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„Deutsche Seemannsmission“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Organisation
Die '''Deutsche Seemannsmission''' (Seamans' Mission) ist eine christliche Sozialeinrichtung für [[Seeleute]].
| Name = Deutsche Seemannsmission
| Abkürzung =
| Logo =
| Rechtsform =
| Gründungsdatum =
| Gründungsort =
| Gründer =
| Sitz =
| Geschäftsstelle = [[Hamburg]]
| Breitengrad =
| Längengrad =
| ISO-Region =
| Motto =
| Zweck = Seelsorge- und Sozialeinrichtung für Seeleute
| Vorsitz =
| Geschäftsführung = Matthias Ristau
| Umsatz =
| Beschäftigtenzahl =
| Freiwilligenzahl =
| Mitgliederzahl =
| Website = [https://www.seemannsmission.org/ seemannsmission.org]
}} <!-- Fehlende Daten werden aus Wikidata übernommen und können dort bearbeitet oder in der Vorlage überschrieben werden -->


[[Datei:Seemannsmission Hamburg-Altona.jpg|alternativtext=|mini|Seemannsheim Hamburg-Altona der Deutschen Seemannsmission]]
Die Deutsche Seemannsmission betreibt Stationen in 17 deutschen Städten und 20 Städten außerhalb Deutschlands mit über 700 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Ihren Hauptsitz hat sie in [[Bremen]].
[[Datei:HLSeemannsheimAnderUntertrave.jpg|mini|Früheres Logo der Deutschen Seemannsmission am ehemaligen Seemannsheim in [[Lübeck]], [[An der Untertrave]]]]
Sie ist in der [[International Christian Maritime Association]] organisiert und besteht seit [[1898]].
Die '''Deutsche Seemannsmission''' e.&nbsp;V. (DSM) ist eine [[Evangelische Kirche|evangelische]] [[Seelsorge]]- und Sozialeinrichtung für [[Seeleute]]. Sie betreibt mit ihren Mitgliedsvereinen 33 Stationen im In- und Ausland, in denen über 700 haupt- und [[ehrenamt]]liche Mitarbeiter tätig sind. Die Geschäftsstelle des Vereins ist in [[Hamburg]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nordkirche.de/nachrichten/nachrichten-detail/nachricht/zentrale-der-deutschen-seemannsmission-zieht-nach-hamburg/ |titel=Deutsche Seemannsmission zieht von Bremen nach Hamburg |abruf=2020-03-16}}</ref>, Vereinssitz ist [[Bremen]].<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.seemannsmission.org/images/stories/pdf/satzung_dsm.pdf |titel=Satzung der Deutschen Seemannsmission |datum= |werk=seemannsmission.org |abruf=2022-01-19 |sprache=de |format= |seiten=}}</ref> Die DSM gehört der [[International Christian Maritime Association]] an und ist laut Satzung dem [[Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung|Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung]] als Fachverband angeschlossen.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor= |url=http://www.seemannsmission.org/images/stories/pdf/satzung_dsm.pdf |titel=Satzung der Deutschen Seemannsmission e.&nbsp;V. |werk=seemannsmission.org |hrsg= |datum=2015-04-23 |format=PDF |abruf=2019-04-28}}</ref>


Die Deutsche Seemannsmission sieht sich als „Fürsprecher der Seeleute und macht durch [[Lobbyarbeit]] auf die oft schwierigen Arbeitsbedingungen der Seeleute aufmerksam“. Sie versteht sich zudem als Kontaktstelle und Vermittler zwischen Seeleuten und [[Reederei|Reedern]] sowie zwischen Schiffsbesatzungen und Hafenarbeitern.<ref name=":0" />
Ziele der Mission sind das Anbieten eines Anlaufpunkts für in- wie ausländische Seeleute in den Häfen sowie [[Seelsorge]] und das Entgegenwirken gegen die soziale Isolierung der Seemänner. Sie ist dabei besonders der evangelischen Kirche verbunden.


==Geschichte==
== Geschichte ==
[[Datei:Wolfgangsweg 12 ehemaliges Seemannsheim.jpg|mini|Altes Seemannsheim Wolfgangsweg in Hamburg (1906–1958)]]
Die Initiative zur Gründung entsprang einer flammenden Rede des damals jungen Pastors [[Johann Hinrich Wichern]] auf dem ersten [[Kirchentag]] 1848 in der Lutherstadt [[Wittenberg]]. Darin forderte er die Kirche auf sich der Notleidenden auf allen Gebieten anzunehmen. Aus diesem Impuls entstand die [[Innere Mission]]. Wichern sprach auch von der sittlichen Verwahrlosung in deutschen und überseeischen Häfen.
[[Datei:Dt.Seemannsmission Krayenkamp 5 HH-Neustadt (2).jpg|mini|Neues Seemannsheim Hamburg am „[[Hauptkirche Sankt Michaelis (Hamburg)|Michel]]“ (seit 1959)]]
Die ersten [[Seemannsmission]]en entstanden zu Anfang des 19. Jahrhunderts zunächst in [[England]]. 1848 forderte [[Johann Hinrich Wichern]] auf dem ersten [[Deutscher Evangelischer Kirchentag (1848–1872)|Evangelischen Kirchentag]] in [[Lutherstadt Wittenberg|Wittenberg]] die deutschen Kirchen auf, sich der Notleidenden auf allen Gebieten anzunehmen, und sprach in diesem Zusammenhang auch von der „sittlichen Verwahrlosung“ der Matrosen in deutschen und überseeischen Häfen. 1854 entstand in [[Bremen]] das erste [[Seemannsheim]] zunächst als private Stiftung des Reeders [[Johann Karl Vietor]].<ref name=":4">Thun, ''Werden und Wachsen der Deutschen Evangelischen Seemannsmission.'' S. 13–19.</ref>


Die eigentliche Initiative zur Gründung einer deutschen Seemannsmission ging jedoch von deutschen Auswanderergemeinden in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] aus, die die Arbeit der dortigen Missionen kennengelernt und seit den 1870er Jahren vermehrt eigene Schritte auf diesem Gebiet unternommen hatten.<ref name=":4" /> 1885 bildeten sechs Lokalkomitees in [[Liverpool]] das ''Generalkomitee für deutsche evangelische Seemannsmission in England und Wales''. Im Jahr darauf (1886) folgte in [[Hannover]] das ''Komitee zur kirchlichen Versorgung deutscher Seeleute im Ausland'', das hauptsächlich von den [[Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands|lutherischen Landeskirchen]] getragen wurde. Mit deren Unterstützung wurden bald darauf ein erster hauptamtlicher Seemannspastor bestellt und die ersten Seemannsmissionen auf deutschem Boden gegründet: 1891 in [[Hamburg]], 1896 in [[Bremerhaven]] und 1898 in [[Kiel]].<ref name=":4" /><ref>Dieser später auch als "Lutherischer Verband" bezeichnete Zweig wurde 2004 in die ''Stiftung Deutsche Lutherische Seemannsmission'' umgewandelt, siehe https://www.stiftung-seemannsmission.de/informationen-zur-stiftung/</ref> Als dritter Verband entstand 1895 in [[Berlin]] ein ''Komitee für Deutsche Evangelische Seemanssmission'', das sich auf die [[Evangelische Kirche der altpreußischen Union|preußische Landeskirche]] stützte und vor allem im Ostseeraum engagierte.<ref>Thun S. 19 ff. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor dieser Berliner oder „Mitteldeutsche“ Zweig infolge der deutschen und europäischen Teilung die meisten seiner Standorte und wurde 2017 in die ''Stiftung Seemannshilfe'' überführt, die sich heute u.&nbsp;a. in [[Estland]] engagiert. Siehe https://www.deutsche-evangelische-seemannsmission.de/ueber-uns/historie/ (abgerufen am 30. April 2019).</ref> Um ihre Aktivitäten besser zu koordinieren und gegenüber staatlichen Stellen gemeinsam aufzutreten, bildeten die drei Komitees 1923 einen „Zweckverband“, aus dem sich im Laufe der Zeit die heutige Dachorganisation entwickelte.<ref name=":1">Reinhard Freese: ''Geschichte der Deutschen Seemannsmission.'' Bielefeld 1991.</ref>
Bald danach reiste ein deutscher Pastor nach England um von der der britischen Initiative [[missions to seaman]] zu lernen.


Ab 1933 versuchten die Nationalsozialisten vielerorts, die Kontrolle über die Seemannsheime zu übernehmen und sie in die [[Deutsche Arbeitsfront]] einzugliedern. Im Zweiten Weltkrieg wurden – wie schon im Ersten Weltkrieg – viele Stationen im Ausland beschlagnahmt und geschlossen, die in Deutschland wurden vielfach zerstört oder in [[Lazarett]]e umfunktioniert.
Das erste [[Seemannsheim]] der Mission baute um [[1900]] ein [[Reeder]] aus [[Bremen]].


In der Zeit des deutschen [[Wirtschaftswunder]]s und des damit verbundenen Aufschwungs des deutschen Seehandels wurden in den 1950er und 1960er Jahren zahlreiche Auslandsstationen u.&nbsp;a. in [[Lomé]], [[Istanbul]], [[Alexandria]], [[Bilbao]], [[Dublin]] und [[Kapstadt]] neu oder wiedereröffnet, deren Baukosten teilweise vom deutschen [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]] getragen wurden.
Um die Seeleute aus der ausbeuterischen Abhängigkeit der Reeder und Wirtsleute zu befreien gründete die Kirche die erste unabhängige [[Heuerstelle]]


Seit der Einführung des [[Container]]s und der damit verbundenen Verkürzung der Schiffsliegezeiten mussten viele Auslandsstationen jedoch mangels Nachfrage wieder geschlossen werden.<ref name=":1" /> Seit einigen Jahren hat die Seemannsmission zudem mit sinkenden Zuschüssen und Spenden zu kämpfen (siehe Abschnitt ''[[#Finanzierung|Finanzierung]]'').
Es folgte die Errichtung von Missionen in [[Kiel]], [[Hamburg]] (''Mission Duckdalben'') und [[Bremerhaven]]. In den [[zwanziger Jahren]] wurden Missionen in [[Valpraíso]], [[New York]] ('''Germens Seefarers' Mission''') und [[Rotterdamm]] und die Gründung eines Verbandes.


== Struktur ==
In den [[fünfziger Jahren]] folgten Stationen in [[Lomé]], [[Istanbul]], [[Alexandria]], [[Bilbao]], [[Dublin]], [[Kapstadt]].
[[Datei:Hamburg,Wikipedia Ahoi, Seemannsclub Duckdalben NIK 6872.jpg|mini|Der ''[[Seemannsclub Duckdalben]]'' im [[Hamburger Hafen]] ([[Hamburg-Waltershof|Waltershof]]) der Deutschen Seemannsmission Hamburg-Harburg e.&nbsp;V.]]
Teilweise wie in Douala, das 1966 vom deutschen [[Bundespräsident]][[Heinrich Lübke]] eingeweiht wurde, wurden die Baukosten vom deutschen Auswärtigem Amt getragen.
Mitglieder des Vereins Deutsche Seemannsmission e.&nbsp;V. können laut Satzung „alle rechtsfähigen und nicht rechtsfähigen Vereine oder sonstigen Körperschaften im In- und Ausland sein, die evangelische Seemannsmission als diakonisch-missionarischen Dienst an Seeleuten und ihren Angehörigen an ihrem jeweiligen Ort betreiben“.<ref name=":0" /> Die einzelnen Stationen werden zumeist von lokalen Vereinen getragen, die ihrerseits Mitglied im DSM-Dachverband sind.


=== Seemannsheime, Clubs und Lounges ===
In den siebziger Jahren Jahren wurden Missionen in[[New Orleans]], [[Piräus]], im [[Irak]], im [[Iran]] und in [[Durban]] sowie im finnischen [[Kotka]] errichtet.
Klassische [[Seemannsheim]]e mit Übernachtungsmöglichkeit gibt es heute nur noch an größeren Standorten. Die meisten Standorte sind Tageseinrichtungen (''Seemannsclubs''), in denen Seeleute sich während ihres [[Landgang (Schifffahrt)|Landganges]] stundenweise aufhalten können. Speziell für Seeleute auf [[Kreuzfahrtschiff]]en gibt es seit einiger Zeit die sogenannten ''Seafarers' Lounges'' (derzeit in Hamburg und Kiel). Sie sind direkt in die [[Hamburg Cruise Center|Kreuzfahrtterminals]] integriert, so dass die Seeleute sie aufsuchen können, ohne die übliche Sicherheitskontrolle passieren zu müssen.<ref name=":3">{{Internetquelle |autor= |url=https://seafarers-lounge.de/ |titel=Seafarers-Lounge Hamburg |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2019-05-09}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://deutsche-seemannsmission-kiel.de/seafarers-lounge-1/ |titel=Seafarers' Lounge der DSM Kiel |werk= |hrsg= |datum= |sprache=de |abruf=2019-05-09}}</ref>


Zum Angebot aller Standorte gehören typischerweise kleinere Einkaufsmöglichkeiten, Erwerb von [[Telefonkarte]]n, Erledigung von Geldgeschäften ([[Überweisung (Zahlungsverkehr)|Überweisungen]] usw.), Aufenthaltsräume mit kostenlosen Heißgetränken, [[Tischfußball|Kickern]], [[Billard]] und der Möglichkeit zur Nutzung von Internet und E-Mail sowie kleine [[Bibliothek]]en. Teilweise wird auch kostenlose medizinische Betreuung angeboten.
==Infrastruktur==
Seemannmissionen sind auch Sozialeinrichtungen. Typische Angebote sind billige Telefonkarten, wegen der Kontakte, Deponierung von Geld, Erledigung von Geldgeschäften (Überweiungen etc.), Aufenthaltsräume mit kostenlosen Heißgetränken, Kickern, Billiard und der Möglichkeit zur Nutzung von E-Mail, kleine Bibliothek. Freie Zimmer in den vielfach vorhandenen Seemansheimen werden oft auch an Rucksacktouristen vermietet.


==Personal==
=== Personal, Seemannspastoren, Diakone ===
[[Datei:Duckdalben, WP Ahoi, Hamburg ( 1080601).jpg|mini|hochkant|Seemannspastor in Schutzkleidung für Bordbesuche]]
Die Missionen werden von Seemannspastoren (port chaplain) oder [[Diakonen]] bzw. Diakoninnen geführt. Das Personal besteht meist aus Einheimischen und zum Teil aus [[Zivildienstleistende]]n. Alle Pastoren und Diakone treffen sich alle vier Jahre in Deutschland zum Erfahrungsaustausch.
Die Missionen werden von ''Seemannspastoren'' (''port chaplain'') oder [[Diakon]]en bzw. Diakoninnen geführt. Aktuell leitet der Pastor Matthias Ristau die Organisation als Generalsekretär.<ref>{{Literatur |Titel=Sozialwirtschaft aktuell |Hrsg=Nomos Verlag |Nummer=Jahrgang 32 Heft 1 |Datum=2022-01}}</ref> Häufig arbeiten in den Einrichtungen auch [[Soziale Arbeit|Sozialarbeiter]] und verwandte Berufsgruppen mit sowie Menschen, die einen [[Bundesfreiwilligendienst]] (früher [[Zivildienst]]) oder ein [[Freiwilliges Soziales Jahr]] ableisten.<ref>{{Internetquelle |url=https://bufdimare.de/ |titel=Bundesfreiwilligendienst in der Seemannsmission |abruf=2019-05-02}}</ref> Das Personal in den Auslandsstationen besteht meist aus Einheimischen. Ein großer Teil der Arbeit wird zudem durch ehrenamtliche Helfer geleistet. Alle [[Pastor]]en und Diakone treffen sich alle vier Jahre in Deutschland zum Erfahrungsaustausch.


=== Finanzierung ===
==Motto==
Die Arbeit der Seemannsmissionen im In- und Ausland wird aus kirchlichen und staatlichen Zuschüssen, eigenen Einnahmen (zum Beispiel aus Zimmervermietungen) sowie aus Spenden finanziert, darunter auch freiwilligen Abgaben der [[Reederei]]en. 2017 betrug der Haushalt der DSM rund 2,5 Millionen Euro, aus denen neben 17 Auslandsstellen auch sieben Stellen in der DSM-Geschäftsstelle finanziert wurden.<ref name=":2" /> Seit Jahren verzeichnet die DSM jedoch einen deutlichen Rückgang bei den Reederabgaben.<ref name=":2">{{Internetquelle |autor= |url=https://www.evangelisch.de/inhalte/144402/16-06-2017/deutsche-seemannsmission-muss-kraeftig-sparen |titel=Deutsche Seemannsmission muss kräftig sparen |werk=evangelisch.de |hrsg= |datum=2017-06-16 |abruf=2019-05-05}}</ref> Aufgrund sinkender [[Kirchensteuer (Deutschland)|Kirchensteuereinnahmen]] werden zudem ab 2020 die Zuweisungen der [[Evangelische Kirche in Deutschland|EKD]] von bisher 1,35 auf eine Million Euro reduziert.<ref name=":2" />
Lange wurde die Werbung "Lass Anker fallen!" als Motto verwendet. Inzwischen ist die Hauptsorge der Mission, dass auf den riesigen Containerschiffen und Tankern, die anders als früher, als das Entladen und Beladen zu langen Lieferzeiten in den Häfen führte, kaum noch Liegezeiten in den Häfen haben, die kleinen Mannschaften isoliert leben, kaum noch an Land kommen und vereinsamen. Der Übergang von Reedern zu anonymen Kapitalgesellschaften als Schiffeignern habe zu einer Sicht der Mannschaft als einer Anzahl von austauschbaren Ersatzteilen geführt. Oft können aus Zeitgründen oder dürfen die Mannschaften überhaupt nicht mehr von Bord. Wenn doch, dann liegt das Schiff oft weit außerhalb der alten Hafenzentren in menschenleeren, abgelegenen Containerhäfen ohne Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Mannschaft meist zwischen 9 und 29 oft noch verschiedensprachig vermittelt von der manning agency auf immer andere Schiffen leben oft anonym nebeneinder her. Aus Sorge, dass die Würde der Seemänner zusehend verloren geht, lautet das neue Motto: "In support of the seafarers' dignity".
<!--
Der Unterhalt der Häuser in Lomé und Douala und das einheimische Personal werden durch die Einnahmen des eigenen Restaurants und Zimmervermietungen finanziert. In [[Hongkong]] hilft ein jährliches Spendendinner. Die Missionen in Finnland werden durch die jeweiligen Städte unterstützt, während in [[Rotterdam]] und [[Durban]] die [[Reederei|Reeder]] einen Beitrag leisten. In London existiert noch der „Kaiser-Wilhelm-Fond für notleidende Deutsche“.-->


==Ungewöhnliches==
== Stationen ==
=== Deutschland ===
Die Mission im kleinsten Ort ist die in [[Mäntyluoto]]. In dem 500-Seelenort in [[Finnland]] existiert ein Hafen, in dem mitten in der Einöde etwa 1000 Schiffe im Jahr [[Holz], [[Zellulose]] und [[Papier]] umschlagen. Die Infrastruktur des Ortes besteht für Seeleute neben der kleinen Mission aus einem Friseur und einer Kneipe, die um neun Uhr schließt. Im Winter bei -30 Grad, wenn die Wellen auf der Seeseite von Stürmen gepeitscht über die Reeling schlagen, vereisen die Schiffe. Dann besteht die Hauptbeschäftigung der Seemänner darin, das Eis abzuschlagen, damit das Schiff von der einseitigen Eislast keine Schlagseite bekommt. Der Besuch der missionseigenen Sauna und danach ein Bier stellen nach solchen Einsätzen, eine unwiderstehliche Verlockung dar. Kaum erträglich ist der Aufenthalt in Mäntyluoto im Winter für Inder, die zuvor oft noch nie eine Schneeflocke gesehen haben. Wegen der Internationalität der Seeleute bietet die Mission auch einen Raum der Stille an, der neben der Bibel auch einen Koran sowie ein Bild von Buddha und Shiva enthält.


* [[Datei:Shuttlebus Seemannsclub Pier One Brake.jpg|mini|Shuttle-Bus des Braker Seemannsclubs ''Pier One'']][[Brake (Unterweser)|Brake]] – ökumenischer [[Seemannsclub Pier One]] (eröffnet 2006 von der DSM Unterweser e.&nbsp;V. in Zusammenarbeit mit der Katholischen Seemannsmission Stella Maris). Zuvor gab es seit 1958 ein Seemannsheim mit 40 Plätzen.<ref>Thun S. 87.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.yumpu.com/de/document/read/62703199/lass-fallen-anker |titel=Lass fallen Anker |abruf=2019-06-27}}, Seite 15</ref>
== Weblinks ==
* [[Bremen]] – Seemannsclub der Bremer Seemannsmission e.&nbsp;V. Das 1956 erbaute Seemannsheim wurde 2017 geschlossen.<ref>{{Internetquelle |autor=Peter Hanuschke |url=https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-wirtschaft_artikel,-uebernachtungsaus-in-aeltester-seemannsmission-deutschlands-_arid,1650099.html |titel=Übernachtungs-Aus in ältester Seemannsmission Deutschlands |sprache=de |abruf=2019-05-06}}</ref>
* [[Bremerhaven]] – [[Seemannsclub Welcome]] (seit 1992) und Seemannsheim Schifferstraße (eröffnet 1900, Neubau 1950 und 2013 renoviert), ein weiteres [[Seemannsheim Fischereihafen]] bestand von 1913 bis 1979/80 im Fischereihafen<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dsm-bremerhaven.de/index.php/historie.html |titel=Historie – Deutsche Seemannsmission Bremerhaven – DE |abruf=2019-05-06 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190506121334/https://www.dsm-bremerhaven.de/index.php/historie.html |archiv-datum=2019-05-06 |offline=ja |archiv-bot=2023-12-11 14:59:56 InternetArchiveBot }}</ref>
* [[Seemannsmission Brunsbüttel]] – 1958 gegründeter Seemannsclub der DSM Westküste e.&nbsp;V., seit 2013 besteht eine weitere Außenstelle in [[Glückstadt]]<ref>{{Internetquelle |autor=sko |url=https://www.shz.de/lokales/norddeutsche-rundschau/seemannsmission-eroeffnet-eigenen-club-id3374341.html |titel=Seemannsmission eröffnet eigenen Club {{!}} shz.de |abruf=2019-04-27}}</ref>
* [[Seemannsmission Cuxhaven]] – Station der DSM Hannover e.&nbsp;V., heutiges Seemannsheim besteht seit 1978, nachdem das seit 1921 bestehende größere Haus 1973 aufgegeben werden musste<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.seemannsmission-cuxhaven.de/index.php?nav=geschichte&si=geschichte&lang= |titel=Geschichte der Seemannsmission Cuxhaven |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2019-05-06}}</ref>
* [[Duisburg]] – [[Evangelischer Binnenschifferdienst]] mit [[Kirchenboot#Evangelisches Kirchenboot Johann Hinrich Wichern in Duisburg|Kirchenboot „Johann Hinrich Wichern“]], das frühere „Haus der Schiffergemeinde“ wurde 2015 geschlossen<ref>{{Internetquelle |url=http://www.seemannsmission.org/index.php?option=com_content&view=article&id=221&Itemid=472&lang=de |titel=Willkommen Duisburg |abruf=2019-05-06}}</ref>
[[Datei:Seemannsmission Emden.jpg|mini|Seemannsmission Emden]]
* [[Emden]] – Ostfriesische Evangelische Seemannsmission e.&nbsp;V. mit 1904 eröffnetem Seemannsheim am Außenhafen<ref>{{Internetquelle |url=http://seemannsheim-emden.de/cms/geschichte/ |titel=Geschichte – Seemannsheim Emden |sprache=de-DE |abruf=2019-05-06}}</ref>
* In [[Hamburg]] gibt es aus historischen Gründen drei Missionsvereine mit jeweils eigenen Einrichtungen:
** [[Seemannsmission Altona|DSM Hamburg-Altona]] e.&nbsp;V. (gegr. 1898, Seemannsheim von 1930 mit Club, dem [[Seemannspfarramt der Nordkirche]] und [[Seemannskirche St. Clemens]] am ehemaligen Fischereihafen Altona)
** DSM Hamburg-Harburg e.&nbsp;V. (gegr. 1910, früher mit Seemannsheim in der Harburger Wallstraße, seit 1986 [[Seemannsclub Duckdalben]] in Waltershof)
** [[Deutsche Seemannsmission in Hamburg|DSM in Hamburg]] [[Altrechtlicher Verein|r.&nbsp;V.]] (älteste deutsche Mission, gegr. 1891, seit 1959 Seemannsheim und Club neben der [[Hauptkirche Sankt Michaelis (Hamburg)|Hauptkirche St. Michaelis]])
** Die ''Seafarers’ Lounges'' in den [[Hamburg Cruise Center|drei Hamburger Kreuzfahrtterminals]] Altona, HafenCity und Steinwerder werden von den Vereinen in Altona und Harburg gemeinsam betreut<ref name=":3" />
[[Datei:Seemannsheim Kiel.jpg|mini|Seemannsheim Kiel]]
* [[Kiel]] – [[Seemannsmission Kiel]], gegründet 1898, zwei Seemannsheime in [[Kiel-Holtenau|Holtenau]], [[Seemannsclub Baltic Poller]] im [[Ostuferhafen]], Seafarers’ Lounge am Cruise Terminal<ref>{{Internetquelle |url=http://deutsche-seemannsmission-kiel.de/namen-und-adressen/ |titel=Deutsche Seemannsmission Kiel e.&nbsp;V. – Namen und Adressen |sprache=de |abruf=2019-05-06 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190506121337/http://deutsche-seemannsmission-kiel.de/namen-und-adressen/ |archiv-datum=2019-05-06 |offline=ja |archiv-bot=2024-11-25 14:30:13 InternetArchiveBot }}</ref>
* [[Lübeck]] – [[Seemannsmission Lübeck]] gegr. 1906, das 1913 eröffnete Seemannsheim [[An der Untertrave]] wurde 2011 geschlossen und für den Neubau des [[Europäisches Hansemuseum|Hansemuseums]] abgerissen, stattdessen besteht seit 2010 der [[Seemannsclub Sweder-Hoyer]] auf dem Gelände der früheren [[Flender-Werke|Flender-Werft]]<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.seemannsmission-luebeck.de/index.php/der-verein/unsere-geschichte |titel=Unsere Geschichte |werk=seemannsmission-luebeck.de |hrsg= |datum= |abruf=2019-05-06}}</ref>
* [[Rostock]] – gegr. 1991, [[Seemannsclub Hollfast]] (Deutsche Seemannsmission Rostock e.&nbsp;V.)
* [[Sassnitz]] – gegr. 1994, bis 2013 im Grundtvighaus, seit 2016 [[Seemannsclub Rügen-Anker]] im [[Fährhafen Sassnitz]]-Mukran (Sassnitzer Seemannsmission e.&nbsp;V.)<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.kirche-mv.de/Sassnitz-erhaelt-wieder-eine-Seemannsmission.6901.0.html |titel=Sassnitz erhält wieder eine Seemannsmission |werk=kirche-mv.de |hrsg= |datum=2016-04-14 |abruf=2019-05-06}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Ruegen/Neue-Seemannsmission-im-Faehrhafen-Mukran-eroeffnet |titel=Neue Seemannsmission im Fährhafen Mukran eröffnet |werk=ostsee-zeitung.de |hrsg= |datum=2016-09-19 |sprache=de |offline=ja |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190506233315/https://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Ruegen/Neue-Seemannsmission-im-Faehrhafen-Mukran-eroeffnet |archiv-datum=2019-05-06 |abruf=2019-05-06}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Ruegen/Mukran-Seemannsmission-Sassnitz-feiert-25.-Geburtstag |titel=Mission Menschlichkeit: Seemannsclub feiert Geburtstag |werk=ostsee-zeitung.de |hrsg= |datum=2019-08-21 |sprache=de |abruf=2019-08-23}}</ref>
[[Datei:Seemannsclub-Oase-3.jpg|mini|Seemannsclub Oase in Stade-Bützfleth]]
* [[Stade]]-[[Bützfleth]] – [[Seemannsclub Oase]] gegründet 1986 und seit 1995 am heutigen Standort<ref>{{Internetquelle |url=http://www.seemannsmission.org/index.php?option=com_content&view=article&id=497&Itemid=258&lang=de |titel=Stade Club |abruf=2019-05-06}}</ref>
* [[Wilhelmshaven]] – gegr. 1959, Seemannsheim und mobile Arbeit<ref>{{Internetquelle |url=https://www.seemannsmission-wilhelmshaven.de/index.php/ueber-uns-3 |titel=Über uns |abruf=2019-05-06}}</ref>


=== Europa ===

* [[Datei:RM2432 Amsterdam - Keizersgracht 733.jpg|mini|Seemannsmission in Amsterdam (mit Stern im Fenster)]][[Amsterdam]] (Niederlande) – gegr. 1888, seit 1954 Gästehaus in der Keizersgracht 733, dazu mobile Arbeit<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.amsterdam.seemannsmission.org/index.php/de/willkommen |titel=Deutsche Seemannsmission Amsterdam - Willkommen |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2019-05-09}}</ref>
* [[Antwerpen]] (Belgien) – gegr. 1890, vor dem Zweiten Weltkrieg mit eigenem Heim, heute beteiligt am ökumenischen ''Antwerp Seafarers' Centre''<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.seemannsmission.org/index.php?option=com_content&view=article&id=283&Itemid=326&lang=de |titel=Seemannsmission in ökumenischer Partnerschaft |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2019-05-09}}</ref><!-- Felixstowe (GB) noch aktuell? -->
* [[Genua]] (Italien) – seit 1892<!-- Kopenhagen, Kotka - noch aktuell? -->
* [[Le Havre]] (Frankreich)
* [[London]] (Großbritannien) – seit 1886, früher mit eigenem Seemannsheim, heute in Kooperation mit anderen Partnern<ref>{{Internetquelle |url=http://www.seemannsmission.org/index.php?option=com_content&view=article&id=172&Itemid=403&lang=de |titel=London Partner |abruf=2019-05-09}}</ref>
* [[Middlesbrough]] (Großbritannien) – von 1880 bis 1914 und wieder seit 1958
* [[Piräus#Sehenswürdigkeiten|Piräus]] (Griechenland)

* [[Rotterdam]] (Niederlande) – seit 1890, früher mit eigenem Seemannsheim, heute in Kooperation mit Partnern<ref>{{Internetquelle |url=http://www.seemannsmission.org/index.php?option=com_content&view=article&id=331&Itemid=412&lang=de |titel=Willkommen in Rotterdam |abruf=2019-05-09}}</ref>

=== Afrika ===

* [[Alexandria]] (Ägypten)
* [[Douala]] (Kamerun)
* [[Durban]] (Südafrika) – seit 1962, bis 2017 mit eigenem Seemannsheim, seither mobile Arbeit<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.seemannsmission.org/index.php?option=com_content&view=article&id=203&Itemid=445&lang=de |titel=Geschichte der Seemannsmission Durban |werk=seemannsmission.org |datum= |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210926084949/https://www.seemannsmission.org/index.php?option=com_content&view=article&id=203&Itemid=445&lang=de |archiv-datum=2021-09-26 |abruf=2025-02-08}}</ref>
* [[Lomé]] (Togo) – seit 1965 Seemannsheim und -club „Foyer des Marins“

=== Amerika ===

* [[Datei:Seafarers and International House (4113705510).jpg|mini|''Seafarers & International House'' in New York, seit 1983 auch Sitz der Deutschen Seemannsmission]][[New York City|New York]] (USA) – seit 1907 zunächst in [[Hoboken (New Jersey)]], seit 1983 im ''Seafarers & International House'' in der 15. Straße in der Nähe des [[Union Square (New York City)|Union Square]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sihnyc.org/history |titel=Seafarers International House {{!}} History |sprache=en |abruf=2019-05-09}}</ref>, dazu mobile Mission in umliegenden Häfen<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sihnyc.org/port-mission |titel=Port Mission {{!}} Seafarers International House |sprache=en |abruf=2019-05-09}}</ref><!-- New Orleans noch aktuell? -->
* [[Santos]] (Brasilien) – seit 1912, heute gemeinsames Seemannsheim mit der kath. Seemannsmission Stella Maris<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.seemannsmission.org/index.php?option=com_content&view=article&id=291&Itemid=388&lang=de |titel=Willkommen in Santos |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2019-05-09}}</ref>
* [[Panama]]<ref>https://seemannsmission.org/stationen/panama/</ref>

=== Asien ===

* [[Hongkong]] (China) <!-- Jakarta noch aktuell? -->
* [[Singapur]] – in Kooperation mit der Lutheran Church in Malaysia and Singapore<ref>{{Internetquelle |url=http://www.seemannsmission.org/index.php?option=com_content&view=article&id=215&Itemid=416&lang=de |titel=Willkommen Singapore |abruf=2019-05-09}}</ref>

=== Ehemalige Stationen ===

* '''Nordsee:''' [[Büsum]], [[Helgoland]], [[Nordenham]]
* '''Ostsee:''' [[Flensburg]], [[Stettin]], [[Danzig]], [[Gdynia|Gdingen]], [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]], [[Klaipėda|Memel]], [[Riga]], [[Tallinn]], [[Sankt Petersburg|St. Petersburg]], [[Helsinki]], [[Turku]], [[Stockholm]], [[Göteborg]], [[Malmö]], [[Kopenhagen]]
* '''Großbritannien und Irland:''' [[Aberdeen]], [[Belfast]], [[Bristol]], [[Cardiff]], [[Dublin]], [[Dundee]], [[Edinburgh]], [[Glasgow]], [[Grimsby]], [[Hartlepool]], [[Kingston upon Hull|Hull]], [[Liverpool]], [[Manchester]], [[Newcastle upon Tyne|Newcastle]], [[South Shields]], [[Sunderland]]
* '''Südeuropa/Mittelmeer:''' [[Barcelona]], [[Bilbao]], [[Haifa]], [[Istanbul|Konstantinopel/Istanbul]], [[Lissabon]], [[Livorno]], [[Marseille]], [[Neapel]]
* '''Nord- und Südamerika:''' [[Baltimore]], [[Philadelphia]], [[Portland (Oregon)|Portland]], [[San Francisco]], [[Buenos Aires]], [[Montevideo]]
* [[Kapstadt]], [[Shanghai]], [[Jakarta]]

== Literatur ==

* Reinhard Freese: ''Geschichte der Deutschen Seemannsmission.'' Bielefeld 1991. ISBN 3-7858-0339-7
* F. M. Harms: ''Die Geschichte der deutschen evangelischen Seemannsmission''. Stettin 1909.
* W. Thun: ''Werden und Wachsen der Deutschen Evangelischen Seemannsmission.'' Bremen/Hamburg 1959. ([http://www.seemannsmission-luebeck.de/images/pdf/Werden_und_Wachsen_Geschichter_der_DSM.pdf Online])

== Weblinks ==
{{Commonscat|Deutsche Seemannsmission}}
* [http://www.seemannsmission.org/ Deutsche Seemannsmission]
* [http://www.seemannsmission.org/ Deutsche Seemannsmission]
* [http://www.icma.as/ The International Christian Maritime Association] (ökumenischer Zusammenschluss der christlichen Seemannsmissionen, englisch)

== Siehe auch ==
* [[Katholische Seemannsmission Stella Maris]]


== Einzelnachweise ==
==Quelle==
<references responsive />
[[Helmut Kuhn]]: ''Die Seele des Hafens'', S. 122-131, in mare, die Zeitschrift der Meere, No.49, April/Mai 2005


[[Kategorie:christliche Mission]]
[[Kategorie:Seemannsmission]]
[[Kategorie:Seeschifffahrt]]
[[Kategorie:Evangelische Organisation (Deutschland)]]
[[Kategorie:Verein (Hamburg)]]

Aktuelle Version vom 16. März 2025, 10:58 Uhr

Deutsche Seemannsmission
Logo
Rechtsform eingetragener Verein
Sitz Bremen
Geschäftsstelle Hamburg
Zweck Seelsorge- und Sozialeinrichtung für Seeleute
Geschäftsführung Matthias Ristau
Website seemannsmission.org
Seemannsheim Hamburg-Altona der Deutschen Seemannsmission
Früheres Logo der Deutschen Seemannsmission am ehemaligen Seemannsheim in Lübeck, An der Untertrave

Die Deutsche Seemannsmission e. V. (DSM) ist eine evangelische Seelsorge- und Sozialeinrichtung für Seeleute. Sie betreibt mit ihren Mitgliedsvereinen 33 Stationen im In- und Ausland, in denen über 700 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter tätig sind. Die Geschäftsstelle des Vereins ist in Hamburg[1], Vereinssitz ist Bremen.[2] Die DSM gehört der International Christian Maritime Association an und ist laut Satzung dem Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung als Fachverband angeschlossen.[3]

Die Deutsche Seemannsmission sieht sich als „Fürsprecher der Seeleute und macht durch Lobbyarbeit auf die oft schwierigen Arbeitsbedingungen der Seeleute aufmerksam“. Sie versteht sich zudem als Kontaktstelle und Vermittler zwischen Seeleuten und Reedern sowie zwischen Schiffsbesatzungen und Hafenarbeitern.[3]

Altes Seemannsheim Wolfgangsweg in Hamburg (1906–1958)
Neues Seemannsheim Hamburg am „Michel“ (seit 1959)

Die ersten Seemannsmissionen entstanden zu Anfang des 19. Jahrhunderts zunächst in England. 1848 forderte Johann Hinrich Wichern auf dem ersten Evangelischen Kirchentag in Wittenberg die deutschen Kirchen auf, sich der Notleidenden auf allen Gebieten anzunehmen, und sprach in diesem Zusammenhang auch von der „sittlichen Verwahrlosung“ der Matrosen in deutschen und überseeischen Häfen. 1854 entstand in Bremen das erste Seemannsheim zunächst als private Stiftung des Reeders Johann Karl Vietor.[4]

Die eigentliche Initiative zur Gründung einer deutschen Seemannsmission ging jedoch von deutschen Auswanderergemeinden in Großbritannien aus, die die Arbeit der dortigen Missionen kennengelernt und seit den 1870er Jahren vermehrt eigene Schritte auf diesem Gebiet unternommen hatten.[4] 1885 bildeten sechs Lokalkomitees in Liverpool das Generalkomitee für deutsche evangelische Seemannsmission in England und Wales. Im Jahr darauf (1886) folgte in Hannover das Komitee zur kirchlichen Versorgung deutscher Seeleute im Ausland, das hauptsächlich von den lutherischen Landeskirchen getragen wurde. Mit deren Unterstützung wurden bald darauf ein erster hauptamtlicher Seemannspastor bestellt und die ersten Seemannsmissionen auf deutschem Boden gegründet: 1891 in Hamburg, 1896 in Bremerhaven und 1898 in Kiel.[4][5] Als dritter Verband entstand 1895 in Berlin ein Komitee für Deutsche Evangelische Seemanssmission, das sich auf die preußische Landeskirche stützte und vor allem im Ostseeraum engagierte.[6] Um ihre Aktivitäten besser zu koordinieren und gegenüber staatlichen Stellen gemeinsam aufzutreten, bildeten die drei Komitees 1923 einen „Zweckverband“, aus dem sich im Laufe der Zeit die heutige Dachorganisation entwickelte.[7]

Ab 1933 versuchten die Nationalsozialisten vielerorts, die Kontrolle über die Seemannsheime zu übernehmen und sie in die Deutsche Arbeitsfront einzugliedern. Im Zweiten Weltkrieg wurden – wie schon im Ersten Weltkrieg – viele Stationen im Ausland beschlagnahmt und geschlossen, die in Deutschland wurden vielfach zerstört oder in Lazarette umfunktioniert.

In der Zeit des deutschen Wirtschaftswunders und des damit verbundenen Aufschwungs des deutschen Seehandels wurden in den 1950er und 1960er Jahren zahlreiche Auslandsstationen u. a. in Lomé, Istanbul, Alexandria, Bilbao, Dublin und Kapstadt neu oder wiedereröffnet, deren Baukosten teilweise vom deutschen Auswärtigen Amt getragen wurden.

Seit der Einführung des Containers und der damit verbundenen Verkürzung der Schiffsliegezeiten mussten viele Auslandsstationen jedoch mangels Nachfrage wieder geschlossen werden.[7] Seit einigen Jahren hat die Seemannsmission zudem mit sinkenden Zuschüssen und Spenden zu kämpfen (siehe Abschnitt Finanzierung).

Der Seemannsclub Duckdalben im Hamburger Hafen (Waltershof) der Deutschen Seemannsmission Hamburg-Harburg e. V.

Mitglieder des Vereins Deutsche Seemannsmission e. V. können laut Satzung „alle rechtsfähigen und nicht rechtsfähigen Vereine oder sonstigen Körperschaften im In- und Ausland sein, die evangelische Seemannsmission als diakonisch-missionarischen Dienst an Seeleuten und ihren Angehörigen an ihrem jeweiligen Ort betreiben“.[3] Die einzelnen Stationen werden zumeist von lokalen Vereinen getragen, die ihrerseits Mitglied im DSM-Dachverband sind.

Seemannsheime, Clubs und Lounges

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Klassische Seemannsheime mit Übernachtungsmöglichkeit gibt es heute nur noch an größeren Standorten. Die meisten Standorte sind Tageseinrichtungen (Seemannsclubs), in denen Seeleute sich während ihres Landganges stundenweise aufhalten können. Speziell für Seeleute auf Kreuzfahrtschiffen gibt es seit einiger Zeit die sogenannten Seafarers' Lounges (derzeit in Hamburg und Kiel). Sie sind direkt in die Kreuzfahrtterminals integriert, so dass die Seeleute sie aufsuchen können, ohne die übliche Sicherheitskontrolle passieren zu müssen.[8][9]

Zum Angebot aller Standorte gehören typischerweise kleinere Einkaufsmöglichkeiten, Erwerb von Telefonkarten, Erledigung von Geldgeschäften (Überweisungen usw.), Aufenthaltsräume mit kostenlosen Heißgetränken, Kickern, Billard und der Möglichkeit zur Nutzung von Internet und E-Mail sowie kleine Bibliotheken. Teilweise wird auch kostenlose medizinische Betreuung angeboten.

Personal, Seemannspastoren, Diakone

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Seemannspastor in Schutzkleidung für Bordbesuche

Die Missionen werden von Seemannspastoren (port chaplain) oder Diakonen bzw. Diakoninnen geführt. Aktuell leitet der Pastor Matthias Ristau die Organisation als Generalsekretär.[10] Häufig arbeiten in den Einrichtungen auch Sozialarbeiter und verwandte Berufsgruppen mit sowie Menschen, die einen Bundesfreiwilligendienst (früher Zivildienst) oder ein Freiwilliges Soziales Jahr ableisten.[11] Das Personal in den Auslandsstationen besteht meist aus Einheimischen. Ein großer Teil der Arbeit wird zudem durch ehrenamtliche Helfer geleistet. Alle Pastoren und Diakone treffen sich alle vier Jahre in Deutschland zum Erfahrungsaustausch.

Die Arbeit der Seemannsmissionen im In- und Ausland wird aus kirchlichen und staatlichen Zuschüssen, eigenen Einnahmen (zum Beispiel aus Zimmervermietungen) sowie aus Spenden finanziert, darunter auch freiwilligen Abgaben der Reedereien. 2017 betrug der Haushalt der DSM rund 2,5 Millionen Euro, aus denen neben 17 Auslandsstellen auch sieben Stellen in der DSM-Geschäftsstelle finanziert wurden.[12] Seit Jahren verzeichnet die DSM jedoch einen deutlichen Rückgang bei den Reederabgaben.[12] Aufgrund sinkender Kirchensteuereinnahmen werden zudem ab 2020 die Zuweisungen der EKD von bisher 1,35 auf eine Million Euro reduziert.[12]

Seemannsmission Emden
Seemannsheim Kiel
Seemannsclub Oase in Stade-Bützfleth
  • Seemannsmission in Amsterdam (mit Stern im Fenster)
    Amsterdam (Niederlande) – gegr. 1888, seit 1954 Gästehaus in der Keizersgracht 733, dazu mobile Arbeit[28]
  • Antwerpen (Belgien) – gegr. 1890, vor dem Zweiten Weltkrieg mit eigenem Heim, heute beteiligt am ökumenischen Antwerp Seafarers' Centre[29]
  • Genua (Italien) – seit 1892
  • Le Havre (Frankreich)
  • London (Großbritannien) – seit 1886, früher mit eigenem Seemannsheim, heute in Kooperation mit anderen Partnern[30]
  • Middlesbrough (Großbritannien) – von 1880 bis 1914 und wieder seit 1958
  • Piräus (Griechenland)
  • Rotterdam (Niederlande) – seit 1890, früher mit eigenem Seemannsheim, heute in Kooperation mit Partnern[31]
  • Alexandria (Ägypten)
  • Douala (Kamerun)
  • Durban (Südafrika) – seit 1962, bis 2017 mit eigenem Seemannsheim, seither mobile Arbeit[32]
  • Lomé (Togo) – seit 1965 Seemannsheim und -club „Foyer des Marins“
  • Seafarers & International House in New York, seit 1983 auch Sitz der Deutschen Seemannsmission
    New York (USA) – seit 1907 zunächst in Hoboken (New Jersey), seit 1983 im Seafarers & International House in der 15. Straße in der Nähe des Union Square[33], dazu mobile Mission in umliegenden Häfen[34]
  • Santos (Brasilien) – seit 1912, heute gemeinsames Seemannsheim mit der kath. Seemannsmission Stella Maris[35]
  • Panama[36]

Ehemalige Stationen

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  • Reinhard Freese: Geschichte der Deutschen Seemannsmission. Bielefeld 1991. ISBN 3-7858-0339-7
  • F. M. Harms: Die Geschichte der deutschen evangelischen Seemannsmission. Stettin 1909.
  • W. Thun: Werden und Wachsen der Deutschen Evangelischen Seemannsmission. Bremen/Hamburg 1959. (Online)
Commons: Deutsche Seemannsmission – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Deutsche Seemannsmission zieht von Bremen nach Hamburg. Abgerufen am 16. März 2020.
  2. Satzung der Deutschen Seemannsmission. In: seemannsmission.org. Abgerufen am 19. Januar 2022.
  3. a b c Satzung der Deutschen Seemannsmission e. V. (PDF) In: seemannsmission.org. 23. April 2015, abgerufen am 28. April 2019.
  4. a b c Thun, Werden und Wachsen der Deutschen Evangelischen Seemannsmission. S. 13–19.
  5. Dieser später auch als "Lutherischer Verband" bezeichnete Zweig wurde 2004 in die Stiftung Deutsche Lutherische Seemannsmission umgewandelt, siehe https://www.stiftung-seemannsmission.de/informationen-zur-stiftung/
  6. Thun S. 19 ff. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor dieser Berliner oder „Mitteldeutsche“ Zweig infolge der deutschen und europäischen Teilung die meisten seiner Standorte und wurde 2017 in die Stiftung Seemannshilfe überführt, die sich heute u. a. in Estland engagiert. Siehe https://www.deutsche-evangelische-seemannsmission.de/ueber-uns/historie/ (abgerufen am 30. April 2019).
  7. a b Reinhard Freese: Geschichte der Deutschen Seemannsmission. Bielefeld 1991.
  8. a b Seafarers-Lounge Hamburg. Abgerufen am 9. Mai 2019.
  9. Seafarers' Lounge der DSM Kiel. Abgerufen am 9. Mai 2019.
  10. Nomos Verlag (Hrsg.): Sozialwirtschaft aktuell. Jahrgang 32 Heft 1, Januar 2022.
  11. Bundesfreiwilligendienst in der Seemannsmission. Abgerufen am 2. Mai 2019.
  12. a b c Deutsche Seemannsmission muss kräftig sparen. In: evangelisch.de. 16. Juni 2017, abgerufen am 5. Mai 2019.
  13. Thun S. 87.
  14. Lass fallen Anker. Abgerufen am 27. Juni 2019., Seite 15
  15. Peter Hanuschke: Übernachtungs-Aus in ältester Seemannsmission Deutschlands. Abgerufen am 6. Mai 2019.
  16. Historie – Deutsche Seemannsmission Bremerhaven – DE. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Mai 2019; abgerufen am 6. Mai 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dsm-bremerhaven.de
  17. sko: Seemannsmission eröffnet eigenen Club | shz.de. Abgerufen am 27. April 2019.
  18. Geschichte der Seemannsmission Cuxhaven. Abgerufen am 6. Mai 2019.
  19. Willkommen Duisburg. Abgerufen am 6. Mai 2019.
  20. Geschichte – Seemannsheim Emden. Abgerufen am 6. Mai 2019 (deutsch).
  21. Deutsche Seemannsmission Kiel e. V. – Namen und Adressen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Mai 2019; abgerufen am 6. Mai 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/deutsche-seemannsmission-kiel.de
  22. Unsere Geschichte. In: seemannsmission-luebeck.de. Abgerufen am 6. Mai 2019.
  23. Sassnitz erhält wieder eine Seemannsmission. In: kirche-mv.de. 14. April 2016, abgerufen am 6. Mai 2019.
  24. Neue Seemannsmission im Fährhafen Mukran eröffnet. In: ostsee-zeitung.de. 19. September 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Mai 2019; abgerufen am 6. Mai 2019.
  25. Mission Menschlichkeit: Seemannsclub feiert Geburtstag. In: ostsee-zeitung.de. 21. August 2019, abgerufen am 23. August 2019.
  26. Stade Club. Abgerufen am 6. Mai 2019.
  27. Über uns. Abgerufen am 6. Mai 2019.
  28. Deutsche Seemannsmission Amsterdam - Willkommen. Abgerufen am 9. Mai 2019.
  29. Seemannsmission in ökumenischer Partnerschaft. Abgerufen am 9. Mai 2019.
  30. London Partner. Abgerufen am 9. Mai 2019.
  31. Willkommen in Rotterdam. Abgerufen am 9. Mai 2019.
  32. Geschichte der Seemannsmission Durban. In: seemannsmission.org. Archiviert vom Original am 26. September 2021; abgerufen am 8. Februar 2025.
  33. Seafarers International House | History. Abgerufen am 9. Mai 2019 (englisch).
  34. Port Mission | Seafarers International House. Abgerufen am 9. Mai 2019 (englisch).
  35. Willkommen in Santos. Abgerufen am 9. Mai 2019.
  36. https://seemannsmission.org/stationen/panama/
  37. Willkommen Singapore. Abgerufen am 9. Mai 2019.