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„Lämmerspiel“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland
[[Bild:WappenLammerspiel.jpg|right|thumb|Wappen von Lämmerspiel]]'''Lämmerspiel''' ist ein Stadtteil von [[Mühlheim am Main]], [[Landkreis Offenbach]], [[Hessen]].
| Gemeindeart = Stadt
| Gemeindename = Mühlheim am Main
| Ortswappen = DEU Laemmerspiel COA.svg
| Ortswappen-Beschreibung= Wappen von Lämmerspiel
| Breitengrad = 50/5/50/N
| Längengrad = 8/51/20/E
| Bundesland = Hessen
| Höhe = 108 <!-- Geodatenzentrum -->
| Höhe-Bezug = DE-NHN
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| Einwohner = 3379
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[[Datei:Lämmerspiel St. Lucia.JPG|mini|hochkant=1.2|[[St. Lucia (Lämmerspiel)|Katholische Kirche St. Lucia]]]]


'''Lämmerspiel''' ist ein Stadtteil von [[Mühlheim am Main]] im [[Südhessen|südhessischen]] [[Landkreis Offenbach]].
== Geographie ==

Der Stadtteil liegt an der [[Rodau (Main)|Rodau]] südlich von Mühlheim und ist von Wäldern umgeben. Benachbart sind der [[Obertshausen|Obertshausener]] Stadtteil [[Hausen bei Offenbach|Hausen]], der [[Offenbach am Main|Offenbacher]] Stadtteil [[Offenbach-Bieber|Bieber]], die heutige Mutterstadt Mühlheim, der Mühlheimer Stadtteil [[Dietesheim]] sowie die beiden [[Hanau|Hanauer]] Stadtteile [[Steinheim (Hanau)|Steinheim]] und [[Klein-Auheim]].
== Geographische Lage ==
Der Stadtteil liegt an der [[Rodau (Main)|Rodau]] südlich von Mühlheim und ist von Wäldern umgeben. Benachbart sind der [[Obertshausen]]er Stadtteil [[Hausen bei Offenbach|Hausen]] und Obertshausen selbst, der [[Offenbach am Main|Offenbacher]] Stadtteil [[Offenbach-Bieber|Bieber]], die heutige Mutterstadt Mühlheim, der Mühlheimer Stadtteil [[Dietesheim]] sowie der [[Hanau]]er Stadtteil [[Steinheim (Hanau)|Steinheim]].

== Name ==
Der Name ''Lämmerspiel'' hat nichts mit [[Lamm|Lämmern]] zu tun, denn bereits im 11. Jahrhundert wird der Ort als ''Limares villa'' bezeichnet. ''Liumar'' oder ''Liemar'' waren Personennamen. Andere überlieferte Ortsnamen sind: ''Limmersbugil'' (1339), ''Limesbuer'' (1290) und ''Lymnisbohel'' (1371). Eine andere Interpretation des Namens ''Lämmerspiel'' ist ''Limar Bühl'', was Lehmhügel heißt. Eindeutig ist das Vorkommen des schweren Lehmbodens in Lämmerspiel. Historische Häuser haben hier aus diesem Grund keinen Keller. Neubauten werden in Wannen gesetzt, so dass das Wasser die Kellerwand nicht eindrücken kann, da es nicht versickert.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== Mittelalter ===
[[Bild:Lämmerspiel Waitz.JPG|thumb|200px|right|in der gesamten Region bekannt: Landhaus Hotel Waitz]]Der Name "Lämmerspiel" hat nichts mit [[Lamm|"Lämmern"]] zu tun, denn bereits im 11. Jahrhundert wird der Ort als ''Limares villa'' bezeichnet. ''Liumar'' oder ''Liemar'' waren Personennamen.
Im [[Mittelalter]] gehörte Lämmerspiel der [[Biebermark]] an. Die umliegenden Wälder gehörten zu dem [[Wildbann Dreieich]]. Im 12. Jahrhundert erwarb das [[Bistum Fulda|Kloster Fulda]] Besitz in Lämmerspiel.
Andere überlieferte Ortsnamen sind: "Limmersbugil" (1339), "Limesbuer" (1290) und "Lymnisbohel" (1371).
Eine andere Interpretation: "Lämmerspiel" = Limar Bühl = Lehm-Hügel. Eindeutig ist das Vorkommen des schweren Lehmbodens in Lämmerspiel, was jeder Gartenbesitzer bestätigen kann. Historische Häuser haben aus demselben Grund keinen Keller. Neubauten werden in "Wannen" gesetzt, so dass kein Wasser, das nicht nach unten versickern kann, in die Kellerwand drücken kann.


Lämmerspiel lag im [[Amt Steinheim (Hessen)|Amt Steinheim]], das zunächst den [[Eppstein (Adelsgeschlecht)|Herren von Eppstein]] gehörte und ab 1371 als Pfand je zur Hälfte den [[Grafschaft Katzenelnbogen|Grafen von Katzenelnbogen]] und den [[Hanau (Adelsgeschlecht)|Herren von Hanau]]. 1393 gelangte das Pfand insgesamt an die [[Cronberg (Adelsgeschlecht)|Herren von Cronberg]]. 1425 verkaufte Gottfried von Eppstein das Amt Steinheim an das [[Kurmainz|Kurfürstentum Mainz]].
Im Mittelalter gehörte Lämmerspiel der [[Biebermark]] an. Die umliegenden Wälder gehörten zu dem [[Wildbann Dreieich]]. Im 12. Jahrhundert erwarb das [[Bistum Fulda|Kloster Fulda]] Besitz in Lämmerspiel. 1425 wurde der Ort wie viele seiner Nachbarorte mit dem Amt Steinheim von den [[Herren von Eppstein]] an das [[Kurfürstentum Mainz]] verkauft.


=== Neuzeit ===
1803 wurde Lämmerspiel nach der [[Säkularisation]] [[Hessen|hessisch]]. Nach der Aufteilung der Biebermark im Jahr 1819 erhielt der Ort einen Anteil des [[Gemarkung|Markgebietes]], den späteren Gemeindewald. 1977 wurde Lämmerspiel bei der [[Gemeindereform|Gemeindegebietsreform]] nach Mühlheim eingemeindet.
In den Jahren 1631–1634, während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]], beschlagnahmte König [[Gustav II. Adolf (Schweden)|Gustav II. Adolf]] das Amt als [[Kriegsbeute]] und stattete die nachgeborenen Hanauer Grafen [[Heinrich Ludwig von Hanau-Münzenberg]] (1609–1632) und [[Jakob Johann von Hanau-Münzenberg]] (1612–1636), die mit ihm verbündet waren, damit aus.<ref>Richard Wille: ''Hanau im Dreißigjährigen Krieg''. Hanau 1886, S.&nbsp;91, 593f.</ref> Da beide Grafen schon bald starben und der [[Westfälischer Friede|Westfälische Friede]] auf das [[Normaljahr]] 1624 abstellte, kam Lämmerspiel wieder an Kurmainz, wo es bis 1803 verblieb, als es im Zuge der [[Säkularisation]] an die [[Landgrafschaft Hessen-Darmstadt]], das spätere [[Großherzogtum Hessen]] fiel.

1819 erhielt der Ort einen Anteil des [[Markgenossenschaft|Markgebietes]], der nun Gemeindewald wurde.

Lämmerspiel gehörte im Großherzogtum Hessen ab 1821 zum [[Landratsbezirk Seligenstadt]]. Bereits zum 5. September 1832 wurde in einer weiteren Verwaltungsreform der [[Kreis Offenbach]] gebildet, dem der ehemalige Landratsbezirk Seligenstadt mit Lämmerspiel zugeschlagen wurde. Gerichtlich gehörte Lämmerspiel zunächst zum [[Landgericht Seligenstadt|Landgericht Steinheim]], das 1835 nach [[Seligenstadt]] verlegt und in [[Landgericht Seligenstadt]] umbezeichnet wurde. Anlässlich der umfassenden Neueinteilung der Gerichtsbezirke im rechtsrheinischen Teil des Großherzogtums 1853 wurde Lämmerspiel dem [[Landgericht Offenbach]] zugeteilt. Das [[Landgericht (Großherzogtum Hessen)|Landgericht]] wurde 1879 durch das [[Amtsgericht Offenbach]] ersetzt.

Am 1. Januar 1977 wurde Lämmerspiel im Zuge der [[Gebietsreform in Hessen]] in die Stadt Mühlheim durch Landesgesetz [[Eingemeindung|eingemeindet]].<ref>{{HessAmtsBL|typ=GVBL |hrsg=Der Hessische Minister des Inneren |titel=Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Offenbach (GVBl. II 330-33) |nr=22| jahr=1974 |datum=1974-06-26 |seite=8 |seiten=316–318 |fundstelle=§&nbsp;1 |kbytes=1430}}</ref><ref name="Gemeindeverzeichnis1970bis1982">{{BibISBN|3170032631|Seite=375}}</ref>

== Wappen und Flagge ==
[[Datei:Banner Laemmerspiel.svg|mini|100px]]
'''Wappen'''
[[Datei:DEU Laemmerspiel COA.svg|links|100px]]
'''[[Blasonierung]]''': ''„In Rot ein schräglinker silberner Wellenbalken mit drei schwarzen Deutschordenskreuzen mit goldenem Rand, darüber ein silbernes Mainzer Rad, darunter ein goldenes Mühlrad.“''<ref>{{HessAmtsBL|typ=STAZ |hrsg=Der Hessische Minister des Inneren |titel=Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Lämmerspiel im Landkreis Offenbach, Regierungsbezirk Darmstadt |fundstelle=Punkt 1188 |nr=43 |jahr=1962 |datum=1962-10-11 |seite=3 |seiten=1443 |kbytes=3967}}</ref>

Das Wappen wurde der Gemeinde Lämmerspiel am 11. Oktober 1962 durch den [[Hessisches Ministerium des Innern und für Sport|Hessischen Innenminister]] genehmigt. Gestaltet wurde es durch den Bad Nauheimer Heraldiker [[Heinz Ritt]].

Der Wellenbalken symbolisiert die [[Rodau (Main)|Rodau]] und das Mühlrad die an ihr liegende ehemalige Mühle von Lämmerspiel, die eine der ältesten der Region ist. Wagenrad und Kreuze dagegen zeigen die früheren Ortsherren, [[Mainzer Rad]] für Kurmainz und Deutschherrenkreuze für den [[Deutscher Orden|Deutschen Orden]].<ref>[[Klemens Stadler]]: ''Deutsche Wappen, Band 3''; Angelsachsen-Verlag, Bremen 1967, S.&nbsp;58.</ref>

'''Flagge'''

Am 15. Juli 1969 wurde der Gemeinde durch den Hessischen Innenminister eine Flagge genehmigt, die wie folgt beschrieben wird:

''„Auf verbreitertem weißem Mittelstreifen, eingefaßt in Rot, aufgelegt das Gemeindewappen.“''<ref>{{HessAmtsBL|typ=STAZ |hrsg=Der Hessische Minister des Inneren |titel=Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Lämmerspiel im Landkreis Offenbach, Regierungsbezirk Darmstadt |fundstelle=Punkt 1067 |nr=31 |jahr=1969 |datum=1969-07-15 |seite=6 |seiten=1310 |kbytes=4129}}</ref>


== Religion ==
== Religion ==
Da Lämmerspiel in der Zeit der [[Reformation]] zum Kurfürstentum Mainz gehörte, blieb es [[römisch-katholisch]]. Die Pfarrei [[St. Lucia (Lämmerspiel)|St. Lucia]] gehört als Teil des [[Dekanat]]es [[Rodgau]] zum [[Bistum Mainz]].<ref>[http://st-lucia-laemmerspiel.de/ St. Lucia Lämmerspiel]</ref> In Lämmerspiel gab es bis 2012 ein Gemeindehaus der [[evangelisch]]en [[Dietrich Bonhoeffer|Dietrich-Bonhoeffer]]-Gemeinde. Dieses wurde in 2013 an die Stadt Mühlheim verkauft und ab 2014 zur Kita umgebaut.
[[Bild:Lämmerspiel St. Lucia.JPG|thumb|150px|right|katholische Kirche St. Lucia]]

Als mainzischer Besitz blieb Lämmerspiel nach der [[Reformation]]szeit katholisch. Die katholische Pfarrei [[Lucia (Heilige)|St. Lucia]] gehört als Teil des [[Dekanat]]es [[Rodgau]] zum [[Bistum Mainz]]. Zusätzlich zu dem Gemeindehaus im Mühlheimer Ortsteil Markwald gibt es in Lämmerspiel allerdings auch ein Gemeindehaus der evangelischen [[Dietrich Bonhoeffer|Dietrich-Bonhoeffer]]-Gemeinde.
== Sport- und Vereine ==
* TSV Lämmerspiel
* TG Lämmerspiel
* LCV Lämmerspieler Carneval-Verein e. V. 1952
* Freiwillige Feuerwehr e. V. 1903
* Hobbyfußballclub Alkohol Lämmerspiel 1979

== Persönlichkeiten ==
* [[Franz Como]] (1877–1958), Lehrer, Literaturkenner, Heimatforscher und Pazifist

== Literatur ==
* Horst Baier/Günter Schmitt: ''Lämmerspiel... einmalig'', Geschichtsverein Mühlheim, Mühlheim am Main 2014<ref>''Von der Altsteinzeit bis zur Eingemeindung'' in [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]] vom 4. Februar 2014, Seite 43.</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Lämmerspiel (Mühlheim am Main)}}
*[http://www.muehlheim.de Stadt Mühlheim]
*[http://www.geschichtsverein-muehlheim.de Mühlheimer Geschichtsverein]
* [https://www.muehlheim.de/ Internetauftritt der Stadt Mühlheim am Main]
* {{LAGIS|ref=nein|DB=OL|ID=438008010|titel=Lämmerspiel, Landkreis Offenbach}}
*[http://www.stlucia-online.de Kath. Pfarrgemeinde St. Lucia]
* {{HessBib |PPN=116316071 |GND=4269231-3}}
*[http://www.muehlheim.de/st-lucia Kath. Pfarrgemeinde St. Lucia(alte Homepage)]
*[http://www.laemmerspieler-ortsvereine.de/ Lämmerspieler Ortsvereine]
* {{PVFRM|KACHEL = 8950|ORT = Lämmerspiel}}


== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="lagis">{{LAGIS|ref=nein|DB=OL|ID=438008010|titel=Lämmerspiel, Landkreis Offenbach |datum=2016-06-08}}</ref>
</references>


{{Normdaten|TYP=g|GND=4269231-3|VIAF=234703882}}
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[[Kategorie:Ort in Hessen|Muhlheim-Lammerspiel]]
{{SORTIERUNG:Lammerspiel}}
[[Kategorie:Ort im Landkreis Offenbach]]
[[Kategorie:Mühlheim am Main]]
[[Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Landkreis Offenbach)]]
[[Kategorie:Gemeindeauflösung 1977]]
[[Kategorie:Ersterwähnung 1289]]

Aktuelle Version vom 12. Juni 2025, 06:30 Uhr

Lämmerspiel
Wappen von Lämmerspiel
Koordinaten: 50° 6′ N, 8° 51′ OKoordinaten: 50° 5′ 50″ N, 8° 51′ 20″ O
Höhe: 108 m ü. NHN
Fläche: 3,77 km²[1]
Einwohner: 3379 (1970)[1]
Bevölkerungsdichte: 896 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 63165
Vorwahl: 06108
Katholische Kirche St. Lucia

Lämmerspiel ist ein Stadtteil von Mühlheim am Main im südhessischen Landkreis Offenbach.

Geographische Lage

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Der Stadtteil liegt an der Rodau südlich von Mühlheim und ist von Wäldern umgeben. Benachbart sind der Obertshausener Stadtteil Hausen und Obertshausen selbst, der Offenbacher Stadtteil Bieber, die heutige Mutterstadt Mühlheim, der Mühlheimer Stadtteil Dietesheim sowie der Hanauer Stadtteil Steinheim.

Der Name Lämmerspiel hat nichts mit Lämmern zu tun, denn bereits im 11. Jahrhundert wird der Ort als Limares villa bezeichnet. Liumar oder Liemar waren Personennamen. Andere überlieferte Ortsnamen sind: Limmersbugil (1339), Limesbuer (1290) und Lymnisbohel (1371). Eine andere Interpretation des Namens Lämmerspiel ist Limar Bühl, was Lehmhügel heißt. Eindeutig ist das Vorkommen des schweren Lehmbodens in Lämmerspiel. Historische Häuser haben hier aus diesem Grund keinen Keller. Neubauten werden in Wannen gesetzt, so dass das Wasser die Kellerwand nicht eindrücken kann, da es nicht versickert.

Im Mittelalter gehörte Lämmerspiel der Biebermark an. Die umliegenden Wälder gehörten zu dem Wildbann Dreieich. Im 12. Jahrhundert erwarb das Kloster Fulda Besitz in Lämmerspiel.

Lämmerspiel lag im Amt Steinheim, das zunächst den Herren von Eppstein gehörte und ab 1371 als Pfand je zur Hälfte den Grafen von Katzenelnbogen und den Herren von Hanau. 1393 gelangte das Pfand insgesamt an die Herren von Cronberg. 1425 verkaufte Gottfried von Eppstein das Amt Steinheim an das Kurfürstentum Mainz.

In den Jahren 1631–1634, während des Dreißigjährigen Kriegs, beschlagnahmte König Gustav II. Adolf das Amt als Kriegsbeute und stattete die nachgeborenen Hanauer Grafen Heinrich Ludwig von Hanau-Münzenberg (1609–1632) und Jakob Johann von Hanau-Münzenberg (1612–1636), die mit ihm verbündet waren, damit aus.[2] Da beide Grafen schon bald starben und der Westfälische Friede auf das Normaljahr 1624 abstellte, kam Lämmerspiel wieder an Kurmainz, wo es bis 1803 verblieb, als es im Zuge der Säkularisation an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, das spätere Großherzogtum Hessen fiel.

1819 erhielt der Ort einen Anteil des Markgebietes, der nun Gemeindewald wurde.

Lämmerspiel gehörte im Großherzogtum Hessen ab 1821 zum Landratsbezirk Seligenstadt. Bereits zum 5. September 1832 wurde in einer weiteren Verwaltungsreform der Kreis Offenbach gebildet, dem der ehemalige Landratsbezirk Seligenstadt mit Lämmerspiel zugeschlagen wurde. Gerichtlich gehörte Lämmerspiel zunächst zum Landgericht Steinheim, das 1835 nach Seligenstadt verlegt und in Landgericht Seligenstadt umbezeichnet wurde. Anlässlich der umfassenden Neueinteilung der Gerichtsbezirke im rechtsrheinischen Teil des Großherzogtums 1853 wurde Lämmerspiel dem Landgericht Offenbach zugeteilt. Das Landgericht wurde 1879 durch das Amtsgericht Offenbach ersetzt.

Am 1. Januar 1977 wurde Lämmerspiel im Zuge der Gebietsreform in Hessen in die Stadt Mühlheim durch Landesgesetz eingemeindet.[3][4]

Wappen und Flagge

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Wappen

Blasonierung: „In Rot ein schräglinker silberner Wellenbalken mit drei schwarzen Deutschordenskreuzen mit goldenem Rand, darüber ein silbernes Mainzer Rad, darunter ein goldenes Mühlrad.“[5]

Das Wappen wurde der Gemeinde Lämmerspiel am 11. Oktober 1962 durch den Hessischen Innenminister genehmigt. Gestaltet wurde es durch den Bad Nauheimer Heraldiker Heinz Ritt.

Der Wellenbalken symbolisiert die Rodau und das Mühlrad die an ihr liegende ehemalige Mühle von Lämmerspiel, die eine der ältesten der Region ist. Wagenrad und Kreuze dagegen zeigen die früheren Ortsherren, Mainzer Rad für Kurmainz und Deutschherrenkreuze für den Deutschen Orden.[6]

Flagge

Am 15. Juli 1969 wurde der Gemeinde durch den Hessischen Innenminister eine Flagge genehmigt, die wie folgt beschrieben wird:

„Auf verbreitertem weißem Mittelstreifen, eingefaßt in Rot, aufgelegt das Gemeindewappen.“[7]

Da Lämmerspiel in der Zeit der Reformation zum Kurfürstentum Mainz gehörte, blieb es römisch-katholisch. Die Pfarrei St. Lucia gehört als Teil des Dekanates Rodgau zum Bistum Mainz.[8] In Lämmerspiel gab es bis 2012 ein Gemeindehaus der evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde. Dieses wurde in 2013 an die Stadt Mühlheim verkauft und ab 2014 zur Kita umgebaut.

Sport- und Vereine

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  • TSV Lämmerspiel
  • TG Lämmerspiel
  • LCV Lämmerspieler Carneval-Verein e. V. 1952
  • Freiwillige Feuerwehr e. V. 1903
  • Hobbyfußballclub Alkohol Lämmerspiel 1979

Persönlichkeiten

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  • Franz Como (1877–1958), Lehrer, Literaturkenner, Heimatforscher und Pazifist
  • Horst Baier/Günter Schmitt: Lämmerspiel... einmalig, Geschichtsverein Mühlheim, Mühlheim am Main 2014[9]
Commons: Lämmerspiel (Mühlheim am Main) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Lämmerspiel, Landkreis Offenbach. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juni 2016). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Richard Wille: Hanau im Dreißigjährigen Krieg. Hanau 1886, S. 91, 593f.
  3. Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Offenbach (GVBl. II 330-33) vom 26. Juni 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 316–318, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 375 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  5. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Lämmerspiel im Landkreis Offenbach, Regierungsbezirk Darmstadt vom 11. Oktober 1962. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1962 Nr. 43, S. 1443, Punkt 1188 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,0 MB]).
  6. Klemens Stadler: Deutsche Wappen, Band 3; Angelsachsen-Verlag, Bremen 1967, S. 58.
  7. Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Lämmerspiel im Landkreis Offenbach, Regierungsbezirk Darmstadt vom 15. Juli 1969. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1969 Nr. 31, S. 1310, Punkt 1067 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,2 MB]).
  8. St. Lucia Lämmerspiel
  9. Von der Altsteinzeit bis zur Eingemeindung in FAZ vom 4. Februar 2014, Seite 43.