„Pichelsteiner“ – Versionsunterschied
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Der '''Pichelsteiner Eintopf''' ist ein Eintopf aus verschiedenen Gemüse- und Fleischsorten. |
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[[Datei:Pichelsteiner Eintopf.jpg|mini|Pichelsteiner]] |
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'''Pichelsteiner Fleisch''', '''Pichelsteiner Eintopf''' oder kurz '''Pichelsteiner''' ist ein deutsches [[Eintopfgericht]], das aus verschiedenen Fleisch- und Gemüsesorten besteht. |
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Zur Herstellung diese Gerichtes wird das Fleisch von Rindern, Schweinen und Hammeln ziemlich scharf angebraten. Dann kommt [[Gemüse]] dazu (gewürfelte [[Karotte|Karotten]], [[Lauch]] in Scheiben, gewürfelte Petersilienwurzel, gestückelte [[Kartoffel]] und in dünne Streifen geschnittener Kohl - am besten [[Wirsing]]). Das alles wird mit einer herzlichen [[Fleischbrühe]] übergossen und, mit einem feuchten Tuch zugedeckt gegart. Gewürzt wird vorsichtig mit [[Salz]] und etwas [[Pfeffer]], feingehackte [[Kräuter]] der Provence geben die besondere Finesse. |
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== Zubereitung == |
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Wegen der relativ geringen Zubereitungszeit von etwa einer Stunde und der einfachen Zubereitung wird der Pichelsteiner Eintopf gerne in Designerküchen zubereitet. Die Konsistenz des Eintopfs ist meist recht dick; das bestimmt der jeweilige Koch oder die Köchin bei der Zugabe der Menge Brühe oder zusätzlichem Wasser. |
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Zunächst werden Rind-, Schweine- und Kalbfleisch scharf angebraten. Danach wird [[Gemüse]] entsprechend der jeweiligen Garzeit in den Topf gegeben. In der Regel gehören dazu gewürfelte Kartoffeln, Karotten, Petersilienwurzeln und [[Lauch]]scheiben. Alles wird mit [[Fleischbrühe]] aufgegossen und gegart. Je nach Region werden auch noch [[Knoblauch]] und/oder [[Zwiebel]]n mit gegart. In Schwaben pflegt man [[Knochenmark]] aus dem Ansatz der Brühe in feinen Scheiben als Garnierung zur fertigen Suppe zu servieren. |
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Wegen der einfachen Zubereitung wurde der Pichelsteiner Eintopf früher oft in Großküchen zubereitet. Die Konsistenz des Eintopfs ist meistens recht dick. |
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Je nach Region werden auch noch [[Knoblauchzehen]] und/oder [[Frühlingszwiebeln]] mitgegart. In Schwaben und im Elsass pflegt man [[Knochenmark]] aus dem Ansatz der Brühe in hauchdünnen Scheiben als Garnierung zur fettigen Suppe zu servieren. |
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== Herkunft des Namens == |
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Im Jahr 1847 hat die ursprünglich aus [[Grattersdorf]] stammende [[Wirtin]] [Auguste Winkler] das Gericht er[[sonne]]n, um das [[Gericht]] leicht auf den in der Nähe befindlichen Büchelstein befördern zu können. Im [[Bayerischer Wald|Bayerischen Wald]] wurde zu jener Zeit das ''ü'' als ''i'' ausgesprochen, und so wurde aus den oben genannten Zutaten das Pichelsteiner Eintopfgericht. In [[Regen (Stadt)|Regen]] wird diesem [[Gericht]] zu Ehren seit 1874 das Pichel[[steinerfest]] gefeiert. |
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Es gilt als erwiesen, dass das Rezept von der aus [[Kirchberg im Wald]] stammenden Wirtin Auguste Winkler, geb. von Kiesling, stammt. Sie betrieb in [[Grattersdorf]] bis zu ihrem Tod im Jahre 1871 ein Gasthaus. Der Eintopf wurde vermutlich nach dem nahegelegenen [[Büchelstein]] benannt, wo ab 1839 auf einer Waldwiese das Büchelsteiner Fest gefeiert wurde. Das schnell zubereitete, warme Gericht erfreute sich dort allgemeiner Beliebtheit. Schon 1879 bei der Vierzigjahrfeier des Festes wurde das „Freilichtkochen“ des Büchelsteiners als „herkömmlich“ bezeichnet. Im Dialekt des [[Bayerischer Wald|Bayerischen Waldes]] wird das ''ü'' als ''i'' ausgesprochen und die Aussprache wurde wahrscheinlich dann als ''Pichelsteiner'' verschriftlicht. |
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Parallel dazu trafen sich die Bürger von [[Regen (Stadt)|Regen]] ab 1874 traditionell am Kirchweihmontag zum ''[[Regen (Stadt)#Regelmäßige Veranstaltungen|Pichelsteineressen]]'', das bis heute als ''Pichelsteinerfest'' gefeiert wird. Die Veranstalter des Büchelsteiner Festes und des Pichelsteinerfestes stritten lange Zeit über den Ursprung des Gerichtes und die Herkunft des Namens. Nach einer Theorie wurde der große Kessel für die Suppe früher als ''Pichel'' bezeichnet. Der Heimatforscher und Schriftsteller [[Max Peinkofer]] bezeichnete diese Theorie als „erheiternde Behauptung“ und „erfundene Sage“ und führte die Entstehung entschieden auf das Fest am Büchelstein zurück<ref>Max Peinkofer: ''Büchelsteinerfest und Büchelsteinerfleisch'', in: ''Der Brunnkorb'', 1977, S. 193</ref>. Eine wirklich aussagekräftige wirtschafts-geographische Analyse zu diesem Thema fehlt jedoch.<ref>Ulrich Pietrusky: ''Der Bayerische Wald – Im Fluge neu entdeckt'', 1985, S. 60</ref> |
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Erstmals in einem Kochbuch erwähnt wurde das Eintopfgericht 1894.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.wdr.de/tv/servicezeit/essen_trinken/sendungsbeitraege/2007/1102/03_pichelsteiner.jsp | wayback=20081007083215 | text=Wie Gerichte zu ihren Namen kamen: Pichelsteiner}}</ref> |
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== Rezeption == |
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Mäxchen Pichelsteiner (aus dem Dorf Pichelstein) heißt der Held von [[Erich Kästner]]s 1963 erschienenem Buch [[Der kleine Mann (Kinderbuch)|Der kleine Mann]]. |
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== Literatur == |
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*Max Peinkofer: ''Büchelsteinerfest und Büchelsteinerfleisch'', in: ''Der Brunnkorb'', Verlag Passavia, Passau 1977, ISBN 3-87616-060-X |
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== Ähnliche Gerichte == |
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* [[Bosanski Lonac]] (Bosnien) |
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* [[Irish Stew]] (Irland) |
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* [[Nikujaga]] (Japan) |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Suppe]] |
Aktuelle Version vom 8. Dezember 2024, 10:56 Uhr

Pichelsteiner Fleisch, Pichelsteiner Eintopf oder kurz Pichelsteiner ist ein deutsches Eintopfgericht, das aus verschiedenen Fleisch- und Gemüsesorten besteht.
Zubereitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zunächst werden Rind-, Schweine- und Kalbfleisch scharf angebraten. Danach wird Gemüse entsprechend der jeweiligen Garzeit in den Topf gegeben. In der Regel gehören dazu gewürfelte Kartoffeln, Karotten, Petersilienwurzeln und Lauchscheiben. Alles wird mit Fleischbrühe aufgegossen und gegart. Je nach Region werden auch noch Knoblauch und/oder Zwiebeln mit gegart. In Schwaben pflegt man Knochenmark aus dem Ansatz der Brühe in feinen Scheiben als Garnierung zur fertigen Suppe zu servieren.
Wegen der einfachen Zubereitung wurde der Pichelsteiner Eintopf früher oft in Großküchen zubereitet. Die Konsistenz des Eintopfs ist meistens recht dick.
Herkunft des Namens
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gilt als erwiesen, dass das Rezept von der aus Kirchberg im Wald stammenden Wirtin Auguste Winkler, geb. von Kiesling, stammt. Sie betrieb in Grattersdorf bis zu ihrem Tod im Jahre 1871 ein Gasthaus. Der Eintopf wurde vermutlich nach dem nahegelegenen Büchelstein benannt, wo ab 1839 auf einer Waldwiese das Büchelsteiner Fest gefeiert wurde. Das schnell zubereitete, warme Gericht erfreute sich dort allgemeiner Beliebtheit. Schon 1879 bei der Vierzigjahrfeier des Festes wurde das „Freilichtkochen“ des Büchelsteiners als „herkömmlich“ bezeichnet. Im Dialekt des Bayerischen Waldes wird das ü als i ausgesprochen und die Aussprache wurde wahrscheinlich dann als Pichelsteiner verschriftlicht.
Parallel dazu trafen sich die Bürger von Regen ab 1874 traditionell am Kirchweihmontag zum Pichelsteineressen, das bis heute als Pichelsteinerfest gefeiert wird. Die Veranstalter des Büchelsteiner Festes und des Pichelsteinerfestes stritten lange Zeit über den Ursprung des Gerichtes und die Herkunft des Namens. Nach einer Theorie wurde der große Kessel für die Suppe früher als Pichel bezeichnet. Der Heimatforscher und Schriftsteller Max Peinkofer bezeichnete diese Theorie als „erheiternde Behauptung“ und „erfundene Sage“ und führte die Entstehung entschieden auf das Fest am Büchelstein zurück[1]. Eine wirklich aussagekräftige wirtschafts-geographische Analyse zu diesem Thema fehlt jedoch.[2]
Erstmals in einem Kochbuch erwähnt wurde das Eintopfgericht 1894.[3]
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bundeskanzler Ludwig Erhard gab in Interviews Anfang der 1960er Jahre mehrfach den Pichelsteiner Eintopf als sein Lieblingsgericht an, was den Eintopf endgültig bundesweit bekannt machte.[4][5]
Mäxchen Pichelsteiner (aus dem Dorf Pichelstein) heißt der Held von Erich Kästners 1963 erschienenem Buch Der kleine Mann.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Max Peinkofer: Büchelsteinerfest und Büchelsteinerfleisch, in: Der Brunnkorb, Verlag Passavia, Passau 1977, ISBN 3-87616-060-X
Ähnliche Gerichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bosanski Lonac (Bosnien)
- Irish Stew (Irland)
- Nikujaga (Japan)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Max Peinkofer: Büchelsteinerfest und Büchelsteinerfleisch, in: Der Brunnkorb, 1977, S. 193
- ↑ Ulrich Pietrusky: Der Bayerische Wald – Im Fluge neu entdeckt, 1985, S. 60
- ↑ Wie Gerichte zu ihren Namen kamen: Pichelsteiner ( vom 7. Oktober 2008 im Internet Archive)
- ↑ Echte Klassiker, die jeder liebt. Gräfe und Unzer, 2009, ISBN 978-3-8338-1703-8, S. 50. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ ZEITmagazin Nr. 21/2009 – Ludwig Erhards Linsensuppe – Wolfram Siebeck