„Wahhabiten“ – Versionsunterschied
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fräulein, nun seien sie doch nicht so ungeduldig. tragen sie ihre vorschläge ein und diskutieren sie mit den fachleuten. so ist es guter brauch |
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Als '''Wahhabiten''' werden die Angehörigen des '''Wahhabitentums''' ({{arS|وهّابية‎|Wahhābīya}}) bzw. Anhänger des '''Wahhabismus''', einer puristisch-traditionalistischen Richtung des [[Sunniten|sunnitischen]] [[Islam]], bezeichnet. Die Bewegung gründet sich auf die Lehren [[Muhammad ibn ʿAbd al-Wahhāb]]s. Die Wahhabiten folgen der [[Hanbaliten|hanbalitischen]] [[Madhhab|Rechtsschule]] und lehnen den [[Sufismus]], den [[Kalām]] wie auch alle Formen des [[Schia|schiitischen]] Islam ab. Sie wenden sich darüber hinaus strikt gegen [[Heiliger#Islam|Heiligenverehrung]], [[Ziyāra|Wallfahrten zu Gräbern]] und die Feier des [[Maulid an-Nabī|Prophetengeburtstags]]. Wahhabismus und [[Salafismus]] werden oft synonym verwendet. |
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Die Anhänger Ibn Abd al-Wahhabs nehmen für sich in Anspruch, als einzige die islamische Lehre authentisch zu vertreten. Glaubensauffassungen, die mit dem Wahhabismus nicht vereinbar sind, werden von ihnen als „unislamisch“ deklariert.<ref name="zeit-2001-11-15">{{Internetquelle |autor=Georg Brunold |url=http://www.zeit.de/2001/47/200147_wahabismus-kaste.xml |titel=Kampf gegen das Fremde |werk=zeit.de |datum=2001-11-15 |abruf=2014-12-02}}</ref> Die meisten Wahhabiten leben in [[Saudi-Arabien]], wo ihre Lehre staatliche Förderung genießt und etwa durch die [[Islamische Weltliga]] global verbreitet werden soll.<ref>''Saudi Government Propaganda in the United States: Avowed Ally or Secret Enemy?'' CIA-Direktor R. James Woolsey beim American Enterprise Institute, February 16, 2005 laut {{Webarchiv |url=http://www.jamestown.org/terrorism/news/article.php?articleid=2369686 |text=„The World Muslim League: Agent of Wahhabi Propagation in Europe?“ |wayback=20070927202807}} By Evgenii Novikov, Terrorism Monitor der Jamestown Foundation Volume 3, Issue 9 (May 06, 2005)</ref> Daneben dominieren Anhänger der wahhabitischen Lehre auch in [[Katar]], sie finden sich auch in vielen anderen muslimischen Ländern wie in der [[Arabische Welt|arabischen Welt]], [[Indien]], [[Pakistan]] und [[Westafrika]]. Die Bezeichnung „Wahhabiten“ für diese Gruppierung wird nur von Außenstehenden verwendet. Sie selbst bezeichnen sich in der Regel nicht so, sondern als Salafis oder einfach als „Sunniten“ (''ahl as-sunna'') oder [[Muslim|Muslime]].<ref>Vgl. Louis Brenner: "Constructing Muslim Identities in Mali" in Ders. (Hrsg.): ''Muslim Identity and Social Change in Sub-Saharan Africa''. Hurst&Company, London, 1993. S. 59–78. Hier S. 60.</ref> |
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Die in Asien verbreitete Gruppe der [[Ahl-i Hadîth]] sowie das [[al-Qaida]]-Netzwerk stehen den Wahhabiten nahe. Die Ideologie der [[Taliban]] weist Ähnlichkeiten mit dem Wahhabismus auf, allerdings sind die Taliban Anhänger der [[Hanafiten|hanafitischen]] Rechtsschule.<ref name="spiegel-20240735">{{Der Spiegel |ID=20240735 |Autor=Erich Follath |Titel=Die Stiefkinder des Terrors |Jahr=2001 |Nr=40 |Datum=1. Oktober 2001 |Seiten=}}</ref> In seinem Herrschaftsgebiet führte der [[Islamischer Staat (Organisation)|Islamische Staat]] einen auf der [[Scharia]] und dem Wahhabismus<ref>Paul Lies: ''Ausbreitung und Radikalisierung des islamischen Fundamentalismus in Dagestan''. LIT Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8258-1136-5, S. 29 ff. ({{Google Buch |BuchID=54EcRk4511AC |Seite=29 |Hervorhebung=Islamischer Staat Wahhabismus}})</ref><ref>Lorenz Graitl: ''Sterben als Spektakel. Zur kommunikativen Dimension des politisch motivierten Suizids''. Dissertation Freie Universität Berlin 2011, Veröffentlichungen der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Verlag für Sozialwissenschaften, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-531-18461-6, S. 93 ({{Google Buch |BuchID=MMRd0Jo63iQC |Seite=93 |Hervorhebung=klassischer Wahhabismus}})</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://english.al-akhbar.com/content/why-isis-threat-saudi-arabia-wahhabism%E2%80%99s-deferred-promise |wayback=20140828183314 |text=Fouad al-Ibrahim: ''Why ISIS is a threat to Saudi Arabia: Wahhabism’s deferred promise'' |archiv-bot=2023-02-08 07:58:28 InternetArchiveBot }}. Artikel vom 22. August 2014 im Portal ''english.al-akhbar.com'' ([[al-Akhbar]]), abgerufen am 27. August 2014</ref> basierenden 16-Punkte-Katalog ein, der das öffentliche und private Leben massiv normierte und einschränkte.<ref>Christoph Sydow: [http://www.spiegel.de/politik/ausland/irak-terrorgruppe-isis-veroeffentlicht-regeln-fuer-menschen-in-mossul-a-974766.html ''Dschihadisten erlassen drakonische Regeln in Mossul.''] In: ''[[Spiegel Online]]'', 12. Juni 2014.</ref> |
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Als '''Wahhabiten''' (bzw. auch [[Salafiyya]]) werden die Anhänger der ''Wahhabiya'', einer sehr [[konservativ]]en und [[dogmatisch]]en Richtung des [[Sunniten|sunnitischen]] [[Islam]]s [[Hanbaliten|hanbalitischer]] Richtung bezeichnet. Diese Bewegung geht, wie der Name nahelegt, auf [[Muhammad ibn Abd al-Wahhab]] (1703-1792) zurück. Die Wahhabiten betrachten Ibn Abd al-Wahhab jedoch nicht als Gründergestalt, sondern als wichtige Autorität in der Auslegung der ursprünglichen Lehre des Islam. Die Anhänger Ibn Abd al-Wahhabs nehmen für sich in Anspruch, die islamische Lehre authentisch zu vertreten (siehe [[Kitab at-tauhid]]). |
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[[Datei:Befunky artwork.jpg|mini|class=notpageimage|Als eine der bekanntesten Taten von Anhängern des Wahhabismus gilt die [[Zerstörung des islamischen Kulturerbes in Saudi-Arabien]]. Das Bild zeigt ein heute zerstörtes Mausoleum auf dem [[Baqīʿ al-Gharqad|Baqi-Friedhof]] von Medina 1926 und den Friedhof heute.]] |
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Die Begriffe ''Wahhabiya'' bzw. ''Wahhabiten'' sind deshalb keine Selbstbezeichnung, sondern Kampfbegriffe ihrer Gegner, oder sie dienen der Einordnung der Bewegung aus der Sicht Außenstehender. Sie selbst bezeichnen sich (ultimativ) als Muslime - in dem Verständnis, den Islam schlechthin zu repräsentieren - oder mit Synonymen von ähnlich allgemeinem Anspruch (''ahl as sunna'', ''muwahhidun''). |
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Die Anhänger der Theologie Ibn Abd al-Wahhabs sehen sich innerhalb der muslimischen Gemeinschaft von vielen Seiten dem Vorwurf ausgesetzt, gegenüber anderen Auffassungen der islamischen Lehre äußerst intolerant zu sein und ihr eigenes Verständnis des Islam mit Gewalt gegen andere Muslime durchzusetzen. Anhänger der Bewegung sehen darin dagegen den legitimen Kampf ([[Dschihad]]) gegen Ungläubige, die nur dem Namen nach Muslime seien, und gegen Abtrünnige vom Islam. Betroffen hiervon sind die [[Schiiten]], [[Sufis]], [[Aleviten]], [[Ahmadiyya]], [[Drusen]] , [[Jesiden]], und die [[Baha'i]]. |
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Der Wahhabismus lehnt den [[Sufismus]] und die islamische [[Philosophie]], die ihnen vom alten (heidnischen) [[Griechenland]] beeinflusst und damit als verunreinigt gilt, in jeder Form ab. |
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Die meisten Wahhabiten gibt es in [[Saudi-Arabien]]. Sie stellen dort mit 73% der Bevölkerung die größte religiöse Gruppe dar und ihre Lehre ist im wesentlichen [[Staatsreligion]]. |
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== Ursprung und Lehre == |
== Ursprung und Lehre == |
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{{Hauptartikel|Muhammad ibn ʿAbd al-Wahhāb}} |
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Muhammad b. Abd al-Wahhab stammte aus der Oasenstadt Uyaina im [[Nadschd]]. Er studierte unter anderem in [[Bagdad]]. Im Gegensatz zu anderen islamischen Gruppen lehnte Ibn Abd al-Wahhab es ab, die Aussagen des islamischen Rechts, die aus dem [[Koran]] und der Überlieferung vom Lebenswandel des Propheten ([[Hadith]]) ableitbar waren, fortzuentwickeln und mit Hilfe von Analogieschlüssen veränderten Zeiten und Umständen anzupassen. Die möglichst wortgetreue Umsetzung der islamischen Quellen hatte für ihn Vorrang vor der Frage nach der zugrundeliegenden Absicht (''niya'') der Rechtssätze, die Spielraum für zeitgemäße Veränderungen des Rechts gegeben hätte. |
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Muhammad ibn Abd al-Wahhab lebte im 18. Jahrhundert und stammte aus der Oasenstadt Uyaina im [[Nadschd]] ([[Saudi-Arabien]]). Er studierte unter anderem in [[Bagdad]]. Im Gegensatz zu anderen islamischen Gruppen lehnte es Ibn Abd al-Wahhab ab, die Aussagen des islamischen Rechts, die sich aus dem [[Koran]] und der Überlieferung vom Lebenswandel des islamischen Propheten [[Mohammed]] ([[Hadith]]) ableiten, fortzuentwickeln und mit Hilfe von Analogieschlüssen veränderten Zeiten und Umständen anzupassen. Die möglichst wortgetreue Umsetzung der islamischen Quellen hatte für ihn Vorrang vor der Frage nach der zugrundeliegenden Absicht (''[[Nīya|niya]]'') der Rechtssätze, die Spielraum für zeitgemäße Veränderungen des Rechts gegeben hätte. Die Lehre verurteilt „Neuerungen“ ([[Bid'a]]) als unzulässig. |
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Gemäß wahhabitischer Lehre ist nicht nur alles verboten, was nach dem Koran oder anderen Überlieferungen verboten ist, sondern auch jede Handlung oder Situation, die zu einer solchen verbotenen Tat führen könnte, was mit einer wortwörtlichen Auslegung des Koran und der [[Sunna]], den Überlieferungen über das Leben, die Handlungen und Aussagen des Propheten Mohammed begründet wird. |
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Ibn Abd al-Wahhab fasste seine Lehren im ''Buch der Einzigartigkeit (Gottes)'' (arabisch ''[[kitab at-tauhid]]'') zusammen, das den ''tauhid'' - das Bekenntnis, dass es nur einen Gott gibt und nichts und niemand ihm gleichkommt - in den Mittelpunkt der Lehre stellte. Die Anrufung von Heiligen als Mittlergestalten zwischen Gott und den Menschen lehnte Ibn Abd al-Wahhab scharf ab, da es dem Prinzip der absoluten Einzigartikeit und Erhabenheit Gottes zuwiderlaufe und ein nicht auf Gott, sondern auf Menschen gerichteter Kult sei. Ehrbezeugungen an Heiligengräbern und volkstümliche Praktiken wie das Schreiben von Wunschzetteln und ihr Anhängen an Bäumen galten Ibn Abd al-Wahhab als Unglaube und Heidentum (''kufr''). |
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Die Anhänger der Lehre Ibn Abd al-Wahhabs betrachten sich selbst nicht als eine Strömung unter vielen, sondern als „die“ Muslime, die den ursprünglichen Islam ausleben. Als Wahhabiten – also als Sondergruppe, die nach ihrem „Gründer“ benannt ist – werden sie nur von ihren Gegnern bezeichnet. Sie selbst sprechen von sich als ''[[muwahhidun]]'' – als Bekenner des ''[[tauhid]]'', des Eingottesglaubens – oder einfach als Muslime. Alle Glaubensauffassungen, die mit den ihren nicht vereinbar sind, sind für sie religiöse Abweichungen und Irrlehren. |
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Die Wahhabiten stellen die [[Dogmatik]] (''aqida'') in den Mittelpunkt ihrer Lehre und nicht das islamische Recht (''[[fiqh]]'') wie andere extrem konservative Richtungen des Islams. Laut Wahabitischer Lehre ist nicht nur alles verboten, was laut Koran oder anderer Überlieferungen verboten ist, sondern auch jede Handlung oder Situation, die zu einer solchen verbotenen Tat führen könnte. In diesem Jahrhundert waren außerdem lange Zeit Musik und Fernsehen verboten, da sie einen schlechten Einfluss darstellen könnten. |
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== Das Bündnis mit der Familie Saʿūd == |
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Die Anhänger der Lehre Ibn Abd al-Wahhabs betrachten sich selbst nicht als eine Strömung unter vielen, sondern als Muslime schlechthin. Als Wahhabiten - also als Sondergruppe, die nach ihrem "Gründer" benannt ist - werden sie nur von ihren Gegnern bezeichnet. Sie selbst sprechen von sich als ''muwahhidun'' - als Bekenner des ''tauhid'', der Einzigartigkeit Gottes - oder einfach als Muslime. Glaubensauffassungen, die mit den ihren nicht vereinbar sind, erscheinen ihnen deshalb schnell als unislamisch, was ihnen in der Gesamtheit der muslimischen Gemeinschaft den Ruf der Intoleranz und des sektiererischen Fanantismus eingebracht hat. |
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Muhammad ibn Abd al-Wahhab begann seine Missionierung 1731. Im Jahr 1740 verkündete er in [[Huraimala]] nahe [[Riad]] puristische Glaubenssätze zur „Reinigung“ des Islam. Es gelang ihm, den [[Emir]] von [[Diriyya]], [[Muhammad ibn Saud]], und dessen Sohn [[Abd al-Aziz ibn Muhammad|Abd al-Aziz]] für seine Lehren zu gewinnen. Die Saudis verfolgten das Ziel, die Einigung der Stämme Arabiens auf der Grundlage des wahhabitischen Glaubens unter ihrer Oberhoheit gewaltsam herbeizuführen. Der Puritanismus des wahhabitischen Glaubens entsprach der bescheidenen Lebensführung der [[Beduinen]] in der kargen Landschaft Zentralarabiens, die die Verbreitung seiner Lehren unterstützten. |
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1744 kam es zum Abschluss eines Vertrages, mit dem sich Abd al-Wahhab die religiöse und Ibn Saud die militärische Führung im ''„Heiligen Krieg“'' der Wahhabiten teilten. In Mekka waren die Wahhabiten aber geächtet und deswegen auch von der Teilnahme am [[Haddsch]] ausgeschlossen. 1749 nahm der [[Scherifen von Mekka|Scherif]] Masʿūd ibn Saʿīd eine Gruppe von Pilgern aus dem Nadschd gefangen, und einige von ihnen starben in der Gefangenschaft.<ref>Peskes: ''Muḥammad b. ʿAbdalwahhāb (1703-92) im Widerstreit.'' 1993. S. 304.</ref> Um die Erlaubnis zur Teilnahme an der Pilgerfahrt zu erbitten, sandten die Wahhabiten mehrfach Delegationen nach Mekka, meist jedoch vergeblich.<ref>Peskes: ''Muḥammad b. ʿAbdalwahhāb (1703-92) im Widerstreit.'' 1993. S. 289–295.</ref> Doch konnten bis 1786 die Saudis den gesamten [[Nadschd]] erobern und damit das erste Reich der Saud-Dynastie begründen. Der Nadschd stand damals nur nominell unter osmanischer Oberherrschaft, tatsächlich übten die [[Osmanisches Reich|Osmanen]] im Nadschd keine Herrschaft durch eigene Funktionäre aus. Muhammad ibn Abd al-Wahhab gewann durch die Eroberungen der Āl-Saud und durch Missionierung immer mehr Zulauf. |
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In der Tat ist der bewaffnete und offensive [[Dschihad]] ein wichtiges Element der wahhabitischen Lehre. Die enge Auslegung dessen, was als islamisch gelten darf, traf am härtesten den [[Sufismus]] (die islamische [[Mystik]]) mit ihrer Heiligenverehrung und die [[Schia]] mit ihrer Verehrung der schiitischen Imame. |
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== Die erste Eroberung des Hedschas (1804/1806) und ihre Auswirkungen == |
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Die Wahhabiten versagen nicht nur anderen Muslimen die Anerkennung, sondern sie bekämpfen sie auch militärisch als Ungläubige (''kafirun'') oder Abtrünnige (''[[murtadd]]un''), die von der Lehre des Islam abgefallen sind - was nach islamischem Recht mit dem Tode zu bestrafen ist. So kam es z.B. [[1802]] nach der Einnahme [[Kerbala]]s durch die Wahhabiten zu einem Massaker an der [[Schiiten|schiitischen]] Bevölkerung; auch die Schreine der Stadt wurden zerstört. [[1924]] richteten Wahhabiten unter der Bevölkerung von [[Taif]] (im heutigen Saudi-Arabien) ein Blutbad an, da sie sie nicht als Muslime ansahen. Diese militante Haltung findet heute u.a. ihr Echo in den Verlautbarungen [[Abu Musab az-Zarqawi|Abu Mus'ab az-Zarqawis]] und seinen Aufrufen zur rückhaltlosen Bekämpfung der schiitischen "Abtrünnigen" im Irak, mit denen sich eine blutige Welle von Anschlägen gegen zivile schiitische Ziele verbindet. |
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Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begannen Stämme aus dem Hochland [[Nadschd]] mit der Unterwerfung der [[Beduinen]]stämme und zogen bald darauf gegen die Randgebiete der arabischen Halbinsel. Nach einem Feldzug gegen [[Kerbela]], wo sie 1802 Tausende von Einwohnern töteten und den [[Imam-Husain-Schrein]] plünderten, eroberten sie bis 1806 die unter dem Schutz des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reichs]] stehenden Städte [[Mekka]] und [[Medina]]. Dort zerstörten sie die Grabmäler vieler großer Persönlichkeiten des frühen Islams. Besonders wild wüteten sie auf dem [[Baqīʿ al-Gharqad#Geschichte|Baqīʿ-Friedhof]] in Medina, wo sie das in der Seldschukenzeit errichtete Mausoleum der schiitischen Imame [[Hasan ibn ʿAlī|Hasan]], [[ʿAlī ibn Husain Zain al-ʿĀbidīn|ʿAlī Zain al-ʿĀbidīn]], [[Muhammad al-Bāqir]] und [[Dschaʿfar as-Sādiq]] dem Erdboden gleich machten. Allein das Grab des Propheten in der [[Prophetenmoschee]] wurde geschont.<ref>Vgl. Werner Ende: ''Steine des Anstoßes. Das Mausoleum der Ahl al-bayt in Medina''. In: Hinrich Biesterfeldt und Verena Klemm (Hrsg.): ''Differenz und Dynamik im Islam. Festschrift für Heinz Halm zum 70. Geburtstag.'' Ergon-Verlag, Würzburg, 2012. S. 181–200. Hier S. 189.</ref> Rauchen wurde verboten, die Bevölkerung in der wahhabitischen Lehre zwangsunterrichtet, Beter, die das Gebet nicht entsprechend dem hanbalitischen Ritus verrichteten, zurechtgewiesen. Bücher mit sufischen oder philosophischen Inhalten wurden vernichtet, die Verwendung von [[Misbaha|Gebetsketten]] wurde verboten, Feiern zum [[Maulid an-Nabī|Prophetengeburtstag]] ebenfalls. Um den Bruch mit der Vergangenheit zu symbolisieren, wurde im Jahre 1806 die [[Kaaba]] mit einer roten [[Kiswa]] bekleidet.<ref>Vgl. Abdalaziz Gouda: ''Die Kiswa der Kaʿba in Makka''. Inaugural-Dissertation, FU Berlin 1989. S. 62.</ref> Die wahhabitische Eroberung von Mekka und Medina löste den [[Osmanisch-saudischer Krieg|osmanisch-saudischen Krieg]] aus, der bis 1818 dauerte.<ref>Vgl. Peskes: "Wahhābīya" in [[EI2|EI²]]. (Band XI?) S. 42b.</ref> |
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Gleichzeitig begannen die Wahhabiten mit [[Daʿwa]]-Aktivitäten auch außerhalb der arabischen Halbinsel. Ein großer Sympathisant der Wahhabiten wurde der marokkanische Sultan [[Mulai Sulaiman|Sulaimān]] (reg. 1792–1822), der in der Freitagspredigt aller Moscheen seines Herrschaftsgebietes die sufischen Orden und ihre Riten als [[Bidʿa]] („ketzerische Neuerung“) brandmarken ließ.<ref>Vgl. Mohamed El Mansour: ''Morocco in the Reign of Mawlay Sulayman''. Middle East & North African Studies Pr., Wisbech, 1990. S. 141–143.</ref> |
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== Entstehung und Zerfall des ersten Wahhabitenreichs == |
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Im frühen 19. Jahrhundert bildeten sich in verschiedenen Gebieten der islamischen Welt Bewegungen, die den Idealen der Wahhābiyya nachstrebten. Die früheste von ihnen war die Padri-Bewegung bei den [[Minangkabau]] auf [[Sumatra]]. Einige ihrer Anführer waren während ihrer Pilgerfahrt nach Mekka mit wahhabitischen Ideen in Kontakt gekommen. Die Padris wandten sich insbesondere gegen das System von lokalen Bräuchen und Rechten, das als [[Adat]] bekannt ist und in dem die [[Matrilinearität]] eine wichtige Rolle spielt. Der Puritanismus der Bewegung fand aber auch in Aktionen gegen Tabakgenuss und [[Hahnenkampf|Hahnenkämpfe]] seinen Ausdruck.<ref>Vgl. Christine Dobbin: ''Islamic Revivalism in a Changing Peasant Economy. Central Sumatra, 1784–1847.'' London 1983. S. 128–130.</ref> |
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Muhammad ibn Abd al-Wahhab begann seine Missionierung 1731. [[1740]] begann er in [[Huraimala]] nahe [[Riad]] seine puritanischen Glaubenssätze zur Reinigung des Islam zu verkünden. Es gelang ihm, den [[Emir]] von [[Diraja]], [[Muhammad ibn Saud]], und dessen Sohn Abdulaziz für seine Lehren zu gewinnen. Die Saudis verfolgten das Ziel, die Einigung der Stämme Arabiens auf der Grundlage des wahhabitischen Glaubens unter ihrer Oberhoheit gewaltsam herbeizuführen. Der [[Puritanismus]] des wahhabitischen Glaubens entsprach der bescheidenen Lebensführung der einfachen Menschen in der kargen Landschaft Zentralarabiens, die die Verbreitung seiner Lehren unterstützten. |
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1807 wurde [[Muhammad Ali Pascha]] von den Osmanen beauftragt, die Heiligen Stätten von den Wahhabiten zu befreien. 1813 konnte einer seiner Söhne Medina und Mekka einnehmen. 1818 eroberten seine Truppen [[Diriyya|Dirʿiyya]], die Hauptstadt der [[Dynastie der Saud|Āl Saʿūd]], und zerstörten sie. Damit ging der erste saudische Staat unter.<ref>Vgl. Peskes: ''Wahhābīya''. In: EI². (Band XI?) S. 43a.</ref> Das wahhabitische Gedankengut hatte sich zu dieser Zeit bereits weit über die Grenzen Arabiens verbreitet. In Bengalen entstand um 1818 die Farā'idī-Bewegung, die besonderen Wert auf die religiösen Pflichten (''farāʾiḍ'') der Muslime legt. Ihr Gründer Hāddschi Scharīʿatullāh hatte während seiner Pilgerfahrt und dem anschließenden Aufenthalt in Mekka den Islam der Wahhabiten kennengelernt. Als er von dort zurückkam, predigte er den Bauern in Bengalen die Ablehnung der [[Hinduismus|hinduistischen]] Riten und die alleinige Autorität des Korans und der Aussprüche des Propheten. Die Farā'idī-Bewegung erfasste ganz Bengalen und wurde von Scharīʿatullāhs Sohn Dūdhū Miyān (gest. 1860) fortgeführt, der sie zu einer revolutionären Bewegung weiterentwickelte.<ref>Vgl. dazu A. Bausani: Artikel ''Farāʾiḍiyya''. In: [[The Encyclopaedia of Islam. New Edition]] Bd. II., S. 783b–784b.</ref> |
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[[1744]] kam es zum Abschluss eines Vertrages, nach dem sich Abd al-Wahhab die religiöse und Ibn Saud die militärische Führung im ''"Heiligen Krieg"'' der Wahhabiten teilten. Bis [[1786]] eroberten die Saudis den gesamten [[Nadschd]] und begründeten damit das erste Reich der Saud-Dynastie. Der Nadschd stand damals nur theoretisch unter osmanischer Oberherrschaft, tatsächlich hatten die [[Osmanisches Reich|Osmanen]] im Nadschd keinerlei Macht. Muhammad ibn Abd al-Wahhab gewann durch die Eroberungstätigkeit der al-Saud und durch Missionierung immer mehr Zulauf. Die Wahhabiten eroberten [[Mekka]] und [[Medina]], um dann dort ihre Version des Islams durchzusetzen. |
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Ebenfalls von den Wahhabiten beeinflusst war die nordindische Bewegung des [[Saiyid Ahmad Barelwī]] (gest. 1831), die sich selbst als [[Tariqa-yi muhammadiya|Tarīqa-yi Muhammadiyya]] („muhammadanischer Pfad“) bezeichnete. Andere gegnerische muslimische Gruppierungen und die britische Kolonialmacht bezeichneten sie auch explizit als „Wahhabiten“, was allerdings eher ein Kampfbegriff war, um sie zu desavouieren.<ref>Vgl. dazu Ahmad: ''The Wahhabi Movement in India''. 1966, S. 40–76.</ref> Wegen der Ähnlichkeit des Gedankenguts wurden im 19. Jahrhundert verschiedene andere indisch-islamische Gruppen wie die [[Deobandis]] und die [[Ahl-i Hadîth]] als Wahhabiten bezeichnet. |
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Dem [[Emir]] von [[Hedschas]], Masud b. Said, gelang die Rückeroberung Mekkas und Medinas. Er trieb die Wahhabiten zurück in den Nadschd. Aber der Sieg war nur vorübergehend. Muhammad ibn Abd al-Wahhab erklärte eine [[Fatwa]] gegen die beiden Heiligen [[Moschee]]n, obwohl die Orte im Koran als "unantastbar" bezeichnet werden. Und wieder blockierten sie die Pilgerwege nach Mekka. |
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== Die Rückkehr der Wahhabiten (1901–1924) und die Salafīya == |
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Bereits [[1803]] wurden sie wieder von den Prinzen Scharif Ghalib und Scharif Pascha vertrieben. Aber [[1805]] kehrten sie erneut zurück und eroberten Mekka und Medina. Dann setzten sie Prinz Mubarak bin Madya als Machthaber in Medina ein. Die Regentschaft über die beiden Heiligtümer dauerte sieben Jahre lang an. Sie hielten die Pilger aus [[Syrien]] und [[Ägypten]] davon ab, die Heiligtümer zu besuchen, da sie "Ungläubige" seien. |
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Anfang des 20. Jahrhunderts gründete ein Abkömmling der Āl Saʿūd, [[Abd al-Aziz ibn Saud|ʿAbd al-ʿAzīz Ibn Saʿūd]], einen neuen saudischen Staat, in dem das im 18. Jahrhundert begründete Projekt einer wahhabitisch-saudischen Allianz fortgeführt wurde. Um die Stabilität seines jungen Staates zu gewährleisten, musste Ibn Saʿūd die großen Beduinenstämme unter seine Kontrolle bringen. Indem er Beduinenstämme sesshaft machte, versuchte er, ihre militärischen Energien im Dienste des Staates zu kanalisieren. Diejenigen, die sich ab 1911/1912 in den neuen landwirtschaftlichen Siedlungen ''(hiǧar)'', niederließen, wurden [[Ichwān]] (wörtl. „Brüder im Geiste“) genannt. Mit Hilfe dieser Ichwān, die durch Prediger zu glühenden Anhängern der Wahhābiyya bekehrt wurden, gelang es Ibn Saʿūd in den folgenden Jahren, weite Gebiete der arabischen Halbinsel – mit reichlicher Unterstützung durch England<ref>''Englische Dokumente zur Erdrosselung Persiens.'' Verlag Der Neue Orient, Berlin 1917, S. 95</ref> – zurückzuerobern. In den unterworfenen Gebieten gingen die Wahhabiten dabei ähnlich vor, wie schon ihre Vorfahren zu Beginn des 19. Jahrhunderts.<ref>Vgl. John S. Habib: ''Ibn Sa'ud's Warriors of Islam. The Ikhwan of Najd and their Role in the Creation of the Sa'udi Kingdom'', 1910–1930. E.J. Brill, Leiden, 1978.</ref> Nach Eroberung der ostarabischen Provinz [[al-Hasa|al-Hasā]] 1913 wurden dort zum Beispiel die Schiiten rigide unterdrückt, schiitische Feierlichkeiten wurden verboten.<ref>Vgl. Steinberg: ''Religion und Staat.'' 2002, S. 484–500.</ref> |
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Im Jahre 1920 setzten sich die wahhabitischen Ichwān im [[Provinz Asir|ʿAsīr]] fest, Ende 1924 überrannten sie den [[Hedschas]] und bereiteten dem [[Haschimiten|hāschimitischen]] [[Königreich des Hedschas]] ein Ende. Die wahhabitische Besetzung von Mekka und Medina löste bei vielen Muslimen Entsetzen aus, denn die Wahhabiten richteten dort schwere Zerstörungen an: im April 1926 rissen sie erneut alle Kuppeln und sonstigen Grabbauten im Bereich des Baqīʿ-Friedhofes von Medina nieder.<ref>Vgl. Werner Ende: ''Steine des Anstoßes. Das Mausoleum der Ahl al-bayt in Medina''. In: Hinrich Biesterfeldt, Verena Klemm (Hrsg.): ''Differenz und Dynamik im Islam. Festschrift für Heinz Halm zum 70. Geburtstag.'' Ergon-Verlag, Würzburg, 2012. S. 181–200. Hier S. 189–192.</ref> Empörung rief aber auch hervor, dass an den Heiligen Stätten außer der hanbalitischen Gebetsgruppe alle anderen Gebetsgruppen abgeschafft wurden.<ref>Vgl. ''Religion und Staat.'' 2002, S. 544f.</ref> Zur Abwehr des Einflusses der Wahhābīya schlossen sich im Januar 1926 die [[Aschʿariten|aschʿaritisch]] orientierten Gelehrten in [[Niederländisch-Indien]] in einer Gesellschaft mit dem Namen [[Nahdlatul Ulama]] („Erhebung der Gelehrten“; kurz NU) zusammen. Die Vereinigung entwickelte sich in der Folgezeit zu einer der größten islamischen Organisationen in der niederländischen Kolonie. |
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[[1811]] sandte der osmanische Sultan den Herrscher von Ägypten, [[Muhammad Ali Pascha|Muhammed Ali]], der nominell ägyptischer Gouverneur der Osmanen war, aus, um die Wahhabiten zu bekämpfen und die beiden heiligen Stätten Mekka und Medina wieder unter die Oberherrschaft der Ägypter und damit der Osmanen bringen. Er eroberte erst Medina, danach Mekka und schließlich Ta’if. Aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit ließ Muhammed Ali eine Armee unter seinem Sohn [[Ibrahim Pascha]] [[1816]] nach Nadschd einmarschieren. Mit seinem Gegner Abdullah bin Saud, Prinz von Dariya, lieferte er sich viele Schlachten. [[1818]] wurde er endgültig besiegt. |
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Aufgrund des rigorosen Vorgehens der Wahhabiten gegenüber Pilgern während der Wallfahrt des Jahres 1926 kam es zu starken Irritationen auch im Verhältnis zu [[Königreich Ägypten|Ägypten]], auf dessen Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wirtschaftsgütern der Hedschas angewiesen war.<ref>Vgl. Boberg: ''Ägypten, Naǧd, und der Ḥiǧāz.'' 1991, S. 39–115.</ref> Deshalb richtete der saudische Herrscher im Sommer 1926 in Mekka einen Islamischen Weltkongress aus, um für Akzeptanz seiner Herrschaft über den Hedschas zu werben.<ref>Vgl. Martin Kramer: ''Islam Assembled: The Advent of the Muslim Congress.'' New York 1986. S. 106–122.</ref> |
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== Das zweite Reich der Wahhabiten == |
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Die wahhabitischen Ichwān hatten in anderen Ländern aber auch Sympathisanten. Dazu gehörte insbesondere [[Muhibb ad-Dīn al-Chatīb]], ein hanbalitischer Publizist aus Syrien, der seit Anfang der 1920er Jahre in Kairo lebte und 1926 in Mekka eine Niederlassung seiner „salafistischen Druckerei“ ''(Maṭbaʿa Salafīya)'' einrichtete. Der Begriff Salafīya hat seinen Ursprung im spätosmanischen Damaskus. Namengebend waren die „frommen Altvorderen“ ''(as-salaf aṣ-ṣāliḥ)'' aus den ersten Generationen des Islams, deren Beispiel man nacheifern wollte. Die große Rolle, die Muhibb ad-Dīns mekkanische Druckerei bei der Verbreitung der wahhabitischen Schriften spielte, führte dazu, dass sich die Bedeutung des Begriffs „Salafīya“ änderte. Er wurde jetzt zur Selbstbezeichnung all derjenigen Muslime, die mit den Wahhabiten sympathisierten.<ref>Vgl. Henri Lauzière: ''The Construction of Salafiyya: Reconsidering Salafism from the perspective of conceptual history''. In: ''International Journal of Middle East Studies'' 42 (2010) 369–389.</ref> Dazu gehörte auch [[Raschīd Ridā]], der bekannteste Schüler [[Muhammad Abduh|Muhammad ʿAbduhs]]. |
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Trotz der Eroberung des Hedschas durch die Ägypter konnte die Dynastie der Al-Saud im Nadschd ab [[1824]] wieder ihre Herrschaft aufrichten und langsam wieder ausweiten. Als im Jahre [[1865]] Faisal, der damalige Herrscher aus dem Hause Saud, verstarb, folgte ihm sein Sohn Adallah, der jedoch [[1871]] von seinem Bruder Saud gestürzt wurde. Es folgte eine Zeit der Thronwirren, in der es der Herrscherfamilie der Raschid ab [[1887]] gelang, die Dynastie der Saud zu verdrängen. [[1891]] flüchteten die Saud aus dem Hedschas und fanden zunächst beim [[Beduinen]]stamm der Murra Zuflucht, später in [[Kuwait]]. |
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== Wahhabiten in Saudi-Arabien == |
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== Das dritte Reich der Wahhabiten == |
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ʿAbd al-ʿAzīz Ibn Saʿūd nahm nach der Eroberung Mekkas den Königstitel an und nannte sich fortan König des Hedschas und Nedschd. 1932 proklamierte er die unter seiner Herrschaft zusammengefassten Territorien zum Königreich [[Saudi-Arabien]]. In Saudi-Arabien ist die Lehre Ibn Abd al-Wahhabs seither Staatsdoktrin. |
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Auf die [[Besetzung der Großen Moschee 1979|Besetzung der Großen Moschee in Mekka Ende 1979]] durch wahhabitische Extremisten reagierte die saudische Regierung, die sich zwischenzeitlich liberalisiert hatte, demonstrativ mit einer verstärkten Hinwendung zur Lehre Abd al-Wahhabs. Gleichzeitig fördert der saudische Staat systematisch wahhabitische und andere dogmatische sunnitische Organisationen in allen Teilen der Welt. |
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[[1901]] versuchte Abdul Aziz al-Saud, genannt [[Ibn Saud]], die Herrschaft der al-Saud in Hedschas erneut zu errichten, was jedoch zuerst misslang. [[1902]] konnte er jedoch mit wenigen Dutzend Getreuen Riad erobern und von dort aus langsam den gesamten Nadschd unterwerfen. Wesentliche Hilfe waren ihm dabei die [[Ichwan]]. In den neu eroberten Gebieten wurden die Beduinen aufgefordert, ihr Vieh zu verkaufen und sich in festen Siedlungen niederzulassen, wo sie von Predigern der Wahhabiten unterwiesen wurden und die Einhaltung der religiösen Pflichten streng überwacht wurde. [[1924]] konnte Ibn Saud auch den Hedschas unterwerfen. [[1932]] vereinigte er die beiden [[Königreich]]e Hedschas und Nedschd zum Königreich [[Saudi-Arabien]]. Näheres zur weiteren Geschichte siehe dort. |
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Kennzeichnend für den Einfluss der Wahhabiten sind unter anderem folgende Praktiken im öffentlichen Leben: |
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== Wahhabiten heute == |
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* Verbot des Autofahrens für Frauen (2018 abgeschafft) |
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* Verbot für Frauen, sich in der Öffentlichkeit mit fremden Männern zu zeigen |
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* Öffentliche Scharia-Strafen wie Hinrichtungen und Auspeitschungen |
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* Verbot der freien Religionsausübung |
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* Lange Zeit waren Musik und Fernsehen uneingeschränkt verboten. |
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* [[Zerstörung des islamischen Kulturerbes in Saudi-Arabien]]<ref>[http://time.com/3584585/saudi-arabia-bulldozes-over-its-heritage/ Saudi Arabia Bulldozes Over Its Heritage] Carla Power, in: [[Time]], 14. November 2014</ref><ref name="zeit-2012-05-31">{{Internetquelle |autor=[[Jana Simon]] |url=http://www.zeit.de/2012/22/Saudi-Arabien |titel=Saudi-Arabien: Unter den Augen der Religionspolizei |werk=zeit.de |datum=2012-05-31 |abruf=2016-09-04}}</ref> |
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Als Hochburgen der Wahhabiten im heutigen Saudi-Arabien gelten [[Riad]] und [[Buraida]]. Insbesondere in den südlichen Altstadtvierteln, die von Einwanderern aus [[Pakistan]] dominiert werden, ist der Einfluss groß. Im Unterschied zu [[Salafismus|Salafisten]] stehen Wahhabiten loyal zum [[Dynastie der Saud|Königshaus der Saud]].<ref>[http://www.dw.de/wahhabiten-und-salafisten-gleiche-basis-unterschiedliche-mittel/a-17304769 Mohammad Gharaibeh: ''Wahhabiten und Salafisten'']. Artikel vom 18. Dezember 2013 im Portal ''dw.de'', abgerufen am 25. Juli 2014</ref> |
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Neben der [[Polizei (Saudi-Arabien)|regulären Polizei]] hat die [[islamische Religionspolizei]] ''Mutawwiʿ'' in Saudi-Arabien die Aufgabe, die Einhaltung der [[koran]]ischen Vorschrift [[Das Rechte gebieten und das Verwerfliche verbieten|''das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten'']] in der Öffentlichkeit zu überwachen. Zudem wird während des [[Freitagsgebet]]s die [[Chutba|Predigt]] in großer Lautstärke übertragen, wobei das gesamte Umfeld der Moschee beschallt wird. |
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Viele [[Islamismus|islamistische]] Organisationen, sowohl in islamisch dominierten Ländern als auch in Europa und Amerika, haben Verbindungen zum Wahhabitismus oder stehen ihm nahe. Trotz des puritanischen Alleinvertretungsanspruchs der Wahhabiten unterstützen sie aus taktischen Überlegungen andere fundamentalistische Strömungen des Sunnitischen Islam. |
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Zu den bekanntesten wahhabitischen Gelehrten in Saudi-Arabien gehören [[Abd al-Aziz ibn Baz]] (1909–1999), [[Muhammad Ibn Uthaymin]] (1925–2001), [[Abd al-Aziz bin Abdullah Al asch-Schaich]] (geb. 1943) und [[Sudais|Schuraim Abdul Rahman ibn Abdul Aziz as-Sudais]] (geb. 1961). |
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Zu nennen ist die der Salafiya und den Wahhabiten nahestehende [[Muslimbruderschaft]] in Ägypten, die von Saudi-Arabien als Gegengewicht zum säkularen Staat [[Gamal Abdel Nasser]]s begünstigt wurde. Aus ihr gingen später unter anderem die [[Islamische Heilspartei]] und die [[Islamische Bewegung in Kurdistan]] sowie die Palästinenserorganisation [[Hamas]] als Nachfolgegruppierung des in den 40er Jahren entstandenen palästinensischen Ablegers hervor, der ebenfalls enge Kontakte zur saudischen Theokratie nachgesagt werden. |
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== Wahhabiten in Katar == |
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Die Bezeichnung „Wahhabiten“ wird in Russland, besonders auf dem [[Kaukasus]], generell für islamische Fundamentalisten gebraucht, die – häufig aus dem arabischen Ausland kommend – einen von lokalen Bräuchen gereinigten Islam predigen. In der Zeit der Zerstörung und Orientierungslosigkeit nach dem Ersten Tschetschenienkrieg [[1994]]-[[1996]] gelang es ihnen, einige – besonders junge – Leute in [[Dagestan]] und [[Tschetschenien]] für sich zu gewinnen. Prominente Rebellenführer wie [[Schamil Bassajew]] schlossen sich den Wahhabiten an und sind verantwortlich für Aktionen wie die [[Geiselnahme von Beslan]]. Im Konflikt zwischen [[Aslan Alijewitsch Mashadow]] und [[Achmad Kadyrow]] ging es auch darum, wie man den Wahhabiten begegnen sollte. Rivalisierende Vertreter des [[Islam in Russland]] beschimpfen sich gegenseitig als "Wahhabiten". |
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Der Emir von [[Katar]] eröffnete 2011 die staatliche ''Imam Muhammad Ibn Abdul Wahhab''-Moschee in [[Doha]] und erklärte bei dieser Gelegenheit, die „muslimische Nation“ benötige die Erneuerung durch die wahhabitische Lehre dringend. Der wahhabitische Islam ist in Katar, wie in Saudi-Arabien, Staatsreligion. Die Förderung wahhabitischer Bestrebungen gehört zu Katars Strategie regionaler Einflussgewinnung.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.middle-east-online.com/english/?id=49555 |wayback=20151110044733 |text=''Qatar embraces Wahhabism to strengthen regional influence'', Middle East Online, 18. Dezember 2011 |archiv-bot=2023-02-08 07:58:28 InternetArchiveBot }}</ref> |
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== Verbreitung nach Westafrika == |
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== Wahhabiten in Saudi-Arabien heute == |
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Mitte der 1940er Jahre verbreitete sich die wahhabitische Lehre auch nach [[Westafrika]], wo sie bestimmten bürgerlichen Schichten, insbesondere Händlern, als „anti-klerikale Ideologie“ zur Brechung der Macht der [[Marabout]]s diente.<ref>Vgl. Amselle: ''Le Wahhabisme à Bamako''. 1985 und Warms: ''Merchants, Muslims and Wahhabiyya.'' 1992.</ref> Wahhabiten wurden schon in dieser Zeit als eigene Gruppe in den Netzwerken junger [[mali]]scher Studenten und Händler mit Kontakten zum Mittleren Osten sichtbar.<ref>Vgl. Louis Brenner: ''Constructing Muslim Identities in Mali''. In: ''Muslim Identity and Social Change in Sub-Saharan Africa''. Hurst&Company, London, 1993. S. 59–78. Hier S. 61.</ref> 1951 gründeten junge Wahhabiten in [[Bamako]] eine Zweigniederlassung der [[Dschamʿīyat asch-schubbān al-muslimīn|Gesellschaft der muslimischen jungen Männer]]. Wahhabiten traten darüber hinaus in Scharen der ''Union Culturelle Musulmane'' (UCM) bei, als diese 1957 ihren ersten Kongress in [[Dakar]] abhielt.<ref name="Miran250" /> |
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Die wahhabitische Lehre fasste schon früh in der [[Elfenbeinküste]] Fuß. 1950 rief Kabiné Diané aus Guinea in [[Bouaké]] mit der ''Madrasa Sunniyya'' die erste wahhabitische Schule ins Leben. Sie hatte zwei Jahre später bereits 354 Schüler.<ref name="Miran250">Vgl. Marie Miran: ''Islam, histoire et modernité en Côte d’Ivoire''. Karthala, Paris, 2006. S. 250f.</ref> Nach dem Modell der Madrasa Sunniyya wurde 1958 eine zweite wahhabitische Schule in [[Adjamé]] gegründet. Die Leitung der ''Madrasa Sunniyya'' selbst ging 1958 in die Hände von Mory Moussa Camara aus Mali über, der die Schule in Dar al-Hadith umbenannte. 1962 erhielt die wahhabitische Gemeinde in [[Abidjan]] zum ersten Mal eine eigene Moschee.<ref>Vgl. Marie Miran: ''Islam, histoire et modernité en Côte d’Ivoire''. Karthala, Paris, 2006. S. 254.</ref> |
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In Saudi-Arabien ist die Lehre Ibn Abd al-Wahhabs Staatsdoktrin. Gleichzeitig fördert der saudische Staat wahhabitische Organisationen in allen Teilen der Welt. |
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Schon im Laufe der 1950er Jahre kam es in verschiedenen Städten der Elfenbeinküste zwischen den Wahhabiten und den Anhängern der Marabouts, die die Unterstützung der französischen Kolonialverwaltung hatten, zu Schlägereien. Der bedeutendste derartige Konflikt ereignete sich 1951/1952 in [[Bouaké]], wo die wahhabitische Gemeinschaft relativ zahlreich war. Weitere Streitigkeiten ereigneten sich in [[Gagnoa]] (1956), [[Treichville]] (1958) und [[Man (Elfenbeinküste)|Man]] (1959 bis 1962).<ref name="Miran250" /> Erneute Konflikte zwischen Wahhabiten und den Vertretern des traditionellen Islams traten in den 1970er Jahren auf, als sich die Wahhabiten in verschiedenen Städten, so in [[Danané]] und [[Korhogo]], beim Gebet von den anderen Muslimen absonderten.<ref name="Miran256">Vgl. Marie Miran: ''Islam, histoire et modernité en Côte d’Ivoire''. Karthala, Paris, 2006. S. 256f, 263.</ref> Ende der 1970er Jahre wurden bei Auseinandersetzungen verschiedene wahhabitische Moscheen zerstört.<ref name="Miran256" /> Mit der ''Association des musulmans orthodoxes de Côte d’Ivoire'' (AMOCI) wurde 1976 in der Elfenbeinküste die erste landesweite wahhabitische Organisation geschaffen.<ref>Vgl. Marie Miran: ''Islam, histoire et modernité en Côte d’Ivoire''. Karthala, Paris, 2006. S. 260–263.</ref> Sie benannte sich 1994 in ''Association des musulmans sunnites de Côte d’Ivoire'' (AMSCI – „Gesellschaft der sunnitischen Muslime der Elfenbeinküste“) um. |
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Als Hochburgen der Wahhabiten im heutigen Saudi-Arabien gelten [[Riad]] und Buraida. Insbesondere in den südlichen Altstadtvierteln, die von armen Einwanderern aus [[Pakistan]] und [[Afghanistan]] dominiert werden, ist der Einfluss groß. |
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== Siehe auch == |
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Eine der Eigenheiten des saudischen Systems, die sich aus der Erhebung der wahhabitischen Lehre zur Staatsdoktrin ergibt, sind die [[Mutawa]]s, die Religionspolizei. Mutawas sind - neben der regulären Polizei - Wächter, die die Einhaltung sittlicher Normen in der Öffentlichkeit kontrollieren sollen. Ungewöhnlich ist ferner, dass während des Freitaggebetes die Predigt auf sehr laut gestellt wird, so dass das gesamte Umfeld der Moschee beschallt wird. Dabei ist antiwestliche [[Propaganda]] nicht selten. Die Wahhabiten unterstützen die [[Muslimbruderschaft]]. |
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* [[Dschihad der Wahhabiten]] |
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* [[Geschichte Saudi-Arabiens]] |
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Die dem Islam widersprechende Lebensweise einer Reihe von Mitgliedern des Saudischen Königshauses polarisiert die Gesellschaft. Kommentatoren halten einen religiös motivierten [[Staatsstreich]] durch fundamentalistische Geistliche für denkbar. |
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* [[Abdullah bin Abd al-Aziz]] |
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* [[Dynastie der Saud]] |
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== Bekannte (Salafi/Wahhabi) Gelehrte == |
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* [[Osama bin Laden]] |
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==== Syrien ==== |
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* [[Ibn Taimiya]] (1263 - 1328 ) |
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* [[Ibn Qayyim al-Gauziyya]] (1292 - 1350) |
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* [[Al-Dhahabi]] (1274 - 1348) |
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==== Saudi Arabien ==== |
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* [[Muhammad ibn Abd al-Wahhab]] (1703 - 1792) |
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* [[Abd al-Aziz ibn Baz]] (1909 - 1999) |
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* [[Muhammad Ibn Uthaymin]] (1925 - 2001) |
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* [[Abd al-Aziz bin Abdullah Al asch-Schaich]] (1943) |
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==== Palästina ==== |
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* [[Abdallah Azzam]] (1941 - 1989) |
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==== Ägypten ==== |
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* [[Tahawi]] |
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* [[Ibn Hajar Asqalani]] |
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* [[Sayyid Qutb]] (1906 - 1966) |
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==== Albanien ==== |
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* [[Muhammad Nasiruddin al-Albani]] (1914 - 1999) |
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==Bekannte Wahhabiten== |
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*[[Osama bin Laden]] |
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*[[Aiman az-Zawahiri]] |
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*[[Abu Mus'ab az-Zarqawi]] |
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*[[Mullah Krekar]] |
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*[[Schamil Salmanowitsch Bassajew]] |
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*[[Ibn al-Chattab]] |
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*[[Nadeem Elyas]] |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Qeyamuddin Ahmad: ''The Wahhabi Movement in India''. Manohar, New Delhi, 1966. |
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* J.-L. Amselle: "Le Wahhabisme à Bamako (1945–1985)" in ''Canadian Journal of African Studies'' 19 (1985) 345–357. |
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* Craig Craig: ''Öl, Macht und Terror.'' Piper, München 2005. ISBN 3-492-24457-2 |
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* Dirk Boberg: ''Ägypten, Naǧd, und der Ḥiǧāz. Eine Untersuchung zum religiös-politischen Verhältnis zwischen Ägypten und den Wahhabiten, 1923–1936, anhand von in Kairo veröffentlichten pro- und antiwahhabitischen Streitschriften und Presseberichten.'' Peter Lang, Bern u. a., 1991. |
|||
* Michael Heim: ''Der tote Scheich im Hause Saud. Die verhängnisvolle Geschichte des Wahhabismus.'' in: [http://www.blaetter-online.de/artikel.php?pr=1900 ''Blätter für deutsche und internationale Politik.''] Bonn 10.2004, 1262-1269. {{ISSN|0006-4416}} |
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* Natana J. DeLong-Bas: "Wahhābīya" in John L. Esposito (Hrsg.): ''The Oxford Encyclopedia of the Islamic World.'' 6 Bde. Oxford 2009. Bd. V, S. 511b–514a. |
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* Joseph Kostiner: ''The Making of Saudi Arabia. From Chieftaincy to Monarchical State.'' Oxford University Press, New York 1993. ISBN 0-19-507440-8 |
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* Werner Ende: "Wahhābīya. 2. The 20th century" in [[The Encyclopaedia of Islam. New Edition]] Bd. XI, S. 45b–47a. |
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* Alexei Vassiliev: ''The History of Saudi Arabia.'' University Press, New York 2000. ISBN 0-8147-8809-2 |
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* Mohammad Gharaibeh: ''Zur Attributenlehre der Wahhabiya unter besonderer Berücksichtigung der Schriften Ibn ʿUṯaimīns (1929–2001)''. EB-Verl., Berlin, 2012, ISBN 978-3-86893-085-6. |
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* ''Encclopaedia Islamica'' |
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* Richard Hartmann, ''Die Wahhābiten'' in: ''Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft'', Bd. 78 (1924), S. 176 ff. ([http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/titleinfo/92927 Online]) ''(für die Zeit vor der Gründung des Königreichs Saudi-Arabien)'' |
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* ''The Oxford Dictionary of Islam'', Oxford University Press Inc, USA 2004. |
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* Michael Heim: „Der tote Scheich im Hause Saud. Die verhängnisvolle Geschichte des Wahhabismus“. In: [http://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2004/oktober/der-tote-scheich-im-hause-saud], nur Zusammenfassung kostenlos erhältlich, ''Blätter für deutsche und internationale Politik'', Jg. 49, Nr. 10, 2004, {{ISSN|0006-4416}}, S. 1262–1269. |
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* L. Kaba: ''The Wahhabiya. Islamic reform and politics in French West Africa''. Evanston, Ill. 1974. |
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* Marie Miran: "Le Wahhabisme à Abidjan: Dynamisme urbain d'un islam réformiste en Côte d'Ivoire contemporaine (1960–1996)" in ''Islam et Sociétés au Sud du Sahara'' 12 (1998) 5–74. |
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* Esther Peskes: ''Muḥammad b. ʿAbdalwahhāb (1703–92) im Widerstreit. Untersuchungen zur Rekonstruktion der Frühgeschichte der Wahhābiyya.'' Beirut 1993. |
|||
* Esther Peskes: "Wahhābīya. 1. 18th and 19th centuries" in [[The Encyclopaedia of Islam. New Edition]] Bd. XI, S. 40a–45b. |
|||
* Guido Steinberg: ''Religion und Staat in Saudi-Arabien. Die wahhabitischen Gelehrten 1902–1953''. Ergon-Verl., Würzburg 2003, ISBN 3-89913-266-1 (= ''Mitteilungen zur Sozial- und Kulturgeschichte der islamischen Welt''. Band 10, zugleich [[Dissertation]] an der [[Freie Universität Berlin|FU Berlin]] 2000). |
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* R. Warms: ''Merchants, Muslims and Wahhabiyya: The Elaboration of Islamic Identity in Sikasso, Mali'' in ''Canadian Journal of African Studies'' 26 (1992) 485–507.* Stichworte „Wahabi, Wahabiden, Wechabiden“ in: „Neues Rheinisches Conversations Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für die gebildeten Stände“, Köln 1836, S. 99–103. {{Google Buch |BuchID=3No0AAAAMAAJ |Seite=97}} |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Wiktionary|Wahhabit}} |
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{{Wiktionary|Wahhabismus}} |
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* [https://web.archive.org/web/20060331042713/http://www.chechenpress.co.uk/english/news/2005/03/11/06.shtml „The Wahhabit Trace“] (Chechenpress, 11. März 2005 – ''Der Artikel diskutiert die mögliche Beteiligung von Wahhabiten an den Anschlägen des 11. September 2001 in den USA und damit u. U. zusammenhängende ideologische Ursprünge der Attentäter. Chechenpress ist eine Publikation der moskautreuen Regierung in Tschetschenien.'') |
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* [http://islamicweb.com/beliefs/creed/abdulwahab/ Online Buch – Kitab at Tauhid von Muhammad Abdulwahhab (englisch)] |
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* Georg Brunold: [http://www.zeit.de/2001/47/200147_wahabismus-kaste.xml „Wahhabismus – Kampf gegen das Fremde“], Die Zeit, 47/2001 |
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== Einzelnachweise == |
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*[http://www.hamburger-bildungsserver.de/friedenspolitik/ursachen/wahabismus1.html Georg Brunold: Wahabismus. Kampf gegen das Fremde] |
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<references /> |
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* [http://www.chechenpress.co.uk/english/news/2005/03/11/06.shtml "The Wahhabit Trace"] (Chechenpress, 11. März 2005 - ''Der Artikel diskutiert die mögliche Beteiligung von Wahhabiten an den Anschlägen des 11. September 2001 in den USA und damit u.U. zusammenhängende ideologische Ursprünge der Attentäter. Chechenpress ist eine Publikation der moskautreuen Regierung in Tschetschenien.'') |
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* [http://islamicweb.com/beliefs/creed/abdulwahab/ Online Buch - Kitab at Tauhid von Muhammad Abdulwahhab (Englisch)] |
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[[Kategorie:Saudi-Arabien]] |
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[[Kategorie:Islam]] |
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[[ja:ワッハーブ派]] |
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[[ru:Ваххабизм]] |
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[[sr:Вехабизам]] |
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[[sv:Wahhabism]] |
Aktuelle Version vom 19. Januar 2025, 22:48 Uhr
Als Wahhabiten werden die Angehörigen des Wahhabitentums (arabisch وهّابية Wahhābīya) bzw. Anhänger des Wahhabismus, einer puristisch-traditionalistischen Richtung des sunnitischen Islam, bezeichnet. Die Bewegung gründet sich auf die Lehren Muhammad ibn ʿAbd al-Wahhābs. Die Wahhabiten folgen der hanbalitischen Rechtsschule und lehnen den Sufismus, den Kalām wie auch alle Formen des schiitischen Islam ab. Sie wenden sich darüber hinaus strikt gegen Heiligenverehrung, Wallfahrten zu Gräbern und die Feier des Prophetengeburtstags. Wahhabismus und Salafismus werden oft synonym verwendet.
Die Anhänger Ibn Abd al-Wahhabs nehmen für sich in Anspruch, als einzige die islamische Lehre authentisch zu vertreten. Glaubensauffassungen, die mit dem Wahhabismus nicht vereinbar sind, werden von ihnen als „unislamisch“ deklariert.[1] Die meisten Wahhabiten leben in Saudi-Arabien, wo ihre Lehre staatliche Förderung genießt und etwa durch die Islamische Weltliga global verbreitet werden soll.[2] Daneben dominieren Anhänger der wahhabitischen Lehre auch in Katar, sie finden sich auch in vielen anderen muslimischen Ländern wie in der arabischen Welt, Indien, Pakistan und Westafrika. Die Bezeichnung „Wahhabiten“ für diese Gruppierung wird nur von Außenstehenden verwendet. Sie selbst bezeichnen sich in der Regel nicht so, sondern als Salafis oder einfach als „Sunniten“ (ahl as-sunna) oder Muslime.[3]
Die in Asien verbreitete Gruppe der Ahl-i Hadîth sowie das al-Qaida-Netzwerk stehen den Wahhabiten nahe. Die Ideologie der Taliban weist Ähnlichkeiten mit dem Wahhabismus auf, allerdings sind die Taliban Anhänger der hanafitischen Rechtsschule.[4] In seinem Herrschaftsgebiet führte der Islamische Staat einen auf der Scharia und dem Wahhabismus[5][6][7] basierenden 16-Punkte-Katalog ein, der das öffentliche und private Leben massiv normierte und einschränkte.[8]

Ursprung und Lehre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Muhammad ibn Abd al-Wahhab lebte im 18. Jahrhundert und stammte aus der Oasenstadt Uyaina im Nadschd (Saudi-Arabien). Er studierte unter anderem in Bagdad. Im Gegensatz zu anderen islamischen Gruppen lehnte es Ibn Abd al-Wahhab ab, die Aussagen des islamischen Rechts, die sich aus dem Koran und der Überlieferung vom Lebenswandel des islamischen Propheten Mohammed (Hadith) ableiten, fortzuentwickeln und mit Hilfe von Analogieschlüssen veränderten Zeiten und Umständen anzupassen. Die möglichst wortgetreue Umsetzung der islamischen Quellen hatte für ihn Vorrang vor der Frage nach der zugrundeliegenden Absicht (niya) der Rechtssätze, die Spielraum für zeitgemäße Veränderungen des Rechts gegeben hätte. Die Lehre verurteilt „Neuerungen“ (Bid'a) als unzulässig.
Gemäß wahhabitischer Lehre ist nicht nur alles verboten, was nach dem Koran oder anderen Überlieferungen verboten ist, sondern auch jede Handlung oder Situation, die zu einer solchen verbotenen Tat führen könnte, was mit einer wortwörtlichen Auslegung des Koran und der Sunna, den Überlieferungen über das Leben, die Handlungen und Aussagen des Propheten Mohammed begründet wird.
Die Anhänger der Lehre Ibn Abd al-Wahhabs betrachten sich selbst nicht als eine Strömung unter vielen, sondern als „die“ Muslime, die den ursprünglichen Islam ausleben. Als Wahhabiten – also als Sondergruppe, die nach ihrem „Gründer“ benannt ist – werden sie nur von ihren Gegnern bezeichnet. Sie selbst sprechen von sich als muwahhidun – als Bekenner des tauhid, des Eingottesglaubens – oder einfach als Muslime. Alle Glaubensauffassungen, die mit den ihren nicht vereinbar sind, sind für sie religiöse Abweichungen und Irrlehren.
Das Bündnis mit der Familie Saʿūd
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Muhammad ibn Abd al-Wahhab begann seine Missionierung 1731. Im Jahr 1740 verkündete er in Huraimala nahe Riad puristische Glaubenssätze zur „Reinigung“ des Islam. Es gelang ihm, den Emir von Diriyya, Muhammad ibn Saud, und dessen Sohn Abd al-Aziz für seine Lehren zu gewinnen. Die Saudis verfolgten das Ziel, die Einigung der Stämme Arabiens auf der Grundlage des wahhabitischen Glaubens unter ihrer Oberhoheit gewaltsam herbeizuführen. Der Puritanismus des wahhabitischen Glaubens entsprach der bescheidenen Lebensführung der Beduinen in der kargen Landschaft Zentralarabiens, die die Verbreitung seiner Lehren unterstützten.
1744 kam es zum Abschluss eines Vertrages, mit dem sich Abd al-Wahhab die religiöse und Ibn Saud die militärische Führung im „Heiligen Krieg“ der Wahhabiten teilten. In Mekka waren die Wahhabiten aber geächtet und deswegen auch von der Teilnahme am Haddsch ausgeschlossen. 1749 nahm der Scherif Masʿūd ibn Saʿīd eine Gruppe von Pilgern aus dem Nadschd gefangen, und einige von ihnen starben in der Gefangenschaft.[9] Um die Erlaubnis zur Teilnahme an der Pilgerfahrt zu erbitten, sandten die Wahhabiten mehrfach Delegationen nach Mekka, meist jedoch vergeblich.[10] Doch konnten bis 1786 die Saudis den gesamten Nadschd erobern und damit das erste Reich der Saud-Dynastie begründen. Der Nadschd stand damals nur nominell unter osmanischer Oberherrschaft, tatsächlich übten die Osmanen im Nadschd keine Herrschaft durch eigene Funktionäre aus. Muhammad ibn Abd al-Wahhab gewann durch die Eroberungen der Āl-Saud und durch Missionierung immer mehr Zulauf.
Die erste Eroberung des Hedschas (1804/1806) und ihre Auswirkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begannen Stämme aus dem Hochland Nadschd mit der Unterwerfung der Beduinenstämme und zogen bald darauf gegen die Randgebiete der arabischen Halbinsel. Nach einem Feldzug gegen Kerbela, wo sie 1802 Tausende von Einwohnern töteten und den Imam-Husain-Schrein plünderten, eroberten sie bis 1806 die unter dem Schutz des Osmanischen Reichs stehenden Städte Mekka und Medina. Dort zerstörten sie die Grabmäler vieler großer Persönlichkeiten des frühen Islams. Besonders wild wüteten sie auf dem Baqīʿ-Friedhof in Medina, wo sie das in der Seldschukenzeit errichtete Mausoleum der schiitischen Imame Hasan, ʿAlī Zain al-ʿĀbidīn, Muhammad al-Bāqir und Dschaʿfar as-Sādiq dem Erdboden gleich machten. Allein das Grab des Propheten in der Prophetenmoschee wurde geschont.[11] Rauchen wurde verboten, die Bevölkerung in der wahhabitischen Lehre zwangsunterrichtet, Beter, die das Gebet nicht entsprechend dem hanbalitischen Ritus verrichteten, zurechtgewiesen. Bücher mit sufischen oder philosophischen Inhalten wurden vernichtet, die Verwendung von Gebetsketten wurde verboten, Feiern zum Prophetengeburtstag ebenfalls. Um den Bruch mit der Vergangenheit zu symbolisieren, wurde im Jahre 1806 die Kaaba mit einer roten Kiswa bekleidet.[12] Die wahhabitische Eroberung von Mekka und Medina löste den osmanisch-saudischen Krieg aus, der bis 1818 dauerte.[13]
Gleichzeitig begannen die Wahhabiten mit Daʿwa-Aktivitäten auch außerhalb der arabischen Halbinsel. Ein großer Sympathisant der Wahhabiten wurde der marokkanische Sultan Sulaimān (reg. 1792–1822), der in der Freitagspredigt aller Moscheen seines Herrschaftsgebietes die sufischen Orden und ihre Riten als Bidʿa („ketzerische Neuerung“) brandmarken ließ.[14]
Im frühen 19. Jahrhundert bildeten sich in verschiedenen Gebieten der islamischen Welt Bewegungen, die den Idealen der Wahhābiyya nachstrebten. Die früheste von ihnen war die Padri-Bewegung bei den Minangkabau auf Sumatra. Einige ihrer Anführer waren während ihrer Pilgerfahrt nach Mekka mit wahhabitischen Ideen in Kontakt gekommen. Die Padris wandten sich insbesondere gegen das System von lokalen Bräuchen und Rechten, das als Adat bekannt ist und in dem die Matrilinearität eine wichtige Rolle spielt. Der Puritanismus der Bewegung fand aber auch in Aktionen gegen Tabakgenuss und Hahnenkämpfe seinen Ausdruck.[15]
1807 wurde Muhammad Ali Pascha von den Osmanen beauftragt, die Heiligen Stätten von den Wahhabiten zu befreien. 1813 konnte einer seiner Söhne Medina und Mekka einnehmen. 1818 eroberten seine Truppen Dirʿiyya, die Hauptstadt der Āl Saʿūd, und zerstörten sie. Damit ging der erste saudische Staat unter.[16] Das wahhabitische Gedankengut hatte sich zu dieser Zeit bereits weit über die Grenzen Arabiens verbreitet. In Bengalen entstand um 1818 die Farā'idī-Bewegung, die besonderen Wert auf die religiösen Pflichten (farāʾiḍ) der Muslime legt. Ihr Gründer Hāddschi Scharīʿatullāh hatte während seiner Pilgerfahrt und dem anschließenden Aufenthalt in Mekka den Islam der Wahhabiten kennengelernt. Als er von dort zurückkam, predigte er den Bauern in Bengalen die Ablehnung der hinduistischen Riten und die alleinige Autorität des Korans und der Aussprüche des Propheten. Die Farā'idī-Bewegung erfasste ganz Bengalen und wurde von Scharīʿatullāhs Sohn Dūdhū Miyān (gest. 1860) fortgeführt, der sie zu einer revolutionären Bewegung weiterentwickelte.[17]
Ebenfalls von den Wahhabiten beeinflusst war die nordindische Bewegung des Saiyid Ahmad Barelwī (gest. 1831), die sich selbst als Tarīqa-yi Muhammadiyya („muhammadanischer Pfad“) bezeichnete. Andere gegnerische muslimische Gruppierungen und die britische Kolonialmacht bezeichneten sie auch explizit als „Wahhabiten“, was allerdings eher ein Kampfbegriff war, um sie zu desavouieren.[18] Wegen der Ähnlichkeit des Gedankenguts wurden im 19. Jahrhundert verschiedene andere indisch-islamische Gruppen wie die Deobandis und die Ahl-i Hadîth als Wahhabiten bezeichnet.
Die Rückkehr der Wahhabiten (1901–1924) und die Salafīya
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anfang des 20. Jahrhunderts gründete ein Abkömmling der Āl Saʿūd, ʿAbd al-ʿAzīz Ibn Saʿūd, einen neuen saudischen Staat, in dem das im 18. Jahrhundert begründete Projekt einer wahhabitisch-saudischen Allianz fortgeführt wurde. Um die Stabilität seines jungen Staates zu gewährleisten, musste Ibn Saʿūd die großen Beduinenstämme unter seine Kontrolle bringen. Indem er Beduinenstämme sesshaft machte, versuchte er, ihre militärischen Energien im Dienste des Staates zu kanalisieren. Diejenigen, die sich ab 1911/1912 in den neuen landwirtschaftlichen Siedlungen (hiǧar), niederließen, wurden Ichwān (wörtl. „Brüder im Geiste“) genannt. Mit Hilfe dieser Ichwān, die durch Prediger zu glühenden Anhängern der Wahhābiyya bekehrt wurden, gelang es Ibn Saʿūd in den folgenden Jahren, weite Gebiete der arabischen Halbinsel – mit reichlicher Unterstützung durch England[19] – zurückzuerobern. In den unterworfenen Gebieten gingen die Wahhabiten dabei ähnlich vor, wie schon ihre Vorfahren zu Beginn des 19. Jahrhunderts.[20] Nach Eroberung der ostarabischen Provinz al-Hasā 1913 wurden dort zum Beispiel die Schiiten rigide unterdrückt, schiitische Feierlichkeiten wurden verboten.[21]
Im Jahre 1920 setzten sich die wahhabitischen Ichwān im ʿAsīr fest, Ende 1924 überrannten sie den Hedschas und bereiteten dem hāschimitischen Königreich des Hedschas ein Ende. Die wahhabitische Besetzung von Mekka und Medina löste bei vielen Muslimen Entsetzen aus, denn die Wahhabiten richteten dort schwere Zerstörungen an: im April 1926 rissen sie erneut alle Kuppeln und sonstigen Grabbauten im Bereich des Baqīʿ-Friedhofes von Medina nieder.[22] Empörung rief aber auch hervor, dass an den Heiligen Stätten außer der hanbalitischen Gebetsgruppe alle anderen Gebetsgruppen abgeschafft wurden.[23] Zur Abwehr des Einflusses der Wahhābīya schlossen sich im Januar 1926 die aschʿaritisch orientierten Gelehrten in Niederländisch-Indien in einer Gesellschaft mit dem Namen Nahdlatul Ulama („Erhebung der Gelehrten“; kurz NU) zusammen. Die Vereinigung entwickelte sich in der Folgezeit zu einer der größten islamischen Organisationen in der niederländischen Kolonie.
Aufgrund des rigorosen Vorgehens der Wahhabiten gegenüber Pilgern während der Wallfahrt des Jahres 1926 kam es zu starken Irritationen auch im Verhältnis zu Ägypten, auf dessen Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wirtschaftsgütern der Hedschas angewiesen war.[24] Deshalb richtete der saudische Herrscher im Sommer 1926 in Mekka einen Islamischen Weltkongress aus, um für Akzeptanz seiner Herrschaft über den Hedschas zu werben.[25]
Die wahhabitischen Ichwān hatten in anderen Ländern aber auch Sympathisanten. Dazu gehörte insbesondere Muhibb ad-Dīn al-Chatīb, ein hanbalitischer Publizist aus Syrien, der seit Anfang der 1920er Jahre in Kairo lebte und 1926 in Mekka eine Niederlassung seiner „salafistischen Druckerei“ (Maṭbaʿa Salafīya) einrichtete. Der Begriff Salafīya hat seinen Ursprung im spätosmanischen Damaskus. Namengebend waren die „frommen Altvorderen“ (as-salaf aṣ-ṣāliḥ) aus den ersten Generationen des Islams, deren Beispiel man nacheifern wollte. Die große Rolle, die Muhibb ad-Dīns mekkanische Druckerei bei der Verbreitung der wahhabitischen Schriften spielte, führte dazu, dass sich die Bedeutung des Begriffs „Salafīya“ änderte. Er wurde jetzt zur Selbstbezeichnung all derjenigen Muslime, die mit den Wahhabiten sympathisierten.[26] Dazu gehörte auch Raschīd Ridā, der bekannteste Schüler Muhammad ʿAbduhs.
Wahhabiten in Saudi-Arabien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]ʿAbd al-ʿAzīz Ibn Saʿūd nahm nach der Eroberung Mekkas den Königstitel an und nannte sich fortan König des Hedschas und Nedschd. 1932 proklamierte er die unter seiner Herrschaft zusammengefassten Territorien zum Königreich Saudi-Arabien. In Saudi-Arabien ist die Lehre Ibn Abd al-Wahhabs seither Staatsdoktrin.
Auf die Besetzung der Großen Moschee in Mekka Ende 1979 durch wahhabitische Extremisten reagierte die saudische Regierung, die sich zwischenzeitlich liberalisiert hatte, demonstrativ mit einer verstärkten Hinwendung zur Lehre Abd al-Wahhabs. Gleichzeitig fördert der saudische Staat systematisch wahhabitische und andere dogmatische sunnitische Organisationen in allen Teilen der Welt.
Kennzeichnend für den Einfluss der Wahhabiten sind unter anderem folgende Praktiken im öffentlichen Leben:
- Verbot des Autofahrens für Frauen (2018 abgeschafft)
- Verbot für Frauen, sich in der Öffentlichkeit mit fremden Männern zu zeigen
- Öffentliche Scharia-Strafen wie Hinrichtungen und Auspeitschungen
- Verbot der freien Religionsausübung
- Lange Zeit waren Musik und Fernsehen uneingeschränkt verboten.
- Zerstörung des islamischen Kulturerbes in Saudi-Arabien[27][28]
Als Hochburgen der Wahhabiten im heutigen Saudi-Arabien gelten Riad und Buraida. Insbesondere in den südlichen Altstadtvierteln, die von Einwanderern aus Pakistan dominiert werden, ist der Einfluss groß. Im Unterschied zu Salafisten stehen Wahhabiten loyal zum Königshaus der Saud.[29]
Neben der regulären Polizei hat die islamische Religionspolizei Mutawwiʿ in Saudi-Arabien die Aufgabe, die Einhaltung der koranischen Vorschrift das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten in der Öffentlichkeit zu überwachen. Zudem wird während des Freitagsgebets die Predigt in großer Lautstärke übertragen, wobei das gesamte Umfeld der Moschee beschallt wird.
Zu den bekanntesten wahhabitischen Gelehrten in Saudi-Arabien gehören Abd al-Aziz ibn Baz (1909–1999), Muhammad Ibn Uthaymin (1925–2001), Abd al-Aziz bin Abdullah Al asch-Schaich (geb. 1943) und Schuraim Abdul Rahman ibn Abdul Aziz as-Sudais (geb. 1961).
Wahhabiten in Katar
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Emir von Katar eröffnete 2011 die staatliche Imam Muhammad Ibn Abdul Wahhab-Moschee in Doha und erklärte bei dieser Gelegenheit, die „muslimische Nation“ benötige die Erneuerung durch die wahhabitische Lehre dringend. Der wahhabitische Islam ist in Katar, wie in Saudi-Arabien, Staatsreligion. Die Förderung wahhabitischer Bestrebungen gehört zu Katars Strategie regionaler Einflussgewinnung.[30]
Verbreitung nach Westafrika
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mitte der 1940er Jahre verbreitete sich die wahhabitische Lehre auch nach Westafrika, wo sie bestimmten bürgerlichen Schichten, insbesondere Händlern, als „anti-klerikale Ideologie“ zur Brechung der Macht der Marabouts diente.[31] Wahhabiten wurden schon in dieser Zeit als eigene Gruppe in den Netzwerken junger malischer Studenten und Händler mit Kontakten zum Mittleren Osten sichtbar.[32] 1951 gründeten junge Wahhabiten in Bamako eine Zweigniederlassung der Gesellschaft der muslimischen jungen Männer. Wahhabiten traten darüber hinaus in Scharen der Union Culturelle Musulmane (UCM) bei, als diese 1957 ihren ersten Kongress in Dakar abhielt.[33]
Die wahhabitische Lehre fasste schon früh in der Elfenbeinküste Fuß. 1950 rief Kabiné Diané aus Guinea in Bouaké mit der Madrasa Sunniyya die erste wahhabitische Schule ins Leben. Sie hatte zwei Jahre später bereits 354 Schüler.[33] Nach dem Modell der Madrasa Sunniyya wurde 1958 eine zweite wahhabitische Schule in Adjamé gegründet. Die Leitung der Madrasa Sunniyya selbst ging 1958 in die Hände von Mory Moussa Camara aus Mali über, der die Schule in Dar al-Hadith umbenannte. 1962 erhielt die wahhabitische Gemeinde in Abidjan zum ersten Mal eine eigene Moschee.[34]
Schon im Laufe der 1950er Jahre kam es in verschiedenen Städten der Elfenbeinküste zwischen den Wahhabiten und den Anhängern der Marabouts, die die Unterstützung der französischen Kolonialverwaltung hatten, zu Schlägereien. Der bedeutendste derartige Konflikt ereignete sich 1951/1952 in Bouaké, wo die wahhabitische Gemeinschaft relativ zahlreich war. Weitere Streitigkeiten ereigneten sich in Gagnoa (1956), Treichville (1958) und Man (1959 bis 1962).[33] Erneute Konflikte zwischen Wahhabiten und den Vertretern des traditionellen Islams traten in den 1970er Jahren auf, als sich die Wahhabiten in verschiedenen Städten, so in Danané und Korhogo, beim Gebet von den anderen Muslimen absonderten.[35] Ende der 1970er Jahre wurden bei Auseinandersetzungen verschiedene wahhabitische Moscheen zerstört.[35] Mit der Association des musulmans orthodoxes de Côte d’Ivoire (AMOCI) wurde 1976 in der Elfenbeinküste die erste landesweite wahhabitische Organisation geschaffen.[36] Sie benannte sich 1994 in Association des musulmans sunnites de Côte d’Ivoire (AMSCI – „Gesellschaft der sunnitischen Muslime der Elfenbeinküste“) um.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dschihad der Wahhabiten
- Geschichte Saudi-Arabiens
- Abdullah bin Abd al-Aziz
- Dynastie der Saud
- Osama bin Laden
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Qeyamuddin Ahmad: The Wahhabi Movement in India. Manohar, New Delhi, 1966.
- J.-L. Amselle: "Le Wahhabisme à Bamako (1945–1985)" in Canadian Journal of African Studies 19 (1985) 345–357.
- Dirk Boberg: Ägypten, Naǧd, und der Ḥiǧāz. Eine Untersuchung zum religiös-politischen Verhältnis zwischen Ägypten und den Wahhabiten, 1923–1936, anhand von in Kairo veröffentlichten pro- und antiwahhabitischen Streitschriften und Presseberichten. Peter Lang, Bern u. a., 1991.
- Natana J. DeLong-Bas: "Wahhābīya" in John L. Esposito (Hrsg.): The Oxford Encyclopedia of the Islamic World. 6 Bde. Oxford 2009. Bd. V, S. 511b–514a.
- Werner Ende: "Wahhābīya. 2. The 20th century" in The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. XI, S. 45b–47a.
- Mohammad Gharaibeh: Zur Attributenlehre der Wahhabiya unter besonderer Berücksichtigung der Schriften Ibn ʿUṯaimīns (1929–2001). EB-Verl., Berlin, 2012, ISBN 978-3-86893-085-6.
- Richard Hartmann, Die Wahhābiten in: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Bd. 78 (1924), S. 176 ff. (Online) (für die Zeit vor der Gründung des Königreichs Saudi-Arabien)
- Michael Heim: „Der tote Scheich im Hause Saud. Die verhängnisvolle Geschichte des Wahhabismus“. In: [1], nur Zusammenfassung kostenlos erhältlich, Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 49, Nr. 10, 2004, ISSN 0006-4416, S. 1262–1269.
- L. Kaba: The Wahhabiya. Islamic reform and politics in French West Africa. Evanston, Ill. 1974.
- Marie Miran: "Le Wahhabisme à Abidjan: Dynamisme urbain d'un islam réformiste en Côte d'Ivoire contemporaine (1960–1996)" in Islam et Sociétés au Sud du Sahara 12 (1998) 5–74.
- Esther Peskes: Muḥammad b. ʿAbdalwahhāb (1703–92) im Widerstreit. Untersuchungen zur Rekonstruktion der Frühgeschichte der Wahhābiyya. Beirut 1993.
- Esther Peskes: "Wahhābīya. 1. 18th and 19th centuries" in The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. XI, S. 40a–45b.
- Guido Steinberg: Religion und Staat in Saudi-Arabien. Die wahhabitischen Gelehrten 1902–1953. Ergon-Verl., Würzburg 2003, ISBN 3-89913-266-1 (= Mitteilungen zur Sozial- und Kulturgeschichte der islamischen Welt. Band 10, zugleich Dissertation an der FU Berlin 2000).
- R. Warms: Merchants, Muslims and Wahhabiyya: The Elaboration of Islamic Identity in Sikasso, Mali in Canadian Journal of African Studies 26 (1992) 485–507.* Stichworte „Wahabi, Wahabiden, Wechabiden“ in: „Neues Rheinisches Conversations Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für die gebildeten Stände“, Köln 1836, S. 99–103. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „The Wahhabit Trace“ (Chechenpress, 11. März 2005 – Der Artikel diskutiert die mögliche Beteiligung von Wahhabiten an den Anschlägen des 11. September 2001 in den USA und damit u. U. zusammenhängende ideologische Ursprünge der Attentäter. Chechenpress ist eine Publikation der moskautreuen Regierung in Tschetschenien.)
- Online Buch – Kitab at Tauhid von Muhammad Abdulwahhab (englisch)
- Georg Brunold: „Wahhabismus – Kampf gegen das Fremde“, Die Zeit, 47/2001
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Georg Brunold: Kampf gegen das Fremde. In: zeit.de. 15. November 2001, abgerufen am 2. Dezember 2014.
- ↑ Saudi Government Propaganda in the United States: Avowed Ally or Secret Enemy? CIA-Direktor R. James Woolsey beim American Enterprise Institute, February 16, 2005 laut „The World Muslim League: Agent of Wahhabi Propagation in Europe?“ ( vom 27. September 2007 im Internet Archive) By Evgenii Novikov, Terrorism Monitor der Jamestown Foundation Volume 3, Issue 9 (May 06, 2005)
- ↑ Vgl. Louis Brenner: "Constructing Muslim Identities in Mali" in Ders. (Hrsg.): Muslim Identity and Social Change in Sub-Saharan Africa. Hurst&Company, London, 1993. S. 59–78. Hier S. 60.
- ↑ Erich Follath: Die Stiefkinder des Terrors. In: Der Spiegel. Nr. 40, 2001 (online).
- ↑ Paul Lies: Ausbreitung und Radikalisierung des islamischen Fundamentalismus in Dagestan. LIT Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8258-1136-5, S. 29 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ Lorenz Graitl: Sterben als Spektakel. Zur kommunikativen Dimension des politisch motivierten Suizids. Dissertation Freie Universität Berlin 2011, Veröffentlichungen der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Verlag für Sozialwissenschaften, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-531-18461-6, S. 93 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ Fouad al-Ibrahim: Why ISIS is a threat to Saudi Arabia: Wahhabism’s deferred promise ( des vom 28. August 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Artikel vom 22. August 2014 im Portal english.al-akhbar.com (al-Akhbar), abgerufen am 27. August 2014
- ↑ Christoph Sydow: Dschihadisten erlassen drakonische Regeln in Mossul. In: Spiegel Online, 12. Juni 2014.
- ↑ Peskes: Muḥammad b. ʿAbdalwahhāb (1703-92) im Widerstreit. 1993. S. 304.
- ↑ Peskes: Muḥammad b. ʿAbdalwahhāb (1703-92) im Widerstreit. 1993. S. 289–295.
- ↑ Vgl. Werner Ende: Steine des Anstoßes. Das Mausoleum der Ahl al-bayt in Medina. In: Hinrich Biesterfeldt und Verena Klemm (Hrsg.): Differenz und Dynamik im Islam. Festschrift für Heinz Halm zum 70. Geburtstag. Ergon-Verlag, Würzburg, 2012. S. 181–200. Hier S. 189.
- ↑ Vgl. Abdalaziz Gouda: Die Kiswa der Kaʿba in Makka. Inaugural-Dissertation, FU Berlin 1989. S. 62.
- ↑ Vgl. Peskes: "Wahhābīya" in EI². (Band XI?) S. 42b.
- ↑ Vgl. Mohamed El Mansour: Morocco in the Reign of Mawlay Sulayman. Middle East & North African Studies Pr., Wisbech, 1990. S. 141–143.
- ↑ Vgl. Christine Dobbin: Islamic Revivalism in a Changing Peasant Economy. Central Sumatra, 1784–1847. London 1983. S. 128–130.
- ↑ Vgl. Peskes: Wahhābīya. In: EI². (Band XI?) S. 43a.
- ↑ Vgl. dazu A. Bausani: Artikel Farāʾiḍiyya. In: The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. II., S. 783b–784b.
- ↑ Vgl. dazu Ahmad: The Wahhabi Movement in India. 1966, S. 40–76.
- ↑ Englische Dokumente zur Erdrosselung Persiens. Verlag Der Neue Orient, Berlin 1917, S. 95
- ↑ Vgl. John S. Habib: Ibn Sa'ud's Warriors of Islam. The Ikhwan of Najd and their Role in the Creation of the Sa'udi Kingdom, 1910–1930. E.J. Brill, Leiden, 1978.
- ↑ Vgl. Steinberg: Religion und Staat. 2002, S. 484–500.
- ↑ Vgl. Werner Ende: Steine des Anstoßes. Das Mausoleum der Ahl al-bayt in Medina. In: Hinrich Biesterfeldt, Verena Klemm (Hrsg.): Differenz und Dynamik im Islam. Festschrift für Heinz Halm zum 70. Geburtstag. Ergon-Verlag, Würzburg, 2012. S. 181–200. Hier S. 189–192.
- ↑ Vgl. Religion und Staat. 2002, S. 544f.
- ↑ Vgl. Boberg: Ägypten, Naǧd, und der Ḥiǧāz. 1991, S. 39–115.
- ↑ Vgl. Martin Kramer: Islam Assembled: The Advent of the Muslim Congress. New York 1986. S. 106–122.
- ↑ Vgl. Henri Lauzière: The Construction of Salafiyya: Reconsidering Salafism from the perspective of conceptual history. In: International Journal of Middle East Studies 42 (2010) 369–389.
- ↑ Saudi Arabia Bulldozes Over Its Heritage Carla Power, in: Time, 14. November 2014
- ↑ Jana Simon: Saudi-Arabien: Unter den Augen der Religionspolizei. In: zeit.de. 31. Mai 2012, abgerufen am 4. September 2016.
- ↑ Mohammad Gharaibeh: Wahhabiten und Salafisten. Artikel vom 18. Dezember 2013 im Portal dw.de, abgerufen am 25. Juli 2014
- ↑ Qatar embraces Wahhabism to strengthen regional influence, Middle East Online, 18. Dezember 2011 ( des vom 10. November 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Vgl. Amselle: Le Wahhabisme à Bamako. 1985 und Warms: Merchants, Muslims and Wahhabiyya. 1992.
- ↑ Vgl. Louis Brenner: Constructing Muslim Identities in Mali. In: Muslim Identity and Social Change in Sub-Saharan Africa. Hurst&Company, London, 1993. S. 59–78. Hier S. 61.
- ↑ a b c Vgl. Marie Miran: Islam, histoire et modernité en Côte d’Ivoire. Karthala, Paris, 2006. S. 250f.
- ↑ Vgl. Marie Miran: Islam, histoire et modernité en Côte d’Ivoire. Karthala, Paris, 2006. S. 254.
- ↑ a b Vgl. Marie Miran: Islam, histoire et modernité en Côte d’Ivoire. Karthala, Paris, 2006. S. 256f, 263.
- ↑ Vgl. Marie Miran: Islam, histoire et modernité en Côte d’Ivoire. Karthala, Paris, 2006. S. 260–263.