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„Gewöhnliche Schuppenwurz“ – Versionsunterschied

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! Schuppenwurz
| Taxon_Name = Gewöhnliche Schuppenwurz
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[[Datei:Lathraea squamaria, Pollen, gefärbt.jpg|mini|''Lathraea squamaria,'' Pollen, gefärbt]]
Die '''Schuppenwurz ''' (''Lathraea squamaria'') ist eine [[Pflanzen]][[Art (Biologie)|-Art]] aus der [[Familie (Biologie)|Familie ]] der [[Sommerwurzgewächse]] (Orobanchaceae).
Die '''Gewöhnliche Schuppenwurz''' (''Lathraea squamaria''), auch '''Aufrechte Schuppenwurz''', ist eine Pflanzen[[Art (Biologie)|art]] aus der [[Gattung (Biologie)|Gattung]] der [[Schuppenwurzen]] (''Lathraea'') in der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Sommerwurzgewächse]] (Orobanchaceae).


== Ökologie ==
== Beschreibung ==
[[Datei:Lathraea squamaria Sturm59.jpg|mini|links|Schuppenwurz (''Lathraea squamaria''), Illustration]]
Die Schuppenwurz ist ein Geophyt und überdauert den Winter über ihr reich verzweigtes Rhizom. Sie ist ein [[Holoparasit|Vollschmarotzer]] und wird zu den Blutungssaftschmarotzern <ref>Hubert Ziegler: 'Lathraea'', ein Blutungssaftschmarotzer''. In: ''Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft'' 68 (1955), S. 311-318.</ref> (''Xylemparasiten'') gezählt, da sie mit Hilfe von speziellen unterirdischen Saugorganen (''[[Haustorien]]'') den Saft von anderen Pflanzen ansaugt. Dabei nimmt sie einen Sonderstatus unter den ''Holoparasiten'' ein, indem sie den Pflanzensaft aus dem ''[[Xylem]]'' der Wirte anzapft und nicht wie sonst ausschließlich das ''[[Phloem]]'' angezapft wird. Normalerweise ist das ''Xylem'' der Wirtspflanzen, welche fast immer Bäume sind, verholzt. Da im Frühjahr das ''Xylem'' der Bäume jedoch mit organischen Verbindungen und Pflanzensäften durchtränkt ist, ermöglicht das der Schuppenwurz, im Frühjahr aufzublühen. Sie parasitiert vornehmlich an [[Hasel]]n, [[Erle]]n, [[Pappel]]n, [[Weide]] und [[Buche]]n.
[[Datei:Lathraea squamaria vMH361.jpg|mini|links|Vollständige Pflanze, Illustration]]
Die Gewöhnliche Schuppenwurz ist eine [[Ausdauernde Pflanze|ausdauernde]]<ref>{{Literatur |Autor=Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald |Titel=Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol: Bestimmungsbuch für alle in der Republik Österreich, im Fürstentum Liechtenstein und in der Autonomen Provinz Bozen/Südtirol (Italien) wildwachsenden sowie die wichtigsten kultivierten Gefäßpflanzen (Farnpflanzen und Samenpflanzen) mit Angaben über ihre Ökologie und Verbreitung |Auflage=3., verbesserte und erweiterte Auflage der „Exkursionsflora von Österreich“ |Verlag=OÖ. Landesmuseen |Ort=Linz |Datum=2008 |ISBN=978-3-85474-187-9 | Seiten= <!-- Seitenangabe fehlt --> }}</ref>, [[Krautige Pflanze|krautige]], fast [[chlorophyll]]<nowiki />freie [[Schmarotzer]]pflanze, die oberirdisch einen etwa 10–30&nbsp;cm hohen [[Spross]] ausbildet.


Die [[Blüte]]n sind trübrosa bis -lila gefärbt und in einer einseitswendigen übergebogenen [[Traube]] angeordnet.
Als Bestäuber fungieren Insekten, vor allem Hummeln und (Honig-)Bienen. Es kommt nicht selten vor, dass die vorweiblichen ([[Proterogynie|''proterogynen'']]) Blüten auch durch den Wind bestäubt werden (''[[Anemophilie]]''). In kalten Jahreszeiten können die Blüten sich auch unterirdisch bilden. Hier kann es dann zur Bestäubung kommen, ohne dass sich die Blüten öffnen (''[[Kleistogamie]]''). Der Fruchtansatz ist stets sehr hoch, fast alle Blüten entwickeln sich zu Früchten.


Unterirdisch bildet sie ein reich verzweigtes, bis zu 2&nbsp;m langes [[Rhizom]] aus, das ein Gewicht von bis zu 5&nbsp;kg erreichen kann. Das Rhizom ist mit fleischigen stärkereichen Schuppen besetzt, die umgewandelte Niederblättchen mit Speicherfunktion darstellen.
Die langlebigen Samen müssen näher als 1 cm an der Wirtswurzel liegen, um auskeimen zu können. Sie werden zumeist durch Wind, Wasser oder durch Ameisen ausgebreitet.


Das Rhizom besitzt zudem kleine Saugorgane ([[Haustorien]]), mit denen die Pflanze in das Gewebe von Bäumen oder anderen Wirtspflanzen eindringt und dort deren Saft saugt.
== Namensgebung ==

Der deutscher Name leitet sich von den fleischigen, weißlichen, stärkehaltigen Speicherschuppen am [[Rhizom]] her <ref>Hans Christian Weber: ''Vergleichende Betrachtungen über die unterirdischen Organe von'' Lathraea squamaria ''L. und'' Tozzia alpina ''L. (Scrophulariaceae) ''. In: ''Beiträge zur Biologie der Pflanzen'' 51 (1975), S. 1 - 15, {{ISSN|0005-8041}}</ref>.
Da die Schuppenwurz keine Blätter ausbildet, fehlt der [[Transpiration]]s<nowiki />sog, der die [[Assimilate]] von der Wurzel in die oberen Teile der Pflanze saugt. Der Stängel besitzt deshalb spezielle Wasserdrüsen ([[Hydathoden]]), die das [[Wasserpotential]] zwischen Wirt und Parasit aufrechterhalten, indem sie aktiv Wasser ausscheiden oder aufnehmen.
Der botanische Name bedeutet, dass die Pflanze oft weitgehend im Boden verborgen (griech. ''lathraios'' = verborgen) ist.

Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 36 oder 42.<ref name="Oberdorfer" />


== Vorkommen ==
== Vorkommen ==
Die Schuppenwurz blüht von März bis April direkt nach der Schneeschmelze wenn die Wirtsbäume gerade mit dem Wassertransport beginnen. Jedoch kommt es erst im Alter von etwa 10 Jahren zu einer Blühreife. Die Schuppenwurz kommt in ganz Deutschland zerstreut vor und ist vereinzelt auch in anderen Teilen Europas und West-Asiens zu finden.
Die Schuppenwurz blüht von März bis April direkt nach der Schneeschmelze, wenn die Wirtsbäume gerade mit dem Wassertransport beginnen. Jedoch kommt es erst im Alter von etwa 10 Jahren zu einer Blühreife. Die Schuppenwurz kommt in ganz Deutschland zerstreut vor und ist vereinzelt auch in anderen Teilen Europas und West-Asiens zu finden. Sie ist in Mitteleuropa eine Querco-Fagetea-Klassencharakterart.<ref name="Oberdorfer" />


In den Allgäuer Alpen steigt sie in Vorarlberg auf der Vorderen Üntschenalpe bei [[Schoppernau]] bis zu 1550 m über Meereshöhe auf,<ref name="Dörr und Lippert" /> in Nordtirol<ref>{{Literatur | Autor=Adolf Polatschek | Titel=Flora von Nordtirol, Osttirol und Vorarlberg | Band=4 | Verlag=Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum | Ort=Innsbruck | Datum=2001 <!-- | ISBN=3-9500278-3-6 laut Buch --> | Seiten=203–204, hier S.&nbsp;204 }}</ref> und in Frankreich<ref>{{Literatur | Autor=Jean-Marc Tison, Bruno de Foucault, Société botanique de France | Titel=Flora Gallica. Flore de France | Auflage=1.&nbsp;Auflage, 2.&nbsp;Druck (mit zahlreichen Korrekturen) | Verlag=Biotope Éditions | Ort=Mèze | Datum=2014 | Sprache=fr | ISBN=978-2-36662-012-2 | Seiten=856 }}</ref> bis 1600&nbsp;m, in den spanischen Pyrenäen bis 1400&nbsp;m.<ref>{{Literatur | Titel=Flora iberica. Plantas vasculares de la Península Ibérica e Islas Baleares | Hrsg=Santiago Castroviejo | Band=13 | Verlag=Real Jardín Botánico, CSIC | Ort=Madrid | Datum=2009 | Sprache=es | Online=https://bibdigital.rjb.csic.es/idurl/1/13746 | Seiten=536–539, hier S.&nbsp;538 }}</ref>
[[Bild:Lathraea squamaria.jpg|thumb|200px|right|Schuppenwurz (''L. squamaria'']]


== Erkennungsmerkmale ==
== Systematik ==
Man kann zwei Unterarten unterscheiden<ref name="Euro+Med" />:
Die Schuppenwurz ist ein fast [[chlorophyll]]<b/>freier [[Holoparasit|Vollschmarotzer]], der oberirdisch eine etwa 10 bis 30 cm hohe mehrjährige [[krautige Pflanze]] ausbildet. Unterirdisch bildet sie ein reich verzweigtes bis zu 2 m langes ''[[Rhizom]]'' aus, das ein Gewicht von bis zu 5 kg erreichen kann.
* ''Lathraea squamaria'' {{Person|L.}} subsp. ''squamaria''
Das Rhizom ist mit fleischigen stärkereichen Schuppen besetzt, die umgewandelte Niederblättchen mit Speicherfunktion darstellen. Das Rhizom besitzt zudem kleine Saugorgane (''[[Haustorien]]''), mit denen die Pflanze in das ''[[Xylem]]'' von Bäumen oder anderen Wirtspflanzen eindringt und dort deren Saft saugt.
* ''Lathraea squamaria'' subsp. ''tatrica'' {{Person|Hadač}}: Sie kommt in Deutschland, in Polen und in der Slowakei vor.<ref name="Euro+Med" />
Da die Schuppenwurz keine Blätter ausbildet, fehlt der [[Transpiration]]s<b/>sog der die ''[[Assimilate]]'' von der Wurzel in die oberen Teile der Pflanze saugt. Der Stängel besitzt deshalb spezielle Wasserdrüsen (''[[Hydathoden]]''), die das [[Wasserpotential]] zwischen Wirt und Parasit aufrecht erhalten, indem sie aktiv Wasser ausscheiden oder aufnehmen.

Die Blüten sind trübrosa gefärbt und in einer einsetswendigen übergebogenen Traube angeordnet.
== Ökologie ==
[[Datei:Lathraea squamaria.jpg|mini|Schuppenwurz (''Lathraea squamaria'')]]
Die Schuppenwurz ist ein Geophyt und überdauert den Winter über ihr reich verzweigtes Rhizom. Sie ist ein [[Vollschmarotzer]] (Holoparasit) und wird zu den Blutungssaftschmarotzern<ref>Hubert Ziegler: ''Lathraea, ein Blutungssaftschmarotzer''. In: ''Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft'' 68 (1955), S. 311–318.</ref> (Xylemparasiten) gezählt, da sie einen Sonderstatus unter den Holoparasiten einnimmt, indem sie den Pflanzensaft aus dem [[Xylem]] der Wirte anzapft und nicht wie sonst ausschließlich das [[Phloem]] angezapft wird. Normalerweise ist das Xylem der Wirtspflanzen, welche fast immer Bäume sind, verholzt. Da im Frühjahr das Xylem der Bäume jedoch mit organischen Verbindungen und Pflanzensäften durchtränkt ist, ermöglicht das der Schuppenwurz, im Frühjahr aufzublühen. Sie parasitiert vornehmlich an [[Hasel (Botanik)|Haseln]], [[Erlen (Botanik)|Erlen]], [[Pappel]]n, [[Weiden (Botanik)|Weiden]] und [[Buche]]n.

Bestäuber sind Insekten, vor allem [[Hummeln]]<ref>{{Literatur | Autor=Peter Sell, Gina Murrell | Titel=Flora of Great Britain and Ireland | Band=Band&nbsp;3: ''Mimosaceae – Lentibulariaceae'' | Verlag=Cambridge University Press | Ort=Cambridge | Datum=2009 | Sprache=en | ISBN=978-0-521-55337-7 | Seiten=500 }}</ref> und [[Bienen|(Honig-)Bienen]]. Nicht selten werden die vorweiblichen ([[Proterogynie|proterogynen]]) Blüten auch durch den Wind bestäubt ([[Anemophilie]]). In ungünstigen Jahren können die Blüten sich auch unterirdisch bilden. Hier kann es dann zur Bestäubung kommen, ohne dass sich die Blüten öffnen ([[Kleistogamie]]). Der Fruchtansatz ist stets sehr hoch, fast alle Blüten entwickeln sich zu Früchten.

Die langlebigen Samen müssen näher als 1&nbsp;cm an der Wirtswurzel liegen, um auskeimen zu können. Sie werden zumeist durch Wind, Wasser oder durch Ameisen ausgebreitet.

== Etymologie ==
Der deutsche Name leitet sich von den fleischigen, weißlichen, stärkehaltigen Speicherschuppen am [[Rhizom]] ab.<ref>Hans Christian Weber: ''Vergleichende Betrachtungen über die unterirdischen Organe von Lathraea squamaria L. und Tozzia alpina L. (Scrophulariaceae)''. In: ''Beiträge zur Biologie der Pflanzen'', Band 51 (1975), S. 1–15, {{ISSN|0005-8041}}</ref> Das botanische [[Epitheton#Biologie|Artepitheton]] ''squamaria'' bezieht sich ebenfalls auf die Schuppen (lateinisch ''squama'' 'Schuppe'). Der Gattungsname weist darauf hin, dass die Pflanze oft weitgehend im Boden verborgen (griechisch ''lathraios'' 'verborgen') ist.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Hans Christian Weber: ''Parasitismus von Blütenpflanzen''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-10529-X.
* Hans Christian Weber: ''Parasitismus von Blütenpflanzen''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-10529-X.
* Hans Christian Weber: ''Schmarotzer: Pflanzen, die von anderen leben''. Belser, Stuttgart 1978, ISBN 3-7630-1834-4.
* Hans Christian Weber: ''Schmarotzer: Pflanzen, die von anderen leben''. Belser, Stuttgart 1978, ISBN 3-7630-1834-4.
* Job Kuijt: ''Biologische und morphologische Hinweise zur systematischen Stellung von'' Lathraea. In: ''Beiträge zur Biologie der Pflanzen'' 49 (1973), S. 137-146, {{ISSN|0005-8041}}.
* Job Kuijt: ''Biologische und morphologische Hinweise zur systematischen Stellung von'' Lathraea. In: ''Beiträge zur Biologie der Pflanzen'' 49 (1973), S. 137–146, {{ISSN|0005-8041}}.
* Emil Heinricher: ''Monographie der Gattung'' Lathraea. Gustav Fischer-Verlag, Jena 1931.
* Emil Heinricher: ''Monographie der Gattung'' Lathraea. Gustav Fischer-Verlag, Jena 1931.

== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="Oberdorfer">[[Erich Oberdorfer]]: ''Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete''. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 862. ISBN 3-8001-3131-5</ref>
<ref name="Dörr und Lippert">Erhard Dörr, [[Wolfgang Lippert (Botaniker)|Wolfgang Lippert]]: ''Flora des Allgäus und seiner Umgebung.'' Band 2, IHW-Verlag, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 479.</ref>
<ref name="Euro+Med"> Karol Marhold, 2011: ''Scrophulariaceae'':
[http://ww2.bgbm.org/EuroPlusMed/PTaxonDetail.asp?NameId=34252&PTRefFk=7200000 Datenblatt ''Lathraea squamaria'' In: ''Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.'']</ref>
</references>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.floraweb.de/MAP/scripts/esrimap.dll?name=florkart&cmd=mapflor&app=distflor&ly=gw&taxnr=3285 Verbreitung in Deutschland]
* [http://linnaeus.nrm.se/flora/di/scrophularia/lathr/lathsquv.jpg Karte des Gesamtareals]
{{Commons|Lathraea squamaria|Schuppenwurz}}
{{Commons|Lathraea squamaria|Schuppenwurz}}
* {{FloraWeb|3285}}

* {{BiolFlor|1774}}
== Fußnoten ==
* {{BIB|3285}}
<references />
* {{InfoFlora|ID=1989|WissName=Lathraea squamaria L.|Abruf=2016-03-22}}
* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Rachenbluetler/schuppenwurz1.htm#Gewöhnliche Schuppenwurz Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'')]


[[Kategorie:Sommerwurzgewächse]]
[[Kategorie:Sommerwurzgewächse]]

[[da:Almindelig Skælrod]]
[[en:Toothwort]]
[[nl:Bleke schubwortel]]
[[pl:Łuskiewnik różowy]]

Aktuelle Version vom 5. November 2022, 02:32 Uhr

Gewöhnliche Schuppenwurz

Schuppenwurz (Lathraea squamaria)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae)
Gattung: Schuppenwurzen (Lathraea)
Art: Gewöhnliche Schuppenwurz
Wissenschaftlicher Name
Lathraea squamaria
L.
Lathraea squamaria, Pollen, gefärbt

Die Gewöhnliche Schuppenwurz (Lathraea squamaria), auch Aufrechte Schuppenwurz, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Schuppenwurzen (Lathraea) in der Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae).

Schuppenwurz (Lathraea squamaria), Illustration
Vollständige Pflanze, Illustration

Die Gewöhnliche Schuppenwurz ist eine ausdauernde[1], krautige, fast chlorophyllfreie Schmarotzerpflanze, die oberirdisch einen etwa 10–30 cm hohen Spross ausbildet.

Die Blüten sind trübrosa bis -lila gefärbt und in einer einseitswendigen übergebogenen Traube angeordnet.

Unterirdisch bildet sie ein reich verzweigtes, bis zu 2 m langes Rhizom aus, das ein Gewicht von bis zu 5 kg erreichen kann. Das Rhizom ist mit fleischigen stärkereichen Schuppen besetzt, die umgewandelte Niederblättchen mit Speicherfunktion darstellen.

Das Rhizom besitzt zudem kleine Saugorgane (Haustorien), mit denen die Pflanze in das Gewebe von Bäumen oder anderen Wirtspflanzen eindringt und dort deren Saft saugt.

Da die Schuppenwurz keine Blätter ausbildet, fehlt der Transpirationssog, der die Assimilate von der Wurzel in die oberen Teile der Pflanze saugt. Der Stängel besitzt deshalb spezielle Wasserdrüsen (Hydathoden), die das Wasserpotential zwischen Wirt und Parasit aufrechterhalten, indem sie aktiv Wasser ausscheiden oder aufnehmen.

Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 36 oder 42.[2]

Die Schuppenwurz blüht von März bis April direkt nach der Schneeschmelze, wenn die Wirtsbäume gerade mit dem Wassertransport beginnen. Jedoch kommt es erst im Alter von etwa 10 Jahren zu einer Blühreife. Die Schuppenwurz kommt in ganz Deutschland zerstreut vor und ist vereinzelt auch in anderen Teilen Europas und West-Asiens zu finden. Sie ist in Mitteleuropa eine Querco-Fagetea-Klassencharakterart.[2]

In den Allgäuer Alpen steigt sie in Vorarlberg auf der Vorderen Üntschenalpe bei Schoppernau bis zu 1550 m über Meereshöhe auf,[3] in Nordtirol[4] und in Frankreich[5] bis 1600 m, in den spanischen Pyrenäen bis 1400 m.[6]

Man kann zwei Unterarten unterscheiden[7]:

  • Lathraea squamaria L. subsp. squamaria
  • Lathraea squamaria subsp. tatrica Hadač: Sie kommt in Deutschland, in Polen und in der Slowakei vor.[7]
Schuppenwurz (Lathraea squamaria)

Die Schuppenwurz ist ein Geophyt und überdauert den Winter über ihr reich verzweigtes Rhizom. Sie ist ein Vollschmarotzer (Holoparasit) und wird zu den Blutungssaftschmarotzern[8] (Xylemparasiten) gezählt, da sie einen Sonderstatus unter den Holoparasiten einnimmt, indem sie den Pflanzensaft aus dem Xylem der Wirte anzapft und nicht wie sonst ausschließlich das Phloem angezapft wird. Normalerweise ist das Xylem der Wirtspflanzen, welche fast immer Bäume sind, verholzt. Da im Frühjahr das Xylem der Bäume jedoch mit organischen Verbindungen und Pflanzensäften durchtränkt ist, ermöglicht das der Schuppenwurz, im Frühjahr aufzublühen. Sie parasitiert vornehmlich an Haseln, Erlen, Pappeln, Weiden und Buchen.

Bestäuber sind Insekten, vor allem Hummeln[9] und (Honig-)Bienen. Nicht selten werden die vorweiblichen (proterogynen) Blüten auch durch den Wind bestäubt (Anemophilie). In ungünstigen Jahren können die Blüten sich auch unterirdisch bilden. Hier kann es dann zur Bestäubung kommen, ohne dass sich die Blüten öffnen (Kleistogamie). Der Fruchtansatz ist stets sehr hoch, fast alle Blüten entwickeln sich zu Früchten.

Die langlebigen Samen müssen näher als 1 cm an der Wirtswurzel liegen, um auskeimen zu können. Sie werden zumeist durch Wind, Wasser oder durch Ameisen ausgebreitet.

Der deutsche Name leitet sich von den fleischigen, weißlichen, stärkehaltigen Speicherschuppen am Rhizom ab.[10] Das botanische Artepitheton squamaria bezieht sich ebenfalls auf die Schuppen (lateinisch squama 'Schuppe'). Der Gattungsname weist darauf hin, dass die Pflanze oft weitgehend im Boden verborgen (griechisch lathraios 'verborgen') ist.

  • Hans Christian Weber: Parasitismus von Blütenpflanzen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-10529-X.
  • Hans Christian Weber: Schmarotzer: Pflanzen, die von anderen leben. Belser, Stuttgart 1978, ISBN 3-7630-1834-4.
  • Job Kuijt: Biologische und morphologische Hinweise zur systematischen Stellung von Lathraea. In: Beiträge zur Biologie der Pflanzen 49 (1973), S. 137–146, ISSN 0005-8041.
  • Emil Heinricher: Monographie der Gattung Lathraea. Gustav Fischer-Verlag, Jena 1931.

Einzelnachweise

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  1. Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol: Bestimmungsbuch für alle in der Republik Österreich, im Fürstentum Liechtenstein und in der Autonomen Provinz Bozen/Südtirol (Italien) wildwachsenden sowie die wichtigsten kultivierten Gefäßpflanzen (Farnpflanzen und Samenpflanzen) mit Angaben über ihre Ökologie und Verbreitung. 3., verbesserte und erweiterte Auflage der „Exkursionsflora von Österreich“. OÖ. Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 862. ISBN 3-8001-3131-5
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW-Verlag, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 479.
  4. Adolf Polatschek: Flora von Nordtirol, Osttirol und Vorarlberg. Band 4. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 2001, S. 203–204, hier S. 204.
  5. Jean-Marc Tison, Bruno de Foucault, Société botanique de France: Flora Gallica. Flore de France. 1. Auflage, 2. Druck (mit zahlreichen Korrekturen). Biotope Éditions, Mèze 2014, ISBN 978-2-36662-012-2, S. 856 (französisch).
  6. Santiago Castroviejo (Hrsg.): Flora iberica. Plantas vasculares de la Península Ibérica e Islas Baleares. Band 13. Real Jardín Botánico, CSIC, Madrid 2009, S. 536–539, hier S. 538 (spanisch, csic.es).
  7. a b Karol Marhold, 2011: Scrophulariaceae: Datenblatt Lathraea squamaria In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  8. Hubert Ziegler: Lathraea, ein Blutungssaftschmarotzer. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 68 (1955), S. 311–318.
  9. Peter Sell, Gina Murrell: Flora of Great Britain and Ireland. Band 3: Mimosaceae – Lentibulariaceae. Cambridge University Press, Cambridge 2009, ISBN 978-0-521-55337-7, S. 500 (englisch).
  10. Hans Christian Weber: Vergleichende Betrachtungen über die unterirdischen Organe von Lathraea squamaria L. und Tozzia alpina L. (Scrophulariaceae). In: Beiträge zur Biologie der Pflanzen, Band 51 (1975), S. 1–15, ISSN 0005-8041
Commons: Schuppenwurz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien