„Tarare (Oper)“ – Versionsunterschied
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{{Infobox Oper |
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''Tarare ist auch ein Ort in Frankreich, siehe [[Tarare (Rhône)]]. '' |
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|T = Tarare |
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Der Titel der Oper und der Name des Titelhelden entsprechen dem französischen Wort ''Tarare'', deutsch etwa ''Trara''. |
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|Bildname = Die Stadt Hormus am Eingang zum Persischen Golf 1572.jpg |
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|Bildtext = [[Georg Braun]], [[Frans Hogenberg]]: Hormus (1572) |
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'''Tarare''' ist eine [[1786]]/[[1787]] entstandene ''Opéra'' in fünf Akten und einem Prolog von [[Antonio Salieri]] auf einen Text von [[Pierre Augustin Caron de Beaumarchais]]. Die |
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|OS = [[Französische Sprache|Französisch]] |
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[[Uraufführung]] fand am [[8. Juni]] 1787 in der Pariser Opéra statt. |
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|Mus = [[Antonio Salieri]] |
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|Lib = [[Pierre Augustin Caron de Beaumarchais]] |
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|LitVorl = |
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|UA = [[8. Juni]] [[1787]] |
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|UAort = Théâtre de l’[[Pariser Oper|Académie royale de musique]], Paris |
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|Dauer = 3 Stunden |
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|OrtZeit = [[Hormus (Insel)|Hormus]] ([[Iran|Persien]]), unbestimmte Zeit |
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|Pers = |
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* '''[[Genius]],''' der über die Vermehrung der Wesen herrscht, '''oder [[Natur]]''' ([[Sopran]]) |
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* '''Genius des Feuers,''' der über die Sonne herrscht, Geliebter der Natur ([[Bariton]]) |
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* '''Atar,''' König<ref>Abwechselnd auch als [[Sultan]] oder [[Kaiser]] bezeichnet.</ref> von Hormus, wild, unbeherrscht ([[Bassbariton]]) |
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* '''Tarare'''<ref>Abwertende Bezeichnung für [[Trompete]]nschall. Hinweis auf niedrigen [[Ständeordnung|Stand]]. Vgl. [[Pierre Larthomas]], unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): ''Beaumarchais, Œuvres,'' [[Gallimard]] ([[Bibliothèque de la Pléiade]]), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 504, inkl. Anm. 2–4.</ref>, Soldat in seinen Diensten, verehrt für seine großen [[Tugend]]en ([[Tenor]]) |
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* '''Astasie'''<ref>Von Atar Irza genannt.</ref>, Frau von Tarare, zart und fromm (Sopran) |
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* '''Arthenée,''' [[Hohepriester]] von [[Brahma]], von Stolz und Ehrgeiz verzehrter Ungläubiger (Bassbariton) |
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* '''Altamort'''<ref>Alta mors = hoher Tod.</ref>, Armee[[general]], Sohn des Hohepriesters, leichtsinniger und aufbrausender junger Mann (Bassbariton) |
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* '''Urson,''' [[Hauptmann (Offizier)|Hauptmann]] von Atars Wachen, mutig und verdienstvoll (Bassbariton) |
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* '''Calpigi,''' Chef der [[Eunuch]]en, europäischer [[Sklaverei|Sklave]], in den [[Musikkapelle]]n Italiens ausgebildeter Sänger<ref>In der [[Tradition]] von [[Arlecchino]] in der [[Commedia dell’arte]].</ref> (Haute-contre<ref>Hoher Tenor.</ref>) |
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* '''Spinette'''<ref>Spinetta = andere Bezeichnung für den [[Typus (Literatur)|Typus]] der [[Colombina]] in der Commedia dell’arte.</ref>, europäische Sklavin, Frau von Calpigi, [[Neapel|neapolitanische]] Sängerin, [[Intrige|intrigant]] und [[Koketterie|kokett]] (Sopran) |
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* '''Élamir<ref>El-Amir = [[Emir]].</ref>''' kleines Kind der [[Augur]]en, [[Naivität|naiv]] und sehr treuherzig ([[Knabensopran]]) |
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* '''Priester von Brahma''' (Baritenor) |
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* '''Sklave''' (Baritenor) |
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* '''Eunuch''' (Baritenor) |
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* '''Schäferin''' (Sopran) |
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* '''Bauer''' (Bassbariton) |
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* [[Wesir]]e, [[Emir]]e, Priester des Lebens, Priester des Todes, Sklaven und Sklavinnen des [[Serail]]s, [[Garde]] von Atar, Soldaten, zahlreiches Volk |
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'''Tarare (Trara)'''<ref>Von Beaumarchais nach dessen eigenen Angaben wegen der Reklamewirkung als Titel gewählt. Vgl. [[Pierre Larthomas]], unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): ''Beaumarchais, Œuvres,'' [[Gallimard]] ([[Bibliothèque de la Pléiade]]), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 504, inkl. Anm. 2–4.</ref> ist eine [[Oper]] in fünf [[Akt (Theater)|Akten]] und mit einem [[Prolog (Literatur)|Prolog]], die in Zusammenarbeit von [[Pierre Augustin Caron de Beaumarchais|Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais]] ([[Libretto]]) und [[Antonio Salieri]] (Musik) entstand. Das von den Ideen der [[Aufklärung]] geprägte, [[Subversion|subversive]] Werk wurde in Paris zwei Jahre vor der [[Französische Revolution|Revolution]]<ref>Kurz vorher hatte die [[Notabelnversammlung (1787)|Notabelnversammlung]] die Steuer[[reform]] des Ministers [[Charles Alexandre de Calonne|Calonne]] abgelehnt und war in den [[Vereinigte Staaten von Amerika|Vereinigten Staaten]] der [[Verfassung der Vereinigten Staaten|Verfassungskonvent]] zusammengetreten.</ref> [[Uraufführung|uraufgeführt]]. |
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== Entstehungsgeschichte == |
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Im folgenden Jahr schrieben Salieri und [[Lorenzo Da Ponte]], der zuvor schon die [[Komödie]] ''[[Le mariage de Figaro (Beaumarchais)|Le mariage de Figaro]]'' von Beaumarchais zum Libretto ''[[Le nozze di Figaro]]'' für [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozart]] umgearbeitet hatte, auf Befehl [[Römisch-deutscher Kaiser|Kaiser]] [[Joseph II.|Josephs II.]] die italienische Version ''[[Axur, re d’Ormus]] (A., König von Hormus).''<ref>Die erheblichen Unterschiede zwischen ''Tarere'' und ''Axur'' erklären sich unter anderem dadurch, dass sich mittlerweile auch der Widerstand gegen die Reformen Josephs II. verstärkt hatte und dass auf der französischen Opernbühne Schauspieler sangen, auf der italienischen hingegen Sänger schauspielerten. Eine [[Tabelle|tabellarische]] Darstellung der Unterschiede findet sich bei [[Ignaz Franz von Mosel]]: ''Über das Leben und die Werke des Anton Salieri'' (…), Johann Baptist Wallishausser, Wien 1827 ({{Digitalisat|https://download.digitale-sammlungen.de/pdf/1535969105bsb10600513.pdf}}), S. 98–112. Von den Personen wurde Atar zu Axur, Tarare zu Atar (!), Calpigi zu Biscroma, Astasie zu Aspasia, Spinette zu Fiammetta.</ref> |
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Am 26. April 1784 waren an der Pariser Oper mit ungeheuerem Erfolg ''[[Les Danaïdes]]'' herausgekommen, angekündigt und hoch bezahlt als das neueste Werk des greisen [[Christoph Willibald Gluck]]. Einen Tag später brachte die Comédie française die ebenso umjubelte Komödie ''La Folle journée ou [[Le Mariage de Figaro]]'' von [[Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais]] zur Uraufführung. Wenige Wochen danach hatte Beaumarchais sein nächstes Werk abgeschlossen: ein seit Jahren (erste Nachrichten gehen auf 1775 zurück) geplantes und entworfenes Opern-Poem, das er zunächst wohl selber vertonen wollte. Er war Bewunderer und Parteigänger Glucks und wandte sich nun zur Vertonung an den Komponisten der ''Danaïdes'', als der sich [[Salieri]] herausgestellt hatte. Salieri dürfte nicht nur mit der von Beaumarchais intendierten neuen Dramaturgie einverstanden gewesen sein, die für ihn eine logische Fortführung der Gluckschen Reform bedeutete. Er hatte bereits in seinen italienischen Opern und in den ''Danaïdes'' die übliche Trennung zwischen Rezitativ und geschlossener Nummer zu sprengen und den hergebrachten Formkanon durch neue dramaturgische Lösungen zu erweitern gesucht. Er hatte sich auch (schon vor der „Secchia rapita“ von 1872, die immerhin die allererste „Eroicomico“-Oper war) immer um Grenzüberschreitungen zwischen dem Buffonesken und der Seria bemüht. Er stimmte offensichtlich auch mit der Tendenz, der „philosophie“ Beaumarchais’ überein. Schon seine enge Verbindung mit dem aufklärerischen Kaiser [[Joseph II.]] deutet daraufhin. |
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Salieri fuhr mit den Libretti und den Auftragskontrakten für zwei Große Opern (''Tarare'' und ''Les Horaces'') heim nach Wien, doch erst nach den Premieren von ''[[Prima la musica, poi le parole]]'' und ''[[La Grotta di Trofonio]]'' brachte er in Paris, wohin er im Juli 1786 gereist war, am 7. Dezember ‘‘Les Horaces‘‘ heraus, die ein völliger Misserfolg wurden. In Paris wohnte Salieri im Hause Beaumarchais’ in so enger Zusammenarbeit, wie es sie bis dahin noch nie zwischen Librettist und Komponist gegeben hatte. „Unsere Diskussionen hätten eine sehr gute Poetik der Gattung Oper abgegeben,“ schrieb Beaumarchais, und die Begründung ist keineswegs aus der Luft gegriffen: „denn Salieri ist ein geborener Dichter, und ich bin ein wenig Musiker.“ |
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== Entstehung == |
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Mit diesem außerordentlichen Werk voller satirischer Spitzen und politischer Anspielungen wollten Salieri und Beaumarchais - basierend auf den Reformen [[Christoph Willibald Gluck]]s - ein neues Genre des Musiktheaters schaffen. Der Komponist entwickelte hierfür einen ganz eigenen deklamatorischen Stil, der es ihm ermöglichte, einen fließenden Übergang zwischen den vom Dichter gewünschten gesungenen und auf Tonhöhen "gesprochenen" Passagen zu schaffen. Das schillernde Werk ist größtenteils durchkomponiert, ein ausgedehntes Ballettdivertissement (''Fête européenne'') im dritten Akt ist integraler Bestandteil der Handlung. Den Rahmen bildet eine überzeitliche Szenerie, in der ''La Nature'' (Sopran) und ''Le Génie du Feu'' (Bariton) die gesamten Figuren der Oper erst erschaffen und diese dann in einer Art Experiment (der "eigentlichen" fünfaktigen Oper) aufeinanderprallen lassen. Das Werk gipfelt in der vom ''Choeur géneral'' skandierten revolutionären Aussage: |
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Beaumarchais war in seiner Jugend Musiklehrer der Töchter [[Ludwig XV.|Ludwigs XV.]] Seine [[Komödie]] ''[[Le barbier de Séville (Beaumarchais)|Le Barbier de Séville]]'' schrieb er zuerst als Opéra-comique mit selbst [[Arrangement|arrangierter]] Musik. 1774 begeisterte ihn die Uraufführung von [[Christoph Willibald Gluck]]s ''[[Iphigénie en Aulide]].'' Im folgenden Jahr verfasste er das Libretto von ''Tarare'' in Prosa und die Hälfte der [[Vers]]e. Die Fertigstellung verzögerte sich aber bis 1784, als der Erneuerer der Oper schon zu alt war, um die Musik zu liefern. Sein Lieblingsschüler Salieri dagegen triumphierte in Paris gerade mit ''[[Les Danaïdes]],'' einen Tag vor der [[Premiere]] von ''[[Le mariage de Figaro (Beaumarchais)|Le mariage de Figaro]].'' Beaumarchais [[Einquartierung|quartierte]] den [[Kammermusik|Kammer]][[komponist]]en Josephs II. bei sich ein, was es erleichterte, Musik und Text aufeinander abzustimmen.<ref>Beaumarchais schreibt: {{"|(…) Herr Salieri ist ein geborener Dichter, und ich bin ein wenig Musiker.}} Vgl. Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): ''Beaumarchais, Œuvres,'' Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 506.</ref> |
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In einer an die [[Abonnement|Abonnenten]] der Oper gerichteten Erklärung bezeichnete Beaumarchais das damalige Musiktheater als langweilig, weil es die [[Hierarchie]] seiner Elemente, nämlich: 1. Handlung, 2. Wort, 3. Musik und 4. Tanz, auf den Kopf stelle. Es gelte, diese wiederherzustellen.<ref>Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): ''Beaumarchais, Œuvres,'' Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 497–510 (''Aux abonnés de l’Opéra qui voudraient aimer l’opéra''), hier: S. 498.</ref> |
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''"Mortel, qui que tu sois,'' <br /> |
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''Prince, brame ou soldat,'' <br /> |
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''Homme! ta grandeur sur la terre'' <br /> |
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''N'appartient point à ton état;'' <br /> |
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''Elle est toute à ton caractère."'' <br /> |
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== Handlung == |
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(dt. ''"Sterblicher, wer du auch seist,'' <br /> |
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''Tarere'' spielt in einer [[orient]]alischen [[Despotie]], wo es zu einer [[Revolution]] kommt. |
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''Prinz, Brahmane oder Soldat,'' <br /> |
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''Mensch! deine Größe auf der Erde'' <br /> |
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''erwächst nicht aus deinem Stand,'' <br /> |
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''sondern einzig aus deinem Charakter."'') <br /> |
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=== Prolog === |
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== Aufführungs- und Wirkungsgeschichte == |
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[[Datei:Mademoiselle Joinville portrait (...)Chrétien (17 btv1b531645353).jpg|mini|hochkant|links|Sang die Natur: [[Mademoiselle]] Joinville.]] |
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(Wolken, die eine herrliche Landschaft enthüllen und wieder verhüllen) |
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Der Oper war ein beispielloser Erfolg beschieden: Erstmals musste man wegen des Andranges Barrieren und Polizei um das Theatergebäude aufstellen, erstmals wurden die Autoren vor den Vorhang gerufen (Salieri allein erschien). Die Kritiken über dieses "''monstre dramatique & lyrique''" (''Mémoires secrètes'') waren widersprüchlich und vage, sie trugen wie die Unzahl von Pamphleten und Spottversen pro und contra, aber auch die zahlreichen theatralischen Parodien an der ''Comédie italienne'' und in nicht weniger als 12 Vorstadttheatern zum Interesse an ''Tarare'' bei. Allein bis Ostern [[1788]] ging das Werk 33 Mal über die Bühne und konnte 121.717 [[Livre]]s an Einnahmen verzeichnen; zudem erschien schon im Dezember 1787 die Partitur bei Imbault im Druck. In der Folgezeit gab es in Paris sogar Fächer und Tabakdosen "à la ''Tarare''". |
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Die [[Natur]] zeigt dem [[Genius]] des Feuers die Schatten ungeborener Menschen, deren Anlagen sie aus denjenigen unzähliger [[Generation]]en mischt, um daraus eine neue zu formen. Sie bezeichnet es als lächerlich, wenn die Mächtigen und Großen glaubten, aus besserem Stoff zu sein als ihre Mitbürger. Sie lässt den Genius des Feuers entscheiden, ob Atar oder Tarare – die Ähnlichkeit der Namen weist auf die von der Aufklärung [[Postulat|postulierte]] [[Gleichheit]] der Menschen hin – König werden soll. Im Bewusstsein, mit einem Fehlentscheid ein Jahrhundert unglücklich machen zu können, wählt er Atar; Tarare wird Soldat. Die anderen Schatten protestieren: Niemand solle seinem Bruder befehlen. Die Natur entgegnet, diese große [[Idee]] werde sich erst in glücklicheren Zeiten verwirklichen lassen.<ref>Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): ''Beaumarchais, Œuvres,'' Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 513–521.</ref> |
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Die von Kaiser [[Joseph II.]] protegierte Umarbeitung des Stoffes zum italienischen ''Dramma tragicomico'' in fünf Akten ''[[Axur, Re d'Ormus]]'' von [[Lorenzo da Ponte]], zu der Salieri eine ganzen neuen Akt schrieb und im übrigen die Musik grundlegend für italienische Sänger und italienische Verse umarbeitete, kam am [[8. Januar]] 1788 im [[Wien]]er [[Burgtheater]] zur Uraufführung. |
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=== Ausgangssituation === |
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Nach dem Ausbruch der französischen Revolution verfasste Beaumarchais [[1790]] einen den neuen politischen Verhältnissen angepassten Zusatz zu ''Tarare'' – ''Le Couronnement de Tarare'' (dt. ''Tarares Krönung'') betitelt – der ebenfalls von Salieri vertont wurde. In diesem Epilog nimmt er unter anderem zur Sklavenbefreiung, dem Zölibat und zur Ehescheidung Stellung, es wurde nicht als geschlossene Szene, sondern in Einzelteilen komponiert und aufgeführt. |
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[[Datei:Alexandre-Marie Colin Adolphe Nourrit Tarare Salieri Beaumarchais 1823.jpg|mini|hochkant|Nach Alexandre-Marie Colin: [[Adolphe Nourrit]] als Tarare (1823).]] |
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Aufführungen dieser Fassung gab es bis 11. August 1792, also etwa zum Ende der konstitutionellen Monarchie. Erst 1795 - nach dem Terror-Regime Robespierres - kam ''Tarare'' wieder zu einer Aufführung: Hierfür wurde der Schluss noch drastischer revidiert, allerdings nicht von dem nach Hamburg geflüchteten Beaumarchais perseönlich, sondern von einem Freund und ohne Mitwirkung Salieris. Tarare weist nun die Krone endgültig zurück, nicht mehr "''les rois''" sollen herrschen, sondern "''les lois''". Diese Fassung hielt sich bis 1797. Am 16. Juli 1799 kam es zu einer weiteren Wiederaufnahme, und 1802 zu einer, die auf die Situation des Konsulats zugeschnitten war. [[Napoleon]], dem ein Stück eigentlich schmeicheln musste, bei dem ein tapferer General statt eines intriganten Königs den Thron besteigt, war der Beaumarchais verhasst. Unter ihm, so rühmte er sich, wäre Beaumarchais ins Irrenhaus gesteckt worden. Er bevorzugte die italienische Fassung, die dadurch auch nach Paris kam, und zwar 1813 ins ''Théâtre Italien'' unter der Direktion von [[Fernando Paër]]. |
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Der [[Tyrannei|tyrannische]] König Atar hasst den ebenso [[tugend]]- wie [[held]]enhaften [[Miliz (Volksheer)|Milizenführer]] Tarare, obwohl ihn dieser einst vor dem Ertrinken gerettet hat. Er beneidet ihn um seine Beliebtheit und um seine Frau Astasie, mit der er, statt mit wechselnden [[Sklaverei|Sklavinnen]] zu schlafen, eine glückliche [[Monogamie|Einehe]] führt. Im Auftrag Atars verwüstet Armee[[general]] Altamort Tarares Gärten, ermordet seine Sklaven, brennt sein Landhaus nieder und entführt Astasie. |
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=== 1. Akt === |
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Auf die Bühne der Pariser Oper kam ''Tarare'' erst 1819 wieder, und natürlich wurde er wieder den geänderten politischen Verhältnissen nach der Restauration des Königtums angepasst: Tarares Edelmut berührt den doch nicht ganz gefühllosen Atar am Ende so sehr, dass er ihm Frau und Oberbefehl zurückgibt. Tarare und das Volk preisen den legitimen Herrscher, der geläutert weder Thron noch Leben verlieren muss. Die Presse fand das Stück veraltet, ein Teil des Publikums war Tarare allerdings treu geblieben, so dass es noch 1821 zu einer Inszenierung in Brüssel kam, und die Oper erst 1826 - nach insgesamt 131 Aufführungen - in Paris abgesetzt wurde. |
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Diese Wiederaufnahme des ''Tarare'' (und der von [[Gasparo Spontini]] mit einer Balletteinlage vermehrten [[Les Danaïdes|''Danaïdes'']]) ist musikgeschichtlich besonders bedeutsam durch den Eindruck, den sie auf den Medizinstudenten [[Hector Berlioz]] machte, sodass er sein Studium zugunsten der Musik aufgab: In der Tat stehen seine ''Troyens'' am Ende einer Tradition, die über Spontini und Salieri zu Gluck zurückführt, einer Tradition, die als Reform von oben jenen Revolutionen von unten erliegen musste, die Energien aus volkstümlichen Unterhaltungen zogen: der Opera buffa, dem Vorstadttheater, dem Leierkasten, der Operette, der nationalen Folklore jener Völker, bei denen allein der kosmopolitische Adel die klassizistische Kultur trug. Freilich steht Tarare nicht an der Hauptstraße dieser Tradition: Bewusst sind klassizistische Symmetrien vermieden, ergeben krude Handlung und populäre Unterhaltung ein "''genre mixte''", das [[Baron Grimm]] (''Correspondance littéraire'' vol. 16, pp. 74f) nicht der [[Académie Royale de Musique]], sondern der "''tréteaux de Nicolet''" auf dem ''Boulevard du crime'' für angemessen hielt. Dieser Meinung sind die Herausgeber der Werke Beaumarchais’ noch immer, etwa mit "''Au lieu de l’opéra sans musique, l’oseur Beaumarchais eût été mieux inspiré d’inventer l’opérette''": Tarare ist nicht eine Oper ohne Musik, aber es ist (auch) eine Operette, wobei die komischen Züge mit den tragischen überall unzertrennlich verbunden sind, wie in den Figuren des Calpigi und des Atar. |
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(Saal im [[Palast]] von Atar) |
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Moderne Wiederaufführungen von ''Tarare'' fanden 1988 bei den [[Schwetzinger Festspiele]]n und 1991 an der Opéra du Rhin Straßburg, sowie in Colmar und Mulhouse statt. Ein Mitschnitt der Schwetzinger Aufführung ist mittlerweile auf DVD erhältlich. |
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'''Szenen 1 f.:''' Der Chef der [[Eunuch]]en Calpigi bittet Atar vergeblich um Gnade für Tarare, dem auch er sein Leben und darüber hinaus seine Stellung verdankt. Der König befiehlt ihm, zur Überführung Astasies in sein [[Serail]] ein Fest zu veranstalten. |
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Die Partitur wurde 1978 von Rudolph Angermüller neu herausgegeben (Henle Verlag, München als Band 2 der Reihe ''Die Oper''), allerdings nur als Nachdruck der alten Pariser Partitur von 1787 und ohne Einfügung oder Wiedergabe der ''Couronnement''-Einlagen und Benutzung weiterer handschriftlicher Quellen. Ein kritischer Bericht steht bis heute aus. |
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Ein Klavierauszug von Gustave Lefèvre mit einm Vorwort von Arthur Pougin erschien in Paris ca. 1880 (?) in der Reihe ''Chef d'œuvres classiques de l'opéra français''. |
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'''Szenen 3–5:''' Die Entführte wird wie eine Jagdbeute hereingetragen. Einen Sklaven, der Mitleid mit ihr bekundet, erdolcht Atar. Er gibt Astasie den [[Deckname]]n Irza und beauftragt die [[Intrige|Intrigantin]] Spinette, sie auf ihre Pflichten als königliche [[Konkubine]] vorzubereiten. |
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==Literatur== |
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'''Szenen 6 f.:''' Tarare hält den Überfall auf sein Landgut für das Werk christlicher [[Kaperei|Korsaren]]. Atar, der sich nichts anmerken lässt, schenkt ihm einen neuen Palast und hundert [[Tscherkessen|Tscherkessinnen]]. Er verspottet ihn wegen seiner Liebe zu Astasie. Tarare aber ist entschlossen, seine Frau zu befreien. Atar beauftragt Altamort, Tarare auf der Suche nach den {{"|[[Brigant]]en}} zu begleiten und nicht lebend zurückkehren zu lassen. |
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* Max Dietz, ''Geschichte des musikalischen Dramas in Frankreich während der Revolution bis zum Directorium (1787 bis 1795) in künstlerischer, sittlicher und politischer Beziehung''. Wien 1886, Leipzig (Breitkopf und Härtel) 1893 (2. Aufl.) |
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* Rudolph Angermüller, ''Beaumarchais und Salieri'', in: Gesellschaft für Musikforschung, Bericht über den internationalen musikwissenschaftlichen Kongreß Bonn 1970, hsgg. v. Carl Dahlhaus u. a.: Bericht über das Symposium „Reflexionen über Musikwissenschaft heute“, hsgg. v. Hans Heinrich Eggebrecht. Bärenreiter Kassel, Basel, Tours, London o. J., S. 325ff. |
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=== 2. Akt === |
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* Rudolph Angermüller, ''Salieris „Tarare“ (1787) und „Axur, Re d’Ormus“ (1788). Vertonung eines Sujets für Paris und Wien'', in: Hamburger Jahrbuch für Musikwissenschaft, Band 5, 1981, Laaber, S. 211ff. |
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[[Datei:(Tarare) 1787 Grand (...) btv1b8455040h.jpg|mini|hochkant|Arthenée (1787).]] |
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* Thomas Betzwieser, ''Exotismus als „revolutionäres“ Element in der Oper: Tarare (1787) und Le Couronnement de Tarare (1790) von Beaumarchais und Salieri'', Vortrag bei „I Suoni dell’ 89“, Reggio nell’Emilia 1989 |
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* Jacques Joly, ''Un Fol opéra: Tarare de Beaumarchais et Salieri'', in: Les Ecrivains français et l’opéra (hrsg. v. Jean-Paul Capdevielle u. Peter-Eckhard Knabe (Kölner Schriften zur romanischen Kultur (Köln 1986), S. 95ff. |
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(Platz vor dem Palast von Atar und dem Tempel von [[Brahma]]) |
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* Josef Heinzelmann, ''Beaumarchais’ und Salieris Tarare. Ein Schlüsselwerk der Oper- und der Weltgeschichte'', in: Programmbroschüre der Schwetzinger Festspiele 1988, und in: Badisches Staatstheater Karlsruhe, Spielzeit 1987/88, Musiktheater, Heft 12. |
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* Josef Heinzelmann, ''Tarare / Axur re d’Ormus'', in Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, Band 5 (1994), S. 536–542, |
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'''Szenen 1–3:''' Arthenée wird von Atar beauftragt, seinen Sohn Altamort durch ein [[Orakel]] zum [[Kommandant]]en der [[Strafexpedition]] gegen die {{"|Briganten}} bestimmen zu lassen. Dabei machen Priester und König kein Hehl daraus, dass die [[Religion]] für sie nur ein Mittel zur Beherrschung des Volkes ist. |
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'''Szenen 4–6:''' Calpigi informiert Tarare, dass sich Astasie im Serail des Königs befindet und dass Altamort sie entführt hat. Er anerbietet sich, an der meerseitigen Mauer der Serailgärten eine [[seide]]ne Leiter zu befestigen, mit deren Hilfe Tarare die Gattin in der Nacht befreien kann. |
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(Das Portal des Tempels verschwindet, so dass man dessen Inneres sieht.) |
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'''Szenen 7 f.:''' Der zum Werkzeug der [[Vorsehung]] bestimmte Knabe Élamir wird von Arthenée instruiert, Altamort zu nennen, nennt aber aus Versehen Tarare. Der Beifall des Volkes und der Soldaten zwingt Atar, die Ernennung zu bestätigen. Tarare schwört öffentlich Rache. Altamort nennt ihn einen [[Hochmut|arroganten]] Nichtadligen<ref>{{"|Arrogant soldat de fortune}} (Szene 8).</ref>. Tarare erwidert, statt Ahnen habe er Siege vorzuweisen, während Altamort noch ein halbes Kind sei.<ref>Im damaligen Frankreich konnten Adlige schon als Jugendliche, Nichtadlige dagegen nur in Ausnahmefällen [[Offizier]]e werden.</ref> Er verabredet sich mit ihm zum [[Duell]]. |
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=== 3. Akt === |
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[[Datei:Émile Bayard Calpigi Tarare Beaumarchais Salieri 1876.jpg|mini|hochkant|[[Émile Bayard]]: Calpigi (1876).]] |
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(Gärten des Serails, [[Illumination (Beleuchtung)|illuminiertes]] [[Parterre (Gartenkunst)|Parterre]] mit [[Sofa|Diwan]] unter [[Baldachin]]) |
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'''Szenen 1–3:''' Das für den folgenden Tag geplante Fest soll nach Atars Willen sofort stattfinden. Urson schildert den Verlauf des Duells zwischen Tarare und Altamort, bei dem Ersterer seinen verwundeten Beleidiger am Leben ließ. |
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'''Szene 4:''' Das [[Corps de ballet]] [[Karikatur|karikiert]] die Gesellschaft Europas, indem es galante Tänze als Schäfer verkleideter [[Adel|Adliger]] mit derben Springtänzen von Bauersleuten [[Konfrontation|konfrontiert]]. Der Chor rühmt, die (adlige) Ehefrau genieße Freiheit in der Liebe. Spinette nennt Ehegott [[Hymenaios|Hymen]] einen [[Despotie|Despoten]], die Liebe eine [[Republik]]. Atar krönt {{"|Irza}} zur Sultanin. Calpigi muss seine Lebensgeschichte erzählen: Seiner schönen Stimme wegen ließ ihn der geldgierige Vater [[Kastrat|kastrieren]].<ref>Vom späten 16. bis ins 19. Jahrhundert wurden in Italien viele Knaben kastriert, um ihnen eine Laufbahn als Sänger zu ermöglichen.</ref> Spinette heiratete ihn nur, um ungeniert der [[Libertin]]age frönen zu können. Aus Rache verkaufte er sie einem Korsaren. Doch dieser entführte auch ihn und kettete ihn ans Bett seiner Frau. Als er die beiden dem [[Schah]] von [[Iran|Persien]] verkaufen wollte, rettete ihn Tarare. Dass bei der Nennung dieses Namens Jubel ausbricht, ärgert Atar.<ref>Calpigis [[Romanze (Musik)|Romanze]] ''Je suis né natif de Ferrare (Ich wurde als [[Beisasse]] von [[Ferrara]] geboren)'' war so populär wie [[Le Nozze di Figaro|Figaros]] ''Non più andrai'' von Mozart. In ''Axur'' wird sie von Biscroma gesungen und beginnt mit den Worten: ''Nato io son nello stato romano (Geboren wurde ich im [[Kirchenstaat]]).''</ref> ({{YouTube|id=xkKyjpURIaw}}; Calpigi: [[Eberhard Lorenz]]) Er folgt Astasie in ihr [[Appartement]]. |
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(Es ist sehr dunkel.) |
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'''Szenen 5–7:''' Tarare überwindet die Mauer, obwohl er verfolgt wurde. Calpigi hat alles vorbereitet, um ihn in einen stummen Schwarzen zu verwandeln. Von Athasie abgewiesen, will Atar sich rächen, indem er dem Stummen den Kopf abschlägt, ihn unkenntlich macht und der Widerspenstigen als jenen Tarares präsentieren lässt. Da dies ihren Widerstand aber nicht brechen würde, beschließt er stattdessen, sie zur Strafe mit dem Stummen zu verheiraten. |
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=== 4. Akt === |
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[[Datei:Tarare Athar souverain vaincu (...) btv1b8455038f.jpg|mini|hochkant|Atar (1787).]] |
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([[Salon (Zimmer)|Salon]] im Appartement von Astasie) |
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'''Szenen 1–4:''' Astasie ist entschlossen zu sterben, wenn der König sie zwingt, seine Frau zu werden. Von Calpigie erfährt sie dann, wie sich Atar für die erfahrene Zurückweisung rächen will. Damit er sie nicht mit dem Stummen verheiraten kann, stattet Astasie Spinette mit den [[Insignien]] der Sultanin aus und versteckt sich. |
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'''Szenen 5 f.:''' Der verkleidete Tarare wird zur verkleideten Spinette geführt, die ihn hässlich, aber gut gebaut findet. Als er merkt, dass er nicht Astasie vor sich hat, und ihm Spinette gesteht, dass sie in Tarare verliebt ist, vergisst er vor Überraschung, den Stummen zu spielen. Spinette zieht ihm die Maske aus, erkennt ihn aber nicht (oder gibt vor, es nicht zu tun) und macht ihm Avancen. ({{YouTube|id=XXMkD7bZm_8}}; Tarare: Howard Crook; Spinette: Anna Caleb) |
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'''Szenen 7 f.:''' Auf Befehl Atars soll Urson den Stummen töten. Calpigi informiert ihn, wer dieser in Wirklichkeit ist. Darauf vollstreckt Urson das Urteil nicht, verhaftet Tarare jedoch. Calpigi sieht nun nicht nur dessen Leben und das seinige, sondern auch dasjenige Atars in Gefahr. Denn, so sagt er (gleich zweimal): {{"|Der Missbrauch der höchsten Macht endet immer damit, sie zu untergraben.}}<ref>Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): ''Beaumarchais, Œuvres,'' Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 576 f.</ref> |
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=== 5. Akt === |
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(Zu einer [[Hinrichtung]] auf dem Scheiterhaufen vorbereiteter [[Hof (Architektur)|Innenhof]] des Palasts) |
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'''Szenen 1–4:''' Atar freut sich auf Tarares Tod, doch Calpigi ist flüchtig. Arthénée soll den {{"|Mörder seines Sohnes}} verurteilen, hat aber ein schlechtes Vorgefühl. Verzweifelt, weil er Astasie nicht wiedergefunden hat, verlangt Tarare selber seine Hinrichtung. Altamort habe Atar eine andere Frau überbracht. Der König solle sich vor einem Aufstand hüten. Spinette gesteht, sich als {{"|Irza}} ausgegeben zu haben. Arthémée verurteilt Tarare und Astasie. Die beiden erkennen sich wieder. Als Atar befiehlt, nur Tarare hinzurichten, zieht Astasie einen Dolch, um mit ihm zu sterben. |
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'''Szenen 5 f.:''' Eunuchen berichten, die Palastwache sei überwältigt, das Tor gestürmt worden. Calpigi erscheint mit Urson und der gesamten Miliz. Die Soldaten stürzen den Scheiterhaufen um. Tarare versucht, sie vom [[Gehorsamsverweigerung|Meutern]] abzuhalten. Doch sie erklären Atar für abgesetzt und, auf Vorschlag Calpigis, Tarare zu dessen Nachfolger. Atar erdolcht sich, nicht ohne zuvor noch die Macht an Tarere zu übergeben und diesem dadurch den Vorwurf zu ersparen, sie [[Usurpation|usurpiert]] zu haben. |
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'''Szenen 7–10:''' Tarare lehnt die Königswürde ab und will sich mit Astasie ins Privatleben zurückziehen. Da er aber immer noch gefesselt ist, kann ihn Arthenée, von Urson angewiesen, gegen seinen Willen [[Krönung|krönen]]. Alle [[Huldigung|huldigen]] ihm, Calpigi und Urson lösen seine Fesseln. Wolken senken sich herab, denen die Natur und der Genius des Feuers entsteigen, um den Akt zu [[Sanktion|sanktionieren]]. Am Ende der Oper verkünden sie, was gleichzeitig in Flammenschrift auf den Wolken zu lesen ist: |
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{{Zitat |
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|Text=Mensch! Deine Größe auf Erden<br /> |
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Ist mitnichten dein [[Ständeordnung|Stand]],<br /> |
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Sondern allein dein [[Charakter]]. |
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|ref=<ref>Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): ''Beaumarchais, Œuvres,'' Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 589, wiederholt auf S. 503 und 505 (''Aux abonnés de l’Opéra qui voudraient aimer l’opéra'') sowie 596 (''Couronnement de Tarare''). Beaumarchais und Salieri schrieben 1787 auch einen [[Alternative|alternativen]] Schluss, in dem zur Abwehr eines Angriffs {{"|hochmütiger Europäer}} aufgerufen und von Tarare und Astasie eine gerechte und menschliche Regierung verlangt wird. Vgl. ebendort, S. 589 f.</ref>}} |
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== Erfolg und Wiederentdeckung == |
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[[Datei:Porte Saint-Martin XVIII randlos.jpg|mini|[[Jean-Baptiste Lallemand]]: Die [[Pariser Oper]] (um 1790).]] |
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[[Datei:Magasin des modes nouvelles françaises (-1...) bpt6k1025111d.jpg|mini|hochkant|Duhamel nach Jean-Florent Defraine: Damenhut {{"|à la Tarare}} (1787).]] |
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Die [[Inszenierung]] erforderte über 70 Sänger und Sängerinnen und über 30 Tänzer und Tänzerinnen; der Aufwand belief sich auf 200 000 [[Livre]]s.<ref>[[Christian Felix Weiße]] (Hrsg.): ''Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste,'' 35. Band, Dyck, Leipzig 1788 ({{Digitalisat|GB=9IhKAAAAcAAJ&pg=PA306&lpg=PA306&dq=%22calpigi%22&source=bl&ots=qI6hLhP7Zi&sig=eT4WiU9qzKBB8E9byVoDiIsvxsk&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjr3-GP07TdAhWLCSwKHfsNDAUQ6AEwEXoECAAQAQ#v=onepage&q&f=true}}), S. 311.</ref> 50 000 Livres für [[Bühnenbild]] und [[Kostüm (Darstellende Kunst)|Kostüme]] steuerte der königliche Haushalt bei.<ref>[[Maurice Lever]]: ''Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais,'' Band 3, [[Fayard (Verlag)|Fayard]], Paris 2004, ISBN 978-2-213-62140-1, S. 85.</ref> Die Premiere, der die Brüder des Königs beiwohnten, war ein Erfolg. Als das [[Publikum]] gegen alle Regeln die Autoren zu sehen verlangte, zwangen Tänzerinnen Salieri, auf der Bühne zu erscheinen, während Beaumarchais sich nicht zeigte.<ref>''Souvenirs de Léonard, coiffeur de la Reine Marie-Antoinette,'' 2. Band, Alphonse Levavasseur, Paris 1838, S. 317 f. ({{Digitalisat|GB=pO4_zyzK074C&pg=PA317&dq=%22tarare%22+%22marie-antoinette%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi3o7PW9a_dAhXitYsKHRiQDeMQ6AEIWTAH#v=onepage&q&f=true}}). [[Dirigent]] war [[Jean-Baptiste Rey]].</ref> |
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Ob ihnen die Oper gefiel oder nicht – Größe billigten ihr die Zeitgenossen zu. Während aber Mouffle d’Angerville sie als {{"|theatralisch-musikalisches [[Ungeheuer|Monstrum]]}} bezeichnete<ref>(Barthélemy-François-Joseph Mouffle d’Angerville:) ''Mémoires secrets pour servir à l’histoire de la République des Lettres en France'' (…), 35. Band, John Adamson, London 1789, S. 236 ({{Digitalisat|https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k2066900/f235}}).</ref>, schrieb Gudin de La Brenellerie: {{"|Es war sicher die gewaltigste Erfindung und die stärkste [[moral]]ische [[Idee]], die man bis dahin auf irgendeine Bühne gebracht hatte.}}<ref>[[Maurice Tourneux]] (Hrsg.): ''Histoire de Beaumarchais par Gudin de La Brenellerie, Mémoires inédits publiés sur les manuscrits originaux,'' [[Plon (Verlag)|Plon]], Paris 1888, S. 365 f. ({{Digitalisat|https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k208029p/f396}}).</ref> |
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[[Datei:Tarare esquisse de décor (...)Percier Charles btv1b531132068.jpg|mini|[[Charles Percier]]: [[Bühnenbild]] zu ''Tarare'' (1795).]] |
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Bis Ostern 1788 erlebte ''Tarare'' 33 Vorstellungen. Die Oper beeinflusste selbst die Mode.<ref>Vgl. ''Magasin des modes nouvelles, françaises et anglaises'' (…), 2. Jahrg., Buisson, Paris 1787, S. 209–211, 236, 246 f., 259–261, 269 f., 276, 284 und zugehörige Tafeln.</ref> Nach dem Ende des [[Ancien Régime]] wurde das zeitgebundene Werk vier Mal – das erste Mal noch von Beaumarchais selber – den veränderten politischen Bedingungen angepasst<ref>1790 der Entmachtung von [[Klerus]] und [[Adel]], 1795 der Ausrufung der [[Erste Französische Republik|Republik]], 1802 der Einführung der [[Französisches Konsulat|Konsulat]]s[[verfassung]], 1819 der [[Restauration (Frankreich)|Restauration]].</ref>, was mit seiner völligen Verstümmelung endete. |
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Im Vorwort der Ausgabe von 1790 rechnete sich Beaumarchais zu den {{"|besorgten Denkern, die gezwungen waren, ihre Ideen zu verschleiern, die sich in [[Allegorie]]n hüllten und mühsam der [[Französische Revolution|Revolution]] das Feld bereiteten}}.<ref>Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): ''Beaumarchais, Œuvres,'' Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 1458.</ref> Im damals entstandenen Nachspiel ''Couronnement de Tarare (Krönung von T.)'' gestattet der Titelheld Priestern und Nonnen die Heirat, Calpigi und Spinette die [[Ehescheidung|Scheidung]]. Auch wendet er sich halbherzig gegen die [[Sklaverei]] (wobei auf geschmacklose Weise karikierte Schwarze auftreten).<ref>Maurice Lever: ''Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais,'' Band 1, Fayard, Paris 1999, ISBN 978-2-213-59561-0, S. 252, bezeichnet Beaumarchais, der mit der Erbin einer Plantage auf [[Martinique]] verlobt gewesen war, als {{"|reuigen Sklavenhalter}}.</ref> Andererseits werden [[Sansculotten]] in die Schranken gewiesen: Soldaten, friedliche Bürger, junge Bauersleute und – als Warnung vor einer gewaltsamen Niederschlagung der Revolution? – Priester des Todes tragen [[Transparent (Banner)|Transparente]] mit [[Slogan]]s, die sich gegen die [[Anarchie]] als Feindin der Freiheit richten.<ref>Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): ''Beaumarchais, Œuvres,'' Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 591–596.</ref> |
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In dieser Form wurde ''Tarere'' in Paris bis 1792 aufgeführt, in verstümmelter Form bis 1826, in Hamburg (wo Beaumarchais während der [[Terrorherrschaft]] Zuflucht gefunden hatte) noch 1841. Um 1880 veröffentlichte [[Gustave Lefèvre]] einen [[Klavierauszug]].<ref>In der Reihe ''[[Chefs-d’œuvre classiques de l’opéra français]]'' mit einer Einführung von Arthur Pougin, Théodore Michaelis, Paris o. J.</ref> Die [[Partitur]] wurde 1978 von [[Rudolph Angermüller]] neu herausgegeben<ref>Als Band 2 der Reihe ''Die Oper,'' Henle Verlag, München 1978.</ref>, allerdings als bloßer Nachdruck der Ausgabe von 1787. Wiederaufführungen [[Intimität|intimeren]] Zuschnitts als die Originalinszenierung fanden 1988 an den [[Schwetzinger Festspiele]]n und 1991 an der [[Opéra national du Rhin]] in Straßburg, Colmar und Mülhausen statt. |
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== Video == |
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* Mitschnitt der Koproduktion des [[Badisches Staatstheater|Badischen Staatstheaters]] Karlsruhe, des [[Pariser Oper|Théâtre national de l’Opéra de Paris]] und der [[Schwetzinger Festspiele]], mit den Deutschen Händel-Solisten, [[Jean-Claude Malgoire]] (musikalische Leitung), [[Jean-Louis Martinoty]] (Inszenierung), [[Heinz Balthes]] (Bühnenbild); Solisten: [[Gabriele Rossmanith]] (Natur), Klaus Kirchner (Genius des Feuers), Jean-Philippe Lafont (Atar), Howard Crook (Tarare), Zehava Gal (Astasie), Nicolas Rivencq (Arthenée), Hannu Niemelä (Altamort), Jean-François Gardeil (Urson), [[Eberhard Lorenz]] (Calpigi), Anna Caleb (Spinette), [[Süddeutscher Rundfunk]] Stuttgart 1988, DVD [[Arthaus Musik]] 100557 ({{YouTube|id=5I0jdLbAdp4}}) ({{YouTube|1=5I0jdLbAdp4}}). |
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== Libretto == |
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* ''Tarare, Opéra en cinq actes, avec un prologue, et un discours préliminaire, représenté pour la première fois, sur le théâtre de l’[[Pariser Oper|Académie-royale de musique]], le vendredi 8 juin 1787, Deuxième édition,'' P. de Lormel, Paris 1787<ref>[[Rezension]] in [[Christian Felix Weiße]] (Hrsg.): ''Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste,'' 35. Band, Dyck, Leipzig 1788, S. 291–311 ({{Digitalisat|GB=9IhKAAAAcAAJ&pg=PA306&lpg=PA306&dq=%22calpigi%22&source=bl&ots=qI6hLhP7Zi&sig=eT4WiU9qzKBB8E9byVoDiIsvxsk&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjr3-GP07TdAhWLCSwKHfsNDAUQ6AEwEXoECAAQAQ#v=onepage&q&f=true}}).</ref> ({{Digitalisat|GB=golSAAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=tarare+opéra+1787&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi8zJ-_z5HdAhUl_CoKHVvRCkoQ6AEINTAC#v=onepage&q&f=true}}). |
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* ''Tarare, Mélodrame en cinq actes, avec un prologue, représenté pour la première fois, sur le théâtre de l’[[Pariser Oper|Opéra]], le 8 juin 1787, Troisième édition, augmentée du Couronnement de Tarare, représenté le 3 d’Auguste 1790,'' P. de Lormel, Paris 1790 ({{Digitalisat|https://archive.org/stream/bub_gb_2H9MFFOVtTYC#page/n0}}). |
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* [[Pierre Larthomas]], unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): ''Beaumarchais, Œuvres,'' [[Gallimard]] ([[Bibliothèque de la Pléiade]]), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 511–596, 1427–1475. |
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== Partitur == |
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[[Datei:Air du 3e acte de (...)Cartier Jean-Baptiste btv1b9079828v.jpg|mini|hochkant|[[Jean-Baptiste Cartier]]: Bearbeitung der [[Arie]] von Calpigi im 3. [[Akt (Theater)|Akt]] (1790).]] |
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* ''Tarare, Opéra en cinq actes avec un prologue, Représenté pour la première fois sur le théâtre de l’Académie royale de musique le vendredi 8 juin 1787, Paroles de M. de Beaumarchais, Musique de M. Salieri, maïtre de chapelle de la Chambre de Sa Majesté l’Empereur, Deuxième édition,'' Imbault, Paris o. J. |
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== Adaptionen == |
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* [[Antonio Salieri]] ([[Libretto]]: [[Lorenzo Da Ponte]]): ''[[Axur, re d’Ormus]],'' Wien 1788.<ref>Übersetzung von Sarker ([[Pseudonym]]): ''Axur, König von Ormus, Ein tragikomisches Singspiel in fünf Aufzügen,'' Wien 1788.</ref> |
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* [[Johann Simon Mayr]] ([[Libretto]]: [[Felice Romani]]): ''Atar ossia Il serraglio d’Ormus,'' Genua 1814.<ref>Vgl. [[Ludwig Schiedermair]]: ''Beiträge zur Geschichte der Oper um die Wende des 18. und 19. Jahrh(underts),'' 2. Band, Breitkopf & Härtel, Leipzig 1910, S. 112–121 ({{Digitalisat|https://archive.org/stream/beitrgezurgesc02schi#page/112/mode/1up}}).</ref> |
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== Literatur == |
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* (Barthélemy-François-Joseph Mouffle d’Angerville:) ''Mémoires secrets pour servir à l’histoire de la République des Lettres en France'' (…), 35. Band, John Adamson, [[London|Londres]] 1789, S. 223–225, 236–248 et [[passim]] ({{Digitalisat|https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k2066900/f154}}). |
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* [[Ignaz Franz von Mosel]]: ''Über das Leben und die Werke des Anton Salieri'' (…), Johann Baptist Wallishausser, Wien 1827 ({{Digitalisat|GB=R9w2AQAAMAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=true}}), S. 98–114, 124 f., 128–132, 138–141, 172, 192 f. |
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* Max Dietz: ''Geschichte des musikalischen Dramas in Frankreich während der Revolution bis zum Directorium (1787 bis 1795) in künstlerischer, sittlicher und politischer Beziehung,'' Groscher & Blaha, Wien 1885, S. 15–38, 142–147, 149, 362–366 ({{Digitalisat|https://archive.org/stream/geschichtedesmu00dietgoog#page/n29/mode/1up}}); 2. Aufl., [[Breitkopf & Härtel]], Leipzig 1893. |
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* [[Maurice Tourneux]] (Hrsg.): ''Histoire de Beaumarchais par Gudin de La Brenellerie, Mémoires inédits publiés sur les manuscrits originaux,'' [[Plon (Verlag)|Plon]], Paris 1888, S. 365 f., 376–381 ({{Digitalisat|https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k208029p/f396}}). |
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* [[Anton Bettelheim]]: ''Beaumarchais, Eine Biographie,'' 2., neubearbeitete Aufl., [[Verlag C.H.Beck|C. H. Beck]], München 1911, S. 421–423, 429–435, 448 f. |
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* [[Rudolph Angermüller]]: ''Beaumarchais und Salieri,'' in: [[Carl Dahlhaus]], [[Hans Joachim Marx (Musikwissenschaftler)|Hans Joachim Marx]] et al. (Hrsg.): ''Bericht über den Internationalen Musikwissenschaftlichen Kongress Bonn 1970.'' |
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* [[Hans Heinrich Eggebrecht]] (Hrsg.): ''Bericht über das Symposium {{"|Reflexionen über Musikwissenschaft heute}},'' Gesellschaft für Musikforschung, Bärenreiter, Kassel 1971, ISBN 3-7618-0146-7, S. 325–327. |
|||
* Rudolph Angermüller: ''Salieris {{"|Tarare}} (1787) und {{"|Axur, re d’Ormus}} (1788), Vertonung eines Sujets für Paris und Wien,'' in: ''Hamburger Jahrbuch für Musikwissenschaft,'' Band 5, 1981, {{ISSN|0342-8303}}, S. 211–217. |
|||
* Jacques Joly: ''Un fol opéra, Tarare de Beaumarchais et Salieri,'' in: Jean-Paul Capdevielle, Peter-Eckhard Knabe (Hrsg.): ''Les écrivains français et l’opéra'' (''Kölner Schriften zur romanischen Kultur'' 7), dme-Verl. Mölich, Köln 1986, ISBN 3-922977-25-1, S. 95–108. |
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* [[Josef Heinzelmann]]: ''Beaumarchais' und Salieris Tarare, Ein Schlüsselwerk der Oper- und der Weltgeschichte,'' in: Programmbroschüre der Schwetzinger Festspiele 1988, und in: Badisches Staatstheater Karlsruhe, Spielzeit 1987/88, Musiktheater, Heft 12. |
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* [[Thomas Betzwieser]]: ''Exotismus als {{"|revolutionäres}} Element in der Oper, Tarare (1787) und Le couronnement de Tarare (1790) von Beaumarchais und Salieri,'' Vortrag bei ''I suoni dell’89,'' Reggio nell’Emilia 1989. |
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* Josef Heinzelmann: ''Tarare/Axur, re d’Ormus,'' in: Carl Dahlhaus et al. (Hrsg.): ''Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters,'' Band 5, [[Piper Verlag|Piper]], München 1994, ISBN 3-492-02415-7, S. 536–542. |
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* [[Maurice Lever]]: ''Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais,'' Band 3, [[Fayard (Verlag)|Fayard]], Paris 2004, ISBN 978-2-213-62140-1, S. 69–103. |
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* Andreas Hoebler: ''Antonio Salieris Opéra Tarare und die Umarbeitung in die Opera tragicomica Axur, re d’Ormus, Parallelität und Divergenz zweier Bühnenwerke'' (Dissertation Hochschule für Musik Frankfurt am Main, 2005), Der Andere Verlag, Tönning 2006, ISBN 3-89959-496-7. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat|Tarare (opera)|Tarare}} |
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* {{IMSLP2|id=Tarare (Salieri, Antonio)|cname=Tarare}} |
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* [https://digital.library.unt.edu/ark:/67531/metadc47/ Partitur als Digitalisat] im Virtual Rare Book Room der University of North Texas |
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* {{Corago|o|0000157090|Antonio Salieri|Tarare}} |
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== Einzelnachweise und Anmerkungen == |
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<references /> |
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{{Normdaten|TYP=w|GND=7549211-8|VIAF=202977890}} |
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*[http://rmasson.club.fr/index.html ''Tarare'' und ''Le Couronnement de Tarare'' im Volltext] (französisch) |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Operntitel]] |
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[[Kategorie:Oper aus dem 18. Jahrhundert]] |
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[[Kategorie:Oper in italienischer Sprache]] |
[[Kategorie:Oper in italienischer Sprache]] |
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[[Kategorie:Oper von Antonio Salieri]] |
[[Kategorie:Oper von Antonio Salieri]] |
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[[Kategorie:Musik 1787]] |
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[[Kategorie:Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais]] |
Aktuelle Version vom 16. Oktober 2024, 07:21 Uhr
Werkdaten | |
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Titel: | Tarare |
![]() Georg Braun, Frans Hogenberg: Hormus (1572) | |
Originalsprache: | Französisch |
Musik: | Antonio Salieri |
Libretto: | Pierre Augustin Caron de Beaumarchais |
Uraufführung: | 8. Juni 1787 |
Ort der Uraufführung: | Théâtre de l’Académie royale de musique, Paris |
Spieldauer: | 3 Stunden |
Ort und Zeit der Handlung: | Hormus (Persien), unbestimmte Zeit |
Personen | |
|
Tarare (Trara)[9] ist eine Oper in fünf Akten und mit einem Prolog, die in Zusammenarbeit von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais (Libretto) und Antonio Salieri (Musik) entstand. Das von den Ideen der Aufklärung geprägte, subversive Werk wurde in Paris zwei Jahre vor der Revolution[10] uraufgeführt.
Im folgenden Jahr schrieben Salieri und Lorenzo Da Ponte, der zuvor schon die Komödie Le mariage de Figaro von Beaumarchais zum Libretto Le nozze di Figaro für Mozart umgearbeitet hatte, auf Befehl Kaiser Josephs II. die italienische Version Axur, re d’Ormus (A., König von Hormus).[11]
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beaumarchais war in seiner Jugend Musiklehrer der Töchter Ludwigs XV. Seine Komödie Le Barbier de Séville schrieb er zuerst als Opéra-comique mit selbst arrangierter Musik. 1774 begeisterte ihn die Uraufführung von Christoph Willibald Glucks Iphigénie en Aulide. Im folgenden Jahr verfasste er das Libretto von Tarare in Prosa und die Hälfte der Verse. Die Fertigstellung verzögerte sich aber bis 1784, als der Erneuerer der Oper schon zu alt war, um die Musik zu liefern. Sein Lieblingsschüler Salieri dagegen triumphierte in Paris gerade mit Les Danaïdes, einen Tag vor der Premiere von Le mariage de Figaro. Beaumarchais quartierte den Kammerkomponisten Josephs II. bei sich ein, was es erleichterte, Musik und Text aufeinander abzustimmen.[12]
In einer an die Abonnenten der Oper gerichteten Erklärung bezeichnete Beaumarchais das damalige Musiktheater als langweilig, weil es die Hierarchie seiner Elemente, nämlich: 1. Handlung, 2. Wort, 3. Musik und 4. Tanz, auf den Kopf stelle. Es gelte, diese wiederherzustellen.[13]
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tarere spielt in einer orientalischen Despotie, wo es zu einer Revolution kommt.
Prolog
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(Wolken, die eine herrliche Landschaft enthüllen und wieder verhüllen)
Die Natur zeigt dem Genius des Feuers die Schatten ungeborener Menschen, deren Anlagen sie aus denjenigen unzähliger Generationen mischt, um daraus eine neue zu formen. Sie bezeichnet es als lächerlich, wenn die Mächtigen und Großen glaubten, aus besserem Stoff zu sein als ihre Mitbürger. Sie lässt den Genius des Feuers entscheiden, ob Atar oder Tarare – die Ähnlichkeit der Namen weist auf die von der Aufklärung postulierte Gleichheit der Menschen hin – König werden soll. Im Bewusstsein, mit einem Fehlentscheid ein Jahrhundert unglücklich machen zu können, wählt er Atar; Tarare wird Soldat. Die anderen Schatten protestieren: Niemand solle seinem Bruder befehlen. Die Natur entgegnet, diese große Idee werde sich erst in glücklicheren Zeiten verwirklichen lassen.[14]
Ausgangssituation
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Der tyrannische König Atar hasst den ebenso tugend- wie heldenhaften Milizenführer Tarare, obwohl ihn dieser einst vor dem Ertrinken gerettet hat. Er beneidet ihn um seine Beliebtheit und um seine Frau Astasie, mit der er, statt mit wechselnden Sklavinnen zu schlafen, eine glückliche Einehe führt. Im Auftrag Atars verwüstet Armeegeneral Altamort Tarares Gärten, ermordet seine Sklaven, brennt sein Landhaus nieder und entführt Astasie.
1. Akt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](Saal im Palast von Atar)
Szenen 1 f.: Der Chef der Eunuchen Calpigi bittet Atar vergeblich um Gnade für Tarare, dem auch er sein Leben und darüber hinaus seine Stellung verdankt. Der König befiehlt ihm, zur Überführung Astasies in sein Serail ein Fest zu veranstalten.
Szenen 3–5: Die Entführte wird wie eine Jagdbeute hereingetragen. Einen Sklaven, der Mitleid mit ihr bekundet, erdolcht Atar. Er gibt Astasie den Decknamen Irza und beauftragt die Intrigantin Spinette, sie auf ihre Pflichten als königliche Konkubine vorzubereiten.
Szenen 6 f.: Tarare hält den Überfall auf sein Landgut für das Werk christlicher Korsaren. Atar, der sich nichts anmerken lässt, schenkt ihm einen neuen Palast und hundert Tscherkessinnen. Er verspottet ihn wegen seiner Liebe zu Astasie. Tarare aber ist entschlossen, seine Frau zu befreien. Atar beauftragt Altamort, Tarare auf der Suche nach den „Briganten“ zu begleiten und nicht lebend zurückkehren zu lassen.
2. Akt
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(Platz vor dem Palast von Atar und dem Tempel von Brahma)
Szenen 1–3: Arthenée wird von Atar beauftragt, seinen Sohn Altamort durch ein Orakel zum Kommandanten der Strafexpedition gegen die „Briganten“ bestimmen zu lassen. Dabei machen Priester und König kein Hehl daraus, dass die Religion für sie nur ein Mittel zur Beherrschung des Volkes ist.
Szenen 4–6: Calpigi informiert Tarare, dass sich Astasie im Serail des Königs befindet und dass Altamort sie entführt hat. Er anerbietet sich, an der meerseitigen Mauer der Serailgärten eine seidene Leiter zu befestigen, mit deren Hilfe Tarare die Gattin in der Nacht befreien kann.
(Das Portal des Tempels verschwindet, so dass man dessen Inneres sieht.)
Szenen 7 f.: Der zum Werkzeug der Vorsehung bestimmte Knabe Élamir wird von Arthenée instruiert, Altamort zu nennen, nennt aber aus Versehen Tarare. Der Beifall des Volkes und der Soldaten zwingt Atar, die Ernennung zu bestätigen. Tarare schwört öffentlich Rache. Altamort nennt ihn einen arroganten Nichtadligen[15]. Tarare erwidert, statt Ahnen habe er Siege vorzuweisen, während Altamort noch ein halbes Kind sei.[16] Er verabredet sich mit ihm zum Duell.
3. Akt
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(Gärten des Serails, illuminiertes Parterre mit Diwan unter Baldachin)
Szenen 1–3: Das für den folgenden Tag geplante Fest soll nach Atars Willen sofort stattfinden. Urson schildert den Verlauf des Duells zwischen Tarare und Altamort, bei dem Ersterer seinen verwundeten Beleidiger am Leben ließ.
Szene 4: Das Corps de ballet karikiert die Gesellschaft Europas, indem es galante Tänze als Schäfer verkleideter Adliger mit derben Springtänzen von Bauersleuten konfrontiert. Der Chor rühmt, die (adlige) Ehefrau genieße Freiheit in der Liebe. Spinette nennt Ehegott Hymen einen Despoten, die Liebe eine Republik. Atar krönt „Irza“ zur Sultanin. Calpigi muss seine Lebensgeschichte erzählen: Seiner schönen Stimme wegen ließ ihn der geldgierige Vater kastrieren.[17] Spinette heiratete ihn nur, um ungeniert der Libertinage frönen zu können. Aus Rache verkaufte er sie einem Korsaren. Doch dieser entführte auch ihn und kettete ihn ans Bett seiner Frau. Als er die beiden dem Schah von Persien verkaufen wollte, rettete ihn Tarare. Dass bei der Nennung dieses Namens Jubel ausbricht, ärgert Atar.[18] (Video auf YouTube; Calpigi: Eberhard Lorenz) Er folgt Astasie in ihr Appartement.
(Es ist sehr dunkel.)
Szenen 5–7: Tarare überwindet die Mauer, obwohl er verfolgt wurde. Calpigi hat alles vorbereitet, um ihn in einen stummen Schwarzen zu verwandeln. Von Athasie abgewiesen, will Atar sich rächen, indem er dem Stummen den Kopf abschlägt, ihn unkenntlich macht und der Widerspenstigen als jenen Tarares präsentieren lässt. Da dies ihren Widerstand aber nicht brechen würde, beschließt er stattdessen, sie zur Strafe mit dem Stummen zu verheiraten.
4. Akt
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(Salon im Appartement von Astasie)
Szenen 1–4: Astasie ist entschlossen zu sterben, wenn der König sie zwingt, seine Frau zu werden. Von Calpigie erfährt sie dann, wie sich Atar für die erfahrene Zurückweisung rächen will. Damit er sie nicht mit dem Stummen verheiraten kann, stattet Astasie Spinette mit den Insignien der Sultanin aus und versteckt sich.
Szenen 5 f.: Der verkleidete Tarare wird zur verkleideten Spinette geführt, die ihn hässlich, aber gut gebaut findet. Als er merkt, dass er nicht Astasie vor sich hat, und ihm Spinette gesteht, dass sie in Tarare verliebt ist, vergisst er vor Überraschung, den Stummen zu spielen. Spinette zieht ihm die Maske aus, erkennt ihn aber nicht (oder gibt vor, es nicht zu tun) und macht ihm Avancen. (Video auf YouTube; Tarare: Howard Crook; Spinette: Anna Caleb)
Szenen 7 f.: Auf Befehl Atars soll Urson den Stummen töten. Calpigi informiert ihn, wer dieser in Wirklichkeit ist. Darauf vollstreckt Urson das Urteil nicht, verhaftet Tarare jedoch. Calpigi sieht nun nicht nur dessen Leben und das seinige, sondern auch dasjenige Atars in Gefahr. Denn, so sagt er (gleich zweimal): „Der Missbrauch der höchsten Macht endet immer damit, sie zu untergraben.“[19]
5. Akt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](Zu einer Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen vorbereiteter Innenhof des Palasts)
Szenen 1–4: Atar freut sich auf Tarares Tod, doch Calpigi ist flüchtig. Arthénée soll den „Mörder seines Sohnes“ verurteilen, hat aber ein schlechtes Vorgefühl. Verzweifelt, weil er Astasie nicht wiedergefunden hat, verlangt Tarare selber seine Hinrichtung. Altamort habe Atar eine andere Frau überbracht. Der König solle sich vor einem Aufstand hüten. Spinette gesteht, sich als „Irza“ ausgegeben zu haben. Arthémée verurteilt Tarare und Astasie. Die beiden erkennen sich wieder. Als Atar befiehlt, nur Tarare hinzurichten, zieht Astasie einen Dolch, um mit ihm zu sterben.
Szenen 5 f.: Eunuchen berichten, die Palastwache sei überwältigt, das Tor gestürmt worden. Calpigi erscheint mit Urson und der gesamten Miliz. Die Soldaten stürzen den Scheiterhaufen um. Tarare versucht, sie vom Meutern abzuhalten. Doch sie erklären Atar für abgesetzt und, auf Vorschlag Calpigis, Tarare zu dessen Nachfolger. Atar erdolcht sich, nicht ohne zuvor noch die Macht an Tarere zu übergeben und diesem dadurch den Vorwurf zu ersparen, sie usurpiert zu haben.
Szenen 7–10: Tarare lehnt die Königswürde ab und will sich mit Astasie ins Privatleben zurückziehen. Da er aber immer noch gefesselt ist, kann ihn Arthenée, von Urson angewiesen, gegen seinen Willen krönen. Alle huldigen ihm, Calpigi und Urson lösen seine Fesseln. Wolken senken sich herab, denen die Natur und der Genius des Feuers entsteigen, um den Akt zu sanktionieren. Am Ende der Oper verkünden sie, was gleichzeitig in Flammenschrift auf den Wolken zu lesen ist:
Erfolg und Wiederentdeckung
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Die Inszenierung erforderte über 70 Sänger und Sängerinnen und über 30 Tänzer und Tänzerinnen; der Aufwand belief sich auf 200 000 Livres.[21] 50 000 Livres für Bühnenbild und Kostüme steuerte der königliche Haushalt bei.[22] Die Premiere, der die Brüder des Königs beiwohnten, war ein Erfolg. Als das Publikum gegen alle Regeln die Autoren zu sehen verlangte, zwangen Tänzerinnen Salieri, auf der Bühne zu erscheinen, während Beaumarchais sich nicht zeigte.[23]
Ob ihnen die Oper gefiel oder nicht – Größe billigten ihr die Zeitgenossen zu. Während aber Mouffle d’Angerville sie als „theatralisch-musikalisches Monstrum“ bezeichnete[24], schrieb Gudin de La Brenellerie: „Es war sicher die gewaltigste Erfindung und die stärkste moralische Idee, die man bis dahin auf irgendeine Bühne gebracht hatte.“[25]

Bis Ostern 1788 erlebte Tarare 33 Vorstellungen. Die Oper beeinflusste selbst die Mode.[26] Nach dem Ende des Ancien Régime wurde das zeitgebundene Werk vier Mal – das erste Mal noch von Beaumarchais selber – den veränderten politischen Bedingungen angepasst[27], was mit seiner völligen Verstümmelung endete.
Im Vorwort der Ausgabe von 1790 rechnete sich Beaumarchais zu den „besorgten Denkern, die gezwungen waren, ihre Ideen zu verschleiern, die sich in Allegorien hüllten und mühsam der Revolution das Feld bereiteten“.[28] Im damals entstandenen Nachspiel Couronnement de Tarare (Krönung von T.) gestattet der Titelheld Priestern und Nonnen die Heirat, Calpigi und Spinette die Scheidung. Auch wendet er sich halbherzig gegen die Sklaverei (wobei auf geschmacklose Weise karikierte Schwarze auftreten).[29] Andererseits werden Sansculotten in die Schranken gewiesen: Soldaten, friedliche Bürger, junge Bauersleute und – als Warnung vor einer gewaltsamen Niederschlagung der Revolution? – Priester des Todes tragen Transparente mit Slogans, die sich gegen die Anarchie als Feindin der Freiheit richten.[30]
In dieser Form wurde Tarere in Paris bis 1792 aufgeführt, in verstümmelter Form bis 1826, in Hamburg (wo Beaumarchais während der Terrorherrschaft Zuflucht gefunden hatte) noch 1841. Um 1880 veröffentlichte Gustave Lefèvre einen Klavierauszug.[31] Die Partitur wurde 1978 von Rudolph Angermüller neu herausgegeben[32], allerdings als bloßer Nachdruck der Ausgabe von 1787. Wiederaufführungen intimeren Zuschnitts als die Originalinszenierung fanden 1988 an den Schwetzinger Festspielen und 1991 an der Opéra national du Rhin in Straßburg, Colmar und Mülhausen statt.
Video
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mitschnitt der Koproduktion des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, des Théâtre national de l’Opéra de Paris und der Schwetzinger Festspiele, mit den Deutschen Händel-Solisten, Jean-Claude Malgoire (musikalische Leitung), Jean-Louis Martinoty (Inszenierung), Heinz Balthes (Bühnenbild); Solisten: Gabriele Rossmanith (Natur), Klaus Kirchner (Genius des Feuers), Jean-Philippe Lafont (Atar), Howard Crook (Tarare), Zehava Gal (Astasie), Nicolas Rivencq (Arthenée), Hannu Niemelä (Altamort), Jean-François Gardeil (Urson), Eberhard Lorenz (Calpigi), Anna Caleb (Spinette), Süddeutscher Rundfunk Stuttgart 1988, DVD Arthaus Musik 100557 (Video auf YouTube) (Video auf YouTube).
Libretto
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tarare, Opéra en cinq actes, avec un prologue, et un discours préliminaire, représenté pour la première fois, sur le théâtre de l’Académie-royale de musique, le vendredi 8 juin 1787, Deuxième édition, P. de Lormel, Paris 1787[33] (Digitalisat ).
- Tarare, Mélodrame en cinq actes, avec un prologue, représenté pour la première fois, sur le théâtre de l’Opéra, le 8 juin 1787, Troisième édition, augmentée du Couronnement de Tarare, représenté le 3 d’Auguste 1790, P. de Lormel, Paris 1790 (Digitalisat ).
- Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): Beaumarchais, Œuvres, Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 511–596, 1427–1475.
Partitur
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- Tarare, Opéra en cinq actes avec un prologue, Représenté pour la première fois sur le théâtre de l’Académie royale de musique le vendredi 8 juin 1787, Paroles de M. de Beaumarchais, Musique de M. Salieri, maïtre de chapelle de la Chambre de Sa Majesté l’Empereur, Deuxième édition, Imbault, Paris o. J.
Adaptionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Antonio Salieri (Libretto: Lorenzo Da Ponte): Axur, re d’Ormus, Wien 1788.[34]
- Johann Simon Mayr (Libretto: Felice Romani): Atar ossia Il serraglio d’Ormus, Genua 1814.[35]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- (Barthélemy-François-Joseph Mouffle d’Angerville:) Mémoires secrets pour servir à l’histoire de la République des Lettres en France (…), 35. Band, John Adamson, Londres 1789, S. 223–225, 236–248 et passim (Digitalisat ).
- Ignaz Franz von Mosel: Über das Leben und die Werke des Anton Salieri (…), Johann Baptist Wallishausser, Wien 1827 (Digitalisat ), S. 98–114, 124 f., 128–132, 138–141, 172, 192 f.
- Max Dietz: Geschichte des musikalischen Dramas in Frankreich während der Revolution bis zum Directorium (1787 bis 1795) in künstlerischer, sittlicher und politischer Beziehung, Groscher & Blaha, Wien 1885, S. 15–38, 142–147, 149, 362–366 (Digitalisat ); 2. Aufl., Breitkopf & Härtel, Leipzig 1893.
- Maurice Tourneux (Hrsg.): Histoire de Beaumarchais par Gudin de La Brenellerie, Mémoires inédits publiés sur les manuscrits originaux, Plon, Paris 1888, S. 365 f., 376–381 (Digitalisat ).
- Anton Bettelheim: Beaumarchais, Eine Biographie, 2., neubearbeitete Aufl., C. H. Beck, München 1911, S. 421–423, 429–435, 448 f.
- Rudolph Angermüller: Beaumarchais und Salieri, in: Carl Dahlhaus, Hans Joachim Marx et al. (Hrsg.): Bericht über den Internationalen Musikwissenschaftlichen Kongress Bonn 1970.
- Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.): Bericht über das Symposium „Reflexionen über Musikwissenschaft heute“, Gesellschaft für Musikforschung, Bärenreiter, Kassel 1971, ISBN 3-7618-0146-7, S. 325–327.
- Rudolph Angermüller: Salieris „Tarare“ (1787) und „Axur, re d’Ormus“ (1788), Vertonung eines Sujets für Paris und Wien, in: Hamburger Jahrbuch für Musikwissenschaft, Band 5, 1981, ISSN 0342-8303, S. 211–217.
- Jacques Joly: Un fol opéra, Tarare de Beaumarchais et Salieri, in: Jean-Paul Capdevielle, Peter-Eckhard Knabe (Hrsg.): Les écrivains français et l’opéra (Kölner Schriften zur romanischen Kultur 7), dme-Verl. Mölich, Köln 1986, ISBN 3-922977-25-1, S. 95–108.
- Josef Heinzelmann: Beaumarchais' und Salieris Tarare, Ein Schlüsselwerk der Oper- und der Weltgeschichte, in: Programmbroschüre der Schwetzinger Festspiele 1988, und in: Badisches Staatstheater Karlsruhe, Spielzeit 1987/88, Musiktheater, Heft 12.
- Thomas Betzwieser: Exotismus als „revolutionäres“ Element in der Oper, Tarare (1787) und Le couronnement de Tarare (1790) von Beaumarchais und Salieri, Vortrag bei I suoni dell’89, Reggio nell’Emilia 1989.
- Josef Heinzelmann: Tarare/Axur, re d’Ormus, in: Carl Dahlhaus et al. (Hrsg.): Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, Band 5, Piper, München 1994, ISBN 3-492-02415-7, S. 536–542.
- Maurice Lever: Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais, Band 3, Fayard, Paris 2004, ISBN 978-2-213-62140-1, S. 69–103.
- Andreas Hoebler: Antonio Salieris Opéra Tarare und die Umarbeitung in die Opera tragicomica Axur, re d’Ormus, Parallelität und Divergenz zweier Bühnenwerke (Dissertation Hochschule für Musik Frankfurt am Main, 2005), Der Andere Verlag, Tönning 2006, ISBN 3-89959-496-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tarare: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- Partitur als Digitalisat im Virtual Rare Book Room der University of North Texas
- Tarare (Antonio Salieri) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna
Einzelnachweise und Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Abwechselnd auch als Sultan oder Kaiser bezeichnet.
- ↑ Abwertende Bezeichnung für Trompetenschall. Hinweis auf niedrigen Stand. Vgl. Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): Beaumarchais, Œuvres, Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 504, inkl. Anm. 2–4.
- ↑ Von Atar Irza genannt.
- ↑ Alta mors = hoher Tod.
- ↑ In der Tradition von Arlecchino in der Commedia dell’arte.
- ↑ Hoher Tenor.
- ↑ Spinetta = andere Bezeichnung für den Typus der Colombina in der Commedia dell’arte.
- ↑ El-Amir = Emir.
- ↑ Von Beaumarchais nach dessen eigenen Angaben wegen der Reklamewirkung als Titel gewählt. Vgl. Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): Beaumarchais, Œuvres, Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 504, inkl. Anm. 2–4.
- ↑ Kurz vorher hatte die Notabelnversammlung die Steuerreform des Ministers Calonne abgelehnt und war in den Vereinigten Staaten der Verfassungskonvent zusammengetreten.
- ↑ Die erheblichen Unterschiede zwischen Tarere und Axur erklären sich unter anderem dadurch, dass sich mittlerweile auch der Widerstand gegen die Reformen Josephs II. verstärkt hatte und dass auf der französischen Opernbühne Schauspieler sangen, auf der italienischen hingegen Sänger schauspielerten. Eine tabellarische Darstellung der Unterschiede findet sich bei Ignaz Franz von Mosel: Über das Leben und die Werke des Anton Salieri (…), Johann Baptist Wallishausser, Wien 1827 (Digitalisat ), S. 98–112. Von den Personen wurde Atar zu Axur, Tarare zu Atar (!), Calpigi zu Biscroma, Astasie zu Aspasia, Spinette zu Fiammetta.
- ↑ Beaumarchais schreibt: „(…) Herr Salieri ist ein geborener Dichter, und ich bin ein wenig Musiker.“ Vgl. Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): Beaumarchais, Œuvres, Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 506.
- ↑ Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): Beaumarchais, Œuvres, Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 497–510 (Aux abonnés de l’Opéra qui voudraient aimer l’opéra), hier: S. 498.
- ↑ Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): Beaumarchais, Œuvres, Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 513–521.
- ↑ „Arrogant soldat de fortune“ (Szene 8).
- ↑ Im damaligen Frankreich konnten Adlige schon als Jugendliche, Nichtadlige dagegen nur in Ausnahmefällen Offiziere werden.
- ↑ Vom späten 16. bis ins 19. Jahrhundert wurden in Italien viele Knaben kastriert, um ihnen eine Laufbahn als Sänger zu ermöglichen.
- ↑ Calpigis Romanze Je suis né natif de Ferrare (Ich wurde als Beisasse von Ferrara geboren) war so populär wie Figaros Non più andrai von Mozart. In Axur wird sie von Biscroma gesungen und beginnt mit den Worten: Nato io son nello stato romano (Geboren wurde ich im Kirchenstaat).
- ↑ Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): Beaumarchais, Œuvres, Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 576 f.
- ↑ Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): Beaumarchais, Œuvres, Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 589, wiederholt auf S. 503 und 505 (Aux abonnés de l’Opéra qui voudraient aimer l’opéra) sowie 596 (Couronnement de Tarare). Beaumarchais und Salieri schrieben 1787 auch einen alternativen Schluss, in dem zur Abwehr eines Angriffs „hochmütiger Europäer“ aufgerufen und von Tarare und Astasie eine gerechte und menschliche Regierung verlangt wird. Vgl. ebendort, S. 589 f.
- ↑ Christian Felix Weiße (Hrsg.): Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, 35. Band, Dyck, Leipzig 1788 (Digitalisat ), S. 311.
- ↑ Maurice Lever: Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais, Band 3, Fayard, Paris 2004, ISBN 978-2-213-62140-1, S. 85.
- ↑ Souvenirs de Léonard, coiffeur de la Reine Marie-Antoinette, 2. Band, Alphonse Levavasseur, Paris 1838, S. 317 f. (Digitalisat ). Dirigent war Jean-Baptiste Rey.
- ↑ (Barthélemy-François-Joseph Mouffle d’Angerville:) Mémoires secrets pour servir à l’histoire de la République des Lettres en France (…), 35. Band, John Adamson, London 1789, S. 236 (Digitalisat ).
- ↑ Maurice Tourneux (Hrsg.): Histoire de Beaumarchais par Gudin de La Brenellerie, Mémoires inédits publiés sur les manuscrits originaux, Plon, Paris 1888, S. 365 f. (Digitalisat ).
- ↑ Vgl. Magasin des modes nouvelles, françaises et anglaises (…), 2. Jahrg., Buisson, Paris 1787, S. 209–211, 236, 246 f., 259–261, 269 f., 276, 284 und zugehörige Tafeln.
- ↑ 1790 der Entmachtung von Klerus und Adel, 1795 der Ausrufung der Republik, 1802 der Einführung der Konsulatsverfassung, 1819 der Restauration.
- ↑ Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): Beaumarchais, Œuvres, Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 1458.
- ↑ Maurice Lever: Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais, Band 1, Fayard, Paris 1999, ISBN 978-2-213-59561-0, S. 252, bezeichnet Beaumarchais, der mit der Erbin einer Plantage auf Martinique verlobt gewesen war, als „reuigen Sklavenhalter“.
- ↑ Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): Beaumarchais, Œuvres, Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 2-07-011137-7, S. 591–596.
- ↑ In der Reihe Chefs-d’œuvre classiques de l’opéra français mit einer Einführung von Arthur Pougin, Théodore Michaelis, Paris o. J.
- ↑ Als Band 2 der Reihe Die Oper, Henle Verlag, München 1978.
- ↑ Rezension in Christian Felix Weiße (Hrsg.): Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, 35. Band, Dyck, Leipzig 1788, S. 291–311 (Digitalisat ).
- ↑ Übersetzung von Sarker (Pseudonym): Axur, König von Ormus, Ein tragikomisches Singspiel in fünf Aufzügen, Wien 1788.
- ↑ Vgl. Ludwig Schiedermair: Beiträge zur Geschichte der Oper um die Wende des 18. und 19. Jahrh(underts), 2. Band, Breitkopf & Härtel, Leipzig 1910, S. 112–121 (Digitalisat ).