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„Durlach“ – Versionsunterschied

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{{Begriffsklärungshinweis}}
{| border="0" cellpadding="2" cellspacing="1" align="right" style="margin-left:1em; background:#e3e3e3;"
! Stadtteil-Wappen
{{Infobox Stadtteil von Karlsruhe
|Stadtteil= Durlach
! Karte
|Wappen= Coat of arms of Durlach.svg
|---- bgcolor="#FFFFFF"
|Breitengrad= 48/59/57/N
! align="center" | [[Bild:Wappen-durlach.gif|140px|Durlach]]
|Längengrad= 08/28/12/E
! align="center" | [[Bild:Karte Karlsruhe in Deutschland.png|140px|Karte Durlach in Deutschland]]
|Höhe= 117
|-
|Fläche= 22.9413
! colspan="2" | Basisdaten
|Einwohner= 30240
|---- bgcolor="#FFFFFF"
|Stand= 2016-06-30
| [[Bundesland (Deutschland)|Bundesland]]: || [[Baden-Württemberg]]
|PLZ= 76227
|---- bgcolor="#FFFFFF"
|Vorwahl= 0721
| [[Stadtteil]] von: || [[Karlsruhe]]
|Eingemeindet= 1938-04-01
|---- bgcolor="#FFFFFF"
|Autobahn1=5
| [[Fläche]]: || 22,94 [[Quadratkilometer|km²]] (incl. Aue und Bergwald)
|Autobahn2=8
|---- bgcolor="#FFFFFF"
|Bundesstraße1=3
| [[Einwohner]]: || ca. 30.000
|Bundesstraße2=10
|---- bgcolor="#FFFFFF"
|S-Bahn1=3
| [[Höhe]]: || 117 m ü. [[Normalnull|NN]]
|Stadtbahn1=4
|---- bgcolor="#FFFFFF"
|Stadtbahn2=5
| [[Postleitzahl]]: || 76227
|Stadtbahn3=51
|---- bgcolor="#FFFFFF"
|Stadtbahn4=31
| [[Telefonvorwahl|Vorwahl]]: || 0721
|Stadtbahn5=32
|---- bgcolor="#FFFFFF" valign="top"
|Straßenbahn1=1
| [[Geografische Lage]]: || 49° 00' n. Br. <br> 08° 29' ö. L.
|Straßenbahn2=2
|---- bgcolor="#FFFFFF"
|Straßenbahn3=5
| [[Kfz-Kennzeichen]]: || <tt>KA</tt>
|Straßenbahn4=8
|---- bgcolor="#FFFFFF" valign="top"
|Straßenbahn5=18
| Adresse des Stadtamts: || Pfinztalstrasse 33<br>76227 Karlsruhe-Durlach
|Buslinie1=21
|---- bgcolor="#FFFFFF"
|Buslinie2=22
| Offizielle Website: || [http://www.karlsruhe.de/Stadtteile/Durlach/ Website Durlach]
|Buslinie3=23
|---- bgcolor="#FFFFFF"
|Buslinie4=24
| E-Mail-Adresse: || [mailto:durlach@karlsruhe.de Stadtamt Durlach]
|Buslinie5=26
|-
|Buslinie6=27
! colspan="2" | Politik
|Buslinie7=29
|---- bgcolor="#FFFFFF"
|Buslinie8=31
| [[Ortsvorsteher]]in: || Alexandra Ries ([[CDU]])
|Buslinie9=42
|}
|Buslinie10=44
Von '''Durlach''', nach seiner Zwangseingemeindung im Dritten Reich heute der größte Stadtteil von [[Karlsruhe]], ging [[1715]] die Gründung von Karlsruhe als neuer Residenz der Markgrafen von Baden-Durlach aus. Durlach war selbst Residenzstadt von [[1565]] bis [[1715]].
|Buslinie11=107
|Nachtverkehr1=NL2
|Nachtverkehr2=NL3
}}
[[Datei:Durlach 001.jpg|mini|Luftaufnahme der Altstadt aus nördlicher Richtung]]
[[Datei:Karlsruhe Durlach Mitte.jpg|mini|Ortsmitte mit [[Turmberg (Karlsruhe)|Turmberg]]]]
[[Datei:Turmberg.JPG|mini|Turmbergruine]]
[[Datei:Stadtkirche-Durlach-Luftaufnahme-PeterEich.jpg|mini|hochkant|Stadtkirche, Rathaus und Marktplatz]]
[[Datei:Durlach-Basler Tor1.jpg|mini|hochkant|Stadttor „Basler Tor“]]
'''Durlach''' ist mit rund 30.000 Einwohnern der größte Stadtteil von [[Karlsruhe]]. Zu Durlach gehören auch die Ortsteile Aue und Bergwald. Die einstmals eigenständige Stadt war von 1565 bis 1718 [[Residenzstadt]] der [[Markgrafschaft Baden-Durlach]]. 1715 ging von hier die Gründung der neuen Residenzstadt Karlsruhe aus, in die Durlach 1938 zwangseingemeindet wurde.


== Geographie ==
Der Stadtteil liegt im Osten von Karlsruhe am Ausgang des [[Pfinz|Pfinztals]] und geht von der [[Rheinebene]] in den [[Kraichgau]] und in den [[Nordschwarzwald]] über.
Der Stadtteil liegt im Osten von Karlsruhe am Ausgang des [[Pfinz]]tals und geht von der [[Rheinebene]] in den [[Kraichgau]] und in den [[Nordschwarzwald]] über. Durlach gehört seit Januar 2021 zum [[Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord]].


Der Hausberg von Durlach ist der Turmberg, auf dessen Gipfel sich die Reste einer Burganlage befinden, zu der die [[Turmbergbahn]] führt. Direkt neben der Burganlage liegt die [[Sportschule Schöneck]], die von der deutschen Fußballnationalmannschaft gelegentlich als Trainingslager zur Vorbereitung auf Länderspiele genutzt wird.
Der [[Hausberg]] von Durlach ist der [[Turmberg (Karlsruhe)|Turmberg]], auf dessen Gipfel sich die Reste einer [[Ruine Durlach|Burganlage]] befinden, zu der die [[Turmbergbahn]] führt. Direkt neben der Burganlage liegt die [[Sportschule Schöneck]], die von der deutschen Fußballnationalmannschaft gelegentlich als Trainingslager zur Vorbereitung auf Länderspiele genutzt wird.


Der Turmberg ist der nördlichste Berg des [[Schwarzwald]]s. Die Berge, die sich daran im Norden anschließen, gehören bereits zum [[Kraichgau]]. Südlich des Turmbergs folgen die Schwarzwald-Erhebungen Guggelensberg, Lerchenberg und Geigersberg. All diese Hügel gehören noch zu Durlach und sind durch den spektakulären Blick, den man von ihnen über die Rheinebene hat, das beliebteste Prominenten- und Villenviertel von Karlsruhe. Zahlreiche Bundesrichter, Verfassungsrichter und Unternehmer haben sich dort niedergelassen. Insbesondere bewohnte der Milliarden-Betrüger [[Manfred Schmider]], Gründer des Unternehmens [[FlowTex]], in den 90er Jahren bis zu seiner Verhaftung im Jahre 2000 auf dem Turmberg eine der luxuriösesten Villen Süddeutschlands.
Der Turmberg liegt im Grenzbereich des Kraichgaus zum Schwarzwald und wird in der naturräumlichen Gliederung dem Kraichgau zugerechnet. Südlich folgen die Erhebungen Guggelensberg und Lerchenberg sowie der Geigersberg, an dem der Schwarzwald beginnt. All diese Hügel gehören noch zu Durlach und sind aufgrund des Ausblicks, den man von ihnen über die Rheinebene hat, ein beliebtes Prominenten- und Villenviertel von Karlsruhe.


== Name ==
Der Name „Durlach“ geht nach Hentschel vermutlich auf einen Flurnamen zurück und bezeichnet ursprünglich das Gebiet unterhalb des Turms. Dabei ist „Dur-“ auf Turm (lat. ''turris'') zurückzuführen und „-lach“ auf das althochdeutsche ''blah, lah'' und ''lâch,'' das Wort für ein Grenzzeichen.
Die Herkunft des Ortsnamens „Durlach“ ist nicht eindeutig. Eine Erklärung geht dahin, dass er vom [[Flurname]]n „Dürre Lache“ abgeleitet wurde.<ref>Stadt Karlsruhe, Stadtamt Durlach (Hrsg.): ''Wege durch Durlach und Aue. Auf den Spuren der Geschichte.'' Druckerei Widmann GmbH, Durlach 1996, S.&nbsp;14.</ref> Damit könnte ein im Jahreslauf längere Zeit [[Trockenfallen|trocken fallender]], flacher See gemeint gewesen sein, wie es in der ehemaligen [[Kinzig-Murg-Rinne]], in welcher Durlach auf einer Kies-Insel gegründet worden war, gut möglich gewesen sein kann. Der durch Durlach führende, ähnlich klingende „Dürrbach“ ist zudem ein typischer „dürrer“, also trockener Bach, der nur bei ausreichend starkem Regen Wasser führt. Eine andere Erklärung führt den Ortsnamen auf einen Flurnamen zurück, der ursprünglich das Gebiet unterhalb des Turmberg-Turms bezeichnet. Dabei soll „Dur-“ auf Turm (lat. ''turris'') zurückzuführen sein und „-lach“ auf das althochdeutsche ''blah, lah'' und ''lâch,'' das Wort für ein Grenzzeichen.<ref>Karl-Heinz Hentschel: ''Durlach. Das Geheimnis seines Namens.'' Info-Verlagsgesellschaft, Karlsruhe 1996, ISBN 3-88190-212-0.</ref>


Umgangssprachlich nennen sich die Einwohner von Durlach auch ''Dorlacher'' oder ''Letschebacher.''
[[Bild:IMAG0235_mittel.JPG|thumb|left|[[Turmbergbahn|Turmberg]] Karlsruhe-Durlach]]
[[Bild:Turmbergbahn.JPG|thumb|right|250px|Turmbergbahn mit Blick auf Durlach]]


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die [[Hohenberg (Pfinzgauer Adelsgeschlecht)|Grafen von Hohenberg]] erbauten im 11. Jahrhundert die [[Ruine Durlach|Burganlage auf dem Turmberg]] und erweiterten sie im 12. Jahrhundert. Nach dem Aussterben der Hohenberger und der [[Grötzingen (Karlsruhe)|Grötzinger]] Herren fiel das Grafenamt im [[Pfinzgau (Landschaft)|Pfinzgau]] gegen Ende des 12. Jahrhunderts an die Oberlehensherren, die [[Staufer]].
* Im [[11. Jahrhundert]] wurde die Burganlage auf dem Turmberg von den [[Grafen von Hohenberg]] erbaut und im [[12. Jahrhundert]] erweitert.
* Durlach wurde erstmals [[1196]] als [[Staufer|staufische]] Besitzung erwähnt
* [[1219]] Eigengut des [[Markgrafschaft Baden|Markgrafen von Baden]]
* [[1279]] wurde die Burg Hohenberg auf dem Turmberg vom [[Konrad III. von Lichtenberg]] dem Bischof von [[Straßburg]] zerstört
* [[1556]] Durlach wurde mit den Landesherren, den Markgrafen von [[Baden-Durlach]], [[protestantisch]]
* [[1565]] Verlegung der Residenzstadt der ernestinischen Linie der [[Markgrafschaft Baden|Markgrafen von Baden]] von [[Pforzheim]] nach [[Durlach]] durch [[Karl II. (Baden)|Markgraf Karl II.]] (seither nannten sich die Landesherren „Markgrafen von Baden-Durlach“), Bau der [[Karlsburg (Schloss)|Karlsburg]]
* [[1689]] Völlige Zerstörung der Stadt durch französische Truppen, die der französische König [[Ludwig XIV.]] im Rahmen des [[Pfälzischer Erbfolgekrieg|Pfälzischen Erbfolgekriegs]] entsandte. Lediglich fünf oder sechs Wohnhäuser der Altstadt entgingen dem Feuer. Von der Karlsburg blieb nur der Prinzessenbau stehen. Wiederkehrende Zerstörungen und Plünderungen ruinierten die schutzlosen Durlacher in dieser Zeit immer aufs neue, bis der Krieg [[1697]] endete. Der Landesherr Markgraf [[Friedrich Magnus (Baden)|Friedrich Magnus]] hielt sich währenddessen bis zu seiner Rückkehr [[1698]] im Basler Exil auf. Er begann den Wiederaufbau Durlachs und der [[Karlsburg (Schloss)|Karlsburg]], in deren ersten Bauteil er [[1699]] einzog.
* [[1709]] übernimmt sein Sohn Markgraf [[Karl Wilhelm (Baden)|Karl Wilhelm]] die Regierung. Im Zerwürfnis mit seiner Gemahlin [[Magdalena Wilhelmine]], einer Tochter des Herzogs von Württemberg, und den Durlacher Bürgern stoppt er den weiteren Ausbau der Karlsburg, verlegt
* [[1715]] die Residenz in ein mitten im [[Hardtwald]] neu erbautes Schloss und gründet in diesem Zusammenhang die neue Stadt [[Karlsruhe]].
* [[1735]] Errichtung der Münze
* [[1832]] Durlach wird [[Kreisstadt]] im inzwischen durch napoleonischen Druck konstituierten Großherzogtum Baden
* [[1843]] Anbindung an die Eisenbahnlinie Karlsruhe–Heidelberg
* [[1846]] Die erste [[Freiwillige Feuerwehr]] wird von [[Christian Hengst]] gegründet (Denkmal Hengst-Platz)
* [[1938]] Zwangseingemeindung in die damalige [[Baden (Land)|badische]] [[Landeshauptstadt]] [[Karlsruhe]] gegen das ausdrückliche Votum der Durlacher. Als Zugeständnis wurde dabei allerdings vereinbart, dass Durlach alle Behörden und Ämter behalten dürfe. Deshalb ist Durlach heute der einzige Stadtteil Karlsruhes, der ein eigenes [[Finanzamt]] und ein eigenes [[Amtsgericht]] besitzt. Das dem Amtsgericht angeschlossenen Gefängnis –&nbsp;dessen prominentester Gefangener während der [[Spiegel-Affäre]] kurzzeitig [[Rudolf Augstein]] war&nbsp;– wurde allerdings in den 80er Jahren abgerissen.
* [[1938]] Im Zuge der [[Novemberpogrome 1938|Reichspogromnacht]] kommt es zu Übergriffen gegen jüdische Mitbürger in Durlach. Am 22.&nbsp;Oktober 1940 werden die verbliebenen jüdischen Mitbewohner deportiert.
* [[1945]] Während des 2. Weltkrieges waren in Durlach 329 Menschen umgekommen.
* [[1989]] erhält Durlach eine eigenständige Ortschaftsverfassung und einen Ortschaftsrat


Im Jahr 1196 wurde Durlach in zwei Urkunden von Kaiser [[Heinrich VI. (HRR)|Heinrich VI.]] als ''villa Durla'' (Dorf) erstmals urkundlich erwähnt.<ref>Susanne Ascher, Olivia Hochstrasser, S.&nbsp;30.</ref> Aus einer im Jahre 1234 von Kaiser [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]] in [[Apricena]] ausgestellten Urkunde lässt sich ableiten, dass ''Durla'' vor 1220 an Markgraf [[Hermann V. (Baden)|Hermann V. von Baden]] im Tausch für Güter bei Braunschweig als Eigenbesitz übergeben wurde und zu diesem Zeitpunkt bereits zur Stadt (''civitas'') erhoben war.<ref>[http://www.regesta-imperii.de/id/1234-11-00_1_0_5_1_1_2967_2060 RI V,1,1 n. 2060], in: Regesta Imperii Online. Abgerufen am 16. Januar 2017.</ref> Es könnte sein, dass Kaiser [[Heinrich VI. (HRR)|Heinrich VI.]] sie an der Stelle einer dörflichen Vorgängersiedlung auf Grötzinger Gemarkung gegründet hatte, als er sich im Winter 1191/1192 in seiner [[Haguenau|Hagenauer]] Pfalz aufhielt.<ref>Heinz Schmitt: ''Der Raum Karlsruhe vor der Stadtgründung.'' In: Stadt Karlsruhe Stadtarchiv (Hrsg.): ''Karlsruhe. Die Stadtgeschichte.'' Badenia, Karlsruhe 1998, ISBN 3-7617-0353-8, S. 40.</ref>
[[Bild:Karlsruhe_Durlach_Mitte.jpg|thumb|Ortsmitte mit Turmberg]]

Im Jahre 1196 kam Herzog [[Konrad II. (Schwaben)|Konrad II. von Schwaben]], ein Sohn von Kaiser [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich I. Barbarossa]], in Durlach ums Leben. Darüber berichtet die um 1229/30 verfasste [[Burchard von Ursberg|Ursberger Chronik]], die das damalige Durlach als ''oppidum Durlaich'' (ummauerter Ort, Stadt) bezeichnet.<ref>Susanne Ascher, Olivia Hochstrasser, S. 30.</ref>

1279 zerstörte [[Konrad III. von Lichtenberg]], der Bischof von [[Straßburg]], die Burg Hohenberg auf dem Turmberg, die danach nicht wieder aufgebaut wurde. 1556 wurde Durlach mit den damals noch in [[Pforzheim]] residierenden Landesherren [[protestantisch]].

1565 verlegte [[Karl II. (Baden-Durlach)|Markgraf Karl II.]] die [[Residenzstadt]] der ernestinischen Linie der ''Markgrafen von Baden'' von Pforzheim nach Durlach. Seither nannten sich die Landesherren „[[Markgrafschaft Baden-Durlach|Markgrafen von Baden-Durlach]]“. Die [[Karlsburg (Schloss)|Karlsburg]] wurde gebaut. Durlach erlebte einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung.

Nachdem Durlach bereits im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] [[Brandschatzung|gebrandschatzt]] worden war, zerstörten im Jahr 1689 vom französischen König [[Ludwig XIV.]] im Rahmen des [[Pfälzischer Erbfolgekrieg|Pfälzischen Erbfolgekriegs]] entsandte französische Truppen die Stadt völlig. Lediglich fünf oder sechs Wohnhäuser der Altstadt entgingen dem Feuer. Von der Karlsburg blieb nur der Prinzessenbau stehen. Wiederkehrende Zerstörungen und Plünderungen ruinierten die schutzlosen Durlacher in dieser Zeit immer aufs Neue, bis der Krieg 1697 endete. Der Landesherr Markgraf [[Friedrich VII. Magnus (Baden-Durlach)|Friedrich Magnus]] hielt sich währenddessen bis zu seiner Rückkehr 1698 im Basler Exil auf. Er begann den Wiederaufbau Durlachs und der Karlsburg, in deren ersten Bauteil er 1699 einzog. 1709 übernahm sein Sohn Markgraf [[Karl III. Wilhelm (Baden-Durlach)|Karl Wilhelm]] die Regierung. Im Zerwürfnis mit seiner Gemahlin [[Magdalena Wilhelmine von Württemberg]], einer Tochter des Herzogs von Württemberg, und den Durlacher Bürgern stoppte er den weiteren Ausbau der Karlsburg.

1718 verlegte Markgraf Karl Wilhelm die Residenz in sein seit 1715 mitten im [[Hardtwald (Karlsruhe)|Hardtwald]] neu erbautes Schloss, bei dem die neue Stadt Karlsruhe entstand. Auch die markgräflichen Behörden mussten aus Durlach umziehen.

1735 wurde in Durlach die [[Staatliche Münze Karlsruhe|Münzprägeanstalt]] errichtet. Von 1810 bis 1832 war Durlach [[Kreisstadt]] im inzwischen durch napoleonischen Druck konstituierten [[Großherzogtum Baden]]. 1843 eröffnete die [[Badische Hauptbahn|Eisenbahnlinie Karlsruhe–Heidelberg]] mit Bahnhof in Durlach. 1846 gründete [[Christian Hengst]] die landesweit erste [[Freiwillige Feuerwehr]] (Denkmal Hengst-Platz).<ref>Hans G. Kernmayr: ''Christian Hengst, Durlach – Erste Freiwillige Feuerwehr Deutschlands.'' In: ''Der Goldene Helm.'' ecomed, 3. Auflage, Landsberg/Lech 2000, ISBN 3-609-66981-0, S.&nbsp;71&nbsp;ff.</ref> 1921 wurde Aue zu Durlach eingemeindet.

Im Zuge der [[Novemberpogrome 1938|Reichspogromnacht]] kam es 1938 zu Übergriffen gegen jüdische Bürger in Durlach. Am 22.&nbsp;Oktober 1940 wurden die verbliebenen jüdischen Einwohner deportiert. Während des Zweiten Weltkrieges kamen in Durlach 329 Menschen um.

1938 wurde Durlach gegen das ausdrückliche Votum der Durlacher nach Karlsruhe eingemeindet.<ref> Jan-Dirk Rausch: [https://www.durlacher.de/geschichte/durlacher-zwangseingemeindung ''Die Zwangseingemeindung Durlachs zum 1. April 1938 – Ein Unrechtsakt mit Langzeitfolgen''] Durlacher.de; Vortrag im Rahmen einer Veranstaltung zum 70. Jahrestag am 1. April 2008; abgerufen am 30. Juli 2023</ref> Als Zugeständnis wurde dabei allerdings vereinbart, dass Durlach alle Behörden und Ämter behalten dürfe. Deshalb ist Durlach heute der einzige Stadtteil Karlsruhes, der ein eigenes [[Finanzamt]] und mit dem [[Amtsgericht Karlsruhe-Durlach]] ein eigenes [[Amtsgericht]] besitzt.<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick78/zwangseingemeindung.de |titel=Karlsruhe: Blick in die Geschichte Nr. 78 vom 20. März 2008: Die Zwangseingemeindung Durlachs zum 1. April 1938 |sprache=de |abruf=2022-02-16}}</ref> Das dem Amtsgericht angeschlossene Gefängnis –&nbsp;dessen prominentester Gefangener während der [[Spiegel-Affäre]] kurzzeitig [[Rudolf Augstein]] war&nbsp;– wurde allerdings 1990 gegen Protest der Bevölkerung abgerissen.<ref>{{Internetquelle |autor=Amtsgericht Karlsruhe Durlach |url=https://amtsgericht-karlsruhe-durlach.justiz-bw.de/pb/,Lde/1162823 |titel=Geschichte |sprache=de |abruf=2022-02-15}}</ref> 1989 erhielt Durlach eine eigenständige Ortschaftsverfassung und einen Ortschaftsrat.<ref name=":0" />


== Ortschaftsrat ==
== Ortschaftsrat ==
Vorsitzende des Durlacher Ortschaftsrats ist [[Ortsvorsteher]]in Alexandra Ries.<ref>[http://www.ka-news.de/region/karlsruhe/Karlsruhe~/Neuer-Durlacher-Ortschaftsrat-Alexandra-Ries-bleibt-Ortsvorsteherin;art6066,1433355 Neuer Durlacher Ortschaftsrat: Alexandra Ries bleibt Ortsvorsteherin], ''ka-news.de'', 13. Juli 2014.</ref>
Vorsitzender des Durlacher Ortschaftsrats ist der [[Ortsvorsteher]]. Parteipolitisch setzt er sich für die neue Amtszeit ab September 2004 folgendermaßen zusammen:


Nach der Ortschaftsratswahl 2024 am 9. Juni 2024 setzt sich der aus 22 Sitzen bestehende Ortschaftsrat Durlach in der Amtszeit 2024 bis 2029 folgendermaßen zusammen:<ref>{{Internetquelle |url=https://wahlergebnisse.komm.one/lb/produktion/wahltermin-20240609/08212000/praesentation/ergebnis.html?wahl_id=2016&stimmentyp=0&id=ebene_-8557_id_13932 |titel=Ortschaftsratswahl 2024 Durlach |werk=wahlergebnisse.komm.one |abruf=2024-09-06}}</ref>
* CDU 9 Sitze
* SPD 6 Sitze
* Grüne 5 Sitze
* FDP 2 Sitze


{| class="wikitable"
[[Bild:Orgelfabrik Durlach.jpg|thumb|Orgelfabrik Durlach]]
|-
! Wahlvorschlag !! Sitze
|-
| GRÜNE || 6
|-
| CDU || 6
|-
| SPD || 3
|-
| FDP || 2
|-
| FW Durlach || 2
|-
| AfD || 2
|-
| DIE LINKE || 1
|}


== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==
== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==
[[Datei:Orgelfabrik Durlach.jpg|mini|Orgelfabrik Durlach]]
=== Theater/Konzerte/Ausstellungen ===
=== Theater/Konzerte/Ausstellungen ===
* '''Veranstaltungszentrum Orgelfabrik''': Im 19. und 20.&nbsp;Jahrhundert war die Voit’sche Orgelfabrik eine der bedeutendsten Orgelbaustätten in Europa. In der verbliebenen Großhalle residieren heute
; Veranstaltungszentrum Orgelfabrik:
Im 19. und 20. Jahrhundert war die Voit’sche Orgelfabrik eine der bedeutendsten Orgelbaustätten in Europa. In der verbliebenen Großhalle residieren heute
* Die Orgelfabrik – Kultur in Durlach e.&nbsp;V.
** Theater in der Orgelfabrik
** Kabarett „Die Spiegelfechter“
* Kabarett „Die Spiegelfechter“
* Theater in der Orgelfabrik
** [[Die Orgelfabrik - Kultur in Durlach e.V.]]


; Musik an der Stadtkirche Durlach:
[[Bild:Karlsruhe_Durlach_Karlsburg.jpg|thumb|Karlsburg]]
An der [[Stadtkirche Durlach]] werden regelmäßig Konzerte gegeben – von der ''Musik zur Marktzeit'' bis zur Aufführung großer Werke wie Bachs Messe in h-Moll, Werke Alter Meister, aber auch zeitgenössischer Künstler, Chorwerke, Kantaten, Kammermusik, Orgelkonzerte, Improvisationswettstreite. Im Jahre 1999 wurde die historische [[Stumm (Orgelbauerfamilie)|Stumm]]-Orgel nach umfassender Erneuerung durch die Schweizer Orgelbaufirma [[Friedrich Goll|Goll]] festlich eingeweiht.


=== Museen ===
=== Museen ===
*Im Schloss [[Karlsburg (Schloss)|Karlsburg]] sind untergebracht:
[[Datei:Karlsruhe Durlach Karlsburg.jpg|mini|Karlsburg]]
* Im Schloss [[Karlsburg (Schloss)|Karlsburg]] sind untergebracht:
** Pfinzgaumuseum: Geschichte der bis 1938 selbständigen Kreisstadt Durlach als Residenz der Markgrafen von Baden, Entwicklung von Landwirtschaft, Handwerk und Industrialisierung
** Karpatenmuseum: Sachkultur, Sitten und Gebräuche der ehemaligen Deutschen in der Slowakei
** Karpatenmuseum: Sachkultur, Sitten und Gebräuche der ehemaligen Deutschen in der Slowakei
** Pfinzgaumuseum: Geschichte der bis 1938 selbständigen Kreisstadt Durlach als Residenz der Markgrafen von Baden, Entwicklung von Landwirtschaft, Handwerk und Industrialisierung


=== Bauwerke ===
[[Bild:Durlach_BaslerTor_2005_09_11.jpg|thumb|Altstadtring mit Basler Tor]]
* [[Basler Torturm]]
* [[St. Peter und Paul (Durlach)]]


=== Friedhöfe ===
== Berühmte Persönlichkeiten ==
In Durlach befinden sich zwei Friedhöfe, wobei vor allem der alte und der neue Friedhof auf Grund ihres Aufbaues sehenswerte Kultureinrichtungen sind. Der alte Friedhof ist dabei inzwischen in eine öffentliche Parkanlage umgewandelt worden.
* [[Karl Weysser]], Architektur- und Landschaftsmaler
* [[Alter Friedhof Durlach]]
* [[Werner Nachmann]], Vorsitzender des Zentralrats der Juden von 1969 bis 1988
* [[Friedhof Durlach]]
* [[Ernst Friedrich (Baden)]], Markgraf von Baden-Durlach
* [[Karl August (Baden)]], Markgraf von Baden-Durlach
* [[Karl Gustav (Baden)]], Markgraf von Baden-Durlach
* [[Karl Wilhelm (Baden)]], Markgraf von Baden, Gründer von Karlsruhe
* [[Karl Magnus (Baden)]], Markgraf von Baden-Durlach
* [[Christian Haldenwang]], Kupferstecher
* [[Christian Hengst]], Stadtbaumeister in Durlach
* [[Georg Friedrich von Reichenbach]], Erfinder und Ingenieur


== Wirtschaft ==
[[Bild:Turmberg_v_sueden_2005_11_06.jpg|thumb|300px|Turmberg mit Endstation der Turmbergbahn und Sportschule Schöneck]]
[[Datei:Durlach RaumFabrik.jpg|mini|RaumFabrik (ehemals Pfaff)]]
Die Orgelfabrik [[Heinrich Voit]] & Söhne, die [[Badische Maschinenfabrik Durlach]]<ref>{{Internetquelle |url=https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:ins-0115 |titel=Badische Maschinenfabrik Durlach (BMD) |werk=stadtlexikon.karlsruhe.de |hrsg=Stadt Karlsruhe |abruf=2020-05-18}}</ref> und der Nähmaschinen- und Fahrzeughersteller [[Gritzner]], später [[Pfaff (Unternehmen)|Pfaff]]<ref>{{Internetquelle |url=https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:ins-0083 |titel=Nähmaschinenfabrik Gritzner, später Pfaff – Stadtlexikon |werk=stadtlexikon.karlsruhe.de |hrsg=Stadt Karlsruhe |abruf=2020-05-18}}</ref> (teilweise abgerissen), waren bedeutende Unternehmen ihrer Branchen. Mittlerweile gibt es nur noch wenig produzierendes Gewerbe, in den Fabrikanlagen sind [[Gründerzentrum|Gründerzentren]] untergebracht.

Die [[Lederfabrik Herrmann & Ettlinger]]<ref>{{Internetquelle |url=https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:ins-0141 |titel=Lederfabrik Herrmann & Ettlinger |werk=stadtlexikon.karlsruhe.de |hrsg=Stadt Karlsruhe |abruf=2020-05-18}}</ref> hatte ebenfalls ihren Sitz in Durlach.

Im Ortsteil Killisfeld befindet sich die [[Atruvia]] AG. In der Nähe zum Durlacher Bahnhof hat das Pharmaunternehmen [[Dr. Willmar Schwabe]] seinen Sitz. In einem großen Industriegebiet nördlich vom Durlacher Stadtkern sind in unmittelbarer Nähe zur Autobahnausfahrt Karlsruhe-Nord diverse Unternehmen angesiedelt. Unter anderem befinden sich dort ein Logistikzentrum der [[Robert Bosch GmbH]], Hauptverwaltung und Produktion der Bautechnik-Unternehmensgruppe [[Vollack Gruppe|Vollack]], der Hauptsitz und eine Produktionsstätte des internationalen Verpackungsmaschinenherstellers [[Romaco]] sowie der Hersteller von Kunststoff-Fenstersystemen [[aluplast]].

== Verkehr ==
[[Datei:Durlach vonBruecke.jpg|mini|Bahnhof Durlach und [[Durlacher Allee]]]]
Mit der Autobahnanschlussstelle ''Karlsruhe-Durlach'' an der A&nbsp;5 ist der Stadtteil direkt an das deutsche Fernstraßennetz angebunden. Weitere Autobahn-Anschlussstellen, über die Durlach und Umgebung gut erreichbar sind, sind Karlsruhe-Nord und Karlsruhe-Mitte (AS&nbsp;45). Zwischen Durlach und dem Stadtteil Grötzingen kreuzen sich die Bundesstraßen [[Bundesstraße 3|3]] (Nord-Süd) und [[Bundesstraße 10|10]] (Ost-West).

Der [[Bahnhof Karlsruhe-Durlach|Bahnhof von Durlach]] ist Umstiegspunkt der [[Stadtbahn Karlsruhe]], der [[S-Bahn Rhein-Neckar]], des Regionalverkehrs und Halt einzelner Fernzüge. Außerdem ist der Bahnhof Endhaltestelle der Linie 5 der [[Straßenbahn Karlsruhe]].

Mehrere Straßenbahn- und Stadtbahnlinien verbinden Durlach mit der Karlsruher Innenstadt. Direkt durch das Durlacher Zentrum führt die Straßenbahnlinie 1. Die Linie 2 verläuft durch Durlach-Aue weiter nach [[Wolfartsweier]]. Von der Haltestelle Durlach Turmberg nach Wolfwartsweier fährt Linie 8, jedoch nur mit einzelnen Kursen an Schultagen.
[[Datei:Durlach-Pfinztalstraße.jpg|mini|hochkant|Pfinztalstraße, Haupteinkaufsstraße Durlachs]]

Durlach ist Start- und Endpunkt mehrerer Buslinien im Stadt- und Regionalverkehr.

== Durlacher Persönlichkeiten ==
[[Datei:Durlach BaslerTor 2005 09 11.jpg|mini|Altstadtring mit Basler Tor]]
* [[Ernst Friedrich von Baden-Durlach]] (1560–1604), Markgraf von Baden-Durlach
* [[Elisabeth von Baden-Durlach]] (1620–1692), Spruchdichterin
* [[Karl Magnus von Baden-Durlach]] (1621–1658)
* [[Karl Johann Roeder von Diersburg]] (1626–1685), Geheimrat und Hofmarschall
* [[Karl Gustav von Baden-Durlach]] (1648–1703)
* [[Johanna Elisabeth von Brandenburg-Ansbach]] (1651–1680), Markgräfin von Brandenburg-Ansbach
* [[Johann Sigismund Henninger]] (1667–1719), Professor für Medizin Universität Straßburg, Mitglied der Gelehrtenakademie „[[Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina|Leopoldina]]“
* [[Karl III. Wilhelm (Baden-Durlach)|Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach]] (1679–1738), Markgraf von Baden-Durlach, Gründer von Karlsruhe
* [[Johanna Elisabeth von Baden-Durlach]] (1680–1757), Herzogin von Württemberg, Gattin von Herzog [[Eberhard Ludwig (Württemberg)|Eberhard Ludwig von Württemberg]]
* [[Karl Friedrich Drollinger]] (1688–1742), Archivar, Lyriker und Übersetzer
* [[Johann Heinrich May der Jüngere|Johann Heinrich May, ''der Jüngere'']] (1688–1732), Orientalist, Hebraist und Hochschullehrer
* [[Karl August von Baden-Durlach]] (1712–1786), Markgraf von Baden-Durlach
* [[Johann Ludwig Kisling]] (1746–1815), badischer Hofmaler
* [[Michael Friedrich Wild]] (1747–1832), Geodät und Naturforscher
* [[Karl Wilhelm Ludwig Friedrich von Drais von Sauerbronn]] (1755–1830), Oberhofrichter und Durlacher Ehrenbürger (seit 1827)
* [[Karl von Neuenstein]] (1767–1838), badischer Generalleutnant
* [[Heinrich Backofen|Johann Georg Heinrich Backofen]] (1768–1830), Klarinettist, Komponist und Maler
* [[Christian Haldenwang]] (1770–1831), Kupferstecher
* [[Georg Friedrich von Reichenbach]] (1771–1826), Erfinder und Ingenieur
* [[Georg Rudolph Gambs]] (1775–1834), Ebenist und Hofschreiner
* [[Carl Baumgärtner]] (1790–1847), Beamter und Politiker, Ehrenbürger von Durlach
* [[Conrad Hengst]] (1796–1877), Architekt im Herzogtum Anhalt-Köthen
* [[Christian Hengst]] (1804–1883), Stadtbaumeister in Durlach
* [[Jakob Hochstetter]] (1812–1880), Architekt
* [[Ludwig Dürr (General)|Ludwig Dürr]] (1822–1891), preußischer Generalmajor
* [[Ludwig Eichrodt]] (1827–1892), Dichter
* [[Robert von Unger]] (1828–1887), preußischer Generalmajor
* [[Karl Weysser]] (1833–1904), Architektur- und Landschaftsmaler
* [[Heinrich Voit]] (1834–1914), Orgelbauer
* [[Carl Eichhorn (Pfarrer, 1855)|Carl Eichhorn]] (1855–1934), evangelischer Pfarrer, Führer der Gemeinschaftsbewegung in Bayern
* [[Wilhelm Jung (Architekt)|Wilhelm Jung]] (1869–1939), Architekt, Baubeamter und Autor
* [[Friedrich Ratzel (Architekt)|Friedrich Ratzel]] (1869–1907), Architekt und Hochschullehrer
* [[Friedrich Alfred Schmid Noerr]] (1877–1969), Kultur- und Religionsphilosoph, Hochschullehrer und Schriftsteller
* [[Erich Straub]] (1885–1945), Psychiater
* [[Otto Wagener]] (1888–1971), Generalmajor, Politiker (NSDAP) und Wirtschaftsberater Adolf Hitlers
* [[Heinrich Berggötz]] (1889–1973), Politiker (CSVD, CDU, BVP, NPD)
* [[Robert Kraus (Maschinenbauer)|Robert Kraus]] (1898–1970), Maschinenbauer und Hochschullehrer
* [[Wilhelm Beuttel]] (1900–1944), Widerstandskämpfer und hessischer Landtagsabgeordneter
* [[Emil Dreher]] (1901–1981), Elektrotechniker und NS-Sportfunktionär
* [[Werner Bull]] (1902–1989), Elektrotechniker, Patentingenieur und Politiker
* [[Willi Häfner]] (1903–1963), Politiker (CDU)
* [[Gerhard Caemmerer]] (1905–1961), Jurist und NS-Gegner
* [[Bernhard Schroth]] (1908–1986), Landtagsabgeordneter
* [[Walter Müller (Architekt, 1911)|Walter Müller]] (1911–1992), deutscher Architekt
* [[Otto Kamenzin]] (1909–1944), Fußballspieler
* [[Erwin Willy Becker]] (1920–2011), Physiker und Hochschullehrer. Er war ab 1958 Direktor des Instituts für Kernverfahrenstechnik am Kernforschungs-Zentrum der Universität Karlsruhe und lebte in Durlach
* [[Werner Nachmann]] (1925–1988), Unternehmer und Politiker (CDU), Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland von 1969 bis 1988
* [[Gerold Ungeheuer]] (1930–1982), Sprach-, Kommunikationswissenschaftler und Hochschullehrer
* [[Siegfried Kessler (Fußballspieler)|Siegfried Kessler]] (1941–2013), Fußballspieler
* [[Kuno Bärenbold]] (1946–2008), Schriftsteller
* [[Doris Schmidts]] (* 1988), Schönheitskönigin und Miss Germany 2009

[[Datei:Turmberg v sueden 2005 11 06.jpg|mini|Turmberg mit Endstation der Turmbergbahn und Sportschule Schöneck]]


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Durlacher]]
* [[Liste der Stadtteile von Karlsruhe]]
* [[Liste der Stadtteile von Karlsruhe]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Armin G. Meyer, Sabine Meyer-Carillon: ''Ortsfamilienbuch Karlsruhe Teil 1: Hof und Hofdienerschaft: Carlsburg in Durlach, Schloss Augustenburg in Grötzingen, markgräflicher Hof zu Basel 1688–1743 und Hof-Gemeinde Karlsruhe 1750–1761.'' Cardamina Verlag Susanne Breuel 2014, ISBN 978-3-86424-162-8.
* Susanne Asche, Olivia Hochstrasser: ''Durlach - Staufergründung, Fürstenresidenz, Bürgerstadt.'' Hrsg. Stadt Karlsruhe, Stadtarchiv, ISBN 3761703228
* [[Susanne Asche]], Olivia Hochstrasser: ''Durlach – Staufergründung, Fürstenresidenz, Bürgerstadt.'' Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Band 17, Badenia Verlag GmbH, Karlsruhe 1996, ISBN 3-7617-0322-8.
* Karl Gustav Fecht: ''Geschichte der Stadt Durlach.'' Adolph Emmerling, Heidelberg 1869. Photomechanischer Nachdruck 1969 der Vereinigung ehemaliger Schüler des Markgrafen-Gymnasiums
* [[Martin Bachmann]]: ''Die Karlsburg. Spuren der Residenzanlage im Durlacher Stadtgefüge'' (= ''Materialien zu Bauforschung und Baugeschichte''. Band&nbsp;11). Institut für Baugeschichte, Karlsruhe 2000 {{DNB|960715118}}.
* Christian Edel: ''Durlach ein historischer Rundgang.'' Hrsg. vom Freundeskreis Pfinzgaumuseum - Historischer Verein Durlach e.V. Karlsruhe-Durlach, 2004, ISBN 3-9803311-5-6
* Martin Bachmann: ''Der barocke Wiederaufbau. Bauhistorische Untersuchungen in der Durlacher Altstadt'' (= ''Materialien zu Bauforschung und Baugeschichte''. Band&nbsp;12). von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2986-5.
* Karl-Heinz Hentschel: ''Durlach. Das Geheimnis seines Namens.'' Info-Verlagesgesellschaft, Karlsruhe 1996, ISBN 3-88190-212-0
* Victor Dahms: ''Fluchtpunkt Durlach.'' Glossen aus dem Intelligenz- und Provinzblatt für Durlach. Verlag Peter Guhl, Rohrbach/Pfalz 2012, ISBN 978-3-930760-71-8.
* Jan Dirk Rausch, Samuel Degen (Fotografien), Günther Heiberger (Fotografien), Jürgen Sormani(Fotografien): ''Durlach - ein Bildband.'' Druckerei Widmann GmbH, ISBN 3-923314-02-7
* Christian Edel: ''Durlach ein historischer Rundgang.'' Hrsg. vom Freundeskreis Pfinzgaumuseum – Historischer Verein Durlach e.&nbsp;V. Karlsruhe-Durlach, 2004, ISBN 3-9803311-5-6.
* ''Durlach gestern und heute - Eine Fotodokumentation.'' B. Klein, Karlsruhe-Durlach 1986
* [[Karl Gustav Fecht]]: ''Geschichte der Stadt Durlach.'' Adolph Emmerling, Heidelberg 1869. Photomechanischer Nachdruck 1969 der Vereinigung ehemaliger Schüler des Markgrafen-Gymnasiums.
* Ernst Schneider: ''Durlacher Volksleben 1500–1800. Volkskundliches aus archivalischen Quellen. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ehemaligen Stadt Durlach.'' G. Braun 1980 (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 5), ISBN 3-7650-0400-6
* Siegmund Friedrich Gehres: ''Kleine Chronik von Durlach.'' Braun, Karlsruhe 1824. [http://digital.blb-karlsruhe.de/id/20544 Digitalisat der Badischen Landesbibliothek]
* Traudl Schucker: ''Durlacher Alltagsleben in Bildern. Zwischen Großherzogtum und Wirtschaftswunder.'' G. Braun, Karlsruhe 1996, ISBN 3-7650-8167-1
* Anke Mührenberg: ''Kleine Geschichte Durlachs'' G. Braun, Karlsruhe 2009, ISBN 978-3-7650-8393-8.
* ''Intelligenz- und Provinzblatt für Durlach.'' Jahrgang 1–13, Zusammen 52 Hefte, Durlach 1992–2004
* Jan Dirk Rausch, Heinz Gockel: ''Durlachs historische Bauten – Von der Römerzeit bis zur Gegenwart.'' Karlsruhe 2006, ISBN 3-9803311-8-0.
* Hajo Kotzte, Sabine Lüdtke, Günter Volz (Hrsg.): ''10 Jahre Traube Durlach. Festschrift.'' 1986
* Jan Dirk Rausch, Samuel Degen (Fotografien), Günther Heiberger (Fotografien), Jürgen Sormani (Fotografien): ''Durlach – ein Bildband.'' Druckerei Widmann GmbH, ISBN 3-923314-02-7.
* Wolfgang Seidenspinner: ''Die feste Stadt. Anmerkungen zu Funktion und Bedeutung der mittelalterlichen Stadtbefestigung und ihrer denkmalpflegerischen Bewertung. Mit einem aktuellen Beispiel: Durlach.'' In: ''Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes.'' 13. Jahrgang (1984) H. 2 (April–Juni 1984), S.&nbsp;64–75
* ''Durlach gestern und heute – Eine Fotodokumentation.'' B. Klein, Karlsruhe-Durlach 1986.

* Ernst Schneider: ''Durlacher Volksleben 1500–1800. Volkskundliches aus archivalischen Quellen. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ehemaligen Stadt Durlach.'' G. Braun 1980 (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 5), ISBN 3-7650-0400-6.
[[Bild:Durlach Panorama.jpg|thumb|600px|Blick auf Durlach vom Turmberg]]
* Traudl Schucker: ''Durlacher Alltagsleben in Bildern. Zwischen Großherzogtum und Wirtschaftswunder.'' G. Braun, Karlsruhe 1996, ISBN 3-7650-8167-1.
* Wolfgang Seidenspinner: ''Die feste Stadt. Anmerkungen zu Funktion und Bedeutung der mittelalterlichen Stadtbefestigung und ihrer denkmalpflegerischen Bewertung. Mit einem aktuellen Beispiel: Durlach.'' In: ''Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes.'' 13. Jahrgang (1984) H. 2 (April–Juni 1984), S.&nbsp;64–75.
* Ulrike Plate: ''Die Altstadt Durlachs als Gesamtanlage.'' In: ''Denkmalpflege in Baden-Württemberg.'' 28. Jg. 1999, Heft 1, S. 48–52. ([http://www.denkmalpflege-bw.de/fileadmin/media/publikationen_und_service/nachrichtenblaetter/archiv/1999-1.pdf PDF; 7,4 MB])
* ''Intelligenz- und Provinzblatt für Durlach.'' Jahrgang 1–13, zusammen 52 Hefte, Durlach 1992–2004.
{{Panorama|Durlach Panorama.jpg|700|Blick auf Durlach vom Turmberg}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www1.karlsruhe.de/Stadtteile/Durlach/index.htm Offizielle Website Stadtteil Durlach]
* [http://www1.karlsruhe.de/Historie/Chronik/durlach.htm Chronik von Durlach]
* [https://www.karlsruhe.de/stadt-rathaus/stadtteile-ortsverwaltungen/stadtamt-durlach Stadt Karlsruhe: Durlach]
* [http://www1.karlsruhe.de/Stadtteile/Durlach/geschichte.htm Zur Geschichte von Durlach]
* [https://www.durlacher.de/ Online-Portal für Durlach]
* {{KA-Stadtwiki|Durlach}}
* [http://www.durlach-erleben.de Info-Portal von Durlachern für Durlacher]

* [http://www.durlachinfo.de/durlachinfo.php ARGE Durlacher und Auer Vereine]
== Einzelnachweise ==
* [http://amtsgericht-karlsruhe-durlach.de/ Offizielle Website des Amtsgerichts Durlach]
<references />
* [http://www.durlachinform.de Interessante Details aus Durlach auf einer privaten Site]
* [http://www.orgelfabrik-verein.de/ Die Orgelfabrik Kultur in Durlach e.V.]


{{Navigationsleiste Stadtteile in Karlsruhe}}
[[Kategorie:Stadtteil von Karlsruhe|Durlach]]
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[[en:Durlach]]
[[Kategorie:Ort an der Pfinz]]
[[fr:Durlach]]
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[[nl:Durlach]]
[[Kategorie:Bezirksamtsstadt in Baden]]
[[pl:Durlach]]
[[Kategorie:Ersterwähnung 1196]]
[[Kategorie:Gemeindeauflösung 1938]]
[[Kategorie:Durlach| ]]

Aktuelle Version vom 30. Mai 2025, 01:13 Uhr

Wappen der Stadt Karlsruhe
Wappen der Stadt Karlsruhe
Wappen des Stadtteils Durlach
Wappen des Stadtteils Durlach
Durlach
Stadtteil von Karlsruhe
Lage von Durlach in Karlsruhe
Lage von Durlach in Karlsruhe
Basisdaten
Koordinaten 49° 0′ N, 8° 28′ OKoordinaten: 49° 0′ N, 8° 28′ O
Höhe 117 m ü. NN
Fläche 22,9413 km²
Einwohner 30.240 (30. Juni 2016)
Bevölkerungsdichte 1.318 Einwohner je km²
Eingemeindung 1. April 1938
Postleitzahlen 76227
Vorwahl 0721
Verkehrsanbindung
Autobahn A5 A8
Bundesstraße B3 B10
S-Bahn S 3
Stadtbahn S 4 S 5 S 51 S 31 S 32
Straßenbahn 1 2 5 8 18
Buslinien 21 22 23 24 26 27 29 31 42 44 107
Nachtverkehr NL2 NL3
Luftaufnahme der Altstadt aus nördlicher Richtung
Ortsmitte mit Turmberg
Turmbergruine
Stadtkirche, Rathaus und Marktplatz
Stadttor „Basler Tor“

Durlach ist mit rund 30.000 Einwohnern der größte Stadtteil von Karlsruhe. Zu Durlach gehören auch die Ortsteile Aue und Bergwald. Die einstmals eigenständige Stadt war von 1565 bis 1718 Residenzstadt der Markgrafschaft Baden-Durlach. 1715 ging von hier die Gründung der neuen Residenzstadt Karlsruhe aus, in die Durlach 1938 zwangseingemeindet wurde.

Der Stadtteil liegt im Osten von Karlsruhe am Ausgang des Pfinztals und geht von der Rheinebene in den Kraichgau und in den Nordschwarzwald über. Durlach gehört seit Januar 2021 zum Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord.

Der Hausberg von Durlach ist der Turmberg, auf dessen Gipfel sich die Reste einer Burganlage befinden, zu der die Turmbergbahn führt. Direkt neben der Burganlage liegt die Sportschule Schöneck, die von der deutschen Fußballnationalmannschaft gelegentlich als Trainingslager zur Vorbereitung auf Länderspiele genutzt wird.

Der Turmberg liegt im Grenzbereich des Kraichgaus zum Schwarzwald und wird in der naturräumlichen Gliederung dem Kraichgau zugerechnet. Südlich folgen die Erhebungen Guggelensberg und Lerchenberg sowie der Geigersberg, an dem der Schwarzwald beginnt. All diese Hügel gehören noch zu Durlach und sind aufgrund des Ausblicks, den man von ihnen über die Rheinebene hat, ein beliebtes Prominenten- und Villenviertel von Karlsruhe.

Die Herkunft des Ortsnamens „Durlach“ ist nicht eindeutig. Eine Erklärung geht dahin, dass er vom Flurnamen „Dürre Lache“ abgeleitet wurde.[1] Damit könnte ein im Jahreslauf längere Zeit trocken fallender, flacher See gemeint gewesen sein, wie es in der ehemaligen Kinzig-Murg-Rinne, in welcher Durlach auf einer Kies-Insel gegründet worden war, gut möglich gewesen sein kann. Der durch Durlach führende, ähnlich klingende „Dürrbach“ ist zudem ein typischer „dürrer“, also trockener Bach, der nur bei ausreichend starkem Regen Wasser führt. Eine andere Erklärung führt den Ortsnamen auf einen Flurnamen zurück, der ursprünglich das Gebiet unterhalb des Turmberg-Turms bezeichnet. Dabei soll „Dur-“ auf Turm (lat. turris) zurückzuführen sein und „-lach“ auf das althochdeutsche blah, lah und lâch, das Wort für ein Grenzzeichen.[2]

Umgangssprachlich nennen sich die Einwohner von Durlach auch Dorlacher oder Letschebacher.

Die Grafen von Hohenberg erbauten im 11. Jahrhundert die Burganlage auf dem Turmberg und erweiterten sie im 12. Jahrhundert. Nach dem Aussterben der Hohenberger und der Grötzinger Herren fiel das Grafenamt im Pfinzgau gegen Ende des 12. Jahrhunderts an die Oberlehensherren, die Staufer.

Im Jahr 1196 wurde Durlach in zwei Urkunden von Kaiser Heinrich VI. als villa Durla (Dorf) erstmals urkundlich erwähnt.[3] Aus einer im Jahre 1234 von Kaiser Friedrich II. in Apricena ausgestellten Urkunde lässt sich ableiten, dass Durla vor 1220 an Markgraf Hermann V. von Baden im Tausch für Güter bei Braunschweig als Eigenbesitz übergeben wurde und zu diesem Zeitpunkt bereits zur Stadt (civitas) erhoben war.[4] Es könnte sein, dass Kaiser Heinrich VI. sie an der Stelle einer dörflichen Vorgängersiedlung auf Grötzinger Gemarkung gegründet hatte, als er sich im Winter 1191/1192 in seiner Hagenauer Pfalz aufhielt.[5]

Im Jahre 1196 kam Herzog Konrad II. von Schwaben, ein Sohn von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, in Durlach ums Leben. Darüber berichtet die um 1229/30 verfasste Ursberger Chronik, die das damalige Durlach als oppidum Durlaich (ummauerter Ort, Stadt) bezeichnet.[6]

1279 zerstörte Konrad III. von Lichtenberg, der Bischof von Straßburg, die Burg Hohenberg auf dem Turmberg, die danach nicht wieder aufgebaut wurde. 1556 wurde Durlach mit den damals noch in Pforzheim residierenden Landesherren protestantisch.

1565 verlegte Markgraf Karl II. die Residenzstadt der ernestinischen Linie der Markgrafen von Baden von Pforzheim nach Durlach. Seither nannten sich die Landesherren „Markgrafen von Baden-Durlach“. Die Karlsburg wurde gebaut. Durlach erlebte einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung.

Nachdem Durlach bereits im Dreißigjährigen Krieg gebrandschatzt worden war, zerstörten im Jahr 1689 vom französischen König Ludwig XIV. im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekriegs entsandte französische Truppen die Stadt völlig. Lediglich fünf oder sechs Wohnhäuser der Altstadt entgingen dem Feuer. Von der Karlsburg blieb nur der Prinzessenbau stehen. Wiederkehrende Zerstörungen und Plünderungen ruinierten die schutzlosen Durlacher in dieser Zeit immer aufs Neue, bis der Krieg 1697 endete. Der Landesherr Markgraf Friedrich Magnus hielt sich währenddessen bis zu seiner Rückkehr 1698 im Basler Exil auf. Er begann den Wiederaufbau Durlachs und der Karlsburg, in deren ersten Bauteil er 1699 einzog. 1709 übernahm sein Sohn Markgraf Karl Wilhelm die Regierung. Im Zerwürfnis mit seiner Gemahlin Magdalena Wilhelmine von Württemberg, einer Tochter des Herzogs von Württemberg, und den Durlacher Bürgern stoppte er den weiteren Ausbau der Karlsburg.

1718 verlegte Markgraf Karl Wilhelm die Residenz in sein seit 1715 mitten im Hardtwald neu erbautes Schloss, bei dem die neue Stadt Karlsruhe entstand. Auch die markgräflichen Behörden mussten aus Durlach umziehen.

1735 wurde in Durlach die Münzprägeanstalt errichtet. Von 1810 bis 1832 war Durlach Kreisstadt im inzwischen durch napoleonischen Druck konstituierten Großherzogtum Baden. 1843 eröffnete die Eisenbahnlinie Karlsruhe–Heidelberg mit Bahnhof in Durlach. 1846 gründete Christian Hengst die landesweit erste Freiwillige Feuerwehr (Denkmal Hengst-Platz).[7] 1921 wurde Aue zu Durlach eingemeindet.

Im Zuge der Reichspogromnacht kam es 1938 zu Übergriffen gegen jüdische Bürger in Durlach. Am 22. Oktober 1940 wurden die verbliebenen jüdischen Einwohner deportiert. Während des Zweiten Weltkrieges kamen in Durlach 329 Menschen um.

1938 wurde Durlach gegen das ausdrückliche Votum der Durlacher nach Karlsruhe eingemeindet.[8] Als Zugeständnis wurde dabei allerdings vereinbart, dass Durlach alle Behörden und Ämter behalten dürfe. Deshalb ist Durlach heute der einzige Stadtteil Karlsruhes, der ein eigenes Finanzamt und mit dem Amtsgericht Karlsruhe-Durlach ein eigenes Amtsgericht besitzt.[9] Das dem Amtsgericht angeschlossene Gefängnis – dessen prominentester Gefangener während der Spiegel-Affäre kurzzeitig Rudolf Augstein war – wurde allerdings 1990 gegen Protest der Bevölkerung abgerissen.[10] 1989 erhielt Durlach eine eigenständige Ortschaftsverfassung und einen Ortschaftsrat.[9]

Vorsitzende des Durlacher Ortschaftsrats ist Ortsvorsteherin Alexandra Ries.[11]

Nach der Ortschaftsratswahl 2024 am 9. Juni 2024 setzt sich der aus 22 Sitzen bestehende Ortschaftsrat Durlach in der Amtszeit 2024 bis 2029 folgendermaßen zusammen:[12]

Wahlvorschlag Sitze
GRÜNE 6
CDU 6
SPD 3
FDP 2
FW Durlach 2
AfD 2
DIE LINKE 1

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Orgelfabrik Durlach

Theater/Konzerte/Ausstellungen

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Veranstaltungszentrum Orgelfabrik

Im 19. und 20. Jahrhundert war die Voit’sche Orgelfabrik eine der bedeutendsten Orgelbaustätten in Europa. In der verbliebenen Großhalle residieren heute

  • Die Orgelfabrik – Kultur in Durlach e. V.
  • Kabarett „Die Spiegelfechter“
  • Theater in der Orgelfabrik
Musik an der Stadtkirche Durlach

An der Stadtkirche Durlach werden regelmäßig Konzerte gegeben – von der Musik zur Marktzeit bis zur Aufführung großer Werke wie Bachs Messe in h-Moll, Werke Alter Meister, aber auch zeitgenössischer Künstler, Chorwerke, Kantaten, Kammermusik, Orgelkonzerte, Improvisationswettstreite. Im Jahre 1999 wurde die historische Stumm-Orgel nach umfassender Erneuerung durch die Schweizer Orgelbaufirma Goll festlich eingeweiht.

Karlsburg
  • Im Schloss Karlsburg sind untergebracht:
    • Karpatenmuseum: Sachkultur, Sitten und Gebräuche der ehemaligen Deutschen in der Slowakei
    • Pfinzgaumuseum: Geschichte der bis 1938 selbständigen Kreisstadt Durlach als Residenz der Markgrafen von Baden, Entwicklung von Landwirtschaft, Handwerk und Industrialisierung

In Durlach befinden sich zwei Friedhöfe, wobei vor allem der alte und der neue Friedhof auf Grund ihres Aufbaues sehenswerte Kultureinrichtungen sind. Der alte Friedhof ist dabei inzwischen in eine öffentliche Parkanlage umgewandelt worden.

RaumFabrik (ehemals Pfaff)

Die Orgelfabrik Heinrich Voit & Söhne, die Badische Maschinenfabrik Durlach[13] und der Nähmaschinen- und Fahrzeughersteller Gritzner, später Pfaff[14] (teilweise abgerissen), waren bedeutende Unternehmen ihrer Branchen. Mittlerweile gibt es nur noch wenig produzierendes Gewerbe, in den Fabrikanlagen sind Gründerzentren untergebracht.

Die Lederfabrik Herrmann & Ettlinger[15] hatte ebenfalls ihren Sitz in Durlach.

Im Ortsteil Killisfeld befindet sich die Atruvia AG. In der Nähe zum Durlacher Bahnhof hat das Pharmaunternehmen Dr. Willmar Schwabe seinen Sitz. In einem großen Industriegebiet nördlich vom Durlacher Stadtkern sind in unmittelbarer Nähe zur Autobahnausfahrt Karlsruhe-Nord diverse Unternehmen angesiedelt. Unter anderem befinden sich dort ein Logistikzentrum der Robert Bosch GmbH, Hauptverwaltung und Produktion der Bautechnik-Unternehmensgruppe Vollack, der Hauptsitz und eine Produktionsstätte des internationalen Verpackungsmaschinenherstellers Romaco sowie der Hersteller von Kunststoff-Fenstersystemen aluplast.

Bahnhof Durlach und Durlacher Allee

Mit der Autobahnanschlussstelle Karlsruhe-Durlach an der A 5 ist der Stadtteil direkt an das deutsche Fernstraßennetz angebunden. Weitere Autobahn-Anschlussstellen, über die Durlach und Umgebung gut erreichbar sind, sind Karlsruhe-Nord und Karlsruhe-Mitte (AS 45). Zwischen Durlach und dem Stadtteil Grötzingen kreuzen sich die Bundesstraßen 3 (Nord-Süd) und 10 (Ost-West).

Der Bahnhof von Durlach ist Umstiegspunkt der Stadtbahn Karlsruhe, der S-Bahn Rhein-Neckar, des Regionalverkehrs und Halt einzelner Fernzüge. Außerdem ist der Bahnhof Endhaltestelle der Linie 5 der Straßenbahn Karlsruhe.

Mehrere Straßenbahn- und Stadtbahnlinien verbinden Durlach mit der Karlsruher Innenstadt. Direkt durch das Durlacher Zentrum führt die Straßenbahnlinie 1. Die Linie 2 verläuft durch Durlach-Aue weiter nach Wolfartsweier. Von der Haltestelle Durlach Turmberg nach Wolfwartsweier fährt Linie 8, jedoch nur mit einzelnen Kursen an Schultagen.

Pfinztalstraße, Haupteinkaufsstraße Durlachs

Durlach ist Start- und Endpunkt mehrerer Buslinien im Stadt- und Regionalverkehr.

Durlacher Persönlichkeiten

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Altstadtring mit Basler Tor
Turmberg mit Endstation der Turmbergbahn und Sportschule Schöneck
  • Armin G. Meyer, Sabine Meyer-Carillon: Ortsfamilienbuch Karlsruhe Teil 1: Hof und Hofdienerschaft: Carlsburg in Durlach, Schloss Augustenburg in Grötzingen, markgräflicher Hof zu Basel 1688–1743 und Hof-Gemeinde Karlsruhe 1750–1761. Cardamina Verlag Susanne Breuel 2014, ISBN 978-3-86424-162-8.
  • Susanne Asche, Olivia Hochstrasser: Durlach – Staufergründung, Fürstenresidenz, Bürgerstadt. Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Band 17, Badenia Verlag GmbH, Karlsruhe 1996, ISBN 3-7617-0322-8.
  • Martin Bachmann: Die Karlsburg. Spuren der Residenzanlage im Durlacher Stadtgefüge (= Materialien zu Bauforschung und Baugeschichte. Band 11). Institut für Baugeschichte, Karlsruhe 2000 DNB 960715118.
  • Martin Bachmann: Der barocke Wiederaufbau. Bauhistorische Untersuchungen in der Durlacher Altstadt (= Materialien zu Bauforschung und Baugeschichte. Band 12). von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2986-5.
  • Victor Dahms: Fluchtpunkt Durlach. Glossen aus dem Intelligenz- und Provinzblatt für Durlach. Verlag Peter Guhl, Rohrbach/Pfalz 2012, ISBN 978-3-930760-71-8.
  • Christian Edel: Durlach ein historischer Rundgang. Hrsg. vom Freundeskreis Pfinzgaumuseum – Historischer Verein Durlach e. V. Karlsruhe-Durlach, 2004, ISBN 3-9803311-5-6.
  • Karl Gustav Fecht: Geschichte der Stadt Durlach. Adolph Emmerling, Heidelberg 1869. Photomechanischer Nachdruck 1969 der Vereinigung ehemaliger Schüler des Markgrafen-Gymnasiums.
  • Siegmund Friedrich Gehres: Kleine Chronik von Durlach. Braun, Karlsruhe 1824. Digitalisat der Badischen Landesbibliothek
  • Anke Mührenberg: Kleine Geschichte Durlachs G. Braun, Karlsruhe 2009, ISBN 978-3-7650-8393-8.
  • Jan Dirk Rausch, Heinz Gockel: Durlachs historische Bauten – Von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Karlsruhe 2006, ISBN 3-9803311-8-0.
  • Jan Dirk Rausch, Samuel Degen (Fotografien), Günther Heiberger (Fotografien), Jürgen Sormani (Fotografien): Durlach – ein Bildband. Druckerei Widmann GmbH, ISBN 3-923314-02-7.
  • Durlach gestern und heute – Eine Fotodokumentation. B. Klein, Karlsruhe-Durlach 1986.
  • Ernst Schneider: Durlacher Volksleben 1500–1800. Volkskundliches aus archivalischen Quellen. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ehemaligen Stadt Durlach. G. Braun 1980 (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 5), ISBN 3-7650-0400-6.
  • Traudl Schucker: Durlacher Alltagsleben in Bildern. Zwischen Großherzogtum und Wirtschaftswunder. G. Braun, Karlsruhe 1996, ISBN 3-7650-8167-1.
  • Wolfgang Seidenspinner: Die feste Stadt. Anmerkungen zu Funktion und Bedeutung der mittelalterlichen Stadtbefestigung und ihrer denkmalpflegerischen Bewertung. Mit einem aktuellen Beispiel: Durlach. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes. 13. Jahrgang (1984) H. 2 (April–Juni 1984), S. 64–75.
  • Ulrike Plate: Die Altstadt Durlachs als Gesamtanlage. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. 28. Jg. 1999, Heft 1, S. 48–52. (PDF; 7,4 MB)
  • Intelligenz- und Provinzblatt für Durlach. Jahrgang 1–13, zusammen 52 Hefte, Durlach 1992–2004.
Commons: Durlach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Stadt Karlsruhe, Stadtamt Durlach (Hrsg.): Wege durch Durlach und Aue. Auf den Spuren der Geschichte. Druckerei Widmann GmbH, Durlach 1996, S. 14.
  2. Karl-Heinz Hentschel: Durlach. Das Geheimnis seines Namens. Info-Verlagsgesellschaft, Karlsruhe 1996, ISBN 3-88190-212-0.
  3. Susanne Ascher, Olivia Hochstrasser, S. 30.
  4. RI V,1,1 n. 2060, in: Regesta Imperii Online. Abgerufen am 16. Januar 2017.
  5. Heinz Schmitt: Der Raum Karlsruhe vor der Stadtgründung. In: Stadt Karlsruhe Stadtarchiv (Hrsg.): Karlsruhe. Die Stadtgeschichte. Badenia, Karlsruhe 1998, ISBN 3-7617-0353-8, S. 40.
  6. Susanne Ascher, Olivia Hochstrasser, S. 30.
  7. Hans G. Kernmayr: Christian Hengst, Durlach – Erste Freiwillige Feuerwehr Deutschlands. In: Der Goldene Helm. ecomed, 3. Auflage, Landsberg/Lech 2000, ISBN 3-609-66981-0, S. 71 ff.
  8. Jan-Dirk Rausch: Die Zwangseingemeindung Durlachs zum 1. April 1938 – Ein Unrechtsakt mit Langzeitfolgen Durlacher.de; Vortrag im Rahmen einer Veranstaltung zum 70. Jahrestag am 1. April 2008; abgerufen am 30. Juli 2023
  9. a b Karlsruhe: Blick in die Geschichte Nr. 78 vom 20. März 2008: Die Zwangseingemeindung Durlachs zum 1. April 1938. Abgerufen am 16. Februar 2022.
  10. Amtsgericht Karlsruhe Durlach: Geschichte. Abgerufen am 15. Februar 2022.
  11. Neuer Durlacher Ortschaftsrat: Alexandra Ries bleibt Ortsvorsteherin, ka-news.de, 13. Juli 2014.
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  13. Badische Maschinenfabrik Durlach (BMD). In: stadtlexikon.karlsruhe.de. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 18. Mai 2020.
  14. Nähmaschinenfabrik Gritzner, später Pfaff – Stadtlexikon. In: stadtlexikon.karlsruhe.de. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 18. Mai 2020.
  15. Lederfabrik Herrmann & Ettlinger. In: stadtlexikon.karlsruhe.de. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 18. Mai 2020.