„Turbolader“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Turbocharger.jpg|mini|Abgasturbolader im Schnitt; links die Turbinenseite (Abgas), rechts der Verdichter (Ansaugluft)]] |
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[[Bild:Turbolader_Schiffsdiesel.jpg|thumb|300px|Turbolader an einem [[Schiffsdieselmotor|Schiffsdiesel]] für ein Binnenschiff]] |
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[[Datei:Turbolader LKW.jpg|mini|Turbolader an einem Schauraum-[[Motorblock]] eines Lkw]] |
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Als '''Turbolader''', auch '''Abgasturbolader''' ('''ATL''') oder [[Umgangssprache|umgangssprachlich]] auch ''Turbo'', wird ein Nebenaggregat des [[Verbrennungsmotor]]s zur Verdichtung der zugeführten Luft bezeichnet ([[Motoraufladung]]). Die [[Motorleistung]] oder die [[Wirkungsgrad|Effizienz]] wird gegenüber einem Motor, der die Luft lediglich ansaugt ([[Saugmotor]]), gesteigert. Das Wirkprinzip des Turboladers besteht darin, einen Teil der [[Energie]] des [[Abgas|Motorabgases]] mittels einer [[Turbine]] und einem [[Verdichter]] zu nutzen, um eine größere Luftmasse in den Zylinder einströmen zu lassen. Dadurch kann mehr Kraftstoff verbrannt werden und die Ansaugarbeit des Kolbens entfällt. |
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Ein '''Turbolader''' oder auch '''Abgasturbolader''' (ATL), umgangssprachlich ''Turbo'' genannt, dient der Leistungssteigerung von [[Kolbenmotor]]en durch Erhöhung des Luftmengen- und Kraftstoffdurchsatzes pro Arbeitstakt. Als Erfinder gilt der Schweizer [[Alfred Büchi|Dr. Alfred Büchi]], der im Jahre [[1905]] ein Patent über die so genannte Gleichdruck- oder auch Stauaufladung anmeldete. Dabei erfolgt der Turboladerantrieb durch den Abgasdruck. Turbolader können auch die Abgasgeschwindigkeit als Energiequelle nutzen. Dies nennt man Stoßaufladung. |
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Erfinder des Turboladers ist der Schweizer [[Alfred Büchi]], der im Jahre 1905 ein [[Patent]]<ref>{{Patent|Erfinder=Alfred Büchi|Land=DE|V-Nr=204630|Titel=Verbrennungskraftmaschinenanlage|A-Datum=1905-11-16|V-Datum=1908-11-28}}</ref> über die ''Gleichdruck-'' oder auch ''Stauaufladung'' anmeldete. In den 1930er-Jahren wurden von der [[Adolph Saurer AG]] aus [[Arbon]] [[Dieselmotor|Diesel]]-[[Lastkraftwagen|Lastwagen]] als erste Straßenfahrzeuge mit Turbolader produziert.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.saureroldtimer.ch/5000geschichte/5200chronosaurer/index.html |text=saureroldtimer.ch |wayback=20100728054359}}</ref> |
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== Funktionsprinzip == |
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[[Bild:Turbocharger.jpg|thumb|240px|Abgasturbolader im Schnitt]] |
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Bei nicht aufgeladenen Kolbenmotoren (Saugmotoren) wird beim Ansaugen von Luft durch die Kolben ein Unterdruck im Ansaugtrakt erzeugt. Der Unterdruck steigt mit wachsender Drehzahl an und begrenzt die erreichbare Leistung des Motors. Eine der Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken, ist die Aufladung der [[Zylinder (Technik)|Zylinder]] mittels eines Turboladers. |
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== Aufbau und Arbeitsweise{{Anker|Arbeitsweise eines Abgasturboladers}} == |
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Ein Turbolader besteht aus einer [[Abgasturbine]] im Abgasstrom, die über eine Welle mit einem [[Verdichter]] im [[Ansaugtrakt]] verbunden ist. Die Turbine wird vom Abgasstrom des Motors in Rotation versetzt und treibt so den Verdichter an. Der Verdichter erhöht den Druck im Ansaugtrakt des Motors, so dass während des Ansaugtaktes eine größere Menge Luft in den Zylinder gelangt als bei einem Saugmotor. Damit steht mehr Sauerstoff zur Verbrennung einer entsprechend größeren Kraftstoffmenge zur Verfügung. Dadurch steigen der Mitteldruck des Motors und sein [[Drehmoment]], was die Leistungsabgabe erhöht. Wegen der größeren Gasmenge ist bei Turbomotoren eine Verringerung des Verdichtungsverhältnisses gegenüber vergleichbaren Saugmotoren nötig, da es sonst durch zu hohe Drücke und daraus resultierende hohe Temperatur zur unkontrollierten Zündung des Kraftstoff-Luft-Gemisches kommen kann (Klopfen). Um diesem Klopfen vorzubeugen, wird bei zahlreichen aufgeladenen Motoren im Bereich hoher Last und hoher Drehzahl zusätzlicher Kraftstoff eingespritzt, um dessen Kühlwirkung beim Verdunsten auszunutzen. Einige im Rennsport verwendete aufgeladene Motoren besitzen deshalb zusätzlich eine Wassereinspritzung. |
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Der Abgasturbolader besteht im Wesentlichen aus einer [[Abgasturbine]] und meist noch einem Verdichter auf einer gemeinsamen Welle. Die [[kinetische Energie]] der heißen [[Abgas]]e wird genutzt, indem sie die Turbine radial durchströmen (Radialturbine) und dadurch das Turbinenlaufrad und die dazugehörige Welle in Drehbewegung versetzen. Von der Turbinenwelle wird ein [[Verdichter]], meist ein [[Zentrifugalkompressor|Radialverdichter]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.turbos.borgwarner.com/de/products/turbochargerCompressor.aspx |titel=Aufbau und Funktionsweise Verdichter – BorgWarner Turbo Systems |sprache=de |abruf=2021-03-26}}</ref> angetrieben, der Frischluft ansaugt und in die Zylinder des Motors drückt. Die Luftzuführung in die Zylinder wird somit erhöht und die Ansaugarbeit der [[Kolben (Technik)#Anwendungsbeispiel Verbrennungskraftmaschine|Kolben]] entfällt. Die Aufladung regelt sich im Grunde selbst, so steigt beim Gasgeben die Energie der Abgase, der Abgasdruck erhöht sich und somit auch die zugeführte Frischluftmenge und [[Sauerstoff]]-Menge, sodass mehr Kraftstoff verbrannt werden kann. |
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In beiden Fällen ergibt die vorverdichtete Ansaugluft eine Leistungssteigerung. Ein großer Teil der Energieverluste entsteht bei thermodynamischen Kreisprozessen wie dem [[Diesel-Kreisprozess|Diesel-]] oder dem [[Otto-Kreisprozess]] durch nicht genutzte Abgaswärme und den Abgas-Restdruck (typisch 0,5–1 bar Überdruck beim Saugmotor, beim Turbo 1–3 bar Überdruck), weil das Gas wegen des begrenzten [[Verdichtungsverhältnis]]ses nicht mehr weiter expandiert werden kann. Beim [[Saugmotor]] wird es ungenutzt in den [[Auspuff]] entlassen. Effektiver ist es, einen Teil dieser Restenergie durch weitere Expansion in einer [[Abgasturbine]] zurückzugewinnen. Sie wirkt im Betrieb als [[Wärmekraftmaschine]], sobald die dafür erforderliche Turbinendrehzahl erreicht ist. Es entfällt dabei die Ansaugarbeit des Kolbens, gleichzeitig kann in der größeren Luftmenge im Zylinder mehr Kraftstoff verbrannt werden. Dies führt zu höherem Motor-[[Mitteldruck]], höherem [[Drehmoment]] und folglich auch mehr Leistung. |
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Die Energie für die Aufladung wird durch die Abgasturbine den schnell strömenden, heißen Abgasen entnommen. Diese Energie, die sonst durch den Auspuff verloren ginge, wird somit zur Verringerung der Ansaugverluste benutzt. Durch die Aufladung steigt grundsätzlich der [[Wirkungsgrad|Gesamtwirkungsgrad]] einer Maschinenanlage. Die effektive Wirkungsgradsteigerung durch den Einbau eines Turboladers ist bestimmt durch passende Auslegung des Laders (Größe des Verdichters, Größe der Turbine) und evtl. nötige Anpassungen des Motors wie z. B. Reduzierung der geometrischen Verdichtung. Im Extremfall wird durch die komprimierte Ladeluft bereits während des Ansaugtaktes Leistung von der Maschine (4-Takt) abgegeben. |
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Die Abgasturbine ist nicht immer mit einem Verdichter gekoppelt. Ihre Wellenleistung kann untersetzt auf die [[Kurbelwelle]] des Motors gekoppelt werden ([[Turbo-Compound-Motor]]). Die Abgasturbine kann zusätzlich zum Verdichter auch einen [[Elektrischer Generator|elektrischen Generator]] antreiben, der eine sonst von der Kurbelwelle anzutreibende [[Lichtmaschine]] entlastet oder sogar überflüssig macht. |
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Durch Turbolader können Motoren mit gleicher Baugröße gegenüber unaufgeladenen Motoren größere [[Leistung (Physik)|Leistung]]en erzielen, ohne dass grundsätzlich andere Maschinenparameter geändert werden müssen. Meist erfordern der gegenüber der nicht aufgeladenen Version deutlich höhere Spitzendruck im Verbrennungsraum sowie das entsprechend höhere Motor-Drehmoment jedoch stärkere Dimensionierungen z. B. von Lagern ([[Kurbelwelle]]) und/oder Wandstärken (Kolbenboden). |
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Die Zuführung einer größeren Menge von Verbrennungsluft verbunden mit dem [[Kompression|Verdichtung]]sprozess nennt man [[Motoraufladung|Aufladen]]. Im Gegensatz zum Saugmotor, in welchem sich die Luft während des Ansaugens durch den Unterdruck abkühlt, kommt es bei aufgeladenen Motoren durch die Komprimierung zu einer deutlichen Erwärmung der Ladeluft. Je nach Grad der Aufladung kann bei Serienmotoren die komprimierte Luft dadurch bis über 200 °C erwärmt werden. Neben der zusätzlichen Temperaturbelastung des Motors verringert sich dadurch auch die erreichbare Leistung, da sich der [[Füllungsgrad]] des Motors verschlechtert. Der Grund dafür ist die geringere Dichte der heißen Luft, wodurch dem Motor eine geringere Sauerstoffmenge zugeführt wird. Um das zu vermeiden, wird die Ladeluft bei praktisch allen modernen aufgeladenen Motoren durch [[Ladeluftkühler]] gekühlt. Da der Ladeluftkühler dem Strom der Ladeluft einen gewissen Widerstand entgegensetzt und so den Ladedruck etwas vermindert, sollte die Temperaturdifferenz der Ladeluftkühlung größer als ca. 50 Grad<!-- Temperaturdifferenzen werden in Grad ausgedrückt, nicht in Grad Celsius, denn 50 Grad Celsius ist ein thermodynamisch fester Temperaturpunkt bei 323K --> sein, um eine wirksame Leistungssteigerung zu erzielen. Bei Motoren, bei denen eine möglichst hohe Leistungsabgabe Vorrang vor der Lebensdauer hat, kann die Ladeluft auch durch zusätzliches Einspritzen von Wasser oder eines Wasser-Alkohol-Gemisches direkt in den Ansaugtrakt gekühlt werden. Bei hoch aufgeladenen Motoren ermöglicht diese Maßnahme eine weitere Steigerung der Leistung. |
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Tubolader.JPG|Turbolader eines Pkw (VW Golf) |
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Turbolader Abgasseite.jpg|Abgasseite mit Turbinen­rad und Leit­rad­verstel­lung |
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Turbolader Ladeluftseite.JPG|Lade­luft­seite mit Ver­dichter­rad |
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Tubolader Wellenlagerung01.JPG|Lagerung der Turbo­welle |
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Turbolader Wellenlagerung 02.JPG|Lagerung der Turbo­welle |
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=== Aufladung beim Zweitakt-Motor === |
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== Aufbau == |
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[[Datei:Diesel engine Uniflow.PNG|mini|hochkant=0.7|[[Zweitakt-Dieselmotor]] mit gesteuertem [[Auslassventil]] ([[Längsspülung]])]] |
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Ein Turbolader besteht aus einer [[Turbine]] und einem Verdichter, die sehr ähnlich aufgebaut sind. Aus dem Wort Turbine wurde der Name Turbo abgeleitet. Die Turbine wird durch den Abgasstrom angetrieben und treibt den Verdichter an, der seinerseits die angesaugte Luft verdichtet und in den Motor leitet. Im Inneren der beiden Gehäuse dreht sich jeweils ein Flügelrad bzw. [[Schaufelrad]], das die Strömungsenergie in eine Drehbewegung umsetzt bzw. beim Lader umgekehrt die Drehbewegung in Strömungsarbeit. Ein Turbolader kann Drehzahlen bis zu 290.000 1/min erreichen (z. B. [[Smart (Auto)|smart]] Dreizylinder-Turbodiesel). Diese enorm hohen Drehzahlen können nur erreicht werden, weil die Turboladerwelle in einem [[Hydrodynamisches Gleitlager|hydrodynamischen Gleitlager]] gelagert ist. Einige Turbolader besitzen neben den Ölversorgungsanschlüssen auch Anschlüsse an den Wasserkreislauf für Kühlzwecke. |
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Durch die Entwicklung von keramischen Kugellagern werden die Turbolader robuster und haltbarer. Dabei gibt es ein oder zwei Keramiklager zusätzlich zur Gleitlagerung. Kugelgelagerte Turbolader haben eine geringere Gleitreibfläche, was sie schneller ansprechen lässt. Dadurch erfolgt ein schnellerer Drehzahlanstieg des Laders und früher einsetzender Ladedruck. |
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Von den üblichen Viertaktmotoren unterscheiden sich [[Zweitaktmotor]]en bezogen auf den Turbolader vor allem dadurch, dass während des Startvorgangs noch keine Abgasenergie zur Verfügung steht. Da der Turbolader also während des Startvorgangs nicht den [[Ladungswechsel]] ([[Zweitaktmotor#Spülung|Spülung]]) bewirken kann, wird für diese Phase ein weiteres Gebläse benötigt. Im einfachsten Fall könnte dies eine [[Zweitaktmotor#Kurbelgehäusespülung|Kurbelgehäusespülung]] sein, bei großen Schiffsmotoren ist es ein elektrisch zuschaltbares Gebläse. |
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== Vorteile der Turboaufladung == |
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Die Abgasturboaufladung ermöglicht die Steigerung von maximalem Drehmoment und maximaler Leistung (bei konstantem Arbeitsvolumen) bzw. des Mitteldrucks, ohne vom Motor mechanische Antriebsleistung abzufordern, wie dies bei mechanischer Aufladung z. B. durch einen Kompressor geschieht. Diese Steigerung erlaubt entweder den Einsatz eines leistungsstärkeren Motors mit annähernd gleichen Abmessungen wie beim Ursprungsaggregat, oder ermöglicht ein sog. [[Downsizing]] des Motors, also das Erzielen einer vergleichbaren Leistung aus einer kleineren und ggf. leichteren Maschine. |
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Zusätzlich muss am Ende des Spülvorgangs der Auslasskanal früher geschlossen werden, um zum Aufbauen eines Ladedrucks ausreichend Zeit zu schaffen. Auch dies kann im einfachsten Fall erreicht werden durch die Anordnung der Spülkanäle oder bei großen Schiffsmotoren durch Anordnung der Einlasskanäle und die Steuerzeiten des Auslassventils. |
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== Nachteile der Turboaufladung == |
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Durch den Einsatz eines Turboladers erhöht sich das Drehmoment und die thermische Belastung des Motors, weswegen Motorkomponenten (z. B. [[Motorblock]], [[Zylinderkopf]], [[Zylinderkopfdichtung]], [[Lager (Technik)|Lager]], [[Zylinder (Technik)|Zylinder]], [[Pleuel]], [[Ventil|Ventile]], [[Kolben]], [[Kolbenringe]]) und Antriebsstrang für diese zusätzliche Beanspruchung ausgelegt sein müssen. Die höhere Leistung erfordert auch ein entsprechend größer dimensioniertes Kühlsystem. Vor allem bei aufgeladenen Ottomotoren, deren Abgasturbinen rot glühend heiß werden können, empfehlen manche Hersteller, den Motor nach Fahrten unter hoher Last nicht sofort abzustellen sondern den Motor einige zehn Sekunden mit Standgas laufen zu lassen, um den Lader abkühlen zu lassen. Geschieht das nicht, kann die empfindliche Lagerung der Laderwelle durch die hohen Temperaturen irreparabel beschädigt werden. Ein System um dieses vorzubeugen ist der sogenannte Turbo Timer. Diesen kann man auf eine bestimmte Zeit einstellen, in welcher das Fahrzeug nach dem Ausschalten der Zündung im Leerlauf bleibt. |
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== Weiterentwicklung des Turboladers == |
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Vor allem in Kraftfahrzeugen ist eine erhebliche Regelungstechnik rund um den Turbolader notwendig, die allerdings auch die Störanfälligkeit steigert. Die Schadensdiagnose kann sich durch den Einsatz von Turboladern erheblich komplizieren. Moderne vollelektronische Diagnosesysteme wirken hier jedoch unterstützend. Insgesamt sind Ausfälle durch defekte Turbolader inzwischen sehr selten. |
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=== Ladeluftkühlung === |
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Anders als im Saugmotor, bei dem sich die angesaugte Luft wegen des Unterdrucks [[Adiabatische Zustandsänderung|adiabatisch]] im Ansaugtakt abkühlt, führt die Kompression zu einer deutlichen Erwärmung der Luft um bis zu 180 °C.<ref name="Gert Hack, Autos schneller machen">Gert Hack: ''Autos schneller machen – Automobil-Tuning in Theorie und Praxis.'' Motorbuch-Verlag, 16. Auflage. 1987, ISBN 3-87943-374-7, S. 83/84.</ref> Weil warme Luft eine geringere Dichte hat, lässt sich die [[Füllungsgrad|Füllung]] und damit die Leistung des Motors noch weiter steigern, indem die Ladeluft nach der Kompression durch einen [[Ladeluftkühler]] gekühlt wird. Ladeluftkühlung wird bei praktisch allen modernen aufgeladenen Motoren angewandt. Da der Ladeluftkühler einen Strömungswiderstand hat und so den vom Verdichter erzeugten Druck wieder etwas vermindert, sollte er eine Abkühlung um mehr als 50 °C<ref name="Gert Hack, Autos schneller machen" /> bewirken, um die erwünschte Leistungssteigerung gegenüber einem Motor ohne Ladeluftkühlung zu erzielen. |
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Darüber hinaus kann die Ladeluft auch durch eine zusätzliche [[Wassereinspritzung]] oder Einspritzung eines Wasser-Alkohol-Gemisches direkt in den Ansaugtrakt gekühlt werden, was eine weitere Steigerung der Leistung ermöglicht. |
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Im Teil „Aufbau des Turboladers“ wird beschrieben, dass die Lagerung in den Motorölkreislauf einbezogen ist. Die Gleitlager der Turbolader werden von der Ölpumpe versorgt. Während des Beschleunigungsvorgangs (transientes Betriebsverhalten) erzeugt der Turbolader nicht ausreichend Ladedruck, sodass im Ansaugsystem ein kurzzeitiger Unterdruck entsteht, welcher Öl aus dem Turbolader-Lager ansaugt und den Verbrennungsräumen zuleitet. Je nach Fahrintervall kann man abschätzen, dass 30 bis 40 % des Motorölverbrauchs aus der Lagerung des Turboladers kommen. Dieses Motoröl erzeugt Rußpartikel, die ohne Filterung teilweise – falls nicht verbrannt – ausgeleitet werden. |
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=== Leistungsregelung === |
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Beim Beschleunigen aus niedrigen Drehzahlen fehlte vor allem älteren Turbomotoren für Kfz zunächst die richtige Abgasmenge, um den gewünschten Ladedruck zu erzeugen. Erst, wenn bei steigender Drehzahl ein ausreichend starker Abgasstrom zur Verfügung stand, setzte die Aufladung ein. Diesen Leistungsmangel bei niedrigen Drehzahlen bezeichnet man als '''Turboloch'''. Auch generell setzt die Aufladung bei plötzlichem Gasgeben verzögert ein, da sich erst ein ausreichender Abgasstrom einstellen muss. Diese Eigenheiten konnte man durch Regelsysteme und den Einsatz kleinerer Lader zu einem großen Teil kompensieren. Konstruktionsbedingt ist es hier so, dass bei verschieden großen Ladern ein kleiner Lader über ein schnelleres Ansprechverhalten aufgrund geringerer Masse verfügt, bei einem größeren Lader kann hingegen eine größere Leistung aus demselben Hubraum erzielt werden. |
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{{Anker|Leistungsregelung und Bypass-Ventil}} |
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Einfache ungeregelte Turbolader haben – wie alle Turbomaschinen – einen engen Betriebsbereich mit bestem Wirkungsgrad, der sich nur schwer auf das Motorkennfeld abstimmen lässt. Ein auf die Maximalleistung des Motors ausgelegter Lader würde bei mittlerer Leistung zu wenig Druck aufbauen, bei niedrigem Gasdurchsatz tritt sogar ein Ansaugdruckverlust ein, weil das langsame Verdichterrad der Strömung beim Ansaugen im Wege steht (siehe auch [[#Turboloch|Turboloch]]). Es gibt verschiedene Techniken und Auslegungsarten, dieses Problem zu entschärfen, verbreitet sind vor allem [[#Wastegate|Bypass-Ventil / Wastegate]], [[#Verstellbare Leitschaufeln (Variable Turbinengeometrie, VTG)|verstellbare Leitschaufeln (Variable Turbinengeometrie, VTG)]] und [[#Registeraufladung|Registeraufladung]]. Die Techniken können auch kombiniert zum Einsatz kommen. |
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=== Drehzahl und Lagerung der Turboladerwelle === |
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== Anwendung bei Ottomotor == |
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Vor dem Zweiten Weltkrieg erreichten Turbolader Drehzahlen in der Größenordnung von 10.000 Umdrehungen pro Minute; kleine, moderne Turbolader können Drehzahlen bis zu 400.000 Umdrehungen pro Minute erreichen (zum Beispiel [[Smart Fortwo|smart]] Dreizylinder-Turbodiesel). Neben der Reibungswärme von Wellenlagerung und -abdichtung wird auch über das Gehäuse der sehr heißen Abgasturbine viel Wärme der Lagerung zugeführt. Die Lagereinheit ist üblicherweise an den Schmierölkreislauf des Motors angeschlossen, so dass im laufenden Betrieb diese Wärme mit dem Schmieröl in den Motor abgeführt wird. Insbesondere wenn der Motor aus hoher Last schnell gestoppt wird, kann es dagegen zu Problemen mit Stauwärme kommen, die zu einem Verkoken des Schmieröls in der Lagereinheit führen kann. Die Lagereinheiten moderner Turbolader werden deshalb wassergekühlt oder der Motor verfügt über eine elektrische Hilfspumpe, die bei abgestelltem Motor den Turbolader einige Zeit nachkühlt. Diese „wassergekühlten“ Turbolader sind zu unterscheiden von wassergekühlten Turboladern, bei denen (auch) das Turbinengehäuse durch einen Wassermantel gekühlt wird. |
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[[Bild:ATL.jpg|thumb|Abgas-Turbolader Pkw]] |
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Bei [[Ottomotor]]en mit [[äußere Gemischbildung|äußerer Gemischbildung]] ist der Ladedruck durch die entstehende [[Verdichtungswärme]] des Treibstoff-Luftgemisches im 2. Takt begrenzt. Eine Überschreitung bedeutet ungesteuerte [[Selbstentzündung]] und damit [[Klopfen (Verbrennungsmotor)|Motorklopfen]] oder [[Klopfen (Verbrennungsmotor)|Motorklingeln]]. |
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Der Klopfbeginn kann mittels hochoktanigem Treibstoff, durch einen effektiven Ladeluftkühler oder durch [[Wassereinspritzung|Wasser-Methanol-Einspritzung]] nach oben versetzt werden. In den meisten Fällen werden jedoch die Steuerzeiten verändert und die Verdichtung herabgesetzt, um diesem Effekt vorzubeugen. |
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Teilweise werden zusätzlich zu den Gleitlagern ein oder zwei keramische Kugellager eingesetzt. Kugelgelagerte Turbolader haben eine geringere Reibung, was sie schneller ansprechen lässt. Das beschleunigt den Drehzahlanstieg des Laders und lässt den Ladedruck früher einsetzen. |
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== Anwendung bei Dieselmotor == |
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Prinzipbedingt benötigen [[Dieselmotor]]en keine [[Drosselklappe]]. Daher liegt auch bei Schubbetrieb ein Gasstrom am Turbolader an. Damit sinkt die Drehzahl der Turbine nicht soweit ab wie bei einem Ottomotor, was das Ansprechverhalten bei Lastwechseln verbessert. Dieseltechnik ist somit sehr gut geeignet für den wirkungsvollen Einsatz eines Turboladers. Daneben weisen Dieselmotoren einen höheren Wirkungsgrad, niedrigere Drehzahlen und eine geringere Abgastemperatur auf, daher ist das Material des Diesel-Turboladers weniger hohen Belastungen ausgesetzt. |
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== Vor- und Nachteile der Turboaufladung == |
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Großdieselmotoren wurden schon frühzeitig mit Turboladern bzw. externen Kompressoren ausgestattet (z. B. [[Schiffsdieselmotor]]en erstmals 1925). Auch bei den ersten Diesellokomotiven Ende der [[1930er]] wurden Abgasturbolader eingesetzt. |
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=== Vorteile === |
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Bei großen [[Nutzfahrzeug]]en werden sie seit den [[1960er]] Jahren bei einem sehr hohen Anteil der ausgelieferten Fahrzeuge eingesetzt. Dieselmotoren in [[Personenkraftwagen]] werden seit [[1979]] mit Turboladern ausgestattet. Im europäischen Raum haben seit [[1988]] Personenkraftwagen mit Diesel-Turboladermotoren mit [[Ladeluftkühler]] und [[Direkteinspritzung]] eine sehr große Bedeutung erlangt. |
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Die Abgasturboaufladung ermöglicht die Steigerung des mittleren Effektivdrucks und damit von Drehmoment und Leistung bei gegebenem Hubvolumen. Das günstigere Verhältnis des mittleren Effektivducks zu Spitzendruck erlaubt ein (relativ zu den gesteigerten Leistungsdaten) schwächeres Triebwerk, so dass dieses oft vom nicht aufgeladenen Motor weitgehend unverändert übernommen werden kann. Dies ermöglicht eine höhere Leistungsdichte, d. h. der ursprüngliche Motor mit annähernd unveränderten Abmessungen und Gewicht liefert mehr Leistung oder für die gleiche Leistung wird eine kleinere Maschine benötigt ([[Downsizing]]). Daraus wiederum ergeben sich Möglichkeiten der Kraftstoffeinsparung. |
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Das Leistungspotential der Turboaufladung wurde in den 1980er-Jahren in [[Formel 1|Formel-1]]-Motoren deutlich, als die stärksten Turbomotoren mit auf 1,5 l begrenztem Hubraum im Training Leistungen von mehr als 750 kW erreichten. An modernen, aufgeladenen Motoren kann die Leistungscharakteristik des Motors durch Dimensionierung das Turboladers und Regelung des Ladedrucks in weiten Grenzen an die Erfordernisse des Einsatzfalls angepasst werden. |
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== VTG (Variable Turbinengeometrie) == |
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[[bild:Francis_Turbine_Leitwerk_zu.jpg|thumb|200px|Leitwerk einer Francis-Turbine für minimale Leistung eingestellt]] |
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[[bild:Francis_Turbine_Leitwerk_auf.jpg|thumb|200px|Leitwerk einer Francis-Turbine für maximale Leistung eingestellt]] |
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Die VTG lehnt sich an die Wirkungsweise der [[Francis-Turbine]] an. Sie dient dazu, die Leistungsabgabe und das Ansprechverhalten an unterschiedliche Betriebsbedingungen (z.B. Lastwechsel) besser anpassen zu können. Um das zu erreichen, befinden sich verstellbare, nicht rotierende Leitschaufeln im Turbineneintritt oder im Turbinengehäuse. Die Anstellwinkel der Leitschaufeln werden dabei so geregelt, dass bei wenig Gasdurchsatz, aber hohem Leistungsbedarf das Abgas auf die gesamte Fläche der Turbinenschaufeln geleitet wird, was die Drehzahl der Turbine und somit die Leistung des Verdichters erhöht. Umgekehrt kann bei hohem Gasdurchsatz und geringem Leistungsbedarf die Strömungsrichtung so verändert werden, daß nur eine kleine Fläche der Turbinenschaufeln mit Abgas beaufschlagt wird, was die Leistung des Laders vermindert. |
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Abgasturbolader nutzen die ansonsten ungenutzt entweichende [[Enthalpie|Energie der Abgase]] gegenüber mechanischer (Nutz-)Energie des Motors bei [[Motoraufladung#Mechanisch angetriebene Kompressoren|mechanisch angetriebenen Motoraufladesystemen]] (Kompressoren usw.). Die Abgasturboaufladung hat damit eine Steigerung des Motorwirkungsgrads zufolge, während mechanische Lader tendenziell eine Verschlechterung des Motorwirkungsgrads bewirken. Bei hohen Ladegraden steigt zwar die im Abgas vor dem Turbolader enthaltene Energie, diese wird aber im Turbolader in Nutzenergie verwandelt. Hinter dem Turbolader ist die enthaltene Energie (Abgastemperatur) dagegen geringer, das 'Gesamtsystem Motor mit Turboaufladung' hat also einen besseren Wirkungsgrad.<ref>Heinz Grohe: ''Otto- und Dieselmotoren.'' 11. Auflage. Vogel-Verlag, Würzburg 1995, ISBN 3-8023-1559-6.<!-- Seiten ??? --></ref> |
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Turbolader mit VTG werden seit [[1996]] auch in Dieselmotoren für PKW eingesetzt. Der erste PKW-Serienmotor mit dieser Einrichtung war ein direkt einspritzender Dieselmotor (Marketingbezeichnung: ''TDI'') von VW/Audi mit einer maximalen Leistung von 81 kW (110 PS). Dieser Motor erreicht (auch dank VTG) als erster PKW-Antrieb einen Motor-Wirkungsgrad von über 40 %. |
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Verglichen mit [[Saugmotor|Motoren ohne Aufladung]] sind der Wirkungsgrad und damit die Möglichkeiten der Kraftstoffeinsparung beim Turbo sogar erheblich günstiger. |
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Derzeit (2005) gilt bei Dieselmotoren die Leitschaufelkranz-Verstellung VTG als Standard. |
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=== Nachteile === |
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''Siehe auch:'' [[Turbodiesel]] |
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Nach mehr als 100 Jahren Entwicklungs- und Optimierungsarbeit hat sich der Turbolader allgemein gegen anderen Aufladesysteme durchgesetzt, nur bei Nachrüst- und Bastlerlösungen spielen mechanisch angetriebene Lader wegen ihres geringeren Integrationsbedarfs in den Motor noch eine Rolle. Auch Saugmotoren verlieren immer mehr an Bedeutung (außer sehr kleine Motoren, Spezialanwendungen und große, amerikanische Benzinmotoren). |
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In einzelnen Anwendungsbereichen (z. B. [[Explosionsschutz]]) stört die hohe Oberflächentemperatur oder Wärmeabstrahlung des Turboladergehäuses. Zu den typischen Problemen früher turbogeladener Motoren gehörte das „Turbo-Pfeifen“, was besonders bei Lastwechseln zu hören war, wenn also bei hoher Motorlast und -drehzahl vom Gas gegangen wurde. Verursacht wurde es durch strömungstechnisch unvorteilhafte Gestaltung der Turbinenräder. Auch das schnelle Abstellen eines betriebsheißen Motors konnte zu Problemen führen, siehe [[#Drehzahl und Lagerung der Turboladerwelle|Drehzahl und Lagerung der Turboladerwelle]]. Weitere zwischenzeitlich behobene „Kinderkrankheiten“ wurden im Lastwechselbetrieb sichtbar. |
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Porsche setzt im neuen 911 Turbo (Typ 997, Verkaufsstart in Deutschland im Juni 2006) den ersten Benzinmotor mit einer VTG ein. Um den mit bis zu 1000 °C gegenüber Dieselmotoren erheblich höheren Abgastemperaturen standzuhalten, müssen hochwarmfeste Legierungen eingesetzt werden. |
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Entwickelt wurde der moderne VTG-Turbolader für Benzinmotoren in enger Zusammenarbeit mit ''BorgWarner Turbo Systems''. Ob eine solche variable Technik allerdings auch in Motoren mit deutlich längerem Volllastbetrieb eingesetzt werden kann, bleibt trotz der verwendeten Legierungen fraglich. |
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==== {{Anker|Turboloch}} Lastwechsel ==== |
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== Ladedruckregelung == |
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[[Datei:Nagavali Exp. (24331909063).jpg|mini|Turboloch bei einer [[Indien|indischen]] [[Diesellokomotive]]]] |
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Prinzipbedingt dreht sich die Welle des Abgasturboladers durch die antreibenden Abgasmengen mit steigender Motordrehzahl immer schneller, und je schneller sich die Turbine dreht, desto mehr Luft fördert der Verdichter, was durch die wachsende Abgasmenge wiederum die Turbine noch mehr antreibt – bis entweder der Verdichter seine Fördergrenze erreicht oder die mechanischen und thermischen Grenzen des Motors überschritten werden. Um die Leistung in praktikablen Grenzen zu halten, also die Aufladung des Motors zu begrenzen, bedarf es einer Einrichtung, die im allgemeinen Sprachgebrauch „Ladedruckregelung“ genannt wird. Diese Regelung kann auf unterschiedliche Arten erfolgen. Die einfachste Ladedruckregelung wird durch Abblasen überschüssiger komprimierter Luft auf der Verdichterseite durch ein Überdruckventil realisiert. Solche Überdruckventile dienen bei heutigen Serienmotoren nur noch als Sicherheitsventile im Fall des Versagens anderer Bauteile, denn das Abblasen der verdichteten Luft hat schwerwiegende Nachteile: |
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* es geht Energie verloren |
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* Der Turbolader erreicht noch höhere Drehzahlen, weil der Druck auf der Verdichterseite absinkt |
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In der Anfangszeit waren Turbolader sehr groß, sehr schwer, ließen sich dadurch kaum raumsparend am Verbrennungsmotor anbringen und waren wenig für Lastwechselbetrieb geeignet. Daimler-Benz bot deshalb für seine Industrie-Dieselmotoren nach dem Zweiten Weltkrieg parallel Turbolader oder Kompressor als Auflademethode an. Erst Fortschritte bei Werkstoffeigenschaften und Fertigungstechnik machten eine Verkleinerung möglich, diese wiederum sorgte für eine Verbesserung der Betriebscharakteristika des Systems Turboaufladung. |
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Eine bessere Variante der Ladedruckregelung ist das ''Bypassventil'' (auch ''Wastegate'' genannt) im Abgasstrom. Bei einem eingestellten Ladedruck wird dieses Ventil durch einen Geber auf der Verdichterseite geöffnet und leitet dann Abgas an der Turbine vorbei direkt in den Auspuff, was ein weiteres Ansteigen der Turbinendrehzahl unterbindet. Das Bypassventil und seine Stellglieder sind aufgrund ihrer Position im heißen Abgasstrom thermisch hoch belastet, damit störanfällig und waren einer der Gründe, warum einzelne Motorenbauer von der Turbo-Aufladung von Otto-Motoren wieder abkamen und Kompressorsysteme verwendeten, die ohne Bauteile im Abgasstrom arbeiten. |
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Beispiel PKW-Motor: Bei hoher Motordrehzahl und maximaler Last nimmt der Fahrer den Fuß vom Gas, der Motor geht in den Schiebebetrieb, schlagartig wird der Abgasturbine nicht mehr maximal Wärme zugeführt, sondern durch den hohen Volumenstrom mit niedriger Temperatur erheblich Wärme entzogen. Im nächsten Moment gibt der Fahrer wieder Vollgas und die eben ausgekühlte Turbine wird wieder aufgeheizt. Diese abrupten Temperaturschwankungen können insbesondere an den Turbinenschaufeln unmittelbar oder längerfristig zu Rissen oder Brüchen führen. |
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Abgasturbine und Verdichter liefern als [[Strömungsmaschine]]n durch ihre progressive Leistungscharakteristik tendenziell bei niedrigen Motordrehzahlen und -lasten zu wenig bzw. bei hohen Drehzahlen und Lasten zu viel Verbrennungsluft. Bei einem turbogeladenen Verbrennungsmotor mit fest eingestellter Drehzahl könnte eine Drehzahlbegrenzung des Motors als Regelung ausreichen. Je breiter jedoch der nutzbare Drehzahlbereich oder je ausgefeilter z. B. der Drehmomentverlauf moduliert sein soll, desto höhere Ansprüche werden an diese Regelung gestellt: [[#Wastegate|Wastegate]], [[#Verstellbare Leitschaufeln (Variable Turbinengeometrie, VTG)|variable Turbinengeometrie (VTG, VNT)]], [[#Registeraufladung|sequentielle Aufladung]], Turbolader mit elektrischem Hilfsantrieb sowie Eingriffe in das [[Motorsteuerung|Motormanagement]] sind 2024 etablierte Methoden, die es erlauben, relativ kleinere Turbolader zu verwenden und damit bereits bei niedrigeren Motordrehzahlen einen ausreichend hohen Ladedruck sicherzustellen, ohne dass bei Höchstdrehzahl und -last des Motors der Turbolader überfordert wird. |
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''Siehe auch:'' [[Mechanische Motoraufladung]] |
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===== Turboloch ===== |
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Lastwechsel führen aber noch zu einem weiteren Problem. Wird bei niedriger Motorlast und -drehzahl Vollgas gegeben, dann muss die geringe im Abgas enthaltene Energiemenge dafür ausreichen die Abgasturbine (langsam) zu beschleunigen, damit diese über den Verdichter mehr Verbrennungsluft für den Verbrennungsprozess im Motor liefern kann. Erst dadurch wird eine größere Energiemenge im Abgas geliefert, mit der die Abgasturbine weiter beschleunigt werden kann: das „Turboloch“. Dieser Effekt wird weiter verstärkt durch die [[Kompressionsmodul#Kompressibilität|Kompressibilität]] der Gassäulen in Abgas- und Ansaugtrakt sowie das [[Massenträgheitsmoment]] der Turbinen-Verdichtereinheit im Turbolader. |
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Bereits seit Jahrzehnten wird daran gearbeitet, Abgasturbolader kompakter zu bauen und damit auch das Massenträgheitsmoment zu reduzieren. Jüngeren Datums sind dedizierte Turbomotoren mit [[#Stoßaufladung|Impulsaufladung]] (statt der früheren [[#Staudruckaufladung|Staudruckaufladung]]) mit optimierten Gaswechselkanälen: Die Abgasleitung vom Auslassventil zum Turbolader möglichst kurz und mit möglichst geringem [[Schadraum]] und Wärmeverlusten, die Ansaugleitung vom Verdichter zum Einlassventil ebenfalls möglichst kurz mit minimalem Schadraum und minimalem Wärmeeintrag vom Zylinderkopf in die Verbrennungsluft. Dank dieser Maßnahmen spielt das Turboloch auch bei PKW-Motoren heute keine Rolle mehr. |
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== Ladedruck-Regelung == |
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Die Welle des Abgasturboladers dreht sich durch die antreibenden steigenden Abgasmengen mit steigender Motordrehzahl und -leistung immer schneller. Je schneller sich die Turbine dreht, desto mehr Luft fördert der Verdichter, was durch die wachsende Abgasmenge wiederum die Turbine weiter beschleunigt. Bei einer bestimmten Drehzahl erreicht der Verdichter seine Fördergrenze, auch drohen die mechanischen und thermischen Grenzen des Turboladers oder des Motors überschritten zu werden (zum Beispiel die Reibung in den Lagern). Die bei niedrigen Drehzahlen gewünschte Aufladung des Motors kann also in höheren Bereichen problematisch werden. Daher müssen Turbolader ohne Ladedruckregelung so ausgelegt sein, dass sie bei Volllast gerade an ihrer Leistungsgrenze arbeiten, wodurch ein sehr großes Turboloch entsteht. Um dies zu vermeiden, werden Abgasturbolader heute mit einer Ladedruckregelung versehen, die ermöglicht, dass der Lader bereits bei niedrigen Abgasströmen eine hohe Leistung hat und trotzdem bei hohen Drehzahlen die Belastungsgrenze nicht überschreitet; die Verdichterdrehzahl erreicht ein Drehzahlplateau. Diese Regelung kann auf unterschiedliche Arten erfolgen. Etabliert hat sich die Regelung über ein Wastegate (überwiegend bei Ottomotoren) oder über verstellbare Leitschaufeln (VTG, hauptsächlich bei Dieselmotoren). Bei modernen Systemen berechnet das Motorsteuergerät einen Soll-Ladedruck. Ein Drucksensor, der üblicherweise vor der Drosselklappe positioniert wird, liefert den aktuellen Ist-Ladedruck an das Motorsteuergerät. Die Ladedruckregelung hat dabei die Aufgabe, möglichst schnell den Unterschied zwischen Soll- und Ist-Ladedruck auszugleichen. Hierzu bewegt die Ladedruckregelung das vorhandene Stellglied (Wastegate oder VTG) als Stellwert. |
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Geregelt werden beide Aktoren entweder pneumatisch-mechanisch oder elektrisch. Bei der pneumatischen Lösung befindet sich auf der Verdichterseite ein Geber: Ab einem gewissen Ladedruck verstellt er das Wastegate oder die Leitschaufeln zunehmend, was einer weiteren Erhöhung des Ladedrucks entgegenwirkt. Bei neueren Motoren wird vermehrt auf elektrische Stellglieder gesetzt, die neben „auf“ oder „zu“ auch Zwischenpositionen einstellen können. Ein Vorteil der elektrischen Regelung ist, dass das Ventil im gesamten Kennfeldbereich unabhängig vom Ladedruck eingestellt werden kann. Dadurch kann der Steller auf unterschiedliche Anforderungen reagieren (wie Schubabschaltung). Zusätzlich kann der Ladedruck kurzzeitig erhöht werden, um einen „Over-Boost“ zu ermöglichen. Außerdem besitzen elektrische Regelungen eine höhere Stellgeschwindigkeit und höhere Zuhaltekräfte, um bei einem Wastegate-Ventil die Leckage zu verringern. |
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{{Siehe auch|Motoraufladung}} |
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=== Wastegate === |
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[[Datei:Wastegate-Lader.jpg|mini|alt=|Wastegate-Lader, oben im Bild die Druckdose mit mechanischer Verbindung direkt zur Wastegateklappe]] |
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Eine Variante der Ladedruckregelung ist das ''Bypassventil'' (auch ''Wastegate'' genannt) im Abgasstrom. Dieses Ventil kann einen Teil des Abgasstroms an der Turbine vorbeileiten, um so eine Erhöhung des Ladedrucks zu vermeiden. Hierdurch lässt sich ein Lader einsetzen, der bereits bei niedrigen Drehzahlen genügend Ladedruck produziert, und so das Turboloch verkleinert. Bei höheren Laderdrehzahlen wird ein Teil des Abgasmassenstroms an der Turbine vorbeigeleitet, um den Lader nicht zu überlasten. Es ist üblich, dass das Bypassventil als Klappe direkt im Turbinengehäuse integriert ist (siehe Bild rechts). Diese Methode der Ladedruckregelung hat allerdings den Nachteil, dass bei geöffnetem Wastegate nicht mehr die Energie des gesamten Abgases genutzt wird, sondern nur noch ein Teil. Das Bypassventil und seine Stellglieder sind aufgrund ihrer Position im heißen Abgasstrom (ca. 1000 °C) thermisch hoch belastet und damit störanfällig. Das war einer der Gründe, warum einzelne Motorenbauer sich von der Turboaufladung von Ottomotoren wieder abwendeten und Kompressorsysteme verwendeten, die ohne Bauteile im Abgasstrom arbeiten. |
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Das Wastegate wird häufig mit einer Druckdose geregelt. Unterdruckdosen werden gegenüber Überdruckdosen bevorzugt. Da die systembedingt hohen Temperaturen am Turbolader, zu einer hohen thermischen Belastung der weichmacherhaltigen Unterdruckleitungen und schließlich zu deren Materialermüdungen (Rissen) führen, besitzen neuere Turbolader immer häufiger ein elektronisch gesteuertes Wastegate. Dadurch sinkt die Fehleranfälligkeit und das Wastegate kann schneller und präziser eingestellt werden. Durch den Entfall von Druckleitungen, sinkt zudem der benötigte Bauraum des Gesamtsystems. |
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=== Verstellbare Leitschaufeln (Variable Turbinengeometrie, VTG) === |
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[[Datei:VariableGeometryTurbo 2.JPG|mini|VTG mit angestellten Schaufeln in der Position für maximale Leistung]] |
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{{Hauptartikel|Variable-Turbinengeometrie-Lader}} |
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Turbinen mit verstellbaren Leitschaufeln arbeiten ähnlich wie eine [[Francis-Turbine]]. Die Leitschaufeln im Abgasstrom vor dem Turbinenrad sind verstellbar, wodurch bei niedrigem Durchsatz dem Gas ein höherer [[Drehimpuls]] (in Form einer höheren Tangentialgeschwindigkeit) mitgegeben werden kann. Sie sind im Turbinengehäuse unmittelbar vor dem Turbineneintritt angeordnet. Die Anstellwinkel der Leitschaufeln werden dabei so geregelt, dass bei wenig Gasdurchsatz das Abgas durch reduzierte Strömungsquerschnitte tangential beschleunigt und auf die Turbinenschaufeln geleitet wird, was die Drehzahl der Turbine und somit die Leistung des Verdichters erhöht. Umgekehrt kann bei hohem Gasdurchsatz durch große Querschnitte die Strömungsgeschwindigkeit verringert werden. |
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[[Honda]] nutzte 1989 seine Erfahrungen mit Turbomotoren aus der [[Formel 1]] und brachte eine ''Wing turbo'' genannte Variante des [[Honda Legend]] mit einem VTG-Turbo auf den Markt. Die Regelung steuerte ein Digitalrechner. Der 2-Liter-Motor leistete 142 kW (193 PS) bei 6000/min.<ref>[http://dwolsten.tripod.com/articles/jan89a.html/ dwolsten.tripod.com] englisch</ref> |
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Turbolader mit VTG gibt es seit 1996 auch in Dieselmotoren für PKW. Der ''[[TDI-Motor|TDI]]''-Dieselmotor mit direkter Einspritzung von VW/Audi mit einer maximalen Leistung von 81 kW (110 PS) erreichte durch die variable Turbinengeometrie als erster PKW-Antrieb einen Motor-Wirkungsgrad von über 40 %. Die verstellbaren Leitschaufeln haben sich inzwischen bei Dieselmotoren als Standard durchgesetzt. |
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{{Siehe auch|Turbodiesel}} |
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Porsche setzte im [[Porsche 997|911 Turbo (997)]] (Verkaufsstart in Deutschland war im Juni 2006) seinen ersten Ottomotor mit VTG ein. Um den mit bis zu 1000 °C gegenüber Dieselmotoren erheblich höheren Abgastemperaturen standhalten zu können, müssen hochwarmfeste Legierungen (Wolfram-Stahle) eingesetzt werden. |
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Entwickelt wurde der moderne VTG-Turbolader für Ottomotoren in enger Zusammenarbeit mit ''[[BorgWarner]] Turbo Systems''. |
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VW nutzt im „1.5 TSI BlueMotion“ erstmals einen VTG-Lader bei einem Großserien-Ottomotor. Da der Motor, bedingt durch früh schließende Einlassventile, verhältnismäßig niedrige Abgastemperaturen hat (~860 °C), ist der Einsatz möglich. Entwickelt wurde der Lader von Honeywell. |
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Ein weiterer bekannter Begriff für Turbolader mit verstellbaren Leitschaufeln ist auch ''VNT'' (Variable Nozzle Turbine). Diese Bezeichnung wird von Honeywell für deren Turbosysteme mit variabler Turbinengeometrie unter dem Markennamen ''Garrett'' verwendet. |
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== Umluftventil == |
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=== Wirkungsweise ohne Umluftventil === |
=== Wirkungsweise ohne Umluftventil === |
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Wenn die Drosselklappe bei |
Wenn die [[Drosselklappe (Motor)|Drosselklappe]] bei Ottomotoren geschlossen wird, stößt die in Bewegung befindliche Luftsäule auf die Klappe. Die Luftsäule (Drucksäule) kehrt um, läuft vor das sich drehende Verdichterrad des Turboladers und bremst dieses stark ab, was bei hohem Ladedruck auf Dauer zur Zerstörung des Turboladers führen kann (oder bei einem defekten Umluftventil). Außerdem sind starke Strömungsgeräusche hörbar, weil die Strömung am Verdichter abreißt („Pumpen“). |
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=== Wirkungsweise mit Umluftventil === |
=== Wirkungsweise mit Umluftventil === |
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Um dieses |
Um dieses ineffektive Abbremsen zu verhindern, wird die Luft über das Umluftventil abgelassen. So kann sich der Lader frei weiterdrehen, ein erneuter Druckaufbau wird verkürzt und ein schnelleres Beschleunigen des Turboladers zugunsten eines besseren Ansprechverhaltens nach dem Schaltvorgang erzielt. |
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Universelle (meist als offene Systeme |
Universelle (meist als offene Systeme vorgesehene) Lader aus dem Zubehörmarkt lassen sich fast immer in einem festgelegten Bereich auf das Ansprechen bei einer bestimmten Druckschwelle einstellen. Bei werksseitig eingebauten Ladern ist dies seltener, um unsachgemäße Veränderungen der Werkseinstellung zu verhindern. |
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Umluftventile sind heutzutage in fast allen |
Umluftventile sind heutzutage in fast allen Turbolader-Ottomotoren eingebaut und werden auch bei amerikanischen [[Indianapolis 500|Indy-500]]-Rennfahrzeugen eingesetzt. |
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=== Offene/Geschlossene Systeme === |
=== Offene / Geschlossene Systeme === |
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Beim ''offenen'' |
Beim ''offenen'' System wird die überschüssige Luft nicht zurück in den Ansaugkanal (geschlossenes Umluftventil/System), sondern nach außen abgeleitet. Systeme mit einem Ventil sind üblich. Teilweise werden auch Systeme mit zwei integrierten Ventilen verwendet, die einen feinfühligeren Überdruckablass ermöglichen. Der Anbau an einen Motor mit [[Luftmassenmesser]] kann problematisch sein, da die Luft, die ins Freie statt in den Ansaugtrakt gelangt, bereits vom Motorsteuergerät erfasst wurde und die Kraftstoffmenge zur richtigen Gemischbildung darauf angepasst wird. Als Folge der fehlenden Luft kommt es zu einer Überfettung des Gemisches, die Motorleistung sinkt, der Motor kann stottern, die [[Lambdasonde]] und der Katalysator können durch in den Auspuff gelangendes Benzin, das sich entzündet, zerstört werden. Daher ist von einem Umbau auf ein offenes System (ohne Neuprogrammierung des Motorsteuergerätes) dringend abzuraten. Außerdem entspricht das Fahrzeug so nicht mehr der [[Allgemeine Betriebserlaubnis|Allgemeinen Betriebserlaubnis]] (ABE), da ungefilterte ölhaltige Abgase (durch die Ölschmierung des Turboladers und der [[Kurbelgehäuseentlüftung]], die in das Ansaugsystem führt) in die Umwelt abgelassen werden. |
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=== Ventilarten === |
=== Ventilarten === |
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Beim Umluftventil sind zwei Ventilarten gängig, Membran oder Kolben. Der Kolben spricht feinfühliger an und schließt schneller, jedoch besteht die Gefahr eines Kolbenklemmers und damit einer Fehlfunktion (bleibt offen oder öffnet nicht). |
Beim Umluftventil sind zwei Ventilarten gängig, Membran oder Kolben. Der Kolben spricht feinfühliger an und schließt schneller, jedoch besteht die Gefahr eines Kolbenklemmers und damit einer Fehlfunktion (bleibt offen oder öffnet nicht). |
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Da ein elektrischer Steller deutlich schneller ist als ein herkömmlicher pneumatischer, wird bei einigen Motoren ein elektrisch gesteuertes Ventil verwendet. Über ein Steuergerät oder eine einfache elektrische Schaltung wird das elektrische Ventil geöffnet oder geschlossen und kann damit auch unabhängig vom Druck beliebig gesteuert werden. Dabei ist auch die Nutzung in einem Dieselmotor möglich, dort hat es jedoch keinen technischen Sinn, da ohne Drosselklappe, und dient lediglich dem Showeffekt durch das je nach Ladedruck laute Abblasgeräusch bei einem offenen System. |
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Das charakteristische Geräusch bei Membranventilen ist ein hell pfeifendes Zischen, wogegen Kolbenventile bei hohem Ladedruck nur laut zischen und bei niedrigem Ladedruck zum „Flattern“ neigen. Jedoch variieren die Ablassgeräusche auch stark je nach Bauart und Hersteller dieser Ventile. |
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Technisch nicht ganz korrekt ist, dass die elektronisch gesteuerten Ventile (technisch gesehen überflüssige Ventile bei Dieselmotoren) ebenfalls als ''Blow-Off-'' bzw. Pop-Off-Ventile bezeichnet werden, da die Blow-Off-Ventile im eigentlichen Sinne stets druckgesteuert sind. |
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=== Gängige Bezeichnungen === |
=== Gängige Bezeichnungen === |
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Abblasventil, Ablassventil |
Englischsprachige Bezeichnungen für Abblasventil, Ablassventil oder (Schub-)Umluftventil, die auch häufig verwendet werden, sind unter anderem: Blow-Off-Valve (BOV), Pop-Off-Valve (POV) (eingedeutscht: „Pop-Off-Ventil“) |
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Englischsprachige Bezeichnungen, die auch häufig verwendet werden: Blow-Off-Valve (BOV), Pop-Off (wobei diese Bezeichnung falsch ist, da es sich dabei um ein Spitzendruckventil handelt welches den Motor vor zu hohen Ladedrücken schützen soll, es also nichts mit dem Abbremsen der Turbine zu tun). |
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== Weitere Bauarten == |
== Weitere Bauarten == |
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=== Staudruckaufladung === |
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In der Anfangszeit waren Turbolader groß, schwer und wenig für Lastwechselbetrieb geeignet. Gewicht und mehr noch die Größe, d. h. der Durchmesser, der Turbinenräder sorgten für ein hohes Massenträgheitsmoment, so dass diese nur langsam und mühsam Drehzahlanpassungen an geänderte Lastzustände nachvollzogen, ganz zu schweigen von den ungleich hochfrequenteren Impulsen einer [[#Stoßaufladung|Stoßaufladung]]. Hinzu kamen Mängel in der Standfestigkeit der Turbinenräder. Es brauchte jahrzehntelange Weiterentwicklung diese Probleme zu beheben. Diese Turbolader wurden dann an weitgehend unveränderten Dieselmotoren angebaut, der Einsatz an Ottomotoren beschränkte sich die längste Zeit auf Bastlerlösungen oder Motorsport. |
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Als Biturbo (BE) und Twin Turbo (AE) bezeichnet man die parallele Verwendung von zwei Ladern. Bei einem 4-Zylinder-Biturbo-Motor muss jeder Turbolader nur zwei Zylinder befüllen. Bei dieser Form der Aufladung können statt einem Größeren zwei kleinere Lader benutzt werden, die entsprechend kleinere Trägheitsmomente zu überwinden haben und somit das Ansprechverhalten beim Gasgeben verbessern. |
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Bei der Staudruckaufladung werden die Abgase aller Zylinder in einem einflutigen Sammelrohr zusammen- und einem einzelnen Turbolader zugeführt (bei größeren oder V-Motoren waren auch mehrere Turbolader möglich). Ziel war, einen möglichst gleichmäßigen Abgasstrom am Turbolader zu erhalten. Vor der Abgasturbine stauen sich die Abgase und treiben diese durch das Druckgefälle zur hinter der Turbine liegenden Abgasanlage an. Man nahm dabei in Kauf, dass die Abgase in der relativ geräumigen Abgasanlage teilweise expandierten (und damit einen Teil ihrer Energie verloren) und durch den Staudruck (= erhöhter Abgasgegendruck) der Gaswechsel beeinträchtigt wurde. |
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[[Bild:Biturbo.png]] |
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=== Stoßaufladung === |
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<!-- Zwischen Bi und Twin Turbo besteht kein Unterschied! Vergleich Audi RS Modell mit Bi Turbo und Nissan Modelle mit Twin Turbo welche mit 2 gleich großen Turboladern gefahren werden! Für weiteres stehe ich gerne zur Rückfrage zur Verfügung! Mir fiel gerade noch auf, beim Bi Turbo werden die Ladeluftrohre vor der Drosselklappe zusammen geführt. Man kann dies beim alten Maserati sehr schön sehen da dort dieses Rohr verchromt ist! Anders wäre ein Druckabgleich (und Luftmenge!) schwer realisierbar da er bei jedem Zylinder (wie das Gemisch) gleich sein sollte! --> |
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[[Datei:Twin-scroll-turbo2.jpg|mini|320px|Schema Stoßaufladung mit Twin-Scroll-Lader]] |
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Die Stoßaufladung oder Impulsaufladung zielt darauf ab, dass die kinetische Energie der beim Öffnen des Auslassventils sich ausbreitenden Druckwellen möglichst gezielt und unmittelbar auf die Abgasturbine(n) geleitet werden. Ein in diesem Moment noch geöffnetes Auslassventil eines anderen Zylinders würde dazu führen, dass die Druckwelle sich auch in Richtung auf diesen Zylinder ausbreiten könnte. Dies würde dazu führen, dass nicht nur verbranntes Abgas in diesen anderen Zylinder gedrückt würde (und dort die Menge verbrennbaren Gases reduziert), sondern schwächt auch den Impuls der Druckwelle, die auf die Abgasturbine zuläuft. Zu jedem gegebenen Zeitpunkt darf also nur ein Auslassventil geöffnet sein. |
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Bei Motoren ab vier Zylindern ist das nur noch durch getrennte Abgaskanäle zu gewährleisten, bei einem Vierzylinder-Reihenmotor mit üblicher Zündfolge würden also die beiden mittleren und die beiden äußeren Zylinder in je einem Abgaskanal zusammengefasst werden. Zusätzlich soll der [[Schadraum]], also das Volumen des Abgaskanals, klein gehalten werden, weshalb das Abgassammelrohr möglichst dicht am Zylinderkopf gehalten oder am besten in den Zylinderkopf integriert wird. Schließlich versucht man die Abgaskanäle bis zur Abgasturbine im Querschnitt möglichst eng zu halten, so dass die Gase nicht (unnötig) expandieren können. Jeder Abgaskanal mündet in seinen eigenen Abgasturbolader, oder seitdem diese verfügbar sind, in einen [[#Twin-Scroll-Lader|Twin-Scroll- oder Dual-Volute-Lader]] für 2 Abgaskanäle. Beim Sechszylinder-Reihenmotor ist die Abgasführung wesentlich einfacher: die drei vorderen und die drei hinteren Zylinder werden zusammengefasst. Insbesondere bei V-Motoren kann es aus baulichen Gründen notwendig sein, den Turbolader nicht seitlich neben den Zylindern, sondern über dem Schwungrad anzuordnen. In dem Fall unterscheidet sich das Sammelrohr durch seine mehrflutige Ausführung von dem bei Staudruckaufladung. |
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Die modernere Stoßaufladung erlaubt eine bessere Ausnutzung der im Abgas enthaltenen Energie und damit höhere Ladegrade. Wirkungsgrad und Ansprechverhalten im Lastwechselbetrieb werden ebenfalls tendenziell verbessert. Neben den höheren technologischen Anforderungen an den Turbolader selbst erfordert sie aber auch weitergehende Anpassungen des Verbrennungsmotors. |
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=== Twin-Scroll-Lader === |
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Twin-Scroll-Lader unterscheiden sich von anderen Ladern durch die abweichende Gestaltung des Turbinengehäuses. Das Spiralgehäuse der Twin-Scroll-Turbine wird durch einen Flutenteiler in zwei parallel verlaufende Strömungskanäle eingeteilt. In Verbindung mit einem zweiflutigen Abgaskrümmer ermöglicht dies eine getrennte Zuführung der Abgase auf das Turbinenlaufrad. Der Twin-Scroll-Lader ist damit eine kostengünstige und raumsparende Alternative zu zwei einzelnen Turboladern. Seit etwa den 2010er Jahren wird der Twin-Scroll-Lader weit verbreitet eingesetzt. Eine etwas abweichende Bauart ist der Dual-Volute-Lader, bei dem die beiden Abgasströme nicht nebeneinander, sondern übereinander auf das Turbinenrad geführt werden. |
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Der Twin-Scroll-Lader darf nicht mit einem [[Scrollverdichter]] („G-Lader“) verwechselt werden, der eine [[Kolbenmaschine]] ist. |
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=== Biturbo / Twin Turbo === |
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[[Datei:Biturbo.png|mini|hochkant=1.8|Schematische Darstellung des Biturbo-Prinzips]] |
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Biturbo oder Twin Turbo sind Werbetermini und bezeichnen die parallele Verwendung von zwei Ladern. ''Bi'' ist die lateinische Vorsilbe für ''zwei'', Twin bedeutet „Zwilling“ (englisch). Bei dieser Konstruktionsform werden anstelle eines einzelnen großen zwei kleinere Lader verwendet, wodurch ein kleinerer Schadraum, ggf. geringere Trägheitsmomente und ein besseres Ansprechverhalten beim Gasgeben erreicht werden können. Die Abgasführung in nebenstehendem Bild würde bei einem Vierzylindermotor mit üblicher Zündfolge auf eine „minderwertige“ Staudruckaufladung hindeuten, speziell vor Verfügbarkeit der Twin-Scroll-Lader war aber auch eine Anordnung von 2 Turboladern mit Stoßaufladung denkbar oder eine sequentielle oder mehrstufige Aufladung. |
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Mit steigender Zylinderzahl steigt zwangsläufig der Schadraum der Abgasanlage, so dass in diesen Fällen häufig zwei oder mehr Turbolader verwendet werden, Motoren mit z. B. 16 Zylindern verfügen oft über 4 Turbolader, so auch die [[Bugatti]]-Modelle [[Bugatti EB110|EB110]], [[Bugatti Veyron 16.4|Veyron]] und [[Bugatti Chiron|Chiron]]. |
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=== Sequenzieller Biturbo === |
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Bei einem sequenziellen Biturbo werden nicht beide Turbinen ständig durch die Abgase angetrieben, sondern die zweite Turbine wird erst bei entsprechendem Leistungsbedarf zugeschaltet und treibt dann den zweiten Verdichter an. Ist das geschehen, arbeiten die Lader nach dem Prinzip des Biturbos parallel. Im Allgemeinen stehen beiden Turboladern die Abgase aller Zylinder zur Verfügung, sie sind nicht jeweils einer Zylinderbank zugeordnet, wodurch bei niedrigen Drehzahlen der erste Turbolader durch die Abgase aller Zylinder betrieben werden kann. |
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Ziel dieser Technik ist eine bessere Nutzbarkeit des Drehzahlbandes. Im oberen Drehzahlbereich hat man den Vorteil der größeren Fördermenge zweier Turbolader, während in den niedrigen Drehzahlbereichen die geringe Masseträgheit nur einer Turbine ein schnelles und frühes Aufbauen des Ladedrucks und damit ein gutes Ansprechverhalten bewirkt. |
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Beispiele: |
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* Ottomotor: Der 3,0-l-Reihensechszylinder-Twinturbo, der ab 1993 im [[Toyota Supra#Supra (JZA80, 1993–2002)|Toyota Supra]] (JZA80) verwendet wurde (der Supra wird als Twin Turbo bezeichnet, nicht als Biturbo). |
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* Dieselmotor: Der 2,2-l-Vierzylinder-Biturbo-Dieselmotor von Ford/PSA (DW12BTED4); der [[Opel Insignia A#Dieselmotoren|2.0 CDTI BiTurbo]] (143 kW/195 PS, 400 Nm Drehmoment) von Opel (seit Januar 2012 im [[Opel Insignia]] erhältlich)<ref>[http://media.opel.com/media/intl/en/opel/news.detail.html/content/Pages/news/intl/en/2011/OPEL/12_05_opel_insignia_double_turbo_technology media.opel.com] (englisch, 5. Dezember 2011)</ref> |
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=== Registeraufladung === |
=== Registeraufladung === |
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[[Datei:Registeraufladung.png|mini|hochkant=1.8|Schematische Darstellung der Registeraufladung]] |
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Als Registeraufladung bezeichnet man die serielle Verwendung von Turboladern. Dabei wird ein kleinerer Lader, der aufgrund der geringen Massenträgheit schnell hochdreht, für niedrige Drehzahlen verwendet. Ab einer bestimmten Drehzahl wird auf einen großen Turbolader umgeschaltet, der dann genügend Luftmasse und Druck für das hohe Luftvolumen höherer Drehzahlen bereitstellt. Die verschiedenen Turbolader können optimal auf ihren Wirkungsbereich abgestimmt werden, und der kleine Lader minimiert das so genannte ''Turboloch'': Bei niedrigen Drehzahlen war der zumeist große Lader nicht in der Lage, eine gewisse Drehzahl zu erreichen, um damit einen Überdruck im Ansaugbereich aufzubauen. Unterhalb dieser kritischen Marke arbeitet ein Turbomotor wie ein Saugmotor. |
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Als Registeraufladung (auch sequentielle Aufladung genannt) bezeichnet man die parallele abwechselnde Verwendung von Turboladern. Dabei wird ein kleinerer Lader, der schon bei geringem Abgasstrom und aufgrund der geringen Massenträgheit schneller hochdreht, für niedrige Motordrehzahlen verwendet. Bei größerer Abgasmenge wird auf einen großen Turbolader umgeschaltet, der dann genügend Luftmasse und Druck für den hohen Frischluftbedarf höherer Motordrehzahlen bereitstellt. Die unterschiedlichen Turbolader können besser auf ihren Wirkungsbereich abgestimmt werden und der kleine Lader verringert das sogenannte „Turboloch“: Bei niedrigen Motordrehzahlen war der zumeist große Lader nicht in der Lage, eine ausreichend hohe Turbo-Drehzahl zu erreichen, um damit einen Überdruck im Ansaugbereich aufzubauen. Unterhalb dieser kritischen Marke arbeitet ein normaler Turbomotor eher als Saugmotor, unter Umständen sogar noch gedrosselt durch die „bremsenden“ Turbinenschaufeln und die geringere Verdichtung, die jedem Turbomotor immanent ist. Die Registeraufladung ist im Automobilbau allerdings bis heute nur bei wenigen leistungsstarken Motoren anzutreffen. Erstes (Klein-)Serienfahrzeug mit Registerturbo war der [[Porsche 959]]. |
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Diese Technik ist im Automobilbau allerdings bis Heute nur selten anzutreffen. Erstes Serienfahrzeug mit Register-Turbo war der Porsche 959. Derzeit wird der BMW 535d (Baureihe E60/61) damit angeboten, auch bei den 129 und 150 PS Dieselmotoren des neuen [[Mercedes-Benz Sprinter]]s wird diese Technik eingesetzt. |
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Es gibt auch Aufladekonzepte mit einer Kombination aus Registeraufladung und mehrstufiger Aufladung, so bei den Motoren der BMW-Modelle [[BMW E60|535d (Baureihe E60/61)]], [[BMW E90|335d]], [[BMW N47|123d]], bei einigen Ausführungen der Mercedes-Benz-Dieselmotoren [[Mercedes-Benz OM 646/OM 647/OM 648|OM646]],<ref>[http://www.atzonline.de/Aktuell/Nachrichten/1/5586/Selbstregelnder-Verdichter-Bypass-fuer-zweistufige-Aufladung-im-Sprinter.html atzonline.de]{{Toter Link |date=2018-03 |archivebot=2018-03-26 00:04:35 InternetArchiveBot |url=http://www.atzonline.de/Aktuell/Nachrichten/1/5586/Selbstregelnder-Verdichter-Bypass-fuer-zweistufige-Aufladung-im-Sprinter.html}}</ref> [[Mercedes-Benz OM 651|OM651]] und der 180-PS-Ausführung des [[Saab 9-3|Saab-9-3]]-Dieselmotors. Dabei arbeiten die Verdichter des kleineren und des größeren Laders in Reihe auf der Ansaugseite. Ist der Leistungsbedarf niedrig, wird die Luft nur durch den Verdichter des kleineren Laders komprimiert. Bei höherer Last wird dann durch Steuerung des Abgasstroms und geregelte Überbrückung des ersten Verdichters der größere Lader wirksam. Durch eine Kennfeldregelung der Gassteuerung auf der Abgas- wie auf der Frischgasseite im Zusammenspiel mit der Kraftstoffeinspritzung können Drehmomentschwankungen im Übergangsbereich weitgehend unterdrückt werden. |
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[[Bild:Registeraufladung.png]] |
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<!-- Dabei handelt es sich ganz klar um Registeraufladung! Vergleich Registervergaser! Eine kleine Drosselklappe und später eine große Drosselklappe! Wird der kleine Lader ausgekoppelt spricht man von einer mehrstufigen Registeraufladung! Vergleich Porsche 959! Für Rückfragen stehe ich auch hier zur Verfügung. Würde mich um eine Änderung der Grafik freuen, wollte wegen dem Lizenzzeugs da nicht drin rumschreiben! --> |
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=== Mehrstufige Aufladung === |
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<!-- Dabei handelt es sich ganz klar um Registeraufladung! Vergleich Registervergaser! Eine kleine Drosselklappe und später eine große Drosselklappe! Wird der kleine Lader ausgekoppelt spricht man von einer mehrstufigen Registeraufladung! Vergleich Porsche 959! Für Rückfragen stehe ich auch hier zur Verfügung. Würde mich um eine Änderung der Grafik freuen, wollte wegen den Lizenzzeugs da nicht drin rumschreiben! --> |
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Bei einer mehrstufigen Aufladung wird die Luft durch mehrere hintereinander geschaltete Verdichter komprimiert. Die so erreichbaren Verdichtungsverhältnisse sind auch unter Bedingungen stark verringerten Außendrucks sinnvoll einsetzbar, so dass diese Technik zuerst bei der Entwicklung von Flugmotoren eine Rolle spielte. Bei mehrstufiger Aufladung wurden zunächst mechanische Lader und Turbolader kombiniert. So enthielt der Versuchsmotor Daimler-Benz DB624 (Prüfstandserprobung ab 1944) eine Kombination aus zwei mechanischen Getriebeladern und einem Abgasturbolader. Die konzipierte [[Volldruckhöhe]] lag bei 15.000 bis 17.000 Metern. |
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Beim Antrieb des ab 1989 entwickelten Höhenforschungsflugzeugs [[Grob G 850|Grob Strato 2C]] war ein mehrstufiger Turbolader vorgesehen, dessen erste und zweite Stufe aus dem Nieder- und dem Mitteldruckverdichter eines Dreiwellen-Turboproptriebwerks ([[Pratt & Whitney Canada PW100|Pratt & Whitney Canada PW127]]) bestanden. Alle Komponenten waren in der Triebwerksgondel untergebracht. Nach dem Passieren der Turbine des Turboladers wurde das Abgas in die Turbinensektion des ursprünglichen Turboprop-Verdichters geleitet. Die von den Verdichterstufen komprimierte Luft wurde dem Verdichter des Turboladers und dann dem Motor zugeführt. Das Druckverhältnis betrug maximal 1:45, was große Ladeluftkühler notwendig machte. Die konzipierte Volldruckhöhe lag bei 24.000 Metern, die maximale Flughöhe bei 26.000 Metern.<ref>{{Literatur |Autor=Kyrill von Gersdorff, Kurt Grasmann, Helmut Schubert |Titel=Flugmotoren und Strahltriebwerke |Auflage=3. |Verlag=Bernard & Graefe |Datum=1995 |ISBN=3-7637-6107-1}}</ref> Das Projekt wurde schließlich aus finanziellen und politischen Gründen nicht weiterverfolgt. |
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=== Mehrstufige Registeraufladung === |
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Bei der mehrstufigen Registeraufladung werden mehrere Turbolader so geschaltet, dass sie bedarfsmäßig zu- oder abgeschaltet werden können. Im unteren Drehzahlbereich, wenn der Abgasmassenstrom nicht ausreicht, zwei oder mehr Turbinen zu versorgen, wird nur ein Lader angetrieben. Dadurch läuft er besser an, und das vermeintliche „Turboloch“ wird minimiert. Ist der Abgasmassenstrom ausreichend, um zwei Turbolader anzutreiben, so wird der zweite dazugeschaltet. Der neue 2.2 l Dieselmotor von Ford/PSA (DW12BTED4) ist mit diesem System ausgerüstet. |
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In der Moderne wird die mehrstufige Aufladung an großen Dieselmotoren verwendet, z. B. MTU Baureihe 1163 und MTU 8000. |
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=== Turbocompound === |
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Die Turbocompound-Technologie kombiniert einen herkömmlich arbeitenden ATL mit einer zweiten, nachgeschalteten Abgasturbine, die ihrerseits mechanisch mit der Kurbelwelle verbunden ist. |
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=== Turbo-Compound === |
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Diese zweite Turbine nutzt die Energie des nach dem Austritt aus dem ersten Lader immer noch heißen Abgases. Resultat ist ein nochmals höheres Drehmoment bei insgesamt nochmals gesteigerter Energieausnutzung, also eine weitere Verbesserung des [[Wirkungsgrad]]s. |
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Bei der [[Turbo-Compound-Motor|Turbo-Compound]]-Technik wird eine Abgasturbine in den Abgasstrom integriert, um so Nutzenergie aus dem Abgas zu gewinnen. Die Compoundturbine kann in Kombination mit einem Kompressor und/oder einem vorgeschalteten Abgasturbolader betrieben werden. [[Napier & Son|Napier]] erprobte Ende der 1940er-Jahre Compoundtriebwerke. Diese Napier Nomad genannten Dieseltriebwerke kamen nicht über das Versuchsstadium hinaus. |
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Die gewonnene mechanische Energie der Compoundturbine kann über ein Getriebe in die Kurbelwelle des Antriebsmotors eingeleitet werden, um Nutzleistung und [[Wirkungsgrad]] zu erhöhen. Oder es kann z. B. ein Generator antreiben werden, um elektrische Energie zu erhalten. |
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=== Ladeluftkühler === |
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Da das Vorkomprimieren die Lufttemperatur erhöht und somit der angestrebten Vergrößerung der Ansaugluftmenge entgegenwirkt, wurden [[Ladeluftkühler]] entwickelt, um diesen Nachteil wieder auszugleichen. Ladeluftkühler erhöhen immer auch den thermodynamischen Wirkungsgrad des Motors. |
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=== Kombination mit Kompressor === |
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Um das Turboloch zu vermeiden, kann man im unteren Drehzahlbereich einen Kompressor verwenden, der mit Magnetkopplung zu- und abkoppelbar ist. Bei mittlerer Drehzahl laufen beide Lader, bei höheren Drehzahlen alleine der Turbo. Beispiel: [[Volkswagen]] [[TSI (Motorentechnik)|TSI]]-Motoren. |
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== Turboaufladung bei Kraftfahrzeugen == |
== Turboaufladung bei Kraftfahrzeugen == |
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=== Anwendung bei Dieselmotoren === |
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{{Hauptartikel|Turbodiesel}} |
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=== Anwendung bei Ottomotor === |
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Bei Dieselmotoren für PKW wie auch für LKW ist der Abgas-Turbolader mittlerweile „[[Stand der Technik]]“. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg kamen Turbolader teilweise an Großdieselmotoren, etwa für Schiffe und Lokomotiven, zum Einsatz. Ab den 1950er Jahren wurden Turbodiesel in einzelnen LKW verwendet, später auch in kleineren Kraftfahrzeugen. Bei PKW kam der Turbodiesel erstmals 1978 im [[Mercedes-Benz W 116#300 SD (mit Dieselmotor)|Mercedes 300 SD]] zur Anwendung und verbreitete sich zunehmend. Auf abgasregulierten Märkten spielen Dieselmotoren ohne Aufladung (oberhalb 18,5 kW) praktisch keine Rolle mehr. |
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[[Bild:ATL.jpg|thumb|Abgas-Turbolader Pkw]] |
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Bei [[Ottomotor]]en mit [[äußere Gemischbildung|äußerer Gemischbildung]] ist der Ladedruck durch die entstehende [[Verdichtungswärme]] des Treibstoff-Luftgemisches im 2. Takt begrenzt. Eine Überschreitung bedeutet ungesteuerte [[Selbstentzündung]] und damit [[Klopfen (Verbrennungsmotor)|Motorklopfen]] oder [[Klopfen (Verbrennungsmotor)|Motorklingeln]]. |
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Der Klopfbeginn kann mittels hochoktanigem Treibstoff, durch einen effektiven Ladeluftkühler oder durch [[Wassereinspritzung|Wasser-Methanol-Einspritzung]] nach oben versetzt werden. In den meisten Fällen werden jedoch die Steuerzeiten verändert und die Verdichtung herabgesetzt, um diesem Effekt vorzubeugen. |
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=== Anwendung bei Ottomotoren === |
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Bei Dieselmotoren für PKW wie auch für LKW ist der Abgas-Turbolader mittlerweile „[[Stand der Technik]]“, da sich beim Diesel nur durch Turboaufladung dem ([[Benzin]]-) Ottomotor angenäherte Literleistungen erreichen lassen. Ohne Turboaufladung müsste ein vergleichbar leistungsfähiger Motor nahezu den doppelten Hubraum und somit wesentlich höheres Gewicht aufweisen. Zudem verlagert die spezifische Drehmoment-Charakteristik eines Turbo-Diesels im Vergleich zum Saug-Diesel den Bereich maximaler Kraftentfaltung in niedrigere Drehzahlbereiche. Dadurch bieten solche Motoren eine hohe "Elastizität", so dass zum Beschleunigen seltener in niedrigere Gänge geschaltet werden muss. |
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[[Datei:Abgas-Turbolader Pkw. im Technik-Museum Speyer.jpg|mini|Abgas-Turbolader eines Pkw]] |
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Bei Ottomotoren ergeben sich verglichen mit dem Dieselmotor eine Anzahl zusätzlicher Herausforderungen, die erst gelöst werden mussten, weshalb sich die Turboaufladung hier erst wesentlich später verbreitete. |
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Die höheren Abgastemperaturen in Ottomotoren erfordern hochwarmfeste Werkstoffe. Das Turboloch tritt bei Ottomotoren potentiell stärker als bei Dieselmotoren auf. Es konnte durch Fortschritte bei der Konstruktion (verstellbare Leitschaufeln, kleinere und somit schneller ansprechende Lader, leichtere Schaufelräder mit geringerer Massenträgheit) und in der Regelungstechnik aber stark reduziert werden. Bei (früheren) Ottomotoren mit [[Äußere Gemischbildung|äußerer Gemischbildung]] sorgten Spülverluste für erhöhten Kraftstoffverbrauch, weil durch die Ventilüberschneidung Frischgas unverbrannt direkt in den Auspufftrakt gelangen konnte. Der Kraftstoff in dem durch die Turboaufladung bereits vorverdichtete (und damit erwärmte) Frischgas konnte sich leicht vorzeitig erzünden und damit [[Klopfen (Verbrennungsmotor)|Motorklopfen]] oder [[Motorklingeln]] verursachen. Der Klopfbeginn kann mittels hochoktanigem Treibstoff, durch einen wirksamen Ladeluftkühler oder durch [[Wassereinspritzung|Wasser-Methanol-Einspritzung]] nach oben versetzt werden. In den meisten Fällen wurden jedoch die Steuerzeiten verändert und die Verdichtung herabgesetzt, um diesem Effekt vorzubeugen. Mit der Verbreitung der [[Benzindirekteinspritzung]] ab den 2000er Jahren wurde das Problem obsolet. Seitdem überwiegen auch beim Ottomotor die Vorteile, weshalb gegenwärtig bei einem Großteil der Ottomotoren auf die Aufladung mittels Turbolader gesetzt wird. Auch in der [[Formel 1]] war der (früher dort laut Reglement untersagte, ab der Saison 2014 jedoch wieder eingeführte) Turbomotor den Saugmotoren in Verbrauch und Leistung überlegen. |
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KFZ mit Ottomotoren kamen erstmals in den frühen 70er Jahren auf den Markt; Pioniere dieser Bauart waren die Aggregate des "BMW 2002 turbo" (1973) und des "Porsche 911 turbo" (1975). Ottomotoren werden nur zu geringen Anteilen mit Aufladung versehen, auch wenn in jüngster Zeit eine Zunahme zu verzeichnen ist, bevorzugt bei leistungsstarken Modellen. Der Trend geht jedoch zu sogenannten "Down-sizing"-Konzepten, bei denen kleinere Aggregate mit Aufladung an die Stelle größerer nicht aufgelade-ner Motoren treten. Ziele beim Downsizing sind vermindertes Gewicht und verminderter Raumbedarf des Motors, wodurch zusätzlich das Gewicht von Karosserie und peripherer Mechanik verringerbar ist. |
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==== Verwendung bei Pkw ==== |
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Aufgeladene Motoren – sowohl Benziner als auch Diesel – sind in der Herstellung meist teurer als vergleichbare Sauger, zudem regelungstechnisch komplex (Steuerung des druckmindernden [[Wastegate]]s oder des Umluftventils). Das bei Ottomotoren meist stärker als bei Dieselmotoren auftretende so genannte „Turbo-Loch“, das sich hauptsächlich im unteren Drehzahlbereich beim auf Schubphasen folgenden Gasgeben als Drehmoment-Schwäche zeigt, konnte durch Fortschritte bei der Konstruktion ([[VTG]], kleinere und somit schneller ansprechende Lader, leichtere Schaufelräder mit geringerer Massenträgheit) und in der Regelungstechnik stark reduziert werden. |
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Erste aufgeladene Motoren wurden ab 1910 in den [[A.L.F.A. 24 HP|A.L.F.A.-24-HP-Modellen]] eingebaut, die aus den vom gleichen Hersteller entwickelten Flugzeugen übernommen wurden (siehe unten). Großserien-PKW mit aufgeladenen Ottomotoren kamen zuerst in den USA ab 1961 als [[Oldsmobile]] [[Oldsmobile F-85|F-85]] ''Jetfire'' (Aluminium-[[V8-Motor|V8]] mit 215 [[Kubikzoll|cui]] ≈ 3,5 Liter Hubraum, 160 kW, 218 SAE-PS und [[Wassereinspritzung|Methanol-Wasser-Einspritzung]], bis 1963 im Programm<ref>Heiner Buchinger: Rover V8 Story, in Roverblatt, S. 16ff.</ref>) und ab 1962 als [[Chevrolet Corvair]] Spyder (Sechszylinder-Boxer-Turbo, Hubraum: 145 cui; ≈ 2,4 Liter, 110 kW, 150 SAE-PS) auf den Markt. |
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In Europa rüstete der Schweizer Ingenieur und Unternehmer [[Michael May (Rennfahrer)|Michael May]] ab 1966 zunächst [[Ford P7|Ford 20M]] und später auch andere Pkw-Modelle mit Turboladern aus.<ref>[https://www.ford-capri.ch/start-d/foto-galerie/technik/may-turbo-a.html Capri I 2300 GT mit May-Turbolader – Die sanfte Gewalt mit May-Turbo-Aufladung], [https://www.ford-capri.ch/start-d/foto-galerie/technik/may-turbo-b.html 2], [https://www.ford-capri.ch/start-d/foto-galerie/technik/may-turbo-c.html 3], [https://www.ford-capri.ch/start-d/foto-galerie/technik/may-turbo-d.html 4], [https://www.ford-capri.ch/start-d/foto-galerie/technik/may-turbo-e.html 5]</ref> In Deutschland gingen 1973 mit dem [[BMW 02#BMW 2002 turbo|BMW 2002 turbo]] und 1975 mit dem [[Porsche 930|Porsche 911 turbo]] turbogeladene Pkw in Serienproduktion. Beide hatten Benzineinspritzung und einen Turbolader. Der Ladedruck betrug 0,55 beziehungsweise 0,8 bar.<ref>{{Internetquelle |autor=Michael Schröder |url=https://www.auto-motor-und-sport.de/oldtimer/audi-quattro-porsche-911-turbo-bmw-2002-turbo-dreimal-vorsprung-durch-turbo-power |titel=Audi quattro, Porsche 911 turbo, BMW 2002 turbo: Dreimal Vorsprung durch Turbo-Power |werk=auto-motor-und-sport.de |datum=2014-02-27 |abruf=2024-01-12}}</ref> Da es sich jeweils um Sportwagen handelte, erlangten die Fahrzeuge keine große Verbreitung. 1978 kam der [[Saab 99|Saab 99 Turbo]] auf den Markt, bei dem ein schnell ansprechender, kleiner Turbolader mit einem Steuerventil (Wastegate) kombiniert wurde. Die Höchstleistung wurde nur wenig gesteigert, aber der Motor lieferte ein hohes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen. |
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Der im Zusammenhang mit Turboladern nicht selten vorgebrachte Kritikpunkt des höheren Verbrauchs relativiert sich heute meist zu einem höheren ''absoluten'' Verbrauch des stärkeren Turbomotors. Moderne Turbo-Benzinmotoren verbrauchen bei optimaler Auslegung spezifisch weniger Kraftstoff als ein Saugmotor ''gleicher'' Leistung (gemessen in Gramm/Kilowattstunde). Auch in der [[Formel 1]] war der Turbomotor dem Saugmotor im spezifischen Verbrauch überlegen. Eine absolut höhere Leistung verursacht jedoch naturgemäß auch einen höheren absoluten Kraftstoffverbrauch. |
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[[Lancia]] hat schon 1985 im Motorsport (für die „Gruppe B“) einen mit Abgasturbolader ''und'' Kompressor aufgeladenen Rennmotor entwickelt und diesen Motor in den laut [[Motorsport-Homologation|Homologations]]-Regeln vorgeschriebenen 200 Serienmodellen des [[Lancia Delta S4]] eingesetzt. [[Nissan (Auto)|Nissan]] baute 1988 in einer Motorsport-Kleinserie des Modells [[Micra]] ebenfalls einen solchen Motor ein, der allerdings aus nur 0,9 Litern Hubraum 81 kW (110 PS) und ein spezifisches Drehmoment von 144 Nm/l bei 4800/min erzielte. Der VW-[[TSI (Motorentechnik)|TSI]]-Großserienmotor (Golf GT, 1,4 L mit 125 kW/170 PS, ab 2005) kombiniert Direkteinspritzung mit einem Turbolader für hohe Drehzahlen und einem Roots-Kompressor für niedrige; der Motor erreicht ein spezifisches Drehmoment von 200 Nm/l bereits bei 1500/min.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.volkswagen.de/vwcms/master_public/virtualmaster/de3/unternehmen/innovation___technik/antrieb/start/90_kw_tsi_motor.html |text=''Innovation + Technik beim 90-kW-TSI-VW-Motor'' |wayback=20100130223047 |archiv-bot=}}</ref> |
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Hersteller von Ottomotoren mit Turboaufladung sind zum Beispiel [[Audi]], [[Bentley]], [[BMW]], [[Fiat]], [[Ford]], [[Mercedes-Benz]], [[Opel]], [[Porsche]], [[Renault]], [[Saab]], [[Seat]], [[Smart]], [[Subaru]], [[Volkswagen]] oder [[Volvo]]. |
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Die Entwicklungstendenz geht seit den 2010er Jahren zu sogenannten [[Downsizing]]-Konzepten, bei denen kleinere Motoren mit Aufladung an die Stelle größerer nicht aufgeladener Motoren treten. Ziel beim Downsizing (dt. Verkleinerung) ist ein geringerer Verbrauch durch [[Drosselverluste|Entdrosselung]] des Motors. Weitere Vorteile ergeben sich aus vermindertem Gewicht und einer verminderten Reibung. 2024 bieten Großserienhersteller von Pkw überwiegend Ottomotoren mit Turboaufladung an. Nicht aufgeladene Motoren werden für Einstiegsmodelle, Spezialversionen oder in den USA als traditionelle V8-Motoren eingesetzt. |
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==== Verwendung bei Motorrädern ==== |
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Volkswagen führte Mitte 2005 die [[TSI (Motorentechnik)|TSI]]-Technik ein (Golf GT, 1,4 Liter-Motor mit 170 PS). Dabei werden ein Turbolader und ein Kompressor zusammen an einen Ottomotor mit Direkteinspritzung verbaut. Der Kompressor arbeitet im unteren Drehzahlbereich, während im oberen ab ca. 3000/min der Turbo­lader die Aufladung übernimmt. Die (spezifische) Literleistung des damit ausgerüsteten Motors liegt bei etwa 90 kW/122 PS. Allerdings ist dieses Konzept (abgesehen von der Kombination mit einer geschichteten Benzindirekteinspritzung) nur in der Großserie völlig neu. [[Lancia]] hat schon 1985 im Motorsport (für die "Gruppe B") ein mittels ATL ''und'' Kompressor aufgeladenes Aggregat entwickelt und diesen Motor in den laut Homologations-Regeln vorgeschriebenen 200 Serienmodellen des Lancia Delta S4 eingesetzt. [[Nissan (Auto)|Nissan]] verbaute 1988 in einer Motorsport-Kleinserie des Modells [[Micra]] ebenfalls einen solchen Motor, der allerdings aus 0,9 Litern Hubraum nur 110 PS und ein spezifisches Drehmoment von 144 Nm/Liter bei 4800/min erzielte. Der aktuelle VW-Motor mit 1,4 Litern Hubraum und Doppel-Aufladung erreicht ein spezifisches Drehmoment von über 170 Nm/Liter bei 1750/min. |
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Anfang der 1980er-Jahre wurden auch [[Motorrad|Serienmotorräder]] ([[Honda CX 500|Honda CX 500 Turbo]], [[Yamaha XJ 650|Yamaha XJ 650 Turbo]], Kawasaki Z750 Turbo) ohne großen Markterfolg mit Turboladern angeboten. Die ersten Turbo-Motorräder bot kurz zuvor die US-Tuningfirma ''BAE Magnum'' auf Basis der [[Harley-Davidson]]-Modelle ''Sportster'' und ''Super Glide'' an.<ref>''Motorradmotor mit Turbolader.'' In: ''[[KFT|Kraftfahrzeugtechnik]].'' 1/1981, S. 19.</ref> Die plötzliche Leistungsentfaltung beim Erreichen einer bestimmten Motordrehzahl machte diese Motorräder besonders beim Beschleunigen (auch wegen des im Vergleich zum PKW deutlich geringeren Gewichts) schwerer beherrschbar. |
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=== Turboaufladung in der Luftfahrt === |
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Anfang der [[1980er]] Jahre wurden auch Serien[[Motorrad|motorräder]] ohne großen Markterfolg mit Turboladern versehen, wobei eher preisliche Gründe den Durchbruch am Markt verhinderten. |
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[[Datei:801-turbo2.jpg|mini|Turbolader des BMW801TJ-Flugmotors, 1944]] |
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Im Ersten Weltkrieg fanden Versuche statt, Abgasturbinen mit Ladegebläsen mechanisch zu koppeln und so einen Abgasturbolader zu schaffen. Vor und während des Zweiten Weltkriegs wurde die Entwicklung dann weiter vorangetrieben, jedoch wurde die Motorentechnik bis zum Kriegsende von der mechanischen Aufladung („supercharged“) dominiert. In Deutschland gab es zusätzliche Turbolader (mehrstufige Aufladung) nur für besondere Höhenanwendungen, zunächst in den verschiedenen Ausführungen des Junkers Gegenkolben-Zweitaktdiesel-Flugmotores [[Jumo 207]], und in nennenswerten Stückzahlen im [[BMW 801]]TJ-0. |
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In den USA erhielt die [[Lockheed P-38]] den [[Allison V-1710]] mit [[General Electric|General-Electric]]-Turbolader. |
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== Turboaufladung in der Luftfahrt == |
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Nach dem Krieg wurden bis zur Einführung der [[Turboprop]]- und [[Turbinen-Strahltriebwerk]]e für Linienmaschinen einige Jahre zum Teil sehr hochentwickelte Motoren mit Abgasturbinen (nicht -turbolader) wie zum Beispiel der [[Wright R-3350]] gebaut. Die Kurbelwelle trieb über ein Zweiganggetriebe den Radialverdichter an. Die drei Abgasturbinen waren über Flüssigkeitskupplungen und Zahnräder mit der Kurbelwelle verbunden. Sie lieferten 550 hp (410 kW) zusätzliche Leistung<ref>[http://www.conniesurvivors.com/1-twa_flightengineer.htm conniesurvivors.com] Website über die Lockheed Super Constellation</ref>. |
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Bereits im Ersten Weltkrieg fanden Versuche statt, Abgasturbinen mit Ladern mechanisch zu koppeln und so einen Abgasturbolader zu schaffen. Vor und während des Zweiten Weltkriegs wurde die Entwicklung dann weiter vorangetrieben, jedoch wurde die Motorentechnik bis zum Kriegsende von mechanischer Aufladung dominiert, da die Militärs der Einführung der Strahltriebwerke den Vorrang gaben. |
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Heute werden Motoren mit Abgasturbolader, hauptsächlich Ottomotoren, vor allem bei Privat- und Geschäftsreiseflugzeugen der mittleren Kategorien verwendet. Es muss zwischen zwei unterschiedlichen Verfahren der Turboaufladung unterschieden werden: |
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Heute werden Motoren mit Abgasturbolader vor allem bei Privat- und Geschäftsreiseflugzeugen der mittleren Kategorien eingesetzt, wobei hauptsächlich Ottomotoren Verwendung finden. Die Aufladung hat bei Flugmotoren primär den Zweck, die mit steigender Flughöhe sinkende Leistung von Kolbenmotoren auszugleichen. Die Leistung des aufgeladenen Motors lässt sich durch Regeln des Ladedrucks bis zu einer bestimmten Höhe konstant halten. Das ermöglicht das Fliegen in größeren Höhen, was wegen des dort geringeren Luftwiderstandes wirtschaftliche Vorteile bringt. Durch den mit zunehmender Höhe geringer werdenden Außendruck der Luft verbessert sich ferner die Effizienz der Abgasturbine, was insgesamt den Aufwand einer Aufladung für Leistungsklassen zwischen Saugmotor und [[Turboprop]] rechtfertigt. Beispiele für moderne Flugmotoren mit Turbolader sind z.B. der [[Bombardier]] V300T oder der [[Lycoming]] TIO-540-J2BD. |
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==== Turbo supercharging ==== |
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In den letzten Jahren wurden auch Turbomotoren für kleinere Flugzeuge entwickelt, z. B. der ''[[Thielert]]- Diesel'', dessen Vorteile im geringen Verbrauch und der unkomplizierten Bedienung liegen. |
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Der Druck im Ansaugtrakt (Upper deck, Ladedruck) kann mittels Drosselklappenverstellung bis teilweise weit über den der Volldruckhöhe angehoben werden. Dem Motor kann dadurch eine Mehrleistung gegenüber der Nennleistung entnommen werden (Startleistung). Diese ist in den meisten Fällen auf maximal fünf Minuten begrenzt. Motoren dieser Bauart haben eine geringere Verdichtung als die Saugversionen. Beispiele: TSIO-520-UB (Continental, Beech Bonanza B36TC), TIO-540-AE2A (Lycoming, Piper Malibu Mirage). Die Nachteile dieser Version liegen bei verstärkten Verschleißerscheinungen durch Mehrbelastung und höhere Betriebstemperaturen. |
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==== Turbo normalizing ==== |
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Der durch die Drosselklappenverstellung vorgegebene Druck im Ansaugtrakt (Upper deck, Ladedruck) wird über einen hydraulischen Regler und ein Abblaseventil (Waste gate) konstant gehalten. Der maximal mögliche Ladedruck entspricht dem bei Volldruckhöhe. Der Motor ist bis auf den Lader wie die Saugversion aufgebaut, kann aber seine maximale Nennleistung wegen des konstanten Ladedrucks bis in sehr große Höhen (>20.000 ft) abgeben. |
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==== Ladeluftkühler ==== |
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Dem Ladeluftkühler wurde bei Flugmotoren während sehr langer Zeit keine Bedeutung zugemessen, da man vom Anwendungsfall im Automotor ausging (erzeugen von Mehrleistung durch höhere Luftdichte). Dadurch entsprach die Lebensdauer von turbogeladenen Flugmotoren aufgrund der zusätzlichen Temperaturbelastung durch die erhitzte Ladeluft lange Zeit nicht den Angaben der Hersteller, was mit erhöhtem (Reparatur)-Aufwand verbunden war. Moderne Ladersysteme haben hocheffiziente Ladeluftkühler, die es dem Betreiber in allen Arbeitspunkten und auch bei extremen Witterungsverhältnissen (Hochsommer, Wüstenbetrieb usw.) möglich machen, die Temperatur des Motors (vor allem die der Zylinderköpfe) innerhalb der für die Lebensdauer der Motoren und die Unterhaltskosten erträglichen Grenzen zu halten. |
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Durch Aufladung wird das Fliegen in größeren Höhen ermöglicht, was wegen des dort geringeren Luftwiderstandes wirtschaftliche Vorteile bringt. Durch den mit zunehmender Höhe geringer werdenden Außendruck der Luft verbessert sich ferner die Effizienz der Abgasturbine, was den Aufwand einer Aufladung für Leistungsklassen zwischen Saugmotor und Turboprop rechtfertigt. Ein Beispiel eines aufgeladenen Motors ist der [[BRP-Rotax|Rotax]] 914 des Bombardier-Konzerns. Die Produktionsvorbereitung des [[Bombardier]] V300T ist seit 2006 eingestellt und auch die Zertifizierung wird nicht mehr betrieben.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.rotax.com/en/Media.Center/Press.Releases/1/20061114.htm |text=''BRP-Rotax shelves its V6 aircraft engines project'' |wayback=20101106222549}}</ref> |
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In den letzten Jahren wurden auch Turbomotoren für kleinere Flugzeuge entwickelt (zum Beispiel der ''[[Thielert]]-Diesel''), deren Vorteile im geringen Verbrauch und in der einfachen Bedienung liegen. |
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== Hersteller von Turboladern == |
== Hersteller von Turboladern == |
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{{Mehrspaltige Liste |
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* [[ABB Turbo Systems]] ([[Asea Brown Boveri]]) |
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|liste = * [[Accelleron Industries]] |
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* [[BorgWarner Turbo Systems]] |
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* [[BorgWarner|BorgWarner Turbo Systems]] (Schwitzer & 3KWarner, ehemals Turbolader-Sparte von [[Kühnle, Kopp & Kausch|KKK]]) |
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* [[Eberspächer]] |
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* [[BMTS Technology]] (ehemals Bosch Mahle Turbo Systems) |
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* [[Holset]] |
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* [[ |
* [[Caterpillar]] |
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* [[Continental AG]] |
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* [[Cummins Engine#Turbotechnik|Cummins Turbo Technologies]] (Holset) |
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* [[Hitachi Warner Turbo Systems]] (Joint Venture von [[Hitachi (Unternehmen)|Hitachi]] und [[BorgWarner]]) |
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* [[Honeywell|Honeywell Turbo Technologies]] ([[Garrett AiResearch|Garrett]]) |
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* [[HKS Turbos]] |
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* [[IHI Charging Systems International]] |
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* [[Komatsu (Unternehmen)|Komatsu]] |
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* [[Kompressorenbau Bannewitz|Kompressorenbau Bannewitz (KBB)]] |
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* [[MAN Diesel & Turbo]] |
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* [[Mitsubishi Heavy Industries]] |
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* [[MTU Friedrichshafen]] |
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* [[Napier & Son|NAPIER Turbochargers]] |
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* [[KSPG#Pierburg|Pierburg]] |
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* [[Garrett AiResearch]] |
* [[Garrett AiResearch]] |
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}} |
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* [[Hitachi]] |
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* [[KBB Kompressorenbau Bannewitz GmbH]] |
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* [[Kühnle, Kopp & Kausch]] (KKK) |
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* [[IHI]] |
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* [[Komatsu]] |
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* [[MAN B&W Diesel]] |
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* [[MHI (Mitsubishi)]] |
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* [[MP Engineering]] |
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* [[Toyota]] |
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<!-- Tuner würde ich nicht als Turbolader Hersteller werten! --> |
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== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
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* [[Abgasturboaufladung bei Schiffsmotoren]] |
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*[[Schiffsdieselmotor]] |
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== Literatur == |
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*[[Turbine]] |
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* {{Literatur |
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|Autor=Michael Mayer |
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|Titel=Abgasturbolader. Sinnvolle Nutzung der Abgasenergie |
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|Auflage=5. |
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|Verlag=Verlag Moderne Industrie |
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|Datum=2003 |
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|ISBN=3-478-93263-7}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=[[Gert Hack]], Iris Langkabel |
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|Titel=Turbo- und Kompressormotoren. Entwicklung, Technik, Typen |
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|Auflage=3. |
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|Verlag=Motorbuch Verlag |
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|Ort=Stuttgart |
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|Datum=2001 |
|||
|ISBN=3-613-01950-7}} |
|||
* {{Literatur |
|||
|Autor=Heinz Grohe |
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|Titel=Otto- und Dieselmotoren |
|||
|Auflage=11. |
|||
|Verlag=Vogel Buchverlag |
|||
|Datum=1995 |
|||
|ISBN=3-8023-1559-6}} |
|||
* [[Ernst Jenny]]: ''Der BBC-Turbolader.'' Verlag Birkhäuser, Basel, 1993, ISBN 978-3-7643-2719-4. [https://zeitungsarchiv.nzz.ch/#read/11300/NZZ%20-%20Neue%20Z%C3%BCrcher%20Zeitung/1993-05-26/69 ''Buchbesprechung.''] Neue Zürcher Zeitung, 26. Mai 1993, S. 69. |
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==Weblinks== |
== Weblinks == |
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{{Commonscat|Turbochargers|Turbolader}} |
|||
* [http://abgasturbomaschine-extrem.de/ Drehzahlstationäre Turboaufladung] |
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{{Wiktionary}} |
|||
* [http://www.turbos.bwauto.com/de/company/history.asp Historie KKK, Schwitzer und BorgWarner] |
|||
* [https://www.energie-lexikon.info/turboaufladung.html Turboaufladung (RP-Energie-Lexikon)] |
|||
* [https://abgasturbomaschine-extrem.de/ Drehzahlstationäre Turboaufladung] |
|||
* [https://www.youtube.com/watch?v=KMqv1G7Kt_I Funktionsweise eines Turboladers (Animation)] Auf YouTube. Abgerufen am 28. September 2022. |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Lesenswert|10. Juni 2008|47078065}} |
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[[Kategorie:Verbrennungsmotor]] |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4141045-2}} |
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[[Kategorie:Abgasanlage (Verbrennungsmotor)]] |
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[[Kategorie:Strömungsmaschine]] |
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[[Kategorie:Abgasanlage (Verbrennungsmotor)]] |
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[[cs:Turbodmychadlo]] |
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[[Kategorie:Ansaugtrakt]] |
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[[da:Turbolader]] |
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[[Kategorie:Leistungssteigerung (Verbrennungsmotor)]] |
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[[en:Turbocharger]] |
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[[Kategorie:Kreiselpumpe]] |
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[[es:Turbocompresor]] |
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[[ |
[[Kategorie:Verdichter]] |
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[[fr:Turbocompresseur]] |
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[[he:מגדש טורבו]] |
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[[hu:Turbó]] |
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[[id:Turbocharger]] |
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[[ja:ターボチャージャー]] |
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[[nl:Turbolader]] |
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[[no:Turbo]] |
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[[pl:Turbosprężarka]] |
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[[pt:Turbo]] |
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[[sk:Turbodúchadlo]] |
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[[sv:Turbodrift]] |
Aktuelle Version vom 16. Juni 2025, 03:03 Uhr


Als Turbolader, auch Abgasturbolader (ATL) oder umgangssprachlich auch Turbo, wird ein Nebenaggregat des Verbrennungsmotors zur Verdichtung der zugeführten Luft bezeichnet (Motoraufladung). Die Motorleistung oder die Effizienz wird gegenüber einem Motor, der die Luft lediglich ansaugt (Saugmotor), gesteigert. Das Wirkprinzip des Turboladers besteht darin, einen Teil der Energie des Motorabgases mittels einer Turbine und einem Verdichter zu nutzen, um eine größere Luftmasse in den Zylinder einströmen zu lassen. Dadurch kann mehr Kraftstoff verbrannt werden und die Ansaugarbeit des Kolbens entfällt.
Erfinder des Turboladers ist der Schweizer Alfred Büchi, der im Jahre 1905 ein Patent[1] über die Gleichdruck- oder auch Stauaufladung anmeldete. In den 1930er-Jahren wurden von der Adolph Saurer AG aus Arbon Diesel-Lastwagen als erste Straßenfahrzeuge mit Turbolader produziert.[2]
Aufbau und Arbeitsweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Abgasturbolader besteht im Wesentlichen aus einer Abgasturbine und meist noch einem Verdichter auf einer gemeinsamen Welle. Die kinetische Energie der heißen Abgase wird genutzt, indem sie die Turbine radial durchströmen (Radialturbine) und dadurch das Turbinenlaufrad und die dazugehörige Welle in Drehbewegung versetzen. Von der Turbinenwelle wird ein Verdichter, meist ein Radialverdichter[3] angetrieben, der Frischluft ansaugt und in die Zylinder des Motors drückt. Die Luftzuführung in die Zylinder wird somit erhöht und die Ansaugarbeit der Kolben entfällt. Die Aufladung regelt sich im Grunde selbst, so steigt beim Gasgeben die Energie der Abgase, der Abgasdruck erhöht sich und somit auch die zugeführte Frischluftmenge und Sauerstoff-Menge, sodass mehr Kraftstoff verbrannt werden kann.
In beiden Fällen ergibt die vorverdichtete Ansaugluft eine Leistungssteigerung. Ein großer Teil der Energieverluste entsteht bei thermodynamischen Kreisprozessen wie dem Diesel- oder dem Otto-Kreisprozess durch nicht genutzte Abgaswärme und den Abgas-Restdruck (typisch 0,5–1 bar Überdruck beim Saugmotor, beim Turbo 1–3 bar Überdruck), weil das Gas wegen des begrenzten Verdichtungsverhältnisses nicht mehr weiter expandiert werden kann. Beim Saugmotor wird es ungenutzt in den Auspuff entlassen. Effektiver ist es, einen Teil dieser Restenergie durch weitere Expansion in einer Abgasturbine zurückzugewinnen. Sie wirkt im Betrieb als Wärmekraftmaschine, sobald die dafür erforderliche Turbinendrehzahl erreicht ist. Es entfällt dabei die Ansaugarbeit des Kolbens, gleichzeitig kann in der größeren Luftmenge im Zylinder mehr Kraftstoff verbrannt werden. Dies führt zu höherem Motor-Mitteldruck, höherem Drehmoment und folglich auch mehr Leistung.
Die Abgasturbine ist nicht immer mit einem Verdichter gekoppelt. Ihre Wellenleistung kann untersetzt auf die Kurbelwelle des Motors gekoppelt werden (Turbo-Compound-Motor). Die Abgasturbine kann zusätzlich zum Verdichter auch einen elektrischen Generator antreiben, der eine sonst von der Kurbelwelle anzutreibende Lichtmaschine entlastet oder sogar überflüssig macht.
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Turbolader eines Pkw (VW Golf)
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Abgasseite mit Turbinenrad und Leitradverstellung
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Ladeluftseite mit Verdichterrad
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Lagerung der Turbowelle
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Lagerung der Turbowelle
Aufladung beim Zweitakt-Motor
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von den üblichen Viertaktmotoren unterscheiden sich Zweitaktmotoren bezogen auf den Turbolader vor allem dadurch, dass während des Startvorgangs noch keine Abgasenergie zur Verfügung steht. Da der Turbolader also während des Startvorgangs nicht den Ladungswechsel (Spülung) bewirken kann, wird für diese Phase ein weiteres Gebläse benötigt. Im einfachsten Fall könnte dies eine Kurbelgehäusespülung sein, bei großen Schiffsmotoren ist es ein elektrisch zuschaltbares Gebläse.
Zusätzlich muss am Ende des Spülvorgangs der Auslasskanal früher geschlossen werden, um zum Aufbauen eines Ladedrucks ausreichend Zeit zu schaffen. Auch dies kann im einfachsten Fall erreicht werden durch die Anordnung der Spülkanäle oder bei großen Schiffsmotoren durch Anordnung der Einlasskanäle und die Steuerzeiten des Auslassventils.
Weiterentwicklung des Turboladers
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ladeluftkühlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anders als im Saugmotor, bei dem sich die angesaugte Luft wegen des Unterdrucks adiabatisch im Ansaugtakt abkühlt, führt die Kompression zu einer deutlichen Erwärmung der Luft um bis zu 180 °C.[4] Weil warme Luft eine geringere Dichte hat, lässt sich die Füllung und damit die Leistung des Motors noch weiter steigern, indem die Ladeluft nach der Kompression durch einen Ladeluftkühler gekühlt wird. Ladeluftkühlung wird bei praktisch allen modernen aufgeladenen Motoren angewandt. Da der Ladeluftkühler einen Strömungswiderstand hat und so den vom Verdichter erzeugten Druck wieder etwas vermindert, sollte er eine Abkühlung um mehr als 50 °C[4] bewirken, um die erwünschte Leistungssteigerung gegenüber einem Motor ohne Ladeluftkühlung zu erzielen.
Darüber hinaus kann die Ladeluft auch durch eine zusätzliche Wassereinspritzung oder Einspritzung eines Wasser-Alkohol-Gemisches direkt in den Ansaugtrakt gekühlt werden, was eine weitere Steigerung der Leistung ermöglicht.
Leistungsregelung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einfache ungeregelte Turbolader haben – wie alle Turbomaschinen – einen engen Betriebsbereich mit bestem Wirkungsgrad, der sich nur schwer auf das Motorkennfeld abstimmen lässt. Ein auf die Maximalleistung des Motors ausgelegter Lader würde bei mittlerer Leistung zu wenig Druck aufbauen, bei niedrigem Gasdurchsatz tritt sogar ein Ansaugdruckverlust ein, weil das langsame Verdichterrad der Strömung beim Ansaugen im Wege steht (siehe auch Turboloch). Es gibt verschiedene Techniken und Auslegungsarten, dieses Problem zu entschärfen, verbreitet sind vor allem Bypass-Ventil / Wastegate, verstellbare Leitschaufeln (Variable Turbinengeometrie, VTG) und Registeraufladung. Die Techniken können auch kombiniert zum Einsatz kommen.
Drehzahl und Lagerung der Turboladerwelle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor dem Zweiten Weltkrieg erreichten Turbolader Drehzahlen in der Größenordnung von 10.000 Umdrehungen pro Minute; kleine, moderne Turbolader können Drehzahlen bis zu 400.000 Umdrehungen pro Minute erreichen (zum Beispiel smart Dreizylinder-Turbodiesel). Neben der Reibungswärme von Wellenlagerung und -abdichtung wird auch über das Gehäuse der sehr heißen Abgasturbine viel Wärme der Lagerung zugeführt. Die Lagereinheit ist üblicherweise an den Schmierölkreislauf des Motors angeschlossen, so dass im laufenden Betrieb diese Wärme mit dem Schmieröl in den Motor abgeführt wird. Insbesondere wenn der Motor aus hoher Last schnell gestoppt wird, kann es dagegen zu Problemen mit Stauwärme kommen, die zu einem Verkoken des Schmieröls in der Lagereinheit führen kann. Die Lagereinheiten moderner Turbolader werden deshalb wassergekühlt oder der Motor verfügt über eine elektrische Hilfspumpe, die bei abgestelltem Motor den Turbolader einige Zeit nachkühlt. Diese „wassergekühlten“ Turbolader sind zu unterscheiden von wassergekühlten Turboladern, bei denen (auch) das Turbinengehäuse durch einen Wassermantel gekühlt wird.
Teilweise werden zusätzlich zu den Gleitlagern ein oder zwei keramische Kugellager eingesetzt. Kugelgelagerte Turbolader haben eine geringere Reibung, was sie schneller ansprechen lässt. Das beschleunigt den Drehzahlanstieg des Laders und lässt den Ladedruck früher einsetzen.
Vor- und Nachteile der Turboaufladung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vorteile
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Abgasturboaufladung ermöglicht die Steigerung des mittleren Effektivdrucks und damit von Drehmoment und Leistung bei gegebenem Hubvolumen. Das günstigere Verhältnis des mittleren Effektivducks zu Spitzendruck erlaubt ein (relativ zu den gesteigerten Leistungsdaten) schwächeres Triebwerk, so dass dieses oft vom nicht aufgeladenen Motor weitgehend unverändert übernommen werden kann. Dies ermöglicht eine höhere Leistungsdichte, d. h. der ursprüngliche Motor mit annähernd unveränderten Abmessungen und Gewicht liefert mehr Leistung oder für die gleiche Leistung wird eine kleinere Maschine benötigt (Downsizing). Daraus wiederum ergeben sich Möglichkeiten der Kraftstoffeinsparung.
Das Leistungspotential der Turboaufladung wurde in den 1980er-Jahren in Formel-1-Motoren deutlich, als die stärksten Turbomotoren mit auf 1,5 l begrenztem Hubraum im Training Leistungen von mehr als 750 kW erreichten. An modernen, aufgeladenen Motoren kann die Leistungscharakteristik des Motors durch Dimensionierung das Turboladers und Regelung des Ladedrucks in weiten Grenzen an die Erfordernisse des Einsatzfalls angepasst werden.
Abgasturbolader nutzen die ansonsten ungenutzt entweichende Energie der Abgase gegenüber mechanischer (Nutz-)Energie des Motors bei mechanisch angetriebenen Motoraufladesystemen (Kompressoren usw.). Die Abgasturboaufladung hat damit eine Steigerung des Motorwirkungsgrads zufolge, während mechanische Lader tendenziell eine Verschlechterung des Motorwirkungsgrads bewirken. Bei hohen Ladegraden steigt zwar die im Abgas vor dem Turbolader enthaltene Energie, diese wird aber im Turbolader in Nutzenergie verwandelt. Hinter dem Turbolader ist die enthaltene Energie (Abgastemperatur) dagegen geringer, das 'Gesamtsystem Motor mit Turboaufladung' hat also einen besseren Wirkungsgrad.[5]
Verglichen mit Motoren ohne Aufladung sind der Wirkungsgrad und damit die Möglichkeiten der Kraftstoffeinsparung beim Turbo sogar erheblich günstiger.
Nachteile
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach mehr als 100 Jahren Entwicklungs- und Optimierungsarbeit hat sich der Turbolader allgemein gegen anderen Aufladesysteme durchgesetzt, nur bei Nachrüst- und Bastlerlösungen spielen mechanisch angetriebene Lader wegen ihres geringeren Integrationsbedarfs in den Motor noch eine Rolle. Auch Saugmotoren verlieren immer mehr an Bedeutung (außer sehr kleine Motoren, Spezialanwendungen und große, amerikanische Benzinmotoren).
In einzelnen Anwendungsbereichen (z. B. Explosionsschutz) stört die hohe Oberflächentemperatur oder Wärmeabstrahlung des Turboladergehäuses. Zu den typischen Problemen früher turbogeladener Motoren gehörte das „Turbo-Pfeifen“, was besonders bei Lastwechseln zu hören war, wenn also bei hoher Motorlast und -drehzahl vom Gas gegangen wurde. Verursacht wurde es durch strömungstechnisch unvorteilhafte Gestaltung der Turbinenräder. Auch das schnelle Abstellen eines betriebsheißen Motors konnte zu Problemen führen, siehe Drehzahl und Lagerung der Turboladerwelle. Weitere zwischenzeitlich behobene „Kinderkrankheiten“ wurden im Lastwechselbetrieb sichtbar.
Lastwechsel
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In der Anfangszeit waren Turbolader sehr groß, sehr schwer, ließen sich dadurch kaum raumsparend am Verbrennungsmotor anbringen und waren wenig für Lastwechselbetrieb geeignet. Daimler-Benz bot deshalb für seine Industrie-Dieselmotoren nach dem Zweiten Weltkrieg parallel Turbolader oder Kompressor als Auflademethode an. Erst Fortschritte bei Werkstoffeigenschaften und Fertigungstechnik machten eine Verkleinerung möglich, diese wiederum sorgte für eine Verbesserung der Betriebscharakteristika des Systems Turboaufladung. Beispiel PKW-Motor: Bei hoher Motordrehzahl und maximaler Last nimmt der Fahrer den Fuß vom Gas, der Motor geht in den Schiebebetrieb, schlagartig wird der Abgasturbine nicht mehr maximal Wärme zugeführt, sondern durch den hohen Volumenstrom mit niedriger Temperatur erheblich Wärme entzogen. Im nächsten Moment gibt der Fahrer wieder Vollgas und die eben ausgekühlte Turbine wird wieder aufgeheizt. Diese abrupten Temperaturschwankungen können insbesondere an den Turbinenschaufeln unmittelbar oder längerfristig zu Rissen oder Brüchen führen.
Abgasturbine und Verdichter liefern als Strömungsmaschinen durch ihre progressive Leistungscharakteristik tendenziell bei niedrigen Motordrehzahlen und -lasten zu wenig bzw. bei hohen Drehzahlen und Lasten zu viel Verbrennungsluft. Bei einem turbogeladenen Verbrennungsmotor mit fest eingestellter Drehzahl könnte eine Drehzahlbegrenzung des Motors als Regelung ausreichen. Je breiter jedoch der nutzbare Drehzahlbereich oder je ausgefeilter z. B. der Drehmomentverlauf moduliert sein soll, desto höhere Ansprüche werden an diese Regelung gestellt: Wastegate, variable Turbinengeometrie (VTG, VNT), sequentielle Aufladung, Turbolader mit elektrischem Hilfsantrieb sowie Eingriffe in das Motormanagement sind 2024 etablierte Methoden, die es erlauben, relativ kleinere Turbolader zu verwenden und damit bereits bei niedrigeren Motordrehzahlen einen ausreichend hohen Ladedruck sicherzustellen, ohne dass bei Höchstdrehzahl und -last des Motors der Turbolader überfordert wird.
Turboloch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lastwechsel führen aber noch zu einem weiteren Problem. Wird bei niedriger Motorlast und -drehzahl Vollgas gegeben, dann muss die geringe im Abgas enthaltene Energiemenge dafür ausreichen die Abgasturbine (langsam) zu beschleunigen, damit diese über den Verdichter mehr Verbrennungsluft für den Verbrennungsprozess im Motor liefern kann. Erst dadurch wird eine größere Energiemenge im Abgas geliefert, mit der die Abgasturbine weiter beschleunigt werden kann: das „Turboloch“. Dieser Effekt wird weiter verstärkt durch die Kompressibilität der Gassäulen in Abgas- und Ansaugtrakt sowie das Massenträgheitsmoment der Turbinen-Verdichtereinheit im Turbolader. Bereits seit Jahrzehnten wird daran gearbeitet, Abgasturbolader kompakter zu bauen und damit auch das Massenträgheitsmoment zu reduzieren. Jüngeren Datums sind dedizierte Turbomotoren mit Impulsaufladung (statt der früheren Staudruckaufladung) mit optimierten Gaswechselkanälen: Die Abgasleitung vom Auslassventil zum Turbolader möglichst kurz und mit möglichst geringem Schadraum und Wärmeverlusten, die Ansaugleitung vom Verdichter zum Einlassventil ebenfalls möglichst kurz mit minimalem Schadraum und minimalem Wärmeeintrag vom Zylinderkopf in die Verbrennungsluft. Dank dieser Maßnahmen spielt das Turboloch auch bei PKW-Motoren heute keine Rolle mehr.
Ladedruck-Regelung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Welle des Abgasturboladers dreht sich durch die antreibenden steigenden Abgasmengen mit steigender Motordrehzahl und -leistung immer schneller. Je schneller sich die Turbine dreht, desto mehr Luft fördert der Verdichter, was durch die wachsende Abgasmenge wiederum die Turbine weiter beschleunigt. Bei einer bestimmten Drehzahl erreicht der Verdichter seine Fördergrenze, auch drohen die mechanischen und thermischen Grenzen des Turboladers oder des Motors überschritten zu werden (zum Beispiel die Reibung in den Lagern). Die bei niedrigen Drehzahlen gewünschte Aufladung des Motors kann also in höheren Bereichen problematisch werden. Daher müssen Turbolader ohne Ladedruckregelung so ausgelegt sein, dass sie bei Volllast gerade an ihrer Leistungsgrenze arbeiten, wodurch ein sehr großes Turboloch entsteht. Um dies zu vermeiden, werden Abgasturbolader heute mit einer Ladedruckregelung versehen, die ermöglicht, dass der Lader bereits bei niedrigen Abgasströmen eine hohe Leistung hat und trotzdem bei hohen Drehzahlen die Belastungsgrenze nicht überschreitet; die Verdichterdrehzahl erreicht ein Drehzahlplateau. Diese Regelung kann auf unterschiedliche Arten erfolgen. Etabliert hat sich die Regelung über ein Wastegate (überwiegend bei Ottomotoren) oder über verstellbare Leitschaufeln (VTG, hauptsächlich bei Dieselmotoren). Bei modernen Systemen berechnet das Motorsteuergerät einen Soll-Ladedruck. Ein Drucksensor, der üblicherweise vor der Drosselklappe positioniert wird, liefert den aktuellen Ist-Ladedruck an das Motorsteuergerät. Die Ladedruckregelung hat dabei die Aufgabe, möglichst schnell den Unterschied zwischen Soll- und Ist-Ladedruck auszugleichen. Hierzu bewegt die Ladedruckregelung das vorhandene Stellglied (Wastegate oder VTG) als Stellwert.
Geregelt werden beide Aktoren entweder pneumatisch-mechanisch oder elektrisch. Bei der pneumatischen Lösung befindet sich auf der Verdichterseite ein Geber: Ab einem gewissen Ladedruck verstellt er das Wastegate oder die Leitschaufeln zunehmend, was einer weiteren Erhöhung des Ladedrucks entgegenwirkt. Bei neueren Motoren wird vermehrt auf elektrische Stellglieder gesetzt, die neben „auf“ oder „zu“ auch Zwischenpositionen einstellen können. Ein Vorteil der elektrischen Regelung ist, dass das Ventil im gesamten Kennfeldbereich unabhängig vom Ladedruck eingestellt werden kann. Dadurch kann der Steller auf unterschiedliche Anforderungen reagieren (wie Schubabschaltung). Zusätzlich kann der Ladedruck kurzzeitig erhöht werden, um einen „Over-Boost“ zu ermöglichen. Außerdem besitzen elektrische Regelungen eine höhere Stellgeschwindigkeit und höhere Zuhaltekräfte, um bei einem Wastegate-Ventil die Leckage zu verringern.
Wastegate
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Eine Variante der Ladedruckregelung ist das Bypassventil (auch Wastegate genannt) im Abgasstrom. Dieses Ventil kann einen Teil des Abgasstroms an der Turbine vorbeileiten, um so eine Erhöhung des Ladedrucks zu vermeiden. Hierdurch lässt sich ein Lader einsetzen, der bereits bei niedrigen Drehzahlen genügend Ladedruck produziert, und so das Turboloch verkleinert. Bei höheren Laderdrehzahlen wird ein Teil des Abgasmassenstroms an der Turbine vorbeigeleitet, um den Lader nicht zu überlasten. Es ist üblich, dass das Bypassventil als Klappe direkt im Turbinengehäuse integriert ist (siehe Bild rechts). Diese Methode der Ladedruckregelung hat allerdings den Nachteil, dass bei geöffnetem Wastegate nicht mehr die Energie des gesamten Abgases genutzt wird, sondern nur noch ein Teil. Das Bypassventil und seine Stellglieder sind aufgrund ihrer Position im heißen Abgasstrom (ca. 1000 °C) thermisch hoch belastet und damit störanfällig. Das war einer der Gründe, warum einzelne Motorenbauer sich von der Turboaufladung von Ottomotoren wieder abwendeten und Kompressorsysteme verwendeten, die ohne Bauteile im Abgasstrom arbeiten.
Das Wastegate wird häufig mit einer Druckdose geregelt. Unterdruckdosen werden gegenüber Überdruckdosen bevorzugt. Da die systembedingt hohen Temperaturen am Turbolader, zu einer hohen thermischen Belastung der weichmacherhaltigen Unterdruckleitungen und schließlich zu deren Materialermüdungen (Rissen) führen, besitzen neuere Turbolader immer häufiger ein elektronisch gesteuertes Wastegate. Dadurch sinkt die Fehleranfälligkeit und das Wastegate kann schneller und präziser eingestellt werden. Durch den Entfall von Druckleitungen, sinkt zudem der benötigte Bauraum des Gesamtsystems.
Verstellbare Leitschaufeln (Variable Turbinengeometrie, VTG)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Turbinen mit verstellbaren Leitschaufeln arbeiten ähnlich wie eine Francis-Turbine. Die Leitschaufeln im Abgasstrom vor dem Turbinenrad sind verstellbar, wodurch bei niedrigem Durchsatz dem Gas ein höherer Drehimpuls (in Form einer höheren Tangentialgeschwindigkeit) mitgegeben werden kann. Sie sind im Turbinengehäuse unmittelbar vor dem Turbineneintritt angeordnet. Die Anstellwinkel der Leitschaufeln werden dabei so geregelt, dass bei wenig Gasdurchsatz das Abgas durch reduzierte Strömungsquerschnitte tangential beschleunigt und auf die Turbinenschaufeln geleitet wird, was die Drehzahl der Turbine und somit die Leistung des Verdichters erhöht. Umgekehrt kann bei hohem Gasdurchsatz durch große Querschnitte die Strömungsgeschwindigkeit verringert werden.
Honda nutzte 1989 seine Erfahrungen mit Turbomotoren aus der Formel 1 und brachte eine Wing turbo genannte Variante des Honda Legend mit einem VTG-Turbo auf den Markt. Die Regelung steuerte ein Digitalrechner. Der 2-Liter-Motor leistete 142 kW (193 PS) bei 6000/min.[6]
Turbolader mit VTG gibt es seit 1996 auch in Dieselmotoren für PKW. Der TDI-Dieselmotor mit direkter Einspritzung von VW/Audi mit einer maximalen Leistung von 81 kW (110 PS) erreichte durch die variable Turbinengeometrie als erster PKW-Antrieb einen Motor-Wirkungsgrad von über 40 %. Die verstellbaren Leitschaufeln haben sich inzwischen bei Dieselmotoren als Standard durchgesetzt.
Porsche setzte im 911 Turbo (997) (Verkaufsstart in Deutschland war im Juni 2006) seinen ersten Ottomotor mit VTG ein. Um den mit bis zu 1000 °C gegenüber Dieselmotoren erheblich höheren Abgastemperaturen standhalten zu können, müssen hochwarmfeste Legierungen (Wolfram-Stahle) eingesetzt werden. Entwickelt wurde der moderne VTG-Turbolader für Ottomotoren in enger Zusammenarbeit mit BorgWarner Turbo Systems. VW nutzt im „1.5 TSI BlueMotion“ erstmals einen VTG-Lader bei einem Großserien-Ottomotor. Da der Motor, bedingt durch früh schließende Einlassventile, verhältnismäßig niedrige Abgastemperaturen hat (~860 °C), ist der Einsatz möglich. Entwickelt wurde der Lader von Honeywell. Ein weiterer bekannter Begriff für Turbolader mit verstellbaren Leitschaufeln ist auch VNT (Variable Nozzle Turbine). Diese Bezeichnung wird von Honeywell für deren Turbosysteme mit variabler Turbinengeometrie unter dem Markennamen Garrett verwendet.
Umluftventil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wirkungsweise ohne Umluftventil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wenn die Drosselklappe bei Ottomotoren geschlossen wird, stößt die in Bewegung befindliche Luftsäule auf die Klappe. Die Luftsäule (Drucksäule) kehrt um, läuft vor das sich drehende Verdichterrad des Turboladers und bremst dieses stark ab, was bei hohem Ladedruck auf Dauer zur Zerstörung des Turboladers führen kann (oder bei einem defekten Umluftventil). Außerdem sind starke Strömungsgeräusche hörbar, weil die Strömung am Verdichter abreißt („Pumpen“).
Wirkungsweise mit Umluftventil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um dieses ineffektive Abbremsen zu verhindern, wird die Luft über das Umluftventil abgelassen. So kann sich der Lader frei weiterdrehen, ein erneuter Druckaufbau wird verkürzt und ein schnelleres Beschleunigen des Turboladers zugunsten eines besseren Ansprechverhaltens nach dem Schaltvorgang erzielt.
Universelle (meist als offene Systeme vorgesehene) Lader aus dem Zubehörmarkt lassen sich fast immer in einem festgelegten Bereich auf das Ansprechen bei einer bestimmten Druckschwelle einstellen. Bei werksseitig eingebauten Ladern ist dies seltener, um unsachgemäße Veränderungen der Werkseinstellung zu verhindern.
Umluftventile sind heutzutage in fast allen Turbolader-Ottomotoren eingebaut und werden auch bei amerikanischen Indy-500-Rennfahrzeugen eingesetzt.
Offene / Geschlossene Systeme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim offenen System wird die überschüssige Luft nicht zurück in den Ansaugkanal (geschlossenes Umluftventil/System), sondern nach außen abgeleitet. Systeme mit einem Ventil sind üblich. Teilweise werden auch Systeme mit zwei integrierten Ventilen verwendet, die einen feinfühligeren Überdruckablass ermöglichen. Der Anbau an einen Motor mit Luftmassenmesser kann problematisch sein, da die Luft, die ins Freie statt in den Ansaugtrakt gelangt, bereits vom Motorsteuergerät erfasst wurde und die Kraftstoffmenge zur richtigen Gemischbildung darauf angepasst wird. Als Folge der fehlenden Luft kommt es zu einer Überfettung des Gemisches, die Motorleistung sinkt, der Motor kann stottern, die Lambdasonde und der Katalysator können durch in den Auspuff gelangendes Benzin, das sich entzündet, zerstört werden. Daher ist von einem Umbau auf ein offenes System (ohne Neuprogrammierung des Motorsteuergerätes) dringend abzuraten. Außerdem entspricht das Fahrzeug so nicht mehr der Allgemeinen Betriebserlaubnis (ABE), da ungefilterte ölhaltige Abgase (durch die Ölschmierung des Turboladers und der Kurbelgehäuseentlüftung, die in das Ansaugsystem führt) in die Umwelt abgelassen werden.
Ventilarten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim Umluftventil sind zwei Ventilarten gängig, Membran oder Kolben. Der Kolben spricht feinfühliger an und schließt schneller, jedoch besteht die Gefahr eines Kolbenklemmers und damit einer Fehlfunktion (bleibt offen oder öffnet nicht).
Da ein elektrischer Steller deutlich schneller ist als ein herkömmlicher pneumatischer, wird bei einigen Motoren ein elektrisch gesteuertes Ventil verwendet. Über ein Steuergerät oder eine einfache elektrische Schaltung wird das elektrische Ventil geöffnet oder geschlossen und kann damit auch unabhängig vom Druck beliebig gesteuert werden. Dabei ist auch die Nutzung in einem Dieselmotor möglich, dort hat es jedoch keinen technischen Sinn, da ohne Drosselklappe, und dient lediglich dem Showeffekt durch das je nach Ladedruck laute Abblasgeräusch bei einem offenen System.
Das charakteristische Geräusch bei Membranventilen ist ein hell pfeifendes Zischen, wogegen Kolbenventile bei hohem Ladedruck nur laut zischen und bei niedrigem Ladedruck zum „Flattern“ neigen. Jedoch variieren die Ablassgeräusche auch stark je nach Bauart und Hersteller dieser Ventile.
Technisch nicht ganz korrekt ist, dass die elektronisch gesteuerten Ventile (technisch gesehen überflüssige Ventile bei Dieselmotoren) ebenfalls als Blow-Off- bzw. Pop-Off-Ventile bezeichnet werden, da die Blow-Off-Ventile im eigentlichen Sinne stets druckgesteuert sind.
Gängige Bezeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Englischsprachige Bezeichnungen für Abblasventil, Ablassventil oder (Schub-)Umluftventil, die auch häufig verwendet werden, sind unter anderem: Blow-Off-Valve (BOV), Pop-Off-Valve (POV) (eingedeutscht: „Pop-Off-Ventil“)
Weitere Bauarten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Staudruckaufladung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Anfangszeit waren Turbolader groß, schwer und wenig für Lastwechselbetrieb geeignet. Gewicht und mehr noch die Größe, d. h. der Durchmesser, der Turbinenräder sorgten für ein hohes Massenträgheitsmoment, so dass diese nur langsam und mühsam Drehzahlanpassungen an geänderte Lastzustände nachvollzogen, ganz zu schweigen von den ungleich hochfrequenteren Impulsen einer Stoßaufladung. Hinzu kamen Mängel in der Standfestigkeit der Turbinenräder. Es brauchte jahrzehntelange Weiterentwicklung diese Probleme zu beheben. Diese Turbolader wurden dann an weitgehend unveränderten Dieselmotoren angebaut, der Einsatz an Ottomotoren beschränkte sich die längste Zeit auf Bastlerlösungen oder Motorsport.
Bei der Staudruckaufladung werden die Abgase aller Zylinder in einem einflutigen Sammelrohr zusammen- und einem einzelnen Turbolader zugeführt (bei größeren oder V-Motoren waren auch mehrere Turbolader möglich). Ziel war, einen möglichst gleichmäßigen Abgasstrom am Turbolader zu erhalten. Vor der Abgasturbine stauen sich die Abgase und treiben diese durch das Druckgefälle zur hinter der Turbine liegenden Abgasanlage an. Man nahm dabei in Kauf, dass die Abgase in der relativ geräumigen Abgasanlage teilweise expandierten (und damit einen Teil ihrer Energie verloren) und durch den Staudruck (= erhöhter Abgasgegendruck) der Gaswechsel beeinträchtigt wurde.
Stoßaufladung
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Die Stoßaufladung oder Impulsaufladung zielt darauf ab, dass die kinetische Energie der beim Öffnen des Auslassventils sich ausbreitenden Druckwellen möglichst gezielt und unmittelbar auf die Abgasturbine(n) geleitet werden. Ein in diesem Moment noch geöffnetes Auslassventil eines anderen Zylinders würde dazu führen, dass die Druckwelle sich auch in Richtung auf diesen Zylinder ausbreiten könnte. Dies würde dazu führen, dass nicht nur verbranntes Abgas in diesen anderen Zylinder gedrückt würde (und dort die Menge verbrennbaren Gases reduziert), sondern schwächt auch den Impuls der Druckwelle, die auf die Abgasturbine zuläuft. Zu jedem gegebenen Zeitpunkt darf also nur ein Auslassventil geöffnet sein.
Bei Motoren ab vier Zylindern ist das nur noch durch getrennte Abgaskanäle zu gewährleisten, bei einem Vierzylinder-Reihenmotor mit üblicher Zündfolge würden also die beiden mittleren und die beiden äußeren Zylinder in je einem Abgaskanal zusammengefasst werden. Zusätzlich soll der Schadraum, also das Volumen des Abgaskanals, klein gehalten werden, weshalb das Abgassammelrohr möglichst dicht am Zylinderkopf gehalten oder am besten in den Zylinderkopf integriert wird. Schließlich versucht man die Abgaskanäle bis zur Abgasturbine im Querschnitt möglichst eng zu halten, so dass die Gase nicht (unnötig) expandieren können. Jeder Abgaskanal mündet in seinen eigenen Abgasturbolader, oder seitdem diese verfügbar sind, in einen Twin-Scroll- oder Dual-Volute-Lader für 2 Abgaskanäle. Beim Sechszylinder-Reihenmotor ist die Abgasführung wesentlich einfacher: die drei vorderen und die drei hinteren Zylinder werden zusammengefasst. Insbesondere bei V-Motoren kann es aus baulichen Gründen notwendig sein, den Turbolader nicht seitlich neben den Zylindern, sondern über dem Schwungrad anzuordnen. In dem Fall unterscheidet sich das Sammelrohr durch seine mehrflutige Ausführung von dem bei Staudruckaufladung.
Die modernere Stoßaufladung erlaubt eine bessere Ausnutzung der im Abgas enthaltenen Energie und damit höhere Ladegrade. Wirkungsgrad und Ansprechverhalten im Lastwechselbetrieb werden ebenfalls tendenziell verbessert. Neben den höheren technologischen Anforderungen an den Turbolader selbst erfordert sie aber auch weitergehende Anpassungen des Verbrennungsmotors.
Twin-Scroll-Lader
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Twin-Scroll-Lader unterscheiden sich von anderen Ladern durch die abweichende Gestaltung des Turbinengehäuses. Das Spiralgehäuse der Twin-Scroll-Turbine wird durch einen Flutenteiler in zwei parallel verlaufende Strömungskanäle eingeteilt. In Verbindung mit einem zweiflutigen Abgaskrümmer ermöglicht dies eine getrennte Zuführung der Abgase auf das Turbinenlaufrad. Der Twin-Scroll-Lader ist damit eine kostengünstige und raumsparende Alternative zu zwei einzelnen Turboladern. Seit etwa den 2010er Jahren wird der Twin-Scroll-Lader weit verbreitet eingesetzt. Eine etwas abweichende Bauart ist der Dual-Volute-Lader, bei dem die beiden Abgasströme nicht nebeneinander, sondern übereinander auf das Turbinenrad geführt werden.
Der Twin-Scroll-Lader darf nicht mit einem Scrollverdichter („G-Lader“) verwechselt werden, der eine Kolbenmaschine ist.
Biturbo / Twin Turbo
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Biturbo oder Twin Turbo sind Werbetermini und bezeichnen die parallele Verwendung von zwei Ladern. Bi ist die lateinische Vorsilbe für zwei, Twin bedeutet „Zwilling“ (englisch). Bei dieser Konstruktionsform werden anstelle eines einzelnen großen zwei kleinere Lader verwendet, wodurch ein kleinerer Schadraum, ggf. geringere Trägheitsmomente und ein besseres Ansprechverhalten beim Gasgeben erreicht werden können. Die Abgasführung in nebenstehendem Bild würde bei einem Vierzylindermotor mit üblicher Zündfolge auf eine „minderwertige“ Staudruckaufladung hindeuten, speziell vor Verfügbarkeit der Twin-Scroll-Lader war aber auch eine Anordnung von 2 Turboladern mit Stoßaufladung denkbar oder eine sequentielle oder mehrstufige Aufladung.
Mit steigender Zylinderzahl steigt zwangsläufig der Schadraum der Abgasanlage, so dass in diesen Fällen häufig zwei oder mehr Turbolader verwendet werden, Motoren mit z. B. 16 Zylindern verfügen oft über 4 Turbolader, so auch die Bugatti-Modelle EB110, Veyron und Chiron.
Sequenzieller Biturbo
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei einem sequenziellen Biturbo werden nicht beide Turbinen ständig durch die Abgase angetrieben, sondern die zweite Turbine wird erst bei entsprechendem Leistungsbedarf zugeschaltet und treibt dann den zweiten Verdichter an. Ist das geschehen, arbeiten die Lader nach dem Prinzip des Biturbos parallel. Im Allgemeinen stehen beiden Turboladern die Abgase aller Zylinder zur Verfügung, sie sind nicht jeweils einer Zylinderbank zugeordnet, wodurch bei niedrigen Drehzahlen der erste Turbolader durch die Abgase aller Zylinder betrieben werden kann. Ziel dieser Technik ist eine bessere Nutzbarkeit des Drehzahlbandes. Im oberen Drehzahlbereich hat man den Vorteil der größeren Fördermenge zweier Turbolader, während in den niedrigen Drehzahlbereichen die geringe Masseträgheit nur einer Turbine ein schnelles und frühes Aufbauen des Ladedrucks und damit ein gutes Ansprechverhalten bewirkt. Beispiele:
- Ottomotor: Der 3,0-l-Reihensechszylinder-Twinturbo, der ab 1993 im Toyota Supra (JZA80) verwendet wurde (der Supra wird als Twin Turbo bezeichnet, nicht als Biturbo).
- Dieselmotor: Der 2,2-l-Vierzylinder-Biturbo-Dieselmotor von Ford/PSA (DW12BTED4); der 2.0 CDTI BiTurbo (143 kW/195 PS, 400 Nm Drehmoment) von Opel (seit Januar 2012 im Opel Insignia erhältlich)[7]
Registeraufladung
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Als Registeraufladung (auch sequentielle Aufladung genannt) bezeichnet man die parallele abwechselnde Verwendung von Turboladern. Dabei wird ein kleinerer Lader, der schon bei geringem Abgasstrom und aufgrund der geringen Massenträgheit schneller hochdreht, für niedrige Motordrehzahlen verwendet. Bei größerer Abgasmenge wird auf einen großen Turbolader umgeschaltet, der dann genügend Luftmasse und Druck für den hohen Frischluftbedarf höherer Motordrehzahlen bereitstellt. Die unterschiedlichen Turbolader können besser auf ihren Wirkungsbereich abgestimmt werden und der kleine Lader verringert das sogenannte „Turboloch“: Bei niedrigen Motordrehzahlen war der zumeist große Lader nicht in der Lage, eine ausreichend hohe Turbo-Drehzahl zu erreichen, um damit einen Überdruck im Ansaugbereich aufzubauen. Unterhalb dieser kritischen Marke arbeitet ein normaler Turbomotor eher als Saugmotor, unter Umständen sogar noch gedrosselt durch die „bremsenden“ Turbinenschaufeln und die geringere Verdichtung, die jedem Turbomotor immanent ist. Die Registeraufladung ist im Automobilbau allerdings bis heute nur bei wenigen leistungsstarken Motoren anzutreffen. Erstes (Klein-)Serienfahrzeug mit Registerturbo war der Porsche 959.
Es gibt auch Aufladekonzepte mit einer Kombination aus Registeraufladung und mehrstufiger Aufladung, so bei den Motoren der BMW-Modelle 535d (Baureihe E60/61), 335d, 123d, bei einigen Ausführungen der Mercedes-Benz-Dieselmotoren OM646,[8] OM651 und der 180-PS-Ausführung des Saab-9-3-Dieselmotors. Dabei arbeiten die Verdichter des kleineren und des größeren Laders in Reihe auf der Ansaugseite. Ist der Leistungsbedarf niedrig, wird die Luft nur durch den Verdichter des kleineren Laders komprimiert. Bei höherer Last wird dann durch Steuerung des Abgasstroms und geregelte Überbrückung des ersten Verdichters der größere Lader wirksam. Durch eine Kennfeldregelung der Gassteuerung auf der Abgas- wie auf der Frischgasseite im Zusammenspiel mit der Kraftstoffeinspritzung können Drehmomentschwankungen im Übergangsbereich weitgehend unterdrückt werden.
Mehrstufige Aufladung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei einer mehrstufigen Aufladung wird die Luft durch mehrere hintereinander geschaltete Verdichter komprimiert. Die so erreichbaren Verdichtungsverhältnisse sind auch unter Bedingungen stark verringerten Außendrucks sinnvoll einsetzbar, so dass diese Technik zuerst bei der Entwicklung von Flugmotoren eine Rolle spielte. Bei mehrstufiger Aufladung wurden zunächst mechanische Lader und Turbolader kombiniert. So enthielt der Versuchsmotor Daimler-Benz DB624 (Prüfstandserprobung ab 1944) eine Kombination aus zwei mechanischen Getriebeladern und einem Abgasturbolader. Die konzipierte Volldruckhöhe lag bei 15.000 bis 17.000 Metern.
Beim Antrieb des ab 1989 entwickelten Höhenforschungsflugzeugs Grob Strato 2C war ein mehrstufiger Turbolader vorgesehen, dessen erste und zweite Stufe aus dem Nieder- und dem Mitteldruckverdichter eines Dreiwellen-Turboproptriebwerks (Pratt & Whitney Canada PW127) bestanden. Alle Komponenten waren in der Triebwerksgondel untergebracht. Nach dem Passieren der Turbine des Turboladers wurde das Abgas in die Turbinensektion des ursprünglichen Turboprop-Verdichters geleitet. Die von den Verdichterstufen komprimierte Luft wurde dem Verdichter des Turboladers und dann dem Motor zugeführt. Das Druckverhältnis betrug maximal 1:45, was große Ladeluftkühler notwendig machte. Die konzipierte Volldruckhöhe lag bei 24.000 Metern, die maximale Flughöhe bei 26.000 Metern.[9] Das Projekt wurde schließlich aus finanziellen und politischen Gründen nicht weiterverfolgt.
In der Moderne wird die mehrstufige Aufladung an großen Dieselmotoren verwendet, z. B. MTU Baureihe 1163 und MTU 8000.
Turbo-Compound
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Turbo-Compound-Technik wird eine Abgasturbine in den Abgasstrom integriert, um so Nutzenergie aus dem Abgas zu gewinnen. Die Compoundturbine kann in Kombination mit einem Kompressor und/oder einem vorgeschalteten Abgasturbolader betrieben werden. Napier erprobte Ende der 1940er-Jahre Compoundtriebwerke. Diese Napier Nomad genannten Dieseltriebwerke kamen nicht über das Versuchsstadium hinaus.
Die gewonnene mechanische Energie der Compoundturbine kann über ein Getriebe in die Kurbelwelle des Antriebsmotors eingeleitet werden, um Nutzleistung und Wirkungsgrad zu erhöhen. Oder es kann z. B. ein Generator antreiben werden, um elektrische Energie zu erhalten.
Ladeluftkühler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da das Vorkomprimieren die Lufttemperatur erhöht und somit der angestrebten Vergrößerung der Ansaugluftmenge entgegenwirkt, wurden Ladeluftkühler entwickelt, um diesen Nachteil wieder auszugleichen. Ladeluftkühler erhöhen immer auch den thermodynamischen Wirkungsgrad des Motors.
Kombination mit Kompressor
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um das Turboloch zu vermeiden, kann man im unteren Drehzahlbereich einen Kompressor verwenden, der mit Magnetkopplung zu- und abkoppelbar ist. Bei mittlerer Drehzahl laufen beide Lader, bei höheren Drehzahlen alleine der Turbo. Beispiel: Volkswagen TSI-Motoren.
Turboaufladung bei Kraftfahrzeugen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anwendung bei Dieselmotoren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei Dieselmotoren für PKW wie auch für LKW ist der Abgas-Turbolader mittlerweile „Stand der Technik“. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg kamen Turbolader teilweise an Großdieselmotoren, etwa für Schiffe und Lokomotiven, zum Einsatz. Ab den 1950er Jahren wurden Turbodiesel in einzelnen LKW verwendet, später auch in kleineren Kraftfahrzeugen. Bei PKW kam der Turbodiesel erstmals 1978 im Mercedes 300 SD zur Anwendung und verbreitete sich zunehmend. Auf abgasregulierten Märkten spielen Dieselmotoren ohne Aufladung (oberhalb 18,5 kW) praktisch keine Rolle mehr.
Anwendung bei Ottomotoren
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Bei Ottomotoren ergeben sich verglichen mit dem Dieselmotor eine Anzahl zusätzlicher Herausforderungen, die erst gelöst werden mussten, weshalb sich die Turboaufladung hier erst wesentlich später verbreitete.
Die höheren Abgastemperaturen in Ottomotoren erfordern hochwarmfeste Werkstoffe. Das Turboloch tritt bei Ottomotoren potentiell stärker als bei Dieselmotoren auf. Es konnte durch Fortschritte bei der Konstruktion (verstellbare Leitschaufeln, kleinere und somit schneller ansprechende Lader, leichtere Schaufelräder mit geringerer Massenträgheit) und in der Regelungstechnik aber stark reduziert werden. Bei (früheren) Ottomotoren mit äußerer Gemischbildung sorgten Spülverluste für erhöhten Kraftstoffverbrauch, weil durch die Ventilüberschneidung Frischgas unverbrannt direkt in den Auspufftrakt gelangen konnte. Der Kraftstoff in dem durch die Turboaufladung bereits vorverdichtete (und damit erwärmte) Frischgas konnte sich leicht vorzeitig erzünden und damit Motorklopfen oder Motorklingeln verursachen. Der Klopfbeginn kann mittels hochoktanigem Treibstoff, durch einen wirksamen Ladeluftkühler oder durch Wasser-Methanol-Einspritzung nach oben versetzt werden. In den meisten Fällen wurden jedoch die Steuerzeiten verändert und die Verdichtung herabgesetzt, um diesem Effekt vorzubeugen. Mit der Verbreitung der Benzindirekteinspritzung ab den 2000er Jahren wurde das Problem obsolet. Seitdem überwiegen auch beim Ottomotor die Vorteile, weshalb gegenwärtig bei einem Großteil der Ottomotoren auf die Aufladung mittels Turbolader gesetzt wird. Auch in der Formel 1 war der (früher dort laut Reglement untersagte, ab der Saison 2014 jedoch wieder eingeführte) Turbomotor den Saugmotoren in Verbrauch und Leistung überlegen.
Verwendung bei Pkw
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erste aufgeladene Motoren wurden ab 1910 in den A.L.F.A.-24-HP-Modellen eingebaut, die aus den vom gleichen Hersteller entwickelten Flugzeugen übernommen wurden (siehe unten). Großserien-PKW mit aufgeladenen Ottomotoren kamen zuerst in den USA ab 1961 als Oldsmobile F-85 Jetfire (Aluminium-V8 mit 215 cui ≈ 3,5 Liter Hubraum, 160 kW, 218 SAE-PS und Methanol-Wasser-Einspritzung, bis 1963 im Programm[10]) und ab 1962 als Chevrolet Corvair Spyder (Sechszylinder-Boxer-Turbo, Hubraum: 145 cui; ≈ 2,4 Liter, 110 kW, 150 SAE-PS) auf den Markt.
In Europa rüstete der Schweizer Ingenieur und Unternehmer Michael May ab 1966 zunächst Ford 20M und später auch andere Pkw-Modelle mit Turboladern aus.[11] In Deutschland gingen 1973 mit dem BMW 2002 turbo und 1975 mit dem Porsche 911 turbo turbogeladene Pkw in Serienproduktion. Beide hatten Benzineinspritzung und einen Turbolader. Der Ladedruck betrug 0,55 beziehungsweise 0,8 bar.[12] Da es sich jeweils um Sportwagen handelte, erlangten die Fahrzeuge keine große Verbreitung. 1978 kam der Saab 99 Turbo auf den Markt, bei dem ein schnell ansprechender, kleiner Turbolader mit einem Steuerventil (Wastegate) kombiniert wurde. Die Höchstleistung wurde nur wenig gesteigert, aber der Motor lieferte ein hohes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen.
Lancia hat schon 1985 im Motorsport (für die „Gruppe B“) einen mit Abgasturbolader und Kompressor aufgeladenen Rennmotor entwickelt und diesen Motor in den laut Homologations-Regeln vorgeschriebenen 200 Serienmodellen des Lancia Delta S4 eingesetzt. Nissan baute 1988 in einer Motorsport-Kleinserie des Modells Micra ebenfalls einen solchen Motor ein, der allerdings aus nur 0,9 Litern Hubraum 81 kW (110 PS) und ein spezifisches Drehmoment von 144 Nm/l bei 4800/min erzielte. Der VW-TSI-Großserienmotor (Golf GT, 1,4 L mit 125 kW/170 PS, ab 2005) kombiniert Direkteinspritzung mit einem Turbolader für hohe Drehzahlen und einem Roots-Kompressor für niedrige; der Motor erreicht ein spezifisches Drehmoment von 200 Nm/l bereits bei 1500/min.[13]
Die Entwicklungstendenz geht seit den 2010er Jahren zu sogenannten Downsizing-Konzepten, bei denen kleinere Motoren mit Aufladung an die Stelle größerer nicht aufgeladener Motoren treten. Ziel beim Downsizing (dt. Verkleinerung) ist ein geringerer Verbrauch durch Entdrosselung des Motors. Weitere Vorteile ergeben sich aus vermindertem Gewicht und einer verminderten Reibung. 2024 bieten Großserienhersteller von Pkw überwiegend Ottomotoren mit Turboaufladung an. Nicht aufgeladene Motoren werden für Einstiegsmodelle, Spezialversionen oder in den USA als traditionelle V8-Motoren eingesetzt.
Verwendung bei Motorrädern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anfang der 1980er-Jahre wurden auch Serienmotorräder (Honda CX 500 Turbo, Yamaha XJ 650 Turbo, Kawasaki Z750 Turbo) ohne großen Markterfolg mit Turboladern angeboten. Die ersten Turbo-Motorräder bot kurz zuvor die US-Tuningfirma BAE Magnum auf Basis der Harley-Davidson-Modelle Sportster und Super Glide an.[14] Die plötzliche Leistungsentfaltung beim Erreichen einer bestimmten Motordrehzahl machte diese Motorräder besonders beim Beschleunigen (auch wegen des im Vergleich zum PKW deutlich geringeren Gewichts) schwerer beherrschbar.
Turboaufladung in der Luftfahrt
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Im Ersten Weltkrieg fanden Versuche statt, Abgasturbinen mit Ladegebläsen mechanisch zu koppeln und so einen Abgasturbolader zu schaffen. Vor und während des Zweiten Weltkriegs wurde die Entwicklung dann weiter vorangetrieben, jedoch wurde die Motorentechnik bis zum Kriegsende von der mechanischen Aufladung („supercharged“) dominiert. In Deutschland gab es zusätzliche Turbolader (mehrstufige Aufladung) nur für besondere Höhenanwendungen, zunächst in den verschiedenen Ausführungen des Junkers Gegenkolben-Zweitaktdiesel-Flugmotores Jumo 207, und in nennenswerten Stückzahlen im BMW 801TJ-0.
In den USA erhielt die Lockheed P-38 den Allison V-1710 mit General-Electric-Turbolader.
Nach dem Krieg wurden bis zur Einführung der Turboprop- und Turbinen-Strahltriebwerke für Linienmaschinen einige Jahre zum Teil sehr hochentwickelte Motoren mit Abgasturbinen (nicht -turbolader) wie zum Beispiel der Wright R-3350 gebaut. Die Kurbelwelle trieb über ein Zweiganggetriebe den Radialverdichter an. Die drei Abgasturbinen waren über Flüssigkeitskupplungen und Zahnräder mit der Kurbelwelle verbunden. Sie lieferten 550 hp (410 kW) zusätzliche Leistung[15].
Heute werden Motoren mit Abgasturbolader, hauptsächlich Ottomotoren, vor allem bei Privat- und Geschäftsreiseflugzeugen der mittleren Kategorien verwendet. Es muss zwischen zwei unterschiedlichen Verfahren der Turboaufladung unterschieden werden:
Turbo supercharging
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Druck im Ansaugtrakt (Upper deck, Ladedruck) kann mittels Drosselklappenverstellung bis teilweise weit über den der Volldruckhöhe angehoben werden. Dem Motor kann dadurch eine Mehrleistung gegenüber der Nennleistung entnommen werden (Startleistung). Diese ist in den meisten Fällen auf maximal fünf Minuten begrenzt. Motoren dieser Bauart haben eine geringere Verdichtung als die Saugversionen. Beispiele: TSIO-520-UB (Continental, Beech Bonanza B36TC), TIO-540-AE2A (Lycoming, Piper Malibu Mirage). Die Nachteile dieser Version liegen bei verstärkten Verschleißerscheinungen durch Mehrbelastung und höhere Betriebstemperaturen.
Turbo normalizing
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der durch die Drosselklappenverstellung vorgegebene Druck im Ansaugtrakt (Upper deck, Ladedruck) wird über einen hydraulischen Regler und ein Abblaseventil (Waste gate) konstant gehalten. Der maximal mögliche Ladedruck entspricht dem bei Volldruckhöhe. Der Motor ist bis auf den Lader wie die Saugversion aufgebaut, kann aber seine maximale Nennleistung wegen des konstanten Ladedrucks bis in sehr große Höhen (>20.000 ft) abgeben.
Ladeluftkühler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dem Ladeluftkühler wurde bei Flugmotoren während sehr langer Zeit keine Bedeutung zugemessen, da man vom Anwendungsfall im Automotor ausging (erzeugen von Mehrleistung durch höhere Luftdichte). Dadurch entsprach die Lebensdauer von turbogeladenen Flugmotoren aufgrund der zusätzlichen Temperaturbelastung durch die erhitzte Ladeluft lange Zeit nicht den Angaben der Hersteller, was mit erhöhtem (Reparatur)-Aufwand verbunden war. Moderne Ladersysteme haben hocheffiziente Ladeluftkühler, die es dem Betreiber in allen Arbeitspunkten und auch bei extremen Witterungsverhältnissen (Hochsommer, Wüstenbetrieb usw.) möglich machen, die Temperatur des Motors (vor allem die der Zylinderköpfe) innerhalb der für die Lebensdauer der Motoren und die Unterhaltskosten erträglichen Grenzen zu halten.
Durch Aufladung wird das Fliegen in größeren Höhen ermöglicht, was wegen des dort geringeren Luftwiderstandes wirtschaftliche Vorteile bringt. Durch den mit zunehmender Höhe geringer werdenden Außendruck der Luft verbessert sich ferner die Effizienz der Abgasturbine, was den Aufwand einer Aufladung für Leistungsklassen zwischen Saugmotor und Turboprop rechtfertigt. Ein Beispiel eines aufgeladenen Motors ist der Rotax 914 des Bombardier-Konzerns. Die Produktionsvorbereitung des Bombardier V300T ist seit 2006 eingestellt und auch die Zertifizierung wird nicht mehr betrieben.[16]
In den letzten Jahren wurden auch Turbomotoren für kleinere Flugzeuge entwickelt (zum Beispiel der Thielert-Diesel), deren Vorteile im geringen Verbrauch und in der einfachen Bedienung liegen.
Hersteller von Turboladern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Accelleron Industries
- BorgWarner Turbo Systems (Schwitzer & 3KWarner, ehemals Turbolader-Sparte von KKK)
- BMTS Technology (ehemals Bosch Mahle Turbo Systems)
- Caterpillar
- Continental AG
- Cummins Turbo Technologies (Holset)
- Hitachi Warner Turbo Systems (Joint Venture von Hitachi und BorgWarner)
- Honeywell Turbo Technologies (Garrett)
- HKS Turbos
- IHI Charging Systems International
- Komatsu
- Kompressorenbau Bannewitz (KBB)
- MAN Diesel & Turbo
- Mitsubishi Heavy Industries
- MTU Friedrichshafen
- NAPIER Turbochargers
- Pierburg
- Garrett AiResearch
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Mayer: Abgasturbolader. Sinnvolle Nutzung der Abgasenergie. 5. Auflage. Verlag Moderne Industrie, 2003, ISBN 3-478-93263-7.
- Gert Hack, Iris Langkabel: Turbo- und Kompressormotoren. Entwicklung, Technik, Typen. 3. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-613-01950-7.
- Heinz Grohe: Otto- und Dieselmotoren. 11. Auflage. Vogel Buchverlag, 1995, ISBN 3-8023-1559-6.
- Ernst Jenny: Der BBC-Turbolader. Verlag Birkhäuser, Basel, 1993, ISBN 978-3-7643-2719-4. Buchbesprechung. Neue Zürcher Zeitung, 26. Mai 1993, S. 69.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Turboaufladung (RP-Energie-Lexikon)
- Drehzahlstationäre Turboaufladung
- Funktionsweise eines Turboladers (Animation) Auf YouTube. Abgerufen am 28. September 2022.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Patent DE204630: Verbrennungskraftmaschinenanlage. Angemeldet am 16. November 1905, veröffentlicht am 28. November 1908, Erfinder: Alfred Büchi.
- ↑ saureroldtimer.ch ( vom 28. Juli 2010 im Internet Archive)
- ↑ Aufbau und Funktionsweise Verdichter – BorgWarner Turbo Systems. Abgerufen am 26. März 2021.
- ↑ a b Gert Hack: Autos schneller machen – Automobil-Tuning in Theorie und Praxis. Motorbuch-Verlag, 16. Auflage. 1987, ISBN 3-87943-374-7, S. 83/84.
- ↑ Heinz Grohe: Otto- und Dieselmotoren. 11. Auflage. Vogel-Verlag, Würzburg 1995, ISBN 3-8023-1559-6.
- ↑ dwolsten.tripod.com englisch
- ↑ media.opel.com (englisch, 5. Dezember 2011)
- ↑ atzonline.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Kyrill von Gersdorff, Kurt Grasmann, Helmut Schubert: Flugmotoren und Strahltriebwerke. 3. Auflage. Bernard & Graefe, 1995, ISBN 3-7637-6107-1.
- ↑ Heiner Buchinger: Rover V8 Story, in Roverblatt, S. 16ff.
- ↑ Capri I 2300 GT mit May-Turbolader – Die sanfte Gewalt mit May-Turbo-Aufladung, 2, 3, 4, 5
- ↑ Michael Schröder: Audi quattro, Porsche 911 turbo, BMW 2002 turbo: Dreimal Vorsprung durch Turbo-Power. In: auto-motor-und-sport.de. 27. Februar 2014, abgerufen am 12. Januar 2024.
- ↑ Innovation + Technik beim 90-kW-TSI-VW-Motor ( vom 30. Januar 2010 im Internet Archive)
- ↑ Motorradmotor mit Turbolader. In: Kraftfahrzeugtechnik. 1/1981, S. 19.
- ↑ conniesurvivors.com Website über die Lockheed Super Constellation
- ↑ BRP-Rotax shelves its V6 aircraft engines project ( vom 6. November 2010 im Internet Archive)