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„Aeneas“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt die mythologische Figur. Für den nach ihr benannten Asteroiden siehe [[Aeneas (Asteroid)]].}}
[[Datei:Iapyx removing arrowhead from Aeneas.jpg|mini|Iapyx entfernt Pfeil aus dem Bein des Aeneas. Antikes [[Fresko]] aus [[Pompeji]] ([[Casa di Sirico]]).]]
[[Bild:Giovanni_Battista_Tiepolo_038.jpg|thumb|right|160px|<small>Aenaeas präsentiert Dido seinen Sohn Ascanius (Vicenca 1757)</small>]]'''Aeneas''' ([[latein]]isch; [[Griechische Sprache|griechisch]] Αινείας, '''''Aineias'''''; deutsch auch '''Äneas''') ist eine bedeutende Figur in der [[Griechische Mythologie|griechisch]]/[[Römische Mythologie|römischen Mythologie]] und [[Römisches Reich|Frühgeschichte]]. Er entstammt einer Nebenlinie des [[Trojaner|trojanischen]] Herrschergeschlechtes, Sohn des [[Anchises]] mit der Göttin [[Aphrodite]] (röm. ''[[Venus (Mythologie)|Venus]]'') und Vetter des [[Priamos]].
[[Datei:Aineias Ankhises Louvre F118.jpg|miniatur|Aeneas trägt Anchises, [[Schwarzfigurige Vasenmalerei|schwarzfigurig]] bemalter Weinkrug, ca. 520–510 v.&nbsp;Chr., Paris, [[Louvre]] Inv. F 118]]

'''Aeneas''' ({{grcS|Αἰνείας|Aineías}}, [[Latinisierung|latinisiert]] ''Aeneas;'' deutsch auch ''Äneas'') ist eine Person sowohl der [[Griechische Mythologie|griechischen]] als auch der [[Römische Mythologie|römischen Mythologie]]. Er entstammt einer Nebenlinie des [[troja]]nischen Herrschergeschlechtes und ist Sohn des [[Anchises]] und der Göttin [[Aphrodite]] (röm. ''[[Venus (Mythologie)|Venus]]''). Aeneas gilt als Stammvater der Römer.


== Aeneas bei Homer ==
== Aeneas bei Homer ==
In [[Homer]]s [[Ilias]] ist Aeneas ein trojanischer Prinz aus einer Nebenlinie des Herrscherhauses und Anführer der [[Dardaner]] (Alliierte der Trojaner). Nach [[Hektor]] gilt er als der tapferste der Trojaner. Während des [[Trojanischer Krieg|Trojanischen Krieges]] wurde Aeneas von [[Diomedes]] verwundet und wäre fast gestorben, nachdem er in Ohnmacht gefallen war, wenn seine Mutter nicht zu seiner Rettung gekommen wäre. Aphrodite (Venus) selbst wurde von Diomedes bei dieser Gelegenheit verwundet, aber [[Apollon]] übernahm den Schutz des verletzten Aeneas und entfernte ihn von der Schlacht zur Zitadelle des Pergamus, wo sein Tempel stand. Im Heiligtum heilten [[Leto]] und [[Artemis]] Aeneas und machten ihn sogar stärker.
In [[Homer]]s [[Ilias]] ist Aeneas ein trojanischer Prinz aus einer Nebenlinie des Herrscherhauses und Anführer der [[Dardaner (Ilias)|Dardaner]] (Alliierte der Trojaner). Er gilt als der Tapferste der Trojaner nach [[Hektor]]. Während des [[Trojanischer Krieg|Trojanischen Krieges]] wird er im Kampf mit [[Diomedes]] schwer verwundet; er wäre gestorben, hätte ihn seine Mutter Aphrodite nicht davongetragen, wobei die Göttin vom wütenden Diomedes am Handgelenk verwundet wurde. [[Apollon]] hüllte die beiden in einen Schutznebel und versetzte den verletzten Aeneas aus der Schlacht zur Zitadelle des [[Pergamon]], in seinen dort gelegenen Tempel. Im Heiligtum heilten ihn [[Leto (Mythologie)|Leto]] und [[Artemis]] und machten ihn stärker als vorher.


== Aeneas-Sage ==
== Aeneas-Mythos ==
[[Datei:Giovanni Battista Tiepolo 038.jpg|miniatur|Aeneas präsentiert Dido seinen Sohn [[Ascanius|Askanios]] ([[Villa Valmarana ai Nani|Villa Valmarana]], [[Vicenza]] 1757) [[Giovanni Battista Tiepolo]]]]
[[Bild:BarocciAeneas.jpg|thumb|320px|Aeneas flieht aus Troja <small>([[Federico Barocci]] 1598)</small>]]
[[Datei:Aeneas' Flight from Troy by Federico Barocci.jpg|mini|Aeneas flieht aus Troja ([[Federico Barocci]] 1598)]]
In mythologischen Erzählungen nach Homer wird von der Rettung des Aeneas aus dem untergehenden Troja und seiner Reise nach Westen berichtet.
Zusammen mit seinem Vater Anchises, den er auf seinen Schultern trägt, und seinem Sohn [[Iulus]] (griech. ''Askanios'') kann er aus dem brennenden [[Troja]] entkommen. Auch das [[Palladion]] kann er mitnehmen, aber seine Frau [[Kreusa]] verliert er. Bei der Flucht aus Troja schart Aeneas eine Gruppe entkommener Trojaner um sich.


In mythologischen Erzählungen nach Homer wird von der Rettung des Aeneas aus dem untergehenden Troja und seiner Reise nach Westen berichtet. Zusammen mit seinem Vater Anchises, den er auf seinen Schultern trägt, und seinem Sohn [[Ascanius|Askanios]] ([[Latinisierung|latinisiert]] ''Ascanius''), auch ''Iulus'' genannt, kann er aus dem brennenden [[Troja]] entkommen. Auch das [[Palladion]] kann er mitnehmen, aber seine Frau [[Krëusa (Troja)|Krëusa]] verliert er. Bei der Flucht aus Troja schart Aeneas eine Gruppe entkommener Trojaner um sich. Die Fahrten des Aeneas von Troja führten der Sage nach schließlich zur Gründung der Stadt [[Alba Longa]], aus der eines Tages [[Rom]] hervorgehen sollte.
Die Reise des Aeneas von Troja wird vom römischem Dichter [[Vergil]] in der [[Aeneis]] erzählt, der ausführlichsten Darstellung der Aeneas-Sage, die schließlich zur Gründung der Stadt führte, aus der eines Tages Rom hervorgehen sollte.


So erzählt Vergil, dass die Trojaner (Dardaner) zuerst eine Fahrt auf schnellen Schiffen nach [[Samothrake]] machen, aber, durch ein schauderhaftes Vorzeichen von diesem Ort abgeschreckt, nach anderen Ländern und anderen Inseln streben. Von der Göttin [[Juno (Mythologie)|Juno]] verfolgt, legen sie eine lange Irrfahrt zurück, unter anderem auch nach Nordafrika mit dem Besuch des neu gegründeten [[Karthago]], wo Aeneas [[Dido (Antike)|Dido]] kennen lernt, die sich in ihn verliebt.
Die Aeneas-Sage findet ihre ausführlichste Darstellung in der ''[[Aeneis]]'' des römischen Dichters [[Vergil]]. Darin wird erzählt, wie die Trojaner (Dardaner) zuerst eine Fahrt auf schnellen Schiffen nach [[Samothrake]] unternehmen, aber durch ein schauderhaftes Vorzeichen von diesem Ort abgeschreckt nach anderen Ländern und Inseln streben. Von der Göttin [[Juno (Mythologie)|Juno]] verfolgt, legen sie eine lange Irrfahrt zurück, unter anderem auch nach Nordafrika, und besuchen dort das neu gegründete [[Karthago]], wo Aeneas dessen Königin [[Dido (Mythologie)|Dido]] kennenlernt, die sich in ihn verliebt und nach der Trennung von ihm [[Suizid]] begeht.


Schließlich befiehlt ihnen [[Apollon]] durch ein Orakel, die „alte Mutter“ aufzusuchen, die sich als [[Italien]] herausstellt. Im sechsten Buch der ''Aneis'' schildert Vergil, wie Aeneas in den [[Hades]] reist (dort trifft er auch Dido wieder, die ihn nicht wiedererkennt) und dank eines magischen [[Mistel]]zweiges wieder in die Welt der Lebenden zurückkehren kann.
Schließlich befiehlt ihnen [[Apollon]] durch ein Orakel, die „alte Mutter“ aufzusuchen, die sich als das personifizierte [[Italien]] herausstellt. Im sechsten Buch der ''Aeneis'' schildert Vergil, wie Aeneas in den [[Unterwelt der griechischen Mythologie|Hades]] reist, um sich von seinem Vater Anchises die Herrschaft seines Geschlechts in Italien bis zu Augustus’ römischem Weltreich weissagen zu lassen. Dort trifft er auch Dido wieder, die sich auf seine Ansprache hin schweigend abwendet, und dank eines magischen [[Misteln|Mistelzweiges]] kann er wieder in die Welt der Lebenden zurückkehren.


Von [[Latinus]], dem König von [[Latium]], wird Aeneas freundlich aufgenommen und wirbt um dessen Tochter [[Lavinia]]. Nachdem er sich im Zweikampf gegenüber seinem Nebenbuhler und bisherigen Bräutigam der Lavinia, [[Turnus (Mythologie)|Turnus]], durchsetzt, heiratet er sie und gründet zu ihren Ehren die Stadt [[Lavinium]]. Sie schenkt ihm einen weiteren Sohn [[Silvius]]. <br /> Später noch nimmt er die jüngere Schwester Didos (Anna Perenna) auf, die dann aber Selbstmord begeht, als sie die Eifersucht Lavinias erkennt.
Von [[Latinus (König der Aboriginer)|Latinus]], dem König von [[Latium]], wird Aeneas freundlich aufgenommen und wirbt um dessen Tochter [[Lavinia (römische Mythologie)|Lavinia]]. Nachdem er sich im Zweikampf gegen seinen Nebenbuhler und bisherigen Bräutigam der Lavinia, [[Turnus (Mythologie)|Turnus]], durchgesetzt hat, heiratet er sie und gründet zu ihren Ehren die Stadt [[Lavinium]]. Sie schenkt ihm einen weiteren Sohn: [[Silvius (Sohn des Aeneas)|Silvius]]. Später nimmt er die jüngere Schwester Didos, [[Anna (Schwester der Dido)|Anna]], auf, die sich aber das Leben nimmt, als sie die Eifersucht Lavinias erkennt.


In einer Schlacht soll Aeneas in den Himmel verschwunden sein und wurde zum Gott ([[Indiges]]) erklärt.
In einem Kampf soll Aeneas (wie [[Herakles]]) in den Himmel ([[Olymp]]) versetzt worden sein. Schließlich wurde er zum Gott ''([[Iupiter Indiges]])'' erklärt.


Später gründet sein Sohn Iulus die „Mutterstadt“ Roms [[Alba Longa]]. Auf ihn und die mythologische Abstammung von der Liebes-Göttin berufen sich auch die [[Julier]], bis hin zu [[Julius Caesar|Gaius Iulius Caesar]] und seinem Adoptivsohn [[Augustus|Octavian]].
Später gründet Aeneas’ Sohn Iulus der Sage zufolge [[Alba Longa]], die „Mutterstadt“ Roms. Auf ihn und die mythologische Abstammung von der Liebesgöttin berufen sich die [[Julier]], vor allem unter [[Gaius Iulius Caesar]] und seinem Adoptivsohn [[Augustus|Octavian]]. Silvius ist in der Darstellung Vergils<ref>Vergil, ''Aeneis'' 6,763</ref> Nachfolger seines Bruders in Alba. Alle Könige von Alba, die auf Silvius folgten, trugen dessen Namen als [[Cognomen]] (zum Beispiel [[Numitor|Numitor Silvius]]). Aus Ascanius’ oder Silvius’ Geschlecht – über Aeneas Silvius, der auch Silvius selbst sein könnte, und Latinus Silvius – stammten die Zwillingsbrüder [[Romulus und Remus]], die Gründer Roms. Durch sie galt Aeneas als Ahnherr des römischen Volkes.


Die eigene Abstammung von Rom – und damit auch Troja – herleiten zu können, war bereits in der Antike, aber auch während des gesamten Mittelalters populär. So wurde etwa [[Brutus von Britannien]], der Gründerkönig Britanniens, als Sohn des Silvius angesehen.
== antike Quellen ==

* [[Homer]], ''[[Ilias]]'' II, 819-21; V, 217-575; XIII, 455-544; XX, 75-352;
== Stammbaum des Aeneas ==
* [[Apollodor von Athen (Schriftsteller)|Apollodorus]], ''[[Bibliotheke]]'' III, xii, 2;
{{Stammbaum Aeneas}}
* Apollodorus, ''[[Epitome]]'' III, 32-IV, 2; V, 21;
Zugrunde gelegt ist die Liste der Könige von Alba Longa bei [[Titus Livius]].<ref>Titus Livius, ''[[Ab urbe condita (Livius)|Ab urbe condita]]'' 1,3–6</ref> (Allerdings ist bei Livius Silvius, der Vater des Aeneas Silvius, der Sohn von Ascanius.)
* [[Vergil]], ''[[Aeneis]];''

* [[Ovid]], ''[[Metamorphosen (Ovid)|Metamorphoses]]'' XIV, 581-608;
== Antike Quellen ==
* Ovid, ''[[Heroides]],'' VII.
* [[Homer]], ''[[Ilias]]'' 2,819–21; 5,217–575; 13,455–544; 20,75–352
* ''[[Bibliotheke des Apollodor]]'' 3,12,2, Epitome 3,32-4,2; 5,21
* [[Vergil]], ''[[Aeneis]]''
* [[Ovid]], ''[[Metamorphosen (Ovid)|Metamorphoses]]'' 14,581–608
* Ovid, ''[[Heroides]]'' VII

== Literatur ==
* {{Roscher|1,1|157|191|Aineias|[[Emil Wörner]]|}}
* [[Nicholas Horsfall]]: ''Some problems in the Aeneas-legend.'' In: ''[[The Classical Quarterly]].'' Band 29, Nummer 2, 1979, S. 372–390.
* {{DNP|Suppl. 5|216|229|Dido und Aineias|[[Philipp Theisohn]]}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Category:Aeneas|Aeneas}}
{{Commonscat|Aeneas|Aeneas}}
* {{PND|11850083X}}
* {{Mythoskop|ID=w1357}}
* [http://iconographic.warburg.sas.ac.uk/vpc/VPC_search/subcats.php?cat_1=8&cat_2=15&cat_3=626&cat_4=970 Warburg Institute Iconographic Database] – umfangreiche Bilddatenbank zu Darstellungen des Aeneas beim [[Warburg Institute]]
* http://www.mythologica.de/aeneas.htm

== Einzelnachweise ==
<references />


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Aktuelle Version vom 20. Dezember 2024, 08:47 Uhr

Iapyx entfernt Pfeil aus dem Bein des Aeneas. Antikes Fresko aus Pompeji (Casa di Sirico).
Aeneas trägt Anchises, schwarzfigurig bemalter Weinkrug, ca. 520–510 v. Chr., Paris, Louvre Inv. F 118

Aeneas (altgriechisch Αἰνείας Aineías, latinisiert Aeneas; deutsch auch Äneas) ist eine Person sowohl der griechischen als auch der römischen Mythologie. Er entstammt einer Nebenlinie des trojanischen Herrschergeschlechtes und ist Sohn des Anchises und der Göttin Aphrodite (röm. Venus). Aeneas gilt als Stammvater der Römer.

Aeneas bei Homer

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In Homers Ilias ist Aeneas ein trojanischer Prinz aus einer Nebenlinie des Herrscherhauses und Anführer der Dardaner (Alliierte der Trojaner). Er gilt als der Tapferste der Trojaner nach Hektor. Während des Trojanischen Krieges wird er im Kampf mit Diomedes schwer verwundet; er wäre gestorben, hätte ihn seine Mutter Aphrodite nicht davongetragen, wobei die Göttin vom wütenden Diomedes am Handgelenk verwundet wurde. Apollon hüllte die beiden in einen Schutznebel und versetzte den verletzten Aeneas aus der Schlacht zur Zitadelle des Pergamon, in seinen dort gelegenen Tempel. Im Heiligtum heilten ihn Leto und Artemis und machten ihn stärker als vorher.

Aeneas präsentiert Dido seinen Sohn Askanios (Villa Valmarana, Vicenza 1757) Giovanni Battista Tiepolo
Aeneas flieht aus Troja (Federico Barocci 1598)

In mythologischen Erzählungen nach Homer wird von der Rettung des Aeneas aus dem untergehenden Troja und seiner Reise nach Westen berichtet. Zusammen mit seinem Vater Anchises, den er auf seinen Schultern trägt, und seinem Sohn Askanios (latinisiert Ascanius), auch Iulus genannt, kann er aus dem brennenden Troja entkommen. Auch das Palladion kann er mitnehmen, aber seine Frau Krëusa verliert er. Bei der Flucht aus Troja schart Aeneas eine Gruppe entkommener Trojaner um sich. Die Fahrten des Aeneas von Troja führten der Sage nach schließlich zur Gründung der Stadt Alba Longa, aus der eines Tages Rom hervorgehen sollte.

Die Aeneas-Sage findet ihre ausführlichste Darstellung in der Aeneis des römischen Dichters Vergil. Darin wird erzählt, wie die Trojaner (Dardaner) zuerst eine Fahrt auf schnellen Schiffen nach Samothrake unternehmen, aber – durch ein schauderhaftes Vorzeichen von diesem Ort abgeschreckt – nach anderen Ländern und Inseln streben. Von der Göttin Juno verfolgt, legen sie eine lange Irrfahrt zurück, unter anderem auch nach Nordafrika, und besuchen dort das neu gegründete Karthago, wo Aeneas dessen Königin Dido kennenlernt, die sich in ihn verliebt und nach der Trennung von ihm Suizid begeht.

Schließlich befiehlt ihnen Apollon durch ein Orakel, die „alte Mutter“ aufzusuchen, die sich als das personifizierte Italien herausstellt. Im sechsten Buch der Aeneis schildert Vergil, wie Aeneas in den Hades reist, um sich von seinem Vater Anchises die Herrschaft seines Geschlechts in Italien bis zu Augustus’ römischem Weltreich weissagen zu lassen. Dort trifft er auch Dido wieder, die sich auf seine Ansprache hin schweigend abwendet, und dank eines magischen Mistelzweiges kann er wieder in die Welt der Lebenden zurückkehren.

Von Latinus, dem König von Latium, wird Aeneas freundlich aufgenommen und wirbt um dessen Tochter Lavinia. Nachdem er sich im Zweikampf gegen seinen Nebenbuhler und bisherigen Bräutigam der Lavinia, Turnus, durchgesetzt hat, heiratet er sie und gründet zu ihren Ehren die Stadt Lavinium. Sie schenkt ihm einen weiteren Sohn: Silvius. Später nimmt er die jüngere Schwester Didos, Anna, auf, die sich aber das Leben nimmt, als sie die Eifersucht Lavinias erkennt.

In einem Kampf soll Aeneas (wie Herakles) in den Himmel (Olymp) versetzt worden sein. Schließlich wurde er zum Gott (Iupiter Indiges) erklärt.

Später gründet Aeneas’ Sohn Iulus der Sage zufolge Alba Longa, die „Mutterstadt“ Roms. Auf ihn und die mythologische Abstammung von der Liebesgöttin berufen sich die Julier, vor allem unter Gaius Iulius Caesar und seinem Adoptivsohn Octavian. Silvius ist in der Darstellung Vergils[1] Nachfolger seines Bruders in Alba. Alle Könige von Alba, die auf Silvius folgten, trugen dessen Namen als Cognomen (zum Beispiel Numitor Silvius). Aus Ascanius’ oder Silvius’ Geschlecht – über Aeneas Silvius, der auch Silvius selbst sein könnte, und Latinus Silvius – stammten die Zwillingsbrüder Romulus und Remus, die Gründer Roms. Durch sie galt Aeneas als Ahnherr des römischen Volkes.

Die eigene Abstammung von Rom – und damit auch Troja – herleiten zu können, war bereits in der Antike, aber auch während des gesamten Mittelalters populär. So wurde etwa Brutus von Britannien, der Gründerkönig Britanniens, als Sohn des Silvius angesehen.

Stammbaum des Aeneas

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Anchises
 
Aphrodite/Venus
 
Latinus
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Krëusa
 
Aeneas
 
 
Lavinia
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ascanius/Iulus
 
Silvius
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Silvius
 
Aeneas Silvius
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Brutus von Britannien
 
Latinus Silvius
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Alba
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Atys
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Capys
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Capetus
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Tiberinus Silvius
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Agrippa
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Romulus Silvius
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Aventinus
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Proca
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Numitor
 
Amulius
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Rhea Silvia
 
Mars
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hersilia
 
Romulus
 
Remus
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Könige von Rom
 
 
 
 
 
 

Zugrunde gelegt ist die Liste der Könige von Alba Longa bei Titus Livius.[2] (Allerdings ist bei Livius Silvius, der Vater des Aeneas Silvius, der Sohn von Ascanius.)

Commons: Aeneas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Vergil, Aeneis 6,763
  2. Titus Livius, Ab urbe condita 1,3–6