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„Jürgen Chrobog“ – Versionsunterschied

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'''Jürgen Chrobog''' (* [[28. Februar]] [[1940]] in [[Berlin]]) ist ein deutscher [[Jurist]], [[Diplomat]] und ehemaliger [[Staatssekretär]] im [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]].
[[Bild:Chrobog1995.jpg|thumb|right|Jürgen Chrobog (1995)]]
'''Jürgen Chrobog''' (* [[28. Februar]] [[1940]] in [[Berlin]]) ist ein deutscher [[Jurist]], [[Diplomat]] und war [[Staatssekretär]] im Auswärtigen Amt.


[[Datei:Jürgen Chrobog,1995.jpg|mini|Jürgen Chrobog, 1995]]
==Leben==
== Leben ==
Chrobog ist der Sohn eines Forstbeamten, der im ehemaligen Reichsforstministerium in Berlin gearbeitet hatte. Er studierte in von 1962 bis 1967 Rechtswissenschaften in [[Freiburg im Breisgau]], [[Göttingen]] und [[Aix-en-Provence]]. Er bestand seine juristischen Staatsexamen 1967 und 1971. Danach war er als Rechtsanwalt in [[Hannover]] tätig und trat 1972 in den diplomatischen Dienst der [[Bundesrepublik Deutschland]] ein. Er arbeitete zunächst bei der [[UNO]] in [[New York City|New York]]. Das [[Freie Demokratische Partei|FDP]]-Mitglied Chrobog war von 1973 bis 1977 als Mitarbeiter der damaligen Außenminister [[Walter Scheel]] und [[Hans-Dietrich Genscher]] im [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]] für Europafragen und die [[Dritte Welt]] zuständig. 1977 wurde er nach [[Singapur]] entsandt, sowie 1980 nach [[Brüssel]].
Chrobog ist Sohn von Erich Chrobog, der Ministerialdirigent im [[Reichsforstamt]] war. Er studierte ab 1962 an der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg]], der [[Georg-August-Universität Göttingen]] und der [[Universität Aix-Marseille]] Rechtswissenschaft. Nach den juristischen Staatsexamen (1967, 1971) war er Rechtsanwalt in [[Hannover]]. 1972 trat er in den [[Diplomatischer Dienst|diplomatischen Dienst]] der [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]] ein. Er arbeitete zunächst in der deutschen Vertretung bei den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] in [[New York City]]. Als Mitglied der [[Freie Demokratische Partei|Freien Demokratischen Partei]] war Chrobog 1973–1977 als Mitarbeiter der Außenminister [[Walter Scheel]] und [[Hans-Dietrich Genscher]] im [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]] für Europafragen und die [[Dritte Welt]] zuständig. Er wurde 1977 nach [[Singapur]] und 1980 nach [[Brüssel]] entsandt.


Von 1984 bis 1991 war Jürgen Chrobog Leiter der Presseabteilung und Sprecher des Auswärtigen Amts und leitete ab 1988 zusätzlich das Ministerbüro Hans-Dietrich Genschers. Nach einem Treffen der Politischen Direktoren der Außenministerien der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands in Bonn am 6. März 1991 schrieb Chrobog: „Wir haben in den [[Zwei-plus-Vier-Vertrag|Zwei-plus-Vier-Verhandlungen]] deutlich gemacht, dass wir die Nato nicht über die Elbe hinaus ausdehnen. Wir können daher Polen und den anderen keine Nato-Mitgliedschaft anbieten.“<ref>[https://www.spiegel.de/ausland/nato-osterweiterung-aktenfund-stuetzt-russische-version-a-1613d467-bd72-4f02-8e16-2cd6d3285295 Neuer Aktenfund von 1991 stützt russischen Vorwurf ]</ref><ref>[https://www.welt.de/politik/ausland/article236986765/Nato-Osterweiterung-Archivfund-bestaetigt-Sicht-der-Russen.html Archivfund bestätigt Sicht der Russen bei Nato-Osterweiterung]</ref> Diese Aussage wurde allerdings oft aus dem Zusammenhang gerissen, um damit die von [[Wladimir Wladimirowitsch Putin|Putins]] Regime jahrelang verbreitete Behauptung<ref>{{Internetquelle | url= https://www.welt.de/geschichte/article143923416/Putins-Verrat-des-Westens-ist-eine-Luege.html | titel= Putins „Verrat des Westens“ ist eine Lüge | titelerg= NATO-Osterweiterung | autor= [[Sven Felix Kellerhoff]] | hrsg= [[Die Welt]] | werk= | seiten= | datum= 2015-07-13 | archiv-url= | archiv-datum= | zugriff=2023-03-23 | sprache= | format= | kommentar= | zitat= | offline=}}</ref> vermeintlich stützen oder bestätigen zu wollen, dass Russland im Zuge der Verhandlungen zum „Zwei-plus-Vier-Vertrag“ – der übrigens bereits am 12. September 1990 unterzeichnet und nachfolgend ratifiziert wurde, folglich also bereits viele Monate vor dieser Notiz abschließend ausgehandelt war – versprochen worden wäre, die NATO würde sich nicht nach Osten ausdehnen. Angesprochen auf diese Notiz, stellte Jürgen Chrobog in einem Interview am 21. Februar 2022 – drei Tage vor Beginn des [[Russischer Überfall auf die Ukraine 2022| russischen Überfalls auf die Ukraine]] – ausdrücklich klar, warum die besagte Notiz diesbezüglich keinerlei Bedeutung hat; nämlich weil er diese Aussage noch nicht einmal innerhalb von formellen Verhandlungen, sondern lediglich im Rahmen eines informellen Gespräches ohne die Beteiligung Russlands getätigt hatte, und er betonte: „Ich möchte aber hinzufügen: Das allgemeine Missverständnis hier: Die vorliegende NATO-Erweiterung hat in all den Zwei-plus-Vier-Gesprächen niemals auch nur einmal die Rolle gespielt. Es war nie ein Thema, es ist auch nie gefallen. Also die NATO-Erweiterung nach Osten hin war kein Thema, es gab dieses Thema auch noch gar nicht, denn die Sowjetunion hatte sich noch nicht aufgelöst, der Warschauer Pakt bestand immer noch, es war gar kein Anlass, darüber zu reden, es war viel zu früh. Also (...) der Kontext ist falsch wiedergegeben.“<ref>{{Internetquelle | url= https://www.welt.de/politik/video237048771/Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen-Nato-Erweiterung-nach-Osten-war-damals-noch-gar-kein-Thema.html | titel= „Nato-Erweiterung nach Osten war damals noch gar kein Thema“ | titelerg= Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen | autor= Jürgen Chrobog | hrsg= [[Die Welt]] | werk= | seiten= | datum=2022-02-21 | archiv-url= | archiv-datum= | zugriff=2023-03-23 | sprache= | format= | kommentar= | zitat= | offline=}}</ref>
Von 1984 bis 1991 war Jürgen Chrobog Leiter der Presseabteilung und Sprecher des Auswärtigen Amts und leitete ab 1988 zusätzlich das Ministerbüro von Hans-Dietrich Genscher. Von Januar 1995 bis Juni 2001 war Chrobog deutscher Botschafter in den [[USA]]. Nach dieser Tätigkeit kam er nach Berlin ins Auswärtige Amt zurück, wo mittlerweile [[Joschka Fischer]] das Ministerium übernommen hatte. Chrobog
übernahm die Aufgabenbereiche von [[Wolfgang Ischinger]], der sein Nachfolger in Washington wurde: Vereinten Nationen, Länder der Dritten Welt, die Außenwirtschaftspolitik sowie Rechts-, Protokoll- und Kulturfragen. Seit April 2003, als in [[Algerien]] 14 [[Sahara]]-Touristen (darunter neun Deutsche) verschleppt wurden, leitete er bis zu seiner Pensionierung Ende Juni 2005 als Staatssekretär im Auswärtigen Amt den bei Entführungen von Deutschen im Ausland zuständigen [[Krisenstab]].


Von Januar 1995 bis Juni 2001 war Chrobog deutscher [[Botschafter]] in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]]. Nach dieser Tätigkeit kam er nach Berlin ins Auswärtige Amt als Staatssekretär zurück, wo mittlerweile [[Joschka Fischer]] das Ministerium übernommen hatte. Chrobog übernahm die Aufgabenbereiche von [[Wolfgang Ischinger]], der sein Nachfolger in [[Washington, D.C.|Washington]] wurde: Vereinte Nationen, Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, die Außenwirtschaftspolitik sowie Rechts-, Protokoll- und Kulturfragen. Seit April 2003, als in Algerien [[Sahara-Geiselnahme 2003|32 Sahara-Touristen verschleppt wurden]] (darunter neun Deutsche), leitete er bis zu seiner Pensionierung Ende Juni 2005 als Staatssekretär im Auswärtigen Amt den bei Entführungen von Deutschen im Ausland zuständigen [[Krisenstab]].
Seit Juli 2005 ist Chrobog Vorstandsvorsitzender der „[[BMW]]-Stiftung [[Herbert Quandt]]“, ein Amt, das bis Ende 2003 [[Horst Teltschik]] innehatte.


Von Juli 2005 bis Juni 2013 war Chrobog Vorstandsvorsitzender der [[BMW Stiftung Herbert Quandt]], ein Amt, das bis Ende 2003 [[Horst Teltschik]] innehatte. Außerdem ist er Vice-Chairman der Board of Directors der [[Global Panel Foundation]].<ref>{{Internetquelle |url=https://globalpanel.org/board-members/ |titel=Global Panel Worldwide |hrsg=Global Panel |sprache=en |abruf=2022-02-21}}</ref> Des Weiteren war er Mitglied im Aufsichtsrat der [[Ferrostaal|MAN Ferrostaal AG]].<ref>{{Literatur |Titel=Das ECHO |Hrsg=MAN Ferrostaal Gruppe |Datum=Juli 2009 |Seiten=9}}</ref>
==Entführung 2005 im Jemen==
Am [[28. Dezember]] 2005 wurde gemeldet, dass Jürgen Chrobog zusammen mit seiner Frau und seinen drei erwachsenen Söhnen, unter anderem Felix Chrobog, ein erfolgreicher Langläufer in [[Washington DC]], bei einer Überlandfahrt während eines Urlaubs im Osten des [[Jemen]] entführt wurde. Er hielt sich aufgrund einer privaten Einladung des jemenitischen Vize-Außenministers dort auf. Am Mittag des [[31. Dezember]] wurden die Entführten freigelassen. Das Auswärtige Amt bestätigte kurz darauf die Freilassung der Familie Chrobog. Die Forderungen der Entführer nach der Freilassung inhaftierter Stammesangehöriger wurde nicht erfüllt. Stattdessen hatten die Stammesführer eine Vereinbarung mit der jemenitischen Regierung unterzeichnet, die sich verpflichtet, fünf Mitglieder eines rivalisierenden Stammes festzunehmen.


Jürgen Chrobog ist mit der Sprach- und Literaturwissenschaftlerin Magda Gohar-Chrobog verheiratet, einer Tochter des [[Ägypten|ägyptischen]] Schriftstellers [[Youssef Gohar]], und hat drei Söhne Karim, Fabian und Felix.
Die Familie, die mit einer größeren Reisegruppe im Jemen unterwegs war und von Sicherheitskräften begleitet wurde, war von Angehörigen des [[Al-Abdallah]]-Stammes aus der Provinz Schabwa entführt worden. Die Entführung wurde ermöglicht, als sich die Sicherheitskräfte zum Mittagessen zurückgezogen hatten.


=== Entführung 2005 ===
==Familie==
Jürgen Chrobog hielt sich Ende 2005 zusammen mit seiner Frau und seinen drei erwachsenen Söhnen aufgrund einer privaten Einladung des jemenitischen Vize-Außenministers im Osten des Jemen auf. Am 28. Dezember 2005 wurde er zusammen mit seiner Familie, unter anderem Felix Chrobog, bei einer Überlandfahrt entführt. Die Familie, die mit einer größeren Reisegruppe im Jemen unterwegs war und von Sicherheitskräften begleitet wurde, war von Angehörigen des [[Al-Abdallah]]-Stammes aus der Provinz [[Gouvernement Schabwa|Schabwa]] entführt worden. Die Entführer hatten eine Gelegenheit genutzt, als sich die Sicherheitskräfte zum Mittagessen zurückgezogen hatten.
Jürgen Chrobog ist mit der promovierten Sprach- und Literaturwissenschaftlerin Magda Gohar-Chrobog verheiratet, einer Tochter des [[Ägypten|ägyptischen]] Schriftstellers [[Youssef Gohar]], und hat drei erwachsene Söhne (Karim, Fabian und Felix), die in den USA studiert haben und in Washington, D.C., New York und London arbeiten.


Am Mittag des 31. Dezember wurden die Entführten freigelassen. Das Auswärtige Amt bestätigte kurz darauf die Freilassung der Familie Chrobog. Die Forderungen der Entführer nach der Freilassung inhaftierter Stammesangehöriger wurden nicht erfüllt. Stattdessen unterzeichneten die Stammesführer eine Vereinbarung mit der jemenitischen Regierung, die sich verpflichtete, fünf Mitglieder eines rivalisierenden Stammes festzunehmen.
==Zitate==

* In einem Interview mit dem [[Bayerischer Rundfunk|Bayerischen Rundfunk]] kommentierte Jürgen Chrobog am 20. Dezember 2005 den Entführungsfall der zwei Tage zuvor im [[Irak]] freigelassenen Archäologin [[Susanne Osthoff]]: ''„Es begeben sich Menschen immer wieder in Gefahr und man erwartet ja allgemein eine Rundumversicherung des Staates. Kommt jemand in Gefahr, wird er entführt, dann erwartet man, dass der Staat sofort eingreift und die Dinge löst. Das ist eben zunehmend schwierig geworden in dieser Welt. Dieses fast Sozialversicherungsdenken der deutschen Bürger ist natürlich etwas, das man aufgreifen muss. So geht es eigentlich nicht. [...] Wer sich in Gefahr begibt und dieses Risiko kennt, der muss natürlich auch mit diesem Risiko leben. Wir werden immer alles tun für jeden, auch wenn er sich selbst in Gefahr begeben hat, ihn herauszuholen wieder. Aber Wunder können wir nicht bewirken.“'' <sup><small>[http://www.tagesschau.de/audio/0,2773,OID5066098_NAV_BAB,00.html]</sup></small>
Kurioserweise hatte sich Chrobog noch am 20. Dezember 2005, wenige Tage vor seiner eigenen Verschleppung, in einem Interview mit dem [[Bayerischer Rundfunk|Bayerischen Rundfunk]] zur Entführung von Deutschen im Ausland geäußert. Anlass war der Entführungsfall der zwei Tage zuvor im [[Irak]] freigelassenen Archäologin [[Susanne Osthoff]]:
* ''„Ich hatte auch nie den Eindruck, dass wir wirklich in Lebensgefahr standen.“'' [[Der Tagesspiegel]], 1. Januar 2006 <sup><small>[http://www.tagesspiegel.de/politik/index.asp?TextID=58848]</sup></small>

{{Zitat|Es begeben sich Menschen immer wieder in Gefahr und man erwartet ja allgemein eine Rundumversicherung des Staates. Kommt jemand in Gefahr, wird er entführt, dann erwartet man, dass der Staat sofort eingreift und die Dinge löst. Das ist eben zunehmend schwierig geworden in dieser Welt. Dieses fast Sozialversicherungsdenken der deutschen Bürger ist natürlich etwas, das man aufgreifen muss. So geht es eigentlich nicht. [] Wer sich in Gefahr begibt und dieses Risiko kennt, der muss natürlich auch mit diesem Risiko leben. Wir werden immer alles tun für jeden, auch wenn er sich selbst in Gefahr begeben hat, ihn wieder herauszuholen. Aber Wunder können wir nicht bewirken.|ref=<ref>[http://www.ksta.de/dokumentation---chrobog-interview-vom-20--dezember-13580372 Dokumentation: Chrobog-Interview vom 20. Dezember] Kölner Stadt-Anzeiger, 29. Dezember 2005</ref>}}

== Auszeichnungen ==
* 1993: [[Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1952)|Großes Silbernes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich]]<ref>[http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_10542/imfname_251156.pdf Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952] (PDF; 6,59 MB).</ref>
* 2001: Großes [[Bundesverdienstkreuz]]

== Publikationen ==

* ''Ein Leben in der Politik. Betrachtungen eines Diplomaten''. B&S Siebenhaar Verlag, Berlin 2022.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Liste der amtierenden deutschen Botschafter und Ständigen Vertreter]]
* [[Botschafter der Bundesrepublik Deutschland]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.welt.de/data/2003/08/07/148611.html Porträt], ''[[Die Welt]]'', 7. August 2003
* [https://www.welt.de/print-welt/article251368/Auf-diplomatischen-Samtpfoten-will-Juergen-Chrobog-Touristen-befreien.html Porträt]. In: ''[[Die Welt]]'' vom 7. August 2003
* [http://www.zeit.de/online/2006/01/chrobog_frei „Die Familie Chrobog ist frei“], ''[[Dpa|dpa]]'' / ''[[Die Zeit]]'', 31. Dezember 2005
* ''[http://www.zeit.de/online/2006/01/chrobog_frei Die Familie Chrobog ist frei].'' Bei: ''[[dpa]]''/''[[Die Zeit]]'' vom 31. Dezember 2005
* [http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21716/1.html „Im Reich des Silbernen Löwen. Hadschi Halef Chrobog, Susanne von Arabien und wir“], ''[[Telepolis]]'', 5. Januar 2006
* ''[https://www.heise.de/tp/features/Im-Reich-des-Silbernen-Loewen-3404348.html Im Reich des Silbernen Löwen. Hadschi Halef Chrobog, Susanne von Arabien und wir].'' In: ''[[Telepolis]]'' vom 5. Januar 2006

== Einzelnachweise ==
<references />

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Aktuelle Version vom 30. Dezember 2024, 00:03 Uhr

Jürgen Chrobog (* 28. Februar 1940 in Berlin) ist ein deutscher Jurist, Diplomat und ehemaliger Staatssekretär im Auswärtigen Amt.

Jürgen Chrobog, 1995

Chrobog ist Sohn von Erich Chrobog, der Ministerialdirigent im Reichsforstamt war. Er studierte ab 1962 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Georg-August-Universität Göttingen und der Universität Aix-Marseille Rechtswissenschaft. Nach den juristischen Staatsexamen (1967, 1971) war er Rechtsanwalt in Hannover. 1972 trat er in den diplomatischen Dienst der Bundesrepublik Deutschland ein. Er arbeitete zunächst in der deutschen Vertretung bei den Vereinten Nationen in New York City. Als Mitglied der Freien Demokratischen Partei war Chrobog 1973–1977 als Mitarbeiter der Außenminister Walter Scheel und Hans-Dietrich Genscher im Auswärtigen Amt für Europafragen und die Dritte Welt zuständig. Er wurde 1977 nach Singapur und 1980 nach Brüssel entsandt.

Von 1984 bis 1991 war Jürgen Chrobog Leiter der Presseabteilung und Sprecher des Auswärtigen Amts und leitete ab 1988 zusätzlich das Ministerbüro Hans-Dietrich Genschers. Nach einem Treffen der Politischen Direktoren der Außenministerien der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands in Bonn am 6. März 1991 schrieb Chrobog: „Wir haben in den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen deutlich gemacht, dass wir die Nato nicht über die Elbe hinaus ausdehnen. Wir können daher Polen und den anderen keine Nato-Mitgliedschaft anbieten.“[1][2] Diese Aussage wurde allerdings oft aus dem Zusammenhang gerissen, um damit die von Putins Regime jahrelang verbreitete Behauptung[3] vermeintlich stützen oder bestätigen zu wollen, dass Russland im Zuge der Verhandlungen zum „Zwei-plus-Vier-Vertrag“ – der übrigens bereits am 12. September 1990 unterzeichnet und nachfolgend ratifiziert wurde, folglich also bereits viele Monate vor dieser Notiz abschließend ausgehandelt war – versprochen worden wäre, die NATO würde sich nicht nach Osten ausdehnen. Angesprochen auf diese Notiz, stellte Jürgen Chrobog in einem Interview am 21. Februar 2022 – drei Tage vor Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine – ausdrücklich klar, warum die besagte Notiz diesbezüglich keinerlei Bedeutung hat; nämlich weil er diese Aussage noch nicht einmal innerhalb von formellen Verhandlungen, sondern lediglich im Rahmen eines informellen Gespräches ohne die Beteiligung Russlands getätigt hatte, und er betonte: „Ich möchte aber hinzufügen: Das allgemeine Missverständnis hier: Die vorliegende NATO-Erweiterung hat in all den Zwei-plus-Vier-Gesprächen niemals auch nur einmal die Rolle gespielt. Es war nie ein Thema, es ist auch nie gefallen. Also die NATO-Erweiterung nach Osten hin war kein Thema, es gab dieses Thema auch noch gar nicht, denn die Sowjetunion hatte sich noch nicht aufgelöst, der Warschauer Pakt bestand immer noch, es war gar kein Anlass, darüber zu reden, es war viel zu früh. Also (...) der Kontext ist falsch wiedergegeben.“[4]

Von Januar 1995 bis Juni 2001 war Chrobog deutscher Botschafter in den Vereinigten Staaten. Nach dieser Tätigkeit kam er nach Berlin ins Auswärtige Amt als Staatssekretär zurück, wo mittlerweile Joschka Fischer das Ministerium übernommen hatte. Chrobog übernahm die Aufgabenbereiche von Wolfgang Ischinger, der sein Nachfolger in Washington wurde: Vereinte Nationen, Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, die Außenwirtschaftspolitik sowie Rechts-, Protokoll- und Kulturfragen. Seit April 2003, als in Algerien 32 Sahara-Touristen verschleppt wurden (darunter neun Deutsche), leitete er bis zu seiner Pensionierung Ende Juni 2005 als Staatssekretär im Auswärtigen Amt den bei Entführungen von Deutschen im Ausland zuständigen Krisenstab.

Von Juli 2005 bis Juni 2013 war Chrobog Vorstandsvorsitzender der BMW Stiftung Herbert Quandt, ein Amt, das bis Ende 2003 Horst Teltschik innehatte. Außerdem ist er Vice-Chairman der Board of Directors der Global Panel Foundation.[5] Des Weiteren war er Mitglied im Aufsichtsrat der MAN Ferrostaal AG.[6]

Jürgen Chrobog ist mit der Sprach- und Literaturwissenschaftlerin Magda Gohar-Chrobog verheiratet, einer Tochter des ägyptischen Schriftstellers Youssef Gohar, und hat drei Söhne Karim, Fabian und Felix.

Entführung 2005

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Jürgen Chrobog hielt sich Ende 2005 zusammen mit seiner Frau und seinen drei erwachsenen Söhnen aufgrund einer privaten Einladung des jemenitischen Vize-Außenministers im Osten des Jemen auf. Am 28. Dezember 2005 wurde er zusammen mit seiner Familie, unter anderem Felix Chrobog, bei einer Überlandfahrt entführt. Die Familie, die mit einer größeren Reisegruppe im Jemen unterwegs war und von Sicherheitskräften begleitet wurde, war von Angehörigen des Al-Abdallah-Stammes aus der Provinz Schabwa entführt worden. Die Entführer hatten eine Gelegenheit genutzt, als sich die Sicherheitskräfte zum Mittagessen zurückgezogen hatten.

Am Mittag des 31. Dezember wurden die Entführten freigelassen. Das Auswärtige Amt bestätigte kurz darauf die Freilassung der Familie Chrobog. Die Forderungen der Entführer nach der Freilassung inhaftierter Stammesangehöriger wurden nicht erfüllt. Stattdessen unterzeichneten die Stammesführer eine Vereinbarung mit der jemenitischen Regierung, die sich verpflichtete, fünf Mitglieder eines rivalisierenden Stammes festzunehmen.

Kurioserweise hatte sich Chrobog noch am 20. Dezember 2005, wenige Tage vor seiner eigenen Verschleppung, in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk zur Entführung von Deutschen im Ausland geäußert. Anlass war der Entführungsfall der zwei Tage zuvor im Irak freigelassenen Archäologin Susanne Osthoff:

„Es begeben sich Menschen immer wieder in Gefahr und man erwartet ja allgemein eine Rundumversicherung des Staates. Kommt jemand in Gefahr, wird er entführt, dann erwartet man, dass der Staat sofort eingreift und die Dinge löst. Das ist eben zunehmend schwierig geworden in dieser Welt. Dieses fast Sozialversicherungsdenken der deutschen Bürger ist natürlich etwas, das man aufgreifen muss. So geht es eigentlich nicht. […] Wer sich in Gefahr begibt und dieses Risiko kennt, der muss natürlich auch mit diesem Risiko leben. Wir werden immer alles tun für jeden, auch wenn er sich selbst in Gefahr begeben hat, ihn wieder herauszuholen. Aber Wunder können wir nicht bewirken.“[7]

  • Ein Leben in der Politik. Betrachtungen eines Diplomaten. B&S Siebenhaar Verlag, Berlin 2022.
Commons: Jürgen Chrobog – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Jürgen Chrobog – in den Nachrichten

Einzelnachweise

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  1. Neuer Aktenfund von 1991 stützt russischen Vorwurf
  2. Archivfund bestätigt Sicht der Russen bei Nato-Osterweiterung
  3. Sven Felix Kellerhoff: Putins „Verrat des Westens“ ist eine Lüge. NATO-Osterweiterung. Die Welt, 13. Juli 2015, abgerufen am 23. März 2023.
  4. Jürgen Chrobog: „Nato-Erweiterung nach Osten war damals noch gar kein Thema“. Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen. Die Welt, 21. Februar 2022, abgerufen am 23. März 2023.
  5. Global Panel Worldwide. Global Panel, abgerufen am 21. Februar 2022 (englisch).
  6. MAN Ferrostaal Gruppe (Hrsg.): Das ECHO. Juli 2009, S. 9.
  7. Dokumentation: Chrobog-Interview vom 20. Dezember Kölner Stadt-Anzeiger, 29. Dezember 2005
  8. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,59 MB).
VorgängerAmtNachfolger
Immo StabreitDeutscher Botschafter in den Vereinigten Staaten
1995–2001
Wolfgang Ischinger