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„Kierberg“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland
'''Kierberg''' ist ein nordwestlicher Ortsteil der Stadt [[Brühl (Rheinland)|Brühl]] und liegt auf dem östlichen Rand des [[Vorgebirge]]s.
| Alternativname =
==Geschichte==
| Gemeindeart = Stadt
===Mittelalter===
| Gemeindename = [[Brühl (Rheinland)|Brühl]]
[[Image:Kaiserbahnhof Brühl-Kierberg.jpg|thumb|300px|Kaiserbahnhof Kierberg]]
| Alternativanzeige-Gemeindename =
Ursprüge der Siedlung gehen auf das 7. Jahrhundert und einen Hof "Merreche" zurück. Eine Kapelle aus dem 13. jahrhundert auf dem Berg war der Ursprung des mittelalterlichen Ortsnamens "Kirberg".
| Ortswappen =
| Ortswappen-Beschreibung=
| Breitengrad = 50.8375
| Längengrad = 6.885556
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| Höhe-Präfix =
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| Einwohner = 4283
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| Einwohner-Quelle = <ref>[https://offenedaten.kdvz-frechen.de/dataset/d04-einwohner-nach-ortsteilen-stadt-br%C3%BChl/resource/794850f3-f631-48f1-8703-6d219ab4e418#{} Einwohner nach Ortsteilen Stadt Brühl 2019], Webseite der Kommunalen Datenverarbeitungszentrale Rhein-Erft-Rur, abgerufen am 21. Februar 2023.</ref>
| Eingemeindungsdatum = 1932
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| Vorwahl1 = 02232
| Vorwahl2 =
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| Bild = Brühl Kaiserstraße 79.JPG
| Bild-Beschreibung = Denkmalgeschütztes Wohnhaus in der Kaiserstraße 93
}}
'''Kierberg''' ist ein [[Ortsteil|Stadtteil]] und zugleich [[Gemarkung]] der Stadt [[Brühl (Rheinland)|Brühl]] im [[Rhein-Erft-Kreis]].


===19. Jahrhundert===
== Lage ==
Kierberg liegt im Nordwesten von [[Brühl (Rheinland)|Brühl]] im sogenannten [[Vorgebirge (Rheinland)|Vorgebirge]] am mittleren Osthang der [[Ville (Rheinland)|Ville]] und somit am Westrand der inneren [[Kölner Bucht]] im Süden von [[Nordrhein-Westfalen]].
Bedeutsam wurde der Ort erst im Zeitalter der [[Industrialisierung]]. 1875 wurde die Bahnstrecke Brühl-Euskirchen eröffnet ([[Eifelbahn]])und Kierberg erhielt einen eigenen Bahnhof. Die Bahnstrecke durchschneidet den ort mit einem tiefen Graben. Der erhaltene "Kaiserbahnhof" wurde besonders prachtvoll gestaltet, denn Kaiser [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm I]]. fuhr von hier zu den Manöverplätzen in der Eifel. Die Kaiserstraße verbindet den Ortsteil mit dem Brühler [[Schlösser Augustusburg und Falkenlust|Schloß Augustusburg]], wo der Kaiser nächtigte. Kierbergs neuere Geschichte wurde vor allem durch den Braunkohletagebau geprägt. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich um die [[Jahrhundertwende]]. Neben prachtvollen Bürgervillen entlang der Kaiserstraße entstanden Arbeitersiedlungen für die Beschäftigten des Braunkohletageebaus und der Brikettfabriken.
==Bauwerke==
[[Bild:Bahnhof-Bruehl-Kierberg.JPG|thumb|300px|Bahnstation Kaiserbahnhof Brühl-Kierberg, Heute]]
* Kaiserbahnhof von 1875, heute Restaurant und Biergarten
* katholische Pfarrkirche St. Servatius, erbaut 1904
==Verkehr==
*[[Liste der SPNV-Linien in NRW#Linien 21–30|Eifel-Bahn (RB 24)]]
==Weblinks==
*[http://www.dg-kierberg.de/ Dorfgemeinschaft Kierberg]


Im Norden geht Kierberg nahtlos in den benachbarten Brühler Stadtteil [[Vochem]] über. Im Osten und Süden grenzt Kierberg hingegen an die Brühler Innenstadt. Im Westen liegt schließlich der Brühler Stadtteil [[Heide (Brühl)|Heide]], von Kierberg durch die [[Kloster Benden|Benden]] und den [[Siegesbach]] mit seinem kleinen Wasserfall getrennt.
{{Koordinate Artikel|50_50_14.434799999989423_N_6_53_8.142000000001275_E_type:city_region:DE-NW|50° 50' 14" N, 6° 53' 8" O}}


Am äußeren Westrand Kierbergs verläuft der [[Naturpark Rheinland]] mit den dazugehörigen [[Altwald Ville|Wäldern]] und [[Villeseen|Seen]]. Während der [[Gruhlsee]] noch auf Kierberger Gebiet liegt, bildet der [[Bleibtreusee]] die natürliche Grenze zur Stadt [[Hürth]] mit ihrem Stadtteil [[Knapsack (Hürth)|Knapsack]].
[[Kategorie:Brühl (Rheinland)|Bruhl (Rheinland)]]

Die Innenstadt [[Köln]]s liegt rund zehn Kilometer von Kierberg entfernt.

== Geschichte ==
=== Römerzeit ===
Bevölkert wurde das Areal des heutigen Stadtteiles von Brühl, wie der Großteil des fruchtbaren Vorgebirges, sehr wahrscheinlich bereits in der [[Jungsteinzeit]]. Die ältesten erhaltenen Menschenfunde stammen jedoch aus der [[Römisches Reich|Römerzeit]], in der mehrere Trassen zwischen [[Bonn]] und Köln durch das heutige Kierberg verliefen.

=== Frankenzeit ===
Nachweislich besiedelt wurde Kierberg erstmals von den [[Franken (Volk)|Franken]] während der Herrschaft der [[Merowinger]]. Die Ursprünge des heutigen Ortes gehen auf das 7. Jahrhundert zurück, in dem unter dem Kölner Bischof [[Kunibert von Köln|Kunibert]] der Fronhof ''Merreche'' (abgeleitet von ''curtis in myrica'', deutsch ''Hof in der Heide'') aus dem fränkischen [[Krongut|Königsgut]] dem [[Erzbistum Köln|Bistum Köln]] geschenkt wurde. Aus diesem frühen Namen entwickelten sich später auch die Bezeichnungen ''Meregge'', ''Merrechte'' und ''Merrich''.

Nach dem Bau einer ersten [[Kapelle (Kirchenbau)|Kapelle]] und einer späteren [[Kirchengebäude|Kirche]] auf dem höchsten Punkt des Ortes, entstand der Flurname ''Kyrbergh''. Dieser sollte sich später zum heutigen Ortsnamen ''Kierberg'' entwickeln.

=== Mittelalter ===
Im 12. Jahrhundert wurde der Fronhof ''Merreche'' zu einem [[Rittergut]] ausgebaut. Eine Urkunde von 1231 belegt in diesem Zusammenhang den Ort als Sitz des Ritters Hermann, Sohn Lamberts von Merreche, und des Weiteren ein unterhalb ''Merrches'' gelegenes [[Kloster]]. In der gleichen Urkunde wird auch die Bezeichnung ''[[Kloster Benden|Marienbende]] bei Merrege'' benutzt.

Rund um das Rittergut waren, wie im restlichen Vorgebirge, vorwiegend [[Rebstock]] angelegt. Der in ''Merreche'' angebaute [[Wein]] wurde anschließend von den [[Winzer]]n nach Köln und Bonn veräußert. Aus den unverkauften Restbeständen wurde für die lokale Bevölkerung der sogenannte ''Bleichert'' hergestellt, ein blassrötlicher Wein.

1242 eroberte und plünderte Graf [[Wilhelm IV. (Jülich)|Wilhelm von Jülich]] mit den kaiserlichen Truppen die Stadt Bonn. Als er auf seinem Rückzug offenbar sorglos in der Nähe Brühls übernachtete, wurde er von den Truppen des kölnischen Erzbischofs [[Konrad von Hochstaden]] überrascht und geschlagen. Diese [[Schlacht]] soll bei ''Merreche'' stattgefunden haben.<ref>[[Georg Waitz]], ''Chron. Regia 307: Chronici Rythmici Coloniensis fragmenta''</ref>

[[Datei:Vochem-Alte-Grabstätte.JPG|mini|Familiengrab Komp, auf dem alten Kirchhof in Vochem.]]
In der Urkunde ''Testes exauditi'' von 1304 ist von einer Kapelle zu ''Meregge'' die Rede, die mit der Kirche in Brühl und Vochem zur Mutterkirche [[Kendenich]] in heutigen Stadt Hürth gehörte, 1324 wurde schließlich von ''Kyrbergh'' sowie ''Aufm Kirchberg'' gesprochen. In einem anderen Dokument des Fronhofes zu Vochem verwendete man 1577 anlässlich eines [[Pachtvertrag (Deutschland)|Pachtvertrages]] für eine Mühle die weiter abgewandelte Form ''Merrich''. Nach [[Theodor Joseph Lacomblet|Theodor Lacomblet]] war der Eigentümer dieses fronhofes Degenhard Komp (das Bild zeigt sein Grab).

Im Zuge der Stadtgründung Brühls und seiner Befestigung zogen die Bewohner von ''Merreche'' mehrheitlich in den Schutz der [[Schlösser Augustusburg und Falkenlust|erzbischöflichen Burg]], so dass die [[Gemarkung]] annähernd [[Wüstung|wüst]] fiel. 1635 gab es auf dem Gebiet des heutigen Kierberg nur noch einen Hof der Pfarre Sankt Margareta, das ''Kierbeger Gütchen'', den [[Karthäuserhof (Brühl)|Karthäuserhof]], drei bewohnte [[Kate (Hütte)|Kotten]] und die Mühlen im Siegesbachtal. Laut einer Rechnung aus von 1696 wurde die als verwahrlost bezeichnete Kapelle von Grund auf bis auf das Dach in [[Fachwerk]] neu aufgebaut. 1733 wurde sie mit einem neuen Bodenbelag versehen. Um die Mitte des 18.&nbsp;Jahrhunderts standen im Ort lediglich 35 Häuser.

=== 19. Jahrhundert ===
[[Datei:Kaiserbahnhof Brühl-Kierberg.jpg|mini|Kaiserbahnhof Kierberg im 19.&nbsp;Jahrhundert]]
Bedeutsam wurde der Ort erst im Zeitalter der [[Industrialisierung]]. Die Bezeichnung ''Kierberg'' erschien erstmals 1821 im Zusammenhang mit der preußischen Katasteraufnahme. 1875 wurde die [[Eifelstrecke]] zwischen Köln und [[Euskirchen]] eröffnet, die den Ort seit dem in einem tiefen Graben durchschneidet. Kierberg erhielt einen eigenen [[Haltepunkt]], der als [[Bahnhof Kierberg|Kaiserbahnhof]] besonders prachtvoll gestaltet wurde, da Kaiser [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm I.]] von hier zu den Manöverplätzen in der Eifel fuhr. Über die Kaiserstraße konnte er anschließend das Stadtzentrum von Brühl mit dem Schloss Augustusburg erreichen, wo er nächtigte.

=== 20. und 21. Jahrhundert ===
[[Datei:Kierberg-Pfarrkirche-St-Servatius.JPG|mini|Pfarrkirche Sankt Servatius]]
Kierbergs neuere Geschichte wurde vor allem durch den Braunkohletagebau geprägt. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich um die [[Jahrhundertwende]] zum 20. Jahrhundert, 1910 zählte der Ort 2594 Einwohner.<ref>http://www.gemeindeverzeichnis.de/gem1900/gem1900.htm?rheinprovinz/koeln.htm</ref> Neben prachtvollen Bürgervillen entlang der Kaiserstraße entstanden Arbeitersiedlungen für die Beschäftigten des Braunkohletagebaus und der [[Brikett]]fabriken im [[Rheinisches Braunkohlerevier|Rheinischen Braunkohlerevier]]. Im 21.&nbsp;Jahrhundert wurden die Gruben [[Rekultivierung|rekultiviert]] und die Brikettfabriken abgerissen.

== Schulen ==
Die ''Regenbogenschule'' an der Kaiserstraße wurde 2019 durch die Zusammenlegung der Melanchthonschule mit der Katholischen Grundschule in Vochem gegründet. Es ist eine [[Schulklasse|dreizügige]] [[Inklusion (Pädagogik)|Schule des Gemeinsamen Lernens]] u.&nbsp;a. mit den Schwerpunkten [[Kulturelle Vielfalt|Vielfalt]] und [[Digitale Grundbildung|digitales Lernen]]. Am Standort in Kierberg werden die Klassen 1 und 2, in Vochem die Klassen 3 und 4 unterrichtet. Der Schulbezirk der in Kierberg ursprünglich evangelischen Schule mit dem Namenspatron [[Philipp Melanchthon|Melanchthon]] erstreckt sich auf die Stadtteile Heide, Kierberg und Vochem und umfasst das Stadtgebiet nördlich des Schulbezirks der innerstädtischen [[Astrid Lindgren|Astrid-Lindgren]]-Schule, Rodderweg, und nordwestlich des Schulbezirks der [[Martin Luther|Martin-Luther]]-Schule an der Bonnstraße.

Die ''Barbaraschule'' (am Mühlenbach) wurde 1968 als katholische [[Grundschule]] Kierberg gegründet. Ihren Namen erhielt sie nach der heiligen [[Barbara von Nikomedien|Barbara]], der [[Schutzpatron]]in der [[Bergarbeiter]], da die ehemals vom Braunkohletagebau geprägten Stadtteile Kierberg und Heide ihr Einzugsgebiet bilden. Im Gebäude der Barbaraschule ist seit Ende 2002 das [[Archiv]] der Stadt Brühl untergebracht.

== Bauwerke ==
[[Datei:Bahnhof-Bruehl-Kierberg1.JPG|mini|Bahnstation Kaiserbahnhof, Brühl-Kierberg, 21.&nbsp;Jahrhundert]]
* katholische Pfarrkirche [[St. Servatius (Brühl)|St. Servatius]], genannt ''Arbeiterdom'': Die [[Neugotik|neugotische]] [[Hallenkirche]] entstand in den Jahren 1903 bis 1904 nach Plänen des [[Architekt]]en [[Alfred Tepe]]. Sie ersetzte einen Vorgängerbau aus dem 14.&nbsp;Jahrhundert. Neben den neugotischen Fenstern ist insbesondere ein Altar aus dem 17.&nbsp;Jahrhundert sehenswert, der den [[Apostel]]n [[Matthias (Apostel)|Matthias]] und [[Jakobus der Ältere|Jakobus]] gewidmet ist. Ein [[Volksaltar]] stammt vom [[Sürth]]er [[Bildhauer]] [[Theo Heiermann]].
* Kaiserbahnhof von 1875, im 21.&nbsp;Jahrhundert gastronomisch genutzt
* Der [[Kierberger Bahnhofspark]] ist eine Grünanlage, die in den 1870er-Jahren gemeinsam mit dem Bahnhofsgebäude entstand. Neben altem Baumbestand steht dort unter anderem eine Plastik aus der Zeit um 1900, die den [[Raub der Persephone]] zeigt. Sie wird im Volksmund „Bläcker Mann“ genannt.<ref>bj: [https://www.ksta.de/blaecker-mann-13428228 ''Bläcker Mann'']. In: ''[[Kölner Stadt-Anzeiger]]'', 22. Februar 2006, abgerufen am 28. Februar 2018.</ref><ref>[http://www.wisoveg.de/koelnland2/slgheidam/scans/flyer_baugeschichte.pdf Klütten, Kaiser, Bürgersleut – Zur Geschichte des Kaiserbahnhof], (PDF; 360&nbsp;kB), Webseite des Wisoveg – Wirtschafts-, Sozial- und Verkehrsgeschehen im Rheinland, abgerufen am 23. Februar 2018.</ref>
* Entlang der Kaiserstraße stehen zahlreiche Gebäude unter Denkmalschutz

== Schienenverkehr ==
Der [[Bahnhof Brühl-Kierberg|Haltepunkt Brühl-Kierberg]] ''(bis 2016 nur Kierberg)'' liegt an der [[Eifelstrecke]] (Köln–Euskirchen–Gerolstein–Trier), auf der im [[Schienenpersonennahverkehr]] die [[Regionalbahn]] [[Liste der SPNV-Linien in Nordrhein-Westfalen#Linien 20–29|RB&nbsp;24]] Köln–Euskirchen–Kall, in der Hauptverkehrszeit bis Gerolstein, verkehrt.

== Persönlichkeiten ==
* [[Franz Koenigs|Franz Wilhelm Koenigs]] (1881–1941), in Kierberg geborener deutsch-niederländischer Bankier und Kunstsammler

== Literatur ==
* Robert Wilhelm Rosellen: ''Geschichte der Pfarreien des Dekanates Brühl '', J. P. Bachem Verlag Köln 1887
* [[Wilfried Hansmann]]: ''Die Bau- und Kunstdenkmäler des Erftkreises: Stadt Brühl'' (= ''Die Bau- und Kunstdenkmäler von Nordrhein-Westfalen. I. Rheinland'', Band 7.3). Hrsg. vom [[Kultusministerium NRW|Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen]] in Verbindung mit dem [[Landschaftsverband Rheinland]]. Gebr. Mann Verlag, Berlin 1977, ISBN 3-7861-3000-0, S. 172–173.

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www.dg-kierberg.de/ Dorfgemeinschaft Kierberg]
* [http://www.bruehl.de/tourismus/kultur/kierberg.php Kierberg auf der Website der Stadt Brühl]
* [https://www.ggs-regenbogen.de/ Website der GGS Regenbogenschule]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Stadtteile von Brühl (Rheinland)}}

{{Normdaten|TYP=g|GND=4825547-6}}

[[Kategorie:Ortsteil von Brühl (Rheinland)]]
[[Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Rhein-Erft-Kreis)]]

Aktuelle Version vom 13. April 2025, 02:19 Uhr

Kierberg
Stadt Brühl
Koordinaten: 50° 50′ N, 6° 53′ OKoordinaten: 50° 50′ 15″ N, 6° 53′ 8″ O
Höhe: 97 m ü. NHN
Einwohner: 4283 (31. Dez. 2019)[1]
Eingemeindung: 1932
Eingemeindet nach: Brühl
Postleitzahl: 50321
Vorwahl: 02232
Denkmalgeschütztes Wohnhaus in der Kaiserstraße 93
Denkmalgeschütztes Wohnhaus in der Kaiserstraße 93

Kierberg ist ein Stadtteil und zugleich Gemarkung der Stadt Brühl im Rhein-Erft-Kreis.

Kierberg liegt im Nordwesten von Brühl im sogenannten Vorgebirge am mittleren Osthang der Ville und somit am Westrand der inneren Kölner Bucht im Süden von Nordrhein-Westfalen.

Im Norden geht Kierberg nahtlos in den benachbarten Brühler Stadtteil Vochem über. Im Osten und Süden grenzt Kierberg hingegen an die Brühler Innenstadt. Im Westen liegt schließlich der Brühler Stadtteil Heide, von Kierberg durch die Benden und den Siegesbach mit seinem kleinen Wasserfall getrennt.

Am äußeren Westrand Kierbergs verläuft der Naturpark Rheinland mit den dazugehörigen Wäldern und Seen. Während der Gruhlsee noch auf Kierberger Gebiet liegt, bildet der Bleibtreusee die natürliche Grenze zur Stadt Hürth mit ihrem Stadtteil Knapsack.

Die Innenstadt Kölns liegt rund zehn Kilometer von Kierberg entfernt.

Bevölkert wurde das Areal des heutigen Stadtteiles von Brühl, wie der Großteil des fruchtbaren Vorgebirges, sehr wahrscheinlich bereits in der Jungsteinzeit. Die ältesten erhaltenen Menschenfunde stammen jedoch aus der Römerzeit, in der mehrere Trassen zwischen Bonn und Köln durch das heutige Kierberg verliefen.

Nachweislich besiedelt wurde Kierberg erstmals von den Franken während der Herrschaft der Merowinger. Die Ursprünge des heutigen Ortes gehen auf das 7. Jahrhundert zurück, in dem unter dem Kölner Bischof Kunibert der Fronhof Merreche (abgeleitet von curtis in myrica, deutsch Hof in der Heide) aus dem fränkischen Königsgut dem Bistum Köln geschenkt wurde. Aus diesem frühen Namen entwickelten sich später auch die Bezeichnungen Meregge, Merrechte und Merrich.

Nach dem Bau einer ersten Kapelle und einer späteren Kirche auf dem höchsten Punkt des Ortes, entstand der Flurname Kyrbergh. Dieser sollte sich später zum heutigen Ortsnamen Kierberg entwickeln.

Im 12. Jahrhundert wurde der Fronhof Merreche zu einem Rittergut ausgebaut. Eine Urkunde von 1231 belegt in diesem Zusammenhang den Ort als Sitz des Ritters Hermann, Sohn Lamberts von Merreche, und des Weiteren ein unterhalb Merrches gelegenes Kloster. In der gleichen Urkunde wird auch die Bezeichnung Marienbende bei Merrege benutzt.

Rund um das Rittergut waren, wie im restlichen Vorgebirge, vorwiegend Rebstock angelegt. Der in Merreche angebaute Wein wurde anschließend von den Winzern nach Köln und Bonn veräußert. Aus den unverkauften Restbeständen wurde für die lokale Bevölkerung der sogenannte Bleichert hergestellt, ein blassrötlicher Wein.

1242 eroberte und plünderte Graf Wilhelm von Jülich mit den kaiserlichen Truppen die Stadt Bonn. Als er auf seinem Rückzug offenbar sorglos in der Nähe Brühls übernachtete, wurde er von den Truppen des kölnischen Erzbischofs Konrad von Hochstaden überrascht und geschlagen. Diese Schlacht soll bei Merreche stattgefunden haben.[2]

Familiengrab Komp, auf dem alten Kirchhof in Vochem.

In der Urkunde Testes exauditi von 1304 ist von einer Kapelle zu Meregge die Rede, die mit der Kirche in Brühl und Vochem zur Mutterkirche Kendenich in heutigen Stadt Hürth gehörte, 1324 wurde schließlich von Kyrbergh sowie Aufm Kirchberg gesprochen. In einem anderen Dokument des Fronhofes zu Vochem verwendete man 1577 anlässlich eines Pachtvertrages für eine Mühle die weiter abgewandelte Form Merrich. Nach Theodor Lacomblet war der Eigentümer dieses fronhofes Degenhard Komp (das Bild zeigt sein Grab).

Im Zuge der Stadtgründung Brühls und seiner Befestigung zogen die Bewohner von Merreche mehrheitlich in den Schutz der erzbischöflichen Burg, so dass die Gemarkung annähernd wüst fiel. 1635 gab es auf dem Gebiet des heutigen Kierberg nur noch einen Hof der Pfarre Sankt Margareta, das Kierbeger Gütchen, den Karthäuserhof, drei bewohnte Kotten und die Mühlen im Siegesbachtal. Laut einer Rechnung aus von 1696 wurde die als verwahrlost bezeichnete Kapelle von Grund auf bis auf das Dach in Fachwerk neu aufgebaut. 1733 wurde sie mit einem neuen Bodenbelag versehen. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts standen im Ort lediglich 35 Häuser.

19. Jahrhundert

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Kaiserbahnhof Kierberg im 19. Jahrhundert

Bedeutsam wurde der Ort erst im Zeitalter der Industrialisierung. Die Bezeichnung Kierberg erschien erstmals 1821 im Zusammenhang mit der preußischen Katasteraufnahme. 1875 wurde die Eifelstrecke zwischen Köln und Euskirchen eröffnet, die den Ort seit dem in einem tiefen Graben durchschneidet. Kierberg erhielt einen eigenen Haltepunkt, der als Kaiserbahnhof besonders prachtvoll gestaltet wurde, da Kaiser Wilhelm I. von hier zu den Manöverplätzen in der Eifel fuhr. Über die Kaiserstraße konnte er anschließend das Stadtzentrum von Brühl mit dem Schloss Augustusburg erreichen, wo er nächtigte.

20. und 21. Jahrhundert

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Pfarrkirche Sankt Servatius

Kierbergs neuere Geschichte wurde vor allem durch den Braunkohletagebau geprägt. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert, 1910 zählte der Ort 2594 Einwohner.[3] Neben prachtvollen Bürgervillen entlang der Kaiserstraße entstanden Arbeitersiedlungen für die Beschäftigten des Braunkohletagebaus und der Brikettfabriken im Rheinischen Braunkohlerevier. Im 21. Jahrhundert wurden die Gruben rekultiviert und die Brikettfabriken abgerissen.

Die Regenbogenschule an der Kaiserstraße wurde 2019 durch die Zusammenlegung der Melanchthonschule mit der Katholischen Grundschule in Vochem gegründet. Es ist eine dreizügige Schule des Gemeinsamen Lernens u. a. mit den Schwerpunkten Vielfalt und digitales Lernen. Am Standort in Kierberg werden die Klassen 1 und 2, in Vochem die Klassen 3 und 4 unterrichtet. Der Schulbezirk der in Kierberg ursprünglich evangelischen Schule mit dem Namenspatron Melanchthon erstreckt sich auf die Stadtteile Heide, Kierberg und Vochem und umfasst das Stadtgebiet nördlich des Schulbezirks der innerstädtischen Astrid-Lindgren-Schule, Rodderweg, und nordwestlich des Schulbezirks der Martin-Luther-Schule an der Bonnstraße.

Die Barbaraschule (am Mühlenbach) wurde 1968 als katholische Grundschule Kierberg gegründet. Ihren Namen erhielt sie nach der heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergarbeiter, da die ehemals vom Braunkohletagebau geprägten Stadtteile Kierberg und Heide ihr Einzugsgebiet bilden. Im Gebäude der Barbaraschule ist seit Ende 2002 das Archiv der Stadt Brühl untergebracht.

Bahnstation Kaiserbahnhof, Brühl-Kierberg, 21. Jahrhundert
  • katholische Pfarrkirche St. Servatius, genannt Arbeiterdom: Die neugotische Hallenkirche entstand in den Jahren 1903 bis 1904 nach Plänen des Architekten Alfred Tepe. Sie ersetzte einen Vorgängerbau aus dem 14. Jahrhundert. Neben den neugotischen Fenstern ist insbesondere ein Altar aus dem 17. Jahrhundert sehenswert, der den Aposteln Matthias und Jakobus gewidmet ist. Ein Volksaltar stammt vom Sürther Bildhauer Theo Heiermann.
  • Kaiserbahnhof von 1875, im 21. Jahrhundert gastronomisch genutzt
  • Der Kierberger Bahnhofspark ist eine Grünanlage, die in den 1870er-Jahren gemeinsam mit dem Bahnhofsgebäude entstand. Neben altem Baumbestand steht dort unter anderem eine Plastik aus der Zeit um 1900, die den Raub der Persephone zeigt. Sie wird im Volksmund „Bläcker Mann“ genannt.[4][5]
  • Entlang der Kaiserstraße stehen zahlreiche Gebäude unter Denkmalschutz

Schienenverkehr

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Der Haltepunkt Brühl-Kierberg (bis 2016 nur Kierberg) liegt an der Eifelstrecke (Köln–Euskirchen–Gerolstein–Trier), auf der im Schienenpersonennahverkehr die Regionalbahn RB 24 Köln–Euskirchen–Kall, in der Hauptverkehrszeit bis Gerolstein, verkehrt.

Persönlichkeiten

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  • Franz Wilhelm Koenigs (1881–1941), in Kierberg geborener deutsch-niederländischer Bankier und Kunstsammler
Commons: Kierberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Einwohner nach Ortsteilen Stadt Brühl 2019, Webseite der Kommunalen Datenverarbeitungszentrale Rhein-Erft-Rur, abgerufen am 21. Februar 2023.
  2. Georg Waitz, Chron. Regia 307: Chronici Rythmici Coloniensis fragmenta
  3. http://www.gemeindeverzeichnis.de/gem1900/gem1900.htm?rheinprovinz/koeln.htm
  4. bj: Bläcker Mann. In: Kölner Stadt-Anzeiger, 22. Februar 2006, abgerufen am 28. Februar 2018.
  5. Klütten, Kaiser, Bürgersleut – Zur Geschichte des Kaiserbahnhof, (PDF; 360 kB), Webseite des Wisoveg – Wirtschafts-, Sozial- und Verkehrsgeschehen im Rheinland, abgerufen am 23. Februar 2018.