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„Ölpest im östlichen Mittelmeer 2006“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Boats on oil-polluted water at the harbour of Byblos.jpg|mini|Von der Ölpest verschmutztes Wasser im Hafen von [[Byblos]]]]
Die '''Ölpest im östlichen Mittelmeer 2006''' ist eine [[Umweltkatastrophe]], die im Sommer [[2006]] durch die Zerstörung eines [[Kraftwerk|Elektrizitätswerk]]s an der [[Libanon|libanesischen]] Küste ausgelöst wurde und die besonders an der Küste des Libanons, aber auch an der Küste [[Syrien]]s, Schäden verursachte. Sie gilt als schwerste [[Ölpest|Ölkatastrophe]] im [[Mittelmeer]] seit dem Brand des [[Öltanker]]s „[[Haven (Schiff)|Haven]]“ im [[Golf von Genua]] im Jahr 1991.
Die '''[[Ölpest]] im östlichen Mittelmeer 2006''' ist eine [[Umweltkatastrophe]], die im Sommer [[2006]] durch die Zerstörung eines [[Kraftwerk|Elektrizitätswerks]] an der [[Libanon|libanesischen]] Küste ausgelöst wurde und die besonders an der Küste des Libanons, aber auch an der Küste [[Syrien]]s, Schäden verursachte.


== Verlauf ==
== Verlauf ==
Im Verlauf des [[Israel-Libanon-Konflikt 2006|Israel-Libanon-Konflikts 2006]] bombardierte die [[Israel|israelische]] [[Luftwaffe]] zwischen dem 13. und 15.&nbsp;Juli 2006 das ca. 25&nbsp;km südlich von [[Beirut]] gelegene [[Ölkraftwerk]] [[Dschije]] <!-- andere Schreibweise: Jiyeh --> im Südlibanon. Dabei wurden fünf der sechs Öltanks, deren Abstand zum Meer etwa 25&nbsp;m beträgt, beschädigt. Vier davon brannten völlig aus, aus dem fünften trat unkontrolliert Öl aus. Der sechste, unbeschädigte Tank mit 25.000&nbsp;t Inhalt drohte wegen eines nicht kontrollierbaren [[Schwelbrand]]s zeitweise zu explodieren. <ref name="Spiegel online 01.08.06"> [[Der Spiegel|Spiegel online]]: ''[http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,429566,00.html Umweltkatastrophe an Libanons Küste]'', 1. August 2006</ref> <ref name="Focus online 30.07.06"> [[Focus|Focus online]]: ''[http://msn.focus.de/politik/nahost/mittelmeerkueste_nid_32782.html Ölpest durch Israels Luftangriffe]'', 30. Juli 2006</ref>
[[Datei:Jiyyeh oil spill 2006 NASA ASTER.jpg|mini|links|Satellitenaufnahme der Nasa. Der Ölteppich ist am dunkelsten Blau zu erkennen.]]Im Verlauf des [[Libanonkrieg 2006|Libanonkrieges 2006]] bombardierte die [[israel]]ische [[Luftstreitkräfte|Luftwaffe]] zwischen dem 13. und 15.&nbsp;Juli das ca. 25&nbsp;km südlich von [[Beirut]] gelegene [[Ölkraftwerk]] [[Dschije]] <!-- andere Schreibweise: Jiyeh --> im [[Südlicher Libanon|Südlibanon]]. Dabei wurden fünf der sechs Öltanks, deren Abstand zum Meer etwa 25&nbsp;m beträgt, beschädigt. Vier davon brannten völlig aus, aus dem fünften trat unkontrolliert Öl aus. Der sechste, unbeschädigte Tank mit 25.000&nbsp;t Inhalt drohte wegen eines nicht kontrollierbaren [[Schwelbrand]]s zeitweise zu explodieren.
Nach Angaben des libanesischen Umweltministeriums und verschiedener [[Umweltschutzorganisation]]en traten 10.000 bis 35.000&nbsp;t Öl ins Mittelmeer aus. Dabei handelte es sich laut der auf Malta ansässigen Organisation ''Regional Marine Pollution Emergency Response Centre ([[Rempec]])'' um [[Heizöl]] einer mittelschweren Sorte. Am 1.&nbsp;August 2006 bedeckte der klebrige, schwarze Ölschlick einen Küstenabschnitt von etwa 80&nbsp;km Länge, was rund einem Drittel der ca. 225&nbsp;km langen libanesischen Küste entspricht. Laut ''Rempec'' und der Hafenverwaltung der [[Syrien|syrischen]] Küstenstadt [[Tartus]] wurde zu diesem Zeitpunkt zudem ein sieben Kilometer langer [[Ölteppich]] an der libanesisch-syrischen Grenze entdeckt. <ref name="Spiegel online 01.08.06"/>
[[Datei:Byblos harbour oil-polluted.jpg|mini|Ölteppich im Hafen von Byblos]]Nach Angaben des libanesischen Umweltministeriums und verschiedener [[Umweltschutzorganisation]]en traten 10.000 bis 35.000&nbsp;t Öl ins Mittelmeer aus. Dabei handelte es sich laut der auf [[Malta]] ansässigen Organisation ''Regional Marine Pollution Emergency Response Centre ([[Rempec]])'' um [[Heizöl]] einer mittelschweren Sorte. Am 1.&nbsp;August bedeckte der klebrige, schwarze Ölschlick einen Küstenabschnitt von etwa 80&nbsp;km Länge, was rund einem Drittel der ca. 225&nbsp;km langen libanesischen Küste entspricht. Laut ''Rempec'' und der Hafenverwaltung der [[Syrien|syrischen]] Küstenstadt [[Tartus]] wurde zu diesem Zeitpunkt zudem ein sieben Kilometer langer [[Ölteppich]] an der libanesisch-syrischen Grenze entdeckt.


== Reaktion der libanesischen Regierung ==
== Reaktion der libanesischen bzw. israelischen Regierung ==
Der libanesischen Umweltministers [[Yacub Sarraf]] sprach am 29. Juli 2006 von der bisher „größten Umweltkatastrophe im Mittelmeer“. Die Ölpest könne nicht nur „furchtbare Folgen für unser Land, sondern für alle Länder des östlichen Mittelmeers haben“. Er wies darauf hin, dass sich ähnliche Ölkatastrophen bisher nur in offenen [[Ozean]]en, nicht aber in einem geschlossenen Gewässer wie dem Mittelmeer, ereignet hätten. Sarraf rechne damit, dass die Ölpest, wenn keine Gegenmaßnahmen unternommen würden, sich auf zwei Drittel der libanesischen Küste ausbreiten könne und dass die nach Norden gerichtete Strömung das Öl bis zu den Küsten [[Zypern]]s, [[Syrien]]s, der [[Türkei]] und [[Griechenland]]s transportieren könne. Daneben könne auch das südlich vom Libanon gelegene [[Israel]] betroffen sein. Außerdem wies der Umweltminister auf die schädlichen Folgen für Tierwelt und [[Ökosystem]] hin, die bis zum [[Aussterben]] mancher Arten reichen könnten.
Der libanesische Umweltminister [[Yakoub Sarraf]] sprach am 29. Juli von der bisher „größten Umweltkatastrophe im [[Mittelmeer]]“, obwohl sich dort z.&nbsp;B. [[1979]] (Tanker ''[[Independența (Schiff)|Independența]]'', 109.000&nbsp;t) bzw. [[1991]] (Tanker ''[[Haven (Schiff)|Haven]]'', 140.000&nbsp;t) bereits [[Liste bedeutender Ölunfälle|Unglücke mit einem Vielfachen ausgelaufenen Öles]] ereignet hatten. Die Ölpest an der libanesischen Küste könne laut Sarraf nicht nur „furchtbare Folgen für unser Land, sondern für alle Länder des östlichen Mittelmeers haben“. Er behauptete ferner, dass sich ähnliche Ölkatastrophen bisher nur in offenen [[Ozean]]en, nicht aber in einem geschlossenen Gewässer wie dem Mittelmeer ereignet hätten, was aufgrund der oben genannten Tankerkatastrophen nicht den Tatsachen entspricht. Sarraf befürchtete, dass die Ölpest, wenn keine Gegenmaßnahmen unternommen würden, sich auf zwei Drittel der libanesischen Küste ausbreiten könne. Daneben könne auch Israel betroffen sein. Außerdem wies der Umweltminister auf die schädlichen Folgen für Tierwelt und [[Ökosystem]] hin, die bis zum [[Aussterben]] mancher Arten reichen könnten. Sarraf sagte, dass es nicht möglich sei, die Ölpest zu bekämpfen, solange Israel seine [[Seeblockade]] aufrechterhalte. Er habe das [[Vereinigtes Königreich|Vereinigte Königreich]], [[Italien]], [[Spanien]], die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] und weitere Länder mit Erfahrung in der Bekämpfung von Ölkatastrophen um technische Hilfe gebeten.


Israel erklärte, im Rahmen der [[UNEP]] (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) und der [[REMPEC]] (Regional Marine Pollution Emergency Response Centre) Hilfe zu leisten, um eine ökologische Katastrophe in der Region zu vermeiden. Das ausgelaufene Heizöl verhalte sich im Meer anders als das schwerere Erdöl, die Ausbreitung des Flecks im Nordlibanon sei gestoppt worden. Der Fleck bleibe an der Küste und verteile sich nicht im Meer. Bilder, die Nachrichtenagenturen über verletzte Seevögel verbreitet hatten, seien gefälscht und stammten aus den [[Zweiter Golfkrieg|Golfkriegen von 1990]] und [[Irakkrieg|2003]].
Sarraf sagte, dass es nicht möglich sei, die Ölpest zu bekämpfen, so lange Israel seine [[Seeblockade]] aufrechterhalte. Er habe [[Großbritannien]], [[Italien]], [[Spanien]], die [[Vereinigte Staaten|USA]] und weitere Länder mit Erfahrung in der Bekämpfung von Ölkatastrophen um technische Hilfe gebeten.
<ref name="AFP 29.07.06"> [[Agence France-Presse|AFP]]: ''[http://www.afp.com/deutsch/news/stories/060729173542.mfswpnfe.html Ölkatastrophe im Mittelmeer nach israelischem Angriff]'', 29. Juli 2006</ref>

== Internationale Stimmen zur Ölkatastrophe ==
* Das Umweltprogramm der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] ''([[UNEP]])'' mit Sitz in [[Kenia]] erklärte: „Wir teilen die Sorge der libanesischen Behörden über die Auswirkungen.“<ref name="AFP 29.07.06"/> ''UNEP''-Direktor [[Achim Steiner]] sagte: „Mit jedem Tag steigt der potentielle Schaden dieses tragischen Vorfalls.“ Er versuche, anhand von [[Satellitenbild]]ern das Ausmaß der Katastrophe abzuschätzen. „Mit Sicherheit wird jeder Ölteppich von diesen Ausmaßen ernste Folgen für die Umwelt und das Leben im Meer haben.“ <ref name="Spiegel online 01.08.06"/>
* Die Umweltorganisation ''[[WWF|WWF Deutschland]]'' bezeichnet die Ölpest an der libanesischen Küste als schwersten Ölkatastrophe im Mittelmeer seit dem Brand des [[Öltanker]]s „[[Haven (Schiff)|Haven]]“ im [[Golf von Genua]] [[1991]], als die [[italienische Riviera|italienische]] und [[französische Riviera]] großflächig verschmutzt wurden. Im Gegensatz zur Katastrophe im Libanon sei damals allerdings ein Großteil des Öls verbrannt, bevor es im Meer Schaden anrichten konnte. <ref name="Spiegel online 01.08.06"/>


== Gesundheits- und Umweltschäden ==
== Gesundheits- und Umweltschäden ==
Laut Stephan Lutter von der Umweltstiftung [[World Wildlife Fund|WWF]] war die ausgetretene Ölsorte besonders „zäh, klebrig und giftig und darum gefährlicher und schwieriger zu bekämpfen als andere Öle“. Außerdem sei [[Schweröl]] schwer biologisch abbaubar und habe eine hochgiftige Wirkung in der [[Nahrungskette]] der Meereslebewesen. Der Ölteppich dehnte sich auf eine Länge von etwa 90 Kilometer und eine Breite von bis zu 30 Kilometer aus; er hatte die syrische Küste auf eine Länge von 10 Kilometer verseucht.
Ein Küstenanwohner klagte über Kopfschmerzen und Brechreiz durch den üblen Geruch des Öls und der verwesenden Meerestiere. <ref name="Focus online 30.07.06"/>
[[Datei:Jiyeh damage.jpg|mini|Das beschädigte Ölkraftwerk ''Dschije'']]
Es war nach Ansicht internationaler Fachleute nicht auszuschließen, dass er auch die Türkei, Zypern und sogar Griechenland erreichen konnte. Das Öl hatte auch das [[Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz|Naturschutzgebiet]] Palm Islands fünf Kilometer vor der Nordküste des Libanon erreicht. Dieses ist ein wichtiger Nistplatz für die [[Unechte Karettschildkröte]] und die vom Aussterben bedrohte [[Suppenschildkröte|Grüne Meeresschildkröte]]. Diese legt ihre Eier im Sand der libanesischen Küste; deren frisch geschlüpfte Jungtiere hätten aufgrund des Ölschlammes das Meer nicht mehr erreichen können. Weiterhin betroffen war der durch [[Überfischung]] ohnehin schon erheblich bedrohte [[Roter Thun|Rote Tunfisch]], Fischlaichplätze und Rastgebiete für Zugvögel. Auch der libanesische Umweltexperte Wael Hmaidan berichtete am 30. Juli von 40&nbsp;cm dicken Klumpen aus geronnenem Öl sowie zahlreichen verendeten [[Meerestiere]]n.


Das Dokumentations- und Forschungszentrum für Wasserverschmutzung durch Unfälle (Cedre) im französischen [[Brest (Finistère)|Brest]] war dagegen der Ansicht, dass das Öl weniger dickflüssig und damit gefährlich sei als beispielsweise das der 1999 vor der [[Bretagne]] leckgeschlagenen [[Erika (Schiff)|''Erika'']], deren ausgetretene Ölmenge im Übrigen mit der der Katastrophe im Libanon vergleichbar sei. Dennoch könne auch dieses Öl bei längerem Wasserkontakt stärker verkleben, was die Reinigung der Küsten erschwert haben würde.
Der libanesische Umweltexperte [[Wael Hmaidan]] berichtete am 30. Juli 2006 von 40 cm dicken Klumpen aus geronnenem Öl sowie zahlreichen verendeten Fischen (u. a. [[Thunfische|Tunfischen]]) und [[Krebstiere|Krebsen]]. Ferner könne die Ölpest auch Auswirkungen auf die Population der [[Suppenschildkröte|Grünen Meeresschildkröten]] haben, die ihre Eier im Sand der libanesischen Küste: deren frisch geschlüpfte Jungtiere könnten auf Grund der Ölverschmutzungen das Meer nicht erreichen.<ref name="Focus online 30.07.06"/>


Drei Jahre nach dem Vorfall waren die Schäden größtenteils beseitigt. Der Gesamtschaden hatte sich als geringer, als anfangs befürchtet herausgestellt.<ref name="EPG">Aseel A. Takshe, Irna Van der Molen, Jon C. Lovett: ''Examining the Lack of Legal Remedies for Environmental Damage in the 2006 Lebanon–Israel War'' in ''Environmental Policy and Governance'', Vol. 22, Nr. 1, Januar/Februar 2012, S. 27–41</ref>
Laut [[Stephan Lutter]] von der Umweltstiftung WWF sei die ausgetretene Ölsorte besonders „zäh, klebrig und giftig und darum gefährlicher und schwieriger zu bekämpfen als andere Öle“. Außerdem sei [[Schweröl]] schwer [[biologisch abbaubar]] und habe eine hochgiftige Wirkung in der [[Nahrungskette]] der Meereslebewesen.<ref name="Focus online 30.07.06"/> Das Dokumentations- und Forschungszentrum für Wasserverschmutzung durch Unfälle ''([[Cedre]])'' im französischen [[Brest]] ist dagegen der Ansicht, dass das Öl weniger dickflüssig und damit gefährlich sei als beispielsweise das der 1999 vor der [[Bretagne]] leckgeschlagenen [[Erika (Schiff)|Erika]], deren ausgetretene Ölmenge im Übrigen mit der der Katastrophe im Libanon vergleichbar sei. Dennoch könne auch dieses Öl bei längerem Wasserkontakt stärker verkleben, was die Reinigung der Küsten erschweren würde.<ref name="Spiegel online 01.08.06"/>


== Wirtschaftliche Schäden ==
== Wirtschaftliche Schäden ==
Der Umweltexperte Hmaidan rechnet damit, dass die Beseitigung der Ölschäden, mit der erst nach Ende der Kampfhandlungen begonnen werden könne, mindestens ein halbes Jahr dauern werde. Damit ist der Tourismusbranche und der Fischereiwirtschaft in den betroffenen Gebieten mindestens für diesen Zeitraum die Existenzgrundlage entzogen. Die Kosten für die Ölbeseitigung schätzt die libanesische Regierung auf 50 bis 100 Millionen [[US-Dollar]].
Der Umweltexperte Hmaidan rechnete damit, dass die Beseitigung der Ölschäden, mit der erst nach Ende der Kampfhandlungen begonnen werden konnte, mindestens ein halbes Jahr dauern würde. Damit wäre der Tourismusbranche und der Fischereiwirtschaft in den betroffenen Gebieten mindestens für diesen Zeitraum die Existenzgrundlage entzogen gewesen. Die Kosten für die Ölbeseitigung schätzte die libanesische Regierung auf 50 bis 100 Millionen [[US-Dollar]].

Bis 2012 hatte die libanesische Regierung mehrere Gerichtsverfahren angestrengt, um einen finanziellen Ausgleich zu erhalten, blieb damit jedoch weitestgehend erfolglos.<ref name="EPG" />


== Hilfsmaßnahmen ==
== Hilfsmaßnahmen ==
Mehrere Mittelmeerländer, sowie Kuwait, stellten Ausrüstung und Personal zur Bekämpfung der Ölpest zur Verfügung. Laut Deklaration der damaligen libanesischen Regierung sei die Menge der bereitstehenden Reinigungs- und Absorptionsmittel, [[Ölsperre]]n und Abschöpfvorrichtungen allerdings minimal gewesen.
* [[Kuwait]] schickte Spezialgeräte und 40 Tonnen Material, mit dem das Öl zum Gerinnen gebracht und gebunden werden kann.

* Mehrere Mittelmeerländer stellten Ausrüstung und Personal zur Bekämpfung der Ölpest zur Verfügung. Laut libanesischer Regierung sei die Menge der bereitstehenden Reinigungs- und Absorptionsmittel, [[Ölsperre]]n und Abschöpf-Vorrichtungen allerdings nach wie vor minimal.
== Siehe auch ==
* [[Liste bedeutender Ölunfälle]]
{{Commonscat|Jiyeh power station oil spill|Ölpest im östlichen Mittelmeer 2006}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.zki.dlr.de/applications/2006/lebanon/lebanon_2006_de.html Satellitenbilder der Ölpest] ([[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt]])
* [http://www.zki.dlr.de/applications/2006/lebanon/lebanon_2006_de.html Satellitenbilder der Ölpest] ([[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt]])
* [[Der Spiegel|Spiegel online]]: ''[http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,429566,00.html Umweltkatastrophe an Libanons Küste]'', 1. August 2006


== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references />


{{SORTIERUNG:Olpest im ostlichen Mittelmeer 2006}}
[[Kategorie:Ölpest|Ostliches Mittelmeer 2006]]
[[Kategorie:Ölpest|Ostliches Mittelmeer 2006]]
[[Kategorie:2006|Olpest im ostlichen Mittelmeer 2006]]
[[Kategorie:Geschichte des Mittelmeerraums]]
[[Kategorie:Nahostkonflikt|Olpest im ostlichen Mittelmeer 2006]]
[[Kategorie:Libanonkrieg 2006]]
[[Kategorie:Libanon|Olpest im ostlichen Mittelmeer 2006]]
[[Kategorie:Katastrophe 2006]]
[[Kategorie:Mittelmeer|Olpest im ostlichen Mittelmeer 2006]]

[[en:Jiyeh power station oil spill]]

Aktuelle Version vom 7. Februar 2023, 09:49 Uhr

Von der Ölpest verschmutztes Wasser im Hafen von Byblos

Die Ölpest im östlichen Mittelmeer 2006 ist eine Umweltkatastrophe, die im Sommer 2006 durch die Zerstörung eines Elektrizitätswerks an der libanesischen Küste ausgelöst wurde und die besonders an der Küste des Libanons, aber auch an der Küste Syriens, Schäden verursachte.

Satellitenaufnahme der Nasa. Der Ölteppich ist am dunkelsten Blau zu erkennen.

Im Verlauf des Libanonkrieges 2006 bombardierte die israelische Luftwaffe zwischen dem 13. und 15. Juli das ca. 25 km südlich von Beirut gelegene Ölkraftwerk Dschije im Südlibanon. Dabei wurden fünf der sechs Öltanks, deren Abstand zum Meer etwa 25 m beträgt, beschädigt. Vier davon brannten völlig aus, aus dem fünften trat unkontrolliert Öl aus. Der sechste, unbeschädigte Tank mit 25.000 t Inhalt drohte wegen eines nicht kontrollierbaren Schwelbrands zeitweise zu explodieren.

Ölteppich im Hafen von Byblos

Nach Angaben des libanesischen Umweltministeriums und verschiedener Umweltschutzorganisationen traten 10.000 bis 35.000 t Öl ins Mittelmeer aus. Dabei handelte es sich laut der auf Malta ansässigen Organisation Regional Marine Pollution Emergency Response Centre (Rempec) um Heizöl einer mittelschweren Sorte. Am 1. August bedeckte der klebrige, schwarze Ölschlick einen Küstenabschnitt von etwa 80 km Länge, was rund einem Drittel der ca. 225 km langen libanesischen Küste entspricht. Laut Rempec und der Hafenverwaltung der syrischen Küstenstadt Tartus wurde zu diesem Zeitpunkt zudem ein sieben Kilometer langer Ölteppich an der libanesisch-syrischen Grenze entdeckt.

Reaktion der libanesischen bzw. israelischen Regierung

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Der libanesische Umweltminister Yakoub Sarraf sprach am 29. Juli von der bisher „größten Umweltkatastrophe im Mittelmeer“, obwohl sich dort z. B. 1979 (Tanker Independența, 109.000 t) bzw. 1991 (Tanker Haven, 140.000 t) bereits Unglücke mit einem Vielfachen ausgelaufenen Öles ereignet hatten. Die Ölpest an der libanesischen Küste könne laut Sarraf nicht nur „furchtbare Folgen für unser Land, sondern für alle Länder des östlichen Mittelmeers haben“. Er behauptete ferner, dass sich ähnliche Ölkatastrophen bisher nur in offenen Ozeanen, nicht aber in einem geschlossenen Gewässer wie dem Mittelmeer ereignet hätten, was aufgrund der oben genannten Tankerkatastrophen nicht den Tatsachen entspricht. Sarraf befürchtete, dass die Ölpest, wenn keine Gegenmaßnahmen unternommen würden, sich auf zwei Drittel der libanesischen Küste ausbreiten könne. Daneben könne auch Israel betroffen sein. Außerdem wies der Umweltminister auf die schädlichen Folgen für Tierwelt und Ökosystem hin, die bis zum Aussterben mancher Arten reichen könnten. Sarraf sagte, dass es nicht möglich sei, die Ölpest zu bekämpfen, solange Israel seine Seeblockade aufrechterhalte. Er habe das Vereinigte Königreich, Italien, Spanien, die Vereinigten Staaten und weitere Länder mit Erfahrung in der Bekämpfung von Ölkatastrophen um technische Hilfe gebeten.

Israel erklärte, im Rahmen der UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) und der REMPEC (Regional Marine Pollution Emergency Response Centre) Hilfe zu leisten, um eine ökologische Katastrophe in der Region zu vermeiden. Das ausgelaufene Heizöl verhalte sich im Meer anders als das schwerere Erdöl, die Ausbreitung des Flecks im Nordlibanon sei gestoppt worden. Der Fleck bleibe an der Küste und verteile sich nicht im Meer. Bilder, die Nachrichtenagenturen über verletzte Seevögel verbreitet hatten, seien gefälscht und stammten aus den Golfkriegen von 1990 und 2003.

Gesundheits- und Umweltschäden

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Laut Stephan Lutter von der Umweltstiftung WWF war die ausgetretene Ölsorte besonders „zäh, klebrig und giftig und darum gefährlicher und schwieriger zu bekämpfen als andere Öle“. Außerdem sei Schweröl schwer biologisch abbaubar und habe eine hochgiftige Wirkung in der Nahrungskette der Meereslebewesen. Der Ölteppich dehnte sich auf eine Länge von etwa 90 Kilometer und eine Breite von bis zu 30 Kilometer aus; er hatte die syrische Küste auf eine Länge von 10 Kilometer verseucht.

Das beschädigte Ölkraftwerk Dschije

Es war nach Ansicht internationaler Fachleute nicht auszuschließen, dass er auch die Türkei, Zypern und sogar Griechenland erreichen konnte. Das Öl hatte auch das Naturschutzgebiet Palm Islands fünf Kilometer vor der Nordküste des Libanon erreicht. Dieses ist ein wichtiger Nistplatz für die Unechte Karettschildkröte und die vom Aussterben bedrohte Grüne Meeresschildkröte. Diese legt ihre Eier im Sand der libanesischen Küste; deren frisch geschlüpfte Jungtiere hätten aufgrund des Ölschlammes das Meer nicht mehr erreichen können. Weiterhin betroffen war der durch Überfischung ohnehin schon erheblich bedrohte Rote Tunfisch, Fischlaichplätze und Rastgebiete für Zugvögel. Auch der libanesische Umweltexperte Wael Hmaidan berichtete am 30. Juli von 40 cm dicken Klumpen aus geronnenem Öl sowie zahlreichen verendeten Meerestieren.

Das Dokumentations- und Forschungszentrum für Wasserverschmutzung durch Unfälle (Cedre) im französischen Brest war dagegen der Ansicht, dass das Öl weniger dickflüssig und damit gefährlich sei als beispielsweise das der 1999 vor der Bretagne leckgeschlagenen Erika, deren ausgetretene Ölmenge im Übrigen mit der der Katastrophe im Libanon vergleichbar sei. Dennoch könne auch dieses Öl bei längerem Wasserkontakt stärker verkleben, was die Reinigung der Küsten erschwert haben würde.

Drei Jahre nach dem Vorfall waren die Schäden größtenteils beseitigt. Der Gesamtschaden hatte sich als geringer, als anfangs befürchtet herausgestellt.[1]

Wirtschaftliche Schäden

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Der Umweltexperte Hmaidan rechnete damit, dass die Beseitigung der Ölschäden, mit der erst nach Ende der Kampfhandlungen begonnen werden konnte, mindestens ein halbes Jahr dauern würde. Damit wäre der Tourismusbranche und der Fischereiwirtschaft in den betroffenen Gebieten mindestens für diesen Zeitraum die Existenzgrundlage entzogen gewesen. Die Kosten für die Ölbeseitigung schätzte die libanesische Regierung auf 50 bis 100 Millionen US-Dollar.

Bis 2012 hatte die libanesische Regierung mehrere Gerichtsverfahren angestrengt, um einen finanziellen Ausgleich zu erhalten, blieb damit jedoch weitestgehend erfolglos.[1]

Hilfsmaßnahmen

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Mehrere Mittelmeerländer, sowie Kuwait, stellten Ausrüstung und Personal zur Bekämpfung der Ölpest zur Verfügung. Laut Deklaration der damaligen libanesischen Regierung sei die Menge der bereitstehenden Reinigungs- und Absorptionsmittel, Ölsperren und Abschöpfvorrichtungen allerdings minimal gewesen.

Commons: Ölpest im östlichen Mittelmeer 2006 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Aseel A. Takshe, Irna Van der Molen, Jon C. Lovett: Examining the Lack of Legal Remedies for Environmental Damage in the 2006 Lebanon–Israel War in Environmental Policy and Governance, Vol. 22, Nr. 1, Januar/Februar 2012, S. 27–41