„Hellebarde“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|behandelt die Stangenwaffe. Zur Verwendung im Wappen siehe [[Stangenwaffe (Heraldik)]].}} |
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[[Bild:Hellebarden Meyers.jpg|thumb|Hellebarden]] |
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[[Image:Rothenburg ob der Tauber Mar04614.JPG|thumb|right|Mann mit Hellebarde]] |
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{{Infobox Hieb- und Stichwaffen |
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Die '''Hellebarde''' ist eine [[Stangenwaffe]] des [[Fußvolk|Fußvolks]] vorwiegend im 14. bis 16. Jahrhundert. |
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| Bild =[[Datei:Hellebarden - Schlossmuseum.jpg|250px]] |
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<!-- Abschnitt allgemeine Angaben --> |
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| Waffenart = Stangenwaffe |
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| Bezeichnungen = Helmbarte, Halmbarte, Halbert, Allabarda |
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| Verwendung = Kriegswaffe, zivile Waffe |
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| Entstehungszeit = ca. 14. Jahrhundert |
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| Einsatzzeit = ca. 14. Jahrhundert – aktuell |
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| Ursprungsregion/Urheber = |
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| Verbreitung = [[Europa]] |
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<!-- Abschnitt Maße und Material --> |
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| Gesamtlänge = ca. 210 cm |
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| Klingenlänge = |
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| Klingenbreite = |
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| Klingenstärke = |
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| Gewicht = |
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| Griffstück = Holz, Leder |
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| Besonderheiten = verschiedene Formen und Ausstattungen und Klingengrößen; wird heutzutage noch von der [[Päpstliche Schweizergarde|Schweizergarde]] getragen |
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[[Datei:Hellebarden Meyers.jpg|mini|Hellebarden]] |
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Die '''Hellebarde''' oder auch '''Helmbarte''' ist eine Mischform von Hieb- und Stichwaffe, die die [[Mannstoppwirkung]] eines [[Spieß]]es mit der panzerbrechenden Wirkung der Axt kombinierte. Sie gehört zu den [[Stangenwaffe]]n des [[Fußvolk]]s und wurde vorwiegend vom 14. bis zum 16. Jahrhundert verwendet. |
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== Wortherkunft == |
== Wortherkunft == |
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Die deutsche Bezeichnung ging als Lehnwort in andere Sprachen ein: in das Französische als ''Hallebarde'', ins Englische als ''Halbert'' oder in das Italienische als ''Allabarda''. |
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Der Vorläufer dieser Waffe hieß im Deutschen ''[[Rossschinder]]''. Aus diesem entstanden zwei neue Waffen: die [[Glefe]] und die Helmbarte. |
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Der Name dieser Waffe im Deutschen lautete zunächst '''Roßschinder''', woraus zwei neue Waffen entstanden: Die [[Glefe]] und die Halmbarte. Der Name ''Halmbarte'' wurde abgeleitet von dem germanischen Wort ''Halm'' für Stange und ''Barte'' für Beil. Durch Rückübertragung ins Deutsche wurde es im 16. Jahrhundert zu '''Hellebarde''' verfälscht. Auch bekannt als ''Helmbarte'' oder ''Halbarte''. |
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Der ursprüngliche Name ''Helmbarte'' ist eine Zusammensetzung von [[mittelhochdeutsch]] ''halm, helm'' für „Stiel“ und ''barte'' für „Beil, Streitaxt“, bedeutet also eigentlich „Beil mit (langem) Stiel“.<ref>Matthias Lexer, ''Mittelhochdeutsches Handwörterbuch'', Leipzig 1872–1878, [https://woerterbuchnetz.de/?sigle=Lexer&sigle=Lexer&mode=Vernetzung&lemid=LH01530#XLH01530 helmbarte], [https://woerterbuchnetz.de/?sigle=Lexer&sigle=Lexer&mode=Vernetzung&lemid=LH00242#XLH00242 halm], [https://woerterbuchnetz.de/?sigle=Lexer&sigle=Lexer&mode=Vernetzung&lemid=LB00399#XLB00399 barte]. ''helmbarte, helmparte'', Nebenformen '' hellen barte'', ''heln barte'', ''helle barte'', ''hel barte'', ''hel bart'', ''hallen barte'' nicht mit [W. Müller 1854] [W. Wackernagel 1861] u. [F. L. K. Weigand 1857–1871] ''hëlm barte'' »helm zerhauende barte, axt« sondern »barte mit, an einem helm (s. ''halme''), stielbarte«. vgl. ''halmackes, stilax''.</ref> Neben ''Helmbarte'' entstanden die Varianten ''Halmbarte'' und ''Halbarte'' sowie im 16. Jahrhundert ''Hellebarde''.<ref>Vgl. [https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB&sigle=DWB&mode=Vernetzung&lemid=GH06028#XGH06028 ''Hellebarte''] im [[Deutsches Wörterbuch|Deutschen Wörterbuch]] mit weiteren Varianten.</ref> Unter Militärhistorikern sind die Bezeichnungen ''Helmbarte'', ''Halmbarte'' und ''Halbarte'' für Stangenwaffen gebräuchlich, die von etwa 1470 bis 1530 vor allem von Schweizern und deutschen [[Landsknecht]]en als Kriegswaffen verwendet wurden. Der Begriff ''Hellebarde'' bezieht sich dann auf die weniger massiv konstruierten, oft reich verzierten [[Ordonnanzwaffe]]n u. a. der [[Palastgarden]]. |
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Die deutsche Bezeichnung ging als Lehnwort in andere Sprachen ein: beispielsweise in das Französische als ''hallebarde'', in das Englische als ''halberd'', in das Italienische als ''allabarda,'' in das Spanische und Portugiesische als ''alabarda'' oder in das Polnische als ''halabarda''. |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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{{Siehe auch|Technik in der Renaissance}} |
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Die ''Hellebarde'' kam als Antwort des Fußvolks auf eine immer stärker gepanzerte [[Rüstung]] der [[Ritter]] auf. Dass die Hellebarde an ihren Vorläufer, den [[Bronzezeit|bronzezeitlichen]] [[Dolchstab]], anknüpft, ist wegen des großen zeitlichen Abstandes unwahrscheinlich. |
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[[Datei:HellebardenHauk.jpg|mini|Detailaufnahme]] |
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Ein Vorläufer der Hellebarde namens [[Ge (Waffe)|Ge]] wurde bereits von der [[bronzezeit]]lichen chinesischen [[Shang-Dynastie]] verwendet, ebenso wie im Mittelalter für kriegerische Zwecke. Die heutigen Formen der Hellebarden entstanden im 13. Jahrhundert auf dem Gebiet der heutigen Schweiz aus einer Verbindung des militärisch eingesetzten [[Speer]]s und einem [[Sichel (Werkzeug)|sichelähnlichen]] [[Werkzeug]] für die Arbeit auf dem Acker; ''Haumesser'' ist eine passende Bezeichnung. Dieses Werkzeug sieht heute noch so aus wie vor 800 Jahren. Montierte man dieses Werkzeug auf einen Schaft, so erhielt man eine Waffe, die im [[Frühmittelalter]] als ''Stangen[[beil]]'' oder auch [[Kuse|Breschenmesser]] bekannt war. Diese war zwar nicht bloß ein Gartenmesser an einem langen Stecken, als um ca. 1300 eine Verbindung mit dem Speer aufkam, bisher kann jedoch der Ursprung nicht zweifelsfrei geklärt werden. Einige Spuren lenken die Aufmerksamkeit auf das Elsass, wo laut dem Chronisten Riderius die Straßburger um 1260 solche Waffen hergestellt hätten. |
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[[Datei:'Zwitserse Garde' Vaticaanstad (6331330613).jpg|mini|links|[[Päpstliche Schweizergarde|Schweizergardist]] mit Hellebarde]] |
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Die Frühformen der Hellebarden entstanden im 13. Jahrhundert in Süddeutschland aus einer Verbindung des militärisch eingesetzten [[Speer]]es und einem [[Sichel (Werkzeug)|sichel]]ähnlichen [[Werkzeug]] für die Arbeit auf dem Acker; Haumesser ist eine passende Bezeichnung. Dieses Werkzeug sieht heute noch so aus, wie vor 800 Jahren. Montierte man dieses Werkzeug auf einem Schaft, hatte man eine Waffe, die im [[Frühmittelalter]] als ''Stangen[[beil]]'' bekannt war. Natürlich war diese Waffe einfach nur ein Gartenmesser an einem langen Stecken, als um ca. [[1300]] eine Verbindung mit dem Speer aufkam. |
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Die Hellebarde erreichte um 1470 den Höhepunkt ihrer Effizienz. Besonders effizient wurde sie im Masseneinsatz des Fußvolks durch Schweizer<ref>{{Literatur |Autor=Berthold Seewald |Titel=Schlacht am Morgarten: Schweizer Wunderwaffe vernichtete ganze Ritterheere |Sammelwerk=Die Welt |Datum=2015-11-14 |Online=https://www.welt.de/geschichte/article148833774/Schweizer-Wunderwaffe-vernichtete-ganze-Ritterheere.html |Abruf=2020-12-11}}</ref> und [[Hussiten]] eingesetzt. Im 16. Jahrhundert war sie in der Bewaffnung deutscher Städte weit verbreitet („Nachtwächterspieß“). In dieser Zeit entwickelte sich die Schlagpartie zurück, während gleichzeitig die Spitze verlängert wurde. Dieser technische Innovationsprozess machte eine eigene Fechttechnik für Hellebarden möglich.<ref>{{Internetquelle |autor=talhoffer |url=https://talhoffer.wordpress.com/2012/03/20/joachim-meyer-kreutzhauw-von-unden/ |titel=Joachim Meyer’s Halberd: Kreutzhauw von unden – Full Cross Strike from below |werk=Hans Talhoffer |datum=2012-03-20 |abruf=2020-12-11 |sprache=en}}</ref> Vom frühen 14. Jahrhundert brachen Schrift- und Bildquellen nicht mehr ab, wodurch ein kontinuierlicher Entwicklungsablauf nachgezeichnet werden kann. In den Zeughausbeständen finden sich Original-Hellebarden in größerer Stückzahl wieder. |
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Im 16. Jahrhundert wurde die Rüstung wegen des zunehmenden Einsatzes von Schusswaffen zurückgedrängt. Der Einsatz der Hellebarde als Stichwaffe mit verlängerter, vorderer Klinge überwog, bis sie schließlich durch die [[Spieß|Pike]] verdrängt wurde. Dennoch war die Hellebarde eine der zentralen Waffen der [[Heerhaufen|Haufen]] des [[Deutscher Bauernkrieg|Deutschen Bauernkrieges]] und verbundener Aufstände.<ref>Martin Betz: ''Die Frauen des Bauernkriegs''. Dokumentarfilm. pre tv/Yellow Table Media, im Auftrag von [[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]], [[Südwestrundfunk|SWR]], [[arte]] und [[Österreichischer Rundfunk|ORF]], Deutschland/Österreich 2025 ([https://www.arte.tv/de/videos/117712-000-A/die-frauen-des-bauernkriegs/ online verfügbar], 90 Minuten)</ref> |
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Die Hellebarde erreichte um [[1470]] die Spitze ihrer Effektivität. Besonders effektiv wurde sie im Masseneinsatz des Fußvolks durch Schweizer und [[Hussiten]] eingesetzt. Im 16. Jahrhundert war sie in der Bewaffnung deutscher Städte weit verbreitet ("Nachtwächterspieß"). |
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Nach 1525 wurde sie sehr schnell zu einer mehr dekorativen als effektiven [[Ordonnanzwaffe]] herabgesetzt. Die Hellebarden der Zeit von [[Elizabeth I.]] waren kunstvoll gearbeitet, aber zum Kampf zu unhandlich. Tatsächlich trugen sie nur noch zur repräsentativen Erscheinung der Gardisten bei. |
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Im 16. Jahrhundert wurde die Rüstung wegen des zunehmenden Einsatzes von Schusswaffen zurückgedrängt. Der Einsatz als Stoßwaffe mit verlängerter Stoßklinge überwog, bis sie schließlich durch die [[Pikenier|Pike]] verdrängt wurde. |
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Bis ins 18. Jahrhundert wurde eine als ''Kurzgewehr'' bezeichnete kürzere Hellebarde von [[Unteroffizier]]en der Infanterie getragen.<ref>{{Literatur |Autor=Wendelin Boeheim |Titel=Handbuch der Waffenkunde: das Waffenwesen in seiner historischen Entwickelung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts |Verlag=E.A. Seemann |Ort=Leipzig |Datum=1890 |Seiten=332-333 |Online=https://archive.org/details/handbuchderwaff00collgoog |Abruf=2021-12-21}}</ref> |
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Nach [[1525]] wurde sie sehr schnell zu einer mehr dekorativen als effektiven [[Ordonnanzwaffe]] herabgesetzt. Die Hellebarden der Zeit von Elizabeth I. waren sehr schön anzusehen, aber zum Kampf zu unhandlich. Tatsächlich wurden sie nur noch eingesetzt, um in den Händen der [[Schweizergarde|Gardisten]] gut auszusehen. |
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Noch heute heißen die Angehörigen des untersten Dienstgrades der [[Päpstliche Schweizergarde|Schweizergarde]] „[[Hellebardenträger|Hellebardiere]]“ und tragen Hellebarden als [[Zeremonialwaffe]]n. |
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[[Datei:Lviv Arsenal 26 redBG.jpg|mini|Hellebarden (das dritte und vierte von rechts im Bild sind sog. [[Sponton]]s)]] |
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== Aufbau == |
== Aufbau == |
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Die Hellebarde hat eine breite („Beil“, „Barte“) und eine kurze Klinge („Haken“) und am Ende eine spitz gearbeitete Klinge. Der meist 1½ bis 2 Meter lange hölzerne Schaft (''Halm, Helm'') besaß oft einen mehreckigen Querschnitt oder Lederwicklungen, um beim Hieb das Wegdrehen der Waffe in der Hand zu vermeiden. Der Übergangsbereich zwischen Klinge und Schaft wurde seitlich mit ''Schaftfedern'' aus Metall verstärkt. |
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== Einsatz == |
== Einsatz == |
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Eine Hellebarde eignete sich im Kampf gleichermaßen zum Schlagen, Stechen und Reißen. Vorteilhaft dabei war, dass sich bei einem verfehlten oder abgewehrten Stich der Haken und das Beil hinter der gegnerischen Parade befanden und so von hinten in den Hals, den Rücken oder in die Beine gestochen werden konnten. Sollte dies nicht gelingen, konnte der Gegner durch die Reißbewegung eventuell aus dem Gleichgewicht gebracht und die Spitze für einen erneuten Angriff wieder vor dem Gegner positioniert werden. |
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Zugeschlagen wurde am effektivsten nicht mit der Beilschneide (diese neigt dazu, sich beim Schlag wegzudrehen), sondern mit dem gegenüberliegenden Haken. Bei direktem Auftreffen konnte damit jeder [[Helm|Ritterhelm]] tödlich durchschlagen werden. |
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Es wurde jedoch selten zugeschlagen. Das Kämpfen mit der Hellenbarde ist ein ständiges Stechen und Reißen. Der große Vorteil hierbei ist, greift man den Gegner an (mit einem Stich) und er wehrt diesen ab, so befindet sich der Haken / das Beil hinter der gegnerischen Parade, und so konnte von hinten in den Hals, den Rücken oder ins Bein gestochen werden. Sollte dies nicht gelingen, reichte die Reißbewegung aus, um seinen Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen, und die Spitze befand sich gleich wieder vor dem Gegner. |
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Der Haken wurde außerdem genutzt, um |
Der Haken wurde außerdem genutzt, um Reiter vom Pferd zu ziehen. Beil oder Haken konnten dann zum Durchschlagen der Rüstung dienen. Besonders geeignet waren die meist scharfkantigen Rückseiten von Beilklinge und Haken, um die verletzlichen und kaum durch Rüstungsteile zu schützenden Beinsehnen der Pferde zu attackieren. Die Spitze konnte ähnlich wie der [[Spieß]] in geschlossenen Formationen oder im Einzelkampf eingesetzt werden. |
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Dabei konnte der Hellebardier sich außerhalb der Reichweite des Schwertes des Ritters aufhalten und war so sehr gut geschützt. |
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Der [[Schlagdorn]] oder auch Rabenschnabel der Hellebarde (hinter dem Beil) konnte genutzt werden, um Gegnern den Helm und/oder den Schädel einzuschlagen, und wirkte wegen der enormen Hebelwirkung panzerbrechend. |
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== Auswahl verschiedener hellebardenartiger Stangenwaffen == |
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{{Mehrspaltige Liste |breite=10em |anzahl=2 |abstand= | |
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* [[Bardiche]] |
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* [[Brandestoc]] |
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* [[Glefe]] |
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* [[Partisane]] |
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* [[Säbelhelmbarte]] |
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* [[Stabdolch]] |
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Nicht zu den hellebardenartigen zu rechnen sind Blankwaffen mit kurzem Schaft, wie [[Streitaxt|Äxte]], [[Streitkolben]] oder [[Morgenstern (Waffe)|Morgensterne]]. |
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==Literatur== |
== Literatur == |
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* H. W. Koch: ''Illustrierte Geschichte der Kriegszüge im Mittelalter.'' Weltbild-Verlag-Bechtermünz, Augsburg 1998, ISBN 3-8289-0321-5, S. 61, 73, 130, 166, 190–191. |
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*Karl-Heinz Ludwig, Volker Schmidtchen: ''Propylänen der Technik Geschichte, Band 2.'' Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 1997, ISBN 3549071116 |
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* Karl-Heinz Ludwig, Volker Schmidtchen: ''Propyläen Technikgeschichte.'' Bd. 2: ''Metalle und Macht. 1000 bis 1600.'' Propyläen, Berlin 1992, ISBN 3-549-05227-8. |
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*Edward Oakshot: ''A Knight and his Weapons.'' |
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* R. Ewart Oakeshott: ''A Knight and his Weapons.'' Lutterworth Press, London 1964 (2nd edition. Dufour Editions, Chester Springs PA 1997, ISBN 0-8023-1299-3). |
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* Volker Schmidtchen: ''Kriegswesen im späten Mittelalter. Technik, Taktik, Theorie.'' VCH – Acta humaniora, Weinheim 1990, ISBN 3-527-17580-6 (Zugleich: Bochum, Univ., Habil.-Schr., 1984). |
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* Gerhard Seifert: ''Die Helmbarte.'' In: ''Pallasch. Zeitschrift für Militärgeschichte''. Bd. 8 (2004), Heft 18, S. 189–194. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Halberds|Hellebarden}} |
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{{Wiktionary}} |
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* Adrian Baschung: [https://blog.nationalmuseum.ch/2022/01/halbarte-im-mittelalter/ ''Aufstieg einer Allzweckwaffe''] Im Blog des [[Schweizerisches Nationalmuseum|Schweizerischen Nationalmuseums]] vom 14. November 2022 |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Hieb- und Stichwaffe]] |
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<references /> |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4564372-6|LCCN=sh2002007189}} |
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[[da:Hellebard]] |
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[[en:Halberd]] |
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[[Kategorie:Stangenwaffe]] |
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[[es:Alabarda]] |
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[[Kategorie:Waffe (Mittelalter)]] |
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[[fi:Hilpari]] |
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[[Kategorie:Waffe (Frühe Neuzeit)]] |
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[[fr:Hallebarde]] |
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[[Kategorie:Hieb- und Stichwaffe]] |
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[[gl:Alabarda]] |
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[[Kategorie:Militärische Klingenwaffe]] |
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[[he:האלברד]] |
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[[it:Alabarda]] |
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[[ja:ハルバード]] |
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[[la:Halebarda]] |
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[[nl:Hellebaard]] |
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[[no:Hellebard]] |
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[[pl:Halabarda]] |
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[[pt:Alabarda]] |
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[[ru:Алебарда]] |
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[[sl:Helebarda]] |
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[[sr:Хелебарда]] |
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[[sv:Hillebard]] |
Aktuelle Version vom 22. Mai 2025, 13:03 Uhr
Hellebarde | |
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![]() | |
Angaben | |
Waffenart: | Stangenwaffe |
Bezeichnungen: | Helmbarte, Halmbarte, Halbert, Allabarda |
Verwendung: | Kriegswaffe, zivile Waffe |
Entstehungszeit: | ca. 14. Jahrhundert |
Einsatzzeit: | ca. 14. Jahrhundert – aktuell |
Verbreitung: | Europa |
Gesamtlänge: | ca. 210 cm |
Griffstück: | Holz, Leder |
Besonderheiten: | verschiedene Formen und Ausstattungen und Klingengrößen; wird heutzutage noch von der Schweizergarde getragen |
Listen zum Thema |

Die Hellebarde oder auch Helmbarte ist eine Mischform von Hieb- und Stichwaffe, die die Mannstoppwirkung eines Spießes mit der panzerbrechenden Wirkung der Axt kombinierte. Sie gehört zu den Stangenwaffen des Fußvolks und wurde vorwiegend vom 14. bis zum 16. Jahrhundert verwendet.
Wortherkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Vorläufer dieser Waffe hieß im Deutschen Rossschinder. Aus diesem entstanden zwei neue Waffen: die Glefe und die Helmbarte.
Der ursprüngliche Name Helmbarte ist eine Zusammensetzung von mittelhochdeutsch halm, helm für „Stiel“ und barte für „Beil, Streitaxt“, bedeutet also eigentlich „Beil mit (langem) Stiel“.[1] Neben Helmbarte entstanden die Varianten Halmbarte und Halbarte sowie im 16. Jahrhundert Hellebarde.[2] Unter Militärhistorikern sind die Bezeichnungen Helmbarte, Halmbarte und Halbarte für Stangenwaffen gebräuchlich, die von etwa 1470 bis 1530 vor allem von Schweizern und deutschen Landsknechten als Kriegswaffen verwendet wurden. Der Begriff Hellebarde bezieht sich dann auf die weniger massiv konstruierten, oft reich verzierten Ordonnanzwaffen u. a. der Palastgarden.
Die deutsche Bezeichnung ging als Lehnwort in andere Sprachen ein: beispielsweise in das Französische als hallebarde, in das Englische als halberd, in das Italienische als allabarda, in das Spanische und Portugiesische als alabarda oder in das Polnische als halabarda.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ein Vorläufer der Hellebarde namens Ge wurde bereits von der bronzezeitlichen chinesischen Shang-Dynastie verwendet, ebenso wie im Mittelalter für kriegerische Zwecke. Die heutigen Formen der Hellebarden entstanden im 13. Jahrhundert auf dem Gebiet der heutigen Schweiz aus einer Verbindung des militärisch eingesetzten Speers und einem sichelähnlichen Werkzeug für die Arbeit auf dem Acker; Haumesser ist eine passende Bezeichnung. Dieses Werkzeug sieht heute noch so aus wie vor 800 Jahren. Montierte man dieses Werkzeug auf einen Schaft, so erhielt man eine Waffe, die im Frühmittelalter als Stangenbeil oder auch Breschenmesser bekannt war. Diese war zwar nicht bloß ein Gartenmesser an einem langen Stecken, als um ca. 1300 eine Verbindung mit dem Speer aufkam, bisher kann jedoch der Ursprung nicht zweifelsfrei geklärt werden. Einige Spuren lenken die Aufmerksamkeit auf das Elsass, wo laut dem Chronisten Riderius die Straßburger um 1260 solche Waffen hergestellt hätten.

Die Hellebarde erreichte um 1470 den Höhepunkt ihrer Effizienz. Besonders effizient wurde sie im Masseneinsatz des Fußvolks durch Schweizer[3] und Hussiten eingesetzt. Im 16. Jahrhundert war sie in der Bewaffnung deutscher Städte weit verbreitet („Nachtwächterspieß“). In dieser Zeit entwickelte sich die Schlagpartie zurück, während gleichzeitig die Spitze verlängert wurde. Dieser technische Innovationsprozess machte eine eigene Fechttechnik für Hellebarden möglich.[4] Vom frühen 14. Jahrhundert brachen Schrift- und Bildquellen nicht mehr ab, wodurch ein kontinuierlicher Entwicklungsablauf nachgezeichnet werden kann. In den Zeughausbeständen finden sich Original-Hellebarden in größerer Stückzahl wieder.
Im 16. Jahrhundert wurde die Rüstung wegen des zunehmenden Einsatzes von Schusswaffen zurückgedrängt. Der Einsatz der Hellebarde als Stichwaffe mit verlängerter, vorderer Klinge überwog, bis sie schließlich durch die Pike verdrängt wurde. Dennoch war die Hellebarde eine der zentralen Waffen der Haufen des Deutschen Bauernkrieges und verbundener Aufstände.[5]
Nach 1525 wurde sie sehr schnell zu einer mehr dekorativen als effektiven Ordonnanzwaffe herabgesetzt. Die Hellebarden der Zeit von Elizabeth I. waren kunstvoll gearbeitet, aber zum Kampf zu unhandlich. Tatsächlich trugen sie nur noch zur repräsentativen Erscheinung der Gardisten bei.
Bis ins 18. Jahrhundert wurde eine als Kurzgewehr bezeichnete kürzere Hellebarde von Unteroffizieren der Infanterie getragen.[6]
Noch heute heißen die Angehörigen des untersten Dienstgrades der Schweizergarde „Hellebardiere“ und tragen Hellebarden als Zeremonialwaffen.

Aufbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hellebarde hat eine breite („Beil“, „Barte“) und eine kurze Klinge („Haken“) und am Ende eine spitz gearbeitete Klinge. Der meist 1½ bis 2 Meter lange hölzerne Schaft (Halm, Helm) besaß oft einen mehreckigen Querschnitt oder Lederwicklungen, um beim Hieb das Wegdrehen der Waffe in der Hand zu vermeiden. Der Übergangsbereich zwischen Klinge und Schaft wurde seitlich mit Schaftfedern aus Metall verstärkt.
Einsatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Hellebarde eignete sich im Kampf gleichermaßen zum Schlagen, Stechen und Reißen. Vorteilhaft dabei war, dass sich bei einem verfehlten oder abgewehrten Stich der Haken und das Beil hinter der gegnerischen Parade befanden und so von hinten in den Hals, den Rücken oder in die Beine gestochen werden konnten. Sollte dies nicht gelingen, konnte der Gegner durch die Reißbewegung eventuell aus dem Gleichgewicht gebracht und die Spitze für einen erneuten Angriff wieder vor dem Gegner positioniert werden.
Der Haken wurde außerdem genutzt, um Reiter vom Pferd zu ziehen. Beil oder Haken konnten dann zum Durchschlagen der Rüstung dienen. Besonders geeignet waren die meist scharfkantigen Rückseiten von Beilklinge und Haken, um die verletzlichen und kaum durch Rüstungsteile zu schützenden Beinsehnen der Pferde zu attackieren. Die Spitze konnte ähnlich wie der Spieß in geschlossenen Formationen oder im Einzelkampf eingesetzt werden.
Der Schlagdorn oder auch Rabenschnabel der Hellebarde (hinter dem Beil) konnte genutzt werden, um Gegnern den Helm und/oder den Schädel einzuschlagen, und wirkte wegen der enormen Hebelwirkung panzerbrechend.
Auswahl verschiedener hellebardenartiger Stangenwaffen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nicht zu den hellebardenartigen zu rechnen sind Blankwaffen mit kurzem Schaft, wie Äxte, Streitkolben oder Morgensterne.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- H. W. Koch: Illustrierte Geschichte der Kriegszüge im Mittelalter. Weltbild-Verlag-Bechtermünz, Augsburg 1998, ISBN 3-8289-0321-5, S. 61, 73, 130, 166, 190–191.
- Karl-Heinz Ludwig, Volker Schmidtchen: Propyläen Technikgeschichte. Bd. 2: Metalle und Macht. 1000 bis 1600. Propyläen, Berlin 1992, ISBN 3-549-05227-8.
- R. Ewart Oakeshott: A Knight and his Weapons. Lutterworth Press, London 1964 (2nd edition. Dufour Editions, Chester Springs PA 1997, ISBN 0-8023-1299-3).
- Volker Schmidtchen: Kriegswesen im späten Mittelalter. Technik, Taktik, Theorie. VCH – Acta humaniora, Weinheim 1990, ISBN 3-527-17580-6 (Zugleich: Bochum, Univ., Habil.-Schr., 1984).
- Gerhard Seifert: Die Helmbarte. In: Pallasch. Zeitschrift für Militärgeschichte. Bd. 8 (2004), Heft 18, S. 189–194.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Adrian Baschung: Aufstieg einer Allzweckwaffe Im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 14. November 2022
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Matthias Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Leipzig 1872–1878, helmbarte, halm, barte. helmbarte, helmparte, Nebenformen hellen barte, heln barte, helle barte, hel barte, hel bart, hallen barte nicht mit [W. Müller 1854] [W. Wackernagel 1861] u. [F. L. K. Weigand 1857–1871] hëlm barte »helm zerhauende barte, axt« sondern »barte mit, an einem helm (s. halme), stielbarte«. vgl. halmackes, stilax.
- ↑ Vgl. Hellebarte im Deutschen Wörterbuch mit weiteren Varianten.
- ↑ Berthold Seewald: Schlacht am Morgarten: Schweizer Wunderwaffe vernichtete ganze Ritterheere. In: Die Welt. 14. November 2015 (welt.de [abgerufen am 11. Dezember 2020]).
- ↑ talhoffer: Joachim Meyer’s Halberd: Kreutzhauw von unden – Full Cross Strike from below. In: Hans Talhoffer. 20. März 2012, abgerufen am 11. Dezember 2020 (englisch).
- ↑ Martin Betz: Die Frauen des Bauernkriegs. Dokumentarfilm. pre tv/Yellow Table Media, im Auftrag von MDR, SWR, arte und ORF, Deutschland/Österreich 2025 (online verfügbar, 90 Minuten)
- ↑ Wendelin Boeheim: Handbuch der Waffenkunde: das Waffenwesen in seiner historischen Entwickelung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. E.A. Seemann, Leipzig 1890, S. 332–333 (archive.org [abgerufen am 21. Dezember 2021]).