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„Heterosexismus“ – Versionsunterschied

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'''Heterosexismus''' und '''Homophobie''' (von [[Griechische Sprache|gr]].''':''' ''heteros'' [der andere]''';''' ''homo''<!--
{{Belege fehlen}}
--><ref>„[[Homo]]“ – gr. „gleich“, manchmal (auch abwertende) Abkürzung für Homosexueller
[[Datei:Transgenialer CSD 2009 10.jpg|mini|hochkant=1.1|''Bist du ein Mann oder eine Frau''? ''Nein''.<br />Plakat auf dem [[Transgenialer CSD|Transgenialen CSD]] zu einer Frage, die für [[Transgender]]-Personen ein [[falsches Dilemma]] aufwirft (Berlin 2009)]]
</ref>[gleich]''';''' ''Fóbos'' [Angst/''[[Phobie]]''])'''.'''&nbsp; Beide Begriffe umfassen Haltungen und Verhalten gegen die gleichgeschlechtliche Liebe und gegen [[Homosexualität|homosexuelle]] Menschen, und setzten häufig auch die [[Pathologisierung]] als Mittel ein.
'''Heterosexismus'''<!-- etwas unkonkret hinsichtlich wissenschaftlichen Termini (keine Links zu Spezialartikeln) + für nichtwissenschaftliche Leser abstrakt-unverständlich, darum mMn auch auslassbar: „ist ein gesellschaftliches und institutionalisiertes Denk- und Verhaltenssystem. Es“--> bezeichnet eine [[Sexismus|sexistische]] [[Einstellung (Psychologie)|psychologische Einstellung]] und [[Ideologie]], die [[Heterosexualität]] (gegengeschlechtliche Liebe) als überlegene oder einzig „natürliche“ Ausrichtung von [[Sexualität des Menschen|menschlicher Sexualität]] vertritt und [[sexuelle Orientierung]]en von [[Homosexualität|homosexuellen]], [[Bisexualität|bisexuellen]], [[Pansexualität|pansexuellen]] oder [[Asexualität|asexuellen]] Personen als „nicht [[Soziale Norm|normal]]“ abwertet und ablehnt. In die Abwertung werden teilweise auch Personen einbezogen, die nicht [[Männliches Geschlecht|männlichen]] oder [[Weibliches Geschlecht|weiblichen Geschlechts]] sind ([[Intersexualität|intergeschlechtlich]], vergleiche „[[divers]]“) oder deren [[Geschlechtsidentität]] nicht mit ihrem [[Cisgender|Geburtsgeschlecht]] übereinstimmt ([[transgender]] und [[Nichtbinäre Geschlechtsidentität|nichtbinäre]] Personen). Heterosexismus kann auch ''[[Cisgender#Begriffsentwicklung|Cissexismus]]'' enthalten: die Erhöhung der Übereinstimmung von männlicher oder weiblicher Geschlechtsidentität mit dem entsprechenden Geburtsgeschlecht (vergleiche [[Transphobie]]). Heterosexismus wird als Abwehrform von [[Heteronormativität]] verstanden und wesentlich vom Wandel der [[Sexualethik]] beeinflusst (siehe auch [[Homosexualität und Religion]]).


== Abgrenzung ==
'''Heterosexismus''', der sich beispielsweise auch gegen [[transgender]] und [[androgyn]]e Menschen richtet, bezeichnet ein gesellschaftliches und institutionalisiertes Denk- und Verhaltenssystem, das [[Heterosexualität]] anderen Formen [[Sexuelle Orientierung|sexueller Orientierung]] als überlegen<!--
Heterosexismus ist eine Abwehrform, „die jede nicht-heterosexuelle Form von Identität, Verhalten, Beziehung oder Gemeinschaft verleugnet, verunglimpft und [[Stigmatisierung|stigmatisiert]]“.<ref>{{Literatur |Autor=Gregory M. Herek |Titel=The Social Context of Hate Crimes: Notes on Cultural Heterosexism |Hrsg=Gregory M. Herek, Kevin T. Berrill |Sammelwerk=Hate Crimes: Confronting Violence against Lesbians and Gay Men |Verlag=Sage Publications |Ort=Thousand Oaks |Datum=1992 |Seiten=89–104, hier S. 89 |ISBN=9780803945425 |Sprache=en}}</ref> Er ist zu verstehen als eine auf Heteronormativität gründende und nicht hinterfragte gesellschaftliche Setzung heterosexueller Lebensentwürfe und -weisen als sexuelle „Normalität“ und anderen Formen [[Sexuelle Orientierung|sexueller Orientierung]] überlegen,<ref name="PsychologischeAspekte">Kurt Wiesendanger: ''Heterosexismus und Homophobie.'' In: ''Psychoscope'', 2002, Heft&nbsp;2. ''Psychoscope'' ist die Zeitschrift der Föderation der Schweizer PsychologInnen. Artikel auch [http://www.lsbk.ch/articles/heterosexismus_und_homophobie.asp#wiesendanger online] verfügbar (s.&nbsp;Einleitung &nbsp;|&nbsp; Überhöhte Hetero-Werte &nbsp;|&nbsp; Angst und Abwehr).</ref> die zum Beispiel schwule und lesbische Existenzen als Randerscheinung oder weniger natürliches Phänomen, als bloße „sexuelle Vorliebe“ abhandelt.<ref name="SenatBerlin2002">Claus Nachtwey: ''Opfer, Täter, Angebote – Gewalt gegen Schwule und Lesben'' (=&nbsp;''Dokumente lesbisch-schwuler Emanzipation des Fachbereichs für gleichgeschlechtliche Lebensweisen.'' Nr. 15). Herausgegeben von der [[Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie]]. Berlin 1996 [2002], S. 32–33.<!--nix online zu finden!--></ref>
--><ref name="PsychologischeAspekte">[http://www.lsbk.ch/articles/heterosexismus_und_homophobie.asp „Psychologische Aspekte“] – [http://www.lsbk.ch/ Lesbische und Schwule Basiskirche Basel]
* Siehe''':''' Erster Teil [http://www.lsbk.ch/articles/heterosexismus_und_homophobie.asp#wiesendanger „Heterosexismus und Homophobie“] von Kurt Wiesendanger (Einleitung &nbsp;|&nbsp; Überhöhte Hetero-Werte &nbsp;|&nbsp; Angst und Abwehr)
* Siehe evtl. auch''':''' Zweiter Teil [http://www.lsbk.ch/articles/heterosexismus_und_homophobie.asp#frossard „Die lesbische Frau als Homosexuelle und als Frau in unserer Gesellschaft“] von Jacqueline Frossard
</ref> und sie als von „der“ [[Soziale Norm|sozialen Norm]] abweichend einordnet. Heterosexismus kann als Abwehrform von [[Heteronormativität]] verstanden werden, und beide Aspekte werden auch vom Wandel in der [[Sexualethik]] beeinflusst – (siehe auch [[Homosexualität und Religion]]).


''[[Homophobie]]'' bezeichnet einerseits eine irrationale Angst vor Homosexualität und anderseits den Hass, Ekel und die Vorurteile, welche wiederum Angst und infolgedessen Aggression und Gewalt produzieren. Der Begriff „Homophobie“ wurde von dem Psychologen [[George Weinberg]] (1972) geprägt.<ref name="SenatBerlin2002" /><ref>Matthias Reisaus: ''Normalität, Integration oder Ausgrenzung gleichgeschlechtlich orientierter Personen am Arbeitsplatz.'' Diplomarbeit 2003, Abschnitt 3.2: ''Homophobie'', S. 22–24 ({{Webarchiv |url=http://typo3.lsvd.de/fileadmin/pics/Dokumente/Homosexualitaet/reisaus.pdf |text=PDF: 364&nbsp;kB, 94&nbsp;kB auf lsvd.de |wayback=20071004201339}})</ref><ref>George Weinberg: ''Society and the Healthy Homosexual.'' New York, 1972, S. ?? (englisch): „Homophobie: die Angst, mit Homosexuellen zusammen zu sein“.</ref><!--Fundstelle des Zitats?-->
'''Homophobie''' bezeichnet eine soziale, gegen [[Lesben]] und [[Schwul]]e gerichtete ''homophobische'' [[Aversion]] bzw. [[wikt:Animosität|Feindseligkeit]].<ref name="PsychologischeAspekte"/> Der Begriff [[Phobie]] wird im [[Umgangssprache|umgangssprachlichen]] Sinne auch für Abneigungen aller Art gebraucht.


Die sich in Bürgerrechtsbewegungen organisierenden Lesben und Schwulen haben den Begriff Homophobie bald durch den Begriff Heterosexismus ergänzt, um damit – in Parallele zu Begriffen wie Rassismus und Sexismus – auf eine ausgrenzende soziale und kulturelle Ideologie und auf die institutionelle Unterdrückung nicht-heterosexueller Menschen hinzuweisen.<ref>Gregory M. Herek: ''The context of anti-gay violence. Notes on cultural and psychological heterosexism''. In: ''Journal of Interpersonal Violence'', 5, 1990, S. 316–333.</ref> Der Begriff ''Heterosexismus'' verweist eher auf [[Hochmut|Arroganz]] oder [[Chauvinismus]] als Ursache des ablehnenden Verhaltens.
== Abgrenzung Heterosexismus und Homophobie ==


Unabhängig davon, ob als Heterosexismus oder Homophobie bezeichnet, müssen die verschiedenen Formen ''heterosexistischer'' und ''homophober'' Gewalt (seitens Gesellschaft, Gruppierungen oder Individuen usw.) als gestörte Verhaltensweisen bezeichnet werden, die ihrerseits Lesben, Schwule, und alle ''nicht'' dem heteronormativen Schema entsprechenden Menschen in ihrer Entfaltung teilweise massiv beeinträchtigen, und unter denen sich sekundär psychische Störungen entwickeln können.<ref name="PsychologischeAspekte" />
'''Heterosexismus''' ist eine Abwehrform, ''die jede nicht heterosexuelle Form von Identität, Verhalten, Beziehung oder Gemeinschaft'' verweigert, verunglimpft und [[Stigmatisierung|stigmatisiert]],<!--
--><ref>Heterosexismus: [http://www.essex.police.uk/about/a_nx_03.php#Q4 „What is heterosexism?“] – [[FAQ]] der „Essex Police Internet Unit“, [[Vereinigtes Königreich|UK]].
</ref> und ist zu verstehen als eine (auf [[Heteronormativität]] gründende) nicht hinterfragte gesellschaftliche Setzung heterosexueller Lebensentwürfe und -weisen, als die sexuelle „Normalität“, die ''z. B.'' die schwule und lesbische Existenz als Randerscheinung oder weniger „natürliches“ Phänomen, als bloße „sexuelle Vorliebe“ abhandelt.<!--
--><ref name="SenatBerlin2002">„Opfer, Täter, Angebote - Gewalt gegen Schwule und Lesben“ – Seite 32/33''':''' [http://www.senbjs.berlin.de/familie/gleichgeschlechtliche_lebensweisen/veroeffentlichungen/doku_15.pdf PDF-Datei]<br />Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport, Berlin (2002)
</ref>


Eng hängen damit die [[Geschlechterrolle]]n zusammen, da jedes abweichende Verhalten als geschlechtsrolleninkonform wahrgenommen wird und dies bei den folgenden Begriffen eine entscheidende Rolle spielt. Der [[Feminismus]] hat das Ziel die Gleichheit, Menschenwürde und Entscheidungsfreiheit von [[Frau]]en, die Selbstbestimmung über deren Leben und ihren Körper, zu erreichen. Der [[Maskulinismus]] dagegen versteht sich als soziale Bewegung zur Korrektur bestimmter politischer Entwicklungen, für die er den Feminismus verantwortlich macht, und zur Stärkung der Position von Männern in der Gesellschaft.
'''Homophobie''' bezeichnet einerseits eine irrationale Angst vor Homosexualität, und anderseits den Hass, Ekel und die Vorurteile, welche wiederum Angst und infolgedessen Aggression und Gewalt produzieren. Somit gilt Homophobie auch als ein Erklärungsansatz für die Neigung von Jugendlichen, Schwulen und Lesben mit Gewalt zu begegnen.<!--
--><ref name="SenatBerlin2002"/><sup>-</sup><!--
--><ref>Matthias Reisaus, Diplomarbeit – „Normalität, Integration oder Ausgrenzung gleichgeschlechtlich orientierter Personen am Arbeitsplatz“ (2003)<br />&nbsp; - „3.2 Homophobie“, Seite 22(24) – lt. Duden, Fremdwörterbuch 2001 immer noch „krankhaft“ – [http://typo3.lsvd.de/fileadmin/pics/Dokumente/Homosexualitaet/reisaus.pdf PDF-Datei]</ref><!--
--><ref>„Homophobie''':''' die Angst, mit Homosexuellen zusammen zu sein“ (G. Weinberg, „Society and the Healthy Homosexual“, New York, 1972).
</ref> Aus tiefenpsychologischer Sicht handelt es sich bei Homophobie – wie bei [[Sexismus]], [[Rassismus]] oder [[Antisemitismus]] – um eine meist unbewusste Angst, die eigene Identität in Frage zu stellen.<ref name="PsychologischeAspekte"/> ''Homophobe Menschen'' beschäftigen sich häufig exzessiv mit Homosexualität und wollen sie bekämpfen.


Auch Formen des [[Hass]]es müssen nicht nur individualpsychologisch zu analysieren sein; oft sind sie sozial. Der Frauenhass, die [[Misogynie]], trifft vor allem jene Frauen, die nicht unter die „aktuellen kulturellen Akzeptanzkategorien“ der [[Soziale Rolle|sozialen Rolle]] von [[Weiblichkeit]] fallen. Dies trifft oft auch auf Transgender und Lesben zu. Die [[Misandrie]] als Männerhass kann aus dem Feminismus heraus, das bekämpfte [[Patriarchat (Soziologie)|Patriarchat]] und gegen einen Maskulinismus entstehen. Geschlechtsrolleninkonformes Verhalten spielt hier selten eine Rolle. Misogynie und Misandrie werden als Sexismus betrachtet.
Unabhängig davon, ob als '''Heterosexismus oder Homophobie''' bezeichnet, müssen die verschiedenen Formen ''heterosexistischer'' und ''homophober'' Gewalt (seitens Gesellschaft, Gruppierungen oder Individuen, usw.) als gestörte Verhaltensweisen bezeichnet werden, die ihrerseits Lesben, Schwule, und alle ''nicht'' [[Heteronormativität|heteronormative]] Menschen in ihrer Entfaltung teilweise massiv beeinträchtigen und unter denen sich sekundär psychische Störungen entwickeln können.<ref name="PsychologischeAspekte"/>


In der extremen Ausformung der [[Queer-Theorie]] und auch selten bei nicht bewusst in dieser Theorie verhafteten bi- und homosexuellen Frauen und Männern wird prinzipiell alles, was der Heteronormativität entspricht infrage gestellt, manchmal auch das Andere als absolut überlegen dargestellt. Dann kann man von [[Heterophobie (Aversion gegen Heterosexuelle)|Heterophobie]] sprechen, die aber in ausgeprägter Form selten vorkommt. Auch ein Unverständnis und eine Abneigung aus schlechter Erfahrung gegenüber fest in der sozialen Norm lebende Menschen, die einen selber nicht verstehen, kann als Heterophobie wahrgenommen werden, muss ihr aber nicht entsprechen.
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Übersicht geschlechtsbezogener Begriffe
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| style="{{rand|l=1|r=1|o=1}}" | [[Identität]]<nowiki>sform</nowiki>
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| {{bgc|5r|{{rand|o=1}}}} | '''Heterosexismus'''
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| {{bgc|2g|{{rand|l=1|r=1|o=1}}}} | [[Heterosexualität|Hetero]] &nbsp; &nbsp; [[Soziale Norm|Normal]]
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| {{bgc|4m|{{rand|r=1|o=1}}}} | [[Biphobie]]'''<sup>&nbsp;[[:en:Biphobia|(en)]]</sup> &nbsp; Homophobie'''
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&nbsp;Siehe auch: [[Androzentrismus]], [[Gynozentrismus]] &nbsp;|&nbsp; [[Gender Bias]]
|}

== Ausprägungen ==

Je nach Ausprägung reicht Heterosexismus bzw. Homophobie von Vorurteilen über ausgeprägte Abneigung und Befürwortung staatlicher Repressionen gegen Homosexuelle bis hin zu äußerstem Hass und körperlicher Gewalt gegen Homosexuelle. Es sind auch Fälle bekannt, in denen Homosexuelle nur wegen ihrer sexuellen Orientierung ermordet wurden (z.&nbsp;B. der Tod von [[Matthew Shepard]]). In einigen Staaten ist die Tötung von Homosexuellen sogar staatlich organisiert (in vielen islamischen Ländern sieht die [[Scharia]] die Todesstrafe für Schwule vor). Auch in Deutschland ([[Paragraph 175|§ 175]]) trugen Heterosexismus und Homophobie lange zur Homosexuellenverfolgung bei. Heute sind homosexuelle Handlungen in fast allen westlichen Industrieländern straffrei. Siehe „[[Gesetze zur Homosexualität]]“.


{| class="wikitable" style="text-align:center;"
== Heterosexistische Vorurteile ==
|- class="hintergrundfarbe6"
{{Quelle}}
| colspan="6" | Übersicht über Abwehrformen gegen Teilbereiche [[Sexuelle Identität|sexueller Identität]]
<!--
|- style="background:#F7F4E8;"
!!!
| [[Ideologie]]<br />[[Weltanschauung]]
In den Formulierungen sollte Mensch darauf achten, Behauptungen auch als solche zu
| colspan="2" | [[Abwehrmechanismus|Abwehr]]<nowiki />form
formulieren, und nicht so, dass sie mit einer Tatsache verwechselt werden könnten.
| colspan="2" | [[Aversion]] bis Feindseligkeit<br />richtet sich gegen
Tatsachen mit Quellenangabe sind natürlich wesentlich besser, und auf Dauer auch
| [[Identität]]<nowiki>sform</nowiki>
notwendig. (Hinweis neu formuliert -- ParaDox 8. Mai 2006)
|- style="vertical-align:top;"
-->
| style="background: #E4E3FF;" rowspan="2" | [[Heteronormativität]]
Siehe auch:
| colspan="2" style="background: #F5AAAA; border-bottom: none;" | Heterosexismus
* Artikel [[Vorurteil#Literatur|''Vorurteil'', Abschnitt ''Literatur'']], Zitat von [[Peter Ustinov]]
| colspan="2" style="background: #F5AAAA; border-bottom: none;" |[[Heteronormativität|Nicht-Heteronormative]]
* [[Diskussion:Heterosexismus#Abschnitt Heterosexistische Vorurteile|Diskussion über diesen Abschnitt]]
| style="background: #DBEDE1;" | [[soziale Norm]] ([[Heterosexualität|Hetero]])
{| {{Prettytable}}
|- {{bgc|5b}}
| colspan="5" align="center" | <div style="margin:0; padding:.45em 0 .45em 0;"><big>{{bgc|1y|span}}&nbsp;Heterosexistische [[Vorurteil]]e&nbsp;</span> &nbsp; &nbsp; {{bgc|2g|span}}&nbsp;[[Argument]]e&nbsp;</span> &nbsp; &nbsp; </big><small>{{bgc|1r|span}}&nbsp;w = weiblich&nbsp;</span></small><big> &nbsp; &nbsp; </big><small>{{bgc|1b|span}}&nbsp;m = männlich&nbsp;</span></small></div>
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Homosexuelle entsprechen dem [[Stereotyp (allgemein)|Stereotyp]] des Geschlechtes dem sie nicht angehören. Schwule verhalten sich „weiblich“ und umgekehrt sind Lesben eher „Mannweiber“.
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| style="background: #F5AAAA; border-top: none; width: 1em;" |
| colspan="2" {{bgc|2g}} | ''Wenn'' Schwule sich betont [[Weibliches Geschlecht|feminin]] verhalten, bzw. Lesben betont [[Männliches Geschlecht|maskulin]], also gegengeschlechtlich, dann dient dies zuweilen auch als „Hilfsmittel“ bei der [[Emanzipation]] von [[Geschlechterrolle]]n-[[Klischee]]s.
| style="background: #EEBADC;" | [[Biphobie]] &nbsp; [[Homophobie]]<br />[[Transphobie]]
| style="background: #B5E9E9;" | [[Bisexualität|Bi-]] & [[Homosexualität|Homosexuelle]]<br />[[Transgender]]
| style="background: #F5AAAA; border-top: none; width: 1em;" |
| style="background: #DBEDE1;" rowspan="2" | [[sexuelle Orientierung]]<br />[[Geschlechtsidentität]]<br />[[Geschlechterrolle]]
|-
|-
| style="background: #E4E3FF;" | [[Feminismus]] &nbsp; [[Maskulinismus]]
<!--
[[Androzentrismus]]
START - (VA2) bis (VA4) auskommentiert:
| style="background: #EEBADC;" colspan="2" | [[Sexismus]]: [[Misogynie]] / [[Misandrie]]
Siehe „Diskussion:Heterosexismus#Abschnitt Heterosexistische Vorurteile“
| style="background: #B5E9E9;" colspan="2" | [[Frau]]en / [[Mann|Männer]]

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In gleichgeschlechtlichen Beziehungen gibt es in Alltag und Bett immer eine fix (immer derselben Person) zugewiesene „männliche“ und „weibliche“ [[Geschlechterrolle]].
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| colspan="2" {{bgc|2g}} | In der Praxis der meisten homosexuellen Beziehungen ergeben sich die übernommenen Rollen nicht aus männlichen und weiblichen Klischees sondern werden frei definiert.
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Schwule sind ''unfruchtbar'' bzw. zeugungsunfähig.
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| colspan="2" {{bgc|2g}} | Offensichtlich können Schwule nicht mit ihrem Lebenspartner Kinder bekommen, sie können aber wie jeder Mann mit einer Frau auf klassischem oder künstlichem Wege Kinder zeugen.
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Wenn alle Männer schwul wären, würde die Menschheit aussterben (häufig benutzt um staatliche Repression mit der Notwendigkeit des Fortbestandes der Menschheit zu rechtfertigen).
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| colspan="2" {{bgc|2g}} | Schwule sind nicht unfruchtbar. Das Vorurteil basiert auf der irrigen Annahme, man könne ''nur'' mit dem Partner in einer Beziehung Kinder zeugen. Sie ignoriert die Möglichkeit, Kinder außerhalb der Liebesbeziehung zu zeugen und sie dann in der Beziehung gemeinsam mit dem Partner großzuziehen.

ENDE - (VA2) bis (VA4) auskommentiert.
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|- <!-- ====================================================== -->
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Alle Schwulen haben viele und häufig wechselnde Sexualpartner, sind also [[Promiskuität|promisk]].
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| colspan="2" {{bgc|2g}} | Hier gibt es in der Praxis zwei Strömungen. Viele Schwule leben genauso (seriell-)monogam wie Heterosexuelle. Es gibt aber eine durchaus große Gruppe, die viele Sexualkontakte hat und es kommt auch nicht so selten vor, dass sogenannte „[[Offene Beziehung|Offene Partnerschaften]]“ eingegangen werden. Vor 1982 ([[AIDS]]) war die Anzahl der promisk lebenden Männer allerdings höher.
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Schwule wollen mit allen anderen Männern Sex haben.
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| colspan="2" {{bgc|2g}} | Dies resultiert aus einer [[selektive Wahrnehmung|selektiven Wahrnehmung]] und aus einer Unterschätzung der ganz persönlichen Auswahlkriterien der homosexuellen Männer. Möglicherweise erfolgt hier auch ein Schluss von eigenen niedrigen Standards auf die anderer. Derartiges Verhalten ist bei Schwulen nicht verbreiteter als bei Heterosexuellen.
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Schwule wollen vor allem Sex mit Kindern oder männlichen Jugendlichen.
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| colspan="2" {{bgc|2g}} | In der schwulen Szene gibt es einen gewissen Jugendkult (es geht das [[Bonmot]] um: „Der durchschnittliche Schwule ist 35, sieht aus wie 30 und macht mit allen Mitteln auf 25“). Zwar bevorzugen viele Schwule jüngere Partner; darin unterscheiden sie sich jedoch in keiner Weise von heterosexuellen Männern. Es kann angenommen werden, dass der „[[Jugendwahn]]“ eine Grundlage in der [[Biologie]] hat, da jugendliches Aussehen [[Potenz]] (sexuelle [[Vitalität]]) signalisiert. Ein weiterer Grund ist die "natürliche Vermehrung". Frauen sind ab einem bestimmten Alter nicht mehr zeugungsfähig, Männer sind dies jedoch bis ins hohe Alter, somit wurde früher zur Erhaltung und Vermehrung der "Art" beigetragen.

Eine statistische Häufung des spezifisch homo[[Sexueller Missbrauch|sexuellen Missbrauch]]s Minderjähriger gilt hier als weder nachgewiesen, noch widerlegt. Dennoch wird, beispielsweise Werner Stangl<ref name="WernerStangl">Werner Stangl: [http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/PSYCHOLOGIEENTWICKLUNG/SexuellerMissbrauch.shtml „Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen“] – Begriffsbestimmung, Formen, Häufigkeit, Folgen<br />– Abschnitte (A) „Männliche Missbrauchsopfer“ und (B) „Signale und Folgen sexuellen Missbrauchs“. (Stand 8. Mai 2006)</ref><sup>(A)</sup> und Jim Hopper<ref name="JimHopper">Jim Hopper: [http://www.jimhopper.com/male-ab/ „Sexual Abuse of Males: Prevalence, Lasting Effects, and Resources“] - englisch (April 2006)</ref> zufolge, ca. jeder sechste (16,7%) Junge vor seinem 16 Geburtstag sexuell missbraucht. Die Täter haben aber nicht immer eine homosexuelle Identität und sind des öfteren auch heterosexuell lebende Männer. Allgemein untrennbar mit der Erfahrung des sexuellen Missbrauches ist das ''Nicht-darüber-reden-können (und dürfen)'' verknüpft.<ref name="WernerStangl"/><sup>(B)</sup>&nbsp; Der Prozentsatz der Frauen, die sich an Jungen vergehen, liegt unter einem Prozent.<ref name="WernerStangl"/><sup>(A)</sup>
|- <!-- ====================================================== -->
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Schwule sind heterosexuellen Männern an Körperkraft und Geschicklichkeit unterlegen. Typisches Klischee: Schwule können nicht Fußball spielen.
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| colspan="2" {{bgc|2g}} | Es sind keine Unterschiede nachweisbar. Eine filmische Behandlung dieses Themas findet in ''[[Männer wie wir]]'' statt.
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Schwule und Lesben sind problemlos an Äußerlichkeiten erkennbar.
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| colspan="2" {{bgc|2g}} | Die [[selektive Wahrnehmung]] sorgt dafür, dass von jenen Homosexuellen, die ihre Erscheinung bewusst einem der gängigen Klischees entsprechend gestalten, auf die Gesamtheit aller Homosexuellen verallgemeinert wird. In der Praxis sind jedoch die meisten Homosexuellen vollkommen „[[Straight acting|heterolike]]“ und nicht unterscheidbar.
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Der Anteil homo- und bisexueller Menschen an der Gesamtbevölkerung ist verschwindend gering und diese Gruppe hat daher keine gesellschaftliche Relevanz.
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{| {{Prettytable}} cellpadding="0" style="margin:0.25em 0 0.25em 0; font-size:95%;"
|- {{bgc|5b}}
| colspan="5" align="center" | '''5%''' der Bevölkerung ab 15 Jahren, in [[Absolut|absoluten]] Zahlen<ref name="CIA_D_A_Ch">„CIA - The World Factbook“, in engl. Sprache''':''' [http://www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos/gm.html Deutschland] [http://www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos/au.html Österreich] [http://www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos/sz.html Schweiz] (Stand 20. April 2006)</ref>
|- {{bgc|6g}}
| &nbsp;Land || &nbsp;ab 15 J&nbsp;
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| &nbsp;[[Österreich]]
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| &nbsp;[[Schweiz]]
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| colspan="5" align="center" style="color:gray;" | Siehe auch''':''' [[Häufigkeit von Homosexualität]]
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| style="background: #E4E3FF;" | [[Queer-Theorie]]
| valign="top" {{bgc|2g}} | Verlässliche Schätzungen geben den Anteil Homosexueller mit 5% an. Dazu kommen noch viele Bisexuelle, die eine mehr oder weniger stark ausgeprägte homosexuelle „Ader“ haben.
| style="background: #EEBADC;" colspan="2" | [[Heterophobie (Aversion gegen Heterosexuelle)|Heterophobie]]
| style="background: #B5E9E9;" colspan="2" | [[Heteronormativität]]
| style="background: #DBEDE1;" |
|}
|}


Siehe auch: [[Androzentrismus]], [[Gynozentrismus]] | [[Gender Bias]]
== Diskriminierung von (männlicher) Homosexualität ==


== Ausprägungen ==
<big>'''Von [[Postmoderne]] bis [[Gegenwart]]:'''</big>
Je nach Ausprägung reicht Heterosexismus von Vorurteilen (z.&nbsp;B. Schwule seien Heterosexuellen körperlich unterlegen) über ausgeprägte Abneigung und Befürwortung von [[Diskriminierung]] oder staatlichen Repressionen (vgl. [[Gesetze zur Homosexualität]]) gegen nicht der heterosexuellen Norm entsprechenden Menschen bis hin zu äußerstem Hass und körperlicher Gewalt gegen diese. Es sind auch Fälle bekannt, in denen Homosexuelle nur wegen ihrer sexuellen Orientierung ermordet wurden (z.&nbsp;B. nach vorherrschender Überzeugung der Mord an [[Matthew Shepard]], die Täter hatten sich in ihrem Prozess u.&nbsp;a. mit einer “''gay panic defense''” verteidigt) oder Transgender, weil ihr soziales Geschlecht nicht mit dem biologischen übereinstimmte (z.&nbsp;B. der Tod von [[Brandon Teena]]).


Ein weiteres heterosexistisches Phänomen ist die [[Ex-Gay-Bewegung]], die mit ihrem Bestreben, homosexuelle Menschen zu Heterosexuellen zu ändern, bei diesen psychische Schäden verursacht.<ref>[https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/080/1608022.pdf BT-Drs. 16/8022 Bundestag:Stellungnahme der Bundesregierung zu ''Antihomosexuelle Seminare und pseudowissenschaftliche Therapieangebote religiöser Fundamentalisten''] (PDF-Datei; 108&nbsp;kB)</ref>
Beim '''Heterosexismus''' – anders als beim [[Sexismus]] – sind Männer oft in stärkerem Maße negativ betroffen als Frauen. Weibliche Homosexualität bleibt öfter unbeachtet.<ref name="DiskussionsArchiv Heterosexismus vs Sexismus">[[Diskussion:Heterosexismus/Archiv#Heterosexismus vs Sexismus|Diskussion Heterosexismus]], „Heterosexismus vs Sexismus“, [[Benutzer:Irene1949|Irene1949]], 13:46, 22. Apr 2006</ref> „[[wikt:subtil|Subtilere]]“ Formen von [[Diskriminierung]] werden immer noch (z.&nbsp;B.) in Wörterbüchern dokumentiert und zementiert, z.&nbsp;B. „Medizinisches Wörterbuch“''':'''<ref>„Medizinisches Wörterbuch“, [http://www.vegetior.de/Woerterbuch/Ho-Hz.html m-press münchen gmbh, Ho-Hz: „Homosexualität“] (Stand 30. April 2006)</ref> ''Homosexualität: „Sexuelle Beziehungen zwischen Männern. (Entsprechende Beziehungen zwischen Frauen: Lesbische Liebe).“''&nbsp; Bemerkenswert daran ist,
* die pauschale Beschränkung auf „sexuell“ bei Männern, und die vergleichsweise „[[Euphemismus|Euphemisierung]]“ zur „Liebe“ bei Frauen.
* dass im Wörterbuch kein eigener Eintrag unter den Stichworten „[[Lesbe]]“, „lesbische Liebe“, oder ähnlich, zu finden ist.
* die Tatsache, dass Homosexualität nach wie vor als ein medizinisches Phänomen gesehen wird, [[Implikation|implizit]] also als „heilbar“, „heilungsbedürftig“ oder „Krankheit“.


== Institutionelle Diskriminierung ==
Beispielsweise der [[Paragraph 175|§ 175]] des deutschen Strafgesetzbuchs stellte bis 1994 sexuelle Handlungen zwischen Personen [[Männliches Geschlecht|''männlichen'' Geschlechts]] unter Strafe.
=== Deutschland ===
<!-- Dieser Abschnitt scheint nicht mehr aktuell zu sein, weil er noch von der existierenden Lebenspartnerschaft ausgeht. -->Eine besondere Form des Heterosexismus stellt die [[privileg]]ierte staatliche Förderung der heterosexuellen [[Ehe]] dar. Bislang ist der {{Art.|6|gg|juris}} des deutschen [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetzes]] dahin gehend interpretiert worden, dass nur die heterosexuelle Ehe geschützt werden ''müsse''. Diese Interpretation ist mit der Einführung des [[Lebenspartnerschaftsgesetz]]es auch nicht aufgegeben worden. Zu dieser Entwicklung schreibt Uwe Keßler in seinem „Handbuch“ zu der Entwicklung von [[Grundrechte]]n:


{{Zitat
''Siehe auch:'' Abschnitt „[[#Wissenschaftliche Untersuchungen|Wissenschaftliche Untersuchungen]]“.
|Text=Als durchaus geglückter Musterfall einer demokratisch geordneten Rechtsentwicklung darf […] die jüngste vorsichtige Öffnung des Rechtsinstituts Ehe/Familie gesehen werden, durch die gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften im rechtlichen Vorhof der grundgesetzlich ‚besonders geschützten‘ Familiensitze und Erbhöfe zunächst immerhin eine wasserdichte Hütte errichtet worden ist: Seit nahezu 200 Jahren eine ‚Säule des sozialen Lebens‘ mit entsprechend dicht gewachsenen Privilegien, aber auch ebenso scharfen Abgrenzungen, genügt das Rechtsinstitut ‚Familie‘ nicht mehr den sich ausdifferenzierenden Lebensgewohnheiten einer wachsenden Zahl emanzipierter Rechtssubjekte; es wird in anschwellendem öffentlichem Diskurs problematisiert, mit konkurrierenden Gegenkonzepten konfrontiert, über geeignete Einzelfälle von der Judikatur, die unter der Herrschaft des GG teil hat am öffentlichen Diskurs, förmlich infrage gestellt, letztlich nach angemessen polarisierter Parlamentsdebatte vom Gesetzgeber schrittweise geöffnet, der dafür abschließend den differenzierten Segen des BverfG erhält. Formal wird durch das neue Gesetz das Verfassungsrecht nicht berührt; tatsächlich aber ist das Monopol der heterosexuellen Ehe als ''die'' Rechtsform für Lebenspartnerschaften gebrochen, und es wird nur eine Frage der weiteren Entwicklung sein, bis sie ihre bislang gesicherten Privilegien gegenüber nunmehr legalisiert konkurrierenden Partnerschaftsformen verliert.
|ref=<ref>Uwe Keßler: {{Webarchiv |url=http://www.bpb.de/wissen/01687924442267916079489536898479,0,0,Grundrechte_Abwehr_und_Teilhaberechte.html |text=''Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik: Grundrechte – Abwehr- und Teilhaberechte Grundrechte.'' |wayback=20110826012448}} [[Bundeszentrale für politische Bildung]], Bonn 2003, Abschnitt&nbsp;1: ''Definitionen'' (Version vom 26. August 2011; vergleiche auch die [https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/handwoerterbuch-politisches-system/ 7. aktualisierte Auflage 2013]).</ref>}}


Die [[Aktion EinszuEins]] fordert eine völlige Gleichstellung von Lebenspartnerschaften mit heterosexuellen Ehen in Deutschland. Nach einem Leitsatz des [[Bundesverfassungsgericht]]s aus dem Urteil vom 17. Juli 2002 über die Verfassungsmäßigkeit des „Gesetzes zur Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Gemeinschaften: Lebenspartnerschaften“ liegt diese Gleichstellung im Ermessensspielraum des Gesetzgebers. Sie ist zwar nicht aus {{Art.|6|gg|juris}} GG als zwingend erforderlich herzuleiten: „Die eingetragene Lebenspartnerschaft ist keine Ehe im Sinne von {{Art.|6|gg|juris}} Abs.&nbsp;1 GG. Sie erkennt gleichgeschlechtlichen Paaren Rechte zu. Der Gesetzgeber trägt damit den {{Art.|2|gg|juris}} Abs.&nbsp;1 und {{Art.|3|gg|juris}} Abs.&nbsp;1 und&nbsp;3 GG Rechnung, indem er diesen Personen zu einer besseren Entfaltung ihrer Persönlichkeit verhilft und Diskriminierungen abbaut.“ Dennoch enthalte {{Art.|6|gg|juris}} GG andererseits kein [[Abstandsgebot (Ehe)|Abstandsgebot]], das eine solche Gleichstellung verbieten würde.<ref>[[Bundesverfassungsgericht]], Urteil vom 17. Juli 2002, Az. 1 BvF 1/01, 1 BvF 2/01 ({{Webarchiv |url=http://www.bverfg.de/entscheidungen/ls20020717_1bvf000101.html |text=Volltext auf bverfg.de |wayback=20070928015017}}).</ref> Die Tatsache, dass der Gesetzgeber von seinem ihm eingeräumten Spielraum keinen Gebrauch macht und dass ihm diese Option vom Bundesverfassungsgericht zugestanden wird, ist ein Beispiel für den institutionalisierten Heterosexismus, ebenso wie die Tatsache, dass es nur für heterosexuelle Ehen durch {{Art.|6|gg|juris}} GG eine [[Einrichtungsgarantie|Institutsgarantie]] gibt.
== Ursachen ==


=== Andere Länder ===
Der medizinische Begriff „Homo[[Phobie|phobie]]“ sieht [[Angst]] als ''Ursache'', wogegen [[Umgangssprache|umgangssprachlich]] der [[wikt:Fokus|Fokus]] auf das feindselige ''Verhalten'' gerichtet ist. Der Begriff „Heterosexismus“ unterstellt als Ursache des ablehnenden Verhaltens eher [[Arroganz]] oder [[Chauvinismus]].
Auch in den meisten anderen Ländern gibt es viele Gesetze, die den Heterosexismus stärken, meist im Zusammenhang mit der Ehegesetzgebung, so z.&nbsp;B. in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] das [[Defense of Marriage Act]]. Auch der erst 2002 abgeschaffte Unterschied im Schutzalter für Sexualkontakte in [[Österreich]] war ein Beispiel für den institutionellen Heterosexismus ([[Gesetze zur Homosexualität#Österreich|für Details, siehe hier]]). In vielen Ländern der Welt ist auch der Geschlechtsverkehr nur Heterosexuellen gesetzlich erlaubt. (Siehe: [[Gesetze zur Homosexualität]])


== Umfrageergebnisse ==
Heterosexismus bzw. Homophobie basieren meist auf [[Tradition|tradierten]] [[Konservatismus|konservativ]]en Vorstellungen von [[Geschlechterrolle]]n: der Glaube, diese würden durch Homosexualität drastisch in Frage gestellt, führt zu einer tiefgreifenden Verunsicherung der Betroffenen. Somit kann hier auch die Projektion eigener Unsicherheiten in Bezug auf die Geschlechterrolle auf andere Menschen vorliegen. Eine Verstärkung kann darüber hinaus bewirkt werden durch die Verdrängung [[Homosexualität|homosexueller]] Anteile der eigenen [[Sexualität]]. Eine weitere Ursache kann darin liegen, dass Vorurteile und Erwartungshaltungen der Umgebung oder einer Religion gedanken- und kritiklos übernommen werden. Insbesondere religiöse Überzeugungen führen oft zu heterosexistischen bzw. homophobischen Ansichten und Verhalten.
Bei einer Befragung eines [[Repräsentativität|repräsentativen Querschnitts]] der Bevölkerung in allen Staaten der [[Europäische Union|Europäischen Union]] zu verschiedenen Formen der Diskriminierung im Jahr 2008<ref>[http://ec.europa.eu/social/BlobServlet?docId=4083&langId=de Eurobarometer spezial 296: Diskriminierung in der Europäischen Union: Wahrnehmungen, Erfahrungen und Haltungen S. 54–60]</ref> stellt sich heraus, dass die „Diskriminierung auf der Grundlage der Homosexualität“ von den Befragten als die zweithäufigste Form der Diskriminierung bewertet wird (nach der Diskriminierung auf der Grundlage der [[Ethnie|ethnischen Herkunft]]). Mehr als die Hälfte der Europäer (51 %) sieht Heterosexismus als in ihrem Land verbreitetes Phänomen an. Die höchsten Werte wurden in [[Zypern]], [[Griechenland]] (jeweils 73 %) und [[Italien]] (72 %) gemessen. Auch andere Anrainerstaaten des [[Mittelmeer]]s erreichen überdurchschnittliche Werte. Die niedrigsten Werte gab es in [[Bulgarien]] (20 %) und [[Tschechien]] (27 %).


In Deutschland (40 %) und Österreich (43 %) gab zwar nur eine Minderheit an, dass die Diskriminierung auf der Grundlage von Homosexualität verbreitet vorkomme, aber in Deutschland ist der Wert von 2006 bis 2008 von 32 % auf 40 % angestiegen, während er beispielsweise in [[Slowenien]] im gleichen Zeitraum von 60 auf 46 % zurückgegangen ist.
== Wissenschaftliche Untersuchungen ==


Dass sie persönlich aufgrund ihrer Homosexualität diskriminiert worden seien, geben europaweit 1 % der Befragten an (Italien: 5 %). Berücksichtigt man als Bezugsgruppe nur die schwulen Männer und die lesbischen Frauen, so fällt auf, dass in den letzten 12 Monaten eigenen Angaben zufolge in Österreich 10 % aus dieser Gruppe selbst heterosexistische Diskriminierungen erlebt haben (europäischer Durchschnitt: 6 %).
Im Jahr 1996 wurde in einer Untersuchung an der [[University of Georgia]] durch Professor Henry E. Adams festgestellt, dass 54,3% der 35 homophoben Probanden (zum Vergleich – 24,1% der 29 nicht homophoben Probanden), sexuell ''eindeutig'' erregt wurden beim Betrachten von Videos, die sexuelle Handlungen zwischen Männern zeigten. An der Untersuchung nahmen insgesamt 64 Männer teil, die sich alle selbst als ausschließlich heterosexuell bezeichnet hatten.<!--
--><ref name="Untersuchung: University Georgia">Wissenschaftliche Untersuchung: [http://icnewcastle.icnetwork.co.uk/sundaysun/news/tm_objectid=16667347&method=full&siteid=50081&headline=was-our-ken-telling-it-straight--name_page.html Zeitungsbericht von Peter Tatchell („The Sunday Sun“, 5. Feb 2006)].<br />Siehe auch [http://ematusov.soe.udel.edu/cultures/fear_of_homosexuality.htm Pressemitteilung der „American Psychological Association (APA)“ (1996)].<br />Tabelle''':''' [http://www.religioustolerance.org/hom_fuel2.htm „ABOUT HOMOPHOBIA – Anti-gay laws, studies of homophobia; public opinion...“] - www.religioustolerance.org (2003)</ref>
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{| cellspacing="0" cellpadding="0" {{bgc|1b|width:90%; margin:0 0 .64em 0; padding:0}}
| valign="top" |
{| {{Prettytable}} cellpadding="0" style="margin:0; padding:0; text-align:center"
|- style="background:#BBB8FF" height="2.16em"
! width="40%" | <ref name="Untersuchung: University Georgia"/>Tumeszenz<ref name="Begriff: Tumeszenz im engl. Wikipedia">„Tumeszenz“ – Schwellung durch Blutstau – englischer Wikipedia-Artikel: [[:en:Tumescence|Tumescence]]</ref>&nbsp;
! width="20%" | &nbsp;kaum&nbsp;
! width="20%" | mäßig
! width="20%" | &nbsp;eindeutig&nbsp;
|- style="background:#E4E3FF" height="2.16em"
| align="left" | &nbsp;homophobe Männer
| 10%
| 26%
| 54%
|- style="background:#E4E3FF" height="2.16em"
| align="left" | &nbsp;''nicht''&nbsp;homophobe&nbsp;Männer&nbsp;
| 66%
| 10%
| 24%
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| valign="top" style="margin:0; padding:0; {{bgc|t}}" | <div style="font-size:.88em; margin:0; padding:0 .8em 0 .8em; {{bgc|t}}">
Die Frage nach vergleichbaren Untersuchungen mit weiblichen Homosexuellen ist hier noch ungeklärt,<!--
--><ref name="DiskussionsArchiv Untersuchung Frauen">Siehe Diskussion – [[Diskussion:Heterosexismus/Archiv#Untersuchung Erregbarkeit „heterosexueller“ Frauen|Untersuchung Erregbarkeit „heterosexueller“ Frauen]].
</ref> obwohl bei Frauen alle [[Anatomie|anatomischen]] Voraussetzungen gleichermaßen gegeben sind.<!--
--><ref name="Archiv fuer Sexualwissenschaft: maennl. und weibl. Reaktion">Archiv für Sexualwissenschaft der „Humboldt Universität zu Berlin“: [http://www2.hu-berlin.de/sexology/ECD1/erregungsphase1.html „Die männliche Reaktion“] [http://www2.hu-berlin.de/sexology/ECD1/tumeszenz.html „Die weibliche Reaktion“]
</ref><br />Siehe auch Abschnitt „[[#Diskriminierung von (männlicher) Homosexualität|Diskriminierung von (männlicher) Homosexualität]]“.
</div>
|}</center>


Auf die Frage, wie wohl sie sich bei dem Gedanken an einen homosexuellen Nachbarn fühlten (Skala von 1 bis 10), ergab sich europaweit ein Durchschnittswert von 7,9. Der höchste Wert (9,5) ist in Schweden zu verzeichnen, der niedrigste (5,3) in Bulgarien, obwohl dort angeblich Heterosexismus kaum verbreitet sein soll (s.&nbsp;o.).
Gesellschaftskritische Analysen von Homophobie entstanden und entstehen vor allem im Umkreis der [[Queer Theory]]. Insbesondere [[Eve Kosofsky Sedgwick]]s Arbeiten sind diesbezüglich von Bedeutung.


== Homophobie im Profifußball ==
== Siehe auch ==
* [[Liste queerfeindlicher Anschläge und Angriffe]]

* [[Heteropatriarchat]]
Folgt man Statistitiken zum [[Homosexualität#Häufigkeit_von_Homosexualität|Vorkommen von]] [[Homosexualität]] in der männlichen Bevölkerung, müssten in den Bundesligen mehrere schwule Spieler spielen.<ref>vgl. Dembowski, Gerd: Von Schwabenschwuchteln und nackten Schalkern. Schwulenfeindlichkeit im Fußballmilieu. In: Ders.; Jürgen Scheidle (Hg.): Tatort Stadion. Rassismus, Antisemitismus und Sexismus im Fußball. Köln 2002, 140-146.; Lück, Oliver; Schäfer, Rainer: Warten auf das Coming-out. Homosexualität im Fußball. In: RUND 1/2004, 51-56. Sowie Jan Feddersen ''Outing wäre Selbstmord'', taz vom 11.8.2006, S. 13, 245 Z. online unter [http://www.taz.de/pt/2006/08/11/a0174.1/text TAZ.de]</ref> Im Jahr 2005 berichtete die ''Financial Times'' ein Spieler der Bundesliga und zwei weitere aus unteren Ligen wären bereit sich zu outen wenn sich acht weitere Spieler finden die bereit sind sich der Öffentlichkeit zu stellen.<ref>Simon Kuper ''Gay players set to break team taboo'', FT vom 16. Dezember 2005 online unter [http://www.ft.com/cms/s/6d81078e-6e5e-11da-9544-0000779e2340.html FT.COM].</ref> Die englische Football Association veranstaltete im November 2005 einen Gipfel zum Thema Homophobie im Fußball.<ref>ebd.</ref>
* [[hegemoniale Männlichkeit]]

* [[Allport-Skala]]<!--???-->
Im nicht so stark im Focus der Öffentlichkeit stehenden deutschen Frauen-Fußball leben einige Spielerinnen offen lesbisch, sie werden jedoch nicht auf ihre Homosexualität angesprochen. Die Äußerungen und Reaktionen von Spielern, Trainern und Offiziellen zeigt für den von Männern betriebenen Ballsport in dieser Hinsicht ein ganz anderes Bild. Während sich in anderen Sportarten lesbische, schwule und bisexuelle Spitzensportler wie [[Martina Navratilova]] (Tennis), [[Mark Tewksbury]] (Schwimmen), [[Greg Louganis]] (Schwimmen) oder [[Judith Arndt]] (Radsport) geoutet haben, hat sich bisher kein einziger männlicher deutscher Fußball-Profi geoutet.
* [[Othering]]<!--???-->

Das Thema ''Homosexualität'' wird im Profifußball sowohl stark emotionalisiert als auch tabusisiert. Hierbei handelt es sich um kein spezifisch deutsches sondern um ein generelles Phänomen innerhalb der Sportart. Eine schriftliche Anfrage des Senders ''BBC Radio Five Live'' bei 20 Vereinen der britischen ''Premier League'' mit drei Fragen zum Thema "Homophobie im Fußball" blieb 20 Mal unbeantwortet. <ref>vgl.''Why are there no openly gay footballers?'' online unter [http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/magazine/4427718.stm BBC News]</ref> Während Fansprechchöre die Beleidigungen gegnerischer Manschaften häufig extrem homophob aufladen, zeigen die Reaktionen der Offiziellen sehr deutlich, wie hoch das Konfliktpotential bei diese Thema ist. [[Jürgen Rollmann]], Ex-Profi von Werder Bremen, äußerte zu dieser Frage einmal „Schwule Spieler muss es geben, aber ich weiß nicht, wo“. Bei über 800 aktiven Spielern gibt es im deutschen Profifußball keinen Einzigen, der offen geoutet lebt. [[Heinz Bonn]], Spieler des HSV, hielt in den siebziger Jahren seine Homosexualität aus Furcht vor Karriereschäden geheim. Er wurde Alkoholiker und 1991 von einem Strichjungen ermordet.<ref>[http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,324932-3,00.html spiegel.de]: Oliver Lück & Rainer Schäfer: ''Homosexualität im Fußball - Warten auf das Coming-out'', 29. Oktober 2004</ref>
Die Geschichte des englischen Profis [[Justin Fashanu]], des bislang einzigen Fußballprofis, der sich zu seiner Homosexualität bekannte, beweist, wie heikel das Thema Homosexuallität in diesem Bereich noch immer ist. Fashanu erhängte sich 1998, acht Jahre nach seinem Coming-out, nachdem er in den USA angeklagt wurde, weil er sexuellen Verkehr mit einem fast erwachsenen jugendlichen Fußballschüler hatte, der ihn nach eigenen Angaben erpressen wollte.
Zur Situation in Deutschland äußerte sich [[Henning Bürger]], Profi von [[Rot-Weiß Erfurt]]: „Wenn sich ein Spieler outen würde, wäre der Rummel groß. Gerade bei Auswärtsspielen müsste ein bekennender Homosexueller einen riesigen Druck aushalten. Irgendwann passiert es, aber noch ist die Angst zu groß“. Auch [[Yves Eigenrauch]], Ex-Profi von [[Schalke 04]], vertritt eine Auffassung, die dies unterstreicht: „Es muss homosexuelle Spieler im Profifußball geben. So konservativ, wie sich der Sport darstellt, erführe die betreffende Person aber sicherlich eine große Ablehnung.“
{{Zitat|Ich habe in der Liga noch nie einen homosexuellen Spieler gesehen. Und bisher hat sich auch noch keiner bei mir geoutet. Aber es gibt bestimmt welche, auch wenn ich es mir nicht vorstellen kann. Wenn sich einer outen will, soll er das ruhig tun. Das ist doch jedem selbst überlassen.|Rudi Assauer, Manager von Schalke 04|zit. nach Bödeker 2004<ref name=BODEKER>Uwe Bödeker, Schwule Profis: Warum sich keiner outet. Der Kino-Film »Männer wie wir« sorgt für Aufsehen in der Fußball-Branche, in: Express, 7. Oktober 2004</ref>}}
[[FC St. Pauli| St.-Pauli-Präsident]] [[Corny Littmann]] hat sich wiederholt mit der Aussage geoutet, er hätte bereits intime Kontakte zu mehreren Spielern gehabt. Dennoch kommt er im Gegensatz zu Assauer zu dem Schluss:
{{Zitat|Ich würde keinem Profi raten, sich zu outen. Der soziale Druck wäre nicht auszuhalten. In einem heterosexuellen Mannschaftsgefüge ist man direkt der Außenseiter, wird angreifbar für Mitspieler, Gegenspieler und Medien.|Corny Littmann, Präsident des FC St. Pauli| zit. nach Bödeker 2004<ref name=BODEKER/>}}
[[Günter Netzer]] bestätigte 2004 in der Sendung "Menschen bei Maischberger" ein Outing wäre für prominente Spieler ''durchaus fatal''.<ref>Ricarda Schrader (dpa) '' Homosexualität trifft Fußball: "Männer wie wir"'' 08.10.2004 , online z.B. unter [http://www.wiesbadener-kurier.de/wasnlos/neuimkino/objekt.php3?artikel_id=1641364 Quelle]</ref>
In der Mannschaft des deutschen Frauennationalteams gibt es mehrere bekennende Lesben. [[Martina Voss]], eine der Ausnahmespielerinnen im deutschen Fußball der vergangenen zehn Jahre, wurde kurz vor den Olympischen Spielen 2000 nach 125 Länderspielen aus dem Nationalteam geworfen, weil sie wegen privater Probleme mit ihrer damaligen Freundin und Mannschaftskameradin [[Inka Grings]] die Teilnahme an einem Länderspiel absagen musste.
In Mainz, Stuttgart, Dortmund, St. Pauli und Dresden gibt es schwul-lesbische Fanclubs.
Ein typisches Beispiel für offene Homophobie im Profifußball gab der frühere Trainer der österreichischen Fußballnationalmannschaft, [[Otto Barić]]. In einem Interview mit der Schweizer Zeitung "[[Blick]]" äußerte er 2004 ''„Meine Spieler müssen echte Kerle sein. Also können Homosexuelle bei mir nicht spielen, höchstens gegen mich.“'' In einem anderem Gespräch äußerte er sich gegenüber der kroatischen Zeitung "Jutarnji List" ähnlich: ''„Ich weiß, dass es in meiner Mannschaft keine Homosexuellen gibt. Ich erkenne einen Schwulen innerhalb von zehn Minuten, und ich möchte sie nicht in meinem Team haben.“'' Offizielle Reaktionen von Vereins- und Verbandsseite auf die Aussagen von Baric erfolgten nicht.<ref>vergleiche hierzu:<br/>''Lattenknaller oder ist Fußball schwul? Homosexualität ist eines der letzten Tabus im Fußball – doch die Mauern bröckelt'' unter [http://www.chilli.cc/index.php?id=61-1-160&from= chilli.cc]<br/>''Homophobe Österreicher sorgen europaweit für Schlagzeilen'' unter [http://www.hosiwien.at/?p=381 hosiwien.at]<br/> "greenpoint",''Nur ein Spiel für echte Männer?'' unter [http://www.neon.de/kat/politik/soziales/1118128174/142769.html NEON].</ref>

1981 verkündete die FIFA, das in einigen Ländern verbreitete Küssen der Spieler während des Spiels sei ''"unmännlich, übertrieben gefühlsbetont und deshalb unangebracht"''.

Einige Spieler äußern sich ebenfalls homophob oder wollen sich zu dieser Frage generell nicht äußern.
Der früherer Spieler von Fortuna Düsseldorf Michael Schütz äußerte sich in einem Interview wie folgt: „Man würde gegen so einen nicht richtig rangehen, weil die gewisse Furcht vor Aids da wäre.“
Der ehemaliger Verteidiger des 1. FC Köln [[Paul Steiner]] erklärte bei einer Fernsehdiskussion zum Thema Homosexualität im Fußball. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Schwule Fußball spielen können.“ 2004 produzierte der US-Amerikaner Sherry Horman die Komödie [http://www.imdb.com/title/tt0375911/ ''Männer wie wir''] in der er diese in dieser Sportart verbreitete homophobe Auffassung in den Mittelpunkt der Handlung stellte.

Das österreichische Wettbüro ''Gamebookers'' gab im Juni 2005 bekannt, es sei bei 800 Fußballprofis statistisch unmöglich, dass es keine schwulen Fußballer gibt. Das Unternehmen bot daher an, darauf zu wetten, ob sich homosexuelle Spieler der höchsten europäischen Ligen outen werden. Beim Outing eines schwulen Profi-Fußballerpaares betrug die angebotene Quote 51, beim Outing eines Einzelspielers 1,5, für das Outing mehrer Fußballprofis schließlich bei 2,25.<ref>Die entsprechende Pressemitteilung findet sich unter [http://www.presseportal.de/story.htx?nr=685857&firmaid=39325 PM]</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Adrienne Rich]]: ''Compulsory Heterosexuality and Lesbian Existence.'' 1980 (englisch); zuerst erschienen in: ''Signs.'' Nr. 5, S. 631–660.<br />Deutsch: ''Zwangsheterosexualität und lesbische Existenz.'' In: Dagmar Schulz (Hrsg.) ''Macht und Sinnlichkeit: Ausgewählte Texte von Audre Lorde und Adrienne Rich.'' Orlanda Frauenverlag, Berlin 1993, S. 138–168.

* Dieter Haller (Hrsg.) ''Heteronormativität.'' Sonderausgabe. In: ''KEA – German Anthropological Journal.'' Nr. 14, 2001, S. 1–28.
* Eric Anderson, ''Openly gay athletes: Contesting hegemonic masculinity in a homophobic environment'' in: ''Gender & Society'' 16(6), Dezember 2002, pp. 860-877.
* Ian Ayres and Jennifer Gerarda Brown, ''Straightforward : how to mobilize heterosexual support for gay rights'', Princeton, NJ [u.a.] : Princeton Univ. Press, 2005
* ''Dictionnaire de l'homophobie'', publ. sous la dir. de Louis-Georges Tin, Paris : Presses Univ. de France, 2003
* David K. Johnson., ''The Lavender Scare: The Cold War Persecution of Gays and Lesbians in the Federal Government'', Chicago: University of Chicago Press, 2004
* Susanne zur Nieden (Hg.), ''Homosexualität und Staatsräson. Männlichkeit, Homophobie und Politik in Deutschland 1900-1945'', Frankfurt am Main /New York: Campus 2005
*[[Adrienne Rich]], [http://www.terry.uga.edu/~dawndba/4500compulsoryhet.htm Compulsory Heterosexuality and Lesbian Existence] (1980),zuerst in: ''Signs'' 5: 631-660. dt. ''Zwangsheterosexualität und lesbische Existenz'' in: Dagmar Schulz (Hg) ''Macht und Sinnlichkeit. Ausgewählte Texte von [[Audre Lorde]] und Adrienne Rich''. Berlin: Orlanda Frauenverlag 1993, S. 138-168
*[[Gayle Rubin]], ''Thinking Sex: Notes for a Radical Theory of the Politics of Sexuality''. In: Henry Abelove u.a. (Hg.): The Lesbian and Gay Studies Reader, New York (Routledge). 1993. (Erstveröffentlichung 1984.)<br />Deutsch: ''Sex denken. Anmerkungen zu einer radikalen Theorie der sexuellen Politik''. In: ''Queer denken. Gegen die Ordnung der Sexualität (Queer Studies)'', hg. von Andreas Kraß, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003, S. 31-79 - In ihrem bahnbrechenden Text analysiert Rubin Homophobie im Kontext des modernen sexuellen Systems.

== Siehe auch ==

* [[Strukturelle Diskriminierung]] &nbsp;|&nbsp; [[Allport-Skala]]
* [[Identität]] &nbsp;|&nbsp; [[Identifikation]] &nbsp;|&nbsp; [[Identifizierung]] &nbsp;|&nbsp; [[Queer Theory]] &nbsp;|&nbsp; [[Sexismus]]
* [[Weltanschauung]] &nbsp;|&nbsp; [[Ideologie]] &nbsp;|&nbsp; [[Menschenbild]] &nbsp;|&nbsp; [[Naturrecht]] &nbsp;|&nbsp; [[Selbstimmunisierung]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* Eva Fels, Dagmar Fink: [http://gendertalk.transgender.at/sexismus.htm ''Was ist Sexismus?''] In: ''Gendertalk.transgender.at.'' 2. Februar 2002 (Impulsreferat: Sexismusdefinitionen aus verschiedenen Wörterbüchern und feministischen Publikationen).
{{Wiktionary|Homophobie}}
* ''Google''-Suche
:* [http://www.google.de/search?hl=de&q=<!--
-->%2BHomophobie+%2Bduden+%2BFremdw%C3%B6rterbuch<!--
-->+%2B1997+%2Bkrankhafte&btnG=Suche Duden, Fremdwörterbuch 1997: „Homophobie - krankhafte Angst vor und Abneigung gegen Homosexualität“].
: Nach Ursprüngen, auch begrifflichen''':'''
:* englisch - [http://www.google.de/search?hl=de&as_q=origin<!--
-->+term+heterosexism+homophobia&lr=lang_en „origin term heterosexism homophobia“]
:* deutsch - [http://www.google.de/search?hl=de&as_q=ursprung<!--
-->+begriff+heterosexismus+homophobie&lr=lang_de „ursprung begriff heterosexismus homophobie“]

== Quellen und Anmerkungen ==
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Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Einzelnachweise
für eine Erklärung über wie Einzelnachweise bzw. Fußnoten erstellt
werden können unter Verwendung von "<ref(erences/)> Tags"

und etwas ausführlicher
Englisch: http://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Footnotes
for an explanation of how to generate footnotes
using the "<ref(erences/)> tags"
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<references/>

[[Kategorie:Homosexualität]]
[[Kategorie:Transgender]]
[[Kategorie:Diskriminierung]]


== Einzelnachweise ==
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[[nl:Homofobie]]
[[no:Homofobi]]
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[[ro:Homofobie]]
[[ru:Гомофобия]]
[[sv:Homofobi]]
[[tr:Homofobi]]
[[zh:同性恋恐惧症]]

Aktuelle Version vom 24. Juni 2025, 01:08 Uhr

Bist du ein Mann oder eine Frau? Nein.
Plakat auf dem Transgenialen CSD zu einer Frage, die für Transgender-Personen ein falsches Dilemma aufwirft (Berlin 2009)

Heterosexismus bezeichnet eine sexistische psychologische Einstellung und Ideologie, die Heterosexualität (gegengeschlechtliche Liebe) als überlegene oder einzig „natürliche“ Ausrichtung von menschlicher Sexualität vertritt und sexuelle Orientierungen von homosexuellen, bisexuellen, pansexuellen oder asexuellen Personen als „nicht normal“ abwertet und ablehnt. In die Abwertung werden teilweise auch Personen einbezogen, die nicht männlichen oder weiblichen Geschlechts sind (intergeschlechtlich, vergleiche „divers“) oder deren Geschlechtsidentität nicht mit ihrem Geburtsgeschlecht übereinstimmt (transgender und nichtbinäre Personen). Heterosexismus kann auch Cissexismus enthalten: die Erhöhung der Übereinstimmung von männlicher oder weiblicher Geschlechtsidentität mit dem entsprechenden Geburtsgeschlecht (vergleiche Transphobie). Heterosexismus wird als Abwehrform von Heteronormativität verstanden und wesentlich vom Wandel der Sexualethik beeinflusst (siehe auch Homosexualität und Religion).

Heterosexismus ist eine Abwehrform, „die jede nicht-heterosexuelle Form von Identität, Verhalten, Beziehung oder Gemeinschaft verleugnet, verunglimpft und stigmatisiert“.[1] Er ist zu verstehen als eine auf Heteronormativität gründende und nicht hinterfragte gesellschaftliche Setzung heterosexueller Lebensentwürfe und -weisen als sexuelle „Normalität“ und anderen Formen sexueller Orientierung überlegen,[2] die zum Beispiel schwule und lesbische Existenzen als Randerscheinung oder weniger natürliches Phänomen, als bloße „sexuelle Vorliebe“ abhandelt.[3]

Homophobie bezeichnet einerseits eine irrationale Angst vor Homosexualität und anderseits den Hass, Ekel und die Vorurteile, welche wiederum Angst und infolgedessen Aggression und Gewalt produzieren. Der Begriff „Homophobie“ wurde von dem Psychologen George Weinberg (1972) geprägt.[3][4][5]

Die sich in Bürgerrechtsbewegungen organisierenden Lesben und Schwulen haben den Begriff Homophobie bald durch den Begriff Heterosexismus ergänzt, um damit – in Parallele zu Begriffen wie Rassismus und Sexismus – auf eine ausgrenzende soziale und kulturelle Ideologie und auf die institutionelle Unterdrückung nicht-heterosexueller Menschen hinzuweisen.[6] Der Begriff Heterosexismus verweist eher auf Arroganz oder Chauvinismus als Ursache des ablehnenden Verhaltens.

Unabhängig davon, ob als Heterosexismus oder Homophobie bezeichnet, müssen die verschiedenen Formen heterosexistischer und homophober Gewalt (seitens Gesellschaft, Gruppierungen oder Individuen usw.) als gestörte Verhaltensweisen bezeichnet werden, die ihrerseits Lesben, Schwule, und alle nicht dem heteronormativen Schema entsprechenden Menschen in ihrer Entfaltung teilweise massiv beeinträchtigen, und unter denen sich sekundär psychische Störungen entwickeln können.[2]

Eng hängen damit die Geschlechterrollen zusammen, da jedes abweichende Verhalten als geschlechtsrolleninkonform wahrgenommen wird und dies bei den folgenden Begriffen eine entscheidende Rolle spielt. Der Feminismus hat das Ziel die Gleichheit, Menschenwürde und Entscheidungsfreiheit von Frauen, die Selbstbestimmung über deren Leben und ihren Körper, zu erreichen. Der Maskulinismus dagegen versteht sich als soziale Bewegung zur Korrektur bestimmter politischer Entwicklungen, für die er den Feminismus verantwortlich macht, und zur Stärkung der Position von Männern in der Gesellschaft.

Auch Formen des Hasses müssen nicht nur individualpsychologisch zu analysieren sein; oft sind sie sozial. Der Frauenhass, die Misogynie, trifft vor allem jene Frauen, die nicht unter die „aktuellen kulturellen Akzeptanzkategorien“ der sozialen Rolle von Weiblichkeit fallen. Dies trifft oft auch auf Transgender und Lesben zu. Die Misandrie als Männerhass kann aus dem Feminismus heraus, das bekämpfte Patriarchat und gegen einen Maskulinismus entstehen. Geschlechtsrolleninkonformes Verhalten spielt hier selten eine Rolle. Misogynie und Misandrie werden als Sexismus betrachtet.

In der extremen Ausformung der Queer-Theorie und auch selten bei nicht bewusst in dieser Theorie verhafteten bi- und homosexuellen Frauen und Männern wird prinzipiell alles, was der Heteronormativität entspricht infrage gestellt, manchmal auch das Andere als absolut überlegen dargestellt. Dann kann man von Heterophobie sprechen, die aber in ausgeprägter Form selten vorkommt. Auch ein Unverständnis und eine Abneigung aus schlechter Erfahrung gegenüber fest in der sozialen Norm lebende Menschen, die einen selber nicht verstehen, kann als Heterophobie wahrgenommen werden, muss ihr aber nicht entsprechen.

Übersicht über Abwehrformen gegen Teilbereiche sexueller Identität
Ideologie
Weltanschauung
Abwehrform Aversion bis Feindseligkeit
richtet sich gegen
Identitätsform
Heteronormativität Heterosexismus Nicht-Heteronormative soziale Norm (Hetero)
Biphobie   Homophobie
Transphobie
Bi- & Homosexuelle
Transgender
sexuelle Orientierung
Geschlechtsidentität
Geschlechterrolle
Feminismus   Maskulinismus

Androzentrismus

Sexismus: Misogynie / Misandrie Frauen / Männer
Queer-Theorie Heterophobie Heteronormativität

Siehe auch: Androzentrismus, Gynozentrismus | Gender Bias

Je nach Ausprägung reicht Heterosexismus von Vorurteilen (z. B. Schwule seien Heterosexuellen körperlich unterlegen) über ausgeprägte Abneigung und Befürwortung von Diskriminierung oder staatlichen Repressionen (vgl. Gesetze zur Homosexualität) gegen nicht der heterosexuellen Norm entsprechenden Menschen bis hin zu äußerstem Hass und körperlicher Gewalt gegen diese. Es sind auch Fälle bekannt, in denen Homosexuelle nur wegen ihrer sexuellen Orientierung ermordet wurden (z. B. nach vorherrschender Überzeugung der Mord an Matthew Shepard, die Täter hatten sich in ihrem Prozess u. a. mit einer “gay panic defense” verteidigt) oder Transgender, weil ihr soziales Geschlecht nicht mit dem biologischen übereinstimmte (z. B. der Tod von Brandon Teena).

Ein weiteres heterosexistisches Phänomen ist die Ex-Gay-Bewegung, die mit ihrem Bestreben, homosexuelle Menschen zu Heterosexuellen zu ändern, bei diesen psychische Schäden verursacht.[7]

Institutionelle Diskriminierung

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Eine besondere Form des Heterosexismus stellt die privilegierte staatliche Förderung der heterosexuellen Ehe dar. Bislang ist der Art. 6 des deutschen Grundgesetzes dahin gehend interpretiert worden, dass nur die heterosexuelle Ehe geschützt werden müsse. Diese Interpretation ist mit der Einführung des Lebenspartnerschaftsgesetzes auch nicht aufgegeben worden. Zu dieser Entwicklung schreibt Uwe Keßler in seinem „Handbuch“ zu der Entwicklung von Grundrechten:

„Als durchaus geglückter Musterfall einer demokratisch geordneten Rechtsentwicklung darf […] die jüngste vorsichtige Öffnung des Rechtsinstituts Ehe/Familie gesehen werden, durch die gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften im rechtlichen Vorhof der grundgesetzlich ‚besonders geschützten‘ Familiensitze und Erbhöfe zunächst immerhin eine wasserdichte Hütte errichtet worden ist: Seit nahezu 200 Jahren eine ‚Säule des sozialen Lebens‘ mit entsprechend dicht gewachsenen Privilegien, aber auch ebenso scharfen Abgrenzungen, genügt das Rechtsinstitut ‚Familie‘ nicht mehr den sich ausdifferenzierenden Lebensgewohnheiten einer wachsenden Zahl emanzipierter Rechtssubjekte; es wird in anschwellendem öffentlichem Diskurs problematisiert, mit konkurrierenden Gegenkonzepten konfrontiert, über geeignete Einzelfälle von der Judikatur, die unter der Herrschaft des GG teil hat am öffentlichen Diskurs, förmlich infrage gestellt, letztlich nach angemessen polarisierter Parlamentsdebatte vom Gesetzgeber schrittweise geöffnet, der dafür abschließend den differenzierten Segen des BverfG erhält. Formal wird durch das neue Gesetz das Verfassungsrecht nicht berührt; tatsächlich aber ist das Monopol der heterosexuellen Ehe als die Rechtsform für Lebenspartnerschaften gebrochen, und es wird nur eine Frage der weiteren Entwicklung sein, bis sie ihre bislang gesicherten Privilegien gegenüber nunmehr legalisiert konkurrierenden Partnerschaftsformen verliert.“[8]

Die Aktion EinszuEins fordert eine völlige Gleichstellung von Lebenspartnerschaften mit heterosexuellen Ehen in Deutschland. Nach einem Leitsatz des Bundesverfassungsgerichts aus dem Urteil vom 17. Juli 2002 über die Verfassungsmäßigkeit des „Gesetzes zur Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Gemeinschaften: Lebenspartnerschaften“ liegt diese Gleichstellung im Ermessensspielraum des Gesetzgebers. Sie ist zwar nicht aus Art. 6 GG als zwingend erforderlich herzuleiten: „Die eingetragene Lebenspartnerschaft ist keine Ehe im Sinne von Art. 6 Abs. 1 GG. Sie erkennt gleichgeschlechtlichen Paaren Rechte zu. Der Gesetzgeber trägt damit den Art. 2 Abs. 1 und Art. 3 Abs. 1 und 3 GG Rechnung, indem er diesen Personen zu einer besseren Entfaltung ihrer Persönlichkeit verhilft und Diskriminierungen abbaut.“ Dennoch enthalte Art. 6 GG andererseits kein Abstandsgebot, das eine solche Gleichstellung verbieten würde.[9] Die Tatsache, dass der Gesetzgeber von seinem ihm eingeräumten Spielraum keinen Gebrauch macht und dass ihm diese Option vom Bundesverfassungsgericht zugestanden wird, ist ein Beispiel für den institutionalisierten Heterosexismus, ebenso wie die Tatsache, dass es nur für heterosexuelle Ehen durch Art. 6 GG eine Institutsgarantie gibt.

Auch in den meisten anderen Ländern gibt es viele Gesetze, die den Heterosexismus stärken, meist im Zusammenhang mit der Ehegesetzgebung, so z. B. in den Vereinigten Staaten das Defense of Marriage Act. Auch der erst 2002 abgeschaffte Unterschied im Schutzalter für Sexualkontakte in Österreich war ein Beispiel für den institutionellen Heterosexismus (für Details, siehe hier). In vielen Ländern der Welt ist auch der Geschlechtsverkehr nur Heterosexuellen gesetzlich erlaubt. (Siehe: Gesetze zur Homosexualität)

Umfrageergebnisse

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Bei einer Befragung eines repräsentativen Querschnitts der Bevölkerung in allen Staaten der Europäischen Union zu verschiedenen Formen der Diskriminierung im Jahr 2008[10] stellt sich heraus, dass die „Diskriminierung auf der Grundlage der Homosexualität“ von den Befragten als die zweithäufigste Form der Diskriminierung bewertet wird (nach der Diskriminierung auf der Grundlage der ethnischen Herkunft). Mehr als die Hälfte der Europäer (51 %) sieht Heterosexismus als in ihrem Land verbreitetes Phänomen an. Die höchsten Werte wurden in Zypern, Griechenland (jeweils 73 %) und Italien (72 %) gemessen. Auch andere Anrainerstaaten des Mittelmeers erreichen überdurchschnittliche Werte. Die niedrigsten Werte gab es in Bulgarien (20 %) und Tschechien (27 %).

In Deutschland (40 %) und Österreich (43 %) gab zwar nur eine Minderheit an, dass die Diskriminierung auf der Grundlage von Homosexualität verbreitet vorkomme, aber in Deutschland ist der Wert von 2006 bis 2008 von 32 % auf 40 % angestiegen, während er beispielsweise in Slowenien im gleichen Zeitraum von 60 auf 46 % zurückgegangen ist.

Dass sie persönlich aufgrund ihrer Homosexualität diskriminiert worden seien, geben europaweit 1 % der Befragten an (Italien: 5 %). Berücksichtigt man als Bezugsgruppe nur die schwulen Männer und die lesbischen Frauen, so fällt auf, dass in den letzten 12 Monaten eigenen Angaben zufolge in Österreich 10 % aus dieser Gruppe selbst heterosexistische Diskriminierungen erlebt haben (europäischer Durchschnitt: 6 %).

Auf die Frage, wie wohl sie sich bei dem Gedanken an einen homosexuellen Nachbarn fühlten (Skala von 1 bis 10), ergab sich europaweit ein Durchschnittswert von 7,9. Der höchste Wert (9,5) ist in Schweden zu verzeichnen, der niedrigste (5,3) in Bulgarien, obwohl dort angeblich Heterosexismus kaum verbreitet sein soll (s. o.).

  • Adrienne Rich: Compulsory Heterosexuality and Lesbian Existence. 1980 (englisch); zuerst erschienen in: Signs. Nr. 5, S. 631–660.
    Deutsch: Zwangsheterosexualität und lesbische Existenz. In: Dagmar Schulz (Hrsg.) Macht und Sinnlichkeit: Ausgewählte Texte von Audre Lorde und Adrienne Rich. Orlanda Frauenverlag, Berlin 1993, S. 138–168.
  • Dieter Haller (Hrsg.) Heteronormativität. Sonderausgabe. In: KEA – German Anthropological Journal. Nr. 14, 2001, S. 1–28.
  • Eva Fels, Dagmar Fink: Was ist Sexismus? In: Gendertalk.transgender.at. 2. Februar 2002 (Impulsreferat: Sexismusdefinitionen aus verschiedenen Wörterbüchern und feministischen Publikationen).

Einzelnachweise

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  1. Gregory M. Herek: The Social Context of Hate Crimes: Notes on Cultural Heterosexism. In: Gregory M. Herek, Kevin T. Berrill (Hrsg.): Hate Crimes: Confronting Violence against Lesbians and Gay Men. Sage Publications, Thousand Oaks 1992, ISBN 978-0-8039-4542-5, S. 89–104, hier S. 89 (englisch).
  2. a b Kurt Wiesendanger: Heterosexismus und Homophobie. In: Psychoscope, 2002, Heft 2. Psychoscope ist die Zeitschrift der Föderation der Schweizer PsychologInnen. Artikel auch online verfügbar (s. Einleitung  |  Überhöhte Hetero-Werte  |  Angst und Abwehr).
  3. a b Claus Nachtwey: Opfer, Täter, Angebote – Gewalt gegen Schwule und Lesben (= Dokumente lesbisch-schwuler Emanzipation des Fachbereichs für gleichgeschlechtliche Lebensweisen. Nr. 15). Herausgegeben von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Berlin 1996 [2002], S. 32–33.
  4. Matthias Reisaus: Normalität, Integration oder Ausgrenzung gleichgeschlechtlich orientierter Personen am Arbeitsplatz. Diplomarbeit 2003, Abschnitt 3.2: Homophobie, S. 22–24 (PDF: 364 kB, 94 kB auf lsvd.de (Memento vom 4. Oktober 2007 im Internet Archive))
  5. George Weinberg: Society and the Healthy Homosexual. New York, 1972, S. ?? (englisch): „Homophobie: die Angst, mit Homosexuellen zusammen zu sein“.
  6. Gregory M. Herek: The context of anti-gay violence. Notes on cultural and psychological heterosexism. In: Journal of Interpersonal Violence, 5, 1990, S. 316–333.
  7. BT-Drs. 16/8022 Bundestag:Stellungnahme der Bundesregierung zu Antihomosexuelle Seminare und pseudowissenschaftliche Therapieangebote religiöser Fundamentalisten (PDF-Datei; 108 kB)
  8. Uwe Keßler: Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik: Grundrechte – Abwehr- und Teilhaberechte Grundrechte. (Memento vom 26. August 2011 im Internet Archive) Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2003, Abschnitt 1: Definitionen (Version vom 26. August 2011; vergleiche auch die 7. aktualisierte Auflage 2013).
  9. Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 17. Juli 2002, Az. 1 BvF 1/01, 1 BvF 2/01 (Volltext auf bverfg.de (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)).
  10. Eurobarometer spezial 296: Diskriminierung in der Europäischen Union: Wahrnehmungen, Erfahrungen und Haltungen S. 54–60