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„Physik“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|beschreibt die Naturwissenschaft; zum Werk von Aristoteles siehe [[Physik (Aristoteles)]], zum Musikalbum [[Physik (Album)]].}}
Die '''Physik''' ([[griechische Sprache|griechisch]] ''φυσική, physike'' „die Natürliche“) ist die [[Naturwissenschaft]], welche die grundlegenden Gesetze der [[Natur]], ihre elementaren Bausteine und deren [[Wechselwirkung]]en untersucht. Sie befasst sich sowohl mit den Eigenschaften und dem Verhalten von [[Materie]] und [[Feld_(Physik)|Feld]]ern in [[Raum_(Physik)|Raum]] und [[Zeit]] als auch mit der [[Struktur]] von Raum und Zeit selbst.


[[Datei:CollageFisica.jpg|hochkant=1.5|mini|Verschiedene Beispiele physikalischer Phänomene]]
Die Physik beschreibt die Natur quantitativ mittels naturwissenschaftlicher [[Modell]]e, sogenannter [[Theorie]]n, und ermöglicht damit insbesondere [[Vorhersage]]n über das Verhalten der betrachteten [[System]]e. Dazu verwendet die Physik die der [[Mathematik]].
Die '''Physik''' ([[bundesdeutsches Hochdeutsch]]: [{{IPA|fyˈziːk}}],<ref>[[Eva-Maria Krech]], [[Eberhard Stock]], [[Ursula Hirschfeld]], Lutz Christian Anders: ''Deutsches Aussprachewörterbuch.'' Berlin / New York: Walter de Gruyter, 2009; S.&nbsp;63 und 823.</ref> [[österreichisches Hochdeutsch]]: [{{IPA|fʏˈsɪk}}],<ref>''[[Österreichisches Wörterbuch]].'' Wien: Österreichischer Bundesverlag / Jugend & Volk, <sup>35</sup>1979; S.&nbsp;279.</ref> [[Schweizer Hochdeutsch]]: auch [{{IPA|fɪˈziːk}}]<ref>[[Hans Bickel (Linguist)|Hans Bickel]], [[Christoph Landolt]] (Hg.): ''Duden Schweizerhochdeutsch. Wörterbuch der Standardsprache in der deutschen Schweiz, herausgegeben vom [[Schweizerischer Verein für die deutsche Sprache|Schweizerischen Verein für die deutsche Sprache]].'' Mannheim/Zürich: Dudenverlag, 2012. S.&nbsp;87.</ref>) ist eine [[Naturwissenschaft]], die grundlegende [[Phänomen]]e der [[Natur]] untersucht. Um deren [[Eigenschaft]]en und Verhalten anhand von [[Quantität|quantitativen]] [[Modell]]en und Gesetzmäßigkeiten zu erklären, befasst sie sich insbesondere mit [[Materie (Physik)|Materie]] und [[Energie]] und deren [[Grundkräfte der Physik|Wechselwirkungen]] in [[Raum (Physik)|Raum]] und [[Zeit]].


Erklären bedeutet hier einordnen, vergleichen, allgemeineren Erscheinungen zuordnen oder aus allgemein gültigen [[Physikalisches Gesetz|Naturgesetzen]] folgern.<ref>[[Richard Feynman]] schrieb dazu: ''Die Neugier verlangt, dass wir fragen, dass wir … versuchen, die Vielfalt der Gesichtspunkte vielleicht als Ergebnis des Zusammenwirkens einer relativ geringen Anzahl elementarer Dinge und Kräfte zu verstehen … '' Richard P. Feynman u.&nbsp;a.: ''Feynman Vorlesungen über Physik''. Bd. 1, Teil 1, übersetzt von H. Köhler. Deutsch-engl. Ausgabe, Oldenbourg Verlag 1974, Seite 2–1.</ref> Dazu ist häufig die Bildung neuer geeigneter [[Begriff]]e nötig, teilweise auch solcher, die der unmittelbaren Anschauung nicht mehr zugänglich sind. Erklärungen in dem philosophischen Sinn, „warum“ die Natur sich so verhält, kann die Physik nicht leisten. Stattdessen setzt sie sich mit dem „wie“ auseinander. Zum Beispiel kann sie nicht erklären, warum Massen einander anziehen. Dieses Verhalten kann lediglich mit verschiedenen Modellen beschrieben werden. Newton tat dies, indem er annahm, dass zwischen Körpern eine Anziehungskraft herrscht. Eine ganz andere Vorstellung hatte Einstein, der die Gravitation damit erklärte, dass Materie die Raumzeit krümmt.
Im Zusammenhang mit der Physik wurde auch erstmals die Frage nach der [[Wissenschaftsethik|Ethik]] naturwissenschaftlicher [[Forschung]] aufgeworfen, ein [[Thema]], das auch in der [[Literatur]], etwa in dem Theaterstück ''[[Die Physiker]]'' von [[Friedrich Dürrenmatt]], aufgegriffen worden ist.


Die Arbeitsweise der Physik besteht in einem Zusammenwirken [[experiment]]eller Methoden und theoretischer [[Modell (Wissenschaft)#Physik|Modellbildung]]. Physikalische [[Theorie]]n bewähren sich in der Anwendung auf Systeme der Natur, indem sie Vorhersagen über spätere Zustände erlauben, wenn ein früherer Zustand bekannt ist. Erkenntnisfortschritte ergeben sich durch das Wechselspiel von Beobachtung oder Experiment mit der Theorie. Eine neue oder weiterentwickelte Theorie kann bekannte Ergebnisse besser oder überhaupt erstmals erklären und darüber hinaus neue Experimente und Beobachtungen anregen, deren Ergebnisse dann die Theorie bestätigen oder ihr widersprechen. Unerwartete Beobachtungs- oder Versuchsergebnisse geben Anlass zur Theorieentwicklung in verschiedener Gestalt, von schrittweiser Verbesserung bis hin zur völligen Aufgabe einer lange Zeit akzeptierten Theorie.
== Methodik der Physik ==

Der [[Prozess]] der [[Erkenntnis|Erkenntnisgewinnung]] in der Physik verläuft in enger Verzahnung von [[Experiment]] und [[Theorie]], besteht also aus empirischer Datengewinnung und -auswertung ''und'' gleichzeitig dem Erstellen theoretischer Modelle zu ihrer [[Erklärung]]. Dennoch haben sich im Verlauf des [[20. Jahrhundert]]s Spezialisierungen herausgebildet, die insbesondere die professionell betriebene Physik heute prägen. Demnach lassen sich grob ''[[Experimentalphysik]]'' und ''[[theoretische Physik]]'' voneinander unterscheiden.
Erkenntnisse und Modelle der Physik werden intensiv in der [[Chemie]], [[Geologie]], [[Biologie]], [[Medizin]] und den [[Ingenieurwissenschaften]] genutzt.

== Geschichte von Begriff und Disziplin der Physik ==
{{Hauptartikel|Geschichte der Physik}}

Die Disziplin der Physik in ihrer heutigen Gestalt hat ihre Ursprünge in der [[Philosophie]], die sich seit der [[Antike]] im weitesten Sinne mit den Gründen und Ursachen aller Dinge befasst. Von [[Aristoteles]] bis ins beginnende 19. Jahrhundert wurde die Physik als das Teilgebiet der Philosophie verstanden, das sich als ''Naturlehre, Naturgeschichte, Chemie'' oder ''angewandte Mathematik'' mit den Gegebenheiten der Natur beschäftigt.<ref name="Stichweh 1984">Rudolf Stichweh: ''Zur Entstehung des modernen Systems wissenschaftlicher Disziplinen – Physik in Deutschland 1740–1890'', Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1984</ref> Gegenüber den rein philosophischen Erklärungsversuchen der Naturvorgänge spielte die Art von Erkenntnis, die durch systematische und genaue Beobachtung, also [[Empirie|empirisch]] zu gewinnen ist, lange Zeit keine Rolle. Ab Mitte des 13. und im Laufe des 14. Jahrhunderts plädierten dann einige von den die Natur erforschenden Philosophen – wie etwa [[Roger Bacon]] – für ein größeres Gewicht der durch Beobachtung zu erlangenden Naturerkenntnis. Diese Tendenzen mündeten ab dem frühen 17. Jahrhundert, namentlich mit [[Galileo Galilei]] und [[Isaac Newton]], in die Entwicklung einer Methodologie der physikalischen Erkenntnis, die vorrangig an empirischen und sogar experimentellen Standards orientiert ist und diesen vor überkommenen philosophischen Grundsätzen im Zweifelsfall sogar den Vorrang einräumt. Dieser Ansatz wurde zunächst als „[[experimentelle Philosophie]]“ bezeichnet und führte beim Verständnis vieler unterschiedlicher Naturvorgänge rasch zu bedeutenden Erfolgen. Dennoch dauerte es noch bis ins 19. Jahrhundert, dass er sich endgültig in der Physik durchsetzen konnte und sie damit als eigenständige Disziplin in ihrem heutigen Sinn etablierte.

Hinsichtlich ihrer Methode, ihres Gegenstandsbereichs, ihrer wissenschaftssystematischen und institutionellen Verortung teilt sich die Physik im Wesentlichen in zwei große Gebiete auf. Die ''theoretische Physik'' beschäftigt sich vorwiegend mit formalen mathematischen Beschreibungen und den [[Physikalisches Gesetz|Naturgesetzen]]. Sie abstrahiert Vorgänge und Erscheinungen in der wirklichen Natur in Form eines Systems von [[Modell]]en, allgemeingültigen Theorien und Naturgesetzen sowie [[Induktion (Philosophie)|induktiv]] gewählten [[Hypothese]]n. Bei der Formulierung von Theorien und Gesetzen bedient sie sich vielfach der Methoden der [[Mathematik]] und der [[Logik]]. Ziel ist, das Verhalten eines [[System]]s theoretisch vorherzusagen, damit dies durch Vergleich mit den Vorgängen und Erscheinungen in der wirklichen Natur überprüft werden kann. Diese Überprüfung in Form reproduzierbarer [[Messung]]en an gezielt gestalteten physikalischen Experimenten oder durch [[Beobachtung]] natürlicher Phänomene ist das Gebiet der [[Experimentalphysik]]. Das Ergebnis der Überprüfung bestimmt über die Gültigkeit und Vorhersagekraft des Modells und der darin gewählten Begriffe, Hypothesen und Methoden.

Die Physik steht in enger Verbindung zu den [[Ingenieurwissenschaften]] und den anderen [[Naturwissenschaft]]en von der [[Astronomie]] und [[Chemie]] bis zur [[Biologie]] und den [[Geowissenschaften]]. Die Physik wird dabei häufig als grundlegende oder fundamentale Naturwissenschaft aufgefasst, die sich am stärksten mit den Grundprinzipien befasst, die die natürlichen Vorgänge bestimmen. Die Grenzziehung zu den anderen Naturwissenschaften hat sich historisch ergeben, wird jedoch insbesondere mit dem Aufkommen neuer Wissenschaftsdisziplinen immer schwieriger.

In der heutigen Physik ist vor allem die durch [[Atomphysik|Atom-]] und [[Molekülphysik]] und [[Quantenchemie]] markierte Grenze zur Chemie fließend. Zur Abgrenzung gegenüber der Biologie wurde die Physik oftmals als die Wissenschaft von der unbelebten im Gegensatz zur belebten Natur bezeichnet, womit jedoch eine Beschränkung impliziert wird, die so in der Physik nicht existiert. Die Ingenieurwissenschaften sind durch ihren engen Bezug zur praktischen technischen Anwendung von der Physik abgegrenzt, da in der Physik das Verständnis der grundlegenden Mechanismen im Vordergrund steht. Die Astronomie hat keine Möglichkeit, Laborexperimente durchzuführen, und ist daher allein auf Naturbeobachtung angewiesen, was hier zur Abgrenzung gegen die Physik herangezogen wird.

== Methodik ==
Der Erkenntnisgewinn in der Physik verläuft in enger Verzahnung von Experiment und Theorie, besteht also aus [[Empirie|empirischer]] Datengewinnung und -auswertung ''und'' gleichzeitig dem Erstellen theoretischer Modelle zu ihrer [[Erklärung]]. Dennoch haben sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts Spezialisierungen herausgebildet, die insbesondere die professionell betriebene Physik heute prägen. Demnach lassen sich grob Experimentalphysik und theoretische Physik voneinander unterscheiden.


=== Experimentalphysik ===
=== Experimentalphysik ===
[[Datei:Digital Multimeter Aka.jpg|mini|[[Multimeter]] für elektrische Messungen]]
Während manche Naturwissenschaften wie etwa die [[Astronomie]] und die [[Meteorologie]] sich methodisch weitgehend auf die [[Beobachtung]]en ihres Untersuchungsgegenstandes beschränken müssen, steht in der Physik das [[Experiment]] im Vordergrund. Dabei versucht die Experimentalphysik durch Entwurf, Aufbau, Durchführung und Auswertung von Experimenten Gesetzmäßigkeiten in der Natur aufzuspüren und mittels empirischer Modelle zu beschreiben. Sie versucht einerseits physikalisches Neuland zu betreten, andererseits überprüft sie von der theoretischen Physik gemachte Vorhersagen.
{{Hauptartikel|Experimentalphysik}}

Während manche Naturwissenschaften wie etwa die Astronomie und die [[Meteorologie]] sich methodisch weitgehend auf [[Beobachtung]]en ihres Untersuchungsgegenstandes beschränken müssen, steht in der Physik das Experiment im Vordergrund. Die Experimentalphysik versucht durch Entwurf, Aufbau, Durchführung und Auswertung von Experimenten Gesetzmäßigkeiten aufzuspüren und mittels empirischer Modelle zu beschreiben. Sie versucht einerseits physikalisches Neuland zu betreten, andererseits überprüft sie von der theoretischen Physik gemachte Vorhersagen.


Grundlage eines physikalischen Experimentes ist es, die Eigenschaften eines zuvor präparierten physikalischen Systems, zum Beispiel eines Teilchenbeschleunigers, einer Vakuumkammer mit Detektoren oder eines geworfenen Steins durch Messung in Zahlenform auszudrücken, etwa als Länge einer Teilchenspur, Impulshöhe eines elektrischen Spannungspulses oder als Aufprallgeschwindigkeit.
Grundlage eines physikalischen Experimentes ist es, die Eigenschaften eines zuvor präparierten physikalischen Systems, zum Beispiel eines geworfenen Steins, eines eingeschlossenen Gasvolumens oder eines Teilchens bei einem Stoßprozess durch [[Messung]] in Zahlenform auszudrücken, etwa als Aufprallgeschwindigkeit, als Druck oder als Länge der beobachtbaren Teilchenspuren im Detektor.


Konkreterweise werden entweder nur die zeitunabhängigen (''statischen'') Eigenschaften eines Objektes gemessen oder man untersucht die zeitliche Entwicklung (''Dynamik'') des Systems, etwa in dem man Anfangswerte und Endwerte einer Messgröße vor und nach dem Ablauf eines Vorgangs bestimmt oder alternativ kontinuierliche Zwischenwerte feststellt.
Konkret werden entweder nur die zeitunabhängigen (''statischen'') Eigenschaften eines Objektes gemessen oder es wird die zeitliche Entwicklung (''Dynamik'') des Systems untersucht, etwa indem Anfangs- und Endwerte einer [[Messgröße]] vor und nach dem Ablauf eines Vorgangs bestimmt werden oder indem kontinuierliche Zwischenwerte festgestellt werden.


=== Theoretische Physik ===
=== Theoretische Physik ===
[[Datei:Light-clock.svg|mini|Die [[Lichtuhr]], ein bekanntes [[Gedankenexperiment]]]]
Die Aufgabe der Theoretischen Physik wiederum besteht darin, die empirischen Modelle der Experimentalphysik mathematisch auf bekannte Grundlagentheorien zurückzuführen oder, falls dies nicht möglich ist, durch eine möglichst kleine Anzahl von Grundannahmen ([[Hypothese]]n) zu beschreiben. Sie leitet weiterhin aus bereits bekannten Modellen empirisch überprüfbare Voraussagen ab.


Die '''theoretische Physik''' sucht die [[Empirie|empirischen]] [[Modell]]e der Experimentalphysik mathematisch auf bekannte Grundlagentheorien zurückzuführen oder, falls dies nicht möglich ist, [[Hypothese]]n für eine neue Theorie zu entwickeln, die dann experimentell überprüft werden können. Sie leitet weiterhin aus bereits bekannten Theorien empirisch überprüfbare Voraussagen ab.
Bei der Entwicklung eines Modells wird grundsätzlich die Wirklichkeit idealisiert; man konzentriert sich zunächst nur auf ein vereinfachtes Bild, um dessen Aspekte zu überblicken und zu erforschen; nachdem das Modell für diese Bedingungen ausgereift ist, wird es weiter verallgemeinert.


Bei der Entwicklung eines Modells wird grundsätzlich die Wirklichkeit idealisiert; man konzentriert sich zunächst nur auf ein vereinfachtes Bild, um dessen Aspekte zu überblicken und zu erforschen. Nachdem das Modell für diese Bedingungen ausgereift ist, wird es weiter verfeinert.
Zur theoretischen Beschreibung eines physikalischen Systems benutzt man die Sprache der [[Mathematik]]. Seine Bestandteile werden dazu durch mathematische Objekte wie zum Beispiel [[Skalar (Physik)|Skalar]]e oder [[Vektor]]en repräsentiert, die in durch [[Gleichung]]en festgelegten Beziehungen zueinander stehen. Der Zweck des Modelles ist es, aus bekannten Größen unbekannte zu errechnen und damit zum Beispiel das Ergebnis einer experimentellen Messung vorherzusagen.


Zur theoretischen Beschreibung eines physikalischen Systems benutzt man die Sprache der Mathematik. Seine Bestandteile werden dazu durch mathematische Objekte wie zum Beispiel [[Skalar (Physik)|Skalare]] oder [[Vektor]]en repräsentiert, die in durch [[Gleichung]]en festgelegten Beziehungen zueinander stehen. Aus bekannten Größen werden unbekannte errechnet und damit zum Beispiel das Ergebnis einer experimentellen Messung vorhergesagt. Diese auf [[Quantität]]en konzentrierte Sichtweise unterscheidet die Physik maßgeblich von der Philosophie und hat zur Folge, dass nicht quantifizierbare Modelle, wie das [[Bewusstsein]], nicht als Teil der Physik betrachtet werden.
Phänomene der Welt, die sich nicht mathematisch beschreiben lassen, wie beispielsweise das menschliche [[Bewusstsein]], werden gemeinhin nicht als Gegenstand der Physik angesehen.


Das fundamentale Maß für die Qualität einer Theorie ist, wie in vielen Naturwissenschaften auch, die Übereinstimmung mit [[Reproduzierbarkeit|reproduzierbaren]] [[Experiment]]en. Durch den Vergleich mit dem Experiment lässt sich der Gültigkeitsbereich und die Genauigkeit einer Theorie ermitteln, allerdings lässt sie sich niemals „beweisen“. Um eine Theorie zu widerlegen, bzw. um die Grenzen ihres Gültigkeitsbereiches zu demonstrieren, genügt im Prinzip ein einziges Experiment, sofern es reproduzierbar ist.
Das fundamentale Maß für den Erfolg einer naturwissenschaftlichen Theorie ist die Übereinstimmung mit Beobachtungen und Experimenten. Durch den Vergleich mit dem Experiment lassen sich der Gültigkeitsbereich und die Genauigkeit einer Theorie ermitteln; allerdings lässt sie sich niemals „beweisen“, bestenfalls in immer mehr Fällen bestätigen. Um eine Theorie zu widerlegen oder die Grenzen ihres Gültigkeitsbereiches zu zeigen, genügt im Prinzip ein einziges Experiment mit unerklärbarem Ergebnis, sofern es sich als [[Reproduzierbarkeit|reproduzierbar]] erweist.


Experimentalphysik und theoretische Physik stehen also in steter Wechselbeziehung zueinander. Es kann allerdings vorkommen, dass Ergebnisse der einen Disziplin der anderen vorauseilen: So sind derzeit viele Voraussagen der [[Stringtheorie]] nicht experimentell überprüfbar; andererseits sind viele teilweise extrem genau gemessene Werte aus dem Gebiet der Teilchenphysik zum heutigen Zeitpunkt am Anfang des [[21. Jahrhundert]]s durch die zugehörige Theorie, die [[Quantenchromodynamik]], nicht berechenbar.
Experimentalphysik und theoretische Physik stehen also in steter Wechselbeziehung zueinander. Es kann allerdings vorkommen, dass Ergebnisse der einen Disziplin der anderen vorauseilen: So sind derzeit viele Voraussagen der [[Stringtheorie]] nicht experimentell überprüfbar; andererseits sind viele teilweise sehr genau gemessene Werte aus dem Gebiet der [[Teilchenphysik]] zum heutigen Zeitpunkt (2022) durch die zugehörige Theorie, die [[Quantenchromodynamik]], nicht berechenbar.


=== Weitere Aspekte ===
=== Mathematische Physik und Angewandte Physik ===
Zusätzlich zu dieser grundlegenden Teilung der Physik unterscheidet man manchmal noch zwei weitere Unterdisziplinen, die [[mathematische Physik|mathematische Physik]] und die [[angewandte Physik]]. Erstere wird gelegentlich als Teilgebiet der theoretischen Physik betrachtet, unterscheidet sich von dieser jedoch darin, dass ihr Studienobjekt nicht konkrete physikalische Phänomene sind, sondern die Ergebnisse der theoretischen Physik selbst. Sie abstrahiert damit von jedweder Anwendung und interessiert sich stattdessen für die ''mathematischen'' Eigenschaften eines Modells, insbesondere seine tiefer liegenden [[Symmetrie]]n und [[Invarianz (Physik)|Invarianzen]]. Auf diese Weise entwickelt sie Verallgemeinerungen und Varianten bereits bekannter Theorien, die dann wiederum als Arbeitsmaterial der theoretischen Physiker in der Modellierung empirischer Vorgänge Einsatz finden können.
Zusätzlich zu dieser grundlegenden Teilung der Physik unterscheidet man manchmal noch weitere methodische Unterdisziplinen, vor allem die [[mathematische Physik]] und die [[angewandte Physik]]. Auch die Arbeit mit Computersimulationen hat Züge eines eigenen Bereiches der Physik.


==== Mathematische Physik ====
Die angewandte Physik steht dagegen in (unscharfer) Abgrenzung zur Experimentalphysik, teilweise auch zur theoretischen Physik. Ihr wesentliches Kennzeichen ist, dass sie ein gegebenes physikalisches Phänomen nicht um seiner selbst willen erforscht, sondern um die aus der Untersuchung hervorgegangenen Erkenntnisse zur Lösung eines (in der Regel) nicht-physikalischen Problems einzusetzen. Ihre Anwendungen liegen z. B. auf dem Gebiet der [[Technik]] oder [[Elektronik]], in [[Medizin]], [[Chemie]] oder [[Astronomie]], aber auch in den [[Wirtschaftswissenschaften]], wo z. B. im [[Risikomanagement]] Methoden der theoretischen Festkörperphysik zum Einsatz kommen.
{{Hauptartikel|Mathematische Physik}}


Die mathematische Physik wird gelegentlich als Teilgebiet der theoretischen Physik betrachtet, unterscheidet sich von dieser jedoch darin, dass ihr Studienobjekt nicht konkrete physikalische Phänomene sind, sondern die Ergebnisse der theoretischen Physik selbst. Sie abstrahiert damit von jedweder Anwendung und interessiert sich stattdessen für die ''mathematischen'' Eigenschaften eines Modells, insbesondere seine tiefer liegenden [[Symmetrie (Physik)|Symmetrien]]. Auf diese Weise entwickelt sie Verallgemeinerungen und neue mathematische Formulierungen bereits bekannter Theorien, die dann wiederum als Arbeitsmaterial der theoretischen Physiker in der Modellierung empirischer Vorgänge Einsatz finden können.
=== Simulation/Computerphysik ===
Mit der fortschreitenden Entwicklung der Rechensysteme hat sich in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und beschleunigt seit etwa [[1990]] die [[Simulation|Computersimulation]] als neue Methodik innerhalb der Physik entwickelt. [[Computerphysik|Computerphysiker]] sind keine reinen Theoretiker, da sie durch ihre Simulationen Theorien zu testen versuchen, aber auch keine reinen Experimentatoren, da ihre Experimente ausschließlich in der Welt des [[Rechner]]s stattfinden. Die Bandbreite möglicher Simulationen deckt die komplette Spanne von der mathematischen Physik über Simulationen kosmologischer Modelle bis hin zur angewandten Physik ab. Naturgemäß hat dieser Bereich der Physik zahlreiche Anknüpfungspunkte an die [[Informatik]].


== Das Theoriengebäude der modernen Physik ==
==== Angewandte Physik ====
{{Hauptartikel|Angewandte Physik}}
Das Theoriengebäude der Physik ruht heute auf zwei Säulen, der [[Relativitätstheorie]] und der [[Quantenmechanik|Quantenphysik]]. Beide Theorien enthalten ihren Vorgänger, die [[Newtonsche Physik]], über das so genannte [[Korrespondenzprinzip]] als Grenzfall und haben daher einen größeren Gültigkeitsbereich als diese.


Die angewandte Physik steht in (unscharfer) Abgrenzung zur Experimentalphysik, teilweise auch zur theoretischen Physik. Ihr wesentliches Kennzeichen ist, dass sie ein gegebenes physikalisches Phänomen nicht um seiner selbst willen erforscht, sondern um die aus der Untersuchung hervorgegangenen Erkenntnisse zur Lösung eines (in der Regel) nicht-physikalischen Problems einzusetzen. Ihre Anwendungen liegen auf dem Gebiet der [[Technik]], aber auch zum Beispiel in den [[Wirtschaftswissenschaften]], wo im [[Risikomanagement]] Methoden der theoretischen Festkörperphysik zum Einsatz kommen. Auch gibt es die interdisziplinären Bereiche der [[Medizinische Physik|Medizinphysik]], [[Physikalische Chemie|physikalischen Chemie]], [[Astrophysik]] und [[Biophysik]].
=== Die Relativitätstheorie ===
Die von [[Albert Einstein]] begründete [[Relativitätstheorie]] führt ein völlig neues Verständnis der [[Phänomen]]e Raum und Zeit ein. Danach handelt es sich bei diesen nicht um universell gültige Ordnungsstrukturen, sondern räumliche und zeitliche Abstände werden von verschiedenen Beobachtern unterschiedlich beurteilt. Raum und Zeit verschmelzen zu einer vierdimensionalen [[Raumzeit]]. Die [[Gravitation]] wird auf eine [[Krümmung]] dieser Raumzeit zurückgeführt, die durch die Anwesenheit von [[Masse (Physik)|Masse]] bzw. [[Energie]] hervorgerufen wird. In der Relativitätstheorie wird erstmals die [[Kosmologie]] zu einem naturwissenschaftlichen Thema. Die Formulierung der Relativitätstheorie gilt als der Beginn der [[moderne Physik|modernen Physik]], auch wenn sie häufig als Vollendung der [[klassische Physik|klassischen Physik]] bezeichnet wird.


==== Simulation und Computerphysik ====
=== Die Quantenphysik ===
{{Hauptartikel|Computerphysik}}
Die Quantenphysik beschreibt die [[Naturgesetz|Naturgesetze]] im [[Atom|atomaren]] und subatomaren Bereich und bricht noch radikaler mit klassischen Vorstellungen als die Relativitätstheorie. Viele physikalische [[Größe]]n erweisen sich in bestimmten Situationen als [[Quantisierung|quantisiert]], das heißt sie nehmen stets nur bestimmte [[Diskreter Wert|diskrete Werte]] an und ändern sich in Form von [[Quantensprung|Quantensprüngen]]. Materie erweist sich als Phänomen, das nur in Portionen, den sogenannten [[Elementarteilchen]] oder [[Quant]]en, in Erscheinung tritt. Ihr Aufenthaltsort lässt sich nicht mehr durch eine [[Bahn]] im Raum beschreiben sondern durch [[Welle (Physik)|Wellen]], über die eine [[Wahrscheinlichkeit]] dafür angegeben werden kann, das Teilchen bei einer [[Messung]] in einem bestimmten Raumgebiet zu finden. Man spricht von einem [[Welle-Teilchen-Dualismus]]. Der Aufenthaltsort eines Teilchens zwischen zwei solchen Messungen ist nicht nur unbekannt, sondern sogar nicht definiert. Die meisten Physiker folgern daraus, dass letztlich die Vorstellung von der Existenz einer vom Beobachter unabhängigen [[Realität]] aufgegeben werden muss. Hinsichtlich der Eigenschaften dieser Teilchen spielen [[Symmetrie]]eigenschaften eine zentrale Rolle.


Mit der fortschreitenden Entwicklung der Rechensysteme hat sich in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, beschleunigt seit etwa 1990, die [[Computersimulation]] als neue Methodik innerhalb der Physik entwickelt. Computersimulationen werden häufig als Bindeglied zwischen Theorie und Experiment verwendet, um Vorhersagen aus einer Theorie zu gewinnen, andererseits können Simulationen auch in Form einer [[Effektive Theorie|effektiven Theorie]], die ein experimentelles Ergebnis nachmodelliert, einen Impuls an die theoretische Physik zurückgeben. Naturgemäß hat dieser Bereich der Physik zahlreiche Anknüpfungspunkte an die [[Informatik]].
Die Gesetze der Quantenphysik entziehen sich weitgehend der menschlichen [[Anschauung]], und über ihre [[Interpretation]] herrscht auch heute noch kein [[Konsens]] ([[Deutungen der Quantenphysik]]). Dennoch zählt sie hinsichtlich ihres [[Empirie|empirischen]] Erfolges zu dem am besten gesicherten Wissen der Menschheit überhaupt.


== Theoriengebäude ==
=== Die vier Grundkräfte ===
Das Theoriengebäude der Physik beruht in seinem Ursprung auf der [[Klassische Mechanik|klassischen Mechanik]]. Diese wurde im 19. Jahrhundert um weitere Theorien ergänzt, insbesondere den [[Elektromagnetismus]] und die [[Thermodynamik]]. Die moderne Physik beruht auf zwei Erweiterungen aus dem 20. Jahrhundert, der [[Relativitätstheorie]] und der [[Quantenphysik]], die bestimmte Grundprinzipien der klassischen Mechanik verändert und verallgemeinert haben. Beide Theorien enthalten die klassische Mechanik über das sogenannte [[Korrespondenzprinzip]] als Grenzfall und haben daher einen größeren Gültigkeitsbereich als diese. Während die Relativitätstheorie teilweise auf denselben konzeptionellen Grundlagen beruht wie die klassische Mechanik, löst sich die Quantenphysik deutlich davon.
Die moderne Physik kennt die folgenden [[Grundkräfte der Physik|vier Grundkräfte]]:


=== Klassische Mechanik ===
*Die [[Gravitation]] oder Schwerkraft,
[[Datei:Sir Isaac Newton by Sir Godfrey Kneller, Bt.jpg|mini|hochkant|[[Isaac Newton]]]]
*die [[elektromagnetische Wechselwirkung]],
{{Hauptartikel|Klassische Mechanik}}
*die [[schwache Wechselwirkung]], die beispielsweise für bestimmte radioaktive Zerfallsprozesse verantwortlich ist und
{{Hauptartikel|Kinematik|titel1=Bewegungslehre}}
*die [[starke Wechselwirkung]], die die Atomkerne zusammenhält.


Die klassische Mechanik wurde im 16. und 17. Jahrhundert maßgeblich von [[Galileo Galilei]] und Isaac Newton begründet. Aufgrund der zu dieser Zeit noch recht begrenzten technischen Möglichkeiten sind die Vorgänge, die die klassische Mechanik beschreibt, weitgehend ohne komplizierte Hilfsmittel beobachtbar, was sie anschaulich erscheinen lässt. Die klassische Mechanik behandelt Systeme mit wenigen massiven Körpern, was sie von der [[Elektrodynamik]] und der Thermodynamik unterscheidet. Raum und Zeit sind dabei nicht Teil der Dynamik, sondern ein unbewegter Hintergrund, vor dem physikalische Prozesse ablaufen und Körper sich bewegen. Wesentliche Grundbegriffe der Physik (wie [[Geschwindigkeit]], [[Beschleunigung]], [[Masse (Physik)|Masse]], [[Kraft]], [[Energie]]) sind zuerst in der Klassischen Mechanik gebildet worden. Für sehr kleine Objekte tritt die Quantenphysik an die Stelle der klassischen Mechanik, während die Relativitätstheorie zur Beschreibung von Körpern mit sehr großen Geschwindigkeiten und Massen geeignet ist.
Eines der Ziele der Physik ist es, alle Grundkräfte in einem vereinheitlichten Gesamtkonzept zu beschreiben ([[Weltformel]]). Bisher ist es jedoch lediglich gelungen, die elektromagnetische [[Wechselwirkung]] als Vereinigung der [[Elektrizität|elektrischen]] und der [[Magnetismus|magnetischen]] Wechselwirkung darzustellen und ebenso die elektromagnetische Wechselwirkung und die schwache Wechselwirkung zu einer sogenannten [[elektroschwache Wechselwirkung|elektroschwachen Wechselwirkung]] zu vereinigen. Zur Vereinigung der elektroschwachen- und starken Wechselwirkung wurde die Theorie der [[Supersymmetrie]] erdacht, deren Gültigkeit allerdings umstritten ist. Die größten Schwierigkeiten treten im Bereich der Gravitationskraft auf, da über sie - auch wenn schon lange bekannt - doch nur wenig gesichertes Wissen vorliegt. Maßgebliches Problem hierbei ist ihr kaum messbarer Einfluss auf alle Systeme im Labormaßstab.


Die mathematische Behandlung der klassischen Mechanik wurde im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert in Form des [[Lagrange-Formalismus]] und des [[Hamiltonsche Mechanik|Hamilton-Formalismus]] entscheidend vereinheitlicht. Diese Formalismen sind auch mit der Relativitätstheorie anwendbar und sind daher ein bedeutender Teil der klassischen Mechanik. Obwohl die klassische Mechanik nur für mittelgroße, anschauliche Systeme gültig ist, ist die mathematische Behandlung komplexer Systeme bereits im Rahmen dieser Theorie mathematisch sehr anspruchsvoll. Die [[Chaostheorie]] befasst sich in großen Teilen mit solchen komplexen Systemen der klassischen Mechanik und ist derzeit (2009) ein aktives Forschungsgebiet.
Zu diesen fundamentalen Wechselwirkungen kommt noch ein fundamentales Prinzip der Quantenphysik, das [[Pauli-Prinzip]]. Aus diesem Prinzip leitet sich mittelbar eine weitere Wechselwirkung ab, die [[Austauschwechselwirkung]].


== Themenbereiche der Physik ==
=== Elektrodynamik und Optik ===
[[Datei:James Clerk Maxwell big.jpg|mini|hochkant|Nach [[James Clerk Maxwell]] sind die bekannten Maxwell-Gleichungen des Elektromagnetismus benannt]]
Im Folgenden werden die verschiedene Themenbereiche der Physik mit Kurzkommentar dargestellt und zwar nach übergeordnetem, theoretischen Rahmen eingeordnet und gleichzeitig weitgehend chronologisch sortiert. Viele der aufgeführten Themen lassen sich nicht eindeutig einer Theorie zuordnen. So sind beispielsweise viele Phänomene der [[Thermodynamik]] nur auf Basis der Quanten- und Relativitätstheorie erklärbar. In diesen Fällen ist das Thema unter der ältesten Theorie eingeordnet und bestehende maßgebliche Bezüge zu jüngeren Theorien sind mit (RT) für die Relativitäts- und (QT) für die Quantentheorie angedeutet. Die Liste enthält sowohl phänomenorientierte Sachgebiete als auch Querschnittstheorien (QST) mit gebietsübergreifendem Anwendungsbereich. Siehe auch das [[Portal:Physik|Physik-Portal]] mit unkommentierten, aber nach verschieden Kriterien sortierten Themenlisten sowie die alphabetische [[Portal:Physik/Themenliste|Themenliste Physik]].
{{Hauptartikel|Elektrodynamik}}
{{Hauptartikel|Optik}}


In der Elektrodynamik werden Phänomene mit bewegten [[Elektrische Ladung|elektrischen Ladungen]] in Wechselwirkung mit zeitlich veränderlichen elektrischen und magnetischen [[Feld (Physik)|Feldern]] beschrieben. Um die Entwicklung der Theorien der [[Elektrizität]] und des [[Magnetismus]] im 18. und 19. Jahrhundert zusammenzuführen, wurde eine Erweiterung des Theoriengebäudes der klassischen Mechanik notwendig. Ausgangspunkt war das von [[Michael Faraday]] entdeckte [[Induktionsgesetz]] und die nach [[Hendrik Antoon Lorentz]] benannte [[Lorentzkraft]] auf eine bewegte elektrische Ladung in einem Magnetfeld. Die Gesetze der Elektrodynamik wurden im 19. Jahrhundert von [[James Clerk Maxwell]] zusammengefasst und in Form der [[Maxwell-Gleichungen]] erstmals vollständig formuliert. Grundsätzlich wurden elektrodynamische Systeme mit den Methoden der klassischen Mechanik behandelt, allerdings ermöglichen die Maxwell-Gleichungen auch eine Wellenlösung, die [[elektromagnetische Welle]]n wie das Licht beschreiben. Diese Theorie brachte unter anderem in Form der [[Wellenoptik]] auch einen eigenen Formalismus hervor, der sich grundlegend von dem der klassischen Mechanik unterscheidet. Besonders die [[Symmetrie (Physik)|Symmetrien]] der Elektrodynamik sind mit denen der klassischen Mechanik unvereinbar. Dieser Widerspruch zwischen den beiden Theoriegebäuden wurde durch die spezielle Relativitätstheorie gelöst. Die Wellenoptik ist in Form der [[Nichtlineare Optik|nichtlinearen Optik]] noch heute (2011) ein aktives Forschungsgebiet.
=== Die [[newtonsche Physik]] einschließlich der [[Elektrodynamik]] ===
... ist der Bereich der Physik, der bis zur Formulierung der Relativitätstheorie bekannt war.
* Die [[klassische Mechanik]] von [[Isaac Newton]] war die erste geschlossene physikalische Theorie überhaupt. Sie beschreibt die Bewegung von Körpern unter der Einwirkung von [[Kraft|Kräften]], einschließlich solcher Kräfte, die zwischen den Körpern wirken (Wechselwirkungskräfte).
*Die [[Akustik]] behandelt die Eigenschaften von Schallwellen.
*Die [[Optik]] behandelt die Eigenschaften des Lichtes und dessen Beeinflussung durch Materie.
*Die Wellenlehre als theoretische Disziplin bildet die mathematische Grundlage für Beschreibungen von [[Schwingung]]svorgängen in [[Akustik]], [[Optik]] und [[Atomphysik]] (QST/QT).
*Die [[Elektrodynamik]] beschreibt elektrische und magnetische Phänomene. Obwohl bereits früher bekannt, erhielt sie erst durch die Entdeckung der speziellen Relativitätstheorie ihr theoretisches Fundament (RT).
*Die [[Thermodynamik]], auch [[statistische Mechanik]] oder [[Wärmelehre]] behandelt alle Vorgänge, bei denen Wärme und [[Temperatur]] eine Rolle spielen. Ihr Anwendungsbereich reicht jedoch weit darüberhinaus (QST/RT/QT).
*Die [[Kontinuumsmechanik]] ist die Verallgemeinerung der klassischen [[Mechanik]] auf kontinuierliche Medien.
*Die [[Strömungslehre]] behandelt die Dynamik von [[Fluid]]en, das heißt nicht fester Substanzen. Untergebiete sind die [[Hydrodynamik]] (Dynamik der Flüssigkeiten) und die [[Aerodynamik]] (Dynamik von Gasen).
*Die [[nichtlineare Dynamik]] und die Physik der [[komplexes System|komplexen Systeme]] befassen sich unter anderem mit [[Chaostheorie]], [[Strukturbildung]] und [[Selbstorganisation]] (QST).
*Die [[Physik der dynamischen Systeme]] baut auf dem [[Karlsruher Physikkurs]] auf, benutzt die Werkzeuge der [[System Dynamics]] und orientiert sich an der Denkweise der [[Kontinuumsphysik]]. Dieser neuartige Zugang zu den Grundgesetzen der Natur beschreibt viele Teilgebiete der Physik (Hydrodynamik, Translationsmechanik, Rotationsmechanik, Elektrodynamik und Thermodynamik) nach einem gemeinsamen Schema (Unified Approach).


=== Die [[Relativitätstheorie]] ===
=== Thermodynamik ===
{{Hauptartikel|Thermodynamik}}
... befasst sich mit der Struktur von Raum und Zeit sowie mit dem Wesen der [[Gravitation]]. Die Einheit von newtonscher Physik, Elektrodynamik und Relativitätstheorie wird als [[Klassische Physik]] bezeichnet.
*Die [[spezielle Relativitätstheorie]] beschreibt das Verhalten von Raum, Zeit und Massen aus der Sicht von Beobachtern, die sich relativ zueinander bewegen. Dabei werden primär konstante Geschwindigkeiten betrachtet (QST).
*Die [[allgemeine Relativitätstheorie]] baut auf der speziellen auf und führt das Phänomen der Gravitation auf eine [[Krümmung]] von Raum und Zeit zurück.


Etwa gleichzeitig mit der Elektrodynamik entwickelte sich mit der Thermodynamik ein weiterer Theorienkomplex, der sich grundlegend von der klassischen Mechanik unterscheidet. Im Gegensatz zur klassischen Mechanik stehen in der Thermodynamik nicht einzelne Körper im Vordergrund, sondern ein [[Ensemble (Physik)|Ensemble]] aus vielen kleinsten Bausteinen, was zu einem radikal anderen Formalismus führt. Die Thermodynamik eignet sich damit zur Behandlung von Medien aller [[Aggregatzustand|Aggregatzustände]]. Die Quantentheorie und die Relativitätstheorie lassen sich in den Formalismus der Thermodynamik einbetten, da sie nur die Dynamik der Bausteine des Ensembles betreffen, aber den Formalismus zur Beschreibung thermodynamischer Systeme nicht prinzipiell ändern.
=== Die [[Quantenmechanik|Quantenphysik]] ===
... ist zur Beschreibung von Phänomenen im [[Mikrokosmos]] erforderlich, wo die Gesetze der klassischen Mechanik an ihre Grenze gelangen. Während sie experimentell immer wieder hervorragend bestätigt wird und die gesamte moderne Technologie auf ihr basiert, wird bis heute über ihre korrekte Interpretation gestritten. Im folgenden sind insbesondere Themen der nichtrelativistischen [[Quantenmechanik]] aufgeführt, bei denen sich die Zahl der beteiligten Teilchen nicht ändert.
*Aufgabe der [[Atomphysik]] ist es, den Aufbau und die Eigenschaften der Atome und ihre [[Atomspektrum|Spektren]] zu erklären. Sie beschränkt sich dabei in der Regel auf einen Energiebereich, in dem der [[Atomkern]] als strukturlos angesehen werden kann (RT).
*Die [[Molekularphysik]] beschreibt das Zusammenwirken verschiedener Atome und stellt die Verbindung zur [[Chemie]] und [[physikalische Chemie|physikalischen Chemie]] her.
*Die [[Cluster (Physik)|Clusterphysik]] beschäftigt sich mit der Erforschung der Veränderung der Eigenschaften vom [[Atom | Einzelatom]] zum [[Festkörper]].
*Die [[Kernphysik]] studiert alle mit dem [[Atomkern]] zusammenhängenden Phänomene, die [[Kernstruktur]] und [[Kernreaktion]]en (RT).
*Die [[Laserphysik]] ist ein Teilgebiet der [[Optik]]. Ihre Aufgabe ist die Entwicklung und wissenschaftliche Untersuchung der verschiedenen [[Laser]]-Typen (RT).
*Die [[Plasmaphysik]] untersucht die Eigenschaften von [[Plasma (Physik)|Plasmen]], d. h. hochgradig [[Ion (Chemie)|ionisierten]] Materiezuständen (RT).
*Gegenstand der [[Tieftemperaturphysik]] ist Untersuchung von Ordnungsphänomenen in Materie, die bei höheren Temperaturen aufgebrochen werden.
*Die Physik [[kondensierte Materie|kondensierter Materie]] beschreibt Phänomene (korrelierter) [[Vielteilchensystem]]e. Die Physik der Kondensierten Materie unterscheidet sich grundlegend von der freier [[Teilchen]].
**Die [[Festkörperphysik]] und [[Halbleiterphysik]] befasst sich mit der Physik von Materie im festen [[Aggregatzustand]], insbesondere (aber nicht ausschließlich) von fester Materie mit periodischem Aufbau.
**Die [[Physik der Flüssigkeiten]] ist ein Teilgebiet der [[Fluidmechanik]] und befasst sich mit Materie im flüssigen [[Aggregatzustand]]. Die Bausteine der Flüssigkeit weisen eine gegenseitige Beweglichkeit auf (Translation und Rotation). Dennoch sind (im Unterschied zum [[Ideales Gas|idealen Gas]]) bei [[Flüssigkeit]]en im [[Nahbereich]] [[Korrelationen]] beobachtbar.
**Die Physik der [[Flüssigkristall]]e beschreibt die Physik von Materie, die sowohl Elemente einer [[kristalline Ordnung|kristallinen Ordnung]] aufweisen als auch die einer [[ungeordnet]]en [[Flüssigkeit]]: Die Bausteine von Flüssigkristallen weisen die [[Beweglichkeit (Physik)|Beweglichkeit]] einer Flüssigkeit auf (genauer Translation), besitzen jedoch eine wohldefinierte gegenseitige [[Orientierung]].
**Die Physik der [[weiche Materie|weichen Materie]] beschreibt die Eigenschaften von [[Polymer]]en, [[Kolloid]]en und [[Membran]]en.
** Die [[Grenzflächenphysik]] beschreibt die besonderen physikalischen Phänomene an der Oberfläche kondensierter Materie. Ein Spezialfall der Grenzflächenphysik ist die [[Oberflächenphysik]].


Die Thermodynamik eignet sich beispielsweise zur Beschreibung von [[Wärmekraftmaschine]]n aber auch zur Erklärung vieler moderner Forschungsgegenstände wie [[Supraleitung]] oder [[Suprafluidität]]. Besonders im Bereich der [[Festkörperphysik]] wird daher auch heute (2009) noch viel mit den Methoden der Thermodynamik gearbeitet.
=== Die [[relativistische Quantenphysik]] ===
... befasst sich mit Phänomenen, zu deren Beschreibung die Quantenphysik und die Relativitätstheorie zugleich erforderlich sind.
*Die [[Elementarteilchen]]physik, auch [[Teilchenphysik]] oder [[Hochenergiephysik]], ist die Lehre von den elementarsten Grundbausteinen der Materie und ihrem Verhalten.
*Die [[Quantenfeldtheorie]] ist die quantenmechanische Beschreibung von Feldern und ist für die Teilchenphysik relevant. Das [[Standardmodell]] ist eine Quantenfeldtheorie, die alle bekannten Teilchen und Kräfte bis auf die Gravitation einheitlich beschreibt:
**die [[Dirac-Theorie]] ist eine relativistische Beschreibung von [[Fermionen]] und begründet die Basis für die Konzepte [[Spin]] und [[Antimaterie]]
**die [[Quantenelektrodynamik]] stellt die Verbindung zwischen Photonen und elektromagnetischen Feldern her und beschreibt die Wechselwirkung mit Ladungen als Austausch von [[virtuelles Photon|virtuellen Photonen]]
**die [[Quantenchromodynamik]] beschreibt die [[starke Wechselwirkung]] zwischen [[Quark (Physik)|Quark]]s als Austausch von [[Gluon]]en
*[[Quantengravitation]] ist ein Überbegriff für Ansätze, die vier [[Grundkräfte der Physik]] mit einer gemeinsamen Theorie zu beschreiben und dadurch insbesondere die allgemeine [[Relativitätstheorie]] mit der [[Quantenmechanik|Quantenphysik]] zu vereinen (QST):
**die [[Stringtheorie]] beschreibt [[Elementarteilchen]] als [[Stringtheorie|String]]s und geht von verborgenen Dimensionen der [[Raumzeit]] aus ([[Multiversum]])
**die [[Loop-Quantengravitation]] beschreibt die Raum-Zeit als [[Spin-Netzwerk]] bzw. [[Spin-Schaum]]
**die [[Quantengeometrie]]
**die [[Supersymmetrie]]


=== Relativitätstheorie ===
=== Interdisziplinäre und technisch orientierte Themenbereiche ===
{{Hauptartikel|Relativitätstheorie}}
*Die [[Astrophysik]] wendet physikalische Methoden auf das Studium [[Astronomie|astronomischer]] Phänomene an.
[[Datei:Einstein Portrait.png|mini|Albert Einstein, Physiker, 1879–1955]]
*Bei der [[physikalische Chemie|physikalischen Chemie]] handelt es sich um den Grenzbereich zwischen Physik und Chemie. Physikalische Chemiker wenden die [[Methodik]] der Physik auf die Anschauungsobjekte der Chemie an.
Die von [[Albert Einstein]] begründete Relativitätstheorie führt ein völlig neues Verständnis der [[Phänomen]]e Raum und Zeit ein. Danach handelt es sich bei diesen nicht um universell gültige Ordnungsstrukturen, sondern räumliche und zeitliche Abstände werden von verschiedenen Beobachtern unterschiedlich beurteilt. Raum und Zeit verschmelzen zu einer vierdimensionalen [[Raumzeit]]. Die [[Gravitation]] wird auf eine [[Krümmung]] dieser Raumzeit zurückgeführt, die durch die Anwesenheit von [[Masse (Physik)|Masse]] bzw. [[Energie]] hervorgerufen wird. In der Relativitätstheorie wird erstmals die [[Kosmologie]] zu einem naturwissenschaftlichen Thema. Die Formulierung der Relativitätstheorie stellt gleichzeitig den Beginn der [[Moderne Physik|modernen Physik]] und die Vollendung der [[Klassische Physik|klassischen Physik]] dar.
*Die [[Technische Physik]] ist jenes Teilgebiet der Physik, das sich mit den technischen Anwendungen physikalischen Wissens befasst.
*In der [[Biophysik]] werden die physikalischen Gesetzmäßigkeiten, denen Lebewesen und ihre Wechselwirkung mit der Natur unterliegen, untersucht.
*Die [[Geophysik]] nutzt physikalische Modelle zur Erklärung [[Geologie|geologischer]] Strukturen und Vorgänge.
*[[Quantenelektronik]] ist ein relativ junges Forschungsgebiet und wendet die Ergebnisse der [[Quantentheorie]] auf die Entwicklung [[Elektronik|elektronischer]] Schaltkreise an.
*In der Theorie der [[Quantencomputer]] tritt die Physik in interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der [[Informatik]]. Hier werden unter anderem Algorithmen mit geringerer [[Komplexitätstheorie|Komplexität]] als bei klassischen Computern möglich.
*Die [[Beschleunigerphysik]] beschäftigt sich mit der Entwicklung von Teilchenbeschleunigern. Diese werden benötigt, um die Energiedichten der Elementarteilchenphysik zu erreichen, aber auch als Strahlenquelle für Untersuchungen in einem weiteren naturwissenschaftlichen Bereich.
*Die [[Reaktorphysik]] beschäftigt sich mit der technischen Beherrschung von Kernreaktionen in Kernreaktoren.
*Die [[Umweltphysik]] beschäftigt sich in ihrer Forschung vor allem mit den Bereichen Energie und Klima.
*[[Soziophysik]] und [[Wirtschaftsphysik]] wenden physikalische und statistische Methoden auf gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und politische Phänomene an.


=== Quantenphysik ===
==Grenzen der physikalischen Erkenntnis==
{{Hauptartikel|Quantenphysik}}
=== Derzeitige Grenzen ===
Ein Ziel der heutigen Physik ist es, sämtliche Vorgänge der Natur durch eine möglichst geringe Anzahl von möglichst einfachen [[Naturgesetz]]en zu beschreiben und auf die Wechselwirkung weniger [[Elementarteilchen]] zurückzuführen. Inwieweit dieses Ziel prinzipiell oder praktisch erreichbar ist, ist völlig offen.


Die Quantenphysik beschreibt die [[Physikalisches Gesetz|Naturgesetze]] im [[atom]]aren und subatomaren Bereich und bricht noch radikaler mit klassischen Vorstellungen als die Relativitätstheorie. In der Quantenphysik sind auch [[physikalische Größe]]n selbst Teil des Formalismus und keine bloßen Kenngrößen mehr, die ein System beschreiben. Der Formalismus unterscheidet also zwischen zwei Typen von Objekten, den [[Observable]]n, die die Größen beschreiben und den [[Quantenmechanischer Zustand|Zuständen]], die das System beschreiben. Ebenso wird der Messprozess aktiv in die Theorie miteinbezogen. Dies führt in bestimmten Situationen zur [[Quantisierung (Physik)|Quantisierung]] der Größenwerte. Das heißt, die Größen nehmen stets nur bestimmte [[Diskreter Wert|diskrete Werte]] an. In der [[Quantenfeldtheorie]], der am weitesten entwickelten relativistischen Quantentheorie, tritt auch Materie nur in Portionen, den [[Elementarteilchen]] oder [[Quant]]en, in Erscheinung.
Immerhin ist der Gültigkeitsbereich der bekannten physikalischen Gesetze äußerst weitreichend. [[Ungelöste Probleme der Physik|Ungeklärte Phänomene der Physik]] lassen sich zwei grundsätzlich verschiedenen Gruppen zuordnen:


Die Gesetze der Quantenphysik entziehen sich weitgehend der menschlichen [[Anschauung]], und über ihre [[Interpretationen der Quantenmechanik|Interpretation]] herrscht auch heute noch kein Konsens. Dennoch zählt sie hinsichtlich ihres [[Empirie|empirischen]] Erfolges zu dem am besten gesicherten Wissen der Menschheit überhaupt.
*Phänomene, deren zugrundeliegende Gesetze noch unbekannt sind. Dazu zählen insbesondere Phänomene der [[Teilchenphysik]] und solche, zu deren Beschreibung die [[allgemeine Relativitätstheorie]] und die Quantenphysik zugleich erforderlich sind, wie beispielsweise der [[Urknall]]. Der Grund hierfür ist, dass es bisher nicht gelungen ist, eine in sich geschlossene Quantenfeldtheorie zu formulieren, welche die Quantenphysik und die Relativitätstheorie vollständig vereinigt.
*Phänomene, die zwar bekannten Gesetzen gehorchen, deren Beschreibung jedoch an der mathematischen [[Komplexität]] scheitert. Für solche Situationen versucht man berechenbare [[Näherungsmodell]]e zu entwickeln, deren [[Qualität]] und Gültigkeitsbereich sich oft nur experimentell ermitteln lassen. Solche Forschung findet unter anderem in der [[Festkörperphysik]] statt


== Themenbereiche der modernen Physik ==
=== Theoretische Grenzen ===
Die Theorien der Physik kommen in verschiedenen Themenbereichen zum Einsatz. Die Einteilung der Physik in Unterthemen ist nicht eindeutig und die Abgrenzung der Unterthemen gegeneinander ist dabei ähnlich schwierig wie die Abgrenzung der Physik zu anderen Wissenschaften. Es gibt dementsprechend viele Überschneidungen und gegenseitige Beziehungen der verschiedenen Bereiche zueinander. Hier wird eine Sammlung von Themengebieten nach betrachteter Größenordnung der Objekte dargestellt und im Zuge dessen auf Themengebiete verwiesen, die damit verwandt sind. Die aufgeführten Themen lassen sich nicht eindeutig einer Theorie zuordnen, sondern bedienen sich je nach dem untersuchten Gegenstand verschiedener theoretischer Konzepte.
Eins der bedeutendsten ungelösten Probleme in diesem Zusammenhang ist das des menschlichen [[Bewusstsein]]s. Es ist eine ungelöste Frage, inwiefern es in den Bereich physikalischer Ergründbarkeit fällt.


=== Teilchenphysik ===
Die Physik ist prinzipiell nicht in der Lage, Aussagen über das Wesen der Dinge an sich zu treffen. Sie beschränkt sich darauf, die Gesetzmäßigkeiten zu ergründen, denen die Dinge unterworfen sind.
{{Hauptartikel|Teilchenphysik}}


Die Teilchenphysik befasst sich mit Elementarteilchen und ihren Wechselwirkungen untereinander. Von den [[Grundkräfte der Physik|vier Grundkräften]] der Physik
Warum die Natur überhaupt gewissen Gesetzen gehorcht, ist letztlich unbekannt. Eine partielle Antwort gibt lediglich das [[anthropisches Prinzip|anthropische Prinzip]], indem es feststellt, dass es in einem [[Kosmos]] ohne Naturgesetze niemanden geben würde, der sich über deren Abwesenheit wundern könnte.
* [[Gravitation]] oder Schwerkraft,
* [[elektromagnetische Wechselwirkung]],
* [[schwache Wechselwirkung]], die beispielsweise für bestimmte radioaktive Zerfallsprozesse verantwortlich ist und
* [[starke Wechselwirkung]], die die Atomkerne zusammenhält.
wird die Gravitation derzeit ausgespart, weil es noch keine Theorie der [[Quantengravitation]] gibt, die die gravitativen Wechselwirkungen von Elementarteilchen beschreiben kann. Die anderen drei Wechselwirkungen werden durch den Austausch von Elementarteilchen, sogenannten [[Eichboson]]en, beschrieben. In der Teilchenphysik werden relativistische Quantentheorien zur Beschreibung der Phänomene verwendet.


Eines der Ziele der Teilchenphysik ist es, alle Grundkräfte in einem vereinheitlichten Gesamtkonzept zu beschreiben ([[Weltformel]]). Bisher ist es jedoch lediglich gelungen, die [[Elektrizität|elektrische]] und die [[Magnetismus|magnetische]] Wechselwirkung zur elektromagnetischen Wechselwirkung zu vereinigen sowie diese und die schwache Wechselwirkung als Auswirkungen einer sogenannten [[Elektroschwache Wechselwirkung|elektroschwachen Wechselwirkung]] darzustellen. Zur Vereinigung der elektroschwachen und der starken Wechselwirkung wurde unter anderem die Theorie der [[Supersymmetrie]] erdacht, deren weitere Voraussagen bislang jedoch nicht experimentell bestätigt werden konnten. Die größten Schwierigkeiten treten wie bereits erwähnt im Bereich der Gravitationskraft auf, da einerseits Elementarteilchen nur im Rahmen der Quantentheorie beschrieben werden können, andererseits noch keine Theorie der Quantengravitation vorliegt.
== Verhältnis zu anderen Wissenschaften ==


Typische Experimente zur Überprüfung der Theorien der Teilchenphysik werden an [[Teilchenbeschleuniger]]n bei Kollisionen von Teilchen hoher Energie durchgeführt. Daher wird der Begriff der [[Hochenergiephysik]] oft nahezu deckungsgleich mit dem Begriff der Teilchenphysik verwendet. Um hohe Kollisionsenergien zu erreichen, werden vor allem [[Collider]]-Experimente eingesetzt, bei denen Teilchen nicht auf ein festes Ziel, sondern gegeneinander geschossen werden. Der Teilchenbeschleuniger mit der derzeit höchsten Kollisionsenergie ist der 2011 in Betrieb gegangene [[Large Hadron Collider]]. Eine andere bedeutende Experimentklasse dient der Erforschung der [[Neutrino]]s, wofür spezielle [[Neutrinodetektor]]en konzipiert werden wie beispielsweise der [[Super-Kamiokande]].
=== Abgrenzung zu anderen Wissenschaften ===
Zur Abgrenzung gegenüber der [[Biologie]] wird die Physik oftmals als die Wissenschaft von der unbelebten Natur bezeichnet.


=== Hadronen- und Atomkernphysik ===
Eine Abgrenzung gegenüber der [[Chemie]] ist nicht so eindeutig; der Übergang von der Physik der [[Elektronenhülle]], also der [[Atomphysik|Atom-]] und [[Molekülphysik]], zur [[Quantenchemie]] ist fließend. Allerdings konzentriert sich die Chemie häufig auf komplexere Strukturen (Moleküle), während die Physik meist die grundlegende Materie erforscht.
{{Hauptartikel|Quantenchromodynamik|titel1=Hadronenphysik|Kernphysik}}


Die Elementarteilchen, die der starken Wechselwirkung unterliegen, die sogenannten [[Quark (Physik)|Quarks]], kommen nicht einzeln, sondern immer nur in gebundenen Zuständen, den [[Hadron]]en, vor, zu denen unter anderem das [[Proton]] und das [[Neutron]] gehören. Die Hadronenphysik hat viele Überschneidungen mit der Elementarteilchenphysik, da viele Phänomene nur erklärt werden können, indem berücksichtigt wird, dass die Hadronen aus Quarks aufgebaut sind. Die Beschreibung der starken Wechselwirkung durch die Quantenchromodynamik, eine relativistische Quantenfeldtheorie, kann jedoch die Eigenschaften der Hadronen nicht vorhersagen, weshalb die Untersuchung dieser Eigenschaften als eigenständiges Forschungsgebiet aufgefasst wird. Es wird also eine Erweiterung der Theorie der starken Wechselwirkung für kleine Energien angestrebt, bei denen sich die Hadronen bilden.
Die [[Mathematik]] beschreibt im Gegensatz zur Physik keine realen Objekte, sondern abstrakte Begriffe und deren Eigenschaften. Ein Teil der physikalischen Arbeit ist es, die Ergebnisse der Mathematik für das physikalische Verständnis nutzbar zu machen.


Atomkerne stellen gegenüber Elementarteilchen die nächste Komplexitätsstufe dar. Sie bestehen aus mehreren [[Nukleon]]en, also Protonen und Neutronen, deren Wechselwirkungen untersucht werden. In Atomkernen herrschen die starke und die elektromagnetische Wechselwirkung vor. Forschungsgebiete der Atomkernphysik umfassen [[Radioaktiver Zerfall|radioaktive Zerfälle]] und Stabilität von Atomkernen. Ziel ist dabei die Entwicklung von [[Atomkern#Kernmodelle|Kernmodellen]], die diese Phänomene erklären können. Dabei wird aber auf eine detaillierte Ausarbeitung der starken Wechselwirkung wie in der Hadronenphysik verzichtet.
=== Wechselwirkung mit anderen Wissenschaften ===
Die Physik gilt als die grundlegende Naturwissenschaft, auf der alle anderen wie beispielsweise die [[Astronomie]], die [[Chemie]], die [[Geologie]] und letztlich auch die [[Biologie]] aufbauen. Physikalische Prinzipien und [[Modell]]e finden ihre Anwendung auch in Disziplinen jenseits der Naturwissenschaften, besonders im technischen Bereich, wie in den [[Ingenieurwissenschaft]]en, aber auch in den [[Quantität|quantitativen]] [[Wirtschaftswissenschaft]]en. Umgekehrt haben auch oft Erkenntnisse aus anderen Fachgebieten wie der [[Mathematik]] oder der [[Astronomie]] die physikalische Forschung bereichert und stimuliert.


Zur Erforschung der Eigenschaften von Hadronen werden Teilchenbeschleuniger eingesetzt, wobei hier der Schwerpunkt nicht so sehr wie in der Teilchenphysik auf hohen Kollisionsenergien liegt. Stattdessen werden [[Target (Physik)|Target]]-Experimente durchgeführt, die zwar geringere [[Schwerpunktsenergie]]n, aber sehr viel höhere Ereigniszahlen liefern. Allerdings werden auch Collider-Experimente mit [[Schwerion]]en vor allem eingesetzt, um Erkenntnisse über Hadronen zu gewinnen. In der Kernphysik werden zur Erzeugung von [[Transurane]]n schwere Atome zur Kollision gebracht und [[Radioaktivität]] mit einer Vielzahl experimenteller Aufbauten untersucht.
Auch in der [[Philosophie]] finden die Erkenntnisse der Physik Beachtung: So versucht der philosophische Zweig der [[Metaphysik]] Erklärungen für das Wesen der Natur zu finden, während sich die Physik auf ihre Beschreibung beschränkt.


== Geschichte der Physik ==
=== Atom- und Molekülphysik ===
{{Hauptartikel|Atomphysik|Molekülphysik}}
Die ''neuzeitliche'' [[Geschichte der Physik]] wurzelt in antiken Vorarbeiten vor allem griechischer Gelehrter (insbesondere von [[Aristoteles]]) und beginnt etwa ab dem Jahr [[1500]]. Seit dieser Zeit kann man von der ''Physik'' als eigenständiger [[Wissenschaft]] sprechen, obwohl es schon vorher physikalische Entdeckungen und Lehren gab, zum Beispiel über das [[Feuer]], das [[Rad]], das von [[Archimedes]] formulierte [[Hebelgesetz]] und seine Anwendung in einfachen [[Maschine]]n, erste Erkenntnisse in der [[Optik]], der [[Hydromechanik|Flüssigkeitslehre]] und Vorstellungen vom Aufbau der [[Körper (Physik)|Körper]] ([[Demokrit]]sches [[Teilchenmodell]]).


Atome bestehen aus dem Atomkern und meist mehreren Elektronen und stellen die nächste Komplexitätsstufe der Materie dar. Ziel der Atomphysik ist es unter anderem, die [[Linienspektrum|Linienspektren]] der Atome zu erklären, wozu eine genaue quantenmechanische Beschreibung der Wechselwirkungen der Elektronen der Atome notwendig ist. Da Moleküle aus mehreren Atomen aufgebaut sind, arbeitet die Molekülphysik mit ähnlichen Methoden, allerdings stellen insbesondere große Moleküle meist deutlich komplexere Systeme dar, was die Rechnungen sehr viel komplizierter und häufig den Einsatz von Computersimulationen erforderlich macht.
*[[1543]] Veröffentlichung des heliozentrischen Weltbildes in „''[[De Revolutionibus Orbium Coelestium]]''“ („''Von den Umdrehungen der Himmelskörper''“) durch [[Nikolaus Kopernikus]]
*[[1589]] Fallgesetze ([[Galileo Galilei]])
*[[1609]] Planetengesetze ([[Johannes Kepler]])
*[[1638]] und [[1650]] [[Luftdruck]] und [[Vakuum]] entdeckt und angewendet ([[Evangelista Torricelli]], [[Otto von Guericke]])
*[[1687]] Grundgesetz der Mechanik ([[newtonsche Gesetze]] durch [[Isaac Newton]])
*[[1786]] Elektrisches Grundgesetz ([[coulombsches Gesetz]]: zur Bestimmung der Kraft zwischen Ladungen)
*[[1865]] Theorie der [[elektromagnetische Welle|elektromagnetischen Wellen]] ([[Maxwellgleichungen]] durch [[James Clerk Maxwell]])
*[[1895]] Entdeckung der [[Röntgenstrahlung]] (X-Strahlung) durch [[Wilhelm Conrad Röntgen]]
*[[1898]] Entdeckung der natürlichen Radioaktivität einiger [[chemisches Element|chemischer Elemente]] durch [[Marie Curie|Marie]] und [[Pierre Curie]]
*[[1900]] Begründung der [[Quantenmechanik|Quantenphysik]] durch [[Max Planck]]
*[[1905]] Formulierung der speziellen Relativitätstheorie durch [[Albert Einstein]]
*[[1916]] Veröffentlichung der allgemeinen Relativitätstheorie durch [[Albert Einstein]]
*[[1938]] Atomkernspaltung künstlich herbeigeführt durch [[Otto Hahn]]
*[[1947]] Entwicklung des [[Transistor]]s durch [[William B. Shockley]]
*[[1960]] Entwicklung des ersten [[Laser]]s durch [[Theodore Maiman]]
*[[1970]] Erste kontrollierte [[Kernfusion]] im [[Fusionsreaktor]] [[Tokamak]] 3
*[[1995]] Erfolgreiche [[Bose-Einstein-Kondensation]] von [[Atom]]en


Die Atom- und Molekülphysik stehen über die Untersuchung der optischen Spektren von Atomen und Molekülen mit der Optik in enger Beziehung. So baut beispielsweise das Funktionsprinzip des [[Laser]]s, einer bedeutenden technischen Entwicklung, maßgeblich auf den Ergebnissen der Atomphysik auf. Da die Molekülphysik sich auch intensiv mit der Theorie der [[Chemische Bindung|chemischen Bindungen]] befasst, sind in diesem Themengebiet Überschneidungen mit der Chemie vorhanden.
'''Siehe auch:''' [[Portal:Physik]], [[Liste physikalischer Sätze]]


Ein wichtiger experimenteller Zugang besteht in der Einwirkung von Licht. So werden beispielsweise optische Spektren von Atomen und Molekülen mit ihren quantenmechanischen Eigenschaften in Verbindung gesetzt. Umgekehrt kann dann mit spektroskopischen Methoden die Zusammensetzung eines Stoffgemisches untersucht werden und anhand von Sternenlicht Aussagen über die Elemente in der Sternenatmosphäre getroffen werden. Andere Untersuchungsmethoden betrachten das Verhalten unter dem Einfluss von elektrischen und magnetischen Feldern. Beispiele sind die [[Massenspektroskopie]] oder die [[Paulfalle]].
== Literatur ==

*Károly Simonyi: "Kulturgeschichte der Physik". Leipzig, Jena, Berlin: Urania-Verlag, 1990
=== Kondensierte Materie und Fluiddynamik ===
*Landau, Lifschitz: "Theoretische Physik" in 8 Bänden, Akademie-Verlag Berlin, neu: Harri Deutsch-Verlag Frankfurt/Main.
{{Hauptartikel|Kondensierte Materie|Strömungslehre}}
*Paul A. Tipler, Gene Mosca: ''Physik für Wissenschaftler und Ingenieure''. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 2004, ISBN 3-827-41164-5

*[[Richard Feynman]], Robert Leighton, Matthew Sands: ''Vorlesungen über Physik''. Oldenbourg 1999, ISBN 3-486-25857-5
Die Physik der kondensierten Materie und die Fluiddynamik sind in dieser Auflistung das Gebiet mit der größten thematischen Bandbreite, von der [[Festkörperphysik]] bis zur [[Plasma (Physik)|Plasmaphysik]]. All diesen Bereichen ist gemeinsam, dass sie sich mit makroskopischen Systemen aus sehr vielen Atomen, Molekülen oder [[Ion]]en befassen. Dementsprechend ist in allen Bereichen dieses Themengebiets die Thermodynamik ein wichtiger Teil des theoretischen Fundamentes. Je nach Problem kommen aber auch Quantentheorie und Relativitätstheorie zum Einsatz, um die Systeme zu beschreiben. Auch Computersimulationen sind ein fester Bestand der Forschung an solchen Vielteilchensystemen.
*Ch. Gerthsen, D. Meschede: ''Gerthsen Physik''. 22. Auflage. Springer-Verlag, 2004, ISBN 3-540-02622-3

*W. Demtröder: ''Experimentalphysik''. 3. Auflage. Springer, 2004, ISBN 3-540-26034-X
Aufgrund der thematischen Bandbreite existieren Überschneidungen mit nahezu allen anderen Gebieten der Physik, zum Beispiel mit der Optik in Form laseraktiver Medien oder nichtlinearer Optik, aber auch mit der Akustik, Atom-, Kern- und Teilchenphysik. Auch in der Astrophysik spielt die Fluiddynamik eine große Rolle bei der Erstellung von Modellen zur Entstehung und zum Aufbau von Sternen sowie bei der Modellierung vieler anderer Effekte. Viele Forschungsbereiche sind dabei sehr anwendungsorientiert, wie die [[Materialforschung]], die Plasmaphysik oder die Erforschung der [[Hochtemperatursupraleiter]].
*Ludwig Bergmann, Clemens Schaefer, Thomas Dorfmüller, Wilhelm T. Hering, Klaus Stierstadt:''Lehrbuch der Experimentalphysik''. 10. Auflage. de Gruyter, 1998, ISBN 3-110-12870-5

*Richard Mestwerdt, Werner Schulte: ''Grundstock des Wissens Physik''. ECO, 2000, ISBN 3-934519-50-4
Die Bandbreite der experimentellen Methoden in diesem Bereich der Physik ist sehr groß, sodass sich keine typischen Methoden für das ganze Gebiet angeben lassen. Die quantenmechanischen Effekte wie [[Supraleitung]] und [[Suprafluidität]], die eine gewisse Bekanntheit erlangt haben, werden der [[Tieftemperaturphysik]] zugerechnet, die mit typischen Kühlungsmethoden einhergeht.

=== Astrophysik und Kosmologie ===
{{Hauptartikel|Astrophysik|Kosmologie}}

Astrophysik und Kosmologie sind interdisziplinäre Forschungsgebiete, die sich stark mit der Astronomie überschneiden. Nahezu alle anderen Themenbereiche der Physik gehen in die astrophysikalischen Modelle ein, um Prozesse auf verschiedenen Größenskalen zu modellieren. Ziel dieser Modelle ist es, astronomische Beobachtungen auf der Grundlage der bisher bekannten Physik zu erklären.

Die Kosmologie baut insbesondere auf den Grundlagen der allgemeinen Relativitätstheorie auf, allerdings sind im Rahmen der [[Quantenkosmologie]] auch die Quantentheorien sehr bedeutsam um die Entwicklung des Universums in sehr viel früheren Phasen zu erklären. Das derzeit (2009) am meisten vertretene [[Lambda-CDM-Modell|kosmologische Standardmodell]] baut dabei maßgeblich auf den Theorien der [[Dunkle Materie|Dunklen Materie]] und der [[Dunkle Energie|Dunklen Energie]] auf. Weder Dunkle Materie noch Dunkle Energie konnte bisher direkt experimentell nachgewiesen werden, es existieren aber eine Vielzahl von Theorien, was genau diese Objekte sind.

Da in der Astrophysik nur in sehr beschränktem Ausmaß Experimente möglich sind, ist dieses Teilgebiet der Physik sehr stark auf die Beobachtung unbeeinflussbarer Phänomene angewiesen. Dabei kommen auch Erkenntnisse der Atomphysik und der Teilchenphysik und typische Messmethoden dieser Fachgebiete zur Anwendung, um Rückschlüsse auf astrophysikalische oder kosmologische Zusammenhänge zu ziehen. Beispielsweise geben die Spektren von Sternenlicht Auskunft über die Elementverteilung der Sternenatmosphäre, die Untersuchung der [[Höhenstrahlung]] erlaubt Rückschlüsse auf die [[kosmische Strahlung]] und Neutrinodetektoren messen nach einer [[Supernova]] einen erhöhten Neutrinostrom, der gleichzeitig mit dem Licht der Supernova beobachtet wird.

=== Interdisziplinäre Themenbereiche ===
Methoden der Physik finden in vielen Themengebieten Anwendung, die nicht zum Kernthemenbereich der Physik gehören. Einige dieser Anwendungen sind in den vorigen Kapiteln bereits angesprochen worden. Die folgende Aufzählung gibt einen kurzen Überblick über die wichtigsten interdisziplinären Themenbereiche.
* Die [[Astrophysik]] wendet physikalische Methoden auf das Studium astronomischer Phänomene an.
* In der [[Biophysik]] werden die physikalischen Gesetzmäßigkeiten untersucht, denen Lebewesen und ihre Wechselwirkung mit der Natur unterliegen.
* Die [[Medizinische Physik]] nutzt physikalische Phänomene wie zum Beispiel Laser, Radioaktivität, [[Röntgenstrahlung]] und [[Kernspinresonanz]] für medizinische Diagnostik und Therapie.
* Bei der [[Physikalische Chemie|physikalischen Chemie]] werden Methoden der Physik auf die Anschauungsobjekte der Chemie angewendet.
* Die [[Geophysik]] nutzt physikalische Modelle und Methoden zur Erklärung [[Geowissenschaften|geowissenschaftlicher]] Vorgänge und Fragestellungen.
* Die [[Technische Physik]] befasst sich mit den technischen Anwendungen physikalischen Wissens. Wichtige Teilbereiche sind die [[Quantenelektronik]] und die Theorie der [[Quantencomputer]].
* Die [[Umweltphysik]] beschäftigt sich in ihrer Forschung vor allem mit den Bereichen Energie und [[Klima]].
* [[Soziophysik]] und [[Ökonophysik]] wenden physikalische und statistische Methoden auf gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und politische Phänomene an.

== Grenzen der physikalischen Erkenntnis ==
Der derzeitige Stand der Physik ist nach wie vor mit noch ungelösten Problemen konfrontiert. Zum einen handelt es sich dabei um den weniger grundsätzlichen Fall von Problemen, deren Lösung prinzipiell möglich, aber mit den derzeitigen mathematischen Möglichkeiten bestenfalls annäherbar ist. Zum anderen gibt es eine Reihe von Problemen, für die noch unklar ist, ob eine Lösung im Begriffsrahmen der heutigen Theorien überhaupt möglich sein wird. So ist es bislang nicht gelungen, eine vereinheitlichte Theorie zu formulieren, welche sowohl Phänomene beschreibt, die der elektroschwachen wie der starken Wechselwirkung unterliegen, wie auch solche, welche der Gravitation unterliegen. Erst bei einer solchen Vereinigung von Quantentheorie und Gravitationstheorie (allgemeiner Relativitätstheorie) könnten alle vier Grundkräfte einheitlich behandelt werden, sodass eine vereinheitlichte Theorie der Elementarteilchen resultierte.

Die bisherigen Kandidaten von [[Quantengravitation]]s&shy;theorien, [[Supersymmetrie]] und [[Supergravitation]]s-, [[Stringtheorie|String-]] und [[M-Theorie]]n versuchen, eine solche Vereinheitlichung zu erreichen. Überhaupt ist es ein praktisch leitendes Ziel heutiger Physiker, sämtliche Vorgänge der Natur durch eine möglichst geringe Anzahl von möglichst einfachen [[Physikalisches Gesetz|Naturgesetzen]] zu beschreiben. Diese sollen das Verhalten möglichst grundlegender Eigenschaften und Objekte (etwa [[Elementarteilchen]]) beschreiben, sodass höherstufige ([[Emergenz|emergente]]) Prozesse und Objekte auf diese Beschreibungsebene reduzierbar sind.

Ob dieses Ziel prinzipiell oder praktisch erreichbar ist, ist eigentlich nicht mehr Gegenstand der einzelwissenschaftlichen physikalischen Erkenntnisbemühung, ebenso wenig, wie es allgemeine Fragen darüber sind, welchen Gewissheitsgrad physikalische Erkenntnisse grundsätzlich erreichen können oder faktisch erreicht haben. Derartige Fragen sind Gegenstand der [[Erkenntnistheorie|Epistemologie]] und [[Wissenschaftstheorie]]. Dabei werden ganz unterschiedliche Positionen verteidigt. Relativ unbestritten ist, dass naturwissenschaftliche Theoriebildungen in dem Sinne nur Hypothesen sind, dass man nicht mit Gewissheit wissen kann, ob es sich dabei um wahre und gerechtfertigte Auffassungen handelt. Man kann hier noch in spezifischerer Weise vorsichtig sein, indem man sich auf die Theorie- und Begriffsvermitteltheit aller empirischen Erkenntnisse beruft oder auf die Tatsache, dass der Mensch als erkennendes Subjekt ja unter den Gegenstandsbereich physikalischer Theorien fällt, aber nur als wirklich Außenstehender sicheres Wissen haben könnte. Denn für Beobachter, die mit ihrem [[Erkenntnisobjekt]] interagieren, bestehen prinzipielle Grenzen der Prognostizierbarkeit im Sinne einer Ununterscheidbarkeit des vorliegenden Zustandes – eine Grenze, die auch dann gelten würde,<ref>Vgl. [[Michael Esfeld|Esfeld]], Naturphilosophie, 128.</ref> wenn der Mensch alle Naturgesetze kennen würde und die Welt deterministisch wäre. Diese Grenze hat praktische Bedeutung bei deterministischen Prozessen, für welche geringe Änderungen des Anfangszustands zu großen Abweichungen in Folgezuständen führen – Prozesse, wie sie durch die [[Chaostheorie]] beschrieben werden. Aber nicht nur eine praktische Voraussagbarkeit ist in vielen Fällen nur begrenzt möglich, auch wird von einigen Wissenschaftstheoretikern eine [[Aussage]]&shy;fähigkeit physikalischer Modelle über die Realität überhaupt bestritten. Dies gilt in verschiedenen Ausarbeitungen eines sogenannten [[Realismus (Philosophie)|wissenschaftstheoretischen Antirealismus]] in unterschiedlichem Ausmaß: für unterschiedliche Typen physikalischer Begriffe wird eine reale Referenz bestritten oder für unwissbar gehalten.<ref>Vgl. {{SEP|https://plato.stanford.edu/entries/scientific-realism/|beleg=1}}</ref> Auch eine prinzipielle oder wahrscheinliche Zusammenführbarkeit einzelner Theorien wird von einigen Wissenschaftstheoretikern bestritten.<ref>Vgl. {{SEP|https://plato.stanford.edu/entries/scientific-progress/|Scientific Progress|beleg=1}} und {{SEP|https://plato.stanford.edu/entries/scientific-unity/|The Unity of Science|beleg=1}}; Esfeld, Naturphilosophie, S. 100–115.</ref>

== Beziehung zu anderen Wissenschaften ==
Die Beziehungen zur [[Philosophie]] sind traditionell eng, hat sich doch die Physik aus der klassischen Philosophie entwickelt, ohne ihr jemals grundsätzlich zu widersprechen, und waren nach heutigen Kategorien zahlreiche bedeutende Physiker zugleich wichtige Philosophen und umgekehrt. Gemäß der heutigen philosophischen Disziplinenunterscheidung ist die Physik insbesondere auf die [[Ontologie]] bezogen, welche die Grundstrukturen der Realität in möglichst allgemeinen Begriffen zu beschreiben versucht, darüber hinaus auf die [[Erkenntnistheorie]], welche die Gütekriterien von Wissen überhaupt zu erfassen versucht, spezieller noch auf die [[Wissenschaftstheorie]], welche die allgemeinen Methoden wissenschaftlicher Erkenntnis zu bestimmen versucht und natürlich auf die [[Naturphilosophie]] bzw. [[Philosophie der Physik]], die oftmals als Unterdisziplin der Ontologie oder Wissenschaftstheorie behandelt wird, jedenfalls aber spezieller gerade auf die Einzelerkenntnisse der Physik bezogen arbeitet, deren Begriffssystem analysiert und ontologische Interpretationen physikalischer Theorien diskutiert.

Auch die Beziehungen zur [[Mathematik]] sind eng. Die gesamte Physik verwendet die mathematische Sprache. Zahlreiche bedeutende Physiker waren nach heutigen Kategorien zugleich wichtige Mathematiker und umgekehrt.

Gemäß der heutigen mathematischen Disziplinenunterscheidung ist die Physik insbesondere auf die [[Geometrie]] bezogen, die die Grundstrukturen des Raumes in möglichst allgemeinen Begriffen zu beschreiben versucht, darüber hinaus auf die [[Algebra]], spezieller noch auf die [[Algebraische Geometrie]], auf die [[Differentialgeometrie]] und die [[Mathematische Physik]].

== Physik in der Gesellschaft ==
[[Datei:WYP2005 logo.svg|mini|Logo des Jahres der Physik 2005]]

Da die Physik als die grundlegende Naturwissenschaft gilt, werden physikalisches Wissen und Denken bereits in der Schule meist im Rahmen eines eigenen Schulfaches unterrichtet. Im Rahmen des Schulsystems wird Physik in der Regel als Nebenfach ab Klassenstufe 5–7 unterrichtet und wird in der Oberstufe oft auch als Leistungskurs geführt.
{{Siehe auch|Physikdidaktik}}

* Die meisten Universitäten bieten das [[Physikstudium|Studienfach Physik]] an.
* Seit 1901 vergibt die Schwedische Akademie der Wissenschaften jährlich den [[Nobelpreis für Physik]].
* Die Frage nach der [[Wissenschaftsethik|Ethik naturwissenschaftlicher Forschung]] wurde erstmals explizit aufgeworfen, als physikalische Entdeckungen Ende der 1930er Jahre auf die Möglichkeit einer Atombombe hindeuteten. Dieses Thema wird auch in der [[Literatur]], etwa in [[Friedrich Dürrenmatt]]s Theaterstück ''[[Die Physiker]]'' aufgegriffen.
* Es gab Versuche, die Physik weltanschaulich zu instrumentalisieren. Beispielsweise gab es in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] die gegen Einstein gewandte [[Deutsche Physik]] und die ''Wehrphysik'' als angewandte Physik. Repräsentanten solcher Bestrebungen waren die Physikdidaktiker und Schulpolitiker Erich Günther († 1951), dessen Lehrbuch ''Wehrphysik'' (ein Handbuch für Lehrer)<ref>Erich Günther: ''Handbuch für Wehrphysik.'' Frankfurt am Main 1936.</ref> bis 1975 benutzt wurde, und der 1959 zum Ehrendoktor der Universität Gießen ernannte Karl Hahn (1879–1963), der als Reichssachbearbeiter die Theorien jüdischer Physiker aus seinen Lehrwerken tilgte und dessen Schulbücher bis in die 1960er Jahre verbreitet waren.<ref>Jörg Willer: ''Fachdidaktik im Dritten Reich am Beispiel der Physik.'' In: ''Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung.'' Band 34, 2015, ISBN 978-3-86888-118-9, S. 105–121, hier: S. 113 und 119.</ref>
* 2005 war das [[Jahr der Physik 2005|Jahr der Physik]].


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
[[Angewandte Physik]],
{{Portal|Physik}}
[[Astrophysik]],
[[Experimentalphysik]],
[[Geophysik]],
[[Mathematische Physik]],
[[Theoretische Physik]]


== Literatur ==
[[Mathematik]],
{{Siehe auch|Geschichte der Physik|titel1=unter Literatur zur Physikgeschichte}}
[[Chemie]],
[[Physikalische Chemie]],
[[Biophysik]]


=== Einsteiger ===
[[Physikstudium]], [[Physik in der Schule]]

* {{Literatur |Autor=[[Paul A. Tipler]], [[Gene Mosca]] |Titel=Tipler Physik: für Studierende der Naturwissenschaften und Technik |Hrsg=Peter Kersten |Verlag=Springer Berlin Heidelberg |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2024 |ISBN=978-3-662-67935-7 |DOI=10.1007/978-3-662-67936-4}}
* {{Literatur |Autor=[[David Halliday (Physiker)|David Halliday]], [[Robert Resnick (Physiker)|Robert Resnick]], [[Jearl Walker]] |Titel=Halliday Physik |Hrsg=Stephan W. Koch |Auflage=Dritte, vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage |Verlag=Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA |Ort=Weinheim |Datum=2018 |ISBN=978-3-527-41356-0}}

=== Fachbücher ===

* Die Bücher von [[Bergmann-Schaefer Lehrbuch der Experimentalphysik|Bergmann-Schaefer]] (Lehrbuch der Experimentalphysik)
* Die Bücher von [[Wolfgang Demtröder]] (Experimentalphysik u.&nbsp;a.)
* Die Bücher von [[Torsten Fließbach]]: Theoretische Physik (I bis IV)
* Die Bücher von [[Feynman-Vorlesungen über Physik|Richard P. Feynman]] (Aktuellste Ausgabe in 5 Büchern auf Deutsch)
* Der [[Gerthsen Physik]]
* Der [[Friedrich Kohlrausch (Physiker)|Kohlrausch]] ''Praktische Physik'' (letzte Ausgabe ist die 24. Auflage), öffentlich freigegeben durch die [[Physikalisch-Technische Bundesanstalt|PTB]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ptb.de/cms/presseaktuelles/wissenschaftlich-technische-publikationen/buecher/nicht-in-navigation/der-kohlrausch.html |titel=Der Kohlrausch |hrsg=PTB |abruf=2024-05-31}}</ref> (3 Bände)
* Die Bücher von [[Lew Dawidowitsch Landau|Landau]] und [[Jewgeni Lifschitz|Lifschitz]]: [[Lehrbuch der theoretischen Physik]] (seit 1950; aktuellste Ausgabe bei [[Europa-Lehrmittel]]) (10 Bände)
* Die Bücher von [[Wolfgang Nolting (Physiker)|Wolfgang Nolting]]: Grundkurs Theoretische Physik (9 Bände)
* Die Bücher von [[Florian Scheck]] (Theoretische Physik u.&nbsp;a.)

=== Referenzwerke und Monographien ===
Verschiedene Serien existieren. Einige Beispiele sind:

* Bücher aus den Serien [[Handbuch der Physik]], [[Hochschulbücher für Physik]], [[Graduate Texts in Physics]]
* Das Referenzwerk [[CRC Handbook of Chemistry and Physics]]
* Weiterhin existieren Standardwerke und Serien aus Fachgebieten wie der [[Astrophysik]], [[Festkörperphysik]] usw.

=== Lexika und Enzyklopädien ===
Es existieren verschiedene Werke. Einige der Bekannten sind:

* Das [https://www.spektrum.de/alias/lexikon/lexikon-der-physik/503036 Lexikon der Physik] (Seit 2000 Online; von Spektrum/Springer)
* Die [https://onlinelibrary.wiley.com/doi/book/10.1002/3527600434 Encyclopedia of Applied Physics] (Seit 2004 Online; Wiley Verlag; begründet von [[George L. Trigg]])

=== Sachbücher und Andere ===

* {{Literatur |Titel=Physik im 21. Jahrhundert: Essays zum Stand der Physik |Hrsg=Werner Martienssen, Dieter Röß |Verlag=Springer Berlin Heidelberg |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2011 |ISBN=978-3-642-05190-6 |DOI=10.1007/978-3-642-05191-3}}

=== Historische Werke und Klassiker ===

* [[Ernst Grimsehl]] Lehrbuch der Physik (1920)
* [[Max Planck]]: Einführung in die Theoretische Physik (1930)
* [[Friedrich Hund]]: Einführung in die theoretische Physik (1950)
* [[Arnold Sommerfeld]]: Vorlesung über die theoretischen Physik (1950)


== Weblinks ==
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* {{DNB-Portal|4045956-1}}
*Physik allgemein
* [https://www.weltderphysik.de/ Welt der Physik] – Gemeinsames Internetportal der [[Deutsche Physikalische Gesellschaft|Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG)]] und des [[Bundesministerium für Bildung und Forschung|Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)]]
**[http://www.dpg-physik.de/ Deutsche Physikalische Gesellschaft e.V.]
* [https://lp.uni-goettingen.de/get/text/1 lp.uni-goettingen.de] – E-Learning-Inhalte zum Kanon des Physikstudiums, Georg-August-Universität Göttingen
**[http://www.ptb.de/ Physikalisch-Technische Bundesanstalt]
* [https://www.leifiphysik.de/ leifiphysik.de] – Physikportal auf Schülerniveau
**[[zum:Physik|Didaktische Hinweise]] im Wiki der [[meta:Zentrale für Unterrichtsmedien|Zentrale für Unterrichtsmedien]] e.V.


== Einzelnachweise ==
*Physik-Portale
<references />
**[http://www.weltderphysik.de/ Welt der Physik]
**[http://www.Phynet.de/ Phynet.de]
**[http://www.pro-physik.de/Phy/External/PhyH/ Findemaschine pro-physik.de]
**[http://www.iap.uni-bonn.de/P2K/cover.html Physik einfach erklärt]
**[http://www.lern-online.net/physik/ Erklärungen von schulischen Themen der Physik]
**[http://www.jungonline.eu/ Das Forum über Physik mit physikalischer Datenbank]
**[http://www.systemdesign.ch/ Wiki zur Physik der dynamischen Systeme]


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[[zh:物理学]]
[[zh-min-nan:Bu̍t-lí-ha̍k]]
[[zh-yue:物理]]

Aktuelle Version vom 25. April 2025, 19:36 Uhr

Verschiedene Beispiele physikalischer Phänomene

Die Physik (bundesdeutsches Hochdeutsch: [fyˈziːk],[1] österreichisches Hochdeutsch: [fʏˈsɪk],[2] Schweizer Hochdeutsch: auch [fɪˈziːk][3]) ist eine Naturwissenschaft, die grundlegende Phänomene der Natur untersucht. Um deren Eigenschaften und Verhalten anhand von quantitativen Modellen und Gesetzmäßigkeiten zu erklären, befasst sie sich insbesondere mit Materie und Energie und deren Wechselwirkungen in Raum und Zeit.

Erklären bedeutet hier einordnen, vergleichen, allgemeineren Erscheinungen zuordnen oder aus allgemein gültigen Naturgesetzen folgern.[4] Dazu ist häufig die Bildung neuer geeigneter Begriffe nötig, teilweise auch solcher, die der unmittelbaren Anschauung nicht mehr zugänglich sind. Erklärungen in dem philosophischen Sinn, „warum“ die Natur sich so verhält, kann die Physik nicht leisten. Stattdessen setzt sie sich mit dem „wie“ auseinander. Zum Beispiel kann sie nicht erklären, warum Massen einander anziehen. Dieses Verhalten kann lediglich mit verschiedenen Modellen beschrieben werden. Newton tat dies, indem er annahm, dass zwischen Körpern eine Anziehungskraft herrscht. Eine ganz andere Vorstellung hatte Einstein, der die Gravitation damit erklärte, dass Materie die Raumzeit krümmt.

Die Arbeitsweise der Physik besteht in einem Zusammenwirken experimenteller Methoden und theoretischer Modellbildung. Physikalische Theorien bewähren sich in der Anwendung auf Systeme der Natur, indem sie Vorhersagen über spätere Zustände erlauben, wenn ein früherer Zustand bekannt ist. Erkenntnisfortschritte ergeben sich durch das Wechselspiel von Beobachtung oder Experiment mit der Theorie. Eine neue oder weiterentwickelte Theorie kann bekannte Ergebnisse besser oder überhaupt erstmals erklären und darüber hinaus neue Experimente und Beobachtungen anregen, deren Ergebnisse dann die Theorie bestätigen oder ihr widersprechen. Unerwartete Beobachtungs- oder Versuchsergebnisse geben Anlass zur Theorieentwicklung in verschiedener Gestalt, von schrittweiser Verbesserung bis hin zur völligen Aufgabe einer lange Zeit akzeptierten Theorie.

Erkenntnisse und Modelle der Physik werden intensiv in der Chemie, Geologie, Biologie, Medizin und den Ingenieurwissenschaften genutzt.

Geschichte von Begriff und Disziplin der Physik

Die Disziplin der Physik in ihrer heutigen Gestalt hat ihre Ursprünge in der Philosophie, die sich seit der Antike im weitesten Sinne mit den Gründen und Ursachen aller Dinge befasst. Von Aristoteles bis ins beginnende 19. Jahrhundert wurde die Physik als das Teilgebiet der Philosophie verstanden, das sich als Naturlehre, Naturgeschichte, Chemie oder angewandte Mathematik mit den Gegebenheiten der Natur beschäftigt.[5] Gegenüber den rein philosophischen Erklärungsversuchen der Naturvorgänge spielte die Art von Erkenntnis, die durch systematische und genaue Beobachtung, also empirisch zu gewinnen ist, lange Zeit keine Rolle. Ab Mitte des 13. und im Laufe des 14. Jahrhunderts plädierten dann einige von den die Natur erforschenden Philosophen – wie etwa Roger Bacon – für ein größeres Gewicht der durch Beobachtung zu erlangenden Naturerkenntnis. Diese Tendenzen mündeten ab dem frühen 17. Jahrhundert, namentlich mit Galileo Galilei und Isaac Newton, in die Entwicklung einer Methodologie der physikalischen Erkenntnis, die vorrangig an empirischen und sogar experimentellen Standards orientiert ist und diesen vor überkommenen philosophischen Grundsätzen im Zweifelsfall sogar den Vorrang einräumt. Dieser Ansatz wurde zunächst als „experimentelle Philosophie“ bezeichnet und führte beim Verständnis vieler unterschiedlicher Naturvorgänge rasch zu bedeutenden Erfolgen. Dennoch dauerte es noch bis ins 19. Jahrhundert, dass er sich endgültig in der Physik durchsetzen konnte und sie damit als eigenständige Disziplin in ihrem heutigen Sinn etablierte.

Hinsichtlich ihrer Methode, ihres Gegenstandsbereichs, ihrer wissenschaftssystematischen und institutionellen Verortung teilt sich die Physik im Wesentlichen in zwei große Gebiete auf. Die theoretische Physik beschäftigt sich vorwiegend mit formalen mathematischen Beschreibungen und den Naturgesetzen. Sie abstrahiert Vorgänge und Erscheinungen in der wirklichen Natur in Form eines Systems von Modellen, allgemeingültigen Theorien und Naturgesetzen sowie induktiv gewählten Hypothesen. Bei der Formulierung von Theorien und Gesetzen bedient sie sich vielfach der Methoden der Mathematik und der Logik. Ziel ist, das Verhalten eines Systems theoretisch vorherzusagen, damit dies durch Vergleich mit den Vorgängen und Erscheinungen in der wirklichen Natur überprüft werden kann. Diese Überprüfung in Form reproduzierbarer Messungen an gezielt gestalteten physikalischen Experimenten oder durch Beobachtung natürlicher Phänomene ist das Gebiet der Experimentalphysik. Das Ergebnis der Überprüfung bestimmt über die Gültigkeit und Vorhersagekraft des Modells und der darin gewählten Begriffe, Hypothesen und Methoden.

Die Physik steht in enger Verbindung zu den Ingenieurwissenschaften und den anderen Naturwissenschaften von der Astronomie und Chemie bis zur Biologie und den Geowissenschaften. Die Physik wird dabei häufig als grundlegende oder fundamentale Naturwissenschaft aufgefasst, die sich am stärksten mit den Grundprinzipien befasst, die die natürlichen Vorgänge bestimmen. Die Grenzziehung zu den anderen Naturwissenschaften hat sich historisch ergeben, wird jedoch insbesondere mit dem Aufkommen neuer Wissenschaftsdisziplinen immer schwieriger.

In der heutigen Physik ist vor allem die durch Atom- und Molekülphysik und Quantenchemie markierte Grenze zur Chemie fließend. Zur Abgrenzung gegenüber der Biologie wurde die Physik oftmals als die Wissenschaft von der unbelebten im Gegensatz zur belebten Natur bezeichnet, womit jedoch eine Beschränkung impliziert wird, die so in der Physik nicht existiert. Die Ingenieurwissenschaften sind durch ihren engen Bezug zur praktischen technischen Anwendung von der Physik abgegrenzt, da in der Physik das Verständnis der grundlegenden Mechanismen im Vordergrund steht. Die Astronomie hat keine Möglichkeit, Laborexperimente durchzuführen, und ist daher allein auf Naturbeobachtung angewiesen, was hier zur Abgrenzung gegen die Physik herangezogen wird.

Methodik

Der Erkenntnisgewinn in der Physik verläuft in enger Verzahnung von Experiment und Theorie, besteht also aus empirischer Datengewinnung und -auswertung und gleichzeitig dem Erstellen theoretischer Modelle zu ihrer Erklärung. Dennoch haben sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts Spezialisierungen herausgebildet, die insbesondere die professionell betriebene Physik heute prägen. Demnach lassen sich grob Experimentalphysik und theoretische Physik voneinander unterscheiden.

Experimentalphysik

Multimeter für elektrische Messungen

Während manche Naturwissenschaften wie etwa die Astronomie und die Meteorologie sich methodisch weitgehend auf Beobachtungen ihres Untersuchungsgegenstandes beschränken müssen, steht in der Physik das Experiment im Vordergrund. Die Experimentalphysik versucht durch Entwurf, Aufbau, Durchführung und Auswertung von Experimenten Gesetzmäßigkeiten aufzuspüren und mittels empirischer Modelle zu beschreiben. Sie versucht einerseits physikalisches Neuland zu betreten, andererseits überprüft sie von der theoretischen Physik gemachte Vorhersagen.

Grundlage eines physikalischen Experimentes ist es, die Eigenschaften eines zuvor präparierten physikalischen Systems, zum Beispiel eines geworfenen Steins, eines eingeschlossenen Gasvolumens oder eines Teilchens bei einem Stoßprozess durch Messung in Zahlenform auszudrücken, etwa als Aufprallgeschwindigkeit, als Druck oder als Länge der beobachtbaren Teilchenspuren im Detektor.

Konkret werden entweder nur die zeitunabhängigen (statischen) Eigenschaften eines Objektes gemessen oder es wird die zeitliche Entwicklung (Dynamik) des Systems untersucht, etwa indem Anfangs- und Endwerte einer Messgröße vor und nach dem Ablauf eines Vorgangs bestimmt werden oder indem kontinuierliche Zwischenwerte festgestellt werden.

Theoretische Physik

Die Lichtuhr, ein bekanntes Gedankenexperiment

Die theoretische Physik sucht die empirischen Modelle der Experimentalphysik mathematisch auf bekannte Grundlagentheorien zurückzuführen oder, falls dies nicht möglich ist, Hypothesen für eine neue Theorie zu entwickeln, die dann experimentell überprüft werden können. Sie leitet weiterhin aus bereits bekannten Theorien empirisch überprüfbare Voraussagen ab.

Bei der Entwicklung eines Modells wird grundsätzlich die Wirklichkeit idealisiert; man konzentriert sich zunächst nur auf ein vereinfachtes Bild, um dessen Aspekte zu überblicken und zu erforschen. Nachdem das Modell für diese Bedingungen ausgereift ist, wird es weiter verfeinert.

Zur theoretischen Beschreibung eines physikalischen Systems benutzt man die Sprache der Mathematik. Seine Bestandteile werden dazu durch mathematische Objekte wie zum Beispiel Skalare oder Vektoren repräsentiert, die in durch Gleichungen festgelegten Beziehungen zueinander stehen. Aus bekannten Größen werden unbekannte errechnet und damit zum Beispiel das Ergebnis einer experimentellen Messung vorhergesagt. Diese auf Quantitäten konzentrierte Sichtweise unterscheidet die Physik maßgeblich von der Philosophie und hat zur Folge, dass nicht quantifizierbare Modelle, wie das Bewusstsein, nicht als Teil der Physik betrachtet werden.

Das fundamentale Maß für den Erfolg einer naturwissenschaftlichen Theorie ist die Übereinstimmung mit Beobachtungen und Experimenten. Durch den Vergleich mit dem Experiment lassen sich der Gültigkeitsbereich und die Genauigkeit einer Theorie ermitteln; allerdings lässt sie sich niemals „beweisen“, bestenfalls in immer mehr Fällen bestätigen. Um eine Theorie zu widerlegen oder die Grenzen ihres Gültigkeitsbereiches zu zeigen, genügt im Prinzip ein einziges Experiment mit unerklärbarem Ergebnis, sofern es sich als reproduzierbar erweist.

Experimentalphysik und theoretische Physik stehen also in steter Wechselbeziehung zueinander. Es kann allerdings vorkommen, dass Ergebnisse der einen Disziplin der anderen vorauseilen: So sind derzeit viele Voraussagen der Stringtheorie nicht experimentell überprüfbar; andererseits sind viele teilweise sehr genau gemessene Werte aus dem Gebiet der Teilchenphysik zum heutigen Zeitpunkt (2022) durch die zugehörige Theorie, die Quantenchromodynamik, nicht berechenbar.

Weitere Aspekte

Zusätzlich zu dieser grundlegenden Teilung der Physik unterscheidet man manchmal noch weitere methodische Unterdisziplinen, vor allem die mathematische Physik und die angewandte Physik. Auch die Arbeit mit Computersimulationen hat Züge eines eigenen Bereiches der Physik.

Mathematische Physik

Die mathematische Physik wird gelegentlich als Teilgebiet der theoretischen Physik betrachtet, unterscheidet sich von dieser jedoch darin, dass ihr Studienobjekt nicht konkrete physikalische Phänomene sind, sondern die Ergebnisse der theoretischen Physik selbst. Sie abstrahiert damit von jedweder Anwendung und interessiert sich stattdessen für die mathematischen Eigenschaften eines Modells, insbesondere seine tiefer liegenden Symmetrien. Auf diese Weise entwickelt sie Verallgemeinerungen und neue mathematische Formulierungen bereits bekannter Theorien, die dann wiederum als Arbeitsmaterial der theoretischen Physiker in der Modellierung empirischer Vorgänge Einsatz finden können.

Angewandte Physik

Die angewandte Physik steht in (unscharfer) Abgrenzung zur Experimentalphysik, teilweise auch zur theoretischen Physik. Ihr wesentliches Kennzeichen ist, dass sie ein gegebenes physikalisches Phänomen nicht um seiner selbst willen erforscht, sondern um die aus der Untersuchung hervorgegangenen Erkenntnisse zur Lösung eines (in der Regel) nicht-physikalischen Problems einzusetzen. Ihre Anwendungen liegen auf dem Gebiet der Technik, aber auch zum Beispiel in den Wirtschaftswissenschaften, wo im Risikomanagement Methoden der theoretischen Festkörperphysik zum Einsatz kommen. Auch gibt es die interdisziplinären Bereiche der Medizinphysik, physikalischen Chemie, Astrophysik und Biophysik.

Simulation und Computerphysik

Mit der fortschreitenden Entwicklung der Rechensysteme hat sich in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, beschleunigt seit etwa 1990, die Computersimulation als neue Methodik innerhalb der Physik entwickelt. Computersimulationen werden häufig als Bindeglied zwischen Theorie und Experiment verwendet, um Vorhersagen aus einer Theorie zu gewinnen, andererseits können Simulationen auch in Form einer effektiven Theorie, die ein experimentelles Ergebnis nachmodelliert, einen Impuls an die theoretische Physik zurückgeben. Naturgemäß hat dieser Bereich der Physik zahlreiche Anknüpfungspunkte an die Informatik.

Theoriengebäude

Das Theoriengebäude der Physik beruht in seinem Ursprung auf der klassischen Mechanik. Diese wurde im 19. Jahrhundert um weitere Theorien ergänzt, insbesondere den Elektromagnetismus und die Thermodynamik. Die moderne Physik beruht auf zwei Erweiterungen aus dem 20. Jahrhundert, der Relativitätstheorie und der Quantenphysik, die bestimmte Grundprinzipien der klassischen Mechanik verändert und verallgemeinert haben. Beide Theorien enthalten die klassische Mechanik über das sogenannte Korrespondenzprinzip als Grenzfall und haben daher einen größeren Gültigkeitsbereich als diese. Während die Relativitätstheorie teilweise auf denselben konzeptionellen Grundlagen beruht wie die klassische Mechanik, löst sich die Quantenphysik deutlich davon.

Klassische Mechanik

Isaac Newton

Die klassische Mechanik wurde im 16. und 17. Jahrhundert maßgeblich von Galileo Galilei und Isaac Newton begründet. Aufgrund der zu dieser Zeit noch recht begrenzten technischen Möglichkeiten sind die Vorgänge, die die klassische Mechanik beschreibt, weitgehend ohne komplizierte Hilfsmittel beobachtbar, was sie anschaulich erscheinen lässt. Die klassische Mechanik behandelt Systeme mit wenigen massiven Körpern, was sie von der Elektrodynamik und der Thermodynamik unterscheidet. Raum und Zeit sind dabei nicht Teil der Dynamik, sondern ein unbewegter Hintergrund, vor dem physikalische Prozesse ablaufen und Körper sich bewegen. Wesentliche Grundbegriffe der Physik (wie Geschwindigkeit, Beschleunigung, Masse, Kraft, Energie) sind zuerst in der Klassischen Mechanik gebildet worden. Für sehr kleine Objekte tritt die Quantenphysik an die Stelle der klassischen Mechanik, während die Relativitätstheorie zur Beschreibung von Körpern mit sehr großen Geschwindigkeiten und Massen geeignet ist.

Die mathematische Behandlung der klassischen Mechanik wurde im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert in Form des Lagrange-Formalismus und des Hamilton-Formalismus entscheidend vereinheitlicht. Diese Formalismen sind auch mit der Relativitätstheorie anwendbar und sind daher ein bedeutender Teil der klassischen Mechanik. Obwohl die klassische Mechanik nur für mittelgroße, anschauliche Systeme gültig ist, ist die mathematische Behandlung komplexer Systeme bereits im Rahmen dieser Theorie mathematisch sehr anspruchsvoll. Die Chaostheorie befasst sich in großen Teilen mit solchen komplexen Systemen der klassischen Mechanik und ist derzeit (2009) ein aktives Forschungsgebiet.

Elektrodynamik und Optik

Nach James Clerk Maxwell sind die bekannten Maxwell-Gleichungen des Elektromagnetismus benannt

In der Elektrodynamik werden Phänomene mit bewegten elektrischen Ladungen in Wechselwirkung mit zeitlich veränderlichen elektrischen und magnetischen Feldern beschrieben. Um die Entwicklung der Theorien der Elektrizität und des Magnetismus im 18. und 19. Jahrhundert zusammenzuführen, wurde eine Erweiterung des Theoriengebäudes der klassischen Mechanik notwendig. Ausgangspunkt war das von Michael Faraday entdeckte Induktionsgesetz und die nach Hendrik Antoon Lorentz benannte Lorentzkraft auf eine bewegte elektrische Ladung in einem Magnetfeld. Die Gesetze der Elektrodynamik wurden im 19. Jahrhundert von James Clerk Maxwell zusammengefasst und in Form der Maxwell-Gleichungen erstmals vollständig formuliert. Grundsätzlich wurden elektrodynamische Systeme mit den Methoden der klassischen Mechanik behandelt, allerdings ermöglichen die Maxwell-Gleichungen auch eine Wellenlösung, die elektromagnetische Wellen wie das Licht beschreiben. Diese Theorie brachte unter anderem in Form der Wellenoptik auch einen eigenen Formalismus hervor, der sich grundlegend von dem der klassischen Mechanik unterscheidet. Besonders die Symmetrien der Elektrodynamik sind mit denen der klassischen Mechanik unvereinbar. Dieser Widerspruch zwischen den beiden Theoriegebäuden wurde durch die spezielle Relativitätstheorie gelöst. Die Wellenoptik ist in Form der nichtlinearen Optik noch heute (2011) ein aktives Forschungsgebiet.

Thermodynamik

Etwa gleichzeitig mit der Elektrodynamik entwickelte sich mit der Thermodynamik ein weiterer Theorienkomplex, der sich grundlegend von der klassischen Mechanik unterscheidet. Im Gegensatz zur klassischen Mechanik stehen in der Thermodynamik nicht einzelne Körper im Vordergrund, sondern ein Ensemble aus vielen kleinsten Bausteinen, was zu einem radikal anderen Formalismus führt. Die Thermodynamik eignet sich damit zur Behandlung von Medien aller Aggregatzustände. Die Quantentheorie und die Relativitätstheorie lassen sich in den Formalismus der Thermodynamik einbetten, da sie nur die Dynamik der Bausteine des Ensembles betreffen, aber den Formalismus zur Beschreibung thermodynamischer Systeme nicht prinzipiell ändern.

Die Thermodynamik eignet sich beispielsweise zur Beschreibung von Wärmekraftmaschinen aber auch zur Erklärung vieler moderner Forschungsgegenstände wie Supraleitung oder Suprafluidität. Besonders im Bereich der Festkörperphysik wird daher auch heute (2009) noch viel mit den Methoden der Thermodynamik gearbeitet.

Relativitätstheorie

Albert Einstein, Physiker, 1879–1955

Die von Albert Einstein begründete Relativitätstheorie führt ein völlig neues Verständnis der Phänomene Raum und Zeit ein. Danach handelt es sich bei diesen nicht um universell gültige Ordnungsstrukturen, sondern räumliche und zeitliche Abstände werden von verschiedenen Beobachtern unterschiedlich beurteilt. Raum und Zeit verschmelzen zu einer vierdimensionalen Raumzeit. Die Gravitation wird auf eine Krümmung dieser Raumzeit zurückgeführt, die durch die Anwesenheit von Masse bzw. Energie hervorgerufen wird. In der Relativitätstheorie wird erstmals die Kosmologie zu einem naturwissenschaftlichen Thema. Die Formulierung der Relativitätstheorie stellt gleichzeitig den Beginn der modernen Physik und die Vollendung der klassischen Physik dar.

Quantenphysik

Die Quantenphysik beschreibt die Naturgesetze im atomaren und subatomaren Bereich und bricht noch radikaler mit klassischen Vorstellungen als die Relativitätstheorie. In der Quantenphysik sind auch physikalische Größen selbst Teil des Formalismus und keine bloßen Kenngrößen mehr, die ein System beschreiben. Der Formalismus unterscheidet also zwischen zwei Typen von Objekten, den Observablen, die die Größen beschreiben und den Zuständen, die das System beschreiben. Ebenso wird der Messprozess aktiv in die Theorie miteinbezogen. Dies führt in bestimmten Situationen zur Quantisierung der Größenwerte. Das heißt, die Größen nehmen stets nur bestimmte diskrete Werte an. In der Quantenfeldtheorie, der am weitesten entwickelten relativistischen Quantentheorie, tritt auch Materie nur in Portionen, den Elementarteilchen oder Quanten, in Erscheinung.

Die Gesetze der Quantenphysik entziehen sich weitgehend der menschlichen Anschauung, und über ihre Interpretation herrscht auch heute noch kein Konsens. Dennoch zählt sie hinsichtlich ihres empirischen Erfolges zu dem am besten gesicherten Wissen der Menschheit überhaupt.

Themenbereiche der modernen Physik

Die Theorien der Physik kommen in verschiedenen Themenbereichen zum Einsatz. Die Einteilung der Physik in Unterthemen ist nicht eindeutig und die Abgrenzung der Unterthemen gegeneinander ist dabei ähnlich schwierig wie die Abgrenzung der Physik zu anderen Wissenschaften. Es gibt dementsprechend viele Überschneidungen und gegenseitige Beziehungen der verschiedenen Bereiche zueinander. Hier wird eine Sammlung von Themengebieten nach betrachteter Größenordnung der Objekte dargestellt und im Zuge dessen auf Themengebiete verwiesen, die damit verwandt sind. Die aufgeführten Themen lassen sich nicht eindeutig einer Theorie zuordnen, sondern bedienen sich je nach dem untersuchten Gegenstand verschiedener theoretischer Konzepte.

Teilchenphysik

Die Teilchenphysik befasst sich mit Elementarteilchen und ihren Wechselwirkungen untereinander. Von den vier Grundkräften der Physik

wird die Gravitation derzeit ausgespart, weil es noch keine Theorie der Quantengravitation gibt, die die gravitativen Wechselwirkungen von Elementarteilchen beschreiben kann. Die anderen drei Wechselwirkungen werden durch den Austausch von Elementarteilchen, sogenannten Eichbosonen, beschrieben. In der Teilchenphysik werden relativistische Quantentheorien zur Beschreibung der Phänomene verwendet.

Eines der Ziele der Teilchenphysik ist es, alle Grundkräfte in einem vereinheitlichten Gesamtkonzept zu beschreiben (Weltformel). Bisher ist es jedoch lediglich gelungen, die elektrische und die magnetische Wechselwirkung zur elektromagnetischen Wechselwirkung zu vereinigen sowie diese und die schwache Wechselwirkung als Auswirkungen einer sogenannten elektroschwachen Wechselwirkung darzustellen. Zur Vereinigung der elektroschwachen und der starken Wechselwirkung wurde unter anderem die Theorie der Supersymmetrie erdacht, deren weitere Voraussagen bislang jedoch nicht experimentell bestätigt werden konnten. Die größten Schwierigkeiten treten wie bereits erwähnt im Bereich der Gravitationskraft auf, da einerseits Elementarteilchen nur im Rahmen der Quantentheorie beschrieben werden können, andererseits noch keine Theorie der Quantengravitation vorliegt.

Typische Experimente zur Überprüfung der Theorien der Teilchenphysik werden an Teilchenbeschleunigern bei Kollisionen von Teilchen hoher Energie durchgeführt. Daher wird der Begriff der Hochenergiephysik oft nahezu deckungsgleich mit dem Begriff der Teilchenphysik verwendet. Um hohe Kollisionsenergien zu erreichen, werden vor allem Collider-Experimente eingesetzt, bei denen Teilchen nicht auf ein festes Ziel, sondern gegeneinander geschossen werden. Der Teilchenbeschleuniger mit der derzeit höchsten Kollisionsenergie ist der 2011 in Betrieb gegangene Large Hadron Collider. Eine andere bedeutende Experimentklasse dient der Erforschung der Neutrinos, wofür spezielle Neutrinodetektoren konzipiert werden wie beispielsweise der Super-Kamiokande.

Hadronen- und Atomkernphysik

Die Elementarteilchen, die der starken Wechselwirkung unterliegen, die sogenannten Quarks, kommen nicht einzeln, sondern immer nur in gebundenen Zuständen, den Hadronen, vor, zu denen unter anderem das Proton und das Neutron gehören. Die Hadronenphysik hat viele Überschneidungen mit der Elementarteilchenphysik, da viele Phänomene nur erklärt werden können, indem berücksichtigt wird, dass die Hadronen aus Quarks aufgebaut sind. Die Beschreibung der starken Wechselwirkung durch die Quantenchromodynamik, eine relativistische Quantenfeldtheorie, kann jedoch die Eigenschaften der Hadronen nicht vorhersagen, weshalb die Untersuchung dieser Eigenschaften als eigenständiges Forschungsgebiet aufgefasst wird. Es wird also eine Erweiterung der Theorie der starken Wechselwirkung für kleine Energien angestrebt, bei denen sich die Hadronen bilden.

Atomkerne stellen gegenüber Elementarteilchen die nächste Komplexitätsstufe dar. Sie bestehen aus mehreren Nukleonen, also Protonen und Neutronen, deren Wechselwirkungen untersucht werden. In Atomkernen herrschen die starke und die elektromagnetische Wechselwirkung vor. Forschungsgebiete der Atomkernphysik umfassen radioaktive Zerfälle und Stabilität von Atomkernen. Ziel ist dabei die Entwicklung von Kernmodellen, die diese Phänomene erklären können. Dabei wird aber auf eine detaillierte Ausarbeitung der starken Wechselwirkung wie in der Hadronenphysik verzichtet.

Zur Erforschung der Eigenschaften von Hadronen werden Teilchenbeschleuniger eingesetzt, wobei hier der Schwerpunkt nicht so sehr wie in der Teilchenphysik auf hohen Kollisionsenergien liegt. Stattdessen werden Target-Experimente durchgeführt, die zwar geringere Schwerpunktsenergien, aber sehr viel höhere Ereigniszahlen liefern. Allerdings werden auch Collider-Experimente mit Schwerionen vor allem eingesetzt, um Erkenntnisse über Hadronen zu gewinnen. In der Kernphysik werden zur Erzeugung von Transuranen schwere Atome zur Kollision gebracht und Radioaktivität mit einer Vielzahl experimenteller Aufbauten untersucht.

Atom- und Molekülphysik

Atome bestehen aus dem Atomkern und meist mehreren Elektronen und stellen die nächste Komplexitätsstufe der Materie dar. Ziel der Atomphysik ist es unter anderem, die Linienspektren der Atome zu erklären, wozu eine genaue quantenmechanische Beschreibung der Wechselwirkungen der Elektronen der Atome notwendig ist. Da Moleküle aus mehreren Atomen aufgebaut sind, arbeitet die Molekülphysik mit ähnlichen Methoden, allerdings stellen insbesondere große Moleküle meist deutlich komplexere Systeme dar, was die Rechnungen sehr viel komplizierter und häufig den Einsatz von Computersimulationen erforderlich macht.

Die Atom- und Molekülphysik stehen über die Untersuchung der optischen Spektren von Atomen und Molekülen mit der Optik in enger Beziehung. So baut beispielsweise das Funktionsprinzip des Lasers, einer bedeutenden technischen Entwicklung, maßgeblich auf den Ergebnissen der Atomphysik auf. Da die Molekülphysik sich auch intensiv mit der Theorie der chemischen Bindungen befasst, sind in diesem Themengebiet Überschneidungen mit der Chemie vorhanden.

Ein wichtiger experimenteller Zugang besteht in der Einwirkung von Licht. So werden beispielsweise optische Spektren von Atomen und Molekülen mit ihren quantenmechanischen Eigenschaften in Verbindung gesetzt. Umgekehrt kann dann mit spektroskopischen Methoden die Zusammensetzung eines Stoffgemisches untersucht werden und anhand von Sternenlicht Aussagen über die Elemente in der Sternenatmosphäre getroffen werden. Andere Untersuchungsmethoden betrachten das Verhalten unter dem Einfluss von elektrischen und magnetischen Feldern. Beispiele sind die Massenspektroskopie oder die Paulfalle.

Kondensierte Materie und Fluiddynamik

Die Physik der kondensierten Materie und die Fluiddynamik sind in dieser Auflistung das Gebiet mit der größten thematischen Bandbreite, von der Festkörperphysik bis zur Plasmaphysik. All diesen Bereichen ist gemeinsam, dass sie sich mit makroskopischen Systemen aus sehr vielen Atomen, Molekülen oder Ionen befassen. Dementsprechend ist in allen Bereichen dieses Themengebiets die Thermodynamik ein wichtiger Teil des theoretischen Fundamentes. Je nach Problem kommen aber auch Quantentheorie und Relativitätstheorie zum Einsatz, um die Systeme zu beschreiben. Auch Computersimulationen sind ein fester Bestand der Forschung an solchen Vielteilchensystemen.

Aufgrund der thematischen Bandbreite existieren Überschneidungen mit nahezu allen anderen Gebieten der Physik, zum Beispiel mit der Optik in Form laseraktiver Medien oder nichtlinearer Optik, aber auch mit der Akustik, Atom-, Kern- und Teilchenphysik. Auch in der Astrophysik spielt die Fluiddynamik eine große Rolle bei der Erstellung von Modellen zur Entstehung und zum Aufbau von Sternen sowie bei der Modellierung vieler anderer Effekte. Viele Forschungsbereiche sind dabei sehr anwendungsorientiert, wie die Materialforschung, die Plasmaphysik oder die Erforschung der Hochtemperatursupraleiter.

Die Bandbreite der experimentellen Methoden in diesem Bereich der Physik ist sehr groß, sodass sich keine typischen Methoden für das ganze Gebiet angeben lassen. Die quantenmechanischen Effekte wie Supraleitung und Suprafluidität, die eine gewisse Bekanntheit erlangt haben, werden der Tieftemperaturphysik zugerechnet, die mit typischen Kühlungsmethoden einhergeht.

Astrophysik und Kosmologie

Astrophysik und Kosmologie sind interdisziplinäre Forschungsgebiete, die sich stark mit der Astronomie überschneiden. Nahezu alle anderen Themenbereiche der Physik gehen in die astrophysikalischen Modelle ein, um Prozesse auf verschiedenen Größenskalen zu modellieren. Ziel dieser Modelle ist es, astronomische Beobachtungen auf der Grundlage der bisher bekannten Physik zu erklären.

Die Kosmologie baut insbesondere auf den Grundlagen der allgemeinen Relativitätstheorie auf, allerdings sind im Rahmen der Quantenkosmologie auch die Quantentheorien sehr bedeutsam um die Entwicklung des Universums in sehr viel früheren Phasen zu erklären. Das derzeit (2009) am meisten vertretene kosmologische Standardmodell baut dabei maßgeblich auf den Theorien der Dunklen Materie und der Dunklen Energie auf. Weder Dunkle Materie noch Dunkle Energie konnte bisher direkt experimentell nachgewiesen werden, es existieren aber eine Vielzahl von Theorien, was genau diese Objekte sind.

Da in der Astrophysik nur in sehr beschränktem Ausmaß Experimente möglich sind, ist dieses Teilgebiet der Physik sehr stark auf die Beobachtung unbeeinflussbarer Phänomene angewiesen. Dabei kommen auch Erkenntnisse der Atomphysik und der Teilchenphysik und typische Messmethoden dieser Fachgebiete zur Anwendung, um Rückschlüsse auf astrophysikalische oder kosmologische Zusammenhänge zu ziehen. Beispielsweise geben die Spektren von Sternenlicht Auskunft über die Elementverteilung der Sternenatmosphäre, die Untersuchung der Höhenstrahlung erlaubt Rückschlüsse auf die kosmische Strahlung und Neutrinodetektoren messen nach einer Supernova einen erhöhten Neutrinostrom, der gleichzeitig mit dem Licht der Supernova beobachtet wird.

Interdisziplinäre Themenbereiche

Methoden der Physik finden in vielen Themengebieten Anwendung, die nicht zum Kernthemenbereich der Physik gehören. Einige dieser Anwendungen sind in den vorigen Kapiteln bereits angesprochen worden. Die folgende Aufzählung gibt einen kurzen Überblick über die wichtigsten interdisziplinären Themenbereiche.

  • Die Astrophysik wendet physikalische Methoden auf das Studium astronomischer Phänomene an.
  • In der Biophysik werden die physikalischen Gesetzmäßigkeiten untersucht, denen Lebewesen und ihre Wechselwirkung mit der Natur unterliegen.
  • Die Medizinische Physik nutzt physikalische Phänomene wie zum Beispiel Laser, Radioaktivität, Röntgenstrahlung und Kernspinresonanz für medizinische Diagnostik und Therapie.
  • Bei der physikalischen Chemie werden Methoden der Physik auf die Anschauungsobjekte der Chemie angewendet.
  • Die Geophysik nutzt physikalische Modelle und Methoden zur Erklärung geowissenschaftlicher Vorgänge und Fragestellungen.
  • Die Technische Physik befasst sich mit den technischen Anwendungen physikalischen Wissens. Wichtige Teilbereiche sind die Quantenelektronik und die Theorie der Quantencomputer.
  • Die Umweltphysik beschäftigt sich in ihrer Forschung vor allem mit den Bereichen Energie und Klima.
  • Soziophysik und Ökonophysik wenden physikalische und statistische Methoden auf gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und politische Phänomene an.

Grenzen der physikalischen Erkenntnis

Der derzeitige Stand der Physik ist nach wie vor mit noch ungelösten Problemen konfrontiert. Zum einen handelt es sich dabei um den weniger grundsätzlichen Fall von Problemen, deren Lösung prinzipiell möglich, aber mit den derzeitigen mathematischen Möglichkeiten bestenfalls annäherbar ist. Zum anderen gibt es eine Reihe von Problemen, für die noch unklar ist, ob eine Lösung im Begriffsrahmen der heutigen Theorien überhaupt möglich sein wird. So ist es bislang nicht gelungen, eine vereinheitlichte Theorie zu formulieren, welche sowohl Phänomene beschreibt, die der elektroschwachen wie der starken Wechselwirkung unterliegen, wie auch solche, welche der Gravitation unterliegen. Erst bei einer solchen Vereinigung von Quantentheorie und Gravitationstheorie (allgemeiner Relativitätstheorie) könnten alle vier Grundkräfte einheitlich behandelt werden, sodass eine vereinheitlichte Theorie der Elementarteilchen resultierte.

Die bisherigen Kandidaten von Quantengravitations­theorien, Supersymmetrie und Supergravitations-, String- und M-Theorien versuchen, eine solche Vereinheitlichung zu erreichen. Überhaupt ist es ein praktisch leitendes Ziel heutiger Physiker, sämtliche Vorgänge der Natur durch eine möglichst geringe Anzahl von möglichst einfachen Naturgesetzen zu beschreiben. Diese sollen das Verhalten möglichst grundlegender Eigenschaften und Objekte (etwa Elementarteilchen) beschreiben, sodass höherstufige (emergente) Prozesse und Objekte auf diese Beschreibungsebene reduzierbar sind.

Ob dieses Ziel prinzipiell oder praktisch erreichbar ist, ist eigentlich nicht mehr Gegenstand der einzelwissenschaftlichen physikalischen Erkenntnisbemühung, ebenso wenig, wie es allgemeine Fragen darüber sind, welchen Gewissheitsgrad physikalische Erkenntnisse grundsätzlich erreichen können oder faktisch erreicht haben. Derartige Fragen sind Gegenstand der Epistemologie und Wissenschaftstheorie. Dabei werden ganz unterschiedliche Positionen verteidigt. Relativ unbestritten ist, dass naturwissenschaftliche Theoriebildungen in dem Sinne nur Hypothesen sind, dass man nicht mit Gewissheit wissen kann, ob es sich dabei um wahre und gerechtfertigte Auffassungen handelt. Man kann hier noch in spezifischerer Weise vorsichtig sein, indem man sich auf die Theorie- und Begriffsvermitteltheit aller empirischen Erkenntnisse beruft oder auf die Tatsache, dass der Mensch als erkennendes Subjekt ja unter den Gegenstandsbereich physikalischer Theorien fällt, aber nur als wirklich Außenstehender sicheres Wissen haben könnte. Denn für Beobachter, die mit ihrem Erkenntnisobjekt interagieren, bestehen prinzipielle Grenzen der Prognostizierbarkeit im Sinne einer Ununterscheidbarkeit des vorliegenden Zustandes – eine Grenze, die auch dann gelten würde,[6] wenn der Mensch alle Naturgesetze kennen würde und die Welt deterministisch wäre. Diese Grenze hat praktische Bedeutung bei deterministischen Prozessen, für welche geringe Änderungen des Anfangszustands zu großen Abweichungen in Folgezuständen führen – Prozesse, wie sie durch die Chaostheorie beschrieben werden. Aber nicht nur eine praktische Voraussagbarkeit ist in vielen Fällen nur begrenzt möglich, auch wird von einigen Wissenschaftstheoretikern eine Aussage­fähigkeit physikalischer Modelle über die Realität überhaupt bestritten. Dies gilt in verschiedenen Ausarbeitungen eines sogenannten wissenschaftstheoretischen Antirealismus in unterschiedlichem Ausmaß: für unterschiedliche Typen physikalischer Begriffe wird eine reale Referenz bestritten oder für unwissbar gehalten.[7] Auch eine prinzipielle oder wahrscheinliche Zusammenführbarkeit einzelner Theorien wird von einigen Wissenschaftstheoretikern bestritten.[8]

Beziehung zu anderen Wissenschaften

Die Beziehungen zur Philosophie sind traditionell eng, hat sich doch die Physik aus der klassischen Philosophie entwickelt, ohne ihr jemals grundsätzlich zu widersprechen, und waren nach heutigen Kategorien zahlreiche bedeutende Physiker zugleich wichtige Philosophen und umgekehrt. Gemäß der heutigen philosophischen Disziplinenunterscheidung ist die Physik insbesondere auf die Ontologie bezogen, welche die Grundstrukturen der Realität in möglichst allgemeinen Begriffen zu beschreiben versucht, darüber hinaus auf die Erkenntnistheorie, welche die Gütekriterien von Wissen überhaupt zu erfassen versucht, spezieller noch auf die Wissenschaftstheorie, welche die allgemeinen Methoden wissenschaftlicher Erkenntnis zu bestimmen versucht und natürlich auf die Naturphilosophie bzw. Philosophie der Physik, die oftmals als Unterdisziplin der Ontologie oder Wissenschaftstheorie behandelt wird, jedenfalls aber spezieller gerade auf die Einzelerkenntnisse der Physik bezogen arbeitet, deren Begriffssystem analysiert und ontologische Interpretationen physikalischer Theorien diskutiert.

Auch die Beziehungen zur Mathematik sind eng. Die gesamte Physik verwendet die mathematische Sprache. Zahlreiche bedeutende Physiker waren nach heutigen Kategorien zugleich wichtige Mathematiker und umgekehrt.

Gemäß der heutigen mathematischen Disziplinenunterscheidung ist die Physik insbesondere auf die Geometrie bezogen, die die Grundstrukturen des Raumes in möglichst allgemeinen Begriffen zu beschreiben versucht, darüber hinaus auf die Algebra, spezieller noch auf die Algebraische Geometrie, auf die Differentialgeometrie und die Mathematische Physik.

Physik in der Gesellschaft

Logo des Jahres der Physik 2005

Da die Physik als die grundlegende Naturwissenschaft gilt, werden physikalisches Wissen und Denken bereits in der Schule meist im Rahmen eines eigenen Schulfaches unterrichtet. Im Rahmen des Schulsystems wird Physik in der Regel als Nebenfach ab Klassenstufe 5–7 unterrichtet und wird in der Oberstufe oft auch als Leistungskurs geführt.

  • Die meisten Universitäten bieten das Studienfach Physik an.
  • Seit 1901 vergibt die Schwedische Akademie der Wissenschaften jährlich den Nobelpreis für Physik.
  • Die Frage nach der Ethik naturwissenschaftlicher Forschung wurde erstmals explizit aufgeworfen, als physikalische Entdeckungen Ende der 1930er Jahre auf die Möglichkeit einer Atombombe hindeuteten. Dieses Thema wird auch in der Literatur, etwa in Friedrich Dürrenmatts Theaterstück Die Physiker aufgegriffen.
  • Es gab Versuche, die Physik weltanschaulich zu instrumentalisieren. Beispielsweise gab es in der Zeit des Nationalsozialismus die gegen Einstein gewandte Deutsche Physik und die Wehrphysik als angewandte Physik. Repräsentanten solcher Bestrebungen waren die Physikdidaktiker und Schulpolitiker Erich Günther († 1951), dessen Lehrbuch Wehrphysik (ein Handbuch für Lehrer)[9] bis 1975 benutzt wurde, und der 1959 zum Ehrendoktor der Universität Gießen ernannte Karl Hahn (1879–1963), der als Reichssachbearbeiter die Theorien jüdischer Physiker aus seinen Lehrwerken tilgte und dessen Schulbücher bis in die 1960er Jahre verbreitet waren.[10]
  • 2005 war das Jahr der Physik.

Siehe auch

Portal: Physik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Physik

Literatur

Einsteiger

Fachbücher

Referenzwerke und Monographien

Verschiedene Serien existieren. Einige Beispiele sind:

Lexika und Enzyklopädien

Es existieren verschiedene Werke. Einige der Bekannten sind:

Sachbücher und Andere

Historische Werke und Klassiker

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Wikiquote: Physik – Zitate
Wikisource: Physik – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Eva-Maria Krech, Eberhard Stock, Ursula Hirschfeld, Lutz Christian Anders: Deutsches Aussprachewörterbuch. Berlin / New York: Walter de Gruyter, 2009; S. 63 und 823.
  2. Österreichisches Wörterbuch. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Jugend & Volk, 351979; S. 279.
  3. Hans Bickel, Christoph Landolt (Hg.): Duden Schweizerhochdeutsch. Wörterbuch der Standardsprache in der deutschen Schweiz, herausgegeben vom Schweizerischen Verein für die deutsche Sprache. Mannheim/Zürich: Dudenverlag, 2012. S. 87.
  4. Richard Feynman schrieb dazu: Die Neugier verlangt, dass wir fragen, dass wir … versuchen, die Vielfalt der Gesichtspunkte vielleicht als Ergebnis des Zusammenwirkens einer relativ geringen Anzahl elementarer Dinge und Kräfte zu verstehen … Richard P. Feynman u. a.: Feynman Vorlesungen über Physik. Bd. 1, Teil 1, übersetzt von H. Köhler. Deutsch-engl. Ausgabe, Oldenbourg Verlag 1974, Seite 2–1.
  5. Rudolf Stichweh: Zur Entstehung des modernen Systems wissenschaftlicher Disziplinen – Physik in Deutschland 1740–1890, Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1984
  6. Vgl. Esfeld, Naturphilosophie, 128.
  7. Vgl. Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.Vorlage:SEP/Wartung/Parameter 1 und weder Parameter 2 noch Parameter 3
  8. Vgl. Scientific Progress. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.Vorlage:SEP/Wartung/Parameter 1 und Parameter 2 und nicht Parameter 3 und The Unity of Science. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.Vorlage:SEP/Wartung/Parameter 1 und Parameter 2 und nicht Parameter 3; Esfeld, Naturphilosophie, S. 100–115.
  9. Erich Günther: Handbuch für Wehrphysik. Frankfurt am Main 1936.
  10. Jörg Willer: Fachdidaktik im Dritten Reich am Beispiel der Physik. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 34, 2015, ISBN 978-3-86888-118-9, S. 105–121, hier: S. 113 und 119.
  11. Der Kohlrausch. PTB, abgerufen am 31. Mai 2024.