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„Erra“ – Versionsunterschied

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'''Erra''' ist eine Gottheit im alten [[Babylonien]].
'''Erra''' (<sup>d</sup>ER<sub>3</sub>.RA, <sup>d</sup>Er-ra<ref>Altbabylonische Hymne an die Götter der Nacht, AO 6769</ref>, <sup>d</sup>Er<sub>3</sub><sup>er</sup>-ra, <sup>d</sup>Er<sub>2</sub>, auch Era, <sup>d</sup>Era, <sup>d</sup>IGI.DU, qurādu, <sup>d</sup>GIR<sub>3</sub>.RA, früher auch als Ira, Irra, Lubara, Dibbarra, Gir(r)a, Ur(r)a gelesen)<ref name="M. Roberts, Erra 1971">J. J. M. Roberts: ''Erra. Scorched Earth.'' In: ''Journal of Cuneiform Studies'', Band 24/1–2, 1971, S. 11.</ref> ist eine [[babylon]]ische [[Pest]]gottheit. Erra entscheidet, wen die Pest hinwegrafft, und wen nicht.


== Ursprung ==
Erra ist eine Gottheit, die ursprünglich wohl nicht aus der Region stammte, sondern als fremde Gottheit in das Babylonische [[Pantheon]] integriert wurde.
Arno Pöbel hielt Erra für sumerisch.<ref>Arno Pöbel: ''Die sumerischen Personennamen zur Zeit der Dynastie von Larsam und der ersten Dynastie von Babylon.'' H. Fleischmann, Breslau 1910, S. 20 ([https://archive.org/stream/diesumerischenpe00poebuoft#page/20/mode/2up online]).</ref> Nach [[Dietz-Otto Edzard]] handelt es sich dagegen um eine [[akkad]]ische Gottheit,<ref>[[Dietz-Otto Edzard]]: ''Mesopotamien. Die Mythologie der Sumerer und Akkader.'' In: [[Hans Wilhelm Haussig]] (Hrsg.): ''Götter und Mythen im Vorderen Orient'' (= ''Wörterbuch der Mythologie.'' Abteilung 1: ''Die alten Kulturvölker.'' Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1965, S. 63 f.</ref> auch P. Felix Gössler hält Erra für „nicht-[[Sumerer|sumerisch]]“.<ref>P. Felix Gössler: ''Das Era-Epos.'' Augustinus, Würzburg 1955, S. 68.</ref> Nach J. J. M. Roberts fehlt eine detaillierte Diskussion des Ursprungs ebenso wie eine detaillierte Mythologie.<ref name="M. Roberts, Erra 1971" /> Roberts will den Namen von der [[Semitische Sprachen|semitischen]] Wurzel ''*ḥ-r-r'', „rösten, versengen“ ableiten.<ref name="ReferenceA">J. J. M. Roberts: ''Erra. Scorched Earth.'' In: ''Journal of Cuneiform Studies'', Band 24/1–2, 1971, S. 13.</ref>
Er ist eine Gottheit des Krieges und der [[Pest]], worunter jedoch eine jede Form von ansteckenden, tödlichen Krankheiten zu verstehen ist.


== Erras Position im Pantheon ==
== Erras Position im Pantheon ==
Im babylonischen Pantheon ist [[An (Gott)|Anu]] sein Vater, als Gemahlin wird [[Mamitu]] angegeben, eine Unterweltsgöttin.
Im babylonischen Pantheon ist [[An (Gottheit)|Anu]] der Vater Erras, seine Gemahlin ist die Unterweltsgöttin [[Mamitu]]/Mami.
Erra wird häufig mit [[Nergal]] gleichgesetzt, vornehmlich, weil beide in [[Kutha]] verehrt wurden. Era wurde unter anderem als „tapferster der Götter“, der heldenhafte<ref>Wayne Horowitz, Nathan Wasserman: ''Another Old Babylonian Prayer to the Gods of the Night.'' In: ''Journal of Cuneiform Studies'', Band 48, 1996, S. 58.</ref> und der wilde oder reißende Era bezeichnet.<ref name="Erica Reiner 1960">Erica Reiner: ''Plague Amulets and House Blessings.'' In: ''[[Journal of Near Eastern Studies]]'', Band 19/2, 1960, S. 151.</ref> Er zählt wie [[Girra]] und [[An (Gottheit)|Anu]] zu den [[Götter der Nacht|Göttern der Nacht]], die am Himmel stehen, wenn Šamaš und [[Sin (Gott)|Sin]] untergegangen sind.<ref>Wayne Horowitz, Nathan Wasserman: ''Another Old Babylonian Prayer to the Gods of the Night.'' In: ''Journal of Cuneiform Studies'', Band 48, 1996, S. 58.</ref> Gegen die Pest wurde eine Trias von [[Ea]], [[Šamaš]] und [[Marduk]] angerufen.<ref name="Erica Reiner 1960" /> Zu seinem Gefolge gehören neben [[Išum]] die [[Šebettu|Šebetti]].
Errra wird häufig mit dem Gott [[Nergal]] gleichgesetzt, vornehmlich dadurch, dass beide in [[Kutha]] verehrt wurden.


== Der Erra Mythos ==
== Quellen ==
Die Verehrung von Erra ist durch Personennamen wie Išbi-Erra (Iš-bi-er-r[a])<ref>CT 30, 10, K 3843, revers 4</ref>, Ipqu-Erra und altassyrisch Era-dan (E-ra-da-an)<ref>EL I, 211:9, 15</ref> sowie Šu-Era (Šu-Er-ra)<ref>EL II, 293:20</ref> belegt. [[Theophor]]e Namen mit dem Bestandteil Erra sind seit [[Sargon von Akkad|sargonidischer]] Zeit belegt.<ref>J. J. M. Roberts: ''Erra. Scorched Earth.'' In: ''Journal of Cuneiform Studies'', Band 24/1–2, 1971, S. 12.</ref> Sie bleiben bis in die altbabylonische Zeit sehr populär.<ref name="ReferenceA" /> Era wurde auf Amuletten angerufen, die teilweise Zitate aus dem Era-Epos enthalten.<ref>Erica Reiner: ''Plague Amulets and House Blessings.'' In: ''Journal of Near Eastern Studies'', Band 19/2, 1960, S. 148–155.</ref><ref>Peter Machinist, J. M. Sasson: ''Rest and Violence in the Poem of Erra.'' In: ''Journal of the American Oriental Society'', Band 103/1, 1983, S. 225 f.</ref>
In einem akkadischen [[Mythos]], dem [[Erra-Mythos|Erra-Epos]], wird geschildert, wie Erra [[Marduk]], den Stadtgott Babylons mit einer List dazu bewegt, seine Macht an Erra abzutreten.
Erra und sein Gehilfe [[Ischum]] überzeugen Marduk demnach, dass dessen Herrschaftsinsignien beschmutzt seien, und Marduk diese durch den Feuergott [[Girra]] reinigen lassen müsse. Um seine Stadt zu schützen überlässt Marduk während seiner Abwesenheit Erra die Macht über Babylon und seine Einwohner. Erra missbraucht jedoch seine neugewonnene Position und lässt Babylon von Krieg, Verwüstung und Krankheiten heimsuchen. Ischum bringt Erra schließlich wieder zur Raison und Erra beschließt, die Stadt glanzvoller und prächtiger denn je wieder aufzubauen.
Der Autor des Mythos richtet sich im letzten Abschnitt direkt an den Leser des Textes und empfielt ihm, [[Tontafel]]n seines Texts zum Schutz vor Krankheit und Verwüstung in seinem Haus aufzuwahren, da Erra persönlich selbst diejenigen beschützen werde, die seinen Mythos ehren.


== Der Erra-Mythos ==
[[Datei:Amulet to ward off plague.jpg|mini|Amulett mit einem Auszug aus dem Era-Epos als Amulett gegen die Pest aus [[Assur (Stadt)|Aššur]], Neo-assyrisch]]
Das akkadische [[Erra-Gedicht]] oder Erra-Išum Epos ''ša gimir dadmē'', König aller Wohnstädten ist die wichtigste Quelle zur Mythologie von Erra. Abschriften dieses Mythos wurden in [[Niniveh]], [[Assur (Stadt)|Aššur]] ([[KAR]] 169), [[Sultantepe]], [[Babylon]]<ref>RA, Lemma Ira, 166</ref> und Ur.<ref>Peter Machinist, J. M. Sasson: ''Rest and Violence in the Poem of Erra.'' In: ''Journal of the American Oriental Society'', Band 103/1, 1983, S. 221.</ref> Es sind 35 Versionen dieses Gedichts bekannt, mehr als vom Gilgames-Epos.<ref>Peter Machinist, J. M. Sasson: ''Rest and Violence in the Poem of Erra.'' In: ''Journal of the American Oriental Society'', Band 103/1, 1983, S. 221.</ref>

Der Verfasser war [[Kabti-ilāni-Marduk]], der den Text im Rahmen einer Vision erhielt.<ref>W. G. Lambert: ''Ancestors, Authors and Canonicity.'' In: ''Journal of Cuneiform Studies'', Band 11/1, 1957.</ref> Das Gedicht entstand vermutlich in Babylonien im 1. Jahrtausend vor Christus.<ref>Peter Machinist, J. M. Sasson: ''Rest and Violence in the Poem of Erra.'' In: ''Journal of the American Oriental Society'', Band 103/1, 1983, S. 221.</ref> Das Gedicht wurde gewöhnlich auf fünf Tafeln verteilt. Sein Umfang wird auf 642 Zeilen geschätzt, von denen 532 vollständig oder rekonstruierbar sind.<ref>Peter Machinist, J. M. Sasson: ''Rest and Violence in the Poem of Erra.'' In: ''Journal of the American Oriental Society'', Band 103/1, 1983, S. 222.</ref>

[[Wolfram von Soden]] will das Lied mit Unruhen in Uruk zwischen 765 und 763 v. Chr. verbinden,<ref>[[Wolfram von Soden]]: ''Etemenanki vor Asarhaddon nach der Erzählung vom Turmbau zu Babel und dem Erra-Mythos.'' In: ''[[Ugarit-Forschungen]]'', Band 3, 1971, S. 253–263.</ref> W. G. Lambert<ref>W. G. Lambert: ''Rezension zu: F. Gössmann, Das Era-Epos, Würzburg 1956.'' In: ''[[Archiv für Orientforschung]]'', Band 18, 1957–1958, S. 396–398.</ref> und [[Jean Bottéro]]<ref>[[Jean Bottéro]]: '' Antiquités assyro-babyloniennes.'' In: ''Annuaires de l'École pratique des hautes études, 4e section: Sciences historiques et philologiques.'' Band 110, 1978, Nummer 1, S. 107–164, hier S. 140–147 ([https://www.persee.fr/doc/ephe_0000-0001_1977_num_1_1_6377 online]).</ref> mit den Einfällen der [[Aramäer (Volk)|Aramäer]] und [[Suti]] um die Jahrtausendwende.

Das Lied schildert, wie Erra [[Marduk]], den Stadtgott Babylons, mit einer List dazu bewog, seine Macht an ihn abzutreten. Erra und sein Gehilfe [[Išum]], der Nachtwächter (<sup>d</sup>EN.MI.DU.DU, ''bēlu mūttallik muši'') und Bote der Götter, der Herr der Straßen (''bēl sūqi''), überzeugten Marduk, dass seine Herrschaftsinsignien beschmutzt seien und der Feuergott [[Girra]] sie reinigen müsse. Marduk überlässt Erra die Macht über Babylon und seine Einwohner. Babylon wird nun von Krieg, Verwüstung und Krankheiten heimgesucht. Išum bringt Erra aber schließlich zur Raison und Erra beschließt, die Stadt glanzvoller und prächtiger denn je aufzubauen. Der Autor des Mythos wendet sich im letzten Abschnitt direkt an den Leser des Textes und empfiehlt, [[Tontafel]]n seines Texts zum Schutz vor Krankheit und Verwüstung in seinem Haus aufzuwahren, da Erra persönlich diejenigen beschützen werde, die seinen Mythos ehren.


== Literatur ==
== Literatur ==
* F. N. H. al-Rawi, J. A. Black: ''The Second Tablet of „Išum and Erra“.'' In: ''Iraq'', Band 51, 1989, S. 111–122.
* Luigi Cagni> ''The Poem of Erra'', 1997
* Nels M. Bailkey: ''A Babylonian Philosopher of History.'' In: ''Osiris'', Band 9, 1950, S. 106–130.
* Helmut Freydank u.a.: ''Lexikon Alter Orient. Ägypten * Indien * China * Vorderasien'', VMA-Verlag, Wiesbaden 1997 ISBN 3-928127-40-3
* Luigi Cagni: ''L’Epopea di Erra.'' In: ''Studi Semitici'', Band 34, 1969.
* Brigitte Groneberg: ''Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen'', Artemis & Winkler, Stuttgart 2004 ISBN 3760823068
* Luigi Cagni: ''The Poem of Erra'' (= ''Sources from the Ancient Near East.'' Band 1/3). Undena Publications, Malibu 1977, ISBN 0-89003-003-0.
* [[Helmut Freydank]] u. a.: ''Lexikon Alter Orient. Ägypten * Indien * China * Vorderasien.'' VMA-Verlag, Wiesbaden 1997, ISBN 3-928127-40-3.
* [[Dietz-Otto Edzard]]: ''Mesopotamien. Die Mythologie der Sumerer und Akkader.'' In: [[Hans Wilhelm Haussig]] (Hrsg.): ''Götter und Mythen im Vorderen Orient'' (= ''[[Wörterbuch der Mythologie]].'' Abteilung 1: ''Die alten Kulturvölker.'' Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1965, S. 63–64.
* P. Felix Gössmann: ''Das Era-Epos.'' Augustinus, Würzburg 1955.
* [[Brigitte Groneberg]]: ''Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen.'' Artemis & Winkler, Stuttgart 2004, ISBN 3-7608-2306-8.
* Peter Machinist, J. M. Sasson: ''Rest and Violence in the Poem of Erra.'' In: ''Journal of the American Oriental Society'', Band 103/1, 1983, S. 221–226.

== Einzelnachweise ==
<references />

== Weblinks ==
* [https://www.gatewaystobabylon.com/myths/texts/classic/erraishum.htm Erra and Ishum] (englisch)


[[Kategorie:Mesopotamische Gottheit]] [[Kategorie:Pestgott]] [[Kategorie:Kriegsgott]]
[[Kategorie:Mesopotamische Gottheit]]
[[Kategorie:Männliche Gottheit]]
[[Kategorie:Krankheitsgottheit]]

Aktuelle Version vom 9. November 2023, 00:17 Uhr

Erra (dER3.RA, dEr-ra[1], dEr3er-ra, dEr2, auch Era, dEra, dIGI.DU, qurādu, dGIR3.RA, früher auch als Ira, Irra, Lubara, Dibbarra, Gir(r)a, Ur(r)a gelesen)[2] ist eine babylonische Pestgottheit. Erra entscheidet, wen die Pest hinwegrafft, und wen nicht.

Arno Pöbel hielt Erra für sumerisch.[3] Nach Dietz-Otto Edzard handelt es sich dagegen um eine akkadische Gottheit,[4] auch P. Felix Gössler hält Erra für „nicht-sumerisch“.[5] Nach J. J. M. Roberts fehlt eine detaillierte Diskussion des Ursprungs ebenso wie eine detaillierte Mythologie.[2] Roberts will den Namen von der semitischen Wurzel *ḥ-r-r, „rösten, versengen“ ableiten.[6]

Erras Position im Pantheon

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Im babylonischen Pantheon ist Anu der Vater Erras, seine Gemahlin ist die Unterweltsgöttin Mamitu/Mami. Erra wird häufig mit Nergal gleichgesetzt, vornehmlich, weil beide in Kutha verehrt wurden. Era wurde unter anderem als „tapferster der Götter“, der heldenhafte[7] und der wilde oder reißende Era bezeichnet.[8] Er zählt wie Girra und Anu zu den Göttern der Nacht, die am Himmel stehen, wenn Šamaš und Sin untergegangen sind.[9] Gegen die Pest wurde eine Trias von Ea, Šamaš und Marduk angerufen.[8] Zu seinem Gefolge gehören neben Išum die Šebetti.

Die Verehrung von Erra ist durch Personennamen wie Išbi-Erra (Iš-bi-er-r[a])[10], Ipqu-Erra und altassyrisch Era-dan (E-ra-da-an)[11] sowie Šu-Era (Šu-Er-ra)[12] belegt. Theophore Namen mit dem Bestandteil Erra sind seit sargonidischer Zeit belegt.[13] Sie bleiben bis in die altbabylonische Zeit sehr populär.[6] Era wurde auf Amuletten angerufen, die teilweise Zitate aus dem Era-Epos enthalten.[14][15]

Der Erra-Mythos

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Amulett mit einem Auszug aus dem Era-Epos als Amulett gegen die Pest aus Aššur, Neo-assyrisch

Das akkadische Erra-Gedicht oder Erra-Išum Epos ša gimir dadmē, König aller Wohnstädten ist die wichtigste Quelle zur Mythologie von Erra. Abschriften dieses Mythos wurden in Niniveh, Aššur (KAR 169), Sultantepe, Babylon[16] und Ur.[17] Es sind 35 Versionen dieses Gedichts bekannt, mehr als vom Gilgames-Epos.[18]

Der Verfasser war Kabti-ilāni-Marduk, der den Text im Rahmen einer Vision erhielt.[19] Das Gedicht entstand vermutlich in Babylonien im 1. Jahrtausend vor Christus.[20] Das Gedicht wurde gewöhnlich auf fünf Tafeln verteilt. Sein Umfang wird auf 642 Zeilen geschätzt, von denen 532 vollständig oder rekonstruierbar sind.[21]

Wolfram von Soden will das Lied mit Unruhen in Uruk zwischen 765 und 763 v. Chr. verbinden,[22] W. G. Lambert[23] und Jean Bottéro[24] mit den Einfällen der Aramäer und Suti um die Jahrtausendwende.

Das Lied schildert, wie Erra Marduk, den Stadtgott Babylons, mit einer List dazu bewog, seine Macht an ihn abzutreten. Erra und sein Gehilfe Išum, der Nachtwächter (dEN.MI.DU.DU, bēlu mūttallik muši) und Bote der Götter, der Herr der Straßen (bēl sūqi), überzeugten Marduk, dass seine Herrschaftsinsignien beschmutzt seien und der Feuergott Girra sie reinigen müsse. Marduk überlässt Erra die Macht über Babylon und seine Einwohner. Babylon wird nun von Krieg, Verwüstung und Krankheiten heimgesucht. Išum bringt Erra aber schließlich zur Raison und Erra beschließt, die Stadt glanzvoller und prächtiger denn je aufzubauen. Der Autor des Mythos wendet sich im letzten Abschnitt direkt an den Leser des Textes und empfiehlt, Tontafeln seines Texts zum Schutz vor Krankheit und Verwüstung in seinem Haus aufzuwahren, da Erra persönlich diejenigen beschützen werde, die seinen Mythos ehren.

  • F. N. H. al-Rawi, J. A. Black: The Second Tablet of „Išum and Erra“. In: Iraq, Band 51, 1989, S. 111–122.
  • Nels M. Bailkey: A Babylonian Philosopher of History. In: Osiris, Band 9, 1950, S. 106–130.
  • Luigi Cagni: L’Epopea di Erra. In: Studi Semitici, Band 34, 1969.
  • Luigi Cagni: The Poem of Erra (= Sources from the Ancient Near East. Band 1/3). Undena Publications, Malibu 1977, ISBN 0-89003-003-0.
  • Helmut Freydank u. a.: Lexikon Alter Orient. Ägypten * Indien * China * Vorderasien. VMA-Verlag, Wiesbaden 1997, ISBN 3-928127-40-3.
  • Dietz-Otto Edzard: Mesopotamien. Die Mythologie der Sumerer und Akkader. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Vorderen Orient (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1965, S. 63–64.
  • P. Felix Gössmann: Das Era-Epos. Augustinus, Würzburg 1955.
  • Brigitte Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen. Artemis & Winkler, Stuttgart 2004, ISBN 3-7608-2306-8.
  • Peter Machinist, J. M. Sasson: Rest and Violence in the Poem of Erra. In: Journal of the American Oriental Society, Band 103/1, 1983, S. 221–226.

Einzelnachweise

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  1. Altbabylonische Hymne an die Götter der Nacht, AO 6769
  2. a b J. J. M. Roberts: Erra. Scorched Earth. In: Journal of Cuneiform Studies, Band 24/1–2, 1971, S. 11.
  3. Arno Pöbel: Die sumerischen Personennamen zur Zeit der Dynastie von Larsam und der ersten Dynastie von Babylon. H. Fleischmann, Breslau 1910, S. 20 (online).
  4. Dietz-Otto Edzard: Mesopotamien. Die Mythologie der Sumerer und Akkader. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Vorderen Orient (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1965, S. 63 f.
  5. P. Felix Gössler: Das Era-Epos. Augustinus, Würzburg 1955, S. 68.
  6. a b J. J. M. Roberts: Erra. Scorched Earth. In: Journal of Cuneiform Studies, Band 24/1–2, 1971, S. 13.
  7. Wayne Horowitz, Nathan Wasserman: Another Old Babylonian Prayer to the Gods of the Night. In: Journal of Cuneiform Studies, Band 48, 1996, S. 58.
  8. a b Erica Reiner: Plague Amulets and House Blessings. In: Journal of Near Eastern Studies, Band 19/2, 1960, S. 151.
  9. Wayne Horowitz, Nathan Wasserman: Another Old Babylonian Prayer to the Gods of the Night. In: Journal of Cuneiform Studies, Band 48, 1996, S. 58.
  10. CT 30, 10, K 3843, revers 4
  11. EL I, 211:9, 15
  12. EL II, 293:20
  13. J. J. M. Roberts: Erra. Scorched Earth. In: Journal of Cuneiform Studies, Band 24/1–2, 1971, S. 12.
  14. Erica Reiner: Plague Amulets and House Blessings. In: Journal of Near Eastern Studies, Band 19/2, 1960, S. 148–155.
  15. Peter Machinist, J. M. Sasson: Rest and Violence in the Poem of Erra. In: Journal of the American Oriental Society, Band 103/1, 1983, S. 225 f.
  16. RA, Lemma Ira, 166
  17. Peter Machinist, J. M. Sasson: Rest and Violence in the Poem of Erra. In: Journal of the American Oriental Society, Band 103/1, 1983, S. 221.
  18. Peter Machinist, J. M. Sasson: Rest and Violence in the Poem of Erra. In: Journal of the American Oriental Society, Band 103/1, 1983, S. 221.
  19. W. G. Lambert: Ancestors, Authors and Canonicity. In: Journal of Cuneiform Studies, Band 11/1, 1957.
  20. Peter Machinist, J. M. Sasson: Rest and Violence in the Poem of Erra. In: Journal of the American Oriental Society, Band 103/1, 1983, S. 221.
  21. Peter Machinist, J. M. Sasson: Rest and Violence in the Poem of Erra. In: Journal of the American Oriental Society, Band 103/1, 1983, S. 222.
  22. Wolfram von Soden: Etemenanki vor Asarhaddon nach der Erzählung vom Turmbau zu Babel und dem Erra-Mythos. In: Ugarit-Forschungen, Band 3, 1971, S. 253–263.
  23. W. G. Lambert: Rezension zu: F. Gössmann, Das Era-Epos, Würzburg 1956. In: Archiv für Orientforschung, Band 18, 1957–1958, S. 396–398.
  24. Jean Bottéro: Antiquités assyro-babyloniennes. In: Annuaires de l'École pratique des hautes études, 4e section: Sciences historiques et philologiques. Band 110, 1978, Nummer 1, S. 107–164, hier S. 140–147 (online).