„SBB RAm TEE / NS DE IV“ – Versionsunterschied
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{{Infobox Schienenfahrzeug |
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{| {{Prettytable-R}} width="310" |
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| Baureihe = SBB RAm / NS DE4 |
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|-- |
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| Farbe1 = D81E05 |
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! colspan="2" style="color:yellow; background:#0B4559" | Baureihe RAm (SBB) bzw. DE (NS) |
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| Farbe2 = FFFFFF |
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| Abbildung = SBB Historic - F 125 00001-030 - RAm TEE I 501 und 502.tif |
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| Anzahl || 5 |
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| Name = Ein RAm TEE I bei Effingen. |
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| Nummerierung |
| Nummerierung = SBB RAm 501–502<br />NS DE4 1001–1003<br /><small>1977 vor Verschiffung:</small><br />ONR 1900–1903<br /><small>1977 in Kanada:</small> |
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ONR 1980–1983<br /><small>nach Umstellung auf Lokomotivbetrieb:</small><br />ONR 1984–1987 |
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| Hersteller = <small>Wagen:</small> [[SIG Combibloc Group|SIG]]<br /><small>[[Triebkopf]]:</small> [[Werkspoor]]<br /><small>elektrische Ausrüstung:</small> [[Brown, Boveri & Cie.|BBC]] |
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| Hersteller || SIG (Wagen), Werkspoor (Triebkopf) |
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| Baujahre = 1957 |
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| Ausmusterung = <small>Verkauf nach Kanada:</small> 1977<br /><small>Ausmusterung:</small> 1992 |
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| Indienststellung || 1957 |
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| Anzahl = 5 Vierwagenzüge |
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| Achsformel = (A1A)(A1A)+2’2’+2’2’+<br />2’2’ |
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| Ausmusterung || 1977 (Verkauf nach Kanada) |
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| Bauart = |
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| Gattung = |
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| Achsformel || (A1A)(A1A)+2'2'+2'2'+2'2' |
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| Spurweite = 1435 |
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| Treibraddurchmesser = 1040 mm |
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| Leergewicht || Triebzug 228,8 t |
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| VorneLaufraddurchmesser = |
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| HintenLaufraddurchmesser = |
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| Gesamtlänge || 98.060 mm |
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| AussenLaufraddurchmesser = |
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| InnenLaufraddurchmesser = 1040 mm |
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| Sitzplatzanzahl || 114 + 32 Zugrestaurant |
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| Laufraddurchmesser = 940 mm <small>(Wagen)</small> |
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| Anfahrzugkraft = |
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| Höchstgeschwindigkeit || 140 km/h |
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| Beschleunigung = |
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| Bremsverzögerung = |
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| Anzahl der Motoren || 2 x RUHB 1616 |
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| Leistungskennziffer = |
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| Höchstgeschwindigkeit = 140 km/h |
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| Antrieb || diesel-elektrisch |
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| LängeÜberKupplung = |
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|- |
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| LängeÜberPuffer = 98.060 mm |
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| Leistung || 1.350 kW |
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| Länge = <small>Triebkopf:</small> 23.900 mm |
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| Höhe = 4210 mm |
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| Bremsbauart || Knorr |
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| Breite = 2840 mm |
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|} |
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| Drehzapfenabstand = <small>Triebkopf:</small> 15.875 mm<br /><small>Wagen:</small> 18.300 mm |
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| AchsabstandDerFahrgestelle = <small>Triebkopf:</small> 4500 mm<br /><small>Wagen:</small> 2700 mm |
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| FesterRadstand = |
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| Gesamtradstand = |
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| RadstandMitTender = |
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| Leermasse = 228,8 t |
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| Dienstmasse = |
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| DienstmasseMitTender = |
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| Reibungsmasse = 76 t |
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| Radsatzfahrmasse = 19,1 t |
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| Antrieb = Brown-Boveri-Federantrieb |
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| Geschwindigkeitsmesser = |
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| Steuerung = |
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| Übersetzungsstufen = |
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| Kupplungstyp = |
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| Bremsen = Oerlikon |
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| Zusatzbremse = |
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| Feststellbremse = |
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| Zugheizung = |
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| Lokbremse = |
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| Zugbremse = Druckluftbremse Oerlikon mit Schnellbremsstufe, Klotzbremsen |
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| Zugsicherung = Schweizer SIFA, Indusi 1971 nachgerüstet |
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| Halbmesser = |
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| Besonderheiten = |
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| Anmerkung = |
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| InstallierteLeistung = 1350 kW |
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| Traktionsleistung = |
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| Motorentyp = 2×RUHB 1616 |
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| Motorbauart = 2 × Sechzehnzylinder-Viertakt-V-Motor mit [[Alfred Büchi|Büchi]]-[[Motoraufladung|Hochdruckaufladung]] und [[Ladeluftkühlung]] |
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| Nenndrehzahl = |
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| Leistungsübertragung = elektrisch, direkt mit dem Dieselmotor gekuppelter Generator |
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| Tankinhalt = 4500 Liter |
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| AnzahlFahrmotoren = 4 |
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| Raddurchmesser = |
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| Sitzplätze = 114 + 32 Zugrestaurant |
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| Stehplätze = |
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| Fußbodenhöhe = |
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| Niederfluranteil = |
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| Klassen = nur 1. Klasse |
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| Nutzmasse = |
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| Betriebsart = |
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| Übersetzungsverhältnis = 23:72 |
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}} |
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Die '''RAm''' (auch '''RAm TEE<sup>I</sup>''') der [[Schweizerische Bundesbahnen|Schweizerischen Bundesbahnen]] (SBB) beziehungsweise '''DE4''' der [[Nederlandse Spoorwegen]] (NS) waren Dieseltriebzüge für den [[Trans-Europ-Express|TEE]]-Dienst, die von beiden Bahnen gemeinschaftlich entwickelt und eingesetzt wurden. |
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Nach ihrer Ausmusterung durch die SBB und NS fuhren die Einheiten zwanzig Jahre lang in Kanada bei der [[Ontario Northland Railway]]. |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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Mit der Einrichtung des europaweiten TEE-Fernzugnetzes einigte sich die gemeinsame [[Trans-Europ-Express-Kommission]] darauf, dass für diese Dienste Dieseltriebzüge eingesetzt werden sollten. Die [[Frankreich|französische]] [[SNCF]] und die [[italien]]ische [[Ferrovie dello Stato|FS]] entwickelten vorhandene Dieseltriebzugeinheiten weiter, die DB stellte die neuen Dieseltriebzüge [[DB-Baureihe VT 11.5|VT 11<sup>5</sup>]] in Dienst. Die SBB und die NS einigten sich darauf, eine gemeinsame Bauart zu entwickeln. Dabei wurde das Konzept eines Triebzuges verfolgt, das einen Triebkopf, zwei Zwischenwagen, darunter ein Halb[[speisewagen]], und einen [[Steuerwagen]] vorsah. Die Schweizer legten für diese Züge die Typenbezeichnung RAm, die Niederländer DE4 fest. Zwei Einheiten (RAm 501 und 502) waren bei den SBB eingestellt, drei (DE 1001 bis 1003) bei der NS. Beheimatet waren aber alle fünf Züge in Zürich. |
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== Technik == |
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Mit der Einrichtung des europaweiten TEE-Fernzugnetzes, einigte sich die gemeinsame [[Trans-Europ-Express-Kommission]] darauf, dass für diese Dienste ein Dieseltriebzug eingesetzt werden sollte. Während die SNCF und die FS aus Frankreich du Italien weiterentwickelte Dieselzüge in Dienst stellte, stellte die DB den neuen Dieseltriebzug [[DB Baureihe VT 11.5|VT 11.5]] in den Dienst. Die [[Schweizerische Bundesbahnen|SBB]] und die holländische [[Nederlandse Spoorwegen|NS]] einigten sich darauf, einen gemeinsamen Dieseltriebzug zu entwickeln. Dabei wurde das Konzept eines Triebzuges verfolgt, der aus einem Triebkopf, zwei Zwischenwagen, darunter ein Halb[[speisewagen]], und einen Steuerkopf vorsah. Die Schweizer legten für diesen Zug die Typenbezeichnung RAm, die Holländer DE. Zwei Züge (RAm 501 und 502) waren bei den SBB eingestellt, drei Züge waren in den Betriebsmittelpark der NS als DE 1001 bis 1003 eingereiht. Stationiert waren aber alle fünf Züge in Zürich. |
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Das niederländische Unternehmen [[Werkspoor]] in [[Utrecht]] entwickelte die Dieseltriebköpfe, auch als ''Maschinenwagen'' bezeichnet,<ref name=":0">Schweizerische Bauzeitung, 1958</ref> die mit der von der Innendesignerin [[Elsebeth van Blerkom]] entworfenen charakteristischen Kopfform versehen waren.<ref>{{Internetquelle |autor=Arjan den Boer |url=http://retours.eu/en/14-design-trans-europ-express/ |titel=TEE Design. Railcars on Trans Europ Express posters |sprache=en |abruf=2019-09-04}}</ref> |
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Die Zwischen- und Steuerwagen wurden von der [[Schweizerische Industrie Gesellschaft|SIG]] in der Schweiz gebaut.<ref>Wolf-Heinrich Kulke: ''Meilensteine der Lokomotiv-Technik'' (= Bibliothek der Lokomotiven, Bd. 2). GeraMond, München 2008, ISBN 978-3-86245-134-0, S. 81.</ref> Sie hatten durch ihre niedrige Bauweise, die an die Einheitswagen der SBB angelehnt war, ein typisch schweizerisches Aussehen, bis hin zu den Aluminium-Doppeldrehtüren ähnlicher Bauart wie in den [[Einheitswagen (Schweiz, Normalspur)|Einheitswagen]] der SBB. |
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Die Steuerwagen hatten die gleiche Kopfform wie die Triebköpfe erhalten. Triebkopf und Wagen waren gleich hoch, sodass sich das Bild eines einheitlichen geschlossenen Zuges ergab. Die elektrische Ausrüstung aller Fahrzeuge stammte von [[Brown, Boveri & Cie.]]<ref name=":1">''Schweizerische Bauzeitung.'' 1957.<!-- Was Artikelname wo Seite ???--></ref> Die Einheiten waren an den Führerstandsenden mit [[Kupplung (Bahn)#Automatische Mittelpufferkupplungen|automatischen Mittelpufferkupplungen]] von [[Scharfenbergkupplung|Scharfenberg]] ausgerüstet und konnten in [[Mehrfachtraktion|Doppeltraktion]] verkehren. Von dieser Möglichkeit wurde später im Betrieb kaum Gebrauch gemacht. |
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[[Datei:Diesel-elektrisches Traktionsaggregat beim Einbau in den Maschinenwagen eines RAm TEE.jpg|mini|links|Dieselgeneratoraggregat 1 mit Werkspoor-Motor RUHB 1616 und BBC-Generator beim Einbau in den Maschinenwagen mDk 1001, Dezember 1956. L. Stigter]] |
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Von der holländischen Firma [[Werkspoor]] in [[Utrecht]] wurden die Dieseltriebköpfe entwickelt, die mit den für holländische Triebzüge typischen und von US-Konstruktionen beeinflussten Hundekopfform am Ende auffielen. |
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Die Maschinenwagen waren mit zwei [[Dieselmotor]]en RUHB 1616 von Werkspoor ausgerüstet, wie sie auch in den dreiteiligen Dieseltriebzügen [[NS Plan U|Plan U]] der NS eingebaut waren. Die Motoren waren ähnlich denjenigen, die in den [[U-Boot]]en der [[Koninklijke Marine]] benutzt wurden.<ref name=":2">{{Internetquelle |autor= |url=http://www.feijenoordsemeesters.nl/5_Feijenoordse%20meesters.htm |titel=Feijenoordse Meesters |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2019-08-31}}</ref> Die mit Büchi-[[Motoraufladung|Hochdruckaufladung]] versehenen [[Sechzehnzylindermotor|Sechzehnzylinder-V-Motoren]] mit [[Ladeluftkühler|Ladeluftkühlung]] waren mit einer [[Harry Ricardo|Ricardo]]-[[Wirbelkammereinspritzung]]<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.debinnenvaart.nl/binnenvaarttaal/afbeeldingen/onderdelen/motoren/werkspoor.html |titel=Afbeeldingen Werkspoor motoren |werk=Binnenvaarttaal |hrsg=Verein ‘De Binnenvaart’, Dordrecht |datum= |abruf=2019-08-31}}</ref> ausgerüstet. Die [[Zylinderbohrung]]en hatten einen Durchmesser von 160 mm, der Hub betrug 200 mm, woraus sich ein Hubraum von 4,021 Litern je Zylinder bzw. 64,339 Litern pro Motor ergab.<ref name=":0" /> Jeder Motor konnte eine Leistung von 1000 [[Pferdestärke|PS]] abgeben. Sie trieben jeweils einen [[Gleichstromgenerator]] an, der die beiden ständig [[Parallelschaltung|parallelgeschalteten]] [[Fahrmotor]]en in einem [[Drehgestell]] mit einer Spannung von maximal 650 V versorgte. Ein dritter Dieselmotor mit einer Leistung von 300 PS trieb einen 220/380-V-[[Drehstromgenerator]] an, der die elektrische Energie für das Bordnetz der Wagen mit den [[Klimaanlage]]n und die Speisewagenküche lieferte. Die Hilfsbetriebe des Maschinenwagens wurden durch an die Hauptgeneratoren angeflanschte 50-kW-Gleichstromgeneratoren mit Energie versorgt. Dazu gehörten neben den beiden Verdichtern für die Druckluftversorgung des Zuges auch die elektrischen Lüfter der Kühlanlage der Dieselmotoren sowie die Steuerstromversorgung, Batterieladung und Notbeleuchtung. Die Hauptdieselmotoren wurden elektrisch gestartet, wofür eine Batterie mit einer Kapazität von 300 [[Amperestunde]]n mit 90 Zellen zur Verfügung stand. Beim Startvorgang diente der Generator als [[Startergenerator|Anlasser]].<ref name=":0" /> |
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Die Zwischenwagen wurden von der [[Schweizerische Industrie Gesellschaft|SIG]] in der Schweiz entwickelt. Sie hatten durch ihre niedrige Bauweise, die an die Einheitswagen der SBB angelehnt war, ein typisch schweizerisches Aussehen, bis hin zu den silbernen Einstiegsflügeltüren. Die Steuerwagen hatten die gleiche Kopfform wie die Triebköpfe erhalten. Auch die Dächer von Loks und Wagen schlossen bündig ab. |
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[[Datei:Drehgestell des Maschinenwagens des SBB RAm TEE.jpg|mini|links|Triebdrehgestell]] |
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Die Dieselköpfe verfügten über zwei Motoren von Ruhr, die jeweils 1000 PS leisten konnten. Diese trieben einen Generator an, der die Antriebsenergie an die vier sich auf zwei Drehgestellen verteilenden Fahrmotoren lieferte. Die elektrische Ausrüstung hatte die BBC in Baden geliefert. Wegen des hohen Gewichts des Triebkopfes mussten die Drehgestelle mit einer zusätzlichen Laufachse versehen werde. Somit lautete die Achsfolge (A1A) (A1A). Die Höchstgeschwindigkeit war auf 140 km/h festgelegt. Im Triebkopf gab es einen Arbeitsplatz für den Bordmechaniker, einen Gepäckraum, Zoll- und Personalabteile sowie ein Personal-WC. |
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Wegen der hohen Masse des Triebkopfes mussten die Drehgestelle mit einer zusätzlichen Laufachse versehen werden, damit die Achslast unter 20 t gehalten werden konnte. Somit lautete die Achsfolge des Maschinenwagens (A1A)(A1A). Die Höchstgeschwindigkeit war auf 140 km/h festgelegt. Im Triebkopf gab es einen Arbeitsplatz für den Bordmechaniker, einen Gepäckraum, [[Zoll (Behörde)|Zoll]]- und Zugführerabteil,<ref name=":1" /> sowie ein Personal-WC. Neben jeder Einstiegstür befand sich hinter einem kleinen Fenster ein beleuchtetes Zuglaufschild. Die Übergänge zwischen den Wagen waren außermittig angeordnet. Die Abteilfenster waren als Doppelfenster mit Jalousie zwischen den Fensterscheiben ausgeführt, die mit Handkurbeln bedient werden konnten. Die Klimatisierung erfolgte durch Geräte von Stone.<ref name=":0" /> |
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Dem |
Dem Triebkopf folgte ein Wagen mit neun Abteilen zu je sechs Sitzplätzen, der damit 54 Reisenden Platz bot. Diesem Wagen schloss sich der Restaurantwagen mit Küche und 32 Sitzplätzen im Speiseraum an. Die Bordküche war mit Geräten von Schweizer Herstellern ausgerüstet.<ref name=":0" /> Weitere 18 Sitzgelegenheiten gab es in einem Großraumabteil. Ebenfalls als Großraumwagen waren die Steuerwagen ausgeführt, die 42 Reisenden Platz boten. In diesem Abteil war die Sitzplatzanordnung 2+1, wobei alle Plätze in Sitzgruppen gegenüber angeordnet waren. Direkt hinter dem Führerstand des Steuerwagens befand sich der Ruheraum des Bordmechanikers.<ref name=":1" /> |
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Die Lackierung |
Die Lackierung der Einheiten zeigte sich in den TEE-Farben purpurrot ([[RAL-Farbsystem|RAL]] 3004) und beige (keine RAL-Farbe), wobei im Gegensatz zur DB auf Zierleisten verzichtet wurde. An den Kopfenden war die rote Farbfläche schräg nach oben gezogen. Über den Fenstern der Speisewagen war „TRANS EUROP EXPRESS“ angeschrieben. Der jeweilige Betreiber –SBB-CFF oder NS, und die Fahrzeugnummer waren nur als kleine Anschriften am Triebkopf angebracht. |
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== Einsatz in Europa == |
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Jeder Wagen hatte eine Einstiegplattform mit Aluminium-Doppeldrehtüren ähnlicher Bauart wie in den [[Einheitswagen]] der SBB. |
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[[Datei:SBB RAm TEE I (B).jpg|mini|Ein SBB RAm/NS DE als TEE Edelweiss 1973 in [[Mulhouse]] ]] |
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Neben jeder Einstiegtür befand sich hinter einem kleinen Fenster eine Rollbandanzeige für den Zuglauf. Die Übergänge zwischen den Wagen waren seitlich versetzt angeordnet. Die Abteilfenster waren als Doppelfenster mit elektrischer Jalousie zwischen den Fensterscheiben ausgeführt. |
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[[Datei:NS-TEE trein.JPG|mini|Ein SBB RAm/NS DE als TEE Edelweiss 1973 bei Halfweg zwischen Amsterdam und [[Haarlem]]]] |
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== Einsatz == |
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Die fünf Triebzüge wurden in einem gemeinsamen fünftägigen Laufplan eingesetzt, womit fünf Länder berührt wurden: |
Die fünf Triebzüge wurden in einem gemeinsamen fünftägigen Laufplan eingesetzt, womit fünf Länder berührt wurden: |
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*Tag 1: Zürich–Basel–Straßburg–Luxemburg–Brüssel–Amsterdam als TEE „Edelweiss“ |
* Tag 1: Zürich–Basel–Straßburg–Luxemburg–Brüssel–Amsterdam als [[Edelweiss (Zug)|TEE „Edelweiss“]] |
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*Tag 2: Amsterdam–Brüssel–Paris als TEE „Étoile du Nord“, Paris–Brüssel als TEE |
* Tag 2: Amsterdam–Brüssel–Paris als [[Étoile du Nord|TEE „Étoile du Nord“]], Paris–Brüssel als TEE „L’[[Oiseau Bleu (Zuglauf)|Oiseau bleu]]“ |
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*Tag 3: Brüssel–Paris als TEE „L’Oiseau bleu“, Paris–Amsterdam als TEE „Étoile du Nord“ |
* Tag 3: Brüssel–Paris als TEE „L’Oiseau bleu“, Paris–Amsterdam als TEE „Étoile du Nord“ |
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*Tag 4: Amsterdam–Zürich als TEE „Edelweiss“ |
* Tag 4: Amsterdam–Zürich als TEE „Edelweiss“ |
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*Tag 5: Werkstattaufenthalt in Zürich. |
* Tag 5: Werkstattaufenthalt in Zürich. |
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Auffallend an |
Auffallend an dem Plan war, dass mit dem TEE „L’Oiseau bleu“ weder niederländisches noch schweizerisches Territorium berührt wurde. Fiel einer der NS/SBB-Züge aus, wurde eine SNCF-Ersatzgarnitur mit [[INOX-DEV-Wagen|INOX]]-Wagen eingesetzt. Der Laufplan galt bis 1964, als die Züge „Étoile du Nord“ und „L’Oiseau bleu“ auf neue lokbespannte Züge mit Inox-Wagen der Bauart PBA umgestellt wurden. Neben dem verbliebenen TEE „Edelweiss“ wurde nunmehr der TEE-Lauf „[[Arbalète (Zug)|L’Arbalète]]“ Zürich–Basel–Mülhausen–Belfort–Paris eingeführt, wo die Garnituren französische RGP-Triebzüge ablösten. Nachdem auch „L’Arbalète“ auf lokbespannte Wagengarnituren umgestellt wurde, konnte der TEE [[Bavaria (Zug)|Bavaria]] Zürich–Lindau–Kempten–München eingerichtet werden. |
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{{Hauptartikel|Eisenbahnunfall von Aitrang}} |
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=== Die Katastrophe === |
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In dieser Relation kam es bei [[Aitrang]] am Abend des 9. Februar 1971 zu einem der größten [[Eisenbahnunfall von Aitrang|Zugunfälle]] der TEE-Geschichte, als der RAm 501 als TEE 56 wegen überhöhter Geschwindigkeit entgleiste. 28 Menschen starben bei diesem Unfall, 42 wurden schwer verletzt. Die hohe Zahl der Toten und Verletzten erklärt sich auch daraus, dass die Fenster des TEE-Triebzuges nicht aus [[Verbundglas]] bestanden, weshalb viele Insassen durch die zersprungenen Fensterscheiben aus dem entgleisenden Zug geschleudert und von Trümmern erschlagen oder zerquetscht wurden. Zudem war das Mobiliar des Speisewagens nicht fest montiert und Spiegel bestanden aus Spiegelglas statt aus polierten Metall-Platten, so dass viele Opfer dadurch schwerste Verletzungen erlitten. Der Grund für die überhöhte Geschwindigkeit konnte nicht mit Sicherheit geklärt werden.<ref name="SER-377-2021">Walter von Andrian: ''Die Katastrophe von Aitrang.'' In: ''[[Schweizer Eisenbahn-Revue]].'' Nr. 7/2021, S. 377</ref> |
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Der Steuer- und die Sitzwagen wurden an Ort und Stelle zerlegt, der Dieseltriebkopf kam zunächst nach Zürich und wurde danach in den Niederlanden verschrottet; seine Drehgestelle standen noch jahrelang bei der Hauptwerkstätte Zürich. Die verbliebenen vier RAm-Einheiten waren noch bis 1974 im Lauf des TEE „Edelweiss“ eingesetzt und wurden danach abgestellt. |
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Zu einer der größten Zugunglücke der TEE-Geschichte kam es am Abend des [[9. Februar]] [[1971]]. An diesem Tag fuhr der RAm mit der Nummer 501 den TEE Zürich–München mit 53 Menschen an Bord. Hinzu kamen ein Lokführer, der Maschinist sowie der deutsche Zugbegleiter und Personal im Speisewagen. Um 18:44 Uhr wurde der Bahnhof Aitrang erreicht, dem eine enge S-Kurve folgt. Diese darf nur mit 80 km/h durchfahren werden. Wie die Ermittlungen später ergaben, war der Zug an dieser Stelle jedoch mit 128 km/h unterwegs, was ihm zum Verhängnis wurde. Der führende Steuerwagen und der folgende Wagen entgleisten, der dritte stellte sich quer, der [[Triebkopf]] kam auf dem Gegengleis zu liegen. |
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== Einsatz in Kanada als Northlander == |
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Der [[Fahrdienstleiter]] des Bahnhofs Aitrang bemerkte, dass der TEE offenbar zu schnell fuhr, von den gebremsten Rädern des Triebkopfes Funken sprühten. Er nahm sofort die Einfahrt für den Personentriebzug Pto 2531, der aus einer Garnitur des [[Uerdinger Schienenbus|Schienenbusses]] VT 98 gebildet war, zurück. Dessen Lokführer konnte seinen Zug noch abbremsen, aber den Aufprall seines Zuges auf den Dieseltriebkopf des TEE-Zuges nicht mehr aufhalten. 28 Tote, 26 davon im TEE, einschließlich der beiden Lokführer, und 42 schwer Verletzte waren die schreckliche Bilanz. |
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[[Datei:TEE Northlander in Zwolle.JPG|mini|Steuerwagen im Northlander-Design, vor dem Rückbau]] |
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[[Datei:TEE RAm at Aswplz - sep 2007.jpg|mini|Steuerwagen im Northlander-Design, nach dem Rückbau]] |
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[[Datei:TEE 1984-4 Zwolle.jpg|mini|Steuerwagen in Originalfarbgebung, aber mit der Kanadischen Zugnummernanzeige]] |
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Im Jahre 1976<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.stichtingtee.nl/nl/treinen-naar-canada |titel=Treinen naar Canada |werk= |hrsg=Stichting Trans Europ Express Nederland |datum= |sprache=nl |abruf=2019-09-04}}</ref> wurden die verbliebenen vier Einheiten nach [[Kanada]] an den Schienenfahrzeughersteller [[Urban Transportation Development Corporation]] (UTDC) verkauft, der sie an [[Ontario Northland Railway]] (ONR) vermietete. Vor der Verschiffung nach Kanada wurden die Züge in der Schweiz durch die SBB-Werkstätte Zürich und die SIG und in Holland von der NS-Werkstätte [[Tilburg]] revidiert, umgebaut und mit einem neuen Anstrich versehen.<ref>{{Literatur |Autor=O. Welti |Titel=Ungereimtes mit den Märklin-«Northlander» Zügen |Sammelwerk=Eisenbahn Amateur |Nummer=3 |Datum=1979 |Seiten=160}}</ref> Zu den Umbauten gehörten zusätzliche Isolierungen sowie der Einbau von neuen Scheinwerfern, Kennlichtern, Nummernkästen, einem Mehrklanghorn<ref name=":4">{{Literatur |Autor=Jörg Chocholaty |Titel=Go West! für die H0-Märklin-Modelleisenbahn |Sammelwerk=Märklin-Bibliothek |Verlag=Weltbild |Datum=2006 |Seiten=20}}</ref> und Glocken nach kanadischen Standards. Teilweise wurden neue isolierte Fenster und Trinkwasserspender eingebaut sowie die Sitzbezüge erneuert. Die Triebzüge erhielten die Bezeichnung ''Northlander''. Intern wurden sie oft als ''T-Trains'' bezeichnet.<ref name=":4" /> |
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Die hohe Zahl der Toten und Verletzen erklärt sich auch daraus, dass die Fenster des TEE-Triebzuges nicht aus Verbundglas beschaffen waren und das Mobiliar des Speisewagens nicht fest mit dem Fußboden verankert war. |
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Die der [[Ontario|Provinz Ontario]] gehörende ONR setzte die mit den Nummern 1980 bis 1983 versehenen Züge auf ihrer 388 Kilometer langen Linie [[Toronto]]–[[Timmins]] ein.<ref name="handbuch_d_lokomotiven">Brian Hollingsworth, Arthur F. Cook: ''Das Handbuch der Lokomotiven'', Weltbild Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-138-4, S. 318</ref> Die Züge bewährten sich gut, allerdings litten die Triebköpfe im kanadischen Winter unter den hohen Minusgraden. Beispielsweise mussten Luft- und Wasserleitungen isoliert oder verlegt werden.<ref name=":4" /> Da Werkspoor keine Ersatzteile mehr für die Motoren herstellte,<ref name=":2" /> wurde der Unterhalt der Triebköpfe der Züge bald zu kostspielig.<ref>{{Literatur |Autor= |Hrsg= |Titel=Neues in Kürze |Sammelwerk=Eisenbahn Amateur |Nummer=3 |Datum=1980 |Kapitel=Kanada |Seiten=591}}</ref> Sie wurden ab 1979 abgestellt und 1984 in [[North Bay]] verschrottet.<ref>{{Literatur |Autor= |Hrsg= |Titel=Neues in Kürze |Sammelwerk=Eisenbahn Amateur |Nummer=3 |Datum=1985 |Seiten=148–149 |Kommentar=mit Bildern}}</ref> |
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In ersten Schuldzuweisungen wurde bemängelt, das dem Zug die deutsche Zugsicherung [[Indusi]] fehlte. Diese hätte allerdings nur auf ein geschlossenes Signal, nicht auf eine [[Langsamfahrstelle]] reagiert. Die Abklärung der Unfallursache ergab, dass gefrorenes Wasser in den Bremsschläuchen die Leitung der Druckluftbremse blockierte. Deshalb konnte der Lokführer im führenden Steuerwagen des TEE nur mit der elektrischen Bremse des Triebkopfes am Schluss des Zuges bremsen. Dies reichte nicht zum Abbremsen aus. <!-- Quelle bitte nachtragen, dieser Fakt ist auch nur Spekulation, wie mir vorliegende Literatur besagt--> |
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Die verbliebenen drei Wagen jedes Triebzuges wurden mit einer in den 1950er Jahren von [[Electro-Motive Diesel|EMD]] gebauten [[EMD F-Serie|FP7]]-Diesellokomotive gekuppelt. Auf eine Anpassung der Steuerwagen wurde verzichtet, da die Züge in den Endbahnhöfen gedreht wurden, sodass die Lokomotive immer an der Zugspitze verkehrte. Die mit den Nummern 1984 bis 1987 versehenen Züge verkehrten in dieser Zusammenstellung bis 1992, das Jahr, in dem UTDC an [[Bombardier]] verkauft wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bombardier.com/en/media/newsList/details.35856-bombardier-celebrates-20-years-of-making-world-class-planes-and-trains-in-ontario.bombardiercom.html? |titel=Bombardier Celebrates 20 Years of Making World-Class Planes and Trains in Ontario – Bombardier |sprache=en |abruf=2019-09-04}}</ref> |
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Der Steuerkopf und die Sitzwagen wurden an Ort und Stelle zerlegt, der Dieseltriebkopf kam zunächst nach Zürich und wurde danach in den Niederlanden verschrottet; seine Drehgestelle standen noch jahrelang bei der Hauptwerkstätte Zürich. |
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[[Datei:1999xxxx - Hersbruck l. P. – Northlander X2.jpg|mini|1999 war der Zug im Bahnhof Hersbruck l.P. abgestellt]] |
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== Rückführung nach Europa == |
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Nach der Umstellung des Northlanders auf kanadisches Wagenmaterial kaufte 1996 die schweizerische ''TEE Classics'' acht Wagen, wovon fünf 1998 nach Europa verschifft wurden. Es waren dies zwei Steuerwagen, ein Speisewagen und zwei Sitzwagen.<ref name=":3">{{Internetquelle |autor= |url=http://www.stichtingtee.nl/nl/welke-rijtuigen-bezit-stichting-tee-nederland |titel=Welke rijtuigen bezit Stichting TEE Nederland |werk= |hrsg=Stichting Trans Europ Express Nederland |datum= |sprache=nl |abruf=2019-09-04}}</ref> Sie sollten nach Aufarbeitung im Touristenverkehr eingesetzt werden. Nachdem sie monatelang im [[Hamburger Hafen]] standen, weil die [[Radsatz|Radsätze]] nordamerikanischen Normen mit einem für das europäische Netz zu kleinen [[Rückfläche]]nabstand entsprachen, waren sie in Deutschland und der Schweiz verstreut untergebracht. |
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Der TEE Bavaria wurde danach auf Lok-Wagen-Betrieb mit [[SBB Re 4/4 II]] in der Schweiz bzw. [[DB Baureihe 218|DB 218]] in Deutschland und [[TEE/IC-Wagen (DB)|DB-TEE-Wagen]] der Typen Apmz 121 und Avmz 111 sowie schweizerischem [[Speisewagen]]. |
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[[Datei:RAm TEE Amsterdam 01 20.jpg|mini|Der vierteilige Triebzug abgestellt in der Nähe von Amsterdam Centraal]] |
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Die verbliebenen vier RAm Züge waren noch bis [[1974]] im Lauf des TEE „Edelweiss“ eingesetzt und wurden danach abgestellt. |
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Die Stiftung ''Stichting Trans Europ Express Nederland'' erwarb die Wagen 2006 und hat sie am 25./26. Juni 2006 nach [[Zwolle]] überführt, wo sie bei [[Nedtrain]] betriebsfähig aufgearbeitet werden sollten. Es war geplant, sie nach Herstellung eines neuen Triebkopfes wieder einzusetzen. 2007 wurde begonnen, die Wagen wieder in rot-beige zu lackieren.<ref name=":3" /> Das Projekt geriet jedoch ins Stocken und 2019 waren die Wagen (wie schon seit mindestens Dezember 2011) noch im Rangierbahnhof Amsterdam Dijksgracht abgestellt, wo sie wiederholt von Vandalen beschädigt wurden.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.stichtingtee.nl/nl/nieuws/geen-goed-begin-van-2019 |titel=Geen goed begin van 2019 |werk= |hrsg=Stichting Trans Europ Express Nederland |datum= |sprache=nl |abruf=2019-09-04}}</ref> Im Dezember 2019 wurde für den vierteiligen Zug ein neuer Abstellplatz in der Nähe von Amsterdam Centraal gefunden,<ref>{{Internetquelle |url=http://www.stichtingtee.nl/ |titel=Laatste nieuws |hrsg=Stichting Trans Europ Express Nederland |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210509212634/http://www.stichtingtee.nl/ |archiv-datum=2021-05-09 |archiv-bot=2024-05-01 11:16:08 InternetArchiveBot |abruf=2020-01-01}}</ref> doch im März 2020 standen die Fahrzeuge noch immer im Bahnhof Dijksgracht. Die Steuerwagen und ein Mittelwagen sind in rot-beige, ein Mittelwagen noch im Northlander-Design lackiert, alle jedoch durch die lange Abstellzeit und Vandalismusschäden nicht mehr in bestem Zustand. 2021 gab die Stichting TEE Nederland die vier Wagen an das Nederlands Transport Museum ab.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://pitane.blue/de/2021/01/10/Das-niederl%C3%A4ndische-Transportmuseum-bekommt-einen-Abschlag/ |titel=Das Nederlands Transport Museum bekommt einen TEE-Zug |werk= |hrsg=Pitane Blue |datum= |sprache=nl |abruf=2021-01-10}}</ref> Die Fahrzeuge werden dort (nicht betriebsfähig) im Ursprungszustand restauriert.<ref>{{Internetquelle |autor=Leo Spee |url=https://www.flickr.com/photos/leospee/51959101795 |titel=Bild eines neu lackierten Steuerwagens im Nederlands Transport Museum |werk=flickr.com |datum=2022-03-24 |abruf=2022-03-24}}</ref> |
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== Northlander == |
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Bei den drei von ''TEE Classic'' in Kanada zurückgelassenen Wagen handelte es sich um zwei Steuer- und einen Speisewagen. Ein Steuerwagen, der vom zweiten SBB-Zug stammte, wurde 2002 verschrottet – er war das letzte noch vorhandene SBB-Fahrzeug. Die übrigen beiden Wagen wurden 2005 durch ein Feuer schwer beschädigt, waren aber 2009 noch vorhanden.<ref name=":3" /> |
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Im Jahre 1977 gelang es, die TEE-Züge nach [[Kanada]] an die Ontario Northland Railway ONR zu verkaufen. Diese private Gesellschaft setzte die früheren TEE-Züge auf ihrer Linie [[Toronto]]–Moosonee ein. Doch im harten kanadischen Winter konnten die Triebköpfe nicht überzeugen. Die drei Wagen wurden ab 1979 mit einer amerikanischen Standardlokomotive des Typs [[Electro Motive Division|EMD]] FP 7 zusammengekuppelt und fuhren so bis Mitte der 1990er Jahre. Auf eine Anpassung der Steuerwagen wurde verzichtet, da die Züge nur mit der Lokomotive voraus eingesetzt wurden und in den Endbahnhöfen gedreht wurden. |
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== Trivia == |
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Nach der Umstellung des Northlanders auf neues kanadisches Wagenmaterial wurden einige der Wagen [[1997]] durch die Vereinigung „TEE Classics“ wieder nach Europa zurückgeführt, um sie nach Aufarbeitung im Touristenverkehr einsetzen zu können. Nachdem sie monatelang im Hamburger Hafen festsaßen, weil das Radreifenprofil nordamerikanischen Normen anstatt jenen der europäischen Bahnen entsprach, waren sie in Deutschland und der Schweiz verstreut untergebracht. Die Stichting TEE Nederland hat inzwischen die Wagen erworben und am 25./26. Juni 2006 nach [[Zwolle]] überführt, wo sie bei [[Nedtrain]] betriebsfähig aufgearbeitet werden. Es ist geplant, sie später nach Herstellung eines neuen Triebkopfes wieder einzusetzen. |
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[[Datei:Northlander-3150.jpg|mini|Modell des ''Northlanders'' #1980 von 1978]] |
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1978 produzierte [[Märklin]] ein Modell des RAm in der ''Northlander''-Farbgebung mit der Betriebsnummer 1980. Das Modell war eine auf 5000 Exemplare limitierte Sonderedition, die rasch ausverkauft war. Der Verkaufspreis betrug 1978 380 [[Deutsche Mark]].<ref>{{Literatur |Autor=Joachim Koll, Reinhard Schiffmann |Titel=Wertanlage Märklin |Verlag=Augustus-Verlag |Ort=Augsburg |Datum=1996 |ISBN=3-8043-0361-7 |Seiten=113}}</ref> Aufgrund der geringen Stückzahl entwickelte sich der ''Northlander'' zu einem der meist gesuchten [[Sammlerstück]]en der Nachkriegszeit. Anlässlich der Rückführung des RAm nach Europa erschien 1998 der Triebzug mit einer FP7-Diesellok in einer Einmalserie von ebenfalls 5000 Stück.<ref>{{Literatur |Autor=Jörg Chocholaty |Titel=Go West! für die Märklin-Modelleisenbahn |Sammelwerk=Märklin-Bibliothek |Verlag=Weltbild |Datum=2006 |Seiten=90}}</ref> Weiterhin produzierte [[Roco]] den ''Northlander'' in verschiedenen Ausführungen für Gleich- und Wechselstrom. Im Jahr 2024 legte Märklin den Northlander-Triebzug „1981“ als Insider-Modell auf Basis der 2020 erschienenen Neukonstruktion des RAm-TEE auf.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.maerklin.de/de/produkte/details/article/39705 |titel=Produktdatenbank |werk=Märklin |hrsg=Gebr. Märklin & Cie |datum=2024 |sprache=de |abruf=2024-07-24}}</ref> In Spur N war der Northlander und mehrere Versionen des RAm-TEE von Minitrix erhältlich.<ref>{{Internetquelle |url=https://joes-modellbahnlaedle.net/epages/47262d5b-44ed-4caa-8f07-2a715f08b03b.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/47262d5b-44ed-4caa-8f07-2a715f08b03b/Products/12253 |titel=Minitrix 12253 Triebzug Spur N |werk=Joes Modellbahnlädle |hrsg=Joachim Diez |sprache=de |abruf=2024-07-24}}</ref> |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* {{Literatur |
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* Maurice Mertens: ''Trans Europ Express''. Alba Verlag, Düsseldorf |
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|Autor=Franz Gerber |
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* ''SVT Dieselschnellzugtriebwagen gestern - heute - morgen''. EK Verlag, Freiburg |
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|Titel=Die Erneuerungsplanung des Rollmaterials der SBB: Auszug aus dem Vortrag |
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|Sammelwerk=Schweizerische Bauzeitung |
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== Modellbahn == |
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|Band=75 |
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[[Märklin]] bot seit [[1965]] ein verkürztes [[Nenngröße H0|H0]]-Modell des RAm an, das in verschiedenen Ausführungen bis [[2002]] produziert wurde. Auch in [[Nenngröße Z]] wurde ein Modell angeboten. |
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|Datum=1957 |
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|DOI=10.5169/seals-63394}} |
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[[Trix]] bot seit [[2002]] ein [[Nenngröße N|N]]-Modell des vierteiligen Zuges an. |
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* {{Literatur |
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|Titel=Trans-Europ-Express-Triebwagenzüge |
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[[Lemaco]] hat Kleinserienmodelle in den Nenngrößen [[Nenngröße 1|1]], [[Nenngröße 0|0]], H0 und N produziert. |
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|Sammelwerk=Schweizerische Bauzeitung |
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|Band=76 |
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Für [[2007]] hat [[RailTop]] in Zusammenarbeit mit [[L.S.Models]] ein maßstäbliches H0-Modell angekündigt. |
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|Datum=1958 |
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|DOI=10.5169/seals-63921}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=Martin van Oostrom |
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|Titel=De Nederlands/Zwitserse TEE, Diesel-elektrische treinstellen NS DE4 1001–1003 en SBB RAm 501-502 |
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|Datum=1997}} |
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* Dokumentation Nr. 1 von TEE-CLASSICS – ''Die Triebwagenzüge RAm TEE I der Nederlandse Spoorwegen und der Schweizerischen Bundesbahnen'' |
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* [[Daniel Heer]]: ''TEE<sup>I</sup> ade'' in: Eisenbahn Amateur (Zeitschrift) Nr. 7, 1974, Seiten 317–321 |
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* [[Hans-Bernhard Schönborn]]: ''Die TEE-Züge der Schweiz. Luxuszüge für Europa''. GeraMond, München 2002, ISBN 3-7654-7122-4 |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat|NS DE4 / SBB RAm}} |
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* [http://www.northlander.de/ Berichte über die Rückkehr nach Europa] |
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* [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002%3A1958%3A76%3A%3A53 ''Trans-Europ-Express-Triebwagenzüge.''] In: ''[[Schweizerische Bauzeitung]]'' Band 76 (1958), Heft 4 (archiviert in E-Periodica.ch der [[ETH-Bibliothek]], PDF; 4,1 MB). |
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* {{Webarchiv |url=http://uwacadweb.uwyo.edu/RGodby/trains/northlander.htm |text=Bericht über Einsatz als Northlander in Ontario |wayback=20121013002416}} (englisch) |
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* {{Webarchiv |url=http://northlander.de/ |text=Berichte über die Rückkehr nach Europa |wayback=20170922005245}} |
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* [http://www.tee-classics.ch/ TEE-Classics (Schweiz)] |
* [http://www.tee-classics.ch/ TEE-Classics (Schweiz)] |
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* [http://www.stichtingtee.nl/ Stichting TEE (Niederlande)] |
* [http://www.stichtingtee.nl/ Stichting TEE (Niederlande)] |
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* [https://www.youtube.com/watch?v=3iLksnSCQyg Vom TEE zum Northlander – Amateuraufnahmen vom Trans-Europ-Express, Folge 194 der SWR-Reihe „Eisenbahnromantik“ von 1996] |
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* [http://www.swr.de/eisenbahn-romantik/archiv/einmal-ontario-northland-und-retour/-/id=2250046/nid=2250046/did=3629092/1sn57em/index.html Northlander-Rückholaktion-Folge 331 der SWR-Reihe „Eisenbahnromantik“ von 1999] |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Verbrennungsmotortriebwagen]] |
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[[Kategorie:Trans-Europ-Express]] |
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[[Kategorie:Schienenfahrzeug (Schweizerische Industrie-Gesellschaft)]] |
Aktuelle Version vom 25. Juli 2024, 01:09 Uhr
SBB RAm / NS DE4 | |
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![]() Ein RAm TEE I bei Effingen.
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Nummerierung: | SBB RAm 501–502 NS DE4 1001–1003 1977 vor Verschiffung: ONR 1900–1903 1977 in Kanada: ONR 1980–1983 |
Anzahl: | 5 Vierwagenzüge |
Hersteller: | Wagen: SIG Triebkopf: Werkspoor elektrische Ausrüstung: BBC |
Baujahr(e): | 1957 |
Ausmusterung: | Verkauf nach Kanada: 1977 Ausmusterung: 1992 |
Achsformel: | (A1A)(A1A)+2’2’+2’2’+ 2’2’ |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge über Puffer: | 98.060 mm |
Länge: | Triebkopf: 23.900 mm |
Höhe: | 4210 mm |
Breite: | 2840 mm |
Drehzapfenabstand: | Triebkopf: 15.875 mm Wagen: 18.300 mm |
Drehgestellachsstand: | Triebkopf: 4500 mm Wagen: 2700 mm |
Leermasse: | 228,8 t |
Reibungsmasse: | 76 t |
Radsatzfahrmasse: | 19,1 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 140 km/h |
Installierte Leistung: | 1350 kW |
Treibraddurchmesser: | 1040 mm |
Laufraddurchmesser innen: | 1040 mm |
Laufraddurchmesser: | 940 mm (Wagen) |
Motorentyp: | 2×RUHB 1616 |
Motorbauart: | 2 × Sechzehnzylinder-Viertakt-V-Motor mit Büchi-Hochdruckaufladung und Ladeluftkühlung |
Leistungsübertragung: | elektrisch, direkt mit dem Dieselmotor gekuppelter Generator |
Tankinhalt: | 4500 Liter |
Anzahl der Fahrmotoren: | 4 |
Antrieb: | Brown-Boveri-Federantrieb |
Übersetzungsverhältnis: | 23:72 |
Bremse: | Oerlikon |
Zugbremse: | Druckluftbremse Oerlikon mit Schnellbremsstufe, Klotzbremsen |
Zugbeeinflussung: | Schweizer SIFA, Indusi 1971 nachgerüstet |
Sitzplätze: | 114 + 32 Zugrestaurant |
Klassen: | nur 1. Klasse |
Die RAm (auch RAm TEEI) der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) beziehungsweise DE4 der Nederlandse Spoorwegen (NS) waren Dieseltriebzüge für den TEE-Dienst, die von beiden Bahnen gemeinschaftlich entwickelt und eingesetzt wurden.
Nach ihrer Ausmusterung durch die SBB und NS fuhren die Einheiten zwanzig Jahre lang in Kanada bei der Ontario Northland Railway.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit der Einrichtung des europaweiten TEE-Fernzugnetzes einigte sich die gemeinsame Trans-Europ-Express-Kommission darauf, dass für diese Dienste Dieseltriebzüge eingesetzt werden sollten. Die französische SNCF und die italienische FS entwickelten vorhandene Dieseltriebzugeinheiten weiter, die DB stellte die neuen Dieseltriebzüge VT 115 in Dienst. Die SBB und die NS einigten sich darauf, eine gemeinsame Bauart zu entwickeln. Dabei wurde das Konzept eines Triebzuges verfolgt, das einen Triebkopf, zwei Zwischenwagen, darunter ein Halbspeisewagen, und einen Steuerwagen vorsah. Die Schweizer legten für diese Züge die Typenbezeichnung RAm, die Niederländer DE4 fest. Zwei Einheiten (RAm 501 und 502) waren bei den SBB eingestellt, drei (DE 1001 bis 1003) bei der NS. Beheimatet waren aber alle fünf Züge in Zürich.
Technik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das niederländische Unternehmen Werkspoor in Utrecht entwickelte die Dieseltriebköpfe, auch als Maschinenwagen bezeichnet,[1] die mit der von der Innendesignerin Elsebeth van Blerkom entworfenen charakteristischen Kopfform versehen waren.[2] Die Zwischen- und Steuerwagen wurden von der SIG in der Schweiz gebaut.[3] Sie hatten durch ihre niedrige Bauweise, die an die Einheitswagen der SBB angelehnt war, ein typisch schweizerisches Aussehen, bis hin zu den Aluminium-Doppeldrehtüren ähnlicher Bauart wie in den Einheitswagen der SBB. Die Steuerwagen hatten die gleiche Kopfform wie die Triebköpfe erhalten. Triebkopf und Wagen waren gleich hoch, sodass sich das Bild eines einheitlichen geschlossenen Zuges ergab. Die elektrische Ausrüstung aller Fahrzeuge stammte von Brown, Boveri & Cie.[4] Die Einheiten waren an den Führerstandsenden mit automatischen Mittelpufferkupplungen von Scharfenberg ausgerüstet und konnten in Doppeltraktion verkehren. Von dieser Möglichkeit wurde später im Betrieb kaum Gebrauch gemacht.

Die Maschinenwagen waren mit zwei Dieselmotoren RUHB 1616 von Werkspoor ausgerüstet, wie sie auch in den dreiteiligen Dieseltriebzügen Plan U der NS eingebaut waren. Die Motoren waren ähnlich denjenigen, die in den U-Booten der Koninklijke Marine benutzt wurden.[5] Die mit Büchi-Hochdruckaufladung versehenen Sechzehnzylinder-V-Motoren mit Ladeluftkühlung waren mit einer Ricardo-Wirbelkammereinspritzung[6] ausgerüstet. Die Zylinderbohrungen hatten einen Durchmesser von 160 mm, der Hub betrug 200 mm, woraus sich ein Hubraum von 4,021 Litern je Zylinder bzw. 64,339 Litern pro Motor ergab.[1] Jeder Motor konnte eine Leistung von 1000 PS abgeben. Sie trieben jeweils einen Gleichstromgenerator an, der die beiden ständig parallelgeschalteten Fahrmotoren in einem Drehgestell mit einer Spannung von maximal 650 V versorgte. Ein dritter Dieselmotor mit einer Leistung von 300 PS trieb einen 220/380-V-Drehstromgenerator an, der die elektrische Energie für das Bordnetz der Wagen mit den Klimaanlagen und die Speisewagenküche lieferte. Die Hilfsbetriebe des Maschinenwagens wurden durch an die Hauptgeneratoren angeflanschte 50-kW-Gleichstromgeneratoren mit Energie versorgt. Dazu gehörten neben den beiden Verdichtern für die Druckluftversorgung des Zuges auch die elektrischen Lüfter der Kühlanlage der Dieselmotoren sowie die Steuerstromversorgung, Batterieladung und Notbeleuchtung. Die Hauptdieselmotoren wurden elektrisch gestartet, wofür eine Batterie mit einer Kapazität von 300 Amperestunden mit 90 Zellen zur Verfügung stand. Beim Startvorgang diente der Generator als Anlasser.[1]

Wegen der hohen Masse des Triebkopfes mussten die Drehgestelle mit einer zusätzlichen Laufachse versehen werden, damit die Achslast unter 20 t gehalten werden konnte. Somit lautete die Achsfolge des Maschinenwagens (A1A)(A1A). Die Höchstgeschwindigkeit war auf 140 km/h festgelegt. Im Triebkopf gab es einen Arbeitsplatz für den Bordmechaniker, einen Gepäckraum, Zoll- und Zugführerabteil,[4] sowie ein Personal-WC. Neben jeder Einstiegstür befand sich hinter einem kleinen Fenster ein beleuchtetes Zuglaufschild. Die Übergänge zwischen den Wagen waren außermittig angeordnet. Die Abteilfenster waren als Doppelfenster mit Jalousie zwischen den Fensterscheiben ausgeführt, die mit Handkurbeln bedient werden konnten. Die Klimatisierung erfolgte durch Geräte von Stone.[1]
Dem Triebkopf folgte ein Wagen mit neun Abteilen zu je sechs Sitzplätzen, der damit 54 Reisenden Platz bot. Diesem Wagen schloss sich der Restaurantwagen mit Küche und 32 Sitzplätzen im Speiseraum an. Die Bordküche war mit Geräten von Schweizer Herstellern ausgerüstet.[1] Weitere 18 Sitzgelegenheiten gab es in einem Großraumabteil. Ebenfalls als Großraumwagen waren die Steuerwagen ausgeführt, die 42 Reisenden Platz boten. In diesem Abteil war die Sitzplatzanordnung 2+1, wobei alle Plätze in Sitzgruppen gegenüber angeordnet waren. Direkt hinter dem Führerstand des Steuerwagens befand sich der Ruheraum des Bordmechanikers.[4]
Die Lackierung der Einheiten zeigte sich in den TEE-Farben purpurrot (RAL 3004) und beige (keine RAL-Farbe), wobei im Gegensatz zur DB auf Zierleisten verzichtet wurde. An den Kopfenden war die rote Farbfläche schräg nach oben gezogen. Über den Fenstern der Speisewagen war „TRANS EUROP EXPRESS“ angeschrieben. Der jeweilige Betreiber –SBB-CFF oder NS, und die Fahrzeugnummer waren nur als kleine Anschriften am Triebkopf angebracht.
Einsatz in Europa
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die fünf Triebzüge wurden in einem gemeinsamen fünftägigen Laufplan eingesetzt, womit fünf Länder berührt wurden:
- Tag 1: Zürich–Basel–Straßburg–Luxemburg–Brüssel–Amsterdam als TEE „Edelweiss“
- Tag 2: Amsterdam–Brüssel–Paris als TEE „Étoile du Nord“, Paris–Brüssel als TEE „L’Oiseau bleu“
- Tag 3: Brüssel–Paris als TEE „L’Oiseau bleu“, Paris–Amsterdam als TEE „Étoile du Nord“
- Tag 4: Amsterdam–Zürich als TEE „Edelweiss“
- Tag 5: Werkstattaufenthalt in Zürich.
Auffallend an dem Plan war, dass mit dem TEE „L’Oiseau bleu“ weder niederländisches noch schweizerisches Territorium berührt wurde. Fiel einer der NS/SBB-Züge aus, wurde eine SNCF-Ersatzgarnitur mit INOX-Wagen eingesetzt. Der Laufplan galt bis 1964, als die Züge „Étoile du Nord“ und „L’Oiseau bleu“ auf neue lokbespannte Züge mit Inox-Wagen der Bauart PBA umgestellt wurden. Neben dem verbliebenen TEE „Edelweiss“ wurde nunmehr der TEE-Lauf „L’Arbalète“ Zürich–Basel–Mülhausen–Belfort–Paris eingeführt, wo die Garnituren französische RGP-Triebzüge ablösten. Nachdem auch „L’Arbalète“ auf lokbespannte Wagengarnituren umgestellt wurde, konnte der TEE Bavaria Zürich–Lindau–Kempten–München eingerichtet werden.
In dieser Relation kam es bei Aitrang am Abend des 9. Februar 1971 zu einem der größten Zugunfälle der TEE-Geschichte, als der RAm 501 als TEE 56 wegen überhöhter Geschwindigkeit entgleiste. 28 Menschen starben bei diesem Unfall, 42 wurden schwer verletzt. Die hohe Zahl der Toten und Verletzten erklärt sich auch daraus, dass die Fenster des TEE-Triebzuges nicht aus Verbundglas bestanden, weshalb viele Insassen durch die zersprungenen Fensterscheiben aus dem entgleisenden Zug geschleudert und von Trümmern erschlagen oder zerquetscht wurden. Zudem war das Mobiliar des Speisewagens nicht fest montiert und Spiegel bestanden aus Spiegelglas statt aus polierten Metall-Platten, so dass viele Opfer dadurch schwerste Verletzungen erlitten. Der Grund für die überhöhte Geschwindigkeit konnte nicht mit Sicherheit geklärt werden.[7]
Der Steuer- und die Sitzwagen wurden an Ort und Stelle zerlegt, der Dieseltriebkopf kam zunächst nach Zürich und wurde danach in den Niederlanden verschrottet; seine Drehgestelle standen noch jahrelang bei der Hauptwerkstätte Zürich. Die verbliebenen vier RAm-Einheiten waren noch bis 1974 im Lauf des TEE „Edelweiss“ eingesetzt und wurden danach abgestellt.
Einsatz in Kanada als Northlander
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1976[8] wurden die verbliebenen vier Einheiten nach Kanada an den Schienenfahrzeughersteller Urban Transportation Development Corporation (UTDC) verkauft, der sie an Ontario Northland Railway (ONR) vermietete. Vor der Verschiffung nach Kanada wurden die Züge in der Schweiz durch die SBB-Werkstätte Zürich und die SIG und in Holland von der NS-Werkstätte Tilburg revidiert, umgebaut und mit einem neuen Anstrich versehen.[9] Zu den Umbauten gehörten zusätzliche Isolierungen sowie der Einbau von neuen Scheinwerfern, Kennlichtern, Nummernkästen, einem Mehrklanghorn[10] und Glocken nach kanadischen Standards. Teilweise wurden neue isolierte Fenster und Trinkwasserspender eingebaut sowie die Sitzbezüge erneuert. Die Triebzüge erhielten die Bezeichnung Northlander. Intern wurden sie oft als T-Trains bezeichnet.[10]
Die der Provinz Ontario gehörende ONR setzte die mit den Nummern 1980 bis 1983 versehenen Züge auf ihrer 388 Kilometer langen Linie Toronto–Timmins ein.[11] Die Züge bewährten sich gut, allerdings litten die Triebköpfe im kanadischen Winter unter den hohen Minusgraden. Beispielsweise mussten Luft- und Wasserleitungen isoliert oder verlegt werden.[10] Da Werkspoor keine Ersatzteile mehr für die Motoren herstellte,[5] wurde der Unterhalt der Triebköpfe der Züge bald zu kostspielig.[12] Sie wurden ab 1979 abgestellt und 1984 in North Bay verschrottet.[13]
Die verbliebenen drei Wagen jedes Triebzuges wurden mit einer in den 1950er Jahren von EMD gebauten FP7-Diesellokomotive gekuppelt. Auf eine Anpassung der Steuerwagen wurde verzichtet, da die Züge in den Endbahnhöfen gedreht wurden, sodass die Lokomotive immer an der Zugspitze verkehrte. Die mit den Nummern 1984 bis 1987 versehenen Züge verkehrten in dieser Zusammenstellung bis 1992, das Jahr, in dem UTDC an Bombardier verkauft wurde.[14]

Rückführung nach Europa
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Umstellung des Northlanders auf kanadisches Wagenmaterial kaufte 1996 die schweizerische TEE Classics acht Wagen, wovon fünf 1998 nach Europa verschifft wurden. Es waren dies zwei Steuerwagen, ein Speisewagen und zwei Sitzwagen.[15] Sie sollten nach Aufarbeitung im Touristenverkehr eingesetzt werden. Nachdem sie monatelang im Hamburger Hafen standen, weil die Radsätze nordamerikanischen Normen mit einem für das europäische Netz zu kleinen Rückflächenabstand entsprachen, waren sie in Deutschland und der Schweiz verstreut untergebracht.

Die Stiftung Stichting Trans Europ Express Nederland erwarb die Wagen 2006 und hat sie am 25./26. Juni 2006 nach Zwolle überführt, wo sie bei Nedtrain betriebsfähig aufgearbeitet werden sollten. Es war geplant, sie nach Herstellung eines neuen Triebkopfes wieder einzusetzen. 2007 wurde begonnen, die Wagen wieder in rot-beige zu lackieren.[15] Das Projekt geriet jedoch ins Stocken und 2019 waren die Wagen (wie schon seit mindestens Dezember 2011) noch im Rangierbahnhof Amsterdam Dijksgracht abgestellt, wo sie wiederholt von Vandalen beschädigt wurden.[16] Im Dezember 2019 wurde für den vierteiligen Zug ein neuer Abstellplatz in der Nähe von Amsterdam Centraal gefunden,[17] doch im März 2020 standen die Fahrzeuge noch immer im Bahnhof Dijksgracht. Die Steuerwagen und ein Mittelwagen sind in rot-beige, ein Mittelwagen noch im Northlander-Design lackiert, alle jedoch durch die lange Abstellzeit und Vandalismusschäden nicht mehr in bestem Zustand. 2021 gab die Stichting TEE Nederland die vier Wagen an das Nederlands Transport Museum ab.[18] Die Fahrzeuge werden dort (nicht betriebsfähig) im Ursprungszustand restauriert.[19]
Bei den drei von TEE Classic in Kanada zurückgelassenen Wagen handelte es sich um zwei Steuer- und einen Speisewagen. Ein Steuerwagen, der vom zweiten SBB-Zug stammte, wurde 2002 verschrottet – er war das letzte noch vorhandene SBB-Fahrzeug. Die übrigen beiden Wagen wurden 2005 durch ein Feuer schwer beschädigt, waren aber 2009 noch vorhanden.[15]
Trivia
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1978 produzierte Märklin ein Modell des RAm in der Northlander-Farbgebung mit der Betriebsnummer 1980. Das Modell war eine auf 5000 Exemplare limitierte Sonderedition, die rasch ausverkauft war. Der Verkaufspreis betrug 1978 380 Deutsche Mark.[20] Aufgrund der geringen Stückzahl entwickelte sich der Northlander zu einem der meist gesuchten Sammlerstücken der Nachkriegszeit. Anlässlich der Rückführung des RAm nach Europa erschien 1998 der Triebzug mit einer FP7-Diesellok in einer Einmalserie von ebenfalls 5000 Stück.[21] Weiterhin produzierte Roco den Northlander in verschiedenen Ausführungen für Gleich- und Wechselstrom. Im Jahr 2024 legte Märklin den Northlander-Triebzug „1981“ als Insider-Modell auf Basis der 2020 erschienenen Neukonstruktion des RAm-TEE auf.[22] In Spur N war der Northlander und mehrere Versionen des RAm-TEE von Minitrix erhältlich.[23]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz Gerber: Die Erneuerungsplanung des Rollmaterials der SBB: Auszug aus dem Vortrag. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 75, 1957, doi:10.5169/seals-63394.
- Trans-Europ-Express-Triebwagenzüge. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 76, 1958, doi:10.5169/seals-63921.
- Martin van Oostrom: De Nederlands/Zwitserse TEE, Diesel-elektrische treinstellen NS DE4 1001–1003 en SBB RAm 501-502. 1997.
- Dokumentation Nr. 1 von TEE-CLASSICS – Die Triebwagenzüge RAm TEE I der Nederlandse Spoorwegen und der Schweizerischen Bundesbahnen
- Daniel Heer: TEEI ade in: Eisenbahn Amateur (Zeitschrift) Nr. 7, 1974, Seiten 317–321
- Hans-Bernhard Schönborn: Die TEE-Züge der Schweiz. Luxuszüge für Europa. GeraMond, München 2002, ISBN 3-7654-7122-4
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Trans-Europ-Express-Triebwagenzüge. In: Schweizerische Bauzeitung Band 76 (1958), Heft 4 (archiviert in E-Periodica.ch der ETH-Bibliothek, PDF; 4,1 MB).
- Bericht über Einsatz als Northlander in Ontario ( vom 13. Oktober 2012 im Internet Archive) (englisch)
- Berichte über die Rückkehr nach Europa ( vom 22. September 2017 im Internet Archive)
- TEE-Classics (Schweiz)
- Stichting TEE (Niederlande)
- Vom TEE zum Northlander – Amateuraufnahmen vom Trans-Europ-Express, Folge 194 der SWR-Reihe „Eisenbahnromantik“ von 1996
- Northlander-Rückholaktion-Folge 331 der SWR-Reihe „Eisenbahnromantik“ von 1999
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Schweizerische Bauzeitung, 1958
- ↑ Arjan den Boer: TEE Design. Railcars on Trans Europ Express posters. Abgerufen am 4. September 2019 (englisch).
- ↑ Wolf-Heinrich Kulke: Meilensteine der Lokomotiv-Technik (= Bibliothek der Lokomotiven, Bd. 2). GeraMond, München 2008, ISBN 978-3-86245-134-0, S. 81.
- ↑ a b c Schweizerische Bauzeitung. 1957.
- ↑ a b Feijenoordse Meesters. Abgerufen am 31. August 2019.
- ↑ Afbeeldingen Werkspoor motoren. In: Binnenvaarttaal. Verein ‘De Binnenvaart’, Dordrecht, abgerufen am 31. August 2019.
- ↑ Walter von Andrian: Die Katastrophe von Aitrang. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 7/2021, S. 377
- ↑ Treinen naar Canada. Stichting Trans Europ Express Nederland, abgerufen am 4. September 2019 (niederländisch).
- ↑ O. Welti: Ungereimtes mit den Märklin-«Northlander» Zügen. In: Eisenbahn Amateur. Nr. 3, 1979, S. 160.
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