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„Dark Wave“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Genre
{| cellpadding="4" width="33%" style="float:right; background:#f2f2f4; border-spacing:2px; margin-left:10px; margin-left:10px"
|Name = Dark Wave
|-
|Entstehungsphase = späte [[1970er]]/[[1980er]] Jahre (Höhepunkt: 1980er und 1990er)
|align="center" bgcolor="#f2f2f4" colspan="2" width="100%" style="font-size:17px; letter-spacing:1.5px"| '''Dark Wave'''
|Herkunftsort = [[Westeuropa]]/[[Nordamerika]]
|-
|Vorläufer = [[New Wave]] · [[Post-Punk]]
|align="right" bgcolor="#ffffff" width="50%"|<small>Entstehungsphase:</small>
|Nachfolger = [[Atmospheric Doom]] · [[Gothic Metal]]
|bgcolor="#ffffff" width="50%"|<small>späte [[1970er|70er]] / [[1980er|80er]] Jahre</small>
|Instrumente = [[E-Gitarre]], [[Akustische Gitarre]], [[E-Bass]], [[Schlagzeug]], [[Drumcomputer]], [[Synthesizer]], [[Sampler (Klangerzeuger)|Sampler]], [[Violine]], [[Violoncello]], [[Flöte]], [[Oboe]], [[Klavier|Piano]], [[Kleine Trommel]]
|-
|Bands=
|align="right" bgcolor="#ffffff"|<small>Herkunftsort:</small>
|Sonstiges1Titel = Häufig zugewiesene Strömungen
|bgcolor="#ffffff"|<small>[[Westeuropa]] / [[Nordamerika]]</small>
|Sonstiges1Inhalt = [[#Cold Wave|Cold Wave]] · [[Electro Wave]] · [[#Ethereal|Ethereal]] · [[Gothic Rock]] · [[Neofolk]] · [[#Neoklassik|Neoklassik]] · [[Neue Deutsche Todeskunst]]
|-
|Sonstiges2Titel = Stilistische Wechselwirkungen und Hybride
|align="right" bgcolor="#ffffff"|<small>Herkunftsgenre:</small>
|Sonstiges2Inhalt = [[Dark Ambient]] · [[Death Industrial]] · [[Depro-Punk]] · [[Martial Industrial]] · [[New Age (Musik)|New Age]] · [[Shoegazing]] · [[Synthie Pop|Synth Pop]]
|bgcolor="#ffffff"|<small>[[New Wave (Musik)|New Wave]]</small>
|Sonstiges3Titel = Einflüsse traditioneller Richtungen
|-
|Sonstiges3Inhalt = [[Alte Musik]] · [[Folklore]] · [[Neoklassizismus (Musik)|Neoklassizismus]] · [[Musik der Romantik|Romantik]]
|align="center" bgcolor="#f2f2f4" colspan="2" height="1%" style="font-size:88%; letter-spacing:1.5px"|Häufig zugewiesene Strömungen
}}
|-
'''Dark Wave''' [{{IPA|ˈdɑːkˈweɪv}}] (von {{enS}} ''dark'' = ‚dunkel‘, ‚trüb‘, ''wave'' = ‚Welle‘) ist eine historische Bezeichnung für musikalische Spielarten, die sich ab dem Ende der 1970er Jahre im Zuge der [[New Wave|New-Wave]]- und [[Post-Punk]]-Bewegung herausbildeten und hinsichtlich ihrer klanglichen Umsetzung als dunkel, trist, [[Elegie|elegisch]] oder sehnsuchtsvoll wahrgenommen werden.
|align="center" bgcolor="#ffffff" colspan="2"|<small>[[Cold Wave]] · [[Electro Wave]] · [[Dark_Wave#Ethereal|Ethereal]] · [[Gothic Rock]] · [[Neofolk]] · [[Neoklassische Musik|Neoklassik]] · [[Neue Deutsche Todeskunst]]</small>
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|align="center" bgcolor="#f2f2f4" colspan="2" height="1%" style="font-size:88%; letter-spacing:1.5px"|Stilistische Wechselwirkungen
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|align="center" bgcolor="#ffffff" colspan="2"|<small>Dark Ambient · New Age · [[Shoegazing]] · [[Synth Pop]]</small>
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|align="center" bgcolor="#f2f2f4" colspan="2" height="1%" style="font-size:88%; letter-spacing:1.5px"|Einflüsse traditioneller Richtungen
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|align="center" bgcolor="#ffffff" colspan="2"|<small>[[Barockmusik|Barock]] · [[Folklore]] · [[Klassische Musik|Klassik]] · [[Musik des Mittelalters|Medieval]] · [[Renaissancemusik|Renaissance]]</small>
|-
|align="center" bgcolor="#f2f2f4" colspan="2" height="1%" style="font-size:88%; letter-spacing:1.5px"|Genretypische Instrumente
|-
|align="left" bgcolor="#ffffff" width="50%"|
*<small>[[E-Gitarre]]</small>
*<small>[[Akustische Gitarre]]</small>
*<small>[[E-Bass|Bassgitarre]]</small>
*<small>[[Schlagzeug]]</small>
*<small>[[Drumcomputer]]</small>
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*<small>[[Synthesizer]]</small>
*<small>[[Violine]], [[Violoncello]]</small>
*<small>[[Flöte]], [[Oboe]]</small>
*<small>[[Piano]]</small>
*<small>[[Kleine Trommel]]</small>
|}


Hierzu zählen unter anderem Rockmusik im Stil von Bands wie [[Joy Division]] oder [[The Cure]], rein elektronisch arrangierte Kompositionen (beispielsweise frühe [[Anne Clark]] oder [[Psyche (Band)|Psyche]]) sowie Kompositionen auf der Basis einer semi-akustischen Instrumentierung mit Gitarren, Flöten, Trommeln oder Violinen (z.&nbsp;B. bei [[Deine Lakaien]], [[In the Nursery]] und [[Death in June]]).
'''Dark Wave''' (engl. ''dark'' = „dunkel, trüb“, ''wave'' = „Welle“) bezeichnet eine [[Epoche (Musik)|Epoche der Musik]]. Sie umschließt Spielarten, die sich im Zuge der [[New Wave (Musik)|New-Wave]]-Bewegung herausgebildet haben und hinsichtlich ihrer klanglichen Umsetzung als dunkel, trist, elegisch oder sehnsuchtsvoll wahrgenommen werden.


Im engeren Sinne erfasst Dark Wave die Strömungen [[#Cold Wave|Cold Wave]], [[Electro Wave]], [[#Ethereal|Ethereal]], [[Gothic Rock]], [[Neofolk]] und [[#Neoklassik|Neoklassik]] sowie die [[Neue Deutsche Todeskunst]] und Teile der [[Neue Deutsche Welle|Neuen Deutschen Welle]]. Umstritten ist die Ausweitung auf das [[Post-Industrial]]-Umfeld, da es wechselseitig zu stilistischen Überlagerungen kam und demzufolge die Genregrenzen stark verschwammen (so bei [[Attrition (Band)|Attrition]], [[Die Form]], [[Kirlian Camera]] und [[Pink Industry]]).
Hierzu zählen unter anderem Rockmusik im Stil von Bands wie [[Joy Division]] oder [[The Cure]], oftmals rein elektronisch arrangierte Kompositionen (beispielsweise frühe [[Anne Clark]]) oder Kompositionen auf Grundlage einer semi-akustischen Instrumentierung mit Gitarren, Flöten, Trommeln oder Violinen (z. B. bei [[Deine Lakaien]], [[In The Nursery]] oder [[Death In June]]).


Primär von England ausgehend entwickelte sich Dark Wave innerhalb weniger Jahre zu einer weltweiten Bewegung, die sich bis nach Japan und Neuseeland erstreckte. Eine erste Blütezeit erlebte die Szene etwa in der Mitte der 1980er Jahre. Eine zweite Welle folgte zu Beginn der 1990er, wobei Deutschland und zum Teil die Westküste der Vereinigten Staaten die führende Rolle übernahmen und auf die umliegenden Länder Einfluss ausübten.
Im präzisen Sinne erfasst Dark Wave epochale Strömungen wie [[Cold Wave]], [[Electro Wave]], [[Dark_Wave#Ethereal|Ethereal]], [[Gothic Rock]], [[Neofolk]] und [[Neoklassik]], sowie die [[Neue Deutsche Todeskunst]] und Teile der [[Neue Deutsche Welle|Neuen Deutschen Welle]]. Umstritten ist dabei die Ausweitung auf Genres wie dem [[Industrial|klassischen Industrial]] (Elektronik-Avantgarde), [[Dark Ambient]] oder [[Minimal Electro]].


Die Bewegung war länderübergreifend auch unter der Titulierung ''Doom & Gloom''<ref>Gabriele Schröder: ''The Cure Special Story''. In: ''[[Musikexpress]] / [[Sounds (deutsche Zeitschrift)|Sounds]]'', 12/1985, S. 70, Dezember 1985</ref><ref>Valerie Steele, Jennifer Park: ''Gothic: Dark Glamour'', S. 144, Yale University Press, 15. August 2008, ISBN 0-300-13694-3</ref> bekannt. Auf ihrer Grundlage entstand ein subkulturelles Milieu, dessen Anhänger als [[Wave (Musik)|Waver]]<ref>Klaus Farin: ''Die Gothics – Interview mit Eric Burton von der deutschen Band Catastrophe Ballet'', S. 60, 2001, ISBN 3-933773-09-1</ref><ref>Bruno Kramm: ''Gothic! Die Szene in Deutschland aus der Sicht ihrer Macher – Inhalte statt Etiketten!'' 2000, ISBN 3-89602-332-2, S. 217</ref> oder (insbesondere in Deutschland) sporadisch als „Dark Waver“<ref>''Interview mit der deutschen Band [[Girls Under Glass]]''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 21, Mai 1990, S. 8</ref><ref>''Rezension zum Album „1985“ von der deutschen Band [[Calling Dead Red Roses]]''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 31, Januar/Februar 1992, S.&nbsp;34</ref><ref>''Szene-Check – Club-Vorstellung: Live-Club Berlin''. In: ''Sub Line Musikmagazin'', Ausgabe 2/94, Februar 1994, S. 39</ref> bezeichnet wurden. Neben „konventionellen Wavern“ gehörten hierzu die frühen [[Gothic (Kultur)|Goths]], im deutschen Sprachraum auch ''Gruftis'' genannt.
Aus der Perspektive [[Deutschland]]s umfasst die Dark-Wave-Epoche den Zeitraum zwischen Anfang der 1980er Jahre und Ende der 1990er Jahre. In anderen Ländern, wie [[Frankreich]], [[Griechenland]], [[Italien]], [[Spanien]] oder den [[USA]], konnten einige der Spielarten bis heute konserviert und verfeinert werden.


Mit der Zurückdrängung vieler Wave-Stile in den Untergrund, der zunehmenden Aufspaltung in genrespezifische Events und den damit einhergehenden, subkulturellen Veränderungen verlor der Ausdruck „Dark Wave“ als Musik- und Szenebezeichnung zunehmend an Bedeutung.
Dark Wave ist untrennbar mit der Musik und dem Zeitgeist der 1980er Jahre verbunden.


== Wurzeln ==
== Namensherkunft ==
Die Herkunft der Bezeichnung ''Dark Wave'' ist umstritten. Die bisher älteste bekannte Erwähnung innerhalb des deutschen Sprachraumes geht auf das Jahr 1985 zurück: in der Mai-Ausgabe der Musikzeitschrift [[Spex (Zeitschrift)|Spex]] werden die Alben ''The Gift'' von [[Cyan Revue]] und ''Priests and Petrol'' von [[Leningrad Sandwich]] in einer Anzeige des [[Energie für Alle|EFA-Vertriebs]] als ''Dark Wave'' beworben.<ref>Spex. Musik zur Zeit: ''Werbung des Plattenvertriebs EFA – Spots 5/85'', Ausgabe 5/85, S.&nbsp;17, Mai 1985</ref> Im Mai 1986 verwendete die Gothic-Rock-Band [[Marquee Moon (Band)|Marquee Moon]] sie in einem Interview mit dem Kölner Independent-Magazin E.B. (später EB/Metronom).<ref>Bobby Vox: ''Gorgonen, Hydras & Chimären - Interview mit Marquee Moon'', E.B. Fanmagazin, Ausgabe 3/86, Seite 18, Mai 1986.</ref>
=== Vordenker ===
Bereits vor Beginn der [[New Wave (Musik)|New-Wave]]-Ära gab es im Rahmen der [[Popmusik]] vereinzelt Musiker, die Kompositionen voller Frustration und Wehmut schufen. Als eine herausragende Persönlichkeit gilt in diesem Fall die deutsche Künstlerin [[Christa Päffgen|Nico]] alias Christa Päffgen. Die von ihr erschienenen, teils mittelalterlich anmutenden Alben ''The Marble Index'' (1969) und ''Desertshore'' (1970) zählen zu den wichtigsten Werken der Rockgeschichte. [[Siouxsie Sioux]], Sängerin der [[Siouxsie & The Banshees]], erwähnte Nico als einen ihrer wesentlichen Einflussfaktoren.


Die reguläre Nutzung der Bezeichnung begann jedoch erst 1988 länderübergreifend. In einer Mai-Ausgabe der deutschen Independent-Zeitschrift ''My Way'' wird die Musik von Gruppen wie [[Fields of the Nephilim]]<ref name="MyWay27">My Way: ''Rezension zum Album „Tequila Dementia“ der Band Honolulu Mountain Daffodils'' (diese werden hier mit [[Fields of the Nephilim]] und [[The Mission (Band)|The Mission]] verglichen), Ausgabe 9, S. 27, Mai 1988</ref> und [[The Mission (Band)|The Mission]]<ref name="MyWay27" /> als ''Dark Wave'' tituliert. Im selben Jahr findet sich eine Nennung in der November-Ausgabe des Schweizer Soundmagazines [[New Life Soundmagazine|New Life]], dieses Mal in Bezug auf die Single ''[[Love Will Tear Us Apart]]'' von [[Joy Division]].<ref>Sven Freuen: ''Rezension zu einer Coverversion der Single „Love Will Tear Us Apart“''. In: ''[[New Life Soundmagazine]]'', 38, November 1988, S. 10</ref> Einen Monat später, in der Dezember-Ausgabe der Zeitschrift ''[[Spex (Zeitschrift)|Spex]]'', wird (wiederholt vom EFA-Vertrieb) das Album ''Play'' der französischen Band [[Clair Obscur (Cold-Wave-Band)|Clair Obscur]] als ''Dark Wave'' beworben.<ref>''Werbung des Plattenvertriebs EFA''. In: ''Spex. Musik zur Zeit'', 12/88, Dezember 1988, S.&nbsp;58</ref> Anschließend wurde ''Dark Wave'' nahezu nahtlos bis in die Mitte der 1990er Jahre hinein genutzt und konnte sich einige Zeit später auch in den [[Vereinigte Staaten|USA]] etablieren.
Weiterhin inspirierten Vertreter des [[Psychedelic Rock]], speziell [[The Doors]], einen Teil der europäischen Musikkultur. [[Joy Division]] spielten den The-Doors-Klassiker „Riders On The Storm“ auf einigen ihrer Konzerte. 1993 erschien die [[Kompilation (Musik)|Compilation]] „Lizard King - A Tribute To Jim Morrison“, auf der Interpreten wie [[Alexander Veljanov]] ([[Deine Lakaien]]), Peter Spilles ([[Project Pitchfork]]), [[Martin von Arndt]] ([[Printed at Bismarck's Death]]) oder Rüdiger Frank ([[The Tors Of Dartmoor]]) den The Doors ihren Respekt zollen. [[Ian Astbury]], ehemaliger Kopf und Sänger der Gothic-Formation [[The Cult|The Southern Death Cult]], startete um 2002 gemeinsam mit [[Ray Manzarek]] und [[Robby Krieger]] ein The-Doors-Revival unter dem Projektnamen ''The Doors Of The 21st Century'', das ab 2005 – aufgrund eines Rechtsstreits – unter dem Namen ''Riders On The Storm'' weitergeführt wurde.


Besonders nennenswert ist in diesem Zusammenhang das in [[Brooklyn]] (New York City) beheimatete [[Musiklabel]] [[Projekt Records]], das lange Zeit mit der deutschen Plattenfirma [[Hyperium Records]] zusammenarbeitete und seit 1993 die Bezeichnung ''Dark Wave'' (hier als „Darkwave“) in seinem Mailorderkatalog führte, um Veröffentlichungen deutscher Bands, wie [[Project Pitchfork]], auf dem amerikanischen Markt zu veräußern. Überdies besaß die deutsche Firma Gymnastic Records (aufgegangen in [[Chrom Records]], das Label, bei dem auch [[Deine Lakaien]] unter Vertrag stehen) ein Schwesterlabel in Los Angeles. Für einen regen Austausch zwischen den Kontinenten war somit gesorgt.
Ferner hinterließ die Musik von [[The Velvet Underground]], [[The Rolling Stones]] und nicht zuletzt [[The Moody Blues]] einen bleibenden Eindruck. Als einer der bekanntesten Titel der Moody Blues gilt „Nights In White Satin“, ein Kassenschlager der 1970er Jahre, der gelegentlich von Projekten aus dem Dark-Wave-Umfeld neu vertont wird.


Weitere Spuren finden sich in Frankreich: In einem Interview in der 1989er-Frühjahrsausgabe der französischen Zeitschrift ''Illusions Perdues'' bezeichnet Gitarrist Rémy Lozowski die Musik seiner Cold-Wave-Formation [[Excès Nocturne]] als ''New Wave Noire'' (dt. ‚schwarze New Wave‘).<ref>Illusions Perdues: ''Interview mit der französischen Band Excès Nocturne'', Ausgabe 1, S. 18, Januar 1989</ref>

Eine ältere, alternativ zu ''Dark Wave'' verwendete Bezeichnung war ''Doom''<ref>The Mettmist: ''The Leather Nun – Slow Death'', Ausgabe 1, S.&nbsp;23, 1984</ref> bzw. ''Doom Wave''<ref name="Mettmist">The Mettmist: ''Klatsch & Konzerte'', Ausgabe 1, S.&nbsp;24, 1984</ref> ([[Englische Sprache|engl.]] ''doom'' = ‚Verhängnis‘, ‚Schicksal‘ ‚Tod‘). Diese ist seit 1984 in Deutschland belegt. So warb das [[Mettmann]]er Punk-Fanzine ''The Mettmist'':

{{Zitat
|Text=''Am 28.12. gibt es eine Jubiläumssendung der deutschen John-Peel-Konkurrenz [[Graffiti (Hörfunksendung)|Graffiti]] (WDR 2, Freitag, 21:05–22:30 Uhr). Das bisherige Programm verspricht viel Musik von Punk bis Doom Wave!''<ref name="Mettmist" />
|Autor=''The Mettmist'', deutsches Punk-Rock-Fanzine, 1984}}

Noch Anfang des Jahres 1992 wird die Bezeichnung ''Doom'' in der [[Eching (Landkreis Freising)|Echinger]] Independent-Zeitschrift ''Hysterika'' erwähnt.<ref>Hysterika: ''Interview mit der deutschen Band [[Deine Lakaien]]'', Ausgabe 1/92, S. 27, 1992</ref> Mit dem Aufschwung eines gleichnamigen Metal-Genres in den frühen 1990er-Jahren ([[Doom Metal]], häufig auf ''Doom'' verkürzt) verschwand sie jedoch allmählich aus dem Sprachgebrauch der Wave-Szene.

Vergleichbare Bezeichnungen sind ''Depro-Wave'' und [[Depro-Punk]], die seit der ersten Hälfte der 1980er für die Musik von Joy Division, [[EA 80]] oder [[Fliehende Stürme]] verwendet werden. Der Ausdruck ''Depro-Punk'' tauchte u.&nbsp;a. 1982 in einem deutschen Fanzine als Beschreibung der Musik der Schweizer Band [[Mittageisen]] auf.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.mital-u.ch/mittageisen/rezensionen.html |text=mital-U : mittageisen |wayback=20140202095538}}</ref>

== Wurzeln ==
=== New Wave ===
=== New Wave ===
{{Hauptartikel|New Wave}}
[[New Wave (Musik)|New Wave]] steht für die „Neue Welle“ im Bereich der Popmusik, die ab der Mitte der 1970er zu Tage trat und sich bis ins Ende der 1980er Jahre beinahe über den gesamten Globus erstreckte.
Die Wurzeln der Dark-Wave-Bewegung liegen in der New-Wave-Ära. New Wave steht für die „Neue Welle“ im Bereich der Populärmusik, die in der Mitte der 1970er-Jahre zu Tage trat und sich bis in die zweite Hälfte der 1980er-Jahre beinahe über den gesamten Globus erstreckte. Neu für diese Musik war eine Abkehr von der [[Progressive Rock|progressiv]] gestalteten Rockmusik der 1970er, die durch Komplexität und realitätsferne Charakterzüge geprägt war und jegliche Spontaneität und Interaktion mit dem Publikum vermissen ließ.<ref name="Wiener41">Eugene Wiener: ''New Wave – Analyse einer Verkaufsstrategie'' in Rolf Lindners ''Punk Rock'', S. 41, 1981, ISBN 3-88215-043-2</ref> Diese, auch als [[Arena-Rock]] oder ''Adult Rock'' (Rock für Erwachsene) betitelte und als Produkt spätkapitalistischer Kultur<ref name="Wiener41" /> verstandene Form des Rock war besonders jugendlichen Arbeitslosen der Unter- und Mittelschicht ein Dorn im Auge. Was ihnen fehlte, war ein Ventil für angestaute Emotionen und Kümmernis – kurze, eingängige und mitreißende Songs sowie Musiker, die sich mit den Problemen und Interessen der Jugendlichen auseinandersetzten. Erste Ansätze einer Veränderung lieferte der [[Pub Rock]], der überwiegend in kleinen Kneipen ([[Pub]]s) gespielt wurde und einen direkten Austausch zwischen Musiker und Publikum ermöglichte. Doch erst die [[Punk (Musik)|Punk]]-Bewegung konnte diese Rückbesinnung auf die Anfänge des Rock ’n’ Roll auf weltweiter Ebene durchsetzen. Der Ausdruck ''New Wave'' wurde somit zunächst mit der Punk-Bewegung assoziiert. Aufgrund der rasanten Veränderungen in der Musikwelt, die der Punk mit sich brachte, erfuhr die – in Anlehnung an die französische Filmkunst [[Nouvelle Vague]] – etablierende Bezeichnung ''New Wave'' eine Bedeutungserweiterung und implizierte schon bald zahlreiche musikkulturelle Strömungen, die auf beiden Seiten des Atlantiks aus Teilen der Punk-Bewegung hervorgingen oder simultan dazu ihr [[Revival]] feierten (bspw. die [[Mod (Subkultur)|Mod]]- oder [[Ska|2-Tone-Ska]]-Bewegung).


Im deutschsprachigen Raum fand sich ''New Wave'' in Form der [[Neue Deutsche Welle|Neuen Deutschen Welle]] wieder. In diesem Fall jedoch weit umfassender, wurden auch Teilbereiche des deutschsprachigen Punks (u.&nbsp;a. [[Abwärts (Band)|Abwärts]]) und der [[Post-Industrial]]- und [[Avantgarde]]-Musik ([[Einstürzende Neubauten]]) unter dem Begriff ''Neue Deutsche Welle'' geführt.
[[Seymour Stein]], Mitbegründer der [[Sire Records|Sire Records Company]], nutzte um 1977 den Begriff ''New Wave'', um die vielseitige Musik der amerikanischen Rockband [[Talking Heads]] zu umschreiben. Die sich in Anlehnung an die französische Filmkunst [[Nouvelle Vague]] etablierende Bezeichnung bezog schon bald zahlreiche musikstilistische Strömungen mit ein, die beidseitig des Atlantiks aus Teilen der [[Punk]]-Bewegung hervor gingen (siehe auch [[Post Punk]]) oder simultan dazu ihr [[Revival]] feierten (bspw. die [[Mod (Subkultur)|Mod]]- oder [[Ska]]-Bewegung).


Ab etwa 1978 gewann ''New Wave'' als Vermarktungsetikett zunehmend an Bedeutung und wurde zum Teil bis Ende der 1980er – zeitweise in seiner Kurzform „[[Wave (Musik)|Wave]]“ – international genutzt. Radio-Stationen sowie der im August 1981 gegründete, US-amerikanische Fernsehsender [[MTV]] trugen nachträglich zur Verbreitung der Bezeichnung bei.
Nur 2 Jahre später findet sich ''New Wave'' in Mitteleuropa in Form der [[Neue Deutsche Welle|Neuen Deutschen Welle]] wieder. In diesem Fall jedoch weit umfassender, wurden anschließend auch Teilbereiche der [[Deutschpunk]]- und [[Industrial]]-/[[Avantgarde (Musik)|Avantgarde]]-Musik unter dem Begriff ''Neue Deutsche Welle'' geführt.


=== Post-Punk ===
Nach dem Abklingen der Punk-Welle in den späten 1970ern, gewann ''New Wave'' als Vermarktungsetikett zunehmend an Bedeutung und wurde bis in die frühen 1990er Jahre – zeitweise in seiner Kurzform „[[Wave]]“ – international genutzt. Der im August 1981 gegründete US-amerikanische Fernsehsender [[MTV]] trug nachträglich zur rasanten Verbreitung des Begriffes bei.
{{Hauptartikel|Post-Punk}}
Wurden in den 1970er Jahren unter der Bezeichnung ''New Wave'' noch Stilformen unterschiedlicher Couleur vereint, die aus der Punk-Bewegung hervorgingen und den Punk um neue Komponenten erweiterten, so erfolgte zu Beginn der 1980er der Versuch einer Trennung zwischen Bands, die stilistisch noch stark zum Punk neigten ([[Killing Joke]]) und denen, die zunehmend (elektronische) Pop-Elemente aufgriffen (zum Beispiel [[Visage (Band)|Visage]]).<ref>Greil Marcus: ''Britain’s Postpunk Pop Avantgarde''. In: ''Rolling Stone Magazine'', 24. Juli 1980, S. 109</ref> Erstere firmierten schon bald unter der Sammelbezeichnung [[Post-Punk]], letztere verblieben unter der Bezeichnung ''New Wave''. Eine stilistische und kulturelle Trennung zwischen Post-Punk und New Wave war anfangs jedoch vielerorts unüblich und beide Bezeichnungen wurden in der Musikpresse bis 1982/83 oft sogar synonym verwendet. Erst als die New Wave infolge ihrer Kommerzialisierung zunehmend mit herkömmlicher Popmusik in Verbindung gebracht wurde, entwickelte sich ''Post-Punk'' als Alternativbezeichnung.


Diese Form der Differenzierung, die sich zunächst auf Großbritannien und die Vereinigten Staaten beschränkte, blieb dem Dark-Wave-Umfeld weitgehend fremd. So zählen auch heute noch sowohl renommierte Post-Punk-Bands, wie [[Joy Division]], [[Bauhaus (Band)|Bauhaus]]<ref name="Bauhaus39">Peter Matzke, Tobias Seeliger: ''Das Gothic- und Dark-Wave-Lexikon''. 2002, ISBN 3-89602-277-6, S.&nbsp;39</ref> und [[The Cure]],<ref name="Weidenkaff41">Ingo Weidenkaff: ''Jugendkulturen in Thüringen – Die Gothics'', S.&nbsp;41, 1999, ISBN 3-933773-25-3</ref> als auch spätere New-Wave-Gruppen, wie [[Depeche Mode]],<ref name="Weidenkaff41" /> zu den Ikonen der Dark-Wave-Bewegung.<ref>Kirsten Wallraff: ''Die Gothics. Weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz – Musik und Tanz''. 2001, ISBN 3-933773-09-1, S. 47</ref>
Zeitgleich eroberten allmählich dunklere Stilrichtungen den Markt. Um den Bezug zu ''New Wave'' weiterhin ersichtlich zu machen, modifizierte man einzig den ersten Begriffsbestandteil und schuf somit beiläufig ein neues Genre: Aus ''New Wave'' wurde ''Dark Wave''.


== Entwicklung ==
== Einflussfaktoren ==
=== Rockmusik ===
Die Geschichte der Dark-Wave-Bewegung lässt sich in drei Etappen gliedern:
Bereits vor Beginn der [[New Wave|New-Wave]]-Ära gab es im Rahmen der [[Rockmusik]] vereinzelt Musiker, die sich kompositorisch der Schattenseite des Lebens zuwandten. Als eine herausragende Persönlichkeit gilt in diesem Fall die deutsche Musikerin [[Nico (Sängerin)|Nico]]. Die von ihr erschienenen Alben ''The Marble Index'' (1969) und ''Desertshore'' (1970) zählen zu den einflussreichen Werken der Rock-Geschichte. Künstler wie [[Siouxsie Sioux]] ([[Siouxsie and the Banshees]])<ref>[[Tracks|ARTE Tracks]]: {{Webarchiv |url=http://archives.arte-tv.com/tracks/19990604/dtext/index.htm |text=''Siouxsie, der „Neue Mensch“, Ausweis ade, Kula Shaker, Chris Cunningham & Björk'' |wayback=20060830120553}}, 4. Juni 1999</ref>, [[Ian Curtis]] ([[Joy Division]]), [[Peter Murphy (Musiker)|Peter Murphy]] ([[Bauhaus (Band)|Bauhaus]]) und [[Ian Astbury]] ([[The Southern Death Cult]]) zeigten sich von der ehemaligen Velvet-Underground-Chanteuse fasziniert.<ref>[[Dave Thompson (Journalist)|Dave Thompson]], Kirsten Borchardt: ''Schattenwelt – Helden und Legenden des Gothic Rock'', S.&nbsp;58, 2004, ISBN 3-85445-236-5</ref><ref>Dave Thompson, Kirsten Borchardt: ''Schattenwelt – Helden und Legenden des Gothic Rock'', S.&nbsp;154, 2004, ISBN 3-85445-236-5</ref>


Weiterhin inspirierten Vertreter des [[Psychedelic Rock]], speziell [[The Doors]], einen Teil der europäischen Musikkultur. Joy Division spielten den The-Doors-Titel ''[[Riders on the Storm]]'' auf einigen ihrer Konzerte.<ref name="Kolodziej">Markus Kolodziej: ''{{Webarchiv |url=http://www.ox-fanzine.de/interviews/rid/1594/interview-joy_division.26.html |text=Dead Man Walking: Licht und Blindheit |wayback=20070927031426}} – Biografie der britischen Band [[Joy Division]]'', Ox-Fanzine, Ausgabe 62, Oktober 2005</ref> 1993 erschien die [[Kompilation (Musik)|Compilation]] ''Lizard King – A Tribute to Jim Morrison'', auf der Interpreten wie [[Alexander Veljanov]] ([[Deine Lakaien]]), Peter Spilles ([[Project Pitchfork]]), [[Martin von Arndt]] ([[Printed at Bismarck’s Death]]) oder Rüdiger Frank ([[The Tors of Dartmoor]]) den Doors ihren Respekt zollen. Eine weitere Compilation, die aus dem Gothic-Umfeld stammende Gruppen wie [[Alien Sex Fiend]], [[The Mission (Band)|The Mission]], [[Mephisto Walz]], [[Nosferatu (Band)|Nosferatu]] und Rosetta Stone abdeckt, erschien 2000 unter dem Titel ''Darken My Fire''. Ian Astbury, ehemaliger Sänger der Band The Southern Death Cult, startete um 2002 gemeinsam mit [[Ray Manzarek]] und [[Robby Krieger]] ein The-Doors-Revival unter dem Projektnamen [[Riders on the Storm (Band)|The Doors of the 21st Century]].
''Etappe 1'' - [[Dark Wave#Klassische Phase|Klassische Phase (1979-1989)]]: In dieser Phase bildete sich ein Großteil der Stilarten und Strömungen wie Gothic, Cold Wave oder Neofolk heraus, die Verbreitung beschränkte sich dabei vorerst auf Westeuropa (England, Deutschland, Frankreich) und Nordamerika (USA). Viele Künstler und Musikgruppen waren zu dieser Zeit in der Punk-Bewegung verwurzelt. Als Ausgangsbasis fungierte hauptsächlich England, es lassen sich jedoch Parallelerscheinungen in anderen Ländern erkennen, sodass man von einer gesamteuropäischen Bewegung sprechen kann. Der Einfluss auf die Entwicklung in den Vereinigten Staaten ist umstritten. Das amerikanische [[Death Rock|Death-Rock]]-Genre verstand sich zunächst als eine unabhängig entwickelte Strömung, bei der sich erst im Laufe der 1980er Jahre Überlagerungen mit der europäischen Kultur bemerkbar machten.


Ab 1978 gewann der Einfluss der elektronischen Musik durch Künstler wie [[Kraftwerk (Band)|Kraftwerk]] und [[Brian Eno]] im New-Wave-Umfeld an Bedeutung. Neu entwickelte Klangerzeuger, wie [[Korg MS-20]] und [[Roland CR-78]], ermöglichten erstmals die Verwendung von [[Synthesizer]]n und [[Drumcomputer]]n als vollwertig einsetzbare Musikinstrumente. Einer der ersten Solisten, die sich durch die Musik von Kraftwerk inspirieren ließen, war der Brite [[David Bowie]]. Seine als „Berlin-Trilogie“ bezeichnete Werkesammlung (''[[Low (David-Bowie-Album)|Low]]'' 1977, ''[[“Heroes” (Album)|Heroes]]'' 1977 und ''[[Lodger (Album)|Lodger]]'' 1979) ebnete wiederum den Pfad für frühe [[Electro Wave|Electro-Wave]]-Pioniere, wie Fad Gadget, [[Ultravox]], [[Gary Numan|Gary Numan & Tubeway Army]] aber auch [[Depeche Mode]], und nahm mit Tracks wie ''Beauty and the Beast'' oder ''Red Sails'' zugleich zentrale Elemente des [[Gothic Rock]], wie etwa Gesangstechnik, Flanger-Gitarren und tiefer gestimmte Basslinien, vorweg.
''Etappe 2'' - [[Dark Wave#Blütezeit und Regression|Blütezeit und Regression (1989-1999)]]: Dieser Zeitabschnitt umfasst die Neugründung und die ansteigende Popularität zahlreicher Nachwuchsgruppen und Plattenfirmen, sowie die anschließende Rückbildung des Dark-Wave-Genres in Ländern wie Deutschland. Konträr zur Klassischen Phase erfolgte die Ausbreitung nunmehr über weite Gebiete der Erde, so auch Australien.


=== Kunstmusik ===
''Etappe 3'' - [[Dark Wave#Entwicklung bis zur Gegenwart|Entwicklung bis zur Gegenwart (1999-2006)]]: Anhaltende Rückbildung auf globaler Ebene durch Verdrängung, Stiländerung oder Verschmelzung mit zeitgemäßer Musikkultur; Strömungen wie Cold Wave oder Electro Wave gelten als erloschen.
Ein häufig unterschätzter Einfluss ist der der [[Kunstmusik]]. Besonders Komponisten der [[Musik der Romantik|Romantik]], wie [[Gustav Mahler]], [[Richard Wagner]], [[Anton Bruckner]],<ref>[[Armin Johnert]]: ''Interview mit der britischen Band [[In the Nursery]]'', Zillo Musikmagazin, Ausgabe 9/90, S. 26, September 1990</ref> [[Franz Schubert]],<ref name="Köble15">Oliver Köble: ''Interview mit der deutschen Band [[Deine Lakaien]]''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 31, Januar/Februar 1992, S. 15</ref> [[Pjotr Iljitsch Tschaikowski]], [[Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow]], und der [[Neue Musik|Neuen Musik]], wie [[Igor Fjodorowitsch Strawinski|Igor Strawinsky]], sind im Dark-Wave-Umfeld von großer Bedeutung.


So berichtete das Wave-Magazin ''Glasnost'' bereits 1991 über die „Inspiration der Wave-Musik durch Klassische Musik“.<ref>Claudia Bösch: ''Inspiration der Wave-Musik durch Klassische Musik''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 27, Mai/Juni 1991, S.&nbsp;5</ref> Etliche Künstler, wie [[Dead Can Dance]], [[In the Nursery]], [[Anne Clark]], [[Deine Lakaien]], [[Soul in Isolation]], [[Sopor Aeternus]] oder [[Ophelia’s Dream]], ließen sich durch die Musik früherer Komponisten inspirieren:
=== Klassische Phase ===
Ab Ende der 1970er Jahre formierten sich innerhalb der [[New Wave (Musik)|New-Wave]]-Bewegung verschiedene Gruppen, die ihre Musik weitaus [[Melancholie|melancholischer]] und düsterer umsetzten und sich damit vom allgemein als positiv empfundenen New-Wave-Sound lösten. Viele dieser Künstler reflektierten die aus der [[Punk]]-Bewegung bekannten Zukunftsängste (''No Future''), insbesondere vor der stetig ansteigenden [[Massenarbeitslosigkeit]] infolge einer [[Konjunktur#Konjunkturtief|weltwirtschaftlichen Depression]] <ref>Quelle: Prof. Dr. Hilke Günther-Arndt · Geschichtsbuch Cornelsen · Durchbruch der Moderne · Seite 9 · 1996</ref>, vor einem drohenden [[Atomkrieg]], vor Umweltkatastrophen oder Krankheiten wie [[AIDS]]. Damit einher ging der Versuch der Weltflucht aufgrund fehlender Zukunftsperspektiven oder der als gefühlskalt und farblos empfundenen Realität.


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Motive vorangegangener Epochen (z. B. des [[Mittelalter]]s) sind Gegenstand vieler Werke, nicht selten mit dem Vorsatz verbunden, diese dem Hörer in einem stark [[Romantik|romantisierten]] Bild darzubieten. Weiterhin ist eine Auseinandersetzung mit [[Existenzphilosophie|existenzphilosophischen]] und [[esoterisch]]en, speziell [[Mystik|mystischen]] und [[Okkultismus|okkulten]] Themenbereichen, etlichen Künstlern zu eigen. Dieser Umstand lässt sich vermehrt ab der Mitte der 1980er Jahre feststellen.
|Text=''Schon seit einigen Jahren entdecken Wave-Bands ihre Wurzeln in der Klassischen und mittelalterlichen Musik. Prominenteste Vertreter sind da mit Sicherheit Dead Can Dance und In the Nursery.''<ref>Rüdiger Freund: ''Wave und Neoklassik: New Classics'', Zillo Musikmagazin, Ausgabe 4/96, S.&nbsp;40, April 1996</ref>
|Autor=Rüdiger Freund, Musikjournalist}}


In der zweiten Hälfte der 1980er mündete die Faszination an der Romantik, der Alten und der Neuen Musik in der Entwicklung der [[#Neoklassik|Neoklassik]].
Einige Künstler und Veröffentlichungen mit essentieller Bedeutung waren:


Einflüsse aus [[Chanson]], insbesondere Kabarettliedern, fanden schon früh Eingang in die Musik der Dark-Wave-Szene. Einige Beispiele hierfür sind [[Siouxsie and the Banshees]] (''Red Light'', ''The Staircase'', ''Cocoon'', ''Obsession''), [[Malaria!]] (''Traum'') sowie die [[Sex Gang Children]] (''Dead Metal'', ''Last Chants for the Slow Dance''). Andi Sexgang ließ sich dabei von Chansonetten wie [[Édith Piaf]] inspirieren.<ref>[[Dave Thompson (Journalist)|Dave Thompson]], Kirsten Borchardt: ''Schattenwelt – Helden und Legenden des Gothic Rock'', S.&nbsp;185, 2004, ISBN 3-85445-236-5</ref> Unter dem Bandnamen Dirty Roseanne spielte er 1986 zusammen mit dem Italiener Piero Balleggi eine EP mit Kabarettliedern ein. Die Schweizer Band [[The Vyllies]] zählte in der Mitte der 1980er zu den ersten Gruppen, die Kabarett-Einflüsse elektronisch verarbeiteten (''The Food Prayer'', ''Whispers in the Shadows'', ''Playing in the Sand''). Weitere nennenswerte Künstler sind [[Gavin Friday]] (''Apologia''), Neva (''Le Clown''), [[Ghosting (Band)|Ghosting]] (''Let Me Stay'', ''Walzing Mathilda'') sowie die [[Untoten]] (''Catnip'', ''Tanz der Hexen'', ''Desdemona'') und [[Cinema Strange]].
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*'''Joy Division''' · Closer<br />Nachdem [[Joy Division]] als reine [[Post Punk|Post-Punk]]-Band starteten, entwickelte sich ihr Sound mit dem zweiten Album „Closer“ von 1980 in eine deutlich dunklere Richtung. Die flotten [[Punkmusik|Punk-Rock]]-Anleihen aus den Anfangstagen der Band sind dabei langsameren Gitarrenpassagen, dezenten [[String|Synthesizerstrings]] und der immer etwas zerbrechlich wirkenden Stimme von [[Ian Curtis]] gewichen. Die Texte, die viel Freiraum für Interpretationen lassen, das Cover-Artwork, das mit einem schwarz/weiß-Motiv die Beweinung Christi zeigt, sowie die Tatsache, dass sich Ian Curtis noch vor der Album-Veröffentlichung das Leben nahm, brachten für „Closer“ den Ruf eines Dark-Wave-Klassikers mit sich. In ganz [[Europa]] gründeten sich Bands, die versuchten, in die Fußstapfen von Joy Division zu treten. Besonders westeuropäische Gruppen, wie die [[Cocteau Twins]], [[Death In June]], [[In The Nursery]] oder [[Siglo XX (Band)|Siglo XX]] – Bands, die später selbst einmal im Dark-Wave-Umfeld eine zentrale Rolle spielten – zeigten sich von der Musik von Joy Division inspiriert.


Im neuen Jahrtausend verfolgten [[Katzenjammer Kabarett]] und [[Deadchovsky]] (''Butterfly Psyko Effekt'') den eingeschlagenen Weg weiter. Bands wie [[Black Tape for a Blue Girl]] (''Shadow of a Doubt'', ''Knock Three Times'') wandten sich kurzzeitig dem Genre zu.
*'''Bauhaus''' · Bela Lugosi's Dead<br />Im Allgemeinen gelten [[Bauhaus (Band)|Bauhaus]] als die erste [[Gothic (Musik)|Gothic]]-Band überhaupt, auch wenn sie von Seiten der Presse gerne als [[David Bowie|David-Bowie]]-Kopie belächelt wurde. Wichtig für die Dark-Wave- und [[Gothic (Kultur)|Gothic]]-Bewegung war vor allem die Debut-Single von 1979, mit dem fast 10-minütigen Track ''Bela Lugosi's Dead'', eine Hommage an den Schauspieler [[Bela Lugosi|Béla Ferenc Dezső Blaskó]]. An diesen Hit konnten Bauhaus mit ihrer Melange aus [[Gothic-Punk|Gothic Punk]] und [[Glam-Rock]] später nur noch bedingt anknüpfen. 20 Jahre danach sorgte die Band erneut für Aufsehen, als sie den Titel ''Severance'' von der australischen Formation [[Dead Can Dance]] in einer schleppenden „Extended Version“ mit über 7 Minuten Spielzeit coverte (zum Vergleich: Die Länge des Originals umfasst 03:22 min).


=== Literatur ===
*'''The Cure''' · Faith<br />Neben [[Joy Division]] stammen ebenso [[The Cure]] aus der ehemaligen [[Post Punk|Post-Punk]]-Szene Englands und zählen seit Anfang der 1980er Jahre zu den Wegbereitern der europäischen Dark- und Cold-Wave-Bewegung. Die frühen Veröffentlichungen der Band wirken noch sehr roh und schwungvoll, dies sollte sich spätestens mit dem dritten Album „Faith“ von 1981 ändern. Schon rein optisch hebt sich dieses Werk von seinen Vorgängern ab. Das herbstlich anmutende, graue [[Schallplattencover|Cover]], dessen Artwork an das verblasste Gesicht einer [[Comic]]-Figur erinnert, zeigt in Umrissen die Ruine der Bolton Abbey von [[Yorkshire]], einer alten Abtei aus dem Mittelalter. Klanglich gibt man sich in ähnlicher Art und Weise. Die von [[Weltschmerz]] durchtränkten Titel ''The Funeral Party'', ''The Drowning Man'' und ''All Cats Are Grey'' werden zwar durch schnellere Songs wie ''Primary'' oder ''Doubt'' abgelöst, insgesamt schleppt sich das Album jedoch sehr gedämpft und trostlos dahin. Mit dem Nachfolgewerk „Pornography“ (1982) verflog diese Niedergeschlagenheit ein wenig, gesamtheitlich wirkt das Album druckvoller. Titel wie ''One Hundred Years'', ''The Figurehead'' oder ''Cold'' lassen allerdings auch in diesem Fall kaum Licht zu und The Cure präsentieren sich musikalisch düsterer denn je.
Anregungen literarischer Art boten Schriftsteller und Lyriker der vergangenen drei Jahrhunderte, speziell Vertreter der Romantik-Bewegung, wie [[Novalis]],<ref name="Köble15" /> [[Edgar Allan Poe]]<ref name="Glasnost20">''Interview mit der amerikanischen Künstlerin [[Diamanda Galás]]''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 25, Januar/Februar 1991, S.&nbsp;20</ref> und [[Mary Shelley]]<ref name="Köble8">Oliver Köble: ''Interview mit der deutschen Band The Tors of Dartmoor'', Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 31, S.&nbsp;8, Januar/Februar 1992</ref> oder auch Dichter wie [[George Gordon Byron]]<ref name="Köble8" /> und [[William Blake]].<ref>Oliver Köble: ''Interview mit der deutschen Band [[Love Is Colder Than Death]]''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 30, November/Dezember 1991, S.&nbsp;10</ref><ref>Rüdiger Freund: ''Interview mit der britischen Band [[Current 93]]'', Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 38, S.&nbsp;24, Mai/Juni 1993</ref> Im Bereich des französischen [[Symbolismus (Literatur)|Symbolismus]] sind vor allem [[Charles Baudelaire]]<ref name="Glasnost20" /><ref>Oliver Köble: ''Interview mit der deutschen Band [[Relatives Menschsein]]''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 32, März/April 1992, S.&nbsp;15</ref> und [[Arthur Rimbaud]]<ref name="Köble8" /><ref>Oliver Köble: ''Interview mit der deutschen Band [[Printed at Bismarck’s Death]]''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 29, Oktober 1991, S.&nbsp;19</ref> zu nennen.


Aber auch Schriftsteller der [[Moderne]], wie [[Alain-Fournier]],<ref>''Interview mit der französischen Band Collection d’Arnell-Andrea''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 23, September/October 1990, S.&nbsp;15</ref> [[Franz Kafka]],<ref>Marcus Stiglegger: ''Interview mit der französischen Band Clair Obscur''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 40, November/Dezember 1993, S.&nbsp;28</ref> [[James Joyce]],<ref>Oliver Köble: ''Interview mit der italienischen Band Black Rose''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 29, Oktober 1991, S.&nbsp;16</ref> [[J.&nbsp;D. Salinger]] und [[Henry Miller]],<ref>Oliver Köble: ''Interview mit der amerikanischen Band Blade Fetish''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 43, September/Oktober 1994, S.&nbsp;8</ref> sowie Dichter des [[Expressionismus (Literatur)|Expressionismus]], wie [[Georg Heym]] und [[Gottfried Benn]],<ref>Dirk Hoffmann: ''Interview mit der deutschen Band [[Das Ich]]''. In: ''Zillo Musikmagazin'', 12/90, Dezember 1990, S.&nbsp;25</ref> werden häufig als Einfluss genannt.
*'''Kirlian Camera''' · Kirlian Camera<br />Das [[Padanien|norditalienische]] Elektronikprojekt [[Kirlian Camera]] brachte 1981 sein gleichnamiges 4-Track-Debut auf den Markt. Besonders der Titel ''No One Notices Them'' auf der A-Seite zeigt sich deutlich in einem bedrückend düsteren Gewand. Nachdem das Projekt ab Mitte der 1980er Jahre in den [[Italo Disco|Italo-Disco]]-Bereich abdriftete, konnte es 1988 mit dem Track ''Eclipse'' einen Clubhit landen und sich damit auch in [[Deutschland]] an die Spitze heranarbeiten.


== Entwicklungsgeschichte ==
*'''Xmal Deutschland''' · Incubus Succubus<br />Die Hamburger Formation [[Xmal Deutschland]], die 1980 als reine All-Girl-Combo gegründet wurde, veröffentlichte in den darauf folgenden zwei Jahren die beiden Singles „Schwarze Welt“ (1981) und „Incubus Succubus“ (1982) auf [[Alfred Hilsberg]]s [[ZickZack Records|ZickZack]]-Label. Unter dem Banner der [[Neue Deutsche Welle|Neuen Deutschen Welle]] kreierte sie dabei als eine der ersten deutschen Bands Kompositionen im [[Gothic-Punk|Gothic]]-[[Deutschpunk|Punk]]-Stil. Nach einigen Konzerten mit den [[Cocteau Twins]] wurde die Band vom britischen Independent-Label [[4AD]] unter Vertrag genommen und gewann dadurch insbesondere im englischen Sprachraum an Popularität.
Die Geschichte der Dark-Wave-Bewegung lässt sich in mindestens drei Etappen gliedern:


[[#Klassische Phase (1979–1989)|1979–1989&nbsp;– Klassische Phase]]: In dieser Ära bildeten sich die sechs elementaren Stilarten [[Electro Wave]], [[Gothic Rock]], [[#Cold Wave|Cold Wave]], [[#Ethereal|Ethereal]], [[Neofolk]] und [[#Neoklassik|Neoklassik]] heraus, das siebte Genre, die sogenannte [[Neue Deutsche Todeskunst]], entstand um etwa 1989 und speiste stilistisch überwiegend aus den sechs vorangegangenen Strömungen. Viele Musikgruppen dieser Zeit wurzelten in der [[Post-Punk]]-Bewegung und nutzten die [[Do it yourself|Do-It-Yourself]]-Ideologie, die der Punk ihnen zuvor ermöglichte, als Sprungbrett. Als Ausgangsbasis fungierte hauptsächlich Großbritannien, es lassen sich jedoch Parallelerscheinungen in anderen Regionen erkennen, sodass man von einer gesamt-europäischen Bewegung sprechen kann. Der Einfluss auf die musikkulturelle Entwicklung in den Küstenregionen der Vereinigten Staaten ist umstritten. Der [[Death-Rock]], der sich vorzugsweise im kalifornischen Raum herausbildete, verstand sich zunächst als unabhängig entwickelte Strömung, bei der sich erst im Verlauf der 1980er Jahre Überlagerungen mit der europäischen Kultur bemerkbar machten. Nach dem Ausklingen der Klassischen Phase erfolgte eine deutliche Verminderung post-punk-typischer Nuancen, wie sie bei vielen Kompositionen dieser Zeit üblich waren.
*'''Anne Clark''' · The Sitting Room<br />[[Anne Clark]], eine der namhaften Künstlerinnen aus dem [[Spoken Word|Spoken-Word]]-Umfeld, nutzte schon früh Literatur und Musik als Ausdrucks- und Zufluchtsmöglichkeit und beschritt ihre Karriere mit dem 1982er Debut „The Sitting Room“, auf dem sie ihre Texte erstmals einer breiteren Masse musikalisch darbietet. „The Sitting Room“ enthält keine Clubhits, konnte jedoch in Teilen der Wave-Szene durch seine getragenen, introvertierten Klänge deutlich Eindruck hinterlassen. Ihre größten Erfolge feierte Anne Clark anschließend mit ''Sleeper In Metropolis'' (1983) und ''Our Darkness'' (1984), mittels der Retrospective-Collection „Terra Incognita“ (1986) wurde sie auch in [[Spanien]] bekannt.


[[#Auftrieb und Regression (1990–1999)|1990–1999&nbsp;– Auftrieb und Regression]]: Dieser, häufig als Revival wahrgenommene Zeitabschnitt umfasst die Neugründung und die ansteigende Popularität zahlreicher Nachwuchsgruppen und Plattenfirmen zu Beginn sowie den rasanten Niedergang der Dark-Wave-Bewegung in Ländern wie Deutschland ab der Mitte der 1990er Jahre. Die nachfolgenden Jahre sind durch die anhaltende Rückbildung auf globaler Ebene infolge von Stagnation, Verdrängung, Stiländerung und Verschmelzung mit „wave-untypischen“ Musikstilen, bspw. [[#Ethereal|Ethereal]] mit [[Trip-Hop]], gekennzeichnet. Die Strömungen Cold Wave, [[Electro Wave]] und [[Neue Deutsche Todeskunst]] sowie der traditionelle [[Gothic Rock]] gelten mit dem ausklingenden Jahrzehnt vielerorts als erloschen.
*'''The Sisters Of Mercy''' · First And Last And Always<br />1983 konnte die britische Band [[The Sisters Of Mercy]] mit dem Titel „Temple Of Love“ weitläufig Aufmerksamkeit erregen und mithilfe dieser Single einen Vertrag bei dem Major-Label [[WEA Records]] unterzeichnen. Es dauerte jedoch noch zwei weitere Jahre, ehe das Erstlingswerk „First And Last And Always“ den Weg in die Musikläden fand. The Sisters Of Mercy zählen – neben [[The Cure]] und [[Joy Division]] – zu den wichtigsten Formationen der Dark-Wave-Bewegung, trotz vieler Querelen innerhalb der Band behielten sie diesen Status bis in die 1990er Jahre bei.


[[#Vereinzelte Hochphasen (2000 bis 2009)|Seit 2000&nbsp;– Entwicklung bis zur Gegenwart]]: Dieser Zeitraum markiert kleinere Revivals, wie das Gothic-Revival (''Batcave-Revival'', oft verknüpft mit einem [[Minimal Electro|Minimal-Electro]]-Revival). Diese Revivals basieren vorwiegend auf einer [[Demoaufnahme|Demo]]- und [[Internet]]-Ebene sowie kleineren Festivals. Ethereal verzeichnet zu Beginn des neuen Jahrtausends eine Ausklangphase; das an die Stilrichtung gekoppelte Mailorder- und Tonträger-Unternehmen Projekt Records widmet sich verstärkt der Kabarett-Musik und vermarktet diese als ''[[Dark Cabaret]]''. Die Stile [[#Neoklassik|Neoklassik]] und [[Neofolk]] existieren hingegen konstant weiter. Bedingt durch den Niedergang der Wave-Bewegung ab der zweiten Hälfte der 1990er und den damit einhergehenden Wandel des Zielpublikums gerät „Dark Wave“ als Sammelbezeichnung allmählich außer Gebrauch.
*'''Clan Of Xymox''' · Medusa<br />[[Clan Of Xymox]], die Anfang der 1980er Jahre aus der [[Niederlande|niederländischen]] Hausbesetzerszene hervorgingen, debütierten 1984 mit der Mini-LP „Subsequent Pleasures“. Neben dem [[Minimal Electro|Minimal-Electro]]-Klassiker ''Going Round'', der in [[Deutschland]] zu einem Undergrund-Hit aufstieg, fand in erster Linie der Track ''Moscovite Musquito'' reichlich Gehör und wurde aufgrund des lockeren Gitarrenspiels nicht selten mit der Musik von [[The Cure]], [[Joy Division]] oder [[Echo & The Bunnymen]] verglichen. Infolge projektinterner Differenzen und der unbeabsichtigten Tilgung der Originalversion des Tracks ''Michelle'' während der Studioarbeiten, schien die Produktion des 1986er Werks „Medusa“ in einem Desaster zu enden. Die Fertigstellung des Albums gelang dennoch, „Medusa“ wurde – trotz vieler Bedenken – auf internationaler Ebene ein Erfolg und konnte die Verkaufszahlen des ersten Longplayers „Clan Of Xymox“ obendrein noch toppen. Titel wie ''Louise'' und ''Agonised by Love'' sowie die Neuaufnahme von ''Michelle'' avancierten zu Hits und steigerten den Bekanntheitsgrad von Clan Of Xymox in Teilen der [[USA]] und [[Mexiko]].


=== Klassische Phase (1979–1989) ===
*'''Depeche Mode''' · Black Celebration<br />[[Depeche Mode]], die [[New Wave (Musik)|New-Wave]]-Formation aus Basildon, [[England]], begann schon früh damit, nachdenklich stimmende Tracks wie ''Blasphemous Rumours'' zu komponieren und fand vornehmlich mit dem 1986er Album „Black Celebration“ im New-Wave- wie auch im Dark-Wave-Umfeld gleichermaßen Anklang. Einen wesentlichen Einfluss nahmen die Songs von Depeche Mode unter anderem auf die frühen Veröffentlichungen von [[18 Summers|Silke Bischoff]].
Auf der Basis von New Wave und Post-Punk schufen ab dem Ende der 1970er Jahre verschiedene Newcomer-Bands den Nährboden für eine neue, musikkulturelle Bewegung, die [[Introversion|Introvertiertheit]], [[Desillusion]], [[Weltschmerz]], [[Todessehnsucht]], aber auch [[Gesellschaftskritik|Gesellschafts]]- und [[Religionskritik]], [[Philosophie]], [[Naturmystik]], [[Esoterik]], [[Eskapismus]] und [[Romantik]] thematisch und klanglich in sich vereinte. Viele dieser Künstler reflektierten die aus der [[Punk]]-Bewegung bekannten Zukunftsängste ([[No Future]]), insbesondere vor der stetig ansteigenden [[Arbeitslosigkeit|Massenarbeitslosigkeit]] infolge einer [[Konjunktur#Depression (Konjunkturtief)|weltwirtschaftlichen Depression]]<ref>Hilke Günther-Arndt: ''Durchbruch der Moderne'', Geschichtsbuch Cornelsen, S.&nbsp;9, 1996</ref> oder vor einem drohenden [[Atomkrieg]] durch das kontinuierliche Wettrüsten während der erneuten Zuspitzung des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]]. Mit dem Beginn des [[Thatcherismus]] verstärkten sich diese [[Endzeit]]visionen oder nahmen binnen kürzester Zeit Gestalt an.
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Neben den bereits erwähnten [[Xmal Deutschland]] gab es noch eine Reihe weiterer Künstler, die sich im Zuge der [[Neue Deutsche Welle|Neuen Deutschen Welle]] mit relativ obskuren Klängen präsentierten. Nennenswert sind dabei vor allem [[Geisterfahrer (Band)|Geisterfahrer]] (''Schatten voraus'', 1980), [[Malaria!]] (''Emotion'', 1982), [[Leningrad Sandwich]] (''Heat'', 1982) oder auch [[Mona Mur & Die Mieter]] (''Jeszcze Polska'', 1982), eine Kooperation zwischen [[Mona Mur]] und den [[Einstürzende Neubauten|Einstürzenden Neubauten]]. In Grundzügen erfolgreich zeigten sich zudem [[Belfegore]] (''Belfegore'', 1984), die zu einem Drittel aus der [[Neue Deutsche Welle|NDW]]-Band [[Nichts (Band)|Nichts]] hervorgingen, sowie der Berliner Act [[Marquee Moon]] (''Beyond The Pale'', 1985) und [[Remain In Silence]] (''Monument'', 1985) aus Hannover. Ein kurzlebiges Projekt blieb das Düsseldorfer Quartett [[Stimmen der Stille]], deren erste und einzige LP (''Morgenstern'', 1987) auf [[Peter Hein]]s ''Sneaky Pete Records''-Label veröffentlicht wurde.
|Text=Als Ende der 1970er, Anfang der 1980er diese Art von Musik&nbsp;– im Anschluss an die vom Kommerz zernagte Punk-Bewegung&nbsp;– populär wurde, hatte sie ähnliche gesellschaftliche und soziale Missstände zum Inhalt wie etliche Punk-Gruppen. […] Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass viele Künstler in ihrer Musik eigene Emotionen, Ängste und Sehnsüchte verarbeiten und die Grundstimmung ihrer Songs trübe, düster und schwermütig gerät: Es ist die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der eigenen, inneren Realität.<ref>Rainer „Easy“ Ettler: ''Emotion&nbsp;– Melancholie&nbsp;– Mystik'', Zillo Musikmagazin, Ausgabe 11/90, S.&nbsp;9, November 1990</ref>
|Autor=Rainer „Easy“ Ettler, Chefredakteur der Musikzeitschrift Zillo, 1990}}


Keine unwesentlichen Spuren hinterließen hierbei die Lebensbedingungen, die speziell in den 1970er Jahren mit den als grau, kalt, trostlos und anonym empfundenen, in aller Eile aus dem Boden gestampften Hochhaussiedlungen eine neue Ära einläuteten und sich in den musikalischen Ausdrucksformen vieler Künstler widerspiegeln:
In den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] machte sich unterdessen eine Parallelerscheinung bemerkbar, wobei der Einfluss auf die Entwicklung durch die europäische Musikkultur stark umstritten ist. Der Westen der USA, insbesondere die Stadt [[Los Angeles]], gilt dabei als frühe Hochburg des „American Gothic“. 1981 erfolgte hier die Reunion der Band [[Christian Death]], die sich in kurzer Zeit einen skandalösen Ruf erspielte. Das einige Monate später veröffentlichte Debut (''Only Theatre Of Pain'', 1982) sorgte auf Anhieb für Aufsehen und wurde sogleich für den französischen Markt lizenziert. Mit Christian Death indirekt verbunden waren zu jener Zeit die Bands [[Super Heroines]] (''Cry For Help'', 1982) und [[Mephisto Walz]] (''Mephisto Walz'', 1986). Dem selben Milieu entstammen [[45 Grave]] (''Sleep In Safety'', 1983) und [[Screams For Tina]] (''Strobelight Funeral'', 1986), die sich hauptsächlich in regionalen Kreisen einen Namen machen konnten.


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Die wichtigste Bezugsquelle hinsichtlich Musik- und Mode-Trends blieb jedoch Großbritannien. Erzielte zuvor die New-Romantic-Bewegung mit Künstlern wie [[Visage]], [[Gary Numan]] oder [[Ultravox]] weltweit erste Erfolge, so trieb die Londoner Szene mit der im Juli 1982 eröffneten Diskothek „[[Batcave]]“ bereits neue Blüten. Als Veranstaltungsort für [[Wave]]r, [[New Romantic]]s und [[Psychobilly|Psychobillies]] entpuppte sich das Batcave zwischen 1982 und 1983 zu einem Sammelpunkt für [[Gothic-Punk]]-Bands und zum Entwicklungsort der britischen [[Gothic-Szene]]. Künstler wie [[Robert Smith]], [[Ian Astbury]], [[Nick Cave]] oder [[Marc Almond]] waren im Batcave regelmäßig zu Gast, die Veranstaltungen organisierte Ollie Wisdom ([[Specimen]]). Im Dunstkreis dieser Lokalität traten Bands wie [[Alien Sex Fiend]] (''Who's Been Sleeping In My Brain'', 1983), [[Play Dead]] (''The First Flower'', 1983), [[Sex Gang Children]] (''Naked'', 1982), [[The Cult|The Southern Death Cult]] (''The Southern Death Cult'', 1982) oder [[Virgin Prunes]] (''...If I Die, I Die'', 1982) hervor. In der Mitte der 1980er führten vermehrt Bands wie [[The Sisters Of Mercy]] (''First And Last And Always'', 1985) oder deren Kontrahenten [[Fields Of The Nephilim]] (''Burning The Fields EP'', 1985) das Zepter, weitere Bands wie [[The March Violets]] (''Natural History'', 1984), [[The Rose Of Avalanche]] (''First Avalanche'', 1985), [[Ghost Dance]] (''River Of No Return'', 1986) oder [[Every New Dead Ghost]] (''River Of Souls'', 1989) folgten.
|Text=Wir wohnten direkt im Mördermekka der Midlands, in [[Northampton]]. Es war eine einzige Leere, diese graue, hoffnungslose, nasskalte britische Inselmentalität. Nicht-Kultur. Wir waren mittendrin, und ‚In The Flat Field‘ (Anm.: das Bauhaus-Debüt) handelte direkt davon, in dieser gottlosen, flachen Landschaft zu leben, in diesem linearen, sich nirgendwo erhebenden Bewusstsein, das tatsächlich das Ergebnis dessen zu sein schien, was [[Friedrich Nietzsche|Nietzsche]] prophezeit hatte: den Tod Gottes.<ref name="Thompson72">Dave Thompson & Kirsten Borchardt: ''Schattenwelt&nbsp;– Helden und Legenden des Gothic Rock'', S.&nbsp;72, 2004, ISBN 3-85445-236-5</ref>
|Autor=Peter Murphy, britischer Musiker und Sänger der Band Bauhaus}}


Damit einher ging der Versuch der Weltflucht aufgrund fehlender Zukunftsperspektiven und der als gefühlskalt und farblos wahrgenommenen Realität. Mit der Zielsetzung, als Musiker den Lebensumständen und der finanziellen Notlage zu entfliehen, boten viele Künstler nicht nur sich selbst ein Ventil für angestaute Emotionen, sondern auch zahlreichen frustrierten Jugendlichen dieser Zeit, die&nbsp;– enttäuscht vom Punk, der „das öde Grau hatte wegreißen wollen, letztendlich aber nur umgestaltet hatte“<ref name="Thompson72" />&nbsp;– kein positives Lebensgefühl in den öden Arbeitersiedlungen und [[Trabantenstadt|Trabantenstädten]], inmitten ihrer zunehmend industriell zerstörten Umwelt, entfalten konnten.
Für [[Frankreich|Nordfrankreich]] gilt die Musik von [[Joy Division]] oder [[Siouxsie & The Banshees]] als Initialzündung der Cold-Wave-Bewegung. Sie existierte analog zur britischen [[New Wave (Musik)|New-Wave]]-Musik und lässt sich aufgrund ihrer Schneidigkeit und Kühle mit der [[Neue Deutsche Welle|Neuen Deutschen Welle]] vergleichen. Mit Künstlern wie [[KaS Product]] (''By Pass'', 1983), [[Trisomie 21 (Band)|Trisomie 21]] (''Les Repos Des Enfants Heureux'', 1983), [[Clair Obscur]] (''The Pilgrim's Progress'', 1986) oder [[Little Nemo (Band)|Little Nemo]] (''Private Life'', 1988) wurde Cold Wave über französische Grenzen hinaus bekannt.


Um das Verhältnis zur New-Wave- und Post-Punk-Bewegung und den damit verbundenen musikstilistischen Analogien weiterhin ersichtlich zu machen, entstanden im Laufe der Zeit mehrere Schlag- und Behelfswörter, die zwar die Namensbestandteile „-wave“ und „-punk“ in sich trugen, sich langfristig allerdings nicht durchsetzen konnten (siehe hierzu auch [[#Namensherkunft|Namensherkunft]]). Erst Ende der 1980er Jahre, und durch Modifizierung des voranstehenden Adjektivs, etablierte sich die Bezeichnung für jenes neue Genre, das seine musikkulturellen Ausgangsformen um mehr als zwei Dekaden überlebte: aus „New Wave“ wurde „Dark Wave“.<ref name="Dittmann139">Arvid Dittmann: ''Artificial Tribes. Jugendliche Stammeskulturen in Deutschland&nbsp;– Die Gothics'', S.&nbsp;139, 2001, ISBN 3-933773-11-3</ref>
In [[Spanien]] nahm die Dark-Wave-Bewegung mit der madrilenischen Formation [[Parálisis Permanente]] ihren Anfang. Dies wurde durch den frühen Tod des Sängers [[Eduardo Benavente]] († [[14. Mai]] [[1983]]) begünstigt, der dortzulande einen ähnlichen Status als Leitfigur erlangte wie [[Ian Curtis]]. Ein erfolgreiches Seitenprojekt von Parálisis Permanente war [[Los Seres Vacíos]] (''Los Celos Se Apoderan De Mí'', 1982), bei dem [[Ana Curra]] als Sängerin fungierte. Nach der unvermeidlichen Zersplitterung von Parálisis Permanente im Jahre 1983, startete um 1985 mit der barcelonischen Band [[Los Humillados]] ein weiterer zentraler Vertreter der spanischen Szene. <ref>Quelle: Glasnost Wave-Magazin · Heft-Nr. 43 · Interview der spanischen Formation Los Humillados · Seite 15 · September 1994</ref>


==== Künstler mit essentieller Bedeutung ====
Von der britischen Musikkultur weiterhin inspiriert, zeigte sich [[Griechenland]], wo – nach einigen Konzerten renommierter Bands wie [[Bauhaus (Band)|Bauhaus]], [[The Cure]] und [[Depeche Mode]] – insbesondere in der attischen Hauptstadt [[Athen]] Gruppen wie [[Villa 21]] (''Ghost On The Move'', 1983), [[Metro Decay]] (''Υπέρβαση'', 1984), [[South Of No North]] (''Lacrimae Christ!'', 1985) oder [[Slow Motion (Band)|Slow Motion]] (''This Slow Motion'', 1988) den Stein ins Rollen brachten. <ref>Quelle: Nick Drivas · The History Of The Dark Wave & Gothic Scene in Greece · Die Geschichte der griechischen Dark-Wave- und Gothic-Szene · 2003</ref>
'''Joy Division'''


[[Joy Division]] zählten zu den bedeutendsten Künstlern aus dem [[Post-Punk]]-Umfeld und gaben der Entfaltung der Gothic-Rock- und Cold-Wave-Bewegung, speziell mit dem zweiten Album ''[[Closer (Album)|Closer]]'' von 1980, wichtige Impulse. Dieses Werk hebt sich deutlich von seinem Vorgänger ab und reflektiert den Gemütszustand des Sängers Ian Curtis wenige Wochen vor seinem Tod.<ref>Thomas Seibert: ''Written There for All&nbsp;– Biografie der britischen Band [[Joy Division]]'', Orkus Musikmagazin, S.&nbsp;89, Februar 2000</ref> Vor allem westeuropäische Bands, wie die [[Cocteau Twins]], [[Death in June]], [[In the Nursery]], [[Clair Obscur (Cold-Wave-Band)|Clair Obscur]], [[Siglo XX (Band)|Siglo XX]] oder auch [[Endraum]], Gruppen, die später selbst einmal im Dark-Wave-Umfeld eine zentrale Rolle spielten, zeigten sich von der Musik von Joy Division inspiriert.
Ab der Mitte der 1980er Jahre flaute der New-Wave-Boom allmählich ab. Die Dark-Wave-Bewegung selbst blieb größtenteils im Untergrund erhalten und wurde durch Künstler wie [[The Sisters Of Mercy]] (''Floodland'', 1987), [[Dead Can Dance]] (''Within The Realm Of A Dying Sun'', 1987), [[Fields Of The Nephilim]] (''The Nephilim'', 1988) oder [[The Cure]] (''Disintegration'', 1989) zusätzlich von oben herab bestärkt.


'''Bauhaus'''
Das musikspezifische Interesse der Wave-Bewegung verlagerte sich allerdings sehr bald auf etliche, vor allem deutsche Newcomer-Bands wie [[Deine Lakaien]], [[Girls Under Glass]], [[Pink Turns Blue]] oder [[Love Like Blood]], die den Weg in die 1990er Jahre ebneten und überdies die dunklen und melancholischen Klänge intensivierten. Künstler wie Gunnar Eysel, Bassist der 1988 gegründeten Formation Love Like Blood, bestätigen: ''Da schreiben uns Leute, die sagen, aus Deutschland kämen momentan die besten Dark-Wave-Bands.'' <ref>Quelle: Glasnost Wave-Magazin · Heft-Nr. 23 · Interview der deutschen Formation Love Like Blood · Seite 13 · September 1990</ref>


[[Bauhaus (Band)|Bauhaus]] gilt als die erste [[Gothic Rock|Gothic]]-Band überhaupt, auch wenn sie seitens der Presse oft als [[David Bowie|David-Bowie]]-Kopie belächelt wurde. Bedeutsam für die Dark-Wave-Bewegung war besonders die 1979er Debüt-Single ''[[Bela Lugosi’s Dead]]'', eine Hommage an den Schauspieler [[Bela Lugosi|Béla Ferenc Dezső Blaskó]]. Durch das 1981er Album ''Mask'', mit Titeln wie ''The Passion of Lovers'', ''Hair of the Dog'' und ''Hollow Hills'', konnten Bauhaus ihren Status als „Godfathers of Goth“ festigen.<ref name="Bauhaus39" /> 1983 gelang der Gruppe mit ''She’s in Parties'' ein letzter Hit, bevor sie sich im Juli desselben Jahres infolge band-interner Differenzen auflöste.
=== Blütezeit und Regression ===
[[Bild:The Frozen Autumn.jpg|thumb|right|220px|[[The Frozen Autumn]] aus [[Turin]] ([[Italien]])]]
Derweil verringerte sich die Anzahl der französischen Cold-Wave-Bands erheblich. Im Gegensatz dazu erlebte der deutsche Raum aufgrund der [[Deutsche Wiedervereinigung|Deutschen Einheit]] und infolge der Herausbildung der [[Neue Deutsche Todeskunst|Neuen Deutschen Todeskunst]], mit Künstlern wie [[Das Ich]] oder [[Goethes Erben]], einen deutlichen Aufschwung. Zudem traten unzählige junge Projekte wie [[18 Summers|Silke Bischoff]], [[The Garden Of Delight]], [[Diary Of Dreams]], [[Sopor Aeternus]], [[Chandeen]] oder [[Love Is Colder Than Death]] in das Licht der Öffentlichkeit und konnten sich über mehrere Jahre hinweg an der Spitze halten. Als Bestseller entpuppten sich die Veröffentlichungen von [[Project Pitchfork]], [[The Eternal Afflict]], [[Wolfsheim (Band)|Wolfsheim]] und den [[Deine Lakaien]].


'''The Cure'''
Hauptsächlich im Untergrund erfolgreich blieben [[Catastrophe Ballet]], Drown For Resurrection, Head On Fire, [[La Floa Maldita]], La Morte de la Maison, Lady Besery's Garden, Moonchild, Phallus Dei, [[Printed at Bismarck's Death]], Soul In Isolation oder The House Of Usher.


Ebenso wie Joy Division stammen [[The Cure]] aus der Post-Punk-Szene Englands und zählen seit Anfang der 1980er Jahre zu den Wegbereitern der Gothic-Rock- und Cold-Wave-Bewegung. Insbesondere die Alben ''Faith'' (1981) und ''Pornography'' (1982) stellen durch ihre in sich gekehrte und [[weltschmerz]]durchtränkte Art einen merklichen Wandel gegenüber früheren Werken der Gruppe dar. Vergänglichkeit und Glaube sind dabei persistent wiederkehrende Themen.
Diese Blütezeit stoppte in [[Deutschland]] zwischen Mitte und Ende der 1990er Jahre, nachdem die Popularität von Musikgruppen aus dem [[Mittelalterrock]]- und [[Gothic Metal|Gothic-Metal]]-Umfeld stieg oder anfänglich traditionsbewusste Bands stilistisch andere Wege gingen. Während Länder wie [[Italien]] von diesem Phänomen nahezu unberührt blieben, wurde die Dark-Wave-Bewegung in Deutschland mehr und mehr zur Seite gedrängt und gilt seit Ende desselben Jahrzehnts im Wesentlichen als erloschen.


'''The Sisters of Mercy'''
[[Padanien|Norditalien]] brachte mit [[Ataraxia (Band)|Ataraxia]], [[Black Rose]], [[Camerata Mediolanense]], [[Ordo Equitum Solis]] und [[The Frozen Autumn]] fünf Projekte hervor, die sich – neben den Vorkämpfern [[Kirlian Camera]] – international behaupten konnten. Etwa zur selben Zeit etablierten sich [[nordamerika]]nische Musikprojekte wie [[Lycia (Band)|Lycia]], [[This Ascension]], [[Trance To The Sun]], [[Love Spirals Downwards]], [[Faith And The Muse]] oder [[Soul Whirling Somewhere]], hiernach gefolgt von [[The Crüxshadows]] und [[Bleeding Like Mine]]. [[Spanien]] schaffte den Sprung mit [[Gothic Sex]], [[Ecodalia]] und [[Remembrance]]. Mit den [[Los Humillados]] erreichte eine der ältesten Bands kurzzeitige Popularität über spanische Grenzen hinaus.


Als eines der Zugpferde der [[Leeds]]er Post-Punk-Szene feierten [[The Sisters of Mercy]] ihren ersten größeren Erfolg mit der 1982er Single ''Alice''. Nur ein Jahr später gelang der Band mit dem Titel ''Temple of Love'' der Durchbruch. Die tiefe Stimmlage [[Andrew Eldritch]]s und der Einsatz eines Drumcomputers formten die Band zur Ikone der zweiten Generation des Gothic Rock. Trotz mehrjähriger Bühnenabstinenz und der Hinwendung zum [[Hard Rock]] mit dem Album ''Vision Thing'' in den 1990ern behielt sie diesen Status bis in die Gegenwart bei.
Nach dem Abklingen der Cold-Wave-Ära in [[Frankreich]], schien nur eine geringe Anzahl genrespezifischer Bands den Weg in die 1990er Jahre vorteilhaft überstanden zu haben, insbesondere [[Collection d'Arnell-Andrea]], [[Opera Multi Steel]] oder [[Rise And Fall Of A Decade]]. Es formierten sich vermehrt Acts aus dem [[Gothic Rock|Gothic-Rock]]-Umfeld, [[Corpus Delicti (Band)|Corpus Delicti]], [[Dead Souls Rising]] und [[Lucie Cries]] waren einige der wenigen neuen Projekte, die länderübergreifend einen hohen Bekanntheitsgrad erlangten. Bis Ende der 1990er Jahre veränderte sich ein Teil dieser Bands stilistisch oder verschwand fast vollständig in der Versenkung. Zwei weniger [[Rockmusik|rock]]lastige Projekte sind hingegen [[Eros Necropsique]] und [[Rosa Crux]]. Letzteres ist seit seiner Gründung im Jahre 1984 auch heute noch als Musik- und Performance-Gruppe aktiv.


'''Anne Clark'''
Vorerst auf Teile Westeuropas und Nordamerikas beschränkt, entfaltete sich Dark Wave in den 1990er Jahren zu einer weltweiten Bewegung. So konnten selbst [[Finnland]] mit den [[Two Witches]], [[Polen]] mit den [[Fading Colours]], [[Nordirland]] mit [[This Burning Effigy]] oder [[Australien]] mit der Band [[Ikon (Band)|Ikon]] qualitativ an tonangebende Länder anknüpfen. Mit [[The Breath Of Life]] und [[The Dreamside]] machten [[Belgien]] und die [[Niederlande]] abermals von sich Reden.


[[Anne Clark]], eine der namhaften Künstlerinnen aus dem [[Spoken Word|Spoken-Word]]-Umfeld, nutzte schon früh Literatur und Musik als Ausdrucksmöglichkeit. Ihr Debüt ''The Sitting Room'' von 1982, auf dem sie ihre Texte erstmals einer breiteren Masse musikalisch darbietet, enthält keine Hits, konnte allerdings in Teilen der Dark- und [[Electro Wave|Electro-Wave]]-Szene durch seine getragene, introvertierte Grundstimmung deutlich Eindruck hinterlassen. Ihre größten Erfolge feierte Anne Clark anschließend mit ''[[Sleeper in Metropolis]]'' (1983) und ''Our Darkness'' (1984).
=== Entwicklung bis zur Gegenwart ===
Nachdem der [[Neofolk]] seit seiner Grundsteinlegung zunächst ein Schattendasein führte (die Veröffentlichungen deutscher Nachwuchsgruppen wie [[Annabelle's Garden]], [[Canticum Funebris]], [[Common Spring]] oder [[In My Rosary]] fanden anfangs nur wenig Beachtung), trat er Ende der 1990er und nach der Jahrtausendwende zunehmend aus dem Untergrund hervor. [[Forseti (Band)|Forseti]], [[Hagalaz' Runedance]], [[Of The Wand & The Moon]], [[Orplid]] und viele andere Künstler verhalfen dem Stil zu seiner Popularität.


'''Xmal Deutschland'''
Recht ähnlich erging es dem [[Neoklassische Musik|Neoklassik]]-Genre, das erst im Verlauf der letzten 10 Jahre einen merklichen Auftrieb verzeichnete. Musikprojekte wie [[Arcana]], [[Dargaard]], [[Les Secrets de Morphée]] und [[Ophelia's Dream]] beschritten europaweit den Weg, den [[Dead Can Dance]], [[In The Nursery]] oder [[Stoa (Band)|Stoa]] einstmals ebneten. Mit [[Artemis (Band)|Artemis]] konnte wiederholt auch ein australischer Vertreter der Neoklassik Anklang finden.


Die Hamburger Formation [[Xmal Deutschland]] startete ihre Karriere mit den Singles ''Schwarze Welt'' (1981) und ''Incubus Succubus'' (1982) auf [[Alfred Hilsberg]]s [[ZickZack Records|ZickZack]]-Label. Unter dem Banner der [[Neue Deutsche Welle|Neuen Deutschen Welle]] kreierte sie dabei als eine der ersten deutschen Bands Lieder im Gothic-Rock-Stil. Nach mehreren Konzerten mit den [[Cocteau Twins]] wurden Xmal Deutschland vom britischen Independent-Label [[4AD]] unter Vertrag genommen und gewannen dadurch insbesondere im englischen Sprachraum an Popularität.
== Plattenfirmen ==
{| border="0" style="font-size:85%; letter-spacing:1px; margin-bottom:15px;" width="100%"
| valign="top" width="25%"|
* [[4AD]]
* Alea Jacta Est
* Alice in...
* Apocalyptic Vision
* Apollyon Rekordings
* [[Beggars Banquet Records|Beggars Banquet]]
| valign="top" width="25%"|
* Creep Records
* [[Danse Macabre (Label)|Danse Macabre]]
* Dark Star
* Dion Fortune
* Discordia
* Glasnost Records
| valign="top" width="25%"|
* Grabaciones Góticas
* Gymnastic Records
* Hyperium Records
* Middle Pillar
* Palace Of Worms
* Projekt Records
| valign="top" width="25%"|
* Resurrection Records
* Sounds Of Delight
* Talitha Records
* Tess Records
* World Serpent
|}


'''Dead Can Dance'''
[[Bild:Hyperium Records.png|left|thumb|150px|Hyperium Records]]
Einen wichtigen Stellenwert nimmt das britische [[Independent]]-Label [[4AD]] ein, das in den 1980ern mit seinen Veröffentlichungen bedeutenden Einfluss ausübte. Hier erschienen die Alben von [[Cocteau Twins]] (''Head Over Heels'', 1983), [[Dead Can Dance]] (''Dead Can Dance'', 1984), [[This Mortal Coil]] (''It'll End In Tears'', 1984), [[Clan Of Xymox]] (''Medusa'', 1986) oder Pieter Nooten & [[Michael Brook]] (''Sleeps With The Fishes'', 1987).


Die australische Band [[Dead Can Dance]] veröffentlichte 1984 ihr gleichnamiges Debüt, das sich am Gothic-Sound der frühen 1980er orientierte, allerdings auch mit unkonventionellen Instrumenten, wie etwa einem [[Hackbrett]] in ''Frontier'', aufwartete. Mit dem zweiten Werk ''Spleen and Ideal'' arbeitete das Duo erstmals vermehrt mit klassischen Arrangements. Auf den Einsatz gothictypischer Gitarren wurde weitgehend verzichtet. Die Abkehr von rock-orientierten Trackstrukturen und die Hinwendung zu monumentalen Klangwelten gipfelte 1987 in dem Album ''Within the Realm of a Dying Sun'', einem für die [[#Neoklassik|Neoklassik]] wegweisenden Werk.
Plattenfirmen wie [[Hyperium Records]] oder [[Projekt Records]] sind offenkundig durch das [[Output]] von 4AD inspiriert worden, speziell auch in Hinsicht auf die graphischen Umsetzungen [[Vaughan Oliver]]s.


'''Clan of Xymox'''
Das Mutterlabel von 4AD war [[Beggars Banquet]], die Plattenfirma, die sich für die Alben von [[Gothic (Musik)|Gothic]]-Größen wie [[The Cult|The Southern Death Cult]], [[Bauhaus (Band)|Bauhaus]] und den [[Fields Of The Nephilim]] verantwortlich zeichnet.


[[Clan of Xymox]] aus den [[Niederlande]]n debütierten 1984 mit der EP ''Subsequent Pleasures''. Neben dem Titel ''Going Round'', der in [[Deutschland]] zu einem Untergrundhit aufstieg,<ref>Ronny Moorings: ''Gothic II. Die internationale Szene aus der Sicht ihrer Macher&nbsp;– Die [[Clan of Xymox|Xymox]]-Story'', S.&nbsp;39, 2002, ISBN 3-89602-396-9</ref> fand vor allem ''Moscovite Musquito'' reichlich Gehör und wurde&nbsp;– bedingt durch sein lockeres Gitarrenspiel&nbsp;– mehrfach mit der Musik von [[The Cure]], [[New Order]] und [[Echo & the Bunnymen]] verglichen. Das 1986 veröffentlichte Werk ''Medusa'' wurde&nbsp;– trotz anfänglicher Bedenken&nbsp;– ein internationaler Erfolg. Titel wie ''Louise'', ''Michelle'' und ''Agonised by Love'' avancierten zu Hits und steigerten den Bekanntheitsgrad der Band in [[Europa]], [[Mexiko]] und Teilen der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]].
Trotz der seit Mitte der 1980er Jahre bestehenden Dark-Wave-Bewegung in Spanien, blieb die Szene in Großstädten wie [[Barcelona]] und [[Madrid]] bis heute relativ klein. Einen wichtigen Anlaufpunkt bietete das barcelonische Label [[Grabaciones Góticas]], das sich bis in die 1990er Jahre auf [[Compact Cassette|Kassetten]]veröffentlichungen beschränkte, da sich die Produktion einer CD in Spanien als äußerst teuer erwies. Bands wie [[Los Humillados]] (''Dark Archives 1985-1995'', 1997), [[Gothic Sex]] (''Divided We Fall'', 1994) oder [[Ecodalia]] (''Angel's Glamour'', 1995) fanden hier Unterschlupf. <ref>Quelle: Glasnost Wave-Magazin · Heft-Nr. 43 · Interview der spanischen Formation Los Humillados · Seite 15 · September 1994</ref>


'''Depeche Mode'''
== Genrespezifische Untergliederung ==
Prinzipiell werden dem Dark-Wave-Genre Stile und Bereiche verschiedener musikalischer Strömungen zugewiesen, die Ende der 1970er und über die 1980er Jahre hinweg verteilt entstanden sind. Auffällig ist zudem der Umstand, dass dem Dark-Wave-Umfeld überwiegend Künstler zugeordnet werden, die unterschiedliche Stilmittel der 1980er Jahre einsetzen und diese miteinander verknüpfen. In Folge dessen sind diese Künstler oftmals nur schwer rubrizierbar und werden behelfsweise mit der Bezeichnung „Dark Wave“ grob umschrieben.


Nach der noch unbeschwerten, von [[Vince Clarke]] geprägten Synthie-Pop-Phase begann die [[Basildon]]er Electro-Wave-Formation [[Depeche Mode]] ab 1982 damit, auch nachdenklich stimmende Stücke wie ''[[Blasphemous Rumours]]'' zu komponieren und fand vornehmlich mit dem 1986er Album ''[[Black Celebration]]'' im New-Wave- wie auch im Dark-Wave-Umfeld gleichermaßen Anklang.<ref name="Weidenkaff41" /> Einen wesentlichen Einfluss nahmen ihre Songs auf die frühen Veröffentlichungen von [[18 Summers|Silke Bischoff]], [[Psyche (Band)|Psyche]] oder [[Fading Colours]]. Architekt des eher düsteren Wave-Sounds von Depeche Mode war dabei nach der Vince Clarke-Zeit vor allem Gründungsmitglied [[Alan Wilder]], der bis zum Verlassen der Band 1995 eine Vielzahl bekannter Depeche Mode-Lieder prägte.
Einige Richtungen, wie beispielsweise der [[Neofolk]], gelten heute als unabhängige Genres mit eigenständiger [[Subkultur]].


=== Cold Wave ===
==== Internationale Entwicklungen ====
'''Deutschland / Schweiz'''
Cold Wave (engl. ''cold'' = „kalt, kühl“) war ein sporadisch gebräuchlicher Begriff, der in Zusammenhang mit Bands wie [[Joy Division]], [[The Cure]], [[Cocteau Twins]], [[Clair Obscur]], [[And Also The Trees]], [[Passion Noire]] oder [[Pink Turns Blue]] Verwendung fand. Er bezog sich primär auf [[Rockmusik|Rock]]- und [[Post Punk|Post-Punk]]-Gruppen der 1980er Jahre, deren Musik durch den dezenten Einsatz von Synthesizern als kühl oder weniger lebhaft wahrgenommen wurde. Die Bezeichnung selbst war in [[Frankreich|Nordfrankreich]] – unter anderem in Relation mit der Plattenfirma [[New Rose Records]] oder deren [[Sublabel]] [[Lively Art Records]] – geläufig. Einen kurzen Überblick über das musikalische [[Output]] im franko-französischen Raum verschafft die [[Kompilation (Musik)|Compilation]] „Transmission 81-89 · The French Cold Wave“, mit namhaften Künstlern wie Norma Loy, KaS Product oder Asylum Party.


Neben den bereits erwähnten [[Xmal Deutschland]] gab es noch eine Reihe weiterer Künstler, die sich&nbsp;– zum Teil im Zuge der [[Neue Deutsche Welle|Neuen Deutschen Welle]]&nbsp;– an ihren britischen Vorbildern orientierten. Nennenswert sind dabei [[Geisterfahrer (Band)|Geisterfahrer]] (''Schatten voraus'', 1980), [[Malaria!]] (''Emotion'', 1982), [[Die Unbekannten]] (''Casualties'', 1981), [[Leningrad Sandwich]] (''Heat'', 1982) oder auch [[Mona Mur & Die Mieter]] (''Jeszcze Polska'', 1982), eine Kooperation zwischen [[Mona Mur]] und Mitgliedern der [[Einstürzende Neubauten|Einstürzenden Neubauten]]. Mit dem Abklingen der Neuen Deutschen Welle konzentrierten sich Gruppen wie [[Belfegore]] (''Belfegore'', 1984), die zu einem Drittel aus der [[Neue Deutsche Welle|NDW]]-Band [[Nichts (Band)|Nichts]] hervorgingen, [[Remain in Silence]] (''Monument'', 1985) aus Hannover, der Berliner Act [[Marquee Moon (Band)|Marquee Moon]] (''Beyond the Pale'', 1985) oder [[Asmodi Bizarr]] (''Sun Sierra'', 1985) aus Düsseldorf vermehrt auf die Vertonung englischsprachiger Liedtexte. Ebenfalls aus Düsseldorf stammen [[They Fade in Silence]] (''Frozen Dreams'', 1986) und das Quartett [[Stimmen der Stille]], dessen erste und einzige LP (''Morgenstern'', 1987) auf [[Peter Hein]]s Sneaky-Pete-Records-Label veröffentlicht wurde. Weitere Gruppen waren [[Moloko +]] (''Fields of War'', 1986), [[Parchment Prayer]] (''Parchment Prayer'', 1987) und [[Die-Gants]] (''Fishing for Compliments'', 1988) sowie Danse Macabre (''Hold Me / She Believes'', 1989), die Dark Wave mit Elementen aus dem [[Oi!]]-Punk vermischten. Auch die [[Schweiz]] konnte, simultan zur deutschlandweiten Entwicklung, einige Bands wie [[Mittageisen]] (''Mittageisen'', 1983), [[Red Rain Coat]] (''In Between the Fronts'', 1984) oder [[The Vyllies]] (''Lilith'', 1985) vorweisen.
Anderen Quellen zufolge implizierte Cold Wave auch Stilformen wie [[Minimal Electro]] oder [[Electro Wave]]. So lässt das Wave-Magazin ''Glasnost'' im Jahre 1990 verlauten:
<!-- Zitat --><div align="center">
{| border="0" style="margin-top:5px; margin-bottom:10px; font-family:verdana; font-size:85%; letter-spacing:0.5px;"
| align="left"|''„'''Cold Wave:''' Elektronische Klangkunst, deren Wärme in ihrer Kälte liegt...“'' <ref>Quelle: Glasnost Wave-Magazin · Heft-Nr. 23 · Albumrezension der französisch-britischen Formation Hard Corps · Seite 30 · September 1990</ref>
|}</div>


'''Vereinigte Staaten'''
Dies war eine Anspielung auf die oft als charmant empfundenen, analogen [[Synthesizer]]-Klänge der 1980er Jahre. Eine großflächige Verbreitung über Frankreich hinaus, erfuhr der Begriff „Cold Wave“ allerdings nie, was offenbar auf seine unpräzise Aussage zurückzuführen ist.


In den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] machte sich unterdessen eine Parallelerscheinung bemerkbar, wobei der Einfluss durch die europäische Kultur auf die amerikanische Musikszene stark umstritten ist. Der Westen der Vereinigten Staaten, insbesondere die Stadt [[Los Angeles]], gilt dabei als frühe Hochburg des auch als „American Gothic“ bezeichneten [[Death-Rock]]. 1981 erfolgte hier die Reunion der Band [[Christian Death]], die sich innerhalb kurzer Zeit einen skandalösen Ruf erspielte. Das einige Monate später veröffentlichte Debüt (''[[Only Theatre of Pain]]'', 1982) sorgte auf Anhieb für Aufsehen und wurde sogleich für den französischen Markt lizenziert. Mit Christian Death indirekt verbunden waren zu jener Zeit die Bands [[Super Heroines]] (''Cry for Help'', 1982) und [[Mephisto Walz]] (''Mephisto Walz'', 1986). Gruppen wie [[45 Grave]] (''Sleep in Safety'', 1983) und [[Screams for Tina]] (''Strobelight Funeral'', 1986), die sich hauptsächlich in regionalen Kreisen einen Namen machen konnten, entstammen demselben Milieu.
*'''<small>Bedeutende Vertreter: [[Joy Division]] · [[The Cure]] · [[Cocteau Twins]] · And Also The Trees · Clair Obscur · Pink Turns Blue · Asylum Party · Martin Dupont · KaS Product</small>'''


'''Großbritannien'''
=== Electro Wave ===
[[Electro Wave]] diente bis Mitte der 1990er Jahre als Bezeichnung für Kompositionen, die innerhalb der New-Wave-Bewegung schwerpunktmäßig durch Synthesizer erzeugt wurden. Man fasste dabei die Musik von Künstlern wie [[Anne Clark]], [[The Human League]], [[John Foxx]], [[Depeche Mode]] oder [[Gary Numan]] zusammen. Hinzu trat seit den späten 1980ern eine Anzahl weiterer Projekte wie [[Deine Lakaien]] (''First Album''), [[The Fair Sex]] (''Demented Forms'') oder [[Project Pitchfork]] (''Entities'').


Die wichtigste Bezugsquelle hinsichtlich Musik- und Mode-Trends blieb jedoch Großbritannien. Erzielte zuvor die New-Romantic-Bewegung mit Künstlern wie [[Visage (Band)|Visage]], [[Gary Numan]] oder [[Ultravox]] weltweit erste Erfolge, so trieb die Londoner Szene mit der im Juli 1982 eröffneten Diskothek „[[Batcave (Club)|Batcave]]“ bereits neue Blüten. Als Veranstaltungsort für Waver, [[New Romantic]]s und [[Psychobilly|Psychobillies]] entpuppte sich das Batcave zwischen 1982 und 1983 zu einem Sammelpunkt für [[Gothic Punk|Gothic-Punk]]-Bands und zum Entwicklungsort der britischen [[Gothic (Kultur)|Gothic-Szene]]. Künstler wie [[Robert Smith (Musiker)|Robert Smith]], [[Ian Astbury]], [[Nick Cave]] oder [[Marc Almond]] waren im Batcave regelmäßig zu Gast, die Veranstaltungen organisierte Ollie Wisdom ([[Specimen (Band)|Specimen]]). Im Dunstkreis dieser Lokalität traten Bands wie [[Alien Sex Fiend]] (''Who’s Been Sleeping in my Brain'', 1983), [[Play Dead]] (''The First Flower'', 1983), [[Sex Gang Children]] (''Naked'', 1982), [[The Southern Death Cult]] (''The Southern Death Cult'', 1982) oder [[Virgin Prunes]] (''…If I Die, I Die'', 1982) hervor. In der Mitte der 1980er führten vermehrt Bands wie [[The Sisters of Mercy]] (''[[First and Last and Always]]'', 1985) oder deren Kontrahenten [[Fields of the Nephilim]] (''Burning the Fields EP'', 1985) das Zepter, weitere Bands wie [[Red Lorry Yellow Lorry]] (''This Today'', 1984), [[The March Violets]] (''Natural History'', 1984), [[The Rose of Avalanche]] (''First Avalanche'', 1985), [[Ghost Dance]] (''River of No Return'', 1986), [[B·F·G]] (''Paris/Amelia'', 1987) oder [[Every New Dead Ghost]] (''River of Souls'', 1989) folgten.
Electro Wave lenkte jedoch nur bedingt in das Dark-Wave-Umfeld. Den Grund für eine Zuordnung bildeten in erster Linie die bedrückenden Klänge von Alben wie „The Sitting Room“ von Anne Clark (1982), das 1989er Werk „The Influence“ von [[Psyche (Band)|Psyche]] oder die selbstbetitelte Mini-LP „Kirlian Camera“ von [[Kirlian Camera]] (1981).


'''Frankreich'''
Nichtsdestoweniger bezogen zahlreiche Musiker, wie Fortification 55, Second Voice, The Mao Tse Tung Experience oder [[The Invincible Spirit]], ihre Haupteinflüsse aus dem [[Synth Pop|Synth-Pop]]- bzw. [[Electronic Body Music|EBM]]-Bereich und wurden somit nicht durch das Dark-Wave-Genre erfasst.


Für Nord[[frankreich]] gilt die Musik von [[Joy Division]], [[The Cure]] oder [[Siouxsie and the Banshees]] als Initialzündung der Cold-Wave-Bewegung.<ref>Oliver Köble: ''Interview mit der deutschen Band [[Soul in Isolation]]''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 43, September/Oktober 1994, S.&nbsp;6</ref> Sie existierte analog zur britischen [[New Wave|New-Wave]]-Musik und lässt sich aufgrund ihrer Schneidigkeit und Kühle mit der [[Neue Deutsche Welle|Neuen Deutschen Welle]] oder bezüglich des Einsatzes von Moody-Slide-Gitarren mit dem frühen [[Gothic Rock]] vergleichen. Mit Künstlern wie [[KaS Product]] (''By Pass'', 1983), [[Trisomie 21 (Band)|Trisomie 21]] (''Les Repos des Enfants Heureux'', 1983), [[Clair Obscur (Cold-Wave-Band)|Clair Obscur]] (''The Pilgrim’s Progress'', 1986) oder [[Little Nemo (Band)|Little Nemo]] (''Private Life'', 1988) wurde Cold Wave über französische Grenzen hinaus bekannt.
*'''<small>Bedeutende Vertreter: [[Anne Clark]] · [[Kirlian Camera]] · [[Deine Lakaien]] · Psyche · [[Project Pitchfork]] · [[The Eternal Afflict]] · [[18 Summers|Silke Bischoff]] (Debut Album)</small>'''


'''Spanien'''
=== Ethereal ===
Ethereal (engl. ''ethereal'' = „ätherisch“), seltener „Ethereal Wave“ oder fälschlich „Etheric Wave“ <ref>Quelle: Glasnost Wave-Magazin · Heft-Nr. 42 · Genre-Klassifizierung der Formationen Soul Whirling Somewhere und Trance To The Sun · Seite 32/34 · April 1994</ref> genannt, ist eine in den [[USA]] verbreitete Bezeichnung, die mitunter sinnverwandt zu Dark Wave verstanden wird. Klassifiziert werden dabei häufig sanft schwebende Gitarrenklänge in Zusammenspiel mit weiblichem Gesang. Aber auch rein elektronisch arrangierte Stücke mit starken [[Ambient]]-Einflüssen oder Kompositionen, basierend auf klassischem Instrumentarium wie [[Flöte]]n oder [[Violine]]n, werden unter diesem Begriff zusammengefasst. Die Musik gilt allgemein als sphärisch, verhalten und weltentrückt, wodurch sie den Namen „Ethereal“ erhielt.


In [[Spanien]] nahm die Dark-Wave-Bewegung 1981 mit den [[Madrid|madrilenischen]] Formationen [[Décima Víctima]] und [[Parálisis Permanente]] ihren Anfang. Dies wurde durch den frühen Tod des Parálisis-Permanente-Sängers [[Eduardo Benavente]] († 14. Mai 1983) begünstigt,<ref name="Düppe15">Till Düppe: ''Interview mit der spanischen Band Los Humillados''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 43, September/Oktober 1994, S.&nbsp;15</ref> der dortzulande einen ähnlichen Status als Leitfigur erlangte wie [[Ian Curtis]]. Nach der unvermeidlichen Zersplitterung von Parálisis Permanente im Jahre 1983, startete um 1985 mit der [[Barcelona|barcelonischen]] Band [[Los Humillados]] ein weiterer zentraler Vertreter der spanischen Szene.<ref name="Düppe15" />
Überlagerungen gibt es insbesondere mit [[Shoegazing]], einem Genre, das sich Ende der 1980er in [[England]] herausbildete und mit Bands wie [[Slowdive]] oder [[Ride]] in etwa der Mitte der 1990er Jahre seinen Höhepunkt erreichte. Essentielle Bedeutung erlangte zudem die Musik der frühen [[Cocteau Twins]], da sie für beide Richtungen, ''Shoegazing'' und ''Ethereal'', als Inspirationsquelle diente.


'''Griechenland'''
Ethereal ist grundsätzlich mit der im deutschen Sprachraum verbreiteten Bezeichnung „Heavenly Voices“ (zu deutsch „Himmlische Stimmen“) gleichzusetzen, die Anfang der 1990er Jahre als reiner [[Marketing]]begriff kreiert wurde und anschließend bei einer fünfteiligen [[Kompilation (Musik)|Compilation]]-Serie zur Anwendung kam.


Von der britischen Musikkultur weiterhin inspiriert, zeigte sich [[Griechenland]], wo&nbsp;– nach einigen Konzerten renommierter Bands wie [[Bauhaus (Band)|Bauhaus]], [[The Cure]] und [[Depeche Mode]]&nbsp;– besonders in der Hauptstadt [[Athen]] Gruppen wie [[Villa 21]] (''Ghost on the Move'', 1983), [[The Reporters]] (''Bare Hands'', 1983), [[Forward Music Quintet]] (''The Mystery of a Dying Species'', 1983), [[Art of Parties]] (''Last Time / Central Room'', 1984), [[South of No North]] (''Lacrimae Christ!'', 1984), [[Metro Decay]] (''Υπέρβαση'', 1984), [[Fear Condition]] (''… ’Till Night Comes Again'', 1986), [[Film Noir (Band)|Film Noir]] (''Never Ending Dream'', 1986) oder [[Slow Motion (Band)|Slow Motion]] (''This Slow Motion'', 1988) den Stein ins Rollen brachten.<ref>Nick Drivas: [http://www.gothic.gr/pages/scene_history_1.php The History of the Dark Wave & Gothic Scene in Greece]&nbsp;– Die Geschichte der Dark-Wave- und Gothic-Szene in Griechenland, 2003</ref>
*'''<small>Bedeutende Vertreter: Autumn's Grey Solace · Black Tape For A Blue Girl · Chandeen · Love Spirals Downwards · Lycia · Siddal · Soul Whirling Somewhere</small>'''


==== Britische Regression und deutscher Auftrieb ====
=== Gothic ===
Ab der Mitte der 1980er Jahre flaute der New-Wave-Boom allmählich ab. Die Dark-Wave-Bewegung selbst blieb größtenteils im [[Underground (Kunst)|Untergrund]] erhalten und wurde durch Künstler wie [[The Sisters of Mercy]] (''[[Floodland]]'', 1987), [[Dead Can Dance]] (''Within the Realm of a Dying Sun'', 1987), [[Fields of the Nephilim]] (''Dawnrazor'', 1987) oder [[The Cure]] (''[[Disintegration]]'', 1989) zusätzlich von oben herab bestärkt.
Zunächst nutzte man den Begriff „Gothic“ für eine im [[Post-Punk]]-Umfeld entstandene Spielart der Musik ([[Gothic-Punk|Gothic Punk]]), in deren Bandbreite sich vereinzelt Elemente des [[Glam Rock]] erkennen lassen. Die Geburtsstunde dieses Stils wird in der Regel auf das Jahr 1979 datiert. In jenem Jahr stieg die Single ''Bela Lugosi's Dead'' von [[Bauhaus (Band)|Bauhaus]] in die Charts ein. „Gothic“ als Genrebezeichnung war zu dieser Zeit jedoch nicht etabliert. Tatsächlich glaubten Bands wie [[The Cult|The Southern Death Cult]] oder [[Alien Sex Fiend]] noch Jahre später, sie würden konventionelle Punkmusik spielen und sahen sich folglich nicht als Begründer eines neuartigen Stils. In [[England]] wurde der Gothic Punk bis Mitte der 1980er Jahre als eine positive Variante der [[Punkmusik]] wahrgenommen (''Positive Punk'') und steuerte somit ursprünglich (und konträr zum [[Depro-Punk]]) in eine entgegengesetzte Richtung. Andererseits gab es auch in diesem Umfeld Künstler wie [[The Danse Society]], die mit Titeln wie ''The Night'' (vom 1984er Album „Heaven Is Waiting“) in schwermütigere Bereiche abdrifteten.


Das musikspezifische Interesse der Wave-Bewegung verlagerte sich allerdings sehr bald auf etliche, vor allem deutsche Newcomer-Bands wie [[Deine Lakaien]], [[Girls Under Glass]], [[Pink Turns Blue]] oder [[Love Like Blood]], die den Weg in die 1990er Jahre ebneten und überdies die dunklen und melancholischen Klänge intensivierten. Künstler wie Gunnar Eysel, Bassist der 1988 gegründeten Formation Love Like Blood, bestätigen: „Da schreiben uns Leute, die sagen, aus Deutschland kämen momentan die besten Dark-Wave-Bands.“<ref>''Interview mit der deutschen Band [[Love Like Blood]]''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 23, September 1990, S.&nbsp;13</ref>
Im Anschluss daran löste der [[Gothic Rock]] schrittweise den [[Gothic-Punk|Gothic Punk]] ab. Interessant erscheint dabei die Tatsache, dass die Bezeichnung „Gothic Rock“ bereits 1967 in einem Bericht über die [[Psychedelic Rock|Psychedelic-Rock]]-Band [[The Doors]] erwähnt wird. <ref>Quelle: John Stickney · Four Doors To The Future: Gothic Rock Is Their Thing · Bericht über [[The Doors]] · The Williams College News · 1967</ref> Anleihen aus dem Psychedelic Rock tauchen zudem bei den Wegbereitern, wie [[The Sisters Of Mercy]] oder [[Fields Of The Nephilim]], auf und ziehen sich bis in die 1990er Jahre wie ein roter Faden durch die Geschichte des Gothic Rock. In den nachfolgenden Jahren waren es vorrangig Gruppen wie [[The Tors Of Dartmoor]], [[Love Like Blood]] oder [[The House Of Usher]], die diese Spielart weiterführten, ehe der Gothic Rock diskontinuierlich durch Dark-Wave-untypische Stilformen ([[Metal]], [[Mittelalterrock]] usw.) aus dem Rampenlicht verdrängt wurde.


=== Auftrieb und Regression (1990–1999) ===
*'''<small>Bedeutende Vertreter: [[Bauhaus (Band)|Bauhaus]] · [[Siouxsie & The Banshees]] · [[Xmal Deutschland]] · [[The Sisters Of Mercy]] · [[Fields Of The Nephilim]] · [[The Garden Of Delight]]</small>'''
[[Datei:Dark Wave im Tanzcafe LiBell.jpg|mini|Dark Waver in einer Disco in Bayern 1997]]
Derweil verringerte sich die Anzahl der französischen Cold-Wave-Bands erheblich. Im Gegensatz dazu erlebte der deutsche Raum aufgrund der [[Deutsche Wiedervereinigung|Deutschen Einheit]] und infolge der Herausbildung der [[Neue Deutsche Todeskunst|Neuen Deutschen Todeskunst]], mit Künstlern wie [[Das Ich]], [[Goethes Erben]] oder [[Relatives Menschsein]], einen deutlichen Aufschwung. Jenseits jeglicher Trends und völlig unbeeindruckt von zeitgemäßen Entwicklungen wie [[Grunge]], [[Britpop]] oder [[Techno]], traten unzählige junge Projekte wie [[18 Summers|Silke Bischoff]], [[Garden of Delight (deutsche Band)|Garden of Delight]], [[Diary of Dreams]], [[Sopor Aeternus]], [[Chandeen]] oder [[Love Is Colder Than Death]] in das Licht der Öffentlichkeit und führten die klangliche Vielfalt der späten 1980er Jahre zielstrebig fort. Als Bestseller entpuppten sich die Veröffentlichungen von [[Project Pitchfork]], [[The Eternal Afflict]], [[Wolfsheim]] und den [[Deine Lakaien]].<ref>Axel Schmidt, Klaus Neumann-Braun: ''Die Welt der Gothics. Spielräume düster konnotierter Transzendenz''. 2004, ISBN 3-531-14353-0, S.&nbsp;259</ref>


{{Zitat
=== Neofolk ===
|Text=Der Trend ist eindeutig: Die großen Star-Bands verschwinden immer mehr aus dem Rampenlicht, während eine Vielzahl junger Nachwuchsbands sich stetig wachsenden Interesses seitens des Szene-Publikums erfreut. Und ohne unangenehmes Gefühl darf gesagt werden, dass Deutschland momentan das absolute Zentrum der Wave-Musik ist.
[[Bild:Of The Wand & The Moon.jpg|right|thumb|160px|[[Of The Wand & The Moon]]]]
|Autor=Oliver Köble
Der [[Neofolk]] mit seinen zahlreichen Querverbindungen zur [[Industrial|Post-Industrial]]-Szene, zählt zu den umstrittensten Genres innerhalb der Dark-Wave-Bewegung.
|Quelle=Redaktionsleiter und Herausgeber des Glasnost Wave-Magazins, Juli 1991
|ref=<ref>Oliver Köble: ''Editorial''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 28, Juli/August 1991, S.&nbsp;3</ref>}}


Hauptsächlich im Untergrund erfolgreich blieben [[Passion Noire]], [[Catastrophe Ballet]], [[Soul in Isolation]], [[Ghosting (Band)|Ghosting]], Morbus Kitahara, Phallus Dei, [[Lady Besery’s Garden]], Drown For Resurrection, La Morte de la Maison, [[Moonchild (Band)|Moonchild]], [[Printed at Bismarck’s Death]], [[La Floa Maldita]], [[Stoa (Band)|Stoa]] oder [[The House of Usher]].
[[Death In June]] aus [[England]] begründeten den Stil in den 1980ern, obgleich die musikalische Ausrichtung der Band seinerzeit nicht klar definiert war. Sie pendelte vorerst zwischen [[Post Punk]], [[Electro Wave]], [[Synth Pop]], [[Folk]] und Industrial, bevor man sich endgültig auf einen einheitlichen Stil beschränkte. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei das in der Mitte der 1980er Jahre veröffentlichte Album „Nada!“, das in den frühen 1990ern unter anderem mit den Bonustracks „The Last Farewell“ und „The Torture Garden“ (beide bereits 1984 entstanden) erneut aufgelegt wurde. Dieses Album gilt durch seine Vielfalt als wegweisend für weitere Musikprojekte aus dem Dark-Wave-Umfeld und präsentiert die ersten Tracks im Neofolk-Gewand.


Einen gewissen Einfluss übten zu dieser Zeit Künstler wie [[Death in June]] oder [[Sol Invictus (Band)|Sol Invictus]] auf die deutsche Wave-Szene aus. Nachdem der [[Neofolk]] seit seiner Grundsteinlegung zunächst ein Schattendasein führte, übernahmen deutsche Nachwuchsgruppen wie [[Annabelle’s Garden]], [[18 Summers|Silke Bischoff]] oder [[In My Rosary]] die Idee einer rein akustischen Instrumentierung, Bands wie [[Engelsstaub (Band)|Engelsstaub]], [[Swans of Avon]], [[Canticum Funebris]] und [[Hekate (Band)|Hekate]] verknüpften den Neofolk mit [[#Neoklassik|Neoklassik]]- und [[Electro Wave|Electro-Wave]]-Elementen oder verbanden ihn mit konventionellem [[Gothic Rock]].
Neofolk-Kompositionen entstehen hauptsächlich durch die Verwendung von [[Akustische Gitarre|Akustikgitarren]], [[Kleine Trommel|Trommeln]] und den Einsatz von [[Synthesizer]]n. Thematisch widmet man sich primär Fachgebieten wie [[Magie]], [[Esoterik]], [[Heidentum]], [[Runenlehre]], [[Religion]] ([[Eschatologie]]) und [[Poesie]], aber auch Anleihen aus der Zeit des [[Drittes Reich|Dritten Reiches]] bilden bei einigen Neofolk-Projekten ein tragendes Element und werden ästhetisiert in Szene gesetzt, wodurch der Stil häufig in Kritik gerät.


Diese Blütezeit stoppte in [[Deutschland]] zwischen Mitte und Ende der 1990er Jahre, nachdem die Popularität genrefremder Musikbereiche, wie [[Mittelalter-Rock]] oder [[Symphonic Metal]], stieg oder anfänglich traditionsbewusste Wave-Bands stilistisch andere Wege gingen. [[Love Like Blood]], Garden of Delight, Girls Under Glass und Catastrophe Ballet griffen verstärkt auf [[Metal]]-Elemente zurück, andere Gruppen, wie [[Fortification 55]], Project Pitchfork, The Eternal Afflict oder Love Is Colder Than Death, wandten sich Bereichen wie [[Trance (Musik)|Trance]] und [[Electronica (Musik)|Electronica]] zu oder stellten ihre Aktivitäten vorläufig ein. Während Länder wie [[Italien]] oder die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] von diesem Phänomen zunächst unberührt blieben, wurde die Dark-Wave-Bewegung in Deutschland mehr und mehr zur Seite gedrängt und gilt aufgrund des Mangels an musikalischen Leitfiguren seit Ende desselben Jahrzehnts im Wesentlichen als erloschen.
*'''<small>Bedeutende Vertreter: [[Death In June]] · [[Sol Invictus (Band)|Sol Invictus]] · [[Current 93]] · [[Forseti (Band)|Forseti]] · [[Hagalaz' Runedance]] · Of The Wand & The Moon</small>'''


[[Padanien|Norditalien]] brachte mit [[Ataraxia (Band)|Ataraxia]], [[Black Rose (italienische Band)|Black Rose]], [[Camerata Mediolanense]], [[Ordo Equitum Solis]] und [[The Frozen Autumn]] fünf Projekte hervor, die sich&nbsp;– neben den Vorkämpfern [[Kirlian Camera]]&nbsp;– international behaupten konnten. Anhand der Compilation-Serie ''Intimations of Immortality'' wird erstmals die Spanne und Lebhaftigkeit der italienischen [[Underground (Kunst)|Untergrundszene]] sichtbar. Etwa zur selben Zeit etablierten sich [[amerika]]nische Künstler wie [[This Ascension]], [[Lycia (Band)|Lycia]], [[Love Spirals Downwards]], [[Trance to the Sun]] oder [[Faith and the Muse]], gefolgt von [[Requiem in White]] (und deren Nachfolgeband [[Mors Syphilitica]]), [[Bleeding Like Mine]] und [[The Machine in the Garden]]. [[Spanien]] florierte mit Gruppen wie [[Gothic Sex]], [[Ecodalia]] und [[Remembrance (spanische Band)|Remembrance]], mit den [[Los Humillados]] erreichte eine der ältesten Bands kurzzeitige Popularität über spanische Grenzen hinaus.
=== Neoklassik ===
Die [[Neoklassische Musik|Neoklassik]] schöpft aus mehreren Epochen der [[Klassische Musik|Klassischen Musik]], oft in Zusammenspiel mit weiblichem, opereskem Gesang, seltener auch [[Madrigal (Musik)|Madrigal]]. Bei den zumeist [[Apokalypse|apokalyptisch]] anmutenden Musikstücken handelt es sich in der Regel um Eigenkompositionen. Hierbei wird selten überliefertes Material neu interpretiert. Vielmehr nutzt man verschiedene Stilmittel einzelner Epochen und formt diese zu einer Einheit, wodurch es innerhalb einer Komposition zu einem Wechselspiel zwischen der [[Alte Musik|Alten Musik]] und der [[Neue Musik|Neuen Musik]] kommen kann.


Nach dem Abklingen der Cold-Wave-Ära in [[Frankreich]] schaffte nur eine geringe Anzahl genrespezifischer Künstler den Sprung in die 1990er, insbesondere [[Collection d’Arnell-Andrea]] und [[Opera Multi Steel]]. Es formierten sich vermehrt Acts aus dem [[Gothic Rock|Gothic-Rock]]-Umfeld, [[Corpus Delicti (Band)|Corpus Delicti]], [[Dead Souls Rising]], [[Lucie Cries]] und [[The Brotherhood of Pagans]] waren einige der wenigen neuen Projekte, die länderübergreifend einen hohen Bekanntheitsgrad erlangten. Bis Ende der 1990er Jahre veränderte sich ein Teil dieser Bands stilistisch oder verschwand nahezu vollständig in der Versenkung. Drei weniger [[Rockmusik|rocklastige]] Projekte aus dem französischen Raum sind hingegen [[Alan Woxx]], [[Eros Necropsique]] und [[Rosa Crux]]. Letzteres ist seit seiner Gründung im Jahre 1984 auch heute noch als Musik- und Performance-Gruppe aktiv.
Der Ursprung der Neoklassik geht auf Gruppen aus dem [[Rockmusik|Rock]]- und [[Post Punk|Post-Punk]]-Umfeld zurück, die sich ab Mitte der 1980er Jahre vollständig von ihren Wurzeln entfernten, indem sie stufenweise Elemente der Klassischen Musik in ihre Kompositionen einarbeiteten. Als herausragende Werke gelten in diesem Fall das Album „Stormhorse“ von [[In The Nursery]] aus dem Jahre 1987 sowie das im selben Jahr veröffentlichte dritte Album „Within The Realm Of A Dying Sun“ von [[Dead Can Dance]], auf dem verschiedene Instrumente wie [[Violine]], [[Cello]], [[Trompete]], [[Posaune]], [[Oboe]] oder [[Kleine Trommel|Militär-Trommel]] verwendet wurden.


Vorerst auf Teile Westeuropas und Nordamerikas beschränkt, entfaltete sich Dark Wave in den 1990er Jahren zu einer weltweiten Bewegung. So konnten [[Finnland]] mit den [[Two Witches]], [[Polen]] mit den [[Fading Colours]], [[Nordirland]] mit [[This Burning Effigy]], [[Rumänien]] mit [[Arc Gotic]] oder [[Australien]] mit der Band [[Ikon (Band)|Ikon]] qualitativ an tonangebende Länder anknüpfen. Mit [[The Breath of Life]] und [[The Dreamside]] machten [[Belgien]] und die [[Niederlande]] abermals von sich Reden, nachdem dort bereits in den 1980ern Künstler wie [[Siglo XX (Band)|Siglo XX]], [[Clan of Xymox]] oder [[The Essence]] erste Erfolge feierten.
In den 1990er Jahren wurde dieses Konzept überwiegend mit Hilfe von [[Synthesizer|Synthesizern]] fortgeführt, verbreitet ist auch der Einsatz von [[Sampling (Musik)|Samples]] (Kirchenglocken, Pizzicato, Orchestral-Samples). Es gibt dadurch insbesondere Überlagerungen mit Stilen wie [[Neofolk]] und [[Martial Industrial]], sowie Berührungspunkte mit [[Dark Ambient]] oder [[Ritual (Musik)|Ritual]].


=== Vereinzelte Hochphasen (2000 bis 2009) ===
*'''<small>Bedeutende Vertreter: [[Dead Can Dance]] · In The Nursery · Stoa · [[Dargaard]] · Ophelia's Dream · Arcana · [[Love Is Colder Than Death]] · Dark Sanctuary · Persephone</small>'''
Ende der 1990er und nach der Jahrtausendwende trat der Neofolk zunehmend aus dem Untergrund hervor. [[Forseti (Band)|Forseti]], [[Of The Wand & The Moon:|:Of the Wand & the Moon:]], [[Hagalaz’ Runedance]], [[Orplid (Band)|Orplid]] und viele andere Künstler verhalfen dem Stil zu seiner Popularität. Mit dem Erfolg gingen auch kritische [[Die Schwarze Szene im Spannungsfeld rechter Ideologien#Neofolk|Auseinandersetzungen um eine mögliche rechtsextreme Ausrichtung]] des Musikstils einher. Einige Vertreter des Stils wurden von populären DJs, Festivals und Zeitschriften der [[Schwarze Szene|Schwarzen Szene]] zunehmend gemieden. Mitunter führte der Mangel an Öffentlichkeit dazu, dass der Erfolg des Neofolk abnahm und die Musik erneut als beständige Untergrunderscheinung erhalten blieb.


Ebenfalls Erfolgreich in der ersten Hälfte der 2000er Jahre wurde das [[#Neoklassik|Neoklassik]]-Genre, das erst im Verlauf der Dekade nach der Jahrtausendwende einen merklichen Auftrieb verzeichnete. Musikprojekte wie [[Arcana (Band)|Arcana]], [[Artesia (Band)|Artesia]], [[Dargaard]], [[Gothica]], [[Les Secrets de Morphée]] und [[Ophelia’s Dream]] beschritten europaweit den Weg, den [[Dead Can Dance]], [[In the Nursery]] oder [[Stoa (Band)|Stoa]] einstmals ebneten. Mit [[Artemis (Band)|Artemis]] konnte wiederholt auch ein australischer Vertreter der Neoklassik Anklang finden. In der zweiten Hälfte der 2000er Jahre nahm der Einfluss aus [[Weltmusik|Welt]]- und [[Ambient]]musik bei vielen Vertretern des Genres zu und einige der Hauptvertreter, darunter Elend, Dark Sanctuary und [[WeltenBrand]], stellten zum Ende der Dekade ihre Tätigkeit zumindest vorübergehend ein. Woraufhin auch Neoklassik zum Ende der Dekade kaum mehr wahrgenommen wurde.
=== Neue Deutsche Todeskunst ===
Ende der 1980er Jahre bildete sich im Süden [[Deutschland]]s die so genannte [[Neue Deutsche Todeskunst]] (NDT) heraus, eine deutsch-sprachige und außerordentlich destruktive Spielart, bei der man poetisch, teils metaphorisch durchsetzte Liedertexte mit betontem Sprechgesang vortrug. Die Auseinandersetzung mit Themenbereichen wie Tod, Vergänglichkeit, Ängste und Isolation bildete dabei einen wesentlichen Bestandteil, als Anreiz dienten unter anderem der literarische [[Surrealismus]], die philosophischen Werke von [[Friedrich Nietzsche]], sowie [[Skeptizismus|skeptizistische]] oder gar [[Nihilismus|nihilistische]] Weltanschauungen.


Gleichzeitig bildete sich die Dark-Wave-Bewegung auf internationaler Ebene weiter zurück. Dieser Umstand wurde zusätzlich durch Künstler wie [[Kirlian Camera]], [[Diary of Dreams]], [[Love Spirals Downwards]], [[The Machine in the Garden]] oder [[Sophya]] begünstigt, die ihre Kompositionen um genrefremde Elemente aus den Bereichen [[Trip-Hop]], [[Techno]] und [[Electronica (Musik)|Electronica]] erweiterten. Auch die Grenzen zwischen [[#Ethereal|Ethereal]] und [[Shoegazing]] verblassten über die Jahre, sodass Gruppen wie [[Autumn’s Grey Solace]], [[Tearwave]] oder [[Aenima (Band)|Aenima]] oftmals beiden Genres zugeordnet wurden. Als in den Jahren 2002 und 2003 auch führende Bands wie [[Lycia (Band)|Lycia]], [[Trance to the Sun]] und [[This Ascension]] ihre musikalischen Aktivitäten einstellten, erlosch Ethereal als eigenständige Teilströmung der Dark-Wave-Bewegung binnen kürzester Zeit.
Eine feste musikalische Ausrichtung gab es in diesem Fall nicht. Gewöhnlich wurden Elemente aus [[Gothic Rock]] und [[Electro Wave]] verarbeitet, auch wurden Einflüsse aus der [[Neoklassische Musik|Neoklassik]], der [[Avantgarde (Musik)|Avantgarde]] oder dem [[Industrial|Post-Industrial]] ([[Einstürzende Neubauten]]) oftmals miteinander vermengt. Konträr dazu gibt es Stücke, bei denen die Musik verstärkt in den Hintergrund tritt. Diese ähneln wiederum einer Art [[Hörspiel]] oder [[Kabarett]].


Simultan dazu erlebte der [[Gothic Punk]] ein Revival im alten Stil; Gruppen wie [[Cinema Strange]], [[Chants of Maldoror]], [[Scarlet’s Remains]], [[Frank the Baptist]] oder [[Bloody Dead and Sexy]] knüpfen an die Wurzeln des Genres im Punk an und verbinden den frühen Gothic Rock mit den Produktionsmöglichkeiten der Zeit. Viele dieser Bands werden unter der Bezeichnung [[Death-Rock]] vermarktet, obwohl sie stilistisch primär in der britischen [[Batcave (Club)|Batcave]]-Szene der frühen 1980er verankert sind.
Bereits in der Mitte der 1990er Jahre geriet die Neue Deutsche Todeskunst vor allem durch die Stiländerung ihrer Hauptvertreter (z. B. [[Das Ich]] und [[Lacrimosa]]) in Vergessenheit. Sie gilt dabei als die letzte, im Dark-Wave-Umfeld entstandene Form der Musik.


=== Entwicklung bis zur Gegenwart (2010 bis heute) ===
*'''<small>Bedeutende Vertreter: [[Das Ich]] · [[Goethes Erben]] · [[Lacrimosa]] · Relatives Menschsein · [[Endraum]] · Misantrophe</small>'''
Mit ''The Spoils'', der Debütveröffentlichung von [[Zola Jesus]] im Jahr 2009, wurde in dem häufig [[Witch House]] genannten Stil eine vom Dark Wave beeinflusste Spielart der Popmusik erfolgreich. Die meist elektronische Musik von Zola Jesus vereinte dabei Einflüsse aus [[Electro Wave]], [[Gothic Rock]], [[Shoegazing]], [[Trip-Hop]] und [[Post-Punk]]. Dabei ordnet sich das Gros der Witch-House-Interpreten eher der [[Elektronische Popmusik|elektronischen Popmusik]] unter. Annähernd gleichzeitig etablierten sich neue internationale Vertreter des Dark Wave. Insbesondere der Electro Wave und der Gothic Rock wurden erneut beliebt. Unter anderem trugen das New Yorker Label [[Minimal Wave Records]], das griechische Label [[Fabrika Records]] sowie das finnische Label [[Gothic Music Records]] und die mit [[Bandcamp]] geschaffenen neuen virtuellen Vertriebsstrukturen dazu bei, dass sich internationale Künstler des Dark Waves besser vermarkten ließen. Neue lokale Szene blieben hingegen weitestgehend aus. Der Electro Wave keimte ab 2011 durch europäische Projekte wie [[Linea Aspera (Band)|Linea Aspera]], [[Phosphor (Band)|Phosphor]], [[Minuit Machine]], [[Hante.|Hante]], [[She Spread Sorrow]], und [[Sixth June]] oder die schon zuvor aktive [[Molly Nilsson]] wieder auf. Im Gothic Rock etablierten sich unterschiedliche internationale Vertreter, insbesondere [[She Past Away]] aus der Türkei, [[Soror Dolorosa]] aus Frankreich und [[Ascetic]] aus Australien. Ebenso erlangte das Cold-Wave-Duo [[Lebanon Hanover]] besondere Aufmerksamkeit.


Hinzu kam auch der Erfolg des aus San Diego stammenden Duos [[Prayers]], welches ihren vom Electro Wave beeinflussten Stil, mit lyrischen Bezügen zum lateinamerikanischen Gangdasein, als ''[[Cholo|Cholo Goth]]'' bezeichnen. Mit zunehmendem Erfolg orientierten sich Prayers vermehrt an elektronischer Popmusik. Indes prägten Projekte wie die Gothic-Rock-Projekt [[This Cold Night]] und [[The Rope]] oder Dark-, Cold- und Electro-Wave-Projekte wie [[Death Loves Veronica]], [[Tearful Moon]], [[Blind Delon]], [[Forever Grey]] und [[Boy Harsher]] eine Fortführung einer US-amerikanischen Dark-Wave-Szene.
== Entwicklungsstufen / Popularität ==
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== Genrespezifische Untergliederung ==
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Ebenso wie [[New Wave]] ist Dark Wave eine Epoche mit mehreren, musikstilistischen und regionalen Ausprägungen. Dieser Epoche werden prinzipiell Stilformen zugewiesen, die Ende der 1970er- und über die 1980er-Jahre hinweg verteilt entstanden sind. In den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren kam es vermehrt zu Überlagerungen der Genres untereinander, da viele Künstler von nun an aus der stilistischen Vielfalt des vorangegangenen Jahrzehnts schöpfen konnten. Die Musik dieser Künstler ist infolgedessen nur schwer rubrizierbar und wird hilfsweise mit der Bezeichnung „Dark Wave“ grob umschrieben. Ein Beispiel hierfür ist die Band [[Endraum]], die sowohl [[#Neoklassik|neoklassische]] Elemente als auch [[Joy Division|Joy-Division]]-typische Gitarren in ihrer Musik vereinte (bspw. in ''Regentanz'').
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Einige Richtungen, wie beispielsweise der [[Neofolk]], verstehen sich heute als unabhängige Genres mit eigenständiger [[Subkultur]], obgleich sie sich aufgrund zahlreicher stilistischer Verschränkungen nicht eindeutig aus dem Dark-Wave-Kontext heraustrennen lassen.
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=== Cold Wave ===
Period = from:1978 till:2006
Cold Wave (engl. ''cold'' = ‚kalt‘, ‚kühl‘, ''wave'' = ‚Welle‘) ist eine sporadisch gebräuchliche Bezeichnung für [[Post-Punk]]-Gruppen der 1980er-Jahre, deren Musik durch den dezenten Einsatz von Synthesizern als kühl oder weniger lebhaft wahrgenommen wurde. Als Initiatoren der Bewegung gelten britische Musikgruppen wie [[Joy Division]] oder [[The Cure]]. Die Bezeichnung selbst war in [[Frankreich]]&nbsp;– unter anderem in Zusammenhang mit der Plattenfirma [[New Rose Records]] oder deren Sublabel [[Lively Art Records]]&nbsp;– geläufig. Einen Überblick über das musikalische Output im französischen Raum verschaffen die [[Kompilation (Musik)|Kompilationen]] ''L’Appel de la Muse'' (1990) und ''Transmission 81–89· The French Cold Wave'' (2005), mit namhaften Künstlern wie [[Clair Obscur (Cold-Wave-Band)|Clair Obscur]], [[Norma Loy]], [[Guerre Froide]], [[Asylum Party]], [[Little Nemo (Band)|Little Nemo]] oder [[Opera Multi Steel]].
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Anderen Quellen zufolge implizierte Cold Wave auch Stilformen wie [[Minimal Electro]] oder [[Electro Wave]]. So lässt das Wave-Magazin ''Glasnost'' im Jahre 1990 verlauten: „Cold Wave: Elektronische Klangkunst, deren Wärme in ihrer Kälte liegt.“<ref>''Rezension zum Album „Metal + Flesh“ von der französisch-britischen Band Hard Corps''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 23, September 1990, S. 30</ref> Dies war eine Anspielung auf die häufig als charmant empfundenen, analogen [[Synthesizer]]-Klänge der 1980er Jahre.
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barset:genre


Eine großflächige Verbreitung über Frankreich hinaus erfuhr der Begriff „Cold Wave“ allerdings nie, was offenbar auf seine unpräzise Aussage zurückzuführen ist. Zwar gab es in anderen westeuropäischen Ländern ähnliche Gruppen, die sich dem Genre zuordnen lassen, wie [[Siglo XX (Band)|Siglo&nbsp;XX]], [[And Also the Trees]], [[Passion Noire]] oder [[Pink Turns Blue]]. Im innerdeutschen Raum sprach man jedoch überwiegend von „Gitarren-Wave“ bzw. in vereinfachter Form lediglich von „Wave“ und deckte damit auch den frühen [[Gothic Rock]] ab.
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Bedeutende Vertreter waren: [[Clair Obscur (Cold-Wave-Band)|Clair Obscur]] · [[Norma Loy]] · [[Guerre Froide]] · [[Résistance]] · [[Trisomie 21 (Band)|Trisomie&nbsp;21]] · [[Martin Dupont]] · [[KaS Product]] · [[Excès Nocturne]] · [[Asylum Party]] · [[Opéra de Nuit]] · [[Little Nemo]].
# set defaults
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=== Electro Wave ===
barset:genre
{{Hauptartikel|Electro Wave}}
Electro Wave diente bis Mitte der 1990er Jahre als Bezeichnung für Kompositionen, die –&nbsp;innerhalb der [[Wave (Musik)|Wave]]-Bewegung&nbsp;– schwerpunktmäßig durch [[Synthesizer]], [[Sequenzer (Musik)|Sequenzer]] und [[Drumcomputer]] erzeugt wurden. Man fasste hierbei die Musik von Künstlern wie [[Anne Clark]], [[Gary Numan]], [[Depeche Mode]],<ref>Sven Freuen & Ulrich Hinz: ''Biografie der britischen Band [[Depeche Mode]]'', Zillo Musik-Magazin, Ausgabe 9/90, S.&nbsp;11, September 1990</ref> [[The Human League]], [[John Foxx]] und [[Invisible Limits]]<ref>Sven Freuen: ''Interview mit der deutschen Band Invisible Limits'', Zillo Musik-Magazin, Ausgabe 12/91, S.&nbsp;34, Dezember 1991</ref> zusammen. Hinzu trat seit der zweiten Hälfte der 1980er eine Reihe weiterer Bands, wie [[Deine Lakaien]], [[Poésie Noire]], [[The Fair Sex]], [[The Eternal Afflict]],<ref>''Rezension zur Maxi „Jahwe Koresh“ von der deutschen Band [[The Eternal Afflict]]''. In: ''Vertigo Musikmagazin'', 6, Winter 1993, S.&nbsp;47</ref> [[Metronic]],<ref>Armin Johnert: ''Metronic – Mystic Moods''. In: ''New Life Soundmagazine'', 1/92, Juni 1992, S. 4</ref> [[Project Pitchfork]], [[Individual Industry]] oder [[Drown for Ressurection]].<ref>''Drown for Ressurection – Another Failed Legend?'' In: ''Side Line Musikmagazin'', 9, Juli 1993, S.&nbsp;27</ref>


Electro Wave lenkte jedoch nur bedingt in das Dark-Wave-Umfeld. Den Grund für eine Zuordnung bilden in erster Linie die betrüblichen Klänge von Alben wie ''The Sitting Room'' von Anne Clark (1982), ''[[Black Celebration]]'' von Depeche Mode (1986), das 1989er-Werk ''The Influence'' von [[Psyche (Band)|Psyche]]<ref>Sven Freuen, Ulrich Hinz: ''Interview mit der kanadischen Band [[Psyche (Band)|Psyche]]''. In: ''Zillo Musik-Magazin'', 12/91, Dezember 1991, S.&nbsp;24</ref> oder die selbstbetitelte Mini-LP ''Kirlian Camera'' von [[Kirlian Camera]] (1981).
from:1978 till:1994 text:"e l e c t r o w a v e"
from:1979 till:1984 text:"g o t h i c p u n k"
from:1980 till:1990 text:"c o l d w a v e"
from:1983 till:1996 text:"g o t h i c r o c k"
from:1985 till:2006 text:"n e o f o l k"
from:1986 till:2006 text:"e t h e r e a l"
from:1987 till:2006 text:"n e o k l a s s i k"
from:1989 till:1994 text:"n e u e d e u t s c h e t o d e s k u n s t"
</timeline>


Nichtsdestoweniger bezogen zahlreiche Musiker, wie Fortification 55, Second Voice, The Mao Tse Tung Experience oder [[The Invincible Spirit]], ihre Haupteinflüsse aus dem [[Synth Pop|Synth-Pop]]- bzw. [[Electronic Body Music|EBM]]-Bereich und agierten somit genre-übergreifend.
Die grauen Balken kennzeichnen die Entstehung und – mit Hilfe der Balkenlänge – die Dauer der Popularität einer musikalischen Strömung. Alle Angaben beziehen sich auf annähernde Werte, Abweichungen sind daher möglich.


Bedeutende Vertreter: [[Anne Clark]] · [[Kirlian Camera]] · [[Deine Lakaien]] · [[Psyche (Band)|Psyche]] · [[Project Pitchfork]] · [[The Eternal Afflict]] · [[18 Summers|Silke Bischoff]] (Debüt) · [[The Frozen Autumn]].
== Anmerkungen zum Begriff ==
Die Herkunft der Bezeichnung „Dark Wave“ ist umstritten. Es gibt einen Hinweis darauf, dass sie außerhalb Deutschlands bereits 1984 für die Musik von [[Bauhaus (Band)|Bauhaus]] verwendet wurde. Im Anschluss daran kam sie in Verbindung mit dem Album „Black Celebration“ von [[Depeche Mode]] zum Einsatz. Die bisher älteste bekannte Erwähnung innerhalb des deutschen Sprachraumes geht auf das Jahr 1988 zurück, dieses Mal in Bezug auf die Single [[Love Will Tear Us Apart]] von [[Joy Division]] <ref>Quelle: New Life Soundmagazine · Heft-Nr. 38 · Seite 10 · 1988</ref>. Anschließend wurde der Begriff vermehrt in den frühen 1990ern genutzt und konnte sich einige Zeit später auch in den [[USA]] – neben der Bezeichnung „Ethereal“ – etablieren.


=== Ethereal ===
Besonders nennenswert ist in diesem Zusammenhang das in [[Brooklyn]] ([[New York City]]) beheimatete [[Plattenlabel|Label]] [[Projekt Records]], das lange Zeit mit der deutschen Plattenfirma [[Hyperium Records]] zusammenarbeitete. Überdies besaß die deutsche Firma ''Gymnastic Records'' (aufgegangen in [[Chrom Records]], das Label, bei dem auch [[Deine Lakaien]] unter Vertrag stehen) ein Schwesterlabel in [[Los Angeles]]. Für einen regen Austausch zwischen den [[Kontinent]]en war somit gesorgt.
Ethereal (engl. ''ethereal'' = ‚ätherisch‘), auch ''Ethereal Wave''<ref>Breda Maßmann: ''Rezension zum Album „Xuvetyn“ von der amerikanischen Band Lovesliescrushing'', Entry, Ausgabe 5/96, S.&nbsp;46, Oktober/November 1996</ref> oder fälschlich ''Etheric Wave''<ref>''Genre-Klassifizierung der Bands Soul Whirling Somewhere, This Ascension, [[Cocteau Twins]], [[Lycia (Band)|Lycia]] und Trance to the Sun'' (diese werden in Rezensionen und Mailorder-Angeboten entweder als „Etheric Wave“ oder als „Ätherischer Wave“ bezeichnet). In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 42, S.&nbsp;32/33/34, April 1994</ref><ref name="Köble11">Oliver Köble: ''Interview mit William Faith (Faith and the Muse, Tess Records)''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 44, S.&nbsp;11, November/Dezember 1994</ref> genannt, ist ein überwiegend in den [[Vereinigte Staaten|USA]] verbreitetes Genre, das sich auf Künstler wie [[Cocteau Twins]], [[The Cure]] und die frühen, gitarrenlastigen [[Dead Can Dance]] beruft. Kategorisiert werden darunter primär verhallte, meist unter Einsatz eines [[Effektgerät (Musik)#E-Gitarre, E-Violine|Effektgerätes]] erzeugte Gitarrenklänge in Zusammenspiel mit weiblichem Gesang. Die Musik ist mit den Stilen ''Gothic Rock'' und ''Cold Wave'' verwandt (so ist der Einsatz der Bassgitarre bei allen drei Stilen nahezu identisch) und gilt allgemein als sphärisch,<ref>Joe Asmodo: ''Interview mit der amerikanischen Band Trance to the Sun''. In: ''Zillo Musikmagazin'', 6/94, S.&nbsp;32, Juni 1994</ref> verhalten und weltentrückt, wodurch sie den Namen „Ethereal“ erhielt.<ref>Iska Kück, Christian Peller: ''Beschreibung der Musik von Soul Whirling Somewhere, This Ascension, Lycia, Love Spirals Downwards und Trance to the Sun'' (diese wird in Rezensionen als „ätherisch“, „sphärisch“ oder „weltentrückt“ umschrieben). In: ''Aeterna Musikmagazin'', 4/94, S.&nbsp;15/23/24/25, Sommer 1994</ref>


Als Urheber des Ethereal werden die Cocteau Twins betrachtet.<ref name="Köble11" /> Ursprünglich aus dem Gothic-Rock-Umfeld stammend, wandten sie sich 1983 einem verlangsamten und deutlich effektreicheren Klangbild zu, das mit Stücken wie ''Five Ten Fiftyfold'', ''The Spangle Maker'', ''Rococo'', ''Otterley'', ''Pink Orange Red'', ''Ribbed and Veined'' oder ''Great Spangled Fritillary'' um 1985 vorläufig seinen Höhepunkt fand.
Ab Mitte der 1990er Jahre kam die Bezeichnung „Dark Wave“ in Deutschland zunehmend außer Gebrauch, obwohl es weiterhin Projekte gab, die auf dunkle Stilmittel und Arrangements der 1980er Jahre zurückgriffen und diese bis um die Jahrtausendwende konsequent beibehielten.


Ende der 1980er-Jahre startete eine Welle von Ethereal-Bands in den USA. Labels wie [[Projekt Records]] und [[Tess Records]] widmeten sich im folgenden Jahrzehnt dem Ethereal und nahmen Gruppen wie [[This Ascension]], [[Lycia (Band)|Lycia]], [[Love Spirals Downwards]] oder [[Trance to the Sun]] unter Vertrag. Überlagerungen gibt es insbesondere mit [[Shoegazing]] und [[Dream Pop]], Richtungen, die sich in [[England]] simultan herausbildeten und mit Bands wie [[My Bloody Valentine]] und [[Slowdive]] zu Beginn der 1990er-Jahre eine Blütezeit erlebten.
== Subkultur ==
=== Sachverhalt ===
Eine Dark-Wave-Subkultur ist durchaus vorhanden und bis heute in Grundzügen erhalten geblieben. Dennoch wird sie als solche innerhalb der [[Massenmedien|Medien]] kaum wahrgenommen. Die Hörerschaft bezeichnete man in den 1980er und frühen 1990er Jahren generell als „Waver“ <ref>Quelle: Klaus Farin · Die Gothics · Interview mit Eric Burton von der deutschen Formation Catastrophe Ballet · Seite 60 · 2001 · ISBN 3-933773-09-1</ref>, bevor dieser Begriff allmählich durch die Bezeichnung „Gothic“ verdrängt wurde. Die [[Gothic (Kultur)|Kultur der Gothics]] in Deutschland fußt jedoch prinzipiell auf Teilen der ehemaligen Gruftie-Szene, die selbst wiederum als Splitterkultur der Wave-Bewegung angesehen wird. Auch in anderen Gebieten Europas bewegten sich Gothics bis in die 1990er Jahre hinein grundsätzlich im Rahmen der Dark-Wave-Bewegung. Die undifferenzierte Gleichsetzung der Wave-Szene mit der Gothic-Kultur offenbart sich daher als unangemessen.


In den späten 1990ern verebbte der Ethereal allmählich und wurde nur noch durch wenige Bands, wie [[Autumn’s Grey Solace]] (''Riverine'', 2005), [[Stare (Band)|Stare]] (''Haunted'', 2000), [[Aenima (Band)|Aenima]] (''Sentient'', 2003), [[Tearwave]] (''Tearwave'', 2007) oder lovesliescrushing (''Shiny Tiny Stars'', 2012) repräsentiert.
Ein gravierender Unterschied lässt sich auch hinsichtlich der Musik erkennen. Das Hauptaugenmerk der heutigen Gothic-Generation liegt auf Stilen wie [[Dark Rock]], [[Electrogoth]], [[Mittelalterrock]] oder [[Gothic Metal]] – nur gelegentlich werden tatsächlich auch die für Dark Wave typischen Klänge favorisiert. Innerhalb der Wave-Kultur finden sich hingegen Menschen, die sich mit der modernen [[Gothic (Musik)|Gothic-Musik]] und deren [[Gothic (Kultur)|Kultur]] nicht identifizieren können und vielmehr obsolete oder ruhigere Klänge bevorzugen. Inwieweit sie sich selbst als Gothics verstehen, kann nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Die wenigsten von ihnen verwenden jedoch die Bezeichnung „Gothic“ in Bezug auf die eigene Person.


Bedeutende Vertreter: [[Autumn’s Grey Solace]] · [[Faith & Disease]] · [[Love Spirals Downwards]] · [[Lycia (Band)|Lycia]]<ref>''Rezension zum Album „The Burning Circle and the Dust“ von der amerikanischen Band Lycia''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 45, Frühjahr 1996, S.&nbsp;34</ref> · [[Siddal]]<ref>''Rezension zum Album „The Pedestial“ von der amerikanischen Band Siddal''. In: ''Glasnost Wave-Magazin'', 45, Frühjahr 1996, S.&nbsp;47</ref> · [[Soul Whirling Somewhere]] · [[Trance to the Sun]].
Die Dark-Wave-Szene ist aufgrund ihrer musikalischen Strömungen sehr vielschichtig gestaltet. Einen einheitlichen Kleidungsstil gibt es somit nicht. Auffällig sind jedoch meist dezente und dunkle Farben, durch die – oft auch unbewusst – eine gewisse Introversion und Besinnlichkeit nach außen getragen wird.


=== Gothic Rock ===
Je nach Region ist die Präsenz der Waver in den Diskotheken derzeit sehr unterschiedlich ausgeprägt. Durch die Schwerpunktverlagerung auf moderne Musikbereiche wie [[Elektro]], [[Future Pop]] und [[Mittelalterrock]], ist ein erheblicher Teil der ursprünglichen Wave-Kultur nur noch selten bei den Veranstaltungen der [[Schwarze Szene|Schwarzen Szene]] anzutreffen. Dies hängt jedoch oftmals auch mit einem Generationswechsel zusammen, durch den sich viele der Protagonisten von ihrem subkulturellen Dasein lösten und der Wave-Kultur den Rücken zukehrten. In einigen Städten werden zeitweise stilspezifische [[Event]]s organisiert, auf denen Klassiker der 1980er und 1990er Jahre gespielt werden. Auch finden kleinere Treffen in freier Natur, meist abgelegenen Orten wie [[Gartenkunst|Parks]], statt. Einen wichtigen Treffpunkt bildet noch immer das [[Wave-Gotik-Treffen]].
[[Datei:Bauhaus Belalugosi.jpg|mini|[[Bauhaus (Band)|Bauhaus]], hier bei einem Auftritt 2006, gelten als eine der Hauptvertreter des Gothic Rock]]
{{Hauptartikel|Gothic Rock}}
Der Gothic Rock entwickelte sich Ende der 1970er im Umfeld der britischen [[Post-Punk]]-Szene. Dieser Stil war in seiner Frühphase noch stark vom rohen Sound und von der Attitüde des [[Punk (Musik)|Punk]] geprägt und wies in seiner Bandbreite [[Psychedelic Rock|Psychedelic]]- und [[Glam Rock|Glam-Rock]]-Elemente auf. Vor allem der Psychedelic-Rock-Anteil trat ab der Mitte der 1980er deutlicher hervor und zieht sich bis in die 1990er Jahre wie ein roter Faden durch die Geschichte des Gothic Rock. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass die Bezeichnung Gothic Rock bereits 1967 in einem Bericht über die Psychedelic-Rock-Band [[The Doors]] Erwähnung findet.<ref>John Stickney: {{Webarchiv |url=http://my.dreamwiz.com/openthedoors/article/article2.htm |text=''Four Doors to the Future: Gothic Rock is Their Thing''. |wayback=20080102232751}} In: ''The Williams College News'', 1967; Bericht über die amerikanische Band [[The Doors]]</ref>


Zu den Wegbereitern des Gothic Rock zählen Gruppen wie [[Bauhaus (Band)|Bauhaus]], [[Joy Division]], [[Siouxsie and the Banshees]] und [[The Sisters of Mercy]], später traten Bands wie [[Fields of the Nephilim]] hinzu, die einen leicht [[Hard Rock|hard-rock]]-beeinflussten Stil pflegten. In den folgenden Jahren waren es Gruppen wie [[Love Like Blood]], [[Garden of Delight (deutsche Band)|Garden of Delight]], [[The Tors of Dartmoor]] und Rosetta Stone, die diese Spielart weiterführten, ehe der Gothic Rock ab Mitte der 1990er Jahre durch dark-wave-untypische Stilformen ([[Metal]], [[Electro (Sammelbezeichnung)|Elektro]], [[Mittelalterrock]] usw.) aus dem Rampenlicht verdrängt wurde.
=== Geschichte ===
[[Bild:Arianna.jpg|right|192px|Wave-Look der 1980er Jahre]]
Wie in vielen anderen [[Jugendkultur]]en orientierte man sich in den 1980er und frühen 1990er Jahren auch in der Wave-Szene am äußeren Erscheinungsbild der musikalischen Idole, so zum Beispiel an [[Robert Smith]] ([[The Cure]]), [[Martin L. Gore]] und [[Dave Gahan]] ([[Depeche Mode]]), Steve Strange ([[Visage]]), Siouxsie Sioux ([[Siouxsie & The Banshees]]), Michael Score ([[A Flock Of Seagulls]]), George Alan O'Dowd ([[Culture Club]]) oder Anja Huwe ([[Xmal Deutschland]]). Die Wave-Kultur galt daher als komplex, eine Trennung zwischen Anhängern der [[New Wave (Musik)|New-Wave]]-Bewegung und denen, deren Aufmerksamkeit sich vermehrt auf Dark Wave richtete, gab es bis Mitte der 1980er Jahre somit nicht. Oftmals konnte man lediglich anhand des Outfits, insbesondere der Kleidungsfarbe, die musikalischen Vorlieben der Waver unterscheiden.


''Anmerkung'': Die Bezeichnung „Gothic Rock“ konnte sich in [[England]] bis 1983 nicht weitläufig etablieren, sodass in regionalen Kreisen und auf dem europäischen Festland vorerst die Begriffe „Post-Punk“, „Positive Punk“,<ref>Herfried Henke: ''Plattenkritik zu Play Dead''. In: ''Spex. Musik zur Zeit'', 7/84, Juli 1984, S. 48</ref> „Wave“ bzw. „Dark Wave“ kursierten.
Es waren zum Teil asymmetrische Frisuren gefragt, die Kopfseiten wurden häufig ausrasiert, das längere Deckhaar wurde schwarz gefärbt bzw. blondiert, anschließend auftoupiert und mit Haarspray gefestigt. Auch Kurzhaarschnitte und freche Frisuren waren bei beiden Geschlechtern sehr beliebt, überlange und strähnige Ponys hingen meist seitwärts über das Gesicht. Demgegenüber traten so genannte „Trauerweiden“-Frisuren, wie sie Siouxsie Sioux und Robert Smith zu Beginn der 1980er trugen.


Bedeutende Vertreter: [[Bauhaus (Band)|Bauhaus]] · [[Siouxsie and the Banshees]] · [[Xmal Deutschland]] · [[The Southern Death Cult]] · [[The Sisters of Mercy]] · [[Fields of the Nephilim]] · [[Marquee Moon (Band)|Marquee Moon]] · [[The House of Usher]].
Merklich war auch der Einfluss der [[New Romantic|New-Romantic]]-Mode, die Teile des nachkommenden New-Wave-Styles prägte und somit innerhalb der Dark-Wave-Bewegung Spuren hinterließ. Viele weibliche Waver zeigten sich [[androgyn]] <ref>Quelle: Kirsten Wallraff · Die Gothics · Entwicklung der Mode in der Szene · Seite 23 · 2001 · ISBN 3-933773-09-1</ref>, da sie oftmals das Erscheinungsbild ihrer männlichen Gegenparts adoptierten und das Zurschaustellen der weiblichen Attribute gezielt umgingen.


=== Neofolk ===
In diesem Milieu entstanden schrittweise kleinere Absplitterungen – Personenkreise, deren [[Outfit]] sich neben einigen der bereits erwähnten Künstler auch am ungewöhnlichen Auftreten von Musikgruppen wie [[Alien Sex Fiend]], [[Christian Death]] oder [[Specimen]] orientierte. Diese Bands fielen vor allem durch ihre bleich geschminkten Gesichter und durch ihre verwendeten Symbole ([[Anch]], [[Pentagramm]], [[Petruskreuz]]) auf. Die Kleidung war nicht selten zerrissen oder an vergangene Epochen ([[Barock]], [[Renaissance]] etc.) angelehnt. Inspiriert davon übernahmen schon bald zahlreiche Jugendliche dieses Erscheinungsbild und es entwickelte sich länderübergreifend die [[Gothic (Kultur)|Gothic]]- bzw. [[Gruftie]]-Szene, die bis Mitte der 1990er Jahre eine Teilszene der Wave-Kultur verkörperte und das Ende der Wave-Ära in [[Deutschland]] unter anderem durch subkulturelle Fremdeinflüsse (beispielsweise [[Metal]]) überlebte. Gothics, Grufties bzw. die in den frühen 1990er Jahren ins Leben gerufene Splittergruppe der „Endzeitromantiker“ galten hierbei als die kuriosesten Erscheinungsformen innerhalb der Dark-Wave-Bewegung.
{{Hauptartikel|Neofolk}}
Der [[Neofolk]], mit seinen zahlreichen Querverbindungen zur [[Industrial|Post-Industrial]]-Szene, bildet das umstrittenste Genre innerhalb der Dark-Wave-Bewegung.


[[Death in June]] begründeten den Stil in den 1980ern,<ref>Peter Matzke, Tobias Seeliger: ''Das Gothic- und Dark-Wave-Lexikon''. 2002, ISBN 3-89602-277-6, S. 310</ref> obgleich die musikalische Ausrichtung der Band anfangs nicht klar definiert war. Diese pendelte zunächst zwischen [[Post-Punk]], [[Electro Wave]], [[Folk]] und Post-Industrial, bevor sie endgültig in einem einheitlichen Stil kulminierte. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei das in der Mitte der 1980er-Jahre veröffentlichte Album ''Nada!''. Dieses Werk gilt aufgrund seiner Vielfalt als wegweisend für weitere Künstler aus dem Dark-Wave-Umfeld und präsentiert die ersten Songs im Neofolk-Gewand.
In [[Frankreich]] nannten sich die Anhänger der Dark-Wave-Kultur '''„les corbeaux“''', was ins Deutsche übertragen „die Raben“ bedeutet und sich damit auf die dunkle Kleidung bezog, die von der Hörerschaft präferiert wurde. Der Begriff '''„corbeau“''' schloss dabei allerdings auch jene Waver mit ein, die dem äußeren Erscheinungsbild der in [[Deutschland]] verbreiteten Grufties entsprachen.


Neofolk-Kompositionen entstehen hauptsächlich durch die Verwendung von [[Akustische Gitarre|Akustikgitarren]] und [[Kleine Trommel|Trommeln]] und den Einsatz von [[Sampling (Musik)|Samples]] und [[Synthesizer]]n, die vorrangig der Untermalung dienen. Die Texte widmen sich Themen wie [[Magie]], [[Esoterik]], [[Heidentum]], [[Runen]]lehre, [[Religion]] ([[Eschatologie]]) und [[Poesie]], aber auch Anleihen aus der [[Zeit des Nationalsozialismus]] bilden bei einigen Neofolk-Projekten ein tragendes Element und werden ästhetisiert in Szene gesetzt, wodurch der Stil häufig in Kritik gerät.
Die Dark-Wave-Kultur bildete bis in die Mitte der 1990er Jahre die ursprüngliche „[[Schwarze Szene]]“. Sie zeigte jedoch bereits Ende desselben Jahrzehnts erste Aufspaltungs- und Verfallserscheinungen.


Bedeutende Vertreter: [[Death in June]] · [[Sol Invictus (Band)|Sol Invictus]] · [[Current 93]] · [[Forseti (Band)|Forseti]] · [[Hagalaz’ Runedance]] · [[Of The Wand & The Moon:|Of the Wand & the Moon]].
== Quellen ==
<references/>


== Literatur ==
=== Neoklassik ===
{{Siehe auch|Liste von Neoklassik-Bands}}
:Peter Matzke & Tobias Seeliger: ''Das Gothic- und Dark Wave-Lexikon'', Schwarzkopf & Schwarzkopf (Mai 2003), ISBN 3-89602-522-8
[[Datei:BDT URL 3-2 LowRes.jpg|mini|hochkant|[[Bacio di Tosca]]]]
Die Neoklassik schöpft stilistisch aus mehreren Epochen der Musik, oft in Zusammenspiel mit weiblichem, opernhaftem Gesang ([[Sopran]], [[Mezzosopran]]), seltener [[Madrigal (Musik)|Madrigal]]. Inspiriert durch verschiedene Stilmittel und Komponisten der [[Musik der Romantik|Romantik]], der [[Alte Musik|Alten Musik]] oder der [[Neue Musik|Neuen Musik]], handelt es sich bei den Musikstücken überwiegend um elektronisch generierte oder semi-akustische Eigenkompositionen, nur selten wird dabei überliefertes Material neu interpretiert.


Der Ursprung der Neoklassik geht auf Gruppen aus dem [[Post-Punk]]- und [[Gothic Rock|Gothic-Rock]]-Umfeld zurück, die auf der Basis der [[Do it yourself|DIY]]-Philosophie versuchten, ihre Songs durch klassische Arrangements zu untermalen, indem sie stufenweise auf klassisches Instrumentarium zurückgriffen oder Library-Sound-Samples in ihre Kompositionen einarbeiteten. Dazu zählten beispielsweise [[The Venomettes]] (''The Dance of Death'', 1983), deren Mitglieder unter anderem bei [[Siouxsie and the Banshees]], [[Anne Clark]], [[Peter Murphy (Musiker)|Peter Murphy]], [[Virgin Prunes]], [[Sex Gang Children]] oder [[The Glove]] mitwirkten, und [[This Mortal Coil]] (''Waves Become Wings'', 1984). Als früheste, vollständig im neoklassischen Stil produzierte Veröffentlichungen gelten das Album ''Stormhorse'' von [[In the Nursery]] aus dem Jahre 1987 sowie das im selben Jahr veröffentlichte Werk ''Within the Realm of a Dying Sun'' von [[Dead Can Dance]], auf dem Instrumente wie [[Violine]], [[Cello]], [[Trompete]], [[Posaune]], [[Oboe]] und [[Kleine Trommel|Militärtrommel]] („Military Snare“) Verwendung fanden.
== Veröffentlichungen mit Schlüsselqualitäten ==
{| width="100%" border="0" style="font-size:85%; letter-spacing:1px; margin-bottom:30px;"
! width="50%" align="left"|&nbsp;&nbsp;<big>1979 - 1989</big>
! width="50%" align="left"|&nbsp;&nbsp;<big>1989 - 1999</big>
|-
| valign="top" width="50%"|
:* 1979 · '''[[Bauhaus (Band)|Bauhaus]]''' · Bela Lugosi's Dead
:* 1980 · '''[[Joy Division]]''' · Closer
:* 1981 · '''[[The Cure]]''' · Faith
:* 1981 · '''Kirlian Camera''' · Kirlian Camera
:* 1982 · '''[[Anne Clark]]''' · The Sitting Room
:* 1983 · '''[[Cocteau Twins]]''' · Head Over Heels
:* 1984 · '''[[Clan Of Xymox]]''' · Subsequent Pleasures
:* 1984 · '''[[Dead Can Dance]]''' · Dead Can Dance
:* 1984 · '''Venus In Furs''' · Platonic Love
:* 1985 · '''[[Death In June]]''' · Nada!
:* 1985 · '''Opera Multi Steel''' · Cathédrale
:* 1985 · '''[[The Sisters Of Mercy]]''' · First And Last And Always
:* 1985 · '''[[Calling Dead Red Roses]]''' · 1985
:* 1986 · '''[[Depeche Mode]]''' · Black Celebration
:* 1986 · '''And Also The Trees''' · Virus Meadow
:* 1986 · '''Clan Of Xymox''' · Medusa
:* 1986 · '''[[Deine Lakaien]]''' · First Album
:* 1988 · '''[[Fields Of The Nephilim]]''' · The Nephilim
:* 1989 · '''The Cure''' · Disintegration
:* 1989 · '''Psyche''' · The Influence
| valign="top" width="50%"|
:* 1991 · '''Lycia''' · Ionia
:* 1992 · '''[[18 Summers|Silke Bischoff]]''' · This Is The New Religion!
:* 1992 · '''[[Girls Under Glass]]''' · Darius (feat. [[Peter Heppner]])
:* 1992 · '''[[The Garden Of Delight]]''' · Enki's Temple
:* 1992 · '''[[Wolfsheim (Band)|Wolfsheim]]''' · No Happy View
:* 1992 · '''[[Passion Noire]]''' · As Time Goes By
:* 1992 · '''[[Love Is Colder Than Death]]''' · Mental Traveller
:* 1993 · '''Engelsstaub''' · Malleus Maleficarum
:* 1994 · '''Corpus Delicti''' · Sylphes
:* 1994 · '''Faith And The Muse''' · Elyria
:* 1994 · '''[[Diary Of Dreams]]''' · Cholymelan
:* 1994 · '''La Floa Maldita''' · The Concealed Spell
:* 1995 · '''Chandeen''' · Jutland
:* 1995 · '''The Frozen Autumn''' · Pale Awakening
:* 1995 · '''[[In My Rosary]]''' · Strange EP
:* 1995 · '''Ataraxia''' · La Malédiction d'Ondine
:* 1999 · '''Non Compos Mentis''' · Profound Protection
:* 1999 · '''Diorama''' · Pale
:* 1999 · '''[[The Crüxshadows]]''' · The Mystery Of The Whisper
:* 1999 · '''Ding An Sich''' · Old As Forever... New As Tomorrow
|}


In den 1990ern wurde dieses Konzept hauptsächlich mithilfe von [[Synthesizer]]n fortgeführt, weit verbreitet ist inzwischen auch der Einsatz von [[Sampling (Musik)|Library-Sound-Samples]] (Kirchenglocken, Pizzicato, Orchestral-Samples). Überlagerungen existieren dadurch insbesondere mit Stilen wie [[Martial Industrial]], [[Industrial#Ritual|Ritual]] und [[Dark Ambient]].
== Weiterführendes ==
*{{Wiktionary|Dark Wave}}
*{{Commons|Dark Wave}}


Früheste Erwähnungen der ''Neoklassik'' in Zusammenhang mit Bands wie In the Nursery gehen bis auf das Jahr 1988 zurück.<ref>Sebastian Zabel: ''Plattenkritik zu [[In the Nursery]]'', Spex. Musik zur Zeit, Ausgabe 10/88, S. 61, Oktober 1988</ref> Trotz ihres Namens und verschiedener Einflüsse durch Komponisten wie [[Igor Fjodorowitsch Strawinski]] ist sie nicht mit dem [[Neoklassizismus (Musik)|Neoklassizismus]] verwandt.


Bedeutende Vertreter: [[Dead Can Dance]] · [[In the Nursery]] · [[Stoa (Band)|Stoa]] · [[Dargaard]] · [[Ophelia’s Dream]] · [[Arcana (Band)|Arcana]] · [[Love Is Colder Than Death]] · [[Elend (Band)|Elend]] · [[Dark Sanctuary]] · [[Artesia (Band)|Artesia]].
{{Schwarze Szene}}


=== Neue Deutsche Todeskunst ===
{| cellspacing="8" cellpadding="0" class="hintergrundfarbe1 rahmenfarbe2" style="width: 100%; font-size: 85%; border-style: solid; margin-top: 20px; margin-bottom: 7px; clear: both; letter-spacing: 1px"
[[Datei:Dasich.jpg|mini|Das Ich gelten als wichtiger Interpret und Mitinitiator der NDT]]
| rowspan="2"| [[Bild:Nuvola apps important.svg|80px]]
{{Hauptartikel|Neue Deutsche Todeskunst}}
| colspan="2"| Dieser Artikel ist noch recht '''unvollständig''' und weist folgende Lücken auf:
Ab dem Ende der 1980er bildete sich im Süden [[Deutschland]]s die Neue Deutsche Todeskunst (kurz ''NDT'') heraus, ein deutschsprachiger Zweig der Dark-Wave-Bewegung, bei dem poetisch, teils metaphorisch durchsetzte Liedertexte mit betontem Sprechgesang vorgetragen wurden. Die Auseinandersetzung mit Themenbereichen wie Tod, Vergänglichkeit, Ängste und Isolation bildete hierbei einen wesentlichen Bestandteil, als Anreiz dienten unter anderem der literarische [[Surrealismus]], die philosophischen Werke von [[Friedrich Nietzsche]], sowie [[Skeptizismus|skeptizistische]] oder gar [[Nihilismus|nihilistische]] Weltanschauungen.
|-
|
* <small>'''Lücke 1: Abschnitt zur Klassischen Phase'''</small>
* <small>'''Lücke 2: Abschnitt zur Blütezeit und Regression'''</small>
|
* <small>'''Lücke 3: Abschnitt zur Entwicklung bis zur Gegenwart'''</small>
* <small>'''Lücke 4: Abschnitt zu den Plattenfirmen'''</small>
|}


Eine feste musikalische Ausrichtung gab es in diesem Fall nicht. Gewöhnlich wurden Elemente aus [[Gothic Rock]] und [[Electro Wave]] verarbeitet, auch wurden Einflüsse aus der [[#Neoklassik|Neoklassik]], der [[Avantgarde]] oder dem [[Industrial|Post-Industrial]] ([[Einstürzende Neubauten]]) oftmals miteinander vermengt. Konträr dazu gibt es Songs, bei denen die Musik verstärkt in den Hintergrund tritt. Diese ähneln wiederum einer Art [[Hörspiel]] oder [[Musiktheater]].


Bereits in der Mitte der 1990er-Jahre geriet die Neue Deutsche Todeskunst vor allem durch die Stiländerung ihrer Hauptvertreter (zum Beispiel [[Das Ich]], [[Goethes Erben]] und [[Lacrimosa]]) in Vergessenheit. Sie gilt dabei als die letzte im Dark-Wave-Umfeld entstandene Form der Musik.
[[Kategorie:Musikgenre]]
[[Kategorie:Dark Wave| D]]
[[Kategorie:New Wave| D]]
[[Kategorie:Subkultur]]
[[Kategorie:Jugendkultur]]


Bedeutende Vertreter: [[Das Ich]] · [[Goethes Erben]] · [[Lacrimosa]] · [[Relatives Menschsein]] · [[Endraum]] · [[Illuminate (Band)|Illuminate]] · [[Misantrophe]] · [[Christian Dörge]] · [[Explizit Einsam|eXplizit einsam]].
[[en:Darkwave]]

[[es:Dark Wave]]
== Stilhybride ==
[[fr:Darkwave]]
Ab der Mitte der 1980er Jahre entstanden mehrere kulturelle und musikalische Stilhybride die unter dem Einfluss des Dark Wave standen. Insbesondere im [[Hardcore Punk]] und [[Post-Industrial]] fanden Überlagerungen, aber auch frühe Parallelentwicklungen statt deren Zuordnung zum Dark Wave strittig blieb.
[[it:Darkwave]]

[[nl:Darkwave]]
=== Punk ===
[[pl:Dark wave]]
{{Hauptartikel|Death-Rock|Depro-Punk}}
[[pt:Darkwave]]
In den Vereinigten Staaten entwickelte sich in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren im musikalischen Untergrund von Los Angeles mit dem [[Death-Rock]], ein Genre das parallel zum Gothic Punk entstand und ähnliche Spielformen bemühte.<ref name="Dave361ff">{{Literatur|Autor=Dave Thompson, Kirsten Borchardt|Titel=Schattenwelt – Helden und Legenden des Gothic Rock|Jahr= 2004|ISBN=3-85445-236-5|Seiten=361 ff}}</ref>
[[ru:Дарквэйв]]

[[sr:Дарквејв]]
In der [[Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (bis 1990)|BRD]] und in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] entstand in den frühen 1980er Jahren „aus den Dunstkreisen meist punkorientierter Bands“ ebenfalls eine parallele Musikentwicklung zum Gothic Rock und Gothic Punk, die Ideen von [[Joy Division]], [[Bauhaus]] und [[Siouxsie and the Banshees]] aufgriff. Der von Gruppen wie [[Fliehende Stürme]] und [[EA80]] repräsentierte [[Depro-Punk]] wurde dabei kulturell mehr Punk und Hardcore Punk zugerechnet als der Wave- und Gothic-Szene.<ref name="J.K.">{{Literatur|Autor=[[Josef Maria Klumb]]|Fundstelle=[[Linernotes]]|Titel= Godfathers of German Gothic|Verlag=Sub Terranean|Jahr=1994}}</ref>
[[sv:Darkwave]]

Bedeutende Vertreter: (Death-Rock) [[Christian Death]] · [[TSOL]] · [[45 Grave]] · [[Rudimentary Peni]] · [[The Flesh Eaters]] (Depro-Punk) [[Abwärts (Band)|Abwärts]] · [[Fliehende Stürme]] · [[EA80]] · [[Rosengarten (Band)|Rosengarten]] · [[Die Art]]

=== Post-Industrial ===
{{Hauptartikel|Dark Ambient|Death Industrial|Martial Industrial}}
Künstler des [[Post-Industrial]] verschmolzen in den 1980er und 1990er Jahren Elemente und Ideen des Industrial mit Stil-Facetten, die sie dem Dark Wave und der [[Gothic (Kultur)|Gothic-Szene]] entnahmen. Darunter rechnet der Kulturwissenschaftler [[Marcus Stiglegger]] den „apokalyptisch anmutenden und Tiefbassbasierten“ [[Dark Ambient]] ab der Mitte der 1980er, gefolgt von dem Ende der 1980er um das Label [[Cold Meat Industry]] entstanden [[Death Industrial]] und dem „betont martialischen“ [[Martial Industrial]], der in den frühen 1990ern unter anderem Ideen von [[In the Nursery]] und [[Laibach (Band)|Laibach]] aufgriff.<ref name="Stiglegger">{{Literatur|Titel=Industrial|Herausgeber=Thomas Hecken, Marcus S. Kleiner|Sammelwerk=Handbuch Popkultur|Seiten=97-101, hier S. 99|Autor=Marcus Stiglegger|Ort=Stuttgart |Jahr=2017|Verlag=J.B.Metzler|ISBN=978-3-476-05601-6}}</ref>

Bedeutende Vertreter: (Dark Ambient) [[Brian Williams (Musiker)|Lustmord]] · [[Nocturnal Emissions]] · [[Zoviet France]] · [[Raison d’être (Band)|Raison d’être]] · [[Endura (Band)|Endvra]] (Death Industrial) [[In Slaughter Natives]] · [[Brighter Death Now]] · [[Megaptera]] · [[Nordvargr|Maschinenzimmer 412]] · [[Atrax Morgue]] (Martial Industrial) [[The Moon Lay Hidden Beneath a Cloud]] · [[Allerseelen (Band)|Allerseelen]] · [[Der Blutharsch]] · [[Blood Axis]] · [[In the Nursery]]

== Entwicklungsstufen / Popularität ==
[[Datei:DWE.png]]

Die grauen Balken kennzeichnen die Entstehung und – mit Hilfe der Balkenlänge – die Dauer der Popularität einer musikalischen Strömung. Alle Angaben beziehen sich auf annähernde Werte, Abweichungen sind daher möglich.

== Labels ==
=== Plattenfirmen ===
<div style="column-width:30em">
* [[4AD]]
* Alea Jacta Est
* Alice in…
* Apocalyptic Vision
* Apollyon Rekordings
* [[Beggars Banquet Records|Beggars Banquet]]
* Creep Records
* [[Danse Macabre (Label)|Danse Macabre]]
* Dark Star
* [[Dion Fortune Records]]
* Discordia
* Energeia
* Glasnost Records
* Gymnastic Records
* Hyperium Records
* Middle Pillar
* [[New Rose Records]]
* Nyctalopia Records
* Palace of Worms
* Projekt Records
* Radio Luxor
* Resurrection Records
* Sounds of Delight
* Talitha Records
* Tess Records
* World Serpent
</div>

Einen wichtigen Stellenwert nimmt das britische [[Independent-Label]] [[4AD]] ein, das in den 1980ern mit seinen Veröffentlichungen bedeutenden Einfluss ausübte. Hier erschienen die Alben von [[Cocteau Twins]] (''Head over Heels'', 1983), [[Dead Can Dance]] (''Dead Can Dance'', 1984), [[This Mortal Coil]] (''It’ll End in Tears'', 1984), [[Clan of Xymox]] (''Medusa'', 1986) oder Pieter Nooten & [[Michael Brook]] (''Sleeps with the Fishes'', 1987).

Plattenfirmen wie [[Hyperium Records]] oder [[Projekt Records]] sind offenkundig durch das Output von 4AD inspiriert worden, speziell auch in Hinsicht auf die graphischen Umsetzungen [[Vaughan Oliver]]s.

Das Mutterlabel von 4AD war [[Beggars Banquet Records|Beggars Banquet]], die Plattenfirma, die sich für die Alben von [[Gothic Rock|Gothic]]-Größen wie [[The Southern Death Cult]], [[Bauhaus (Band)|Bauhaus]] und den [[Fields of the Nephilim]] verantwortlich zeichnet.

Das französische Label [[Alea Jacta Est]] richtete seine Aufmerksamkeit zunächst auf [[Kompilation (Musik)|Compilation]]-Veröffentlichungen von Künstlern aus dem Cold-Wave- und [[Gothic Rock|Gothic-Rock]]-Umfeld und konnte bereits mit der fünfteiligen Sampler-Reihe ''L’Appel de la Muse'' schnell Interesse erwecken. Die 1988 von Olivier Paccaud ([[Lucie Cries]]) ins Leben gerufene Plattenfirma, die mit Gruppen wie [[Clair Obscur (Cold-Wave-Band)|Clair Obscur]], [[Nuit d’Octobre]], [[Decades]] oder [[Mémoires d’Automne]] aufwarten konnte, stellte in der Mitte der 1990er Jahre ihre Labelarbeit ein.

=== Tape-Labels ===
Bis in die frühen 1990er Jahre hinein existierte eine aktive und europaweite [[Compact Cassette|Tape]]-Szene. Mit dem Tape als kostengünstiges Speichermedium lag der Verkauf und die freie Verfügbarkeit in den Händen der Musiker. Um die Musik der jeweiligen Künstler konzentrieren und besser vermarkten zu können, wurden Tape-Labels ins Leben gerufen. Einige der Labels, die sich über einen längeren Zeitraum erfolgreich etablieren konnten, waren Pleasantly Surprised, IndepenDance, No Control Torture, Beton Tapes, Gorkon Recordings oder Grabaciones Góticas.

Das schottische Label Pleasantly Surprised wurde 1982 gegründet und zählte neben Künstlern wie [[Cocteau Twins]], [[Bauhaus (Band)|Bauhaus]], [[Death in June]], The Wake, [[Pink Industry]], The March Violets, [[Dead Can Dance]] und [[In the Nursery]] auch Bands außerhalb des vereinigten Königreichs, unter anderem Clair Obscur und [[Xmal Deutschland]], zu seinem Repertoire. 1986 ging das Label in der Plattenfirma Cathexis Recordings auf.<ref>[http://www.soulsaw.com/pleasantly-surprised/ ''Pleasantly Surprised: Dreams and Desires''.] – Ausführliche Label-History, Februar 2001</ref>

No Control Torture war das in Koblenz beheimatete Label von Wolfgang Scholz (''The Torturer Magazine'', später bei ''The Gothic Grimoire'' aktiv). Auf diesem Tape-Label erschienen seit 1990 Titel von [[Ataraxia (Band)|Ataraxia]], [[Ghosting (Band)|Ghosting]], [[Derrière le Miroir (Band)|Derrière le Miroir]], Alan Woxx, Maeror Tri, Die Laughing, The Venus Fly Trap oder Beyond the Wall of Sleep. Etwa gleichzeitig gründete der Hamburger Alexander Pohle das Label Beton Tapes und anschließend Gorkon Recordings, auf denen mit Künstlern wie Ataraxia, Ghosting, Every New Dead Ghost, Two Witches, Lore of Asmoday, The Evasion on Stake, [[Sopor Aeternus|Sopor Aeternus & the Ensemble of Shadows]], [[Rosa Crux]], Blooding Mask, [[Chandeen]], The House of Usher oder [[Remain In Silence]] bis in die Mitte der 1990er Jahre weit über 100 Tape-Veröffentlichungen erschienen.

Trotz der seit Mitte der 1980er Jahre bestehenden Dark-Wave-Bewegung in Spanien, blieb die Szene in Großstädten wie [[Barcelona]] und [[Madrid]] bis heute relativ klein. Einen wichtigen Anlaufpunkt bot das barcelonische Label [[Grabaciones Góticas]], das sich bis in die 1990er Jahre auf Kassettenveröffentlichungen beschränkte, da sich die Produktion einer CD in Spanien als äußerst teuer erwies. Bands wie [[Los Humillados]] (''Dark Archives 1985–1995'', 1997), [[Gothic Sex]] (''Divided We Fall'', 1994) oder [[Ecodalia]] (''Angel’s Glamour'', 1995) fanden hier Unterschlupf.<ref name="Düppe15" />

== Veröffentlichungen mit Schlüsselqualitäten (Auswahl) ==
{| class="toptextcells" style="margin-bottom:30px;" width="100%"
|-
! style="text-align:left" width="50%"| &nbsp;&nbsp;1979–1989
! style="text-align:left"| &nbsp;&nbsp;1989–1999
|-
|
:* 1979: [[Bauhaus (Band)|Bauhaus]] – ''Bela Lugosi’s Dead''
:* 1980: [[Joy Division]] – ''[[Closer (Album)|Closer]]''
:* 1981: [[The Cure]] – ''Faith''
:* 1981: [[New Order]] – ''[[Movement]]''
:* 1982: [[Anne Clark]] – ''The Sitting Room''
:* 1983: [[mittageisen]] – ''mittageisen''
:* 1983: [[Cocteau Twins]] – ''Head Over Heels''
:* 1984: [[Clan of Xymox]] – ''Subsequent Pleasures''
:* 1984: [[Dead Can Dance]] – ''Dead Can Dance''
:* 1985: [[Death in June]] – ''Nada!''
:* 1985: [[Opera Multi Steel]] – ''Cathédrale''
:* 1985: [[The Sisters of Mercy]] – ''[[First and Last and Always]]''
:* 1985: [[Fields of the Nephilim]] – ''Burning the Fields EP''
:* 1986: [[Depeche Mode]] – ''[[Black Celebration]]''
:* 1986: [[And Also the Trees]] – ''Virus Meadow''
:* 1986: Clan of Xymox – ''Medusa''
:* 1986: [[Deine Lakaien]] – ''Deine Lakaien''
:* 1988: [[Pink Turns Blue]] – ''Meta''
:* 1989: The Cure – ''[[Disintegration]]''
:* 1989: [[Psyche (Band)|Psyche]] – ''The Influence''
:* 1989: [[Die Form]] – ''Photogrammes''
|
:* 1991: [[Lycia (Band)|Lycia]] – ''Ionia''
:* 1991: [[The Tors of Dartmoor]] – ''The Obvious Darkness''
:* 1992: [[18 Summers|Silke Bischoff]] – ''This is the New Religion!''
:* 1992: [[Girls Under Glass]] – ''Darius'' (feat. [[Peter Heppner]])
:* 1992: [[Wolfsheim]] – ''[[No Happy View]]''
:* 1992: [[Passion Noire]] – ''As Time Goes By''
:* 1992: [[Love Is Colder Than Death]] – ''Mental Traveller''
:* 1993: [[Aurora Sutra]] – ''The Land of Harm and Appletrees''
:* 1993: [[Garden of Delight (deutsche Band)|Garden of Delight]] – ''Sargonid Seal''
:* 1994: [[Corpus Delicti (Band)|Corpus Delicti]] – ''Sylphes''
:* 1994: [[Faith and the Muse]] – ''Elyria''
:* 1994: [[Diary of Dreams]] – ''Cholymelan''
:* 1994: [[La Floa Maldita]] – ''The Concealed Spell''
:* 1995: [[Chandeen]] – ''Jutland''
:* 1995: [[The Frozen Autumn]] – ''Pale Awakening''
:* 1995: [[In My Rosary]] – ''Strange EP''
:* 1995: [[Ataraxia (Band)|Ataraxia]] – ''La Malédiction d’Ondine''
:* 1996: [[Morbus Kitahara (Band)|Morbus Kitahara]] – ''Reviving the Fading Light''
:* 1997: [[The Machine in the Garden]] – ''One Winter’s Night …''
:* 1999: [[Ding An Sich (Band)|Ding An Sich]] – ''Old as Forever … New as Tomorrow''
|}

== Weblinks ==
{{Commons|Dark wave|Dark Wave|audio=0|video=0}}
{{Wiktionary|Dark Wave}}
{{Portal|Dark Wave}}

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Dark Wave| ]]
[[Kategorie:Stilrichtung der Dark Music]]
[[Kategorie:Jugendkultur]]

Aktuelle Version vom 2. April 2025, 09:50 Uhr

Dark Wave

Entstehungsphase: späte 1970er/1980er Jahre (Höhepunkt: 1980er und 1990er)
Herkunftsort: Westeuropa/Nordamerika
Stilistische Vorläufer
New Wave · Post-Punk
Genretypische Instrumente
E-Gitarre, Akustische Gitarre, E-Bass, Schlagzeug, Drumcomputer, Synthesizer, Sampler, Violine, Violoncello, Flöte, Oboe, Piano, Kleine Trommel
Stilistische Nachfolger
Atmospheric Doom · Gothic Metal
Häufig zugewiesene Strömungen
Cold Wave · Electro Wave · Ethereal · Gothic Rock · Neofolk · Neoklassik · Neue Deutsche Todeskunst
Stilistische Wechselwirkungen und Hybride
Dark Ambient · Death Industrial · Depro-Punk · Martial Industrial · New Age · Shoegazing · Synth Pop
Einflüsse traditioneller Richtungen
Alte Musik · Folklore · Neoklassizismus · Romantik

Dark Wave [ˈdɑːkˈweɪv] (von englisch dark = ‚dunkel‘, ‚trüb‘, wave = ‚Welle‘) ist eine historische Bezeichnung für musikalische Spielarten, die sich ab dem Ende der 1970er Jahre im Zuge der New-Wave- und Post-Punk-Bewegung herausbildeten und hinsichtlich ihrer klanglichen Umsetzung als dunkel, trist, elegisch oder sehnsuchtsvoll wahrgenommen werden.

Hierzu zählen unter anderem Rockmusik im Stil von Bands wie Joy Division oder The Cure, rein elektronisch arrangierte Kompositionen (beispielsweise frühe Anne Clark oder Psyche) sowie Kompositionen auf der Basis einer semi-akustischen Instrumentierung mit Gitarren, Flöten, Trommeln oder Violinen (z. B. bei Deine Lakaien, In the Nursery und Death in June).

Im engeren Sinne erfasst Dark Wave die Strömungen Cold Wave, Electro Wave, Ethereal, Gothic Rock, Neofolk und Neoklassik sowie die Neue Deutsche Todeskunst und Teile der Neuen Deutschen Welle. Umstritten ist die Ausweitung auf das Post-Industrial-Umfeld, da es wechselseitig zu stilistischen Überlagerungen kam und demzufolge die Genregrenzen stark verschwammen (so bei Attrition, Die Form, Kirlian Camera und Pink Industry).

Primär von England ausgehend entwickelte sich Dark Wave innerhalb weniger Jahre zu einer weltweiten Bewegung, die sich bis nach Japan und Neuseeland erstreckte. Eine erste Blütezeit erlebte die Szene etwa in der Mitte der 1980er Jahre. Eine zweite Welle folgte zu Beginn der 1990er, wobei Deutschland und zum Teil die Westküste der Vereinigten Staaten die führende Rolle übernahmen und auf die umliegenden Länder Einfluss ausübten.

Die Bewegung war länderübergreifend auch unter der Titulierung Doom & Gloom[1][2] bekannt. Auf ihrer Grundlage entstand ein subkulturelles Milieu, dessen Anhänger als Waver[3][4] oder (insbesondere in Deutschland) sporadisch als „Dark Waver“[5][6][7] bezeichnet wurden. Neben „konventionellen Wavern“ gehörten hierzu die frühen Goths, im deutschen Sprachraum auch Gruftis genannt.

Mit der Zurückdrängung vieler Wave-Stile in den Untergrund, der zunehmenden Aufspaltung in genrespezifische Events und den damit einhergehenden, subkulturellen Veränderungen verlor der Ausdruck „Dark Wave“ als Musik- und Szenebezeichnung zunehmend an Bedeutung.

Die Herkunft der Bezeichnung Dark Wave ist umstritten. Die bisher älteste bekannte Erwähnung innerhalb des deutschen Sprachraumes geht auf das Jahr 1985 zurück: in der Mai-Ausgabe der Musikzeitschrift Spex werden die Alben The Gift von Cyan Revue und Priests and Petrol von Leningrad Sandwich in einer Anzeige des EFA-Vertriebs als Dark Wave beworben.[8] Im Mai 1986 verwendete die Gothic-Rock-Band Marquee Moon sie in einem Interview mit dem Kölner Independent-Magazin E.B. (später EB/Metronom).[9]

Die reguläre Nutzung der Bezeichnung begann jedoch erst 1988 länderübergreifend. In einer Mai-Ausgabe der deutschen Independent-Zeitschrift My Way wird die Musik von Gruppen wie Fields of the Nephilim[10] und The Mission[10] als Dark Wave tituliert. Im selben Jahr findet sich eine Nennung in der November-Ausgabe des Schweizer Soundmagazines New Life, dieses Mal in Bezug auf die Single Love Will Tear Us Apart von Joy Division.[11] Einen Monat später, in der Dezember-Ausgabe der Zeitschrift Spex, wird (wiederholt vom EFA-Vertrieb) das Album Play der französischen Band Clair Obscur als Dark Wave beworben.[12] Anschließend wurde Dark Wave nahezu nahtlos bis in die Mitte der 1990er Jahre hinein genutzt und konnte sich einige Zeit später auch in den USA etablieren.

Besonders nennenswert ist in diesem Zusammenhang das in Brooklyn (New York City) beheimatete Musiklabel Projekt Records, das lange Zeit mit der deutschen Plattenfirma Hyperium Records zusammenarbeitete und seit 1993 die Bezeichnung Dark Wave (hier als „Darkwave“) in seinem Mailorderkatalog führte, um Veröffentlichungen deutscher Bands, wie Project Pitchfork, auf dem amerikanischen Markt zu veräußern. Überdies besaß die deutsche Firma Gymnastic Records (aufgegangen in Chrom Records, das Label, bei dem auch Deine Lakaien unter Vertrag stehen) ein Schwesterlabel in Los Angeles. Für einen regen Austausch zwischen den Kontinenten war somit gesorgt.

Weitere Spuren finden sich in Frankreich: In einem Interview in der 1989er-Frühjahrsausgabe der französischen Zeitschrift Illusions Perdues bezeichnet Gitarrist Rémy Lozowski die Musik seiner Cold-Wave-Formation Excès Nocturne als New Wave Noire (dt. ‚schwarze New Wave‘).[13]

Eine ältere, alternativ zu Dark Wave verwendete Bezeichnung war Doom[14] bzw. Doom Wave[15] (engl. doom = ‚Verhängnis‘, ‚Schicksal‘ ‚Tod‘). Diese ist seit 1984 in Deutschland belegt. So warb das Mettmanner Punk-Fanzine The Mettmist:

Am 28.12. gibt es eine Jubiläumssendung der deutschen John-Peel-Konkurrenz Graffiti (WDR 2, Freitag, 21:05–22:30 Uhr). Das bisherige Programm verspricht viel Musik von Punk bis Doom Wave![15]

The Mettmist, deutsches Punk-Rock-Fanzine, 1984

Noch Anfang des Jahres 1992 wird die Bezeichnung Doom in der Echinger Independent-Zeitschrift Hysterika erwähnt.[16] Mit dem Aufschwung eines gleichnamigen Metal-Genres in den frühen 1990er-Jahren (Doom Metal, häufig auf Doom verkürzt) verschwand sie jedoch allmählich aus dem Sprachgebrauch der Wave-Szene.

Vergleichbare Bezeichnungen sind Depro-Wave und Depro-Punk, die seit der ersten Hälfte der 1980er für die Musik von Joy Division, EA 80 oder Fliehende Stürme verwendet werden. Der Ausdruck Depro-Punk tauchte u. a. 1982 in einem deutschen Fanzine als Beschreibung der Musik der Schweizer Band Mittageisen auf.[17]

Die Wurzeln der Dark-Wave-Bewegung liegen in der New-Wave-Ära. New Wave steht für die „Neue Welle“ im Bereich der Populärmusik, die in der Mitte der 1970er-Jahre zu Tage trat und sich bis in die zweite Hälfte der 1980er-Jahre beinahe über den gesamten Globus erstreckte. Neu für diese Musik war eine Abkehr von der progressiv gestalteten Rockmusik der 1970er, die durch Komplexität und realitätsferne Charakterzüge geprägt war und jegliche Spontaneität und Interaktion mit dem Publikum vermissen ließ.[18] Diese, auch als Arena-Rock oder Adult Rock (Rock für Erwachsene) betitelte und als Produkt spätkapitalistischer Kultur[18] verstandene Form des Rock war besonders jugendlichen Arbeitslosen der Unter- und Mittelschicht ein Dorn im Auge. Was ihnen fehlte, war ein Ventil für angestaute Emotionen und Kümmernis – kurze, eingängige und mitreißende Songs sowie Musiker, die sich mit den Problemen und Interessen der Jugendlichen auseinandersetzten. Erste Ansätze einer Veränderung lieferte der Pub Rock, der überwiegend in kleinen Kneipen (Pubs) gespielt wurde und einen direkten Austausch zwischen Musiker und Publikum ermöglichte. Doch erst die Punk-Bewegung konnte diese Rückbesinnung auf die Anfänge des Rock ’n’ Roll auf weltweiter Ebene durchsetzen. Der Ausdruck New Wave wurde somit zunächst mit der Punk-Bewegung assoziiert. Aufgrund der rasanten Veränderungen in der Musikwelt, die der Punk mit sich brachte, erfuhr die – in Anlehnung an die französische Filmkunst Nouvelle Vague – etablierende Bezeichnung New Wave eine Bedeutungserweiterung und implizierte schon bald zahlreiche musikkulturelle Strömungen, die auf beiden Seiten des Atlantiks aus Teilen der Punk-Bewegung hervorgingen oder simultan dazu ihr Revival feierten (bspw. die Mod- oder 2-Tone-Ska-Bewegung).

Im deutschsprachigen Raum fand sich New Wave in Form der Neuen Deutschen Welle wieder. In diesem Fall jedoch weit umfassender, wurden auch Teilbereiche des deutschsprachigen Punks (u. a. Abwärts) und der Post-Industrial- und Avantgarde-Musik (Einstürzende Neubauten) unter dem Begriff Neue Deutsche Welle geführt.

Ab etwa 1978 gewann New Wave als Vermarktungsetikett zunehmend an Bedeutung und wurde zum Teil bis Ende der 1980er – zeitweise in seiner Kurzform „Wave“ – international genutzt. Radio-Stationen sowie der im August 1981 gegründete, US-amerikanische Fernsehsender MTV trugen nachträglich zur Verbreitung der Bezeichnung bei.

Wurden in den 1970er Jahren unter der Bezeichnung New Wave noch Stilformen unterschiedlicher Couleur vereint, die aus der Punk-Bewegung hervorgingen und den Punk um neue Komponenten erweiterten, so erfolgte zu Beginn der 1980er der Versuch einer Trennung zwischen Bands, die stilistisch noch stark zum Punk neigten (Killing Joke) und denen, die zunehmend (elektronische) Pop-Elemente aufgriffen (zum Beispiel Visage).[19] Erstere firmierten schon bald unter der Sammelbezeichnung Post-Punk, letztere verblieben unter der Bezeichnung New Wave. Eine stilistische und kulturelle Trennung zwischen Post-Punk und New Wave war anfangs jedoch vielerorts unüblich und beide Bezeichnungen wurden in der Musikpresse bis 1982/83 oft sogar synonym verwendet. Erst als die New Wave infolge ihrer Kommerzialisierung zunehmend mit herkömmlicher Popmusik in Verbindung gebracht wurde, entwickelte sich Post-Punk als Alternativbezeichnung.

Diese Form der Differenzierung, die sich zunächst auf Großbritannien und die Vereinigten Staaten beschränkte, blieb dem Dark-Wave-Umfeld weitgehend fremd. So zählen auch heute noch sowohl renommierte Post-Punk-Bands, wie Joy Division, Bauhaus[20] und The Cure,[21] als auch spätere New-Wave-Gruppen, wie Depeche Mode,[21] zu den Ikonen der Dark-Wave-Bewegung.[22]

Einflussfaktoren

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Bereits vor Beginn der New-Wave-Ära gab es im Rahmen der Rockmusik vereinzelt Musiker, die sich kompositorisch der Schattenseite des Lebens zuwandten. Als eine herausragende Persönlichkeit gilt in diesem Fall die deutsche Musikerin Nico. Die von ihr erschienenen Alben The Marble Index (1969) und Desertshore (1970) zählen zu den einflussreichen Werken der Rock-Geschichte. Künstler wie Siouxsie Sioux (Siouxsie and the Banshees)[23], Ian Curtis (Joy Division), Peter Murphy (Bauhaus) und Ian Astbury (The Southern Death Cult) zeigten sich von der ehemaligen Velvet-Underground-Chanteuse fasziniert.[24][25]

Weiterhin inspirierten Vertreter des Psychedelic Rock, speziell The Doors, einen Teil der europäischen Musikkultur. Joy Division spielten den The-Doors-Titel Riders on the Storm auf einigen ihrer Konzerte.[26] 1993 erschien die Compilation Lizard King – A Tribute to Jim Morrison, auf der Interpreten wie Alexander Veljanov (Deine Lakaien), Peter Spilles (Project Pitchfork), Martin von Arndt (Printed at Bismarck’s Death) oder Rüdiger Frank (The Tors of Dartmoor) den Doors ihren Respekt zollen. Eine weitere Compilation, die aus dem Gothic-Umfeld stammende Gruppen wie Alien Sex Fiend, The Mission, Mephisto Walz, Nosferatu und Rosetta Stone abdeckt, erschien 2000 unter dem Titel Darken My Fire. Ian Astbury, ehemaliger Sänger der Band The Southern Death Cult, startete um 2002 gemeinsam mit Ray Manzarek und Robby Krieger ein The-Doors-Revival unter dem Projektnamen The Doors of the 21st Century.

Ab 1978 gewann der Einfluss der elektronischen Musik durch Künstler wie Kraftwerk und Brian Eno im New-Wave-Umfeld an Bedeutung. Neu entwickelte Klangerzeuger, wie Korg MS-20 und Roland CR-78, ermöglichten erstmals die Verwendung von Synthesizern und Drumcomputern als vollwertig einsetzbare Musikinstrumente. Einer der ersten Solisten, die sich durch die Musik von Kraftwerk inspirieren ließen, war der Brite David Bowie. Seine als „Berlin-Trilogie“ bezeichnete Werkesammlung (Low 1977, Heroes 1977 und Lodger 1979) ebnete wiederum den Pfad für frühe Electro-Wave-Pioniere, wie Fad Gadget, Ultravox, Gary Numan & Tubeway Army aber auch Depeche Mode, und nahm mit Tracks wie Beauty and the Beast oder Red Sails zugleich zentrale Elemente des Gothic Rock, wie etwa Gesangstechnik, Flanger-Gitarren und tiefer gestimmte Basslinien, vorweg.

Ein häufig unterschätzter Einfluss ist der der Kunstmusik. Besonders Komponisten der Romantik, wie Gustav Mahler, Richard Wagner, Anton Bruckner,[27] Franz Schubert,[28] Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow, und der Neuen Musik, wie Igor Strawinsky, sind im Dark-Wave-Umfeld von großer Bedeutung.

So berichtete das Wave-Magazin Glasnost bereits 1991 über die „Inspiration der Wave-Musik durch Klassische Musik“.[29] Etliche Künstler, wie Dead Can Dance, In the Nursery, Anne Clark, Deine Lakaien, Soul in Isolation, Sopor Aeternus oder Ophelia’s Dream, ließen sich durch die Musik früherer Komponisten inspirieren:

Schon seit einigen Jahren entdecken Wave-Bands ihre Wurzeln in der Klassischen und mittelalterlichen Musik. Prominenteste Vertreter sind da mit Sicherheit Dead Can Dance und In the Nursery.[30]

Rüdiger Freund, Musikjournalist

In der zweiten Hälfte der 1980er mündete die Faszination an der Romantik, der Alten und der Neuen Musik in der Entwicklung der Neoklassik.

Einflüsse aus Chanson, insbesondere Kabarettliedern, fanden schon früh Eingang in die Musik der Dark-Wave-Szene. Einige Beispiele hierfür sind Siouxsie and the Banshees (Red Light, The Staircase, Cocoon, Obsession), Malaria! (Traum) sowie die Sex Gang Children (Dead Metal, Last Chants for the Slow Dance). Andi Sexgang ließ sich dabei von Chansonetten wie Édith Piaf inspirieren.[31] Unter dem Bandnamen Dirty Roseanne spielte er 1986 zusammen mit dem Italiener Piero Balleggi eine EP mit Kabarettliedern ein. Die Schweizer Band The Vyllies zählte in der Mitte der 1980er zu den ersten Gruppen, die Kabarett-Einflüsse elektronisch verarbeiteten (The Food Prayer, Whispers in the Shadows, Playing in the Sand). Weitere nennenswerte Künstler sind Gavin Friday (Apologia), Neva (Le Clown), Ghosting (Let Me Stay, Walzing Mathilda) sowie die Untoten (Catnip, Tanz der Hexen, Desdemona) und Cinema Strange.

Im neuen Jahrtausend verfolgten Katzenjammer Kabarett und Deadchovsky (Butterfly Psyko Effekt) den eingeschlagenen Weg weiter. Bands wie Black Tape for a Blue Girl (Shadow of a Doubt, Knock Three Times) wandten sich kurzzeitig dem Genre zu.

Anregungen literarischer Art boten Schriftsteller und Lyriker der vergangenen drei Jahrhunderte, speziell Vertreter der Romantik-Bewegung, wie Novalis,[28] Edgar Allan Poe[32] und Mary Shelley[33] oder auch Dichter wie George Gordon Byron[33] und William Blake.[34][35] Im Bereich des französischen Symbolismus sind vor allem Charles Baudelaire[32][36] und Arthur Rimbaud[33][37] zu nennen.

Aber auch Schriftsteller der Moderne, wie Alain-Fournier,[38] Franz Kafka,[39] James Joyce,[40] J. D. Salinger und Henry Miller,[41] sowie Dichter des Expressionismus, wie Georg Heym und Gottfried Benn,[42] werden häufig als Einfluss genannt.

Entwicklungsgeschichte

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Die Geschichte der Dark-Wave-Bewegung lässt sich in mindestens drei Etappen gliedern:

1979–1989 – Klassische Phase: In dieser Ära bildeten sich die sechs elementaren Stilarten Electro Wave, Gothic Rock, Cold Wave, Ethereal, Neofolk und Neoklassik heraus, das siebte Genre, die sogenannte Neue Deutsche Todeskunst, entstand um etwa 1989 und speiste stilistisch überwiegend aus den sechs vorangegangenen Strömungen. Viele Musikgruppen dieser Zeit wurzelten in der Post-Punk-Bewegung und nutzten die Do-It-Yourself-Ideologie, die der Punk ihnen zuvor ermöglichte, als Sprungbrett. Als Ausgangsbasis fungierte hauptsächlich Großbritannien, es lassen sich jedoch Parallelerscheinungen in anderen Regionen erkennen, sodass man von einer gesamt-europäischen Bewegung sprechen kann. Der Einfluss auf die musikkulturelle Entwicklung in den Küstenregionen der Vereinigten Staaten ist umstritten. Der Death-Rock, der sich vorzugsweise im kalifornischen Raum herausbildete, verstand sich zunächst als unabhängig entwickelte Strömung, bei der sich erst im Verlauf der 1980er Jahre Überlagerungen mit der europäischen Kultur bemerkbar machten. Nach dem Ausklingen der Klassischen Phase erfolgte eine deutliche Verminderung post-punk-typischer Nuancen, wie sie bei vielen Kompositionen dieser Zeit üblich waren.

1990–1999 – Auftrieb und Regression: Dieser, häufig als Revival wahrgenommene Zeitabschnitt umfasst die Neugründung und die ansteigende Popularität zahlreicher Nachwuchsgruppen und Plattenfirmen zu Beginn sowie den rasanten Niedergang der Dark-Wave-Bewegung in Ländern wie Deutschland ab der Mitte der 1990er Jahre. Die nachfolgenden Jahre sind durch die anhaltende Rückbildung auf globaler Ebene infolge von Stagnation, Verdrängung, Stiländerung und Verschmelzung mit „wave-untypischen“ Musikstilen, bspw. Ethereal mit Trip-Hop, gekennzeichnet. Die Strömungen Cold Wave, Electro Wave und Neue Deutsche Todeskunst sowie der traditionelle Gothic Rock gelten mit dem ausklingenden Jahrzehnt vielerorts als erloschen.

Seit 2000 – Entwicklung bis zur Gegenwart: Dieser Zeitraum markiert kleinere Revivals, wie das Gothic-Revival (Batcave-Revival, oft verknüpft mit einem Minimal-Electro-Revival). Diese Revivals basieren vorwiegend auf einer Demo- und Internet-Ebene sowie kleineren Festivals. Ethereal verzeichnet zu Beginn des neuen Jahrtausends eine Ausklangphase; das an die Stilrichtung gekoppelte Mailorder- und Tonträger-Unternehmen Projekt Records widmet sich verstärkt der Kabarett-Musik und vermarktet diese als Dark Cabaret. Die Stile Neoklassik und Neofolk existieren hingegen konstant weiter. Bedingt durch den Niedergang der Wave-Bewegung ab der zweiten Hälfte der 1990er und den damit einhergehenden Wandel des Zielpublikums gerät „Dark Wave“ als Sammelbezeichnung allmählich außer Gebrauch.

Klassische Phase (1979–1989)

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Auf der Basis von New Wave und Post-Punk schufen ab dem Ende der 1970er Jahre verschiedene Newcomer-Bands den Nährboden für eine neue, musikkulturelle Bewegung, die Introvertiertheit, Desillusion, Weltschmerz, Todessehnsucht, aber auch Gesellschafts- und Religionskritik, Philosophie, Naturmystik, Esoterik, Eskapismus und Romantik thematisch und klanglich in sich vereinte. Viele dieser Künstler reflektierten die aus der Punk-Bewegung bekannten Zukunftsängste (No Future), insbesondere vor der stetig ansteigenden Massenarbeitslosigkeit infolge einer weltwirtschaftlichen Depression[43] oder vor einem drohenden Atomkrieg durch das kontinuierliche Wettrüsten während der erneuten Zuspitzung des Kalten Krieges. Mit dem Beginn des Thatcherismus verstärkten sich diese Endzeitvisionen oder nahmen binnen kürzester Zeit Gestalt an.

„Als Ende der 1970er, Anfang der 1980er diese Art von Musik – im Anschluss an die vom Kommerz zernagte Punk-Bewegung – populär wurde, hatte sie ähnliche gesellschaftliche und soziale Missstände zum Inhalt wie etliche Punk-Gruppen. […] Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass viele Künstler in ihrer Musik eigene Emotionen, Ängste und Sehnsüchte verarbeiten und die Grundstimmung ihrer Songs trübe, düster und schwermütig gerät: Es ist die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der eigenen, inneren Realität.[44]

Rainer „Easy“ Ettler, Chefredakteur der Musikzeitschrift Zillo, 1990

Keine unwesentlichen Spuren hinterließen hierbei die Lebensbedingungen, die speziell in den 1970er Jahren mit den als grau, kalt, trostlos und anonym empfundenen, in aller Eile aus dem Boden gestampften Hochhaussiedlungen eine neue Ära einläuteten und sich in den musikalischen Ausdrucksformen vieler Künstler widerspiegeln:

„Wir wohnten direkt im Mördermekka der Midlands, in Northampton. Es war eine einzige Leere, diese graue, hoffnungslose, nasskalte britische Inselmentalität. Nicht-Kultur. Wir waren mittendrin, und ‚In The Flat Field‘ (Anm.: das Bauhaus-Debüt) handelte direkt davon, in dieser gottlosen, flachen Landschaft zu leben, in diesem linearen, sich nirgendwo erhebenden Bewusstsein, das tatsächlich das Ergebnis dessen zu sein schien, was Nietzsche prophezeit hatte: den Tod Gottes.[45]

Peter Murphy, britischer Musiker und Sänger der Band Bauhaus

Damit einher ging der Versuch der Weltflucht aufgrund fehlender Zukunftsperspektiven und der als gefühlskalt und farblos wahrgenommenen Realität. Mit der Zielsetzung, als Musiker den Lebensumständen und der finanziellen Notlage zu entfliehen, boten viele Künstler nicht nur sich selbst ein Ventil für angestaute Emotionen, sondern auch zahlreichen frustrierten Jugendlichen dieser Zeit, die – enttäuscht vom Punk, der „das öde Grau hatte wegreißen wollen, letztendlich aber nur umgestaltet hatte“[45] – kein positives Lebensgefühl in den öden Arbeitersiedlungen und Trabantenstädten, inmitten ihrer zunehmend industriell zerstörten Umwelt, entfalten konnten.

Um das Verhältnis zur New-Wave- und Post-Punk-Bewegung und den damit verbundenen musikstilistischen Analogien weiterhin ersichtlich zu machen, entstanden im Laufe der Zeit mehrere Schlag- und Behelfswörter, die zwar die Namensbestandteile „-wave“ und „-punk“ in sich trugen, sich langfristig allerdings nicht durchsetzen konnten (siehe hierzu auch Namensherkunft). Erst Ende der 1980er Jahre, und durch Modifizierung des voranstehenden Adjektivs, etablierte sich die Bezeichnung für jenes neue Genre, das seine musikkulturellen Ausgangsformen um mehr als zwei Dekaden überlebte: aus „New Wave“ wurde „Dark Wave“.[46]

Künstler mit essentieller Bedeutung

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Joy Division

Joy Division zählten zu den bedeutendsten Künstlern aus dem Post-Punk-Umfeld und gaben der Entfaltung der Gothic-Rock- und Cold-Wave-Bewegung, speziell mit dem zweiten Album Closer von 1980, wichtige Impulse. Dieses Werk hebt sich deutlich von seinem Vorgänger ab und reflektiert den Gemütszustand des Sängers Ian Curtis wenige Wochen vor seinem Tod.[47] Vor allem westeuropäische Bands, wie die Cocteau Twins, Death in June, In the Nursery, Clair Obscur, Siglo XX oder auch Endraum, Gruppen, die später selbst einmal im Dark-Wave-Umfeld eine zentrale Rolle spielten, zeigten sich von der Musik von Joy Division inspiriert.

Bauhaus

Bauhaus gilt als die erste Gothic-Band überhaupt, auch wenn sie seitens der Presse oft als David-Bowie-Kopie belächelt wurde. Bedeutsam für die Dark-Wave-Bewegung war besonders die 1979er Debüt-Single Bela Lugosi’s Dead, eine Hommage an den Schauspieler Béla Ferenc Dezső Blaskó. Durch das 1981er Album Mask, mit Titeln wie The Passion of Lovers, Hair of the Dog und Hollow Hills, konnten Bauhaus ihren Status als „Godfathers of Goth“ festigen.[20] 1983 gelang der Gruppe mit She’s in Parties ein letzter Hit, bevor sie sich im Juli desselben Jahres infolge band-interner Differenzen auflöste.

The Cure

Ebenso wie Joy Division stammen The Cure aus der Post-Punk-Szene Englands und zählen seit Anfang der 1980er Jahre zu den Wegbereitern der Gothic-Rock- und Cold-Wave-Bewegung. Insbesondere die Alben Faith (1981) und Pornography (1982) stellen durch ihre in sich gekehrte und weltschmerzdurchtränkte Art einen merklichen Wandel gegenüber früheren Werken der Gruppe dar. Vergänglichkeit und Glaube sind dabei persistent wiederkehrende Themen.

The Sisters of Mercy

Als eines der Zugpferde der Leedser Post-Punk-Szene feierten The Sisters of Mercy ihren ersten größeren Erfolg mit der 1982er Single Alice. Nur ein Jahr später gelang der Band mit dem Titel Temple of Love der Durchbruch. Die tiefe Stimmlage Andrew Eldritchs und der Einsatz eines Drumcomputers formten die Band zur Ikone der zweiten Generation des Gothic Rock. Trotz mehrjähriger Bühnenabstinenz und der Hinwendung zum Hard Rock mit dem Album Vision Thing in den 1990ern behielt sie diesen Status bis in die Gegenwart bei.

Anne Clark

Anne Clark, eine der namhaften Künstlerinnen aus dem Spoken-Word-Umfeld, nutzte schon früh Literatur und Musik als Ausdrucksmöglichkeit. Ihr Debüt The Sitting Room von 1982, auf dem sie ihre Texte erstmals einer breiteren Masse musikalisch darbietet, enthält keine Hits, konnte allerdings in Teilen der Dark- und Electro-Wave-Szene durch seine getragene, introvertierte Grundstimmung deutlich Eindruck hinterlassen. Ihre größten Erfolge feierte Anne Clark anschließend mit Sleeper in Metropolis (1983) und Our Darkness (1984).

Xmal Deutschland

Die Hamburger Formation Xmal Deutschland startete ihre Karriere mit den Singles Schwarze Welt (1981) und Incubus Succubus (1982) auf Alfred Hilsbergs ZickZack-Label. Unter dem Banner der Neuen Deutschen Welle kreierte sie dabei als eine der ersten deutschen Bands Lieder im Gothic-Rock-Stil. Nach mehreren Konzerten mit den Cocteau Twins wurden Xmal Deutschland vom britischen Independent-Label 4AD unter Vertrag genommen und gewannen dadurch insbesondere im englischen Sprachraum an Popularität.

Dead Can Dance

Die australische Band Dead Can Dance veröffentlichte 1984 ihr gleichnamiges Debüt, das sich am Gothic-Sound der frühen 1980er orientierte, allerdings auch mit unkonventionellen Instrumenten, wie etwa einem Hackbrett in Frontier, aufwartete. Mit dem zweiten Werk Spleen and Ideal arbeitete das Duo erstmals vermehrt mit klassischen Arrangements. Auf den Einsatz gothictypischer Gitarren wurde weitgehend verzichtet. Die Abkehr von rock-orientierten Trackstrukturen und die Hinwendung zu monumentalen Klangwelten gipfelte 1987 in dem Album Within the Realm of a Dying Sun, einem für die Neoklassik wegweisenden Werk.

Clan of Xymox

Clan of Xymox aus den Niederlanden debütierten 1984 mit der EP Subsequent Pleasures. Neben dem Titel Going Round, der in Deutschland zu einem Untergrundhit aufstieg,[48] fand vor allem Moscovite Musquito reichlich Gehör und wurde – bedingt durch sein lockeres Gitarrenspiel – mehrfach mit der Musik von The Cure, New Order und Echo & the Bunnymen verglichen. Das 1986 veröffentlichte Werk Medusa wurde – trotz anfänglicher Bedenken – ein internationaler Erfolg. Titel wie Louise, Michelle und Agonised by Love avancierten zu Hits und steigerten den Bekanntheitsgrad der Band in Europa, Mexiko und Teilen der Vereinigten Staaten.

Depeche Mode

Nach der noch unbeschwerten, von Vince Clarke geprägten Synthie-Pop-Phase begann die Basildoner Electro-Wave-Formation Depeche Mode ab 1982 damit, auch nachdenklich stimmende Stücke wie Blasphemous Rumours zu komponieren und fand vornehmlich mit dem 1986er Album Black Celebration im New-Wave- wie auch im Dark-Wave-Umfeld gleichermaßen Anklang.[21] Einen wesentlichen Einfluss nahmen ihre Songs auf die frühen Veröffentlichungen von Silke Bischoff, Psyche oder Fading Colours. Architekt des eher düsteren Wave-Sounds von Depeche Mode war dabei nach der Vince Clarke-Zeit vor allem Gründungsmitglied Alan Wilder, der bis zum Verlassen der Band 1995 eine Vielzahl bekannter Depeche Mode-Lieder prägte.

Internationale Entwicklungen

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Deutschland / Schweiz

Neben den bereits erwähnten Xmal Deutschland gab es noch eine Reihe weiterer Künstler, die sich – zum Teil im Zuge der Neuen Deutschen Welle – an ihren britischen Vorbildern orientierten. Nennenswert sind dabei Geisterfahrer (Schatten voraus, 1980), Malaria! (Emotion, 1982), Die Unbekannten (Casualties, 1981), Leningrad Sandwich (Heat, 1982) oder auch Mona Mur & Die Mieter (Jeszcze Polska, 1982), eine Kooperation zwischen Mona Mur und Mitgliedern der Einstürzenden Neubauten. Mit dem Abklingen der Neuen Deutschen Welle konzentrierten sich Gruppen wie Belfegore (Belfegore, 1984), die zu einem Drittel aus der NDW-Band Nichts hervorgingen, Remain in Silence (Monument, 1985) aus Hannover, der Berliner Act Marquee Moon (Beyond the Pale, 1985) oder Asmodi Bizarr (Sun Sierra, 1985) aus Düsseldorf vermehrt auf die Vertonung englischsprachiger Liedtexte. Ebenfalls aus Düsseldorf stammen They Fade in Silence (Frozen Dreams, 1986) und das Quartett Stimmen der Stille, dessen erste und einzige LP (Morgenstern, 1987) auf Peter Heins Sneaky-Pete-Records-Label veröffentlicht wurde. Weitere Gruppen waren Moloko + (Fields of War, 1986), Parchment Prayer (Parchment Prayer, 1987) und Die-Gants (Fishing for Compliments, 1988) sowie Danse Macabre (Hold Me / She Believes, 1989), die Dark Wave mit Elementen aus dem Oi!-Punk vermischten. Auch die Schweiz konnte, simultan zur deutschlandweiten Entwicklung, einige Bands wie Mittageisen (Mittageisen, 1983), Red Rain Coat (In Between the Fronts, 1984) oder The Vyllies (Lilith, 1985) vorweisen.

Vereinigte Staaten

In den Vereinigten Staaten machte sich unterdessen eine Parallelerscheinung bemerkbar, wobei der Einfluss durch die europäische Kultur auf die amerikanische Musikszene stark umstritten ist. Der Westen der Vereinigten Staaten, insbesondere die Stadt Los Angeles, gilt dabei als frühe Hochburg des auch als „American Gothic“ bezeichneten Death-Rock. 1981 erfolgte hier die Reunion der Band Christian Death, die sich innerhalb kurzer Zeit einen skandalösen Ruf erspielte. Das einige Monate später veröffentlichte Debüt (Only Theatre of Pain, 1982) sorgte auf Anhieb für Aufsehen und wurde sogleich für den französischen Markt lizenziert. Mit Christian Death indirekt verbunden waren zu jener Zeit die Bands Super Heroines (Cry for Help, 1982) und Mephisto Walz (Mephisto Walz, 1986). Gruppen wie 45 Grave (Sleep in Safety, 1983) und Screams for Tina (Strobelight Funeral, 1986), die sich hauptsächlich in regionalen Kreisen einen Namen machen konnten, entstammen demselben Milieu.

Großbritannien

Die wichtigste Bezugsquelle hinsichtlich Musik- und Mode-Trends blieb jedoch Großbritannien. Erzielte zuvor die New-Romantic-Bewegung mit Künstlern wie Visage, Gary Numan oder Ultravox weltweit erste Erfolge, so trieb die Londoner Szene mit der im Juli 1982 eröffneten Diskothek „Batcave“ bereits neue Blüten. Als Veranstaltungsort für Waver, New Romantics und Psychobillies entpuppte sich das Batcave zwischen 1982 und 1983 zu einem Sammelpunkt für Gothic-Punk-Bands und zum Entwicklungsort der britischen Gothic-Szene. Künstler wie Robert Smith, Ian Astbury, Nick Cave oder Marc Almond waren im Batcave regelmäßig zu Gast, die Veranstaltungen organisierte Ollie Wisdom (Specimen). Im Dunstkreis dieser Lokalität traten Bands wie Alien Sex Fiend (Who’s Been Sleeping in my Brain, 1983), Play Dead (The First Flower, 1983), Sex Gang Children (Naked, 1982), The Southern Death Cult (The Southern Death Cult, 1982) oder Virgin Prunes (…If I Die, I Die, 1982) hervor. In der Mitte der 1980er führten vermehrt Bands wie The Sisters of Mercy (First and Last and Always, 1985) oder deren Kontrahenten Fields of the Nephilim (Burning the Fields EP, 1985) das Zepter, weitere Bands wie Red Lorry Yellow Lorry (This Today, 1984), The March Violets (Natural History, 1984), The Rose of Avalanche (First Avalanche, 1985), Ghost Dance (River of No Return, 1986), B·F·G (Paris/Amelia, 1987) oder Every New Dead Ghost (River of Souls, 1989) folgten.

Frankreich

Für Nordfrankreich gilt die Musik von Joy Division, The Cure oder Siouxsie and the Banshees als Initialzündung der Cold-Wave-Bewegung.[49] Sie existierte analog zur britischen New-Wave-Musik und lässt sich aufgrund ihrer Schneidigkeit und Kühle mit der Neuen Deutschen Welle oder bezüglich des Einsatzes von Moody-Slide-Gitarren mit dem frühen Gothic Rock vergleichen. Mit Künstlern wie KaS Product (By Pass, 1983), Trisomie 21 (Les Repos des Enfants Heureux, 1983), Clair Obscur (The Pilgrim’s Progress, 1986) oder Little Nemo (Private Life, 1988) wurde Cold Wave über französische Grenzen hinaus bekannt.

Spanien

In Spanien nahm die Dark-Wave-Bewegung 1981 mit den madrilenischen Formationen Décima Víctima und Parálisis Permanente ihren Anfang. Dies wurde durch den frühen Tod des Parálisis-Permanente-Sängers Eduardo Benavente († 14. Mai 1983) begünstigt,[50] der dortzulande einen ähnlichen Status als Leitfigur erlangte wie Ian Curtis. Nach der unvermeidlichen Zersplitterung von Parálisis Permanente im Jahre 1983, startete um 1985 mit der barcelonischen Band Los Humillados ein weiterer zentraler Vertreter der spanischen Szene.[50]

Griechenland

Von der britischen Musikkultur weiterhin inspiriert, zeigte sich Griechenland, wo – nach einigen Konzerten renommierter Bands wie Bauhaus, The Cure und Depeche Mode – besonders in der Hauptstadt Athen Gruppen wie Villa 21 (Ghost on the Move, 1983), The Reporters (Bare Hands, 1983), Forward Music Quintet (The Mystery of a Dying Species, 1983), Art of Parties (Last Time / Central Room, 1984), South of No North (Lacrimae Christ!, 1984), Metro Decay (Υπέρβαση, 1984), Fear Condition (… ’Till Night Comes Again, 1986), Film Noir (Never Ending Dream, 1986) oder Slow Motion (This Slow Motion, 1988) den Stein ins Rollen brachten.[51]

Britische Regression und deutscher Auftrieb

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Ab der Mitte der 1980er Jahre flaute der New-Wave-Boom allmählich ab. Die Dark-Wave-Bewegung selbst blieb größtenteils im Untergrund erhalten und wurde durch Künstler wie The Sisters of Mercy (Floodland, 1987), Dead Can Dance (Within the Realm of a Dying Sun, 1987), Fields of the Nephilim (Dawnrazor, 1987) oder The Cure (Disintegration, 1989) zusätzlich von oben herab bestärkt.

Das musikspezifische Interesse der Wave-Bewegung verlagerte sich allerdings sehr bald auf etliche, vor allem deutsche Newcomer-Bands wie Deine Lakaien, Girls Under Glass, Pink Turns Blue oder Love Like Blood, die den Weg in die 1990er Jahre ebneten und überdies die dunklen und melancholischen Klänge intensivierten. Künstler wie Gunnar Eysel, Bassist der 1988 gegründeten Formation Love Like Blood, bestätigen: „Da schreiben uns Leute, die sagen, aus Deutschland kämen momentan die besten Dark-Wave-Bands.“[52]

Auftrieb und Regression (1990–1999)

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Dark Waver in einer Disco in Bayern 1997

Derweil verringerte sich die Anzahl der französischen Cold-Wave-Bands erheblich. Im Gegensatz dazu erlebte der deutsche Raum aufgrund der Deutschen Einheit und infolge der Herausbildung der Neuen Deutschen Todeskunst, mit Künstlern wie Das Ich, Goethes Erben oder Relatives Menschsein, einen deutlichen Aufschwung. Jenseits jeglicher Trends und völlig unbeeindruckt von zeitgemäßen Entwicklungen wie Grunge, Britpop oder Techno, traten unzählige junge Projekte wie Silke Bischoff, Garden of Delight, Diary of Dreams, Sopor Aeternus, Chandeen oder Love Is Colder Than Death in das Licht der Öffentlichkeit und führten die klangliche Vielfalt der späten 1980er Jahre zielstrebig fort. Als Bestseller entpuppten sich die Veröffentlichungen von Project Pitchfork, The Eternal Afflict, Wolfsheim und den Deine Lakaien.[53]

„Der Trend ist eindeutig: Die großen Star-Bands verschwinden immer mehr aus dem Rampenlicht, während eine Vielzahl junger Nachwuchsbands sich stetig wachsenden Interesses seitens des Szene-Publikums erfreut. Und ohne unangenehmes Gefühl darf gesagt werden, dass Deutschland momentan das absolute Zentrum der Wave-Musik ist.“

Oliver Köble: Redaktionsleiter und Herausgeber des Glasnost Wave-Magazins, Juli 1991[54]

Hauptsächlich im Untergrund erfolgreich blieben Passion Noire, Catastrophe Ballet, Soul in Isolation, Ghosting, Morbus Kitahara, Phallus Dei, Lady Besery’s Garden, Drown For Resurrection, La Morte de la Maison, Moonchild, Printed at Bismarck’s Death, La Floa Maldita, Stoa oder The House of Usher.

Einen gewissen Einfluss übten zu dieser Zeit Künstler wie Death in June oder Sol Invictus auf die deutsche Wave-Szene aus. Nachdem der Neofolk seit seiner Grundsteinlegung zunächst ein Schattendasein führte, übernahmen deutsche Nachwuchsgruppen wie Annabelle’s Garden, Silke Bischoff oder In My Rosary die Idee einer rein akustischen Instrumentierung, Bands wie Engelsstaub, Swans of Avon, Canticum Funebris und Hekate verknüpften den Neofolk mit Neoklassik- und Electro-Wave-Elementen oder verbanden ihn mit konventionellem Gothic Rock.

Diese Blütezeit stoppte in Deutschland zwischen Mitte und Ende der 1990er Jahre, nachdem die Popularität genrefremder Musikbereiche, wie Mittelalter-Rock oder Symphonic Metal, stieg oder anfänglich traditionsbewusste Wave-Bands stilistisch andere Wege gingen. Love Like Blood, Garden of Delight, Girls Under Glass und Catastrophe Ballet griffen verstärkt auf Metal-Elemente zurück, andere Gruppen, wie Fortification 55, Project Pitchfork, The Eternal Afflict oder Love Is Colder Than Death, wandten sich Bereichen wie Trance und Electronica zu oder stellten ihre Aktivitäten vorläufig ein. Während Länder wie Italien oder die Vereinigten Staaten von diesem Phänomen zunächst unberührt blieben, wurde die Dark-Wave-Bewegung in Deutschland mehr und mehr zur Seite gedrängt und gilt aufgrund des Mangels an musikalischen Leitfiguren seit Ende desselben Jahrzehnts im Wesentlichen als erloschen.

Norditalien brachte mit Ataraxia, Black Rose, Camerata Mediolanense, Ordo Equitum Solis und The Frozen Autumn fünf Projekte hervor, die sich – neben den Vorkämpfern Kirlian Camera – international behaupten konnten. Anhand der Compilation-Serie Intimations of Immortality wird erstmals die Spanne und Lebhaftigkeit der italienischen Untergrundszene sichtbar. Etwa zur selben Zeit etablierten sich amerikanische Künstler wie This Ascension, Lycia, Love Spirals Downwards, Trance to the Sun oder Faith and the Muse, gefolgt von Requiem in White (und deren Nachfolgeband Mors Syphilitica), Bleeding Like Mine und The Machine in the Garden. Spanien florierte mit Gruppen wie Gothic Sex, Ecodalia und Remembrance, mit den Los Humillados erreichte eine der ältesten Bands kurzzeitige Popularität über spanische Grenzen hinaus.

Nach dem Abklingen der Cold-Wave-Ära in Frankreich schaffte nur eine geringe Anzahl genrespezifischer Künstler den Sprung in die 1990er, insbesondere Collection d’Arnell-Andrea und Opera Multi Steel. Es formierten sich vermehrt Acts aus dem Gothic-Rock-Umfeld, Corpus Delicti, Dead Souls Rising, Lucie Cries und The Brotherhood of Pagans waren einige der wenigen neuen Projekte, die länderübergreifend einen hohen Bekanntheitsgrad erlangten. Bis Ende der 1990er Jahre veränderte sich ein Teil dieser Bands stilistisch oder verschwand nahezu vollständig in der Versenkung. Drei weniger rocklastige Projekte aus dem französischen Raum sind hingegen Alan Woxx, Eros Necropsique und Rosa Crux. Letzteres ist seit seiner Gründung im Jahre 1984 auch heute noch als Musik- und Performance-Gruppe aktiv.

Vorerst auf Teile Westeuropas und Nordamerikas beschränkt, entfaltete sich Dark Wave in den 1990er Jahren zu einer weltweiten Bewegung. So konnten Finnland mit den Two Witches, Polen mit den Fading Colours, Nordirland mit This Burning Effigy, Rumänien mit Arc Gotic oder Australien mit der Band Ikon qualitativ an tonangebende Länder anknüpfen. Mit The Breath of Life und The Dreamside machten Belgien und die Niederlande abermals von sich Reden, nachdem dort bereits in den 1980ern Künstler wie Siglo XX, Clan of Xymox oder The Essence erste Erfolge feierten.

Vereinzelte Hochphasen (2000 bis 2009)

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Ende der 1990er und nach der Jahrtausendwende trat der Neofolk zunehmend aus dem Untergrund hervor. Forseti, :Of the Wand & the Moon:, Hagalaz’ Runedance, Orplid und viele andere Künstler verhalfen dem Stil zu seiner Popularität. Mit dem Erfolg gingen auch kritische Auseinandersetzungen um eine mögliche rechtsextreme Ausrichtung des Musikstils einher. Einige Vertreter des Stils wurden von populären DJs, Festivals und Zeitschriften der Schwarzen Szene zunehmend gemieden. Mitunter führte der Mangel an Öffentlichkeit dazu, dass der Erfolg des Neofolk abnahm und die Musik erneut als beständige Untergrunderscheinung erhalten blieb.

Ebenfalls Erfolgreich in der ersten Hälfte der 2000er Jahre wurde das Neoklassik-Genre, das erst im Verlauf der Dekade nach der Jahrtausendwende einen merklichen Auftrieb verzeichnete. Musikprojekte wie Arcana, Artesia, Dargaard, Gothica, Les Secrets de Morphée und Ophelia’s Dream beschritten europaweit den Weg, den Dead Can Dance, In the Nursery oder Stoa einstmals ebneten. Mit Artemis konnte wiederholt auch ein australischer Vertreter der Neoklassik Anklang finden. In der zweiten Hälfte der 2000er Jahre nahm der Einfluss aus Welt- und Ambientmusik bei vielen Vertretern des Genres zu und einige der Hauptvertreter, darunter Elend, Dark Sanctuary und WeltenBrand, stellten zum Ende der Dekade ihre Tätigkeit zumindest vorübergehend ein. Woraufhin auch Neoklassik zum Ende der Dekade kaum mehr wahrgenommen wurde.

Gleichzeitig bildete sich die Dark-Wave-Bewegung auf internationaler Ebene weiter zurück. Dieser Umstand wurde zusätzlich durch Künstler wie Kirlian Camera, Diary of Dreams, Love Spirals Downwards, The Machine in the Garden oder Sophya begünstigt, die ihre Kompositionen um genrefremde Elemente aus den Bereichen Trip-Hop, Techno und Electronica erweiterten. Auch die Grenzen zwischen Ethereal und Shoegazing verblassten über die Jahre, sodass Gruppen wie Autumn’s Grey Solace, Tearwave oder Aenima oftmals beiden Genres zugeordnet wurden. Als in den Jahren 2002 und 2003 auch führende Bands wie Lycia, Trance to the Sun und This Ascension ihre musikalischen Aktivitäten einstellten, erlosch Ethereal als eigenständige Teilströmung der Dark-Wave-Bewegung binnen kürzester Zeit.

Simultan dazu erlebte der Gothic Punk ein Revival im alten Stil; Gruppen wie Cinema Strange, Chants of Maldoror, Scarlet’s Remains, Frank the Baptist oder Bloody Dead and Sexy knüpfen an die Wurzeln des Genres im Punk an und verbinden den frühen Gothic Rock mit den Produktionsmöglichkeiten der Zeit. Viele dieser Bands werden unter der Bezeichnung Death-Rock vermarktet, obwohl sie stilistisch primär in der britischen Batcave-Szene der frühen 1980er verankert sind.

Entwicklung bis zur Gegenwart (2010 bis heute)

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Mit The Spoils, der Debütveröffentlichung von Zola Jesus im Jahr 2009, wurde in dem häufig Witch House genannten Stil eine vom Dark Wave beeinflusste Spielart der Popmusik erfolgreich. Die meist elektronische Musik von Zola Jesus vereinte dabei Einflüsse aus Electro Wave, Gothic Rock, Shoegazing, Trip-Hop und Post-Punk. Dabei ordnet sich das Gros der Witch-House-Interpreten eher der elektronischen Popmusik unter. Annähernd gleichzeitig etablierten sich neue internationale Vertreter des Dark Wave. Insbesondere der Electro Wave und der Gothic Rock wurden erneut beliebt. Unter anderem trugen das New Yorker Label Minimal Wave Records, das griechische Label Fabrika Records sowie das finnische Label Gothic Music Records und die mit Bandcamp geschaffenen neuen virtuellen Vertriebsstrukturen dazu bei, dass sich internationale Künstler des Dark Waves besser vermarkten ließen. Neue lokale Szene blieben hingegen weitestgehend aus. Der Electro Wave keimte ab 2011 durch europäische Projekte wie Linea Aspera, Phosphor, Minuit Machine, Hante, She Spread Sorrow, und Sixth June oder die schon zuvor aktive Molly Nilsson wieder auf. Im Gothic Rock etablierten sich unterschiedliche internationale Vertreter, insbesondere She Past Away aus der Türkei, Soror Dolorosa aus Frankreich und Ascetic aus Australien. Ebenso erlangte das Cold-Wave-Duo Lebanon Hanover besondere Aufmerksamkeit.

Hinzu kam auch der Erfolg des aus San Diego stammenden Duos Prayers, welches ihren vom Electro Wave beeinflussten Stil, mit lyrischen Bezügen zum lateinamerikanischen Gangdasein, als Cholo Goth bezeichnen. Mit zunehmendem Erfolg orientierten sich Prayers vermehrt an elektronischer Popmusik. Indes prägten Projekte wie die Gothic-Rock-Projekt This Cold Night und The Rope oder Dark-, Cold- und Electro-Wave-Projekte wie Death Loves Veronica, Tearful Moon, Blind Delon, Forever Grey und Boy Harsher eine Fortführung einer US-amerikanischen Dark-Wave-Szene.

Genrespezifische Untergliederung

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Ebenso wie New Wave ist Dark Wave eine Epoche mit mehreren, musikstilistischen und regionalen Ausprägungen. Dieser Epoche werden prinzipiell Stilformen zugewiesen, die Ende der 1970er- und über die 1980er-Jahre hinweg verteilt entstanden sind. In den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren kam es vermehrt zu Überlagerungen der Genres untereinander, da viele Künstler von nun an aus der stilistischen Vielfalt des vorangegangenen Jahrzehnts schöpfen konnten. Die Musik dieser Künstler ist infolgedessen nur schwer rubrizierbar und wird hilfsweise mit der Bezeichnung „Dark Wave“ grob umschrieben. Ein Beispiel hierfür ist die Band Endraum, die sowohl neoklassische Elemente als auch Joy-Division-typische Gitarren in ihrer Musik vereinte (bspw. in Regentanz).

Einige Richtungen, wie beispielsweise der Neofolk, verstehen sich heute als unabhängige Genres mit eigenständiger Subkultur, obgleich sie sich aufgrund zahlreicher stilistischer Verschränkungen nicht eindeutig aus dem Dark-Wave-Kontext heraustrennen lassen.

Cold Wave (engl. cold = ‚kalt‘, ‚kühl‘, wave = ‚Welle‘) ist eine sporadisch gebräuchliche Bezeichnung für Post-Punk-Gruppen der 1980er-Jahre, deren Musik durch den dezenten Einsatz von Synthesizern als kühl oder weniger lebhaft wahrgenommen wurde. Als Initiatoren der Bewegung gelten britische Musikgruppen wie Joy Division oder The Cure. Die Bezeichnung selbst war in Frankreich – unter anderem in Zusammenhang mit der Plattenfirma New Rose Records oder deren Sublabel Lively Art Records – geläufig. Einen Überblick über das musikalische Output im französischen Raum verschaffen die Kompilationen L’Appel de la Muse (1990) und Transmission 81–89· The French Cold Wave (2005), mit namhaften Künstlern wie Clair Obscur, Norma Loy, Guerre Froide, Asylum Party, Little Nemo oder Opera Multi Steel.

Anderen Quellen zufolge implizierte Cold Wave auch Stilformen wie Minimal Electro oder Electro Wave. So lässt das Wave-Magazin Glasnost im Jahre 1990 verlauten: „Cold Wave: Elektronische Klangkunst, deren Wärme in ihrer Kälte liegt.“[55] Dies war eine Anspielung auf die häufig als charmant empfundenen, analogen Synthesizer-Klänge der 1980er Jahre.

Eine großflächige Verbreitung über Frankreich hinaus erfuhr der Begriff „Cold Wave“ allerdings nie, was offenbar auf seine unpräzise Aussage zurückzuführen ist. Zwar gab es in anderen westeuropäischen Ländern ähnliche Gruppen, die sich dem Genre zuordnen lassen, wie Siglo XX, And Also the Trees, Passion Noire oder Pink Turns Blue. Im innerdeutschen Raum sprach man jedoch überwiegend von „Gitarren-Wave“ bzw. in vereinfachter Form lediglich von „Wave“ und deckte damit auch den frühen Gothic Rock ab.

Bedeutende Vertreter waren: Clair Obscur · Norma Loy · Guerre Froide · Résistance · Trisomie 21 · Martin Dupont · KaS Product · Excès Nocturne · Asylum Party · Opéra de Nuit · Little Nemo.

Electro Wave diente bis Mitte der 1990er Jahre als Bezeichnung für Kompositionen, die – innerhalb der Wave-Bewegung – schwerpunktmäßig durch Synthesizer, Sequenzer und Drumcomputer erzeugt wurden. Man fasste hierbei die Musik von Künstlern wie Anne Clark, Gary Numan, Depeche Mode,[56] The Human League, John Foxx und Invisible Limits[57] zusammen. Hinzu trat seit der zweiten Hälfte der 1980er eine Reihe weiterer Bands, wie Deine Lakaien, Poésie Noire, The Fair Sex, The Eternal Afflict,[58] Metronic,[59] Project Pitchfork, Individual Industry oder Drown for Ressurection.[60]

Electro Wave lenkte jedoch nur bedingt in das Dark-Wave-Umfeld. Den Grund für eine Zuordnung bilden in erster Linie die betrüblichen Klänge von Alben wie The Sitting Room von Anne Clark (1982), Black Celebration von Depeche Mode (1986), das 1989er-Werk The Influence von Psyche[61] oder die selbstbetitelte Mini-LP Kirlian Camera von Kirlian Camera (1981).

Nichtsdestoweniger bezogen zahlreiche Musiker, wie Fortification 55, Second Voice, The Mao Tse Tung Experience oder The Invincible Spirit, ihre Haupteinflüsse aus dem Synth-Pop- bzw. EBM-Bereich und agierten somit genre-übergreifend.

Bedeutende Vertreter: Anne Clark · Kirlian Camera · Deine Lakaien · Psyche · Project Pitchfork · The Eternal Afflict · Silke Bischoff (Debüt) · The Frozen Autumn.

Ethereal (engl. ethereal = ‚ätherisch‘), auch Ethereal Wave[62] oder fälschlich Etheric Wave[63][64] genannt, ist ein überwiegend in den USA verbreitetes Genre, das sich auf Künstler wie Cocteau Twins, The Cure und die frühen, gitarrenlastigen Dead Can Dance beruft. Kategorisiert werden darunter primär verhallte, meist unter Einsatz eines Effektgerätes erzeugte Gitarrenklänge in Zusammenspiel mit weiblichem Gesang. Die Musik ist mit den Stilen Gothic Rock und Cold Wave verwandt (so ist der Einsatz der Bassgitarre bei allen drei Stilen nahezu identisch) und gilt allgemein als sphärisch,[65] verhalten und weltentrückt, wodurch sie den Namen „Ethereal“ erhielt.[66]

Als Urheber des Ethereal werden die Cocteau Twins betrachtet.[64] Ursprünglich aus dem Gothic-Rock-Umfeld stammend, wandten sie sich 1983 einem verlangsamten und deutlich effektreicheren Klangbild zu, das mit Stücken wie Five Ten Fiftyfold, The Spangle Maker, Rococo, Otterley, Pink Orange Red, Ribbed and Veined oder Great Spangled Fritillary um 1985 vorläufig seinen Höhepunkt fand.

Ende der 1980er-Jahre startete eine Welle von Ethereal-Bands in den USA. Labels wie Projekt Records und Tess Records widmeten sich im folgenden Jahrzehnt dem Ethereal und nahmen Gruppen wie This Ascension, Lycia, Love Spirals Downwards oder Trance to the Sun unter Vertrag. Überlagerungen gibt es insbesondere mit Shoegazing und Dream Pop, Richtungen, die sich in England simultan herausbildeten und mit Bands wie My Bloody Valentine und Slowdive zu Beginn der 1990er-Jahre eine Blütezeit erlebten.

In den späten 1990ern verebbte der Ethereal allmählich und wurde nur noch durch wenige Bands, wie Autumn’s Grey Solace (Riverine, 2005), Stare (Haunted, 2000), Aenima (Sentient, 2003), Tearwave (Tearwave, 2007) oder lovesliescrushing (Shiny Tiny Stars, 2012) repräsentiert.

Bedeutende Vertreter: Autumn’s Grey Solace · Faith & Disease · Love Spirals Downwards · Lycia[67] · Siddal[68] · Soul Whirling Somewhere · Trance to the Sun.

Bauhaus, hier bei einem Auftritt 2006, gelten als eine der Hauptvertreter des Gothic Rock

Der Gothic Rock entwickelte sich Ende der 1970er im Umfeld der britischen Post-Punk-Szene. Dieser Stil war in seiner Frühphase noch stark vom rohen Sound und von der Attitüde des Punk geprägt und wies in seiner Bandbreite Psychedelic- und Glam-Rock-Elemente auf. Vor allem der Psychedelic-Rock-Anteil trat ab der Mitte der 1980er deutlicher hervor und zieht sich bis in die 1990er Jahre wie ein roter Faden durch die Geschichte des Gothic Rock. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass die Bezeichnung Gothic Rock bereits 1967 in einem Bericht über die Psychedelic-Rock-Band The Doors Erwähnung findet.[69]

Zu den Wegbereitern des Gothic Rock zählen Gruppen wie Bauhaus, Joy Division, Siouxsie and the Banshees und The Sisters of Mercy, später traten Bands wie Fields of the Nephilim hinzu, die einen leicht hard-rock-beeinflussten Stil pflegten. In den folgenden Jahren waren es Gruppen wie Love Like Blood, Garden of Delight, The Tors of Dartmoor und Rosetta Stone, die diese Spielart weiterführten, ehe der Gothic Rock ab Mitte der 1990er Jahre durch dark-wave-untypische Stilformen (Metal, Elektro, Mittelalterrock usw.) aus dem Rampenlicht verdrängt wurde.

Anmerkung: Die Bezeichnung „Gothic Rock“ konnte sich in England bis 1983 nicht weitläufig etablieren, sodass in regionalen Kreisen und auf dem europäischen Festland vorerst die Begriffe „Post-Punk“, „Positive Punk“,[70] „Wave“ bzw. „Dark Wave“ kursierten.

Bedeutende Vertreter: Bauhaus · Siouxsie and the Banshees · Xmal Deutschland · The Southern Death Cult · The Sisters of Mercy · Fields of the Nephilim · Marquee Moon · The House of Usher.

Der Neofolk, mit seinen zahlreichen Querverbindungen zur Post-Industrial-Szene, bildet das umstrittenste Genre innerhalb der Dark-Wave-Bewegung.

Death in June begründeten den Stil in den 1980ern,[71] obgleich die musikalische Ausrichtung der Band anfangs nicht klar definiert war. Diese pendelte zunächst zwischen Post-Punk, Electro Wave, Folk und Post-Industrial, bevor sie endgültig in einem einheitlichen Stil kulminierte. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei das in der Mitte der 1980er-Jahre veröffentlichte Album Nada!. Dieses Werk gilt aufgrund seiner Vielfalt als wegweisend für weitere Künstler aus dem Dark-Wave-Umfeld und präsentiert die ersten Songs im Neofolk-Gewand.

Neofolk-Kompositionen entstehen hauptsächlich durch die Verwendung von Akustikgitarren und Trommeln und den Einsatz von Samples und Synthesizern, die vorrangig der Untermalung dienen. Die Texte widmen sich Themen wie Magie, Esoterik, Heidentum, Runenlehre, Religion (Eschatologie) und Poesie, aber auch Anleihen aus der Zeit des Nationalsozialismus bilden bei einigen Neofolk-Projekten ein tragendes Element und werden ästhetisiert in Szene gesetzt, wodurch der Stil häufig in Kritik gerät.

Bedeutende Vertreter: Death in June · Sol Invictus · Current 93 · Forseti · Hagalaz’ Runedance · Of the Wand & the Moon.

Bacio di Tosca

Die Neoklassik schöpft stilistisch aus mehreren Epochen der Musik, oft in Zusammenspiel mit weiblichem, opernhaftem Gesang (Sopran, Mezzosopran), seltener Madrigal. Inspiriert durch verschiedene Stilmittel und Komponisten der Romantik, der Alten Musik oder der Neuen Musik, handelt es sich bei den Musikstücken überwiegend um elektronisch generierte oder semi-akustische Eigenkompositionen, nur selten wird dabei überliefertes Material neu interpretiert.

Der Ursprung der Neoklassik geht auf Gruppen aus dem Post-Punk- und Gothic-Rock-Umfeld zurück, die auf der Basis der DIY-Philosophie versuchten, ihre Songs durch klassische Arrangements zu untermalen, indem sie stufenweise auf klassisches Instrumentarium zurückgriffen oder Library-Sound-Samples in ihre Kompositionen einarbeiteten. Dazu zählten beispielsweise The Venomettes (The Dance of Death, 1983), deren Mitglieder unter anderem bei Siouxsie and the Banshees, Anne Clark, Peter Murphy, Virgin Prunes, Sex Gang Children oder The Glove mitwirkten, und This Mortal Coil (Waves Become Wings, 1984). Als früheste, vollständig im neoklassischen Stil produzierte Veröffentlichungen gelten das Album Stormhorse von In the Nursery aus dem Jahre 1987 sowie das im selben Jahr veröffentlichte Werk Within the Realm of a Dying Sun von Dead Can Dance, auf dem Instrumente wie Violine, Cello, Trompete, Posaune, Oboe und Militärtrommel („Military Snare“) Verwendung fanden.

In den 1990ern wurde dieses Konzept hauptsächlich mithilfe von Synthesizern fortgeführt, weit verbreitet ist inzwischen auch der Einsatz von Library-Sound-Samples (Kirchenglocken, Pizzicato, Orchestral-Samples). Überlagerungen existieren dadurch insbesondere mit Stilen wie Martial Industrial, Ritual und Dark Ambient.

Früheste Erwähnungen der Neoklassik in Zusammenhang mit Bands wie In the Nursery gehen bis auf das Jahr 1988 zurück.[72] Trotz ihres Namens und verschiedener Einflüsse durch Komponisten wie Igor Fjodorowitsch Strawinski ist sie nicht mit dem Neoklassizismus verwandt.

Bedeutende Vertreter: Dead Can Dance · In the Nursery · Stoa · Dargaard · Ophelia’s Dream · Arcana · Love Is Colder Than Death · Elend · Dark Sanctuary · Artesia.

Neue Deutsche Todeskunst

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Das Ich gelten als wichtiger Interpret und Mitinitiator der NDT

Ab dem Ende der 1980er bildete sich im Süden Deutschlands die Neue Deutsche Todeskunst (kurz NDT) heraus, ein deutschsprachiger Zweig der Dark-Wave-Bewegung, bei dem poetisch, teils metaphorisch durchsetzte Liedertexte mit betontem Sprechgesang vorgetragen wurden. Die Auseinandersetzung mit Themenbereichen wie Tod, Vergänglichkeit, Ängste und Isolation bildete hierbei einen wesentlichen Bestandteil, als Anreiz dienten unter anderem der literarische Surrealismus, die philosophischen Werke von Friedrich Nietzsche, sowie skeptizistische oder gar nihilistische Weltanschauungen.

Eine feste musikalische Ausrichtung gab es in diesem Fall nicht. Gewöhnlich wurden Elemente aus Gothic Rock und Electro Wave verarbeitet, auch wurden Einflüsse aus der Neoklassik, der Avantgarde oder dem Post-Industrial (Einstürzende Neubauten) oftmals miteinander vermengt. Konträr dazu gibt es Songs, bei denen die Musik verstärkt in den Hintergrund tritt. Diese ähneln wiederum einer Art Hörspiel oder Musiktheater.

Bereits in der Mitte der 1990er-Jahre geriet die Neue Deutsche Todeskunst vor allem durch die Stiländerung ihrer Hauptvertreter (zum Beispiel Das Ich, Goethes Erben und Lacrimosa) in Vergessenheit. Sie gilt dabei als die letzte im Dark-Wave-Umfeld entstandene Form der Musik.

Bedeutende Vertreter: Das Ich · Goethes Erben · Lacrimosa · Relatives Menschsein · Endraum · Illuminate · Misantrophe · Christian Dörge · eXplizit einsam.

Ab der Mitte der 1980er Jahre entstanden mehrere kulturelle und musikalische Stilhybride die unter dem Einfluss des Dark Wave standen. Insbesondere im Hardcore Punk und Post-Industrial fanden Überlagerungen, aber auch frühe Parallelentwicklungen statt deren Zuordnung zum Dark Wave strittig blieb.

In den Vereinigten Staaten entwickelte sich in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren im musikalischen Untergrund von Los Angeles mit dem Death-Rock, ein Genre das parallel zum Gothic Punk entstand und ähnliche Spielformen bemühte.[73]

In der BRD und in der DDR entstand in den frühen 1980er Jahren „aus den Dunstkreisen meist punkorientierter Bands“ ebenfalls eine parallele Musikentwicklung zum Gothic Rock und Gothic Punk, die Ideen von Joy Division, Bauhaus und Siouxsie and the Banshees aufgriff. Der von Gruppen wie Fliehende Stürme und EA80 repräsentierte Depro-Punk wurde dabei kulturell mehr Punk und Hardcore Punk zugerechnet als der Wave- und Gothic-Szene.[74]

Bedeutende Vertreter: (Death-Rock) Christian Death · TSOL · 45 Grave · Rudimentary Peni · The Flesh Eaters (Depro-Punk) Abwärts · Fliehende Stürme · EA80 · Rosengarten · Die Art

Post-Industrial

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Künstler des Post-Industrial verschmolzen in den 1980er und 1990er Jahren Elemente und Ideen des Industrial mit Stil-Facetten, die sie dem Dark Wave und der Gothic-Szene entnahmen. Darunter rechnet der Kulturwissenschaftler Marcus Stiglegger den „apokalyptisch anmutenden und Tiefbassbasierten“ Dark Ambient ab der Mitte der 1980er, gefolgt von dem Ende der 1980er um das Label Cold Meat Industry entstanden Death Industrial und dem „betont martialischen“ Martial Industrial, der in den frühen 1990ern unter anderem Ideen von In the Nursery und Laibach aufgriff.[75]

Bedeutende Vertreter: (Dark Ambient) Lustmord · Nocturnal Emissions · Zoviet France · Raison d’être · Endvra (Death Industrial) In Slaughter Natives · Brighter Death Now · Megaptera · Maschinenzimmer 412 · Atrax Morgue (Martial Industrial) The Moon Lay Hidden Beneath a Cloud · Allerseelen · Der Blutharsch · Blood Axis · In the Nursery

Entwicklungsstufen / Popularität

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Die grauen Balken kennzeichnen die Entstehung und – mit Hilfe der Balkenlänge – die Dauer der Popularität einer musikalischen Strömung. Alle Angaben beziehen sich auf annähernde Werte, Abweichungen sind daher möglich.

  • 4AD
  • Alea Jacta Est
  • Alice in…
  • Apocalyptic Vision
  • Apollyon Rekordings
  • Beggars Banquet
  • Creep Records
  • Danse Macabre
  • Dark Star
  • Dion Fortune Records
  • Discordia
  • Energeia
  • Glasnost Records
  • Gymnastic Records
  • Hyperium Records
  • Middle Pillar
  • New Rose Records
  • Nyctalopia Records
  • Palace of Worms
  • Projekt Records
  • Radio Luxor
  • Resurrection Records
  • Sounds of Delight
  • Talitha Records
  • Tess Records
  • World Serpent

Einen wichtigen Stellenwert nimmt das britische Independent-Label 4AD ein, das in den 1980ern mit seinen Veröffentlichungen bedeutenden Einfluss ausübte. Hier erschienen die Alben von Cocteau Twins (Head over Heels, 1983), Dead Can Dance (Dead Can Dance, 1984), This Mortal Coil (It’ll End in Tears, 1984), Clan of Xymox (Medusa, 1986) oder Pieter Nooten & Michael Brook (Sleeps with the Fishes, 1987).

Plattenfirmen wie Hyperium Records oder Projekt Records sind offenkundig durch das Output von 4AD inspiriert worden, speziell auch in Hinsicht auf die graphischen Umsetzungen Vaughan Olivers.

Das Mutterlabel von 4AD war Beggars Banquet, die Plattenfirma, die sich für die Alben von Gothic-Größen wie The Southern Death Cult, Bauhaus und den Fields of the Nephilim verantwortlich zeichnet.

Das französische Label Alea Jacta Est richtete seine Aufmerksamkeit zunächst auf Compilation-Veröffentlichungen von Künstlern aus dem Cold-Wave- und Gothic-Rock-Umfeld und konnte bereits mit der fünfteiligen Sampler-Reihe L’Appel de la Muse schnell Interesse erwecken. Die 1988 von Olivier Paccaud (Lucie Cries) ins Leben gerufene Plattenfirma, die mit Gruppen wie Clair Obscur, Nuit d’Octobre, Decades oder Mémoires d’Automne aufwarten konnte, stellte in der Mitte der 1990er Jahre ihre Labelarbeit ein.

Bis in die frühen 1990er Jahre hinein existierte eine aktive und europaweite Tape-Szene. Mit dem Tape als kostengünstiges Speichermedium lag der Verkauf und die freie Verfügbarkeit in den Händen der Musiker. Um die Musik der jeweiligen Künstler konzentrieren und besser vermarkten zu können, wurden Tape-Labels ins Leben gerufen. Einige der Labels, die sich über einen längeren Zeitraum erfolgreich etablieren konnten, waren Pleasantly Surprised, IndepenDance, No Control Torture, Beton Tapes, Gorkon Recordings oder Grabaciones Góticas.

Das schottische Label Pleasantly Surprised wurde 1982 gegründet und zählte neben Künstlern wie Cocteau Twins, Bauhaus, Death in June, The Wake, Pink Industry, The March Violets, Dead Can Dance und In the Nursery auch Bands außerhalb des vereinigten Königreichs, unter anderem Clair Obscur und Xmal Deutschland, zu seinem Repertoire. 1986 ging das Label in der Plattenfirma Cathexis Recordings auf.[76]

No Control Torture war das in Koblenz beheimatete Label von Wolfgang Scholz (The Torturer Magazine, später bei The Gothic Grimoire aktiv). Auf diesem Tape-Label erschienen seit 1990 Titel von Ataraxia, Ghosting, Derrière le Miroir, Alan Woxx, Maeror Tri, Die Laughing, The Venus Fly Trap oder Beyond the Wall of Sleep. Etwa gleichzeitig gründete der Hamburger Alexander Pohle das Label Beton Tapes und anschließend Gorkon Recordings, auf denen mit Künstlern wie Ataraxia, Ghosting, Every New Dead Ghost, Two Witches, Lore of Asmoday, The Evasion on Stake, Sopor Aeternus & the Ensemble of Shadows, Rosa Crux, Blooding Mask, Chandeen, The House of Usher oder Remain In Silence bis in die Mitte der 1990er Jahre weit über 100 Tape-Veröffentlichungen erschienen.

Trotz der seit Mitte der 1980er Jahre bestehenden Dark-Wave-Bewegung in Spanien, blieb die Szene in Großstädten wie Barcelona und Madrid bis heute relativ klein. Einen wichtigen Anlaufpunkt bot das barcelonische Label Grabaciones Góticas, das sich bis in die 1990er Jahre auf Kassettenveröffentlichungen beschränkte, da sich die Produktion einer CD in Spanien als äußerst teuer erwies. Bands wie Los Humillados (Dark Archives 1985–1995, 1997), Gothic Sex (Divided We Fall, 1994) oder Ecodalia (Angel’s Glamour, 1995) fanden hier Unterschlupf.[50]

Veröffentlichungen mit Schlüsselqualitäten (Auswahl)

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  1979–1989   1989–1999
Commons: Dark Wave – Album mit Bildern
Wiktionary: Dark Wave – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Portal: Dark Wave – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Dark Wave

Einzelnachweise

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  1. Gabriele Schröder: The Cure Special Story. In: Musikexpress / Sounds, 12/1985, S. 70, Dezember 1985
  2. Valerie Steele, Jennifer Park: Gothic: Dark Glamour, S. 144, Yale University Press, 15. August 2008, ISBN 0-300-13694-3
  3. Klaus Farin: Die Gothics – Interview mit Eric Burton von der deutschen Band Catastrophe Ballet, S. 60, 2001, ISBN 3-933773-09-1
  4. Bruno Kramm: Gothic! Die Szene in Deutschland aus der Sicht ihrer Macher – Inhalte statt Etiketten! 2000, ISBN 3-89602-332-2, S. 217
  5. Interview mit der deutschen Band Girls Under Glass. In: Glasnost Wave-Magazin, 21, Mai 1990, S. 8
  6. Rezension zum Album „1985“ von der deutschen Band Calling Dead Red Roses. In: Glasnost Wave-Magazin, 31, Januar/Februar 1992, S. 34
  7. Szene-Check – Club-Vorstellung: Live-Club Berlin. In: Sub Line Musikmagazin, Ausgabe 2/94, Februar 1994, S. 39
  8. Spex. Musik zur Zeit: Werbung des Plattenvertriebs EFA – Spots 5/85, Ausgabe 5/85, S. 17, Mai 1985
  9. Bobby Vox: Gorgonen, Hydras & Chimären - Interview mit Marquee Moon, E.B. Fanmagazin, Ausgabe 3/86, Seite 18, Mai 1986.
  10. a b My Way: Rezension zum Album „Tequila Dementia“ der Band Honolulu Mountain Daffodils (diese werden hier mit Fields of the Nephilim und The Mission verglichen), Ausgabe 9, S. 27, Mai 1988
  11. Sven Freuen: Rezension zu einer Coverversion der Single „Love Will Tear Us Apart“. In: New Life Soundmagazine, 38, November 1988, S. 10
  12. Werbung des Plattenvertriebs EFA. In: Spex. Musik zur Zeit, 12/88, Dezember 1988, S. 58
  13. Illusions Perdues: Interview mit der französischen Band Excès Nocturne, Ausgabe 1, S. 18, Januar 1989
  14. The Mettmist: The Leather Nun – Slow Death, Ausgabe 1, S. 23, 1984
  15. a b The Mettmist: Klatsch & Konzerte, Ausgabe 1, S. 24, 1984
  16. Hysterika: Interview mit der deutschen Band Deine Lakaien, Ausgabe 1/92, S. 27, 1992
  17. mital-U : mittageisen (Memento vom 2. Februar 2014 im Internet Archive)
  18. a b Eugene Wiener: New Wave – Analyse einer Verkaufsstrategie in Rolf Lindners Punk Rock, S. 41, 1981, ISBN 3-88215-043-2
  19. Greil Marcus: Britain’s Postpunk Pop Avantgarde. In: Rolling Stone Magazine, 24. Juli 1980, S. 109
  20. a b Peter Matzke, Tobias Seeliger: Das Gothic- und Dark-Wave-Lexikon. 2002, ISBN 3-89602-277-6, S. 39
  21. a b c Ingo Weidenkaff: Jugendkulturen in Thüringen – Die Gothics, S. 41, 1999, ISBN 3-933773-25-3
  22. Kirsten Wallraff: Die Gothics. Weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz – Musik und Tanz. 2001, ISBN 3-933773-09-1, S. 47
  23. ARTE Tracks: Siouxsie, der „Neue Mensch“, Ausweis ade, Kula Shaker, Chris Cunningham & Björk (Memento vom 30. August 2006 im Internet Archive), 4. Juni 1999
  24. Dave Thompson, Kirsten Borchardt: Schattenwelt – Helden und Legenden des Gothic Rock, S. 58, 2004, ISBN 3-85445-236-5
  25. Dave Thompson, Kirsten Borchardt: Schattenwelt – Helden und Legenden des Gothic Rock, S. 154, 2004, ISBN 3-85445-236-5
  26. Markus Kolodziej: Dead Man Walking: Licht und Blindheit (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) – Biografie der britischen Band Joy Division, Ox-Fanzine, Ausgabe 62, Oktober 2005
  27. Armin Johnert: Interview mit der britischen Band In the Nursery, Zillo Musikmagazin, Ausgabe 9/90, S. 26, September 1990
  28. a b Oliver Köble: Interview mit der deutschen Band Deine Lakaien. In: Glasnost Wave-Magazin, 31, Januar/Februar 1992, S. 15
  29. Claudia Bösch: Inspiration der Wave-Musik durch Klassische Musik. In: Glasnost Wave-Magazin, 27, Mai/Juni 1991, S. 5
  30. Rüdiger Freund: Wave und Neoklassik: New Classics, Zillo Musikmagazin, Ausgabe 4/96, S. 40, April 1996
  31. Dave Thompson, Kirsten Borchardt: Schattenwelt – Helden und Legenden des Gothic Rock, S. 185, 2004, ISBN 3-85445-236-5
  32. a b Interview mit der amerikanischen Künstlerin Diamanda Galás. In: Glasnost Wave-Magazin, 25, Januar/Februar 1991, S. 20
  33. a b c Oliver Köble: Interview mit der deutschen Band The Tors of Dartmoor, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 31, S. 8, Januar/Februar 1992
  34. Oliver Köble: Interview mit der deutschen Band Love Is Colder Than Death. In: Glasnost Wave-Magazin, 30, November/Dezember 1991, S. 10
  35. Rüdiger Freund: Interview mit der britischen Band Current 93, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 38, S. 24, Mai/Juni 1993
  36. Oliver Köble: Interview mit der deutschen Band Relatives Menschsein. In: Glasnost Wave-Magazin, 32, März/April 1992, S. 15
  37. Oliver Köble: Interview mit der deutschen Band Printed at Bismarck’s Death. In: Glasnost Wave-Magazin, 29, Oktober 1991, S. 19
  38. Interview mit der französischen Band Collection d’Arnell-Andrea. In: Glasnost Wave-Magazin, 23, September/October 1990, S. 15
  39. Marcus Stiglegger: Interview mit der französischen Band Clair Obscur. In: Glasnost Wave-Magazin, 40, November/Dezember 1993, S. 28
  40. Oliver Köble: Interview mit der italienischen Band Black Rose. In: Glasnost Wave-Magazin, 29, Oktober 1991, S. 16
  41. Oliver Köble: Interview mit der amerikanischen Band Blade Fetish. In: Glasnost Wave-Magazin, 43, September/Oktober 1994, S. 8
  42. Dirk Hoffmann: Interview mit der deutschen Band Das Ich. In: Zillo Musikmagazin, 12/90, Dezember 1990, S. 25
  43. Hilke Günther-Arndt: Durchbruch der Moderne, Geschichtsbuch Cornelsen, S. 9, 1996
  44. Rainer „Easy“ Ettler: Emotion – Melancholie – Mystik, Zillo Musikmagazin, Ausgabe 11/90, S. 9, November 1990
  45. a b Dave Thompson & Kirsten Borchardt: Schattenwelt – Helden und Legenden des Gothic Rock, S. 72, 2004, ISBN 3-85445-236-5
  46. Arvid Dittmann: Artificial Tribes. Jugendliche Stammeskulturen in Deutschland – Die Gothics, S. 139, 2001, ISBN 3-933773-11-3
  47. Thomas Seibert: Written There for All – Biografie der britischen Band Joy Division, Orkus Musikmagazin, S. 89, Februar 2000
  48. Ronny Moorings: Gothic II. Die internationale Szene aus der Sicht ihrer Macher – Die Xymox-Story, S. 39, 2002, ISBN 3-89602-396-9
  49. Oliver Köble: Interview mit der deutschen Band Soul in Isolation. In: Glasnost Wave-Magazin, 43, September/Oktober 1994, S. 6
  50. a b c Till Düppe: Interview mit der spanischen Band Los Humillados. In: Glasnost Wave-Magazin, 43, September/Oktober 1994, S. 15
  51. Nick Drivas: The History of the Dark Wave & Gothic Scene in Greece – Die Geschichte der Dark-Wave- und Gothic-Szene in Griechenland, 2003
  52. Interview mit der deutschen Band Love Like Blood. In: Glasnost Wave-Magazin, 23, September 1990, S. 13
  53. Axel Schmidt, Klaus Neumann-Braun: Die Welt der Gothics. Spielräume düster konnotierter Transzendenz. 2004, ISBN 3-531-14353-0, S. 259
  54. Oliver Köble: Editorial. In: Glasnost Wave-Magazin, 28, Juli/August 1991, S. 3
  55. Rezension zum Album „Metal + Flesh“ von der französisch-britischen Band Hard Corps. In: Glasnost Wave-Magazin, 23, September 1990, S. 30
  56. Sven Freuen & Ulrich Hinz: Biografie der britischen Band Depeche Mode, Zillo Musik-Magazin, Ausgabe 9/90, S. 11, September 1990
  57. Sven Freuen: Interview mit der deutschen Band Invisible Limits, Zillo Musik-Magazin, Ausgabe 12/91, S. 34, Dezember 1991
  58. Rezension zur Maxi „Jahwe Koresh“ von der deutschen Band The Eternal Afflict. In: Vertigo Musikmagazin, 6, Winter 1993, S. 47
  59. Armin Johnert: Metronic – Mystic Moods. In: New Life Soundmagazine, 1/92, Juni 1992, S. 4
  60. Drown for Ressurection – Another Failed Legend? In: Side Line Musikmagazin, 9, Juli 1993, S. 27
  61. Sven Freuen, Ulrich Hinz: Interview mit der kanadischen Band Psyche. In: Zillo Musik-Magazin, 12/91, Dezember 1991, S. 24
  62. Breda Maßmann: Rezension zum Album „Xuvetyn“ von der amerikanischen Band Lovesliescrushing, Entry, Ausgabe 5/96, S. 46, Oktober/November 1996
  63. Genre-Klassifizierung der Bands Soul Whirling Somewhere, This Ascension, Cocteau Twins, Lycia und Trance to the Sun (diese werden in Rezensionen und Mailorder-Angeboten entweder als „Etheric Wave“ oder als „Ätherischer Wave“ bezeichnet). In: Glasnost Wave-Magazin, 42, S. 32/33/34, April 1994
  64. a b Oliver Köble: Interview mit William Faith (Faith and the Muse, Tess Records). In: Glasnost Wave-Magazin, 44, S. 11, November/Dezember 1994
  65. Joe Asmodo: Interview mit der amerikanischen Band Trance to the Sun. In: Zillo Musikmagazin, 6/94, S. 32, Juni 1994
  66. Iska Kück, Christian Peller: Beschreibung der Musik von Soul Whirling Somewhere, This Ascension, Lycia, Love Spirals Downwards und Trance to the Sun (diese wird in Rezensionen als „ätherisch“, „sphärisch“ oder „weltentrückt“ umschrieben). In: Aeterna Musikmagazin, 4/94, S. 15/23/24/25, Sommer 1994
  67. Rezension zum Album „The Burning Circle and the Dust“ von der amerikanischen Band Lycia. In: Glasnost Wave-Magazin, 45, Frühjahr 1996, S. 34
  68. Rezension zum Album „The Pedestial“ von der amerikanischen Band Siddal. In: Glasnost Wave-Magazin, 45, Frühjahr 1996, S. 47
  69. John Stickney: Four Doors to the Future: Gothic Rock is Their Thing. (Memento vom 2. Januar 2008 im Internet Archive) In: The Williams College News, 1967; Bericht über die amerikanische Band The Doors
  70. Herfried Henke: Plattenkritik zu Play Dead. In: Spex. Musik zur Zeit, 7/84, Juli 1984, S. 48
  71. Peter Matzke, Tobias Seeliger: Das Gothic- und Dark-Wave-Lexikon. 2002, ISBN 3-89602-277-6, S. 310
  72. Sebastian Zabel: Plattenkritik zu In the Nursery, Spex. Musik zur Zeit, Ausgabe 10/88, S. 61, Oktober 1988
  73. Dave Thompson, Kirsten Borchardt: Schattenwelt – Helden und Legenden des Gothic Rock. 2004, ISBN 3-85445-236-5, S. 361 ff.
  74. Josef Maria Klumb: Godfathers of German Gothic. Sub Terranean, 1994, Linernotes.
  75. Marcus Stiglegger: Industrial. In: Thomas Hecken, Marcus S. Kleiner (Hrsg.): Handbuch Popkultur. J.B.Metzler, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-05601-6, S. 97–101, hier S. 99.
  76. Pleasantly Surprised: Dreams and Desires. – Ausführliche Label-History, Februar 2001