„Trinkwassersprudler“ – Versionsunterschied
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Ein '''Trinkwassersprudler''' ist ein [[Haushaltsgerät]], welches durch Zusatz von [[Kohlenstoffdioxid|CO<sub>2</sub>]] aus [[Leitungswasser]] [[kohlensäure]]haltiges [[Tafelwasser]] erzeugt. |
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Geräte zur eigenen Herstellung von mit Kohlensäure versetzten Getränken sind bereits Mitte des 19. Jahrhunderts nachweisbar. So vertrieb der Apotheker Eduard Gressler aus [[Erfurt]] einen ''Champagner-Apparat von Glas (Soda- und Selterswasser-Apparat)'', zu dem „Füllungen zur Kohlensäureentwickelung“ sowie Pulver zur Herstellung von Selters- oder Sodawasser erhältlich waren. |
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⚫ | Ein Trinkwassersprudler besteht gewöhnlich aus einer Halterung mit einer austauschbaren [[Gaskartusche]], die je nach Modell mit etwa 300–500 g Kohlenstoffdioxid befüllt ist. Das Wasser wird in spezielle, druckbeständige Flaschen gefüllt und druckdicht an die Halterung geschraubt. Anschließend wird auf Knopfdruck über ein Leitungs- und Ventilsystem das Gas in das Wasser eingeleitet. Über die Dauer des Einleitens wird der spätere Kohlensäuregehalt bestimmt. Der dabei entstehende Überdruck im Wasserbehälter wird bei zu großem Anstieg abgelassen. |
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⚫ | Je nach Größe der verwendeten Gaskartusche können pro Gasfüllung, gemäß den Herstellerangaben, bis zu 100 Liter Sprudelwasser hergestellt werden. Dadurch entfallen Anschaffungs- und Transportkosten für herkömmliche Wasserkästen sowie deren Lagerung und Entsorgung. Das entsprechende Gerät mit Zylinder und Flaschen findet man in vielen Supermärkten. Die druckbeständigen Flaschen können zur Aufbewahrung des Sprudelwassers genutzt werden. Einige der neueren Modelle nutzen Flaschen aus speziellem Glas oder [[Polyethylennaphthalat|Polyethylennaphthalat (PEN)]], die spülmaschinengeeignet sind. |
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Im Mai [[2006]] wurde bekannt, dass entsprechende Wasserspender und Geräte zur Herstellung von Sodawasser gesundheitsgefährdend sein können. Das Institut für Hygiene und Umweltmedizin der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg]] stellte in 39 von 60 Geräten ein Überschreiten der zulässigen Grenzwerte der deutschen [[Trinkwasserverordnung]] um teilweise das 34.000-fache fest<ref>[http://www.pr.uni-freiburg.de/prmit_layout_alt/prmit.php?ind=1478 Pressemitteilung vom 17.05.2006]</ref>. Zahlreiche [[Schimmelpilz]]e, [[Corynebakterien]] und Darmkeime wurden festgestellt und können sich bei abwehrgeschwächten Menschen zu erheblichen Gesundheitsgefahren entwickeln. Bisher sind keine Fälle bekannt, bei denen Verbraucher durch den Konsum von aufgesprudeltem Trinkwasser gesundheitlich beeinträchtigt wurden. Als Gründe für die Verunreinigungen werden neben unzureichender Beachtung der Reinungshinweise der Hersteller auch Mängel in der Konstruktionsweise der Geräte angegeben. Dies fördere die Bildung von Schimmelpilzen und Biofilmen. Neben der Möglichkeit der Reinigung mit warmen Wasser (50°C) bieten einige Hersteller auch eine vollständige Reinigung Sprudleranlage an. |
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In einer Untersuchung des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der [[Universität Mainz]] im Jahr 2005 wurden bei aufgesprudeltem Wasser in 39 % der Proben [[coliforme Bakterien]] festgestellt, bei Leitungswasser in 12 % der Proben. Die mikrobiologische Qualität des Wassers sei neben der Kontamination des Leitungswassers durch einen [[Biofilm]] an der Innenseite der Flaschen beeinflusst worden.<ref>Wolfgang Kohnen et al.: ''Microbiological quality of carbonated drinking water produced with in-home carbonation systems''. In: ''[[International Journal of Hygiene and Environmental Health]]'', Band 208, 2005: S. 415–423, [[doi:10.1016/j.ijheh.2005.04.008]].</ref> |
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;Bekannte Hersteller |
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*[http://www.aqua-land.de Aqua-Land cool drink system] |
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*[http://www.sodaclub.de Sodaclub] |
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*[http://www.wassermaxx.com Wassermaxx] |
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Als Gründe für die Verunreinigungen werden neben unzureichender Beachtung der Reinigungshinweise der Hersteller auch Mängel in der Konstruktionsweise der Geräte angegeben.<ref>[http://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2006/pm.2006-05-17.134 ''Lebensbedrohliche Infektionen durch Keime, die häufig in Haushaltsgeräten zur Herstellung von Sodawasser (z. B. Soda-Club, Wasser-Maxx, Soda-Maxx) gefunden wurden''.] Pressemitteilung, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 17. Mai 2006; abgerufen am 14. Juni 2016 (deutsch; Mitteilung über eine Untersuchung von Geräten).</ref> Bei Einhaltung einfacher Reinigungsmaßnahmen sei, laut Herstellerangaben, die Benutzung von Trinkwassersprudlern hygienisch unbedenklich; die Reinigung der Flaschen könne mit heißem Wasser (50 °C), Spülmittel und Spülbürste oder Reinigungstabs erfolgen.<ref>[http://www.gesund-sprudeln.de/inhalte/clippings/Final_PM_Studie_Kohnen_allgemein_061204.pdf Kohlensäure hält Trinkwasser frisch und rein] (PDF; 21 kB) Soda-Club GmbH, Pressemitteilung, 4. September 2006</ref> |
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== Siehe auch == |
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* [[Siphonflasche]] |
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* [[Rockefellerprinzip]] zum Geschäftsmodell von Geräten und Kartuschen |
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* [https://www.spiegel.de/video/sozialer-absturz-vom-millionaer-zu-hartz-iv-video-1001319.html Video zur Geschichte des Erfinders.] [[Spiegel Online]], Mai 2009. |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Küchengerät]] |
[[Kategorie:Küchengerät]] |
Aktuelle Version vom 13. März 2022, 13:37 Uhr
Ein Trinkwassersprudler ist ein Haushaltsgerät, welches durch Zusatz von CO2 aus Leitungswasser kohlensäurehaltiges Tafelwasser erzeugt.
Geschichte
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Geräte zur eigenen Herstellung von mit Kohlensäure versetzten Getränken sind bereits Mitte des 19. Jahrhunderts nachweisbar. So vertrieb der Apotheker Eduard Gressler aus Erfurt einen Champagner-Apparat von Glas (Soda- und Selterswasser-Apparat), zu dem „Füllungen zur Kohlensäureentwickelung“ sowie Pulver zur Herstellung von Selters- oder Sodawasser erhältlich waren.
Aufbau
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Ein Trinkwassersprudler besteht gewöhnlich aus einer Halterung mit einer austauschbaren Gaskartusche, die je nach Modell mit etwa 300–500 g Kohlenstoffdioxid befüllt ist. Das Wasser wird in spezielle, druckbeständige Flaschen gefüllt und druckdicht an die Halterung geschraubt. Anschließend wird auf Knopfdruck über ein Leitungs- und Ventilsystem das Gas in das Wasser eingeleitet. Über die Dauer des Einleitens wird der spätere Kohlensäuregehalt bestimmt. Der dabei entstehende Überdruck im Wasserbehälter wird bei zu großem Anstieg abgelassen.
Nutzen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Je nach Größe der verwendeten Gaskartusche können pro Gasfüllung, gemäß den Herstellerangaben, bis zu 100 Liter Sprudelwasser hergestellt werden. Dadurch entfallen Anschaffungs- und Transportkosten für herkömmliche Wasserkästen sowie deren Lagerung und Entsorgung. Das entsprechende Gerät mit Zylinder und Flaschen findet man in vielen Supermärkten. Die druckbeständigen Flaschen können zur Aufbewahrung des Sprudelwassers genutzt werden. Einige der neueren Modelle nutzen Flaschen aus speziellem Glas oder Polyethylennaphthalat (PEN), die spülmaschinengeeignet sind.
Oftmals bieten die Hersteller von Trinkwassersprudlern auch eine Auswahl von Sirups an (darunter auch zuckerfreie), die dem aufbereiteten Wasser Geschmack verleihen.
Gesundheitsrisiken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einer Untersuchung des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Universität Mainz im Jahr 2005 wurden bei aufgesprudeltem Wasser in 39 % der Proben coliforme Bakterien festgestellt, bei Leitungswasser in 12 % der Proben. Die mikrobiologische Qualität des Wassers sei neben der Kontamination des Leitungswassers durch einen Biofilm an der Innenseite der Flaschen beeinflusst worden.[1]
Als Gründe für die Verunreinigungen werden neben unzureichender Beachtung der Reinigungshinweise der Hersteller auch Mängel in der Konstruktionsweise der Geräte angegeben.[2] Bei Einhaltung einfacher Reinigungsmaßnahmen sei, laut Herstellerangaben, die Benutzung von Trinkwassersprudlern hygienisch unbedenklich; die Reinigung der Flaschen könne mit heißem Wasser (50 °C), Spülmittel und Spülbürste oder Reinigungstabs erfolgen.[3]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Siphonflasche
- Rockefellerprinzip zum Geschäftsmodell von Geräten und Kartuschen
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wolfgang Kohnen et al.: Microbiological quality of carbonated drinking water produced with in-home carbonation systems. In: International Journal of Hygiene and Environmental Health, Band 208, 2005: S. 415–423, doi:10.1016/j.ijheh.2005.04.008.
- ↑ Lebensbedrohliche Infektionen durch Keime, die häufig in Haushaltsgeräten zur Herstellung von Sodawasser (z. B. Soda-Club, Wasser-Maxx, Soda-Maxx) gefunden wurden. Pressemitteilung, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 17. Mai 2006; abgerufen am 14. Juni 2016 (deutsch; Mitteilung über eine Untersuchung von Geräten).
- ↑ Kohlensäure hält Trinkwasser frisch und rein (PDF; 21 kB) Soda-Club GmbH, Pressemitteilung, 4. September 2006