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„Benutzer:HerbertErwin/Spielwiese“ – Versionsunterschied

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== Ontologisches Quadrat ==
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'Um mit Ethik überhaupt sinnvoll beginnen zu können, muss – im Rahmen der [[Metaethik]] – geklärt sein, dass die Ethik eine rationale Disziplin ist, das heißt, dass ihre normativen oder valuativen Propositionen wahr oder falsch sein können. Allein auf dieser Grundlage lassen sich ethische Systeme kritisieren.

'''Verhältnis von Sein und Sollen'''

Ethische Aussagen können nicht aus irgendwelchen empirischen Tatsachen abgeleitet werden wie z.B. der allgemeinen Anerkennung sozial geltender Werte (vgl. [[naturalistischer Fehlschluss]]). Sollen impliziert Können: Es kann kein Gebot geben, etwas zu tun, was nicht möglich ist.

'''Kategorische und hypothetische Imperative'''

Die Pflicht moralisch zu sein, ist nicht auf subjektive Interessen zurückführbar. Man sollte nicht deswegen moralisch sein, weil das langfristig im wohlverstandenen Eigeninteresse ist, sondern weil es eben moralisch ist.

= Rescher =
== Werk ==
Der Ausgangspunkt Reschers stellt eine Auseinandersetzung mit dem [[Logischer Positivismus |Logischen Positivismus]] dar. Sein Ziel ist es, die Methodik der [[analytische Philosophie |analytischen Philosophie]] mit traditionellen philosophischen Problemstellungen zu verknüpfen. Reschers Werk ist von großer systematischer und historischer Breite gekennzeichnet. Seine Philosophie vereinigt in sich kohärenztheoretische, pragmatische und idealistische Komponenten. Impulsgebend waren vor allem seine Arbeiten zur Kohärenztheorie der Wahrheit.

=== Kohärenztheorie der Wahrheit ===
Rescher Kohärenztheorie ist eine Theorie zur Bestimmung der Kriterien von Wahrheit. Bei der Definition von Wahrheit schließt er sich der [[Korrespondenztheorie]] an: Wahrheit meine die Übereinstimmung einer Proposition mit einer Tatsache.

Rescher unterscheidet zwei Arten von Wahrheitskriterien: garantierende (''guaranteeing'') und legitimierende (''authorizing'') Kriterien. Erstere geben vollkommene Sicherheit in Bezug auf das Vorliegen von Wahrheit, während letztere lediglich einen stützenden Charakter haben. Nach Reschers Ansicht genügt es, wenn ein solches Kriterium das Vorliegen von Wahrheit wahrscheinlicher macht. Rescher schränkt dann die Geltung des Kohärenzbegriffs weiter auf die Explikation von Tatsachenaussagen – Rescher spricht von „Daten“ – ein, während für die Wahrheit von logisch-mathematischen Aussagen nach seiner Ansicht pragmatische Kriterien herangezogen werden müssen. Daten sind dabei von vornherein als sprachliche Entitäten konzipiert und nicht als reine Tatsachen. Die Akzeptierbarkeit von Daten wird dabei ebenfalls nach pragmatischen Kriterien gerechtfertigt.
Eine Theorie oder Aussagensystem kann nach Rescher dann als kohärent bezeichnet werden, wenn sie folgende drei Aspekte erfüllt:
* ''Umfassendheit (comprehensiveness)'': alle relevanten Sätze werden berücksichtigt; die Theorie ist logisch geschlossen.
* ''Konsistenz (consistency)'': die Theorie enthält keine logisch-kontradiktorischen Sätze.
* ''Zusammengefügtheit (cohesiveness)'': die Sätze der Theorie werden in ihren Beziehungen bzw. Kontexten zu den anderen Sätzen expliziert; die Beziehungen zwischen den Sätzen sind logisch einwandfrei.



= Vittorio Hösle =
== Leben ==
Hösle wuchs bis zu seinem sechsten Lebensjahr in Mailand auf. 1966 kam er nach Deutschland, wo er – nachdem er zwei Klassen übersprungen hatte – mit 17 das Abitur ablegte. Hösle studierte Philosophie, Allgemeine Wissenschaftsgeschichte, Klassische Philologie und Indologie in Regensburg, Tübingen, Bochum und Freiburg. 1982 promovierte er mit der Arbeit ''„Wahrheit und Geschichte. Studien zur Struktur der Philosophiegeschichte unter paradigmatischer Analyse der Entwicklung von Parmenides bis Platon“'' in Tübingen. Dort habilierte er sich im Jahre 1986 mit ''„Subjektivität und Intersubjektivität. Untersuchungen zu Hegels System“.'' Im Juni 1986 wurde er Privatdozent für das Fach Philosophie an der [[Universität Tübingen]].

1993 nahm Hösle einen Ruf auf einen Lehrstuhl an der [[Universität Duisburg-Essen|Universität-Gesamthochschule Essen]] an. 1997 wurde er Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie in Hannover, 1999 Professor an der University of Notre Dame.

=== Gesellschaftliches Engagement ===

Neben seiner akademischen Tätigkeit war und ist Hösle auch auf vielfältige Weise gesellschaftlich engagiert. Seit 1986 verfasste er mehrere Expertisen für das [[Bundeskanzleramt]], wo er sich u.a. kritisch über den Zustand der zeitgenössischen Philosohie äußerte. Im Herbst 1987 arbeitete er in Rom für das italienische Staatsfernsehen [[RAI]] den Rahmen eines unter der Schirmherrschaft des [[Europarat]]es stehenden Projektes aus, philosophische Fragen für das Fernsehen darzustellen. Seit 1989 hält er darüber hinaus Seminare für Führungskräfte aus der Wirtschaft. 1990 war er Mitglied der Kommision von [[Hoechst]] zur ethischen Bewertung der „[[Abtreibungspille]]“ RU 486. Seit 1990 ist er Mitglied der [[DAAD]]-Kommision für Südeuropa. Von 1993 bis 1996 war er Mitglied des Gesprächskreises „Ökonomie-Ökologie“ des badenwürttembergischen Umweltministeriums.

Gegenwärtig wirkt Hösle als Beiratsmitglied im „Komitee für eine Demokratische UNO“ mit und gehört auch zum Unterstützerkreis der „[[Global Marshall Plan]]-Initiative“.

= Ernest Mandel =
=== Macht und Geld ===
Aus seiner publizistischen Aktivität der letzten Jahre ragt sein 1992 erschienenes Buch ''Power and money'' (dt. ''Macht und Geld'') heraus, in dem er seine Theorien über die Bürokratie zusammenfasste. Mandel behandelt folgende Fragestellungen zum Thema Bürokratie:
* Was ist die Funktion von Bürokratien im Kapitalismus?
* Wie entsethen Bürokratien in den Organisationen der Arbeiterinnen– und Arbeiterbewegung?
* Was ist der Grund für den repressiven Charakter der Bürokratien revolutionärer-sozialistischer Parteien an der Macht?
* Wie kann Bürokratie in einer nachkapitalistischen Gesellschaft vermieden werden?

==== Bürokratien im Kapitalismus ====
Mandel unterscheidet im Prinzip drei Formen bürgerlicher Bürokratien: staatliche, aus Sozialreformen erwachsene para-staatliche und die Bürokratien der großen Unternehmen. Sie nutzen alle, mehr oder minder, den Macht- und Profitinteressen der herrschenden Klasse, führen ein Eigenleben und dehnen sich generell beharrlich aus.
Die Funktion der Bürokratien in der Dritten Welt ist seiner Ansicht nach, die Bürger und Staatsfinanzen zu plündern und den Reichtum ins Ausland zu bringen, womit sie ebenso wie durch das Führen von Kriegen oder Stellvertreterkriegen der progressiven Weiterentwicklung ihrer Staaten erfolgreich entgegenwirken.

==== Bürokratien in den Organisationen der Arbeiterbewegung ====


Durch das Eindringen gesellschaftlicher Arbeitsteilung bildete sich schon in sozialdemokratischen Organisationen eine Arbeiterbürokratie. Von der Klasse und den einfachen Mitgliedern abgehoben, wurden bezahlte Funktionäre Träger des "Organisationsfetischismus", einer Sicht, der die eigenen Apparate und erkämpfte Teilerrungenschaften alles sind. Zu deren Verteidigung trieben sie Konsenspolitik mit der herrschenden Klasse und biederten sich ihr an. Im August 1914 erreichte das mit der Zustimmung zum imperialistischen Krieg den ersten Höhepunkt. Danach setzte sich die Entwicklung bis zur heute vonstatten gehenden Übernahme des Neoliberalismus ins Arsenal der eigenen Ideologie und Politik fort. Während Rosa Luxemburg, Antonio Gramsci und Leo Trotzki den prokapitalistischen und prostaatlichen Trend sowie die damit verbundene Degradierung der einfachen Genossen zur urteilsunfähigen Masse attackierten, wurden Karl Kautsky und Otto Bauer seine Apologeten, gleichzeitig Gegner der selbstbewussten, eigenständigen Arbeiteraktion.

==== Bürokratien im Sozialismus ====

Die Bürokratenkaste in der UdSSR, nachfolgend in anderen "realsozialistischen" Staaten, hatte - ihren Ursprung in der russischen NEP-Periode. Sie entstand auf Basis des Mangels, der unterschiedliche Verteilungsprinzipien zur Folge hatte. Mandel stellt, dass die Hypertrophierung des Staates durch die Stalin-Fraktion marxistischen Prinzipien widersprach und keineswegs unausweichlich war. Zu jeder getroffenen Entscheidung gab es Gegenvorschläge, vornehmlich die der Linken Opposition, die genauso hätten realisiert werden können.

Auf Erkenntnissen Christian Rakowskis und Trotzkis basierend skizziert der Verfasser die Genese der Sowjetbürokratie: "Zuerst gibt es nur Autoritätsprivilegien und politische Vorteile, die sich aus dem Monopol der Machtausübung ergeben. Dann folgen soziale Privilegien materieller und kultureller Natur. Schließlich setzt die völlige Degeneration ein. Die Staats- und Parteibürokratien verschmelzen mit den bürokratischen Wirtschaftsverwaltern und bilden eine verhärtete und unbewegliche soziale Schicht..., die ihr Machtmonopol zur Aufrechterhaltung ihrer materiell-sozialen Lage ausnutzt. Die Tatsache, daß die Arbeiterbürokratie jetzt die Staatsmacht ausübt, verzehnfacht alle sich bereits in den Gewerkschafts- und Parteibürokratien der Arbeitermassenbewegung zeigenden arbeiterfeindlichen, konservativen und parasitären Merkmale." (S. 78) Ihre Politik hat von der Zerschlagung der Sowjetdemokratie über Zwangskollektivierung und überstürzte, daher besonders kostspielige und mit kolossaler Verschwendung der spärlich vorhandenen Mittel verknüpfte Industrialierung, die Vernichtung von Millionen Menschen, die verheerende, zum Bruderkampf innerhalb der Arbeiterbewegung kapitalistischer Länder angesichts tödlicher gemeinsamer Gefahr beitragende "Sozialfaschismus"-Theorie, aber auch durch stalinistische Parteiapparate und deren oftmals bürgerliche und sozialdemokratische Verbündete blockierte Revolutionen sowie verfehlte sowjetische Militärinterventionen bis zur späteren kampflosen Kapitulation des "Realsozialismus" vieles herbeigeführt, das dem internationalen Kapital gelegen kam. Im Innern diente es jahrzehntelang dem Erhalt und Ausbau der Apparat-Diktatur, zuletzt dem Hinüberretten von Bürokraten ans "andere Ufer". Mandel verweist auf das schizophrene Selbstbewußtsein dieser Bürokratie, das einerseits enorm groß war, andererseits sich aus Tarnungsgründen zu der Lüge veranlaßt sah, sie selbst gäbe es nicht bzw., so als einer ihrer Wortführer Jegor Ligatschow, es habe keine Privilegien gegeben. (S. 91) Den Marxismus hat die Bürokratie verfälscht sowie als Zitaten-Steinbruch und Staatsreligion zur eigenen Rechtfertigung mißbraucht. Solange aber die Schriften von Marx, Engels und Lenin verfügbar sind, "wird es immer Menschen geben, die daraus analytische Werkzeuge entnehmen, mit denen sich das Mysterium der Bürokratie erklären läßt". (S. 97)

Danach setzte aber das Regime den von Mandel treffend beschriebenen "Prozeß der negativen Auslese in Gang..., in dem Personen mit Mangel an Charakter, Willenskraft, unabhängigem Urteilsvermögen und Widerstandsfänigkeit oder Personen, die gar Unterwürfigkeit und mit niederen Beweggründen gemischten Konformismus zeigen, unweigerlich in den Vordergrund treten". (S. 141) Vielfach der (meist technischen) neuen Intelligenz entstammend, mit Stalinschem "Marxismus-Leninismus" indoktriniert, karrieregeil und der Arbeiterschaft gegenüber hochnäsig, da angeblich allwissend, hatten sie sich weitgehend von ihr entfremdet.

Als Merkmale bürokratischer Herrschaft arbeitet der Verfasser den Substitutionismus (Politik als selbsternannte arrogante "StellvertreterInnen" der Arbeiterklasse) und die Verdammung jedweder Gleichheitstendenzen heraus. Ersteren verfochten kurzzeitig, 1920/21, auch Lenin und Trotzki, die sich später wieder davon lösten. Gegen die "Gleichmacherei" zog vor allem Stalin zu Felde, war sie doch wie die Sowjetdemokratie und die marxistische Theorie vom Absterben des Staates dem bürokratischen Interesse an Erhaltung und stetem Ausbau der Macht über andere Menschen entgegengesetzt. Mandel verweist darauf, daß substitutionistische Anschauungen auch auf sozialdemokratischer Seite gehegt und mit der "Unreife der Massen" begründet wurden. Auf eindrucksvolle Art schildert er den Positionswandel Nikolai Bucharins. Anfänglich strikt gegen Bürokratie und Staatsmaschine, verteidigte dieser "alte Bolschewik" später im Bund mit Stalin beide. Er fand erst nach seiner Entmachtung zu den früheren, marxistischen Auffassungen zurück, wobei er nun die Stalinsche Führung einer Politik "militaristisch-feudaler Ausbeutung", der "Förderung des Bürokratismus in der Partei" und des "Untergrabens der Komintern" beschuldigte. (S. 150)

Mit der Bürokratisierung eng verbunden, ja ein wesentlicher Bestandteil dieses verderblichen Prozesses war die Entmündigung der Parteimitglieder und des Gros der Funktionäre, ihre Degradierung zu bloßen Rädchen im System, die vom Apparat und durch die kultisch verehrte oberste Spitzenfigur in Gang gehalten wurden. Gleichzeitig damit wurde "die Partei" mit Letztgenannten identifiziert, vergötttert, für unfehlbar und zum einzig möglichen Betreiber der Diktatur des Proletariats erklärt.

Die historische Basis bürokratischer Macht sieht Mandel zunächst im Rückgang und dann im Verschwinden der politischen Aktivität der Massen. "Vom Standpunkt der langfristigen geschichtlichen Entwicklung aus gesehen kann die Sowjetbürokratie durchaus als Transmissionsriemen des kapitalistischen Drucks auf die Sowjetunion begriffen werden... Im Ganzen betrachtet scheint die insgesamt konterrevolutionäre Natur der Bürokratie unbestreitbar." (S. 10) Die sozialen Verhältnisse in der UdSSR seien nichtsozialistisch gewesen, "weil sie noch ausbeuterisch, extrem unterdrückerisch und entfremdend waren, weil sie nicht den wirklichen Sozialismuskriterien gerecht wurden... Es zeigte sich, daß der ‚real existierende Sozialismus' nirgendwo real existierte." (S. 30) Gleichzeitig bestreitet der Verfasser die staatskapitalistische Natur von Wirtschaft und Gesellschaft nominalsozialistischer Länder: Wie und warum, fragt er, sollte heute Kapitalismus wiederhergestellt werden, wenn er schon lange existiert? Da das Schicksal des Kapitalismus international noch nicht entschieden sei, habe die wieder aufgekommene, von Marx/Engels so genannte "alte Scheiße" nicht die Form einer neuen Klassengesellschaft, sondern nur die "der Bürokratisierung einer Gesellschaft im Übergang zwischen Kapitalismus und Sozialismus" annehmen können. (S. 42) Gleich Trotzki bestreitet auch Mandel den Charakter der pseudosozialistischen Bürokratie als Herrscherklasse. Sein in Frageform gekleidetes Argument: "Welche herrschende Klasse geht so weit, sich selbst zu liquidieren...?" (S. 9) leuchtet indes nicht voll ein. Ad 1 gab es in der Geschichte durchaus Fälle, die dem Suizid vormals herrschender Klassen oder Gruppen mindestens nahe kamen. Ad 2 hat die Nomenklatura bisher keinen Selbstmord verübt, sondern sich den veränderten Bedingungen weitmöglich anzupassen versucht. Teilweise in Kooperation mit aus- und inländischem Kapital und mit der Mafia, ist sie um ihr Weiterleben bemüht.

==== Vermeidung von Bürokratien in einer nachkapitalistischen Gesellschaft ====


Als Merkmale bürokratischer Herrschaft arbeitet der Verfasser den Substitutionismus (Politik als selbsternannte arrogante "StellvertreterInnen" der Arbeiterklasse) und die Verdammung jedweder Gleichheitstendenzen heraus. Ersteren verfochten kurzzeitig, 1920/21, auch Lenin und Trotzki, die sich später wieder davon lösten. Gegen die "Gleichmacherei" zog vor allem Stalin zu Felde, war sie doch wie die Sowjetdemokratie und die marxistische Theorie vom Absterben des Staates dem bürokratischen Interesse an Erhaltung und stetem Ausbau der Macht über andere Menschen entgegengesetzt. Mandel verweist darauf, daß substitutionistische Anschauungen auch auf sozialdemokratischer Seite gehegt und mit der "Unreife der Massen" begründet wurden. Auf eindrucksvolle Art schildert er den Positionswandel Nikolai Bucharins. Anfänglich strikt gegen Bürokratie und Staatsmaschine, verteidigte dieser "alte Bolschewik" später im Bund mit Stalin beide. Er fand erst nach seiner Entmachtung zu den früheren, marxistischen Auffassungen zurück, wobei er nun die Stalinsche Führung einer Politik "militaristisch-feudaler Ausbeutung", der "Förderung des Bürokratismus in der Partei" und des "Untergrabens der Komintern" beschuldigte. (S. 150)

Mit der Bürokratisierung eng verbunden, ja ein wesentlicher Bestandteil dieses verderblichen Prozesses war die Entmündigung der Parteimitglieder und des Gros der Funktionäre, ihre Degradierung zu bloßen Rädchen im System, die vom Apparat und durch die kultisch verehrte oberste Spitzenfigur in Gang gehalten wurden. Gleichzeitig damit wurde "die Partei" mit Letztgenannten identifiziert, vergötttert, für unfehlbar und zum einzig möglichen Betreiber der Diktatur des Proletariats erklärt.

Die historische Basis bürokratischer Macht sieht Mandel, m. E. zu Recht, zunächst im Rückgang und dann im Verschwinden der politischen Aktivität der Massen. "Vom Standpunkt der langfristigen geschichtlichen Entwicklung aus gesehen kann die Sowjetbürokratie durchaus als Transmissionsriemen des kapitalistischen Drucks auf die Sowjetunion begriffen werden... Im Ganzen betrachtet scheint die insgesamt konterrevolutionäre Natur der Bürokratie unbestreitbar." (S. 10) Die sozialen Verhältnisse in der UdSSR seien nichtsozialistisch gewesen, "weil sie noch ausbeuterisch, extrem unterdrückerisch und entfremdend waren, weil sie nicht den wirklichen Sozialismuskriterien gerecht wurden... Es zeigte sich, daß der ‚real existierende Sozialismus' nirgendwo real existierte." (S. 30) Gleichzeitig bestreitet der Verfasser die staatskapitalistische Natur von Wirtschaft und Gesellschaft nominalsozialistischer Länder: Wie und warum, fragt er, sollte heute Kapitalismus wiederhergestellt werden, wenn er schon lange existiert? Da das Schicksal des Kapitalismus international noch nicht entschieden sei, habe die wieder aufgekommene, von Marx/Engels so genannte "alte Scheiße" nicht die Form einer neuen Klassengesellschaft, sondern nur die "der Bürokratisierung einer Gesellschaft im Übergang zwischen Kapitalismus und Sozialismus" annehmen können. (S. 42) Gleich Trotzki bestreitet auch Mandel den Charakter der pseudosozialistischen Bürokratie als Herrscherklasse. Sein in Frageform gekleidetes Argument: "Welche herrschende Klasse geht so weit, sich selbst zu liquidieren...?" (S. 9) leuchtet indes nicht voll ein. Ad 1 gab es in der Geschichte durchaus Fälle, die dem Suizid vormals herrschender Klassen oder Gruppen mindestens nahe kamen. Ad 2 hat die Nomenklatura bisher keinen Selbstmord verübt, sondern sich den veränderten Bedingungen weitmöglich anzupassen versucht. Teilweise in Kooperation mit aus- und inländischem Kapital und mit der Mafia, ist sie um ihr Weiterleben bemüht.

Im Schlußkapitel plädiert der Verfasser für entschiedene Demokratisierung unter Fortdauer und Ausweitung der bürgerlichen Freiheiten und Menschenrechte, für mehr direkte Demokratie und für die Selbstverwaltung der Werktätigen, die nur bei Abkehr von der Herrschaft des Wertgesetzes realisierbar sei. Trotzkis Forderung nach einer zweiten, politischen Revolution zum Sturz der Bürokratie gelte für einst "realsozialistisch" genannte Staaten immer noch. Die Aufsaugung der DDR ausgenommen, sei die Wiederherstellung des Kapitalismus nirgendwo das feststehende Ergebnis. (S. 13)

Im voll "durchkapitalisierten" Teil der Welt konstatiert der Autor Entwicklungen bei den modernen Produktivkräften, die von bürokratischen Schranken freie Arbeit, radikale Verkürzung der Arbeitszeit und eine Überfluß- statt Mangelgesellschaft möglich machen würden. Durch Umverteilung müsse Letztere in der ganzen Welt, nicht nur in bestimmten Regionen Platz greifen. Die Zeitbomben atomare und Kriegsgefahr, Gefahr ökologischer Katastrophen, von Hungerkatastrophen und absoluter Verelendung seien bei Strafe des Untergangs der Menschheit möglichst bald zu entschärfen. Dem entgegenstehende absolute reaktionäre Macht sei nur besiegbar, wenn man sowohl den "starken Staat" als auch den großen Geldreichtum abschafft. "Im Rahmen der bürgerlichen Gesellschaft... können die Reiter der Apokalypse nicht gestoppt werden." (S. 199 und 263)

Der Verfasser wendet sich gegen den von André Gorz und anderen vorgeschlagenen "Abschied vom Proletariat" als potentiell revolutionäres Subjekt. Gebe es solches Subjekt nicht mehr, "dann halten die Kapitalisten - wie die Diamanten - für die Ewigkeit. Zumindest bis sie unseren Planeten in die Luft gesprengt haben." (S. 248) Leider verwendet Mandel in diesem Buch nicht die einst häufig in Veranstaltungen im Anschluß an Friedrich Engels gebrauchte Definition, unter Arbeiterklasse sei die Gesamtheit der Lohnabhängigen - bei aller Differenzierung untereinander - zu verstehen. Gemeint hat er das offenbar auch diesmal. Doch macht erst die Definition selbst die These vom Fortbestehen des "potentiell revolutionären Subjekts" Arbeiterklasse glaubhaft.

Die Möglichkeit der Bürokratisierung der ganzen Welt etwa durch eine "Managerklasse" bestreitet unser Autor, da die interne Konkurrenz im Kapitalismus stärker als das gemeinsame Interesse sei. (S. 184) Gilt das auch für besonders schwere Krisenzeiten, wie sie etwa denen vorschweben, die von der notwendig werdenden Ökodiktatur sprechen? Mandel weicht von Trotzki ab, der die internationale Bürokratisierung immerhin für denkbar hielt. Der Altmeister empfahl in diesem Fall ein neues minimales Programm "zum Schutz der Interessen der Sklaven einer totalitären bürokratischen Gesellschaft". (Leo Trotzki: Schriften 1. 2, "Sowjetgesellschaft und stalinistische Diktatur", Hamburg 1988, S. 1280 f.)
Leo Kofler in manchem ähnlich, wenngleich vielfach auf anderen theoretischen Feldern aktiv, war Ernest Mandel ein revolutionärer Marxist, Humanist und unverbesserlicher Optimist. Er erwartete schon "für die kommenden Jahre" mehr Demokratie. (S. 17) Das dürfte länger dauern. Abgesehen davon hat er mit seinem Buch, diesem Kompendium wichtiger Gedanken und theoretischer Auseinandersetzungen, ganz Recht. Nicht zuletzt auch mit dem Hinweis, daß Utopie, im weitesten Sinne des Wortes, "eine der großen Triebkräfte zur Durchsetzung geschichtlichen Fortschritts" ist. "Die Sklaverei wäre nie abgeschafft worden, wenn sich revolutionäre und ‚utopische' Gegner der Sklaverei auf einen Kampf für bessere Lebensbedingungen in der Sklaverei beschränkt hätten." (S. 244 f.)

Das Buch ist wesentlich, und es ist gut geschrieben. Haupttitel und Titelbild aber, auf dem die Türme der Deutschen Bank in Frankfurt/Main zu sehen sind, werden seinem Inhalt nicht gerecht. Sie stellen - von den Urhebern im Verlag sicher ungewollt - eine Irreführung dar.



Mandel fragt nach der Entstehung von Bürokratien im Kapitalismus. Er ist der Ansicht, dass Kapitalismus ohne Bürokratie nicht funktionieren kann; , und zweitens, daß Bürokraten und Manager nie die Herrschaft des Kapitals gefährden können.
Der zweite Themenbereich fragt nach der Entstehung von Bürokratien in den Organisationen der Arbeiterinnen– und Arbeiterbewegung. Engagierte Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, aber auch ganz normale Gewerkschaftsmitglieder kennen das Phänomen, daß die Gewerkschaftsbosse meist andere Vorstellungen von dem entwickeln, was die Gewerkschaftsbasis gerne umgesetzt hätte. Beispiel: Bündnis für Arbeit. Während die Gewerkschaftsspitzen mit den Konzernmanagern herumkungeln, schauen die Beschäftigten in die Röhre. Ernest Mandel erklärt uns, wie derartige Strukturen entstehen, warum sie teilweise unvermeidlich sind und warum sie dennoch nicht die totale Kontrolle über Gewerkschaften oder andere Bewegungen gewinnen können.

==== Der Staat – der ideelle Gesamtkapitalist ====

Ernest Mandels Buch behandelt vier Themenbereiche. Zunächst fragt er nach der Entstehung von Bürokratien im Kapitalismus. Mandel ist der Ansicht, dass Kapitalismus ohne Bürokratie nicht funktionieren kann; , und zweitens, daß Bürokraten und Manager nie die Herrschaft des Kapitals gefährden können.

Der zweite Themenbereich fragt nach der Entstehung von Bürokratien in den Organisationen der Arbeiterinnen– und Arbeiterbewegung. Engagierte Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, aber auch ganz normale Gewerkschaftsmitglieder kennen das Phänomen, daß die Gewerkschaftsbosse meist andere Vorstellungen von dem entwickeln, was die Gewerkschaftsbasis gerne umgesetzt hätte. Beispiel: Bündnis für Arbeit. Während die Gewerkschaftsspitzen mit den Konzernmanagern herumkungeln, schauen die Beschäftigten in die Röhre. Ernest Mandel erklärt uns, wie derartige Strukturen entstehen, warum sie teilweise unvermeidlich sind und warum sie dennoch nicht die totale Kontrolle über Gewerkschaften oder andere Bewegungen gewinnen können.

Als dritten Themenbereich behandelt Mandel die Bürokratie an der Macht. Genauer: er fragt danach, warum revolutionäre Parteien, wenn sie mitsamt ihrer Mitglieder die Macht erobert haben, dazu tendieren, bürokratische, repressive, antiemanzipatorische und konterrevolutionäre Apparate auszubilden. Hierbei geht es ihm besonders um die Frage, ob die Entwicklung der Sowjetunion nach der siegreichen Oktoberrevolution unvermeidlich war. Sollte dies nämlich der Fall sein, so ließe sich leicht der Schluß ziehen, daß jede alternative Träumerei, die Wirklichkeit werden soll, vergeblich ist.

Das führt ihn zum vierten Themenbereich. Wie kann eine nachkapitalistische Gesellschaft aussehen? Wie kann vermieden werden, daß bürokratische Strukturen die Oberhand gewinnen und den Sinn und Zweck einer Alternative zum Kapitalismus sabotieren? Ernest Mandel stellt hier ein Modell der Selbstverwaltung vor, das durchaus realistisch und umsetzbar ist. Er zeigt darin auch, daß Manager, Bürokraten, staatliche Behörden und die kapitalistische Profitlogik überflüssig und daher entbehrlich sind. Die einzigen, die darunter leiden werden, sind die Kapitaleigner. Ich denke, die anderen fünfeinhalb Milliarden Menschen können diesen Verlust leicht verschmerzen.

Eine der wichtigsten Rechtfertigungsversuche für staatliche Bürokratien im Kapitalismus besteht darin, ihnen Effizienz und rationales Handeln zu unterstellen. Ernest Mandel weist in seinem Buch Macht und Geld nach, daß dies nur bedingt stimmt. Er legt dar, daß der bürgerliche Staat, so wie er im 18. Jahrhundert in England und im 19. Jahrhundert in Frankreich entstanden ist, bestimmte Funktionen einer kapitalistischen Gesellschaft übernehmen mußte, zu denen das Kapital aufgrund seiner Zersplittertheit und seiner Eigeninteressen nicht in der Lage war.

Grob zusammengefaßt ist die Aufgabe des Staates als ideeller Gesamtkapitalist folgende. Er muß die Existenz des nationalen Kapitals nach innen und außen gewährleisten. Daraus begründet sich das staatliche Gewaltmonopol genauso wie die Existenz von Armeen und Polizei und Justiz. Der Staat ist der Garant der kapitalistischen Ordnung und hat als solcher sowohl seine Untertanen zu angemessener Tätigkeit anzuhalten als auch Grundlagen zu schaffen, die es allen Kapitalisten ermöglicht, gleiche Ausbeutungsbedingungen vorzufinden.

Daher rechtliche Regelungen für den Warentausch (auf gut deutsch: das bürgerliche Gesetzbuch), daher Gesetze und Normen bis hin zur Vereinheitlichung der Rechtsprechung und des Grundsatzes Gleiches Recht für alle. Daß dieses gleiche Recht auf unterschiedlichen Vermögens– und Machtverhältnissen beruht, tut nichts zur Sache, weil es zur Fiktion des gleichen Rechts dazugehört.

Der Staat als ideeller Gesamtkapitalist muß weiterhin eine materielle Infrastruktur für das nationale Kapital bereitstellen. Hierzu gehören Straßen und Eisenbahnen, Schulen und Universitäten, Gerichte und Krankenhäuser. Finanziert werden diese Aufgaben über Steuern, die streng marxistisch betrachtet einen Abzug vom produzierten Mehrwert bedeuten. Diese Umverteilung des Mehrwerts, der als Profit in den Kassen klingelt, ist – gerade in Krisenzeiten – den Kapitaleignern ein Dorn im Auge. Daher sprechen sie heute vom schlanken Staat und sorgen dafür, daß staatliche Aufgaben so privatisiert werden, daß die Kosten nicht mehr aus dem gesamtgesellschaftlichen Mehrwerttopf finanziert werden, sondern von den Löhnen und Gehältern. Daß diese Ausgaben dennoch letztlich dem Profitinteresse untergeordnet werden, versteht sich von selbst. Schlanker Staat bedeutet jedoch nicht notwendigerweise weniger Staat. Es bedeutet nur, daß die Kosten des für die Kapitalverwertung notwendigen Staates neu verteilt und möglichst den Lohnabhängigen, Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängerinnen usw. aufgebürdet werden. Ernest Mandel weist zurecht darauf hin, daß staatliche Bürokratien zwar effektiviert werden können, daß bestimmte Funktionen auch entbehrlich sind, daß die Bürokratie im Kapitalismus jedoch nicht abgeschafft werden kann. Sie ist für das Kapital überlebensnotwendig.

Bürokratien funktionieren nach klar vorgegebenen Richtlinien. Abweichungen vom normalen, genau festgelegten Prozedere sind nicht erlaubt. Deshalb ist es auch völlig unsinnig, von einer Bürokratie Menschlichkeit oder Ausnahmen erwarten zu wollen. Der Sinn der Bürokratie ist es, zielgerichtete Maßnahmen zu treffen, die für alle Betroffenen mehr oder weniger gleich sind. Deshalb ist die Prüfung des Einzelfalls immer eine Prüfung, ob die Normen gelten oder nicht. Es geht nie um menschliche Schicksale.

Bürokratien ersetzen also die Herrschaft von Amateuren durch eine Herrschaft von Experten; sie ersetzen die durch Launen, Gefühle oder Vorurteile ausgeübte Macht mit Macht, die gemäß unpersönlichen, formalen Vorschriften ausgeübt wird [...]. [Macht und Geld, Seite 191]
Das ist nicht einmal die Schuld der Bürokratinnen und Bürokraten. Denn diese werden nach klaren, vorgegebenen und einheitlichen Kriterien zu dem Zweck ausgewählt, zu funktionieren. Das ist ihr Daseinszweck. Ob das rational ist oder gar effizient, ist letztlich eine Frage danach, ob der Kapitalismus, dem die Bürokratie dient, rational und effizient ist. Diese Frage kann eindeutig verneint werden.

Die Struktur dieser Bürokratien – schreibt Ernest Mandel – spiegelt die Hierarchie der bürgerlichen Gesellschaft wider, ohne sie jedoch völlig zu kopieren. Untere, mittlere und kapitalistische Spitzenbürokraten erhalten ganz unterschiedliche Einkommen, genießen ganz unterschiedliche nichtmonetäre Vorteile und haben ganz unterschiedliche Möglichkeiten der Kapitalakkumulation und der Integrierung in die bürgerliche Klasse. Sie werden auch aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftsschichten rekrutiert. Aber die extremen Pole der bürgerlichen Gesellschaft reproduzieren sich im kapitalistischen Staatsapparat nicht. Es entstehen keine dauerhaft verarmten proletarischen Schichten und auch keine geheimen Milliardäre – außer in einigen Drittweltländern.
Diesen unterschiedlichen Ebenen der Integration in die bürgerliche Gesellschaft entsprechen unterschiedliche Mechanismen zur Absicherung ideologischer Konformität. Auch wird, wie in der Sowjetbürokratie, aus Funktionalem etwas Soziales und Ideologisches. Ein Gefängnisdirektor ist ein Beamter, der ein Gefängnis verwaltet. Aber kein Wärter kann Direktor werden, und kein Direktor kann Spitzenbeamter im Justizministerium werden, wenn er die unglückliche Eigenschaft hat, Gefangene fliehen zu lassen oder sie gar freizulassen. Kein überzeugter Pazifist könnte Armeechef werden. Die konkreten Mechanismen dieses Ausleseprozesses sind zwar nicht die gleichen wie diejenigen, die Spitzenpolitiker oder Spitzenmanager kapitalistischer Firmen herausfiltern, doch sie sind sehr ähnlich.
Auf unteren Ebenen funktionaler Verantwortung wirkt dieser auf Routine gegründete Konformismus nicht so geschmeidig wie noch vor dem Ersten Weltkrieg. Die sich vertiefende Gesamtkrise der bürgerlichen Gesellschaftsverhältnisse und Werte spielt hier mit hinein. Es kann keine Arbeitsplatzgarantie für Fernsehdirektoren, Lehrer, Professoren, Kirchenführer, Fluglotsen oder selbst Verkehrspolizisten geben, die sich gegen die Ungerechtigkeiten des kapitalistischen Systems aussprechen. Es hängt von einer Reihe von Umständen ab, ob sie der Androhung von Repressionen widerstehen, ob sie ihren Job verlieren oder behalten. Aber solange das Kapital (das Geld) herrscht, können sie nicht zur Mehrheit in ihrem Beruf werden. Die Funktion schafft sich ihr Organ. Das Organ bleibt bürgerlich. Es hat die Aufgabe, die Reproduktion kapitalistischer Produktionsverhältnisse und der Gesamtbedingungen der Profitrealisierung zu erleichtern. [Macht und Geld, Seite 165–166]
Ernest Mandel verkennt dabei nicht, daß Bürokratien die Tendenz haben, sich selbst neue Tätigkeiten zuzuweisen, also den Apparat aufzublähen, das sogenannte Parkinsonsche Gesetz. Aber: wenn diese aufgeblähte Bürokratie zu viel kostet und/oder ineffektiv im Sinne des Kapitals wird, wird sie gestutzt.

Da der Kapitalismus ein System der Produktion um des Profit willens ist, folgt daraus, daß effiziente kapitalistische Unternehmensbürokratien diejenigen sind, die das Ziel der Profitmaximierung respektieren und sich ihm unterordnen. [Macht und Geld, Seite 190]
Insofern ist eine Bürokratie rational und effizient. Daß sie dabei die Verschwendung von Ressourcen und die Ausplünderung von Menschen und natürlicher Umwelt unterstützt, macht ihren irrationalen Charakter aus. Insofern sind übrigens auch Kriege, Hunger und Folter rationale und effiziente Methoden kapitalistischer Herrschaft. Das Geheimnis bürokratischer Effizienz und Rationalität liegt also darin, ein durch und durch irrationales und ineffizientes System am Leben zu erhalten.

= Antwerpen =
== Geschichte ==
Antwerpen geht vermutlich auf eine gallo-römische Siedlung zurück, die im 5. Jh. von Franken und Friesen bewohnt wurde. Im Jahre [[726]] wurde sie zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Ende des [[11. Jahrhundert]]s kam Antwerpen zu [[Herzogtum Brabant|Brabant]]. Die Stadt erhielt [[1291]] die Stadtrechte. [[1315]] wurde sie [[Hansestadt]]. Antwerpen fiel [[1430]] an [[Haus Burgund|Burgund]], [[1477]] an [[Habsburg]].

Im 16. Jahrhundert war die Stadt reichste Handelsstadt Europas. Durch die darauffolgenden Konflikte zwischen Habsburg und den [[Niederlande]]n folgte jedoch der Niedergang.

Seit [[1863]] erlebte Antwerpen einen erneuten Aufschwung als belgischer Hafen.

[[1920]] war Antwerpen Austragungsort der [[Olympische Sommerspiele 1920|Olympischen Sommerspiele]].


= Ethik =
==== Die moralische Handlung====

'''Was ist das Kriterium für die Beurteilung praktischer Grundsätze?'''

==Was ist das Ziel menschlichen Handelns? (V0.2)==

Im Mittelpunkt teleologischer Ethiken steht die Frage, was ich mit meiner Handlung letztlich bezwecke, welches Ziel ich mit ihr verfolge. Der Begriff „Ziel“ (finis, telos) ist hier als „letztes Ziel“ oder „Endziel“ zu verstehen, von dem all mein Handeln bestimmt wird. Eng damit im Zusammenhang steht der Begriff „[[Sinn]]“: eine Handlung ist dann „sinnvoll“, wenn sie auf ein von mir gesetztes Ziel hin ausgerichtet ist.

'''Glück als letztes Ziel'''

==Was ist das Ziel menschlichen Handelns? (V0.1)==

Im Mittelpunkt teleologischer Ethiken steht die Frage, was ich mit meiner Handlung letztlich bezwecke, welches Ziel ich mit ihr verfolge. Der Begriff „Ziel“ (finis, telos) ist hier als „letztes Ziel“ oder „Endziel“ zu verstehen, von dem letztlich all mein Handeln bestimmt wird. Eng damit im Zusammenhang steht der Begriff „[[Sinn]]“: eine Handlung ist dann „sinnvoll“, wenn sie auf ein von mir gesetztes Ziel ausgerichtet ist.

'''Glück als letzes Ziel'''

In der Tradition wird als letztes Ziel des Menschen das Glück oder die Glückseligkeit (beatitudo) genannt. Uneinigkeit besteht allerdings darüber, wie diese zu erreichen sei. Es sind dabei zunächst zwei verschiedenen Grundbedeutungen zu unterscheiden: „Zufallsglück“ (eutychia, fortuna,, chance, luck) und „Lebensglück“ (eudaimonia, beatitudo, bonheur, happiness). Unter „Zufallsglück“ ist der auf günstige Lebensumstände zurückführbare Erfolg zu verstehen. In der philosophischen Tradition steht jedoch das „Lebensglück“ im Vordergrund. Dieses kann wiederum in „Empfindungsglück“ und „Erfüllungsglück“ unterschieden werden. Als Empfindungsglück (beatitudo fomalis) bezeichnet man einen bestimmten mentalen Zustand (Wohlbefinden), als Erfüllungsglück (beatitudo obiectiva) den Besitz wichtiger glücksrelevanter Güter (Wohlergehen).

Für Aristoteles besteht Glück nicht im Besitz eines einzigen Gutes. Es ist vielmehr eine Vielfalt um ihrer selbst willen gewählter Güter (Gemeinschaft, Gesundheit, Anerkennung etc.), die zum Glück führen. Glück ist dabei als Tätigsein (energeia) zu verstehen. Dieses trägt das Ziel in sich selbst und ist im Unterschied zum Prozess (kinesis) nicht auf ein von ihr unterschiedliches Ziel bezogen. Glück wird also nach Aristoteles im Hier und Jetzt erreicht. In diesem Sinne schreibt auch Wittgenstein: ''„Nur wer nicht in der Zeit, sondern in der Gegenwart lebt, ist glücklich“'' (Wittgenstein, Tagebücher 8.7.16)

'''Glück und Tugend'''

Das Erreichen von Glück setzt voraus, dass wir auf eine bestimmte Weise leben.

= Ethischer Relativismus=

Innerhalb des ethischen Relativismus lassen sich grundsätzlich ein deskriptiver und ein normativer Relativismus unterscheiden.

''Der deskriptive Relativismus'' bezieht sich darauf, dass die Moralvorstellungen der Menschen durch äußere Faktoren wie Kultur, Wirtschaftsordnung, Klassenzugehörigkeit etc. bedingt seien. Daher könne auch keine allgemein gültige Moral formuliert werden. So ist z.B. der Ethnologe Melville J. Herskovits der Meinung:

:''„Maßstäbe und Werte sind relativ auf die Kultur, aus der sie sich herleiten. Daher würde jeder Versuch, Postulate zu formulieren, die den Überzeugungen oder dem Moralkodex nur einer Kultur entstammen, die Anwendbarkeit einer Menschenrechtserklärung auf die Menschheit als ganze beeinträchtigen.“'' (Herskovits, Ethnologischer Relativismus und Menschenrechte, in: Texte zur Ethik, S. 39 f.{{ref|Texte}})

Diese Behauptung lässt sich auf zwei Ebenen angreifen. Auf der empirischen Ebene kann bestritten werden, dass die faktischen moralischen Unterschiede zwischen verschiedenen Individuen und Kulturen tatsächlich auf grundlegender Ebene miteinander völlig unvereinbar seien.
:<small>So wird als Beispiel in diesem Zusammenhang häufig der in der Vergangenheit in manchen „primitiven“ Gruppen wie den Eskimos verbreitete Brauch der Tötung alter und schwacher Menschen genannt. Diese geschah aber mit deren Einverständnis und „wird nur nachvollziehbar vor dem Hintergrund extremer Lebensverhältnisse, die durch große Unwirtlichkeit des Lebensraums und knappe Lebensmittel geknnzeichnet sind. Nur so ist verstehbar, daß die moralische Norm, seinen Eltern Gutes zu tun und ihnen Leid zu ersparen, dadurch erfüllt wird, daß man ihnen einen qualvollen Tod erspart indem man sie auf schmerzlose Weise tötet und somit die Überlebenschancen der Jungen vergrößert“ (Pieper, 33f.{{ref|Pieper}}).</small>

Entscheidend ist jedoch der Einwand, dass aus deskriptiven Urteilen keine Geltungsurteile abgeleitet werden können. Daraus, dass Menschen tatsächlich unterschiedlich moralisch urteilen, kann nicht gefolgert werden, dass tatsächlich auch unterschiedliche Moralvorstellungen Gültigkeit hätten. Dies gälte es ja gerade nachzuweisen.

Der ''normative Relativismus'' steht dagegen auf dem Standpunkt, dass ein ethisches Urteil dann gültig ist, wenn es vom moralischen Standpunkt jener Gesellschaft richtig ist, welcher der Urteilende angehört. So sieht z.B. der von [[Alasdair MacIntyre]] vertretene [[Kommunitarismus]] die [[Tradition]] als letzten Maßstab ethischer Rationalität. Seiner Ansicht nach können daher ethische Konflikte zwischen zwei unterschiedlichen Traditionen nicht gelöst werden. Gegen diese Argumentation lässt sich v.a. der Einwand erheben, dass sie sich als Metatheorie über den Traditionen stehend verstehen muss und sich insofern selbst widerspricht.

=Marcus George Singer=
=A founder of Oxfam, she has been instrumental in bringing philosophy to bear on practical issues. Philippa Foot was formerly married to historian M.R.D. Foot. She now lives in Oxford. Her publications include: Theories of Ethics (ed, 1967) and Virtues and Vices (1978).
'''Philippa Ruth Foot''' ([[1920]]-), née Bosanquet, is a [[United Kingdom|British]] [[Philosophy|philosopher]], most notable for her works in [[ethics]]. She is one of the founders of contemporary [[virtue ethics]] (see also [[aretaic turn]]). Her work may be seen as an attempt to modernize [[Aristotle|Aristotelian]] philosophy; to show that it was adaptable to current issues; and thus that it could compete with such popular theories as modern [[deontology|deontological]] and [[utilitarianism|utilitarian]] ethics.

Foot was born and educated in the UK, the granddaughter of [[United States|American]] president [[Grover Cleveland]]. She began her career in philosophy as a student and tutor at [[Somerville College, Oxford|Somerville College]], [[Oxford University|Oxford]]. For many years Foot held the position of Griffin Professor of Philosophy at the [[University of California, Los Angeles]].

==Selected works==
*''Virtues and Vices and Other Essays in Moral Philosophy''. Berkeley: University of California Press; Oxford: Blackwell, 1978 (there are more recent editions).
*''Natural Goodness''. Oxford: Clarendon Press, 2001.
*''Moral Dilemmas: And Other Topics in Moral Philosophy'', Oxford: Clarendon Press, 2002.

=Transzendentalpragmatik=
Die '''Transzendentalpragmatik''' bezeichnet eine ursprünglich von [[Karl-Otto Apel]] entwickelte philosophische Richtung, die den Versuch unternimmt, die [[Transzendentalphilosophie]] [[Immanuel Kant|Kants]] mit verschiedenen Einsichten moderner Philosophieansätze zu verbinden, um so eine aktuelle „Antwort auf die gegenwärtige Situation der Philosophie“ geben zu können (Kuhlmann, S. 12). Sie wird gegenwärtig neben ihrem Gründer Karl-Otto Apel v.a. von [[Wolfgang Kuhlmann]], [[Dietrich Böhler]] und in Teilen von [[Vittorio Hösle]] vertreten. Sie weist in vielem Ähnlichkeiten mit dem Ansatz von [[Jürgen Habermas]] ([[Universalpragmatik]]) auf, unterscheidet sich aber von diesem in ihrem [[Letztbegründung]]sanspruch.

Das Schlüsselwerk der Transzendentalpragmatik stellt die Aufsatzsammlung Apels „Transformation der Philosophie“ dar. In diesem versucht der Autor eine Synthese der klassischen Tranzendentalphilosophie mit
* der modernen Sprachphilosophie
* der pragmatischen Philosophie
* der hermeneutischen Philosophie

== Die Bedeutung der klassischen Transzendentalphilosophie ==
Unüberholt vorbildlich ist für die Transzendentalpragmatik der transzendentalphilosophische Ansatz Kants, ''„der Versuch, die Philosophie im reflexiven Rückgang auf die subjektiven Bedingungen der Möglichkeit von gültiger Erkenntnis bzw. von freien, verantworteten Handlungen zu begründen“'' (Kuhlmann, S. 13).

Folgende Punkte müssten aber an Kants Ansatz modifiziert werden:
* die Einengung des Subjektbegriffs
* die Unterschätzung der Rolle der Sprache
* die These vom prinzipiell unerkennbaren Ding an sich

== Korrekturen an der klassischen Tranzendentalphilosophie==

===Der Subjektbegriff===

Die Transzendentalpragmatik verwirft die Ansicht Kants von einem starren transzendentalen Subjekt. Sie möchte zu ''„zu reicheren und konkreteren Begriffen vom Subjekt und der Vernunft“'' (a.a.O., 15) kommen und greift dabei Ansätze der [[Hermeneutik]], des [[Marxismus]] und der [[Existenzphilosophie]] auf.
Es sei zum einen notwendig, dass das Subjekt ''„zumindest teilweise in die Geschichte, die Gesellschaft, die soziale und materielle Praxis, die Lebenswelt hineingezogen werde“'' (a.a.O., 14). Zum anderen sei es wichtig zu betonen, dass „''ein reines (theoretisches) Bewusstsein für sich allein genommen der Welt keinen Sinn abgewinnen kann“'' (a.a.O. 30). Um zu einer „Sinnkonstitution“ zu gelangen, müsse der Mensch sich leibhaft im Hier und Jetzt engagieren. Es gebe ein „Leibapriori“, ''„das zuständig ist für die Probleme der Sinnkonstitution und das sich realisiert in von verschiedenen Interessen, d.h. den Erkenntnisinteressen, getragenenen leibhaftigen Eingriffen in das zu Erkennende“'' (a.a.O. 31).

===Die Rolle der Sprache===

Die wesentlichste philosophische Entwicklung im 20. Jhd. war in den Augen der Transzendentalpragmatik der „linguistic turn“, also der Durchbruch der sprachanalytischen Philosophie zum beherrschenden Paradigma. Die Sprache wurde damit an die Stelle einer entscheidenden subjektiven Erkenntnisvoraussetzung gerückt. Für die Transzendentalpragmatik wird damit die Sprachphilosophie zu einer Art „prima philosophia“, so ''„dass die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit zuverlässiger Erkenntnis nun transformiert und präzisiert wird zur Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit intersubjektiv gültiger Aussagen über die Welt“'' (a.a.O., 16). Statt privater Bewusstseinstatsachen müssen nun „öffentlich zugängliche Strukturen von Zeichen und Sprache“ analysiert werden.

Die Transzendentalpragmatik interessiert sich dabei v.a. für die sog. „pragmatische Dimension“ der Sprache, also für die Beziehung zwischen Sprache und Sprachbenutzer. Dabei wurde sie vor allem von der [[Sprechakttheorie]] [[John Langshaw Austin|Austins]] und [[John Rogers Searle|Searles]] beeinflusst. In jedem Sprechakt werden vier Geltungsansprüche gemacht, die gemäß Apel auf die intersubjektive Dimension der Sprache hindeuten:
* die Verständlichkeit der Äußerung
* die Wahrheit ihres propositionalen Gehalts
* die Richtigkeit ihres performativen Bestandteiles
* die Wahrhaftigkeit des sprechenden Subjekts

===Die Letztbegründung===

Die Transzendentalpragmatik versteht [[Synthetisches Urteil a priori|synthetische Urteile a priori]] nicht mehr als Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung, sondern „''als notwendige Voraussetzungen (philosophischer) Argumentation“'' (a.a.O., 309). Nur so könne dem Einwand begegnet werden, „''man stütze sich auf einen bloß epochenspezifischen Begriff von (wissenschaftlicher) Erfahrung … nur dann kann aus einer klassischen ‚transzendentalen Deduktion’ ein wirklich zwingendes Argument werden“'' (a.a.O., 309).

Entscheidend für die Theorie der [[Letztbegründung]] ist die von der Sprechakttheorie entdeckte performativ-propositionale Doppelstruktur der menschlichen Rede. Danach besitzen alle [[Lokution|lokutionären Akte]] eine illokutionäre Kraft (force), die durch "performative Phrasen" (Austin) explizit gemacht werden können. Entsprechend dem „Prinzip der Ausdrückbarkeit“ (Searle) kann man alles, was man meinen kann, auch sagen. Neben der [[Semantik]] der [[Proposition]]en, gibt es auch eine Semantik der Sprechakte.
Dieser Ansatz gewinnt Bedeutung für den Letztbegründungsstreit, der vor allem mit dem [[Kritischen Rationalismus]] ausgetragen wurde.

Ausgangspunkt der Letztbegründung ist für die Tranzendentalpragmatik die Einsicht von der „Unhintergehbarkeit der Argumentationssituation“. Jede Argumentationssituation enhält nach Kuhlmann folgende Struktur:

:''„Wenn ich etwas behaupte, dann sage ich (der Sprecher) mit etwas (der Proposition) etwas (Prädikat) über etwas (Referenzobjekt), und dies so, dass ich mit etwas (performativer Satz) zu etwas (Proposition) einen Geltungsanspruch (etwa der Wahrheit) erhebe, und zwar zunächst gegenüber der realen Kommunikationsgemeinschaft (bzw. deren Vertretern, die die gegenwärtige Gesprächssituation mitkonstituieren), dann aber auch gegenüber der idealen unbegrenzten Kommunikationsgemeinschaft (auf die ich Bezug nehme als die Instanz, welche, anders als die reale Kommunikationsgemeinschaft, wirklich imstande ist, das Recht meines Geltungsanspruchs adäquat zu beurteilen). Berücksichtige ich irgendeines der aufgeführten Momente nicht, dann verunglückt meine Behauptung und leistet nicht, was sie soll“'' (a.a.O., 23)

'''Schlussfolgerungen für die Ethik'''

Aus der Analyse der Argumentationssituation ergeben sich für die Tranzendentalpragmatik folgende Normen für die Ethik (a.a.O., 28f.):

# Wir dürfen nicht blind handeln, sondern müssen uns „rational argumentierend um die richtige Handlungsalternative bemühen“.
# Alle praktischen Fragen sollen „konsensuell aufgelöst werden“, d.h. es soll ein vernünftiger Konsens hergestellt werden, „dem nicht nur jeder Beteiligte, sondern auch jeder Betroffene zustimmen können muss“.
# In allem Tun und Lassen muss es darum gehen, „das Überleben der menschlichen Gattung als der realen Kommunikationsgemeinschaft sicherzuellen, und zweitens darum, in der realen die ideale Kommunikationsgemeinschaft zu verwirklichen“.



=Ignacio Ramonet2=

Der in „[[Le Monde diplomatique]]“ im Dezember 1997 publizierter Leitartikel rief die Antiglobalisierungsbewegung Attac ins Leben. Anlass für den Leitartikel mit der Überschrift „Désarmer les marchés“ - die Märkte entwaffnen- war die in diesem Jahr entstandene Finanzkrise in Südostasien. Ramonet führte diese in seinem Artikel auf die zuvor losgelöste Finanz-Spekulationswelle zurück. Er forderte in seinem Artikel die Gründung einer ''„weltweiten Organisation, die sich für die Erhebung einer Tobinsteuer zugunsten der Menschen einsetzen sollte?“'' Aus der französichen Bezeichnung dieser Organisation, ''„Association pour une taxation des transactions financières pour l´aide aux citoyens“'' entstand das Kürzel Attac.


:''„Der Wirbelsturm, der die asiatischen Geldmärkte verwüstet, bedroht die ganze Welt. Die Globalisierung des Anlagekapitals schafft universelle Unsicherheit. Sie verhöhnt nationale Grenzen und schwächt die Macht der Staaten, die Demokratie, den Wohlstand und das Glück ihrer Völker zu sichern. Die Globalisierung des Finanzkapitals stellt ihre eigenen Gesetze auf. Sie hat einen übernationalen Staat errichtet, mit einem eigenen Verwaltungsapparat, eigenen Einflussgebieten und eigener Politik: der Internationale Währungsfonds (IWF), die Weltbank, die Organisation für Ökonomische Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die Welthandelsorganisation (WTO). Diese machtvollen Institutionen singen einstimmig das Lied von den "Marktwerten", und die großen Medien sind ihr getreues Echo. Dieser künstliche Weltstaat ist eine Großmacht ohne gesellschaftliche Grundlage. Er ist allein den Finanzmärkten und den Herren der Fonds und der Multis verantwortlich. Und die wirklichen Staaten der wirklichen Welt werden zu Gesellschaften ohne Macht degradiert. Und das wird von Jahr zu Jahr schlimmer.“''


In diesem Artikel attackiert Romanet die Dominanz der Finanzmärkte und den unbeschränkten Kapitalfluß und bezeichnet diese als Gefahr für die Demokratie und die Stabilität der Staaten. Er schlägt die Einführung einer sogenannten Tobin- Steuer auf internationale Kapitalströme vor. Die Tobin- Steuer geht auf den US- amerikanischen Wirtschaftsexperten James Tobin zurück. Er schlug in den siebziger Jahren die Einführung einer Steuer von 0,1 % auf internationale Finanzoperationen vor!

Ramonet entwickelte auch den Namen der neuen NGO (Nichtregierungsorgnisation), den Begriff ATTAC. Er rief zur Gründung einer ATTAC- Gruppe auf. Der Begriff ATTAC ist eine Abkürzung für die französische Bezeichnung „Association pour une Taxation des Transactions financières pour l‘Aide aux Citoyens“. Die deutsche Bedeutung lautet sinngemäß: „Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen zum Wohle der Allgemeinheit“.
Die Organisation wurde 1998 in Frankreich gegründet. ATTAC ist für Einzelpersonen, aber auch für Organisationen offen, die sich für soziale und ökonomische Gerechtigkeit in der Welt engagieren wollen. Der erste President von ATTAC war Bernard Cassen.



= Review zum Artikel Kritischer Rationalismus =
Das Review erfolgt aus meiner Kenntnis der Schriften von Hans Albert, den ich wesentlich besser als Popper kenne. Ich hoffe die Anmerkungen sind auf den KR auch allgemein übertragbar. Meine Anmerkungen kann ich nicht alle auf einmal darlegen, da ich sonst einen zweiten Artikel schreiben müsste. Ich fange einfach mal mit den ersten Abschnitten an. Weiteres kommt später.

<u>'''Kapitel Grundgedanken'''</u>

<u>Quellen:</u>

* Ich weiß nicht, ob es günstig ist, explizit Bücher zu nennen, in denen das Programm des KR explizit erläutert wird. Die Gedanken sind auf vielerlei Werke verstreut. Wenn man schon Werke nennen will, gehört m.E. unbedingt der ''Traktat über kritische Vernunft'' von Albert dazu

<u>Grundlegende Annahmen:</u>

Würde ich eher schlagwortig in Albert'scher Terminologie zusammenfassen - und diese dann kurz erklären:
* ''„kritischer Realismus“'': Annahme der Existenz einer von unserem Erkennen unabhängigen Wirklichkeit und der prinzipiellen und annäherungsweisen Erkennbarkeit dieser Wirklichkeit; stets hypothetische und daher möglicherweise irrtümliche Erkenntnis dieser Wirklichkeit
* ''„konsequenten Fallibilismus“'' : prinzipielle Bezweifelbarkeit jedes Problemlösungsversuchs
* ''„methodischer Rationalismus“'': Ersetzung des Prinzips der zureichenden Begründung durch das Prinzip der kritischen Prüfung

<u>Lezter Abschnitt: „Der Kritische Rationalismus selbst ist keine wissenschaftliche Theorie [...] die Frage nach seiner Falsifizierbarkeit [ist] falsch gestellt.“</u>

* Dies ist m.E. falsch. Der KR fasst seine eigenen Thesen durchaus auch als Theorien mit "stets kritisierbaren und revidierbaren Behauptungen" auf (vgl. ''Die Wissenschaft und die Fehlbarkeit der Vernunft''). Er stellt aus seiner Sicht Hypothesen auf, die keinen dogmatischen, sondern einen "konjekturalen" Wahrheitsanspruch erheben. Dieses Argument ist sogar zentral in der Auseinandersetung Alberts mit Apel, der ihm ja gerade den Vorwurf macht, dass das Fallibilismusprinzip (FP) letzlich gehaltlos sei, da mit ihm kein Wahrheisanspruch erhoben würde.

<u>'''Kapitel Kritischer Realismus '''</u>

Folgende Punkte sollten hier m.E. besser herausgestellt werden:
* Der Kritischer Realismus stellt <u>das</u> Herzstück des KR dar; aus ihm folgen alle weiteren Prinzipien des KR

* Er besteht aus folgenden "metaphysischen" und erkenntnistheoretischen Annahmen:
** Existenz einer von unserem Erkennen unabhängigen Wirklichkeit
** Prinzipielle Erkennbarkeit der Wirklichkeit
** Hypothetizität aller menschlichen Erkenntnis

* Dies Annahmen stützen sich ganz wesentlich auf einer Interpretation der menschlichen Erkenntnis nach dem Modell der Sinneswahrnehmung, über die Albert sich ausführlich auslässt (vgl. z.B. den Aufsatz "Erkenntnis, Sprache, Wirklichkeit" in "Kritische Vernunft und menschliche Praxis"). Die Sinneswahrnehmung verläuft seiner Ansicht nach - kurz zusammengefasst - in 4 Stufen:
# das Einlaufen von Sinnesdaten bzw. "sensorischen Informationen"
# die Interpretation dieser Daten als "Anzeichen für vorhandene Gegenstände", d.h. die Daten werden schon vom Wahrnehmungsapparat nicht mehr als die letzte Wirklichkeit betrachtet, sondern als Zeichen, die bereits auf eine andere Wirklichkeit hinweisen
# die Zeichen werden miteinander in Beziehung gesetzt und zu "Tatsachen" zusammengefasst. Dabei arbeitet bereits unser Wahrnehmungsvermögen mit "Deutungshypothesen", die zum Teil unbewusst und aufgrund unseres "sprachlichen Rahmenwerks" ablaufen. Diese Deutungshypothesen haben sowohl einen selektiven - da aus den gegebenen Sinnesdaten nur ein Teil ausgewählt wird - alsauch transzendierenden Charakter - da Wahrnehmungseinheiten konstruiert werden, die sozusagen nicht vollständig "gedeckt" sind
# Zuletzt wird das (vorläufige) Wahrnehmungsbild anhand der weiter "einlaufenden sensorischen Signale" kontrolliert und eventuell wieder korrigiert, bis sich eine konstante Wahrnehmung herausgebildet hat.

Das bedeutet u.a.: Die Position des Realismus ist für den KR keine bloße "Unterstellung" bzw. "metaphysische Annahme", wie es im Artikel heißt. Er ergibt sich sozusagen zwingend aus der natürlichen Konstitution des Menschen. Schon das Wahrnehmungsvermögen operiert - ob wir es wollen oder nicht - in seiner "Verwertung" der rohen Sinnesdaten immer schon mit der Annahme, dass es Gegenstände und Beziehungen zwischen diesen, also Tatsachen, gibt. Sonst würde es die Sinnesdaten nicht als "Anzeichen" auffassen und "in Richtung auf eine objektive Welt" hin transzendieren wollen. Albert zieht dabei massiv gegen eine rein phänomenologische Position zu Felde, für die die Wahrnehmung das eigentliche Fundament der Erkenntnis bildet und nicht eine "darüber" stehende Wirklichkeit.

So viel fürs erste. Vielleicht sollte vor einer Fortsetzung des Reviews erst mal diese Punkte diskutiert werden. Gruß

u

en, bevor man mit den weiteren Punkten



s
. Mit diesem Begriff werden drei Annahmen zusammengefasst:


Die Position des Realismus ist eine Unterstellung, eine metaphysische Annahme,

werde

kann meine kritik




<u>'''Einige Verbesserungsvorschläge:'''</u>

* Es sollte deutlicher herausgestellt werden, dass der KR - jedenfalls bei Albert - aus 3 Grundprinzipien besteht und diese miteinander eng verzahnt sind:
** einem „kritischer Realismus“
** einem „konsequenten Fallibilismus“
** einem „methodischen Rationalismus“

== Kritischer Realismus ==
Der Kritischer Realismus stellt das Herzstück des KR dar. Mit diesem Begriff werden drei Annahmen zusammengefasst:

** die "metaphysische" Annahme einer von unserem Erkennen unabhängigen Wirklichkeit
** die erkenntnistheoretische Annahme der prinzipiellen Erkennbarkeit der Wirklichkeit
** Die erkenntnistheoretische Annahme von der Hypothetizität aller menschlichen Erkenntnis

=== Die Analyse der Sinneswahrnehmung als Basis des Kritischen Realismus ===

Der KR geht von einem Modell der Erkenntnis aus, das sich stark an der Sinneswahrnehmung orientiert. Albert beschreibt zu diesem Zweck den Vorgänge bei der Sinneswahrnehmung sehr detailliert in seinem Aufsatz "Erkenntnis, Sprache und Wirklichkeit" (in ''Kritische Vernunft und menschliche Praxis''). Die Sinneswahrnehmung verläuft seiner Ansicht nach in 4 Stufen:
# das Einlaufen von Sinnesdaten bzw. "sensorischen Informationen"
# die Interpretation dieser Daten als "Anzeichen für vorhandene Gegenstände", d.h. die Daten werden schon vom Wahrnehmungsapparat nicht mehr als die letzte Wirklichkeit betrachtet, sondern als Zeichen, die bereits auf eine andere Wirklichkeit hinweisen
# die Zeichen werden miteinander in Beziehung gesetzt und zu "Tatsachen" zusammengefasst. Dabei arbeitet bereits unser Wahrnehmungsvermögen mit "Deutungshypothesen", die zum Teil unbewusst und aufgrund unseres "sprachlichen Rahmenwerks" ablaufen. Diese Deutungshypothesen haben sowohl einen selektiven - da aus den gegebenen Sinnesdaten nur ein Teil ausgewählt wird - alsauch transzendierenden Charakter - da Wahrnehmungseinheiten konstruiert werden, die sozusagen nicht vollständig "gedeckt" sind
# Zuletzt wird das (vorläufige) Wahrnehmungsbild anhand der weiter "einlaufenden sensorischen Signale" kontrolliert und eventuell wieder korrigiert, bis sich eine konstante Wahrnehmung herausgebildet hat.

=== Übertragung der Wahrnehmung auf die Erkenntnis im allgemeinen ===

* Annahme einer von unserem Erkennen unabhängigen Wirklichkeit

In der Wahrnehmungspsychologie wird davon ausgegangen, dass unser Wahrnehmungsvermögen in seiner "Verwertung" der rohen Sinnesdaten immer schon mit dern Annahme operiert, dass es Gegenstände und Beziehungen zwischen diesen, also Tatsachen, gibt. Sonst würde es die Sinnesdaten nicht als "Anzeichen" auffassen und "in Richtung auf eine objektive Welt" hin transzendieren wollen. Albert geht nun von der Prämisse aus, dass diese Tendenz unseres Wahrnehmungsvermögens berechtigt ist und zieht gegen eine rein phänomenologische Position zu Felde, für die das Wahrnehmung das eigentliche Fundament der Erkenntnis bildet und nicht eine "darüber" stehende Wirklichkeit.

* Annahme der prinzipiellen Erkennbarkeit der Wirklichkeit

Mit dem Grundgedanken hält der KR grundsätzlich an der einer Auffassung fest, "in der die Wahrheitsidee - und darüber hinaus die Idee der Approximation an die Wahrheit - als regulative Idee anerkannt wird".
Der KR folgert aus der Tatsache, dass unser Wahrnehmungsvermögen schon immer mit der Annahme operiert, dass es Gegenstände und Beziehungen zwischen diesen, also Tatsachen, gibt, das Vorliegen einer realen Welt. Dieser Wirklichkeit kann man sich schrittweise annnähern, wie dies bereits in der Wahrnehmung geschieht, in der ständig Hypothesen zur "Verwertung" der Sinnesdaten zu einem einheitlichen Wahrnehmungsbild aufgestellt werden. Unser Wahrnehmungsvermögen lernt also durch Versuch und Irrtum, worin Albert "eine der Wahrheitsidee analoge Stuerungsnorm wirksam" sieht.

* Annahme der Hypothetizität aller menschlichen Erkenntnis


* Motiv des KR:
** Entwicklung einer universalen Methode zur Lösung von Problemen aller Art (auch Fragen des Alltags); gerichtet gegen eine Philosophie des „totalen Engagements“ wie z.B. den Existenzialismus
* Die 3 Grundkomponenten der Erkenntnistheorie des KR:
** „kritischer Realismus“
*** Annahme einer von unserem Erkennen unabhängigen Wirklichkeit
*** prinzipielle Erkennbarkeit der Wirklichkeit
*** Annahme des hypothetischen Charakters der gesamten menschlichen Erkenntnis
** „konsequenter Fallibilismus“ (das Fallibilismus-Prinzip)
*** Bezweifelbarkeit aller „Problemlösungsversuche“
*** Bezweifelbarkeit aller „Instanzen von Problemlösungsversuchen“ (z.B. übernatürliche Offenbarungen)
*** Begründung des Fallibilismus-Prinzips: das Münchhausen -Trilemma
** „methodischer Rationalismus“
*** Die Aufgabe des Prinzips der zureichenden Begründung
*** Die Annahme des Prinzips der kritischen Prüfung
**** alle schon vorhandenen Lösungsversuche kritisch prüfen => neue Lösungsversuche konstruieren => sich vorläufig für den Lösungsversuch entscheiden, der das betr. Problem am besten zu lösen scheint => Situationen aufsuchen bzw. herstellen, in denen der gewählte Lösungsversuch scheitern oder auch sich (vorläufig) bewähren kann

= Geist =

=== Christliche Antike und Mittelalter ===

==== Patristik ====

In der griechischen [[Apologeten|apologetischen]] und [[Patristik|patristischen]] Literatur wird das Wort ''pneuma'' im Allgemeinen dem religiösen Bereich zur Bestimmung des Heiligen Geistes vorbehalten. Für den menschlichen Bereich werden meist die Ausdrücke ''nous'' und ''psyché'' verwendet.

Die lateinischen [[Kirchenvater|Kirchenväter]] gebrauchen für das griechische ''pneuma'' den Begriff ''spiritus'', der ursprünglich ebenfalls Hauch und Wind bedeutet. Bisweilen wird ''spiritus'' auch für den anthropologischen Bereich verwendet, besonders im physiologischen Zusammenhang, ferner in der dichotomischen Trennung von Geist und Fleisch. Meist jedoch kommen im menschlichen Bereich die Begriffe ''mens'', ''animus'' und ''anima'' zur Anwendung.

Grundlegend für die Folgezeit wurde das Geistverständnis [[Augustin]]s, das sich von den naturhaften Bedeutungen (Hauch, Wind, Luft, Atem usw.) im Wesentlichen absetzt und seinen Schwerpunkt im Gottesbezug hat.

Augustinus hält an der Substantialität des Geistes fest. Er wird von ihm als eine an der Vernunft teilhabende Substanz aufgefasst, die zur Leitung des Leibes bestimmt ist. Dem Geist kommen wesensmäßig Vernunft und Einsicht zu. Er wird durch die [[Laster]] geschwächt und muss um seiner Leitungsaufgabe gerecht werden zu können, durch den [[Glauben]] gereinigt werden.

Die Frage, was dem Geist so nahe sei wie dieser sich selbst, führt Augustinus zu einer über dem menschlichen Geist (''supra mentem'') liegenden Wirklichkeit. Augustinus spricht hier vom ''„Auge der Seele (oculus animae)“'', über dem sich ein „unveränderliches Licht (''lux incommutabilis'')“ befinde. Diese Wendung (''conversio'') in sein Innerstes ist für Augustinus Selbstvollzug des Geistes und bedeutet die Rückkehr zu seinem eigentlichen Urspung.

=== Thomas neu ===
[[Thomas von Aquin]] fasst die menschliche Seele als eine geistige Substanz (''substantia spiritualis'') auf. Im Unterschied zur Tierseele hat sie einen rein geistigen Charakter und ist daher unsterblich.

Thomas vertritt eine strikte Leib-Seele-Einheit des Menschen. Die Seele ist Form des Leibes (''forma corporis'') und teilt ihm ihr Sein mit. Umgekehrt ist aber auch der Geist zur Erkenntnis auf den Leib und seine sinnliche Vermittlung angewiesen. Alle geistigen Erkenntnisse werden mittels des „tätigen Intellekts (intellectus agens)“ von den Sinneswahrnehmungen abstrahiert.

Der Mensch als schächster Strahl der Geistigkeit vermag das rein Geistige nicht zu schauen. Die Erkenntnis vermag nur so weit zu reichen wie der geistige Gehalt des Sinnenfälligen, von dem sie ausgeht, es ihr gestattet. Eine unmittelbare Erkenntnis Gottes ist daher für Thomas ausgeschlossen.

Die menschliche Seele ist bei Thomas die niederste der geistigen Formen. Sie ist ein Vernunftprinzip, das notwendig eines Körpers bedarf, um tätig werden zu können. Sie stellt daher gegenüber der Seele der [[Engel]], die in keinerlei Verbindung mit dem Materiellen steht, eine tiefere Stufe der Geistigkeit dar. Die Seele hängt zwar in ihrer Existenz nicht von der Materie ab, ragt aber doch tief in das Körperliche hinein, da sie ohne den Körper etwas Unfertiges ist. Sie wird bei Thomas zum äußersten und abgeschwächtesten Strahl des Verstandeslichtes, das in Gott aufleuchtet und im Menschen seine unterste Grenze erreicht wie das Sein bei der Materie. Sie steht daher auf der Grenze der geistigen und körperlichen Geschöpfe (''in confinio spiritualium et corporalium creaturarum'').


=== Thomas ===
[[Thomas von Aquin]] fasst die menschliche Seele als eine geistige Substanz (''substantia spiritualis'') auf. Im Unterschied zur Tierseele hat sie einen rein geistigen Charakter und ist daher unsterblich.

Thomas vertritt eine strikte Leib-Seele-Einheit des Menschen. Die Seele ist Form des Leibes (''forma corporis'') und teilt ihm ihr Sein mit. Umgekehrt ist aber auch der Geist zur Erkenntnis auf den Leib und seine sinnliche Vermittlung angewiesen. Alle geistigen Erkenntnisse werden mittels des „tätigen Intellekts (intellectus agens)“ von den Sinneswahrnehmungen abstrahiert.
Der Mensch als schächster Strahl der Geistigkeit vermag das rein Geistige nicht zu schauen. Er muss das Geistige aus der Betrachtung der Sinnendinge erkennen.
Der Mensch vermag seine eigene Seele nur dadurch zu erkennen, dass er sich den Sinnendingen zuwendet. Die Seele muss ausgehen von der Erkenntnis der Körperwelt und ihre Erkenntnis vermag nur so weit zu reichen wie der geistige Gehalt des Sinnenfälligen, von dem sie ausgeht, es ihr gestattet. Der Mensch als schächster Strahl der Geistigkeit vermag das rein Geistige nicht zu schauen, weil da
erkennt zunächst ihren Gegenstand, dann ihre Tätigkeit und schließlich ihre eigene Natur. Eine unmittelbare Erkenntnis ist daher für Thomas ausgeschlossen.

Die menschliche Seele ist bei Thomas die niederste der geistigen Formen. Sie ist ein Vernunftprinzip, das notwendig eines Körpers bedarf, um tätig werden zu können. Sie stellt daher gegenüber der Seele der [[Engel]], die in keinerlei Verbindung mit dem Materiellen steht, eine tiefere Stufe der Geistigkeit dar. Die Seele hängt zwar in ihrer Existenz nicht von der Materie ab, ragt aber doch tief in das Körperliche hinein, da sie ohne den Körper etwas Unfertiges ist. Sie wird bei Thomas zum äußersten und abgeschwächtesten Strahl des Verstandeslichtes, das in Gott aufleuchtet und im Menschen seine unterste Grenze erreicht wie das Sein bei der Materie. Sie steht daher auf der Grenze der geistigen und körperlichen Geschöpfe (''in confinio spiritualium et corporalium creaturarum'').

=== Thomas alt ===

seine eigen

Der menschliche Geist ist nicht in der Lage, ohne göttliches Zutun die Wahrheit zu erkennen, . Thomas bezeichnet dies als ''lumen naturale''.

== Schwarzbuch Kapitalismus Graphik==
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! <small>Buch/Kap.</small>
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| <small>.</small>
|-
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|-
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|<small>Rationalisierung (Fließbandarbeit); Massenproduktion</small>
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| <small>.</small>
|-
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| align="right" |<small>''(Anomalie)'' </small>
| <small>=> ''[[Erster Weltkrieg|WK I]]; [http://www.stmuk.bayern.de/blz/web/100083/04.html Weltwirtschaftskrise]; [[Zweiter Weltkrieg|WK II]]''</small>
| <small>.</small>
|-
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| align="right" |<small>'''Ideologie'''</small>
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| <small>.</small>
|-
| style="background:#87CEFF" |<small>ab ca. 1975</small>
! colspan="2" align="left" style="background:#87CEFF" |Dritte Industrielle Revolution bzw. "[[Digitale Revolution]]"
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|-
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| align="right" |<small>maßgebl. Erfindungen</small>
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|<small>.</small>
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| <small>.</small>
|-
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Aktuelle Version vom 24. Januar 2021, 11:33 Uhr

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Ontologisches Quadrat

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Ontologisches Quadrat nach E.J. Lowe