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„Spiegelung (Geometrie)“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt Spiegelungen im Sinne der [[Abbildungsgeometrie]]. Für die zeichnerische Darstellung einer Spiegelung siehe ''[[Spiegelung (Darstellende Geometrie)]]''. }}
Bestimmte Arten von geometrischen [[Abbildung_(Mathematik)|Abbildungen]] der Zeichenebene oder des ([[euklidischer Raum|euklidischen]]) Raumes in sich werden als ''Spiegelungen'' bezeichnet. Gelegentlich wird auch die [[Inversion (Geometrie)|Inversion]] als ''Spiegelung an einem Kreis'' oder ''Kreisspiegelung'' bezeichnet.


'''Spiegelungen''' sind in der [[Geometrie]] bestimmte [[Kongruenzabbildung]]en der Zeichenebene oder des ([[Euklidischer Raum|euklidischen]]) Raumes. Eine [[Gleitspiegelung]] ist die Kombination aus einer Spiegelung und einer [[Parallelverschiebung|Translation]]. Daneben gibt es [[Schrägspiegelung]]en, die keine Kongruenzabbildungen sind.
==Punktspiegelung==


== Punktspiegelung ==
[[Bild:Punktspiegelung.png|thumb|300 px|Halbieren der Verbindungsstrecke; Halbdrehung]]
[[Datei:Punktspiegelung inkscape.svg|mini|hochkant=1.3|Halbieren der Verbindungsstrecke; Halbdrehung]]
[[Datei:Spiegelungen.svg|mini|hochkant=1.3|Punktspiegelung als Verkettung zweier Achsenspiegelungen]]
Es handelt sich um eine Abbildung, die durch einen Punkt Z (Spiegelpunkt, Zentrum) gegeben ist. Die Spiegelung am Punkt Z ordnet jedem Punkt P der Zeichenebene oder jedem Punkt des Raumes einen Bildpunkt P' zu, der dadurch bestimmt ist, dass die Verbindungsstrecke [PP'] vom Punkt Z halbiert wird.
Es handelt sich um eine Abbildung, die durch einen Punkt&nbsp;<math>Z</math> (Spiegelpunkt, Zentrum) gegeben ist. Die Spiegelung am Punkt&nbsp;<math>Z</math> ordnet jedem Punkt&nbsp;<math>P</math> der Zeichenebene oder des Raumes einen Bildpunkt&nbsp;<math>P'</math> zu, der dadurch bestimmt ist, dass die Verbindungsstrecke <math>[PP']</math> vom Punkt <math>Z</math> halbiert wird.


Zuweilen wird die Punktspiegelung auch als '''Inversion''' bezeichnet; man beachte jedoch, dass die Bezeichnung ''Inversion'' häufig für eine andere Abbildung, die [[Inversion (Geometrie)|Spiegelung an einem Kreis]], benutzt wird.
Eine Punktspiegelung am Koordinatenursprung wird als [[Raumspiegelung]] oder ''Inversion'' bezeichnet; man beachte, dass die Bezeichnung ''Inversion'' jedoch häufig auch für eine [[Kreisspiegelung|Spiegelung an einem Kreis]] benutzt wird.


Eine Punktspiegelung hat genau einen '''[[Fixpunkt]]''' (das heißt einen Punkt, den die Abbildung unverändert lässt), nämlich das Zentrum Z. '''Fixgeraden''' (also die Geraden, die die Abbildung in sich selbst überführt) sind genau die Geraden durch Z. Eine beliebige Gerade g wird auf eine zu g [[Parallel (Geometrie)|parallele]] Gerade (Bildgerade) g' abgebildet.
Eine Punktspiegelung hat genau einen ''[[Fixpunkt (Mathematik)|Fixpunkt]]'' (das heißt einen Punkt, den die Abbildung unverändert lässt), nämlich das Zentrum&nbsp;<math>Z</math>. ''Fixgeraden'' (also die Geraden, die die Abbildung in sich selbst überführt) sind genau die Geraden durch&nbsp;<math>Z</math>. Eine beliebige Gerade&nbsp;g wird auf eine zu g [[Parallel (Geometrie)|parallele]] Gerade (Bildgerade) <math>g'</math> abgebildet.


In der [[Ebene_(Mathematik)|Ebene]] ist die Punktspiegelung am Zentrum Z gleichbedeutend mit einer [[Drehung]] um 180° bezüglich eines Drehzentrums Z.
In der [[Ebene (Mathematik)|Ebene]] ist die Punktspiegelung am Zentrum&nbsp;<math>Z</math> gleichbedeutend mit einer [[Drehung]] um 180° um das Drehzentrum&nbsp;<math>Z</math>.


Punktspiegelungen sind geraden-, längen- und winkeltreu, also eine[[Kongruenzabbildung|Kongruenzabbildungen]]. Jede Punktspiegelung lässt sich ersetzen durch zwei [[Komposition_(Mathematik)|hintereinander ausgeführte]] Achsenspiegelungen, wobei die Achsen dieser Spiegelungen durch das Zentrum Z gehen und zueinander senkrecht sind.
Punktspiegelungen sind geraden-, längen- und winkeltreu, also [[Kongruenzabbildung]]en.


Jede ebene Punktspiegelung lässt sich ersetzen durch zwei [[Komposition (Mathematik)|hintereinander ausgeführte]] Achsenspiegelungen, wobei die Achsen dieser Spiegelungen durch das Zentrum&nbsp;<math>Z</math> gehen und zueinander senkrecht sind. Die Reihenfolge dieser Spiegelungen ist daher beliebig.
''Siehe auch:'' [[Punktsymmetrie]]


Jede räumliche Punktspiegelung lässt sich ersetzen durch drei [[Komposition (Mathematik)|hintereinander ausgeführte]] Ebenenspiegelungen, wobei die drei Spiegelebenen durch das Zentrum&nbsp;<math>Z</math> gehen und zueinander senkrecht sind. Die Reihenfolge dieser Spiegelungen ist daher beliebig.
==Achsenspiegelung==


In der [[Kristallographie]] wird eine Punktspiegelung ''Inversion'' bzw. der Punkt ''Inversionszentrum'' und die Achsen auch Drehinversionachsen genannt und mit dem [[Hermann-Mauguin-Symbolik|Hermann-Mauguin-Symbol]] {{overline|1}} gekennzeichnet.<ref>{{Literatur |Autor=W. Borchardt-Ott |Titel=Kristallographie: Eine Einführung für Naturwissenschaftler |Verlag=Springer-Verlag |Ort= |Datum=2013 |ISBN=978-3-662-08227-0 |Seiten=39 |Online=[https://books.google.de/books?id=VjezBgAAQBAJ&pg=PA39&lpg=PA39&dq=inversion+kristallographie&source=bl&ots=auNq8JtOuO&sig=8AwmAuvFqCxsfMeprA_YK4SJRP8&hl=de&sa=X&sqi=2&ved=0ahUKEwjGmuaV8rbRAhXFtBoKHWp3CPYQ6AEIPzAF#v=onepage&q=inversion%20kristallographie&f=false books.google.de]}}</ref>
[[Bild:Achsensymmetrie.png|thumb|300px|Rechtwinkliges Halbieren, Änderung des Umlaufsinns, Fixgeraden (rot und blau)]]


{{Siehe auch|Punktsymmetrie}}
Die Achsenspiegelung (auch '''Geradenspiegelung''') ist durch eine [[Gerade]] a ('''Spiegelachse''' oder kurz '''Achse''') gegeben. Sie ordnet jedem [[Punkt (Geometrie)|Punkt]] P einen Bildpunkt P' zu, der dadurch bestimmt ist, dass die Verbindungsstrecke [PP'] von der Achse a rechtwinklig halbiert wird.


=== Synthetische Geometrie ===
Die '''Fixpunkte''' einer Achsenspiegelung sind genau die Punkte von a. Man spricht daher auch von der ''Fixpunktgeraden'' a. Die '''Fixgeraden''' der Achsenspiegelung sind genau die Achse a selbst sowie alle [[Lot_(Mathematik)|Lotgeraden]] zur Achse. Im räumlichen Fall gibt es auch '''Fixebenen''', nämlich die zur Achse a orthogonalen Ebenen.
In der [[Synthetische Geometrie|synthetischen Geometrie]] kann eine Punktspiegelung in jeder [[Affine Translationsebene|affinen Translationsebene]], die dem (affinen) [[Fano-Axiom]] genügt, definiert werden. Dazu wird das Zentrum der Punktspiegelung <math>O</math> als Ursprung fest gewählt und jedem Punkt <math>P</math> der Ebene umkehrbar eindeutig die [[Parallelverschiebung|Translation]] <math>\overrightarrow{OP}</math> als [[Ortsvektor|Orts"vektor"]] zugeordnet. Die Punktspiegelung wird durch <math>\overrightarrow{OP}\mapsto \overrightarrow{PO}</math> definiert und es gilt:
* Zu jedem Punkt <math>O</math> existiert genau eine Punktspiegelung an diesem Punkt,
* jede Punktspiegelung ist eine teilverhältnistreue [[Kollineation]], also eine [[Affinität (Mathematik)|Affinität]],
* jede Punktspiegelung ist [[Involution (Mathematik)|involutorisch]],
* die Punktspiegelung an <math>O</math> ist durch den spurtreuen [[Endomorphismus]] −1 der Translationsgruppe induziert und demnach eine [[zentrische Streckung]] (→ siehe [[Dilatation (Geometrie)|Dilatation]]) mit dem Streckungsfaktor −1,
* in einer [[Präeuklidische Ebene|präeuklidischen Ebene]] zählen die Punktspiegelungen zu den [[Kongruenzabbildung]]en.
→ Siehe zu den verwendeten verallgemeinerten Begriffen den Artikel „[[Affine Translationsebene]]“, für eine Definition von Punktspiegelungen in beliebigen [[Affine Ebene|affinen Ebenen]], die die hier gegebene Definition verallgemeinert, den Artikel „[[Fano-Axiom]]“.


== Achsenspiegelung ==
Auch die Achsenspiegelung ist eine [[Kongruenzabbildung]]. Wenn zwei kongruente Objekte vorliegen, können diese in jedem Fall durch [[Komposition (Mathematik)|Komposition (Verkettung, Hintereinanderausführung)]] von höchstens drei Achsenspiegelungen ineinander übergeführt werden. Die Achsenspiegelung kann deshalb als ein Grundbegriff der metrischen Geometrie verwendet werden.
[[Datei:Achsenspiegelung2 inkscape.svg|mini|hochkant=1.3|Rechtwinkliges Halbieren, Änderung des Umlaufsinns, Fixgeraden (rot und blau)]]
[[Datei:Doppelspiegelung.svg|mini|hochkant=1.3|Doppelspiegelung an zwei zueinander senkrechten Achsen als Drehung um 180°]]
Eine ''Achsenspiegelung'' (auch Geradenspiegelung) ist durch eine [[Gerade]] a (''Spiegelachse'' oder kurz ''Achse'') gegeben. Sie ordnet jedem [[Punkt (Geometrie)|Punkt]] P einen Bildpunkt P′ zu, der dadurch bestimmt ist, dass die Verbindungsstrecke [PP′] von der Achse a rechtwinklig halbiert wird.


Die ''Fixpunkte'' einer Achsenspiegelung sind genau die Punkte von a. Man spricht daher auch von der ''[[Fixpunktgerade]]n'' a. Die ''[[Fixgerade]]n'' der Achsenspiegelung sind genau die Achse a selbst sowie alle [[Lot (Mathematik)|Lotgeraden]] zur Achse. Im räumlichen Fall gibt es auch ''Fixebenen'', nämlich die zur Achse a orthogonalen Ebenen.
'''In der Ebene''' ist zu beachten, dass durch eine Achsenspiegelung der [[Umlaufsinn]] eines Dreiecks geändert wird. Sie ist also keine eigentliche „Bewegung“, das heißt, sie kann nicht durch eine physikalische Bewegung verwirklicht werden, ohne dass das Objekt die Ebene verlässt.


Auch die Achsenspiegelung ist eine [[Kongruenzabbildung]].
'''Im dreidimensionalen Raum''' entspricht die Achsenspiegelung einer Drehung um 180° um die Spiegelachse. Ein Objekt, das zusammen mit der Spiegelachse in einer Ebene liegt, wird dabei in die gleiche Ebene „umgeklappt“; dies ist die Bewegung, die bei der Beschränkung auf eine Ebene nicht möglich war.


Wenn zwei kongruente Objekte in der Ebene vorliegen, können diese in jedem Fall durch [[Komposition (Mathematik)|Komposition (Verkettung, Hintereinanderausführung)]] von höchstens drei Achsenspiegelungen ineinander übergeführt werden. Die Achsenspiegelung kann deshalb als ein Grundbegriff der metrischen Geometrie der Ebene verwendet werden.
''Siehe auch:'' [[Achsensymmetrie]], [[Spiegelverkehrtes Bild]]


In der Ebene ist zu beachten, dass durch eine Achsenspiegelung die [[Orientierung (Mathematik)|Orientierung (der Umlaufsinn)]] eines Dreiecks geändert wird. Sie ist hier also keine [[Bewegung (Mathematik)|eigentliche Bewegung]], das heißt, sie kann nicht durch eine physikalische Bewegung verwirklicht werden, ohne dass das Objekt die Ebene verlässt.
==Ebenenspiegelung==


Eine Doppelspiegelung an zwei zueinander senkrechten Achsen ist als Drehung um 180° um ein Drehzentrum Z darstellbar.
[[Bild:Ebenenspiegelung.png|thumb|350px|Rechtwinkliges Halbieren, Änderung der Simplexorientierung, Fixelemente (rot und blau)]]


Im dreidimensionalen Raum entspricht die Achsenspiegelung einer Drehung um 180° um die Spiegelachse. Ein Objekt, das zusammen mit der Spiegelachse in einer Ebene liegt, wird dabei in die gleiche Ebene „umgeklappt“; dies ist die Bewegung, die bei der Beschränkung auf eine Ebene nicht möglich war.
Diese dritte Art der Spiegelung kommt nur in der [[Stereometrie|Raumgeometrie]] vor. Sie ist gegeben durch eine [[Ebene (Mathematik)|Ebene]] α, die '''Spiegelebene'''. Der Bildpunkt von P ist dadurch bestimmt, dass die Verbindungsstrecke zwischen ihm und seinem Bildpunkt P' von der Spiegelebene rechtwinklig halbiert wird.


{{Siehe auch|Achsensymmetrie|Spiegelverkehrtes Bild}}
Die [[Reflexion (Physik)|Reflexion]] von Lichtstrahlen (siehe [[Optik]]) an einem ebenen Spiegel entspricht einer Ebenenspiegelung.


=== Synthetische Geometrie ===
'''Fixpunkte''' sind genau die Punkte der Spiegelebene. '''Fixgeraden''' sind die Geraden der Spiegelebene sowie die Geraden, die zu dieser orthogonal verlaufen. '''Fixebenen''' sind die Spiegelebene und die zu ihr orthogonalen Ebenen.
[[Datei:axial reflection.svg|mini|hochkant=0.8|Zur Definition einer senkrechten Achsenspiegelung in einer präeuklidischen Ebene.]]


In der [[Synthetische Geometrie|synthetischen Geometrie]] definiert man etwas allgemeiner eine (senkrechte) Achsenspiegelung für allgemeinere [[affine Ebene]]n, die [[Präeuklidische Ebene|präeuklidischen Ebenen]]. Hier versteht man unter der Spiegelung <math>\sigma_a</math> an der Geraden <math>a</math> (der ''Achse'') diejenige Abbildung der Ebene auf sich, die jedem Punkt <math>P</math> denjenigen Punkt <math>\sigma_a(P)</math> zuordnet, der auf der Lotgeraden zu <math>a</math> durch <math>P</math> liegt, und dadurch bestimmt ist, dass der Schnittpunkt dieser Lotgeraden mit <math>a</math> der Mittelpunkt von <math>(P,\sigma_a(P))</math> ist. Vergleiche dazu die Abbildung rechts: Der Winkel <math>\alpha</math> ist ein Rechter, die gekennzeichneten Vektoren <math>\overrightarrow{MP}</math> und <math>\overrightarrow{PM}=\overrightarrow{MP'}</math> sind zueinander invers, das heißt, <math>M</math> ist der Mittelpunkt der Strecke <math>PP'</math>. Dadurch ist das Bild <math>P'=\sigma_a(P)</math> von <math>P</math> unter der Achsenspiegelung an <math>a</math> eindeutig definiert.
Die Ebenenspiegelung verändert die Orientierung eines [[Simplex (Mathematik)|Simplex']]. Auch sie ist also keine „eigentliche“ Bewegung: Ein Tetraeder lässt sich nicht physisch in sein Spiegelbild überführen.


Für diese senkrechten Achsenspiegelungen gilt:
==Spiegelungen in Räumen beliebiger Dimension==
# Zu jeder Geraden <math>a</math> gibt es genau eine Achsenspiegelung <math>\sigma_a</math>,
# jede Achsenspiegelung ist eine [[teilverhältnis]]treue [[Kollineation]], also eine [[Affinität (Mathematik)|Affinität]],
# [[Fixpunkt (Mathematik)|Fixpunkte]] der Achsenspiegelung sind genau die Punkte ihrer Achse,
# die [[Fixgerade]]n einer Achsenspiegelung sind genau die Spiegelachse und alle zu ihr senkrechten Geraden.


== Ebenenspiegelung {{Anker|Ebenenspiegelung}} ==
In einem n-dimensionalen euklidischen Raum gibt es n Arten von Spiegelungen, nämlich Spiegelungen an 0,&nbsp;1,&hellip;&nbsp;(n-1)-dimensionalen Teilräumen (''Spiegelelementen'').
[[Datei:Ebenenspiegelung.png|mini|hochkant=1.5|Rechtwinkliges Halbieren, Änderung der Simplexorientierung, Fixelemente (rot und blau)]]


Diese weitere Art der Spiegelung kommt nur in der [[Stereometrie|Raumgeometrie]] vor. Sie ist gegeben durch eine [[Ebene (Mathematik)|Ebene]]&nbsp;α, die ''Spiegelebene''. Der Bildpunkt von&nbsp;P ist dadurch bestimmt, dass die Verbindungsstrecke zwischen ihm und seinem Bildpunkt&nbsp;P′ von der Spiegelebene rechtwinklig halbiert wird.
'''Fixpunkte''' sind stets die Punkte des Spiegelelements. Höherdimensionale '''Fixelemente''' sind dessen Teilräume sowie die Teilräume, die zu diesem orthogonal sind.

''Fixpunkte'' sind genau die Punkte der Spiegelebene. ''Fixgeraden'' sind die Geraden der Spiegelebene sowie die Geraden, die zu dieser orthogonal verlaufen. ''Fixebenen'' sind die Spiegelebene und die zu ihr orthogonalen Ebenen.

Die Ebenenspiegelung verändert die Orientierung eines [[Simplex (Mathematik)|Simplex′]]. Auch sie ist also keine „eigentliche“ Bewegung: Ein [[Tetraeder]] lässt sich nicht physisch in sein Spiegelbild überführen.

In der [[Kristallographie]] wird die Spiegelung mit dem [[Hermann-Mauguin-Symbol]] m bezeichnet.

== Spiegelungen in Räumen beliebiger Dimension ==
In einem n-dimensionalen euklidischen Raum gibt es n Arten von Spiegelungen, nämlich Spiegelungen an 0,&nbsp;1,&nbsp;(n-1)-dimensionalen Teilräumen (''Spiegelelementen'').

''Fixpunkte'' sind stets die Punkte des Spiegelelements. Höherdimensionale ''Fixelemente'' sind dessen Teilräume sowie die Teilräume, die zu diesem orthogonal sind.


Die Spiegelung an einem (n-1)-dimensionalen Teilraum lässt sich jeweils nicht als „eigentliche Bewegung“ im n-dimensionalen Raum verstehen. Bei Einbettung in einen (n+1)-dimensionalen Raum wird sie gleichbedeutend mit einer involutorischen Drehung um das Spiegelelement.
Die Spiegelung an einem (n-1)-dimensionalen Teilraum lässt sich jeweils nicht als „eigentliche Bewegung“ im n-dimensionalen Raum verstehen. Bei Einbettung in einen (n+1)-dimensionalen Raum wird sie gleichbedeutend mit einer involutorischen Drehung um das Spiegelelement.


Hieraus ergibt sich unter anderem, dass im '''eindimensionalen Fall''' (also auf einer Geraden) die '''Punktspiegelung''' die einzig mögliche Spiegelung ist, und dass diese, da sie die Reihenfolge der Punkte umkehrt, ohne Verlassen der Geraden nicht als Bewegung verstanden werden kann.
Hieraus ergibt sich unter anderem, dass im eindimensionalen Fall (also auf einer Geraden) die ''Punktspiegelung'' die einzig mögliche Spiegelung ist, und dass diese, da sie die Reihenfolge der Punkte umkehrt, ohne Verlassen der Geraden nicht als Bewegung verstanden werden kann.

== Siehe auch ==
* [[Spiegelungsmatrix]] (Lineare Algebra)
* [[Spiegelung (Darstellende Geometrie)]]

== Literatur ==
* H. Schupp: ''Elementargeometrie''. UTB Schöningh, 1977, ISBN 3-506-99189-2
* [[Friedrich Bachmann (Mathematiker)|Friedrich Bachmann]]: ''Aufbau der Geometrie aus dem Spiegelungsbegriff.'' 2. Auflage, Berlin; Göttingen; Heidelberg 1973<br /> Zusammenfassung: [http://gdz.sub.uni-goettingen.de/no_cache/dms/load/img/?IDDOC=59579 ''Zur Begründung der Geometrie aus dem Spiegelungsbegriff''.] In: ''Mathematische Annalen'', Band 123, 1951, S. 341 ff.
* Wendelin Degen, Lothar Profke: ''Grundlagen der affinen und euklidischen Geometrie.'' Teubner, Stuttgart 1976, ISBN 3-519-02751-8.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Reflection (geometry)}}
* {{MathWorld |id=Reflection |title=Spiegelung}}

== Einzelnachweise ==
<references />


{{Normdaten|TYP=s|GND=4447875-6}}
[[Kategorie:Geometrie]]


[[Kategorie:Geometrische Abbildung]]
[[en:Reflection (mathematics)]]
[[Kategorie:Synthetische Geometrie]]
[[fr:Réflexion (mathématiques)]]
[[it:Riflessione (matematica)]]
[[ru:Отражение (геометрия)]]

Aktuelle Version vom 14. Februar 2025, 10:29 Uhr

Spiegelungen sind in der Geometrie bestimmte Kongruenzabbildungen der Zeichenebene oder des (euklidischen) Raumes. Eine Gleitspiegelung ist die Kombination aus einer Spiegelung und einer Translation. Daneben gibt es Schrägspiegelungen, die keine Kongruenzabbildungen sind.

Punktspiegelung

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Halbieren der Verbindungsstrecke; Halbdrehung
Punktspiegelung als Verkettung zweier Achsenspiegelungen

Es handelt sich um eine Abbildung, die durch einen Punkt  (Spiegelpunkt, Zentrum) gegeben ist. Die Spiegelung am Punkt  ordnet jedem Punkt  der Zeichenebene oder des Raumes einen Bildpunkt  zu, der dadurch bestimmt ist, dass die Verbindungsstrecke vom Punkt halbiert wird.

Eine Punktspiegelung am Koordinatenursprung wird als Raumspiegelung oder Inversion bezeichnet; man beachte, dass die Bezeichnung Inversion jedoch häufig auch für eine Spiegelung an einem Kreis benutzt wird.

Eine Punktspiegelung hat genau einen Fixpunkt (das heißt einen Punkt, den die Abbildung unverändert lässt), nämlich das Zentrum . Fixgeraden (also die Geraden, die die Abbildung in sich selbst überführt) sind genau die Geraden durch . Eine beliebige Gerade g wird auf eine zu g parallele Gerade (Bildgerade) abgebildet.

In der Ebene ist die Punktspiegelung am Zentrum  gleichbedeutend mit einer Drehung um 180° um das Drehzentrum .

Punktspiegelungen sind geraden-, längen- und winkeltreu, also Kongruenzabbildungen.

Jede ebene Punktspiegelung lässt sich ersetzen durch zwei hintereinander ausgeführte Achsenspiegelungen, wobei die Achsen dieser Spiegelungen durch das Zentrum  gehen und zueinander senkrecht sind. Die Reihenfolge dieser Spiegelungen ist daher beliebig.

Jede räumliche Punktspiegelung lässt sich ersetzen durch drei hintereinander ausgeführte Ebenenspiegelungen, wobei die drei Spiegelebenen durch das Zentrum  gehen und zueinander senkrecht sind. Die Reihenfolge dieser Spiegelungen ist daher beliebig.

In der Kristallographie wird eine Punktspiegelung Inversion bzw. der Punkt Inversionszentrum und die Achsen auch Drehinversionachsen genannt und mit dem Hermann-Mauguin-Symbol 1 gekennzeichnet.[1]

Synthetische Geometrie

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In der synthetischen Geometrie kann eine Punktspiegelung in jeder affinen Translationsebene, die dem (affinen) Fano-Axiom genügt, definiert werden. Dazu wird das Zentrum der Punktspiegelung als Ursprung fest gewählt und jedem Punkt der Ebene umkehrbar eindeutig die Translation als Orts"vektor" zugeordnet. Die Punktspiegelung wird durch definiert und es gilt:

→ Siehe zu den verwendeten verallgemeinerten Begriffen den Artikel „Affine Translationsebene“, für eine Definition von Punktspiegelungen in beliebigen affinen Ebenen, die die hier gegebene Definition verallgemeinert, den Artikel „Fano-Axiom“.

Achsenspiegelung

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Rechtwinkliges Halbieren, Änderung des Umlaufsinns, Fixgeraden (rot und blau)
Doppelspiegelung an zwei zueinander senkrechten Achsen als Drehung um 180°

Eine Achsenspiegelung (auch Geradenspiegelung) ist durch eine Gerade a (Spiegelachse oder kurz Achse) gegeben. Sie ordnet jedem Punkt P einen Bildpunkt P′ zu, der dadurch bestimmt ist, dass die Verbindungsstrecke [PP′] von der Achse a rechtwinklig halbiert wird.

Die Fixpunkte einer Achsenspiegelung sind genau die Punkte von a. Man spricht daher auch von der Fixpunktgeraden a. Die Fixgeraden der Achsenspiegelung sind genau die Achse a selbst sowie alle Lotgeraden zur Achse. Im räumlichen Fall gibt es auch Fixebenen, nämlich die zur Achse a orthogonalen Ebenen.

Auch die Achsenspiegelung ist eine Kongruenzabbildung.

Wenn zwei kongruente Objekte in der Ebene vorliegen, können diese in jedem Fall durch Komposition (Verkettung, Hintereinanderausführung) von höchstens drei Achsenspiegelungen ineinander übergeführt werden. Die Achsenspiegelung kann deshalb als ein Grundbegriff der metrischen Geometrie der Ebene verwendet werden.

In der Ebene ist zu beachten, dass durch eine Achsenspiegelung die Orientierung (der Umlaufsinn) eines Dreiecks geändert wird. Sie ist hier also keine eigentliche Bewegung, das heißt, sie kann nicht durch eine physikalische Bewegung verwirklicht werden, ohne dass das Objekt die Ebene verlässt.

Eine Doppelspiegelung an zwei zueinander senkrechten Achsen ist als Drehung um 180° um ein Drehzentrum Z darstellbar.

Im dreidimensionalen Raum entspricht die Achsenspiegelung einer Drehung um 180° um die Spiegelachse. Ein Objekt, das zusammen mit der Spiegelachse in einer Ebene liegt, wird dabei in die gleiche Ebene „umgeklappt“; dies ist die Bewegung, die bei der Beschränkung auf eine Ebene nicht möglich war.

Synthetische Geometrie

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Zur Definition einer senkrechten Achsenspiegelung in einer präeuklidischen Ebene.

In der synthetischen Geometrie definiert man etwas allgemeiner eine (senkrechte) Achsenspiegelung für allgemeinere affine Ebenen, die präeuklidischen Ebenen. Hier versteht man unter der Spiegelung an der Geraden (der Achse) diejenige Abbildung der Ebene auf sich, die jedem Punkt denjenigen Punkt zuordnet, der auf der Lotgeraden zu durch liegt, und dadurch bestimmt ist, dass der Schnittpunkt dieser Lotgeraden mit der Mittelpunkt von ist. Vergleiche dazu die Abbildung rechts: Der Winkel ist ein Rechter, die gekennzeichneten Vektoren und sind zueinander invers, das heißt, ist der Mittelpunkt der Strecke . Dadurch ist das Bild von unter der Achsenspiegelung an eindeutig definiert.

Für diese senkrechten Achsenspiegelungen gilt:

  1. Zu jeder Geraden gibt es genau eine Achsenspiegelung ,
  2. jede Achsenspiegelung ist eine teilverhältnistreue Kollineation, also eine Affinität,
  3. Fixpunkte der Achsenspiegelung sind genau die Punkte ihrer Achse,
  4. die Fixgeraden einer Achsenspiegelung sind genau die Spiegelachse und alle zu ihr senkrechten Geraden.

Ebenenspiegelung

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Rechtwinkliges Halbieren, Änderung der Simplexorientierung, Fixelemente (rot und blau)

Diese weitere Art der Spiegelung kommt nur in der Raumgeometrie vor. Sie ist gegeben durch eine Ebene α, die Spiegelebene. Der Bildpunkt von P ist dadurch bestimmt, dass die Verbindungsstrecke zwischen ihm und seinem Bildpunkt P′ von der Spiegelebene rechtwinklig halbiert wird.

Fixpunkte sind genau die Punkte der Spiegelebene. Fixgeraden sind die Geraden der Spiegelebene sowie die Geraden, die zu dieser orthogonal verlaufen. Fixebenen sind die Spiegelebene und die zu ihr orthogonalen Ebenen.

Die Ebenenspiegelung verändert die Orientierung eines Simplex′. Auch sie ist also keine „eigentliche“ Bewegung: Ein Tetraeder lässt sich nicht physisch in sein Spiegelbild überführen.

In der Kristallographie wird die Spiegelung mit dem Hermann-Mauguin-Symbol m bezeichnet.

Spiegelungen in Räumen beliebiger Dimension

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In einem n-dimensionalen euklidischen Raum gibt es n Arten von Spiegelungen, nämlich Spiegelungen an 0, 1,… (n-1)-dimensionalen Teilräumen (Spiegelelementen).

Fixpunkte sind stets die Punkte des Spiegelelements. Höherdimensionale Fixelemente sind dessen Teilräume sowie die Teilräume, die zu diesem orthogonal sind.

Die Spiegelung an einem (n-1)-dimensionalen Teilraum lässt sich jeweils nicht als „eigentliche Bewegung“ im n-dimensionalen Raum verstehen. Bei Einbettung in einen (n+1)-dimensionalen Raum wird sie gleichbedeutend mit einer involutorischen Drehung um das Spiegelelement.

Hieraus ergibt sich unter anderem, dass im eindimensionalen Fall (also auf einer Geraden) die Punktspiegelung die einzig mögliche Spiegelung ist, und dass diese, da sie die Reihenfolge der Punkte umkehrt, ohne Verlassen der Geraden nicht als Bewegung verstanden werden kann.

Commons: Reflection (geometry) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. W. Borchardt-Ott: Kristallographie: Eine Einführung für Naturwissenschaftler. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-08227-0, S. 39 (books.google.de).