„Niederlausitz“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Niederlausitz Wappen.png|mini|hochkant|[[Vollwappen]] der Niederlausitz]] |
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Die '''Niederlausitz''' (niedersorb. ''Dolna Łužyca'', obersorb. ''Delnja Łužica'', poln. ''Dolne Łużyce'', lat. ''Lusatia inferior'') ist eine [[Region ]] im Süden des Landes [[Brandenburg]], im Nordosten des Landes [[Sachsen]] und im Westen [[Polen]]s. Sie grenzt im Süden an die [[Oberlausitz]] und an [[Niederschlesien]]. Ihr Zentrum ist die Stadt [[Cottbus]]. Die Niederlausitz hat einen [[Sorben|sorbischen]] Bevölkerungsanteil. |
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[[Image:Niederlausitz-Karte.png|thumb|right|270px|Schematische Darstellung der Lage der Niederlausitz mit einigen geographischen Besonderheiten]] |
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Die '''Niederlausitz''' ({{dsbS|Dolna Łužyca}}, {{hsbS|Delnja Łužica}}, {{plS|Dolne Łużyce}}) ist eine [[Region]] und ein ehemaliges Territorium im Süden des Landes [[Brandenburg]], im nördlichen [[Sachsen]] und im Westen [[Polen]]s. Ihr Zentrum ist die Stadt [[Cottbus]]. |
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Sie ist der nördliche Teil der [[Lausitz]]. In der Niederlausitz ist, wie auch in der südlich angrenzenden [[Oberlausitz]], das [[Westslawen|westslawische]] Volk der [[Sorben]] beheimatet. |
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== Wappen == |
== Wappen == |
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[[Datei:Majestätssiegel König Wenzels IV. von Böhmen 1363 (Pelzel).jpg|mini|Majestätssiegel König Wenzels IV. von Böhmen 1363. Unter dem Thron das Wappen der Niederlausitz.]] |
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Ein Landeswappen der Niederlausitz ist erstmals 1363 im großen Majestätssiegel des Böhmischen Thronfolgers [[Wenzel (HRR)|Wenzel IV.]] belegt.<ref>{{Literatur |Autor=Ivan Hlaváček |Titel=Das Urkunden- und Kanzleiwesen des böhmischen und römischen Königs Wenzel (IV.) 1376-1419. Ein Beitrag zur spätmittelalterlichen Diplomatik |Reihe=Schriften der Monumenta Germaniae historica |BandReihe=23 |Ort=Stuttgart |Verlag=Hiersemann |Datum=1970 |Seiten=76}} Eine Abbildung des Siegels bei {{Literatur |Autor=Otto Posse |Titel=Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige von 751 bis 1806 |Band=2 |Ort=Dresden |Verlag=Baensch |Datum=1910 |Fundstelle=Tfl. 7 |Online=http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN840591233}} Eine Umzeichnung gibt {{Literatur |Autor=František Martin Pelcl |Titel=Lebensgeschichte des Römischen und Böhmischen Königs Wenceslaus |Band=1 |Ort=Prag |Datum=1788 |Fundstelle=Tfl. 1, Abb. 3 |Online=https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10010853?page=499}}</ref> Wenig später führt das Wappen auch Herzog [[Bolko II. (Schweidnitz)|Bolko II. von Schweidnitz]] in seinem Siegel.<ref>{{Literatur |Autor=A. Bauch |Titel=Die Siegel Herzog Bolkos II. von Schweidnitz, Pfandherr der Lausitz mit besonderer Berücksichtigung des ältesten Wappens der Lausitz resp. Niederlausitz |Sammelwerk=Schlesiens Vorzeit in Wort und Bild |Band=4 |Nummer=48 |Datum=1881 |Seiten=39-44 |Online=https://archive.org/details/kpbc.umk.pl.Gromadzenie_POPC_030_03_252471/page/39}}</ref> Die Farben beschreibt anlässlich des Trauerzugs für Kaiser [[Karl IV. (HRR)|Karl IV.]] erstmals 1378 die Augsburger Chronik in Gestalt der Landesfahne als ''ain panier weizz mit ainem rotten ochsen''.<ref>{{Literatur |Titel=Die Chronik der Stadt Augsburg |Sammelwerk=Die Chroniken der Schwäbischen Städte |Band=1 |Reihe=Die Chroniken der Deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert |BandReihe=4 |Ort=Leipzig |Verlag=Hirzel |Datum=1865 |Seiten=61 |Online=https://archive.org/details/diechronikender11kommgoog/page/n124}}</ref> Die erste farbige Darstellung findet sich im [[Wappenbuch]] von Bergshammar aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.<ref>{{Literatur |Titel=Bergshammars vapenbok |Kommentar=ca. 1440 |Fundstelle=S. 16 |Online=https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/R0001216_00012}} Dort als ''Querlets'' ([[Johann (Görlitz)|Herzogtum Görlitz]]) bezeichnet, dem der östliche Teil der Niederlausitz von 1377 bis 1396 angehörte. Weitere Fundstellen in Wappenbüchern, vgl. {{Literatur |Autor=Steen Clemmensen |Titel=The Lyncenich Armorial |Online=http://www.armorial.dk/french/Lyncenich.pdf |Seiten=96}}</ref> Das Wappen stellt einen mal stehenden, mal schreitenden roten [[Stier (Wappentier)|Stier]] in Silber dar. Wie das [[Wappen der Stadt Bautzen|Wappen der Oberlausitz]] entspricht das Wappen der Niederlausitz dem einer der landesherrlichen Städte, jedoch nicht dem Sitz der Niederlausitzer Landvogtei [[Lübben (Spreewald)|Lübben]], sondern dem der Stadt [[Luckau]]. |
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== Geschichte == |
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{{Hauptartikel|Geschichte der Niederlausitz}} |
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Die Niederlausitz tritt erstmals im [[Bayerischer Geograph|Bayerischen Geograph]] als Siedlungsgebiet der slawischen [[Lusitzi]] in das Licht schriftlicher Überlieferung. Im Verlauf des 10. Jahrhunderts werden diese unterworfen, tributpflichtig gemacht und in die [[Sächsische Ostmark]] und das [[Bistum Meißen]] einbezogen. Vom 11. bis zum 14. Jahrhundert war das als Mark Lausitz bezeichnete Gebiet immer wieder zwischen den benachbarten Fürstengeschlechtern der [[Haus Wettin|Wettiner]], [[Askanier]] und [[Piasten]] umstritten. 1364 erwarben die [[Haus Luxemburg|Luxemburger]] die Niederlausitz und machten sie zu einem böhmischen Kronland. |
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Am hochmittelalterlichen Landesausbaus hatte die slawische Bevölkerung einen ebenso hohen Anteil wie Einwanderer aus dem westlichen Reichsgebieten. In großen Teilen des Landes herrschte bis weit in die Neuzeit die [[Niedersorbische Sprache|sorbische (wendische) Sprache]] vor. Auch in den Städten der Niederlausitz gab es einen bedeutenden slawischsprachigen Bevölkerungsanteil. Herausragende Wirtschaftsfaktoren waren schon im 12. Jahrhundert Fischfang bzw. [[Fischzucht]], der seit der Eisenzeit betriebene Abbau von [[Raseneisenstein|Raseneisenerz]] und der [[Weinbau]] um [[Guben]]. Die dominierende politische Kraft im Land waren die [[Standesherrschaft|Standesherren]]. Mit Ausnahme des bis 1817 fortbestehenden [[Kloster Neuzelle|Klosters Neuzelle]] wurde die Niederlausitz nach der [[Reformation]] protestantisch. |
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Infolge des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] erwarben 1635 die Wettiner Ober- und Niederlausitz. Die [[Herrschaft Cottbus]] befand sich allerdings bereits seit 1445 im Besitz der brandenburgischen [[Hohenzollern]], was zusammen mit dem [[Traditionsrezess]] die Entwicklung der [[Absolutismus|absolutistischen]] Landesherrschaft erheblich behinderte. Zollstreitigkeiten hemmten auch die Entwicklung der Niederlausitzer Wirtschaft. Auf dem [[Wiener Kongress]] wurde die Niederlausitz 1815 dem [[Königreich Preußen]] zugesprochen und daraufhin in dessen Verwaltungsstruktur integriert. |
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Bereits vor der [[Industrialisierung]] entwickelten sich besonders solche Gewerbe, die von den naturräumlichen Vorteilen der Niederlausitz profitierten, zum Beispiel ein auf den Export nach Berlin ausgerichteter Obst- und Gemüseanbau (Guben, [[Spreewald]]), sowie eine auf Holz-, später [[Braunkohle]], als Energieträger aufbauende Glas- und Hüttenindustrie. Durch [[Autarkie]]politik und Kohleverstromung getrieben, entwickelte sich besonders seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts der Braunkohlenbergbau rasant. In den Städten der Niederlausitz dominierte die Textilindustrie. Staatliche [[Unterdrückungspolitik gegenüber Sorben in Preußen und im Nationalsozialismus|Germanisierungspolitik]] und die gesellschaftlichen Umwälzungen der Industriegesellschaft führten seit dem 19. Jahrhundert zu einem sukzessiven Rückgang der [[Niedersorbische Sprache|niedersorbischen Sprachausübung]], dem sich Vereine wie die [[Maćica Serbska|Maśica Serbska]] und später die [[Domowina]] entgegenstellten. |
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Mit der Gründung des [[Bezirk Cottbus|Bezirks Cottbus]] entstand 1952 erstmals seit 1815 wieder ein politisches Territorium, dass hauptsächlich aus dem historischen Kerngebiet der Niederlausitz bestand. Explizit als „Energiebezirk“ gebildet, war er durch Braunkohlenabbau und -verstromung geprägt. Daneben wurde die Textilindustrie ([[VEB Chemiefaserwerk Guben]]) entwickelt. Prägend war auch die starke Militarisierung der DDR-Gesellschaft mit ihren zahlreichen Militärstandorten. |
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Seit 1990 ist die Niederlausitz Teil des Landes Brandenburg. Die Kreisreform von 1993 nahm auf die historische Landschaft Niederlausitz nur bedingt Rücksicht, sondern richtete vorrangig die Kreise auf das wirtschaftliche Zentrum Berlin aus. Durch Konfrontation mit dem [[Weltmarkt]], Abwanderung, [[Friedensdividende|Entmilitarisierung]], [[Ökonomisierung]] des Braunkohlenbergbaus und in den letzten Jahren auch eine gezielte [[Dekarbonisierung]]spolitik befindet sich das Gebiet der Niederlausitz in einem anhaltenden, tiefgreifenden [[Regionaler Strukturwandel|Strukturwandel]]. |
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Es besteht aus einem weißen [[Panier]] mit einem roten Ochsen. |
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Es ist identisch mit dem Wappen der Stadt Luckau, welche im Mittelalter die Hauptstadt der Niederlausitz war. |
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== Geographie und Natur == |
== Geographie und Natur == |
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[[Datei:Lausitz map 18thC.jpg|mini|hochkant=1.2|Die Niederlausitz (grün) zu Beginn des 18. Jahrhunderts]] |
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=== Lage === |
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Die Niederlausitz gehört zum [[Norddeutsches Tiefland|norddeutschen Tiefland]]. Durch die Niederlausitz zieht sich der [[Lausitzer Grenzwall]], ein Teil des [[Südlicher Landrücken|südlichen Landrückens]], der sich nordwestlich im [[Niederer Fläming|Niederen Fläming]] fortsetzt. Es handelt sich um die [[Endmoräne|Hauptendmoräne]] des Warthestadiums der [[Saaleeiszeit]]. Die höchste Erhebung des Lausitzer Grenzwalls beträgt 167 m. Der Südliche Landrücken stellt hier eine [[Wasserscheide]] dar. Entlang einer breiten parallelen Linie durch [[Finsterwalde]] entspringen kleine Flüsse und Bäche, die nach Norden fließen und meist im [[Spreewald]] in die [[Spree]] münden. Durchbrüche haben die von Süden kommenden Flüsse Dahme, [[Spree]] und [[Neiße]] geschaffen. Südlich des Lausitzer Grenzwalls schließt sich das [[Urstromtal]] der [[Schwarze Elster|Schwarzen Elster]] an. {{Absatz}} In der Zeit des frühen [[Weichseleiszeit|Weichselhochglazials]] war während des Brandenburger Stadiums (vor ca. 19.600 – 19.200 Jahren) nur die nördliche Niederlausitz vergletschert. Die Reste der stark verwitterten und abgetragenen Endmoränenzüge dieses Stadiums und die dazugehörigen [[Sander]]flächen befinden sich nördlich des Spreewaldes. Zu dieser jüngeren glazialen Serie gehört als Abflußrinne das [[Glogau-Baruther-Urstromtal|Baruther Urstromtal]], dessen Bett in der Niederlausitz von der [[Spree]] genutzt wird und die sich hier zum [[Spreewald]] verzweigt. {{Absatz}} |
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Das Territorium der Niederlausitz ist begrenzt durch die Flüsse [[Spree]] im Norden, [[Bober]] im Osten, [[Schwarze Elster]] im Süden und [[Dahme (Fluss)|Dahme]] im Westen. |
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Die Oberfläche der Niederlausitz wurde grundlegend im ausgehenden [[Mittelpleistozän]] vor ca. 150.000 Jahren geschaffen und in den folgenden Epochen des [[Pleistozän|Jungpleistozäns]] und des [[Holozän]]s glaziär, vor allem aber [[Periglazial|periglaziär]] durch Verwitterung, Abtragung, Ausspülung und Verwehung sowie durch [[äolisch]]e und [[fluviatil]]e [[Sedimentation]] geformt. |
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Die nördliche Grenze der Niederlausitz verläuft nördlich von [[Golßen]] bis Hartmannsdorf, folgt dem Spreebogen bzw. der Spree über [[Schlepzig]], [[Pretschen]] weiter nördlich bis Zaue zum [[Schwielochsee]]. Von dort geht es nördlich [[Friedland (Niederlausitz)|Friedland]] und [[Mixdorf]] in der [[Ziltendorfer Niederung]] an die Oder und schließlich ostwärts bis Niemaschkleba (poln. [[Chlebowo (Gubin)|Chlebowo]]), einem Teil der Landgemeinde [[Gubin]], in Polen. Die östliche Grenze verläuft in Polen etwa entlang der Linie Niemaschkleba–Sommerfeld. |
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Tiefgreifende Veränderungen in der Landschaft entstanden aber erst durch die Anlage große Tagebaue seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, vor allem jedoch zu [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Zeiten, dem über 100 Dörfer zum Opfer fielen. |
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Der Ort Sommerfeld (poln. [[Lubsko]]) selbst gehört nicht zur Niederlausitz. Die Grenze folgt dann ab Legel (poln. Lagoda) bis Christianstadt (poln. [[Krzystkowice]]) dem [[Bober]] und biegt westlich des Bober nach Kunzendorf (poln. Kunice Żarskie), einem südöstlichen Stadtteil von Sorau (poln. [[Żary]]) ab. |
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Im Südosten bildet etwa die Linie Kunzendorf bis Groß Särchen (poln. [[Żarki Wielkie]]) an der Lausitzer Neiße die Grenze und folgt von dort entlang der ehemaligen brandenburgisch-sächsischen Grenze (bis zum Jahr 1952) zur Schwarzen Elster dieser dann bis [[Lauchhammer]] (früher Mückenberg). Im Südwesten wechselte die Grenze für die Niederlausitz als Verwaltungsgebiet (u. a. Markgrafschaft) mehrfach. So gehörten Finsterwalde, Senftenberg, Doberlug-Kirchhain und Sonnewalde, jede Stadt für sich, in unterschiedlichen Epochen auch mal zu sächsischem Gebiet. Auf Karten ist die Grenze zwischen der Herrschaft Dobrilugk, heute ''Doberlug-Kirchhain'' und der [[Grafschaft Brehna]] als am stabilsten erkennbar. Seit 1993 gibt es den [[Landkreis Elbe-Elster]], abgeleitet vom [[Elbe-Elster-Land]], womit man die westliche Grenze entweder der alten Linie [[Buchhain]] über [[Trebbus]] und [[Luckau]] bis Schenkendorf (westlich von [[Golßen]]), oder entlang des [[Landkreis Oberspreewald-Lausitz|Landkreises Oberspreewald-Lausitz]] sehen kann. |
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Im Süden wird die Niederlausitz von der [[Oberlausitz]] begrenzt. Östlich schließen [[Oder]] und [[Bober]], der [[Muskauer Faltenbogen]] (ein Teil des Lausitzer Grenzwalls) und die [[Muskauer Heide]], westlich die [[Elbe]] und der [[Fläming]] die Niederlausitz ab. |
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=== Geologie === |
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Nur im äußersten Nordosten wird das Land von der Oder berührt, die hier bei [[Ratzdorf]] die einmündende Neiße aufnimmt. Ein Großteil des natürlichen Pflanzenbewuchses ist durch Heiden und Auwälder bestimmt. Allerdings ist die Niederlausitz ungeachtet der relativ dünnen Besiedlung wie alle Regionen Mitteleuropas eine stark vom Menschen gestaltete Kulturlandschaft |
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[[Datei:SreuobstHl3.jpg|mini|hochkant=1.2|Landschaftsbild der Niederlausitz]] |
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Der [[Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft]] ist ein idyllischer Teil der Niederlausitz. |
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Das in Deutschland liegende Teilgebiet der Niederlausitz gehört zum [[Norddeutsches Tiefland|norddeutschen Tiefland]]. Durch sie zieht sich der [[Lausitzer Grenzwall]], ein Teil des [[Südlicher Landrücken|südlichen Landrückens]], der sich nordwestlich im [[Fläming|Niederen Fläming]] fortsetzt. Es handelt sich dabei um die Haupt[[endmoräne]] des Warthestadiums der [[Saale-Komplex|Saaleeiszeit]]. Die höchste Erhebung des Lausitzer Grenzwalls (und damit der Niederlausitz) ist der 227 m hohe [[Rückenberg]] ({{plS|Góra Żarska}}) bei [[Żary]]. Der Südliche Landrücken stellt hier eine [[Wasserscheide]] dar. Entlang einer breiten parallelen Linie durch [[Finsterwalde]] bis [[Calau]] ([[Calau#Geografie|''Calauer Schweiz'']]) entspringen kleine Flüsse wie die [[Kleine Elster]] und Bäche, die meist nach Norden fließen und im [[Spreewald]] in die [[Spree]] münden. Durchbrüche haben die von Süden kommenden Flüsse [[Dahme (Fluss)|Dahme]], Spree und [[Lausitzer Neiße|Neiße]] geschaffen. Südlich des Lausitzer Grenzwalls schließt sich das [[Urstromtal]] der [[Schwarze Elster|Schwarzen Elster]] an. |
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In der Zeit des frühen [[Weichsel-Kaltzeit|Weichselhochglazials]] war während des Brandenburger Stadiums (vor ca. 19.600 bis 19.000 Jahren) nur die nördliche Niederlausitz vergletschert. Die Reste der stark verwitterten und teilweise völlig abgetragenen Endmoränenzüge dieses Stadiums und die dazugehörigen [[Sander]]flächen befinden sich nördlich des Spreewaldes. Zu dieser jüngeren [[Glaziale Serie|glazialen Serie]] gehört als Abflussrinne das [[Glogau-Baruther Urstromtal]], deren Bett in der Niederlausitz von der [[Malxe]] und der [[Spree]] genutzt wird, die sich hier zum [[Spreewald]] verzweigt. |
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Im [[20. Jahrhundert]] wurde die Niederlausitz vor allem durch den [[Tagebau|Braunkohlenbergbau]] geprägt. Für den [[Aufschluss (Geologie)|Aufschluss]] der [[Tagebau]]e wurden über 500 Orte bzw. Ortsteile abgebaggert, davon ein Großteil mit sorbischer Bevölkerung. Bis in die Gegenwart werden Orte zerstört, so [[Horno]] (Rogow), Lakoma (Łakoma) (Ortsteil von [[Cottbus]]) oder Kausche (Chusej) (Ortsteil von [[Drebkau]] (Drjowk)). |
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Die Oberfläche der Niederlausitz wurde grundlegend im ausgehenden [[Mittelpleistozän]] vor ca. 150.000 Jahren geschaffen und in den folgenden Epochen des [[Pleistozän|Jungpleistozäns]] und des [[Holozän]]s glaziär, vor allem aber [[Periglazial|periglaziär]] durch Verwitterung, Abtragung, Ausspülung und Verwehung sowie durch [[Äolisches Sediment|äolische]] und [[Fluviatiles Sediment|fluviatile Sedimentation]] geformt. |
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Hauptorte der Niederlausitz sind: [[Cottbus]] (Chośebuz), als die größte Stadt, [[Guben]] (Gubin), [[Luckau]] (Łukow), [[Calau]] (Kalawa), die historische Hauptstadt des Landes [[Lübben (Spreewald)]] (Lubin), [[Finsterwalde]] (Grabin), [[Senftenberg]] (Zły Komorów), [[Spremberg]] (Grodk), [[Lübbenau/Spreewald]] (Lubnjow), [[Vetschau/Spreewald|Vetschau]] (Wětešow) [[Lauchhammer]], sowie im polnischen Teil [[Żary]] ([[Sorau]]). |
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An Bodenschätzen finden sich neben Braunkohle und Kies auch tiefliegende Vorkommen von Kupfer, die sich von Spremberg und Weißwasser bis ins polnische [[Lubin]] erstrecken. |
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== Infrastruktur und Wirtschaft == |
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Letzte tiefgreifende Veränderungen in der Landschaft entstanden seit den 1930er Jahren, sowie verstärkt zu [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Zeiten durch das Anlegen großer [[Braunkohlebergbau|Braunkohletagebaue]], denen über 100 [[Liste der abgebrochenen Orte im Lausitzer Kohlerevier|Dörfer zum Opfer fielen]]. Bis in die Gegenwart werden Orte zerstört, so [[Horno (Jänschwalde)|Horno]], [[Lakoma]] oder [[Kausche (Drebkau)|Kausche]]. |
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Nach der Wende ist die Niederlausitz weitgehend deindustrialisiert worden. Von der vormals bedeutenden [[Glasindustrie]], dem [[Textilindustrie|Textilgewerbe]] und der [[Holzverarbeitung]] existieren nur noch kleine Reste. Großprojekte wie eine Produktionsstätte für Luftschiffe ([[Cargolifter]]) und der Lausitzring scheiterten entweder oder es entstanden dabei kaum neue Arbeitsplätze. Noch immer sind der Braunkohleabbau und die Energiegewinnung die wichtigsten Wirtschaftszweige. |
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=== Gewässer und Landschaften === |
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Die [[Landwirtschaft]] auf relativ mageren Böden bei Deutschlands niederschlagsärmstem [[Klima]] ist nicht sehr ertragreich. Andererseits haben einige landwirtschaftliche Produkte aus der Niederlausitz, insbesondere aus dem Spreewald, deutschlandweit einen sehr guten Ruf. |
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[[Datei:Lausitzer Seenland 2008.jpg|mini|Lausitzer Seenland]] |
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[[Datei:Kiefernwald.JPG|mini|Typischer Kiefernforst (Plantagenwald) der Niederlausitz]] |
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[[Datei:Spreewald 04-2016 img03 Spree near Luebbenau.jpg|mini|Spreewald bei Lübbenau]] |
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→ ''Siehe auch: [[Lausitzer Seenland]]'' |
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=== Tourismus === |
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==== Flüsse ==== |
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Die Niederlausitz wird hervorragend von [[Radfernweg|Radfern-]] und -regionalwegen erschlossen. |
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Im Osten begrenzt der [[Oder-Neiße-Radweg]] die Region. Zentral wird sie vom [[Spree-Radweg]] durchquert. Als regionale Routen bieten sich der [[Froschradweg]] und die [[Niederlausitzer Bergbautour]] (länderübergreifend [[Brandenburg]] und [[Sachsen]]) an. Im Norden im [[Spreewald]]raum schließen der [[Gurken-Radweg]] und die [[Fürst-Pückler-Tour]] an. Im Südwesten leitet der [[Elster-Radweg]] zum [[Elberadweg]]. |
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* [[Berste]] |
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* [[Lausitzer Neiße]] |
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* [[Malxe]] |
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* [[Oder]] |
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* [[Oelse (Oder-Spree)|Oelse]] |
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* [[Schlaube]] |
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* [[Schwarze Elster]] |
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* [[Spree]] |
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==== Landschaften und Naturräume ==== |
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* [[Lausitzer Grenzwall]] |
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* [[Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft]], zum Teil im heutigen [[Elbe-Elster-Land]] |
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* [[Naturpark Niederlausitzer Landrücken]] |
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* [[Naturpark Schlaubetal]] |
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* [[Spreewald]] |
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* [[Mehßower Landschaft]] |
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=== Klima === |
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Heute ist die Niederlausitz keine politische Einheit mehr. |
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[[Datei:Klimadiagramm-Cottbus-Deutschland-metrisch-deutsch.png|mini|links|Klimadiagramm von Cottbus]] |
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Aber es gibt Forderungen, die Niederlausitzer Gebiete im Zuge einer Kreisgebietsreform im Land Brandenburg zu einen einheitlichen Landkreis mit einer Kreisstadt Cottbus zusammen zu schließen. |
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Die Niederlausitz gehört zu den niederschlagärmsten Regionen Deutschlands. In lediglich drei bis vier Monaten pro Jahr wird eine monatliche Niederschlagsmenge von mehr als 50 mm erreicht. |
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<div style="clear:left;"></div> |
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=== Städtische Entwicklung === |
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== Geschichte == |
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[[Datei:Rathaus und Kreuzkirche in Spremberg.jpg|mini|Spremberger Stadtmitte (2007)]] |
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Städtische Zentren waren und sind [[Cottbus]] (Chóśebuz) als größte Stadt, die historischen Hauptstädte des Landes [[Lübben (Spreewald)]] (Lubin ((Błota))) und [[Luckau]] (Łukow) sowie [[Guben]] (Gubin), [[Calau]] (Kalawa), [[Finsterwalde]] (Grabin), [[Forst (Lausitz)|Forst]] (Baršć), [[Senftenberg]] (Zły Komorow), [[Spremberg]] (Grodk), [[Lübbenau/Spreewald]] (Lubnjow/Błota), [[Vetschau/Spreewald]] (Wětošow/Błota) und im Südwesten [[Doberlug-Kirchhain]] (früher Dobrilugk) und [[Lauchhammer]] (Łuchow; <small>''[[Obersorbische Sprache|obersorbisch]]:''</small> Železarnje), siehe auch [[Elbe-Elster-Land]], sowie im polnischen Teil die Stadt [[Żary]] (Žarow; <small>''[[Liste deutscher Bezeichnungen polnischer Orte|deutsch]]:''</small> Sorau). |
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Gegenwärtig ist das Gebiet der Niederlausitz innerhalb des Bundeslandes Brandenburg in mehrere Kreise aufgeteilt. |
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=== Ur- und Frühgeschichte der Niederlausitz === |
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'''Landkreise und kreisfreie Städte''' |
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Werkzeugfunde in der südlichen [[Lausitz]] lassen auf eine Besiedlung der Region schon in der [[Altsteinzeit]] schließen. |
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* [[Cottbus]] (kreisfreie Stadt) (CB) |
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Nach 600 wurde das Gebiet der Niederlausitz von [[Slawen]], dem Volksstamm der [[Lusizer]], besiedelt, die ein von der germanischen Vorbevölkerung in der [[Völkerwanderung]]szeit fast vollständig geräumtes Land vorfanden. |
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* [[Landkreis Elbe-Elster]] (EE), teilweise |
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* [[Landkreis Dahme-Spreewald]] (LDS), teilweise |
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* [[Landkreis Oberspreewald-Lausitz]] (OSL) |
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* [[Landkreis Oder-Spree]] (LOS), teilweise |
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* [[Landkreis Spree-Neiße]] (SPN) |
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Die Niederlausitz ist, ungeachtet der relativ dünnen Besiedlung, wie alle Regionen Mitteleuropas eine von den Menschen intensiv gestaltete Kulturlandschaft. Sie ist durch [[Waldkiefer|Kiefernforste]], [[Heide (Landschaft)|Heiden]] und [[auwald]]artige [[Bruchwald|Erlenbruchwälder]], aber auch durch landwirtschaftliche Nutzflächen, [[Grünland|Grünländer]] und [[Acker|Äcker]], geprägt. |
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=== Mittelalter === |
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== Wirtschaft == |
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Im 11. Jahrhundert wurde die Lausitzer Mark eingerichtet und von Markgrafen aus dem Geschlecht der [[Wettiner]] verwaltet. Noch bis ins 12. Jahrhundert beanspruchten auch die polnischen Könige des Gebiet für ihr Reich und sie konnten zeitweise den östlichen Teil des Landes auch tatsächlich beherrschen. Im 13. und 14. Jahrhundert war die Lausitz zwischen den meißnischen Wettinern und den Askaniern der Wittenberger und der Brandenburger Linie umstritten. |
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=== Industrie === |
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Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 ist in den ersten Folgejahren der deutsche Teil der Niederlausitz weitgehend deindustrialisiert worden. Von der vormals bedeutenden [[Glasindustrie]], dem [[Textilindustrie|Textilgewerbe]] und der [[Holzverarbeitung]] existieren nur noch kleine Reste. Durch den Kapitalmangel und durch die viel effizientere Technik besonders im Hauptwirtschaftszweig Energiegewinnung hat ein Gros der Arbeitnehmer die Niederlausitz wieder verlassen. Die [[Braunkohle]]verstromung ist mit drei Braunkohlekraftwerken immer noch der größte Arbeitgeber, der Export der elektrischen Energie in das deutsche Verbundnetz Haupterwerbszweig. Allein durch die erneuerbaren Energien soll der Eigenstrombedarf in einigen Regionen gedeckt werden. Entsprechend befinden sich auch kleine und mittlere Unternehmen der Metallverarbeitung und des Maschinenbaus in der Region. Forschung und Entwicklung wird in der Biotechnologie und chemischen Industrie (BASF) betrieben. Daneben gehen seit Mitte der 2000er Jahre mehrere der größten Solarparks wie der [[Solarpark Finsterwalde]] und der [[Solarpark Lieberose]] in Betrieb. |
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Ein Problem beim Ausbau der erneuerbaren Energien stellt hier die Leitungskapazität und der schleppende Ausbau des Leitungsnetzes in den Süden Deutschlands dar.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Simone Wendler]] |url=http://www.lr-online.de/nachrichten/Tagesthemen-Windstrom-in-Elbe-Elster-gelangt-nicht-ins-Netz;art1065,3694790 |titel=Windstrom in Elbe-Elster gelangt nicht ins Netz |werk=[[Lausitzer Rundschau]] |hrsg=Lausitzer VerlagsService GmbH |datum=2012-02-23 |abruf=2014-01-07}}</ref> Während der wirtschaftlichen Neufindung scheiterten zunächst auch Projekte wie die Produktion für Luftschiffe ([[Cargolifter AG|Cargolifter]]), wurden aber durch andere wie heute der Urlaubspark Tropical Islands kompensiert. |
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1367 [[Incorporatio|inkorporierte]] Kaiser [[Karl IV. (HRR)|Karl IV.]] die Lausitz in die [[Krone Böhmen|böhmischen Krone]], deren Nebenland das Markgraftum bis zum [[Prager Frieden]] von 1635 blieb. Auch die böhmischen Könige konnten in dem abgelegenen Gebiet keine starke Landesherrschaft etablieren, denn die Lausitz regelte ihre internen Angelegenheiten weitestgehend selbst. Vor allem im 15. Jahrhundert aber auch im 16. Jahrhundert gingen bedeutende Teile der Lausitz durch Verkauf und Verpfändung an die benachbarten Kurfürstentümer Sachsen und Brandenburg verloren, so zum Beispiel 1454 der zentrale Cottbuser Kreis. Im 15. Jahrhundert hatten auch mehrere Heerzüge der [[Hussiten]] die Lausitz verwüstet. In jener Zeit entstand auch der Lausitzer [[Landtag (historisch)|Landtag]]. Die in vier Kurien gegliederte Ständeversammlung war die wichtigste politische Kraft im Land. Daneben nahm der [[Landvogt]] die Belange des böhmischen Königs wahr. |
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VE MG Cottbus.jpg|Verwaltungsgebäude der Leag |
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Kraftwerk Schwarze Pumpe 1.JPG|Braunkohlekraftwerk Schwarze Pumpe |
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Um [[Spremberg]] und Weißwasser sollten ab etwa 2015 ca. 200 Mio. Tonnen Kupfererz aus 1500 m Tiefe abgebaut werden.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2010-04/kupfer-brandenburg-lausitz ''Der Schatz von Spremberg.''] [[Die Zeit|Zeit Online]], 15. April 2010.</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/geologie/14840.htm |text=''Kupfererzvorkommen in der sächsisch-brandenburgischen Lausitz.'' |wayback=20110926143337}} auf: ''sachsen.de''</ref> |
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Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts wurde das Land lediglich [[Lausitz]] genannt; erst seitdem wurde – zur Unterscheidung von der [[Oberlausitz]], wie die [[Land Budissin|Länder Budissin (Bautzen) und Görlitz]] fortan genannt wurden – die Bezeichnung Niederlausitz gebräuchlich. |
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Im Lausitzer Seenland wird als neuer Wirtschaftszweig der Tourismus seit den 2000er Jahren etabliert und gewinnt an Bedeutung.<ref>[https://www.welt.de/reise/article8534090/Die-Mondlandschaft-Lausitz-soll-wieder-bluehen.html ''Die Mondlandschaft Lausitz soll wieder blühen.''] [[Die Welt|Welt Online]], 21. Juli 2010.</ref> |
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=== Frühe Neuzeit === |
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=== Infrastruktur === |
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Zwischen 1520 und 1540 breitete sich die [[Reformation]] im Land aus. Die Niederlausitz war das einzige Land im habsburgischen Machtbereich, in dem den evangelischen Ständen die Gründung eines [[Konsistorium]]s gelang und sie bekamen damit landesweit die Kirchenhoheit in ihre Hand. Bis auf das Koster [[Neuzelle (Kloster)|Neuzelle]] wurden alle anderen Klöster aufgelöst. |
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[[Datei:BahnhofCB2.JPG|mini|[[Cottbus Hauptbahnhof|Cottbuser Hauptbahnhof]]]] |
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Das Eisenbahnnetz ist sehr gut ausgebaut, jede Stadt ab ca. 8.000 Einwohnern bietet dadurch Anbindung an die umliegenden Großstädte Berlin, Cottbus, Dresden und Leipzig. Alle betriebenen Strecken sind seit Ende der 1980er Jahre bis auf die Hauptbahn [[Bahnstrecke Berlin–Görlitz|Cottbus–Görlitz]] zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert. Der Anschluss an das polnische Netz ist nur auf eingleisigen Strecken möglich. Die Ausnahme ist die [[Bahnstrecke Węgliniec–Roßlau|Strecke über Hoyerswerda]] und Kohlfurth (Węgliniec) nach [[Breslau]] (Wrocław). |
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==== Bahnverbindungen ==== |
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Im [[Schmalkaldischer Krieg|Schmalkaldischen Krieg]] 1546/47 hielten die Niederlausitzer trotzdem zum katholischen König Ferdinand I. Der königliche Landvogt Albrecht von Schlick konnte das Gebiet des Stifts [[Dobrilugk]] zurückerobern, das 1541 vom sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich besetzt worden war. |
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* [[Bahnstrecke Berlin–Dresden|Berlin–Zossen–Luckau/Uckro–Doberlug-Kirchhain–Elsterwerda–Großenhain–Dresden]] |
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* [[Bahnstrecke Berlin–Görlitz|Berlin–Lübben(Spreewald)–Lübbenau/Spreewald–Cottbus–Spremberg–Weißwasser–Görlitz]] |
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* [[Bahnstrecke Cottbus–Forst (Lausitz)|Cottbus–Forst (Lausitz)]] |
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* [[Bahnstrecke Cottbus–Guben|Cottbus–Guben]] und [[Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn|Guben–Frankfurt (Oder)]] |
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* [[Bahnstrecke Halle–Cottbus|Leipzig/Halle–Torgau–Falkenberg/Elster–Doberlug-Kirchhain–Finsterwalde–Calau–Cottbus]] |
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* [[Bahnstrecke Lübbenau–Kamenz|Kamenz(Oberlausitz)–Senftenberg–Calau–Lübbenau]] |
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* [[Bahnstrecke Węgliniec–Roßlau|Węgliniec in Polen–Hoyerswerda–Ruhland–Senftenberg–Lauchhammer–Elsterwerda–Bad Liebenwerda–Falkenberg/Elster]] ''Niederschlesische Gütermagistrale'' |
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* [[Bahnstrecke Großenhain–Cottbus|Dresden–Großenhain–Senftenberg–Cottbus]] |
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==== Straßen ==== |
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Als 1618 die antihabsburgischen Unruhen in Böhmen begannen, verhielten sich die Niederlausitzer Stände zunächst passiv. Sie ignorierten die dringenden Aufforderungen der Böhmen, sie im Krieg gegen die Habsburger zu unterstützen. Erst nach dem Tod Kaiser Matthias im März 1619 änderten sie ihre Politik. Sie traten der [[Böhmische Konföderation|Böhmischen Konföderation]] bei und waren an der Absetzung Ferdinands II. und der Wahl Friedrich V. von der Pfalz zum König von Böhmen beteiligt. |
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Das Straßennetz wird neben den Landesstraßen von den Bundesstraßen [[Bundesstraße 87|87]], [[Bundesstraße 96|96]], [[Bundesstraße 97|97]], [[Bundesstraße 102|102]], [[Bundesstraße 112|112]], [[Bundesstraße 115|115]], [[Bundesstraße 156|156]], [[Bundesstraße 169|169]], [[Bundesstraße 179|179]] und [[Bundesstraße 320|320]] gebildet, wobei geplant ist, die B 169 nach dem [[Autobahnähnliche Straße#2+1-System|2+1-System]] auszubauen.<ref>[http://www.lr-online.de/regionen/senftenberg/Drei-Jahre-Staustress-B-169-wird-ab-2013-ausgebaut;art1054,2646493 ''Drei Jahre Staustress: B 169 wird ab 2013 ausgebaut.''] In: ''Lausitzer Rundschau.'' 18. August 2009.</ref> Um besseren Anschluss nach Norden und Westen zu erreichen, wird auch der 2+1-Ausbau der B 87 von Leipzig nach Frankfurt (Oder) gefordert.<ref>[http://www.l-iz.de/Politik/Region/2011/03/Regionale-Unternehmen-fordern-Ausbau-B87n.html ''Nach Stopp für vierspurige B 87: Regionale Unternehmen fordern Ausbau in geplanter Form.''] In: ''Leipziger Internet Zeitung'' 3. März 2011.</ref> In Nord-Süd-Ost-Richtungen verlaufen die Autobahnen [[Bundesautobahn 13|13]] und [[Bundesautobahn 15|15]]. |
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=== Bildung und Gesundheit === |
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Gemäß den Bestimmungen des [[Prager Frieden (Dreißigjähriger Krieg)|Prager Friedens]] 1635 wurde der sächsische Kurfurst mit dem Markgraftum Niederlausitz belehnt, welches territorial selbstständig blieb, wobei der Kurfurst von Sachsen zugleich der Markgraf der Niederlausitz war. Zeitweilig war der Inhaber der wettinischen Sekundogenitur von [[Sachsen-Merseburg]] auch der Markgraf der Niederlausitz.[[1790]] kam es als Reaktion auf die [[Französische Revolution]] zu Bauernrevolten. |
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[[Datei:Universitaet Bibliothek.JPG|mini|Universitätsbibliothek Cottbus]] |
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Die Bildungs- und Versorgungseinrichtungen sind mit der [[Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg|Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg]] und beispielsweise der [[Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem|Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem]] und dem [[Klinikum Niederlausitz]] gut ausgebaut, wobei der steigende Hausärztemangel ein großes Problem darstellt. |
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=== Landwirtschaft === |
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=== Die Niederlausitz zwischen 1815 und 1945 === |
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Die [[Landwirtschaft]] auf relativ mageren Böden bei Deutschlands niederschlagsärmstem [[Klima]] ist nur begrenzt ertragreich. So werden vor allem [[Gemeiner Lein|Flachs]] für [[Leinöl]], [[Mais]], [[Raps]] und [[Gemüsespargel|Spargel]] um Calau angebaut. Einige landwirtschaftliche Produkte aus der Niederlausitz, insbesondere aus dem Spreewald, haben deutschlandweit einen sehr guten Ruf. |
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== Tourismus == |
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Durch Beschluss des [[Wiener Kongress]]es von 1815 wird die Niederlausitz preußisch, das Markgraftum wird aufgelöst und das Gebiet der Niederlausitz wird der Provinz Brandenburg angeschlossen, und Lübben verliert seine Funktion als Hauptstadt der jahrhundertelang autonom gewesenen Region. Die Autonomierechte der Stände wurden danach schrittweise aufgehoben. Um 1816 begann die Reorganisation der Territorialverwaltung, indem man 7 Landkreise ([[Landkreis Cottbus|Cottbus]], [[Landkreis Sorau|Sorau]], [[Landkreis Spremberg|Spremberg]], [[Landkreis Calau|Calau]], [[Landkreis Luckau|Luckau]], [[Landkreis Lübben|Lübben]] und [[Landkreis Guben|Guben]]) einführte. |
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<gallery perrow="2" class="float-right"> |
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F Drehna Südwestseite 800px.jpg|[[Wasserschloss Fürstlich Drehna|Schloss Fürstlich Drehna]] zwischen Crinitz und Luckau |
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Rostigernagel.JPG|Der [[Rostiger Nagel (Aussichtsturm)|Aussichtsturm „Rostiger Nagel“]] am [[Sornoer Kanal]] aus [[COR-TEN-Stahl]] |
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SchlossZinnitzTurmFlagge001.JPG|[[Schloss Zinnitz|Schloss und Park Zinnitz]] |
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Geierswalde - Geierswalder See 0002.jpg|Geierswalder See |
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Lausitz.JPG|IBA-Terrassen |
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Von touristischer Bedeutung ist traditionell der [[Spreewald]]. Bedeutsam sind auch die Stadt Cottbus sowie die aus gartenarchitektonischer Sicht bedeutenden Parks des [[Hermann von Pückler-Muskau|Fürsten Pückler]], der [[Branitzer Park]] in (Cottbus-)[[Branitz (Cottbus)|Branitz]] und der [[Fürst-Pückler-Park Bad Muskau]]. Durch die Renaturierung und Flutung der ehemaligen [[Braunkohletagebau|Tagebaue]] ist zudem die Tourismusregion [[Lausitzer Seenland]] im Entstehen. |
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Unter der preußischen Herrschaft begann die planmäßige Unterdrückung der Sorben, insbesondere wurden administrative Maßnahmen ergriffen, um den Gebrauch der sorbischen Sprache zurückzudrängen. Daran beteiligte sich auch die evangelische Kirche. Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Abbau von Braunkohle. |
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Die Niederlausitz wird von [[Radwanderweg|Radfern-]] und -regionalwegen erschlossen. Im Osten begrenzt der [[Oder-Neiße-Radweg]] die Region. Zentral wird sie vom [[Spreeradweg]] durchquert. Als regionale Routen bieten sich der [[Froschradweg]] und die [[Niederlausitzer Bergbautour]] (länderübergreifend [[Brandenburg]] und [[Sachsen]]) an. Im Norden im Spreewaldraum schließen der [[Gurken-Radweg]] und die [[Fürst-Pückler-Weg|Fürst-Pückler-Tour]] an. Im Südwesten leitet der [[Elster-Radweg]] zum [[Elberadweg]]. |
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=== Die Niederlausitz seit dem Zweiten Weltkrieg === |
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{{Siehe auch|Lausitz#Tourismus}} |
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== Kultur == |
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Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] gehört die Niederlausitz zur [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] und zunächst wieder zum Land Brandenburg. Die östlich der Neiße gelegenen Teile des Landes waren 1945 an Polen gefallen. Im Zuge der Gebietsreform von 1952 wurde der größte Teil der Niederlausitz zu dem [[Bezirk Cottbus]] zusammengefasst, wodurch ungewollt das Niederlausitzer Regionalbewusstsein befördert und zugleich Cottbus als regionales Zentrum der Niederlausitz etabliert wurde. Nach der Wiedererrichtung des Landes Brandenburg und dem Wegfall der Bezirksklammer fand die nachhaltigste Schwächung der Region und des Niederlausitzer Regionalbewusstseins durch die Bildung von Großkreisen über die Grenzen der Niederlausitzer Region hinaus (z. B. den [[Landkreis Dahme-Spreewald]]) im Jahr 1993 statt. |
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An Unterhaltungsmöglichkeiten sind mehrere Theater und Ensembles in Cottbus, etwa das [[Staatstheater Cottbus]] mit dem [[Philharmonisches Orchester Cottbus|Philharmonischen Orchester Cottbus]], die [[Neue Bühne Senftenberg|Neue Bühne]] in Senftenberg, und die mehr als 100 Jahre alten vorführenden Kinozweckbauten, zwei der ältesten, das [[Filmtheater Weltspiegel|Weltspiegel Cottbus]] und das Weltspiegel Finsterwalde erwähnenswert. |
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Bezüglich des Niederlausitzer Brauchtums und der Rituale sind besonders die in der Lausitz verankerten [[Sorben|sorbischen]] Traditionen zu erwähnen, wie beispielsweise das [[Zampern]] ''(camprowanje)'', Hahnrupfen ''(kokot)'', das Verzieren von [[Sorbisches Osterei|Ostereiern]] oder die [[Vogelhochzeit]]. Einen Teil der Volkskultur stellen auch die [[Sorbische Trachten|sorbischen Trachten]] dar – insbesondere die [[Spreewaldtracht]] – die jedoch heute fast nur noch an Festtagen sowie zu touristischen Zwecken angelegt werden. |
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== Literatur == |
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== Sprache == |
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Zur Besiedlung der Lausitz in der Frühgeschichte und im Mittelalter vgl. |
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[[Datei:Smoler korta01.jpg|mini|Zentrales sorbisches Sprachgebiet im Jahr 1843 nach [[Jan Arnošt Smoler]]]] |
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*Günter Wetzel, Germanen – Slawen – Deutsche in der Niederlausitz. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 83, 2002, 206–242. |
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In der Niederlausitz werden heute im Wesentlichen die [[Niederlausitzer Mundart]] des Deutschen sowie von etwa 7.000–10.000 Menschen [[Niedersorbische Sprache|Niedersorbisch]] (auch ''Wendisch'' genannt) gesprochen. Noch im 18. Jahrhundert war das gesamte Gebiet der Niederlausitz mit Ausnahme der deutsch geprägten Städte einsprachig sorbisch. Die Landbevölkerung beherrschte in den meisten Orten kaum Deutsch. Das traf bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts noch auf den zentralen Teil der Niederlausitz zu, wogegen in der Peripherie, v. a. in den Gebieten östlich von Neiße und Oder, im Luckauischen Kreis und in der Gegend um Doberlug-Kirchhain der Sprachwechsel zum Deutschen bedingt durch eine aktive Germanisierungspolitik in Schule und Kirche bereits erfolgt war. Nach der Statistik von [[Arnošt Muka]] aus den 1880er Jahren sprachen zu dieser Zeit noch 59,3 % der Einwohner des Kreises Cottbus Niedersorbisch; im Kreis Spremberg waren es 42,1 % und im Kreis Calau etwa 20 %.<ref>Ernst Tschernik: ''Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung.'' Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 138</ref> Muka wies in seinen ausführlichen Berichten aus den Orten besonders des Kreises Cottbus explizit darauf hin, dass es in vielen Dörfern kaum Einwohner gebe, die Deutsch beherrschten. |
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Reiseführer Lausitz: |
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*Kerstin und André Micklitza: Die Lausitz entdecken, Trescher Verlag Berlin 2004. |
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Im Lauf des 20. Jahrhunderts geriet das Niedersorbische bedingt durch die in den ersten fünf Jahrzehnten verstärkten Germanisierungsbestrebungen seitens des Staates, durch den massenhaften Zuzug einerseits von Arbeitskräften v. a. in die Braunkohlenindustrie und andererseits von deutschsprachigen Umsiedlern aus den ehemaligen Ostgebieten nach 1945 sowie durch andere Assimilationsfaktoren auch in den zentralen Niederlausitzer Kreisen endgültig in die Rolle der Minderheitensprache. Noch 1956 war es zwar in 24 Gemeinden des Kreises Cottbus die Sprache der Mehrheit, der Anteil an der Gesamtbevölkerung des Kreises war jedoch auf 29 % geschrumpft.<ref>Angaben aus der Sorben-Statistik von Ernst Tschernik in: Ludwig Elle: ''Sprachpolitik in der Lausitz.'' Domowina-Verlag, Bautzen 1995, S. 259.</ref> In vielen Dörfern erfolgte der Sprachwechsel innerhalb von nur zwei bis drei Generationen.<ref>Für [[Horno (Jänschwalde)|Horno]] am Ostrand des niedersorbischen Sprachgebietes gibt Arnošt Muka 1884, dass fast alle Einwohner Sorbisch sprechen, viele dagegen kein Deutsch. Ernst Tschernik zählt nur 70 Jahre später noch 71 von 674 Einwohnern mit aktiven sorbischen Sprachkenntnissen, darunter lediglich vier Kinder und Jugendliche.</ref> Heute ist die niedersorbische Sprache in allen Orten eine Minderheitensprache und am meisten noch in den Gemeinden nördlich von Cottbus ([[Dissen-Striesow]], [[Schmogrow-Fehrow]], [[Teichland]], [[Turnow-Preilack]] etc.) in Gebrauch. |
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Geschichte: |
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*[[Rudolf Lehmann (Historiker)|Rudolf Lehmann]]: Geschichte der Niederlausitz, Berlin(W) 1963. |
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*Rudolf Lehmann: Geschichte des Markgraftums Niederlausitz, Dresden 1937. |
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== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
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{{Portal|Lausitz}} |
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* [[Deutsch-niedersorbische Ortsnamensliste]] |
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== Literatur == |
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'''Besiedlung der Lausitz in der Frühgeschichte und im Mittelalter''' |
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* [[Günter Wetzel (Prähistoriker)|Günter Wetzel]]: ''Germanen – Slawen – Deutsche in der Niederlausitz.'' In: ''Bericht der Römisch-Germanischen Kommission.'' Band 83. 2002, S. 206–242. |
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'''Neuere Geschichte''' |
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* [[Günter Bayerl]]: ''Peripherie als Schicksal und Chance – Studien zur neueren Geschichte der Niederlausitz.'' Waxmann, Münster / New York / München / Berlin 2011, ISBN 978-3-8309-2365-7 (= ''Die Niederlausitz am Anfang des 21. Jahrhunderts – Geschichte und Gegenwart'', Band 1); {{Google Buch |BuchID=p6nRO8Aqp_QC |Linktext=Google Books-Vorschau}} |
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* [[Rudolf Lehmann (Historiker)|Rudolf Lehmann]]: ''Geschichte der Niederlausitz.'' de Gruyter, Berlin 1963; {{DNB|452752043}}. |
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'''Kultur''' |
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* Anne Gehrmann, Dirk Schumann (Hrsg.): ''Dorfkirchen in der Niederlausitz. Geschichte – Architektur – Denkmalpflege.'' Lucas-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86732-054-2. |
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'''Enzyklopädische Artikel''' |
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* {{Meyers-1905 |Lemma=Lausitz |Band=12 |Seite=254 |SeiteBis=257 |zenoID=20006981801}} |
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'''Reiseführer''' |
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* Anja Pohontsch, Mirko Pohontsch, Rafael Ledschbor, Guido Erbrich: ''Wo der Wendenkönig seine Schätze versteckt hat – Unterwegs in der sorbischen Niederlausitz.'' Domowina-Verlag, Bautzen 2011, ISBN 978-3-7420-1985-1. |
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'''Ortslexika''' |
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*[[Lausitz]], [[Oberlausitz]] |
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* [[Rudolf Lehmann (Historiker)|Rudolf Lehmann]]: ''Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz''. Band 1: ''Einleitung und Übersichten. Die Kreise Luckau, Lübben und Calau''. Hessisches Landesamt für Geschichtliche Landeskunde, Marburg 1979, ISBN 3-921254-96-5. Nachdruck: Klaus Becker Verlag, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941919-89-1; [[doi:10.35998/9783830542971]]. |
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*[[Liste der Markgrafen der Niederlausitz]] |
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* Rudolf Lehmann: ''Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz''. Band 2: ''Die Kreise Cottbus, Spremberg, Guben und Sorau''. Hessisches Landesamt für Geschichtliche Landeskunde, Marburg 1979, ISBN 3-921254-96-5. Nachdruck: Klaus Becker Verlag, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941919-90-7, [[doi:10.35998/9783830542988]] (Open Access). |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat|Lower Lusatia|Niederlausitz}} |
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{{Wikivoyage}} |
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* {{DNB-Portal|4042205-7}} |
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* [http://www.niederlausitz.de/ Informationen zur Niederlausitz] |
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* [http://lodka.sorben.com/orte/Ortew.htm Deutsch-Sorbisches Ortsnamenlexikon der Niederlausitz] |
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* [http://www.verschwundene-orte.de/ Archiv verschwundener Orte] |
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* [http://www.kuschkow-historie.de/index.html Dorfgeschichte von Kuschkow in der Niederlausitz] |
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== Einzelnachweise == |
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*[http://www.niederlausitz.de Informationen zur Niederlausitz] |
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<references /> |
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*[http://www.lausitzerleben.de/ Lausitz-Wiki und Reiseportal für die Niederlausitz, Oberlausitz, polnische Lausitz – Lausitz<i>er</i>Leben] |
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*[http://www.cottbus-und-umgebung.de Niederlausitz: Informationen und Bilder] |
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*[http://www.kirchen-luckauer-niederlausitz.de Kirchen in der Niederlausitz] |
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[[Kategorie:Region]] |
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[[Kategorie:Niederlausitz| ]] |
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[[Kategorie:Region in Europa]] |
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[[Kategorie:Historisches Territorium (Brandenburg)]] |
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[[Kategorie:Brandenburgische Landschaft]] |
[[Kategorie:Brandenburgische Landschaft]] |
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[[Kategorie:Historisches Territorium (Sachsen)]] |
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[[Kategorie:Geographie (Polen)]] |
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[[Kategorie:Sorben]] |
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[[Kategorie:Historisches Territorium (Polen)]] |
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[[sv:Niederlausitz]] |
Aktuelle Version vom 6. April 2025, 16:35 Uhr

Die Niederlausitz (niedersorbisch Dolna Łužyca, obersorbisch Delnja Łužica, polnisch Dolne Łużyce) ist eine Region und ein ehemaliges Territorium im Süden des Landes Brandenburg, im nördlichen Sachsen und im Westen Polens. Ihr Zentrum ist die Stadt Cottbus.
Sie ist der nördliche Teil der Lausitz. In der Niederlausitz ist, wie auch in der südlich angrenzenden Oberlausitz, das westslawische Volk der Sorben beheimatet.
Wappen
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Ein Landeswappen der Niederlausitz ist erstmals 1363 im großen Majestätssiegel des Böhmischen Thronfolgers Wenzel IV. belegt.[1] Wenig später führt das Wappen auch Herzog Bolko II. von Schweidnitz in seinem Siegel.[2] Die Farben beschreibt anlässlich des Trauerzugs für Kaiser Karl IV. erstmals 1378 die Augsburger Chronik in Gestalt der Landesfahne als ain panier weizz mit ainem rotten ochsen.[3] Die erste farbige Darstellung findet sich im Wappenbuch von Bergshammar aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.[4] Das Wappen stellt einen mal stehenden, mal schreitenden roten Stier in Silber dar. Wie das Wappen der Oberlausitz entspricht das Wappen der Niederlausitz dem einer der landesherrlichen Städte, jedoch nicht dem Sitz der Niederlausitzer Landvogtei Lübben, sondern dem der Stadt Luckau.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Niederlausitz tritt erstmals im Bayerischen Geograph als Siedlungsgebiet der slawischen Lusitzi in das Licht schriftlicher Überlieferung. Im Verlauf des 10. Jahrhunderts werden diese unterworfen, tributpflichtig gemacht und in die Sächsische Ostmark und das Bistum Meißen einbezogen. Vom 11. bis zum 14. Jahrhundert war das als Mark Lausitz bezeichnete Gebiet immer wieder zwischen den benachbarten Fürstengeschlechtern der Wettiner, Askanier und Piasten umstritten. 1364 erwarben die Luxemburger die Niederlausitz und machten sie zu einem böhmischen Kronland.
Am hochmittelalterlichen Landesausbaus hatte die slawische Bevölkerung einen ebenso hohen Anteil wie Einwanderer aus dem westlichen Reichsgebieten. In großen Teilen des Landes herrschte bis weit in die Neuzeit die sorbische (wendische) Sprache vor. Auch in den Städten der Niederlausitz gab es einen bedeutenden slawischsprachigen Bevölkerungsanteil. Herausragende Wirtschaftsfaktoren waren schon im 12. Jahrhundert Fischfang bzw. Fischzucht, der seit der Eisenzeit betriebene Abbau von Raseneisenerz und der Weinbau um Guben. Die dominierende politische Kraft im Land waren die Standesherren. Mit Ausnahme des bis 1817 fortbestehenden Klosters Neuzelle wurde die Niederlausitz nach der Reformation protestantisch.
Infolge des Dreißigjährigen Krieges erwarben 1635 die Wettiner Ober- und Niederlausitz. Die Herrschaft Cottbus befand sich allerdings bereits seit 1445 im Besitz der brandenburgischen Hohenzollern, was zusammen mit dem Traditionsrezess die Entwicklung der absolutistischen Landesherrschaft erheblich behinderte. Zollstreitigkeiten hemmten auch die Entwicklung der Niederlausitzer Wirtschaft. Auf dem Wiener Kongress wurde die Niederlausitz 1815 dem Königreich Preußen zugesprochen und daraufhin in dessen Verwaltungsstruktur integriert.
Bereits vor der Industrialisierung entwickelten sich besonders solche Gewerbe, die von den naturräumlichen Vorteilen der Niederlausitz profitierten, zum Beispiel ein auf den Export nach Berlin ausgerichteter Obst- und Gemüseanbau (Guben, Spreewald), sowie eine auf Holz-, später Braunkohle, als Energieträger aufbauende Glas- und Hüttenindustrie. Durch Autarkiepolitik und Kohleverstromung getrieben, entwickelte sich besonders seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts der Braunkohlenbergbau rasant. In den Städten der Niederlausitz dominierte die Textilindustrie. Staatliche Germanisierungspolitik und die gesellschaftlichen Umwälzungen der Industriegesellschaft führten seit dem 19. Jahrhundert zu einem sukzessiven Rückgang der niedersorbischen Sprachausübung, dem sich Vereine wie die Maśica Serbska und später die Domowina entgegenstellten.
Mit der Gründung des Bezirks Cottbus entstand 1952 erstmals seit 1815 wieder ein politisches Territorium, dass hauptsächlich aus dem historischen Kerngebiet der Niederlausitz bestand. Explizit als „Energiebezirk“ gebildet, war er durch Braunkohlenabbau und -verstromung geprägt. Daneben wurde die Textilindustrie (VEB Chemiefaserwerk Guben) entwickelt. Prägend war auch die starke Militarisierung der DDR-Gesellschaft mit ihren zahlreichen Militärstandorten.
Seit 1990 ist die Niederlausitz Teil des Landes Brandenburg. Die Kreisreform von 1993 nahm auf die historische Landschaft Niederlausitz nur bedingt Rücksicht, sondern richtete vorrangig die Kreise auf das wirtschaftliche Zentrum Berlin aus. Durch Konfrontation mit dem Weltmarkt, Abwanderung, Entmilitarisierung, Ökonomisierung des Braunkohlenbergbaus und in den letzten Jahren auch eine gezielte Dekarbonisierungspolitik befindet sich das Gebiet der Niederlausitz in einem anhaltenden, tiefgreifenden Strukturwandel.
Geographie und Natur
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Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Territorium der Niederlausitz ist begrenzt durch die Flüsse Spree im Norden, Bober im Osten, Schwarze Elster im Süden und Dahme im Westen.
Die nördliche Grenze der Niederlausitz verläuft nördlich von Golßen bis Hartmannsdorf, folgt dem Spreebogen bzw. der Spree über Schlepzig, Pretschen weiter nördlich bis Zaue zum Schwielochsee. Von dort geht es nördlich Friedland und Mixdorf in der Ziltendorfer Niederung an die Oder und schließlich ostwärts bis Niemaschkleba (poln. Chlebowo), einem Teil der Landgemeinde Gubin, in Polen. Die östliche Grenze verläuft in Polen etwa entlang der Linie Niemaschkleba–Sommerfeld. Der Ort Sommerfeld (poln. Lubsko) selbst gehört nicht zur Niederlausitz. Die Grenze folgt dann ab Legel (poln. Lagoda) bis Christianstadt (poln. Krzystkowice) dem Bober und biegt westlich des Bober nach Kunzendorf (poln. Kunice Żarskie), einem südöstlichen Stadtteil von Sorau (poln. Żary) ab.
Im Südosten bildet etwa die Linie Kunzendorf bis Groß Särchen (poln. Żarki Wielkie) an der Lausitzer Neiße die Grenze und folgt von dort entlang der ehemaligen brandenburgisch-sächsischen Grenze (bis zum Jahr 1952) zur Schwarzen Elster dieser dann bis Lauchhammer (früher Mückenberg). Im Südwesten wechselte die Grenze für die Niederlausitz als Verwaltungsgebiet (u. a. Markgrafschaft) mehrfach. So gehörten Finsterwalde, Senftenberg, Doberlug-Kirchhain und Sonnewalde, jede Stadt für sich, in unterschiedlichen Epochen auch mal zu sächsischem Gebiet. Auf Karten ist die Grenze zwischen der Herrschaft Dobrilugk, heute Doberlug-Kirchhain und der Grafschaft Brehna als am stabilsten erkennbar. Seit 1993 gibt es den Landkreis Elbe-Elster, abgeleitet vom Elbe-Elster-Land, womit man die westliche Grenze entweder der alten Linie Buchhain über Trebbus und Luckau bis Schenkendorf (westlich von Golßen), oder entlang des Landkreises Oberspreewald-Lausitz sehen kann.
Geologie
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Das in Deutschland liegende Teilgebiet der Niederlausitz gehört zum norddeutschen Tiefland. Durch sie zieht sich der Lausitzer Grenzwall, ein Teil des südlichen Landrückens, der sich nordwestlich im Niederen Fläming fortsetzt. Es handelt sich dabei um die Hauptendmoräne des Warthestadiums der Saaleeiszeit. Die höchste Erhebung des Lausitzer Grenzwalls (und damit der Niederlausitz) ist der 227 m hohe Rückenberg (polnisch Góra Żarska) bei Żary. Der Südliche Landrücken stellt hier eine Wasserscheide dar. Entlang einer breiten parallelen Linie durch Finsterwalde bis Calau (Calauer Schweiz) entspringen kleine Flüsse wie die Kleine Elster und Bäche, die meist nach Norden fließen und im Spreewald in die Spree münden. Durchbrüche haben die von Süden kommenden Flüsse Dahme, Spree und Neiße geschaffen. Südlich des Lausitzer Grenzwalls schließt sich das Urstromtal der Schwarzen Elster an.
In der Zeit des frühen Weichselhochglazials war während des Brandenburger Stadiums (vor ca. 19.600 bis 19.000 Jahren) nur die nördliche Niederlausitz vergletschert. Die Reste der stark verwitterten und teilweise völlig abgetragenen Endmoränenzüge dieses Stadiums und die dazugehörigen Sanderflächen befinden sich nördlich des Spreewaldes. Zu dieser jüngeren glazialen Serie gehört als Abflussrinne das Glogau-Baruther Urstromtal, deren Bett in der Niederlausitz von der Malxe und der Spree genutzt wird, die sich hier zum Spreewald verzweigt.
Die Oberfläche der Niederlausitz wurde grundlegend im ausgehenden Mittelpleistozän vor ca. 150.000 Jahren geschaffen und in den folgenden Epochen des Jungpleistozäns und des Holozäns glaziär, vor allem aber periglaziär durch Verwitterung, Abtragung, Ausspülung und Verwehung sowie durch äolische und fluviatile Sedimentation geformt.
An Bodenschätzen finden sich neben Braunkohle und Kies auch tiefliegende Vorkommen von Kupfer, die sich von Spremberg und Weißwasser bis ins polnische Lubin erstrecken.
Letzte tiefgreifende Veränderungen in der Landschaft entstanden seit den 1930er Jahren, sowie verstärkt zu DDR-Zeiten durch das Anlegen großer Braunkohletagebaue, denen über 100 Dörfer zum Opfer fielen. Bis in die Gegenwart werden Orte zerstört, so Horno, Lakoma oder Kausche.
Gewässer und Landschaften
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→ Siehe auch: Lausitzer Seenland
Flüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Landschaften und Naturräume
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lausitzer Grenzwall
- Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft, zum Teil im heutigen Elbe-Elster-Land
- Naturpark Niederlausitzer Landrücken
- Naturpark Schlaubetal
- Spreewald
- Mehßower Landschaft
Klima
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Die Niederlausitz gehört zu den niederschlagärmsten Regionen Deutschlands. In lediglich drei bis vier Monaten pro Jahr wird eine monatliche Niederschlagsmenge von mehr als 50 mm erreicht.
Städtische Entwicklung
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Städtische Zentren waren und sind Cottbus (Chóśebuz) als größte Stadt, die historischen Hauptstädte des Landes Lübben (Spreewald) (Lubin ((Błota))) und Luckau (Łukow) sowie Guben (Gubin), Calau (Kalawa), Finsterwalde (Grabin), Forst (Baršć), Senftenberg (Zły Komorow), Spremberg (Grodk), Lübbenau/Spreewald (Lubnjow/Błota), Vetschau/Spreewald (Wětošow/Błota) und im Südwesten Doberlug-Kirchhain (früher Dobrilugk) und Lauchhammer (Łuchow; obersorbisch: Železarnje), siehe auch Elbe-Elster-Land, sowie im polnischen Teil die Stadt Żary (Žarow; deutsch: Sorau).
Gegenwärtig ist das Gebiet der Niederlausitz innerhalb des Bundeslandes Brandenburg in mehrere Kreise aufgeteilt.
Landkreise und kreisfreie Städte
- Cottbus (kreisfreie Stadt) (CB)
- Landkreis Elbe-Elster (EE), teilweise
- Landkreis Dahme-Spreewald (LDS), teilweise
- Landkreis Oberspreewald-Lausitz (OSL)
- Landkreis Oder-Spree (LOS), teilweise
- Landkreis Spree-Neiße (SPN)
Die Niederlausitz ist, ungeachtet der relativ dünnen Besiedlung, wie alle Regionen Mitteleuropas eine von den Menschen intensiv gestaltete Kulturlandschaft. Sie ist durch Kiefernforste, Heiden und auwaldartige Erlenbruchwälder, aber auch durch landwirtschaftliche Nutzflächen, Grünländer und Äcker, geprägt.
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Industrie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 ist in den ersten Folgejahren der deutsche Teil der Niederlausitz weitgehend deindustrialisiert worden. Von der vormals bedeutenden Glasindustrie, dem Textilgewerbe und der Holzverarbeitung existieren nur noch kleine Reste. Durch den Kapitalmangel und durch die viel effizientere Technik besonders im Hauptwirtschaftszweig Energiegewinnung hat ein Gros der Arbeitnehmer die Niederlausitz wieder verlassen. Die Braunkohleverstromung ist mit drei Braunkohlekraftwerken immer noch der größte Arbeitgeber, der Export der elektrischen Energie in das deutsche Verbundnetz Haupterwerbszweig. Allein durch die erneuerbaren Energien soll der Eigenstrombedarf in einigen Regionen gedeckt werden. Entsprechend befinden sich auch kleine und mittlere Unternehmen der Metallverarbeitung und des Maschinenbaus in der Region. Forschung und Entwicklung wird in der Biotechnologie und chemischen Industrie (BASF) betrieben. Daneben gehen seit Mitte der 2000er Jahre mehrere der größten Solarparks wie der Solarpark Finsterwalde und der Solarpark Lieberose in Betrieb.
Ein Problem beim Ausbau der erneuerbaren Energien stellt hier die Leitungskapazität und der schleppende Ausbau des Leitungsnetzes in den Süden Deutschlands dar.[5] Während der wirtschaftlichen Neufindung scheiterten zunächst auch Projekte wie die Produktion für Luftschiffe (Cargolifter), wurden aber durch andere wie heute der Urlaubspark Tropical Islands kompensiert.
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Verwaltungsgebäude der Leag
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Braunkohlekraftwerk Schwarze Pumpe
Um Spremberg und Weißwasser sollten ab etwa 2015 ca. 200 Mio. Tonnen Kupfererz aus 1500 m Tiefe abgebaut werden.[6][7]
Im Lausitzer Seenland wird als neuer Wirtschaftszweig der Tourismus seit den 2000er Jahren etabliert und gewinnt an Bedeutung.[8]
Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Eisenbahnnetz ist sehr gut ausgebaut, jede Stadt ab ca. 8.000 Einwohnern bietet dadurch Anbindung an die umliegenden Großstädte Berlin, Cottbus, Dresden und Leipzig. Alle betriebenen Strecken sind seit Ende der 1980er Jahre bis auf die Hauptbahn Cottbus–Görlitz zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert. Der Anschluss an das polnische Netz ist nur auf eingleisigen Strecken möglich. Die Ausnahme ist die Strecke über Hoyerswerda und Kohlfurth (Węgliniec) nach Breslau (Wrocław).
Bahnverbindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Berlin–Zossen–Luckau/Uckro–Doberlug-Kirchhain–Elsterwerda–Großenhain–Dresden
- Berlin–Lübben(Spreewald)–Lübbenau/Spreewald–Cottbus–Spremberg–Weißwasser–Görlitz
- Cottbus–Forst (Lausitz)
- Cottbus–Guben und Guben–Frankfurt (Oder)
- Leipzig/Halle–Torgau–Falkenberg/Elster–Doberlug-Kirchhain–Finsterwalde–Calau–Cottbus
- Kamenz(Oberlausitz)–Senftenberg–Calau–Lübbenau
- Węgliniec in Polen–Hoyerswerda–Ruhland–Senftenberg–Lauchhammer–Elsterwerda–Bad Liebenwerda–Falkenberg/Elster Niederschlesische Gütermagistrale
- Dresden–Großenhain–Senftenberg–Cottbus
Straßen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Straßennetz wird neben den Landesstraßen von den Bundesstraßen 87, 96, 97, 102, 112, 115, 156, 169, 179 und 320 gebildet, wobei geplant ist, die B 169 nach dem 2+1-System auszubauen.[9] Um besseren Anschluss nach Norden und Westen zu erreichen, wird auch der 2+1-Ausbau der B 87 von Leipzig nach Frankfurt (Oder) gefordert.[10] In Nord-Süd-Ost-Richtungen verlaufen die Autobahnen 13 und 15.
Bildung und Gesundheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bildungs- und Versorgungseinrichtungen sind mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und beispielsweise der Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem und dem Klinikum Niederlausitz gut ausgebaut, wobei der steigende Hausärztemangel ein großes Problem darstellt.
Landwirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Landwirtschaft auf relativ mageren Böden bei Deutschlands niederschlagsärmstem Klima ist nur begrenzt ertragreich. So werden vor allem Flachs für Leinöl, Mais, Raps und Spargel um Calau angebaut. Einige landwirtschaftliche Produkte aus der Niederlausitz, insbesondere aus dem Spreewald, haben deutschlandweit einen sehr guten Ruf.
Tourismus
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Schloss Fürstlich Drehna zwischen Crinitz und Luckau
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Geierswalder See
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IBA-Terrassen
Von touristischer Bedeutung ist traditionell der Spreewald. Bedeutsam sind auch die Stadt Cottbus sowie die aus gartenarchitektonischer Sicht bedeutenden Parks des Fürsten Pückler, der Branitzer Park in (Cottbus-)Branitz und der Fürst-Pückler-Park Bad Muskau. Durch die Renaturierung und Flutung der ehemaligen Tagebaue ist zudem die Tourismusregion Lausitzer Seenland im Entstehen.
Die Niederlausitz wird von Radfern- und -regionalwegen erschlossen. Im Osten begrenzt der Oder-Neiße-Radweg die Region. Zentral wird sie vom Spreeradweg durchquert. Als regionale Routen bieten sich der Froschradweg und die Niederlausitzer Bergbautour (länderübergreifend Brandenburg und Sachsen) an. Im Norden im Spreewaldraum schließen der Gurken-Radweg und die Fürst-Pückler-Tour an. Im Südwesten leitet der Elster-Radweg zum Elberadweg.
Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An Unterhaltungsmöglichkeiten sind mehrere Theater und Ensembles in Cottbus, etwa das Staatstheater Cottbus mit dem Philharmonischen Orchester Cottbus, die Neue Bühne in Senftenberg, und die mehr als 100 Jahre alten vorführenden Kinozweckbauten, zwei der ältesten, das Weltspiegel Cottbus und das Weltspiegel Finsterwalde erwähnenswert.
Bezüglich des Niederlausitzer Brauchtums und der Rituale sind besonders die in der Lausitz verankerten sorbischen Traditionen zu erwähnen, wie beispielsweise das Zampern (camprowanje), Hahnrupfen (kokot), das Verzieren von Ostereiern oder die Vogelhochzeit. Einen Teil der Volkskultur stellen auch die sorbischen Trachten dar – insbesondere die Spreewaldtracht – die jedoch heute fast nur noch an Festtagen sowie zu touristischen Zwecken angelegt werden.
Sprache
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In der Niederlausitz werden heute im Wesentlichen die Niederlausitzer Mundart des Deutschen sowie von etwa 7.000–10.000 Menschen Niedersorbisch (auch Wendisch genannt) gesprochen. Noch im 18. Jahrhundert war das gesamte Gebiet der Niederlausitz mit Ausnahme der deutsch geprägten Städte einsprachig sorbisch. Die Landbevölkerung beherrschte in den meisten Orten kaum Deutsch. Das traf bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts noch auf den zentralen Teil der Niederlausitz zu, wogegen in der Peripherie, v. a. in den Gebieten östlich von Neiße und Oder, im Luckauischen Kreis und in der Gegend um Doberlug-Kirchhain der Sprachwechsel zum Deutschen bedingt durch eine aktive Germanisierungspolitik in Schule und Kirche bereits erfolgt war. Nach der Statistik von Arnošt Muka aus den 1880er Jahren sprachen zu dieser Zeit noch 59,3 % der Einwohner des Kreises Cottbus Niedersorbisch; im Kreis Spremberg waren es 42,1 % und im Kreis Calau etwa 20 %.[11] Muka wies in seinen ausführlichen Berichten aus den Orten besonders des Kreises Cottbus explizit darauf hin, dass es in vielen Dörfern kaum Einwohner gebe, die Deutsch beherrschten.
Im Lauf des 20. Jahrhunderts geriet das Niedersorbische bedingt durch die in den ersten fünf Jahrzehnten verstärkten Germanisierungsbestrebungen seitens des Staates, durch den massenhaften Zuzug einerseits von Arbeitskräften v. a. in die Braunkohlenindustrie und andererseits von deutschsprachigen Umsiedlern aus den ehemaligen Ostgebieten nach 1945 sowie durch andere Assimilationsfaktoren auch in den zentralen Niederlausitzer Kreisen endgültig in die Rolle der Minderheitensprache. Noch 1956 war es zwar in 24 Gemeinden des Kreises Cottbus die Sprache der Mehrheit, der Anteil an der Gesamtbevölkerung des Kreises war jedoch auf 29 % geschrumpft.[12] In vielen Dörfern erfolgte der Sprachwechsel innerhalb von nur zwei bis drei Generationen.[13] Heute ist die niedersorbische Sprache in allen Orten eine Minderheitensprache und am meisten noch in den Gemeinden nördlich von Cottbus (Dissen-Striesow, Schmogrow-Fehrow, Teichland, Turnow-Preilack etc.) in Gebrauch.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Besiedlung der Lausitz in der Frühgeschichte und im Mittelalter
- Günter Wetzel: Germanen – Slawen – Deutsche in der Niederlausitz. In: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission. Band 83. 2002, S. 206–242.
Neuere Geschichte
- Günter Bayerl: Peripherie als Schicksal und Chance – Studien zur neueren Geschichte der Niederlausitz. Waxmann, Münster / New York / München / Berlin 2011, ISBN 978-3-8309-2365-7 (= Die Niederlausitz am Anfang des 21. Jahrhunderts – Geschichte und Gegenwart, Band 1); Google Books-Vorschau in der Google-Buchsuche
- Rudolf Lehmann: Geschichte der Niederlausitz. de Gruyter, Berlin 1963; DNB 452752043.
Kultur
- Anne Gehrmann, Dirk Schumann (Hrsg.): Dorfkirchen in der Niederlausitz. Geschichte – Architektur – Denkmalpflege. Lucas-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86732-054-2.
Enzyklopädische Artikel
- Lausitz. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 12: L–Lyra. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1908, S. 254–257 (Digitalisat. zeno.org).
Reiseführer
- Anja Pohontsch, Mirko Pohontsch, Rafael Ledschbor, Guido Erbrich: Wo der Wendenkönig seine Schätze versteckt hat – Unterwegs in der sorbischen Niederlausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 2011, ISBN 978-3-7420-1985-1.
Ortslexika
- Rudolf Lehmann: Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz. Band 1: Einleitung und Übersichten. Die Kreise Luckau, Lübben und Calau. Hessisches Landesamt für Geschichtliche Landeskunde, Marburg 1979, ISBN 3-921254-96-5. Nachdruck: Klaus Becker Verlag, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941919-89-1; doi:10.35998/9783830542971.
- Rudolf Lehmann: Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz. Band 2: Die Kreise Cottbus, Spremberg, Guben und Sorau. Hessisches Landesamt für Geschichtliche Landeskunde, Marburg 1979, ISBN 3-921254-96-5. Nachdruck: Klaus Becker Verlag, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941919-90-7, doi:10.35998/9783830542988 (Open Access).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Niederlausitz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Informationen zur Niederlausitz
- Deutsch-Sorbisches Ortsnamenlexikon der Niederlausitz
- Archiv verschwundener Orte
- Dorfgeschichte von Kuschkow in der Niederlausitz
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ivan Hlaváček: Das Urkunden- und Kanzleiwesen des böhmischen und römischen Königs Wenzel (IV.) 1376-1419. Ein Beitrag zur spätmittelalterlichen Diplomatik (= Schriften der Monumenta Germaniae historica. Band 23). Hiersemann, Stuttgart 1970, S. 76. Eine Abbildung des Siegels bei Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige von 751 bis 1806. Band 2. Baensch, Dresden 1910, Tfl. 7 (uni-goettingen.de). Eine Umzeichnung gibt František Martin Pelcl: Lebensgeschichte des Römischen und Böhmischen Königs Wenceslaus. Band 1. Prag 1788, Tfl. 1, Abb. 3 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ A. Bauch: Die Siegel Herzog Bolkos II. von Schweidnitz, Pfandherr der Lausitz mit besonderer Berücksichtigung des ältesten Wappens der Lausitz resp. Niederlausitz. In: Schlesiens Vorzeit in Wort und Bild. Band 4, Nr. 48, 1881, S. 39–44 (archive.org).
- ↑ Die Chronik der Stadt Augsburg. In: Die Chroniken der Schwäbischen Städte (= Die Chroniken der Deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Band 4). Band 1. Hirzel, Leipzig 1865, S. 61 (archive.org).
- ↑ Bergshammars vapenbok. S. 16 (riksarkivet.se – ca. 1440). Dort als Querlets (Herzogtum Görlitz) bezeichnet, dem der östliche Teil der Niederlausitz von 1377 bis 1396 angehörte. Weitere Fundstellen in Wappenbüchern, vgl. Steen Clemmensen: The Lyncenich Armorial. S. 96 (armorial.dk [PDF]).
- ↑ Simone Wendler: Windstrom in Elbe-Elster gelangt nicht ins Netz. In: Lausitzer Rundschau. Lausitzer VerlagsService GmbH, 23. Februar 2012, abgerufen am 7. Januar 2014.
- ↑ Der Schatz von Spremberg. Zeit Online, 15. April 2010.
- ↑ Kupfererzvorkommen in der sächsisch-brandenburgischen Lausitz. ( vom 26. September 2011 im Internet Archive) auf: sachsen.de
- ↑ Die Mondlandschaft Lausitz soll wieder blühen. Welt Online, 21. Juli 2010.
- ↑ Drei Jahre Staustress: B 169 wird ab 2013 ausgebaut. In: Lausitzer Rundschau. 18. August 2009.
- ↑ Nach Stopp für vierspurige B 87: Regionale Unternehmen fordern Ausbau in geplanter Form. In: Leipziger Internet Zeitung 3. März 2011.
- ↑ Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 138
- ↑ Angaben aus der Sorben-Statistik von Ernst Tschernik in: Ludwig Elle: Sprachpolitik in der Lausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 1995, S. 259.
- ↑ Für Horno am Ostrand des niedersorbischen Sprachgebietes gibt Arnošt Muka 1884, dass fast alle Einwohner Sorbisch sprechen, viele dagegen kein Deutsch. Ernst Tschernik zählt nur 70 Jahre später noch 71 von 674 Einwohnern mit aktiven sorbischen Sprachkenntnissen, darunter lediglich vier Kinder und Jugendliche.
Koordinaten: 51° 45′ 0″ N, 14° 30′ 0″ O