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„Radovan Karadžić“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Evstafiev-Radovan Karadzic 3MAR94.jpg|mini|hochkant|Radovan Karadžić, 1994
Der [[Montenegriner]] '''Radovan Karadžić''' [{{IPA|ˈkaradʒitɕ}}] (* [[19. Juni]] [[1945]] in [[Petnica]]/[[Montenegro]]) war zunächst Politiker und dann Präsident der [[Republika Srpska]] [[Bosnien]].
[[Datei:Radovan Karadzic Signature.svg|rahmenlos|150px|zentriert|klasse=skin-invert-image|Unterschrift von Radovan Karadžić]]]]


'''Radovan Karadžić''' [{{IPA|ˈkaradʒitɕ}}] ({{srS|Радован Караџић}}; * [[19. Juni]] [[1945]] in [[Petnjica (Šavnik)|Petnjica]], [[Jugoslawien]]) ist ein ehemaliger jugoslawischer und [[Serben#Bosnien und Herzegowina|bosnisch-serbischer]] [[Politiker]] und verurteilter [[Kriegsverbrechen|Kriegsverbrecher]].
Im Zusammenhang mit dem [[Balkankonflikt#1992|Bosnienkrieg]] liegt seit 1996 gegen ihn ein internationaler [[Haftbefehl]] des [[Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien|Haager Tribunals]] vor. Ihm wird vorgeworfen, als Präsident der ''[[Republika Srpska]]'' [[Kriegsverbrechen]] befohlen haben.


Karadžić war von 1990 bis 1992 [[Parlamentspräsident]] der [[Sozialistische Republik Bosnien und Herzegowina|Sozialistischen Republik Bosnien und Herzegowina]] und von 1992 bis 1996 Präsident der [[Republika Srpska]] in [[Bosnien und Herzegowina]]. Im Zusammenhang mit dem [[Bosnienkrieg]] erging 1996 ein [[internationaler Haftbefehl]] des [[Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien|UN-Kriegsverbrechertribunals]] in [[Den Haag]] gegen ihn, der am 21. Juli 2008 zu seiner Festnahme in [[Belgrad]] führte. Das Haager Tribunal warf ihm vor, während seiner Amtszeit als Präsident [[Kriegsverbrechen]], [[Völkermord]] und [[Verbrechen gegen die Menschlichkeit]] befohlen zu haben. Im März 2019 wurde er aufgrund dieser Anklagepunkte zu [[Lebenslange Freiheitsstrafe|lebenslanger Freiheitsstrafe]] verurteilt, seit 2021 verbüßt er seine Strafe im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]].
== Ausbildung und Beruf ==
[[1960]] ging er nach [[Sarajevo]], machte dort das Abitur und begann, [[Medizin]] zu studieren. Das Studium schloss er [[1971]] als Doktor der Medizin ab. Danach begann er als [[Psychiater]] zu arbeiten, zunächst im Krankenhaus von Sarajevo. Später gründete er eine eigene Praxis in [[Pale (Bosnien)|Pale]], 20 km östlich von Sarajevo. Karadžićs Mentor war [[Jovan Rašković]].


== Herkunft, Beruf und Privatleben ==
Bereits früh begann Radovan Karadžić Kindergedichte zu schreiben und im Stil serbischer Volksmusik zu komponieren. Von [[1968]] bis [[1990]] veröffentlichte er vier Gedichtbände, wobei bereits der erste, ''Ludo koplje'' (deutsch: ''Verrückte Lanze''), vom Kampfgeist der Serben handelt.
Radovan Karadžić entstammt einer Familie, deren Mitglieder im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] auf Seiten der [[Tschetnik]]s kämpften.<ref>Thomas Casagrande: ''Die Volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“. Die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen.'' Campus, Frankfurt 2003, ISBN 3-593-37234-7, S. 351.</ref> Als 15-Jähriger zog er 1960 mit Eltern und Geschwistern nach [[Sarajevo]]. Dort machte er später Abitur und nahm ein [[Medizin]]studium auf, das er 1971 als Doktor der Medizin abschloss. Anschließend war er als [[Psychiater]] tätig, zunächst im Krankenhaus von Sarajevo. 1974/75 verbrachte er nach Weiterbildungsaufenthalten in Zagreb und Belgrad auch ein [[Postgraduales Studium|Postgraduate-Studienjahr]] an der [[Columbia University]], New York. Nach seiner Rückkehr gründete er eine eigene Praxis im 20 Kilometer östlich von Sarajevo gelegenen [[Pale (Bosnien und Herzegowina)|Pale]] und spezialisierte sich auf [[Gruppenpsychotherapie|Gruppentherapie]] und [[Gruppenanalyse]] in seinem Fachgebiet [[Neurose]]n und [[Depression]]en. Medienberichten zufolge arbeitete er Anfang der 1980er Jahre als psychologischer Betreuer für den Sportverein [[FC Barcelona]],<ref>[https://www.dw.com/de/auf-der-flucht/a-465276 ''Auf der Flucht.''] In: [[Deutsche Welle]] vom 2.&nbsp;März 2002.<br />[https://www.tagesspiegel.de/politik/jagd-auf-karadzic-das-phantom/294164.html ''Jagd auf Karadzic: Das Phantom.''] In: [[Der Tagesspiegel]] vom 28.&nbsp;Februar 2002.<br />{{Webarchiv|url=http://www.sueddeutsche.de/politik/97/303092/text/ |wayback=20080804163639 |text=''Frankensteins Werkzeug.''}} In: [[Süddeutsche Zeitung]] vom 22.&nbsp;Juli 2008.<br />[https://www.20min.ch/news/dossier/denhaag/story/14159272 ''Radovan Karadzic - Bosniens Albtraum''.] In: [[20 Minuten]] vom 3. November 2009.<br />Krsto Lazarević: [https://tageswoche.ch/politik/karadzic-nicht-ich-stehe-vor-gericht-sondern-das-serbische-volk/ ''Karadžić: „Nicht ich stehe vor Gericht, sondern das serbische Volk“.''] In: [[TagesWoche]] vom 24. März 2016.</ref> andere verorten ihn um diese Zeit in ähnlicher Funktion beim [[FK Sarajevo]]<ref>[https://www.aljazeera.com/programmes/footballrebels/2013/03/20133118334712140.html ''Predrag Pasic and the siege of Sarajevo.''] In: [[Al Jazeera]] vom 27. März 2013.<br />[https://www.20minutes.fr/lille/1941759-20161013-ligue-2-faruk-hadzibegic-pu-empecher-guerre-yougoslavie ''Ligue 2: „Si j'avais mis ce pénalty, ça aurait pu retarder la guerre en Yougoslavie“, se souvient Faruk Hadzibegic.''] In: [[20 minutes (Frankreich)]] von 13. Oktober 2016.<br />Jamie Rodríguez: [https://www.elmundo.es/deportes/futbol/mundial-de-futbol/2018/06/22/5b2be753268e3e09268b45b5.html ''Petkovic: el 'pacificador' de Suiza huyó de Serbia hace 30 años.''] In: [[El Mundo]] vom 22. Juni 2018.<br />Simon Hart: [https://books.google.com.au/books?id=hB2eDwAAQBAJ&pg=PT401 ''World in Motion: The Inside Story of Italia '90: The Tournament that Changed Football.''] deCoubertin Books, 2018, ISBN 1-90924-565-8, S.&nbsp;401.</ref> und 1983 bei [[FK Roter Stern Belgrad]].<ref>[https://www.theguardian.com/world/2005/may/09/balkans.warcrimes ''Karadzic sightings put pressure on Serbs.''] In: [[The Guardian]] vom 10.&nbsp;Mai 2005.<br />[https://www.diepresse.com/400188/karadzic-psychiater-dichter-angeklagter ''Karadzic: Psychiater, Dichter, Angeklagter.''] In: [[Die Presse]] vom 22.&nbsp;Juli 2008.<br />[https://www.bbc.com/news/world-europe-35888859 ''Karadzic responsible for Sarajevo war crimes.''] In: [[BBC]] vom 24.&nbsp;März 2016.<br />Krsto Lazarević: [https://tageswoche.ch/politik/karadzic-nicht-ich-stehe-vor-gericht-sondern-das-serbische-volk/ ''Karadžić: „Nicht ich stehe vor Gericht, sondern das serbische Volk“.''] In: [[TagesWoche]] vom 24. März 2016.</ref> Karadžićs Mentor war [[Jovan Rašković]].<ref>Nevenka Tromp: [https://books.google.com.au/books?id=OGn7CwAAQBAJ&pg=PT137 ''Prosecuting Slobodan Milošević: The Unfinished Trial.''] Contemporary Security Studies, Routledge, 2016, ISBN 1-31733-526-0, S.&nbsp;137, Fußnote 14.</ref>


Bereits früh begann Radovan Karadžić, Kindergedichte zu schreiben und im Stil serbischer [[Volksmusik]] zu komponieren. Von 1968 bis 1990 veröffentlichte er vier [[Gedicht]]bände, wobei bereits der erste, ''Ludo koplje'' (deutsch: ''Verrückte Lanze''), vom Kampfgeist der Serben handelt. Während seines Belgrad-Aufenthalts lernte er den damals schon bekannten Romancier und Essayisten [[Dobrica Ćosić]] kennen, der ihn stark beeinflusste und in die literarische Szene der Hauptstadt einführte.
== Karadžić und der bosnische Bürgerkrieg ==
Nach dem Ende des [[Einparteiensystem]]s in [[Jugoslawien]] gründete Rašković im Juli 1990 die [[Srpska Demokratska Stranka|Serbische Demokratische Partei]] (SDS) in [[Bosnien-Herzegowina]]. Deren erster Vorsitzender wurde Radovan Karadžić. Bei den ersten freien Wahlen in Bosnien-Herzegowina am [[18. November]] und [[2. Dezember]] 1990 erringt die SDS unter seiner Führung 72 der 240 Sitze der ersten Kammer des bosnischen Parlaments und wird damit zweitstärkste Fraktion. Mit seinen Schriften und Reden schafft es der Psychiater Karadžić, das Feindbild, das manche Serben von ihren früheren Besatzern, den Osmanen, haben, systematisch auf die Bosniaken zu übertragen.


Radovan Karadžić ist verheiratet. Er hat eine Tochter und einen Sohn.<ref>[https://www.diepresse.com/400363/dichter-doktor-und-schlachter ''Dichter, Doktor und Schlächter.''] In: Die Presse vom 22. Juli 2008.</ref>
Nach den im Frühjahr und Sommer [[1991]] in [[Kroatien]] entflammten Kämpfen und der Bildung der [[Republik Serbische Krajina]] werden unter seiner Herrschaft im September 1991 in Bosnien-Herzegowina die ''Serbischen Autonomen Regionen'' [[Bosnische Krajina]], [[Herzegowina]] und [[Romanija]] ausgerufen. Im Laufe der stattfindenden Diskussionen um die Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas, das zu diesem Zeitpunkt noch Teil Jugoslawiens ist, organisiert Karadžić am [[9. November]] 1991 in den serbischen Regionen ein [[Referendum]] über einen gemeinsamen Staat der bosnischen Serben mit [[Serbien]], Montenegro und der Republik Serbische Krajina, dem 90% der bosnischen Serben zustimmen. Am [[9. Januar]] [[1992]] wird dann die [[Republika Srpska]] gegründet, deren erster Präsident Radovan Karadžić wird.


== Aufstieg zum Präsidenten der Republika Srpska ==
Am [[25. Januar]] [[1992]] wird im bosnischen Parlament eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit beschlossen. Dies wird von Karadžić als "Kriegserklärung an die Serben" bezeichnet. Das am [[29. Februar]] und [[1. März]] durchgeführte Referendum, das eine überwältigende Zustimmung zur Unabhängigkeit ergibt, wird nach Aufrufen von Karadžić und anderen serbischen Führern von der serbischen Bevölkerung boykottiert. Nach der Ausrufung der Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas am [[3. März]] 1992 brechen in ganz Bosnien Kämpfe aus. Am [[1. April]] zieht die SDS auf Anweisung Karadžićs ihre Mitarbeiter aus dem Innenministerium von Bosnien-Herzegowina zurück, konzentriert ihre Macht in Pale und beginnt einen Krieg gegen die anderen bosnischen Bevölkerungsgruppen. Unter Ausnutzung der auch zwischen den bosnischen Kroaten und Bosniaken bestehenden Spannungen traf sich am [[6. Mai]] 1992 in [[Graz]] Radovan Karadžić mit dem Führer der bosnisch-herzegowinischen Kroaten, [[Mate Boban]], um mit ihm Gespräche über die Aufteilung Bosnien-Herzegowinas zu führen, die aber, auch auf internationalen Druck hin, nicht erfolgreich abgeschlossen wurden.
Nach dem Ende des [[Einparteiensystem]]s in [[Jugoslawien]] gründete [[Jovan Rašković]] im Juli 1990 die [[Srpska Demokratska Stranka|Serbische Demokratische Partei]] (SDS) in [[Bosnien-Herzegowina]]. Nachdem mehrere politisch profilierte Persönlichkeiten abgesagt hatten, wurde Karadžić deren erster Vorsitzender. Bei den ersten freien Wahlen in Bosnien-Herzegowina am 18. November und 2. Dezember 1990 errang die SDS unter seiner Führung 72 der 240 Sitze der ersten Kammer des bosnischen Parlaments und wurde damit zweitstärkste Fraktion. Mit seinen Schriften und Reden versuchte Karadžić das Feindbild, das manche Serben von den [[Türken|Osmanen]] als einstigen Herrschern in Südosteuropa hatten, auf die (ebenfalls muslimischen) [[Bosniaken]] zu übertragen.


Nach den im Frühjahr und Sommer 1991 in [[Kroatien]] ausgebrochenen [[Kroatienkrieg|Kämpfen]] und der Bildung der [[Republik Serbische Krajina]] wurden unter seiner Herrschaft im September 1991 in Bosnien-Herzegowina die ''Serbischen Autonomen Regionen'' Bosnische Krajina, [[Herzegowina]] und [[Romanija]] ausgerufen. Im Laufe der Diskussionen über die Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas, das zu diesem Zeitpunkt noch Teil Jugoslawiens war, organisierte Karadžić am 9. November 1991 in den serbischen Regionen ein [[Referendum]] über einen gemeinsamen Staat der bosnischen Serben mit [[Serbien]], Montenegro und der Republik Serbische Krajina. 90 Prozent der bosnischen Serben stimmten diesem Plan zu. Am 9. Januar 1992 wurde dann die Serbische Republik Bosnien-Herzegowina (später umbenannt in [[Republika Srpska]], etwa: „Serbische Republik“) gegründet, deren erster Präsident Radovan Karadžić war.
Bis zum Dezember 1992 gelang es den bosnischen Serben unter Karadžićs Präsidentschaft und der militärischen Führung von [[Ratko Mladić]] mit Unterstützung Serbiens 70 Prozent des Gebiets von Bosnien-Herzegowina unter ihre Kontrolle zu bringen sowie die Hauptstadt [[Sarajevo]] permanent zu belagern (''siehe:'' [[Belagerung von Sarajevo]]). Karadžić wird dabei auch beschuldigt, die so genannten [[ethnische Säuberung|ethnischen Säuberungen]] und Übergriffe auf bosniakische und kroatische Zivilisten geplant und befohlen zu haben.


Am 25. Januar 1992 wurde im bosnischen Parlament eine [[Referendum|Volksabstimmung]] über die Unabhängigkeit beschlossen. Dies wurde von Karadžić als „Kriegserklärung an die Serben“ bezeichnet. Das am 29. Februar und 1. März durchgeführte Referendum, das eine überwältigende Zustimmung zur Unabhängigkeit ergab, wurde nach Aufrufen von Karadžić und anderen serbischen Führern von der serbischen Bevölkerung boykottiert.
In den beiden folgenden Jahren kommt es zu keiner wesentlichen Veränderung der Situation. Zwar gab es einige internationale Bemühungen, zu einer Friedenslösung zu kommen und es wurden [[UN-Schutzzone]]n für eingekesselte Städte wie [[Srebrenica]] und [[Goražde]] eingerichtet. Aber besonders die Maximalforderungen der bosnischen Serben unter Karadžić verhinderten den Abschluss eines Friedensvertrages. Erst [[1995]] gibt es wieder substanzielle Bewegungen. Nach einigen militärischen Rückschlägen und dem Ende eines vereinbarten viermonatigen Waffenstillstands ordnet Karadžić am [[27. März]] 1995 die totale Mobilmachung in der Republika Srpska an.


== Rolle im Bosnienkrieg ==
Nachdem Sarajevo am [[9. April]] von serbischen Truppen schwer beschossen worden war, gibt am [[24. April]] das [[Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien|UN-Kriegsverbrechertribunal]] bekannt, dass es gegen Karadžić und [[Ratko Mladić]] ermittelt. Im Mai gelingt es Kroatien mit westlicher Unterstützung zunächst große Teile des bis dahin von Serben gehaltenen Gebiets West-[[Slawonien]] unter seine Kontrolle zu bringen. Daraufhin beginnen die bosnischen Serben auch verstärkt UN-Soldaten der [[UNPROFOR]]-Einheiten als [[Geisel]]n zu nehmen, deren Zahl zeitweise auf über 300 anschwillt. Auf Befehl Karadžićs wird am [[11. Juli]] 1995 die UN-Schutzzone Srebrenica mit über 40.000 muslimischen Einwohnern von serbischen Truppen ohne Widerstand der niederländischen UN-Truppen eingenommen. Während Frauen und Kinder in Richtung [[Tuzla]] vertrieben werden, wird der größte Teil der männlichen Bevölkerung (bis zu 8.000 Menschen) ermordet (''siehe:'' [[Massaker von Srebrenica]]). Am [[20. Juli]] erleidet die Stadt [[Žepa]] ein ähnliches Schicksal, hier werden aber alle Einwohner vertrieben. Auf Grund der trotz der Einnahme der Stadt schwieriger werdenden militärischen Lage (Kroatien hat inzwischen auch die zur selbsternannten "[[Republik Serbische Krajina]]" gehörenden Gebiete zwischen [[Knin]] und [[Slunj]] zurückerobert) kommt es nun auch zu einem Machtkampf zwischen Karadžić und seinem General Mladić. Am [[23. August]] fordert Karadžić als Basis für neue Friedensverhandlungen 63 Prozent des Gebiets von Bosnien-Herzegowina für die Serben.
=== Kriegsbeginn 1992 ===
Nach der Ausrufung der Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas am 3. März 1992 brachen in ganz Bosnien Kämpfe aus. Am 1. April zog die SDS auf Anweisung Karadžićs ihre Mitarbeiter aus dem Innenministerium von Bosnien-Herzegowina zurück, konzentrierte ihre Macht in Pale und begann einen Krieg gegen die anderen bosnischen Bevölkerungsgruppen. Unter Ausnutzung der auch zwischen den bosnischen Kroaten und Bosniaken bestehenden Spannungen traf sich Karadžić am 6. Mai 1992 mit [[Mate Boban]], dem Führer der bosnisch-herzegowinischen Kroaten, in [[Graz]]. Die [[Grazer Abkommen|Gespräche über die Aufteilung Bosnien-Herzegowinas]] wurden aber, auch auf internationalen Druck hin, nicht erfolgreich abgeschlossen.


Bis zum Dezember 1992 gelang es den bosnischen Serben unter Karadžićs Präsidentschaft und der militärischen Führung von [[Ratko Mladić]] mit Unterstützung Serbiens 70 Prozent des Gebiets von Bosnien-Herzegowina unter ihre Kontrolle zu bringen sowie die Hauptstadt [[Sarajevo]] permanent zu belagern (''siehe:'' [[Belagerung von Sarajevo]]). Karadžić wird beschuldigt, die dabei vorgenommenen sogenannten „[[Ethnische Säuberung|ethnischen Säuberungen]]“ und Übergriffe Zivilisten geplant und befohlen zu haben.
== Das Ende des Krieges und Untertauchen Karadžićs ==
Durch die zunehmenden Landgewinne der kroatischen, aber auch der bosnisch-muslimischen Truppen muss Karadžić schließlich hinnehmen, dass die weiteren Friedensverhandlungen ohne ihn, sondern direkt mit den Präsidenten Bosnien-Herzegowinas, Serbiens und Kroatiens, [[Alija Izetbegović|Izetbegović]], [[Slobodan Milošević]] und [[Franjo Tuđman|Tuđman]] geführt werden, die am [[21. November]] in [[Dayton]] abgeschlossen werden. Es wird darin festgelegt, dass die nun so genannte [[Entität (Politik)|Entität]] der Republika Srpska 51 Prozent des Territoriums Bosnien-Herzegowinas ausmacht und zwischenzeitlich von den Serben gehaltene Gebiete, so zum Beispiel [[Ilidža]], ein Vorort von Sarajevo, an die [[Bosniakisch-Kroatische Föderation]] abgegeben werden müssen. Karadžić organisiert daraufhin noch ein Referendum in diesen Orten, das zwar nahezu 100-prozentige Ablehnung der Übergabe ergibt, schließlich kann aber auch das die Unterzeichnung des ''[[Dayton-Vertrag]]s'' am [[14. Dezember]] [[1995]] in [[Paris]] und damit das Ende des [[Balkankonflikt#1992|Bürgerkrieges]] nicht mehr verhindern. Am [[20. Februar]] [[1996]] ordnet schließlich Karadžić die Evakuierung der noch verbliebenen 50.000 Einwohner dieser Orte an, der die meisten auch Folge leisten.


In den beiden folgenden Jahren kam es zu keiner wesentlichen Veränderung der Situation. Zwar gab es einige internationale Bemühungen, zu einer Friedenslösung zu kommen und es wurden [[UN-Schutzzone]]n für eingekesselte Städte wie [[Srebrenica]] und [[Goražde]] eingerichtet. Aber besonders die Maximalforderungen der bosnischen Serben unter Karadžić verhinderten den Abschluss eines Friedensvertrages.
Auf anhaltenden internationalen Druck hin muss Karadžić am [[30. Juni]] 1996 als Präsident der Republika Srpska abtreten. Dies hatte zuletzt sogar Milošević gefordert. Neue Präsidentin wird &ndash; die später vom UN-Kriegsverbrechertribunal verurteilte &ndash; [[Biljana Plavšić]]. Am [[11. Juli]] erlässt das UN-Kriegsverbrechertribunal ([[ICTY]]) in [[Den Haag]], das bereits am [[24. Juli]] 1995 erstmals gegen Karadžić und Mladić Anklage erhoben und am 14. November eine erweiterte Anklageschrift eingereicht hatte, einen internationalen [[Haftbefehl]]. Nachdem die [[OSZE]], die die Verantwortung für die Einhaltung des Dayton-Abkommens übernommen hatte, drohte, die SDS nicht zu den bevorstehenden Wahlen zuzulassen, musste Karadžić schließlich am [[19. Juli]] auch den Vorsitz der SDS abgeben.


=== Eskalation und Friedensschluss ab 1995 ===
Trotz des Haftbefehls unternimmt aber zunächst weder die neue Regierung der Republika Srpska noch die nunmehr [[IFOR]] genannte internationale Friedenstruppe ernsthafte Anstrengungen, Karadžić zu verhaften. So kann er noch im Februar [[1997]] mit erneuter Gewalt für den Fall drohen, dass die Stadt [[Brčko]], deren Status im Dayton-Abkommen noch nicht geklärt war, nicht in die Republika Srpska eingegliedert würde.
Erst 1995 gab es wieder substanzielle Bewegungen. Nach einigen militärischen Rückschlägen und dem Ende eines vereinbarten viermonatigen Waffenstillstands ordnete Karadžić am 27. März 1995 die totale [[Mobilmachung]] in der Republika Srpska an.


Im Mai gelang es Kroatien mit westlicher Unterstützung, große Teile des bis dahin von Serben gehaltenen Gebiets West-[[Slawonien]] unter seine Kontrolle zu bringen. Daraufhin begannen die bosnischen Serben damit, UN-Soldaten der [[UNPROFOR]]-Einheiten als [[Geisel]]n zu nehmen. Zeitweise befanden sich über 300 von ihnen in der Gewalt der Serben. Auf Befehl Karadžićs nahmen serbische Truppen unter Ratko Mladić am 11.&nbsp;Juli 1995 die UN-Schutzzone Srebrenica ein, in der sich über 40.000 bosnische Flüchtlinge aufhielten. Die niederländischen UN-Truppen der Einheit [[Dutchbat]] unter [[Thomas Karremans]] leisteten keinen Widerstand. Während Mladićs Truppen die muslimischen Frauen und Kinder in Richtung [[Tuzla]] vertrieben, ermordeten sie den größten Teil der männlichen Bevölkerung, mindestens 6975 Menschen<ref>Nataša Krsman: ''[https://www.nezavisne.com/novosti/bih/U-BiH-stradalo-97207-ljudi-11059.html U BiH stradalo 97.207 ljudi]''</ref><ref>[https://www.drehscheibe-online.de/startindex2.php Пораз бошњачке ратне пропаганде]</ref>. Am 20. Juli erlitt die Stadt [[Žepa]] ein ähnliches Schicksal. Dort wurden aber alle Einwohner vertrieben. Trotz der Einnahme beider Städte wurde die militärische Lage immer schwieriger. Kroatien hatte inzwischen auch die Gebiete zwischen [[Knin]] und [[Slunj]] zurückerobert, die zur selbsternannten „[[Republik Serbische Krajina]]“ gehörten. Dies führte zu einem Machtkampf zwischen Karadžić und General Mladić. Am 23. August forderte Karadžić als Basis für neue Friedensverhandlungen 63 Prozent des Gebiets von Bosnien-Herzegowina für die Serben.
Zwar gab es in den Folgejahren immer wieder einzelne, teils halbherzige Bemühungen, die nunmehr untergetauchten Karadžić und Ratko Mladić ausfindig zu machen und zu verhaften, aber auch durch die Unterstützung von Regierungsbeamten der Republika Srpska und zunächst wohl auch seitens Miloševićs konnten sie sich immer wieder dem Zugriff entziehen. Dies auch, weil sie möglicherweise von Teilen der Bevölkerung besonders im Osten Bosniens gedeckt werden. Auch eine von den [[USA]] ausgerufene und bis heute gültige Belohnung von jeweils fünf Millionen [[Dollar]] für Hinweise zur Verhaftung von Radovan Karadžić als auch von Ratko Mladić haben nicht zur Festnahme weder Karadžićs noch Mladićs geführt. Erst im Juni [[2004]] gibt es ernsthafte Anzeichen, dass der internationale Bosnien-Beauftragte [[Paddy Ashdown]] mit Hilfe der [[SFOR]] ihn zu finden und zu verhaften gedenkt. Dazu setzte er am [[30. Juni]] 59 Amtsträger der Republika Srpska, unter anderen den SDS-Vorsitzenden [[Dragan Kalinić]] ab, die im Verdacht stehen, Karadžić zu decken und ihn weiterhin logistisch und finanziell zu unterstützen.

Es kursieren Verschwörungstheorien, die besagen, dass sein Rücktritt als Präsident der Republika Srpska mit einem Geheimvertrag erkauft wurde, der ihn von der Rechenschaft vor dem [[UN-Kriegsverbrechertribunal]] in Den Haag befreit. Ende [[Juli 2005]] appellierte Karadžićs Ehefrau Ljiljana Zelen-Karadžić im bosnischen und serbischen [[Fernsehen]] an ihren Mann, sich freiwillig dem [[ICTY]] zu stellen. Als Gründe hierfür gab sie den "permanenten Druck von allen Seiten"<ref>Ljiljana Zelen-Karadžić bittet ihren Mann sich zu stellen: ''[http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4574668_REF1,00.html Tagesschau.de]''</ref>
Aufgrund der zunehmenden Landgewinne der kroatischen, aber auch der bosnischen Truppen musste Karadžić schließlich hinnehmen, dass die weiteren Friedensverhandlungen nicht mit ihm, sondern direkt mit den Präsidenten Bosnien-Herzegowinas, Serbiens und Kroatiens, [[Alija Izetbegović|Izetbegović]], [[Slobodan Milošević|Milošević]] und [[Franjo Tuđman|Tuđman]], geführt wurden. Diese endeten am 21. November in [[Dayton (Ohio)|Dayton]] mit einem Friedensabkommen. Es gestand der nun so genannten Republika Srpska 49 Prozent des Territoriums von Bosnien-Herzegowina zu. Dazu musste diese zwischenzeitlich eroberte Gebiete wie [[Ilidža]] und Sarajevo-Grbavica, die bis dahin von bosnischen Serben bewohnt wurden, an die [[Bosniakisch-Kroatische Föderation]] abtreten. Karadžić organisierte daraufhin ein Referendum in beiden Orten, bei der die Abtretung von nahezu 100 Prozent der Teilnehmer abgelehnt wurde. Die Unterzeichnung des ''[[Dayton-Vertrag]]s'' am 14. Dezember 1995 in [[Paris]], der den [[Bosnienkrieg]] beendete, konnte er aber nicht mehr verhindern. Am 20. Februar 1996 ordnete Karadžić schließlich die Räumung der Orte an, der die meisten der noch verbliebenen 80.000 Einwohner auch Folge leisteten.
an. Karadžićs Aufenthaltsort wird von der [[EUFOR]] in der Republika Srpska vermutet, und es gibt immer wieder Berichte verschiedener Zeitungen, wonach er in der Republika Srpska, in Belgrad oder am 7. Mai 2005 sogar in Niksić in [[Montenegro]] bei der Beerdigung seiner Mutter gesehen wurde. Radovan Karadžić lebt jedoch bis heute weiter in der Illegalität.

Aufgrund des anhaltenden internationalen Drucks musste Karadžić am 30. Juni 1996 als Präsident der Republika Srpska zurücktreten. Neue Präsidentin wurde die später ebenfalls vom UN-Kriegsverbrechertribunal verurteilte [[Biljana Plavšić]].

== Strafverfolgung durch das UN-Kriegsverbrechertribunal ==
=== Ermittlungen und internationaler Haftbefehl ===
Nachdem Sarajevo am 9. April 1995 von serbischen Truppen schwer beschossen worden war, gab das [[Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien|UN-Kriegsverbrechertribunal]] am 24. April bekannt, dass es gegen Karadžić und Ratko Mladić ermittelt. Am 14. November reichte es eine erweiterte Anklageschrift ein, am 11. Juli 1996 erließ es einen [[Haftbefehl#Internationaler Haftbefehl|internationalen Haftbefehl]]. Konkret vorgeworfen wurden ihm:<ref>[https://www.icty.org/x/cases/karadzic/cis/en/cis_karadzic_en.pdf ICTY - Case Information Sheet, Anklagepunkte] (englisch; PDF; 118&nbsp;kB)</ref>

* Völkermord
* Verbrechen gegen die Menschlichkeit (Vertreibung, Mord, Folter)
* Verstöße gegen das Kriegsrecht (u.&nbsp;a. „Terrorisierung der Bewohner von Sarajevo“)

Nachdem die [[OSZE]] die Verantwortung für die Einhaltung des Dayton-Abkommens übernommen hatte, drohte sie, die SDS nicht zu den bevorstehenden Wahlen zuzulassen, deshalb musste Karadžić am 19. Juli 1996 den Vorsitz der SDS abgeben. Trotz des Haftbefehls unternahmen aber zunächst weder die neue Regierung der Republika Srpska noch die internationale Friedenstruppe [[Peace Implementation Forces|IFOR]] ernsthafte Anstrengungen, Karadžić zu verhaften. So konnte er noch im Februar 1997 mit erneuter Gewalt für den Fall drohen, dass die Stadt [[Brčko]], deren Status im Dayton-Abkommen nicht geklärt worden war, nicht in die Republika Srpska eingegliedert würde.

=== Flucht ===

Zwar gab es in den Folgejahren immer wieder einzelne, teils halbherzige Bemühungen, die nunmehr untergetauchten Karadžić und [[Ratko Mladić]] ausfindig zu machen und zu verhaften, aber auch durch die Unterstützung von Regierungsbeamten der Republika Srpska und zunächst wohl auch seitens Miloševićs konnten sie sich immer wieder dem Zugriff entziehen. Dies auch, weil sie möglicherweise von Teilen der Bevölkerung besonders im Osten Bosniens gedeckt wurden. Auch eine von den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] ausgerufene Belohnung von jeweils fünf Millionen US-Dollar für Hinweise zur Verhaftung von Karadžić und Mladić hatte nicht zu deren Festnahme geführt. Erst im Juni 2004 gab es ernsthafte Anzeichen, dass der internationale Bosnien-Beauftragte [[Paddy Ashdown]] mit Hilfe der inzwischen in [[SFOR]] (Stabilization Force) umbenannten NATO-Truppe Karadžić zu finden und zu verhaften gedachte. Dazu setzte er am 30. Juni des Jahres 59 Amtsträger der Republika Srpska (unter anderen den SDS-Vorsitzenden [[Dragan Kalinić]]) ab, die im Verdacht standen, Karadžić zu decken und ihn weiterhin logistisch und finanziell zu unterstützen. Ende Juli 2005 appellierte Karadžićs Ehefrau Ljiljana Zelen-Karadžić im bosnischen und serbischen [[Fernsehen]] an ihren Mann, sich freiwillig dem [[ICTY]] zu stellen. Als Gründe hierfür gab sie den „permanenten Druck von allen Seiten“ an.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.tagesschau.de:80/ausland/meldung170512.html | wayback=20100406042022 | text=Tagesschau.de: Frau Karadzic bittet ihren Mann aufzugeben}}</ref> Karadžićs Aufenthaltsort wurde von der [[EUFOR]] in der Republika Srpska vermutet. In verschiedenen Zeitungsberichten wurde immer wieder behauptet, er sei in der Republika Srpska, in Belgrad oder am 7. Mai 2005 sogar in [[Nikšić]] ([[Montenegro]]) bei der Beerdigung seiner Mutter gesehen worden.

=== Festnahme ===
Am Abend des 21. Juli 2008 verkündete das serbische Präsidialamt schließlich die Festnahme Karadžićs in Serbien.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,567201,00.html Spiegel.de: Kriegsverbrecher Karadžić in Serbien gefasst]</ref> Nach Angaben serbischer Ermittler habe er vor seiner Festnahme unter falscher Identität und mit stark verändertem äußeren Erscheinungsbild als „Dragan David Dabić“ unbehelligt in [[Belgrad]] gelebt und in einer Arztpraxis als [[Alternativmedizin]]er gearbeitet.<ref>[https://www.welt.de/politik/article2237817/Karadzic-tarnte-sich-in-Belgrad-mit-weissem-Bart.html ''Karadžić tarnte sich in Belgrad mit weißem Bart''], [[Die Welt]], 22.&nbsp;Juli 2008</ref> Zunächst war er in Belgrad inhaftiert; sein Anwalt hatte eine Beschwerde gegen die [[Auslieferung (Recht)|Auslieferung]] an das Haager Tribunal angekündigt,<ref>[https://www.handelsblatt.com/politik/international/karadzic-vor-auslieferung-an-tribunal;2015184 ''Karadžić vor Auslieferung an Tribunal''], [[Handelsblatt]] vom 24.&nbsp;Juli 2008</ref> diese dann aber nicht eingelegt.

Der echte Dragan Dabić arbeitet als Bauer und Bauarbeiter in [[Ruma]]. Karadžić gelangte an dessen Papiere und lebte bis zu seiner Festnahme unter [[Legende (Tarnung)|falscher Identität]].<ref>[https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,567952,00.html ''Liste mit Mladićs Wohnungen veröffentlicht''], [[Der Spiegel]], 25.&nbsp;Juli 2008</ref> Nach der Verhaftung Karadžićs war zunächst fälschlich gemutmaßt worden, Dabić sei 1993 einem [[Heckenschütze]]n zum Opfer gefallen.<ref>[https://derstandard.at/?url=/?id=1216325545971 ''Karadžić bekam falschen Pass offenbar in Bosnien''], [[Der Standard]], 24.&nbsp;Juli 2008</ref>

=== Strafverfahren ===
[[Datei:Radovan Karadžić - Trial Judgement - 24 March 2016.jpg|mini|Zu Beginn einer Verhandlung 2016]]
Ab den Morgenstunden des 30.&nbsp;Juli 2008 befand Karadžić sich in der [[United Nations Detention Unit]], der [[Untersuchungshaft]]anstalt des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien im Den Haager Stadtteil Scheveningen.<ref>{{cite web | title = Auslieferung nach Den Haag: Radovan Karadzic ist im Gefängnis angekommen | archiveurl = https://web.archive.org/web/20080828143635/http://www.welt.de/politik/article2262415/Radovan-Karadzic-ist-im-Gefaengnis-angekommen.html | archivedate = 2008-08-28 | url = https://www.welt.de/politik/article2262415/Radovan-Karadzic-ist-im-Gefaengnis-angekommen.html | work = WELT ONLINE | date = 2008-07-30 | accessdate = 2013-05-23}}</ref> Am 31.&nbsp;Juli 2008 erschien er zur ersten Einvernahme vor dem Haager Tribunal auf eigenen Wunsch ohne Strafverteidiger. Am 26. Oktober 2009 begann der Prozess vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag ohne den Angeklagten Karadžić.<ref>{{cite web | title = Der Prozess gegen Radovan Karadzic | archiveurl = https://web.archive.org/web/20091230131319/http://debatte.welt.de/kommentare/165219/der+prozess+gegen+radovan+karadzic | archivedate = 2009-12-30 | url = http://debatte.welt.de/kommentare/165219/der+prozess+gegen+radovan+karadzic | publisher = WELT DEBATTE | date = 2009-10-26 | accessdate = 2013-05-23}}</ref> Zum ersten Mal im Laufe des Prozesses äußerte sich Karadžić am 1. März 2010. Er wies jegliche Schuld am Bosnienkrieg von sich. Die bosnischen Serben hätten sich nur gegen islamische Fundamentalisten verteidigt, die Bosnien nach dem Zerfall Jugoslawiens für sich beanspruchen wollten.<ref>[https://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/prozess-karadzic-weist-jegliche-schuld-von-sich_aid_485669.html Karadzic weist jegliche Schuld von sich] Focus Online, 1. März 2010</ref>

Das Gericht schloss die Beweisaufnahme am 4. Mai 2012 ab.<ref>[https://www.focus.de/politik/ausland/letzter-zeuge-sagte-zu-massaker-von-srebrenica-aus-beweisaufnahme-im-karadzic-prozess-beendet-_aid_747523.html ''Massaker von Srebrenica: Beweisaufnahme im Karadzic-Prozess beendet'']. [[Focus Online]], 4. Mai 2012. Abgerufen am 8. Juni 2012</ref> Am 28. Juni 2012 sprach es Karadžić in einem von insgesamt elf Anklagepunkten, dem Völkermord in bosnischen Gemeinden, frei.<ref>{{cite news | title = Anklage auf Völkermord: UN-Tribunal spricht Karadzic von einem Vorwurf frei | url = https://www.sueddeutsche.de/politik/ehemaliger-serbenfuehrer-den-haag-spricht-karadzic-in-einem-fall-vom-voelkermord-frei-1.1395937 | work = [[Süddeutsche Zeitung]] | date = 2012-06-28 | accessdate = 2013-05-23}}</ref> Zwei Wochen vor diesem Zwischenurteil forderte er in Den Haag seinen Freispruch in allen elf Anklagepunkten. Im Verlauf des Prozesses wurden ihm noch zehn weitere Verbrechen angelastet. Er blieb unter anderem für das [[Massaker von Srebrenica|Massaker an muslimischen Jungen und Männern in Srebrenica wegen Völkermordes]] sowie in neun weiteren Punkten wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit weiterhin angeklagt.<ref>{{cite news | title = Kriegsverbrechen: Radovan Karadzic teilweise freigesprochen | url = https://www.spiegel.de/politik/ausland/kriegsverbrechen-radovan-karadzic-teilweise-freigesprochen-a-841491.html | work = [[Spiegel Online]] | date = 2012-06-28 | accessdate = 2013-05-23}}</ref>

Karadžić, der sich auf eigenen Wunsch selbst verteidigte, bezeichnete sich selbst vor dem UNO-Tribunal als einen „milden und toleranten Menschen“ und präsentierte sich als „Friedenstifter“. Er habe alles Mögliche getan, um diesen Krieg zu vermeiden, und er habe außerdem auch die Zahl der Opfer verringert. Er sagte, dass er „statt hier als Angeklagter zu erscheinen, (für die Bemühungen) ausgezeichnet werden“ sollte. Karadžić wies auch abermals jegliche Schuld am Massaker von Srebrenica von sich; er habe befohlen, diese Bewohner zu schützen und er wisse nichts von diesem dort geschehenen Völkermord. Er habe nur einen militärischen Einsatz gegen islamische Kämpfer befohlen. Des Weiteren beteuerte er auch seine Unschuld an der jahrelangen Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajevo, der 10.000 Menschen zum Opfer fielen. Die Moslems bzw. Bosniaken hätten vielmehr „schamlos“ Angriffe inszeniert, um somit ein internationales Eingreifen zu ihren Gunsten und gegen die Serben zu erreichen.<ref>{{cite news | title = Karadzic vor Uno-Tribunal: „Alles zur Vermeidung von Krieg getan“ | url = https://www.spiegel.de/politik/ausland/karadzic-vor-uno-tribunal-alles-zur-vermeidung-von-krieg-getan-a-861606.html | work = [[Spiegel Online]] | date = 2012-10-16 | accessdate = 2013-05-23}}</ref>

Im Juli 2013 hob das UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien den Teilfreispruch von 2012 auf.<ref>spiegel.de 11. Juli 2013: [https://www.spiegel.de/politik/ausland/voelkermord-richter-rollen-genozid-anklage-gegen-karadzic-wieder-auf-a-910680.html Den Haag: Gericht rollt Völkermord-Anklage gegen Karadzic wieder auf]</ref><ref>[[The Guardian]]: [https://www.theguardian.com/world/2013/jul/11/radovan-karadzic-genocide-charge Radovan Karadžić genocide charge reinstated by UN judges], [https://www.bbc.co.uk/news/world-europe-23275181 Karadzic genocide charge reinstated], [https://www.youtube.com/watch?v=Y423qE-wvp4 Video (11. Juli 2013)]</ref>

Am 24. März 2016 sprach ihn das UN-Kriegsverbrechertribunal für Kriegsverbrechen bei der Belagerung Sarajevos, Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Teilen Bosniens und für den Völkermord in Srebrenica mit 8000 Toten schuldig und verurteilte ihn zu insgesamt 40 Jahren Haft.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.tagesspiegel.de/politik/voelkermord-in-srebrenica-ex-serbenfuehrer-karadzic-zu-40-jahren-haft-verurteilt/13364250.html|titel=Völkermord in Srebrenica: Ex-Serbenführer Karadzic zu 40 Jahren Haft verurteilt – Politik – Tagesspiegel|werk=www.tagesspiegel.de|abruf=2016-03-24}}</ref> Sowohl Karadžić als auch die Ankläger legten Berufung ein.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.salzburg.com/nachrichten/welt/politik/sn/artikel/antrag-abgelehnt-karadzic-bleibt-in-haft-198834/|titel=Antrag abgelehnt - Karadzic bleibt in Haft|werk=www.salzburg.com|abruf=2016-06-08}}</ref> Im Berufungsverfahren wurde er am 20. März 2019 unanfechtbar zu [[Lebenslange Freiheitsstrafe|lebenslanger Haft]] verurteilt<ref>{{Internetquelle | url=https://www.spiegel.de/politik/ausland/radovan-karadzic-ex-serbenfuehrer-zu-lebenslanger-haft-verurteilt-a-1258804.html | titel=Radovan Karadzic zu lebenslanger Haft verurteilt | werk=Spiegel.de | datum=2019-03-20 | abruf=2020-08-28}}</ref> und 2021 in das [[Vereinigtes Königreich|Vereinigte Königreich]] verlegt.<ref>{{Internetquelle |url=https://balkaninsight.com/2021/05/28/radovan-karadzic-transferred-to-britain-to-serve-jail-sentence/ |titel=Radovan Karadzic Transferred to Britain to Serve Jail Sentence |werk=Balkan Insight |datum=2021-05-28 |sprache=en-US |abruf=2022-05-18}}</ref>

== Künstlerische Verarbeitung ==
Der Spielfilm ''[[Hunting Party – Wenn der Jäger zum Gejagten wird|Hunting Party]]'' aus dem Jahre 2007 ist teilweise von der Suche einer Gruppe westlicher Journalisten nach Karadžić beeinflusst.<ref>{{IMDb|tt0455782}}, siehe Abschnitt ''Trivia''.</ref>

Im Roman ''Die kleinen roten Stühle'' der irischen Schriftstellerin [[Edna O’Brien]] ist eine der Hauptfiguren praktisch identisch mit Karadžić. Die Handlung spielt nach Karadžićs Untertauchen und wurde nach Irland verlegt.<ref>Martin Zähringer: [https://www.ndr.de/kultur/buch/Edna-OBrien-Die-kleinen-roten-Stuehle,diekleinenrotenstuehle100.html ''Die Haltung des Leugnens. Die kleinen roten Stühle von Edna O'Brien''.] In: [[Norddeutscher Rundfunk]], 2. Oktober 2017.</ref>

Der polnische Regisseur [[Paweł Pawlikowski]] veröffentlichte 1992 den BBC-Dokumentarfilm ''Serbian Epics'' über die Motive und Traditionen der Serben im [[Bosnienkrieg]], im Mittelpunkt des Films steht die Person Radovan Karadžić und dessen Familie.<ref>{{IMDb|tt0454942}}<br />{{Vimeo|id=308405461ID|title=''Serbian Epics - Pawel Pawlikowski, 1992''}}</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Geschichte Bosnien-Herzegowinas]]
* [[Geschichte von Bosnien und Herzegowina]]
* [[Balkankonflikt]]
* [[Jugoslawienkriege]]
* [[Ratko Mladić]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Robert J. Donia: ''Radovan Karadzic: Architect of the Bosnian Genocide.'' Cambridge University Press, Cambridge 2014, ISBN 978-1-107-07335-7.
* Dunja Melčić (Hrsg.): ''Der Jugoslawien-Krieg, Handbuch zu Vorgeschichte, Verlauf und Konsequenzen'', Westdeutscher Verlag: Opladen/Wiesbaden 1999. ISBN 3-531-13219-9
* Jessica Stern: ''My War Criminal. Personal Encounters with an Architect of Genocide.'' Ecco, New York 2020, ISBN 978-0-060-88955-5.

== Quellen ==
* <references/>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|audio=0|video=0}}
* [http://www.un.org/icty/indictment/english/kar-ii950724e.htm Anklageschrift des UN-Kriegsverbrechertribunals (International Criminal Tribunal for the Former Yugoslavia) gegen Radovan Karadžic und Ratko Mladic] ([[Englische Sprache|englisch]])
* [http://www.trial-ch.org/trialwatch/profiles/de/facts/p119.html Trial Watch] der ''[http://www.trial-ch.org/de/index1.html Schweizerischen Gesellschaft gegen Straflosigkeit TRIAL]''
* [http://www.trial-ch.org/de/trial-watch/profile/db/facts/radovan_karadzic_119.html TRIAL Watch: Informationen zu Radovan Karadzic]
* [https://www.un.org/icty/indictment/english/kar-ii950724e.htm Anklageschrift des UN-Kriegsverbrechertribunals (International Criminal Tribunal for the Former Yugoslavia) gegen Radovan Karadžić und Ratko Mladić] (englisch)
* [http://www.zeit.de/2004/37/Karadzic2?page=all Marc Wiese: ''Die Freiheit eines Mörders''] Artikel in der ''[[Die Zeit|Zeit]]'' 37/2004 zur Suche nach Karadži?
* [http://findingkaradzic.blogspot.com Radovan Karadžić blog (englisch)]
* [http://karadzictrial.blogspot.com/ deutschsprachiges Weblog zum Prozess gegen Radovan Karadžić vor dem ICTY]
* [https://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/mladic208~_mtb-1_pos-16.html Fotos bei www.tagesschau.de]
* [http://hrw.org/backgrounder/eca/srebrenica0605/2.htm Human Rights Watch-Seite] über die erfolglose Suche nach Karadžic (englisch)
* [http://www.zeit.de/2004/37/Karadzic2?page=all Marc Wiese: ''Die Freiheit eines Mörders''] – Artikel in der ''[[Die Zeit|Zeit]]'' 37/2004 zur Suche nach Karadžić
* {{PND|119300354}}
* [https://hrw.org/backgrounder/eca/srebrenica0605/2.htm Human Rights Watch-Seite] über die erfolglose Suche nach Karadžić (englisch)
* [https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/karadzic-festnahme-kriegsverbrecher-arbeitete-als-arzt-1549197.html ''Karadzic-Festnahme - Kriegsverbrecher arbeitete als Arzt''] auf faz.net
* {{DNB-Portal|119300354}}
* [http://www.karadzic-odbrana.com/ Internetportal der Rechtsberater von Karadžić] (serbisch, in kyrillischer Schrift), zuletzt abgerufen am 8. Okt. 2009
* [[Wiener Zeitung]]: [https://www.tagblatt-wienerzeitung.at/nachrichten/archiv/69226_Opfer-von-Srebrenica-muessen-warten.html ''Opfer von Srebrenica müssen warten''], 6. Oktober 2009 (abgerufen am 20. November 2013)
* {{Internetquelle| url=https://www.berliner-zeitung.de/archiv/der-prozess-gegen-karadzic-und-der-nationalistische-wahn,10810590,10678122.html| titel=Der Prozess gegen Karadzic und der nationalistische Wahn| autor=Bosiljka Schedlich| werk=[[Berliner Zeitung]]| datum=2009-11-07| abruf=2015-09-07}}
* [https://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/25828 SZ-Magazin: ''Im Angesicht des Todes'']


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Mann|Karadzic, Radovan]]
<references />
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Aktuelle Version vom 10. Mai 2025, 09:49 Uhr

Radovan Karadžić, 1994
Unterschrift von Radovan Karadžić
Unterschrift von Radovan Karadžić

Radovan Karadžić [ˈkaradʒitɕ] (serbisch-kyrillisch Радован Караџић; * 19. Juni 1945 in Petnjica, Jugoslawien) ist ein ehemaliger jugoslawischer und bosnisch-serbischer Politiker und verurteilter Kriegsverbrecher.

Karadžić war von 1990 bis 1992 Parlamentspräsident der Sozialistischen Republik Bosnien und Herzegowina und von 1992 bis 1996 Präsident der Republika Srpska in Bosnien und Herzegowina. Im Zusammenhang mit dem Bosnienkrieg erging 1996 ein internationaler Haftbefehl des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag gegen ihn, der am 21. Juli 2008 zu seiner Festnahme in Belgrad führte. Das Haager Tribunal warf ihm vor, während seiner Amtszeit als Präsident Kriegsverbrechen, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit befohlen zu haben. Im März 2019 wurde er aufgrund dieser Anklagepunkte zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt, seit 2021 verbüßt er seine Strafe im Vereinigten Königreich.

Herkunft, Beruf und Privatleben

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Radovan Karadžić entstammt einer Familie, deren Mitglieder im Zweiten Weltkrieg auf Seiten der Tschetniks kämpften.[1] Als 15-Jähriger zog er 1960 mit Eltern und Geschwistern nach Sarajevo. Dort machte er später Abitur und nahm ein Medizinstudium auf, das er 1971 als Doktor der Medizin abschloss. Anschließend war er als Psychiater tätig, zunächst im Krankenhaus von Sarajevo. 1974/75 verbrachte er nach Weiterbildungsaufenthalten in Zagreb und Belgrad auch ein Postgraduate-Studienjahr an der Columbia University, New York. Nach seiner Rückkehr gründete er eine eigene Praxis im 20 Kilometer östlich von Sarajevo gelegenen Pale und spezialisierte sich auf Gruppentherapie und Gruppenanalyse in seinem Fachgebiet Neurosen und Depressionen. Medienberichten zufolge arbeitete er Anfang der 1980er Jahre als psychologischer Betreuer für den Sportverein FC Barcelona,[2] andere verorten ihn um diese Zeit in ähnlicher Funktion beim FK Sarajevo[3] und 1983 bei FK Roter Stern Belgrad.[4] Karadžićs Mentor war Jovan Rašković.[5]

Bereits früh begann Radovan Karadžić, Kindergedichte zu schreiben und im Stil serbischer Volksmusik zu komponieren. Von 1968 bis 1990 veröffentlichte er vier Gedichtbände, wobei bereits der erste, Ludo koplje (deutsch: Verrückte Lanze), vom Kampfgeist der Serben handelt. Während seines Belgrad-Aufenthalts lernte er den damals schon bekannten Romancier und Essayisten Dobrica Ćosić kennen, der ihn stark beeinflusste und in die literarische Szene der Hauptstadt einführte.

Radovan Karadžić ist verheiratet. Er hat eine Tochter und einen Sohn.[6]

Aufstieg zum Präsidenten der Republika Srpska

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Nach dem Ende des Einparteiensystems in Jugoslawien gründete Jovan Rašković im Juli 1990 die Serbische Demokratische Partei (SDS) in Bosnien-Herzegowina. Nachdem mehrere politisch profilierte Persönlichkeiten abgesagt hatten, wurde Karadžić deren erster Vorsitzender. Bei den ersten freien Wahlen in Bosnien-Herzegowina am 18. November und 2. Dezember 1990 errang die SDS unter seiner Führung 72 der 240 Sitze der ersten Kammer des bosnischen Parlaments und wurde damit zweitstärkste Fraktion. Mit seinen Schriften und Reden versuchte Karadžić das Feindbild, das manche Serben von den Osmanen als einstigen Herrschern in Südosteuropa hatten, auf die (ebenfalls muslimischen) Bosniaken zu übertragen.

Nach den im Frühjahr und Sommer 1991 in Kroatien ausgebrochenen Kämpfen und der Bildung der Republik Serbische Krajina wurden unter seiner Herrschaft im September 1991 in Bosnien-Herzegowina die Serbischen Autonomen Regionen Bosnische Krajina, Herzegowina und Romanija ausgerufen. Im Laufe der Diskussionen über die Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas, das zu diesem Zeitpunkt noch Teil Jugoslawiens war, organisierte Karadžić am 9. November 1991 in den serbischen Regionen ein Referendum über einen gemeinsamen Staat der bosnischen Serben mit Serbien, Montenegro und der Republik Serbische Krajina. 90 Prozent der bosnischen Serben stimmten diesem Plan zu. Am 9. Januar 1992 wurde dann die Serbische Republik Bosnien-Herzegowina (später umbenannt in Republika Srpska, etwa: „Serbische Republik“) gegründet, deren erster Präsident Radovan Karadžić war.

Am 25. Januar 1992 wurde im bosnischen Parlament eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit beschlossen. Dies wurde von Karadžić als „Kriegserklärung an die Serben“ bezeichnet. Das am 29. Februar und 1. März durchgeführte Referendum, das eine überwältigende Zustimmung zur Unabhängigkeit ergab, wurde nach Aufrufen von Karadžić und anderen serbischen Führern von der serbischen Bevölkerung boykottiert.

Rolle im Bosnienkrieg

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Kriegsbeginn 1992

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Nach der Ausrufung der Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas am 3. März 1992 brachen in ganz Bosnien Kämpfe aus. Am 1. April zog die SDS auf Anweisung Karadžićs ihre Mitarbeiter aus dem Innenministerium von Bosnien-Herzegowina zurück, konzentrierte ihre Macht in Pale und begann einen Krieg gegen die anderen bosnischen Bevölkerungsgruppen. Unter Ausnutzung der auch zwischen den bosnischen Kroaten und Bosniaken bestehenden Spannungen traf sich Karadžić am 6. Mai 1992 mit Mate Boban, dem Führer der bosnisch-herzegowinischen Kroaten, in Graz. Die Gespräche über die Aufteilung Bosnien-Herzegowinas wurden aber, auch auf internationalen Druck hin, nicht erfolgreich abgeschlossen.

Bis zum Dezember 1992 gelang es den bosnischen Serben unter Karadžićs Präsidentschaft und der militärischen Führung von Ratko Mladić mit Unterstützung Serbiens 70 Prozent des Gebiets von Bosnien-Herzegowina unter ihre Kontrolle zu bringen sowie die Hauptstadt Sarajevo permanent zu belagern (siehe: Belagerung von Sarajevo). Karadžić wird beschuldigt, die dabei vorgenommenen sogenannten „ethnischen Säuberungen“ und Übergriffe Zivilisten geplant und befohlen zu haben.

In den beiden folgenden Jahren kam es zu keiner wesentlichen Veränderung der Situation. Zwar gab es einige internationale Bemühungen, zu einer Friedenslösung zu kommen und es wurden UN-Schutzzonen für eingekesselte Städte wie Srebrenica und Goražde eingerichtet. Aber besonders die Maximalforderungen der bosnischen Serben unter Karadžić verhinderten den Abschluss eines Friedensvertrages.

Eskalation und Friedensschluss ab 1995

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Erst 1995 gab es wieder substanzielle Bewegungen. Nach einigen militärischen Rückschlägen und dem Ende eines vereinbarten viermonatigen Waffenstillstands ordnete Karadžić am 27. März 1995 die totale Mobilmachung in der Republika Srpska an.

Im Mai gelang es Kroatien mit westlicher Unterstützung, große Teile des bis dahin von Serben gehaltenen Gebiets West-Slawonien unter seine Kontrolle zu bringen. Daraufhin begannen die bosnischen Serben damit, UN-Soldaten der UNPROFOR-Einheiten als Geiseln zu nehmen. Zeitweise befanden sich über 300 von ihnen in der Gewalt der Serben. Auf Befehl Karadžićs nahmen serbische Truppen unter Ratko Mladić am 11. Juli 1995 die UN-Schutzzone Srebrenica ein, in der sich über 40.000 bosnische Flüchtlinge aufhielten. Die niederländischen UN-Truppen der Einheit Dutchbat unter Thomas Karremans leisteten keinen Widerstand. Während Mladićs Truppen die muslimischen Frauen und Kinder in Richtung Tuzla vertrieben, ermordeten sie den größten Teil der männlichen Bevölkerung, mindestens 6975 Menschen[7][8]. Am 20. Juli erlitt die Stadt Žepa ein ähnliches Schicksal. Dort wurden aber alle Einwohner vertrieben. Trotz der Einnahme beider Städte wurde die militärische Lage immer schwieriger. Kroatien hatte inzwischen auch die Gebiete zwischen Knin und Slunj zurückerobert, die zur selbsternannten „Republik Serbische Krajina“ gehörten. Dies führte zu einem Machtkampf zwischen Karadžić und General Mladić. Am 23. August forderte Karadžić als Basis für neue Friedensverhandlungen 63 Prozent des Gebiets von Bosnien-Herzegowina für die Serben.

Aufgrund der zunehmenden Landgewinne der kroatischen, aber auch der bosnischen Truppen musste Karadžić schließlich hinnehmen, dass die weiteren Friedensverhandlungen nicht mit ihm, sondern direkt mit den Präsidenten Bosnien-Herzegowinas, Serbiens und Kroatiens, Izetbegović, Milošević und Tuđman, geführt wurden. Diese endeten am 21. November in Dayton mit einem Friedensabkommen. Es gestand der nun so genannten Republika Srpska 49 Prozent des Territoriums von Bosnien-Herzegowina zu. Dazu musste diese zwischenzeitlich eroberte Gebiete wie Ilidža und Sarajevo-Grbavica, die bis dahin von bosnischen Serben bewohnt wurden, an die Bosniakisch-Kroatische Föderation abtreten. Karadžić organisierte daraufhin ein Referendum in beiden Orten, bei der die Abtretung von nahezu 100 Prozent der Teilnehmer abgelehnt wurde. Die Unterzeichnung des Dayton-Vertrags am 14. Dezember 1995 in Paris, der den Bosnienkrieg beendete, konnte er aber nicht mehr verhindern. Am 20. Februar 1996 ordnete Karadžić schließlich die Räumung der Orte an, der die meisten der noch verbliebenen 80.000 Einwohner auch Folge leisteten.

Aufgrund des anhaltenden internationalen Drucks musste Karadžić am 30. Juni 1996 als Präsident der Republika Srpska zurücktreten. Neue Präsidentin wurde die später ebenfalls vom UN-Kriegsverbrechertribunal verurteilte Biljana Plavšić.

Strafverfolgung durch das UN-Kriegsverbrechertribunal

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Ermittlungen und internationaler Haftbefehl

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Nachdem Sarajevo am 9. April 1995 von serbischen Truppen schwer beschossen worden war, gab das UN-Kriegsverbrechertribunal am 24. April bekannt, dass es gegen Karadžić und Ratko Mladić ermittelt. Am 14. November reichte es eine erweiterte Anklageschrift ein, am 11. Juli 1996 erließ es einen internationalen Haftbefehl. Konkret vorgeworfen wurden ihm:[9]

  • Völkermord
  • Verbrechen gegen die Menschlichkeit (Vertreibung, Mord, Folter)
  • Verstöße gegen das Kriegsrecht (u. a. „Terrorisierung der Bewohner von Sarajevo“)

Nachdem die OSZE die Verantwortung für die Einhaltung des Dayton-Abkommens übernommen hatte, drohte sie, die SDS nicht zu den bevorstehenden Wahlen zuzulassen, deshalb musste Karadžić am 19. Juli 1996 den Vorsitz der SDS abgeben. Trotz des Haftbefehls unternahmen aber zunächst weder die neue Regierung der Republika Srpska noch die internationale Friedenstruppe IFOR ernsthafte Anstrengungen, Karadžić zu verhaften. So konnte er noch im Februar 1997 mit erneuter Gewalt für den Fall drohen, dass die Stadt Brčko, deren Status im Dayton-Abkommen nicht geklärt worden war, nicht in die Republika Srpska eingegliedert würde.

Zwar gab es in den Folgejahren immer wieder einzelne, teils halbherzige Bemühungen, die nunmehr untergetauchten Karadžić und Ratko Mladić ausfindig zu machen und zu verhaften, aber auch durch die Unterstützung von Regierungsbeamten der Republika Srpska und zunächst wohl auch seitens Miloševićs konnten sie sich immer wieder dem Zugriff entziehen. Dies auch, weil sie möglicherweise von Teilen der Bevölkerung besonders im Osten Bosniens gedeckt wurden. Auch eine von den Vereinigten Staaten ausgerufene Belohnung von jeweils fünf Millionen US-Dollar für Hinweise zur Verhaftung von Karadžić und Mladić hatte nicht zu deren Festnahme geführt. Erst im Juni 2004 gab es ernsthafte Anzeichen, dass der internationale Bosnien-Beauftragte Paddy Ashdown mit Hilfe der inzwischen in SFOR (Stabilization Force) umbenannten NATO-Truppe Karadžić zu finden und zu verhaften gedachte. Dazu setzte er am 30. Juni des Jahres 59 Amtsträger der Republika Srpska (unter anderen den SDS-Vorsitzenden Dragan Kalinić) ab, die im Verdacht standen, Karadžić zu decken und ihn weiterhin logistisch und finanziell zu unterstützen. Ende Juli 2005 appellierte Karadžićs Ehefrau Ljiljana Zelen-Karadžić im bosnischen und serbischen Fernsehen an ihren Mann, sich freiwillig dem ICTY zu stellen. Als Gründe hierfür gab sie den „permanenten Druck von allen Seiten“ an.[10] Karadžićs Aufenthaltsort wurde von der EUFOR in der Republika Srpska vermutet. In verschiedenen Zeitungsberichten wurde immer wieder behauptet, er sei in der Republika Srpska, in Belgrad oder am 7. Mai 2005 sogar in Nikšić (Montenegro) bei der Beerdigung seiner Mutter gesehen worden.

Am Abend des 21. Juli 2008 verkündete das serbische Präsidialamt schließlich die Festnahme Karadžićs in Serbien.[11] Nach Angaben serbischer Ermittler habe er vor seiner Festnahme unter falscher Identität und mit stark verändertem äußeren Erscheinungsbild als „Dragan David Dabić“ unbehelligt in Belgrad gelebt und in einer Arztpraxis als Alternativmediziner gearbeitet.[12] Zunächst war er in Belgrad inhaftiert; sein Anwalt hatte eine Beschwerde gegen die Auslieferung an das Haager Tribunal angekündigt,[13] diese dann aber nicht eingelegt.

Der echte Dragan Dabić arbeitet als Bauer und Bauarbeiter in Ruma. Karadžić gelangte an dessen Papiere und lebte bis zu seiner Festnahme unter falscher Identität.[14] Nach der Verhaftung Karadžićs war zunächst fälschlich gemutmaßt worden, Dabić sei 1993 einem Heckenschützen zum Opfer gefallen.[15]

Zu Beginn einer Verhandlung 2016

Ab den Morgenstunden des 30. Juli 2008 befand Karadžić sich in der United Nations Detention Unit, der Untersuchungshaftanstalt des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien im Den Haager Stadtteil Scheveningen.[16] Am 31. Juli 2008 erschien er zur ersten Einvernahme vor dem Haager Tribunal auf eigenen Wunsch ohne Strafverteidiger. Am 26. Oktober 2009 begann der Prozess vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag ohne den Angeklagten Karadžić.[17] Zum ersten Mal im Laufe des Prozesses äußerte sich Karadžić am 1. März 2010. Er wies jegliche Schuld am Bosnienkrieg von sich. Die bosnischen Serben hätten sich nur gegen islamische Fundamentalisten verteidigt, die Bosnien nach dem Zerfall Jugoslawiens für sich beanspruchen wollten.[18]

Das Gericht schloss die Beweisaufnahme am 4. Mai 2012 ab.[19] Am 28. Juni 2012 sprach es Karadžić in einem von insgesamt elf Anklagepunkten, dem Völkermord in bosnischen Gemeinden, frei.[20] Zwei Wochen vor diesem Zwischenurteil forderte er in Den Haag seinen Freispruch in allen elf Anklagepunkten. Im Verlauf des Prozesses wurden ihm noch zehn weitere Verbrechen angelastet. Er blieb unter anderem für das Massaker an muslimischen Jungen und Männern in Srebrenica wegen Völkermordes sowie in neun weiteren Punkten wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit weiterhin angeklagt.[21]

Karadžić, der sich auf eigenen Wunsch selbst verteidigte, bezeichnete sich selbst vor dem UNO-Tribunal als einen „milden und toleranten Menschen“ und präsentierte sich als „Friedenstifter“. Er habe alles Mögliche getan, um diesen Krieg zu vermeiden, und er habe außerdem auch die Zahl der Opfer verringert. Er sagte, dass er „statt hier als Angeklagter zu erscheinen, (für die Bemühungen) ausgezeichnet werden“ sollte. Karadžić wies auch abermals jegliche Schuld am Massaker von Srebrenica von sich; er habe befohlen, diese Bewohner zu schützen und er wisse nichts von diesem dort geschehenen Völkermord. Er habe nur einen militärischen Einsatz gegen islamische Kämpfer befohlen. Des Weiteren beteuerte er auch seine Unschuld an der jahrelangen Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajevo, der 10.000 Menschen zum Opfer fielen. Die Moslems bzw. Bosniaken hätten vielmehr „schamlos“ Angriffe inszeniert, um somit ein internationales Eingreifen zu ihren Gunsten und gegen die Serben zu erreichen.[22]

Im Juli 2013 hob das UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien den Teilfreispruch von 2012 auf.[23][24]

Am 24. März 2016 sprach ihn das UN-Kriegsverbrechertribunal für Kriegsverbrechen bei der Belagerung Sarajevos, Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Teilen Bosniens und für den Völkermord in Srebrenica mit 8000 Toten schuldig und verurteilte ihn zu insgesamt 40 Jahren Haft.[25] Sowohl Karadžić als auch die Ankläger legten Berufung ein.[26] Im Berufungsverfahren wurde er am 20. März 2019 unanfechtbar zu lebenslanger Haft verurteilt[27] und 2021 in das Vereinigte Königreich verlegt.[28]

Künstlerische Verarbeitung

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Der Spielfilm Hunting Party aus dem Jahre 2007 ist teilweise von der Suche einer Gruppe westlicher Journalisten nach Karadžić beeinflusst.[29]

Im Roman Die kleinen roten Stühle der irischen Schriftstellerin Edna O’Brien ist eine der Hauptfiguren praktisch identisch mit Karadžić. Die Handlung spielt nach Karadžićs Untertauchen und wurde nach Irland verlegt.[30]

Der polnische Regisseur Paweł Pawlikowski veröffentlichte 1992 den BBC-Dokumentarfilm Serbian Epics über die Motive und Traditionen der Serben im Bosnienkrieg, im Mittelpunkt des Films steht die Person Radovan Karadžić und dessen Familie.[31]

  • Robert J. Donia: Radovan Karadzic: Architect of the Bosnian Genocide. Cambridge University Press, Cambridge 2014, ISBN 978-1-107-07335-7.
  • Jessica Stern: My War Criminal. Personal Encounters with an Architect of Genocide. Ecco, New York 2020, ISBN 978-0-060-88955-5.
Commons: Radovan Karadžić – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Thomas Casagrande: Die Volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“. Die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen. Campus, Frankfurt 2003, ISBN 3-593-37234-7, S. 351.
  2. Auf der Flucht. In: Deutsche Welle vom 2. März 2002.
    Jagd auf Karadzic: Das Phantom. In: Der Tagesspiegel vom 28. Februar 2002.
    Frankensteins Werkzeug. (Memento vom 4. August 2008 im Internet Archive) In: Süddeutsche Zeitung vom 22. Juli 2008.
    Radovan Karadzic - Bosniens Albtraum. In: 20 Minuten vom 3. November 2009.
    Krsto Lazarević: Karadžić: „Nicht ich stehe vor Gericht, sondern das serbische Volk“. In: TagesWoche vom 24. März 2016.
  3. Predrag Pasic and the siege of Sarajevo. In: Al Jazeera vom 27. März 2013.
    Ligue 2: „Si j'avais mis ce pénalty, ça aurait pu retarder la guerre en Yougoslavie“, se souvient Faruk Hadzibegic. In: 20 minutes (Frankreich) von 13. Oktober 2016.
    Jamie Rodríguez: Petkovic: el 'pacificador' de Suiza huyó de Serbia hace 30 años. In: El Mundo vom 22. Juni 2018.
    Simon Hart: World in Motion: The Inside Story of Italia '90: The Tournament that Changed Football. deCoubertin Books, 2018, ISBN 1-90924-565-8, S. 401.
  4. Karadzic sightings put pressure on Serbs. In: The Guardian vom 10. Mai 2005.
    Karadzic: Psychiater, Dichter, Angeklagter. In: Die Presse vom 22. Juli 2008.
    Karadzic responsible for Sarajevo war crimes. In: BBC vom 24. März 2016.
    Krsto Lazarević: Karadžić: „Nicht ich stehe vor Gericht, sondern das serbische Volk“. In: TagesWoche vom 24. März 2016.
  5. Nevenka Tromp: Prosecuting Slobodan Milošević: The Unfinished Trial. Contemporary Security Studies, Routledge, 2016, ISBN 1-31733-526-0, S. 137, Fußnote 14.
  6. Dichter, Doktor und Schlächter. In: Die Presse vom 22. Juli 2008.
  7. Nataša Krsman: U BiH stradalo 97.207 ljudi
  8. Пораз бошњачке ратне пропаганде
  9. ICTY - Case Information Sheet, Anklagepunkte (englisch; PDF; 118 kB)
  10. Tagesschau.de: Frau Karadzic bittet ihren Mann aufzugeben (Memento vom 6. April 2010 im Internet Archive)
  11. Spiegel.de: Kriegsverbrecher Karadžić in Serbien gefasst
  12. Karadžić tarnte sich in Belgrad mit weißem Bart, Die Welt, 22. Juli 2008
  13. Karadžić vor Auslieferung an Tribunal, Handelsblatt vom 24. Juli 2008
  14. Liste mit Mladićs Wohnungen veröffentlicht, Der Spiegel, 25. Juli 2008
  15. Karadžić bekam falschen Pass offenbar in Bosnien, Der Standard, 24. Juli 2008
  16. Auslieferung nach Den Haag: Radovan Karadzic ist im Gefängnis angekommen. In: WELT ONLINE. 30. Juli 2008, archiviert vom Original am 28. August 2008; abgerufen am 23. Mai 2013.
  17. Der Prozess gegen Radovan Karadzic. WELT DEBATTE, 26. Oktober 2009, archiviert vom Original am 30. Dezember 2009; abgerufen am 23. Mai 2013.
  18. Karadzic weist jegliche Schuld von sich Focus Online, 1. März 2010
  19. Massaker von Srebrenica: Beweisaufnahme im Karadzic-Prozess beendet. Focus Online, 4. Mai 2012. Abgerufen am 8. Juni 2012
  20. Anklage auf Völkermord: UN-Tribunal spricht Karadzic von einem Vorwurf frei In: Süddeutsche Zeitung, 28. Juni 2012. Abgerufen am 23. Mai 2013 
  21. Kriegsverbrechen: Radovan Karadzic teilweise freigesprochen In: Spiegel Online, 28. Juni 2012. Abgerufen am 23. Mai 2013 
  22. Karadzic vor Uno-Tribunal: „Alles zur Vermeidung von Krieg getan“ In: Spiegel Online, 16. Oktober 2012. Abgerufen am 23. Mai 2013 
  23. spiegel.de 11. Juli 2013: Den Haag: Gericht rollt Völkermord-Anklage gegen Karadzic wieder auf
  24. The Guardian: Radovan Karadžić genocide charge reinstated by UN judges, Karadzic genocide charge reinstated, Video (11. Juli 2013)
  25. Völkermord in Srebrenica: Ex-Serbenführer Karadzic zu 40 Jahren Haft verurteilt – Politik – Tagesspiegel. In: www.tagesspiegel.de. Abgerufen am 24. März 2016.
  26. Antrag abgelehnt - Karadzic bleibt in Haft. In: www.salzburg.com. Abgerufen am 8. Juni 2016.
  27. Radovan Karadzic zu lebenslanger Haft verurteilt. In: Spiegel.de. 20. März 2019, abgerufen am 28. August 2020.
  28. Radovan Karadzic Transferred to Britain to Serve Jail Sentence. In: Balkan Insight. 28. Mai 2021, abgerufen am 18. Mai 2022 (amerikanisches Englisch).
  29. Radovan Karadžić bei IMDb, siehe Abschnitt Trivia.
  30. Martin Zähringer: Die Haltung des Leugnens. Die kleinen roten Stühle von Edna O'Brien. In: Norddeutscher Rundfunk, 2. Oktober 2017.
  31. Radovan Karadžić bei IMDb
    Serbian Epics - Pawel Pawlikowski, 1992 auf Vimeo