„Riesenfenchel“ – Versionsunterschied
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| Taxon_Name = Riesenfenchel |
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| Taxon_WissName = Ferula communis |
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| class="taxo-bild" | [[Bild:Riesenfenchel.JPG|thumb|280px|Riesenfenchel (''Ferula communis'')]] |
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| Bild = Riesenfenchel.JPG |
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| Bildbeschreibung = Riesenfenchel (''Ferula communis'') |
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Der '''Riesenfenchel''' (''Ferula communis''), auch '''Gemeines Steckenkraut''' oder '''Gemeines Rutenkraut''' genannt, ist eine [[Art (Biologie)|Pflanzenart]] aus der [[Gattung (Biologie)|Gattung]] [[Steckenkräuter]] (''Ferula'') innerhalb der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Doldenblütler]] (Apiaceae). Im alten Rom wurde er als Narthex ({{grcS|νάρθηξ}}) bzw. (in einer vermutlich ausgestorbenen Varietät) als [[Silphium]] bezeichnet (siehe auch ''[[Ferula drudeana]]''). |
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! [[Nomenklatur (Biologie)|Wissenschaftlicher Name]] |
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| class="taxo-name" | ''Ferula communis'' |
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| class="Person" | [[Carl von Linné|L.]] |
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Der '''Riesenfenchel''' (''Ferula communis''), auch '''Gemeines Steckenkraut''' oder '''Gemeines Rutenkraut''' genannt, ist eine [[Pflanzen]][[Art (Biologie)|art]] aus der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Doldenblütler]] (Apiaceae). |
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== Beschreibung == |
== Beschreibung == |
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[[Datei:Ferula communis.jpg|mini|Habitus vor der Blüte]] |
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[[Datei:FERULA COMMUNIS - MONTPOL - IB-085 (Canyaferla).jpg|mini|Unreife Früchte]] |
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[[Datei:Ferula communis MHNT.BOT.2008.1.11.jpg|mini|Früchte]] |
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=== Habitus === |
=== Habitus === |
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Der Riesenfenchel ist eine ausdauernde [[krautige Pflanze]] und erreicht Wuchshöhen von 1 bis 3 Metern. Die bei Durchmessern von 3 bis 7 Zentimetern relativ dicken [[Stängel]] sind gefurcht. Der recht dünnwandige Stängel ist großteils mit einem leichten [[Mark (Botanik)|Mark]] gefüllt, das einige der wenigen Nutzungsmöglichkeiten dieser Pflanzenart darstellte (siehe Kulturgeschichte). |
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=== Blatt === |
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Die wechselständig angeordneten [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind in Blattscheide, Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Wie bei anderen Doldenblütlern sind die Blattspreiten fein zerteilt und dünn. Die weichen Blattspreiten sind drei- bis vierfach gefiedert, mit bis zu 5 Zentimeter langen, flachen, linealischen Abschnitten. Die unteren Blätter sind lang gestielt und 30 bis 60 Zentimeter groß. Die oberen Laubblätter besitzen auffällig große Blattscheiden, bei den obersten ist die Blattspreite völlig reduziert. |
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=== Blütenstand, Blüte und Frucht === |
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Die [[ |
Die Blütezeit reicht von April bis Juni. Die reich verzweigten [[Blütenstand|Gesamtblütenstände]] des Riesenfenchels bestehen aus vielen [[Doppeldolde|doppeldoldigen]] Teilblütenständen. Die zusammengesetzten Blütenstände bestehen aus kurz gestielten, Früchte tragenden Enddolden, sie sind 20- bis 40-strahlig und von langstieligen, unfruchtbaren Seitendolden umgeben. Eine Hülle fehlt und die Hüllchenblätter fallen früh ab. Die [[Kronblatt|Kronblätter]] sind gelb und 8 Millimeter lang. |
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Die Doppel[[achäne]]n zerfallen in zwei elliptische, rippige und abgeflachte, kurzflüglige Achänen, die orange-bräunlich sind. |
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Blütezeit ist von April bis Juni. |
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=== Chromosomenzahl === |
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Die [[Chromosomenzahl]] beträgt 2n = 22.<ref name="IPCN" /> |
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== Standort == |
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Diese Pflanzenart ist im gesamten [[Mittelmeer]]raum verbreitet. Sie bevorzugt kalkhaltige Böden. Die Kultur dieser Art in unseren Breiten ist wenig sinnvoll, da der Pflanze im Gegensatz zu vielen anderen Doldenblütlern heute keinerlei Bedeutung als kulinarische oder medizinische [[Nutzpflanze]] zukommt. |
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''Ferula communis'' gedeiht meist auf kalkhaltigen [[Boden (Bodenkunde)|Böden]]. |
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[[Datei:Ferula linkii LC0214.jpg|mini|Habitus und Blütenstand von ''Ferula communis'' subsp. ''linkii'']] |
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== Wert für Tiere == |
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== Systematik und Verbreitung == |
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Der Riesenfenchel dient verschiedenen [[Schmetterling]]sraupen als [[Futterpflanze]], unter anderem dem [[Korsischer Schwalbenschwanz|Korsischen Schwalbenschwanz]] (''Papilio hospiton'' Gunée). |
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Die Erstveröffentlichung von ''Ferula communis'' erfolgte 1753 durch [[Carl von Linné]] in ''[[Species Plantarum]]'', Tomus I, Seite 246.<ref name="Tropicos" /> |
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''Ferula communis'' ist im gesamten [[Mittelmeerraum]] und seit 2011 auf den Kanarischen Inseln verbreitet. |
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== Geschichte == |
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Je nach Autor gibt es bis fünf Unterarten:<ref name="Euro+Med" /><ref name="POWO" /> |
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Der Sage nach soll ''[[Prometheus]]'' den trockenen Stängel eines Riesenfenchels verwendet haben, um aus [[Hephaistos]]' Schmiede das Feuer zu stehlen, um dieses den Menschen als göttliche Gabe darzubringen. Das leicht entzündliche Mark des Stängels schwelt langsam und verbrennt, ohne die [[Rinde]] des Stängels völlig zu zerstören. |
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* ''Ferula communis'' subsp. ''brevifolia'' {{Person|(Link ex Schult.) Elalaoui ex Dobignard}} (Syn.: ''Ferula brevifolia'' {{Person|Link ex Schult.}}): Den Rang einer Unterart hat sie seit 2011. Sie kommt auf den [[Kanarische Inseln|Kanarischen Inseln]], in [[Marokko]] und [[Algerien]] vor.<ref name="POWO" /> |
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Das Mark kam als [[Zunder]] zum Einsatz und gemäß der [[Mythologie|mythologischen]] Vorlage zum "Transport" von Feuer über relativ große Strecken. |
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* ''Ferula communis'' {{Person|L.}} subsp. ''communis'': Sie kommt in [[Spanien]], [[Italien]], [[Frankreich]], auf [[Korsika]], [[Sardinien]], [[Sizilien]], [[Kreta]], auf Inseln in der Ägäis, [[Kroatien]], [[Albanien]], [[Griechenland]] und in der europäischen und asiatischen [[Türkei]] vor.<ref name="Euro+Med" /> |
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* ''Ferula communis'' subsp. ''cardonae'' {{Person|Sánchez-Cux. & M.Bernal}}: Sie wurde 1998 erstbeschrieben. Dieser [[Endemit]] kommt nur auf [[Menorca]] vor.<ref name="Euro+Med" /> |
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* ''Ferula communis'' subsp. ''catalaunica'' {{Person|(C.Vicioso) Sánchez-Cux. & M.Bernal}}: Sie kommt in [[Portugal]], Spanien, Frankreich, auf [[Mallorca]], [[Menorca]] und [[Ibiza]] vor.<ref name="Euro+Med" /> |
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* ''Ferula communis'' subsp. ''linkii'' {{Person|(Webb) Reduron & Dobignard}} (Syn.: ''Ferula linkii'' {{Person|Webb}}): Den Rang einer Unterart hat sie seit 2011. Sie kommt auf den Kanarischen Inseln vor.<ref name="POWO" /> |
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[[Datei:Ferula faemina Plinii - Fenocchione Salvatico - La Ferule. (Giant fennel) (NYPL b14444147-1130670).tiff|mini|Illustration]] |
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Außerdem ist die Pflanze auch dem Gott des [[Wein]]es ''[[Dionysos]]'' geweiht. Der leichte und doch stabile Stängel wurde mit einem [[Pinie]]nzapfen gekrönt um als Stütze dienen zu können, an der man sich aber nicht verletzen konnte (daher der abschließende Zapfen). Wer dann dem Wein zu stark zugesprochen hatte, konnte sich ohne Verletzungsgefahr auf einen solchen ''[[Thyrsos|thyrsoi]]'' genannten Stab stützen. |
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Natürlich wurde der Stängel nicht nur als Stütze sondern auch als Spazierstock verwendet, oder zur Züchtigung von [[Sklave]]n (in Wasser eingeweicht, schmerzhafter) und Kindern (trocken, laut aber wenig schmerzvoll). Daher rührt der namentliche Zusammenhang von dem lateinischen [[Verb]] ''ferire'' (schlagen) und der [[Latein|lateinischen]] Bezeichnung der Pflanze ''Ferula''. |
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== Ökologie == |
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Der Riesenfenchel dient [[Schmetterlinge|Schmetterlingsraupen]] als Futter, unter anderem dem [[Korsischer Schwalbenschwanz|Korsischen Schwalbenschwanz]] (''Papilio hospiton'' Gunée). |
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== Kulturgeschichte == |
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Der Sage nach soll [[Prometheus]] den trockenen Stängel eines Riesenfenchels verwendet haben, um ihn am Sonnenwagen des [[Helios]] zu entzünden und den Menschen das Feuer zu bringen, das die Götter ihnen vorenthalten wollten. |
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{{Zitat|Text=[…] Doch [[Iapetos|Iápetos]]’ Sohn [= Prometheus], der berühmte,<br /> |
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stahl dem allweisen [[Zeus]] nun dieses zurück für die Menschen<br /> |
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in einem hohlen Narthex, dem Donnerfrohen verborgen.|Autor=[[Hesiod]]|Quelle=[[Werke und Tage]]}} |
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Das leicht entzündliche Mark des Stängels schwelt langsam und verbrennt, ohne die [[Rinde]] des Stängels völlig zu zerstören. Das Mark kam als [[Zunder]] zum Einsatz und diente zum Transport von Glut. |
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Die Pflanze war auch dem Gott des [[Wein]]es, [[Dionysos]] heilig. Der leichte und doch stabile Stängel wurde mit einem [[Pinie]]nzapfen bekrönt. Wer dem Wein zu stark zugesprochen hatte, konnte sich ohne Verletzungsgefahr auf solche Stäbe stützen, die ''[[Thyrsos|thyrsoi]]'' genannt wurden. |
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In Italien nutzten die mittelalterlichen [[Benandanti]] die Stängel des Riesenfenchels, um gegen [[Hexe]]n zu kämpfen.<ref>Carlo Ginzburg: ''I benandanti: Ricerche sulla stregoneria e sui culti agrari tra Cinquecento e Seicento.'' 1966, ''[[Die Benandanti. Feldkulte und Hexenwesen im 16. und 17. Jahrhundert]].'' Syndikat, Frankfurt a. M. 1980.</ref> |
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== Nutzung == |
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Im antiken Rom wurde der Stängel zur Züchtigung verwendet. Für die Züchtigung von [[Sklave]]n wurde er in Wasser eingeweicht und war schmerzhaft, für Kinder wurde er trocken (laut, aber wenig schmerzvoll) verwendet. Das lateinische [[Verb]] {{lang|la|''ferire''|de=schlagen}} und die [[latein]]ische Bezeichnung der Pflanze, ''Ferula'', deuten auf diesen Zusammenhang. |
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Die Stängel des Riesenfenchels wurden auch für Kleinmöbel wie Hocker und Regale genutzt, die ähnlich wie solche aus [[Bambus]] gearbeitet waren. |
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Ebenso wurde (und wird zum Teil heute noch) ''Ferula communis'' in Nordafrika und vor allem in [[Sizilien]] zur Herstellung von [[Bienenwohnung|Bienenbeuten]] verwendet: Aus den trockenen Stängeln werden quadratische Rähmchen gebaut, die mit durchgezogenen Ruten zu ca. 1 m langen Tunneln zusammengeheftet werden. Diese werden mit einer Mischung aus [[Kuhdung]] und [[Lehm]] verfugt und nach dem Trocknen in Reihen übereinander gestapelt.<ref>Friedrich Ruttner: ''Historische Entwicklung des Bienenstockes.'' [[Apimondia]], Bukarest 1979, S. 17.</ref> |
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Aus den Wurzeln wird ein [[Gummiharz]] gewonnen (Fasoy, Fasukh, Fessoukh, Afrikanisches [[Ammoniakgummi]]). |
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== Trivialnamen == |
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Für den Riesenfenchel bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen [[Trivialnamen]]: Aruten ([[Tirol]] im [[Pongau]], [[Pinzgau]]), Bickwurz und Birkenwurz<ref>[[Georg August Pritzel]], [[Carl Jessen]]: ''Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze.'' Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 151. ([http://archive.org/stream/diedeutschenvol00pritgoog#page/n169/mode/2up online]).</ref> sowie ''birckwortz''.<ref>[[Otto Beßler]]: ''Prinzipien der Drogenkunde im Mittelalter. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart.'' Mathematisch-naturwissenschaftliche Habilitationsschrift, Halle an der Saale 1959, S. 185 („Ferula – birckwortz, Marchiti, enterion“ = Ferulac spec., besonders F. communis L.)</ref> |
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== Siehe auch == |
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* [[Narthex (Behälter)]] |
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* [[Silphium]] |
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== Quellen == |
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=== Literatur === |
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* {{BibISBN|3405162947}} |
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=== Einzelnachweise === |
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{{Tropicos|ID=1700089|WissName=Ferula communis|ProjektID=9}} |
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Ralf Hand (2011): ''Apiaceae.'': [http://ww2.bgbm.org/EuroPlusMed/PTaxonDetail.asp?NameId=107481&PTRefFk=7500000 Datenblatt ''Ferula communis'' In: ''Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity''.] |
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<ref name="POWO"> |
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[http://www.plantsoftheworldonline.org/taxon/urn:lsid:ipni.org:names:842235-1 Datenblatt ''Ferula communis'' bei ''POWO'' = ''Plants of the World Online'' von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: ''Kew Science''.] |
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</references> |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commons|Ferula communis| |
{{Commons|Ferula communis|Riesenfenchel (''Ferula communis'')}} |
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* {{IUCN|Year=2015|ID=19349293|ScientificName=Ferula communis |YearAssessed=2014|Assessor=H. Rankou, A. Ouhammou, M. Taleb, G. Martin|Download=24. Januar 2018}} |
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*[http://www.tu-darmstadt.de/fb/bio/bot/ferula/ Botanischer Garten TU-Darmstadt] |
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* Thomas Meyer, Michael Hassler: ''Mittelmeerflora.'' [http://www.mittelmeerflora.de/Zweikeim/Apiaceae/ferula_lang.htm#Ferula%20communis Datenblatt mit Fotos]. |
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* [http://www.zeitenblicke.de/2002/01/ginzburg/ginzburg.html Interview mit Carlo Ginzburg über seine Forschungen über die Benandanti]. |
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* [http://temperate.theferns.info/plant/Ferula+communis ''Ferula communis''] bei Useful Temperate Plants, abgerufen am 24. Januar 2018. |
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* [https://www.floravascular.com/index.php?spp=Ferula%20communis Datenblatt bei ''Flora Vascular'']. |
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* [https://www.botanischer-garten.uni-freiburg.de/dateien/pdf/pflanzedesmonats/riesenfenchel PDF des Botanischen Gartens der Uni Freiburg]. |
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[[Kategorie:Doldenblütler]] |
[[Kategorie:Doldenblütler]] |
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[[fr:Férule commune]] |
Aktuelle Version vom 27. Februar 2025, 20:57 Uhr
Riesenfenchel | ||||||||||||
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Riesenfenchel (Ferula communis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ferula communis | ||||||||||||
L. |
Der Riesenfenchel (Ferula communis), auch Gemeines Steckenkraut oder Gemeines Rutenkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Steckenkräuter (Ferula) innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Im alten Rom wurde er als Narthex (altgriechisch νάρθηξ) bzw. (in einer vermutlich ausgestorbenen Varietät) als Silphium bezeichnet (siehe auch Ferula drudeana).
Beschreibung
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Habitus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Riesenfenchel ist eine ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 1 bis 3 Metern. Die bei Durchmessern von 3 bis 7 Zentimetern relativ dicken Stängel sind gefurcht. Der recht dünnwandige Stängel ist großteils mit einem leichten Mark gefüllt, das einige der wenigen Nutzungsmöglichkeiten dieser Pflanzenart darstellte (siehe Kulturgeschichte).
Blatt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattscheide, Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Wie bei anderen Doldenblütlern sind die Blattspreiten fein zerteilt und dünn. Die weichen Blattspreiten sind drei- bis vierfach gefiedert, mit bis zu 5 Zentimeter langen, flachen, linealischen Abschnitten. Die unteren Blätter sind lang gestielt und 30 bis 60 Zentimeter groß. Die oberen Laubblätter besitzen auffällig große Blattscheiden, bei den obersten ist die Blattspreite völlig reduziert.
Blütenstand, Blüte und Frucht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütezeit reicht von April bis Juni. Die reich verzweigten Gesamtblütenstände des Riesenfenchels bestehen aus vielen doppeldoldigen Teilblütenständen. Die zusammengesetzten Blütenstände bestehen aus kurz gestielten, Früchte tragenden Enddolden, sie sind 20- bis 40-strahlig und von langstieligen, unfruchtbaren Seitendolden umgeben. Eine Hülle fehlt und die Hüllchenblätter fallen früh ab. Die Kronblätter sind gelb und 8 Millimeter lang.
Die Doppelachänen zerfallen in zwei elliptische, rippige und abgeflachte, kurzflüglige Achänen, die orange-bräunlich sind.
Chromosomenzahl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[1]
Standort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ferula communis gedeiht meist auf kalkhaltigen Böden.

Systematik und Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstveröffentlichung von Ferula communis erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 246.[2]
Ferula communis ist im gesamten Mittelmeerraum und seit 2011 auf den Kanarischen Inseln verbreitet.
Je nach Autor gibt es bis fünf Unterarten:[3][4]
- Ferula communis subsp. brevifolia (Link ex Schult.) Elalaoui ex Dobignard (Syn.: Ferula brevifolia Link ex Schult.): Den Rang einer Unterart hat sie seit 2011. Sie kommt auf den Kanarischen Inseln, in Marokko und Algerien vor.[4]
- Ferula communis L. subsp. communis: Sie kommt in Spanien, Italien, Frankreich, auf Korsika, Sardinien, Sizilien, Kreta, auf Inseln in der Ägäis, Kroatien, Albanien, Griechenland und in der europäischen und asiatischen Türkei vor.[3]
- Ferula communis subsp. cardonae Sánchez-Cux. & M.Bernal: Sie wurde 1998 erstbeschrieben. Dieser Endemit kommt nur auf Menorca vor.[3]
- Ferula communis subsp. catalaunica (C.Vicioso) Sánchez-Cux. & M.Bernal: Sie kommt in Portugal, Spanien, Frankreich, auf Mallorca, Menorca und Ibiza vor.[3]
- Ferula communis subsp. linkii (Webb) Reduron & Dobignard (Syn.: Ferula linkii Webb): Den Rang einer Unterart hat sie seit 2011. Sie kommt auf den Kanarischen Inseln vor.[4]

Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Riesenfenchel dient Schmetterlingsraupen als Futter, unter anderem dem Korsischen Schwalbenschwanz (Papilio hospiton Gunée).
Kulturgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Sage nach soll Prometheus den trockenen Stängel eines Riesenfenchels verwendet haben, um ihn am Sonnenwagen des Helios zu entzünden und den Menschen das Feuer zu bringen, das die Götter ihnen vorenthalten wollten.
Das leicht entzündliche Mark des Stängels schwelt langsam und verbrennt, ohne die Rinde des Stängels völlig zu zerstören. Das Mark kam als Zunder zum Einsatz und diente zum Transport von Glut.
Die Pflanze war auch dem Gott des Weines, Dionysos heilig. Der leichte und doch stabile Stängel wurde mit einem Pinienzapfen bekrönt. Wer dem Wein zu stark zugesprochen hatte, konnte sich ohne Verletzungsgefahr auf solche Stäbe stützen, die thyrsoi genannt wurden.
In Italien nutzten die mittelalterlichen Benandanti die Stängel des Riesenfenchels, um gegen Hexen zu kämpfen.[5]
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im antiken Rom wurde der Stängel zur Züchtigung verwendet. Für die Züchtigung von Sklaven wurde er in Wasser eingeweicht und war schmerzhaft, für Kinder wurde er trocken (laut, aber wenig schmerzvoll) verwendet. Das lateinische Verb ferire ‚schlagen‘ und die lateinische Bezeichnung der Pflanze, Ferula, deuten auf diesen Zusammenhang.
Die Stängel des Riesenfenchels wurden auch für Kleinmöbel wie Hocker und Regale genutzt, die ähnlich wie solche aus Bambus gearbeitet waren.
Ebenso wurde (und wird zum Teil heute noch) Ferula communis in Nordafrika und vor allem in Sizilien zur Herstellung von Bienenbeuten verwendet: Aus den trockenen Stängeln werden quadratische Rähmchen gebaut, die mit durchgezogenen Ruten zu ca. 1 m langen Tunneln zusammengeheftet werden. Diese werden mit einer Mischung aus Kuhdung und Lehm verfugt und nach dem Trocknen in Reihen übereinander gestapelt.[6]
Aus den Wurzeln wird ein Gummiharz gewonnen (Fasoy, Fasukh, Fessoukh, Afrikanisches Ammoniakgummi).
Trivialnamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für den Riesenfenchel bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Aruten (Tirol im Pongau, Pinzgau), Bickwurz und Birkenwurz[7] sowie birckwortz.[8]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dankwart Seidel: Blumen am Mittelmeer. Treffsicher bestimmen mit dem 3er-Check. BLV, München 2002, ISBN 3-405-16294-7.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ferula communis bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ Ferula communis bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 25. Dezember 2020.
- ↑ a b c d Ralf Hand (2011): Apiaceae.: Datenblatt Ferula communis In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ a b c Datenblatt Ferula communis bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
- ↑ Carlo Ginzburg: I benandanti: Ricerche sulla stregoneria e sui culti agrari tra Cinquecento e Seicento. 1966, Die Benandanti. Feldkulte und Hexenwesen im 16. und 17. Jahrhundert. Syndikat, Frankfurt a. M. 1980.
- ↑ Friedrich Ruttner: Historische Entwicklung des Bienenstockes. Apimondia, Bukarest 1979, S. 17.
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 151. (online).
- ↑ Otto Beßler: Prinzipien der Drogenkunde im Mittelalter. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart. Mathematisch-naturwissenschaftliche Habilitationsschrift, Halle an der Saale 1959, S. 185 („Ferula – birckwortz, Marchiti, enterion“ = Ferulac spec., besonders F. communis L.)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ferula communis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2015. Eingestellt von: H. Rankou, A. Ouhammou, M. Taleb, G. Martin, 2014. Abgerufen am 24. Januar 2018.
- Thomas Meyer, Michael Hassler: Mittelmeerflora. Datenblatt mit Fotos.
- Interview mit Carlo Ginzburg über seine Forschungen über die Benandanti.
- Ferula communis bei Useful Temperate Plants, abgerufen am 24. Januar 2018.
- Datenblatt bei Flora Vascular.
- PDF des Botanischen Gartens der Uni Freiburg.