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„Jugendburg“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Streitwiesen 1990.jpg|thumb|250px|Die [[Jugendburg Streitwiesen]] als Beispiel für eine durch die Jugend renovierte Burgruine]]
[[Datei:Streitwiesen 1990.jpg|miniatur|Die [[Jugendburg Streitwiesen]] als Beispiel für eine durch die Jugend renovierte Burgruine]]
'''Jugendburgen''' dienen als freie Begegnungs- und Bildungsstätten für Jugendliche. Die Träger der ursprünglichen Jugendburgen stammen meist aus der [[Wandervogel]]- und [[Pfadfinder]]bewegung oder stehen der [[Jugendbewegung]] zumindest nahe.


'''Jugendburgen''' sind mittelalterliche Burganlagen, die im 20. Jahrhundert als freie Begegnungs- und Bildungsstätten für Jugendliche hergerichtet wurden. Die Träger der ursprünglichen Jugendburgen stammen meist aus der [[Wandervogel]]- oder der [[Pfadfinder]]bewegung oder stehen der [[Jugendbewegung]] zumindest nahe.


== Begrifflichkeit ==
== Begrifflichkeit ==
Der Begriff ''Jugendburg'' bezieht sich in ihrem Urspung auf die Nutzung von ''[[Burg]]en'' durch die ''Jugend''.
Der Begriff ''Jugendburg'' bezieht sich ursprünglich auf die Nutzung von [[Burg]]en durch die Jugend.


Die Differenzierung zwischen „Jugendburgen“ aus ihrer Historie und „Jugendburgen“ aus der Nutzung von Burgen als [[Jugendherberge]] z. Bsp. des [[Deutsches Jugendherbergswerk]] (DJH) ist umstritten. So entstanden Jugendherbergen bereits ab Anfang des 20. Jahrhunderts im Zuge der Jugendbewegung als Unterkünfte für junge Menschen, Jugendgruppen und Schulklassen. Und bereits im Jahre 1912 wurde von [[Richard Schirrmann]] auf der [[Burg Altena]] oberhalb der Stadt [[Altena]] die erste deutsche Jugendherberge errichtet (von 1906 bis 1915 Wiederaufbau).
Die Differenzierung zwischen Jugendburgen in diesem historischen Sinn und Jugendburgen im Sinne von Burgen, die als [[Jugendherberge]] beispielsweise des [[Deutsches Jugendherbergswerk|Deutschen Jugendherbergswerks]] genutzt werden, ist umstritten. So entstanden Jugendherbergen bereits ab Anfang des 20. Jahrhunderts im Zuge der Jugendbewegung als Unterkünfte für junge Menschen, Jugendgruppen und Schulklassen. Und bereits im Jahr 1912 wurde von [[Richard Schirrmann]] auf der [[Burg Altena]] oberhalb der Stadt [[Altena]] die erste deutsche Jugendherberge errichtet (von 1906 bis 1915 Wiederaufbau). Die erste Jugendburg, die aus der Jugendbewegung selbst hervorging, war [[Burg Rothenfels (Rothenfels)|Burg Rothenfels am Main]]. Sie wurde am 21. Februar 1919 durch den katholischen Bund [[Quickborn-Arbeitskreis|Quickborn]] eröffnet. Auf der Burg wirkten der Theologe und Religionsphilosoph [[Romano Guardini]] und der Architekt [[Rudolf Schwarz (Architekt)|Rudolf Schwarz]].<ref>{{Literatur |Autor=G. Ulrich Großmann |Titel=Jugendburgen |Hrsg=[[G. Ulrich Großmann]], Claudia Seelheim, Barbara Stambolis |Sammelwerk=Aufbruch der Jugend. Deutsche Jugendbewegung zwischen Selbstbestimmung und Verführung. |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Verlag Germanisches Nationalmuseum |Ort=Nürnberg |Datum=2013 |ISBN=978-3-936688-77-1 |Seiten=82-91}}</ref>


Während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] wurden Jugendburg von der [[Hitler-Jugend]] und dem [[Bund Deutscher Mädel]] genutzt und der Begriff erhielt durch die [[Naziideologie]] einen faden Beigeschmack.
Während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] wurden Jugendburgen von der [[Hitlerjugend]] und dem [[Bund Deutscher Mädel]] genutzt. Von 1935 bis 1943 gab es auch eine Schülerzeitschrift mit dem Titel [[Deutsche Jugendburg (Zeitschrift)|Deutsche Jugendburg]], die vom [[Nationalsozialistischer Lehrerbund|Nationalsozialistischen Lehrerbund]] herausgegeben wurde.


== Jugendburgen in der Jugendbewegung ==
== Jugendburgen in der Jugendbewegung ==
[[Datei:Burg finstergrün.jpg|miniatur|Die [[Burg Finstergrün]] gehört der Evangelischen Jugend Österreich]]
Im Zusammenhang mit Jugendburgen trifft man immer wieder auf die Namen [[Gustav Wyneken]], [[Robert Oelbermann]] und [Karl Oelbermann]].


Im Zusammenhang mit Jugendburgen trifft man immer wieder auf die Namen [[Gustav Wyneken]], [[Robert Oelbermann]] und [[Karl Oelbermann]].
Der Reformpädagoge Gustav Wyneken war im Jahr 1910 der Vorsitzender des "Bundes freier Schulgemeinschaften" und Herausgeber von dessen Zeitung. Er versucht auch, eine neue Schule oder aber eine "Jugendburg" zu gründen und sein reformpädagogische Projekt der Idee der Erziehung als ''Formung des Menschen im Sinne einer Weltanschauung'' dienen. Für Wyneken geht es um eine Neubestimmung des Verhältnisses zwischen Lehrer und Schüler. Dieses soll auf ''Kameradschaft'' und ''Führertum'' basieren.


Der Reformpädagoge Gustav Wyneken war im Jahr 1910 der Vorsitzende des [[Bund für freie Schulgemeinden|Bundes für freie Schulgemeinden]] und Herausgeber von dessen Zeitung. Er versuchte auch, eine neue Schule oder aber eine Jugendburg zu gründen und sein reformpädagogisches Projekt der Idee der Erziehung als ''Formung des Menschen im Sinne einer Weltanschauung'' dienen. Für Wyneken geht es um eine Neubestimmung des Verhältnisses zwischen Lehrer und Schüler. Dieses soll auf Kameradschaft und Führertum basieren.
Mit seinen pädagogischen Ansätzen beeinflusst Wyneken als Erwachsener die aufkommende Jugendbewegung, zu der er ab 1912 in Verbindung steht. Wyneken kreiert den Begriff der "[[Jugendkultur]]" gegen die Unterwürfigkeit der wilhelminischen Zeit wie auch gegen Schule und Familie. Er arbeitet 1913 an der Formulierung der Meißner-Formel des [[Erster Freideutscher Jugendtag|Ersten Freideutschen Jugendtages]] am [[Hoher Meißner|Hohen Meißner]] mit. Auch hier kommt es zu Spannungen, da Wyneken einen Führungsanspruch stellt, was von vielen Gruppen des Jugendtages abgelehnt wird.


Mit seinen pädagogischen Ansätzen beeinflusst Wyneken als Erwachsener die aufkommende Jugendbewegung, zu der er ab 1912 in Verbindung steht. Wyneken kreiert den Begriff der [[Jugendkultur]] gegen die Unterwürfigkeit der wilhelminischen Zeit wie auch gegen Schule und Familie. Er arbeitet 1913 an der Formulierung der Meißner-Formel des [[Erster Freideutscher Jugendtag|Ersten Freideutschen Jugendtages]] am [[Hoher Meißner|Hohen Meißner]] mit. Auch hier kommt es zu Spannungen, da Wyneken einen Führungsanspruch stellt, was von vielen Gruppen des Jugendtages abgelehnt wird.
Fasziniert von den Ideen Wyneken träumen die Brüder Robert und Karl Oelbermann nach dem 1. Weltkrieg von der Idee Jugendburg. Robert Oelbermann gilt im Nachinein als der Gründer des [[Nerother Wandervogel - Bund zur Errichtung der Rheinischen Jugendburg]]. Mit ''Rheinischen Jugendburg'' war die Burg Waldeck gemeint. Gegründet wurde der Nerother Wandervogel als „Nerother Wandervogel – Deutscher Ritterbund“ von [[Robert Oelbermann]] am 27. März 1921 auf der [[Burg Drachenfels]] bei Busenberg/Pfalz.


Fasziniert von den Ideen Wyneken träumen die Brüder Robert und Karl Oelbermann nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] von der Idee Jugendburg. Robert Oelbermann gilt im Nachhinein als der Gründer des [[Nerother Wandervogel - Bund zur Errichtung der Rheinischen Jugendburg]]. Mit ''Rheinischer Jugendburg'' war die [[Burg Waldeck (Hunsrück)|Burg Waldeck im Hunsrück]] gemeint. Gegründet wurde der Nerother Wandervogel als ''Nerother Wandervogel – Deutscher Ritterbund'' von [[Robert Oelbermann]] am 27. März 1921 auf der [[Burg Drachenfels (Wasgau)|Burg Drachenfels]] bei Busenberg im Wasgau.
Bei den Jugendburgen ging es zumeist darum, einen eigenständigen Ort der Begegnung zu schaffen und zudem kulturhistorische wertvolle Denkmäler zu erhalten und ihnen eine neue und sinnvolle Nutzung zukommen zu lassen.


Bei den Jugendburgen ging es zumeist darum, einen eigenständigen Ort der Begegnung zu schaffen und zudem kulturhistorisch wertvolle Denkmäler zu erhalten und ihnen eine neue und sinnvolle Nutzung zukommen zu lassen.
Heutzutage sind die Ziele einer Jugendburg unveraendert, es geht darum den Tabus und Konventionen der Gesellschaft zu entgehen und an ihrer Stelle die freizügige Entfaltung des jugendlichen Menschen und seiner selbstgewählten Gemeinschaft aus [[Erster Freideutscher Jugendtag#Die Meißner-Formel|eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung und mit innerer Wahrhaftigkeit]] zu gewährleisten.


Heutzutage sind die Ziele einer Jugendburg unverändert, es geht darum den Tabus und Konventionen der Gesellschaft zu entgehen und an ihrer Stelle die freizügige Entfaltung des jugendlichen Menschen und seiner selbstgewählten Gemeinschaft aus [[Erster Freideutscher Jugendtag#Die Meißner-Formel|eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung und mit innerer Wahrhaftigkeit]] zu gewährleisten.
Bei der stetig wachsenden Zahl an [[Pfadfinder]]- und Jugendbünden werden aus den Jugendburgen von damals internationalen Treffpunkt an denen [[Lager]] und Treffen abgehalten werden.

Bei der stetig wachsenden Zahl an [[Pfadfinder]]- und Jugendbünden wurden aus den Jugendburgen internationale Treffpunkte, an denen [[Lager (Camp)|Lager]] abgehalten werden.

== Bauhütten ==
[[Datei:Nerother auf Burg Waldeck.JPG|miniatur|Nerotherbauhütte auf Burg Waldeck (17.&nbsp;November 1966)]]
Der durch den Nerother Wandervogel geprägte Begriff der Bauhütte bezieht sich ursprünglich auf die Rheinische Jugendburg Waldeck. Da unter dem Bundesführer des Nerother Wandervogels Robert Oelbermann die Waldeck ab 1922 zum Erlebnis- und Fahrten-Mittelpunkt wurde und das ehrgeizige Siedlungs- und Bau-Projekt ''Rheinische Jugendburg'' begonnen und propagiert wurde, wurde hierzu eine selbstgebaute Hütte am Fuße der mittelalterlichen Burgruine installiert. Diese war Sitz der Jugendlichen, welche zum Burgbau und zum Leben im Geiste einer ritterlichen Ordensgemeinschaft „Brot und Dach“ teilten.

Heutige Bauhütten sind meist nur noch auf die [[Sommerferien]]zeit beschränkt. Doch auch hier steht das gemeinsame Leben und Arbeiten im Vordergrund. Als Gegenpol zur Fahrt bemessen vor allem die Wandervögelbünde dem Bauhüttengedanken noch große Bedeutung zu, da das gemeinsame Leben und Arbeiten eine Gemeinschaft ganz besonders zu formen und zu verschweißen vermag.


== Jugendburgen in Deutschland ==
== Jugendburgen in Deutschland ==
[[Datei:Burg Hessenstein 08 Hauptgebäude.jpg|miniatur|Burg Hessenstein]][[File:Schloss Rotenberg Jugendburg 1.JPG|thumb|Schloss Rotenberg Jugendburg 1]]
*[[Balduinstein]] bei [[Verbandsgemeinde Diez|Diez]] ([[Rheinland-Pfalz]])
*[[Burg Camburg|Camburg]] bei [[Camburg]] (Thüringen), 1935
* [[Burg Balduinstein]] in [[Balduinstein]] (Rheinland-Pfalz), 1974
*[[Burg Feuerstein|Feuerstein]] bei [[Ebermannstadt]] ([[Bayern]]), 1946
* [[Burg Camburg]] bei [[Camburg]] (Thüringen), 1935
* [[Eichenkreuzburg]] bei [[Bissendorf (Wedemark)|Bissendorf]] (Niedersachsen), 1928
*[[Wasserschloss Gemen|Gemen]] bei [[Borken]] ([[Nordrhein-Westfalen]]), 1946
*[[Hohenkrähen]] bei [[Singen (Hohentwiel)]] ([[Baden-Württemberg]]), 1956
* [[Schloss Ebersberg (Württemberg)|Schloss Ebersberg]] bei [[Stuttgart]] (Baden-Württemberg), 1966
*[[Burg Ludwigstein|Ludwigstein]] bei [[Witzenhausen]] ([[Hessen]]), 1920
* [[Burg Feuerstein]] bei [[Ebermannstadt]] (Bayern), 1946
*[[Burg Rieneck|Rieneck]] bei [[Rieneck]] ([[Bayern]]), 1959
* [[Burg Gemen]] bei [[Borken]] (Nordrhein-Westfalen), 1946
*[[Schönburg (Rhein)|Schönburg]] bei [[Oberwesel]] ([[Rheinland-Pfalz]]), 1951
* [[Burg Hessenstein]] bei [[Vöhl]]-[[Ederbringhausen]] (Nordhessen), 1922
*[[Burg Waldeck|Waldeck]] bei [[Dorweiler (Hunsrück)]] ([[Rheinland-Pfalz]]), 1922 (1910)
* [[Burg Hoheneck (Ipsheim)|Burg Hoheneck]] bei [[Ipsheim]] (Bayern), 1984
*[[Burg Wernfels|Wernfels]] bei [[Spalt (Stadt)|Spalt]] ([[Bayern]]), 1925
* [[Burg Hohenkrähen]] bei [[Singen (Hohentwiel)]] (Baden-Württemberg), 1956
* [[Burg Hohensolms]] bei [[Gießen]] (Hessen), 1924
* [[Burg Hohnstein (Sächsische Schweiz)|Burg Hohnstein]] in [[Hohnstein (Sächsische Schweiz)]] (Sachsen), 1925
* [[Burg Ludwigstein]] bei [[Witzenhausen]] ([[Hessen]]), 1920
* [[Schloss Mansfeld]] bei [[Mansfeld]] (Sachsen-Anhalt), 1947
* [[Burg Monschau]] bei [[Monschau]] (Nordrhein-Westfalen), 1919
* [[Neuerburg (Burg)|Neuerburg]] in [[Neuerburg]] (Rheinland-Pfalz), 1930
* [[Burg Rieneck]] bei [[Rieneck]] (Bayern), 1959
* [[Schloss Rotenberg]] bei [[Rauenberg]] (Baden-Württemberg), 1950
* [[Burg Rothenfels (Rothenfels)|Burg Rothenfels]] bei [[Rothenfels]] (Bayern), 1919
* [[Schönburg (Rhein)|Schönburg]] bei [[Oberwesel]] (Rheinland-Pfalz), 1951
* [[Burg Schwaneck]] bei [[Pullach im Isartal]] (Bayern), 1956
* [[Burg Stahleck (Bacharach)|Burg Stahleck]] in [[Bacharach]] am [[Rhein]] (Rheinland-Pfalz), 1925
* [[Burg Waldeck (Hunsrück)|Burg Waldeck]] bei [[Dorweiler (Dommershausen)|Dorweiler]] (Rheinland-Pfalz), 1922 (1910)
* [[Burg Wernfels]] bei [[Spalt]] (Bayern), 1925


== Jugendburgen in Österreich ==
== Jugendburgen in Österreich ==
*[[Burg Finstergrün|Finstergrün]] bei [[Ramingstein]] [[Salzburg (Bundesland)|Salzburg]], 1946
* [[Burg Finstergrün]] bei [[Ramingstein]] (Salzburg), 1946
*[[Jugendburg Streitwiesen|Streitwiesen]] bei [[Weiten (Niederösterreich)|Weiten]] ([[Niederösterreich]]), 1972
* [[Jugendburg Streitwiesen]] bei [[Weiten (Niederösterreich)|Weiten]] (Niederösterreich), 1972
* [[Burg Wildegg]] bei [[Sittendorf (Gemeinde Wienerwald)|Sittendorf]] (Niederösterreich), 1947


== Jugendburgen in der Schweiz ==
== Jugendburgen in der Schweiz ==
*[[Burg Rotberg|Rotberg]] bei [[Metzerlen-Mariastein]] ([[Kanton Solothurn|Solothurn]]), 1935
* [[Burg Rotberg]] bei [[Metzerlen-Mariastein]] (Solothurn), 1935

== Bauhütten ==
Der durch den Nerother Wandervogel geprägte Begriff der Bauhütte bezieht sich ursprünglich auf die Rheinische Jugendburg Waldeck. Da unter dem Bundesführer des Nerother Wandervogels Robert Oelbermann die Waldeck ab 1922 zum Erlebnis- und Fahrten-Mittelpunkt wurde und das ehrgeizige Siedlungs- und Bau-Projekt "Rheinische Jugendburg" begonnen und propagiert wurde, wurde hierzu eine selbstgebauten Hütte am Fuße der mittelalterlichen Burgruine installiert.

Heutige „Bauhütten“ sind lediglich Veranstaltungen die zur Aufgabe haben, zumeist in ehrenamtlicher Arbeit, den Schutz der Denkmäler, Renovierung der Gebäudesubstanz und Ausbau der bereits bestehenden Jugenburgen zu gewährleisten.


== Literatur ==
* [[Georg Gretor]]: ''Jugendbewegung und Jugendburg.'' Mit einem Vorwort von [[Bruno Goetz]]. Orell Füssli, Zürich 1918


== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Pfadfinder]]
[[Kategorie:Jugendburg| ]]<!--beabsichtigte Doppelung-->
[[Kategorie:Jugendbewegung]]
[[Kategorie:Burgentyp]]
[[Kategorie:Jugendburg]]<!--beabsichtigte Doppelung-->
[[Kategorie:Pfadfinderbewegung]]
[[Kategorie:Burg]]
[[Kategorie:Kultur der Jugendbewegung]]

Aktuelle Version vom 10. Mai 2023, 00:03 Uhr

Die Jugendburg Streitwiesen als Beispiel für eine durch die Jugend renovierte Burgruine

Jugendburgen sind mittelalterliche Burganlagen, die im 20. Jahrhundert als freie Begegnungs- und Bildungsstätten für Jugendliche hergerichtet wurden. Die Träger der ursprünglichen Jugendburgen stammen meist aus der Wandervogel- oder der Pfadfinderbewegung oder stehen der Jugendbewegung zumindest nahe.

Begrifflichkeit

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Der Begriff Jugendburg bezieht sich ursprünglich auf die Nutzung von Burgen durch die Jugend.

Die Differenzierung zwischen Jugendburgen in diesem historischen Sinn und Jugendburgen im Sinne von Burgen, die als Jugendherberge beispielsweise des Deutschen Jugendherbergswerks genutzt werden, ist umstritten. So entstanden Jugendherbergen bereits ab Anfang des 20. Jahrhunderts im Zuge der Jugendbewegung als Unterkünfte für junge Menschen, Jugendgruppen und Schulklassen. Und bereits im Jahr 1912 wurde von Richard Schirrmann auf der Burg Altena oberhalb der Stadt Altena die erste deutsche Jugendherberge errichtet (von 1906 bis 1915 Wiederaufbau). Die erste Jugendburg, die aus der Jugendbewegung selbst hervorging, war Burg Rothenfels am Main. Sie wurde am 21. Februar 1919 durch den katholischen Bund Quickborn eröffnet. Auf der Burg wirkten der Theologe und Religionsphilosoph Romano Guardini und der Architekt Rudolf Schwarz.[1]

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden Jugendburgen von der Hitlerjugend und dem Bund Deutscher Mädel genutzt. Von 1935 bis 1943 gab es auch eine Schülerzeitschrift mit dem Titel Deutsche Jugendburg, die vom Nationalsozialistischen Lehrerbund herausgegeben wurde.

Jugendburgen in der Jugendbewegung

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Die Burg Finstergrün gehört der Evangelischen Jugend Österreich

Im Zusammenhang mit Jugendburgen trifft man immer wieder auf die Namen Gustav Wyneken, Robert Oelbermann und Karl Oelbermann.

Der Reformpädagoge Gustav Wyneken war im Jahr 1910 der Vorsitzende des Bundes für freie Schulgemeinden und Herausgeber von dessen Zeitung. Er versuchte auch, eine neue Schule oder aber eine Jugendburg zu gründen und sein reformpädagogisches Projekt der Idee der Erziehung als Formung des Menschen im Sinne einer Weltanschauung dienen. Für Wyneken geht es um eine Neubestimmung des Verhältnisses zwischen Lehrer und Schüler. Dieses soll auf Kameradschaft und Führertum basieren.

Mit seinen pädagogischen Ansätzen beeinflusst Wyneken als Erwachsener die aufkommende Jugendbewegung, zu der er ab 1912 in Verbindung steht. Wyneken kreiert den Begriff der Jugendkultur gegen die Unterwürfigkeit der wilhelminischen Zeit wie auch gegen Schule und Familie. Er arbeitet 1913 an der Formulierung der Meißner-Formel des Ersten Freideutschen Jugendtages am Hohen Meißner mit. Auch hier kommt es zu Spannungen, da Wyneken einen Führungsanspruch stellt, was von vielen Gruppen des Jugendtages abgelehnt wird.

Fasziniert von den Ideen Wyneken träumen die Brüder Robert und Karl Oelbermann nach dem Ersten Weltkrieg von der Idee Jugendburg. Robert Oelbermann gilt im Nachhinein als der Gründer des Nerother Wandervogel - Bund zur Errichtung der Rheinischen Jugendburg. Mit Rheinischer Jugendburg war die Burg Waldeck im Hunsrück gemeint. Gegründet wurde der Nerother Wandervogel als Nerother Wandervogel – Deutscher Ritterbund von Robert Oelbermann am 27. März 1921 auf der Burg Drachenfels bei Busenberg im Wasgau.

Bei den Jugendburgen ging es zumeist darum, einen eigenständigen Ort der Begegnung zu schaffen und zudem kulturhistorisch wertvolle Denkmäler zu erhalten und ihnen eine neue und sinnvolle Nutzung zukommen zu lassen.

Heutzutage sind die Ziele einer Jugendburg unverändert, es geht darum den Tabus und Konventionen der Gesellschaft zu entgehen und an ihrer Stelle die freizügige Entfaltung des jugendlichen Menschen und seiner selbstgewählten Gemeinschaft aus eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung und mit innerer Wahrhaftigkeit zu gewährleisten.

Bei der stetig wachsenden Zahl an Pfadfinder- und Jugendbünden wurden aus den Jugendburgen internationale Treffpunkte, an denen Lager abgehalten werden.

Nerotherbauhütte auf Burg Waldeck (17. November 1966)

Der durch den Nerother Wandervogel geprägte Begriff der Bauhütte bezieht sich ursprünglich auf die Rheinische Jugendburg Waldeck. Da unter dem Bundesführer des Nerother Wandervogels Robert Oelbermann die Waldeck ab 1922 zum Erlebnis- und Fahrten-Mittelpunkt wurde und das ehrgeizige Siedlungs- und Bau-Projekt Rheinische Jugendburg begonnen und propagiert wurde, wurde hierzu eine selbstgebaute Hütte am Fuße der mittelalterlichen Burgruine installiert. Diese war Sitz der Jugendlichen, welche zum Burgbau und zum Leben im Geiste einer ritterlichen Ordensgemeinschaft „Brot und Dach“ teilten.

Heutige Bauhütten sind meist nur noch auf die Sommerferienzeit beschränkt. Doch auch hier steht das gemeinsame Leben und Arbeiten im Vordergrund. Als Gegenpol zur Fahrt bemessen vor allem die Wandervögelbünde dem Bauhüttengedanken noch große Bedeutung zu, da das gemeinsame Leben und Arbeiten eine Gemeinschaft ganz besonders zu formen und zu verschweißen vermag.

Jugendburgen in Deutschland

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Burg Hessenstein
Schloss Rotenberg Jugendburg 1

Jugendburgen in Österreich

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Jugendburgen in der Schweiz

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Einzelnachweise

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  1. G. Ulrich Großmann: Jugendburgen. In: G. Ulrich Großmann, Claudia Seelheim, Barbara Stambolis (Hrsg.): Aufbruch der Jugend. Deutsche Jugendbewegung zwischen Selbstbestimmung und Verführung. Verlag Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 2013, ISBN 978-3-936688-77-1, S. 82–91.