Zum Inhalt springen

„Uwe Leichsenring“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(230 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:UweLeichsenring-20060211.jpg|mini|Uwe Leichsenring<br />am 11. Februar 2006 bei einer Demonstration in [[Dresden]]]]
'''Uwe Leichsenring''' (* [[23. März]] [[1967]] in [[Sebnitz]]; † [[30. August]] [[2006]] in [[Pirna]]) war ein deutscher [[Politiker]] und Mitglied der [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]]. Er war [[parlamentarischer Geschäftsführer]] der NPD-Landtagsfraktion [[Sachsen]]. Beruflich war er selbstständiger [[Fahrlehrer]]. Er lebte in [[Königstein (Sächsische Schweiz)|Königstein]].
'''Uwe Leichsenring''' (* [[23. März]] [[1967]] in [[Sebnitz]]; † [[30. August]] [[2006]] nahe [[Pirna]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Politiker]] ([[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]]) und von 2004 bis zu seinem Tod [[parlamentarischer Geschäftsführer]] der NPD-Landtagsfraktion [[Sachsen]].


== Leben ==
== Leben ==
Vor dem Zusammenbruch der [[DDR]] war Uwe Leichsenring an der [[Universität Leipzig|Karl-Marx-Universität Leipzig]] in den Fächern Pädagogik und Psychologie immatrikuliert, verließ die Universität ohne Abschluss und wurde Fahrlehrer. 1990 trat er der NPD bei und zwischen 1990 und 1991 war er stellvertretender NPD-Landesvorsitzender in Sachsen. Seit 1991 ist er Geschäftsführer des NPD-Kreisverbandes Sächsische Schweiz. Von 2002 bis 2004 war er Mitglied des NPD-Parteivorstandes. Seit 1999 ist er NPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat Königstein und übt dort verschiedene Funktionen in mehreren kommunalen Ausschüssen aus. Seit 2004 ist er stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Kreistag der [[Sächsische Schweiz|Sächsischen Schweiz]].


Nach Abschluss einer Lehre als Maschinenbauer nahm Uwe Leichsenring in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] an der [[Universität Leipzig|Karl-Marx-Universität Leipzig]] ein Studium der Fächer Pädagogik und Psychologie auf, verließ die Universität jedoch ohne Abschluss und wurde Fahrlehrer. Nachdem er von 1991 bis 2000 als Angestellter einer Fahrschule tätig gewesen war, wurde er 2000 selbständiger [[Fahrlehrer]]. Mit seiner Lebensgefährtin hatte er ein Kind.<ref name="Landtag">landtag.sachsen.de: {{Webarchiv |url=http://www.landtag.sachsen.de/de/abgeordnete_fraktionen/fraktionen/abgeordneter.do/787 |wayback=20110119022458 |text=Biographie |archiv-bot=2018-08-28 01:59:45 InternetArchiveBot}}</ref>
Beobachter der [[rechtsextrem]]en Szene im [[Landkreis Sächsische Schweiz]] vermuten, dass seine berufliche Tätigkeit als Inhaber der einzigen [[Fahrschule]] in Königstein es ihm ermöglicht, einerseits Einfluss auf zuvor politisch unbefangene Jugendliche des Ortes auszuüben, andererseits dazu dient, sich als integriertes Mitglied des Gemeindelebens darzustellen. Dies entspräche der Strategie der NPD der letzten Jahre, vorhandene gesellschaftliche Strukturen auf kommunaler Ebene zu unterwandern.


Uwe Leichsenring starb am 30. August 2006 bei einem Verkehrsunfall auf der [[Bundesstraße 172]] bei [[Pirna]] in der Sächsischen Schweiz, als er laut Polizeiangaben bei einem Überholmanöver frontal mit einem entgegenkommenden Lastkraftwagen zusammenprallte. Er erlag noch am Unfallort seinen schweren Verletzungen.<ref name="tagesspiegel">[[Der Tagesspiegel]]: [http://www.tagesspiegel.de/politik/der-tod-des-fahrlehrers/747528.html Der Tod des Fahrlehrers] 3. September 2006</ref>
Leichsenring hatte darüber hinaus auch Verbindungen zur gewaltbereiten rechtsextremen Kameradschaft [[Skinheads Sächsische Schweiz]] zumindest bis zum Zeitpunkt ihres Verbots im Jahre [[2001]] und wurde wegen Unterstützung dieser Gruppe zu einer Geldstrafe verurteilt.


== Politische Karriere ==
Seit 2004 ist er auch Mitglied des [[Sächsischer Landtag|Sächsischen Landtages]] und Mitglied mehrerer Landtagsausschüsse. Zusammen mit der NPD-Fraktion sorgte Leichsenring mehrfach für Eklats im sächsischen Landesparlament.


1990 trat Leichsenring der NPD bei und war zwischen 1990 und 1991 stellvertretender NPD-Landesvorsitzender in Sachsen. Von 1991 bis zu seinem Tode war er Geschäftsführer des NPD-Kreisverbandes Sächsische Schweiz. Von 2002 bis 2004 war er Mitglied des NPD-Parteivorstandes. Seit 1999 war er NPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat [[Königstein (Sächsische Schweiz)|Königstein]] und übte dort verschiedene Funktionen in mehreren kommunalen Ausschüssen aus. Seit 2004 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Kreistag der [[Sächsische Schweiz|Sächsischen Schweiz]].<ref name="Landtag" />
Am 21. Januar 2005 verließ Leichsenring mitsamt der NPD-Fraktion das Plenum des Landtages und verweigerte damit eine Gedenkminute für die Opfer des nationalsozialistischen Terrors.


Beobachter der [[rechtsextrem]]en Szene im [[Landkreis Sächsische Schweiz]] vermuten, dass seine berufliche Tätigkeit als Inhaber der einzigen [[Fahrschule]] in Königstein es ihm ermöglichte, Einfluss auf zuvor politisch unbefangene Jugendliche des Ortes auszuüben. Dies entspräche der Strategie der NPD der letzten Jahre, vorhandene gesellschaftliche Strukturen auf kommunaler Ebene zu unterwandern.
Am 11. Mai 2006 wurde er für drei Tage aus allen Sitzungen des Landtags ausgeschlossen, nachdem er in einem Debattenbeitrag zum Thema „Linke Gewalt am 1. Mai“ über Sonderzüge gesprochen hatte, die man an manchen Tagen einsetzen müsste, wenn man jeden linksextremistischen Täter so abführen wollte, wie die beiden Potsdamer Verdächtigen im Fall Ermyas M. Nach einem Zwischenruf von [[Linkspartei.PDS]]-Fraktionsführer [[Peter Porsch]] mit der Behauptung, dass es schon einmal Sonderzüge gegeben habe, sagte Leichsenring, dass man sie sich manchmal wieder wünsche. Dies wurde als Anspielung auf Deportationszüge ausgelegt. Leichsenring dagegen erklärte, er habe von Sonderzügen gesprochen, wie sie die Polizei in der Vergangenheit wiederholt bei unfriedlichen Demonstrationen eingesetzt hat. Er habe bei dem Wort „Sonderzug“ überhaupt keine Assoziation mit dem NS-Regime gehabt. Dafür spricht, dass Leichsenring noch in der Landtagsdebatte seine Ansicht mit den Worten bekräftigte: „In der Tat, ich wäre dafür, dass die Sonderzüge mit diesen Linksradikalen auch nach Karlsruhe fahren.“


Darüber hinaus hatte Leichsenring Verbindungen zur gewaltbereiten rechtsextremen Kameradschaft [[Skinheads Sächsische Schweiz]]<ref>[[Die Tageszeitung]]: [http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2006/07/21/a0059 Ein Saubermann und seine Schläger] 21. Juli 2006</ref> zumindest bis zum Zeitpunkt ihres Verbots im Jahre 2001.
Der Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen hat am 30. Mai 2006 auf Antrag Leichsenrings eine einstweilige Anordnung gegen den Präsidenten des Sächsischen Landtages erlassen, Leichsenring zur Plenarsitzung des Sächsischen Landtages am 21. Juni 2006 sowie zu den bis dahin stattfindenden Sitzungen der Ausschüsse, deren Mitglied er ist, zuzulassen. Die Entscheidung im Hauptsacheverfahren steht noch aus.


Seit 2004 war er Mitglied des [[Sächsischer Landtag|Sächsischen Landtages]] und Mitglied mehrerer Landtagsausschüsse. Zusammen mit der NPD-Fraktion sorgte Leichsenring mehrfach für Eklats im sächsischen Landesparlament.
Mitte Mai 2006 wurde Leichsenring im [[Plauener Vogtlandanzeiger]] wie folgt zitiert: „Das [[Drittes Reich|Dritte Reich]] war eine Wohlfühldiktatur mit 95 Prozent Zustimmung.“ Leichsenring dazu: „Ich habe erklärt, dass das ‚Dritte Reich’ für mich eine abgeschlossene historische Epoche ist. Bewertungen über diese Zeit sollen diejenigen vornehmen, die davon etwas verstehen, vor allem natürlich die Historiker. Ein bekannter Vertreter seines Fachs, der aus der 68er Bewegung stammende Götz Aly, bezeichnete in seinem vielbeachteten Buch ‚Hitlers Volksstaat’ den Nationalsozialismus als ‚Wohlfühldiktatur’. Darauf bezog sich meine Äußerung im Interview mit dem ‚Vogtland-Anzeiger’.“ Laut demselben Interview bezeichnete er Gewalt von Skinheads gegen Fremde und Andersdenkende als „pubertierendes Männlichkeitsgehabe“. Zur systematischen Vernichtung der Juden während der Nazi-Diktatur sagte der stellvertretende NPD-Fraktionschef dem Blatt, er habe dazu keine Meinung. Er ließ zugleich erkennen, dass er den [[Holocaust]] öffentlich leugnen würde, wenn dies nicht unter Strafe gestellt wäre. „Ich darf es nicht leugnen, also tue ich es nicht“, erklärte er.


Am 21. Januar 2005 verließ Leichsenring mitsamt der NPD-Fraktion das Plenum des Landtages und verweigerte damit eine Gedenkminute für die Opfer des nationalsozialistischen Terrors, was er damit begründete, dass es keine solche für die Opfer des „alliierten Bombenterrors“ gebe.
Uwe Leichsenring starb am [[30. August]] [[2006]] bei einem Verkehrsunfall nahe [[Pirna]], als er bei einem Überholversuch gegen einen LKW geprallt war. JAWOLL, EIN NAZI-ARSCH WENIGER AUF ERDEN!!!!!!!!!!!!!

Am 11. Mai 2006 wurde er aufgrund des Verdachtes [[Volksverhetzung|volksverhetzender Rede]] für drei Tage aus allen Sitzungen des Landtags ausgeschlossen<ref>Pressestelle des Sächsischen Landtages: {{Webarchiv |url=http://www.landtag.sachsen.de/de/aktuelles/pressemitteilungen/1378_3208.aspx |wayback=20090910040933 |text=Abgeordneter Uwe Leichsenring von drei Plenarsitzungstagen ausgeschlossen |archiv-bot=2018-08-28 01:59:45 InternetArchiveBot}} vom 12. Mai 2006</ref>, nachdem er in einem Debattenbeitrag zum Thema „Linke Gewalt am 1. Mai“ von „Sonderzügen“ gesprochen hatte, die man an manchen Tagen einsetzen müsse, wollte man jeden linksextremistischen Täter so abführen wie die beiden Potsdamer Verdächtigen im Fall [[Ermyas Mulugeta]]. Nach einem Zwischenruf von [[Partei des Demokratischen Sozialismus|Linkspartei.PDS]]-Fraktionsführer [[Peter Porsch (Politiker)|Peter Porsch]] mit dem Hinweis, dass es schon einmal Sonderzüge gegeben habe, erwiderte Leichsenring, dass man sie sich manchmal wieder wünsche. Die Äußerung des rechtsextremen Politikers wurde als Befürwortung und Billigung der [[Deportation]]<nowiki />szüge in die NS-[[Konzentrationslager]] ausgelegt. Leichsenring dagegen erklärte später, er habe von Sonderzügen gesprochen, wie sie die Polizei in der Vergangenheit wiederholt bei unfriedlichen Demonstrationen eingesetzt hat. Er habe bei dem Wort „Sonderzug“ überhaupt keine Assoziation mit dem NS-Regime gehabt.<ref>[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]: [http://www.stern.de/politik/deutschland/:S%E4chsischer-Landtag-NPD-Abgeordneter/561058.html NPD-Abgeordneter ausgeschlossen] Artikel vom 11. Mai 2006</ref><ref>[[Die Linke|Die Linkspartei]]: {{Webarchiv |url=http://www.linkspartei-sachsen.de/pipermail/sachsen-info/Week-of-Mon-20060508/000247.html |wayback=20081014173738 |text=Clipping aus verschiedenen Zeitungen zum Thema |archiv-bot=2018-08-28 01:59:45 InternetArchiveBot}}</ref>

Der Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen erließ am 30. Mai 2006 auf Antrag Leichsenrings eine einstweilige Anordnung gegen den Präsidenten des Sächsischen Landtages, Leichsenring zur Plenarsitzung des Sächsischen Landtages am 21. Juni 2006 sowie zu den bis dahin stattfindenden Sitzungen der Ausschüsse, deren Mitglied er war, zuzulassen. Die Entscheidung im Hauptsacheverfahren sollte einen Tag nach seinem Unfalltod erlassen werden. Ende September wurde das Verfahren wegen Todes des Antragstellers eingestellt.

Mitte Mai 2006 wurde Leichsenring im [[Plauen]]er [[Vogtland-Anzeiger]] wie folgt zitiert: „Das [[Drittes Reich|Dritte Reich]] war eine Wohlfühldiktatur mit 95 Prozent Zustimmung.“ Leichsenring dazu: „Ich habe erklärt, dass das ‚Dritte Reich‘ für mich eine abgeschlossene historische Epoche ist. Bewertungen über diese Zeit sollen diejenigen vornehmen, die davon etwas verstehen, vor allem natürlich die Historiker. Ein bekannter Vertreter seines Fachs, der aus der 68er Bewegung stammende [[Götz Aly]], bezeichnete in seinem vielbeachteten Buch ‚Hitlers Volksstaat‘ den Nationalsozialismus als ‚Wohlfühldiktatur‘. Darauf bezog sich meine Äußerung im Interview mit dem ‚Vogtland-Anzeiger‘.“ Im selben Interview bezeichnete er Gewalt von [[Skinhead]]s gegen Fremde und Andersdenkende als „pubertierendes Männlichkeitsgehabe“. Zur systematischen [[Holocaust|Vernichtung der Juden]] in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] sagte der stellvertretende NPD-Fraktionschef der Zeitung, er habe dazu keine Meinung.

Nach seinem Unfalltod rückte an seiner Stelle [[René Despang]] als NPD-Abgeordneter in den Sächsischen Landtag nach. Neuer Parlamentarischer Geschäftsführer wurde [[Johannes Müller (Politiker, 1969)|Johannes Müller]].

== Filme ==

* Jo Angerer, [[Caterina Woj]]: „Lauter nette Leute – wie die Rechten in Sachsen ankommen“, [[Westdeutscher Rundfunk]], 2005


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikiquote|Uwe Leichsenring}}
{{Wikiquote}}
* [[Jens Todt]]: „[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,437338,00.html Leichsenring-Beerdigung: Nazi-Kitsch, Tränen und ein paar Legenden]“. In: ''[[Spiegel Online]]'', 15. September 2006
* [http://www.npd-fraktion-sachsen.de/fra_medien/medien.php Filmaufnahmen von Reden Leichsenrings im Sächsischen Landtag]

* [http://www.mdr.de/nachrichten/meldungen/3387732.html Quelle für den Tod von Uwe L.]
== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=p|GND=1194967574|VIAF=3524156919253554970001}}


[[Kategorie:Mann|Leichsenring, Uwe]]
{{SORTIERUNG:Leichsenring, Uwe}}
[[Kategorie:Deutscher|Leichsenring, Uwe]]
[[Kategorie:Landtagsabgeordneter (Sachsen)]]
[[Kategorie:Kommunalpolitiker (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge)]]
[[Kategorie:NPD-Mitglied|Leichsenring, Uwe]]
[[Kategorie:Politiker (Sachsen)|Leichsenring, Uwe]]
[[Kategorie:Politiker (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Geboren 1967|Leichsenring, Uwe]]
[[Kategorie:Politiker (21. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Gestorben 2006|Leichsenring, Uwe]]
[[Kategorie:Person (Königstein (Sächsische Schweiz))]]
[[Kategorie:NPD-Mitglied]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:DDR-Bürger]]
[[Kategorie:Geboren 1967]]
[[Kategorie:Gestorben 2006]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten|
{{Personendaten
NAME=Leichsenring, Uwe
|NAME=Leichsenring, Uwe
|ALTERNATIVNAMEN=
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher [[Politiker]] der [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]]
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Politiker (NPD), MdL
|GEBURTSDATUM=[[23. März]] [[1967]]
|GEBURTSDATUM=23. März 1967
|GEBURTSORT=[[Sebnitz]]
|GEBURTSORT=[[Sebnitz]]
|STERBEDATUM=[[30. August]] [[2006]]
|STERBEDATUM=30. August 2006
|STERBEORT=[[Pirna]]
|STERBEORT=[[Pirna]]
}}
}}

Aktuelle Version vom 29. Juni 2024, 19:16 Uhr

Uwe Leichsenring
am 11. Februar 2006 bei einer Demonstration in Dresden

Uwe Leichsenring (* 23. März 1967 in Sebnitz; † 30. August 2006 nahe Pirna) war ein deutscher Politiker (NPD) und von 2004 bis zu seinem Tod parlamentarischer Geschäftsführer der NPD-Landtagsfraktion Sachsen.

Nach Abschluss einer Lehre als Maschinenbauer nahm Uwe Leichsenring in der DDR an der Karl-Marx-Universität Leipzig ein Studium der Fächer Pädagogik und Psychologie auf, verließ die Universität jedoch ohne Abschluss und wurde Fahrlehrer. Nachdem er von 1991 bis 2000 als Angestellter einer Fahrschule tätig gewesen war, wurde er 2000 selbständiger Fahrlehrer. Mit seiner Lebensgefährtin hatte er ein Kind.[1]

Uwe Leichsenring starb am 30. August 2006 bei einem Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 172 bei Pirna in der Sächsischen Schweiz, als er laut Polizeiangaben bei einem Überholmanöver frontal mit einem entgegenkommenden Lastkraftwagen zusammenprallte. Er erlag noch am Unfallort seinen schweren Verletzungen.[2]

Politische Karriere

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1990 trat Leichsenring der NPD bei und war zwischen 1990 und 1991 stellvertretender NPD-Landesvorsitzender in Sachsen. Von 1991 bis zu seinem Tode war er Geschäftsführer des NPD-Kreisverbandes Sächsische Schweiz. Von 2002 bis 2004 war er Mitglied des NPD-Parteivorstandes. Seit 1999 war er NPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat Königstein und übte dort verschiedene Funktionen in mehreren kommunalen Ausschüssen aus. Seit 2004 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Kreistag der Sächsischen Schweiz.[1]

Beobachter der rechtsextremen Szene im Landkreis Sächsische Schweiz vermuten, dass seine berufliche Tätigkeit als Inhaber der einzigen Fahrschule in Königstein es ihm ermöglichte, Einfluss auf zuvor politisch unbefangene Jugendliche des Ortes auszuüben. Dies entspräche der Strategie der NPD der letzten Jahre, vorhandene gesellschaftliche Strukturen auf kommunaler Ebene zu unterwandern.

Darüber hinaus hatte Leichsenring Verbindungen zur gewaltbereiten rechtsextremen Kameradschaft Skinheads Sächsische Schweiz[3] zumindest bis zum Zeitpunkt ihres Verbots im Jahre 2001.

Seit 2004 war er Mitglied des Sächsischen Landtages und Mitglied mehrerer Landtagsausschüsse. Zusammen mit der NPD-Fraktion sorgte Leichsenring mehrfach für Eklats im sächsischen Landesparlament.

Am 21. Januar 2005 verließ Leichsenring mitsamt der NPD-Fraktion das Plenum des Landtages und verweigerte damit eine Gedenkminute für die Opfer des nationalsozialistischen Terrors, was er damit begründete, dass es keine solche für die Opfer des „alliierten Bombenterrors“ gebe.

Am 11. Mai 2006 wurde er aufgrund des Verdachtes volksverhetzender Rede für drei Tage aus allen Sitzungen des Landtags ausgeschlossen[4], nachdem er in einem Debattenbeitrag zum Thema „Linke Gewalt am 1. Mai“ von „Sonderzügen“ gesprochen hatte, die man an manchen Tagen einsetzen müsse, wollte man jeden linksextremistischen Täter so abführen wie die beiden Potsdamer Verdächtigen im Fall Ermyas Mulugeta. Nach einem Zwischenruf von Linkspartei.PDS-Fraktionsführer Peter Porsch mit dem Hinweis, dass es schon einmal Sonderzüge gegeben habe, erwiderte Leichsenring, dass man sie sich manchmal wieder wünsche. Die Äußerung des rechtsextremen Politikers wurde als Befürwortung und Billigung der Deportationszüge in die NS-Konzentrationslager ausgelegt. Leichsenring dagegen erklärte später, er habe von Sonderzügen gesprochen, wie sie die Polizei in der Vergangenheit wiederholt bei unfriedlichen Demonstrationen eingesetzt hat. Er habe bei dem Wort „Sonderzug“ überhaupt keine Assoziation mit dem NS-Regime gehabt.[5][6]

Der Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen erließ am 30. Mai 2006 auf Antrag Leichsenrings eine einstweilige Anordnung gegen den Präsidenten des Sächsischen Landtages, Leichsenring zur Plenarsitzung des Sächsischen Landtages am 21. Juni 2006 sowie zu den bis dahin stattfindenden Sitzungen der Ausschüsse, deren Mitglied er war, zuzulassen. Die Entscheidung im Hauptsacheverfahren sollte einen Tag nach seinem Unfalltod erlassen werden. Ende September wurde das Verfahren wegen Todes des Antragstellers eingestellt.

Mitte Mai 2006 wurde Leichsenring im Plauener Vogtland-Anzeiger wie folgt zitiert: „Das Dritte Reich war eine Wohlfühldiktatur mit 95 Prozent Zustimmung.“ Leichsenring dazu: „Ich habe erklärt, dass das ‚Dritte Reich‘ für mich eine abgeschlossene historische Epoche ist. Bewertungen über diese Zeit sollen diejenigen vornehmen, die davon etwas verstehen, vor allem natürlich die Historiker. Ein bekannter Vertreter seines Fachs, der aus der 68er Bewegung stammende Götz Aly, bezeichnete in seinem vielbeachteten Buch ‚Hitlers Volksstaat‘ den Nationalsozialismus als ‚Wohlfühldiktatur‘. Darauf bezog sich meine Äußerung im Interview mit dem ‚Vogtland-Anzeiger‘.“ Im selben Interview bezeichnete er Gewalt von Skinheads gegen Fremde und Andersdenkende als „pubertierendes Männlichkeitsgehabe“. Zur systematischen Vernichtung der Juden in der Zeit des Nationalsozialismus sagte der stellvertretende NPD-Fraktionschef der Zeitung, er habe dazu keine Meinung.

Nach seinem Unfalltod rückte an seiner Stelle René Despang als NPD-Abgeordneter in den Sächsischen Landtag nach. Neuer Parlamentarischer Geschäftsführer wurde Johannes Müller.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b landtag.sachsen.de: Biographie (Memento des Originals vom 19. Januar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.landtag.sachsen.de
  2. Der Tagesspiegel: Der Tod des Fahrlehrers 3. September 2006
  3. Die Tageszeitung: Ein Saubermann und seine Schläger 21. Juli 2006
  4. Pressestelle des Sächsischen Landtages: Abgeordneter Uwe Leichsenring von drei Plenarsitzungstagen ausgeschlossen (Memento des Originals vom 10. September 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.landtag.sachsen.de vom 12. Mai 2006
  5. Stern: NPD-Abgeordneter ausgeschlossen Artikel vom 11. Mai 2006
  6. Die Linkspartei: Clipping aus verschiedenen Zeitungen zum Thema (Memento des Originals vom 14. Oktober 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.linkspartei-sachsen.de