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„Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen“ – Versionsunterschied

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Die '''DGFF (Lipid-Liga)''', vollständig ''Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V.'' ist ein im Jahr [[1988]] gegründeter eingetragener gemeinnütziger [[Verein]].
Die '''Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen''' DGFF (Lipid-Liga) e.V. ist ein 1988 gegründeter eingetragener gemeinnütziger [[Verein]]. Vorsitzender ist (Stand 2018) der Kardiologe [[Oliver Weingärtner]], Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Jena.


Die Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die deutsche Bevölkerung und Ärzteschaft über die möglichen Gefahren von sogenannten Fettstoffwechselstörungen aufzuklären, und sich dabei als unabhängiger Ansprechpartner in der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Ärzten verschiedener Fachrichtungen, Apothekern und ihrer Partner im Gesundheitswesen zu etablieren.
Die Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die deutsche Bevölkerung und Ärzteschaft über die möglichen Gefahren von sogenannten Fettstoffwechselstörungen aufzuklären, und sich dabei als unabhängiger Ansprechpartner in der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Ärzten verschiedener Fachrichtungen, Apothekern und ihrer Partner im Gesundheitswesen zu etablieren.


Unter einer Fettstoffwechselstörung werden hierbei vornehmlich [[Cholesterin|Blutcholesterin-Werte]] verstanden, die nicht den aktuell durch die DGFF (Lipid-Liga) oder durch andere Fachgesellschaften vorgegebenen [[Cholesterin#Zielwerte und Richtlinien|Zielwerten]] entsprechen. Diese Zielwerte werden von einem großen Teil der Bevölkerung überschritten. Von der DGFF (Lipid-Liga) wird deren Überschreitung aufgrund der wissenschaftlichen Quellenlage als therapiebedürftig eingeschätzt.
Eine Fettstoffwechselstörung zeigt sich durch erhöhte LDL-Cholesterin-, Lipoprotein(a)- und Triglyzeridwerte. Die Zielwerte der Europäischen Leitlinien sind zur Einordnung richtungsweisend<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Željko Reiner, Alberico L. Catapano, Guy De Backer, Ian Graham, Marja-Riitta Taskinen |Hrsg= |Titel=ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemiasThe Task Force for the management of dyslipidaemias of the European Society of Cardiology (ESC) and the European Atherosclerosis Society (EAS) |Sammelwerk=European Heart Journal |Band=32 |Nummer=14 |Ort= |Datum=2011-07-01 |ISBN= |ISSN=0195-668X |Seiten=1769–1818 |Sprache=en |Online=https://academic.oup.com/eurheartj/article/32/14/1769/528352 |Abruf=2018-05-15 |DOI=10.1093/eurheartj/ehr158}}</ref>. Diese Zielwerte werden von einem großen Teil der Bevölkerung überschritten. Von der DGFF (Lipid-Liga) wird deren dauerhafte Überschreitung aufgrund der wissenschaftlichen Quellenlage als therapiebedürftig eingeschätzt.


==Ziel==
== Ziel ==
Erklärtes Ziel der DGFF (Lipid-Liga) ist nach eigenen Angaben "die gesundheitliche Aufklärung durch Umsetzung und Vermittlung gesicherter Erkenntnisse auf dem Gebiet der Prävention, Diagnostik und Therapie von Fettstoffwechselstörungen sowie der Atherosklerose". Hierbei will die DGFF (Lipid-Liga) unabhängiger Ansprechpartner für alle betroffenen Gruppen sein.
Erklärtes Ziel der DGFF (Lipid-Liga) ist nach eigenen Angaben „die gesundheitliche Aufklärung durch Umsetzung und Vermittlung gesicherter Erkenntnisse auf dem Gebiet der Prävention, Diagnostik und Therapie von Fettstoffwechselstörungen sowie der Atherosklerose“. Hierbei will die DGFF (Lipid-Liga) unabhängiger Ansprechpartner für alle betroffenen Gruppen sein.


== Geschichte ==
Die Unabhängigkeit der DGFF (Lipid-Liga) wird von Kritikern angezweifelt, die in der DGFF (Lipid-Liga) eine [[Lobbyismus|Lobbyorganisation]] der Pharmaindustrie sehen. Kritiker bezweifeln auch den Anspruch der Vermittlung gesicherter Erkenntnisse. So gelte etwa die Behauptung der DGFF (Lipid-Liga) „''Für die KHK und den Herzinfarkt ist ein erhöhter [[Cholesterin]]spiegel der gefährlichste Risikofaktor''" auf der Grundlage aller zu dieser Fragestellung vorliegenden großen epidemologischen Studien seit Jahrzehnten als eindeutig widerlegt.
Die Gesellschaft wurde im Jahre 1988 gegründet. Sie orientiert sich in ihrer Zielsetzung an dem im Jahre 1985 in den [[USA]] gegründeten ''[[National Cholesterol Education Program]]'' (NCEP, Nationales Cholesterin-Erziehungsprogramm). Grundlage für das Wirken beider Organisationen ist die wissenschaftliche Erkenntnis, dass LDL-Cholesterin-, Lipoprotein(a)- und Triglyzeridwerte eine wesentliche Ursache für Arteriosklerose und Herzinfarkte darstellen (vgl. [[Cholesterin#Cholesterin und die koronare Herzkrankheit (KHK)|Cholesterin und KHK-Erkrankungen]])<ref>{{Literatur |Autor=W.P. Castelli |Hrsg= |Titel=Epidemiology of coronary heart disease: The Framingham study |Sammelwerk=The American Journal of Medicine |Band=76 |Nummer=2 |Ort= |Datum=1984-02 |ISBN= |ISSN=0002-9343 |Seiten=4–12 |Sprache=en |Online=http://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/0002934384909525 |Abruf=2018-05-15 |DOI=10.1016/0002-9343(84)90952-5}}</ref>. Dabei macht sie sich seit ihrer Gründung für eine gezielte und individuell abgestimmte Therapie stark. Lebensstilveränderungen mit einer fettmodifizierten Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Nichtrauchen sind in allen Fällen die Basistherapie. Bei besonders schweren Formen der Fettstoffwechselstörung sind zusätzliche Therapiemaßnahmen zu empfehlen. Bei den Zielwerten für die Fettstoffwechsel-Parameter orientiert sich die DGFF (Lipid-Liga) an der Leitlinie der European Society of Cardiology (ESC) und der European Atherosclerosis Society (EAS)<ref name=":0" />.


==Geschichte==
== Finanzierung ==
Finanziert wird die Arbeit der DGFF (Lipid-Liga) durch Mitgliedsbeiträge sowie über Sponsoren, bei denen es sich um Hersteller von Pharmaka und medizinisch-technischen Geräten handelt. Eine Einflussnahme der Sponsoren auf die Arbeit der Organisation schließt die Satzung der Gesellschaft aus.
Die Gesellschaft wurde im Jahre [[1988]] gegründet. Er orientiert sich in seiner Zielsetzung an dem im Jahre [[1985]] in den [[USA]] gegründeten ''[[National Cholesterol Education Program]]'' (NCEP, Nationales Cholesterin-Erziehungsprogramm). Grundlage für das Wirken beider Organisationen ist die von Kritikern immer wieder angezweifelte Hypothese, dass cholesterinhaltige Ernährung und hohe Blut-Cholesterinspiegel eine wesentliche Ursache für Arteriosklerose und Herzinfarkte darstellen (vgl. [[Cholesterin#Cholesterin und KHK-Erkrankungen|Cholesterin und KHK-Erkrankungen]]). Dabei macht sie sich seit ihrer Gründung insbesondere für die verstärkte Verordnung von cholesterinsenkenden Medikamenten stark. Bei der Festlegung der sogenannten Zielwerte für die Blutcholesterin-Parameter orientiert sich die DGFF (Lipid-Liga) in groben Zügen an den Vorgaben des NCEP.


== Öffentlichkeitsarbeit und Ärzte-Fortbildung ==
==Finanzierung==
=== Tag des Cholesterins ===
Finanziert wird die Arbeit der DGFF (Lipid-Liga) durch Mitgliedsbeiträge sowie über Sponsoren, bei denen es sich überwiegend um die Hersteller cholesterinsenkender Präparate handelt. Eine Einflussnahme der Sponsoren auf die Arbeit der Organisation schließt die Satzung der Gesellschaft aus.
Zu den öffentlichkeitswirksamsten Veranstaltungen der DGFF (Lipid-Liga) gehört der seit dem Jahr 2003 jährlich stattfindende „Tag des Cholesterins“, der im Verbund mit Arztpraxen, Kliniken und Apotheken durchgeführt wird. Während bei der ersten solchen Veranstaltung die Pharma-Firma [[Hexal AG|Hexal]] (Hersteller u. a. des Cholesterinsenkers ''SimvaHEXAL'') als Sponsor auftrat, gehören heute zahlreiche namhafte Hersteller von Arzneimitteln und Lipoproteinapherese-Technik zu den Sponsoren.


=== Elternratgeber und Kinder-Richtlinien ===
Die Vorstände und Funktionäre der Lipid-Liga sind darüberhinaus häufig persönlich in einem finanziellen Abhängigkeitsverhältnis von der Pharma-Industrie. So räumt etwa Lipid-Liga-Vorstand Winfried März ein, neben Fördermitteln auch sogenannte Beratungs- und Vortragshonorare sowie [[Option (Wirtschaft)|Aktienoptionen]] vom Pharmakonzern [[Pfizer]] erhalten zu haben.<ref name="4dstudy">C. Wanner er. al, Atorvastatin in Patients with Type 2 Diabetes Mellitus Undergoing Hemodialysis, N Engl J Med 2005;353(15):1640</ref> Pfizer vertreibt mit dem Cholesterinsenker Lipitor/Sortis das weltweit umsatzstärkste Medikament.
Die DGFF unterstützt eine bundesweite Selbsthilfeinitiative für Eltern, deren Kinder von familiär vererbten Fettstoffwechselstörungen (familiäre Hypercholesterinämie) betroffen sind. Darüber hinaus soll eine frühzeitige Diagnose unterstützt werden, um Atherosklerose-Erkrankungen bereits im Jugendalter vorzubeugen. Die Richtwerte für Kinder orientieren sich an der Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft für pädiatrische Stoffwechselstörungen in der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin e.V.<ref>{{Internetquelle |url=https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/027-068 |titel=S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie von Hyperlipidämien bei Kindern und Jugendlichen |datum=16. September 2022 |zugriff=2025-01-25}}</ref> Ist der Gesamtcholesterinwert des Kindes „zu hoch“ (oberhalb von 200 mg/dl) sollte der Arzt anhand einer Bestimmung von HDL-, LDL- und Triglycerid-Werten über die Notwendigkeit einer Therapie entscheiden.


Bestimmte Statine sind derzeit bei Kindern ab 8 bzw. 10 Jahren zugelassen. Einzelne wissenschaftliche Studien belegen nach Ansicht der Autoren für verschiedene Statine (Simvastatin, Pravastatin), dass auch bei Kindern der Cholesterinspiegel „sicher und effektiv gesenkt werden kann“. Der ehemalige Vorsitzende der Lipid-Liga (DGFF), Achim Weizel, setzte sich für eine Freigabe von Statinen für die Behandlung von Kindern mit [[Cholesterin#Familiäre Hypercholesterinämie|familiärer Hypercholesterinämie]] ein.
==Öffentlichkeitsarbeit und Ärzte-Fortbildung==
=== Tag des Cholesterins===
Zu den öffentlichkeitswirksamsten Veranstaltungen der DGFF (Lipid-Liga) gehört der seit dem Jahr [[2003]] jährlich stattfindende "Tag des Cholesterins", der im Verbund mit Apotheken und industriellen Partnern durchgeführt wird. Während bei der ersten solchen Veranstaltung lediglich in die Pharma-Firma [[Hexal]] (Hersteller u.a. des Cholesterinsenkers ''SimvaHEXAL'') als Sponsor auftrat, gehörten im Jahre [[2005]] bereits zahlreiche namhafte Hersteller von Cholesterinsenkungs-Präparaten und Labor-Messgeräten sowie die deutsche Niederlassung des internationalen Lebensmittel-Konzerns [[Unilever]] als Hersteller cholesterinsenkender, cholesterinreduzierter oder -freier Margarineprodukte zu den Sponsoren.


===Elternratgeber und Kinder-Richtlinien===
=== Pressearbeit und Publikationen ===
Darüber hinaus gibt die DGFF (Lipid-Liga) regelmäßig Presseerklärungen und Stellungnahmen heraus. In diesen werden Studien und aktuelle Veröffentlichungen zum Thema im Sinne der Cholesterin-KHK-Hypothese kommentiert, interpretiert und relativiert.
Die DGFF unterstützt eine bundesweite Selbsthilfeinitiative für Eltern, deren Kinder von sogenannten Fettstoffwechselstörungen betroffen sind. Darüberhinaus soll eine frühzeitige Diagnose unterstützt werden, um Atherosklerose-Erkrankungen bereits im Jugendalter vorzubeugen.


Die von der Gesellschaft herausgegebene Publikation ''Lipid-Report'' wurde 2012 eingestellt. Die DGFF (Lipid-Liga) gibt eine Reihe von Patientenratgebern zu den Themen „Fettstoffwechselstörungen“, „Erhöhte Triglyzeride“, „Lipoprotein(a)“ und „Lipoprotein-Apherese“ heraus.
Zu diesem Zweck wurden spezielle Richtwerte für Kinder herausgegeben, deren Nichteinhaltung von deren Eltern zunächst durch Ernährungsumstellung (u.a. Verzicht auf Butter, Eier und Vollmilch) und Ermunterung zu vermehrter sportlicher Betätigung korrigiert werden soll. Der von der DGFF (Lipid-Liga) festgelegte Kinder-Grenzwert zwischen "normal" und "kontrollbedürftig" (175mg/dl Gesamtcholesterin) entspricht dabei etwa dem Durchschnittswert der deutschen Kinder aus der Altersgruppe zwischen 6 und 10 Jahren.


=== Ärzte-Fortbildung ===
Ist der Gesamtcholesterinwert des Kindes "zu hoch" (oberhalb von 200mg/dl, was bei gut einem Viertel der Kinder dieser Altersgruppe der Fall ist), so bleibt es dem Arzt überlassen, anhand einer Bestimmung von HDL-, LDL- und Triglycerid-Werten zu entscheiden, ob eine "behandlungsbedürftige Fettstoffwechselstörung" vorliegt.
Zur Aufklärung der Ärzteschaft veranstaltet die DGFF (Lipid-Liga) regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen und Symposien, deren Organisation finanziell durch Sponsoren unterstützt wird. Auf Form und Inhalte nehmen die Sponsoren keinen Einfluss.


== Politische Arbeit ==
In einer Presseerklärung gab ein großer deutscher Pharma-Konzern im Jahr 2003 bekannt, die Erarbeitung dieser Richtlinie durch die DGFF (Lipid-Liga) sowie die Unterhaltung der Selbsthilfeinitiative mit einer Spende in Höhe von 10.000 Euro unterstützt zu haben. Der Konzern ist Anbieter eines Simvastatin-[[Generikum|Generikums]]. Statine sind derzeit bei Kindern und Jugendlichen noch nicht zugelassen. Einzelne wissenschaftliche Studien belegen jedoch nach Ansicht der Autoren für verschiedene Statine (Simvastatin, Pravastatin), dass auch bei Kindern der Cholesterinspiegel "sicher und effektiv gesenkt werden kann". Der Vorsitzende der Lipid-Liga (DGFF), Prof. Achim Weizel, setzt sich für eine Freigabe von Statinen für die Behandlung von Kindern mit [[Cholesterin#Familiäre Hypercholesterinämie|familiärer Hypercholesterinämie]] ein.
Über die an Öffentlichkeit und Ärzte gerichtete Aufklärungsarbeit hinaus betreibt die DGFF (Lipid-Liga) auch klassische politische [[Lobbyismus|Lobbyarbeit]] für die frühzeitige Erkennung und adäquate Behandlung von Fettstoffwechselstörungen.


Die finanzielle Unterstützung durch Hersteller der Pharmazie und medizintechnischen Geräten wird auf der Webseite der DGFF (Lipid-Liga) und in den Programmen von Symposien offengelegt.
===Pressearbeit und Publikationen===
Darüberhinaus gibt die DGFF (Lipid-Liga) regelmäßig Presseerklärungen und Stellungnahmen heraus. In diesen werden Studien und aktuelle Veröffentlichungen zum Thema im Sinne der Cholesterin-KHK-Hypothese kommentiert, interpretiert und relativiert.


== Siehe auch ==
Dabei zeigt sich eine deutliche Nähe zur Pharma-Industrie, die nicht immer offengelegt wird. Beispielsweise veröffentlichte die DGFF (Lipid-Liga) im Februar 2006 eine Metaanalyse, die eine Korrelation zwischen dem Ausmaß der LDL-Cholesterinsenkung und dem Rückgang von Mortalität und Herzinfarktrisiko belegen soll. Eine vergleichbare Untersuchung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) war zu dem gegenteiligen Ergebnis gelangt, woraufhin in Deutschland im Januar 2005 eine Festbetragsregelung für [[Statine]] eingeführt wurde. Diese wiederum hatte in Deutschland zu erheblichen Umsatzrückgängen beim relativ teuren Pfizer-Cholesteriunsenkungspräparats Sortis (Lipitor) geführt, das bei gleicher Dosis zu einer stärkeren Absenkung des LDL-Cholesterinspiegels führt als andere Statine, dessen zusätzlicher Patientennutzen jedoch umstritten ist. Auf der Web-Seite der Lipid-Liga erscheint die Metaanalyse im Abschnitt "Stellungnahme und Kommentare der Lipid-Liga (DGFF)", ohne dass auf der Webseite oder im Text der Studie ein industrieller Auftraggeber benannt wird. Tatsächlich wurde die Studie u.a. vom Pharmakonzern Pfizer beauftragt und finanziert <ref name="auftraggebermeta">Referenzliste des Statistik-Dienstleisters "bg stats" mit Pfizer als Auftraggeber für "Lipid-Liga-Stellungnahme": http://www.bgstats.com/deutsch/projekte.htm (abgerufen am 18. August 2008) </ref>; als Hauptautor firmiert der Inhaber eines kommerziellen Statistik-Dienstleisters, Co-Autor ist Lipid-Liga-Vorstand März.
* [[Cholesterin]]
* [[Statin#Reduktion vaskulärer Ereignisse durch Lipidsenkung|Risikoreduktion durch die Gabe von Statinen]]


== Weblinks ==
Weiterhin erscheint vier mal im Jahr die von der Gesellschaft herausgegebene Publikation ''Lipid-Report''. Zu dem von der DGFF (Lipid-Liga) verbreiteten Informationsmaterial gehört auch ein Informationsfilm, der von der Pharma-Firma [[Pfizer]] produziert wurde. Diese erzielt mit ihrem Cholesterinsenkungspräparat ''Lipitor/Sortis'', das in dem Film nicht erwähnt wird, einen jährlichen Umsatz von 10,8 Mrd. Dollar (2004).
* [http://www.lipid-liga.de/ Homepage der DGFF (Lipid-Liga)]

* {{Webarchiv | url=http://www.daserste.de/wwiewissen/thema_dyn~id,8p5kva4x6d8vv1ap~cm.asp | wayback=20060109063322 | text=Cholesterin: Mythos oder Gefahr?}} bei „W wie Wissen“ (ARD) mit Informationen zur Lipid-Liga
In einer Veranstaltung des ''Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte e.V.'' sprach der Ehrenvorsitzende der [[Kassenärztliche Vereinigung|Kassenärztlichen Vereinigung]] Hessens im Jahr 2004 von einer "Unterwanderung" von Organisationen wie der Lipid-Liga durch die Pharmakonzerne.
* [http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/cstuecke/72601/index.html ''Cholesterinwert: Panikmache der Krankheitserfinder?''] bei „nano“ (3sat) mit Informationen zur Lipid-Liga

* [http://www.taz.de/pt/2002/10/04/a0162.nf/text.ges,1 ''Und alles forscht wie geschmiert.''] In: ''[[Die tageszeitung|taz]].'' 4. Oktober 2002.
Die deutschsprachigen Werbematerialien zu den Cholesterinsenkungspräparaten der meisten Hersteller berufen sich i.d.R. auf die Empfehlungen der DGFF (Lipid-Liga). Auch der Verein ''Margarine-Institut für gesunde Ernährung e.V.'', nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss der deutschen [[Margarine]]-Industrie, stützt sich in seinem Anliegen auf ein Interview mit dem langjährigen Vorsitzenden der DGFF (Lipid-Liga).
* [http://www.lipid-liga.de/pdf/stellungnahme_gba-beschlussbegruendung_statine.pdf Stellungnahme der DGFF zu Cholesterinsenkern] ([[Cholesterin#Arzneimittel|Statine]]; PDF-Datei; 103&nbsp;kB)

* [https://www.escardio.org/static_file/Escardio/Guidelines/publications/DYSLIPguidelines-dyslipidemias-FT.pdf ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias] (PDF-Datei; 5,9 MB)
===Ärzte-Fortbildung===
* [http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/027-068.html S2k-Leitlinie Hyperlipidämien bei Kindern und Jugendlichen, Diagnostik und Therapie]
Zur Aufklärung der Ärzteschaft veranstaltet die DGFF (Lipid-Liga) in enger Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen, in denen für die verstärkte Verschreibung cholesterinsenkender Medikamente geworben wird. Darüberhinaus treten Vorstände der DGFF (Lipid-Liga) in dieser Funktion regelmäßig als Referenten auf Ärzte-Fortbildungsveranstaltungen der Pharmaindustrie auf.

==Politische Lobbyarbeit==
Über die an Öffentlichkeit und Ärzte gerichtete Aufklärungsarbeit hinaus betreibt die DGFF (Lipid-Liga) auch klassische politische [[Lobbyismus|Lobbyarbeit]] für die Pharmaindustrie. So tritt sie in Schreiben an Mitglieder des Gesundheitsausschusses des [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestags]] und in entsprechenden Stellungnahmen regelmäßig politischen Bestrebungen entgegen, die Erstattung der Kosten bestimmter Cholesterinsenkungs-Präparate durch die Krankenkassen auf spezielle Indikationen einzugrenzen oder die Höhe der erstatteten Kosten zu begrenzen.

==Siehe auch==
*[[Cholesterin]]
*[[Lobbyismus]]


== Quellen ==
== Quellen ==
<references />
<references />


{{SORTIERUNG:Deutsche Gesellschaft zur Bekampfung von Fettstoffwechselstorungen und ihren Folgeerkrankungen}}
==Weblinks==
[[Kategorie:Deutsche Organisation (Gesundheitswesen)]]
=== Hintergrund ===
[[Kategorie:Stoffwechselkrankheit|!]]
*[http://www.lipid-liga.de Homepage der DGFF (Lipid-Liga)]
[[Kategorie:Verein (Landkreis München)]]
*[http://www.daserste.de/wwiewissen/thema_dyn~id,8p5kva4x6d8vv1ap~cm.asp Cholesterin: Mythos oder Gefahr?"] bei "W wie Wissen" (ARD) mit Informationen zur Lipid-Liga
[[Kategorie:Planegg]]
*[http://www.wdr.de/tv/rundumgesund/sendungen_2005/20050307/cholesterin.pdf Cholesterin - Mythos oder Risiko?] bei "Rundum Gesund" (WDR Fernsehen) vom 7. März 2005 mit kritischen Anmerkungen zur Lipid-Liga
[[Kategorie:Vereinsgründung 1988]]
*[http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/cstuecke/72601/index.html Cholesterinwert: Panikmache der Krankheitserfinder?] bei "nano" (3sat) mit Informationen zur Lipid-Liga
*[http://www.taz.de/pt/2002/10/04/a0162.nf/text.ges,1 Und alles forscht wie geschmiert] [[Die tageszeitung|taz]] vom 4. Oktober 2002

=== Politische Lobbyarbeit ===
*[http://www.lipid-liga.de/pdf/stellungnahme_gba-beschlussbegruendung_statine.pdf Stellungnahme zu Cholesterinsenkern] ([[Cholesterin#Arzneimittel|Statine]])
*[http://www.bundestag.de/ausschuesse/archiv15/a13/a13a_anhoerungen/22_sitzung/cstellungnahmen/dt__gesellschaft_zur_bek__mpfung_von_fettstoffwechselst_.pdf Schreiben und Stellungnahme zu Cholesterinsenkern] ([[Cholesterin#Arzneimittel|Ezetimibe]])
*[http://www.bundestag.de/ausschuesse/archiv15/a13/a13a_anhoerungen/22_sitzung/cstellungnahmen/Dt__Gesellschaft_zur_Bek__mpfung_von_Fettstoffwechselst__rungen.pdf Schreiben und Stellungnahme zu Cholesterinsenkern] ([[Cholesterin#Arzneimittel|Fibrate]])

[[Kategorie:Gesundheitswesen]]
[[Kategorie: Deutsche Organisation]]

Aktuelle Version vom 6. Mai 2025, 13:53 Uhr

Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V. ist ein 1988 gegründeter eingetragener gemeinnütziger Verein. Vorsitzender ist (Stand 2018) der Kardiologe Oliver Weingärtner, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Jena.

Die Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die deutsche Bevölkerung und Ärzteschaft über die möglichen Gefahren von sogenannten Fettstoffwechselstörungen aufzuklären, und sich dabei als unabhängiger Ansprechpartner in der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Ärzten verschiedener Fachrichtungen, Apothekern und ihrer Partner im Gesundheitswesen zu etablieren.

Eine Fettstoffwechselstörung zeigt sich durch erhöhte LDL-Cholesterin-, Lipoprotein(a)- und Triglyzeridwerte. Die Zielwerte der Europäischen Leitlinien sind zur Einordnung richtungsweisend[1]. Diese Zielwerte werden von einem großen Teil der Bevölkerung überschritten. Von der DGFF (Lipid-Liga) wird deren dauerhafte Überschreitung aufgrund der wissenschaftlichen Quellenlage als therapiebedürftig eingeschätzt.

Erklärtes Ziel der DGFF (Lipid-Liga) ist nach eigenen Angaben „die gesundheitliche Aufklärung durch Umsetzung und Vermittlung gesicherter Erkenntnisse auf dem Gebiet der Prävention, Diagnostik und Therapie von Fettstoffwechselstörungen sowie der Atherosklerose“. Hierbei will die DGFF (Lipid-Liga) unabhängiger Ansprechpartner für alle betroffenen Gruppen sein.

Die Gesellschaft wurde im Jahre 1988 gegründet. Sie orientiert sich in ihrer Zielsetzung an dem im Jahre 1985 in den USA gegründeten National Cholesterol Education Program (NCEP, Nationales Cholesterin-Erziehungsprogramm). Grundlage für das Wirken beider Organisationen ist die wissenschaftliche Erkenntnis, dass LDL-Cholesterin-, Lipoprotein(a)- und Triglyzeridwerte eine wesentliche Ursache für Arteriosklerose und Herzinfarkte darstellen (vgl. Cholesterin und KHK-Erkrankungen)[2]. Dabei macht sie sich seit ihrer Gründung für eine gezielte und individuell abgestimmte Therapie stark. Lebensstilveränderungen mit einer fettmodifizierten Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Nichtrauchen sind in allen Fällen die Basistherapie. Bei besonders schweren Formen der Fettstoffwechselstörung sind zusätzliche Therapiemaßnahmen zu empfehlen. Bei den Zielwerten für die Fettstoffwechsel-Parameter orientiert sich die DGFF (Lipid-Liga) an der Leitlinie der European Society of Cardiology (ESC) und der European Atherosclerosis Society (EAS)[1].

Finanziert wird die Arbeit der DGFF (Lipid-Liga) durch Mitgliedsbeiträge sowie über Sponsoren, bei denen es sich um Hersteller von Pharmaka und medizinisch-technischen Geräten handelt. Eine Einflussnahme der Sponsoren auf die Arbeit der Organisation schließt die Satzung der Gesellschaft aus.

Öffentlichkeitsarbeit und Ärzte-Fortbildung

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Tag des Cholesterins

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Zu den öffentlichkeitswirksamsten Veranstaltungen der DGFF (Lipid-Liga) gehört der seit dem Jahr 2003 jährlich stattfindende „Tag des Cholesterins“, der im Verbund mit Arztpraxen, Kliniken und Apotheken durchgeführt wird. Während bei der ersten solchen Veranstaltung die Pharma-Firma Hexal (Hersteller u. a. des Cholesterinsenkers SimvaHEXAL) als Sponsor auftrat, gehören heute zahlreiche namhafte Hersteller von Arzneimitteln und Lipoproteinapherese-Technik zu den Sponsoren.

Elternratgeber und Kinder-Richtlinien

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Die DGFF unterstützt eine bundesweite Selbsthilfeinitiative für Eltern, deren Kinder von familiär vererbten Fettstoffwechselstörungen (familiäre Hypercholesterinämie) betroffen sind. Darüber hinaus soll eine frühzeitige Diagnose unterstützt werden, um Atherosklerose-Erkrankungen bereits im Jugendalter vorzubeugen. Die Richtwerte für Kinder orientieren sich an der Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft für pädiatrische Stoffwechselstörungen in der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin e.V.[3] Ist der Gesamtcholesterinwert des Kindes „zu hoch“ (oberhalb von 200 mg/dl) sollte der Arzt anhand einer Bestimmung von HDL-, LDL- und Triglycerid-Werten über die Notwendigkeit einer Therapie entscheiden.

Bestimmte Statine sind derzeit bei Kindern ab 8 bzw. 10 Jahren zugelassen. Einzelne wissenschaftliche Studien belegen nach Ansicht der Autoren für verschiedene Statine (Simvastatin, Pravastatin), dass auch bei Kindern der Cholesterinspiegel „sicher und effektiv gesenkt werden kann“. Der ehemalige Vorsitzende der Lipid-Liga (DGFF), Achim Weizel, setzte sich für eine Freigabe von Statinen für die Behandlung von Kindern mit familiärer Hypercholesterinämie ein.

Pressearbeit und Publikationen

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Darüber hinaus gibt die DGFF (Lipid-Liga) regelmäßig Presseerklärungen und Stellungnahmen heraus. In diesen werden Studien und aktuelle Veröffentlichungen zum Thema im Sinne der Cholesterin-KHK-Hypothese kommentiert, interpretiert und relativiert.

Die von der Gesellschaft herausgegebene Publikation Lipid-Report wurde 2012 eingestellt. Die DGFF (Lipid-Liga) gibt eine Reihe von Patientenratgebern zu den Themen „Fettstoffwechselstörungen“, „Erhöhte Triglyzeride“, „Lipoprotein(a)“ und „Lipoprotein-Apherese“ heraus.

Ärzte-Fortbildung

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Zur Aufklärung der Ärzteschaft veranstaltet die DGFF (Lipid-Liga) regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen und Symposien, deren Organisation finanziell durch Sponsoren unterstützt wird. Auf Form und Inhalte nehmen die Sponsoren keinen Einfluss.

Politische Arbeit

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Über die an Öffentlichkeit und Ärzte gerichtete Aufklärungsarbeit hinaus betreibt die DGFF (Lipid-Liga) auch klassische politische Lobbyarbeit für die frühzeitige Erkennung und adäquate Behandlung von Fettstoffwechselstörungen.

Die finanzielle Unterstützung durch Hersteller der Pharmazie und medizintechnischen Geräten wird auf der Webseite der DGFF (Lipid-Liga) und in den Programmen von Symposien offengelegt.

  1. a b Željko Reiner, Alberico L. Catapano, Guy De Backer, Ian Graham, Marja-Riitta Taskinen: ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemiasThe Task Force for the management of dyslipidaemias of the European Society of Cardiology (ESC) and the European Atherosclerosis Society (EAS). In: European Heart Journal. Band 32, Nr. 14, 1. Juli 2011, ISSN 0195-668X, S. 1769–1818, doi:10.1093/eurheartj/ehr158 (englisch, oup.com [abgerufen am 15. Mai 2018]).
  2. W.P. Castelli: Epidemiology of coronary heart disease: The Framingham study. In: The American Journal of Medicine. Band 76, Nr. 2, Februar 1984, ISSN 0002-9343, S. 4–12, doi:10.1016/0002-9343(84)90952-5 (englisch, elsevier.com [abgerufen am 15. Mai 2018]).
  3. S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie von Hyperlipidämien bei Kindern und Jugendlichen. 16. September 2022, abgerufen am 25. Januar 2025.