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„Transpluto“ – Versionsunterschied

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Als '''Transpluto''' wurde zwischen 1930 und etwa 1985 ein [[Hypothese|hypothetischer]] '''zehnter [[Planet]]''' des [[Sonnensystem]]s bezeichnet, den man außerhalb der [[Umlaufbahn]] des [[Pluto]] vermutete und jahrzehntelang suchte. Der Name lehnte sich an die um 1890 entstandene Arbeitsbezeichnung ''Transneptun'' an, die sich 1930 mit der Entdeckung Plutos zunächst erübrigte und heute der Name einer ganzen Gruppe sonnenferner [[Asteroid]]en und [[Zwergplanet]]en ist. Bis zur Herabstufung des vormals neunten Planeten Pluto zum Zwergplaneten am 24. August 2006 sprach man bei der Suche nach einem weiteren Planeten auch von '''Planet X''', wobei das „X“ neben dem Symbol für das Unbekannte auch für die [[Römische Zahlschrift|römische Zahl 10]] stand.
{{Redundanztext|[[Benutzer:84.175.218.130|84.175.218.130]] 11:31, 25. Aug 2006 (CEST)|August 2006|Transpluto|Planet X (Astronomie)}}


== Geschichte ==
Als '''Transpluto''' oder manchmal auch '''Planet X''' wurde vor der Entdeckung der [[Transneptunisches Objekt|transneptunischen Objekte]] und der Deklassierung des [[Pluto (Zwergplanet)|Pluto]] zum [[Zwergplanet]]en ein [[Hypothese|hypothetischer]] „zehnter“ [[Planet]] des [[Sonnensystem]]s bezeichnet und außerhalb (''trans–'') der [[Umlaufbahn]] von Pluto [[Postulat|postuliert]] (siehe auch [[Planet X (Astronomie)|Planet X]]).
Nachdem der Planet [[Neptun (Planet)|Neptun]] durch eine genaue Bahnanalyse des [[Uranus (Planet)|Uranus]] erfolgreich vorhergesagt wurde, postulierte [[Percival Lowell]] jenseits von Neptun einen neunten Planeten, den so genannten ''Transneptun'', um Bahnabweichungen des Uranus und Neptun zu erklären. Er gründete 1894 das [[Lowell-Observatorium]] und suchte bis 1915 systematisch nach diesem Planeten. Der später damit beauftragte [[Clyde Tombaugh]] fand 1930 den Pluto beim intensiven Durchsuchen eines enger begrenzten Himmelsausschnittes eher durch Zufall. Trotz seiner geringen Größe (sie wurde bis etwa 1950 deutlich überschätzt und 1978 nach Entdeckung des Mondes [[Charon (Mond)|Charon]] ein weiteres Mal nach unten korrigiert) galt Pluto 76 Jahre lang als der neunte Planet.


Bald stellte sich heraus, dass Pluto zu klein ist, um die Bahn des Neptun merklich zu stören und dessen Bahnabweichungen zu erklären. So begann am Lowell-Observatorium schon bald nach 1930 statt der Suche des ''Transneptun'' jene nach dem noch ferneren Transpluto. Ab 1957 führte [[Henry Lee Giclas]] eine systematische fotografische Durchmusterung des Himmels durch, die 18 Jahre in Anspruch nahm. Die der Suche zugrunde liegenden [[Bahnstörung]]en des Neptun waren lange Zeit nicht nachvollziehbar – man hielt sie für die Auswirkungen kleiner, unvermeidlicher [[Messfehler]]. Erst mit neueren Erkenntnissen in der Astrophysik war Neptuns Verhalten schließlich nachvollziehbar.
== Definition in Abgrenzung zum Artikel Planet X ==
Der Beriff [[Planet X (Astronomie)|Planet X]] bezeichnet allgemein einen noch unbekannten Planeten des Sonnensystems, den es gemäß einer Theorie geben müsste.

== Vorgeschichte ==
Nachdem [[Neptun (Planet)|Neptun]] durch eine genaue Bahnanalyse des [[Uranus (Planet)|Uranus]] erfolgreich vorhergesagt wurde, postulierte [[Percival Lowell]] jenseits von Neptun einen neunten Planeten, den so genannten Transneptun, um Bahnabweichungen des Uranus und Neptun zu erklären. Der durch das von ihm gegründete [[Lowell-Observatorium]] mit der Suche beauftragte [[Clyde Tombaugh]] fand [[1930]] beim intensiven Durchsuchen eines enger begrenzten Himmelsausschnittes eher durch Zufall den Pluto. Trotz dessen eher geringer Größe wurde Pluto 76 Jahre lang als neunter Planet geführt.

== Suche nach Transpluto ==
Schnell stellte sich heraus, dass Pluto zu klein ist, um die Bahn des Neptun merklich zu stören und dessen Bahnabweichungen zu erklären. So begann im Jahr [[1930]] am [[Lowell-Observatorium]] schon bald nach der Suche des Transneptun die nach dem noch ferneren Transpluto. Ab [[1957]] führte [[Henry Lee Giclas]] eine systematische fotografische Durchmusterung des Himmels durch, die achtzehn Jahre in Anspruch nahm.

Die Suche nach Transpluto durchzog das ganze [[20. Jahrhundert]], führte aber zu keinem wirklichen Ergebnis. Die der Suche zugrunde liegenden Bahnabweichungen des Neptun sind heute nicht mehr nachzuvollziehen, es ergab sich, dass es sich um die Auswirkungen kleiner, unvermeidlicher Messfehler gehandelt hatte.


== Entdeckung kleinerer Objekte ==
== Entdeckung kleinerer Objekte ==
Die Terminologie der sonnenfernen Objekte erwies sich zwischen 1980 und 1992 als erweiterungsbedürftig, als man an der Position des schon länger postulierten [[Kuipergürtel]]s weitere [[transneptunische Objekte]] wie die [[Plutino]]s entdeckte.
[[Bild:Sedna-NASA.JPG|thumb|250px|Sedna]]
Im März [[2004]] wurde das Thema '''„Zehnter Planet“''' für die [[Medien]] wieder aktuell, als die Entdeckung des etwa 1600&nbsp;km großen [[Sedna (Asteroid)|Sedna]] in doppelter Pluto-Entfernung gemeldet wurde, der aber von der Fachwelt nicht als Planet eingestuft wurde. Des weiteren wurde am [[29. Juli]] [[2005]] die Entdeckung von [[2003 UB313|2003&nbsp;UB<sub>313</sub>]] bekanntgegeben, der sowohl von der NASA als auch der Presse zur Zeit der Entdeckung als „zehnter Planet“ eingestuft wurde.


[[Datei:Sedna-NASA.JPG|mini|Sedna]]
Für die [[Astronom]]en zählen solche [[Himmelskörper]] allerdings zu jenen sonnenfernen [[Asteroid]]en wie den [[Plutino]]s, deren [[Umlaufbahn]]en sich im [[Kuipergürtel]] bzw. jenseits desselben befinden. Auch Pluto selbst wird heute nicht mehr als Planet gewertet, da er mit 2400&nbsp;km Durchmesser kleiner als viele [[Satellit (Astronomie)|Monde]] und außerdem an die Neptunbahn gekoppelt ist. Die [[Internationale Astronomische Union|IAU]] hat für diese Himmelskörper am [[24. August]] [[2006]] die Klassifikation [[Zwergplanet]] eingeführt.
Im März 2004 wurde das Thema '''„Zehnter Planet“''' für die [[Massenmedien|Medien]] wieder aktuell, als man die etwa 1000&nbsp;km große [[(90377) Sedna|Sedna]] in doppelter Pluto-Entfernung entdeckte, in der Fachwelt aber nicht als Planet einstufte. Schließlich wurde am 29. Juli 2005 die Entdeckung von [[(136199) Eris|Eris]] (zunächst als 2003 UB<sub>313</sub>) bekanntgegeben. Dieser ungefähr 2300&nbsp;km große Körper wurde sowohl von der NASA als auch der Presse zur Zeit der Entdeckung als „zehnter Planet“ eingestuft. Eris erfüllte nach Bahn und Größe den Status eines „Transpluto“ und löste damit die „Planetendiskussion“ der [[Internationale Astronomische Union|Internationalen Astronomischen Union]] (IAU) aus. Nach der 2006 beschlossenen Definition von „[[Planet]]“ sind aber weder Pluto noch Eris Planeten, sondern gehören in die neu geschaffene Kategorie „[[Zwergplanet]]“.


Zwar wurden in diesen Fernen seit [[1992]] zahlreiche große Körper entdeckt, aber keine über 1500&nbsp;km Durchmesser (mit Ausnahme von 2003&nbsp;UB<sub>313</sub>). Außerdem haben diese Objekte jenseits der Plutobahn kein festes [[Gestein]], sondern setzen sich aus sehr dunklem Lockergestein zusammen. Sie sind den [[Asteroiden]] oder [[Komet|Kometen]] zuzuordnen. Daher gilt heute die Existenz eines weiteren Planeten als unwahrscheinlich.
Wenn es neben den (nach der Definition von 2006) acht Planeten einen weiteren geben sollte, müsste dieser per Definition „die Umgebung seiner Bahn bereinigt haben“. In den Außenbereichen des Sonnensystems wurden mittlerweile einige weitere größere Körper entdeckt. Die meisten davon sind den [[Asteroiden]] oder [[Komet]]en zuzuordnen. Eris und Pluto sind weiterhin die einzigen mit einem Durchmesser über 2000 km. Daher gilt heute die Existenz eines weiteren „wirklichen“ Planeten nach der neuen Planetendefinition als unwahrscheinlich.


Trotzdem wird – auch unter der Bezeichnung '''„[[Planet X (Astronomie)|Planet&nbsp;X]]“''' – immer wieder über die Existenz eines solchen Planeten spekuliert. Ein Grund dafür ist der offenbar unbegrenzte Vorrat an [[Komet]]en aus den Zonen des [[Kuipergürtel]]s und der [[Oortsche Wolke|Oortschen Wolke]]. Ein weiter außen kreisender Planet könnte mit seiner [[Schwerkraft]] dafür sorgen, dass Materie aus der Oortschen Wolke in das Innere des Sonnensystems gelangt.
Trotzdem wird immer wieder über die Existenz eines solchen Planeten spekuliert. Ein Grund dafür ist der scheinbar unbegrenzte Vorrat an Kometen aus den Zonen des Kuipergürtels und der [[Oortsche Wolke|Oortschen Wolke]]. Ein weiter außen kreisender Planet könnte mit seiner [[Gravitation|Schwerkraft]] dafür sorgen, dass Materie aus der Oortschen Wolke in das innere Sonnensystem gelangt.


== Bedingungen für einen weiteren Planeten ==
== Weitere mögliche große Planeten ==
=== Bedingungen ===
Nach heutigem Wissen kann es durchaus einen weiteren Planeten geben, aber man kann einige Bedingungen angeben:
Nach heutigem Wissen kann es durchaus einen weiteren Planeten geben.<ref>[https://www.caltech.edu/about/news/caltech-researchers-find-evidence-real-ninth-planet-49523 caltech.edu: ''Caltech Researchers Find Evidence of a Real Ninth Planet''] vom 20. Januar 2016</ref> Dieser dürfte allerdings keine merklichen Bahnstörungen auf die bekannten Planeten und Raumsonden im äußeren Sonnensystem verursachen und allen bisherigen Himmelsdurchmusterungen für sich bewegende Objekte entgangen sein. Insbesondere die Ergebnisse des Weltraumteleskops [[Wide-Field Infrared Survey Explorer|WISE]] schränken die Größe dieses Planeten stark ein und verlagern seine hypothetische Bahn auf mehrere hundert bis tausend&nbsp;AE. Auch müsste seine Bahn stark elliptisch sein oder weit außerhalb der [[Ekliptik]] liegen.
* So müsste seine Entfernung zur [[Sonne]] groß genug sein, um keine merklichen Bahnstörungen der bekannten Planeten und Raumsonden im äußeren Sonnensystem zu verursachen
* Er muss den vollständigen Himmelsdurchmusterungen für sich bewegende Objekte entgangen sein, die bis heute durchgeführt wurden.


Ein [[Brauner Zwerg]] oder ein schwacher Stern („[[Nemesis (Stern)|Nemesis]]“), der die Sonne zum Mitglied eines [[Doppelsternsystem]]s machen würde, kann zwar bis heute (Stand Januar 2016) nicht definitiv widerlegt werden, ist aber sehr unwahrscheinlich, da er auf Grund seiner Eigenstrahlung durch die bisherigen Himmelsdurchmusterungen sehr wahrscheinlich gefunden worden wäre.<ref name="raumfahrer">Ralph-Mirko Richter: [http://www.raumfahrer.net/news/astronomie/11032014203026.shtml ''WISE: Kein Planet X im äußeren Sonnensystem''], raumfahrer.net, 11. März 2014, abgerufen am 14. März 2014</ref>
Diese Bedingungen führen schon für einen Planeten von etwa Erdgröße zu einem Abstand von mindestens 100 [[Astronomische Einheit|Astronomischen Einheiten]] (AE) zur Sonne, dem 2,5-fachen Abstand des Pluto. Die Größe eines solchen Transpluto müsste an jene von Neptun heranreichen und seine Bahn stark elliptisch sein oder seine Bahn muß weit außerhalb der [[Ekliptik]] liegen.


=== Tyche ===
Falls er existiert, könnte er in den nächsten Jahrzehnten durch Bahnstörungen von [[Raumsonde]]n nachgewiesen werden. Optische Suchprogramme bis etwa 50&nbsp;[[Astronomische Einheit|AE]] wurden in letzter Zeit durchgeführt, stoßen aber durch die dort meist extrem dunklen, kohleartigen Körper an die Grenzen der [[terrestrisch]]en Teleskope und der bisherigen [[Weltraumteleskop]]e.
{{Hauptartikel|Tyche (Planet)}}
1999 berechneten [[John B. Murray]] von der [[Open University]] in Großbritannien<ref name="Murray1999">{{Cite journal |author= John B. Murray |title= Arguments for the Presence of a Distant Large Undiscovered Solar System Planet | date = 1999-10-11 |volume= 309 |issue= 1 |pages= 31–34 |journal= [[Houston Chronicle]], Monthly Notices of the Royal Astronomical Society |url= http://mnras.oxfordjournals.org/content/309/1/31.full.pdf | doi= 10.1046/j.1365-8711.1999.02806.x |bibcode=1999MNRAS.309...31M}}</ref> und [[John Matese]] von der [[University of Louisiana at Lafayette]]<ref name="Matese1999">{{Cite journal |first1= John J.|last1=Matese|first2=Patrick G.|last2=Whitman|first3=Daniel P .|last3=Whitmire | title = Cometary Evidence of a Massive Body in the Outer Oort Clouds |journal= Icarus |year= 1999 |volume= 141 |pages= 354 | doi = 10.1006/icar.1999.6177 |bibcode=1999Icar..141..354M |issue= 2}}</ref> unabhängig voneinander die Bahnen langperiodischer Kometen. Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass ein möglicher bisher unbekannter Himmelskörper regelmäßige Bahnstörungen bei den Körpern der Oortschen Wolke verursachen würde und diese dadurch auf Kometenbahnen ins [[Innere und äußere Planeten|innere Sonnensystem]] gelenkt würden. Murray postulierte als Verursacher einen großen „Planeten X“ ([[Tyche (Planet)|Tyche]]) mit einer Masse zwischen 1 und 10 [[Jupitermasse]]n in einer Entfernung von 30.000 bis 50.000&nbsp;AE von der Sonne (etwa <sup>1</sup>/<sub>10</sub> bis <sup>1</sup>/<sub>6</sub> der Entfernung zum nächsten Stern). Die Bahn eines solchen Körpers dürfte gemessen am Alter des Sonnensystems nicht stabil sein, da ein Umlauf um die Sonne Millionen Jahre betragen würde.<ref name="Murray1999" /> Nach den bisherigen Modellen kann sich allerdings bei der Entstehung des Sonnensystems in dieser Entfernung kein Planet gebildet haben, weshalb Murray vermutet, dass er entweder ein einstmals aus dem interstellaren Raum in das [[Sonnensystem]] eingedrungener [[Objekt planetarer Masse|Planemo]] ist oder aber durch [[Migration (Astronomie)|Migration]] nach außen wanderte.


Bisher lässt sich Murrays These weder bestätigen noch ausschließen. Jedoch konnte das Infrarot-Weltraumteleskop [[Wide-Field Infrared Survey Explorer|WISE]] keinen Planeten von Jupitergröße innerhalb von 26.000&nbsp;AE Sonnenabstand nachweisen.<ref name="raumfahrer" />
Selbst ein [[Brauner Zwerg]] oder ein schwacher Stern („[[Nemesis (Stern)|Nemesis]]“), der unsere Sonne zum Mitglied eines [[Doppelsternsystem]]s machen würde, ist auch heute noch durchaus möglich. Sämtliche bisher entdeckten [[Transneptunische Objekte|Transneptune]] sind aufgrund ihrer Größe und Zusammensetzung den [[Zwergplanet]]en, [[Asteroiden]] oder [[Komet]]en zuzuordnen.


=== Möglichkeit eines Objektes planetarer Masse außerhalb des Kuiper-Gürtels („Planet Neun“) ===
== Astrologie ==
{{Hauptartikel|Planet Neun}}
In der [[Astrologie]] vertreten einige Richtungen die Meinung, dass ein fiktiver „Transpluto“ zur Abrundung der [[Symbolik]] nötig sei.
Die erste Hypothese über einen möglichen Planeten am äußersten Rand des Sonnensystems stammt von [[Daniel Whitmire]]. Im Jahr 1985 nannte er ihn noch „Planet X“.<ref>https://www.geeklythings.com/wissenschaft-entdeckt-planet-x/</ref><ref name="Matese1999" />
Ergebnisse aus dem Vergleich der Bahndaten des [[Zwergplanet]]en [[(90377) Sedna|Sedna]] und dem Ende 2012 entdeckten Asteroiden [[2012 VP113|2012 VP<sub>113</sub>]] lassen sich gemäß einer Anfang 2014 veröffentlichten Untersuchung einiger Forscher damit erklären, dass es einen unentdeckten Planeten mit mindestens der zehnfachen Erdmasse außerhalb des [[Kuiper-Gürtel]]s in einer Entfernung von „einigen hundert AE“ geben könnte.<ref>{{Internetquelle |url=http://carnegiescience.edu/news/solar_systems_edge_redefined |titel=Solar System’s Edge Redefined |hrsg=Carnegie Institution for Science |datum=2014-03-26 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150330094743/http://carnegiescience.edu/news/solar_systems_edge_redefined |archiv-datum=2015-03-30 |zugriff=2014-04-13 |sprache=en |zitat=Sheppard and Trujillo suggest a Super Earth or an even larger object at hundreds of AU could create the shepherding effect seen in the orbits of these objects}}</ref><ref>Christoph Behrens: ''Forscher finden Hinweise auf unbekannte Supererde''. In: ''Süddeutsche.de'', 27.&nbsp;März 2014, [http://www.sueddeutsche.de/wissen/neuer-zwergplanet-dunkle-grenzwaechter-des-sonnensystems-1.1922999 Online], abgerufen am 30.&nbsp;April 2014</ref><ref>Tobias Jobke: ''Hinweise auf „Planetengiganten“ am Rande unseres Sonnensystems''. In: ''WDR5. [[Leonardo – Wissenschaft und mehr]]'', 27. März 2014, {{Webarchiv|url=http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/zwergplanet100.html |wayback=20140329160221 |text=Online }}, abgerufen am 30. April 2014.</ref> Es werden aber auch andere Erklärungen solcher Bahndaten diskutiert.<ref>{{Internetquelle |autor=Tilmann Althaus |url=http://www.spektrum.de/alias/asteroiden/kleinplanet-sedna-ist-nicht-allein/1259253 |titel=Kleinplanet Sedna ist nicht allein |werk=Spektrum.de |hrsg=Verlag Spektrum der Wissenschaft |datum=2014-03-28 |zugriff=2014-04-13}}</ref> Eine kurz darauf (März 2014) veröffentlichte Arbeit verneint auf Grund der Messung von [[Bahnstörung]]en bekannter Objekte des Sonnensystems im Rahmen der heute erzielbaren Messgenauigkeit die Existenz eines Planeten mit doppelter Erdmasse innerhalb von etwa 500 AE Sonnenabstand, und für einen Planeten mit 15-facher Erdmasse innerhalb von etwa 1000 AE.<ref>Lorenzo Iorio: ''Planet X revamped after the discovery of the Sedna-like object 2012 VP<sub>113</sub>?'' 31. März 2014, {{arXiv|id=1404.0258}}</ref> 2016 postulierten die US-Astronomen [[Konstantin Jurjewitsch Batygin|Batygin]] und [[Michael E. Brown|Brown]] ([[California Institute of Technology]]) die Existenz eines Planeten mit mindestens etwa der 10-fachen Erdmasse und einer Umlaufzeit von bis zu 20.000 Jahren anhand mathematischer Berechnungen.<ref>{{Literatur |Autor=Konstantin Batygin, Michael E. Brown |Titel=Evidence for a distant giant planet in the Solar System |Sammelwerk=[[Astronomical Journal]] |Band=151 |Nummer=2 |Datum=2016-01-20 |Online=http://iopscience.iop.org/article/10.3847/0004-6256/151/2/22/meta |DOI=10.3847/0004-6256/151/2/22}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-19756-2016-01-21.html |titel=Sonnensystem: Gibt es doch einen neunten Planeten? |hrsg=[[scinexx]] |datum=2016-01-21 |zugriff=2016-01-21}}</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Liste von transneptunischen Objekten]]
* [[Quaoar (Asteroid)|Quaoar]], [[Orcus (Asteroid)|Orcus]], [[Sedna (Asteroid)|Sedna]], [[2003 UB313|2003&nbsp;UB<sub>313</sub>]], [[2005 FY9|2005&nbsp;FY<sub>9</sub>]], [[2003 EL61|2003&nbsp;EL<sub>61</sub>]]
* [[Liste der Asteroiden - Transneptune|Liste der Transneptune]]
* [[Liste der hypothetischen Himmelskörper des Sonnensystems]]

* [[Nibiru]]
== Literatur ==
* [[Planet X (Astronomie)]]
* Govert Schilling: ''The Hunt for Planet X – New Worlds and the Fate of Pluto.'' Springer, New York 2008, ISBN 978-0-387-77804-4.
* G.D. Quinlan: ''Planet X: A myth exposed.'' 1993, Nature 363, 18.
* Mike Brown: ''Wie ich Pluto zur Strecke brachte. Und warum er es nicht anders verdient hat.'' Springer, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-8274-2944-5.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{Alpha Centauri|61}}
* [http://www.nasa.gov/vision/universe/solarsystem/newplanet-072905.html NASA-Funded Scientists Discover Tenth Planet (29.7.2005)] (Englisch)
* [http://www.stellium.de/03/01.html Historie und Mythologisches zu Transpluto]
* [http://www.astronomie.at/faq/planet_x.htm zu Planet X], astronomie.at
* [http://www.nasa.gov/vision/universe/solarsystem/newplanet-072905.html NASA-Funded Scientists Discover Tenth Planet], 29. Juli 2005 (englisch)

* [http://www.space.com/scienceastronomy/080618-planet-x.html Large ‘Planet X’ May Lurk Beyond Pluto], ''Space.com'' am 18. Juni 2008 (englisch)
{{Navigationsleiste_Sonnensystem}}
* Anatol Johansen: [https://www.welt.de/wissenschaft/weltraum/article12586273/Riesenplanet-Tyche-geheimnisvoll-und-uebersehen.html Astronomie, Riesenplanet Tyche – geheimnisvoll und übersehen] auf ''Welt.de'' am 18. Februar 2011
* [http://www.jpl.nasa.gov/news/news.cfm?release=2011-060 Can WISE Find the Hypothetical ‘Tyche’?] vom 18. Februar 2011 (englisch)


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Planet des Sonnensystems]]
<references />


[[Kategorie:Hypothetisches astronomisches Objekt]]
[[en:Planet X]]
[[es:Planeta X]]
[[fr:Planète X]]
[[it:Pianeta X]]
[[ja:惑星X]]
[[nl:Planeet X]]
[[pt:Planeta X]]
[[sl:Planet X]]
[[sv:Planeten X]]
[[tl:Planet X]]
[[vi:Hành tinh X]]

Aktuelle Version vom 30. August 2024, 23:11 Uhr

Als Transpluto wurde zwischen 1930 und etwa 1985 ein hypothetischer zehnter Planet des Sonnensystems bezeichnet, den man außerhalb der Umlaufbahn des Pluto vermutete und jahrzehntelang suchte. Der Name lehnte sich an die um 1890 entstandene Arbeitsbezeichnung Transneptun an, die sich 1930 mit der Entdeckung Plutos zunächst erübrigte und heute der Name einer ganzen Gruppe sonnenferner Asteroiden und Zwergplaneten ist. Bis zur Herabstufung des vormals neunten Planeten Pluto zum Zwergplaneten am 24. August 2006 sprach man bei der Suche nach einem weiteren Planeten auch von Planet X, wobei das „X“ neben dem Symbol für das Unbekannte auch für die römische Zahl 10 stand.

Nachdem der Planet Neptun durch eine genaue Bahnanalyse des Uranus erfolgreich vorhergesagt wurde, postulierte Percival Lowell jenseits von Neptun einen neunten Planeten, den so genannten Transneptun, um Bahnabweichungen des Uranus und Neptun zu erklären. Er gründete 1894 das Lowell-Observatorium und suchte bis 1915 systematisch nach diesem Planeten. Der später damit beauftragte Clyde Tombaugh fand 1930 den Pluto beim intensiven Durchsuchen eines enger begrenzten Himmelsausschnittes eher durch Zufall. Trotz seiner geringen Größe (sie wurde bis etwa 1950 deutlich überschätzt und 1978 nach Entdeckung des Mondes Charon ein weiteres Mal nach unten korrigiert) galt Pluto 76 Jahre lang als der neunte Planet.

Bald stellte sich heraus, dass Pluto zu klein ist, um die Bahn des Neptun merklich zu stören und dessen Bahnabweichungen zu erklären. So begann am Lowell-Observatorium schon bald nach 1930 statt der Suche des Transneptun jene nach dem noch ferneren Transpluto. Ab 1957 führte Henry Lee Giclas eine systematische fotografische Durchmusterung des Himmels durch, die 18 Jahre in Anspruch nahm. Die der Suche zugrunde liegenden Bahnstörungen des Neptun waren lange Zeit nicht nachvollziehbar – man hielt sie für die Auswirkungen kleiner, unvermeidlicher Messfehler. Erst mit neueren Erkenntnissen in der Astrophysik war Neptuns Verhalten schließlich nachvollziehbar.

Entdeckung kleinerer Objekte

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Die Terminologie der sonnenfernen Objekte erwies sich zwischen 1980 und 1992 als erweiterungsbedürftig, als man an der Position des schon länger postulierten Kuipergürtels weitere transneptunische Objekte wie die Plutinos entdeckte.

Sedna

Im März 2004 wurde das Thema „Zehnter Planet“ für die Medien wieder aktuell, als man die etwa 1000 km große Sedna in doppelter Pluto-Entfernung entdeckte, in der Fachwelt aber nicht als Planet einstufte. Schließlich wurde am 29. Juli 2005 die Entdeckung von Eris (zunächst als 2003 UB313) bekanntgegeben. Dieser ungefähr 2300 km große Körper wurde sowohl von der NASA als auch der Presse zur Zeit der Entdeckung als „zehnter Planet“ eingestuft. Eris erfüllte nach Bahn und Größe den Status eines „Transpluto“ und löste damit die „Planetendiskussion“ der Internationalen Astronomischen Union (IAU) aus. Nach der 2006 beschlossenen Definition von „Planet“ sind aber weder Pluto noch Eris Planeten, sondern gehören in die neu geschaffene Kategorie „Zwergplanet“.

Wenn es neben den (nach der Definition von 2006) acht Planeten einen weiteren geben sollte, müsste dieser per Definition „die Umgebung seiner Bahn bereinigt haben“. In den Außenbereichen des Sonnensystems wurden mittlerweile einige weitere größere Körper entdeckt. Die meisten davon sind den Asteroiden oder Kometen zuzuordnen. Eris und Pluto sind weiterhin die einzigen mit einem Durchmesser über 2000 km. Daher gilt heute die Existenz eines weiteren „wirklichen“ Planeten nach der neuen Planetendefinition als unwahrscheinlich.

Trotzdem wird immer wieder über die Existenz eines solchen Planeten spekuliert. Ein Grund dafür ist der scheinbar unbegrenzte Vorrat an Kometen aus den Zonen des Kuipergürtels und der Oortschen Wolke. Ein weiter außen kreisender Planet könnte mit seiner Schwerkraft dafür sorgen, dass Materie aus der Oortschen Wolke in das innere Sonnensystem gelangt.

Weitere mögliche große Planeten

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Nach heutigem Wissen kann es durchaus einen weiteren Planeten geben.[1] Dieser dürfte allerdings keine merklichen Bahnstörungen auf die bekannten Planeten und Raumsonden im äußeren Sonnensystem verursachen und allen bisherigen Himmelsdurchmusterungen für sich bewegende Objekte entgangen sein. Insbesondere die Ergebnisse des Weltraumteleskops WISE schränken die Größe dieses Planeten stark ein und verlagern seine hypothetische Bahn auf mehrere hundert bis tausend AE. Auch müsste seine Bahn stark elliptisch sein oder weit außerhalb der Ekliptik liegen.

Ein Brauner Zwerg oder ein schwacher Stern („Nemesis“), der die Sonne zum Mitglied eines Doppelsternsystems machen würde, kann zwar bis heute (Stand Januar 2016) nicht definitiv widerlegt werden, ist aber sehr unwahrscheinlich, da er auf Grund seiner Eigenstrahlung durch die bisherigen Himmelsdurchmusterungen sehr wahrscheinlich gefunden worden wäre.[2]

1999 berechneten John B. Murray von der Open University in Großbritannien[3] und John Matese von der University of Louisiana at Lafayette[4] unabhängig voneinander die Bahnen langperiodischer Kometen. Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass ein möglicher bisher unbekannter Himmelskörper regelmäßige Bahnstörungen bei den Körpern der Oortschen Wolke verursachen würde und diese dadurch auf Kometenbahnen ins innere Sonnensystem gelenkt würden. Murray postulierte als Verursacher einen großen „Planeten X“ (Tyche) mit einer Masse zwischen 1 und 10 Jupitermassen in einer Entfernung von 30.000 bis 50.000 AE von der Sonne (etwa 1/10 bis 1/6 der Entfernung zum nächsten Stern). Die Bahn eines solchen Körpers dürfte gemessen am Alter des Sonnensystems nicht stabil sein, da ein Umlauf um die Sonne Millionen Jahre betragen würde.[3] Nach den bisherigen Modellen kann sich allerdings bei der Entstehung des Sonnensystems in dieser Entfernung kein Planet gebildet haben, weshalb Murray vermutet, dass er entweder ein einstmals aus dem interstellaren Raum in das Sonnensystem eingedrungener Planemo ist oder aber durch Migration nach außen wanderte.

Bisher lässt sich Murrays These weder bestätigen noch ausschließen. Jedoch konnte das Infrarot-Weltraumteleskop WISE keinen Planeten von Jupitergröße innerhalb von 26.000 AE Sonnenabstand nachweisen.[2]

Möglichkeit eines Objektes planetarer Masse außerhalb des Kuiper-Gürtels („Planet Neun“)

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Die erste Hypothese über einen möglichen Planeten am äußersten Rand des Sonnensystems stammt von Daniel Whitmire. Im Jahr 1985 nannte er ihn noch „Planet X“.[5][4] Ergebnisse aus dem Vergleich der Bahndaten des Zwergplaneten Sedna und dem Ende 2012 entdeckten Asteroiden 2012 VP113 lassen sich gemäß einer Anfang 2014 veröffentlichten Untersuchung einiger Forscher damit erklären, dass es einen unentdeckten Planeten mit mindestens der zehnfachen Erdmasse außerhalb des Kuiper-Gürtels in einer Entfernung von „einigen hundert AE“ geben könnte.[6][7][8] Es werden aber auch andere Erklärungen solcher Bahndaten diskutiert.[9] Eine kurz darauf (März 2014) veröffentlichte Arbeit verneint auf Grund der Messung von Bahnstörungen bekannter Objekte des Sonnensystems im Rahmen der heute erzielbaren Messgenauigkeit die Existenz eines Planeten mit doppelter Erdmasse innerhalb von etwa 500 AE Sonnenabstand, und für einen Planeten mit 15-facher Erdmasse innerhalb von etwa 1000 AE.[10] 2016 postulierten die US-Astronomen Batygin und Brown (California Institute of Technology) die Existenz eines Planeten mit mindestens etwa der 10-fachen Erdmasse und einer Umlaufzeit von bis zu 20.000 Jahren anhand mathematischer Berechnungen.[11][12]

  • Govert Schilling: The Hunt for Planet X – New Worlds and the Fate of Pluto. Springer, New York 2008, ISBN 978-0-387-77804-4.
  • G.D. Quinlan: Planet X: A myth exposed. 1993, Nature 363, 18.
  • Mike Brown: Wie ich Pluto zur Strecke brachte. Und warum er es nicht anders verdient hat. Springer, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-8274-2944-5.

Einzelnachweise

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  1. caltech.edu: Caltech Researchers Find Evidence of a Real Ninth Planet vom 20. Januar 2016
  2. a b Ralph-Mirko Richter: WISE: Kein Planet X im äußeren Sonnensystem, raumfahrer.net, 11. März 2014, abgerufen am 14. März 2014
  3. a b John B. Murray: Arguments for the Presence of a Distant Large Undiscovered Solar System Planet. In: Houston Chronicle, Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. 309. Jahrgang, Nr. 1, 11. Oktober 1999, S. 31–34, doi:10.1046/j.1365-8711.1999.02806.x, bibcode:1999MNRAS.309...31M (oxfordjournals.org [PDF]).
  4. a b John J. Matese, Patrick G. Whitman, Daniel P . Whitmire: Cometary Evidence of a Massive Body in the Outer Oort Clouds. In: Icarus. 141. Jahrgang, Nr. 2, 1999, S. 354, doi:10.1006/icar.1999.6177, bibcode:1999Icar..141..354M.
  5. https://www.geeklythings.com/wissenschaft-entdeckt-planet-x/
  6. Solar System’s Edge Redefined. Carnegie Institution for Science, 26. März 2014, archiviert vom Original am 30. März 2015; abgerufen am 13. April 2014 (englisch): „Sheppard and Trujillo suggest a Super Earth or an even larger object at hundreds of AU could create the shepherding effect seen in the orbits of these objects“
  7. Christoph Behrens: Forscher finden Hinweise auf unbekannte Supererde. In: Süddeutsche.de, 27. März 2014, Online, abgerufen am 30. April 2014
  8. Tobias Jobke: Hinweise auf „Planetengiganten“ am Rande unseres Sonnensystems. In: WDR5. Leonardo – Wissenschaft und mehr, 27. März 2014, Online (Memento vom 29. März 2014 im Internet Archive), abgerufen am 30. April 2014.
  9. Tilmann Althaus: Kleinplanet Sedna ist nicht allein. In: Spektrum.de. Verlag Spektrum der Wissenschaft, 28. März 2014, abgerufen am 13. April 2014.
  10. Lorenzo Iorio: Planet X revamped after the discovery of the Sedna-like object 2012 VP113? 31. März 2014, arxiv:1404.0258
  11. Konstantin Batygin, Michael E. Brown: Evidence for a distant giant planet in the Solar System. In: Astronomical Journal. Band 151, Nr. 2, 20. Januar 2016, doi:10.3847/0004-6256/151/2/22 (iop.org).
  12. Sonnensystem: Gibt es doch einen neunten Planeten? scinexx, 21. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016.