„Reduit“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Bundesfestung Mainz Kastel.jpg|mini|hochkant|[[Reduit (Mainz-Kastel)|Reduit in Mainz-Kastel]], rheinseitige Ansicht]] |
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Das '''Reduit''' (von [[Französische Sprache|franz]]. ''réduit'') ist ein verstärkter Verteidigungsbau, der zum Rückzug für die Besatzung diente, falls der vorgelagerte Verteidigungswall vom Feind überwunden wurde. Das Reduit (das Kernwerk) liegt im Inneren eines Verteidigungswalls. |
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== Im 19. Jahrhundert == |
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Vermehrt zum Einsatz kamen sie bei den [[Detachiertes Werk|detachierten Werken]] der Neupreußischen/Neudeutschen Befestigungsmanier des 19. Jahrhunderts. Sie gehörten zu den stärksten Festungsanlagen und sollten eine hartnäckige Verteidigung gewährleisten. Die [[Zitadelle]] zum Beispiel ist das Reduit beziehungsweise Rückzugswerk innerhalb einer [[Festung]], analog dazu hatte im Burgenbau der [[Bergfried]] die Funktion eines Reduits. |
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== Im 20. Jahrhundert == |
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== [[Schweizer Reduit|Réduit in den Schweizer Alpen]] (Réduit National)== |
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Das [[Schweizer Réduit]] ist ein System aus militärischen Verteidigungsanlagen in den Schweizer Alpen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es zum Inbegriff des Widerstands der Schweiz gegen das Deutsche Reich – zum einen wegen ihres Widerstandswillens, zum anderen aufgrund der militärischen Widerstandsfähigkeit der Schweizer Armee im Alpenraum. |
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== Begriff == |
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Der Bau einer [[Festung]] am Alpenübergang über den [[Gotthard]] begann 1886, kurz nachdem die [[Gotthardbahn]] eröffnet worden war. Diese Alpenfestung nach den Plänen von Generalstabschef [[Max Alphons Pfyffer]] von [[Altishofen]] wurde bis [[1920 ]]erweitert in den Räumen [[Airolo]], [[Andermatt]], [[Oberalppass]] sowie [[Furkapass|Furka]]- und [[Grimselpass]]. |
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Es gibt viele ähnliche Begriffe, die je nach Region und Epoche gleiches oder verschiedenes bezeichnen: [[Festung]], [[Schanze (Festungsbau)|Schanze]], [[Lünette (Festungsbau)|Lünette]], [[Flesche]], [[Fort]] und andere. |
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== Reduits in Deutschland == |
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[[Image:Panzerturm.jpg|right|thumb|Getarnte Turmkanone einer Schweizer Festung]] |
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* [[Festung Antwerpen]], [[Antwerpen]] |
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[[Bild:euschelsbunker.jpg|right|thumb|Getarnte Schiesscharten der Sperre [[Euschels]] (CH/[[Kanton Freiburg|FR)]] Zitat: ''Die Werke auf dem Euschels gehören zum Besten was im Raum der 1. Div. gebaut wurde.'' (Persönlicher Stab des Generals 19.6.1944)]] |
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[[Bild:jaunbunker.jpg|right|thumb|Getarnte Schiesscharte (Pak) der verbunkerten Sperre [[Jaun]] (CH/FR)]] |
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General [[Henri Guisan]] hat diese Idee der Alpenfestung übernommen und erweitert. Bei dem Amtsantritt des Generals 1939 gab es keine aktualisierten Operationspläne. Der Schweizer Generalstab sah nach dem Ende des Ersten Weltkrieges keine Notwendigkeit mehr, sich auf einen großen Angriff vorzubereiten. |
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* [[Reduit (Mainz-Kastel)|Reduit des Brückenkopfes Kastel der Festung Mainz]] – Rheinufer in [[Mainz-Kastel]] |
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* [[Reduit Tilly]] – Teil der Brückenkopfbefestigung der [[Landesfestung Ingolstadt]] |
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Nach der völligen Umzingelung der Schweiz nach dem [[Westfeldzug 1940|Fall Frankreichs]] im Juni 1940 gab General Guisan am [[Rütlirapport]] vom [[25. Juli]] [[1940]] den Plan bekannt, im Falle eines Angriffs der [[Achsenmächte]] die Verteidigung der Schweiz auf das Gebiet der Hochalpen mit den wichtigen Passübergängen, vor allem dem [[Gotthardmassiv]] zu konzentrieren und alle Zufahrten zu den Bergen notfalls zu zerstören. |
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* [[Komárom]] ''Monostori erőd (Festung Monostor)'' in Ungarn |
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== Weblinks == |
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Mit dem '''Operationsbefehl Nr. 13 vom 24. Mai 1941''' wurde die Konzentration auf die Verteidigung des Réduit noch verstärkt. Mit diesem Befehl wurde die vorgeschobene Stellung (im Nordosten entlang [[Zürichsee]] und [[Limmat]] bis in den Raum [[Hauenstein (Pass)|Hauenstein]] von dort weiter westwärts über den [[Schweizer Jura|Jura]] zum [[Jolimont]] zwischen [[Neuenburger See]] und [[Bielersee]], weiter über den [[Mont Vully|Wistenlacherberg]] und anschließend von [[Murten]] an die [[Saane]]) als operative Stellung aufgegeben, die endgültige Aufstellung praktisch der gesamten Schweizer Armee sollte fortan im Réduit erfolgen. Die Konzentration der Verteidigung auf das Réduit stand unter dem Eindruck des [[Balkanfeldzug (1941)|Balkanfeldzugs]] vom April 1941. Dabei hatte die deutsche [[Wehrmacht]] in nur 23 Tagen [[Jugoslawien]] und [[Griechenland]] überrannt; der Vorgang bestätigte einerseits die hochgradige Aggressivität des [[nationalsozialistisch]]en Deutschlands, andererseits aber den geringen Verteidgungswert von Mittelgebirgen als Hindernisse gegen angreifende [[Panzertruppe]]n. Die Schweizer Armeeführung, die noch über keine nennenswerte eigene Panzerwaffe verfügte, zog mit der weitestgehenden Konzentration der Landesverteidigung auf das [[Hochgebirge]] die logische Konsequenz. |
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{{Wiktionary}} |
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* [https://www.fortenantwerpen.be/ www.fortenantwerpen.be] |
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Von der Grenze durchs Mittelland sollte im Kriegsfall also nur noch ein [[Gefechtsart|Verzögerungskampf]] geführt werden. Das dichtbevölkerte [[Mittelland (Schweiz)|Mittelland]] und damit alle wirtschaftlichen Zentren des Landes wären notfalls rasch preisgegeben worden wären. Diese Konzentration der Verteidigung auf den Alpenraum war nicht unumstritten. Sie wurde in den folgenden Jahren nach weitgehender Fertigstellung der zentralen Befestigungen auch wieder abgeschwächt, indem auch im unmittelbaren Grenzgebiet und im Mittelland Tausende Sperren und Geländebestigungen aller Art und Größe erichtet wurden. |
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[[ru:Бастионная система укреплений#Редюит]] |
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Die Zentralraumstellung umfasste im wesentlichen den Alpenraum ohne den größeren Teil [[Graubünden]]s und weitgehend auch ohne das [[Tessin]], wobei die nördliche Grenze im [[Berner Oberland]] durch den [[Hohgant]], [[Heiligenschwendi]] und den [[Thunersee]], sowie den Unterlauf der [[Kander]] und die [[Stockhorn]]kette gebildet wurde. Entlang dieser Linie sind viele Geländebefestigungen, etwa Panzergräben und betonierte Höckersperren ("Toberlone-Sperren") noch heute zu sehen. Infolge des Befehls Nr. 13 wurde der eigentliche Festungsbau zunächst fast ganz auf den zentralen Alpenram konzentriert. Vor allem die Eingänge des Réduit im Westen ([[St. Maurice]] im Rhonetal) und im Osten ([[Sargans]] im Rheintal) wurden mit komplexen Festungssystemen massiv geschützt. Die Baukosten des Réduit bis zum Kriegsende 1945 beliefen sich laut einem Bericht der ''[[Luzerner Zeitung]]'' vom 10. Juni 2006 auf 657 Millionen Franken, das sind in heutiger Kaufkraft etwa acht Milliarden Franken. Ein großer Teil der dabei errichteten Bauten wurden im Zuge der Armeereformen seit 1995 aufgegeben und ihre Geheimhaltung aufgehoben, einige werden aber weiterhin militärisch genutzt. |
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[[sl:Nacionalna pregrada]] |
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<!--Die endgültige Form des Réduit wurde am 24. Mai 1941 durch den Operationsbefehl Nr. 13 befohlen. (zu erläutern) --> |
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Zu den wichtigsten Festungen des Réduits gehörten die genannten Festungswerke [[Sargans]] und [[St-Maurice]]<!-- Bitte keinen Editwar (St. Moritz vs St-Maurice) beginnen, sondern Diskussion beachten --> sowie der [[Sankt Gotthard]] als Zentrum des Réduits. Diese Anlagen waren mit aller notwendigen Infrastruktur ausgerüstet, auch mehrere Flughäfen gehörten zur Ausstattung des Réduit. Neben den Waffensystemen wurden auch die Unterkünfte, Küchen, Operationsstellen, Krankenzimmer und Bäckereien in die Festungen mit eingebaut. Diese großen Werke hatten Besatzungen von 100 bis 600 Mann. Diese große Zahl der für den Betrieb notwendigen Leute stand ab ca. 1990 in keiner Relation mehr zur Waffenwirkung aus den Anlagen. Viele der Anlagen wurden zurückgebaut. Einige wenige wurden in Museen umgewandelt und können besichtigt werden. |
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Neben jenen Werken, in denen Waffen platziert waren, wurden auch Anlagen gebaut, um Verbrauchsgüter aufzunehmen. In diesen Werken wurden und werden zum Teil noch heute Waren und Einrichtungen wie |
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*Lebensmittel |
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*Ersatzteile für die Armee |
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*Treibstoff |
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*Reparaturwerkstätten |
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*Produktionsanlagen für Medikamente |
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*Anlagen für die Erstellung von Zeitungen |
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eingelagert oder eingebaut. |
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Als eine Auswirkung der strengen Geheimhaltung sind viele Gerüchte und Legenden entstanden. ''Einem der Gerüchte zufolge existiere auch ein getarnter Flughafen in den Schweizer Bergen. Angeblich gibt es ein riesiges Tor im Gestein, durch das die [[Kampfflugzeug]]e heraus- und wieder hineinfliegen können. Eine weitere solche Legende besagt dass der Gotthard so durchlöchert sei dass man hinter dem Zeughaus [[Erstfeld]] hereinfahren und bei [[Bodio]] wieder ans Tageslicht kommen könne.'' |
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== Nachwirken: Das Réduit als Mythos == |
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Das Bild der von allen Seiten eingeschlossenen, aber sich tapfer verteidigenden Schweiz, wie es durch das Réduit symbolisiert wird, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum nationalen, insbesondere von der [[Aktivdienst]]generation gepflegten [[Mythos]]. Dies geschah im Rahmen der [[Geistige Landesverteidigung|geistigen Landesverteidigung]], die nunmehr auch gegen die [[Kommunismus|kommunistische]] Bedrohung angewendet wurde. So diente bei der Schweizerischen [[Schweizerische_Landesausstellung#Schweizerische_Landesausstellung_1964_in_Lausanne_.28EXPO.29|Landesausstellung]] [[1964]] in Lausanne ein riesiger [[Igel]] aus Beton als Sinnbild für die Schweiz im fortdauernden Réduit. Dieses Geschichtsbild wurde spätestens mit der Veröffentlichung des [[Bergier-Bericht|Berichts der Bergier-Kommission]] 1999 in Frage gestellt. |
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In seiner deutlichsten Ausformung, die alle anderen Bemühungen, die Unabhängigkeit während der Kriegsjahre zu erhalten, geringer schätzt, ist das Réduitdenken ein wichtiger Bestandteil der Ideologie der [[Schweizerische Volkspartei]] (SVP) und wird bis in die Gegenwart als nachahmenswertes Vorbild - zum Beispiel gegenüber supranationalen Vereinigungen wie der [[Europäische Union|Europäischen Union]], der Überfremdung durch die Aufnahme zu vieler Ausländer, aber auch gegenüber dem internationalen [[Terrorismus]] - empfohlen. |
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* [[Festung Mainz]] - Rheinufer bei Mainz |
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Das auf der hessischen Rheinseite ([[Mainz-Kastel]] (zu Wiesbaden))direkt neben der Theodor-Heuss-Brücke gelegene, Reduit genannte Gebäude beherbergt heute zahlreiche Vereinsheime und Jugendpflege-Einrichtungen. Der Innenhof wird im Sommer für Open-Air-Kinos, -Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt. Außerdem ist auch das Kasteler Heimatkundemuseum, das Museum Castelanum, in der Reduit untergebracht. |
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==Literatur== |
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*Der zweite Weltkrieg Band 1 ISBN 3-7166-0048-2 |
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* Walter A. Gieringer (Hrsg.): ''Erinnerungen an die Festungsbrigade 13''. Bündner Buchvertrieb, Chur 2003 |
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* Matthias Halter und Stefan Wyer (Hrsg.): ''Auf hoher Bastion : Festungsbrigade 23 : Geschichte und Geschichten der Gotthardbrigade.'' Aktiv Verlag, Stans 2003, ISBN 3-909191-29-0 |
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*Adolf Grossert, Hans Gut, Peter Ziegler: ''Über dem Nebel : aus der Geschichte des Festungsregimentes 23, 1948-1994.'' Neue Kirschgarten AG, Basel 1995. |
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*Th. Geiger, S. Läuchli (Hrsg.): ''50 Jahre FWK : Fest Wachtkorps.'' Bundesamt für Genie und Festungen, Bern 1992 |
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*Hans-Rudolf Maurer (Hrsg.): Geheime Kommandoposten der Armeeführung im Zweiten Weltkrieg : Projekte, Bauten und der Mobile Kommandoposten. Verlag Merker im Effingerhof, Lenzburg 2001, ISBN 3-85648-120-6 |
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*Bundesarchiv Bern |
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==Weblink== |
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* [http://www.fort.ch Die Festungsmuseen der Schweiz] |
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[[Kategorie:Festung_in_der_Schweiz]] |
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[[Kategorie:Schweizerische Militärgeschichte]] |
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[[en:Reduit]] |
Aktuelle Version vom 11. November 2023, 11:40 Uhr

Das Reduit (von franz. réduit) ist ein verstärkter Verteidigungsbau, der zum Rückzug für die Besatzung diente, falls der vorgelagerte Verteidigungswall vom Feind überwunden wurde. Das Reduit (das Kernwerk) liegt im Inneren eines Verteidigungswalls.
Im 19. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vermehrt zum Einsatz kamen sie bei den detachierten Werken der Neupreußischen/Neudeutschen Befestigungsmanier des 19. Jahrhunderts. Sie gehörten zu den stärksten Festungsanlagen und sollten eine hartnäckige Verteidigung gewährleisten. Die Zitadelle zum Beispiel ist das Reduit beziehungsweise Rückzugswerk innerhalb einer Festung, analog dazu hatte im Burgenbau der Bergfried die Funktion eines Reduits.
Im 20. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Schweizer Réduit ist ein System aus militärischen Verteidigungsanlagen in den Schweizer Alpen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es zum Inbegriff des Widerstands der Schweiz gegen das Deutsche Reich – zum einen wegen ihres Widerstandswillens, zum anderen aufgrund der militärischen Widerstandsfähigkeit der Schweizer Armee im Alpenraum.
Begriff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt viele ähnliche Begriffe, die je nach Region und Epoche gleiches oder verschiedenes bezeichnen: Festung, Schanze, Lünette, Flesche, Fort und andere.
Reduits in Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Festung Antwerpen, Antwerpen
- Bundesfestung Ulm – mehrere Außenforts
- Festung Koblenz – Fort Asterstein, Feste Kaiser Franz, gebaut 1878–1905, Umfang 14 km.
- Reduit des Brückenkopfes Kastel der Festung Mainz – Rheinufer in Mainz-Kastel
- Reduit Tilly – Teil der Brückenkopfbefestigung der Landesfestung Ingolstadt