herbert Buzas, Die Wochenpost (Österreich), 9. August 1947, S. 5.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Personendaten | |
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NAME | Gotschke, Walter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Grafiker, Pressezeichner und Automobil-Illustrator |
GEBURTSDATUM | 14. Oktober 1912 |
GEBURTSORT | Bennisch |
STERBEDATUM | 28. August 2000 |
STERBEORT | Rangendingen |