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„Villa d’Este“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|beschreibt das Kulturerbe in Tivoli, zum Luxushotel am Comer See siehe [[Villa d’Este (Cernobbio)]].}}
[[Bild:Villa_d'Este_Tivoli_3.jpg|thumb|Querachse mit Neptunbrunnen und Wasserorgel]]
[[Bild:Villa_d'Este_Tivoli_2.jpg|thumb|Brunnen im Garten der Villa d’Este in Tivoli]]


{{Quellen}}
Die '''Villa d’Este''' ist eine [[Villa]] mit [[Garten]] in dem Ort [[Tivoli (Italien)|Tivoli]], Region [[Latium]] nahe [[Rom]] in [[Italien]].


{{Infobox Welterbe
== Entstehungsgeschichte der ''Villa d’Este''==
| Name = Villa d’Este, Tivoli
Der [[Kardinal]] [[Ippolito II. d'Este|Ippolito II. d’Este]] (1509–72), Sohn der [[Lucrezia Borgia]], wurde 1550 Statthalter von Tivoli. Als Palast wählte er ein ehemaliges Benediktinerkloster. Er hatte sogleich die Idee, einen Garten am abschüssigen Hang am ''Valle gaudente'' unterhalb seines Palastes anzulegen. Aber erst [[1560]] wurden seine architektonischen und ikonographischen Ideen Wirklichkeit. Den Entwurf fertigte der Maler, Architekt und Archäologe [[Pirro Ligorio]] aus [[Neapel]], umgesetzt wurde er vom Hofarchitekten [[Alberto Galvani]]. Das ganze Tal wurde radikal umgestaltet. Man vergrößerte es und beseitigte einige Gebäude, um eine längsachsiale Ausrichtung zu ermöglichen.
| Bild = [[Datei:Villa Deste park Rometta 2011 2.jpg|255px]]
| Beschriftung =
| Staats-Gebiet = {{Italien}}
| Typ = Kultur
| Kriterien = (i)(ii)(iii)(iv)(vi)
| Fläche = 4.5
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| Referenz-Nr = 1025
| Link =
| Region = Europa und Nordamerika
| Jahr = 2001
| Sitzung =
| Erweiterung =
| Gefährdung =
}}
[[Datei:000910 tivoli v d este 47 facciata.jpg|mini|Villa d’Este]]
[[Datei:Villa d'Este.JPG|mini|Blick von der Villa d’Este]]
[[Datei:Tivoli, Villa d'Este, Schautafel.jpg|mini|Schautafel im Eingangsbereich der Villa d’Este]]


Die '''Villa d’Este''' ist ein Palast aus dem 16. Jahrhundert mit einem berühmten [[Renaissancegarten]]. Sie liegt in [[Tivoli (Latium)|Tivoli]] in der Region [[Latium]] nahe [[Rom]] in [[Italien]] und ist seit 2001 [[UNESCO-Welterbe]].
Auch die Räume des Palastes wurden reich ausgeschmückt, und zwar von den Stars des späten römischen [[Manierismus]]. Beteiligt waren die Künstler [[Livio Agresti]] aus [[Forlì]], [[Federico Zuccari]], [[Durante Alberti]], [[Girolamo Muziano]], [[Cesare Nebbia]] and [[Antonio Tempesta]]. Zum Zeitpunkt des Todes von Kardinal Ippolito II. d’Este [[1572]] waren die Arbeiten fast vollendet.


== Geschichte ==
Dreiunddreissig Jahre später, [[1605]] gab sein Nachfolger, Kardinal [[Alessandro d'Este|Alessandro d’Este]] neue Arbeiten in Auftrag. Zum einen wurden die bestehenden Anlagen instandgesetzt, zum anderen gab es eine ganze Reihe von Neuerungen in der Gesamtkonzeption der Gärten sowie in den Dekorationen der Brunnen. [[1660]] bis [[1670]] fanden weitere Bauarbeiten statt, an denen auch [[Gianlorenzo Bernini]] beteiligt war.
[[Kardinal]] [[Ippolito II. d’Este]] (1509–72), zweitgeborener Sohn [[Alfonso I. d’Este]]s, des Herzogs von Ferrara, war Enkel des Papstes [[Alexander VI.]] Seine Mutter war [[Lucrezia Borgia]]. 1550 wurde er Statthalter von Tivoli und aufgrund seiner kirchlichen und weltlichen Verbindungen wurde er einer der wohlhabendsten Kardinäle seiner Zeit und Förderer der Künste. Seine Residenz in einem ehemaligen Benediktinerkloster mit großartiger Aussicht auf die unterhalb liegende Landschaft und umfangreichem Wasserreservoir für Fontänen und Gärten genügte seinen Anforderungen als Kardinal aus dem Hause Este nicht. Deshalb ließ er ab 1560 vom Hofarchitekten [[Alberto Galvani]] einen Garten am Hang des ''{{lang|it|Valle gaudente}}'' unterhalb seines Palastes nach dem Entwurf des Malers, Architekten und Archäologen [[Pirro Ligorio]] aus [[Neapel]] anlegen. Zur Vergrößerung des Tales in Längsausrichtung mussten einige Gebäude weichen. Diplomatische Missionen [[Heinrich II. (Frankreich)|Heinrichs II. von Frankreich]] führten Ipolitto bis 1555 nach [[Parma]] und [[Siena]]. Im September 1555 wurde er von Papst [[Paul IV.]] wegen [[Simonie]] angeklagt und ging ins Exil. Als er 1572 starb, waren die Arbeiten am Palast fast vollendet.


Die Räume des Palastes wurden von den besten Künstlern des späten römischen [[Manierismus]] ausgeschmückt. Beteiligt waren [[Livio Agresti]] aus [[Forlì]], [[Federico Zuccari]], [[Durante Alberti]], [[Girolamo Muziano]], [[Cesare Nebbia]] und [[Antonio Tempesta]].
[[Image:Carl_Blechen_007.jpg|thumb|left|''Im Park der Villa d’Este'' von [[Carl Blechen]] (1830)]]


33 Jahre später, 1605, gab sein Nachfolger Kardinal [[Alessandro d’Este]] weitere Arbeiten in Auftrag. Man setzte die bestehenden Anlagen instand, änderte die Gesamtkonzeption der Gärten weitreichend und erneuerte die Dekorationen der Brunnen. 1660 bis 1670 fanden dann nochmals Bauarbeiten statt, an denen auch [[Gianlorenzo Bernini]] beteiligt war.
Im 18.Jahrhundert verfiel die Anlage aufgrund mangelnder Wartung. Das lag auch daran, dass die Anlage in den Besitz des Hauses [[Habsburg]] übergegangen war. Die Gärten waren verlassen, die Brunnen gingen kaputt und die Sammlung antiker Statuen - die vor allem von Kardinal Ippolito II. d’Este ausgebaut worden war - wurde in alle Winde zerstreut.


Dieser Zustand des Verfalls hielt bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts an. Erst [[Gustav Adolf Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst]], der in ''enfiteusi'' eine Villa von den Herzögen von Modena erhalten hatte, veranlasste [[1851]] eine Reihe von Arbeiten, um die Anlage vor dem endgültigen Verfall zu retten. Zwischen 1867 und 1882 erlangte die Villa noch einmal für einen kurzen Augenblick Bekanntheit in der Kulturwelt: der amtierende Kardinal hatte häufig den Komponisten [[Franz Liszt]] zu Gast, der in der Villa seine ''Giochi d’acqua'' komponierte und 1879 hier eines seiner letzten Konzerte gab.
Im 18. Jahrhundert verfiel die Anlage, die inzwischen im Besitz des Hauses [[Habsburg]] war. Die Gärten waren verlassen, die Brunnen gingen zu Bruch und die von Kardinal Ippolito II. d’Este ausgebaute Sammlung antiker Statuen wurde in alle Winde zerstreut. Der Verfall dauerte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts an. Erst [[Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst|Gustav-Adolf Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst]], der die Villa [[Kolonat (Recht)|in enfiteusi]] ([[Emphyteuse]]) von den Herzögen von Modena aus dem Hause [[Österreich-Este]] erhalten hatte, veranlasste 1851 eine Reihe von Arbeiten, um die Anlage vor weiterem Verfall zu bewahren. Seit 1867 war [[Franz Liszt]] bei [[Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst|Gustav Adolf Kardinal Hohenlohe]] in der Villa d’Este in [[Tivoli (Latium)|Tivoli]] zu Besuch; 1869 zog Liszt von seiner Wohnung am [[Monte Mario]] in die Villa d’Este. Hier komponierte er drei Klavierstücke, die später in dem Album ''[[Années de pèlerinage]]'' veröffentlicht wurden.


[[Franz V. (Modena)|Franz V.]] vererbte die Villa 1875 postum an Erzherzog [[Franz Ferdinand von Österreich-Este]], später Thronfolger von Österreich-Ungarn. Franz Ferdinand verhandelte lange mit der italienischen Regierung und wollte die Villa für zwei Millionen Lire verkaufen. Am 28. Juni 1914 wurden er und seine Frau in Sarajewo von [[Attentat von Sarajevo|einem Attentäter erschossen]].
Beim Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] ging die Villa in den Besitz des Italienischen Staates über. In den 20er Jahren wurde sie umfangreich renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. [[1944]] erlitt die Anlage Schäden durch die Bombardements des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]. Nach dem Krieg war daher erneut eine aufwändige [[Restaurierung]] notwendig. Seither gehen die Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten praktisch ununterbrochen weiter.


Nach Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] wurde die Villa Eigentum des italienischen Staates. In den 1920er Jahren wurde sie umfangreich renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] erlitt die Anlage 1944 Bombenschäden. Seither gab es zahlreiche Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten. Die [[Luftverschmutzung]] schädigte die Bausubstanz.
== Beschreibung der Gärten==
Die Gärten erstrecken sich unterhalb der Villa an einem Hang und sind ein Meisterwerk der Gartenbaukunst. Es gibt mehr als 500 [[Brunnen]], [[Nymphäum|Nymphäen]], Wasserspiele, [[Grotte]]n und Wasserbecken sowie eine Wasserorgel. Das natürliche Gefälle wurde kunstvoll zum Betrieb der enormen Anlage genutzt.


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Der Garten besteht aus zwei Teilen unterschiedlicher Charakteristika.
Tivoli, Villa d'Este, Deckenfresko 2.jpg|Deckenfresko
Tivoli, Villa d'Este, Deckenfresko 1.jpg|Deckenfresko
</gallery>


== Gärten ==
Der '''Hanggarten''' erstreckt sich mit einer Abfolge von Rampen, Treppen und Terrassen über den Abhang. Die durch Nischenarchitektur markierte Mittelachse führt vom Palast den Hang herunter zum Hauptgarten. Quer zum Hang gibt es lange Wege entlang linearer Brunnenanlagen (''Allee der hundert Brunnen''). An den Kopfenden sind besondere Brunnen zu finden (''Fontana di Tivoli'', ''Fontana di Roma'').
[[Datei:Dupérac, Étienne - Gardens at Villa d'Este - 1560-1575.jpg|mini|Stich von Étienne Dupérac (zwischen 1560 und 1575)]]
[[Datei:Fresko-Darstellung der Villa d'Este.jpg|mini|Fresko-Darstellung der Villa d’Este]]
[[Datei:Carl Blechen 007.jpg|mini|''Im Park der Villa d’Este'' von [[Carl Blechen]] (1830)]]


Die Gärten erstrecken sich von der Villa den Hang hinunter. Sie umfassen mehr als 500 [[Brunnen]], [[Nymphäum|Nymphäen]], [[Wasserspiel]]e, [[Grotte]]n und Wasserbecken sowie eine [[Wasserorgel]]. Das natürliche Gefälle war die Grundlage bei der Gestaltung der Gartenanlage.
Dann folgt unterhalb die imposante '''Querachse''' der Gärten, die längs des Hanges liegt. Auf ihr liegen drei hintereinander gestaffelte Fischteiche. Das letzte Becken schneidet in den nordwestlichen Hang ein und wird von einer Doppelterrasse abgeschlossen, über der der imposante Neptunbrunnen mit Wasserorgel thront. Auf der anderen Seite ordnete Ligorio eine [[Exedra]], eine Art Aussichtspunkt an, der aus der südwestlichen Gartenbegrenzung herausragte. Dort hat man einen weiten Blick über das Tal.
Der Garten besteht aus zwei Teilen unterschiedlichen Charakters.


=== Hanggarten ===
Der '''Hauptgarten''' (''Gardino delle Semplici'') ist etwas flacher. Laubengänge führen durch kleine Gärten; im manchen Beeten sollten ursprünglich Heilkräuter und Nutzpflanzen angebaut werden. In der Idealansicht von [[Etienne Dupérac]] 1573 erkennt man zwei [[Labyrinth]]e in diesem Teil der Gärten.
Der Hanggarten zieht sich in einer Abfolge von Rampen, Treppen und Terrassen den Abhang hinunter. Die durch Nischenarchitektur markierte Mittelachse führt vom Palast abwärts zum Hauptgarten. Quer zum Hang gibt es lange Wege entlang linearer Brunnenanlagen (''Allee der hundert Brunnen'') mit besonderen Brunnen an den Kopfenden (''{{lang|it|Fontana di Tivoli}}'', ''{{lang|it|Fontana di Roma}}'').


Unterhalb liegt die ''Querachse'' der Gärten längs zum Hang. Auf ihr liegen drei hintereinander gestaffelte Fischteiche. Das letzte Becken schneidet in den nordwestlichen Hang ein und wird von einer Doppelterrasse abgeschlossen, über der der Neptunbrunnen mit Wasserorgel thront. Auf der Gegenseite ordnete Ligorio eine [[Exedra]] an, einen Aussichtspunkt, die aus der südwestlichen Gartenbegrenzung herausragt. Von dort hat man einen weiten Blick über das Tal.
== Die Brunnen der ''Villa d’Este'' ==
[[Bild:Villa_d'Este_Tivoli_1.jpg|thumb|left|Allee der hundert Brunnen]]
* Die '''Allee der hundert Brunnen''' im Hanggarten.
* Im '''Tivolibrunnen''' im Hanggarten. Er bildet das wichtigste Wasserreservoir der Anlage. Durch einen unterirdischen Kanal tritt hier ein Nebenarm des Flusses [[Aniene]] hervor und wird dann auf weitere Kanäle, die die Anlage speisen, weiterverteilt. Über dem Brunnen erhebt sich ein künstliches Gebirge, das von einer Pegasos-Statue beherrscht wird.
* Die '''Fontana di Roma''' und die ''Rometta'', eine Kulisse (die das alte Rom darstellt und die um 1855 zum größten Teil abgebrochen wurde) bilden den Gegenpol zum ''Tivolibrunnen''. Die Kunst der Bewässerung wird hier symbolisch als Grundvoraussetzung für die kulturelle Blüte Roms dargestellt.
* Der imposante '''Neptunbrunnen''' mit dem darüber liegenden ''Orgelbrunnen'' auf der Querachse. Letzterer enthielt einst eine wasserbetriebene [[Wasserorgel]], die Ende des 18. Jahrhunderts unwiderbringlich verloren ging. Sie wurde in jüngerer Zeit analog nach dem pneumatisch-hydraulischen System wieder instand gesetzt.


=== Hauptgarten ===
== Einordnung in Kunst- und Architekturgeschichte ==
Der Hauptgarten ({{lang|it|''Gardino delle Semplici''}}) ist etwas flacher. Laubengänge führen durch kleine Gärten; in manchen Beeten sollten ursprünglich Heilkräuter und Nutzpflanzen angebaut werden. In der Idealansicht von [[Étienne Dupérac]] 1573 erkennt man in diesem Teil der Gärten zwei [[Labyrinth]]e.
Die Villa d’Este ist ein Hauptwerk der [[Italienischer Garten|italienischen Gartenbaukunst]] der [[Renaissance]]. In einem Stich von Etienne Duperac erkennt man die typische, geometrische Gliederung der Gärten. Auch die antiken Statuen sind eindeutig der Renaissance zuzuordnen. Schon als manieristisch sind die vielen mythologischen Bezüge zu bezeichnen, z. B. die Rometta. Ein typisch [[Barock|barockes]] Element sind die Blickachsen der Alleen und Wege. Die Gärten wurden auf jeden Fall ein wichtiges Vorbild für viele Gärten im Zeitalter des Manierismus und Barock.


=== Brunnen (Auswahl) ===
== Eintrag als Weltkulturerbe in die Liste der UNESCO ==
* Die ''Allee der hundert Brunnen'' im Hanggarten.
Die Villa ist seit den Jahr 2001 als [[Welterbe|Weltkulturerbe]] bei der [[United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization|UNESCO]] eingetragen.
* Der ''Ovato-Brunnen'' im Hanggarten. Er bildet das wichtigste Wasserreservoir der Anlage. Durch einen unterirdischen Kanal tritt hier ein Nebenarm des Flusses [[Aniene]] hervor und wird dann auf weitere Kanäle verteilt, die die Anlage speisen. Über dem Brunnen erhebt sich ein künstliches Gebirge, das von einer Pegasos-Statue beherrscht wird.
Als Gründe führt die UNESCO an:
* Die ''Fontana di Roma'' und die ''Rometta'', eine Kulisse, die das alte Rom darstellt und die um 1855 zum größten Teil abgebrochen wurde, bilden den Gegenpol zum ''Tivolibrunnen''. Die Kunst der Bewässerung wird hier symbolisch als Grundvoraussetzung für die kulturelle Blüte Roms dargestellt.
* Die ''Villa d’Este'' ist eines der herausragendsten Beispiele der Renaissancekultur.
* Der imposante ''Neptunbrunnen'' mit dem darüber liegenden ''Orgelbrunnen'' auf der Querachse. Zu dem letzten gehörte einst eine wasserbetriebene [[Wasserorgel]], die Ende des 18.&nbsp;Jahrhunderts verloren ging. Sie wurde in jüngerer Zeit nach dem Vorbild des alten pneumatisch-hydraulischen Funktionsprinzips wieder instand gesetzt, wobei einige Teile durch Neuherstellungen ersetzt wurden, und ist seit 2003 wieder zu hören. Die Orgel hat heute 144 [[Orgelpfeife|Pfeifen]], die von einer durch Wasser angetriebene [[Stiftwalze]] kontrolliert werden, und sie kann vier [[Renaissance]]-Stücke von insgesamt vier Minuten Dauer spielen.
* Die Gestaltung der Gärten der ''Villa d’Este'' hatte einen massiven Einfluß auf die Entwicklung der Gartenarchitektur in Europa.
* Die Prinzipien der Gestaltung und Ästhetik der Renaissance werden in außerordentlicher Weise durch die Gärten der ''Villa d’Este'' illustriert.
* Die Gärten sind die ersten der ''[[giardini delle meraviglie]]'' und symbolisieren die Blüte der Renaissance-[[Kultur]].
''Quelle'': [http://whc.unesco.org/sites/1025.htm UNESCO-Liste Weltkulturerbe]


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==Literatur==
One.hundred.fountain.at.villa.d'este.arp.jpg|Allee der hundert Brunnen
* Isabella Barisi: ''Villa d’Este''. de Lucca, Roma 2003, ISBN 88-8016-515-1.
Tivoli, Villa d'Este, Querachse mit Neptunbrunnen und Wasserorgel 2.jpg|Neptunbrunnen und Wasserorgel
* Carl Lamb: ''Die Villa d’Este in Tivoli. Ein Beitrag zur Geschichte der Gartenkunst''. Prestel, München 1966.
Tivoli, Villa d'Este, Fontana dell'Ovato.jpg|Ovato-Brunnen
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=== Einordnung in Kunst- und Architekturgeschichte ===
Die Gärten sind ein Hauptwerk der [[Italienischer Garten|italienischen Gartenkunst]] der [[Renaissance]]. Auf einem Stich von [[Étienne Dupérac]] erkennt man die typische geometrische Gliederung der Gärten. Die antiken Statuen sind der Renaissance zuzuordnen. Schon als manieristisch gelten die vielen mythologischen Bezüge, z.&nbsp;B. bei der Rometta. Typisch [[barock]] wiederum sind die Blickachsen der Alleen und Wege. Die Gärten waren Vorbild für viele Gärten im Zeitalter von Manierismus und Barock.

[[Datei:Tivoli, Villa d'Este, UNESCO-Tafel.jpg|mini|UNESCO-Tafel]]

== Weltkulturerbe ==
Die Villa d’Este ist seit dem Jahr 2001 als [[Welterbe|Weltkulturerbe]] bei der [[UNESCO]] eingetragen.
Die UNESCO gibt zur Begründung an, der Komplex aus Palast und Garten veranschauliche auf bemerkenswerte und umfassende Weise vollendete Renaissancekultur. Der Garten sei als einer der ersten ''{{lang|it|[[giardini delle meraviglie]]}}'' (wörtlich „Gärten der Wunder“) ein einzigartiges Beispiel für die italienische Gartenkunst des 16. Jahrhunderts und ein frühes Vorbild für die Entwicklung der Gärten in Europa.<ref>[https://whc.unesco.org/en/list/1025 Villa d’Este, Tivoli] als UNESCO-Weltkulturerbe</ref>

{{Siehe auch|Liste des UNESCO-Welterbes in Europa}}

== Rezeption in der Kunst ==
[[Datei:Carl Blechen 005.jpg|mini| Grotte im Park der Villa d’Este, Ölgemälde von [[Carl Blechen]] (1828/1829)]]
[[Franz Liszt]] schuf unter dem Eindruck seiner Reise zur Villa d’Este drei Charakterstücke für Klavier: ''Les jeux d’eaux à la Villa d’Este'' (Die Wasserspiele bei der Villa d’Este) und zwei als [[Threnos|Threnodien]] bezeichnete Stücke mit dem Titel ''Aux Cyprès de la Villa d’Este'' (Bei den Zypressen der Villa d’Este). Sie wurden in dem Album ''[[Années de pèlerinage#Troisième année|Années de pèlerinage: Troisième année]]'' veröffentlicht. <!----- In der Villa gab Liszt 1879 eines seiner letzten Konzerte. --- ?? eines seiner letzten überhaupt ?? -- bitte belegen --->

Der deutschen Maler [[Carl Blechen]] wählte für seine Bilder wiederholt Motive aus dem Park des Anwesens, so z.&nbsp;B. „[[Grotte im Park der Villa d’Este]]“.

== Literatur ==
* Isabella Barisi: ''Villa d’Este''. De Luca, Roma 2003, ISBN 88-8016-515-1
* Verena Hake: ''Übergang und Begegnung, Auflösung und Erkenntnis: Die Loggetta im Wassergarten der Villa d’Este zu Tivoli. Mit Bemerkungen zu den Scheintüren im Salone della fontana''. In: [[INSITU (Zeitschrift)|Insitu]] 2024/2, S. 221–239.
* [[Carl Lamb]]: ''Die Villa d’Este in Tivoli. Ein Beitrag zur Geschichte der Gartenkunst''. Prestel, München 1966.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Villa d'Este (Tivoli)|Villa d’Este}}
* [http://www.villadestetivoli.info Homepage der ''Villa d’Este''] (italienisch/englisch)
* {{Weblink Welterbe |Nummer=1025}}
* [http://whc.unesco.org/sites/1025.htm Eintrag in der UNESCO-Liste] (englisch)

== Einzelnachweise ==
<references />


{{Navigationsleiste Welterbe Italien}}
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{{Navigationsleiste Weltkulturerbe in Italien}}


[[Kategorie:Villa|D’Este]]
{{SORTIERUNG:Villa Deste}}
[[Kategorie:Parkanlage in Italien]]
[[Kategorie:Villa im Latium|D’Este]]
[[Kategorie:Brunnen]]
[[Kategorie:Parkanlage im Latium]]
[[Kategorie:Weltkulturerbe (Italien)]]
[[Kategorie:Brunnen in Italien]]
[[Kategorie:Welterbestätte in Europa]]
[[Kategorie:Welterbestätte in Italien]]
[[Kategorie:Weltkulturerbestätte]]
[[Kategorie:Tivoli (Latium)]]
[[Kategorie:Este (Adelsgeschlecht)]]
[[Kategorie:Brunnen nach mythologischem Motiv]]
[[Kategorie:Parkanlage in Europa]]


{{Coordinate |NS=41/57/47/N |EW=12/47/47/E |type=landmark |region=IT-RM}}
[[en:Villa d'Este]]
[[fr:Villa d'Este]]
[[it:Villa d'Este (Tivoli)]]
[[ja:ティボリのデステ家別荘]]
[[nl:Villa d'Este]]
[[sv:Villa d'Este]]

Aktuelle Version vom 28. Oktober 2024, 19:23 Uhr

Villa d’Este, Tivoli
UNESCO-Welterbe


Vertragsstaat(en): Italien Italien
Typ: Kultur
Kriterien: (i)(ii)(iii)(iv)(vi)

Fläche: 4.5 ha
Pufferzone: 7 ha
Referenz-Nr.: 1025

UNESCO-Region: Europa und Nordamerika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 2001  (Sitzung 25)
Villa d’Este
Blick von der Villa d’Este
Schautafel im Eingangsbereich der Villa d’Este

Die Villa d’Este ist ein Palast aus dem 16. Jahrhundert mit einem berühmten Renaissancegarten. Sie liegt in Tivoli in der Region Latium nahe Rom in Italien und ist seit 2001 UNESCO-Welterbe.

Kardinal Ippolito II. d’Este (1509–72), zweitgeborener Sohn Alfonso I. d’Estes, des Herzogs von Ferrara, war Enkel des Papstes Alexander VI. Seine Mutter war Lucrezia Borgia. 1550 wurde er Statthalter von Tivoli und aufgrund seiner kirchlichen und weltlichen Verbindungen wurde er einer der wohlhabendsten Kardinäle seiner Zeit und Förderer der Künste. Seine Residenz in einem ehemaligen Benediktinerkloster mit großartiger Aussicht auf die unterhalb liegende Landschaft und umfangreichem Wasserreservoir für Fontänen und Gärten genügte seinen Anforderungen als Kardinal aus dem Hause Este nicht. Deshalb ließ er ab 1560 vom Hofarchitekten Alberto Galvani einen Garten am Hang des Valle gaudente unterhalb seines Palastes nach dem Entwurf des Malers, Architekten und Archäologen Pirro Ligorio aus Neapel anlegen. Zur Vergrößerung des Tales in Längsausrichtung mussten einige Gebäude weichen. Diplomatische Missionen Heinrichs II. von Frankreich führten Ipolitto bis 1555 nach Parma und Siena. Im September 1555 wurde er von Papst Paul IV. wegen Simonie angeklagt und ging ins Exil. Als er 1572 starb, waren die Arbeiten am Palast fast vollendet.

Die Räume des Palastes wurden von den besten Künstlern des späten römischen Manierismus ausgeschmückt. Beteiligt waren Livio Agresti aus Forlì, Federico Zuccari, Durante Alberti, Girolamo Muziano, Cesare Nebbia und Antonio Tempesta.

33 Jahre später, 1605, gab sein Nachfolger Kardinal Alessandro d’Este weitere Arbeiten in Auftrag. Man setzte die bestehenden Anlagen instand, änderte die Gesamtkonzeption der Gärten weitreichend und erneuerte die Dekorationen der Brunnen. 1660 bis 1670 fanden dann nochmals Bauarbeiten statt, an denen auch Gianlorenzo Bernini beteiligt war.

Im 18. Jahrhundert verfiel die Anlage, die inzwischen im Besitz des Hauses Habsburg war. Die Gärten waren verlassen, die Brunnen gingen zu Bruch und die von Kardinal Ippolito II. d’Este ausgebaute Sammlung antiker Statuen wurde in alle Winde zerstreut. Der Verfall dauerte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts an. Erst Gustav-Adolf Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst, der die Villa in enfiteusi (Emphyteuse) von den Herzögen von Modena aus dem Hause Österreich-Este erhalten hatte, veranlasste 1851 eine Reihe von Arbeiten, um die Anlage vor weiterem Verfall zu bewahren. Seit 1867 war Franz Liszt bei Gustav Adolf Kardinal Hohenlohe in der Villa d’Este in Tivoli zu Besuch; 1869 zog Liszt von seiner Wohnung am Monte Mario in die Villa d’Este. Hier komponierte er drei Klavierstücke, die später in dem Album Années de pèlerinage veröffentlicht wurden.

Franz V. vererbte die Villa 1875 postum an Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este, später Thronfolger von Österreich-Ungarn. Franz Ferdinand verhandelte lange mit der italienischen Regierung und wollte die Villa für zwei Millionen Lire verkaufen. Am 28. Juni 1914 wurden er und seine Frau in Sarajewo von einem Attentäter erschossen.

Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Villa Eigentum des italienischen Staates. In den 1920er Jahren wurde sie umfangreich renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Anlage 1944 Bombenschäden. Seither gab es zahlreiche Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten. Die Luftverschmutzung schädigte die Bausubstanz.

Stich von Étienne Dupérac (zwischen 1560 und 1575)
Fresko-Darstellung der Villa d’Este
Im Park der Villa d’Este von Carl Blechen (1830)

Die Gärten erstrecken sich von der Villa den Hang hinunter. Sie umfassen mehr als 500 Brunnen, Nymphäen, Wasserspiele, Grotten und Wasserbecken sowie eine Wasserorgel. Das natürliche Gefälle war die Grundlage bei der Gestaltung der Gartenanlage. Der Garten besteht aus zwei Teilen unterschiedlichen Charakters.

Der Hanggarten zieht sich in einer Abfolge von Rampen, Treppen und Terrassen den Abhang hinunter. Die durch Nischenarchitektur markierte Mittelachse führt vom Palast abwärts zum Hauptgarten. Quer zum Hang gibt es lange Wege entlang linearer Brunnenanlagen (Allee der hundert Brunnen) mit besonderen Brunnen an den Kopfenden (Fontana di Tivoli, Fontana di Roma).

Unterhalb liegt die Querachse der Gärten längs zum Hang. Auf ihr liegen drei hintereinander gestaffelte Fischteiche. Das letzte Becken schneidet in den nordwestlichen Hang ein und wird von einer Doppelterrasse abgeschlossen, über der der Neptunbrunnen mit Wasserorgel thront. Auf der Gegenseite ordnete Ligorio eine Exedra an, einen Aussichtspunkt, die aus der südwestlichen Gartenbegrenzung herausragt. Von dort hat man einen weiten Blick über das Tal.

Der Hauptgarten (Gardino delle Semplici) ist etwas flacher. Laubengänge führen durch kleine Gärten; in manchen Beeten sollten ursprünglich Heilkräuter und Nutzpflanzen angebaut werden. In der Idealansicht von Étienne Dupérac 1573 erkennt man in diesem Teil der Gärten zwei Labyrinthe.

Brunnen (Auswahl)

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  • Die Allee der hundert Brunnen im Hanggarten.
  • Der Ovato-Brunnen im Hanggarten. Er bildet das wichtigste Wasserreservoir der Anlage. Durch einen unterirdischen Kanal tritt hier ein Nebenarm des Flusses Aniene hervor und wird dann auf weitere Kanäle verteilt, die die Anlage speisen. Über dem Brunnen erhebt sich ein künstliches Gebirge, das von einer Pegasos-Statue beherrscht wird.
  • Die Fontana di Roma und die Rometta, eine Kulisse, die das alte Rom darstellt und die um 1855 zum größten Teil abgebrochen wurde, bilden den Gegenpol zum Tivolibrunnen. Die Kunst der Bewässerung wird hier symbolisch als Grundvoraussetzung für die kulturelle Blüte Roms dargestellt.
  • Der imposante Neptunbrunnen mit dem darüber liegenden Orgelbrunnen auf der Querachse. Zu dem letzten gehörte einst eine wasserbetriebene Wasserorgel, die Ende des 18. Jahrhunderts verloren ging. Sie wurde in jüngerer Zeit nach dem Vorbild des alten pneumatisch-hydraulischen Funktionsprinzips wieder instand gesetzt, wobei einige Teile durch Neuherstellungen ersetzt wurden, und ist seit 2003 wieder zu hören. Die Orgel hat heute 144 Pfeifen, die von einer durch Wasser angetriebene Stiftwalze kontrolliert werden, und sie kann vier Renaissance-Stücke von insgesamt vier Minuten Dauer spielen.

Einordnung in Kunst- und Architekturgeschichte

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Die Gärten sind ein Hauptwerk der italienischen Gartenkunst der Renaissance. Auf einem Stich von Étienne Dupérac erkennt man die typische geometrische Gliederung der Gärten. Die antiken Statuen sind der Renaissance zuzuordnen. Schon als manieristisch gelten die vielen mythologischen Bezüge, z. B. bei der Rometta. Typisch barock wiederum sind die Blickachsen der Alleen und Wege. Die Gärten waren Vorbild für viele Gärten im Zeitalter von Manierismus und Barock.

UNESCO-Tafel

Die Villa d’Este ist seit dem Jahr 2001 als Weltkulturerbe bei der UNESCO eingetragen. Die UNESCO gibt zur Begründung an, der Komplex aus Palast und Garten veranschauliche auf bemerkenswerte und umfassende Weise vollendete Renaissancekultur. Der Garten sei als einer der ersten giardini delle meraviglie (wörtlich „Gärten der Wunder“) ein einzigartiges Beispiel für die italienische Gartenkunst des 16. Jahrhunderts und ein frühes Vorbild für die Entwicklung der Gärten in Europa.[1]

Rezeption in der Kunst

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Grotte im Park der Villa d’Este, Ölgemälde von Carl Blechen (1828/1829)

Franz Liszt schuf unter dem Eindruck seiner Reise zur Villa d’Este drei Charakterstücke für Klavier: Les jeux d’eaux à la Villa d’Este (Die Wasserspiele bei der Villa d’Este) und zwei als Threnodien bezeichnete Stücke mit dem Titel Aux Cyprès de la Villa d’Este (Bei den Zypressen der Villa d’Este). Sie wurden in dem Album Années de pèlerinage: Troisième année veröffentlicht.

Der deutschen Maler Carl Blechen wählte für seine Bilder wiederholt Motive aus dem Park des Anwesens, so z. B. „Grotte im Park der Villa d’Este“.

  • Isabella Barisi: Villa d’Este. De Luca, Roma 2003, ISBN 88-8016-515-1
  • Verena Hake: Übergang und Begegnung, Auflösung und Erkenntnis: Die Loggetta im Wassergarten der Villa d’Este zu Tivoli. Mit Bemerkungen zu den Scheintüren im Salone della fontana. In: Insitu 2024/2, S. 221–239.
  • Carl Lamb: Die Villa d’Este in Tivoli. Ein Beitrag zur Geschichte der Gartenkunst. Prestel, München 1966.
Commons: Villa d’Este – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Villa d’Este, Tivoli als UNESCO-Weltkulturerbe

Koordinaten: 41° 57′ 47″ N, 12° 47′ 47″ O